The Hero and the Thief [Nao & Stiftchen]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Neu

      Steve

      Steve wollte instinktiv seinen Arm zurückziehen, als Thomas das alles als 'seltsam' bezeichnete und atmete kurz erleichtert auf, als er sich auf 'ungewohnt' korrigierte. Ungewohnt war okay, oder? Er fand das alles hier schließlich auch ziemlich ungewohnt, aber auf eine gute Art. Er nickte kurz mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. "Ich glaube, ich war noch nie so nervös bei einem Date", gestand er und musste dabei fast über sich selbst lachen. Aber so stereotyp es auch klang - Thomas war halt nicht wie die anderen Typen, die er gedated hatte.
      Steve wollte auch gerade dazu ansetzen, Thomas zu erklären, dass er gerne jeden Gedanken aussprechen konnte - eigentlich machte es ihn fast nervöser, wenn er eben nicht jeden Gedanken aussprach - als er seine Frage stellte und Steve sich auf die Zunge biss, um nicht reflexartig etwas falsches zu sagen. Er erinnerte sich an die Küsse. Das war es ja, was die letzten Wochen so unglaublich schwierig gemacht hatte.
      "Ich erinnere mich an Küsse", gab er langsam zu, während er sich wieder auf seinen Stuhl zurücklehnte. Irgendwie wirkte das nicht wie ein Gespräch, bei dem er an Thomas hängen sollte. Oder doch? Überforderung, da war sie wieder. Er griff stattdessen nach Thomas Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. "Ich kann dir nicht mehr sagen, wer angefangen hat, oder wie es dazu gekommen ist, aber...ja, ich erinnere mich." Damit müssten sie wohl leben. Obwohl es genug Abschnitte des Abends gab, die Thomas bestimmt besser im Kopf hatte, als er. Eigentlich wollte Steve gar nicht so genau wissen, woran Thomas sich alles erinnerte. Zählte das überhaupt noch? Sie dateten jetzt immerhin, würden sie da nicht früher oder später am selben Punkt ankommen, wie beim One Night Stand? Alleine der Gedanke fühlte sich irgendwie furchtbar unwirklich an.
      "Ich erinnere mich noch daran, dass du ein überraschend guter Küsser bist, falls dir das hilft", fügte Steve etwas nervös hinzu. "Das war auch irgendwie der Grund, warum ich Abstand wollte. Ich hab dieses Gefühl nicht mehr aus dem Kopf bekommen und das hat mich wahnsinnig gemacht." Er spielte mit Thomas' Fingern in seiner Hand. während er versuchte, seine Gedanken irgendwie zu sortieren. Thomas war derjenige, der alles sofort aussprach. Steve schob sowas eigentlich lieber vor sich her. Aber es schien ihm unfair, zu schweigen. "Ich hatte einfach ständig das Bedürfnis, dich nochmal zu küssen." Er wusste gar nicht, wo er hinschauen sollte. Auf ihre Hände, auf den Tisch, zu Thomas. "Und dann hast du mir diesen Kuss auf dem Weihnachtsmarkt gegeben und da ist irgendwie alles noch chaotischer geworden."
      Und jetzt? Steve entschied sich endlich dafür, einfach zu Thomas zu schauen. Eigentlich wollte er ihn immer noch küssen. Mehr noch, als zuvor. Und das hier war ein Date, oder? Gehörten Küsse da nicht irgendwie mit dazu? "Es fällt mir immer noch schwer, dich nicht zu küssen", fügte er leise hinzu, bevor er sich nach vorne lehnte und einen sanften Kuss auf Thomas' Lippen hauchte, bereit, sich jederzeit zurück zu ziehen, falls ihm das doch zu schnell gehen sollte. Was furchtbar schwer werden würde. Thomas zu küssen fühlte sich genau so berauschend an, wie er es in Erinnerung hatte.
    • Neu

      Thomas

      Oh Mann, okay, es war genau, wie er gedacht hatte. Steve musste sich an deutlich mehr erinnern, als er selbst. Eigentlich gab es da nur einen einzigen Erinnerungsfetzen, der Thomas klar im Kopf geblieben war, und der stoppte jedes einzelne Mal sein Herz, wenn er sich daran erinnerte. Die Anspannung fiel kurz, als Steve meinte, er konnte gut küssen, und Thomas lachen musste. Na schön, zumindest schien Steve keine schlechten Erinnerungen zu haben.
      … Im Gegenteil. Thomas starrte Steve an, während dieser meinte, dass er ständig daran denken musste, ihn küssen zu wollen. Er konnte sich das kaum vorstellen. Und Thomas war anscheinend wirklich furchtbar schwer von Begriff. Wie war ihm das nicht aufgefallen? Er konnte von sich selbst zwar nicht behaupten, dass ihn irgendwelche Flashbacks dazu motivierten, Steve küssen zu wollen, aber das Verlangen ihn irgendwie zu berühren, war trotzdem ständig da, gepaart mit der Nervosität, die nicht weggehen wollte. Auch, wenn er es jetzt einfach tun konnte. Steve bewies ihm das in den letzten Minuten. Sie konnten sich nah sein, sie wollten es beide. Es war einfach schwer zu begreifen. In beide Richtungen.
      Es fiel ihm immer noch schwer ihn nicht zu küssen? Gott, bei dem Blick, den er drauf hatte, konnte Thomas das gerade absolut nachvollziehen. Dann kam er ihm plötzlich näher und Thomas spürte seinen Atem aussetzen, als Steve ihn küsste. Als er sich löste, füllten seine Lungen sich nicht nur schlagartig wieder mit Luft, ihm lief auch ein angenehmes Schaudern über den ganzen Körper, das nach Mehr schrie. Er blinzelte kurz, dann sackte er mit einem leisen Auflachen etwas in sich zusammen. Okay, interessantes Gefühl. Er brauchte einen Moment.
      Moment vorbei. Er hob den Blick wieder und küsste Steve erneut, diesmal nicht so sanft und minimal, wie dieser es eingeleitet hatte. Er legte eine Hand an Steves Wange, küsste ihn, atmete, küsste ihn weiter. Dann wich er irgendwann wieder langsam zurück. Es war zu gut. Genau deshalb musste er hier einen drastischen Stop einlegen. Sie waren immer noch in der Arcade und überall um sie herum waren Leute, Jugendliche, vielleicht Kinder, für die der Abend bestenfalls jugendfrei bleiben sollte.
      Thomas musste tief durch atmen und nahm einen großen Schluck von seiner Cola, bevor er ein Wort rausbringen konnte.
      "Das… das… daran kann ich mich gewöhnen", meinte er etwas außer Atem. Wenn es so vor zwei Wochen gewesen war, wunderte es ihn jetzt weniger, wie die Nacht damals geendet hatte. Allerdings… konnte es definitiv nicht besser gewesen sein, als nüchtern. Auch wenn sie dasselbe Waschmittel, dasselbe Duschgel und Haarshampoo benutzten, Steve roch so gut, dass Thomas sich am liebsten an ihn kleben würde. Das war ihm gerade erst klar geworden. So nah war er ihm vorher ja auch nie gewesen. Jedenfalls löste es in ihm ein Verlangen aus, das er sich besser für später aufheben hätte sollen. Jetzt musste er den restlichen Abend irgendwie mit diesem Gefühl klarkommen. Dem Gefühl, sich am liebsten mit dem ganzen Körper an den Dunkelhaarigen ranzuschmeißen.
      Er versuchte sein Herzklopfen wieder ein wenig unter Kontrolle zu bringen und konzentrierte sich auf das kalte Getränk, das er durch den Strohhalm sog. Hetero war er jedenfalls nicht. Wenn er dafür noch einen Beweis gebraucht hatte, war er das eben gewesen.
    • Neu

      Steve

      Für einen kurzen Moment hatte Steve das furchtbare Gefühl, Thomas überfordert zu haben. Er konnte spüren, wie die Panik in ihm aufstieg. Dann küsste er ihn leidenschaftlich zurück und vertrieb dabei sämtliche Bedenken. Betrunken war Thomas ein guter Küsser - nüchtern machte er einfach sofort süchtig. Vielleicht sollte Steve sich auch angewöhnen, einfach auszusprechen, was er im Kopf hatte, wenn es zu solchen Momenten führte. Auch, wenn sich Steves Gedanken momentan einfach nur wieder und wieder darum herum kreisten, wie absolut gut sich diese Küsse anfühlten. Es war fast schade, dass sie irgendwann aufhören mussten.
      Er musste ungewollt auflachen, als Thomas anmerkte, dass er sich an die Küsse gewöhnen konnte. “Ich hoffe doch. Sonst würde ich mir gerade unschöne Hoffnungen machen”, merkte er amüsiert an. Am liebsten würde er ihn einfach direkt nochmal an sich ziehen und küssen, aber zum einen wollte er sein Glück nicht strapazieren und zum anderen…saßen sie immer noch in der Öffentlichkeit und Steve wollte ungerne aus der Arcade geworfen werden. Er war generell nie so der Typ gewesen, der mit seinen Dates wild in der Öffentlichkeit rumknutschte. Vielleicht war der Fakt, dass sie zusammen wohnten, an dieser Stelle wirklich irgendwie ein Vorteil.
      “Ich hoffe, dass die Küsse nicht das einzige sind, an das du dich gewöhnen kannst. Wie geht es dir sonst so? Ich meine…ist das mit dem Date ungewohnt, oder geht es, oder…?” Er ließ die Frage irgendwie offen. Sicher ging er davon aus, dass Thomas sich schon lange gemeldet hätte, falls er gemerkt hätte, dass dieses Date doch nichts für ihn war. Er hätte ihn wahrscheinlich auch nicht geküsst, wenn er realisiert hätte, dass er doch eher auf Frauen stand. Aber es schadete ja nichts, nochmal nachzufragen, vor allem, wenn sie gerade einen so wundervoll offenen Moment hatten. Er griff wieder nach Thomas' Hand und drückte sie kurz. Er hatte keine Ahnung, wie genau Thomas sich gerade fühlen musste - sein eigenes Coming Out war immerhin vollkommen anders gewesen. Obwohl es nach einer Exfreundin wie Leona wahrscheinlich nur noch besser werden konnte, oder?
      "Sag Bescheid, wenn es dir irgendwie zu viel ist, oder so. Oder wenn du endlich zugeben möchtest, dass du Cheat Codes nutzt, um die ganzen Spiele zu gewinnen. Ich bin nicht nachtragend." Er grinste Thomas kurz entgegen, bevor er wieder auf die Menükarte tippte und ein kurzes "Oder wenn du was essen willst" hinzufügte.
    • Neu

      Thomas

      Er hoffte also, dass er sich daran gewöhnte. Das war gut, das hieß, dass Steve sich selbst auch daran gewöhnen konnte, oder? Zumindest saß er noch hier und lief nicht längst weg. Nein, er griff sogar nach Thomas Hand. Und bevor er weitersprach, dachte Thomas definitiv an etwas anderes, als Steve meinte, dass er sich hoffentlich nicht nur an das Küssen gewöhnen würde. Yup, da waren seine Gedanken kurz abgerutscht. Aber er hatte sie zurück. Nur eine leichte Wärme hatten sie in seinem Gesicht verursacht.
      „Oh, äh… ich hab‘s mir echt sehr viel… schlimmer vorgestellt“ Er lachte leicht nervös. „Nicht wegen dir, einfach… weil wir schon echt lang Freunde sind. Ich hatte irgendwie Angst, dass es richtig merkwürdig wird und das alles in meinem Kopf besser funktioniert hat, aber ich weiß nicht. Ich finde es ganz okay, wie es ist. Gerade weil wir befreundet sind. Zumindest weiß ich, worüber wir reden können“
      Das alles hatte zwar wirklich etwas von ‚Ich treffe meinen besten Freund und oh- manchmal küssen wir uns‘ aber im Prinzip war es das auch. Es war… wirklich genau das. Thomas empfand für Steve wohl eine völlig andere Art von Anziehung, als er sie bisher gekannt hatte. Was gut möglich daran liegen konnte, dass Steve erstens keine Frau, und zweitens tatsächlich sein bester Freund war. Dass sich das anders anfühlen würde, als die bisherigen Dates, die er hatte, hätte ihm gleich klar sein können. Es brachte wohl auch nichts, seine Gefühle in irgendeine stereotype Box hinein quetschen zu wollen. Sie hatten Spaß, Thomas fühlte sich, als hätte man ihn in eine Traumwelt gesogen und es war alles deutlich… natürlicher, als er gedacht hatte, also war es okay. Das war alles, das zählte. Ungewohnt war okay, damit konnte er leben. Es würde irgendwann vergehen, wenn sie das hier nur oft genug taten. Und Thomas hatte nichts dagegen, Steve noch oft genug zu küssen. An die Videospiele musste er sich ja nicht gewöhnen, höchstens an die Ablenkung, die Steve darstellte, mit seinem süßen Lächeln und als der extrem gute Verlierer, der er eben war.
      „Jedenfalls ist es mir nicht zu viel, ich benutze noch immer keine Cheat Codes, wie oft noch, und ja, ich will was essen. Chips?“, vollendete er seine Antwort.
      Sie bestellten sich etwas, auch wenn Chips zum Abendessen vielleicht nicht die feine Art waren, aber mehr als Snacks gab es hier sowieso nicht und das war nichts, das er seinem Magen nicht schonmal angetan hätte. Die restlichen Spiele des Abends war er etwas abgelenkter. Aber das war in Ordnung, weil es sowieso die moderneren waren und er Steve bei denen eh ab und zu gewinnen lassen wollte. Thomas wollte nicht das Risiko eingehen, dass er irgendwann doch ein schlechter Verlierer wurde. Er brauchte ihn schließlich noch zum Zocken. Manchmal musste man seinen besten Freund auch heimlich bei Launen halten.
      Als sie nachhause fuhren, griff Thomas nach Steves Hand. Ihm fiel natürlich sofort der Unterschied auf. Er achtete viel mehr auf seine Umgebung, auf die Leute und ob sie irgendjemand anstarrte. Aber es war relativ spät und wenig los und vermutlich war fast alles in seinem Kopf. Es war ihm nicht unangenehm, aber er kannte schließlich die unterschwellige Gefahr, die überall auf einen zukommen konnte, auch hier. Es war… furchtbar. Wie lebte Andrew damit? Und Steve? Gewöhnte man sich daran auch? Ging das überhaupt?
      Etwa drei Stationen bevor sie ausstiegen, traf ihn dann aber der Schlag. Nicht, weil irgendetwas passierte, sondern weil eine blonde Frau mit Kopfhörern auf den Boden starrend auf sie zulief, vermutlich eher um an ihnen vorbeizukommen. Thomas betete zu dem Gott, den man ihm als Kind eingetrichtert hatte, dass sie nicht aufsehen würde und stellte sich leicht schräg von ihr hin, drehte sich weg und enger zu Steve. Aber sie hob den Kopf. So schnell hatte Thomas noch nie Abstand zu jemandem genommen, ohne Verluste jemanden anzurempeln. Aber Cassy hatte ihn bereits gesehen, offensichtlich auch noch, wie er Steves Hand gehalten und ihn gegen die Seite der Ubahn gedrängt hatte.
      Sie sah offensichtlich verwirrt zwischen ihnen hin und her, stand da wie angewurzelt, genau wie ihr Bruder, und überlegte wohl, was sie zuerst sagen sollte. „Hast du jetzt nen Freund?“, war es dann. Eine schlimmere Frage hätte sie sich garnicht aussuchen können.
      Thomas seufzte und warf einen kurzen Blick auf Steve. „Ich… uhm… irgendwie schon. Oder?“ Er sah Steve nochmal fragend an. Dating entsprach zwar nicht wirklich sofort einer Beziehung aber in ihrem Fall… gab es kaum noch einen weiteren Schritt den sie machen konnten, um dem Label mehr zu entsprechen. Sie lebten sogar zusammen.
      „Das ist Steve. Steve, Cassy, meine Schwester“, stellte er beide kurz vor und trat wieder einen Schritt zurück zu Steve, um nicht so seltsam weit von ihm entfernt zu stehen.
      „Der Typ, bei dem du eingezogen bist?“
      Thomas nickte mit aufeinander gepressten Lippen. Fuck, hätte er nicht noch ein wenig Zeit bekommen können, bevor seine Familie sich schon wieder einmischte? Er hatte ja noch die Chance, Cassy würde nichts ausplaudern, aber die war… gering. Sehr gering.
      „Oh, okay. Gut für dich. Ich wusste garnicht, dass du auf Männer stehst“ Der blanke, kaum lesbare Ausdruck auf ihrem Gesicht war zwar typisch für sie und daher nicht besorgniserregend, aber er nervte Thomas gerade mehr denn je.
      „Ja, danke. Ich wusste es auch nicht. Wäre gut, wenn Mum, Dad, James und Elias es auch nicht wüssten. Zumindest bis nach Weihnachten, oder so“ In seiner Stimme schwang ein wenig Nachdruck mit, denn ausnahmsweise meinte er es wirklich ernst und konnte sich nicht leisten, dass Cassy das nicht kapierte.
      Sie nickte bloß, als wäre es selbstverständlich. „Oh, klar, ich sag nichts. Ich muss übrigens raus, also…“ Sie deutete hinter sich auf die Tür. Thomas folgte kurz ihrem Blick und schluckte alles herunter, was er noch sagen wollte. Sie unarmte ihn halb, mit einem Arm, dann drehte sie sich um.
      „O-okay, bis nächste Woche“, sagte Thomas noch und biss sich dann auf die Lippe. Hoffentlich meinte sie das auch ernst. Ihn packte auf einmal eine minimale Panik. Seine Eltern hätten… bestimmt nichts dagegen. Zumindest war er sich da relativ sicher, weil sie sich nie negativ geäußert hatten. Positiv allerdings auch nicht. Okay. Es führte ja ohnehin kein Weg daran vorbei, es ihnen irgendwann zu erzählen, nicht? Cassy würde nicht ewig den Mund halten. Sie schien zumindest kein Problem damit zu haben, als standen die Chancen doch gut, dass das für die restliche Familie auch galt, nicht? Auch wenn er es selbst kaum verarbeitet hatte und keine Lust hatte, vielleicht noch etwas zu verteidigen, bei dem er sich null auskannte. Fuck. Ohne es wirklich wahrzunehmen, kaute er auf seiner Lippe herum. Er hatte das alles vielleicht etwas zu locker gesehen.
    • Neu

      Steve

      Ja, er wusste genau, was Thomas meinte. Ihre Freundschaft war Fluch und Segen zugleich. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie alles überleben würde, zeitgleich hatte er selbst auch noch Bedenken, einen falschen Schritt zu machen und doch noch alles zu ruinieren. Was vollkommen verrückt war. Eigentlich durfte es gar nichts besonderes sein, hier mit Thomas zu sitzen, zu zocken und sich Snacks zu teilen. Es war so, als hätte die kleine romantische Stimmung zwischen ihnen einfach ein neues Level freigeschaltet, bei dem alles beim alten blieb, nur mit einer etwas anderen Schwierigkeit, oder so. Aber es funktionierte, irgendwie. Also einfach weitermachen, an die Beziehung herantasten und nichts überstürzen.
      Zumindest war das sein Plan gewesen, bis sie Thomas' Schwester in der Bahn trafen. Für einen kleinen Moment war Steve vollkommen irritiert darüber, wie Thomas ihn zur Seite zog und schließlich Abstand zwischen sie brachte, als ob er gerade einen elektrischen Schlag bekommen hätte, dann stellte er Cassy vor uns alles machte Sinn. Wenn auch keinen schönen. Steve konnte die Panik, die von Thomas ausging beinahe spüren. Am liebsten hätte er ihn wieder an sich gezogen, aber er hielt sich zurück.
      Obwohl das nichts daran änderte, dass das plötzliche Label für ihre seltsame Beziehung ihn ein wenig aus der Bahn warf. Freund. Im romantischen Sinne. Okay, das wäre jetzt wohl ein Begriff, an den er sich irgendwie in diesem Kontext gewöhnen musste. Obwohl es nicht schlecht klang. Irgendwie machte es ihn fast ein bisschen schwindelig. Weshalb es ganz gut war, dass Thomas und Cassy ihn für das restliche Gespräch nicht benötigten und ein kleines "Hey" zur Begrüßung seinerseits ausreichte.
      Zum Glück wirkte Cassy nicht sonderlich ablehnend ihrer Beziehung gegenüber. Oder überrascht. Steve wusste nicht ganz, ob sie ihre Emotionen gut unter Kontrolle hatte, oder ob sie irgendwie schon damit gerechnet hatte, aber immerhin verlief das Gespräch ganz...okay? Auch, wenn Thomas nicht sonderlich erleichtert aussah. Was vollkommen nachvollziehbar war. Ein ungeplantes Coming Out war nie schön, vor allem, wenn die eigene Familie involviert war.
      "Hey", setzte Steve sanft an und legte eine Hand an Thomas' Wange, um ihn davon abzuhalten, seine Unterlippe weiter zu malträtieren. "Alles okay?" Er warf Thomas einen besorgten Blick zu, während die knisternden Lautsprecher der Bahn ihren Halt ansagten. Er zog Thomas mit sich nach draußen an die frische Luft. Es war deutlich kälter geworden, als heute Nachmittag noch und...die ersten kleinen Schneeflocken rieselten vom Himmel herab. Fast ein bisschen magisch und definitiv zu kitschig.
      "Deine Schwester wirkte nett", fuhr Steve fort, während er wieder nach Thomas' Hand griff und schon mal in seiner Tasche nach seinem Haustürschlüssel kramte. "Ich hoffe trotzdem, dass sie dem Rest deiner Familie nichts erzählt." Auch, wenn es irgendwie komisch war, darüber nachzudenken, dass Thomas wohl irgendwann selbst den Schritt gehen und seiner Familie von ihrer Beziehung erzählen musste. Es war generell komisch darüber nachzudenken, irgendwann Thomas' Familie zu treffen. Thomas hatte sie ein paar mal erwähnt, aber Steve hatte nie wirklich damit gerechnet, sie mal live zu erleben. Fotos und Anekdoten war alles, was er erwartet hatte. Er wollte gar nicht erst darüber nachdenken, Thomas seinen eigenen Eltern vorzustellen. Sie würden ihn absolut lieben, so, wie sie es mit den meisten seiner Beziehungen getan hatten, allerdings konnten sie in der Hinsicht etwas...viel sein. Ob er ihnen an Weihnachten direkt erzählen sollte, dass er wieder eine Beziehung hatte?
      "Hast du einen Vorschlag für den Rest-Abend?", wechselte Steve schließlich das Thema in der Hoffnung, Thomas irgendwie ablenken zu können. Der Weg zu seiner Wohnung war zum Glück nicht weit. Er hob kurz die Hand, um ein bisschen Schnee zur Seite zu streichen, das in Thomas Haaren hing, bevor er die Wohnungstür aufschloss und ihn mit rein zog.
    • Neu

      Thomas

      Thomas nickte zur Antwort bloß und versuchte sich selbst davon abzuhalten, seine Lippe blutig zu beißen. Steves Hand in seinem Gesicht brachte ihn zumindest kurzzeitig auf andere Gedanken. Aber es ging ihm nicht aus dem Kopf, dass seiner Schwester vielleicht doch etwas rausrutschen würde, oder dass sie es in einem schwachen Moment Elias erzählte und dann war alles aus. Elias konnte keine zwei Minuten leben, ohne Mum jeden einzelnen seiner Gedanken mitzuteilen. Aber sie würde einem 10 Jährigen doch nicht erzählen, dass sein Bruder einen Freund hatte, oder? Was interessierte ihn das denn? Eigentlich hatte Thomas fast Glück gehabt, dass es seine Schwester war, die sie getroffen hatten. Von allen in der Familie war sie definitiv am uninteressiertesten an… allem. Offensichtlich wirklich allem. Thomas hätte zumindest bei der Neuigkeit eine Reaktion erwartet. Aber so war es vielleicht besser.
      Trotzdem musste er jetzt irgendwie damit rechnen, an Weihnachten nachhause zu kommen und von allen in den Boden gestarrt werden. Bestenfalls musste er dann den ganzen Abend Fragen beantworten, schlimmstenfalls wurde er enterbt. Leider konnte er seine Eltern in kaum einer Situation einschätzen. Einmal waren sie als Kinder Eis essen, James hat seinen Eisbecher fallen lassen und dafür eine Woche Hausarrest bekommen. Dafür hat Thomas bei seinen Fahrstunden damals ein parkendes Auto gestreift und wurde getröstet. Das hatte jedoch nichts mit ihnen persönlich zu tun, sondern mit der Stimmung seiner Eltern, die in dem Fall genau gleich waren. Sollte er also auf gute Stimmung hoffen? Eigentlich hoffte er nur, dass Cassy ihr Wort hielt und er selbst die Chance bekam, einen Tag mit guter Stimmung zu erwischen, um ihnen von Steve zu erzählen. Sie mussten es natürlich nicht wissen. Thomas hätte es wohl ordentlich heraus gezögert, wenn sie Cassy nicht getroffen hätten. Tja…
      "Wir könnten uns nen Film ansehen", schlug er leise vor, während Steve die Wohnungstür öffnete. Ja, Hauptsache, er konnte das alles kurz vergessen. Er hatte selbst noch genug mit sich zu klären, bevor er seiner Familie etwas erklären konnte. Vermutlich musste er sich fürs erste mal auf seine Schwester verlassen.
      Der nächste schockierende Gedanke, der ihm in den Kopf schoss, war außerdem, dass er Steve und sich kurzerhand als Partner deklariert hatte. Ohne ihn zu fragen. Nach einem einzigen Date. Es war wohl irgendwie einfacher, es Cassy so zu erklären, aber… vielleicht hätte er das nicht sagen sollen. Auch wenn es bloß der Titel war, der den Unterschied machte. Aber… Steve hatte noch nichts dazu gesagt. Besser er ließ das erstmal ruhen, bevor er ein Problem aus etwas machte, das keines gewesen wäre. Vielleicht konnten sie es auch einfach vergessen, oder so.
      Thomas verabschiedete sich für einen Moment, um duschen zu gehen. Ihm war den ganzen Heimweg lang schon eiskalt gewesen und sobald sie diesen Film sahen, würde ihm die Motivation fehlen, nochmal duschen zu gehen. Er kam anschließend in einer Jogginghose und einem weiten T-Shirt wieder heraus, kochte sich in der Küche einen Tee und machte sich ein improvisiertes, kaltes Abendessen, das er in sich hinein stopfte, während er auf Steve wartete. Zur Sicherheit schickte er seiner Schwester noch eine Nachricht, um sie zu erinnern, wirklich nichts zu sagen. Darauf reagierte sie nur mit einem augenrollenden Smiley. Beruhigend war das nicht gerade.
    • Neu

      Steve

      "Film klingt gut", stimmte Steve zu, immer noch ein kleines bisschen besorgt. Er kannte Thomas gut genug um zu sehen, dass ihn das kurze Treffen mit seiner Schwester nicht aus dem Kopf ging. Wenn es nicht gerade um ihre Beziehung ging, hätten die beiden wahrscheinlich heute Abend zusammen auf dem Sofa gesessen und über Thomas' Sorgen diskutiert, bis diese vollkommen vergessen waren. Vielleicht würde ihnen das jetzt auch noch irgendwie gelingen. Er konnte ihn heute zumindest nicht in so einem besorgten Zustand ins Bett gehen lassen.
      Steve beeilte sich mit dem Duschen und zog sich eine Jogginghose und einen dicken Pullover über. Zum Glück war er noch nicht dermaßen in den finanziellen Ruin gerutscht, dass er sich Gedanken um die Heizkosten machen musste, aber er hatte immer schon schnell gefroren und die kalten Temperaturen draußen hatten ihr Übriges getan. Thomas schien es da anders zu gehen.
      "Wenn ich dich sehe, wird mir kalt", informierte Steve ihn mit einem kleinen, kritischen Blick, bevor er nach einer Decke griff, die über der Sofalehne lag und sie über seinen Freund warf. Freund? Festen Freund? Steve wusste gerade selbst nicht so richtig, wie er Thomas nennen sollte. Sie hatten nur ein Date gehabt und die Bezeichnung war irgendwie im Stress entstanden, aber sie kannten sich zeitgleich schon lange genug, dass ein Date auch irgendwie ausreichte, oder? Aber es gab eindeutig dringendere Fragen zu klären. Diese konnte sich wirklich hintenanstellen.
      "Denkst du, deine Familie kommt damit klar?", fragte er vorsichtig, während er neben Thomas aufs Sofa rutschte. "Mit uns?", spezifizierte er schnell, als ihm bewusst wurde, dass er ohne wirklichen Kontext geredet hatte. "Ich will nicht, dass du wegen mir Schwierigkeiten bekommst, oder so." Er zog seine Beine an und sah zu Thomas herüber. Er konnte nicht wirklich einschätzen, wie genau seine Familie mit dem ganzen Thema umgehen würde. Kleine Geschichten halfen nicht wirklich dabei, sich eine fundierte Meinung über eine andere Familiendynamik zu machen und er währe wahrscheinlich nicht so nervös, wenn sie alle so entspannt drauf wären, wie seine Schwester.
      "Ich- Ich wollte nur sagen, dass du dir wegen mir keinen zusätzlichen Druck machen musst." Wahrscheinlich könnte Steve mit allem leben, solange er nur Thomas nicht verlor, egal, ob als festen Freund, oder platonischen Mitbewohner. Auch, wenn er sich seltsam sicher war, dass er in Tränen ausbrechen würde, wenn Thomas ihre Beziehung beenden würde.
      "Hast du schon einen Film im Kopf? Ich wäre für Jurassic Park, oder Pacific Rim." Er griff nach der Fernbedienung, rutschte noch etwas näher an Thomas heran und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Was ihn immer noch nervös machte. Wie lange brauchte man durchschnittlich, bis man sich daran gewöhnte, seinen besten Freund zu küssen?
    • Neu

      Thomas

      Zur Sicherheit stellte Thomas seine Tasse auf den Sofatisch, nachdem Steve ihm die Decke entgegen schoss und er schon kommen sehen hatte, wie er alles ausleerte. "Duschen reicht mir, mir ist warm", meinte er, aber faltete die Decke dennoch auf und legte sie über sich selbst und Steve, der ausnahmsweise mal wirklich knapp neben ihm saß. Ein schönes Gefühl. Wenn ihm so viel durch den Kopf ging, wollte er sowieso nicht alleine sein. Er konnte generell schlecht alleine sein, aber Steve neben sich zu haben, entspannte ihn ein wenig. Oder- es brachte ihn zumindest auf andere Gedanken, denn nervös war er noch immer ein wenig. Besonders als er ihm einen Kuss auf die Wange gab. Kurz musste er überlegen, ob das ein ernstgemeinter Kuss gewesen war oder ob er ihn für die Sache am Weihnachtsmarkt verarschen wollte.
      "Jurassic Park", antwortete er und legte den Kopf dann kurzerhand auf Steves Schulter. Sie starteten den Film, er wartete zwei Minuten und dann legte Thomas seine Hand, die sonst nur seltsam zwischen ihnen eingequetscht wäre, auf Steves Oberschenkel. Er dachte sich nicht viel dabei, aber dann begann er automatisch sich zu fragen, was Steve sich wohl dabei dachte, dann rutschten seine Gedanken wieder ab und er musste sich wirklich bemühen, seine Finger vor Anspannung nicht ins Bein seines Freunds zu bohren. Auf einmal war er sehr viel weniger entspannt und sehr viel mehr am durchdrehen. Teils war es die Tatsache, wie nah sie sich waren und dass von Steves eine angenehme Wärme und der fantastische Geruch von seinem Haarshampoo ausging, teils auch, dass hier niemand anderer war, außer ihnen. Niemand der sie anstarren konnte oder ihnen Hausverbot gab. Und Thomas musste ganz automatisch an den verdammt heißen Kuss in der Arcade denken. Den hatte er in dem Moment nicht mehr enden lassen wollen. Irgendwie machte er sich währenddessen auch weniger Sorgen, wohin irgendetwas führte, als wenn er alles tausend Mal überdachte, ohne dass überhaupt etwas passierte.
      Das hier war eine gute Chance… um es zu wiederholen, nicht?
      Zumindest gab es kaum einen Zeitpunkt, an dem er Steve nicht ohnehin schon so nahe war, dass ein Übergang so fließend funktionierte.
      Er drehte seinen Kopf leicht, der noch auf seiner Schulter lag. Sanft gab er Steve einen Kuss auf den Hals, während er sich weiter zu ihm drehte. Scheiß auf den Film. Er hatte Jurassic Park schon zig Mal gesehen. Wenn er das Glück hatte, dass Steve ihn mochte und nicht bei der ersten Gelegenheit vor ihm geflohen war, dann konnte er das auch mal auch kurz auskosten. Sie dateten… oder waren zusammen, was auch immer. Dann war doch impliziert, dass er sowas machen konnte, nicht? Er musste bloß kurz ignorieren, wie ihre Beziehung vor zwei Wochen noch ausgesehen hatte. Rein platonisch. Das war jetzt egal, darüber waren sie definitiv hinaus.
      Das hier war auf jeden Fall leichter, als erstmal eine Distanz zwischen ihnen zu überwinden, um sich zu küssen. So hatte er das Gefühl, den halben Weg schon gegangen zu sein. Solange Steve jetzt nicht irritiert wegzuckte… Schien noch nicht der Fall zu sein, also verabschiedete sich der Großteil seiner Nervosität auch langsam. Die verdankte er meistens ja nur der Angst, etwas falsch zu machen.
      Thomas küsste Steves Hals nach oben, bis er seinen Oberkörper genug gedreht hatte, um seine Lippen zu erreichen, während er Steves Kopf an seiner Wange vom Fernseher weg und zu sich drehte. In ihm explodierte wieder ein Feuerwerk, das ihn langsam süchtig machte.
      Das hier war besser als Jurassic Park. Und Jurassic Park war top tier. Man hätte ihm auch früher mal empfehlen können, Jungs zu küssen. Speziell… diesen hier.
    • Neu

      Steve

      Soweit, so gut. Steve suchte den Film raus und versuchte das Gefühl zu ignorieren, das Thomas' Kopf auf seiner Schulter in ihm auslöste. Nein, ignorieren war das falsche Wort - er versuchte, irgendwie mit dem Gefühl umzugehen, ohne dabei vollkommen durcheinander zu geraten. Es fühlte sich gut an, aber ungewohnt. Am Ende war es sowieso egal, weil Thomas' Hand auf seinem Oberschenkel ihm den letzten Stoß gab, um seine Gedanken in vollkommen andere Richtungen wandern zu lassen. Richtungen, die er vorerst eigentlich versucht hatte zu ignorieren. Was vollkommen unmöglich wurde, als Thomas anfing, seinen Hals entlang zu küssen.
      Seine Lippen waren irritierend heiß auf seiner Haut und hinterließen ein wohliges Gefühl. Ein leichtes Kribbeln, dass seinen kompletten Körper durchzog. Er sog zitternd Luft ein, während seine Hand zu Thomas' Hüfte wanderte, um ihn irgendwie enger an sich zu ziehen. Fuck, gewöhnt hatte er sich an das alles garantiert noch nicht, aber in diesem Moment war ihm das vollkommen egal. Die Küsse fühlten sich so gut an, dass jedes Fünkchen an Seltsamkeit einfach weggeschwemmt wurde.
      Steve erwiderte den Kuss, als Thomas seine Lippen erreichte ohne zu zögern. Wenn man ihm vor drei Wochen gesagt hätte, dass er mal mit seinem besten Freund auf seiner Couch rumknutschen würde, hätte Steve es nicht geglaubt. Vor zwei Wochen hätte er Panik bekommen. Jetzt kam ihm das alles irgendwie so vor, als ob es schon viel früher hätte passieren sollen.
      Er zog Thomas auf seinen Schoß, einen Arm um seine Hüften, den andere Hand zwischen seinen Schulterblättern und revanchierte sich für die Küsse, indem er Thomas' Unterkiefer entlang küsste. Es war ein bisschen seltsam. In einem Bruchteil der Sekunde wurde ihm schlagartig bewusst, dass er seinen besten Freund küsste, von dem er bis gestern gedacht hatte, dass er hetero war, im nächsten Moment war ihm das alles irgendwie vollkommen egal.
      "Ich glaube, du hast untertieben, als du gesagt hast, dass dir nach der Dusche warm ist. Du bist heiß", murmelte Steve, als sich ihre Lippen für eine kurze Atempause voneinander trennten. Was wahrscheinlich so ziemlich der schlimmste Kommentar des Abends war. "Ich bin übrigens furchtbar schlecht im Flirten. Ich weiß nicht mehr, ob ich dir das mal gesagt habe, oder ob ich dich das selbst rausfinden lassen wollte." Er grinste kurz ein wenig verlegen, bevor er den Flirt einfach damit überspielte, Thomas erneut zu küssen und nach einem kurzen Zögern seine Hand unter sein Shirt schob. Er strich sanft Thomas' Rücken entlang, seine Haut warm unter seinen Fingerspitzen, hoch und runter, bevor er Thomas noch enger an sich zog.
    • Neu

      Thomas

      Sich auf Steves Schoß ziehen zu lassen war eine so natürliche, fließende Bewegung, dass er es erst hinterfragte, als er den Dunkelhaarigen aus einer neuen Perspektive zu Gesicht zu bekam. Irgendwie schien er hier eine andere Rolle einzunehmen, als er es sonst gewohnt war. Und irgendwie gefiel es ihm. Nicht, dass seine Partnerinnen sonst nicht sowieso die meiste Kontrolle gehabt hatten - egal wobei. Aber bei Steve war es anders, weil er rücksichtsvoll war und Thomas bei jeder einzelnen Bewegung merkte, wieviele Gedanken hinein flossen. In jedem anderen Fall wäre Thomas sonst auch eher panisch und nicht so angeturnt, wie jetzt. Was… ein völlig neues Gefühl war. Und vielleicht doch mit ein wenig Panik einherging, die sich noch noch im Zaum halten ließ.
      Er wusste jetzt zumindest, wieso er sich währenddessen keine Sorgen darum machte, was kommen würde. Weil er einfach keine zwei Sekunden voraus dachte. Auch der kurze Moment, in dem er er realisierte, dass er auf Steves Schoß saß, was er nicht geplant hatte, war sehr flüchtig und die Gedanken vertrieben, als Steve seinen Unterkiefer entlang küsste. Der darauffolgende Spruch war außerdem so armselig, dass Thomas ihm ein mitleidiges Stirnrunzeln schenken musste und sich ein Lachen verkniff, das auf jeden Fall jede Panik auflöste. Das war immer noch Steve. Sein bester Freund, bei dem er eigentlich nie nervös war. Die Erinnerung hatte er wohl gebraucht.
      Bevor er ihm jedoch irgendein Kommentar an den Kopf werfen konnte, wurde er durch Steves Küsse stumm geschalten und mit der Hand an seinem Rücken zurück in die Action geholt.
      Das war alles wundervoll, bis Steve ihn enger zog und es bald ein bisschen zu wundervoll wurde. Spürbar.
      Er wich aus dem Kuss kurz zurück und lachte ganz leise nervös, bevor er eine Hand auf Steves Brust legte und damit ein wenig Abstand zwischen sie brachte. Er hatte das alles irgendwie einfach auf sich zukommen lassen wollen, genau genommen wäre es nicht das erste Mal, dass sie weitergingen. Aber jetzt gerade… ging ihm das irgendwie doch zu schnell.
      "Ich brauch kurz ne Pause", murmelte er und schloss kurz die Augen, weil er Steves Reaktion darauf nicht sehen wollte. Was irgendwie kindisch war. Für einen Kontrollblick öffnete er sie also wieder. "Sorry"
      Er legte den Kopf etwas in den Nacken und atmete kurz durch. Es war nicht ganz leicht, wieder zurückzukehren, wenn der Punkt mal überschritten war. Mit etwas Abstand und ein paar Sekunden Pause hatte er aber das Gefühl, wieder einigermaßen die Kontrolle zu bekommen. Er wollte nicht aufhören, Steve zu küssen, er wollte bloß nicht mehr. Noch nicht. Auch wenn es schonmal passiert war und er sich ein wenig erinnern konnte, aber er brauchte definitiv noch etwas mentale Vorbereitungszeit und ein Tag war nicht wirklich viel.
      Er küsste Steve noch einmal lange, dann rollte er sich wieder mehr oder weniger von ihm herunter. Es hatte ja doch keinen Sinn. Vielleicht sollte er das nächste Mal wieder versuchen vorauszudenken, bevor sowas passierte. Automatisch hatte er ein schlechtes Gewissen.
      Er setzte sich wieder normal neben Steve und lehnte den Kopf an der Couch an, während er ihn entschuldigend ansah.
      "Ich brauch ein bisschen mehr Zeit, glaub ich", murmelte er. So gut sie auch befreundet waren und so wohl Thomas sich bei Steve langsam zu fühlen begann, es würde nichts daran ändern, dass er keine Frau war. An die Hemmschwelle würden sie sich langsam herantasten müssen.
    • Neu

      Steve

      Steve lockerte sofort seinen Griff, als er spürte, wie Thomas sich zurück zog. Dann blinzelte er irritiert. "Du musst dich dafür nicht entschuldigen", erklärte er ein wenig verwirrt und leicht panisch. Nicht, weil er sich mehr erhofft hatte, sondern einfach, weil er es seltsam fand, dass Thomas sich überhaupt entschuldigte. Er hatte nichts falsch gemacht. Es war vollkommen natürlich, dass er noch etwas Zeit brauchte - wenn überhaupt, hatte Steve zu voreilig gehandelt. Er selbst hatte auch noch keine wirkliche Ahnung, wie weit er gegangen wäre. "Es gehören zwei Leute zu einer Beziehung. Wenn das Tempo für eine Person nicht funktioniert, dann ist das halt so." Er zuckte kurz mit den Schultern und lächelte Thomas entgegen.
      Gerade in diesem Fall wäre es mehr als in Ordnung, wenn sie alles etwas langsamer angingen. Eigentlich war er schon überrascht, dass Thomas sich auf die ganzen Küsse eingelassen hatte. "Meine ersten Dates haben bis jetzt immer mit einem kleinen Kuss vor der Haustüre und einem 'Gute Nacht' geendet. Ich glaube, das alles ist für mich fast genau so neu, wie für dich." Er griff wieder nach Thomas' Hand. Seine letzten Dates hatten ihn auch vorher nicht gekannt. Trotzdem fühlte es sich jetzt schon besser an, Thomas zu daten, als alle anderen vor ihm. Weshalb er wirklich hoffte, dass er ihn nicht zu oft überfordern würde. Er wollte nicht, dass das alles wegen ihm zerbrach.
      "Außerdem ist es nicht so, als ob wir keine netten Alternativen hätten", fügte Steve mit einem kurzen Nicken Richtung Fernseher hinzu. Zum Glück kannten sie beide den Film gut genug, um nicht zurückspulen zu müssen. Er hielt einfach weiter Thomas' Hand und fühlte sich immer noch ein bisschen positiv durcheinander, während im Fernseher langsam das Chaos ausbrach.


      Ezra

      Es war seltsam, auf was für Details man sich konzentrierte, wenn man mit einer neuen Situation konfrontiert wurde. Ezra hatte sich dermaßene Gedanken um den neuen Job, die bevorstehende Mission und sein Weihnachten mit Andrew gemacht, dass er vollkommen ausgeblendet hatte, dass er wieder in ein Flugzeug steigen musste. Er versuchte sich - mehr oder weniger erfolgreich - einzureden, dass er sich mittlerweile sicher an das Fliegen gewöhnt hatte, während er die letzten Sachen in seine Tasche packte und zwischendurch immer wieder eine kurze Pause machte, um Andrew einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Sie waren nicht lange getrennt, aber er hatte sich so an Andrews ständige Nähe gewöhnt, dass es ihm trotzdem seltsam vorkam, ihn zwei Tage lang nicht mehr um sich zu haben.
      "Ich glaube, ich hab jetzt alles", verkündete er schließlich, während er zu dem Rucksack sah, den er gepackt hatte. Für zwei Tage brauchte man zum Glück nicht viel, also konnte er sich den Koffer sparen und auf Handgepäck ausweichen. Er streckte sich kurz und sah zu Andrew. "Von mir aus kann es los gehen."
      Heute morgen aufzustehen war die Hölle gewesen. Am liebsten hätte er den Wecker ignoriert, sich an Andrew gekuschelt und einfach weiter geschlafen. Leider war Andrew nur auf der Seite des Weckers gewesen. Er wurde erschreckend gut darin, Ezra wach zu bekommen. Vielleicht sollte er ihn Abends doch wieder aus seiner Wohnung raus werfen, um ausschlafen zu können. Was ein gutes Stichwort war.
      Ezra griff nach seinem Rucksack und machte einen kurzen Abstecher ins Wohnzimmer, um die Zweitschlüssel zu seiner Wohnung aus einer Schublade zu ziehen. Andrew würde ihn wohl in aller Herrgottsfrühe wieder vom Flughafen abholen müssen, also hatten sie sich darauf geeinigt, dass er bei ihm in der Wohnung bleiben würde, weil man von hier aus den Flughafen deutlich schneller und staufreier erreichen konnte. "Der eckige Schlüssel ist für die Haustür, der Runde für die Wohnung", erklärte er Andrew, als er ihm die Schlüssel überreichte. Er hatte gestern sogar noch eine kleine Tour gemacht, um einen passenden Schlüsselanhänger - einen kleinen Eiffelturm - zu finden. "Pass auf, dass du den Kater nicht versehentlich irgendwo einsperrst", schob er hinterher. "Und danke schon mal fürs Fahren." Er küsste Andrew und zog ihn anschließend mit sich nach draußen zum Auto. Okay. Jetzt musste er es nur noch schaffen zu überspielen, wie sehr er ihn vermissen würde, damit er halbwegs mental stabil wirkte und nicht zu abhängig. Das würde er irgendwie hinbekommen. Hoffte er zumindest.
    • Neu

      Thomas

      Er hatte sich von Steve auch nichts anderes erwartet. Seine Antwort war wohl das einfühlsamste, das man sagen konnte und er war einer der wenigen Menschen, die Thomas tatsächlich ihr schlechtes Gewissen nehmen konnten. Er lächelte leicht und lehnte den Kopf wieder an seine Schulter. In der Sekunde fühlte er sich wieder deutlich ausgeglichener und zufrieden. Wenn es so weiter ging… dann war der dämliche Wangenkuss gestern Abend wohl die beste Entscheidung, die er seit einer Weile getroffen hatte. Sogar dass er morgen arbeiten musste, konnte er gerade relativ gut mit seinen Glücksgefühlen verdrängen. Eigentlich freute er sich jetzt schon darauf, morgen Abend wieder nachhause zu kommen und Zeit mit Steve zu verbringen. Das war zwar eh immer das Highlight seines Tages, aber jetzt sogar noch mehr. Außerdem… hatte er ein ziemlich positives Gefühl, dass er heute nicht auf der Couch schlafen musste. Und mal wieder auf einer richtigen Matratze zu schlafen klang wie ein verdammter Traum.

      Andrew

      Andrew hätte nicht gedacht, dass ihm die ganze Zeit so zum Heulen zumute sein würde, wenn Ezra ihn nur für zwei Tage verließ. Die Zeitspanne war aber irgendwie weniger das Problem, als die Entfernung. Nach Oslo? Hätten sie nicht einfach irgendwas in Westminster erledigen können? Außerdem klang es wie der blanke Horror, in Ezras Bett zu schlafen ohne… Ezra. Wenn er nicht mindestens fünf Mal panisch wach wurde, weil da jemand fehlte, wäre es ein Wunder. Eigentlich war das Wunder ja schon, wie schnell man sich daran gewöhnen konnte, nicht alleine zu sein. Obwohl Andrew ihn schon jahrelang kannte, hatte er in den letzten Wochen das Gefühl bekommen, den Blonden in und auswendig kennenzulernen. Seine Routinen, seine Stärken und Schwächen. Vor allem seine Schwächen. Darum hatte er auch ein besonders ungutes Gefühl dabei, ihn alleine fliegen zu lassen. Naja, nicht alleine. Aber wenn dieser Mitarbeiter Ezras Hand im Flugzeug halten würde, bekam er ein Problem.
      Zumindest dachte Andrew sich das still und heimlich, bis sie am Flughafen ankamen und zwischen Gepäckaufgabe und Security zu der Lounge gingen, in der seine Begleitung sein sollte. Es brauchte nur einen schnellen Blick zur Bar, um das altbekannte Gesicht zu erkennen, das sich da entblößte. Andrew fiel fast die Kinnlade auf den Boden und er riss Ezra am Arm vielleicht ein Stück zu heftig zurück.
      "Das ist nicht… das kann nicht… Du kannst nicht fliegen", brachte er heraus und lachte dann kurz hysterisch auf. Hatte diese verdammte Firma denn keine einzige andere Person in Reserve gehabt, die diesen Schwachsinn in Norwegen erledigen konnte? Er konnte Ezra unmöglich alleine mit diesem Psychopathen in ein anderes Land fliegen lassen! Er wand sich zu dem Blonden herum, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Was war denn die Alternative? Ihm erzählen, wie übergriffig Richard bei der Feier gewesen war, wenn er sowieso keine Wahl hatte, als zu fliegen? Andrew hatte weder vor, die Sache irgendwem zu melden, vor allem weil es irgendwie lächerlich klang, nachdem sie beide Männer waren, und außerdem wollte er Ezra keine Sorgen bereiten. Aber wenn Richard irgendetwas versuchte…
      "Okay, langsam wird es… fast lustig. Findet ihr nicht?", kam es von der Seite und das ekelhafte Grinsen kam immer näher.
      Lustig… Das Lachen würde ihm schon noch vergehen.
      Andrew ließ Ezras Arm los und schluckte. Auf einer Skala von 1 bis 10. Wie dämlich wäre es, jemanden auf einem Flughafen zu verprügeln?
    • Neu

      Ezra

      Ah. Er hätte sich offensichtlich nicht so viele Sorgen ums Fliegen machen müssen. Das war gerade definitiv sein kleinstes Problem.
      Ezra starrte ein bisschen fassungslos in Richards Richtung, während er versuchte, irgendeinen eleganten Ausweg aus der Situation zu finden. Wäre es sehr dramatisch, wenn er seinen ersten Auftrag direkt ablehnen würde, nur, weil er seine Begleitung nicht mochte? So kurz vor ihrem Flug? Er presste die Lippen aufeinander, während er Andrews Hand griff, zum einen, um ihn irgendwie zu beruhigen, zum anderen, um eine Schlägerei zu verhindern.
      "Du hast einen interessanten Humor. Bist du damit in Behandlung, oder so?", fragte er mit einem kritischen Blick in Richards Richtung und einer guten Portion gefakter Sorge in der Stimme. Es gab kein Zurück, oder? Zumindest nicht, wenn er nicht direkt einen schlechten Eindruck bei seiner Arbeit hinterlassen wollte, was ihm generell vollkommen egal wäre - wenn er nicht auf jeden Fall bei Andrew bleiben wollen würde. Er konnte sich keinen Fehltritt leisten. Wenn er dafür die nächsten zwei Tage mit Richard verbringen musste, dann würde er das schon irgendwie überleben. Es war ja nicht so, als ob sie außerhalb des Jobs noch irgendwie Zeit miteinander verbringen mussten und falls doch hatte er glücklicherweise eine komplette Familie die wusste, wie man eine Leiche verschwinden lassen konnte.
      Womit sein gezwungener Optimismus auch schon sein Ende fand.
      "Ich komme klar", versicherte er Andrew kurz mit einem kleinen Lächeln, das hoffentlich halbwegs überzeugend aussah. Dass er selbst mit Richard zusammenarbeiten musste bedeutete ja nicht, dass Andrew ihn auch länger als nötig ertragen musste. "Wir sehen uns. Ich rufe dich an, wenn wir angekommen sind." Er zog Andrew für einen Kuss an sich. "Du musst nicht hier bleiben", schob er leise hinterher. Er wusste nicht genau, was zwischen Andrew und Richard vorgefallen war, aber die ständigen Sticheleien, von denen Andrew erzählt hatte, gemischt mit Richards...generellem Auftreten...waren genug, um sich ein ungefähres Bild zu machen, das Ezra nicht sonderlich gefiel. "Pass auf den Kater auf und verlier die Schlüssel nicht", betonte er nochmal, während er Richard schlicht ignorierte. Er hatte ja die nächsten zwei Tage mehr Zeit als gewollt, um sich mit ihm auseinander zu setzen.
    • Neu

      Richard

      Hervorragend. Er wusste ja, dass ihn irgendein Neuling begleiten würde, aber sie hätten ruhig mal einen Tipp fallen lassen können, wer es sein würde. Sogar Andrew wäre ihm lieber, auch wenn die Sache zwischen ihnen mehr als unangenehm war. Er war zu betrunken gewesen. Irgendwie musste er das wieder richtigstellen, aber der Typ hasste ihn ja so schon wie die Pest. Was aber viel schlimmer war… den blonden Knirps da liebte er dafür umso mehr, wie es aussah. Zumindest schien er in eine Art Schutz Modus zu verfallen und es hätte Richard nicht gewundert, wenn er ihn am Arm wieder mit ins Auto gezogen hätte. Hatte er seinem Freund eigentlich von der Sache erzählt? So wie der Blonde ihn ansah, war das eine 50/50 Chance.
      Er sah Andrew nach, der ihm nach dem Kuss noch einen misstrauischen Blick zuwarf, bevor er ging. Richard zwang sich wieder ein Lächeln auf.
      "Wie wär's, wenn wir gleich zum Gate gehen?", fragte er Ezra und blinzelte. Sie hatten ja offensichtlich beide kein Gepäck zum Abgeben. Bei der Zeitspanne wäre das auch mehr als unnötig. Wenn sie Glück hatten, konnten sie sich bis morgen Früh komplett aus dem Weg gehen, wenn sie den Flug und das kleine Treffen mit der Bank hinter sich hatten. Der Stein in Oslo war schon eine Weile nicht mehr untersucht worden und eigentlich waren sie bloß hier, um kurz abzuchecken, ob alles rechtmäßig gesichert war. Dann ein kleines geschäftliches Essen mit den norwegischen Mitarbeitern, von dem man sich bestimmt frühzeitig entschuldigen konnte… Und dann hatten sie es hinter sich. Er hatte sich das definitiv anders vorgestellt. Mit jedem anderen Neuling hätte er ein wenig Zeit verbringen können, Tipps geben und so ein Kram. Nicht, dass er sich als den besten Mentor einschätzte, aber das war irgendwie Sinn dieses dämlichen Ausflugs. Mit Andrew hätte er sich zumindest ein wenig anstrengen können, ihre Beziehung zu verbessern. Wie auch immer er das gemacht hätte. Langsam schien es etwas hoffnungslos. Aber nur weil er nichts von ihm wolle, hieß das nicht, dass Richard sich damit abfinden würde, dass er mit diesem Dieb zusammen war. Allein bei seinem Anblick und den Gedanken, was die beiden so trieben, kam ihm das Kotzen. Andrews Exfreunde hatten ihn noch nie so gestört. Bei denen war er ja auch nicht so schrecklich beschützerisch gewesen. Was hatte der Verbrecher nur an sich? Bestimmt hätte er ihn schon vor Jahren einbuchten können.
      Richards Lächeln wich, als er vergaß, sich darauf zu konzentrieren. Stattdessen musterte er den Mann leicht… missbilligend. Er konnte sich nicht helfen. Musste er jetzt ernsthaft mit einem Kriminellen arbeiten, der sich seine Freiheit erschlafen hat?
      Außer… er fand sich einen Zeitvertreib, der etwas… amüsanter war.
      Oh, da fiel ihm… doch gleich was ein.
      "Und seit wann seid ihr zusammen?", fragte er direkt heraus. "Ich meine, Andrews Beziehungen haben nie länger als ein Jahr gehalten, wenn ich mich recht ersinne. Wieviel Zeit habt ihr denn noch?" Er grinste.
    • Neu

      Ezra

      Ezra machte sich nicht mal die Mühe, zu lächeln. Irgendwie war es fast gruselig, dass Richard es versuchte. Er wusste nicht, woran genau es lag - abgesehen von Andrews offensichtlicher Abneigung - aber irgendwas an Richard löste bei ihm direkt ein kleines Alarmlämpchen aus. Er war zu glatt, irgendwie. Zu arrogant, zu selbstbewusst, zu fake. Es war auf eine seltsame Art beruhigend zu sehen, wie das Lächeln von seinen Lippen wich, als sie das Gate ansteuerten. Irgendwie ließ ihn das etwas natürlicher wirken. Und hey - da war ein weiterer Grund, ihn nicht zu mögen! Die Sticheleien! Von dem abschätzigen Blick, den er für Ezra übrig hatte, wollte er gar nicht erst anfangen. Gab es sowas wie Hass auf den ersten Blick?
      "Uns bleiben noch ein bisschen mehr als zehn Monate. Ich hab einen kleinen Kalender in der Küche hängen, bei dem ich jeden Tag abhake. Mit etwas Glück breche ich seinen Beziehungsrekord vielleicht", antwortete Ezra beinahe beiläufig. Er war zum ersten mal in seinem Leben richtig froh darüber, mit Geschwistern aufgewachsen zu sein. Bei den Dingen, die er sich in seiner Kindheit anhören musste, konnten ihn diese Kommentare zumindest nicht mehr schocken.
      Seine Beziehung mit Andrew mochte etwas durcheinander sein und es gab den ein oder anderen Streitpunkt, den sie irgendwie vor sich her schoben, aber er würde garantiert keine Kommentare zu seiner Beziehung von Richard benötigen. Außerdem hatte er selbst gewusst, dass Andrews Liebesleben etwas...kompliziert gewesen war. Es war eben nicht leicht, einen Workaholic zu daten, außer, man arbeitete mit ihm zusammen. Was vielleicht einer der Grunde war, warum Ezra jetzt hier war. Wenn sie den selben Arbeitgeber hätten, würden sie sich zumindest nicht nur Abends nach Feierabend sehen. Wenn überhaupt.
      "Außer ich verspiele es mir vorher mit ihm, aber das ist ja eher dein Fachgebiet, schätze ich", fügte er beiläufig hinzu, während er einen Blick auf das Flugticket warf, damit er sicher gehen konnte, dass sie das richtige Gate ansteuerten. Warum interessierte sich Richard überhaupt für ihre Beziehung? Wollte er über ihn an irgendwelche Insider-Infos über Andrews Leben kommen? Gott, Ezra konnte nur hoffen, dass Richard es nicht auf ein Gespräch anlegte. Er könnte wunderbar damit leben, einfach schweigend durch den Flug hindurch zu leiden und dann stumm zum Hotel zu fahren. Andrew antexten, den Job durchziehen, wieder nach Hause und dann die Zeit verdrängen.
    • Neu

      Richard

      Richard begann langsam zu nicken, als Ezra ihm antwortete. Offensichtlich schien er nicht an ihn ranzukommen, wenn er auf ihrer Beziehung herumhackte. Aber sie würden schon sehen. Einige Stunden hatten sie ja noch vor sich. Wenn er es am Ende dieser Reise nicht geschafft hatte, Ezra von Andrew loszubringen, dann wurde er seinem eigenen Image nicht gerecht. Wozu wusste man schon so viel über einen alten Freund? Positives wie Negatives.
      Aber Ezra wusste wohl, wie man es sich endgültig mit Richard verspielte. Sein Fachgebiet? Na wenigstens war er kein Verbrecher, der darauf angewiesen war, Helden um den Finger zu wickeln, damit er nicht im Knast landete. War Andrew wirklich so verdammt blind? Er knirschte etwas mit den Zähnen während er seinen Ärger herunterschluckte.
      "Mhm… und du denkst, du weißt, wieso? Weil er mich einfach nicht leiden kann? Honey, Andrew hat ein weitläufigeres Privatleben, als du dir denkst. Für mich hat sich ja eigenes geklärt, als ich gesehen hab, dass ihr jetzt zusammen arbeitet. Er hat so seine Erfahrung damit, Kollegen zu daten", gab er zurück und betrachtete Ezra kalt von der Seite. Er wollte jede Reaktion in seinem hübschen Gesicht studieren…Und genau herausfinden, wo es weh tat.
      "Falls das nicht klar war: Mich hat er genauso fallen gelassen wie jeden anderen Kerl, der ihm irgendwann zu langweilig wurde. Hey, ich hab's. Wir beide können doch ein paar Geschichten austauschen über den Tag. Von Ex zu… naja, bald Ex" Richard lächelte. Er würde ihn schon noch knacken. Egal, was er dafür erfinden musste. Zum Glück hatten sie ihre Plätze im Flugzeug ja genau nebeneinander und auch im Hotel war er bloß eine Gangbreite von ihm entfernt, falls doch einige Unsicherheiten aufkeimen würden und er ein paar Fragen an Richard haben sollte. Er war mit Antworten jedenfalls stets zu Diensten…