Urudin legte den Kopf schief. Sein Körper neigte sich leicht mit, so als hätte die Bewegung ihm einen Schwung verpasst, der ihn schräg nach oben zog.
"Die. Frau."
Er blinzelte nicht. Vielleicht kam daher der Eindruck, dass ihm seine Augen manchmal hervorzuquellen schienen.
"Sie ist nicht, aber ich erkenne Fasern... Strukturen... wie der Lichtgesegnete ohne Licht..."
Seine Hand hob sich wieder, auch wenn sie jetzt ebenfalls schräg war. Dieses Mal materialisierte sich aber etwas in seiner Handfläche, so wie er sich auch selbst aus der Luft geformt hatte. Ein Faden, ein silbriger, fransig wirkender Faden schien sich aus dem Nichts der Luft herauszuschlängeln und kräuselte sich ein weniger oberhalb seiner Handfläche. Er war nicht lang, aber er schien auch nicht unbedingt zu Ende zu sein, als er dort in der Luft schwebte und ganz fein nur pulsierte.
Urudin richtete seinen verwaschenen Blick darauf. Er neigte den Kopf wieder, aber dieses Mal schwebte sein Körper nicht mit.
"Das Zwielicht ist nicht, aber seine Grenze ist dünn. So, so dünn... nur einen Schritt zu weit und es wird..."
Er hob seinen Blick von dem Faden zu Aradan, auch wenn er keins von beidem wirklich realisierte. Dann wand sich der Faden ganz, ganz langsam in Aradans Richtung und begann, auf ihn zuzuschweben.
Er musste ihn nicht berühren, um es zu hören. Es kam von ganz alleine, ein winziges, leises Geräusch, das sich von dem kreischenden Umfeld außerhalb der Schutzkuppel nicht abgehoben hätte, wenn es nicht eine eigenartige Präsenz gehabt hätte. Eine Allgegenwärtigkeit.
Das Weinen einer Frau.
Reneras Weinen.
Ihre Stimme war verzerrt, als käme sie nicht von einem Ort, sondern als käme sie von ganz vielen und würde durch den Faden erst an einen Ort und eine Stelle gelenkt. Renera war nicht in dem Faden und der Faden war auch nicht in ihr; sie war ein Teil des Zwielichts und der Faden repräsentierte einiger dieser Teile zusammengepresst auf einen einzigen Fleck.
Hätte man über ausreichendes Wissen über das Zwielicht verfügt, hätte man erkennen können, was für eine einzigartige Macht hinter der Merkwürdigkeit von Urudin steckte, die es ihm erlaubte, ein solches Kunststück zu vollführen, ohne überhaupt die richtigen geistigen und bewussten Kapazitäten dafür zu haben.
Urudin schien es nicht einmal selbst zu wissen.
Er starrte weiter auf Aradan und gleichzeitig ins Nichts und wandte dann den Kopf, als in der Ferne Tumult ausbrach. Das, was in der richtigen Welt als schwarzes, eigentümliches Loch auftauchte, war hier wie ein gewaltiger, turmhoher Riss, der sämtliche Kreaturen mit seiner eigenartigen Anziehungskraft zu sich beorderte. Und genau in diesem Moment durchschritt eines der Wesen - das nicht annähernd so aussah wie eine Kreatur und doch zu einer werden würde - diesen Riss.
Er flammte in seiner gesamten Länge auf, ähnlich dem beständigen Leuchten, das Aradan an sich hatte. Für einen Moment wurde die Umgebung strahlend hell und irgendwie warm, als der Riss in dieses Licht eingetaucht wurde und ein Donnern von sich gab, als wären sie inmitten einer Gewitterwolke. Es dauerte nur einen ganz kurzen Augenblick, dann war es wieder vorbei und die trübe Umgebung kehrte zu ihrer Eigenartigkeit zurück.
Auch Urudin wandte sich wieder Aradan zu, als wäre ein Mensch im Zwielicht weitaus interessanter als ein riesiger, unnatürlicher, Wesen verschluckender Riss.
"Das Tor. Es nimmt keine Seelen, es nimmt nur Körper. Nur richtige Körper..."
Er wirkte traurig, machte aber auch keine Anstalten, sich vollständig zu materialisieren. Beim letzten Mal hatte es schon Probleme gegeben, als er einen wirklichen Körper angenommen hatte.
Dann war die Emotion aus seinem Gesicht wieder verschwunden und sein Körper begann, sich langsam in die andere Richtung zu neigen. "Die Frau kann nicht durch das Tor. Braucht einen Körper. Körper wird nicht hier drin sein, niemals..."
Seine Haare wirbelten ihm wie in Zeitlupe um den Kopf herum, schwerelos.
"Solange Körper nicht im Zwielicht ist, kann er... g e n u t z t w e r d e n."
Der Faden wandt sich mit einem Mal, als hätte er verstanden, was Urudin soeben gesagt hatte. Reneras Stimme änderte sich aber nicht, sie weinte weiter, egal was vor sich ging.
Urudin hob die Hand und der Faden verblasste langsam, löste sich auf in unendliche Kleinteile und war dann wieder verschwunden, Teil des Zwielichts selbst. Sein Blick aber, der Blick des Geistes, hatte sich mit einem Mal mit bis dahin unbekannter Intensität auf Aradan festgesetzt.
"Ich kann ihn nutzen."
"Die. Frau."
Er blinzelte nicht. Vielleicht kam daher der Eindruck, dass ihm seine Augen manchmal hervorzuquellen schienen.
"Sie ist nicht, aber ich erkenne Fasern... Strukturen... wie der Lichtgesegnete ohne Licht..."
Seine Hand hob sich wieder, auch wenn sie jetzt ebenfalls schräg war. Dieses Mal materialisierte sich aber etwas in seiner Handfläche, so wie er sich auch selbst aus der Luft geformt hatte. Ein Faden, ein silbriger, fransig wirkender Faden schien sich aus dem Nichts der Luft herauszuschlängeln und kräuselte sich ein weniger oberhalb seiner Handfläche. Er war nicht lang, aber er schien auch nicht unbedingt zu Ende zu sein, als er dort in der Luft schwebte und ganz fein nur pulsierte.
Urudin richtete seinen verwaschenen Blick darauf. Er neigte den Kopf wieder, aber dieses Mal schwebte sein Körper nicht mit.
"Das Zwielicht ist nicht, aber seine Grenze ist dünn. So, so dünn... nur einen Schritt zu weit und es wird..."
Er hob seinen Blick von dem Faden zu Aradan, auch wenn er keins von beidem wirklich realisierte. Dann wand sich der Faden ganz, ganz langsam in Aradans Richtung und begann, auf ihn zuzuschweben.
Er musste ihn nicht berühren, um es zu hören. Es kam von ganz alleine, ein winziges, leises Geräusch, das sich von dem kreischenden Umfeld außerhalb der Schutzkuppel nicht abgehoben hätte, wenn es nicht eine eigenartige Präsenz gehabt hätte. Eine Allgegenwärtigkeit.
Das Weinen einer Frau.
Reneras Weinen.
Ihre Stimme war verzerrt, als käme sie nicht von einem Ort, sondern als käme sie von ganz vielen und würde durch den Faden erst an einen Ort und eine Stelle gelenkt. Renera war nicht in dem Faden und der Faden war auch nicht in ihr; sie war ein Teil des Zwielichts und der Faden repräsentierte einiger dieser Teile zusammengepresst auf einen einzigen Fleck.
Hätte man über ausreichendes Wissen über das Zwielicht verfügt, hätte man erkennen können, was für eine einzigartige Macht hinter der Merkwürdigkeit von Urudin steckte, die es ihm erlaubte, ein solches Kunststück zu vollführen, ohne überhaupt die richtigen geistigen und bewussten Kapazitäten dafür zu haben.
Urudin schien es nicht einmal selbst zu wissen.
Er starrte weiter auf Aradan und gleichzeitig ins Nichts und wandte dann den Kopf, als in der Ferne Tumult ausbrach. Das, was in der richtigen Welt als schwarzes, eigentümliches Loch auftauchte, war hier wie ein gewaltiger, turmhoher Riss, der sämtliche Kreaturen mit seiner eigenartigen Anziehungskraft zu sich beorderte. Und genau in diesem Moment durchschritt eines der Wesen - das nicht annähernd so aussah wie eine Kreatur und doch zu einer werden würde - diesen Riss.
Er flammte in seiner gesamten Länge auf, ähnlich dem beständigen Leuchten, das Aradan an sich hatte. Für einen Moment wurde die Umgebung strahlend hell und irgendwie warm, als der Riss in dieses Licht eingetaucht wurde und ein Donnern von sich gab, als wären sie inmitten einer Gewitterwolke. Es dauerte nur einen ganz kurzen Augenblick, dann war es wieder vorbei und die trübe Umgebung kehrte zu ihrer Eigenartigkeit zurück.
Auch Urudin wandte sich wieder Aradan zu, als wäre ein Mensch im Zwielicht weitaus interessanter als ein riesiger, unnatürlicher, Wesen verschluckender Riss.
"Das Tor. Es nimmt keine Seelen, es nimmt nur Körper. Nur richtige Körper..."
Er wirkte traurig, machte aber auch keine Anstalten, sich vollständig zu materialisieren. Beim letzten Mal hatte es schon Probleme gegeben, als er einen wirklichen Körper angenommen hatte.
Dann war die Emotion aus seinem Gesicht wieder verschwunden und sein Körper begann, sich langsam in die andere Richtung zu neigen. "Die Frau kann nicht durch das Tor. Braucht einen Körper. Körper wird nicht hier drin sein, niemals..."
Seine Haare wirbelten ihm wie in Zeitlupe um den Kopf herum, schwerelos.
"Solange Körper nicht im Zwielicht ist, kann er... g e n u t z t w e r d e n."
Der Faden wandt sich mit einem Mal, als hätte er verstanden, was Urudin soeben gesagt hatte. Reneras Stimme änderte sich aber nicht, sie weinte weiter, egal was vor sich ging.
Urudin hob die Hand und der Faden verblasste langsam, löste sich auf in unendliche Kleinteile und war dann wieder verschwunden, Teil des Zwielichts selbst. Sein Blick aber, der Blick des Geistes, hatte sich mit einem Mal mit bis dahin unbekannter Intensität auf Aradan festgesetzt.
"Ich kann ihn nutzen."