Witch Way Out
@Winterhauch
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„Moon dust in your lungs,
stars in your eyes
You are a child of the cosmos,
a ruler of the skies“
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Gemma Sullivan
Die kleine Klingel über der hölzernen Tür läutete für heute ein abschließendes Mal auf. Gerade hatte die letzte Kundin von Gemma ihren Laden Witch Way Out verlassen. Die Sonne hatte schon den Abend mit ihren rotorangenen Strahlen eingeleitet, als die junge Hexe über das knarzende Holz auf die Eingangstür ihres Geschäfts zulief. Mit einem erleichterten Seufzen drehte sie das „Geöffnet“-Schild um und drehte den rostigen Schlüssel im alten Schloss um. Die breiten Absätze ihrer ledernen Stiefelletten hallten durch den kleinen Raum, während die Rothaarige zu beiden Fenstern ging und die dünnen Vorhänge mit gerüschtem Saum zuzog. Es war an der Zeit, dass sie sich endlich traute das zu erledigen, was ihr den ganzen Tag schon durch den Kopf spukte. Ehrlicherweise drehten sich ihre Gedanken schon seit vergangener Woche nur noch um dieses Thema und sie hatte jede freie Minute damit verbracht, sich in verschiedene Memoiren, verbotene Schriften und Schattenbücher längst verstorbener Hexen einzulesen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals - war sie wirklich bereit dafür? Wenn sie es jetzt nicht tun würde, dann wohl nie. Gemma nahm sich all ihren Mut zusammen. Sie würde sich und all den anderen Hexen ihres Zirkels beweisen, dass sie mehr als nur eine einfache Hellseherin war. Nie wieder wollte sie hören wie ihre Fähigkeit nur auf Intuition beruhte und nicht auf tatsächlicher Magie. Unwillkürlich ballte sie die Fäuste, denn manchmal verletzte die junge Frau es wirklich. Niemand traute ihr irgendwas zu, außer natürlich ihr großer Bruder. Aber er war nicht Teil dieser Welt, in der Gemma wandelte. Er wusste nicht wie streng sie mit einem waren.
Willenssicher schritt die zierliche Rothaarige eine kleine Wendeltreppe hinter ihrer Verkaufstheke hinunter. Sowohl die Treppe, als auch die Wände waren hier aus alten Steinen gemauert. Von ihnen ging eine feuchte Kühle aus, wie nach einem regnerischen Tag, wenn der Wind einem kalt ins Gesicht wehte. Es war Gemmas Lieblingsplatz in diesem alten Häuschen. Hier unten im Keller hatte sie sich ihr Reich eingerichtet. Überall brannten Kerzen, welche den kleinen Raum erhellten und ein kleines bisschen Wärme spendeten. An jeder Wand standen Regale, manche auch mit schiefen Ablageflächen eingebaut. Entweder aufgrund von Gemmas nicht vorhandenem Talent Möbel zusammenzuschustern oder aber weil die Inhalte der vollgefüllten Regale deutlich zu schwer für das Holz darunter waren. Aber ein wenig Chaos störte die junge Frau nicht. Sie entfernte auch nicht das runter tropfende Kerzenwachs, sondern ersetze lediglich Kerzen, die bereits durchgebrannt waren. An der Wand gegenüber der Treppe befand sich ein kleiner Schreibtisch, voll mit Büchern und Schriftrollen. Einige davon sahen aus, als würden sie zerfallen, wenn man sie nur schief ansah. Genau solch eines nahm die Hexe in ihre schmalen Hände und blätterte vorsichtig über die Seiten hinweg, bis sie bei einer ganz bestimmten stoppte. Sie war sich sicher, wenn sie schon einen Dämonen beschwor, sollte es dieser sein. Die alte Tinte war schon so ausgebleicht, dass man nicht mal den Namen des magischen Wesens erkannte. Auch manche Hinweise, was es zu beachten galt, waren mittlerweile unleserlich. Aber Gemma vertraute stets auf ihre Intuition und das würde sie auch hier tun. Schließlich war sie eine Schwester des Astral Veil, sie wurde von den Sternen und dem Kosmos selbst geführt. Egal was sie hier tat, es würde sie auf ihrem Weg voran bringen, davon war sie überzeugt.
Genau diese Überzeugung trieb sie an das Beschwörungsritual vorzubereiten. Immer wieder mrumelte sie die Worte der Formel vor sich her, während sie mit Kreide ein Pentagram und verschiedene Symbole drum herum auf den steinernen Boden zeichnete. „Wie klischeehaft“, kam es ihr über die roten Lippen und sie musste kurz selbst über diese Ironie lachen. Sie war eine Hexe, die gerade einen Dämon beschwören wollte. Klischeehafter ging es doch garnicht. Vielleicht war es auch die aufsteigende Nervosität, die sie in diesem Moment zum Lachen brachte. Aber ließ sie sich nicht von dem Plan abbringen. Sie holte mehrere schwarze Kerzen aus einem Regal, wobei manche davon unbeachtet auf den Boden fielen und vor sich hinrollten. Nachdem sie die Kerzen in ihren Händen im Raum verteilt und angezündet hatte, löschte sie alle Kerzen, die nicht schwarz waren. Plötzlich wirkte das kleine Hexenzimmer viel dunkler und erdrückender. So kannte sie ihr Reich garnicht. Aber sie lud eine fremde Macht hierher ein, da war es wohl nur passend wenn sich ihr Reich nicht mehr ganz nach ihrem anfühlte. Bei dem Gedanken breitete sich immer mehr das Gefühl von Aufregung und gleichzeitig Panik in ihr aus. „Du schaffst das Gemma“, versuchte sie sich selbst zu überzeugen und zog einen kleinen Ritualsdolch hervor. Ein Geschenk des Zirkels, das sie bisher nie gebraucht hatte. Er war mit Sternen und zwei Monden am Griff versehen, die in unterschiedliche Richtungen zeigten. Ihre Finger fuhren vorsichtig über die scharfe Kante der Klinge, bevor sie sich damit vor das gezeichnete Pentagram auf den Boden kniete. Sie atmete hörbar tief ein und aus. „Was machen wir, wenn wir nervös sind? Genau: Kerzen ausblasen“, redete die Rothaarige mit sich selbst. Es war ein Ritual, das ihr großer Bruder ihr beigebracht hatte. Drei Mal atmete sie tief ein und blies die ganze Luft durch gespitzte Lippen wieder aus. Sie wand ihre Aufmerksamkeit dem Buch neben ihr zu. Zum tausendsten Mal überflog sie die Seiten. Pentagram auf dem Boden, schwarze Kerzen, Formel aufsagen.. Es war Zeit.
„Oh demon, from the abyss below,
Where infernos rage and tempests blow,
I call upon thee, heed my call,
Descend upon me, ruler of all.
With candles dim and sigils traced,
In whispered tones, my plea embraced,
Oh demon, grant me thy dark grace,
Come forth to me in this sacred space.
Through swirling darkness, hear my plea,
By night‘s embrace, set my spirit free,
Oh demon, guide me through the night,
With thy infernal, unholy might.
Oh demon, from the abyss below,
Where infernos rage and tempests blow,
I call upon thee, heed my call,
Descend upon me, ruler of all.“
Where infernos rage and tempests blow,
I call upon thee, heed my call,
Descend upon me, ruler of all.
With candles dim and sigils traced,
In whispered tones, my plea embraced,
Oh demon, grant me thy dark grace,
Come forth to me in this sacred space.
Through swirling darkness, hear my plea,
By night‘s embrace, set my spirit free,
Oh demon, guide me through the night,
With thy infernal, unholy might.
Oh demon, from the abyss below,
Where infernos rage and tempests blow,
I call upon thee, heed my call,
Descend upon me, ruler of all.“
Fast schon melodisch sprach Gemma die Beschwörungsformel laut in den dunklen Raum hinein, bevor sie sich mit dem Ritualdolch in die Handfläche schnitt. Sie zuckte erschrocken zusammen, als ihr der Schmerz den ganzen Arm hochzog. Dennoch hob sie die verletzte Hand über das gezeichnete Pentagram und ließ ihr eigenes Blut, dunkelrot und dickflüssig, auf die Steine tropfen. Sie musste sich zwingen die Hand zu einer Faust zu ballen, um paar mehr Tropfen Blut rauszubekommen, und presste dabei die Zähne fest aufeinander. Sie schloss ihre leuchtend grünen Augen und zog beide ihre Hände in ihren Schoß. „Bitte funktioniere..“, flüsterte sie in die Dunkelheit.
☀︎ Live by the sun
Love by the moon ☽︎