Witch Way Out [Winterhauch&Hemera]

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      Gemma Sullivan

      Stich für Stich spürte die rothaarige Hexe wie die Nadel schmerzhaft in die Wundränder eintauchte und von dem Dämon durch die Haut gezogen wurde. Seine roten Augen waren konzentriert auf sein Handwerk gerichtet, während er seine Meinung bezüglich ihrer Zirkelschwestern teilte. Sie wollte schon in die Presche springen, Kadir erklären, dass diese Frauen garnicht so schlimm waren.. Doch das tat sie nicht. Stattdessen ließ sie zu das seine raue Stimme den kleinen, holzverkleideten Raum ausfüllte. Ihre grünen Augen leuchteten ihm gläsern entgegen bei seinen Worten. Zum Glück hatte sie den Weißhaarigen ausreden lassen, denn er hatte etwas ausgesprochen, was Gemma schon immer hören wollte. Ausgerechnet von diesem Dämon bekam sie die lang erwünschten Worte, die ihr Mut zusprachen und ihre Zweifel an ihren eigenen, magischen Fähigkeiten ausräumten. Ein geflüstertes „Danke“ kam ihr über die roten Lippen, wobei sie nicht weiter ausführte ob ihre Anerkennung seiner Aussage galt oder seinen Nähkünsten, die er in diesem Moment zu Ende demonstriert hatte.

      Sie zog ihre schmale Hand zurück und musterte den goldenen Faden, der die frische Wunde notdürftig zusammenhielt. Man sah den wirren Nähten in ihrer Haut an, dass sie von keiner geübten Hand gesetzt wurden, aber Gemma war froh das sie die Verletzung zumindest nicht selbst flicken musste. Ein warmes, schmerzhaftes Pochen breitete sich in ihrer Innenfläche aus, welche sie nah an ihrer Brust hielt. Die rothaarige Hexe richtete sich auf und zog die schmalen Schultern zurück.
      „So, jetzt da du mich hast, Gemma, was wirst du mit mir machen?“, raunte die dunkle Stimme des Dämons fast schon amüsiert. Ihre hellgrünen Augen schnellten zu Kadir hoch und die unangenehme Wärme in ihrer Hand wurde überschattet von der Hitze, die sich in ihren Wangen ausbreitete. Die junge Frau stand dem weißhaarigen Mann gegenüber und versuchte sich in dem Durcheinander zu sortieren. Wie konnte er einfach von so ernst zu solch verspielten Kommentaren hin und her wechseln? Hinter ihren leuchtenden Augen war der rote Haarschopf offensichtlich am grübeln, was sie dem Dämon entgegnen sollte. Ihre Lippen teilten sich in dem Versuch eine schlagfertige Antwort zu liefern, doch noch bevor ein Ton ihre Kehle verließ, traf sie auf die neugierigen, roten Augen und seine fragende Stimme. Ernstgemeintes Interesse schwang in seinem Tonfall mit, als Antwort legte Gemma überrascht den Kopf schief.

      „Was mach ich denn?“, fragte sie verunsichert. Die junge Frau blickte forschend an sich herunter, aber erkannte nicht, dass sich etwas an ihrem Erscheinungsbild verändert hatte. Dann erst fiel Gemma auf was sie gerade unwillkürlich machte und was sie schon die ganze Zeit gemacht hatte, um sich selbst von dem Schmerz in ihrer Hand abzulenken. Demonstrativ spitze sie die Lippen und blies dieses Mal bewusst einen kleinen Luftstrom aus. „Meinst du das?“, erkundigte sie sich bei dem Dämon, um ihm seine Frage beantworten zu können. Nachdenklich wanderten ihre grünen Iriden einmal im Kreis, bevor sie wieder bei dem Weißhaarigen landeten. „Also..“, sie war sich unsicher wie sie überhaupt darauf antworten konnte oder es erklären sollte, „..mein Bruder hat sich das ausgedacht. Er hat es mir beigebracht, als ich noch ein Kind war.“ Ein Ausdruck von Nostalgie huschte über ihr Gesicht, bevor sie sich wieder an Kadir wand: „Es hilft dabei ruhig zu bleiben?“ Ihre unverletzte Hand gestikulierte mit ihren Worten zusammen bei dem Versuch mehr zu dieser Angewohnheit zu erklären. Nervös wippte sie auf den breiten Absätzen ihrer Stiefeletten und brachte dabei den Holzboden unter sich zum Knarzen. „Ich hatte damals Probleme meine Emotionen zu regulieren und wenn ich mir vorstelle Kerzen auszupusten hilft das mich abzulenken“, erklärte sie und zog dabei unsicher die Schultern hoch.
      ☀︎ Live by the sun
      Love by the moon ☽︎
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      Das Thema war Gemma unangenehm. Die Hexe zögerte und wippte unruhig mit den Füßen. Mehrmals legte sie eine kleine Denkpause in ihrer Erzählung ein, als suchte sie nach den richtigen Worten. Kadir benötigte nur den Bruchteil eines Augenblickes um zu begreifen, dass die mangelnde Kontrolle ihrer Emotionen in der Vergangenheit für Probleme gesorgt hatten und das Verständnis nicht die häufigste Reaktion gewesen war. Defensiv zog sie die Schultern beinahe bis zu den Ohren hoch, als erwarte Gemma einen abwertenden Kommentar des Dämons. Ihre ganze Körpersprache strotzte vor Unsicherheit. Die Frage, nach dem Verbleib ihres Bruders hob sich der Dämon für einen späteren Zeitpunkt auf, falls sich die Gelegenheit einmal ergeben sollte. Dennoch war seine Neugierde geweckt. Hatte ihr Bruder bereits in frühen Jahren erkannt, dass Gemma das unerkannte Ausmaß ihrer Kräfte noch Schwierigkeiten bereiten würde?

      Kadir hatte wieder damit begonnen durch den kleinen Hexenladen zu schlendern, doch wirkliches Interesse an den Ausstellungsstücken schien er dabei nicht zu haben. Dabei schaffte er es tatsächlich an kein Regal, keinen Korb unter kleinen Beistelltisch zu stoßen, die Gemma in den kleinen Verkaufsraum gequetscht hatte. Kein der alten Holzdielen knarrte unter den lautlosen Schritten, als berührte er sie überhaupt nicht. Mit den Fingern spielte an mit dem funkelnden Anhänger der Silberkette um seinen Hals. Das kleine Schmuckstück schillerte und schimmerte im Licht der Deckenlampen. Die Nacht brach an und lockte alle möglichen Kreaturen aus ihren Schlupflöchern. Viele zog es an den Ort, von dem Gemma ihn so rüde fortgezogen hatte. Es würde nicht lange unbemerkt bleiben, dass der Herr des Hauses verschwunden war.

      Nachdenklich tippte sich Kadir mit dem Zeigefinger gegen die Lippen. Einer weiteren Frage konnte er schließlich doch nicht widerstehen und das lag dem schwachen Puls von Magie, der Gemma umgab, und die feinen Sinne des Dämon ins Schwingungen versetzte. Allein, dass sie seine Beschwörung bewältigt hatte, zeugte von einer nicht unerheblichen Magie. Die etablierte, untrennbare Bindung durch ihr Blutopfer erschien Kadir trotzdem ein glücklicher Zufall gewesen zu sein. Oder ein unglücklicher, wenn er es aus seiner Perspektive betrachtete. Schwungvoll aber dennoch elegant in der Bewegung, drehte sich der Dämon auf dem Absatz um.

      "Erlaube mir eine Vermutung und korrigiere mich, sollte ich damit falsch liegen", begann er mit ruhiger, sanfter Stimme um Gemma nicht unfreiwillig in die Ecke zu drängen. Kadir war Menschen nicht sonderlich zugetan, schon gar nicht, wenn sie ihn ungefragt in einen Beschwörungskreis katapultierten, aber Gemma weckte einen Funken an Mitgefühl, den er gewöhnlich nur für Seinesgleichen erübrigte. "Ist es möglich, dass in der Vergangenheit deine unkontrollierten Gefühlsausbrüche für ein paar kleine, magische Unfälle gesorgt haben?"
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”