Like father, like son [Kiimesca&Hemera]

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    • Juliette de Valois

      Das ich meine Fähigkeiten nicht besonders mochte, war eine Untertreibung. Ich hasste das Gefühl, welches auf meiner Haut entstand, wenn mich jemand zu lange ansah. Dazu wollte ich nicht die Aufmerksamkeit irgendwelcher Männer, die mich nur aufgrund meines Aussehens interessant fanden. Ich hatte viel lieber als Künstlerin im Hintergrund zu sein und das meine Bilder die Beachtung auf sich zogen. Das passierte nur nie, weil ich meine eigenen Kunstwerke in den Schatten stellte - zumindest waren viele dieser Meinung. Unwillkürlich musste ich kurz zusammen zucken. Dann galt meine Aufmerksamkeit wieder Alexander.
      Ich folgte seinem Blick durch den Raum, während er über die perfekte Frau, oder eben die nicht perfekte Frau, sinnierte. Wenn es so wie hier immer zwischen anderen Damen wären, dann könnte ich zumindest mit einem Geschlecht gut auskommen im Leben. Aber so war es leider nicht. Ich seufzte laut auf und bemerkte knapp: „Erzähl das nicht mir, sondern den Frau außerhalb dieses Clubs.“

      Ich erledigte eine Cocktailbestellung und hörte dem Schwarzhaarigen weiter aufmerksam zu. Mein Blick ging zu dem schmunzelnden Mann neben mir, während ich die fertigen Drinks auf der Theke für eine andere Kellnerin abstellte. „Hmm..“, ein nachdenkliches Geräusch kam mir über die Lippen. „Was ist denn dein zweiter Eindruck von mir?“, fragte ich neugierig und legte den Kopf schief. Die langen, blonden Haare fielen mir über die Schulter, weswegen ich mir manche Strähnen hinters Ohr strich. Ich hielt Alexander ein weiteres Glas zum Spülen hin, doch hielt inne, bevor ich es ihm tatsächlich in die Hand gab. „Soll ich dir vielleicht das Spülen abnehmen?“, fragte ich zwischendrin, damit er nicht deutlich mehr als ich arbeiten musste, schließlich war ich eigentlich zum Aushelfen an der Bar da und nicht er.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Was mein zweiter Eindruck von ihr war? Und der erste interessierte sie nicht? Vermutlich hielt sie alle ersten Eindrücke von ihr für gleich. 'Wunderschön'. In Kurzfassung traf es das auch. "Willst du das wirklich wissen?", fragte ich mit hochgezogener Braue und streckte meine Hand aus, um das Glas zu nehmen. "Das Spülen musst du hoffentlich nicht mehr üben", meinte ich und tauchte das Glas ins Spülbecken ein. Ich überlegte, wie ich meinen zweiten Eindruck in Worte fassen sollte.

      Dann trat jedoch nicht nur Sebastian in den Raum - der sich direkt nach der schönen Halbgöttin an meiner Seite umsah - sondern auch noch Kathrin. Äußerlich eine wunderschöne Frau, doch wurde sie ihrem Namen in keiner Weise gerecht. Sie war alles andere als Unschuldig.

      Mein Blick ging zu Kasumi, die gerade von einem anderen Mann umgarnt wurde. Das klappte also gerade nicht. Mir blieb also nichts anderes übrig als ihm dabei zuzusehen, wie er auf die Bar zusteuerte und sich an den Tresen setzte. Auch Kathrin setzte sich an die andere Seite. Ich konnte mich nicht um beide gleichzeitig kümmern. Emilia würde mir erst in einer halben Stunde zu Hilfe kommen.
      "Dann musst du nach deiner Schicht wohl zu mir nach oben kommen." Da sie vor Emilia angefangen hatte, müsste sie auch nicht bis zum Ende bleiben. Auch ich könnte heute früher gehen, da Victoria hier war und sich an meiner Stelle um alles kümmern konnte. Schließlich hatte sie einen hohen Lohn gefordert, dafür durfte sie ruhig genau so hart arbeiten wie ich.

      "Hey, Alex", begrüßte mich die Blondine in einem Ton, der nicht deutlicher hätte sein können. Ich würde nicht behaupten, dass sie auf mich stand, aber sie wollte mich auf jeden Fall rumkriegen. Denn ich hatte ihr geholfen eine nennenswerte Architektin zu werden. Durch eine Wette natürlich. Nun war wohl alles, was ihr noch zu ihrem Glück fehlte, ein mächtiger Mann. Ein Mann, der so einflussreich war wie ich. "Hallo, Kathrin", begrüßte ich sie wie jeden anderen Gast. "Sebastian." Mit einem Nicken begrüßte ich auch den Halbgott und stellte ihm flink einen Whisky hin, ehe ich Kathrin unaufgefordert einen Red Passion servierte. Sie trank nichts anderes. Kein Wunder, dass sie so lasziv wurde, wenn sie nicht weiter als so aphrodisierende Getränke bestellte.
      Ihre Augen waren auf den ersten Blick genau so schön wie der Rest an ihr. Aber sie strahlten etwas gefährliches aus. Eine Frau, von der ich lieber die Finger lassen sollte. Doch jetzt, wo ich Juliette hatte, begehrte ich ohnehin keine andere Frau mehr. Was aber nicht nur ihrer göttlichen Fähigkeit zu verdanken war, denn ich würde von mir behaupten, dass ich so einem Voodoo widerstehen könnte, wenn ich wollen würde. Juliette hatte aber so viel mehr zu bieten, was ich noch erfahren wollte.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

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      Juliette de Valois

      „Wenn ich frage, dann will ich doch auch die Antwort wissen“, protestierte ich mit einem Schmollen auf den Lippen. Abwartend sah ich den Halbgott an, wie es hinter seinen Augen zum Nachdenken kam. Offensichtlich suchte er nach den richtigen Worten, um seinen zweiten Eindruck von mir zu beschreiben. Aber noch würde ich die Antwort auf meine Frage nicht bekommen, stattdessen verschob Alexander es auf nach den Feierabend. Seine Aufmerksamkeit war gerade auf etwas anderes gerichtet.

      Erst blickte ich dem Schwarzhaarigen fragend ins Gesicht, das plötzlich irgendwie etwas angespannter schien. Dann folgte ich seinen dunklen Augen zu einer Frau und einem Mann, die gerade den Spielsaal betreten hatten. Den Mann kannte ich schon von gestern und auch da war Alexander komisch geworden. Aber die Frau erkannte ich nicht. Blonde, kurze Haare umspielten frech ihr markantes Gesicht und ihre hellblauen Augen gaben mir das Gefühl, sie würde durch mich hindurchschauen. Beide setzten sich uns gegenüber an die Bar und wurden sofort von Alexander bedient. Kathrin und Sebastian. Der muskulöse Mann gegenüber von mir lehnte sich in seinem Barhocker nach vorne und stützte einen Unterarm auf die Bartheke. Die freie Hand hielt er mir entgegen. „Alex hatte anscheinend noch nicht den Anstand dich mir vorzustellen“, äußerte er schmunzelnd und seine Augen wechselten kurz zu dem Halbgott, bevor sie mich wieder fixierten. Erst lief es mir kalt den Rücken runter, dann kam das altbekannte Prickeln wieder. Mit einem schmalen, gezwungenen Lächeln nahm ich seine Hand entgegen und sagte: „Mein Name ist Juliette.“ Ich merkte wie er meinen Handrücken zu seinem Mund zog, doch ich wich einen halben Schritt nach hinten aus. Ungewollte Berührungen waren noch schlimmer als ungewollte Blicke. Und seine spürte ich deutlich auf mir und auf dem bisschen Haut, dass die obersten, offenen Knöpfe meiner Bluse zeigten.
      Als wäre nichts befremdliches gerade passiert, fuhr Sebastian scherzend fort: „Juliette? Was ein romantischer Name, fehlt dir nur noch ein Romeo.“ Ich konnte garnicht unterdrücken, dass bei dem Spruch meine Augen rollten. Um diese Geste zu vertuschen, sah ich zu der Frau, die bei uns an der Bar saß. Ihre eiskalten Augen musterten mich rauf und runter, als ob sie herausfinden wollte, warum ich genau hier war.

      „Alex sonst arbeitest du doch auch nicht an der Bar“, kam es Kathrin über die roten, vollen Lippen, während sie die blutrote Flüssigkeit in ihrem Glas umher schwenkte. Ihr schmalen Finger waren geziert von langen, roten Nägeln und ich spürte wie ihr abschätziger Blick sofort sanfter wurde, als sie wieder zu dem Schwarzhaarigen sah.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Anstand? Und wie anständig ich war, sie ihm nicht vorzustellen. Ich hätte ihn als Freund bezeichnen können, aber so wie er mit Juliette sprach, würde diese bald verwelken.
      Im selben Moment wie ich ihm antworten wollte, erklang die Stimme der Blondine, zu der ich mich wandte. "Vielleicht vermisse ich es ein wenig. Vor dem Apòlafsi habe ich jeden Tag an einer Bar für feuchte Kehlen gesorgt." Damit wandte ich mich auch schon wieder von ihr ab. Mir war in diesem Moment egal was sie über mich dachte oder ob sie auf Juliette eifersüchtig sein würde.
      "Vor Romeo und Juliet gab es Julius Caesar. Julia ist die weibliche Form davon. Der Name bedeutet von den Julier abstammend oder - welche ich bevorzuge - dem Jupiter gewidmet. In der Astrologie steht dieser Planet für Glück, Optimismus, Erfolg, Reichtum und Ruhm", belehrte ich den Muskelprotz und sah dabei auch kurz zu Juliette. Alles, wofür der Jupiter stand, fehlte ihr gerade im Leben. Denn sie hielt ihre Fähigkeit für ein Unglück, verlor dadurch ihren Optimismus und behindert damit ihren eigenen Erfolg. In 3 Monaten jedoch - da war ich mir sehr sicher - würde sie in einem neuen Licht erstrahlen. Wie ein Schmetterling würde sie endlich aus ihrem Kokon schlüpfen und die Welt mit anderen Augen sehen können. Selbst wenn ich sie hätte gewinnen lassen, hätte sie so, wie sie jetzt war, vermutlich nur einen Einbruch erlebt. Man konnte also fast sagen, dass ich ihr damit einen Gefallen tat. Das dies die Vorbereitung auf ihren Wunsch war, damit er wirklich in Erfüllung gehen konnte. So wie es auch bei manch anderen war.
      "Und wofür steht mein Name?", fragte die Frau, die scheinbar um meine Aufmerksamkeit kämpfte. Also drehte ich mich wieder zu ihr um und sah ihr direkt in die Augen. "Unschuld." Sie kicherte, denn auch ihr war klar, dass Unschuld wirklich nicht zu ihr passte. Für ihre Ziele ging sie fast schon über Leichen. Ja, ich war da nicht besser, aber ich trieb niemanden in irgendwelche Abgründe.
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      - Eugene Ionesco
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      Juliette de Valois

      Überrascht sah ich den Schwarzhaarigen an, während er meine Namensbedeutung erklärte. Ich hatte mich nie damit beschäftigt was sich hinter meinem Namen versteckte und war der Meinung mein Vater war wahrscheinlich einfach ein Romantiker, weswegen er auf Juliette gekommen war. Glück, Optimismus, Erfolg.. Wie ironisch. Dabei fühlte ich mich von Anfang an zu Unglück verdammt. Waren Namensgebungen wirklich so bedeutsam? Für Alexander anscheinend schon. Ich sah zu dem muskulösen Mann vor mir, der mit dunkler Miene den Sohn Hades‘ im Blick behielt. Und dann schnitt auch noch die Stimme von Kathrin mit ein. Ich würde froh sein, wenn Emilia endlich auftauchen würde, denn die Stimmung wirkte ungewöhnlich angespannt zwischen allen.

      „Willst du nicht mit mir an einen Tisch gehen?“, fragte die Blondine und stellte ihr leeres Glas mit einem leisen Klirren auf der Theke ab. Sie klimperte mit den langen Wimpern und sah Alexander inständig an. Die Bestellungen kamen gerade nur sporadisch bei uns an, das würde ich auch alleine handhaben können. Doch statt meinen Gedanken auszusprechen, kümmerte ich mich stillschweigend um eine Cocktailzubereitung. Meine Erlaubnis brauchte er sowieso nicht. Dennoch sah ich kurz neugierig von dem Shaker in meiner Hand zu dem Schwarzhaarigen auf. Würde er mich hier mit dem anderen Mann alleine an der Bar lassen, der mich mit einem anmaßenden Schmunzeln betrachtete?
      „Na komm schon Alex, wir gehen spielen wie in alten Zeiten“, sagte Kathrin und und zog die roten Lippen in einen Schmollmund. Alles was aus ihrem Mund kam, hatte irgendwie einen anzüglichen Unterton, der es mir selbst kalt den Rücken runterlaufen ließ.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Ob ich mit ihr an einen Tisch gehen will? Ehrlich gesagt nicht und dabei würde ich sonst nie nein sagen. Doch im Moment war mir Sebastian ein Dorn im Auge. Zumindest konnte ich noch ein paar Minuten totschlagen, sodass Juliette bald Unterstützung von Emilia bekam. "Guten alten Zeiten, hm?" Warum klang das aus ihrem Mund so, als wäre da mehr als nur das Glücksspiel gewesen? Wollte sie Juliette damit reizen? Als ob gerade ein Machtkampf stattfinden würde.
      "Emilia kommt gleich", hauchte ich in ihr Ohr, um ihr Hoffnung zu schenken. Dabei strichen meine Hände an ihren Oberarmen entlang, während ich an ihr vorbeiging. Dann schnappte ich mir die beiden Drinks, die ich eben zubereitet hatte und begleitete Kathrin an einen der Tische. Zum Glück war Pietro heute wieder da. Er war zwar nur ein Mensch, aber ein sehr zuverlässiger. Sein Name passte zu ihm, denn er war wie ein Fels. Ein Fels in der Brandung. Nun wo ich nicht mehr an ihrer Seite war, wusste er sofort was er zutun hatte und warf ein Auge auf mein Juwel. Sebastian wusste zwar, dass er sie nicht anfassen dürfte, aber sicher ist sicher. Pietro wechselte auch seine Position, um näher an der Bar zu sein.
      Also richtete ich meinen Blick wieder auf die Blondine an meiner Seite. Vermutlich brauchte sie Geld oder ihr war langweilig. Doch ich befürchtete, dass ich sie nicht schneller los werden würde, würde ich sie entweder absichtlich oft gewinnen oder verlieren lassen. Da musste ich jetzt wohl durch.
      Ob Juliette noch immer auf eine Antwort von mir wartete? Wenn ja, wusste sie ja, wann und wo sie diese erhalten würde. Ein Gutes hatte diese Situation ja. Ich konnte weiter überlegen, was und wie ich etwas vor Juliette äußern sollte, um nicht versehentlich das Gegenteil meiner Absicht zu erzeugen.
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      Juliette de Valois

      Als Alexander mir näher kam, nahm ich wieder seinen Geruch wahr. Mittlerweile konnte ich auch einordnen, dass er ein wenig nach Zedernholz roch. Doch lange verweilte er nicht, stattdessen lief er an mir vorbei, um anscheinend Kathrin ihren Wunsch zu erfüllen. Bevor er mich mit Sebastian alleine an der Bar ließ, spürte ich seine großen Hände auf meinen Armen, wie sie mit aufrichtiger Anteilnahme über meine Haut strichen. Weder das, noch die Tatsache das Emilia gleich da sein würde, machten die Situation irgendwie angenehmer für mich. Meine hellen Augen verdunkelten sich und ich biss mir auf die Lippe, während ich dem Schwarzhaarigen hinterher sah. Er begleitete die triumphierend lächelnde Kathrin an einen freien Tisch. Erst die Stimme von Sebastian vor mir riss mich aus meiner Starre: "Krieg ich noch einen?" Er hielt mir sein leeres Whiskeyglas entgegen und seine dunklen Augen musterten mich. "Ich bin noch bessere Gesellschaft wie Alex, versprochen", kam es ihm schmunzelnd über die Lippen, als ich ihm das Glas wieder mit Whiskey auffüllte. War es so offensichtlich, dass mich sein plötzlicher Abgang gereizt hatte? Ich zwang mir ein Lächeln auf und nickte nur stumm, in der Hoffnung bald von Emilia erlöst zu werden.

      Wie als hätte sie meine Gedanken gehört, legte sie mir keine Minute später den Arm um die Schulter. "Hast du mich vermisst?", fragte sie mit einem frechen Grinsen. Das war eine Untertreibung. Mein gespieltes Lächeln wich einem echten, als ich der Schwarzhaarige ins Gesicht sah. Ich nickte energisch und meinte abfällig: "Du würdest mich immerhin nicht einfach hier allein lassen wegen einer anderen Frau." Obwohl ich dachte, dass ich leise genug geredet hatte, fing Sebastian, gegenüber von uns, an ausgedehnt zu lachen. Sein Blick ging zu dem Tisch, wo Alexander mit der Blondine saß.
      "Ach mach dir nichts draus, die beiden hatten bestimmt schon was miteinander", kommentierte er und lehnte seinen Arm über die Rückenlehne des Barhockers. Abwegig klang es nicht und verwundern würde es mich auch nicht, aber irgendwie machte es mir dennoch etwas aus. Wieder biss ich mir auf die Unterlippe und versuchte seinen Kommentar zu ignorieren, ganz anders als Emilia. Sie war Sebastians Blick gefolgt und erkannte die Blondine anscheinend direkt. "Was? Alex und Kathrin? Niemals", meinte sie geschockt und schüttelte ungläubig den Kopf, während sie sich direkt daran machte einen Drink zuzubereiten.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Natürlich war ich kein unbeschriebenes Blatt, aber Kathrin? Nein. Es gehörte zu meinen Fähigkeiten insbesondere Menschen schnell zu durchschauen und Kathrin wirkte auf mich eher wie eine giftige Spinne. War man erst mal in ihrem Netz gefangen, würde sie einen mit Haut und Haar verspeisen. Ja, ich würde dieser Frau sogar zutrauen sich schwängern zu lassen, um an ein Druckmittel zu kommen. Vielleicht übertrieb ich da auch, aber aus diesem Grund ließ ich lieber meine Finger von ihr. Ich hatte dabei einfach kein gutes Gefühl, auch wenn sie eine wunderschöne Frau war, der man nur schwer widerstehen konnte. Welcher Mann würde nicht unter diesen blauen Augen, die einen ansahen, als wäre man das Objekt ihrer Begierde, weich werden? Oder besser gesagt hart. Mit Juliette's Fähigkeiten wäre sie unwiderstehlich. Doch zum Glück besaß sie keinerlei göttlichen Fähigkeiten, weshalb ich ihr überlegen blieb.

      Dann erzählte sie mir von einem anspruchsvollen Kunden und ihren aktuellen Projekt. Er schien sie an ihre Grenzen zu bringen. Sollte ich ihr nun dabei helfen? "Vielleicht könntest du sie dir ja mal ansehen?" Also doch. Sie wollte mir ihre Entwürfe zeigen. Ganz privat versteht sich und vermutlich nur leicht bekleidet. "Ich bin kein Architekt."
      Ich riet ihr, den Auftrag einfach abzulehnen, doch das würde ihren Stolz verletzen. Der Auftrag würde sie berühmt machen und aufzugeben würde ihren Ruf ruinieren. "Du kannst sie mir morgen Mittag vorbeibringen, dann schau ich mal drüber." So entging ich wenigstens der Not sie in ihren privaten Räumen aufsuchen zu müssen. Das schien ihr zwar nicht so ganz zu passen, aber wenn es ihr ernst war, würde sie das Angebot schon annehmen.

      Zwischenzeitlich war auch endlich Emilia eingetroffen. Sie wusste, wie man mit Sebastian umging. Wobei ich ohnehin bezweifelte, dass Juliette an ihm Interesse haben könnte. Er sah gut aus und konnte sich einigermaßen gescheit ausdrücken. Mit anderen Worten: Er war nicht so hohl, wie er aussah. Dennoch wusste ich über Juliette soviel, dass sie nicht an der Aufmerksamkeit von Männern interessiert war. Jedenfalls nicht an der, wie Sebastian ihr zuteil werden ließ.
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      Juliette de Valois

      Mit Emilia zusammen war es deutlich erträglicher in Sebastians Nähe. Jedes Mal wenn er versuchte mehr Informationen zu bekommen, stoppte sie ihn noch mitten im Satz. Wie ein Wachhund an meiner Seite. Entweder verhielt sie sich immer so, um andere weibliche Kolleginnen zu schützen, oder sie merkte mir einfach an, dass ich mich heute unwohler fühlte, als gestern.
      Nachdem ich einen neuen fertigen Drink an die Kellnerin weitergab, stieß Emilia mich mit ihrer Hüfte an. "Was denn heute mit dir los?", fragte sie spielerisch und doch mit einem besorgten Unterton. Ich winkte nur ab und meinte: "Es ist alles okay." Doch anscheinend hatte ich sie damit nicht überzeugt. Es stellte sich heraus, dass die Schwarzhaarige genauso stur wie Soph sein konnte. Anscheinend mit dem Gedanken meine Stimmung aufzulockern zu wollen, hielt mir Emilia einen Drink vor die Nase. "Na los trink, sonst steckst du mich noch mit deiner Laune an", ihre freundliches Lächeln zu dem Satz ließ ihre Aussage viel mehr wie eine besorgte Freundin, als eine böse Stichelei, klingen. Darin eine Balance zu schaffen, viel ihr wirklich leicht. Mit einem Seufzen nahm ich ihr das Glas ab und nahm einen Schluck davon. Ein bitterer und brennender Geschmack rann mir die Kehle runter. Ich verzog kurz das Gesicht und zog die Augenbrauen zusammen, was sowohl die Barkeeperin, als auch Sebastian, zum Lachen brachte.

      "Was machst du, wenn du nicht an der Bar stehst?", fragte der muskulöse Mann und ich spürte seine Augen mich intensiv durchdringen. "Ich studiere", antwortete ich knapp und spürte wie Emilia mich neugierig ansah, als wolle sie, dass ich auch ihr Zuliebe mehr von mir erzählen solle. "Ich studiere Bildende Kunst hier in Nova Arcadia", führte ich meinen Satz etwas weiter aus, "Ich bin im 4. Semester." Ich nahm einen weiteren kräftigen Schluck von dem Drink, den Emilia mir zubereitet hatte, und half ihr dann aus indem ich ein paar benutzte Gläser spülte. Sebastian versuchte weiter Fragen zu stellen, doch Emilia schnitt immer wieder dazwischen wenn sie fand das bestimmte Fragen nicht angebracht waren. Ansonsten erzählte ich den beiden aber, dass ich alleine ohne Mitbewohnerin wohnte und meinen Alltag im Kunststudio. Die Hälfte ihrer Reaktionen darauf bekam ich garnicht richtig mit. Ich hatte meinen Blick auf die Blondine am Tisch mit Alexander fokussiert. Als ob es mir dadurch möglich wäre mitzuhören was sie redeten.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Kathrin hatte mehr oder weniger was sie wollte, also blieb sie auch nicht mehr all zu lang. Immerhin schien sie zu wissen, dass sie heute nicht weiterkäme. Dafür dürfte ich mich morgen wieder mit ihr herumschlagen.. Für heute konnte ich das aber erst einmal ausblenden.
      Also brachte ich unsere Gläser zurück zur Bar und sah zu Sebastian. Die Männergruppe brach ebenfalls auf, um den Raum zu wechseln. Victoria hatte ihnen ein paar Siege verschafft. Das Geld würden sie nun wahrscheinlich anderweitig bei mir ausgeben. "Willst du heute gar nicht spielen?", fragte ich den Halbgott. "Heute bin ich nur wegen der netten Gesellschaft da." Nette Gesellschaft.. Nun war Juliette doch mehr oder weniger zu seiner Hostess geworden, weil er ihr auflauerte. Egal wie viel ich ihm schuldete, damit wurde er mir etwas unsympathischer.
      "Kasumi verabschiedet sich gerade von ihrem Gast." Mir war klar, dass er nicht ihre Gesellschaft meinte. Sein Blick hatte etwas herausforderndes, als würden wir gleich aufeinander losgehen müssen, um wie die Barbaren um Juliette zu kämpfen. Nur hatte ich eindeutig die besseren Karten.
      "Du kannst Feierabend machen Juliette. Ich gehe schon mal vor." Damit hatte ich die Jungfrau in Nöten gerettet. Ob er nun mit Kasumi vorlieb nahm oder nicht. Emilia käme auch allein zurecht, das kam sie immer. Außerdem schloss der Club heute früher, denn morgen war immerhin Montag. Wie auch immer. Meinen Kopf konnte ich nun von sämtlichen Gedanken rund um den Club, Kathrin und Sebastian befreien.

      Nachdem ich die Stufen erklommen hatte, ließ ich mich in meinem Sessel nieder. Durch die Tür gelangte man direkt in das großzügige Wohnzimmer. Edle Sitzgelegenheiten aus schwarzem Leder. Ein weißer, flauschiger Teppich in der Mitte. An der Wand hing ein Fake Kamin. Es gefiel mir die lodernden Flammen zu beobachten. Die offene Küche war auf der anderen Seite und bot alles, was ein Hobbykoch so brauchte. Die Treppe hinauf würde ins Schlafzimmer von dem aus man über das Geländer ins Wohnzimmer sehen konnte.
      Die zwei Stunden mit Kathrin hatten mich wirklich geschlaucht. Nein, das schlimmste war eher Sebastian, den ich bei Juliette zurückgelassen hatte. Was für ein furchtbarer Abend, dabei hatte er so schön begonnen.
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      Juliette de Valois

      Ich wollte gerade meinen Blick etwas anderem zuwenden, als sich Kathrin und Alexander langsam von ihren Plätzen erhoben. Der Schwarzhaarige kam auf die Bar zu und ich wollte nicht danach aussehen, dass ich die ganze Zeit über ihn zusammen mit der Frau beobachtete hätte. Also tat ich so als wäre ich vertieft darin die Gläser in meiner Hand abzuspülen, die ich eigentlich gerade schon abgespült hatte. Ich nahm Alexander seine zwei Gläser noch ab und wollte gerade anfangen, diese ebenfalls sauber zu machen, als er meinte ich könnte Feierabend machen. Erst überrascht, dann deutlich erleichtert, sah ich zu ihm auf und stellte die nassen Gläser neben dem Waschbecken ab. Bevor ich meine Tasche unter der Bar hervorzog, trocknete ich mir noch schnell die Hände ab. „Noch einen schönen Abend euch beiden“, meinte ich mit einem erleichterten Lächeln und zögerte keine Sekunde länger um Alexander zu folgen.

      Von Emilia hatte ich erfahren das der Halbgott direkt über dem Nachtclub seine eigene Wohnung hatte. Meins wärs nicht, aber wenn man sowieso jede Nacht im eigenen Nachtclub unterwegs war, dann konnte einen die laute Musik unterhalb den eigenen vier Wänden wohl nicht stören. Ich lief die vielen Treppen bis hoch zu einer weitläufigen Tür. Vor dieser waren zwei Security Männer positioniert. „Sind Sie Juliette?“, fragte mich eine tiefe Stimme, als ich vor den beiden zum Halt kam. Ich nickte knapp und war etwas verwundert. Wahrscheinlich hatte Alexander Bescheid gegeben, dass ich nachkommen würde? Auf jeden Fall hatte diese Wohnung eine ganz andere Atmosphäre als mein kleines Apartment. Einer der beiden Security Leute hielt mir die Tür auf, woraufhin ich in das großräumige Wohnzimmer schlüpfte.

      Ein Kamin an der Wand ließ alles in einem lodernden, warmen Licht erleuchten. Ich konnte die Umrisse einer dunklen Ledergarnitur ausmachen, welche teilweise einen weißen Teppich verdeckte, der so flauschig aussah, dass man sich drin einkuscheln wollte. Mein Blick ging über die Sitzgelegenheit rüber zu der offenen Küche, die wohl besser ausgestattet war als in manchen Luxusrestaurants. Und dann bemerkte ich die Treppe, die zu einem Loft Zimmer führte. Von meiner Position aus konnte ich lediglich das Geländer sehen, dass die Abgrenzung nach unten hin bot. Instinktiv zog ich meine weißen Turnschuhe aus und ließ sie im Eingang stehen, bevor ich meine ersten Schritte in die Wohnung wagte. „Was hatte es denn mit Kathrin auf sich?“, kam es neugierig aus mir geplatzt, als ich auf Alexander zu lief und mich gemeinsam mit meiner Handtasche auf einen weiteren Ledersessel, wie seinem, hinsetzte. Meine Tasche ließ ich neben mir auf dem Lederstoff ruhen, während ich die Beine überschlug. „Sebastian meinte..“, fing ich an, aber schnitt mich selbst mitten im Satz ab. Ich wollte wissen ob er was mit der Blondine hatte, aber eigentlich ging es mich nichts an. Stattdessen kaute ich auf meiner Unterlippe und lehnte mich vorsichtig in dem Sessel zurück.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Ich beobachtete, wie sie auf mich zukam. Zuvor fiel sie aber direkt mit einer Frage ein, kaum war sie richtig richtig eingetreten. Was es mit Kathrin auf sich hatte? Sebastian meinte was? Ich konnte mir schon denken, was er meinte. Doch ich beobachtete noch kurz ihren Blick, ehe ich antwortete. "Kathrin kam vor ein paar Jahren zu mir, um eine Wette mit mir einzugehen. Sie hat gewonnen und nun ist sie eine aufstrebende Architektin. Heute kam sie vorbei, um mich bei ihrem aktuellen Projekt nach meiner Meinung zu fragen. Was immer Sebastian also meinte, ist nie passiert", erklärte ich und wartete einen Moment.
      "Aber du bist doch hier um zu hören, was mein zweiter Eindruck von dir ist, oder hat sich daran etwas geändert?" Natürlich wollte sie das sicher immer noch wissen. Für mich war das Thema Kathrin nun auch abgehakt, sodass ich zur eigentlichen Frage zurückkehren konnte.
      "Ich habe eine Frau gesehen, die an sich selbst, aber auch ihren Mitmenschen zweifelt. Eine Frau, die sich nur schwer öffnen kann. Du siehst Männer und Frauen und denkst, dass sie dich nur wegen deiner göttlichen Herkunft ansehen. Die hat allerdings nur meinen ersten Eindruck geprägt. Mein dritter Eindruck von dir ist, dass du eine atemberaubende Künstlerin bist, die ein wenig mehr Vertrauen in sich und andere benötigt. Du sehnst dich nach Dingen, denen du selbst im Weg stehst, weil du dich viel zu sehr auf deine ungewollte Gabe fokussierst." Was sie wohl dazu sagen wird? Ich hatte mich bemüht nicht zu ausschweifend zu werden und dennoch all meine Gefühle ausdrücken zu können.
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      Beruhigten seine Worte meine Gefühlslage? Vielleicht. War ich damit zufrieden? Irgendwie nicht. Es blieb als ein nagendes Gefühl in meinem Hinterkopf. Ich blickte dem Schwarzhaarigen entgegen. Mir fiel es schwer anderen zu vertrauen, vor allem wenn sie so vielseitig waren wie er. Dennoch hielt ich meine Zweifel über seine Aussage zurück und atmete stattdessen langsam durch die Lippen aus. Er wechselte das Thema, zu dem, weswegen ich eigentlich hierher gekommen war. Das Thema, das wir hatten, bevor Sebastian und Kathrin uns unterbrochen hatten.

      Abwartend ruhten meine Augen auf ihn, während er mir von seinem zweiten Eindruck von mir erzählte. Je mehr er sprach, desto schmerzhafter wurde es für mich. Meine Zweifel an mir selbst und an anderen, das ich mich nicht öffnen konnte, mein Unwillen in etwas Vertrauen zu stecken, das ich mich zu sehr auf meine ungewollten Fähigkeiten konzentrierte. Ich biss mir auf die Lippe und wendete den Blick von ihm ab. Er hatte mitten ins Schwarze getroffen und deutlich tiefer in meine Welt geblickt, als ich erwartet hatte. Nicht einmal Soph wäre in der Lage mich so zu beschreiben und ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ich war nicht gut darin meine Gedanken zu verstecken und sicherlich würde er auch jetzt in mir lesen können wie ein Buch, wenn ich ihm mein Gesicht zuwenden würde. Aber das tat ich nicht. Stattdessen hatte ich damit zu kämpfen meine Tränen zurückzuhalten, angesichts dieses Portraits von meiner selbst.
      „Du..“, fing ich murmelnd an und spürte wie meine zittrige Stimme kurz vorm Brechen war, „Du hast doch keine Ahnung von mir.“ Ich zog meine Handtasche auf meinen Schoß, als würde sie wie ein Schutzschild fungieren können. Der Ledersessel knarzte leise unter meinen Bewegungen. „Sowas lässt sich doch leicht sagen, wenn man eine super Gabe von seinem Vater bekommt“, kam es mir plötzlich über die Lippen, welche mittlerweile gerötet waren weil ich so fest darauf gebissen hatte. Das hatte ich garnicht sagen wollen, aber ich hatte das Gefühl mich Verstecken zu wollen. Gerade vor der Person, die mich einfach so spielerisch leicht durchschauen konnte. Obwohl ich Sorge davor hatte, was Alexander in meinem Gesicht lesen könnte, sah ich zu dem Schwarzhaarigen auf.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Das Abwenden ihres Gesichts verriet mir schon genug über ihre Gedanken. Offenbar hatte ich sie mit meinen Worten verletzt, was ich nicht beabsichtigt, aber durchaus erwartet hatte. "Du missverstehst mich..", sagte ich etwas gedämpfter und stand auf, um mich neben ihren Sessel zu hocken. Dabei sah ich in ihre Augen und lächelte sanft. "Ich möchte, dass du diese Zweifel ablegen kannst. Das du dich so siehst, wie ich dich sehe. Das du dein Potential erkennst und daran glaubst."
      Ich legte meine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen darüber, während ich einen kurzen Blick auf ihre Lippen warf. "Du kannst das. Du hast schon einmal Selbstbewusstsein bewiesen. Als du mich herausgefordert hast. Du warst so überzeugt von einer Sache, die du nicht beeinflussen konntest. Aber dich und deine Kunst kannst du beeinflussen. Du musst dich nur trauen deine Flügel auszubreiten und loszufliegen", erklärte ich ihr mit ruhiger und sanfter Stimme. "Denkst du, dass ich das alles nur wegen deiner Gabe tue? Angelockt hat sie mich, das gebe ich zu. Aber ich sehe viele Möglichkeiten in deinen Augen. Ob du mir glaubst oder nicht. Aber ich glaube an dich." Ich war felsenfest davon überzeugt, dass sie es schaffen konnte, wenn sie sich nicht länger selbst im Weg stand.
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      Juliette de Valois

      Ich hörte wie Alexander sich aus seinem Ledersessel erhob und auf mich zuging. Vor mir kniend legte er seine warme Hand auf meine Wange und strich mit seinem Daumen über meine Haut. Normalerweise mochte ich keine ungefragten Berührungen, aber in diesem Moment erschien sie mir nicht unangenehm, sondern eher tröstlich. Ich lehnte mich mit meinem Kopf in seine Hand und sah ihn aus glasigen Augen heraus an. „Ich weiß garnicht was ich sagen soll..“, kam es mir über die zittrigen Lippen. Wie konnte er solche Sachen über mich wissen, meine tiefsten Ängste ausfindig machen und auch noch derart an mich glauben, obwohl er mich nur zwei Nächte kannte? Ich merkte, dass ich angesichts dessen, das Alexander mir deutlich mehr zutraute als ich mir selbst, meine Tränen nicht mehr zurück halten konnte. Erst rollte mir ein salziger Tropfen von der Wange, dann der nächste..

      Ich sank vom Sessel zu ihm auf den Boden, unachtsam darüber, dass meine Handtasche neben mir auf den Teppich fiel. Wie ein kleines, hilfloses Kind fühlte ich mich, während ich beide Arme um den muskulösen Körpers des Schwarzhaarigen legte und mein Gesicht an seiner Brust vergrub. Es war mir fast schon peinlich, aber zurückhalten konnte ich mich nun auch nicht mehr. Mit niemandem hatte ich solch ein Gespräch geführt, geschweige denn, das jemand mich jemals so durchschauen konnte. Mit beiden Händen grub ich mich in den Stoff an seinem Rücken, als ob mir das mehr Halt geben könnte. Ich zog meine laufende Nase hoch, während ich mir auf die Lippe biss. Ich unterdrückte das Schluchzen in meiner Kehle und versucht mich zu beruhigen, aber es kamen immer mehr Tränen hervor.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      "Du musst nichts sagen", erwiderte ich, als ich die ersten Tränen an meiner Hand spürte. Allerdings hatte ich nicht vor sie deshalb loszulassen. Sie war nicht die erste Frau, die in meinen Armen weinte und vielleicht auch nicht die letzte. Aber sie war für mich die wertvollste Frau, die ich auf diese Weise kennenlernen durfte.
      Deshalb legte ich einen Arm um sie, während die andere Hand von ihrer Wange an ihren Hinterkopf wanderte und so ihren Körper hielt, aber nicht an mich drückte. Erst als sie begann sich in mein Hemd zu krallen, drückte ich sie ein wenig an mich und kraulte durch ihr wundervoll, weiches Haar. Sie duftete so verführerisch und fühlte sich warm und weich an. Aber auch zerbrechlich. Ja, wie eine zerbrechliche Vase lag sie in meinen Armen und ich sah es als meine Aufgabe sie nicht fallen zu lassen. "Ich fand meine Fähigkeit anfangs auch sehr nervig. Vor allem als Kind hat sie immer dafür gesorgt, dass ich von anderen schräg angesehen oder gemobbt wurde", offenbarte ich ihr und schloss meine Augen, während ich weiter durch ihr Haar kraulte, darauf bedacht, es nicht zu sehr zu zerzausen. "Man sollte nicht jedem verraten, dass man die Geister der Toten sehen kann. Jaaa.. wie du dir jetzt vielleicht denken kannst, hab ich bei dem Spiel geschummelt. Aber hast du echt geglaubt, dass ich das nicht tun würde? Aber keine Sorge. Ich habe vor deinen Wunsch zu erfüllen. Nur habe ich gesehen, dass es nicht ausreichen wird, nur deine Bilder bekannt zu machen. Zuerst muss ich dir helfen und dann schaffst du es auch fast ganz allein." So früh wollte ich eigentlich nicht mit der Wahrheit rausrücken. Vor allem wusste nicht jeder von meiner Gabe. Nur sehr wenige, wie Victoria und Emilia. Aber Juliette hatte mich so sehr verzaubert, dass ich gar nicht anders konnte, als ihr diese Seite von mir zu zeigen.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
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      Juliette de Valois

      Ich lehnte mich gegen seinen Körper und lauschte seiner tiefen Stimme dabei. Langsam flachte die Flut an Tränen ab, doch ich spürte wie meine Augen und Nase gerötet waren, als ich zu ihm aufsah. Mit geschlossenen Augen hielt er mich in seinem Arm und seine freie Hand strich mir durchs Haar. Dann offenbarte er mir etwas, das ich nicht kommen sah. „Du hast bei unserer Wette geschummelt?“, fragte ich nach und setzte einen gespielten Schmollmund auf. Hätte er mir nur diese Tatsache verraten, würde ich sicherlich nicht ihm spielerisch mit einer Hand gegen die Brust hauen, an die ich mich bis jetzt gelehnt hatte. Aber mit dem Fakt, dass er mir helfen wollte und mir meinen Wunsch dennoch erfüllen wollte, hatte ich ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen. Meine Hand blieb auf seiner Brust liegen und ich sah in sein markantes Gesicht.

      „Wehe du betrügst mich nochmal“, warnte ich ihn spielerisch und wischte mir dabei die feuchten Wangen ab. „Ich nehme an du wirst trotzdem drauf bestehen, dass ich die drei Monate hier arbeite, oder?“, fragte ich mit einem leichten Lächeln und legte dabei neugierig den Kopf schief. Jetzt wo ich wusste, dass er die Wette manipuliert hatte, könnte ich mich sicherlich auch irgendwie da raus winden. Aber eigentlich wollte ich das garnicht. Die letzten zwei Nächte waren zwar anstrengend, aber ich fühlte mich wohl unter den anderen Mitarbeiterinnen und offensichtlich auch bei Alexander.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      Bei dem Anblick ihres Schmollmundes, lächelte ich entschuldigend. Ob sie wirklich keine Männerherzen stehlen wollte? So gelang ihr das jedenfalls nicht. Auch dieser spielerische Schlag für meine Schandtat war herzallerliebst. Ihr verweintes Gesicht sah immer noch wunderschön aus und nahm mich vollständig ein.
      "Nie wieder", erwiderte ich leise und beobachtete, wie sie ihre Wangen trocknete. "Ich insistiere", sagte ich mit einem Schmunzeln und legte meine Hand erneut an ihre Wange, um über das Rosa zu streichen. "Sonst gibt es auch keine Berühmtheit." Diesen Satz ließ ich nicht wie eine Drohung, sondern mehr wie ein Versprechen klingen. Ein Lichtblick, der sie motivieren sollte.
      "Aber dazu musst du mir noch deine anderen Werke zeigen", flüsterte ich zärtlich und sah weiter in ihre rötlichen Augen, die durch die Tränen nun noch mehr im Licht glänzten. Ich konnte mich kaum von ihnen losreißen, doch das wollte ich ihm Moment auch nicht. Ihre Augen verrieten mir, dass sie verwundet war, aber gleichzeitig im Begriff zu heilen und stärker zu werden. Der erste Schritt zu ihrem Selbst war also gemacht.

      "Naja, wenn wir schon bei Wahrheiten und Offenbarungen sind: Der Name, den mir meine Mutter gab, lautet Kirian." Der Name, den nur wenige kannten. Allerdings hatte ich die Befürchtung, dass sie es mir vorhalten würde, würde ich erst später damit herausrücken. Außerdem zeigte es ihr hoffentlich, dass sie mir mehr Vertrauen entgegen bringen konnte.
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      - Eugene Ionesco
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      Juliette de Valois

      Sein Lächeln reichte bis zu seinen Augen, um die sich kleine Falten legten, und seine dunklen Augen betonten. Wieder spürte ich seine warme Hand auf meiner Wange und lehnte mich in diese rein. „Ich insistiere“, kam es ihm schmunzelnd über die Lippen, worauf ich als Antwort schnell nickte. Selbst ohne sein Versprechen würde ich wohl dort weiterhin arbeiten wollen. Der Zeitraum von drei Monaten kam mir plötzlich auch garnicht mehr so lang vor.

      „Muss ich das?“, erwiderte ich leise und fing dabei an zu grinsen. Ich wartete einen Moment, bevor ich ihm erzählte: „Ich komm morgen direkt von der Uni hierher, heißt ich werd paar Zeichnungen dabei haben.“ Morgen.. Morgen war garnicht mehr so weit weg. Ich wollte gerade anmerken, dass ich vielleicht langsam nach Hause sollte, als er mir noch eine Tatsache offenbarte. „Kirian?“, wiederholte ich flüsternd und sah ihn verwundert an „Wieso stellst du dich als Alexander vor?“ Neugierig rutschte ich auf dem flauschigen Teppich näher zu ihm und stützt den Kopf auf einem Arm ab, den ich gegen den Ledersessel lehnte. Ich wollte ihm zeigen, dass ich mehr Informationen wollte und ihm aufmerksam zuhören würde. Selbst wenn das als Konsequenz mit sich trug, dass ich diese Nacht wenig Schlaf bekommen würde.
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      Kirian / Alexander Daskalalos

      "Gut." Morgen schon. Ich war gespannt, was sie noch zu bieten hatte. Sowohl künstlerisch, als auch charakterlich. Allerdings wusste ich nicht, was ich von ihrer Neugierde wegen meines Namens halten sollte. Aber so wie sie mir näher kam und mich ansah, konnte ich ihr die Antwort nicht vorenthalten. Und sie wusste wirklich nicht, wie sie damit auf mich wirkte? Wie sie mich damit beeinflusste? Das konnte ich kaum glauben, aber abwegig war das nicht. Es war wohl eher eine Waffe, die sie noch nicht zu beherrschen wusste.
      "Weil Alexander männlicher klingt als Kirian. Und eindrucksvoller", begann ich, um nur ein paar der Gründe aufzuzählen. "Erinnerst du dich an diese Werbung?" Ich atmete tief ein und hätte fast die Augen verdreht. "Kiri, Kiri, Kiri...", versuchte ich die Melodie trotz meiner Abneigung wiederzugeben. Nun zog ich die Augenbrauen etwas zusammen. "So haben mich meine Klassenkameraden immer genannt. Wenn du mich also nicht verärgern willst, nennst du mich besser nicht so." Meine Kindheit war wirklich nicht einfach, aber sie war Vergangenheit. Ich konzentrierte mich viel lieber auf die Zukunft.
      "Das ist mein Ernst", setzte ich nach. Dieses Spitznamen mochte ich wirklich nicht.
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