Eine Muschel aus Glas [Nimue&Hemera]

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    • Nera

      Völlig außer Atem kam ich am versteckten Strand an. Dort empfing mich nur Mera, die mich mit verschränkten Armen und düsterer Miene abschätzig musterte. Ihre sonst so strahlenden, hellblauen Augen waren in ein dunkles, unheilvolles blau getaucht. Noch bevor ich mich überhaupt erklären konnte, schnitt ihre strenge Stimme die Luft zwischen uns: „Nereida wo warst du?!“ Sie klang aufgebracht, besorgt und enttäuscht zu gleich. Dieser Tonfall, zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck und der Tatsache, dass sie mich gerade bei meinem vollen Namen ansprach, stach mir mitten ins Herz. „Es..Ich.. Es tut mir leid, ich hab nicht nachgedacht..“, stotterte ich vor mich hin und umklammerte mit beiden Händen den Stoff meines langen Kleides. Es war wie eine Mutter mit ihrem Kind, aber so sah sich auch Mera mir gegenüber. Sie war es, die mir alles beigebracht hatte, und sie war es ebenfalls, die sich verantwortlich für meine Sicherheit fühlte. „Was hast du denn gemacht?“, fragte sie, wenig beruhigt durch meine gestammelte Entschuldigung. Das Meer schlug immer höhere Wellen um uns, während Meras Emotionen langsam überkochten. „Beruhig dich, es war nichts schlimmes..“, versuchte ich kleinlaut zu erklären. Mir schoß die Hitze von den vergangenen Stunden in die Wangen und mein Herz fühlte sich an, als ob es von Flammen umschlungen wurde, bei der Erinnerung was ich eigentlich getan hatte. „Ich hab mir nur Kunst ansehen wollen, ohne mich mit euch darum streiten zu müssen“, presste ich durch zusammengebissenen Zähnen hervor und senkte den Blick. Ich konnte sie nicht mehr so wütend auf mich sehen. „Ich wollte euch keine Sorgen machen“, warf ich schließlich noch hinterher, als sie nichts darauf antwortete. Unendlich lang zog sich die Stille zwischen uns, während ich darauf wartete, dass Mera zumindest irgendetwas sagte. Ein verzweifeltes Seufzen kam ihr über die schmalen Lippen und ihr Gesicht entspannte sich langsam. „Sag mir nächstes Mal etwas, bevor du ohne ein Wort verschwindest, okay?“, meinte sie schließlich und gab sich geschlagen. Ich nickte, obwohl ich genau wusste, das ich es bestimmt wieder machen würde, nur um diesen jungen Glaskünstler erneut treffen zu können.

      Nach unserem Streit war ich Mera nach Hause gefolgt, doch fand ich keine Ruhe. Weder im frühen Morgen, noch über den Tag hinweg. Wir vier Schwestern hatten uns geeinigt heute nicht an Land gehen zu wollen. Dennoch wollte ich mein Versprechen gegenüber dem Fremden halten. Wieso war er mir nicht aus dem Kopf gegangen? Und wieso fiel es mir wegen ihm so leicht meine Schwestern zu belügen, obwohl es mich schmerzte? Alles Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Somit blieb mir nur noch dieser Sehnsucht nachzugeben.
      Schon vor Sonnenuntergang kauerte ich hinter einer Steinformation im flachen Wasser. Ich war immer aufgeregt, bevor ich an Land ging, aber heute war es anders. Nicht nur, weil ich mich das erste Mal alleine in der Welt der Menschen aufhalten würde. Ungeduldig beobachtete ich die Wasseroberfläche und wie sie die Sonne reflektierte. Es erinnerte an die Glaskunstwerke, die ich gestern in der Galerie betrachten konnte. Nur das sie bunter und schöner waren, als der alltägliche Blick von unten zur Welt da draußen. Als sich der Himmel endlich dunkel verfärbte, traute ich mich den Kopf aus dem Wasser zu strecken. Meine Augen glitten den versteckten Strand entlang. Niemand in Sichtweite. Länger hielt ich es auch nicht mehr aus. Ich eilte durch das flache Wasser hindurch, bis sich mein Schweif wieder in ein Paar Beine verwandelte. Es konnte mir garnicht schnell genug gehen. Ich stolperte durch den nassen Sand die Wellen entlang in Richtung der Lagune, die mir der Künstler gestern gezeigt hatte. Und dann wurde ich plötzlich etwas langsamer. Was wenn er garnicht da sein würde? Wenn ihn mein schneller Abgang verschreckt hatte? Unsicher spielte ich am Saum des kurzen Kleides, das ich dieses Mal anhatte. Ich würde es wohl herausfinden, wenn ich bei der Bucht ankam.
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    • Matteo

      Für ein paar Sekunden verschwand das strahlend breite Grinsen auf seinen Gesicht. "Hey!" rief er empört während sich Luca die Brille wieder zurecht rückte. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein bester Freundund ehemaliger Mitbewohner sich sehr schnell ein weibliche Begleiterin geschnappt hatte, mit ihr die Vorzüge der Bar genossen hatte und sie dann in das venezianische Nachtleben verabschiedet hatten. "Glaub mir, dein Abend war aufregender als meiner, da lese ich an der Intensität deiner Augenringe." Er schnaubte, beleidigt spielen konnte er gut. Für die nächsten Minuten blieb es ruhig. Langsam schlenderten wir die Straße entlang. "Vielleicht ist da was dran." murmelte er schließlich. Fuhr jedoch mit einen ˋAber´ fort. "Das ist bei mir jedoch normal. Du bist jedoch nicht jeden Abend in reizender weiblicher Gesellschaft. Du bist immer nur der Glaskunst verschrieben." Ich rümpfte protestierend die Nase. Natürlich bedeuete die Glasarbeit mit unheimlich viel, jedoch gab es auch noch andere Sachen oder Menschen in meinen Leben die mir unglaublich wichtig waren. "Das stimmt nicht. Da gibt es noch Feli und-" Luca schnalzte. "Deine kleine Schwester zählt nicht." Seufzend wand ich mich aus seinen Arm. "Du hast mich ja unterbrochen." Da gab es auch sie ... die schöne Schwarzhaarige von gestern Abend. Jetzt wo sie mir in den Sinn kam, wurde in mir die Erinnerung an den gestrigen Abend wieder wach. Da war dieser himmliche Kuss.... mein Bauch begann zu kribbeln und wenn ich daran dachte sie heute Abend wieder zu sehen begann mein Herz schneller zu schlagen. "Ey! Matteo!" Erst jetzt bemerkte ich wie mein bester Freund wild mit seinen Händen vor meinen Gesicht herum fuchtelte. "Hm? Bitte was?" Dieses mal war er es der seufzte. "Wo warst du nur schon wieder mit deinen Gedanken? Hat dich die Muse geküsst oder was?" Ich grinste zufrieden. "Kann man so sagen."

      Es hatte sich beinah wie eine Ewigkeit angefühlt mit den Anderen brunchen zu gehen. Als ich mich endlich von ihnen und ihren blöden Fragen verabschieden konnte, schlenderte ich durch die Gassen Venedigs um ein paar Besorgungen zu machen. Es war ein Zeitvertreib sowie Vorbereitung auf den Abend. Alles für den Zweck sich mit einer Decke und einen gut gefüllten Picknickkorb auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt zu machen. Die Sonne ging gerade unter als ich ankam. Etwas geschafft stellte ich den Korb an, stemmte die Hände in die Seite und atmete tief aus. Noch schien niemand hier zu sein. Doch noch war auch noch nicht alles perfekt. Eilig begann ich damit alles so vorzubereiten wie ich es mir ausgemalt hatte. Behutsam und akkurat begann ich damit die Decke auszubreiten. Danach holte ich vorsichtig die Gläser, Teller samt allen Köstlichkeiten aus den Korb. Zum Schluss steckte ich ein paar Fackeln in den Sand. Ich war gerade dabei sie zu entzünden da hörte ich jemanden.
    • Nera

      Meine Schritte verlangsamten sich, als sich die Silhouette eines einzelnen Mannes am Horizont abzeichnete. Das konnte nur er sein, oder? Paar Meter weiter in seine Richtung erkannte ich den braunen Haarschopf, der gerade damit beschäftigt war Fackeln im Sand zu entzünden. Ein breites Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen. Wieso hatte ich mir überhaupt Sorgen gemacht, dass er nicht auftauchen würde?

      Je näher ich dem jungen Künstler kam, desto besser konnte ich erkennen, was er an dem Treffpunkt vorbereitet hatte. Erstaunt musterte ich die ausgebreitete Decke auf der Teller, Gläser und Essen angerichtet war. Das Ganze wurde dazu von den letzten Sonnenstrahlen des Tages in Szene gesetzt. „Das sieht ja perfekt aus“, meinte ich sofort als ich an dem Picknick ankam und konnte mein Lächeln nicht verbergen. Nicht nur wegen der Überraschung, die er vorbereitet hatte, sondern auch weil ich einfach erleichtert war, ihn wiederzusehen. War das komisch? Ich kannte diesen Landbewohner nur einen Abend lang und dennoch freut ich mich so extrem.
      „Womit hab ich überhaupt sowas verdient?“, fragte ich neugierig und legte dabei den Kopf schief. Meine schwarzen Wellen waren noch leicht nass, als sie mir über die Schulter fielen. Meine blauen Augen betrachteten den jungen Mann eindringlich. Niemand hatte bisher so eine Überraschung für mich geplant, geschweige denn auch noch vorbereitet. Mera hatte erzählt das Menschen romantisch miteinander waren, etwas das viel seltener bei uns vorkam. Bei uns waren aber auch die meisten Partnerschaften von den Eltern arrangiert. Natürlich redeten wir über so etwas unter Schwestern. Nur Mera hatte genug Wissen über die Welt der Landbewohner, um uns die Unterschiede zu dieser erklären zu können - selbst in solchen Themen.
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    • Matteo

      Es war plötzlich - fast so schnell wie sie verschwunden war, tauchte sie auch wieder auf. Mein Herz schlag gewann sofort an Geschwindigkeit als ich das strahlende Lächeln der bezaubernden jungen Dame sah. Ihre seeblauen Augen spiegelte sanft das Licht der Fackeln. "Kann...kann ich es mir nicht so angenehm wie möglich machen, wenn ich wieder sitzen gelassen werde?" Ließ ich von der letzten Fackel ab ehe ich sanft meine Hand nach ihr ausstreckte um sie zur Decke zu führen. "Bitte." Mit der anderen machte ich eine einladende Geste. Sie schien... nein sie war viel schöner als am vorigen Abend. Als sie dann tatsächlich meine Hand ergriff konnte ich nicht wiederstehen, es war wie ein innerer Drang nach ihr, sanft zog ich sie zu mir, legte behutsam meinen Arm um ihren schlanken Körper und drehte uns etwas schwungvoll nur um ihr schlussendlich einen Kuss auf die kühle Stirn zu drücken. Ihre Nähe war so berauschend wie am Vorabend, abermals gab es für mich nichts sehnlicheres als ihr all ihre Wünsche zu erfüllen ... so gut wie ich es eben konnte. "Nun... nun sollten wir aber wirklich..." meine Wangen begannen zu glühen. Verlegen legte ich die Hand in den Nacken.

      Als wir uns niederließen, griff ich galant nach den Gläsern und füllte sie mit Wein. Es war äußerst schwierig nichts zu verschüttet oder benebelt auf meine Hand zu kippen da ich meinen Blick nicht recht von ihr abwenden konnte. Nervosität stieg in mir auf als och ihr das Glas reichte. "Bitte sehr." Wer war sie nur? Diese gehemnissvolle Schönheit die ich kaum kannte? Als ich auch mir eingeschenkt hatte, rutschte ich langsam an sie heran. Für einen Augenblick sah ihn sie an. "Heute wieder ohne Schuhe. Und... mit nassen Haaren? Warst du noch schwimmen?" Um diese Zeit war es doch viel zu kalt. Nicht das sie sich doch noch verkühlte.
    • Nera

      „Ich lass dich nicht nochmal sitzen, ja?“, versicherte ich ihm, bevor ich seine Hand in meine nahm. Diese bekannte Wärme breitete sich wieder auf meiner Haut aus, wo er mich berührte. Ich wollte gerade einen Schritt auf ihn zu machen, als er mich eng in seinen Arm zog und mir einen warmen Kuss auf die Stirn hauchte. Sofort merkte ich wie mein Herz begann vor sich hin zu poltern, völlig überfordert damit, wie ich reagieren sollte. Mir stieg lediglich die Hitze in die Wangen, während ich ihn mit großen, blauen Augen ansah und dem Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut nachempfand.

      Ich ließ mich neben ihm auf der Decke nieder, wobei ich so nah an ihm blieb, dass sich unsere Beine berührten. Mit roten Wangen nahm ich ihm das Glas Wein ab und dankte ihm lächelnd. Bei seiner Bemerkung sah ich kurz an mir runter und fuhr mir mit der freien Hand durch die Haare. Ah, verdammt, vielleicht hätte ich nicht so schnell hierher rennen sollen. „Achso also..“, ich lachte kurz auf um zu vertuschen, dass ich mir eine Ausrede einfallen lassen musste, „Ich war erst duschen, deswegen die nassen Haare.“ Ich sah wieder zu meinen nackten Füßen runter, die nervös hin und her wippten. „Ist es nicht viel schöner barfuß am Strand? Wenn der Sand noch so warm ist?“, fragte ich den jungen Künstler und blickte zu seinen Schuhen, „Zumindest besser als Sand in den Schuhen zu haben oder?“ Ich musste leise aufkichern, als ich ihn mit dieser Tatsache konfrontierte. Damit würde ich wohl das Thema erstmal abgewendet haben.
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    • Matteo

      Gedanken verloren ließ ich mein Weinglas gegen das der hübschen Schwarzhaarigen gleiten. Das zarte Klingen der Gläser war wie der inoffizielle Startschuss einen wunderschönen Abends. Es waren abermals ihre Augen die mich vollends in den Bann zogen. Unmerklich verringerte sich die Entfernung zwischen uns. Ich konnte dieser jungen Frau einfach nicht fern bleiben. Das wollte ich auch gar nichts. "Möchtest... möchtest du etwas essen?" Ich hatte in den kleinen Bäckerein und Feinkostläden nur eine kleine Auswahl an verschiedenen Köstlichkeiten zusammen getragen. Alles Mögliche, da ich nicht wusste was ihren Geschmack treffen würde. Ich erwischte mich abermals dabei wie ich immer einmal wieder ihre rosigen Lippen fokussierte. Es reichte nicht ihr einfach einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Zu gern nur würde ich sie noch einmal küssen, ihr ganz nah sein und einfach nur die Zeit genießen... so durfte es ewig sein. Ob sie wirklich heute bei mir bleiben konnte? Gerade als ich darüber nachdachte, bemerkte ich wie nervös ihre Füße wippten. "Alles in Ordnung? Stimmt etwas nicht?" Ob es die Nähe war? War ich zu fordernd? Unentschlossen rückte ich ein Stück zurück, damit sie wieder mehr Freiraum hatte. "Nun, es gibt Menschen die es mögen sich ein wenig vom Strand in ihren Schuhen mit heim zu nehmen." Lachte ich während ich mich dabei erwischte wie ich mir wünschte sie mit zu mir nach Haus zu tragen. Meine namenlose Schönheit ....
    • Nera

      Mein Blick schweifte über das Büffet an kleinen, ausgesuchten Delikatessen und Köstlichkeiten. Da war es schwer, sich überhaupt für eins zu entscheiden. Bis ich dazu kam, fragte mich der brünette Künstler direkt die nächste Frage. Überrascht sah ich zu ihm auf und merkte wie seine Wärme sich vorsichtig von meinem Körper entfernte. Ich nickte schnell und versicherte ihm: „Ja alles okay, keine Sorge.“ Mit diesem Satz rückte ich näher an ihn, um die von ihm geschaffene Distanz wieder aufzuheben. Ich wollte auch noch die ganze Nacht seine Wärme um mich herum spüren, so lange wie es mir eben gestattet war.

      Ich stimmte in sein Lachen ein. Wenn er nur wüsste, dass mein Zuhause weitaus genug Sand besaß. Meine blauen Augen musterten wieder die Essensoptionen um uns herum, bevor ich einen Schluck aus dem Weinglas in meiner Hand nahm. „Sag mal..“, fing ich langsam meinen Satz an und griff nach einer schmalen Brotstange, „..du hast mir garnicht verraten wie du heißt.“ Während ich ein Biss von meinem ausgesuchten Snack nahm, sah ich ihn neugierig an und legte dabei wieder den Kopf leicht schief. Wie er wohl hieß? Ich konnte mir keinen Namen ausmalen, der gut zu dem jungen Künstler passen würde. Aber sah ich wiederum aus wie eine Nera? Oder eine Nereida? Sich so mit ihm zu unterhalten nahm mir ein wenig die Nervosität wieder, wodurch meine Fußbewegungen in ihrer Amplitude immer kleiner wurde. Nur die Aufregung, in seiner Nähe zu sein, blieb und ließ mein Herz bis zum Hals schlagen.
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    • Matteo

      Wie sich ihre schwarzen Strähnen wie fließende Wellen um ihren Körper legten, sie sie mit jeder ihrer Bewegung glitten und sich um ihr feminines Gesicht kräuselten war unglaublich schön anzusehen. Ich nickte stumm als die kaum merkliche Distanz von uns wieder verschwamm. Noch immer in Gedanken schwenkte ich sacht mein Weinglas, so das der rote Tropfen langsam an den zarten Glas zurück schlich und einige hauchdünne Spuren hinterließ. Es war eine kleine Spielerei welche meine Nervosität verbag. Ich bekam einfach nichts herunter, kein Bissen oder Tropfen. Das hätte bedeutet meinen Blick von ihr abwenden zu müssen. In diesen Augenblick wollte ich einfach alles von ihr Aufnehmen, jede Sekunde genießen da sie mir so vergänglich erschien. Langsam streckte ich meine Hand aus um ihr eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr zu streichen. So konnte ich ihre bezaubernden Augen besser sehen. "Mhm...was?" Oh... da hatte ich kurz nicht aufgepasst. Dabei war ich die ganze Zeit nur bei ihr gewesen. "Achso. Matteo, ich heiße Matteo." Raunte ich leise während ich nun deutlich verlegen in den Mitbringeln kramte. Schlussendlich endete es damit doch einmal an meinen Weinglas zu nippen. Hatte ich mich noch gar nicht vorgestellt? Dabei waren wir uns doch schon so nah gekommen. In jenen Augenblick konnte ich sie wieder wahrnehmen, die angenehme Spannung zwischen ihr und mir. Es war fast wie gestern als wir tanzten. Oder... kurz bevor wir uns geküsst haben. Bei diesen Gedanken meldete sich erneut das Kribbeln in meinen Bauch und auch mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um dann noch etwas schneller zu schlagen. "Weißt du ich... ich habe mir den ganzen Tag gewünscht, ich könnte dich wiedersehen." Sprach ich nicht nur die Wahrheit sondern auch das aus was ich dachte. Als würde sie einfach durch mich hindurch schauen können, als wäre ich aus Glas.
    • Nera

      „Matteo?“, kam es mir fragend und gleichzeitig als Aussage über die Lippen. Eindringlich musterte ich den jungen Mann. Mein Blick glitt entlang der braunen Haarsträhnen über seine Augenbrauen zu seinem markanten Kiefer. Matteo passte zu ihm. Besser als jeder Name, der mir hätte einfallen können. Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich in meinem Gesicht, als ich ihm genau das sagte: „Der Name passt irgendwie zu dir.“ Ich wusste nicht warum mir wichtig war, das mit ihm zu teilen. Vielleicht einfach, weil ich wollte, dass er verstand wie ich dachte. Und das egal was er auch sagte, es in mir eine Reaktion darauf gab. Ich resonierte mit ihm, ob ich wollte oder nicht. „Du kannst mich Nera nennen“, erklärte ich ihm, ohne dass er mich danach fragen musste.

      Bei seinem kleinen Geständnis musste ich unwillkürlich lächeln. Ich war erleichtert, dass es nicht nur mir so gegangen war. „Ich wollte dich auch den ganzen Tag über sehen“, beichtete ich mit klopfendem Herzen, „aber ich kann nur immer erst wenn die Sonne untergeht und ich muss wieder nach Hause, bevor die Sonne aufgegangen ist.“ Meine Erklärung gab hoffentlich für einen Landbewohner Sinn.. Ich würde meine zeitlichen Limitierungen, an die ich mich halten musste, garnicht anders umschreiben können. Und da wo ich konnte, wollte ich dem jungen Künstler die Wahrheit über mich erzählen - solange es nicht meine wahre Identität verriet.
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    • Matteo

      Wieder nickte ich stumm. Ja, das war mein Name. Wie meine Eltern auf die Idee kamen mich Matteo also 'Geschenk Gottes' zu nenen war mir nicht klar. Es war einfach so, ich hieß Matteo - ich war Matteo, mein Leben lang. Ich kannte es schlichtweg nicht anders. Dennoch schien mir ihre Zustimmung selbst in so einer simplen Sache unheimlich wichtig zu sein. Es schmeichelte mir sogar auf eine merkwürdige Weise. Ein zufriedenes Lächeln machte sich über meinen Mund breit. "So, findest du?" Säuselte ich leise ehe ich noch einen Schluck von dein Wein nahm. Je weiter der Abend Schritt, je länger ich bei ihr war aber auch je nähr wir uns kamen fühlte ich mich immer etwas benebelter. Ich hatte kaum ein Glas Wein zu mir genommen? War es weil ich außer zum Brunch noch nicht gemessen hatte? Dabei... war es keine schlechte Art des benommen Seins. Nein, in diesen leicht traumähnlichen Zustand wollte ich gern bleiben. "Nera..." ließ ich ihren Namen wie ein Lied über meinen Lippen kommen während er sich tief in meine Seele brannte. Diese schöne Unbekannte hatte endlich einen Namen, einen Namen den ich wohl Zeit meines Lebens niemals vergessen könnte.

      Noch immer ließ ich den Klang ihres Namens in meinen Gedanken nach hallen, da sagte sie etwas was mein Herz erneut antrieb schneller zu schlagen. "M-moment du hast dich..." Ich brauchte keine Bestätigung. Ich konnte die Antwort in den Glitzern ihrer Augen sehen. "Nun...es war nicht nur das sehen bei dir sein zu dürfen, viel mehr deine Nähe." Nein, dabei endete es nicht. "Dich zu küssen, dich in meinen Armen zu halten, diesen Moment in seiner Schönheit zu genießen auch wenn er sofort zerbrechen könnte." So wie das Glas dem ich meinen Leben verschreiben hatte. Doch Nera war eine Frau der ich mich auch ganz und gar verschreiben konnte. Nera mit ihren bezaubernden Lachen, bei dem ihre großen Augen so herrlich frech blitzen. Nera mit ihr zarten aber erhabenen Antlitz, ihrer schlanken doch kräftigen Figur, mit den leicht welligen schwarzen Haar und... den lebendigen Wesen.

      Mein Herz raste mit jeden Gedanken schneller, vor Aufregung, Verlegenheit und... ja da war auch eine Art von Erregung welche ich nur wahrnahm wenn ich sie mich so ansah. Es war dieser leicht verlegen und hoffende Blick. Ein Blick der mir tief aus der Seele sprach. All das zog mich unweigerlich zu ihr hin. Ganz natürlich. Wieder stoppte ich nur nun ein paar wenige Zentimeter vor ihren verführerischen vollen Lippen. Was sie da sagte ließ mich zunächst etwas irritiert die Augenbaue heben. "So? Aber sollen die hübschen Mädchen nicht meist immer Nachts zu Haus statt auf Venedigs Straßen sein?" Doch ...tagsüber fort bleiben zu müssen, war sie etwa ein Vampir? Irritiert schüttelte ich diesen Gedanken aus meinen Kopf. Ich machte mich wohl wirklich lächerlich. Letztlich seufzte ich sanft. "Ob Tag oder Nacht ist mir egal, ich möchte einfach bei dir sein." Kaum hatte ich das letzte Wort über meine Lippen gebracht, waren sie auch schon damit beschäftigt sich abermals auf die ihren zu legen.
    • Nera

      Am liebsten sollte dieser Moment ewig anhalten. Der Himmel hatte sich mittlerweile in ein dunkles, warmes lila gefärbt und die ersten Sterne funkelten hinter vereinzelten Wolken hervor. Das Wasser der Lagune lag ruhig in der Bucht, als ob es mir diesen Augenblick gönnte und mir nicht näher kommen wollte. Ganz im Gegensatz zu dem Mann neben mir. Er wirkte fast wie in Trance. War das meine Wirkung auf ihn? Oder war ein Glas Wein ihm zu viel geworden? Egal welche Zweifel und Sorgen ich hatte, sie wurden sofort wieder weggeblasen als Matteo weiterredete.
      Die Hitze, die sich in meinen Wangen breit gemacht hatte, zog sich durch meinen ganzen Körper. Als würde ich in Flammen aufgehen, nährte sich die Wärme in mir an seinen Worten und zerrte an meinem rasenden Herz. „Geht mir genauso“, kam es mir hauchend über die Lippen. Mittlerweile musste meine Haut genauso warm sein, wie sich seine sonst immer auf meiner anfühlte.

      Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, ich spürte seinen schnellen Atem und ein paar seiner braunen Haarsträhnen kitzelten mich an der Stirn. „Ob Tag oder Nacht ist mir egal, ich möchte einfach bei dir sein“, kam es ihm flüsternd über die schmalen Lippen. Noch bevor ich etwas darauf sagen konnte, versiegelten er meinen Mund mit seinem. Meine gerade noch vor Überraschung geweiteten Augen, schlossen sich langsam. Ich lehnte mich vorsichtig in den Kuss hinein, wollte mehr von ihm auf meiner Haut spüren. Seine Lippen schmeckten nach dem roten Wein, süßlich und doch bitter. Es war fast wie eine Droge, von der ich nicht genug bekam. Dabei war er doch der verzauberte. Meine Hand glitt schüchtern durch seine braunen Haare, die sich unter meinen Fingern so sanft und seidig anfühlten. Am liebsten würde ich die ganze Nacht weitermachen, sobald ich aber wieder einatmen musste, löste ich mich widerwillig von seinen Lippen. „Das fühlt sich zu gut an“, hauchte ich Matteo atemlos entgegen und ließ den Kopf auf seine breite Schulter sinken.
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    • Neu

      Matteo

      Es war magisch und einfach perfekt. Besser war dieser flüchtige Augenblick nicht zu beschreiben. Flüchtig und dadurch paradiesisch. Sofort schloss ich sie in meine Arme. Es war beinah so selbstverständlich wie zu atmen. Nera war ein unglaubliches Wunder. Und in diesen Moment konnte ich ganz mit ihr sein. Als sie schließlich ihre Worte wieder fand nickte ich leicht. Mir ging es genauso. Es war viel zu schön um wahr zu sein. Wie ein bittersüßer Traum.

      Ob ich mir einbildete, das sie wärmer als sonst war? Sanft wagte ich es meinen Kopf neben ihren ehe meine Hände über ihren Rücken glitten. Ich konnte jeden Wirbel und jeden Muskel spüren. Wieder einmal wurde mir bewusst wie kräftig der Rücken dieser wunderschönen Frau doch war. Dabei wirklich Nera sonst so feminin, teilweise sogar zierlich. Wie gern würde ich diesen Wiederspruch ergründen? Ihn auf den Grund gehen... ich wollte die gehemnissvolle Schwarzhaarige ergründen. Zumindest wäre es wunderbar sie besser kennenzulernen. Doch irgendetwas hielt mich zurück, so dass ich mich gar nicht erlauben sie zu fragen. Wie war es nur möglich von einen Menschen den man gerade erst begegnet war so zu begehren?
    • Neu

      Nera

      Ich spürte wie seine Hand sanft an meinem Rücken auf und ab wanderte. Überall wo seine Finger mich berührten merkte ich seine Wärme, die sich wie der Wind kaum spürbar auf meiner Haut ausbreitete und eine leichte Gänsehaut hinterließ. Ich ließ mich weiter auf ihn sinken und betrachtete das ruhige Wasser vor uns. Wie es wohl als Landbewohner war? Sie hatten viel mehr Auswahl, was sie in ihrem Leben tun wollten. Wie entschied man sich da überhaupt für eine Leidenschaft? Meine Fragen brannten mindestens genauso stark in mir, wie das Gefühl Matteo nah sein zu wollen - noch näher als überhaupt möglich.

      „Sag mal, wie kamst du überhaupt dazu Glaskünstler zu werden?“, fragte ich neugierig, wobei meine Stimme weiterhin nicht mehr als ein leises Flüstern im Wind war. Ich hatte das Gefühl würde ich zu laut reden, würde ich die Magie dieses Momentes mit einem Mal kaputt machen. Ich bewegte meinen Kopf so, dass ich den jungen Künstler anschauen konnte. Meine Hand legte sich instinktiv auf seinen Brustkorb. Ich spürte wie sein Herz unter meinen Fingern schlug und, genauso wie meins, viel schneller als normalerweise vor sich hin polterte. Sein heißer Atem umspielte meine dunklen Haaren und unter mir merkte ich, wie sich sein Brustkorb im passenden Rhythmus bewegte. Meine Hand wanderte abwartend über den Stoff an seiner Brust und ich fing an kleine Kreise dabei mit meinen Fingern zu ziehen. Ich wollte ihm das gleiche Gefühl geben, wie er mir an meinem Rücken. Dieses sanfte Kribbeln, das sich über die Haut ausbreitete, und diese wohlige Neigung dazu in den anderen vollkommen hinein sinken zu wollen, nur um sich noch näher sein zu können.
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      Matteo

      Meine Eindrücke verschwammen etwas, der warme Schein der Fackeln, der leichte Wind der See und Nera in meinen Armen. So nah das kein Blatt Papier mehr zwischen uns passte. Immer wenn der Wind stärker wurde und die salzige Seeluft zu uns trieb, drückte ich die hübsche junge Frau mehr an mich. Es war seltsam ... als würde ich fürchten er könnte sie mir weg nehmen. So lang es still blieb war die Atmosphäre um uns herum aufgeladen. Prickelnd, belebend, irgendwie paralysierend und betörend. Alles auf einmal. Dann aber, durchdrangen ihre zarten Worte die Stille. Verwundert sah ich zu ihr hinab. Wie kam sie nur auf diese Frage?

      Ich spürte jede ihre Bewegungen, egal wie klein, fein oder zart sie waren. Dabei schien jede davon so intensiv. Wie konnte ein Mensch nur solch eine Wirkung haben? Noch immer von den Eindrücken berauscht brauchte ich einen Moment um zu antworten. Mitlerweile hatte sie ihren Blick zu mir gewand und ich war in ihren seeblauen Augen gefangen. Ihre Blick war so neugierig, irgendwie fordernd und doch hatte er etwas... etwas liebevolles. Das warme Licht der Fackeln schimmerte in ihnen. Erst als mir der Atem ausging wurde mir bewusst, das ich ganz und gar die Luft angehalten hatte. Zunächst holte ich tief Luft. "Mein Großvater... mein Großvater war Glasbläser." Begann ich leise wobei ich zunächst eine Pause machte um abermals diesen bezaubernden Anblick zu genießen. Wenn ich es schaffte ihn mir mit jeden Detail einzuprägen konnte ich ihn vielleicht in Glas festhalten. "Ich liebe Glas. Es ist so vielseitig. Fragil und unglaublich belastbar, im heißen Zustand besonders formbar und im Kalten so standhaft. Mit genug Achtung und Vorstellungskraft kann Glas jede Form annehmen." Ja, mein Herz schlug seitdem ich ein kleiner Junge war für Glas doch jetzt... schien ich erwachsen geworden zu sein. Jetzt in diesen Augenblick schlug es einzig und allein für Nera.
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      Nera

      Sein verwunderter Blick mit diesen leidenschaftlichen grauen Augen entgegnete mir. So wie ich unter mir spürte, wie seine Brust auf und ab ging, merkte ich auch, wie er in diesem Moment seine Luft anhielt, als ob er vergessen hatte wie man atmete. Ein amüsiertes, leichtes Grinsen zeichnete sich auf meinen Lippen, während ich ihn abwartend betrachtete. Er wirkte wie im Bann, wie verzaubert. Es schien ihm aber nichts auszumachen, weswegen ich versuchte mir über meine Wirkung auf ihn nicht allzu viele Sorgen zu machen.
      „Mein Großvater.. mein Großvater war Glasbläser“, kam es ihm flüsternd nach einem tiefen Atemzug über die Lippen. Ich nickte kaum merkbar um Matteo zu signalisieren, dass ich ihm weiter zuhörte und ihn nicht unterbrechen wollte. Ganz wie ich ihn mit meinem Wesen in Bann zog, schaffte er das gleiche mit seinen Worten. Wie er über das Glas und seine Eigenschaften redete, als wäre es eine verflossene Liebschaft. Fast schon poetisch. Wünschte ich mir vielleicht insgeheim, dass er auch so über mich reden könnte? Oder war ich neidisch, dass Matteo eine solche Leidenschaft hatte?

      Nachdenklich tänzelte ich mit meinen Fingern über seine Haut, die auf jede meiner Berührungen reagierte. Mein Blick ging wieder raus aufs Meer. „Es ist bestimmt schön etwas so sehr zu lieben“, murmelte ich in die aufkommende Meeresbrise und spürte wie der Braunhaarige mich enger an sich drückte. „Ich würde dir gerne mal zusehen wie du aus Glas etwas machst“, flüsterte ich ihm zu, um meine eigenes Trübsal mit dem Wind wegwehen lassen zu können „Also nur wenn du damit einverstanden bist?“ Wieder sah ich zu dem Mann unter mir auf. Es fühlte sich an wie ein Traum, ganz fern von der Realität, wie ich hier mit einem Landbewohner am Strand lag. Nur wenige Meter von meiner eigentlichen Heimat entfernt. Nur wenige Meter entfernt von dem, was mich gnadenlos verraten könnte. Aber statt verräterisch auf mich zu zurauschen und mit jeder Welle näher zu kommen, lag das Wasser weiterhin still.
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