Nera
Völlig außer Atem kam ich am versteckten Strand an. Dort empfing mich nur Mera, die mich mit verschränkten Armen und düsterer Miene abschätzig musterte. Ihre sonst so strahlenden, hellblauen Augen waren in ein dunkles, unheilvolles blau getaucht. Noch bevor ich mich überhaupt erklären konnte, schnitt ihre strenge Stimme die Luft zwischen uns: „Nereida wo warst du?!“ Sie klang aufgebracht, besorgt und enttäuscht zu gleich. Dieser Tonfall, zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck und der Tatsache, dass sie mich gerade bei meinem vollen Namen ansprach, stach mir mitten ins Herz. „Es..Ich.. Es tut mir leid, ich hab nicht nachgedacht..“, stotterte ich vor mich hin und umklammerte mit beiden Händen den Stoff meines langen Kleides. Es war wie eine Mutter mit ihrem Kind, aber so sah sich auch Mera mir gegenüber. Sie war es, die mir alles beigebracht hatte, und sie war es ebenfalls, die sich verantwortlich für meine Sicherheit fühlte. „Was hast du denn gemacht?“, fragte sie, wenig beruhigt durch meine gestammelte Entschuldigung. Das Meer schlug immer höhere Wellen um uns, während Meras Emotionen langsam überkochten. „Beruhig dich, es war nichts schlimmes..“, versuchte ich kleinlaut zu erklären. Mir schoß die Hitze von den vergangenen Stunden in die Wangen und mein Herz fühlte sich an, als ob es von Flammen umschlungen wurde, bei der Erinnerung was ich eigentlich getan hatte. „Ich hab mir nur Kunst ansehen wollen, ohne mich mit euch darum streiten zu müssen“, presste ich durch zusammengebissenen Zähnen hervor und senkte den Blick. Ich konnte sie nicht mehr so wütend auf mich sehen. „Ich wollte euch keine Sorgen machen“, warf ich schließlich noch hinterher, als sie nichts darauf antwortete. Unendlich lang zog sich die Stille zwischen uns, während ich darauf wartete, dass Mera zumindest irgendetwas sagte. Ein verzweifeltes Seufzen kam ihr über die schmalen Lippen und ihr Gesicht entspannte sich langsam. „Sag mir nächstes Mal etwas, bevor du ohne ein Wort verschwindest, okay?“, meinte sie schließlich und gab sich geschlagen. Ich nickte, obwohl ich genau wusste, das ich es bestimmt wieder machen würde, nur um diesen jungen Glaskünstler erneut treffen zu können.
Nach unserem Streit war ich Mera nach Hause gefolgt, doch fand ich keine Ruhe. Weder im frühen Morgen, noch über den Tag hinweg. Wir vier Schwestern hatten uns geeinigt heute nicht an Land gehen zu wollen. Dennoch wollte ich mein Versprechen gegenüber dem Fremden halten. Wieso war er mir nicht aus dem Kopf gegangen? Und wieso fiel es mir wegen ihm so leicht meine Schwestern zu belügen, obwohl es mich schmerzte? Alles Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Somit blieb mir nur noch dieser Sehnsucht nachzugeben.
Schon vor Sonnenuntergang kauerte ich hinter einer Steinformation im flachen Wasser. Ich war immer aufgeregt, bevor ich an Land ging, aber heute war es anders. Nicht nur, weil ich mich das erste Mal alleine in der Welt der Menschen aufhalten würde. Ungeduldig beobachtete ich die Wasseroberfläche und wie sie die Sonne reflektierte. Es erinnerte an die Glaskunstwerke, die ich gestern in der Galerie betrachten konnte. Nur das sie bunter und schöner waren, als der alltägliche Blick von unten zur Welt da draußen. Als sich der Himmel endlich dunkel verfärbte, traute ich mich den Kopf aus dem Wasser zu strecken. Meine Augen glitten den versteckten Strand entlang. Niemand in Sichtweite. Länger hielt ich es auch nicht mehr aus. Ich eilte durch das flache Wasser hindurch, bis sich mein Schweif wieder in ein Paar Beine verwandelte. Es konnte mir garnicht schnell genug gehen. Ich stolperte durch den nassen Sand die Wellen entlang in Richtung der Lagune, die mir der Künstler gestern gezeigt hatte. Und dann wurde ich plötzlich etwas langsamer. Was wenn er garnicht da sein würde? Wenn ihn mein schneller Abgang verschreckt hatte? Unsicher spielte ich am Saum des kurzen Kleides, das ich dieses Mal anhatte. Ich würde es wohl herausfinden, wenn ich bei der Bucht ankam.
Völlig außer Atem kam ich am versteckten Strand an. Dort empfing mich nur Mera, die mich mit verschränkten Armen und düsterer Miene abschätzig musterte. Ihre sonst so strahlenden, hellblauen Augen waren in ein dunkles, unheilvolles blau getaucht. Noch bevor ich mich überhaupt erklären konnte, schnitt ihre strenge Stimme die Luft zwischen uns: „Nereida wo warst du?!“ Sie klang aufgebracht, besorgt und enttäuscht zu gleich. Dieser Tonfall, zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck und der Tatsache, dass sie mich gerade bei meinem vollen Namen ansprach, stach mir mitten ins Herz. „Es..Ich.. Es tut mir leid, ich hab nicht nachgedacht..“, stotterte ich vor mich hin und umklammerte mit beiden Händen den Stoff meines langen Kleides. Es war wie eine Mutter mit ihrem Kind, aber so sah sich auch Mera mir gegenüber. Sie war es, die mir alles beigebracht hatte, und sie war es ebenfalls, die sich verantwortlich für meine Sicherheit fühlte. „Was hast du denn gemacht?“, fragte sie, wenig beruhigt durch meine gestammelte Entschuldigung. Das Meer schlug immer höhere Wellen um uns, während Meras Emotionen langsam überkochten. „Beruhig dich, es war nichts schlimmes..“, versuchte ich kleinlaut zu erklären. Mir schoß die Hitze von den vergangenen Stunden in die Wangen und mein Herz fühlte sich an, als ob es von Flammen umschlungen wurde, bei der Erinnerung was ich eigentlich getan hatte. „Ich hab mir nur Kunst ansehen wollen, ohne mich mit euch darum streiten zu müssen“, presste ich durch zusammengebissenen Zähnen hervor und senkte den Blick. Ich konnte sie nicht mehr so wütend auf mich sehen. „Ich wollte euch keine Sorgen machen“, warf ich schließlich noch hinterher, als sie nichts darauf antwortete. Unendlich lang zog sich die Stille zwischen uns, während ich darauf wartete, dass Mera zumindest irgendetwas sagte. Ein verzweifeltes Seufzen kam ihr über die schmalen Lippen und ihr Gesicht entspannte sich langsam. „Sag mir nächstes Mal etwas, bevor du ohne ein Wort verschwindest, okay?“, meinte sie schließlich und gab sich geschlagen. Ich nickte, obwohl ich genau wusste, das ich es bestimmt wieder machen würde, nur um diesen jungen Glaskünstler erneut treffen zu können.
Nach unserem Streit war ich Mera nach Hause gefolgt, doch fand ich keine Ruhe. Weder im frühen Morgen, noch über den Tag hinweg. Wir vier Schwestern hatten uns geeinigt heute nicht an Land gehen zu wollen. Dennoch wollte ich mein Versprechen gegenüber dem Fremden halten. Wieso war er mir nicht aus dem Kopf gegangen? Und wieso fiel es mir wegen ihm so leicht meine Schwestern zu belügen, obwohl es mich schmerzte? Alles Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Somit blieb mir nur noch dieser Sehnsucht nachzugeben.
Schon vor Sonnenuntergang kauerte ich hinter einer Steinformation im flachen Wasser. Ich war immer aufgeregt, bevor ich an Land ging, aber heute war es anders. Nicht nur, weil ich mich das erste Mal alleine in der Welt der Menschen aufhalten würde. Ungeduldig beobachtete ich die Wasseroberfläche und wie sie die Sonne reflektierte. Es erinnerte an die Glaskunstwerke, die ich gestern in der Galerie betrachten konnte. Nur das sie bunter und schöner waren, als der alltägliche Blick von unten zur Welt da draußen. Als sich der Himmel endlich dunkel verfärbte, traute ich mich den Kopf aus dem Wasser zu strecken. Meine Augen glitten den versteckten Strand entlang. Niemand in Sichtweite. Länger hielt ich es auch nicht mehr aus. Ich eilte durch das flache Wasser hindurch, bis sich mein Schweif wieder in ein Paar Beine verwandelte. Es konnte mir garnicht schnell genug gehen. Ich stolperte durch den nassen Sand die Wellen entlang in Richtung der Lagune, die mir der Künstler gestern gezeigt hatte. Und dann wurde ich plötzlich etwas langsamer. Was wenn er garnicht da sein würde? Wenn ihn mein schneller Abgang verschreckt hatte? Unsicher spielte ich am Saum des kurzen Kleides, das ich dieses Mal anhatte. Ich würde es wohl herausfinden, wenn ich bei der Bucht ankam.
☀︎ Live by the sun
Love by the moon ☽︎