Die Kunst der Beschwörung ⇌〔SirDinadan & Alea〕

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    • Die Kunst der Beschwörung ⇌〔SirDinadan & Alea〕


      Headline by CoolText

      Fantasy | Mystery

      mit @SirDinadan & Alea

      Vorstellung
      Eyleen Reichenbach
      "Aua, aua, aua, AUA! MAMA!" konnte man durch das ganze Haus die Rothaarige rufen hören, als ihre Mutter versucht ihre wilden Locken zu bändigen und zu kämmen. "Aber du kannst doch nicht so auf die Schule der Beschwörer gehen. Was werden die anderen von deinem zerzaustem Haar halten!" versuchte die Bäckerin ihre Tochter zu überzeugen, diese Qual weiter über sich ergehen zu lassen. "Gar nichts werden sie denken! Da geht es nicht um meine Haare, sondern das perfekte Beschwören zu erlernen. Und jetzt leg die Bürste weg, bitte Mama, du reißt mir sonst nur Haare heraus, als dass du sie gekämmt bekommst." bat Eyleen, deren erster Tag in der Schule der Beschwörer heute begann. Da dies auch ein Internat ist, damit sich die Schüler ganz auf ihr Studium konzentrieren konnten, war dies auch gleichzeitig ein Abschied von ihrer Familie. Zwar lebten sie in derselben Stadt, doch war Praha groß und alleine der Schulweg würde sie von hier bis in die schöne Innenstadt mindestens eine Stunde kosten und das zu Fuß. Das Fuhrwerk ihres Vaters konnte sie nicht nutzen, war es erstens viel zu groß für die Innenstadt und zweitens brauchte er es selber, um das Mehl zu transportieren, dass er bei den Müllern kaufte. Einen anderen Wagen besaßen sie nicht und eigentlich freute sich Leni schon darauf, etwas weg von ihrer Familie zu kommen. Hier ging es immer nur ums backen. Sie konnte sich weder mit ihren Eltern noch mit ihrem Bruder Dietrich über Beschwörungen, Beschwörer oder gar Dämonen unterhalten. Das war ihnen zu unheimlich und meinten, dass sie es eh nie wirklich verstehen konnten. So war die einzige Person, mit der sie sich darüber unterhalten konnte, ihre Schirmherrin Miss Scarlett Balenski. Ohne diese einflussreiche Dame wäre es Eyleen gar nicht erst möglich eine Beschwörerin zu werden. Miss Balenski machte sich in der Politik stark dafür, dass es mehr Frauen als Beschwörer gab und so suchte sie auch selber aktiv nach jungen Mädchen, die diesem Handwerk nachgehen wollten und förderte sie. Natürlich machte sie dies nicht aus Nächstenliebe und Herzensgüte, so versprach sich Scarlett davon, dass sie irgendwann in den Rat gewählt wurde, der die Strippen von Praha zog. Und da nur Beschwörer den Rat wählten, investierte sie in die neue Generation, die sie dann in ein paar Jahren in den Rat wählten.
      "Außerdem sagt Miss Balenski, dass ihr meine Haare gefallen, so wie sie sind!" merkte Eyleen an, die doch sehr von dieser schönen Frau beeinflusst wurde, ohne dass sie es wirklich merkte. Aber wer konnte es ihr verübeln, war die Dame die einzige Person, die ihren Traum Beschwörerin zu werden unterstützte. "Hast du denn wenigstens deine Sachen schon gepackt?" fragte ihre Mutter und legte seufzend die Bürste bei Seite. "Natürlich! Schon gestern Abend habe ich alles fertig gepackt." kam es stolz von der Rothaarigen, die es kaum erwarten konnte das Internat zu besuchen.
      Ihr Bruder brachte die Kleidertruhe an die Eingangstüre und bis man Eyleen abholte, wurde sie von ihrer kleinen Familie verabschiedet. "Wir sind sehr stolz auf dich, mein Schatz." meinte der Bäcker und umarmte seine Tochter. "Vergiss uns nicht, wenn du eine große Beschwörerin bist." kam es von Dietrich, der zwar nicht allzu große Hoffnung in seine Schwester hatte, aber dennoch ihr alles Gute und auch Erfolg wünschte. Kaum waren sie mit der Verabschiedung fertig, klopfte es auch schon an der Türe. Irgendwie schaffte es Miss Balenski immer den perfekten Moment abzupassen. Bald würde Eyleen auch wissen, wie es dazu kam. Natürlich war die junge und wohlhabende Frau selber auch eine Beschwörerin und immer in Begleitung ihres Dschinns namens Gwendoline unterwegs. Diese legte sich getarnt als weißes Hermelin immer um ihren Hals, dass man nicht vermutet, dass ein Dämon bei ihr ist. Andere Dämonen können dies natürlich sehen, aber Menschen besitzen nicht diese Gabe.
      Sofort öffnete man der Sponsorin die Türe, die wie eh und je wunderschön aussah, mit ihrem eigenen roten Haar, das aber eher wie Seide wirkte, so weich wie es über ihre Schultern fiel. Und dazu hatte sie immer eine sehr edle Robe an und einen großen Hut. "Guten Tag." begrüßte Scarlett die Familie Reichenbach, mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen und sah auch schon direkt zu ihrem kleinen Protegé . "Guten Tag, Miss Balenski. Wir wollen Ihnen noch einmal dafür bedanken, dass Sie unserer Tochter diese Chance ermöglichen. Als Zeichen unseres Dankes haben wir Ihnen ein paar Trdelník gebacken. Sie gehören zu dem beliebtesten Gebäck, das wir verkaufen." sprach Frau Reichenbach die edle Dame an und hielt ihr einen Karton mit dem Baumkuchen ähnlichen Gebäck hin. "Das war doch nicht nötig, aber meine Kolleginnen und Kollegen werden sich bestimmt über dieses leckere Mitbringsel freuen." bedankte sich Scarlett und sah zu Eyleen, die auch sofort den Karton für sie entgegennahm. "Dann wollen wir keine Zeit verschwenden. Bitte bringt doch Eyleens Gepäck zu der Kutsche und ladet es auf. Wir werden dann auch sogleich zum Internat aufbrechen." verkündete die Dame und drehte sich auch schon wieder zu ihrer Kutsche um. Dietrich war so freundlich und packte die Kleidertruhe auf die Kutsche. Eyleen folgte dann Miss Balenski, als diese sich schon in die Kutsche gesetzt hatte und winkte ihrer Familie noch aus dem kleinen Fenster zu, ehe es auch schon losging.
      Mit dem Kutschwagen würden sie schneller die Schule erreichen und auch müheloser. Auf dem Weg dorthin, sprach Scarlett mit dem jungen Mädchen. "Eyleen, ich hoffe doch sehr, dass du im Internat dein Bestes gibst. Deine Leistungen werden nämlich auch auf meinen Ruf abfärben. Sei also immer sehr fleißig und eine brave Schülerin." rief sie der Rothaarigen ins Gedächtnis. "Natürlich Miss Balenski. Ich werde Sie nicht enttäuschen. Das verspreche ich." versicherte Leni der Dame auch so gleich. "Sehr schön. Genau das möchte ich von dir hören. Ich werde dich auch ab und zu mal besuchen und schauen, welche Fortschritte du machst." lächelte sie dem Mädchen zu, dass sie diese nicht alleine ließ, auch wenn es eher ein Kontrollgang war.
      Sie erreichten auch bald das Internat, was ein altes Gebäude war, in dem schon immer Beschwörer oder wie manch einer sie nannte Zauberer, ausgebildet wurden. Man erwartete Miss Balenski auch schon und das Schulpersonal kümmerte ich um Eyleens Gepäck und brachte es direkt auf ihr Zimmer, zu dem sie gerade geführt wurden. Der Direktor persönlich empfing die edle Dame und ihren Schützling und brachte sie zu ihrem Zimmer. "Wie gewünscht ein Zimmer mit Fenster und mit Ausblick in den Garten des Internats. Ich hoffe, es ist alles zu ihrer vollsten Zufriedenheit Miss Balenski." erkundigte er sich bei der einflussreichen Dame. "Natürlich. Am besten, du gehst jetzt in deine Klasse, Eyleen. Wenn ich mich nicht täusche, beginnt heute deine erste Schulstunde mit deinen neuen Mitschülern." sprach sie zu dem jungen Mädchen, die nur staunend durch das Gebäude lief. Es war alles so alt und erhaben hier drinnen. Wie viele Beschwörer schon vor ihr durch diese Flure und über diese Treppen gegangen waren, dass Leni etwas die Ehrfurcht packte. "Sehr wohl Miss. Oh, was soll ich mit dem Gebäck machen?" fragte sie dann, da sie noch immer den Karton mit dem Baumkuchen in der Hand hielt. "Nimm es doch mit, und schenke es deinen Mitschülern. Damit machst du auch gleich einen freundlichen Eindruck." riet Scarlett und entließ Eyleen mit dem Direktor, der sie zu ihrer Klasse brachte. Sie würde schon alleine wieder hinausfinden.
      Dem Direktor hinterherlaufend, versuchte sich Leni den Weg zu merken, damit sie wieder zu ihrem Zimmer finden konnte. Das Gebäude war recht große und sie fragte sich, wie viele Mitschüler sie haben würde und ob sie sich mit ihnen verstand. Hatten diese auch schon wie sie vorher Unterricht in Beschwörung? Bestimmt! Diese Jungen und Mädchen kamen alles aus gutem Haus, nicht so wie sie, eine einfache Bäckertochter. Der Direktor hielt dann vor einer Türe und öffnete diese für die Rothaarige. Es waren schon ein paar Schüler im Raum, aber noch nicht alle. Außerdem fehlte auch noch die Lehrkraft. "Das ist dein Klassenzimmer. Setz dich einfach auf einen freien Platz." brummte der Direktor ihr zu und ging dann auch schon wieder. Leni war zwar nicht schüchtern, doch wohlfühlte sie sich hier auch nicht gerade. Alle starrten sie an und dem zu entkommen setzte sie sich auf einen freien Platz, recht weit hinten. Das Zimmer war wie ein Saal für Naturwissenschaften geschnitten, so gab es hier Stufen und auf jeder standen rechts und links die Tische für die Schüler. Jeder hatte einen eigenen Tisch und vorne bedeckte eine Tafel fast die ganze Wand.
      "Was hast du denn da?" fragte ein Junge mit schwarzem kurzen Haar Leni und deutete auf den Karton. "Oh, das sind Trdelník. Möchtet ihr welche?" bot die Rothaarige den anderen an und öffnete den Karton, in dem das leckere Gebäck zum Vorschein kam.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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    • Willas:

      Das Frühstück verlief wie immer größtenteils schweigend. Nur manchmal sah sein Vater von seiner Zeitung auf, meistens um kurz einen Artikel zu kommentieren, welcher ihn aufregte. Und in letzter Zeit regte ihn vieles auf. Das es immer mehr weibliche Beschwörer gab, die Politik im Allgemeinen, das Wetter...meist erwartete er auf seine Ausführungen keine Antwort, weder von seiner Frau noch von Willas. Aber es war immer ratsam, doch zuzuhören, für den unwahrscheinlichen Fall, dass er doch einmal das Wort an ihn richten sollte. Heute fiel Willas das allerdings ein wenig schwer.
      Seine Eltern nahmen die baldige Abreise ihres zweitgeborenen Sohns mit einer Gleichgültigkeit an, welche der Junge schon von ihnen gewohnt war. Sein Bruder Cedric hatte sich zwar die Mühe gemacht, einen kurzen Brief zu verfassen, in welchem er Willas förmlich zu seinem neuen Lebensabschnitt gratulierte, jedoch hatte er nicht die Zeit gefunden, selbst anzureisen, um sich zu verabschieden. Und wer konnte es ihnen verdenken? Willas hatte seitdem er vier war Sprachunterricht bekommen, mit acht seinen ersten Foliot beschworen, und glaubte selbst kaum, dass das Internat was den Unterricht betraf noch sonderliche Offenbarungen für ihn bereithalten würde. Es gab einen anderen Grund, aus dem er dort war, und er hielt sich für schlau genug, diesen durchschaut zu haben. Willas sollte Verbindungen zu anderen Sprösslingen der meist adeligen Familien knüpfen, sich ein Bild von ihren Fähigkeiten und Schwächen machen, und hoffentlich irgendwann gegen sie verwenden. Eigentlich ganz einfach, und ebenfalls nichts, worauf seine Eltern ihn nicht schon seit Kindesbeinen vorbereitet hatten.
      Warum also war er trotzdem nervös? Am Frühstücktisch musste seine Stiefmutter, die eigentlich die einzige Mutter war, die er kannte, Willas darauf hinweisen, dass es sie störte, wie er die ganze Zeit mit seinen Fingern auf die Tischplatte trommelte. Willas selbst hatte es nicht bemerkt. „Entschuldige bitte, ich halte mich zurück.“, meinte er, und versuchte sich abzulenken, indem er stattdessen in seinem Tee herumrührte. Als Willas sich endlich verabschieden und auf den gar nicht so langen Weg zum Internat machen konnte, war er fast schon erleichtert. Zu Fuß gehen war er zwar eigentlich nicht gewohnt, er hielt es meist für eine Zeitverschwendung, doch es war eine gute Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen, bevor er das Internat erreichte. Und für so eine kleinen Weg eine Kutsche zu bemühen, wäre doch etwas verschwenderisch gewesen.
      In weiser Voraussicht hatten seine Eltern sein Gepäck schon am vorherigen Abend von Jemanden aus der Dienerschaft zum Internat bringen lassen, deswegen brauchte Willas sich nun keine Gedanken darum zu machen. Als er das Gebäude mit seinem weitläufigem Gelände erreichte, musste er zugeben, dass es recht beeindruckend war. Musste es ja auch sein, sonst hätten wohl die meisten Adelsfamilien sich geweigert, ihre Kinder und Erben hierher zu schicken.
      Schon als Kind war er derartige Gebäude gewöhnt gewesen, wenn auch die meisten Herrenhäuser der Adelsfamilien nicht ganz so...riesig waren. Es war eher die Atmosphäre, die dafür sorgte, dass Willas sich fast wie zuhause fühlte. Und das es Einzelzimmer gab war außerdem ganz angenehm, denn der Junge hatte vor, seine nächsten Jahre hier zu verbringen, da hatte er keine Lust auf möglicherweise nervige Zimmergenossen, die ihn beim Lernen störten. Ihm war ein harter Schnitt lieber, als ständig hin und her zu pendeln. Willas wollte sich auf seine Ausbildung konzentrieren, da war nicht viel Zeit für Familienbesuche und sonstige Sentimentalitäten. Und er wusste, dass seine Eltern das genauso sahen, auch wenn sie es nie direkt gesagt hatten. Nachdem er überprüft hatte, dass sein Gepäck auch sicher angekommen war und sich keiner der Diener an seinen Sachen vergriffen hatte, machte Willas sich auf den Weg zu seiner ersten Unterrichtsstunde.


      Die Plätze füllten sich, inzwischen waren wohl die meisten Schüler und die wenigen Schülerinnen eingetroffen. Als ein weiteres Mädchen den Raum betrat, hob Willas kurz den Blick. Sie hatte rotes, wildes Haar, welches ihn ein wenig an ein Gestrüpp erinnerte. Sofort war ihm klar, dass sie niemals aus einer Adelsfamilie stammen konnte. Erstens erkannte er sie nicht und konnte sie auch keiner bestimmten Familie zuordnen, und das konnte er eigentlich bei allen seiner neuen Klassenkameraden. Und zweitens war die Chance, dass jemand Adeliges seine Tochter so herumlaufen ließ, doch verschwindend gering, fand Willas. So eine Person verdiente es eigentlich nicht einmal, dass man ihre Existenz mit einer Begrüßung bedachte, also schwieg Willas und tat so, als würde er die leeren Blätter sortieren, die auf seinem Tisch lagen, als sich das rothaarige Mädchen sich einen Platz suchte.
      Erst, als Jemand das Wort an sie richtete, sah auch Willas auf, und drehte sich leicht herum, um herauszufinden, was der Junge meinte. Als das Mädchen anbot, dass sich ihre Mitschüler etwas von dem Gebäck mit dem seltsamen Namen nahm, konnte Willas ein Lachen jedoch nicht unterdrücken.
      „Entschuldige bitte, aber denkst du wirklich, dass irgendjemand hier auch nur daran denken würde, von Jemanden wie dir etwas zu Essen anzunehmen?“, meinte er schließlich, nachdem er sich halbwegs wieder gefangen hatte. Es war nicht mal böse gemeint, einfach nur ehrlich. Nicht nur, dass es wahrscheinlich unhygienisch war, wenn man ihre Herkunft bedachte, es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Beschwörer versucht hatten, ihre Mitstreiter auf diese Weise zumindest zeitweilig auszuschalten. War das paranoid? Vielleicht, aber man musste nur an die ganzen Beispiele aus der Geschichte denken. Vor ein paar Jahrzehnten waren mehrere Mitglieder einer Ratsversammlung verstorben, weil sie von den Kekses gegessen hatten, die eine eifersüchtige Ehefrau ihrem untreuen Mann gebacken hatte.
      Gerade, als Willas noch etwas hinzufügen wollte, stand ein blondes Mädchen auf, welches etwas vor ihm und viel weiter vor dem rothaarigen Mädchen gesessen hatte, und steuerte zielsicher auf sie zu. Willas kannte sie, sie und ihren Zwillingsbruder. Leider. Daria und Cosmas d'Aubigné. Er war ihnen schon öfter auf gesellschaftlichen Veranstaltungen begegnet, wie ihr Name bereits verriet waren sie ebenfalls adelig.Sie waren beide groß, schlank, hatten die gleichen blonden Haare und grünen Augen, doch von ihren kurzen Begegnungen wusste Willas, dass Cosmas selten den Mund aufbekam, während Daria für sein Empfinden meist viel zu viel redete.
      „Hast du etwa Angst, dass dich jemand vergiftet? Wie albern.“, sagte sie mit einem Seitenblick zu Willas, und lachte, als sie eins der Gebäckstückchen aus dem Karton nahm. „Merci beaucoup. Es ist sehr freundlich von dir, zu teilen. Ich mag deine Haare.“, sagte das Mädchen dann zu der Rothaarigen, mit einem kaum merklichen Lächeln im Gesicht.
      „Natürlich nicht...ich fasse nur nichts an, was von derartig fragwürdiger Herkunft ist.“, erwiderte Willas beleidigt, und zuckte mit den Schultern. Anscheinend war diese Erwiderung Daria allerdings keinen weiteren Kommentar wert, sie warf ihm nur erneut einen amüsierten Blick zu, bevor sie zu ihrem Platz zurück ging.
      Willas konnte nicht genau sagen, ob sie das tat, um ihn bloßzustellen, oder ob Daria wirklich Interesse hatte, sich mit dem rothaarigen Mädchen anzufreunden. Bei einer Beschwörerin ging er jedoch eher von ersterem aus. Dazu passte auch, dass sie selbst keinen einzigen Biss von dem Gebäck nahm, sondern dieses auf den Tisch ihres Bruders legte. Gerne hätte er verstanden, was sie ihrem Zwilling hinter vorgehaltener Hand ins Ohr flüsterte, als sie sich kurz zu ihm herunterbeugte, doch sie war zu leise. Doch es musste anscheinend etwas lustiges sein, danach zu urteilen, wie die Beiden lachten.
    • Eyleen
      Eyleen hatte schon Sorge, dass man sie hier nicht willkommen heißen würde, so war sie doch eine Außenseiterin, da alle Schüler aus dem Adelshaus stammten. Sie schöpfte gerade Hoffnung, als ein Junge sich ein Gebäck nahm, ehe sie das kalte Lachen eines anderen Mitschülers hörte. “Aber, wieso denn nicht?” fragte die Rothaarige kleinlaut und musste mit ansehen, wie der Junge den Baumkuchen wieder in die Schachtel legte und sich schnell an seinen Platz setzte. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wer hier aus welcher bekannten und einflussreichen Familie stammte. Leni befasste sich nicht mit Politik und hatte die prominenten Namen nur hier und da mal aufgeschnappt, dass sie diese kannte. Ob sie vielleicht erwähnen sollte, dass Miss Balenski ihre Schirmherrin ist? Nein, die Dame hatte gemeint, dass es ihr lieber war, wenn sie ihren Namen nicht erwähnen würde.
      Dass ihre Mitschüler sie als dreckig und nicht vertrauenswürdig einstufen würde, daran dachte die Rothaarige gar nicht. Intrigen und dergleichen kannte Eyleen nicht und sie würde es wohl oder übel noch kennenlernen, so war das an dieser Schule gang und gäbe.
      Eingeschüchtert und auch etwas traurig, blickte Leni auf die Schachtel mit den frischen Trdelník, die sie wohl am Ende alleine essen musste, da sie Lebensmittel bestimmt nicht wegwarf. So bemerkte sie zunächst gar nicht, wie sich ein paar Schritte ihr näherten, bis sie das großgewachsene blonde Mädchen neben ihr stehen sah. Im Vergleich zu ihr, wirkte Leni wirklich sehr zersaust und gar etwas pummelig. “Schön.” war das erste Wort, was ihr einfiel, als sie die Blonde zum ersten Mal erblickte. “Vergiften?” Wie um alles in der Welt kam dieser weißhaarige Junge auf die Idee, dass Leni ihn oder ihre Mitschüler vergiften wollte?!
      “Äh … gern geschehen. Oh und danke!” gluckste die Rothaarige wieder etwas munterer, dass sie auch nicht auf ihre Worte achtete. “Wir vergiften doch niemanden hier! Das ist ein Geschenk von Miss Balenski.” rutschte es Eyleen dann doch heraus, worauf sie direkt auf ihre Unterlippe biss. “Balenski? Meinst du damit Scarlett Balenksi?” fragte sofort eine andere Mitschülerin mit langen braunen Haaren, die sie zu zwei Zöpfen gebunden hatte. Sofort ging das Getuschel los, war die Dame von Adel sehr umstritten in ihrer Gesellschaft. Gerade die alt eingesessenen Beschwörer und Politiker, belächelten die Rothaarige nur, mit ihrer Idee, die Beschwörerinnen groß zu machen und auch selbst als Frau Fuß in der Politik zu fassen.
      Leni biss sich nur auf die Zunge und verzog bei den Fragen nur ihr Gesicht. Erstens wollte sie doch gar nicht verraten, dass Miss Balenksi, ihre Gönnerin war und zweitens hatte sie doch von all dem keine Ahnung. Was sollte sie nur tun?! “Hoffentlich kommt gleich ein Lehrer.” schickte sie ein Stoßgebet gen Himmel.
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    • Willas:
      Was sollte noch diese dumme Nachfrage? Natürlich meinte das Mädchen die Scarlett Balenski, Willas glaubte kaum, dass Miss Balenski ihre Bäckerin war. Jetzt war auch geklärt, wie die Rothaarige überhaupt in den Genuss dieser Ausbildung gekommen war. Eigentlich hätte Willas sich das schon vorher denken können. Jemand wie sie musste fast zwangsläufig einen geheimen Gönner und wie in ihrem Fall eine Gönnerin haben. Obwohl er nicht wusste, ob ihr das helfen würde, oder ob er sie eher dafür bemitleiden sollte. Seine Mitschüler tuschelten bereits über sie, nur wenige hielten sich zurück, und niemand schien sich darum zu bemühen, sich offen auf die Seite des rothaarigen Mädchens zu stellen. Es war besser, wenn sie so früh wie möglich merkte, dass sie hier nicht hingehörte. Wenn man es genau betrachtete, wäre das nur gnädig. Dann vergeudete sie vielleicht wenigstens nicht ihre wertvolle Lebenszeit mit so etwas nutzlosem, wie als Mädchen Beschwörerin zu werden.

      Nur Daria drehte sich herum, nachdem sie sich schon wieder auf ihren Platz weiter vorne gesetzt hatte, und spielte mit einer Strähne ihres langen, blonden Haares.
      „Irgendwann musst du mir alles über sie erzählen! Ich würde zu gern wissen, wie sie so ist.“, sagte sie, immer noch lächelnd, und Willas vermeinte einen etwas amüsierten Unterton in ihrer Stimme wahrzunehmen. „Nach dem, was man so hört, soll sie eine sehr interessante Frau sein.“

      Man konnte sich denken, dass sie nur auf neuen Tratsch aus war. Und sie war höchstwahrscheinlich nicht die einzige, die sich dafür Interessierte, wie Miss Balenski privat so war, auch wenn keiner der anderen Mitschüler dazu direkt etwas zu der Neuen sagte oder gar Fragen stellte. Nur ein anderer Junge murmelte. „Ich habe gehört, sie soll sehr schön sein.“

      Willas verdrehte die Augen. Er wollte nun wirklich nicht mehr komplett hirnlose Spekulationen über eine Frau hören, die in der gehobenen Gesellschaft zu Recht nur belächelt wurde. Gerade, als er selbst etwas hinzufügen wollte, betrat jedoch ihr Lehrer das Klassenzimmer. Endlich. Willas hätte sich dieses dumme Gelaber auch keine Sekunde länger anhören können.

      „Vielleicht lieber später…“, meinte Daria, anscheinend auf ihre vorherige Aufforderung bezogen, und zwinkerte der Rothaarigen noch kurz zu.
    • Eyleen
      Leni fühlte sich sichtlich etwas unwohl in der Klasse, als die meisten Schüler anfingen zu tuscheln und das in einer Lautstärke, dass sie fast jedes zweite Wort mitbekam. “Fehl am Platz”, “gehört hier nicht” oder Ähnliches konnte die Rothaarige heraushören, wobei sie sich auf einen freien Platz recht weit vorne hinsetzen und den Kopf einzog. Erst die Worte von Daria ließen sie wieder etwas munterer werden. “Äh, gerne.” nickte sie dem Mädchen zu und fügte ein flüsterndes “Später” hinzu, als der Lehrer die Klasse betrat.
      Es war ein hochgewachsener, schlanker Mann, mit einer Brille auf der Nase, die runde Gläser besaß. Er erinnerte von der Statur etwas an eine Stabheuschrecke oder Gottesanbeterin.
      “Willkommen meine jungen Beschwörer.” begrüßte er die Klasse mit seiner nasalen Stimme und blickte jeden einzelnen sehr streng an. “Mein Name ist Mister Kingsley. Ihr sprecht mich entweder so an oder mit Sir. Haben wir uns verstanden?” stellte er sich auch gleich vor und blickte jeden einmal streng an. “Bei mir werdet ihr das Zeichnen des Beschwörerkreises perfektionieren und die verschiedenen Sprachen lernen, die wir für das Heraufbeschwören brauchen.” erklärte er der Klasse dann weiter. “Also, holt Papier und Stift hervor und zeichnet mal ein Pentagramm, so wie ihr es kennt.” forderte er auch gleich die erste Aufgabe der Lehrlinge. Leni kramte aus ihrer Tasche Papier und Stift und fing gleich an zu zeichnen. Es war nicht ihr erstes Pentagramm, machte das ihr sogar irgendwie Spaß, auch wenn es wichtig war, jeden Strich perfekt zu setzen, nichts zu verschmieren, auszulassen oder vergessen. Mister Kingsley ging dann durch die Reihen und spähte über die Schultern der Schüler. Man konnte mal ein Lob hören, oder ein abfälliges Schnalzen mit der Zunge.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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