Salvation's Sacrifice [Asuna & Codren]

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      Kassandras einvernehmlicher, aufgeweichter Blick traf auf Zoras und der konnte gar nicht anders, als seiner Geliebten ein Lächeln zu schenken, das ihm wie aus der Brust strahlte. So eng zusammen, wie sie jetzt waren und wie er es sich seit über fünf Jahren gewünscht hatte, verspürte er nichts anderes als die reinste, unerschütterlichste Liebe für diese Phönixin, die ihn mit ihren schönen, liebreizenden Augen betrachtete, aus denen er nur das zu lesen vermochte, was er selbst am ganzen Leib spürte. Sein Körper kribbelte, nicht nur von den Nachbeben seines Höhepunkts, und er spürte ihre Hände, die sich an sein Gesicht legten, mit einer Wärme, wie sie nur die Sonne selbst heraufbeschwören konnte. Die Sonne oder Kassandra. Der Kuss, der diesem ganzen Akt folgte, war so süß und lieblich, dass er dabei glatt das Wasser und den Raum um sie herum vergaß. Für diesen einen, aber langen Augenblick gab es nichts als ihn und Kassandra, die ihn liebte. Ich liebe dich auch. Die Worte hallten in seinem Inneren wie eine Essenz, die ihm neues Leben bescherte. Sie brachen von seinen Lippen, bis Zoras glaubte, dass er noch nie in seinem Leben so breit gelächelt hatte, wie in diesem einen Augenblick. Über alle Maße liebte er sie, vergötterte sie, und diese Liebe wurde erwidert. Wenn sie es nicht gesagt hätte, hätte er es doch in ihrem einzigartigen Blick gesehen, den sie nur ihm schenkte. Ihm alleine.
      "Meine Hübsche. Meine wundervolle Göttin."
      Er kostete ihre Lippen und dann kostete er ihre Berührung, so viel er davon noch haben konnte. Es war irrelevant, was nun der wahre Grund sein mochte, weshalb er ihre Annäherung unter Wasser aushalten konnte. Solange er ihre Nähe spüren konnte so wie jetzt, wollte er sie mit all seinen Sinnen genießen. Er wollte sie so lieben, wie er es schon seit einer geraumen Weile nicht mehr getan hatte.

      Erst nach Stunden verließen sie das Bad, als das Wasser schon lange kalt geworden war und ihre Körper zu viel von der Nässe hatten. Anders als erwartet, übertrug sich die gewonnene Leichtigkeit aber nicht auf das Bett, denn kaum wollte Zoras Kassandra in die Arme nehmen, wie er es schon für eine sehr lange Zeit an diesem Abend getan hatte, spürte er das gewohnte Gefühl von falsch und fass mich nicht an an die Oberfläche kriechen, der Vorreiter eines Unwohlseins, das sich bis in seine Knochen absetzen würde. Es wunderte ihn zwar nicht, dass ein Abend nicht gereicht hatte, um gewisse Grenzen zu überwinden, aber trotzdem war es eine gewisse Ernüchterung. Für die Nacht mussten sie sich wieder mit getrennten Decken versorgen, was Zoras aber zu überschatten versuchte. Bis in die tiefe Nacht hinein, drückte er Kassandra fest an sich und küsste sie auf zärtlichste Weise. Im Flüsterton unterhielten sie sich, allein um die dämmrige Dunkelheit, die lediglich von einigen von Kassandras Kerzen durchbrochen wurde, nicht zu zerstören. Das Zimmer war groß und ruhig und vor den Fenstern lag eine Stadt, die in einen friedlichen Schlummer gefallen war.
      In dieser Nacht schlief Zoras so gut wie schon seit Jahren nicht mehr.


      Vom Rat war immer noch nichts zu hören, nicht am Tag darauf und auch nicht darauf. Es war der Verwalter, der Zoras morgens abholte und ihn dann in Palastabläufe einzuweihen versuchte, die für Zoras immernoch kaum einen Sinn ergaben und ihm eher die Zeit stahlen als sonst etwas. Erst Kassandras aufmerksame Sinne machten ihn darauf aufmerksam, dass der Rat durchaus seinen Pflichten nachging, nur ohne einen gewissen Eviad dazu einzuladen. Wieso sollten sie auch? Die Regierung funktionierte gut so, wie sie war, und eine neue Partei würde nur Ärgernisse hervorrufen. Sollte man den Eviad doch seinen Titel genießen dürfen, die Regierungsgeschäfte konnten auch ohne ihn weitergehen.
      Wäre Zoras ein solcher Mann gewesen, der aus seiner hohen Machtposition lediglich den Profit herausschlagen wollte, ohne sich um die Schwerstarbeit dahinter zu kümmern, wäre er sicher damit zufrieden gewesen. Er lebte kein schlechtes Leben; die Dienerschaft war sehr fleißig, Wünsche wurden ihm in Windeseile erfüllt und er konnte gehen, wohin er wollte, ohne jemals auf eines der gewöhnungsbedürftigen Ratsmitglieder zu stoßen. Aber Zoras hatte sich die Prophezeiung nicht aus dem Zweck angeeignet, seinen einstigen Wohnsitz gegen einen Palast einzutauschen, der für Könige gemacht worden war. Zwar war Zoras nicht sonderlich erpicht darauf, ein Land zu regieren, aber er war doch durchaus erpicht darauf, ein Land hinter sich stehen zu haben, und das eine war nunmal ohne dem anderen nicht möglich. Deswegen sah er auch gleich, dass er sich in die Tagesgeschäfte des Rates hinein drängen musste, wenn er auch nur einen Schritt weitergehen wollte.

      Natürlich wollte er das aber nicht unvorbereitet tun und so wartete er nach Kassandras Rat ab, bis der Rat sich eines Tages wieder im Audienzsaal einfand, um zweifellos seine vielen Audienz-Anträge abzuarbeiten. Da zog sich Zoras sein türkis akzentuiertes Gewand über, nahm sich eine handvoll Wachen - das war auch noch eine Sache, die auf seiner Liste stand, aber für die er bisher nicht wusste, wie er dort ansetzen sollte - und marschierte selbst in den Thronsaal, Kassandra auf einer Höhe neben ihm. Man hatte für sie beide natürlich keine Plätze freigelassen und bei ihrem Eintritt starrten ihnen ausschließlich missbilligende Blicke entgegen. Einzig Dionysus hatte ein Lächeln im Gesicht, aber das war nicht viel einladender als das Zischen einer von Mirdoles Schlangen. Zoras ging zu ihnen hinüber und nach vielem kindischen Hin- und Hergetue, überließ man ihm endlich zwei Plätze, wo Kassandra und er sich niederlassen konnte.
      Wilben sah ihn missachtend an. Kalea starrte ihn abschätzend nieder. Feyra zeigte ihm die kalte Schulter. Einzig und allein die Champions wirkten einigermaßen neutral, doch Mirdoles Schlange zischelten konstant in Kassandras Richtung und Oronia versprühte Gift mit ihren Augen, die sie auf die Phönixin gerichtet ließ. Man konnte wohl behaupten, dass die beiden nicht sehr willkommen geheißen wurden.
      "Hat der Eviad sich wohl dazu entschlossen, seinen Pflichten jetzt doch nachzugehen und nicht mehr in den Bädern von Kuluar zu dümpeln, hm?", säuselte Dionysus, allein aus dem Grund, die sowieso schon dicke Luft unter ihnen noch dicker werden zu lassen. Zoras fühlte sich geradezu verpflichtet, ihm eine Antwort zu liefern.
      "Ich wäre schon früher gekommen, hätte man mich über die richtigen Abläufe informiert."
      "Woher können wir denn wissen, dass Euer Personal zu nichts taugt? Ist es denn überhaupt schon eingetroffen? Ich habe niemanden gesehen."
      Darauf konnte Zoras nichts mehr antworten, denn natürlich wusste jeder hier Anwesende, dass der Eviad ganz alleine hier war und sich nur auf die Hilfe seiner Phönixin verlassen konnte. Auch das war eine Sache, die sie ändern mussten und das zügig. Es war klar, dass man auf diesen Umstand schon längst aufmerksam geworden war.
      "Nun gut."
      Ristaer klatschte in die Hände.
      "Bringen wir es hinter uns. Kein Grund, hier noch länger zu warten."
      Er gab die nötigen Befehle an die nötigen Wachen und kurz darauf wurden die ersten Würdenträger herein eskortiert, die ein Anliegen an den Rat vorzubringen hatten. Die gebürtigen Kuluarer erwiesen dem neuen Eviad - anders als der Rat - den gebürtigen Respekt und trugen ihr Anliegen vor.

      Hier zeigte sich zum ersten Mal die große Diskrepanz zwischen Zoras und dem Rat, denn Zoras war kein gebürtiger Kuluarer und noch weniger ein Adeliger, der sich mit den Verhältnissen und Gepflogenheiten Kuluars auseinandergesetzt hätte. Noch dazu kannte er keinen einzigen dieser Menschen, die wohl einflussreich genug waren, um eine Audienz gestattet zu bekommen. Den vielen Vorträgen war er recht hilflos ausgeliefert, denn er konnte weder etwas mit ihren Inhalten anfangen, noch mit deren vermeintlichen Lösungen. Teilweise verstand er die Kuluarer nicht einmal; sie nutzten Fachbegriffe und Ausdrücke, die ihm weder geläufig, noch jemals über den Weg gelaufen waren. Man lernte schließlich kein kuluarisch als einfacher Söldner und erwartete dann, die gehobene Sprachkunst des Palastes zu beherrschen. Noch weniger erreichte man in nur wenigen Tagen ein solches Ziel.
      Also war Zoras darauf angewiesen, Kassandra die Führung zu überlassen und Kassandra reden zu lassen. Natürlich entging dem Rat eine solche Feinheit nicht und während sie am Anfang wohl noch das Spielchen getrieben hatten, dass der Eviad nichts wichtiges zu sagen hätte und man sich nur weiter an den Rat wenden solle, gingen sie sehr bald schon dazu über, Zoras die Leitung des Gesprächs zu überlassen und sich vollkommen zurückzulehnen. Dabei war dieser überfragt; er konnte nicht ernsthaft eine Antwort auf ein Problem produzieren, für das er erst einmal Tage bräuchte, um sich überhaupt einzulesen. Er war der Situation hilflos unterlegen und konnte nichts weiter tun, als nur immerzu an die Phönixin zu delegieren - denn auch, wenn sie ebenso wenig über Kuluar und dessen Gegebenheiten Bescheid wusste, hatte sie doch zumindest genug Erfahrung im Leben und auf der Erde, um die Menschen übergangsweise zu vertrösten.
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      Selbstverständlich war es Kassandra in den folgenden Tagen nicht entfallen, dass sich das Leben um sie und Zoras herum zu bewegen schien. Wenn sie hier und da zu gewissen Zeitpunkten Räume betrat, erwischte sie manchmal Bedienstete bei Unterhaltungen oder wie Unterlagen von A nach B getragen wurden. Immer darauf bedacht, möglichst ungesehen des neuen Herrschers zu geschehen. Bei den ersten paar Malen sagte Kassandra dazu noch nichts, doch im späteren Verlauf informierte sie Zoras über diese Umstände, wodurch sich ihre Vorgehensweise dringend ändern musste.
      Schon kurz darauf ließ die Phönixin Kunde nach Paspatera gehen. Darin bat sie Santras darum, Menschen an den Hof zu schicken, die in ihrem Namen agieren und Zoras unterstützen konnten. Je nach Größe der Gruppe würde es einige Tage dauern, bis ihre Unterstützer in der Hauptstadt eintrafen, aber dass sie es würden, stand außer Frage. Kassandra wusste, dass Santras ihr helfen würde, soweit es in seiner Macht stand. Schließlich hatte er es ihnen so auch zugesagt.
      Wie dringend sie diese Hilfe bedurften, wurde kurz darauf schon deutlich. Zoras erkämpfte sich praktisch seinen Sitzplatz bei den Besprechungen, nachdem er sich mit Kassandra darauf geeinigt hatte, aktiv zu werden und sich einzumischen. Während die Würdenträger ihre Anliegen vortrugen, hatte sich die Phönixin entspannt zurückgezogen und lauschte den Erklärungen und Worten. Ihr fiel es nicht schwer, der Unterhaltung zu folgen, aber ein Blick zur Seite bestätigte ihr, dass dies nicht für Zoras galt. Sein Pokerface half ihm nicht sonderlich, denn immer wieder musste er sich an seine Phönixin wenden, die ihm Floskeln und Fachwärter auf Therissisch erklärte. Das tat sie mit Absicht in der Sprache, damit wenigstens der Rat ihnen nicht umgehend folgen konnte. Dionysus‘ breites Grinsen ignorierte Kassandra geflissentlich. Irgendwann wandelte sich das Gespräch so sehr, dass nicht mehr der Eviad konkret angesprochen wurde, sondern nur noch die Phönixin. Als sei sie sein Sprachrohr. Doch Kassandra ließ es nicht so wirken, als sie sich erhaben und edel auf ihrem Sitz platzierte und ganz die Gottheit aufspielte, die sie eigentlich war und die man von ihr erwartete. Schließlich waren sie beide gleichgestellt und niemand dem Anderen unterstellt. Das war es, was sie zumindest verdeutlichen wollten.
      Nach dieser Sitzung betrieben Kassandra und Zoras einen Krisenrat. Gemeinsam zogen sie sich in eines ihrer Gemächer zurück, wo die Phönixin prompt damit anfing, Zoras gefühlt hunderte der Begriffe und Umstände zu erklären, die vorhin gefallen waren. Viel konnte sie zu den Traditionen, den Lehren und der Kultur nicht beitragen, allerdings konnte sie wenigstens ihm die sprachliche Barriere ein bisschen absenken. Sie brauchten Unterstützter, und das eher schneller als später.

      Gut eine Woche später gab es einen Tumult vor den Toren des Palastes. Kassandra selbst sah sich genötigt, Zoras im Empfangssaal abzusetzen, um eigenmächtig nachzusehen, weshalb die Wachen auf dem Vorplatz so einen Aufstand veranstalteten. Sie hatte sich in eines ihrer schönen, türkisen Gewänder geworfen, als sie mit wehendem Haar den Gang zum Tor hinunter schritt und sich schon brüstete, ein Wort der Mahnung zu sprechen, als sie zwischen den Türen innehielt. Vor den Toren stand ein ganzer Mob an Menschen, mehr als sie erwartet hatte, und sie traf den Blick eines einzigen Mannes, damit sich ein verschmitztes Lächeln auf ihren Lippen zeigte.
      „Sie werden passieren“, verkündete Kassandra den Wachen und bedeutete der Vorhut des Mobs, ihr zu folgen, als sie auf direkten Weg zu Empfangssaal ging.

      Die Tür zum Saal ging auf und gab die Sicht auf eine sehr zufrieden stolzierende Kassandra frei, die eine ganze Schlange an Menschen hinter sich her führte. Sie hielt direkt auf Zoras zu, kam zu ihm hoch und setzte sich auf den Stuhl an seiner Seite, der nur für sie angedacht war, und überschlug die Beine.
      Die Schlange an Menschen floss in den Raum und verteilte sich hinter einem einzigen Soldaten, der quasi die Vorhut bildete, und vor Zoras salutierte. Zu seinen Seiten bauten sich weitere Männer in Rüstungen auf, sauberen und gut gepflegten Rüstungen, bis fast 20 Mann eine Linie bildeten. Die Tücher, die zwischen den Gelenken der Stahlplatten hervorblitzten, waren türkis, ebenso wie die Helmzier, akzentuiert. Im Hintergrund trugen die Menschen keine Rüstungen; sie wirkten eher wie typische Bedienstete, mal Köche, mal Hausmädchen, mal Dienstboten. Zwei Männer in langen Roben stachen hervor, die eindeutig entweder Geistliche oder anders gebildetes Personal sein musste. Ihre Roben waren hellgrau meliert mit türkisfarbenen Ranken. Überall stach Zoras‘ gewählte Farbe auch bei den Kleidungsstücken der anderen Menschen hervor, immer dezent, aber sofort sichtbar. Sie tuschelten, manche lachten und wieder andere starrten auf Kassandra und Zoras, als seien sie beide ein gemeinsamer Messias.
      „Wie erbeten überbringe ich beste Grüße aus Paspatera und stelle hiermit die für Euch abberufene Einheit vor. Die Soldaten unterstehen ausschließlich meinem und damit Eurem Kommando, die ehemalige Leibeswache des Stadtherren Santras Gibra. Zusätzlich bringen wir zwei Gelehrte, Thosho und Lasyon, die Euch in Bräuche und Kunst Kuluars einweisen können. Des Weiteren wurden 38 Menschen aus Paspatera entsandt, die Euren neuen Hausstand bilden werden und zusätzlich noch 11 Menschen aus dem Randdorf Balbad, auf eigenen Wunsch hin.“
      Der Soldat salutierte erneut und legte die Hände an seinen Helm. Kassandra, die ganz genau wusste, wer darunter steckte, konnte ein Grinsen nicht mehr zurückhalten. Kupfernes Haar wallte unter dem Helm heraus, als der Vorsteher ihn abnahm und seitlich auf seine Hüfte stemmte.
      „Wir sind Euch zu Diensten, Herr“, sagte Zavion, der scheinbar allen Hohn und Misstrauen abgelegt oder ausgeprügelt bekommen hatte.