Demie
An den Tisch setzten sich Personen, die Demie vorher höchstens im Palast oder beim Eroberungskrieg in Camisse gesehen hatte, den Rest kannte sie nur von Namen, die weitaus mehr Geschichten bargen, als sie sich vorstellen konnte. Wenn sie ihren Vater nach den Errungenschaften von See Marshal Ulen Brinder fragen würde, würde der ihr einen ganzen Nachmittag lang die Lieder und Gedichte zitieren, die über diesen Mann, der jetzt nur ein paar Stühle von ihr entfernt saß, geschrieben wurden und zum Schluss würde sie doch nur eine vage Vorstellung haben, was er schon alles erlebt hatte. Sie wurde eifersüchtig um diesen Platz, den sonst eigentlich Horundo besetzte, der wahrscheinlich weitaus häufiger mit diesen Leuten zu tun hatte als sie. Sie war nur eine einfache Soldatin, die darauf wartete, einen Rittertitel zu besitzen.
Die Gespräche drehten sich größtenteils um Themen, von denen sie zu wenig Ahnung hatte, um mitreden zu können. Dabei war sie aber auch nicht die einzige: Jesy und Kothum zu ihren beiden Seiten blieben genauso still, wenngleich Kothum das Gespräch konzentriert verfolgte und Jesy irgendwie gelangweilt wirkte. Zweimal erwischte sie ihn dabei, wie er sich ein Gähnen unterdrückte.
Als Mehyve sie schließlich aus heiterem Himmel aufforderte, einen neuen Plan vorzuschlagen, richtete sie sich mit kontrollierter Selbstbeherrschung auf und versuchte, neben den ganzen erfahrenen Lieutnants, groß zu wirken.
"Eure Majestät, die Übernahme von Camisse war mit größtem Erfolg gekrönt und die verbleibenden Aufstände sind beinahe niedergeschlagen. In weniger als einem halben Jahr werdet Ihr schon in der Lage sein, Eure Soldaten zeitweilig in Camisse zu stationieren, ohne darum fürchten zu müssen, dass sie den Aufständen zum Opfer fallen. Wieso dann also bei Camisse aufhören? Es würde sich lohnen, den Einflussbereich weiter auszubreiten."
Sie blickte mutig in die Runde, erwiderte die Blicke von den Männern und Frauen, die sie anstarrten, und verharrte einen Moment länger trotzig bei dem von Scarlett. Jetzt war ihre Chance zu reden und sie würde sich das nicht vermasseln lassen.
"Ich sage, das nächste Ziel wird Goldfield."
Sie nahm sich einen der stählernen Soldaten von der riesigen Karte auf dem Tisch und beugte sich hinüber, um ihn auf Goldfields Hof zu stellen.
"Der Gebirgspass und der Bereich dahinter sind mit der Schlacht unbewohnbar geworden. Vultjag räumt die Überreste seines Lagers nicht auf und Lyxaxu hat wahrscheinlich zu viele Verluste erlitten, um extra Männer hinauszusenden, damit die Leichen eingesammelt werden. Niemand wird uns daran hindern - oder im besten Fall auch mitkriegen - dass wir den Pass überqueren und in die Rabone-Wälder eindringen. Sobald wir dort sind, sind unsere einzigen Probleme elfische Fallen und Wachtürme, auf denen vielleicht zwei, oder drei dieser Langohren uns mit einfachen Pfeilen beschießen. Wir werden keinerlei Probleme haben nach Goldfield durchzudringen und wenn wir erst einmal dort sind, werden wir dort unseren Stützpunkt errichten. Von dort können wir nach und nach erst die Elfen und dann Brerandt und Lyxaxu unter unsere Kontrolle bringen. Mit Verlaub, Euer Ehren, es gibt einschließlich mir 128 junge Männer und Frauen, die nur darauf warten, als gekührte Ritter im eigenen Namen zu handeln. Es würde für uns keine Mühe sein, diesen Stützpunkt zu sichern."
"Ritter?", meldete sich der Vertreter des Hauses Sinthe ungläubig zu Wort, ein stämmiger Kerl, der so aussah, als würden Haare seinen Kopf tunlichst vermeiden. "Hat die Ritterschaft nichts besseres zu tun, als Stützpunkte aufzubauen?"
"Wir kämpfen für unser Reich und wenn das bedeutet, dass wir mit diesem strategisch günstigen Stützpunkt Taranoke in unsere Kontrolle bringen können, dann Nein, dann haben wir in der Tat nichts besseres zu tun."
"Das löst aber noch lange nicht die Einbußungen, die wir durch den Krieg erlitten haben. Kaum ein Händler traut sich noch auf die andere Seite, um unsere Waffen zu verkaufen."
"Geschweige denn unsere eigenen Söldner, wir haben kaum mehr Mittel um es uns zu erlauben, an zwei Orten gleichzeitig..."
"Aber doch auch nur, wenn der Pass so bleibt, wie er jetzt ist! Was ist denn, wenn in Vultjag plötzlich ein neuer Herrscher aufsteigt, der keine Mühen scheut, sein Land..."
Nach und nach schwollen die Einwände an und die Leute achteten kaum mehr darauf, dass ihre Worte überhaupt Gehör fanden. Es wurde bald nur noch drauf eingeredet, weil man selbst seinen Beitrag unbedingt mitteilen wollte.
An den Tisch setzten sich Personen, die Demie vorher höchstens im Palast oder beim Eroberungskrieg in Camisse gesehen hatte, den Rest kannte sie nur von Namen, die weitaus mehr Geschichten bargen, als sie sich vorstellen konnte. Wenn sie ihren Vater nach den Errungenschaften von See Marshal Ulen Brinder fragen würde, würde der ihr einen ganzen Nachmittag lang die Lieder und Gedichte zitieren, die über diesen Mann, der jetzt nur ein paar Stühle von ihr entfernt saß, geschrieben wurden und zum Schluss würde sie doch nur eine vage Vorstellung haben, was er schon alles erlebt hatte. Sie wurde eifersüchtig um diesen Platz, den sonst eigentlich Horundo besetzte, der wahrscheinlich weitaus häufiger mit diesen Leuten zu tun hatte als sie. Sie war nur eine einfache Soldatin, die darauf wartete, einen Rittertitel zu besitzen.
Die Gespräche drehten sich größtenteils um Themen, von denen sie zu wenig Ahnung hatte, um mitreden zu können. Dabei war sie aber auch nicht die einzige: Jesy und Kothum zu ihren beiden Seiten blieben genauso still, wenngleich Kothum das Gespräch konzentriert verfolgte und Jesy irgendwie gelangweilt wirkte. Zweimal erwischte sie ihn dabei, wie er sich ein Gähnen unterdrückte.
Als Mehyve sie schließlich aus heiterem Himmel aufforderte, einen neuen Plan vorzuschlagen, richtete sie sich mit kontrollierter Selbstbeherrschung auf und versuchte, neben den ganzen erfahrenen Lieutnants, groß zu wirken.
"Eure Majestät, die Übernahme von Camisse war mit größtem Erfolg gekrönt und die verbleibenden Aufstände sind beinahe niedergeschlagen. In weniger als einem halben Jahr werdet Ihr schon in der Lage sein, Eure Soldaten zeitweilig in Camisse zu stationieren, ohne darum fürchten zu müssen, dass sie den Aufständen zum Opfer fallen. Wieso dann also bei Camisse aufhören? Es würde sich lohnen, den Einflussbereich weiter auszubreiten."
Sie blickte mutig in die Runde, erwiderte die Blicke von den Männern und Frauen, die sie anstarrten, und verharrte einen Moment länger trotzig bei dem von Scarlett. Jetzt war ihre Chance zu reden und sie würde sich das nicht vermasseln lassen.
"Ich sage, das nächste Ziel wird Goldfield."
Sie nahm sich einen der stählernen Soldaten von der riesigen Karte auf dem Tisch und beugte sich hinüber, um ihn auf Goldfields Hof zu stellen.
"Der Gebirgspass und der Bereich dahinter sind mit der Schlacht unbewohnbar geworden. Vultjag räumt die Überreste seines Lagers nicht auf und Lyxaxu hat wahrscheinlich zu viele Verluste erlitten, um extra Männer hinauszusenden, damit die Leichen eingesammelt werden. Niemand wird uns daran hindern - oder im besten Fall auch mitkriegen - dass wir den Pass überqueren und in die Rabone-Wälder eindringen. Sobald wir dort sind, sind unsere einzigen Probleme elfische Fallen und Wachtürme, auf denen vielleicht zwei, oder drei dieser Langohren uns mit einfachen Pfeilen beschießen. Wir werden keinerlei Probleme haben nach Goldfield durchzudringen und wenn wir erst einmal dort sind, werden wir dort unseren Stützpunkt errichten. Von dort können wir nach und nach erst die Elfen und dann Brerandt und Lyxaxu unter unsere Kontrolle bringen. Mit Verlaub, Euer Ehren, es gibt einschließlich mir 128 junge Männer und Frauen, die nur darauf warten, als gekührte Ritter im eigenen Namen zu handeln. Es würde für uns keine Mühe sein, diesen Stützpunkt zu sichern."
"Ritter?", meldete sich der Vertreter des Hauses Sinthe ungläubig zu Wort, ein stämmiger Kerl, der so aussah, als würden Haare seinen Kopf tunlichst vermeiden. "Hat die Ritterschaft nichts besseres zu tun, als Stützpunkte aufzubauen?"
"Wir kämpfen für unser Reich und wenn das bedeutet, dass wir mit diesem strategisch günstigen Stützpunkt Taranoke in unsere Kontrolle bringen können, dann Nein, dann haben wir in der Tat nichts besseres zu tun."
"Das löst aber noch lange nicht die Einbußungen, die wir durch den Krieg erlitten haben. Kaum ein Händler traut sich noch auf die andere Seite, um unsere Waffen zu verkaufen."
"Geschweige denn unsere eigenen Söldner, wir haben kaum mehr Mittel um es uns zu erlauben, an zwei Orten gleichzeitig..."
"Aber doch auch nur, wenn der Pass so bleibt, wie er jetzt ist! Was ist denn, wenn in Vultjag plötzlich ein neuer Herrscher aufsteigt, der keine Mühen scheut, sein Land..."
Nach und nach schwollen die Einwände an und die Leute achteten kaum mehr darauf, dass ihre Worte überhaupt Gehör fanden. Es wurde bald nur noch drauf eingeredet, weil man selbst seinen Beitrag unbedingt mitteilen wollte.