All I ever wanted.[Shio & Lu-Chan]
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Un Joli Café.jpg
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Sophie
Das Pech verfolgte sie schon ein wenig länger, oder es war einfach ein ganz typischer Montag, so wirklich sicher konnte sich die Frau nicht sein und tendierte deshalb zu einer Mischung aus beidem. Seit sie ans andere Ende der Staaten, in das sonnige Kalifornien gezogen ist schienen die Dinge nicht so zu laufen, wie sie es sich eigentlich erwünscht hatte, auch wenn das nötige Geld nach der Scheidung auf jeden Fall gegeben war. Ihr Ex-Ehemann, oder eher der Alptraum ihres Lebens, wie Sophie den Mann lieber nannte, hatte ihr eine stolze Summe an Entschädigung zahlen müssen und auch wenn diese noch nicht vollständig auf ihrem Konto eingegangen war hatte diese gereicht, um sich eine kleine Wohnung zu mieten, den Umzug zu bezahlen und neue Möbel zu kaufen, samt neuer Kleidung, denn die Frau hatte liebend gerne alles in dem gemeinsamen Haus zurück gelassen, was sie auch nur im geringsten an ihr vorheriges Leben erinnert hatte und davon gab es eine ganze Menge! Sie war lediglich mit zwei Kartons und ihrem Laptop her gezogen, aber schien die glücklichste Frau auf der Welt zu sein, denn auch ein Job war sehr schnell gefunden, auch wenn Sophie bisher mehr mit Frauen, als mit Männern gearbeitet hatte. Das California State Prison Corcoran gehörte zu einem der größten Gefängnissen in der Umgebung und beherbergte lediglich männliche Insassen, aber schon nach einem Monat der Arbeit dort konnte die Brünette zugeben, dass es ihr sogar gefiel dort zu arbeiten. Es war ihre Arbeit, es war etwas, was sie sich selbst ausgesucht hat und es waren vor allem Menschen, die sie davon ablenkten, wie schlimm die letzten zehn Jahre doch waren. Die Häftlinge waren aus allen möglichen Gründen dort drinnen, es gab die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und nicht alle waren so einfach, wie man es sich vielleicht vorstellte, es war eine Herausforderung und dieser ging Sophie liebend gerne nach.
Sie wollte arbeiten, trotz der Tatsche, dass sie locker ein ganzes Jahr mit dem Geld, welches auf ihrem Konto ruhte, überleben konnte, doch nur zuhause zu sitzen und nicht unter die Leute zu kommen war gewiss nicht das, was sie von sich erwartete. Klar, der Verfolgungswahn wurde damit nur noch mehr unterstützt, aber als Psychologin war sich die Frau selbst sehr gut dessen bewusst, dass sie sich nicht nur in ihren eigenen vier Wänden verstecken konnte, sie musste einfach raus und da tat ihr die Arbeit sehr gut.. Nur einiges andere nicht, denn sie saß schon wieder seufzend in ihrem Wagen und ließ den Kopf auf das Lenkrad fallen, wohl vorsichtig genug, um nicht die Hupe zu betätigen. Es war ein sonniger Morgen, sie hatte sie vorgenommen nach der Arbeit an den Strand zu fahren, um sich auch diese Gegend anzusehen, aber mit dem Auto würde sie es heute nicht einmal schaffen zur Arbeit zu kommen, was sie mehr, als ärgerte. Das Auto gehörte zu den wenigen Habseligkeiten, die die Frau hier hin mitgenommen hatte, aber es war nicht mehr das Neuste und heute schien es wohl komplett den Geist aufgegeben zu haben, denn es sprang nicht einmal mehr an. Das Pech verfolgte sie wirklich, es schien hinter ihr her zu sein und ihr das neue Leben vermiesen zu wollen, aber wenigstens war Sophie nicht spät dran. Sie hatte noch etwas Zeit, bis sie eigentlich im Büro sein musste, sie war liebend gerne etwas früher da, um ihre Akten durchzugehen, um sich zu ihren Schützlingen zu belesen und ihr Leben zu studieren, sich Gedanken zu machen, aber für Tage, wie es heute der Fall war, war es sehr praktisch, denn so hatte sie noch etwas Zeit, um sich nach einem Uber umzusehen, oder eine Busverbindung raus zu suchen. Doch zunächst stand für sie fest sich einen großen Caramellmacchiatto an ihrem neuen Lieblingscafé zu holen, um den Frust irgendwie zu überwinden. Klar, sich für solch schlechten Sachen zu belohnen war nicht gerade gut, aber das war der Psychologin in diesem Moment auch unwichtig, stattdessen stieg sie frustriert aus dem Auto heraus und ergriff ihre Handtasche, um den Wagen abzuschließen und in ihren Pumps den Weg runter die Straße zu nehmen. Sie wohnte relativ innen, so hatte sie es zu Fuß nie weit irgendwo hin, war aber auch von genug Menschen um sich herum umgeben.. Vor allem aber, was ihr sehr gefiel, war die Tatsache, dass sie hier in Kalifornien sein konnte, wer sie auch immer sein wollte. Sophie hatte sich lange ihrem Mann ergeben, hatte sich gekleidet, wie er es wollte und sich einschüchtern lassen, jetzt aber war sie eine ganz andere Frau, sie war, wie sie schon immer war. Mit dem neuen Kleiderschrank, samt der neuen Garderobe gab es neue lockere Outfits, gemütliche High Heels und Pumps, Sophie konnte sich endlich weiblich kleiden, aber auch elegant und einfach so, wie es ihr gefiel. Das Leben schien so viel besser zu sein, wenn man niemanden untergeordnet war, so konnte sie auch heute eines ihrer Lieblingsoutfits anziehen und fühlte sich wohl, als sie das Café an der Ecke betrat und sich anstellte, um gleich bestellen zu können.
Es schien heute wirklich ihr Pechtag zu sein, oder gar ein echter, richtiger Montag, denn kaum hatte sie ihren Kaffee in der Hand gehabt und hatte sich gedreht, um den Raum zu verlassen landete ein Teil des Becherinhalts auf einem wirklich teuer aussehenden weißen Hemd. Gott, war das kitschig in jemanden einfach so reinzulaufen, oder stand der Mann ihr einfach viel zu nahe? "Scheiße!", fluchte die Brünette kurz, während ihre Augen den Fleck auf dem Hemd genau betrachteten. Sie war entsetzt, auch wenn das Hemd eine wirklich großartige Brust verbarg, die Muskeln zeichneten sich unter drunter hindurch, aber das war nicht gerade der Gedanke, den Sophie haben sollte, sie musste viel lieber sich selbst verfluchen, oder gleich die ganze Welt! "Es tut mir wirklich.. wirklich..", sie kam zunächst nicht weiter, denn kaum hatte sie die Augen gehoben, um den Mann anzusehen, dem sie das Hemd ruiniert hatte trafen ihre Augen auf den Himmel.. Oder eher auf das intensivste Blau, was sie jemals gesehen hatte, glaube sie jedenfalls.. Sie wusste es nicht, denn der Kopf schien plötzlich so leer zu sein und dieser Himmel vor ihr nahm sie fast schon ein, als würde sie dort eintauchen können. "Tut mir leid", Sophie musste schlucken, kaum waren die Worte aus ihrem Mund raus, denn sie fühlte sich plötzlich so klein und so zerbrechlich, aber in einem deutlich positiveren Sinne, als sie es sich hätte denken können. Das Hemd! Das Hemd war aber hier das Wichtigste, deshalb schloss sie für einen Moment die Augen, um den Kopf für sich zu schütteln und sich auf den Boden der Tatsachen zu bringen. "Tut mir wirklich leid.. Ich.. ich komme für alle Kosten selbstverständlich auf!". Und da blickte sie wieder in dieses wundervolle Blau. Wollte sie nicht alle Männer dieser Welt verfluchen?
"The problem is not the problem. The problem is your attitude about the problem."