Vorstellung --> Crazy Genius [Eari feat. Pumi]
Er atmete einmal tief ein, kaum dass er das Flughafengebäude verlassen hatte. Sicher, hier war immer noch viel Smog von den Flugzeugen und den ganzen Autos zu riechen, aber Nico konnte dennoch den Charakter der Stadt schmecken. Wieder einmal wurde ihm klar, dass er eine gute Entscheidung getroffen hatte, als er Schottland verlassen hatte. Das kleine Land auf der kleinen Insel in Europa roch fast überall gleich.
"Hier entlang, Sir", riss ihn die Stimme des Polizisten aus seinen Gedanken.
Man hatte ihm einen Junior Detective geschickt und so wie sich der Mann verhielt, war er gerade erst befördert worden. Er war enthusiastisch, gut gelaunt und hatte diese allzeit bereit Haltung eines Pfadfinders. Nico schätzte ihn auf Mitte Zwanzig, was ihn zum Schmunzeln brachte. Dieser Mann befand sich noch am Anfang seiner Karriere, war aber wohl bereits ein, zwei Jahre älter als Nico selbst. Die Leute verwunderte es oft, wenn sie ihn sahen. Er sah eben aus wie seine zarten vierundzwanzig, auch wenn er er das Wissen von drei Lebensspannen in seinem Kopf aufbewahrte.
Er folgte dem tüchtigen Detective zu einem silbernen Ford Asbo, der kaum lauter "Polizei!" hätte rufen können. So ein Auto erkannte jeder gewöhnliche Straßenkriminelle in Sekunden.
Der Detective lud Nicos Koffer in den Kofferraum, während der sich auf den Rücksitz sinken ließ und die Beine in den Schneidersitz anzog. Er wühlte kurz in seinem Rucksack herum und zog ein Notizbuch daraus hervor, das sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hatte. Allgemein sah man Nico nicht an, dass er zum FBI gehörte. Während dort alles und jeder in Anzug und Krawatte herumrannte, beschränkte sich der junge Verhaltensexperte auf Jeans, die vielleicht einmal zu viel gewaschen wurden und an den Knien von ganz allein ausgefranst waren, ein langweiliges Hemd, dass nur über den Daumen gepeilt passte und Chucks an den Füßen. Manchmal, wenn er mit hohen Tieren reden musste, trug er noch eine ordentliche Veste - von denen er genau eine besaß - und seine Krawatte. Sie war schwarz, also passte sie zu allem. Sein Rucksack, den er beinahe überall mit hin nahm, wirkte eher als gehöre er einem Teenager auf der High School: Der Stoff in ausgewaschenem Camouflage war gespickt mit Buttons und Aufnähern verschiedener Comic-Helden und Charakteren aus Cartoons, sowie Catch Phrases verschiedener bekannter Filme.
Als Nico sein Notizbuch aufschlug und durch die dicht beschriebenen Seiten blätterte, fragte ihn der junge Polizist, ob er das erste Mal in Philly sei. Nico bejahte die Frage und erhielt prompt einige Empfehlungen für Restaurants. Nico war kein Fan von Restaurants. Dort herrschte immer eine gewisse Erwartungshaltung, die er grundsätzlich nicht erfüllen konnte. Er wurde immer angestarrt. Er kam damit klar, aber die Personen, mit denen er unterwegs war, mochten es nicht besonders, auch wenn sie nichts derartiges sagten. Nico konnte es an ihren Gesichtern ablesen.
Glücklicherweise hielt der Detective schnell die Klappe und konzentrierte sich auf den Verkehr. Das gab Nico die Zeit, seine Erlebnisse auf dem Flug festzuhalten. Viele gingen davon aus, dass wenn man einen hohen IQ hatte, man automatisch ein hervorragendes Gedächtnis hatte. Das war nicht der Fall. Man lernte genauso wie jeder andere. Es fiel einem nur leichter, den Stoff zu verstehen und effiziente Lerntechniken umzusetzen, weswegen man effektiver und schneller lernte. Der Prozess dahinter war der gleiche. Und Nico, der so viele miteinander vernetzte Eindrücke von der Welt erhielt, war erstaunlich schlecht, wenn es um sein Kurzzeitgedächtnis ging. Schon als Kind hatte er ausführlich Tagebuch geführt. Nicht, um sich Dinge von der Seele zu reden, obwohl auch das Inhalt seiner Bücher war, sondern hauptsächlich, um nichts zu verpassen. Viele Dinge im Leben waren flüchtig, so auch Momente. Er machte nicht viele Fotos. Lieber schrieb er alles auf, was er in einer Situation erlebt, gefühlt, wahrgenommen und gedacht hatte. Er hatte einen ganzen Haufen dieser Notizbücher zu Hause rumliegen, alle eng vollgeschrieben mit einer Handschrift, die man kaum lesen konnte, so klein war sie.
Sie legten die knapp zwölf Kilometer zum Police Department recht gut zurück. Der Junior Detective führte Nico nach oben in den vierten Stock, wo die Task Force eingerichtet worden war. Es war noch früh, gerade einmal acht Uhr. Die meisten anderen Polizisten, auf die sie im Gebäude trafen, waren müde Nachtschichtler oder die, die gerade erst angekommen waren und noch gar nicht richtig wach waren.
"Wenn Sie was brauchen, sagen Sie ruhig Bescheid", meinte der Junior Detective, ehe er an seinen Schreibtisch zurückkehrte, nachdem er Nico den großen Konferenzsaal gezeigt hatte, der mit allen möglichen Tatortfotos gespickt war.
Nico ließ seinen Rucksack auf einen der Stühle sinken und setzte sich im Schneidersitz auf den Tisch. Er ließ seinen Blick über die Fotos und Notizen an den Wänden wandern, saugte die Informationen ein wie ein Schwamm. Er hatte zwar die Fallakte erhalten, bevor er losgeflogen war, hatte aber keinen Blick hineingeworfen. Er ging solche Dinge lieber vor Ort mit ungetrübten Blick an. Noch dazu waren in den Berichten viele Theorien aufgelistet, die er nicht in seinem Kopf haben wollte, um nicht voreingenommen zu sein. Wenn man eine Theorie hatte, dann verfolgte man sie unterbewusst, egal wie sachlich man sein wollte. Nico nahm für's Erste nur die Fakten auf.
Er atmete einmal tief ein, kaum dass er das Flughafengebäude verlassen hatte. Sicher, hier war immer noch viel Smog von den Flugzeugen und den ganzen Autos zu riechen, aber Nico konnte dennoch den Charakter der Stadt schmecken. Wieder einmal wurde ihm klar, dass er eine gute Entscheidung getroffen hatte, als er Schottland verlassen hatte. Das kleine Land auf der kleinen Insel in Europa roch fast überall gleich.
"Hier entlang, Sir", riss ihn die Stimme des Polizisten aus seinen Gedanken.
Man hatte ihm einen Junior Detective geschickt und so wie sich der Mann verhielt, war er gerade erst befördert worden. Er war enthusiastisch, gut gelaunt und hatte diese allzeit bereit Haltung eines Pfadfinders. Nico schätzte ihn auf Mitte Zwanzig, was ihn zum Schmunzeln brachte. Dieser Mann befand sich noch am Anfang seiner Karriere, war aber wohl bereits ein, zwei Jahre älter als Nico selbst. Die Leute verwunderte es oft, wenn sie ihn sahen. Er sah eben aus wie seine zarten vierundzwanzig, auch wenn er er das Wissen von drei Lebensspannen in seinem Kopf aufbewahrte.
Er folgte dem tüchtigen Detective zu einem silbernen Ford Asbo, der kaum lauter "Polizei!" hätte rufen können. So ein Auto erkannte jeder gewöhnliche Straßenkriminelle in Sekunden.
Der Detective lud Nicos Koffer in den Kofferraum, während der sich auf den Rücksitz sinken ließ und die Beine in den Schneidersitz anzog. Er wühlte kurz in seinem Rucksack herum und zog ein Notizbuch daraus hervor, das sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hatte. Allgemein sah man Nico nicht an, dass er zum FBI gehörte. Während dort alles und jeder in Anzug und Krawatte herumrannte, beschränkte sich der junge Verhaltensexperte auf Jeans, die vielleicht einmal zu viel gewaschen wurden und an den Knien von ganz allein ausgefranst waren, ein langweiliges Hemd, dass nur über den Daumen gepeilt passte und Chucks an den Füßen. Manchmal, wenn er mit hohen Tieren reden musste, trug er noch eine ordentliche Veste - von denen er genau eine besaß - und seine Krawatte. Sie war schwarz, also passte sie zu allem. Sein Rucksack, den er beinahe überall mit hin nahm, wirkte eher als gehöre er einem Teenager auf der High School: Der Stoff in ausgewaschenem Camouflage war gespickt mit Buttons und Aufnähern verschiedener Comic-Helden und Charakteren aus Cartoons, sowie Catch Phrases verschiedener bekannter Filme.
Als Nico sein Notizbuch aufschlug und durch die dicht beschriebenen Seiten blätterte, fragte ihn der junge Polizist, ob er das erste Mal in Philly sei. Nico bejahte die Frage und erhielt prompt einige Empfehlungen für Restaurants. Nico war kein Fan von Restaurants. Dort herrschte immer eine gewisse Erwartungshaltung, die er grundsätzlich nicht erfüllen konnte. Er wurde immer angestarrt. Er kam damit klar, aber die Personen, mit denen er unterwegs war, mochten es nicht besonders, auch wenn sie nichts derartiges sagten. Nico konnte es an ihren Gesichtern ablesen.
Glücklicherweise hielt der Detective schnell die Klappe und konzentrierte sich auf den Verkehr. Das gab Nico die Zeit, seine Erlebnisse auf dem Flug festzuhalten. Viele gingen davon aus, dass wenn man einen hohen IQ hatte, man automatisch ein hervorragendes Gedächtnis hatte. Das war nicht der Fall. Man lernte genauso wie jeder andere. Es fiel einem nur leichter, den Stoff zu verstehen und effiziente Lerntechniken umzusetzen, weswegen man effektiver und schneller lernte. Der Prozess dahinter war der gleiche. Und Nico, der so viele miteinander vernetzte Eindrücke von der Welt erhielt, war erstaunlich schlecht, wenn es um sein Kurzzeitgedächtnis ging. Schon als Kind hatte er ausführlich Tagebuch geführt. Nicht, um sich Dinge von der Seele zu reden, obwohl auch das Inhalt seiner Bücher war, sondern hauptsächlich, um nichts zu verpassen. Viele Dinge im Leben waren flüchtig, so auch Momente. Er machte nicht viele Fotos. Lieber schrieb er alles auf, was er in einer Situation erlebt, gefühlt, wahrgenommen und gedacht hatte. Er hatte einen ganzen Haufen dieser Notizbücher zu Hause rumliegen, alle eng vollgeschrieben mit einer Handschrift, die man kaum lesen konnte, so klein war sie.
Sie legten die knapp zwölf Kilometer zum Police Department recht gut zurück. Der Junior Detective führte Nico nach oben in den vierten Stock, wo die Task Force eingerichtet worden war. Es war noch früh, gerade einmal acht Uhr. Die meisten anderen Polizisten, auf die sie im Gebäude trafen, waren müde Nachtschichtler oder die, die gerade erst angekommen waren und noch gar nicht richtig wach waren.
"Wenn Sie was brauchen, sagen Sie ruhig Bescheid", meinte der Junior Detective, ehe er an seinen Schreibtisch zurückkehrte, nachdem er Nico den großen Konferenzsaal gezeigt hatte, der mit allen möglichen Tatortfotos gespickt war.
Nico ließ seinen Rucksack auf einen der Stühle sinken und setzte sich im Schneidersitz auf den Tisch. Er ließ seinen Blick über die Fotos und Notizen an den Wänden wandern, saugte die Informationen ein wie ein Schwamm. Er hatte zwar die Fallakte erhalten, bevor er losgeflogen war, hatte aber keinen Blick hineingeworfen. Er ging solche Dinge lieber vor Ort mit ungetrübten Blick an. Noch dazu waren in den Berichten viele Theorien aufgelistet, die er nicht in seinem Kopf haben wollte, um nicht voreingenommen zu sein. Wenn man eine Theorie hatte, dann verfolgte man sie unterbewusst, egal wie sachlich man sein wollte. Nico nahm für's Erste nur die Fakten auf.