[2er RPG] I'm not perfect, but I hope you'll accept me

Lisanna grinste ihn breit an. " Oh doch das werde ich. Sehe es doch einfach als ein entspannter abend, anstatt Krankenhausaufenthalt. Darum bin ich schließlich hier. Dich auf andere Gedanken zu bringen. Oder soll ich lieber wieder gehen, damit du und die Pizza etwas Privatsphäre habt?" Dabei schmunzelte sie leicht und hoffte er würde die Ironie dahinter begreifen.
Nach ein paar Minuten sprach er dann doch über den Film, obwohl sie gedacht hatte, dass es ihm nicht so gut gefiel. Sie nickte zustimmend. " Ich hab sie in den ersten zwei Filmen auch gehasst. Nur im dritten fand ich sie etwas besser. Nicht wegen ihren Männerallüren sondern weil sie im dritten Film sehr viel mutiger und stärker war und sich unter den Piraten zu behaupten wusste. Diese positive Wendung hat vermutlich den meisten Zuschauern imponiert, weshalb wohl eine Figur wie Angelica auftauchte, die das erste Weib total in den Schatten stellte und man einfach nur noch bewundern konnte wie cool sie war, dass sie selbst mit Jack mithalten konnte." Dann sah sie zum Film. " Die Krake ist trotzdem das beste Monster und geilster Gegner im Film. Diese meerjungfrauen, die Menschen essen, sind auch nicht übel. Aber so episch wie die Szene mit der Krake, die Jack verschlingt, hat es kein anderer Gegner und Feind geschafft. Und nein.." Sie grinste ihn frech an. Ich habe nicht vor so bald runter zu gehen. Du erwartest doch nicht etwa, dass ich meine Zeit hier auf dem Boden oder diesen klapprigen Stühlen verbringe! Ich bin immerhin ein zerbrechliches und zierliches Mädchen." Sie streckte ihm neckend die Zunge heraus und aß weiter. Gerade als sie ihr erstes aufgegessen hatte und nach dem zweiten greifen wollte, wurde sie unsanft von David am Arm gepackt. Sie erschrak und fuhr zu ihm herum. "Sag mal, was soll das bitte?" Doch ohne zu antworten zog er ihren Ärmel hoch. //NEIN!// Lisanna stockte, als er sie auf ihre Verletzungen ansprach. Sie schluckte schwer und als er den Fernseher stumm machte senkte sie ihren Blick. Nun ergriff er auch den anderen Arm. Er war wütend. Das wusste sie auch ohne ihn anzusehen, denn seine Arme zitterten etwas vor Zorn. Langsam schüttelte sie den Kopf und zog ihre Arme weg, deren Wunden sie sofort wieder verdeckte. " Es war meine Schuld. Er ist unzufrieden mit mir. Ich.. muss mich einfach mehr zusammen reißen." Sie rieb sich ihr linkes Handgelenk und atmete tief ein und aus. " Es tut darum nichts zur Sache, was oder warum er es tat. Er hat die Macht über mich und er.. ist sadistisch veranlagt, was niemand außer sein Personal weiß." Sie hob den Blick und lächelte entschuldigend. " Hey!" Sie schnippste ihm gegen die Nase. " Ich bin hier um deine Laune zu heben und nicht deshalb. Also hör auf dir Sorgen zu machen. Mir geht's gut, wie du siehst. Denk lieber daran, dass du bald wieder auf die Beine kommst. Ach.. da fällt mir ein, dass du dir wegen Geld und deiner Arbeit in der zeit jetzt keine sorgen machen brauchst. Ich habe meinen tollen Einfluss genutzt und dafür gesorgt, dass sie dich weder feuern noch Geld in der zeit verweigern. Mit anderen Worten: Obwohl du hier bist, wirst du weiterbezahlt. Na, bin ich nicht die Beste, hm, hm, hm?" Belustigt kicherte sie und piekste ihm gut gelaunt in die Wange.

Lisanna schüttelte seufzend den Kopf. " Ich merke schon. Du hast keinerlei Film-Geschmacksnerven." Sie tippte ihm an die Stirn. " Diese Fabelwesen und -Geschichten machen einen Film doch gerade zu etwas besonderes. Aber ja, normalerweise, Piraten ausgenommen, gönne ich mir auch lieber Krimis oder Thriller- oder Horrorfilme. Aber sie müssen vernünftige Handlungen haben. Durch meine Arbeit und die Schule komme ich aber auch nicht so oft dazu. Aber jedes zweite Wochenende mach ich mit meinen Freundinnen einen Mädelsabend mit popcorn und tollen Filmen. Oder wir machen was Stacy will und gehen in einen Edel-Club nach dem anderen, um ihr dabei zuzusehen wie sie die Kerle um sich scharrt und den paparazzis nette Aufnahmen gibt."
Lisanna lächelte als er sich gerührt bei ihr bedankte. " Ach was! So viel mache ich nun auch wieder ni--" Ihre Worte verstummten, als seine Lippen ihre Stirn berührten. Ihr Herz raste so schnell wie lange nicht mehr, selbst dann als er weiter aß. "G-Gern geschehen.. Jeder Zeit wieder.." Sie wandte sich beschämten Blickes ab und versuchte sich zu beruhigen.
Dann jedoch schluckte Lisanna als David ihr Kinn anhob und wütender schien, als sie es vermutet hatte. Es rührte sie, wie sehr er sich um sie sorgte und wie weit er für sie zu gehen bereit wäre. Dennoch müsste sie ihn davon abbringen. Unbedingt! Es würde ihm und ihr nur zu viel schaden. Und so, als er ihr Kinn los ließ, ergriff sie seine beiden Hände und sah ihm flehend in die Augen. " Das werde ich nicht David. Es tut mir leid.. Du wirst mich nicht befreien können. Denn siehst du.. die Sache ist so, dass es noch einen Grund gibt, weshalb er zu mir so ist..." Sie schluckte schwer und begann zu zittern, wenn sie nur an ihn dachte. "Ich sagte dir doch vorgestern, dass mein Vater gewisse Pläne hätte. Einer seiner Pläne betrifft mich und ist bereits im Gange. Während ich auf dem Schiff mit euch allen war, hat er mit diesem Kerl ein Abkommen getroffen. Und zwar, da sie immer gut zusammen gearbeitet haben und dieser Jones mich schon seit Jahren unsittlich bedacht hatte, dass ...." Ihre Atmung wurde schwerer. "Mein Vater hat mit ihm abgemacht, dass ich ihn heiraten müsse. Mit anderen Worten sind wir quasi verlobt... Ich hasse diesen Kerl. Jeder andere wäre besser! Nur weil es Vaters Geschäften zu Gute kommt! Aber sie haben einen Vertrag abgeschlossen. Und als mein Vormund dürfen meine Eltern voll und ganz über mich bestimmen. Verstehst du? Ich muss ihn h-heiraten! Ich muss die Frau dieses ekelhaften Sexual - Sadisten werden und kann nichts dagegen machen! " Sie ließ den Kopf hängen und schniefte etwas, während ihr zwei Tränen auf die Hände, die seine hielten, fielen.

Ihre Gefühle schienen sie zu überwältigen. Die Tränen wurden immer mehr und das verlangen sich endlich bei einem aussprechen zu können und gleichzeitig mal den ganzen Frust und die Trauer herauslassen zu können nahm immer weiter zu, bis sie sich schließlich an Davids Brustkorb drückte und sich an ihm fest hielt, als er sie tröstend streichelte. Er war da für sie auch wenn er nichts sagte. Sie spürte genau, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Dass er ihr zur Seite stehen würde. Sie war ihm, trotz der Trauer und Verzweiflung so unendlich dankbar dafür. Dennoch wollten die Tränen und ihr wehleidiges Schluchzen nicht verebben. Sie weinte und weinte. So, als ob sie dies schon lange nicht mehr getan hatte. Na ja, sie hatte viel herunterschlucken müssen, da war es nicht besonders seltsam, dass sie kein Ende fand.
Und so kam es, dass sie fast eine Stunde lang herzzerreißend weinte, ehe sie davon vollkommen erschöpft und kraftlos an David gelehnt einschlief.

Lisanna öffnete blinzelnd zaghaft die Augen, als eine sanfte Frauenstimme an ihr Ohr drang und sie sachte rüttelte. "Jaaaazzzzz..", kam aus ihrem Mund schlaftrunken und träge. " Is' noch zu früh... Geh Kathey.. nerven...." Sie gähnte langgezogen und schmiegte sich genüsslich an Davids Körper heran, in dem sie ihren Arm enger um ihn schlang und eines ihrer Beine über ihn legte. Doch etwas war seltsam an diesem Bett. Es wirkte so warm und dennoch hart. Aber mit einer merkwürdig weichen Lederoberfläche, die sich im regelmäßigen Rhythmus zu bewegen schien. Skeptisch tastete das Mädchen mit ihrer Hand - geschlossener Augen - diese Lederoberfläche, die innen drin hart zu sein schien ab. Sie fuhr mit den Fingern Fasererhebungen und -Vertiefungen nach, drückte an einigen Stellen oder fuhr Konturen nach. Irgendwie kam ihr dieses Gefühl bekannt vor. Oh. Genau! Es war ein männlicher Körper. Hatte Simon bei ihr übernachtet? Langsam hob sie den Kopf und blinzelte in das Gesicht des jungen Mannes. Blinzelte und blinzelte, während ihre Sicht klarer und die Augen sichtbar langsam größer wurden, bis sie David mit Teller großen Augen anstarrte und schließlich aufschreiend rücklings vom Bett zu Boden krachte. Schmerzend jaulte sie auf und hielt sich den Hintern. Dann starrte sie voller Verblüffung und Verwirrung zu David hoch. " W-WAS..?! WIESO?......" Sie schluckte schwer. "Haben wir etwa.....???!!!"
Oh bitte. Bitte nicht! Das könnte Sie zu ihrem Unglück nicht auch noch gebrauchen, dass sie Simon fremd gegangen wäre! Das wäre eine Katastrophe!! Schließlich war sie nicht so eine! Nun wirklich nicht! Hoffentlich wüsste David die Wahrheit und könnte Licht ins Dunkel bringen. Und hoffentlich bestand diese Wahrheit lediglich daraus, dass sie nur bei ihm eingeschlafen war und mehr nicht!

Lisanna nickte schwer schluckend mit dem Kopf, als David sich nach ihrem wohl erkundigte. Sie drückte seine Hand etwas fester und sah ihn wehleidig an. " Mir geht's besser.. Es ist nur.... Du hast recht. Wie konnte ich das nur glauben?! Ich.. Es tut mir wirklich leid. Ich kann zurzeit einfach nicht mehr so klar denken, glaube ich..." Kräftig schüttelte sie ihren Kopf und blinzelte die Tränen in ihren Augen davon. " Ich bin einfach ein Morgenmuffel! Daran wird's liegen! Ich hoffe.. du nimmst mir meinen Ausraster von eben nicht zu übel. Ich weiß schließlich, dass du der Letzte wärst, der jemals einem Mädchen sowas antun würde." Dabei lächelte sie ihn sanft an und strich mit ihrem Daumen über die Haut der Hand, die ihre festhielt.
Auf einmal klopfte es und nach einem kurzen "Herein." von David trat Jathrew ein, der durch die Runde sah und dabei seine Augen kurz zwischen David und Lisanna schweifen ließ, mit besonderer Aufmerksamkeit auf ihre haltenden Hände gerichtet. Er räusperte sich deutlich und mit strengem Blick zu Lisanna. " 2 Uhr ist schon eine ganze Weile her oder irre ich, Miss Lisanna?" Sofort nach dem Räuspern hatte Lisanna ihre Hand zurückgezogen und verschränkte die Arme trotzig vor dem Brustkorb. " Jetzt sei nicht eingeschnappt. Ich bin eingeschlafen und hab es immerhin nicht absichtlich getan." Jathrew zog misstrauisch eine Augenbraue hoch und sah wieder flüchtig zu David. " Natürlich, Miss." Erneut räusperte sich und hielt ihr eine Tüte und eine Schultasche entgegen. " Wie dem auch sei. Sie sollten sich lieber beeilen, falls sie am ersten Schultag nach den Ferien pünktlich in der Schule sein wollen. Denn in 20 Minuten beginnt Ihr Unterricht." Lisanna riss voller Entsetzen die Augen auf. " WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?!", schrie sie und rannte zu Jathrew - ihm die Tasche aus den Händen reißend, in der Schuluniform, Waschzeug, Bürste, Schminke und ähnliche wichtige Dinge drin waren, die sie nun dringend benötigte. " Und da kommst du erst jetzt?! Bist du irre???!!" Ohne auf die anderen zu achten oder zu fragen, hechtete sie ins Bad, das am Zimmer angrenzte und schmiss knallend die Türe hinter sich zu. Wenige Sekunden später erklang das Rauschen der Dusche. Jathrew seufzte schwer. " Als wenn ich so leichtsinnig wäre, ihre Liebesnacht zu unterbrechen..", murmelte er zu sich und sah wieder kurz, ohne sich anmerken zu lassen ob er es gut hieß oder nicht, zu David. Nach 5 Minuten drang anstatt der Dusche das Geräusch eines Föhns aus dem Bad. Es würde wohl nicht mehr lange dauern. Nach weiteren 10 Minuten kam Lisanna in einer edlen Schuluniform - türkis-weiß - aus dem Bad heraus. Ihre langen Haare, hatte sie zu einem seitlichen Zopf wellend herab hängen, ihre Verletzungen verbarg sie unter mehreren silbernen Armbändern mit ihrem täglich getragenen und ihr Gesicht war dezent geschminkt. Sie zupfte ihre Kleidung kurz zurecht und nahm Jathrew die Schultasche ab. Dann sah sie zu den anderen. "Sorry, aber ich muss leider gehen. Mein Vater killt mich, wenn ich irgendwie mir was in der Schule erlaube, das man nicht sollte." Sie kratzte sich verlegen an der Wange, da sie in rein geschockte Gesichter blickte. " Uhm.. Ja, ich geh dann mal. Werd bald wieder fit, ja? Und nehm dir ruhig daheim noch ein paar tage zeit zum erholen, bevor du wieder arbeiten gehst, okay? Ah.. Apropos." Sie lächelte entschuldigend zu David. " Kann sein, dass wir uns eine Weile nicht sehen können. Ich erklär es dir ein andermal, okay?" Daraufhin verließ sie, sich bei allen verabschiedend den Raum und lief schneller Schritte mit Jathrew zum Dachgeschoss. Dort wartete ein Helikopter, auf dem Turner Corp. in leuchtender Schrift stand. Schnell stiegen Jathrew und Lisanna ein und ließen sich wenig später in Richtung ihrer Privatschule fliegen, sodass sie 2 Minuten vor Schulbeginn dort ankam und gemütlich mit Jathrew zusammen zu ihrem Klassenzimmer gehen konnte. Das war im übrigen keine normale Privatschule, sondern eine, in die nur die reichsten des Landes gingen. Ein riesiges Gelände und die Räume waren alle so groß, wie Festsääle. Jeder Schüler brachte dort seinen Butler hin. Die Butler taten alles, damit sich die Schüler auf nichts anderes als das lernen konzentrieren mussten. Sie blätterten die Seite von Büchern für die reichen herum, trugen ihre Tasche, vermieden, dass sie sich schmutzig machten, übernahmen Arbeiten für sie, die die Schüler in einer normalen Schule selbst erledigen mussten, wie sportliche Aktivitäten oder das Mitschreiben von Lernstoff und dergleichen. Ja, so lebte Lisanna seit Jahren. Und es hatte sie immer nur geringfügig gestört. Doch heute... Es waren bereits Stunden um und in ihr stieg dieses seltsame Gefühl der Unzufriedenheit, so wie sie es noch nie erlebt hatte. Zudem war das Gesprächsthema 'Lisannas und Nicolas' Heirat' nicht das Beste um ihre Stimmung zu heben. Dennoch beantwortete sie alle fragen höflich und so, als hätte sie für Nicolas sehr viel übrig. Schließlich war dies ihre Rolle. Und sie müsste sie perfekt spielen. Darum versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, als sie Lisanna indirekt als Schlampe bezeichneten, da sie Simon nur des Geldes wegen verlassen hätte. Doch innerlich hasste sie jeden einzelnen um sie herum. Sie alle würde sich kaufen lassen in ihrer Situation und das freiwillig. Aber natürlich war Lisanna genauso schlimm in deren Augen. Wenn sie sich dadurch wohler fühlten, sollten sie nur. Es war ihr egal. Ihre Gedanken schweiften eh den ganzen Tag immer wieder nur - unbewusst - zu David. Sie merkte nicht einmal, dass sie nicht Einen einzigen ihrer Gedanken an Simon verschwendete, wo sie doch so fest von ihrer Liebe zu ihm überzeugt war....

Es waren bereits fast zwei Wochen seitdem vergangen. Die Schule, Nicolas und Lisannas Verpflichtungen hatten sie so sehr vereinnahmt, dass sie nicht einmal in Davids Viertel auftauchen konnte. Zudem waren seit knapp einer Woche ihre Eltern daheim und verbrachten beinahe die ganze Zeit mit ihr und Nicolas, gingen mit ihnen zu Veranstaltungen, beantworteten Interviews und kümmerten sich um finanzielle Angelegenheiten. Mit Ausnahme ihrer Mutter, die sich ab und an absetzte um sich mit fremden Männer zu treffen.
Als heute endlich der letzte Abend um war, während sie so tun musste, als wäre sie mit der Entscheidung ihrer Eltern vollkommen zufrieden, da ihre Eltern am morgen des nächsten Tages wieder auf Geschäftsreise fuhren, schlug Jathrew ihr einen kurzen Abstecher vor. Wohin, erzählte er ihr nicht. Aber als sie vor dem Gebäude ankamen, grinste sie breit. Denn dies bräuchte sie dringend mal wieder! Es war ein Box-Club. Einer, in dem sie oft bereits verschiedene Kampfsportarten erlernt hatte über die Jahre hinweg. Einerseits um sich zu verteidigen, aber hauptsächlich um ihrem Stress und Frust Luft zu machen. Und dies auch heute. Die letzten Wochen waren einfach zu anstrengend nervlich gewesen. Und so gingen sie hinein, zogen sich Trainingskleidung an und begannen sich vollkommen auszugaben. Insbesondere Lisanna, die ihre ganze Wut ihn Schläge austeilte.
Erst als es schon spät war und beide deutlich verschwitzt, ließen sie sich auf den Boden nieder und tranken Flaschen mit Sprudelwasser. " Miss... Verzeiht mir die Frage, aber ...Sie wären stark genug solche Schweine wie Jones zur Rechenschaft zu ziehen. Wieso also wehren Sie sich nicht gegen ihn?" Sie sah ihn still an. War ja klar, dass ihm die Tyrannei von Nicolas nicht entging. Seufzend schüttelte den Kopf. " Selbst wenn seine Drohungen und mein Vater nicht wären, würde ich es nicht. Es ist nicht richtig sich mit Brutalität zu wehren, nur weil man keinen anderen Ausweg weiß. Ich hasse es... Menschen zu verletzen. Ich könnte das nie.." Jathrew räusperte sich. " Aber wissen Sie.. manchmal ist es besser für das eigene Wohl zu kämpfen und sei es mit Fäusten. Nicht immer hilft unsere Logik und der weit ausgeprägte Wortschatz, wissen Sie?" Er grinste und sie wusste, dass er schon recht hatte. Nur für sie war das einfach nie die richtige Lösung gewesen und wäre es sicher auch nie..
Seufzend spielte sie mit ihrer halbvollen Flasche. Wie es David mittlerweile wohl ergangen war? Sie hatte seit dem Morgen im Krankenhaus nichts mehr von ihm gehört und sehen konnte sie auch nicht. Kein Tag war vergangen, an dem sie nicht an ihn gedacht hatte. Sein freches Grinsen, seine Stimme und seine.. Wärme, wenn sie sich berührten. Es war doch falsch, dass sie so dachte, oder? Es war beinahe so, als wenn sie einen Liebenden vermissen würde und das war David schließlich nicht! Sie fuhr sich durch das Haar und biss sich auf die Unterlippe. Nein. Sie misinterpretierte da sicher etwas. Eine Freundschaft zu einem Jungen war eben komplett anders. Zudem war diese Freundschaft frisch und neu. Nichts mehr und nichts weniger.
Jathrew räusperte sich, als er ihre Mimik zu deuten glaubte und wartete, dass sie ihn ansah. " Dieser.. Salvatore - Junge hat es Ihnen ganz schön angetan, wie mir scheint." Lisanna sah ihn kommentarlos an. Er sprach weiter. " Werden Sie Master Parker für ihn verlassen? Er scheint kein übler Kerl zu sein." Entsetzt starrte Lisanna ihren Butler an. " Was soll diese Frage?! Natürlich nicht!! Ich liebe nur Simon!" Jathrew grinste verschmitzt. " Ich habe doch nie an Ihrer Liebe zu ihm gezweifelt, Miss. Dieser Zweifel kam gerade aus Ihren Mund." Sie stockte mit leicht offenem Mund. Was redete er da? Sie zweifelte doch nicht daran! Sie... Nein, im Grunde wusste sie nicht, weshalb sie ihre Liebe zu Simon noch einmal untermalen musste.. Hatte er vielleicht dich recht? Aber wegen David? Nein, nein, nein! Das war lediglich Jathrews Hirngespinst mehr nicht!

Der nächste Tag brach an und mit diesem der Abschied von den Eltern. Endlich keine ewige Kontrolle mehr! Mit einem Lächeln auf den Lippen winkte sie dem Auto nach bis es aus der Sicht verschwand. Dort gab sie Jathrew erst einmal ein unauffälliges Zeichen. Dieser verstand sofort. Er ging hinein, kam mit einem Beutel raus und holte einen der vielen teuren Wagen aus der Garage. Heute fuhr er ausnahmsweise selbst, da sie nicht geschäftlich fort fahren wollte. Im Gegenteil. Sie wollte dorthin, wo sie seit langem schon nicht mehr war. Dorthin, wo ein gewisser Schwarzschopf lebte und ihre Welt sicher wieder erheitern würde. So sehr hatte sie ihn vermisst! Und so zog sie während der Fahrt aus dem Beutel frechere Kleidung heraus. Wieder eine schwarze dünne Leggins, einen kurzen Jeans-Minirock, ein türkises Trägerfreies Top, eine schwarze Jacke, schwarze Bikerhandschuhe und schwarze Stiefeletten mit Nieten dran. Noch etwas ihre Schminke aufbessern und schon war sie bereit. " Jazz. Lass mich bei der Schule da vorne raus, ja?", meinte sie als sie aus dem Fenster sah. Er nickte und sah sie fragend an. " Soll ich Sie sicher nicht abholen? " Entschieden schüttelte sie den Kopf, packte ihre Handtasche und stieg aus dem Wagen, der kurz darauf weg fuhr. Lisanna schulterte ihre Handtasche und lief gut gelaunt los. Wo sie David sehen würde, wusste Lisanna nicht. Aber sie würde es! Bestimmt! Kichernd müsste sie daran denken wie er wohl reagieren würde, wenn er sie sah. Ob er sie wohl auch ein wenig vermisst hätte? Vielleicht. Auf jeden Fall würde sie gerne etwas Zeit mit ihm verbringen wollen und wenn nur ein paar Minuten.
Plötzlich lief sie in eine Straße, in der sie diesen Frank mit seiner Gang erblickte - nicht weit von ihr. //Besser ich gehe diesen Idioten aus dem Weg..//, dachte sie noch als sie lachende Gesprächsfetzen aufschnappte, die ihr inneres verkrampfen und sie zum stehen bleiben verleiten ließen. Langsam drehte sie sich zu ihnen herum. Sie haben bitte WAS mit James gemacht?! Lisanna hatte sich doch wohl verhört!
Leider jedoch bestätigte sich durch Davids Auftauchen und dessen Zorn, dass sie richtig gehört zu haben schien. Lisanna sah zu wie seine Freunde ihn versuchten abzuhalten, doch David war blind vor Wut. Er wollte Frank dafür zahlen lassen, koste es was es wolle. Das sah man ihm sofort an. Ohne darüber nachzudenken lief Lisanna so schnell sie konnte auf die Szene zu und schaffte es nur zwei Meter von Franks entfernt sich dazwischen an David zu drücken und umarmte ih - seine Bewegungen aufhaltend. " David..", keuchte sie und hob ihr Gesicht um in seines zu sehen. " Bitte David.. das ist er nicht wert. Es ist nicht zu verzeihen, was er James angetan hat! Aber dadurch ihn genauso Schmerzen fühlen zu lassen oder schlimmer, änderst du nichts. Auserdem.." Sie fasste ihm vorsichtig gegen die Stelle, die verbunden gewesen war und schluckte. " könnte deine Verletzung aufgehen. Er könnte dies zu seinem Vorteil ausnutzen! Bitte David. Ich ..ich schwöre dir, dass er dafür zahlen wird, aber nicht indem du dir deine Hände schmutzig machst!" Sie berührte sachte sein Gesicht u d sah ihm flehend in die Augen. " Bitte..", hauchte sie ein letztes Mal.

Nachdem die riskante Situation überstanden war und sie James im Krankenhaus besucht hatten, gingen sie beide in eine eher ruhigere Straße. Lisanna wusste nicht warum, aber seitdem sie nur einmal seine Stimme zuvor gehört hatte, schien ihr Herz einen neuen beschleunigten Rhythmus gefunden zu haben. Es war seltsam und sie verstand es nicht, doch sie nahm es an. Denn schließlich war eben so viel geschehen, dass sie vermutlich noch total aufgeregt war. Ja, bestimmt.
Aber dann trafen sich ihre Blicke. Oh, wie sehr sie diesen seinen Blick vermisst hatte. Sie schluckte und im nächsten Moment küsste er auch schon ihre Stirn und nahm sie in den Arm. Ihr Herz legte an Tempo sofort zu und ihre Ohren begannen zu glühen. Es fühlte sich so richtig und falsch zugleich an. Hatte Jathrew etwa doch recht? Hatte sie angefangen, ohne es wirklich zu registrieren, Gefühle für ihn zu entwickeln? Sie genoss diese Nähe, obwohl sie es nicht sollte. Sie sog seinen Geruch ein, obwohl er der Falsche war. Und sie legte ihre Arme um ihn, obwohl sie damit etwas vermitteln könnte, dass in ihrer Situation nicht in Ordnung wäre. Aber sie tat das, was ihr Herz ihr befehligte. Es wollte seine Nähe, wollte seine Zeit, seine Wärme und seine... Sie schluckte schwer, als sie ihren Gedankengang realisierte und er sich wenig später von ihr löste. " Das musst du nicht sein. Das habe ich gerne gemacht. Wirklich. Außerdem wollte ich nicht, dass du dich danach noch anfängst zu hassen. Ich will, dass du wie immer grinst und lachst. Das ist deine beste Seite." Sie grinste breit, bevor sie aufgrund seiner Worte leicht rot wurde. Sie veränderte und beruhigte ihn? Er hatte sie vermisst??
Weshalb wusste sie nicht, aber die Möglichkeit, dass er sie nun als wesentlich mehr sah als Bekannte, brachte sie zum Lächeln. Vielleicht sogar mehr, als Freunde..
als er zu rauchen begann und meinte, dass sie auch ein gutes Herz hätte, sah sie ihn verdattert an, ehe sie lächelnd den Kopf schüttelte. //Hätte ich das, würde ich ihm die Wahrheit sagen.. Die ganze Wahrheit. // "Du irrst dich. So ein gutes Herz, wie du glaubst, habe ich nicht. Aber es freut mich, dass du mich so siehst." Langsam nahm sie seine freie Hand in ihre und grinste ihn schief an. " Du hast mir auch sehr gefehlt im Übrigen. Aber natürlich nur deine Sticheleien und rasanten Aktionen. Ich hatte die ganzen letzten zwei Wochen nur langweilige Unterhaltungen um mich herum. Nichts vergleichbares mit unseren." Ihre Augen fixierten seine und sie dachte gar nicht daran seine Hand loszulassen. " Im ernst.." Das Grinsen verschwand und wich einem sanften lächeln. " Du hast mir wirklich gefehlt. Ich.. bin gerne mit dir zusammen, ohne zu schnulzig zu klingen."

Lisanna erstarrte, als David sie gegen die Wand drückte und ihr derart nahe kam. Voller Schock sah sie in sein Gesicht. Ihr Herz raste unglaublich schnell und seine Stimme, während er in ihr Ohr sprach, vibrierte darin. Sein Atem stieß warm an ihre Haut. Gänsehaut zog sich über ihren Nacken. Ein ihr nur allzu bekanntes Gefühl breitete sich in ihr aus und doch war es so ganz anders, als sie es bisher erlebt hatte. Stärker. Intensiver. Vor ihren Augen spielte sich ein Kurzfilm ab. In diesem presste David sie in genau dieser Position an der Wand seine Lippen auf ihren. Sie würden sich so dicht aneinander drücken, dass für beide kein Millimeter Platz dazwischen wäre. Sie würde sich leidenschaftlich an seinem Rücken festhalten und eine ihrer Hände durch sein dichtes schwarzes Haar fahren lassen, während er ihren Körper mit seinen großen starken Händen erkundete und ihre Zungen einander verschlangen. Und genau diese Szene schien jeden Moment zu passieren, da David sich ihren Lippen gefährlich näherte und dabei die Augen halb schloss. Ja, auch sie tat es ihm gleich und schloss die Augen halb in Erwartung seine Lippen jeden Augenblick auf ihren zu spüren. Aber gerade, als sie ihre Lippen kaum mehr als einen Zoll voneinander trennten, klingelte sein Handy. Fast zeitgleich rissen beide die Augen auf - die erschreckende Situation realisierend -, ehe David auf Abstand ging und Lisanna erstmal nach Luft schnappte, als er das Telefonat annahm. Was war das eben?! Wieso hätte sie so bereitwillig zugelassen von ihm geküsst zu werden? Sie hatte schließlich einen Freund! Und sie liebte David und nicht..! Sie stockte und ihre Ohren glühten stark. Hatte sie gerade tatsächlich die Namen verwechselt?! Sie schluckte schwer. Ja, das lag einfach nur an der Situation! Nur an der Situation!!
Dann hörte Lisanna seine unsicheren Worte an sie und schmunzelte etwas. Er schien genauso verwirrt über ihren beinahe Kuss wie sie. Nein, vielleicht sogar etwas mehr. Langsam schritt sie auf ihn zu. Sie müsste ihn wieder in Normalzustand bringen! Und so lehnte sie sich verführerischen Blickes an seinen Körper und leckte sich über die Lippen. " Ach Davi~~ Nicht so schüchtern. Man könnte ja fast denken, dass ich die Erste wäre, der du so nahe kamst." Sie lachte auf seinen Gesichtsausdruck hin und flüsterte. " Returkutsche, mein Guter. Oder hast du echt geglaubt, dass ich dir jetzt leidenschaftlich um den Hals falle, nur weil du dich mir so sehr genähert hast? Ganz schön selbstverliebt unser pretty boy." Sie schnippste ihm kichernd an die Stirn. " Ich bin nicht so eine, das solltest du wissen. Allerdings..." Lisanna lehnte sich weit zu seinem Ohr und hauchte verführerisch hinein: "hätte ich mich auch nicht sonderlich zur Wehr gesetzt, wenn du das, was du vorgehabt hattest, durchgezogen hättest." Daraufhin entfernte sie sich wieder und zwinkerte ihm verspielt und lachend zu.

"Mitleid?!", zischte sie und drehte ihn zu sich herum - ihm feste in die Augen schauend. " Wann habe ich jemals etwas aus Mitleid zu dir getan oder gesagt, sag es mir!! Ich hätte sowas nie aus Mitleid getan! Niemals!! Ich.." Sie stockte. Warum genau hätte sie es fast getan? "Ich weiß nicht warum, aber.. ich hätte vorhin nichts dagegen gehabt dich zu küssen. Nicht aus Mitleid oder irgendwelchen Motiven, aber irgendwie.. aus dem Verlangen heraus es zu wollen." Sie schüttelte leicht den Kopf und ließ ihn los. " Egal. Ich verstehe es selbst nicht. Ich.. bin vermutlich nur verwirrt." Sie atmete tief ein und aus, ehe sie ihm gegen den Brustkorb mit dem Finger tippte. " Unterstell mir sowas nie wieder, verstanden?!", sagte sie ruhig aber todernst, ehe sie auf Abstand ging. "Es freut mich, dass du mich als Freund betrachtest, aber Freunde sollten einander nicht sowas unterstellen!"