[2er RPG] I'm not perfect, but I hope you'll accept me

Lisanna lief nach dem Treffen mit Luis eine ganze Weile gedankenverloren durch die Straßen - die Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Seine Worte über David und sie ließen sie nicht mehr los. Sie verfolgten sie regelrecht und holten sie immer wieder ein, wenn sie glaubte sie abgehängt zu haben. Sie wollte immerhin nicht darüber nachdenken. Denn wenn sie es täte, würde die Sehnsucht nach ihm das Mädchen zerreißen. Könnte er recht haben? Könnte das mit ihnen tatsächlich mehr werden und ...halten? Aber nein! Daran dürfte sie zurzeit nicht denken! Sie müsste erst die Problematik mit Simon und Nic klären, ehe sie David wieder unter die Augen treten könnte. Doch würde er tatsächlich so lange auf sie warten wollen? Liebe ...war heutzutage nicht mehr das, was sie vor 80 Jahren war. Früher liebte man im ganzen Leben nur eine Person. Es gab nur ein Kuss, nur einen Sexpartner, nur eine Liebe und nur eine Ehe. Heute jedoch.... war Liebe ein Wort, das so unbeständig zu sein schien, dass es bei der kleinsten Erschütterung zerbrach und dem nächsten zugeflogen kommen würde. Er würde sie sicher vergessen. Und das wäre bestimmt auch viel be-- Sie blieb in der Bewegung stehen, als eine vertraute Stimme ihr Gehör entlangrauschte. Eine Stimme, die wie ein Rauschen des Meeres unglaubliche Ruhe und Behutsamkeit in ihr erweckte. Ein Wohlbefinden ohne jedes gleichen. Langsam drehte sie sich zur Seite und da erblickte sie ihn schon. Ihn. Der Junge, der ihr Herz und ihren Verstand vollkommen eingenommen hatte. David.. Lisanna huschte in einem Anflug ruckartiger Angst hinter eine Straßenlaterne, von wo sie das Geschehen beobachtete. Ihr Herz raste, wie schon lange nicht mehr, bei seinem Anblick. Das erste Mal seit ungefähr 2 Monaten dass sie ihn im realen Leben und nicht auf einem digitalen Medienspeicher sehen konnte. Der Mann, den sie so unfassbar liebte war in greifbarer Nähe. Ihre Augen und ihre Nase brannten leicht, da sie den Tränen nahe war. "David...", hauchte sie mit belegter Stimme und musste sich geradewegs in den Laternenmast festkrallen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, da ihre Knie so weich wurden, dass die Beine unkontrolliert zu zittern begannen. Plötzlich erblickte sie etwas, was Lisanna den Atem verschlug. Ein blauer Stoff, der um Davids Hals gewickelt war. Sie erkannte den Stoff auf den ersten Blick wieder. Es war der schal, den sie ihm gestrickt und zu Weihnachten geschenkt hatte! Er hatte ihn tatsächlich angenommen! Er trug ihn sogar! Und -- Da hörte sie, wie er mit dem Mädchen sprach und errötete ein wenig, als er von ihr sprach. Es war nicht viel, was er sagte, aber das reichte um ihre Ohren zum glühen zu bringen. Er dachte also wirklich noch als Freundin von ihr, obwohl sie sich so scheiße ihm gegenüber verhalten hatte?! Er... liebte sie wirklich so sehr, wie Luis gesagt hatte? Er würde sie wirklich nicht verlieren wollen? Lisanna schluckte und zitterte am ganzen Körper. Wie gerne würde sie jetzt einfach alle sorgen und Zweifel von such werfen, auf ihn zu rennen, ihn um den Hals fallen, feste an sich drücken und ja nie wieder loslassen! Tief ein- und ausatmend versuchte sie zur ruhe zu kommen, doch das sagte sich so leicht... David war einfach ihr Traum. Der schönste Traum in ihrem Leben. Ein Traum, den sie immer und immer wieder träumen wollen würde!
Als er sich verabschiedete und weiterging, zögerte Lisanna keine Sekunde und folgte im schnell und unauffällig. Dabei erblickte sie zum ersten mal das, wovon Cecilia gesprochen hatte. Und nun konnte sie es nicht mehr abstreiten. Das zippo, das er so verträumt ansah, das war das, das sie ihm geschenkt hatte. Kein Zweifel daran! Sie stolperte unbeholfen - ganz in Gedanken versunken gewesen - und huschte schnell hinter das nächste Auto, ehe David sie hätte sehen können. So wollte sie ihm immerhin nicht begegnen. Er hasste Stalken schließlich und das wäre kein guter Eindruck für das erste Treffen nach 2 Monaten.... Als sie sich versicherte, dass er nichts bemerkt hatte und weiterging, lief sie ihm wieder hastig, aber versucht unauffällig zu bleiben hinterher. Sie wollte ihn so lange es ging sehen. So lange es ging in seiner Nähe sein, ehe die Realität sie wieder einholen würde.

Lisanna schluckte schwer, als sie sich hinter einer großen Mülltonne versteckte und David brüllte. Er hatte sie also doch bemerkt! Was sollte sie tun? Rauskommen und sagen 'Hi, ist lange her, dass ich dich gestalkt hab, was?' Ganz sicher nicht! Plötzlich jedoch flatterte ein Vogel davon, was das Mädchen leicht irritierte, denn bei der Kälte und dem Schnee sollte sich ein Vogel doch wenigstens in ein warmes Versteck zurück gezogen haben, oder im Idealfall in den Süden geflogen sein. Aber glücklicherweise nahm David an, dass er den Vogel und kein menschliches Wesen gehört hatte. Lisanna atmete erleichtert aus, als sie auf einmal eine weibliche Stimme vernahm. Überrascht sah sie um die Mülltonne herum und als sie das Mädchen erkannte, die mit David sprach, bekam die Dunkelhaarige Teller große Augen und ihr fiel die Kinnlade zu Boden. Eine regelrechte Schönheit, wenn für Lisannas Geschmack jedoch deutlich zu mager, mit glänzenden Locken und langen Wimpern, stand vor David. Sie schienen sich allen Anscheins nach sogar zu kennen! Woher? Wieso? Was zur Hölle wollte sie von IHREM David?! Ein leises gereiztes Fauchen kam aus Lisanna heraus, während sie sich in das Metall der Mülltonne festkrallte, um sich nicht auf dieses feindliche Subjekt zu stürzen, beobachtete und lauschte sie dem Geschehen mit giftigem Blick. Als David jedoch recht kühl war und ihr sogar ziemlich grob das Zippo wegnahm, dass er von Lisanna geschenkt bekommen hatte, grinste sie triumphierend. Jedoch klingelte kurz etwas in ihren Ohren. Simon? Hatte er von einem Bekannten Latein gelernt? Vielleicht ein Bekannter. Er war hier ja bekannt wie ein bunter Hund... Vielleicht ein Verwandter, ein Onkel oder so einer seiner Freunde oder eventuell sogar... Sie schluckte. Nein, ihre Befürchtung konnte nicht real sein. Das wäre zu... krass. Sie schüttelte ihre Gedanken davon. Sicher ein älterer Bekannter. Schließlich gab es den Namen Simon mehr als 1 mal auf der Welt. Besonders in Amerika oder Europa.
Plötzlich stockte Lisanna und ihr Atem lag ihr wie Blei auf der Brust. Hotel? Die Nacht geschehen lassen? Sie.. hätten beinahe miteinander geschlafen, weil er sie..... NUR hübsch fand?! Aber er ...Nein, stopp! Er fand sie hübsch. Er wollte mehr, ja. Aber er war so anständig, dass er es abgebrochen hatte, weil er es nicht richtig fand. Weil er meinte, dass man dafür jemanden lieben sollte!
Lisanna lächelte sanft. Ja, das war David, ganz gleich was ihre Eifersucht ihr gerade versuchte einzubläuen. Er war ein toller Kerl, der stets an das wohl anderer dachte und nur selten an sich. Und genau das waren mitunter die Eigenschaften an ihm, die Lisanna so sehr liebte. Auf einmal jedoch wurde es ernster, denn - Lisanna schluckte und sah voller Entsetzen zum Geschehen - dieses Mädchen erklärte David, dass sie ihn schon immer geliebt hatte und geglaubt hatte, dass er sie nur deshalb um ein Date gebeten hatte, weil er auch Gefühle haben müsste. //Sie ...liebt ihn auch?//, fragte sich das Mädchen betrübt und senkte den Blick. Sie liebte ihn wie Lisanna ihn liebte. Das spürte sie deutlich. Sie sah es in Melodys Augen. Ihre Gefühle waren echt und tief. Sie wäre sicher besser für David, als lisanna es war. Sie war teil seines Viertels, verstand ihn vermutlich besser, als Lisanna glaubte ihn zu verstehen. Sie sah schön aus und war ehrlich und... vermutlich ein sehr guter Mensch. Würden die beiden nicht vielleicht sogar besser zusammen passen, als er und Lisanna? Okay, ja schon. Nur liebte er Melody nicht. Dies verstand sie auch und... Lisanna stockte als Melody auf seine Jackentasche deutete, in der er zuvor das Zippo verschwinden ließ. Sie schluckte. Selbst sie hatte verstanden, was dies bedeutete für David. Ein Geschenk der Person, der er.... sein Herz verschenkt hatte. Lisanna griff sich an den Kragen ihres Mantels und biss sich auf die Unterlippe. Ja, sie wusste es zu schätzen. Sie wusste, dass es etwas so unfassbares und wundervolles war, dass ein David Salvatore sie und keine andere liebte. Nur sie... Es war ein kostbares Geschenk, seine liebe. Und sie würde diese nicht einfach leichtfertig wegwerfen! Ja, Luis hatte bestimmt recht. Sie müssen miteinander reden und... er müsse die Wahrheit erfahren. Das war sie ihm schuldig.
Gerade als sie aufstehen und zu ihm gehen wollte, nachdem sich Melody entfernt hatte, sagte er jedoch etwas, dass sie noch mehr erschütterte. Es lohnte sich.... Seine Liebe zu ihr würde sich lohnen! Er... Er hatte sie noch nicht aufgegeben, obwohl so viel geschehen war. Er... hielt tatsächlich daran fest, dass sie beide irgendwann zusammen sein und glücklich werden könnten!
Lisanna bekam Tränen in die Augen, sank in die Hocke in den eiskalten Schnee, schlang ihre Arme um die Beine und drückte ihr Gesicht an die Knie, während sie still und heimlich weinte. Er liebte sie so sehr, dass er nicht aufgeben wollte. Dass er.... er sogar kämpfen könnte, damit sie endlich zusammen sein könnten. Er war... so viel stärker als sie. Denn sie könnte nicht riskieren, niemals!, dass er wegen ihren beidseitigen Gefühlen leiden würde. Natürlich wollte sie mit ihm zusammen sein! Sie würde nichts lieber tun als das. Selbst jetzt fühlte sich ihr Verlangen nach ihm so groß und ungreifbar an, dass es sie von innen heraus beinahe zerriss. Es schmerzte nicht bei ihm sein zu können. Es schmerzte ihn nicht sehen oder mit ihm reden zu können. Es schmerzte ...Geheimnisse vor ihm zu haben und ihn gar zu belügen. Doch im Endeffekt wäre es besser für ihn. Im Endeffekt würde er dann nicht so leiden, davon war sie fest überzeugt. Und ihre eigenen Gefühle würden bei ihren künftigen Entscheidungen keine Rolle spielen. Keine Einzige....

Schniefend hob Lisanna langsam den Kopf, als sie James und David reden hörte und das auch noch über sie. Ein kleines Schmunzeln bildete sich auf ihr Gesicht und sie wischte sich die Tränen von dem geröteten Gesicht. Sie sah jetzt sicherlich total unansehnlich aus. Gut, dass sie hier gut versteckt und von jedem unbemerkt blieb. Der kleine James hatte es wirklich schon sehr früh bemerkt. Dann, als es noch keiner der beiden selbst gewusst hatte. Für ihn war es damals schon klar gewesen. Er hatte wirklich einen genialen Durchblick, für sein Alter. Genau wie David hatte er sehr viel im Köpfchen, vielleicht sogar noch mehr, als man erwarten würde.
Kurz darauf erzählte David etwas, was ihre Ohren spitzen ließ. Über den Moment an dem er wusste, dass er sie liebte. Und als er den Moment aussprach, überfiel sie eine totale Gänsehaut. Seitdem wusste er es??! Aber er hatte doch nur wenig später ....ihre Gefühle nicht erwidern können. Er war davon gerannt ohne ihr eine Antwort zu geben! Wie konnte das sein, wenn er sie seitdem liebte? Er hätte es ihr doch sagen können und es wären nicht die ganzen Missver-- Sie stockte und sah, als hätte sie einen Geist erblickt, wie erstarrt vor sich hin. Seit ihrer Rückkehr danach hatte er doch sehr oft versucht ihr etwas zu sagen. Er wollte ihr vielleicht die gesamte Zeit die Wahrheit über seine Gefühle beichten und war damals einfach nicht im Stande gewesen es auszusprechen. Lisanna war so dumm! So blind!! Wie konnte sie es nicht bemerken?! War sie so sehr auf sich selbst fixiert gewesen, dass sie es nicht sehen konnte? //Es tut mir so leid David...//, dachte sie mit zusammen gekniffenen Augen und versuchte ruhig zu atmen.

Den restlichen Nachmittag, Abend und Nacht verbrachte sie verbissen damit zu lernen. Sie wollte an nichts anderes mehr denken. Nicht sich selbst davon abhalten ihre Zukunft zu ebnen. Doch irgendwann, es war sicher bereits 3 Uhr morgens, schrieb sie Luis. 》Danke für heute. Mir ging es dank dir tatsächlich besser. Ich hatte so viel Spaß wie schon seit einigen tagen nicht mehr
Und ...du hattest recht. Ich habe heute David gesehen und ich denke, dass ich die nächste Gelegenheit nutzen werde mit ihm zu reden. Er hat ein Recht auf die ganze Wahrheit egal wie er es aufnimmt..^^
Ich hoffe ich hab dich nicht geweckt.. Viel Erfolg bei der Werkstatt in nächster zeit und grüß die anderen, ja?
Lis《 Seufzend ließ sie das Handy dann in ihrer Schublade verschwinden und arbeitete gähnend und mit dumpfen Licht weiter.

"MORNIIIIIIING!!", rief Kathey schallend und schrill in Lisannas Ohr, die nur halb auf ihren Bett lag. So, als ob sie sich gerade so noch dorthin schleppen konnte und auf halben Weg versucht hatte sich ihrer Kleidung zu entledigen, was ihr allen Anscheins wohl nicht gelungen war. Diese hing ihr nämlich nur teilweise am Körper herunter, was ziemlich unorganisiert wirkte. Lisanna drückte sich das Kissen, nach dem sie hektisch tastete, auf den Kopf und drückte sich somit murrend die Ohren zu. "Hau ab...!" - "Tze! Da bin ich schon so liebenswürdig und will dich zur Party wecken, und dann bist du so unverschämt!" Stille trat ein, während Jack sich gähnen auf seinem Schlafsofa streckte und dabei ein leises Japsen von sich gab. Allmählich zog Lisanna - skeptischen Blicks - das Kissen von ihrem Gesicht und musterte ihre jüngere Schwester eindringlich. "Welche ....Party?" - "Na, deine Geburtstagsfeier. Die findet schon in 2 Stunden statt. Da kommen dann die ersten Gäste." Lisanna erstarrte. "Was?! Hab ich etwa 24 Stunden durchgeschlafen??" - "Nö. Aber du weißt doch, dass Mutter und Vater heute abend auf Geschäftsreise müssen. Sie reden doch schon seit Wochen davon deinen Geburtstag vorzuverlegen." Lisanna blinzelte. "Oh... Ja, ich.. glaub ich erinnere mich. Also 2 Stunden ja?" Kathey nickte und sprang vom Bett ihrer Schwester herunter. "Sina und Fiona werde gleich kommen und dich für die Feier zurecht machen. Sonst wirst du ja nie pünktlich fertig, so wie du immer rumbummelst." Ihr Blick wanderte zu Lisannas Schreibtisch und den gehäuften Unterlagen und Büchern. "Kommst du gut voran? Vater meinte, dass du dich in letzter Zeit komplett reinhängst. Sicher schwierig so viel auf einmal zu lernen ...oder?" Lisanna war überrascht über diesen besorgten Unterton in Katheys Stimme und sah sie verwirrt an. "Uh... Ja, es.. es geht schon." - "Und... du wirst echt nach Frankreich gehen?" Lisanna wurde immer verwunderter. "Ja, so ist der Plan. Wieso fragst du?" Kathey blickte weiterhin zum Stapel Unterlagen. "Weil ich mich wundere. Du hast dich vor Monaten ständig geändert. Erst treibst du dich ständig in diesem lächerlichen Armenviertel herum, tänzelst fast nur um diesen schwarzhaarigen Typ herum, der so gar nicht deine Liga ist und bist voll gegen die Hochzeit und alles. Und plötzlich scheint es so, als ob du... einer Gehirnwäsche unterzogen wurdest. Du büffelst wie eine Irre, sprichst kein Wort mehr von dieser Assigegend, sagst kein Wort mehr gegen die Hochzeit und..." langsam drehte sich das jährige Mädchen zu ihrer Schwester herum. "du siehst krank und unglücklich aus. Was ist mit dir passiert? Haben sie dir wirklich etwas angetan?!" - "Nein! Das haben sie nicht und würden es auch niemals! Sie sind meine Freunde!" Lisanna stand langsam auf. "Ich tue das Richtige. Für alle. Doch für mich... ist es einfach nur eine unheimliche Folter." Die Dunkelhaarige atmete tief ein und aus, während ihre Schwester sie fassungslos musterte. "Ich liebe David. Ich will nicht Nic heiraten. Ich will nicht weg hier. Türlich will ich studieren, aber... nicht im Ausland, sodass ich Jahre nicht zurück kommen kann. Ich werde jahrelang keinen von euch oder meinen Freunden sehen können. Aber... ich muss. Und darum beiße ich mich durch. Es spielt keine Rolle wie es mir damit geht. Du bist noch ein Kind. Du kannst das alles wahrscheinlich nicht einmal begreifen." Kathey schluckte. "Verstehe.." Ohne ein weiteres Wort ging sie aus dem Zimmer hinaus und ließ Lisanna zurück.

5 Stunden später war Lisanna mitten im Getümmel einer unübersichtlichen Anzahl von Menschen, die sicher knapp 2000 Gäste umfasste. Jeder wollte mit ihr reden, jeder wollte ihr gratulieren und Geschenke überreichen. Es spielte ihr Lieblingsband - Yellowcard - laute Rockmusik, es gab 8 Gänge und eine riesige Lisanna Torte, die genau wie viele Eisskulpturen Lisannas edles Ebenbild in original Größe darstellten. Mary saß mit Stacy, Nic und den männlichen Begleitern - auch Jim - bei Lisanna am Tisch, während sie genüsslich Kaviersuppe als 3. Gang schlürften. Mary und Jim jedoch wirkten ziemlich genervt. Die Musik war zwar gut, aber der Rest der Veranstaltung wirklich erschöpfend, weshalb beide ziemlich oft gähnten. Doch für das 'Geburtstagskind' war es wohl am schwersten, da sie kaum die Augen aufhalten konnte und das bereits um 4.30 pm. "Du siehst echt scheiße aus. Dir täte eine Massage ganz gut. Hilft das Gemüt zu entspannen.", meinte Stacy an ihrem Sekt nippend. "Danke....", gab Lisanna etwas genervt wieder und biss vom Ciabattabrot ab. "Also da sind mir meine Partys lieber! Weniger Leute und wesentlich mehr Stimmung!", kommentierte Jim, während er mit einer Ciabattabrotscheibe in seiner Suppe appetitlos tunkte. Lisanna schmunzelte. Da traf er wirklich einen Punkt. Seine Partys waren wesentlich beeindruckender und es gab nie einen Moment, an dem man nicht unterhalten wurde. Auch wenn seine Partys oft von einer Armada Swat-Polizisten gestürmt werden würde, da es oft ausartete. Dennoch hatte man bei seinen Partys immer seinen Spaß, das stand fest! "Deine Partys?! Hah! Das ist doch ein Witz! Meine Partys sind immerhin legendär! " - "Aber nur wenn es darum geht wer wohl am längsten den Beischlaf vollzieht.", sagte Lisanna Augen rollend und biss erneut von ihrem Stück Brot ab, das sie jedoch wenig später zur Seite legte. Sie würde Viel lieber schlafen als jetzt zu essen oder zu trinken. Seufzend legte sie ihr Gesicht auf ihre Hand und gähnte langgezogen. "Wenn es nach mir ginge würde ich diese ganze Feier abblasen. Ich habe zurzeit echt keinen Nerv auf sowas." - "Auch die fleißigste Schülerin braucht mal Abwechslung, Süße.", kommentierte Nic, ehe er sie zu sich zog und ohne Vorwarnung auf den Mund küsste. Ätzenderweise musste sie dabei feststellen, dass sie bereits zu sehr an seine Nähe gewöhnt war, dass es ihr kaum mehr etwas ausmachte. Eben wie eine Mücke, die zwar nervig ist, aber man es irgendwann lernt zu ignorieren oder gar zu tolerieren.

1 1/2 Stunden später waren sie endlich beim 6. Gang angelangt. Eine kleine Portion ausländischen Fischs mit Pesto, leichtem Reis und einigen Kräutern. Die Portion hätte vermutlich auch auf einem Unterteller Platz gehabt. Lisanna stocherte lustlos darin herum, da sie Mühe hatte überhaupt noch den Mund zu öffnen. Plötzlich vibrierte ihr Handy und sie holte es aus ihrer Handtasche hervor. Als sie das Bild sah, wirkte sie schon wieder etwas wacher und lächelte über beide Ohren. "Diese Irren..", murmelte sie liebevoll und bedachte mit ihren Augen am meisten den lachenden David. Ja, ein lachen ließ ihn gleich wesentlich glücklicher wirken. Ob sie ihn wohl wirklich noch sehen könnte bevor sie nach Frankreich müsste? Sie hoffte es ja so sehr... "Hey, Lisanna!" Die angesprochene schaute erschrocken zu Nic und ließ das Foto sofort verschwinden. "Jah...?" Dieser grinste sie an. "Was hältst du davon ein Video zu machen? Ist immerhin dein letzter Geburtstag in den Staaten und so hättest du eine perfekte Erinnerung an uns alle." Lisanna zögerte. "Uh.. ich denke nicht dass das nöti--" - "Oh! Das ist eine fabelhafte Idee!", jubelte Stacy kichernd. "Dann vergisst du uns nie!" - "Ich könnte euch doch nie ver--" - "Jetzt komm. Hör auf drumherum zu reden. Das wird für dich unvergesslich, versprochen." - "Ja, jetzt stell dich nicht so an." - "Stacy hat recht. Oder willst du an deinem eigenen Geburtstag die Spaßbremse sein? Sitzt die ganze zeit nur da und gähnst. Echt der abturner.." - "Das ging jetzt unter die Gürtellinie, Paolo." Lisanna seufzte angestrengt bei der Debatte. "Okay, okay. Macht was ihr wollt, aber lasst mich damit zufrieden." Siegreich grinste Nic noch breiter und tauschte mit Stacy einen vielsagenden Blick, ehe er Lisannas Handy nahm und ein Video filmte. "So, als erste Erinnerung für deine Zeit auf Übersee wäre es doch das logischste, dich immer an meine zärtlichen Berührungen zu erinnern." Lisanna sah ihn gereizt an. "Wie meinen?! Drück dich bitte deutlich aus!" Er grinste und kam nun selbst ins Bild. "Na sowas hier zum Beispiel." Daraufhin zog er sie grob zu sich heran und presste seine Lippen auf ihre. Dabei stieß seine ekelerregende Zunge ungefragt in ihren Mund. Ihr wurde Speiübel. Und an soetwas sollte sie dann gute Erinnerungen bekommen, wenn sie es ansah?!! Ihr Gesicht wurde aschbleich, ehe er sich wieder von ihr löste. Voller Verachtung schaute sie ihm ins Gesicht und ihr Körper bebte vor Wut, sodass selbst ihre Augen kleine Wuttränen bekamen. Diese blinzelte sie jedoch sofort weg und stand ruckartig auf. "Du kannst das Video auch gerne ohne mich drehen! Ich verzichte mir selbst in einem Video zuzugucken! Mary, Stacy, kommt ihr?" Mary und ihr Bruder standen auf, während Stacy meinte: "Ich würde gerne für dich auf dem Video sein. Hast du was dagegen, Lili~?" Lisanna seufzte, aber lächelte einverstanden. "Okay, vielleicht kannst du ihn davon abhalten noch mehr unnützen Kram zu drehen." Mit den Worten ging sie mit Mary und ihrem Bruder zu den restlichen Gästen, während Nic das Video nun zu sich und Stacy drehte: "Sagt diesem Psychopathen nette Grüße von uns, wenn er das Video sieht." - "Ja, besonders an mich müsste sich der schnuckelige Poolboy noch erinnern." - "Schnuckelig?", fragte Nic mit einer hochgezogenen Augenbraue und sah die Blondine skeptisch an. "Du weißt schon. Schnuckelig für einen armseligen Speichellecker. Aber armselig bleibt ewig armselig. Ich meine, so dumm wie der ist, wundert es mich, dass er überhaupt Lilis Interesse wecken konnte, wenn auch nur platonisch - selbstverständlich." Stacy lachte schrill und höhnisch, bevor Nic das Video an Luis Handy zurücksandte. Mit der Bemerkung "mit herzlichen Grüßen von Lisannas Geburtstag, Assipack "

Als ein Video von diesen Bekannten Lisannas zurückkam, schauten sich Nic und Stacy kritisch um, dass Lisanna auch ja nicht in der Nähe war. Sie wollten immerhin nicht auffliegen. Lisanna war schließlich so gutgläubig anzunehmen, dass Stacy ein rücksichtsvolles Mädchen war, dass sie niemals glauben würde, dass sie mit Nic bei den meisten Sachen unter einer Decke steckte. Wortwörtlich ebenfalls. Irgendwie mussten sie ihre Pläne ja, die sie zusammen ausheckten, genüsslich ausklingen lassen. Sie starteten das Video, als sie Lisanna in einem Gespräch mit Jim und Mary vertieft sahen und ....es dauerte kaum, da bekamen sich die beiden vor lachen nicht mehr ein. "Gott wie erbärmlich! Shishishishi", johlte Stacy und wurde immer schriller. "Darum ist und bleibt es ein niveauloses Assipack! Hahahaha", kommentierte dies Nic und schüttelte such vor Lachen, ehe Stacy bemerkte: "Aber interessant, dass der Poolboy seine Lakaien vorschickt, anstatt uns selbst die Meinung zu geigen." Nic schnalzte verächtlich mit der Zunge. "Der hat nicht genug Eier dafür. Dieses Video beweist doch nur, wie feige er ist. HAH! Und wegen sowas lässt mich meine Verlobte zappeln?! Das ist doch echt lächerlich!" - "Ah. Apropos Lisanna. Jathrew hat mir gesagt, dass für sie eine Überraschungsfeier in dieser Assigegend organisiert wird." Abrupt fuhr der dunkelblonde zu ihr herum. "Was bitte??!" - "Eine Geburtstagsüberraschungsfeier, wie es scheint. Habe ihn mal näher darauf ausgefragt und er schien es ziemlich offen Preis zu geben, dass ER diese Idee hatte und diese Schmarotzer miteinbezogen hat, um diesem Miststück eine" Sie setzte folgende Worte in Anführungszeichen: "'Freude' zu machen. Du hast doch nach einem Weg gesucht ihn loszuwerden. Hier ist er: Direkter Regelverstoß gegen Cole Turner. Gefährdung der jungen Lisanna und zukünftigen Mrs. Jones. Nicht Beachtung seiner Verpflichtungen. Oh, wenn er nur entlassen wird, kann er sich noch glücklich schätzen, nicht wahr? Sicher kannst du diese Informationen gut genug verpacken, um Lisannas Vater zur Weißglut zu bringen nicht wahr?" Ein dreckiges und verruchtes Grinsen trat auf Nics Gesicht. "Du hast keine Ahnung.... wie scharf du mich gerade gemacht hast!" Dabei leckte er sich hungrig über die Oberlippe. Stacy lachte und nahm das Handy an sich. "Gut, dann sollten wir uns vielleicht gleich mal verdrücken. Aber vorher..." Sie tippte Luis in WhatsApp noch: 》Ihr seid ja so amüsant♡《, bevor sie das Handy auf den Tisch legte und mit Nic zusammen, ohne dass es wer bei so vielen Menschen bemerkte, den Saal verließ.

Als Lisanna mit Mary und Jim wenig später zurück kam, war sie froh, dass Nic verschwunden war. "Gut! Das erste was ich jetzt mache ist dieses Video zu löschen! Ich will mich an so eine Szene sicher niemals mehr erinnern!!", zischte sie und löschte das Video von Nic und Stacy von ihrem Handy. Dann als sie Luis etwas zu dem Bild vorhin antworten will, stockt sie auf den kürzlichen Nachrichtenverlauf. "Was..?" Sie grinste. Hatte Luis vor ihre wette fortzuführen? "Hey Mary komm. Ich glaube Luis will die wette fortführen. Hahaha So ein Idiot." Mary setzte sich grinsend zu ihr. Doch als das Video anfing, wurde schnell klar, dass es nichts spaßiges wurde und Lisanna, die bereits begann unter Schock zu zittern, schaltete es nach nur 10 Sekunden aus. Ihr Atem ging schwerfällig. Was hatte das zu bedeuten? Waren sie sauer auf sie? Hatte sie sie alle mit irgendetwas beleidigt, gekränkt, verletzt oder ähnliches? Sie schluckte schwer und tippte zögernd und nachdem sie versucht hatte sich zu beruhigen: 》Was soll das mit dem Video bitte?! Ich weiß nicht, womit ich das verdient hätte! 《

Lisanna sah unter Schock auf die Nachricht. Nic und sie... Video... Verdammte Tusse.. Sie schluckte schwer und ein bitteres lächeln kam über ihr Gesicht während sie die Tränen versuchte zurück zu halten. Es war doch klar gewesen. Sie konnten nicht ewig Freunde bleiben. Sie waren zu verschieden. Vermutlich machte ihnen die Tatsache, dass sie reich war, doch mehr aus, als sie zugeben wollen würden. Und wahrscheinlich war das ihre Art zu sagen 'verpiss dich aus unserem Leben! '
"Lis, ich bin sich--", begann Mary, doch da klatschte die Dunkelhaarige das Handy auf den Tisch und stand finsteren Blicks auf. "Ich muss... mit Jack Gassi." - "Jetzt?! Aber deine Feier..", meinte Jim, allerdings ging sie gar nicht erst darauf ein, verschwand aus dem Saal, zog sich um - schwarze Lederhose, blaue langärmlige Bluse, die teilweise durchsichtig war, schwarze Stiefel und ihren schwarzen Mantel, der eng anlag und nur knapp über den Hintern reichte - schnappte sich Jack, legte ihm das Geschirr an und verließ ohne ein weiteres Wort das Anwesen. Ob sie ärger bekäme, war ihr egal. Sie brauchte frische Luft und außerdem wollte sie lediglich mit ihrem Hund raus. Das dürfte ja wohl drin sein verdammt!! Draußen zündete sie sich als erstes eine Zigarette an und rauchte zitternd an ihr, während ihre Augen immer mehr anschwollen und ihre Wangen und Nase hochrot anliefen.
Jedoch wurde aus einem kurzen Spaziergang ein langer nie endender Weg, auf dessen Richtung sie sich nicht einmal konzentrierte. Ihre Füße trugen sie einfach Stunden durch alle möglichen zugeschneiten Straßen, während Tränen ihre Wangen hinunterrollten. Plötzlich aber hörte sie eine Stimme. Nein, mehrere. "Lisanna!" - "Da ist sie ja tatsächlich! Lisanna hey!" - "Wir müssen dringend reden, Lis!" Als sie die Gesichter erkannte, wurde ihr verweintes und verzweifeltes Gesicht auf einmal eiskalt wirkend. "Reden..? Ah.... Ich denke, dass genug gesagt wurde und die Bleichfresse hier.. hat sowieso was Besseres gerade vor, als sich noch mehr unbegründete Beleidigungen an den Kopf werfen zu lassen." Wie zur Bestätigung kläffte Jack mehrere Male. "Komm Jack.", sagte sie, drehte der Gang den Rücken zu und lief hicksend und schluchzend weiter.
Sie lief noch einige Straßen weiter, als Jack auf einmal etwas erschnüffelte und wie wild an der Leine zerrte, sodass Lisanna holpernd hinterher gezogen wurde. Sie Bogen zu der Stelle ab, aufgrund dieser Lisanna sofort Herzklopfen bekam. Es war Davids Lieblingsort, das wusste sie genau. Sie schniefte, als eine Silhouette ihr in den Blick fiel, die ihr den Atem verschlug. //D-D-David..?!//, dachte sie geschockt und wie auf Kommando begann er auf seiner Gitarre zu spielen und.... und zu... singen. Dieselbe Melodie, wie am Vortag, wenn sie sich nicht irrte. Lisanna lauschte aufmerksam diesem Lied und biss sich dabei auf die Unterlippe um nicht lauthals zu schluchzen. Tränen flossen ihr dennoch noch mehr aus den Augen, als sie begann den Text zu verstehen und drückte eine Hand zur Faust gegen ihren Brustkorb. Es war ein so wunderbares und sehnsüchtiges Lied. Ein Lied, dass sie zu tiefst berührte, da sie wusste, dass es von ihr handelte. Bon seinen Gefühlen und dem Verlangen danach sie endlich wieder sehen zu können. Als er fetzig war, sprach sie wie aus Reflex hicksend: "Was ein... schönes Lied." In just dem Moment als er sich herumdrehte, erkannte sie, was sie getan hatte und hielt sich vor Schock beide Hände gegen den Mund. Sie trat einen Schritt erschrocken zurück, als ihre Blicke sich trafen, stolpere jedoch dabei über die Hundeleine und knallte rücklinks zu Boden, sodass sie auf den Hintern landete. Verdattert stierte sie zu David und stammelte unbeholfen: "I-Ich wollte dich nicht belauschen! Es war Zufall! Ehrlich! Ich wollte dich nicht stören.. Uhm..." Sie schluckte schwer und sah zu Jack der freudig bellend zwischen David und ihr hin und her sprang. "Jack! Aus!", knurrte sie und zog ihn dominant zu sich an der Leine zurück.

Dass David nicht auf sie reagierte und sie wie unter Trance anstarrte, beunruhigte Lisanna doch ziemlich. War er doch... so sauer noch auf sie? Würde er sie gleich genauso beschimpfen, wie die anderen es getan hatten? Aber weshalb dann dieses Lied? Das bewies immerhin, dass sie ihm fehlte und dass er sie... finden wollte. Dass er sie sich an seiner Seite wünschte. Es würde dann also doch gar keinen Sinn machen, wenn er sie jetzt stinksauer davon jagen würde, ....oder?
Auf einmal schien er langsam zu sich zu kommen und zu realisieren, wer dort vor ihm im kalten Schnee saß. Allerdings wirkte er wie benommen, als würde er glauben, dass sie eine Art Trugbild sei. Lisanna zitterte und war nicht im Stande etwas zu sagen oder gar sich zu bewegen. Die Tatsache, dass er sich nun auf sie zu bewegte, lähmte sie vollständig. Ihr Herz raste und Panik breitete sich in ihr aus. Sie wollte wegrennen, wollte schreien, weinen, ihn umarmen... In ihrem Inneren herrschte ein reines Chaos an Gefühlen, Bedürfnissen und Gedanken. Was sollte sie tun? Was sagen?? Ihr erstes Treffen nach 2 Monaten..
Schließlich hielt er direkt vor ihr an und ging in die Hocke, sodass sein Gesicht nicht sehr weit von ihrem entfernt gewesen war. Diese Augen, diese Wangenknochen, dieser Mund, dieser Duft, diese Haare... Oh, wie sehr hatte sie jeden Zentimeter an ihm vermisst, dem sie so lange hatte nicht mehr nahe sein zu können. Sie hatte nicht einmal zu träumen gewagt jemals wieder so nahe bei ihm stehen (beziehungsweise sitzen) zu dürfen. Ihr Herzschlagen geriet auf dieser kurzen Distanz langsam bereits in Alarmbereitschaft. Das war zu viel zu schnelle Nähe für diese langen Zeitraum des Entzugs. Das würde ihr Körper definitiv nicht lange mitmachen, so viel stand fest! Doch kaum, dass er einen richtigen Satz in seiner, für Lisanna, wunderbar rauchigen Stimme aussprach, lösten sich in ihr alle möglichen Ketten und Verknotungen. Als hätte er sie nur durch diese wohlige Stimme einfach sprengen können! Er... Er war wirklich nicht mehr sauer auf sie? War das gerade wirklich real? Sie schluckte und tat sich schwer entspannt zu atmen, dennoch versuchte sie es, während ihre Augen nur auf seinem Gesicht und seinen Handlungen ruhten. Sie erkannte genau die Angst und Unsicherheit, die er hatte, als er allmählich nach ihrer Hand versuchte zu greifen. Er zitterte und zögerte sogar Millimeter vor ihrer Hand. So... kannte sie ihn gar nicht. Doch sie verstand es gut. Sehr gut sogar. Wie oft hatten beide vermutlich denselben Traum immer und immer wieder. Man traf sich nach einer Ewigkeit wieder, war überglücklich, doch im Moment dass man einander berührte oder umarmte, zerfiel die Person einfach in den Armen oder löste sich Luft auf. In Lisannas Traum, wenn sie David Wiedersehen konnte, fiel sie ihm um den Körper, drückte ihn feste an sich und war dabei etwas zu sagen, aber ehe es dazu kam, zerfiel David in unzähligen Kirschblüten und das Hemd, das er trug, war das Einzige von ihm das zurück blieb - inklusive einer unendlichen Finsternis. Immer und immer wieder...
Plötzlich spürte sie Davids Berührung, was sie aus ihrem Gedankengang riss und glaubte eine wohlige Gänsehaut durch ihre Hand über ihren Arm und den gesamten Körper hinweg fließen zu spüren. Sie schluckte erneut und hauchte: "J-Ja, das... das bin ich. Ich wirklich hier.." Sie lächelte sanft, als er vom Armband sprach, das sich damals in seiner Jacke verfangen hatte. Ja, es stimmte. Dieser Moment hatte so einiges verändert damals. Es war im Grunde der Beginn von ihrer Geschichte. Der wahre Beginn, wie aus ihnen das wurde, was sie heute und jetzt waren. Der Grund, weshalb sich beider leben komplett verändert hatte.
Bei seinem letzten Satz hielt Lisanna reflexartig die Luft an. Sein Blick... so intensiv und eindringlich. Ihr Herz machte alleine nur deswegen in Kombination seines Satzendes einen heftigen Sprung, ehe sie ruckartig an seine Brust gezogen wurde, was die angehaltene Luft schlagartig herauspresste. Noch mehr Nähe. Sehr viel mehr Nähe... Ihr Kopf begann zu glühen wie eine heiße Herdplatte. Davids Körper. Davids Wärme. Davids Atem an ihrer Haut. Davids Geruch, der nun auf intensiver Nähe noch verführerischer war, als eh schon. Ein Gefühl unfassbarer Geborgenheit durchflutete ihren Körper, sodass sie bedacht ihre Arme hob und - ebenfalls einige Sekunden zögernd - diese an seinen Rücken drückte. Ihr Gesicht hingegen presste sie regelrecht an seinen Brustkorb und schüttelte dieses heftig. "Ich... Ist schon... schon okay. Du warst sauer. I-Ich verstehe das. Wirklich." Ihre Finger krallten sich in seine Jacke, während sie ihr Gesicht noch fester gegen ihn drückte. "Schließlich.... hast du nichts falsch gemacht. Ich... Ich hätte es von Anfang an erzählen sollen. Ich.. Ich wusste nur nicht wie. Ich wollte nicht, dass du mich hasst.... Ich bin.. einfach zu f-feige gewesen. Verzeih mir.. bitte.", keuchte sie verzweifelt und kniff die Augen zu, um nicht noch mehr zu weinen. Sie wollte nicht jetzt in seiner Gegenwart weinen. Sie wollte nicht bemitleidenswert wirken! Sie wollte eigentlich.... wieder mit ihm zusammen lachen können. Irgendwie, irgendwann..

"Ich weiß.", bestätigte Lisanna mit belegter Stimme und ließ sich auf die Beine ziehen. Als er daraufhin ihre Tränen wegwischte, lächelte sie ihn leicht an. "Versprochen, David. Keine Tränen mehr." Sie hatte eh mehr als reichlich geweint in letzter Zeit. Irgendwann musste damit auch mal Schluss sein. Außerdem waren sie beide gerade auf dem besten Wege ihre Streitigkeiten zu begraben. Und das war mit das Beste, das diesen Abend geschehen könnte! "Ein Spaziergang klingt toll.", antwortete die Dunkelhaarige und lief mit Jack neben David her. Es war ziemlich kalt, doch die Kälte spürte sie nicht einmal mehr. Nur eine angenehme Wärme, die sich in ihrem Innern zunehmend ausbreitete. Als David begann zu reden, da sie ihn lieber still und lächelnd aus dem Augenwinkel beobachtete, staunte sie nicht schlecht und hatte dabei sogar etwas die Augen aufgerissen. "Woher ...weißt du denn, dass ich morgen Geburtstag habe? Ich kann mich nicht erinnern, es je erwähnt zu haben. Oder hast du meine wahre Identität durchleuchtet und weißt mittlerweile, dass ich ein geheimes Doppelleben führe, mh?" Sie schmunzelte und sah dann auf den Weg vor ihnen. "Meine Eltern haben heute nachmittag bereits eine Feier organisiert, weißt du. Sie sind seit abends weg geschäftlich und werden wohl erst in 1 Woche circa wieder zurück sein. Darum na ja... Die Feier läuft noch, schätze ich. Aber ja. Ich bin geflüchtet. Sie war ziemlich lahm, von der Musik abgesehen. Aber das kommt eben davon wenn man die eigene Tochter nicht wirklich gut kennt, nicht wahr?" Sie vergrub ihre Hände in den Manteltaschen und biss sich unauffällig auf die Zunge, als er die Jungs erwähnte. Es war, als hätte er mit einem brennenden Pfeil mitten in ihrem wunden Punkt getroffen. Die bruchstückhaften Beleidigungen schallten dabei wie im Echo in ihren Ohren, was sie versuchte durch kurzes Kopfschütteln loszuwerden. Stattdessen ignorierte sie das Thema lieber komplett!
Lisanna schluckte lautlos und sah David dann liebevoll, wenn auch noch ziemlich zurückhaltend an."Es freut mich wirklich sehr, dass er dir gefällt und du ihn.. sogar trägst. Es war mein erster Versuch, also ist er nicht wirklich perfekt geworden, aber ...uhm... ja, es steckt viel Mühe darin. Aber es hat mir, ob du es glaubst oder nicht, auch unheimlich viel Spaß gemacht!" Sie grinste nun richtig und fühlte sich mit jedem Schritt bei ihm immerzu ein wenig leichter. Doch als er erneut von ihrer Trennung sprach, blieb sie abrupt stehen und sah ihn traurig an. "Mir erging es ähnlich... Doch wir können vergangenes nicht ändern, weißt du." Sie trat näher an ihn heran und legte ihm - zaghaft erscheinend - eine Hand an den Arm. "Wir können nur verhindern dieselben Fehler nochmal zu machen und versuchen optimistischer voran zu schreiten." Daraufhin liefen sie weiter und Lisanna schwieg zunächst eine ganze Weile, nachdem er gesprochen hatte. Immerhin wusste sie jetzt, dass nicht jedem fehlen würde. Vermutlich nur David und seiner Familie. Aber das war okay. Es war mehr als genug. Und genau genommen hatte David gerade einen entscheidenden Nerv getroffen. Niemals weg sein.. Wie richtig er nur mit seiner Befürchtung lag. Sie seufzte schwer. "Weißt du, angenommen ich müsste irgendwann für sehr lange Zeit weg - ein paar Jahre vielleicht oder so -, dann bezweifel ich stark, dass es mehr Leuten auffallen würde, als dir und deiner Familie. Deine Jungs.... jedenfalls nicht. So viel steht fest. Aber.. das ist okay. Nicht jeder kann mich eben leiden. Bin vermutlich einfach zu.. anders."

Lisanna verzog die Mundwinkel ein wenig, als David von ihren Eltern sprach. "Mh. So in etwa.." Sie müsste es ihm sagen. Definitiv. Er hatte es verdient die Wahrheit zu erfahren. Er war schließlich auch ehrlich zu ihr. Doch wie sollte sie es anschneiden? Seufzend entschloss sie es ihm vorerst noch nicht direkt zu sagen, vielleicht später im Laufe des Gesprächs.. Es müsste der richtige Zeitpunkt sein, sodass es ihn nicht gleich aus allen Wolken werfen würde und er wieder so voller Wut reagierte.
Lisanna schluckte. Denn für sie waren die letzten Monate auch alles andere als angenehm gewesen. Im Gegenteil sogar. Es war die reinste Hölle, die sie über sich ergehen lassen musste. Und sie hoffte, dass dies nun endlich abgehakt werden konnte. Schließlich waren sie beide jetzt hier. Sie waren zusammen und dabei die Differenzen zwischen ihnen zu klären. Dieses Treffen war mehr als Zufall. Es war ihre Chance alle Probleme zu lösen und vielleicht endlich jede Lüge oder Geheimnis aufzuklären.
Plötzlich fuhr sie erschrocken zusammen, als David direkt vor ihr zum Stehen kam, sodass es sie brutal aus ihren Gedanken riss. "Uh.. Ja, und das wäre?", fragte sie irritiert und schaute verwundert in sein Gesicht, ehe er die Situation mit dem Video erklärte. Eigentlich wollte sie sich diese Sache gar nicht erst anhören, immerhin hatte sie genug gehört aus deren Mündern. Doch das, was sie nun hörte, ließ sie schwer seufzen. Wieso war sie nicht darauf gekommen? Natürlich hatte Nic bestimmt gemerkt, dass sie von Luis eine Nachricht bekommen hatte und wollte ihnen sicherlich klar machen, dass man sie in Ruhe lassen sollte. Und Stacy war seit jeher um Lisannas Wohlbefinden besorgt, da sie glaubte, dass ihr hier im Viertel zu viel Gefahr drohte. "Ich ...bin so dumm!", knurrte sie gereizt und raufte sich die Haare. "Ich hätte wissen müssen, dass was am Video machen faul war! Dieser elende Bastard!" Zornig trat sie gegen einen gehäuften Schneehaufen. "Und dann war ich eben auch noch so eklig zu ihnen! Ich pack's nicht!" Lisanna atmete tief ein und aus und versuchte runterzukommen. Sie lachte bitter auf und warf den Kopf in den Nacken - den Blick zum klaren Sternenhimmel gerichtet. "Ja, du hast recht. Ärgern kann man sich immer noch später oder ein anderes Mal. Aber heute... sind wir hier und zusammen! Alles andere sollten wir erstmal vergessen." Sie strahlte und sah ihn neugierig an, als er von einem Verplappern sprach. Just, als er ihre Eifersucht erwähnte, wurde die Dunkelhaarige Scharlachrot und rümpfte die Nase, nachdem er diese zärtlich gezwickt hatte. "Niedlich, ja?", meinte sie mit einem schiefen Grinsen, legte den Kopf zur Seite und stemmte die Hände in die Hüfte. "Aber nur haaaaaaalb so niedlich, wie deine Besessenheit für ein ganz spezielles Zippo, wegen dem du sogar einer ehemaligen Flamme beinahe den Arm ausgekugelt hast, als sie dich ein wenig aufgezogen hat." Sie schritt näher auf ihn zu und schnippste ihm leicht gegen die Stirn, während ihr Grinsen breiter wurde. "Wusste gar nicht, dass mein Geschenk dir so viel bedeutet, pretty boy~" Sie lachte und zwinkerte ihm Zunge herausstreckend zu.