Forget me not [Stardust_Rose & DeeplyRouge]

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    • Forget me not [Stardust_Rose & DeeplyRouge]

      Autoren: @Stardust_Rose
      @DeeplyRouge
      Vorstellung:
      anime-rpg-city.de/index.php?th…tardust-rose-deeplyrouge/
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      Es war schon später Nachmittag, als Hana sich letztendlich doch dazu entschieden hatte auch ohne Jay ins Museum zu gehen. Schließlich hatte sie die Karten schon bezahlt. Die zweite Karte ließ sie vorne an der Kasse zurück und bat das Personal an der Kasse darum die Karte einer freundlichen Person zu schenken. „Sind Sie sicher?”, fragte die Dame an der Kasse. „Wir erstatten Ihnen auch gern das Geld”, bot sie an. Hana schüttelte nur sanft den Kopf und war der festen Überzeugung, dass sie jemandem damit eine riesen Freude machen konnte.
      Schließlich solle man ja an Tagen an denen man selbst etwas bedrückt ist dafür sorgen, dass man anderen umso mehr ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
      Leichtfüßig schlich sie durch die mit Gemälden gefüllten Gänge und nahm sich für jedes einzelne davon ausreichend Zeit, damit sie auch ja keins der Details übersehen konnte. Sanft schob sie mit ihren Fingern immer wieder ihre langen schwarzen Strähnen hinters Ohr, damit ihre Sicht durch nichts gestört wurde.
      Ihr heller langer Faltenrock wehte elegant bei jedem Schritt in der Kühlen Luft des Museums, ihre schwarzen Riemchenschuhe erhellten nur leise den Raum mit einem angenehmen Geräusch und war farblich perfekt mit ihrer Tasche abgestimmt. An ihrem wärmenden Pullover hing noch ihr buntes Namensschild aus der Schule, auf dem farbenfroh verziert “Hana” stand, welches sie vergessen hatte nach dem Unterricht abzunehmen. Man erkannte, dass das Namensschild in einer kindlichen Schrift und Weise gemacht wurde und war groß genug, um auch wirklich keinem Blick anderer Besucher zu entgehen, nur ihrem eigenen. Dabei hatte sie inständig gedacht, dass die Menschen sie aus reiner Freundlichkeit anlächelten.
      Diese Wunschvorstellung zerplatzte jedoch, als sie sich in einem gerahmten Bild spiegelte.
      „Oh Gott!”, entfloh es ihr ein wenig zu laut. Ihre zarte Stimme füllte den stummen Raum. Hana konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Sie sah zu dem Mann neben sich und entschuldigte sich peinlich berührt. „Entschuldigen Sie bitte…”, flüsterte sie kichernd und hielt ihr Namensschild in der Hand.
      „Und ich dachte schon, die Leute hier lächeln, weil sie freundlich sind…”, beichtete sie dem Fremden neben sich. “…Dabei dachten sie wahrscheinlich alle nur, dass ich eine sehr ungewöhnliche Schrift habe”.
      Sie sah ihn mit einem herzlichen Grinsen an, ehe sie sich wieder dem Gemälde vor ihnen widmete.
      Das Lächeln blieb ihr jedoch noch eine ganze Weile auf den Lippen. Auch diese seltsame Leichtigkeit in ihrem Kopf ließ sie vom Schmunzeln nicht ab und war sicher ihrer Aufregung geschuldet. Es wurde ihr etwas unangenehm, den Fremden neben ihr so unüberlegt angesprochen zu haben. Möglicherweise war ihm ja gar nicht nach Scherzen zumute…
    • Ein Seufzen entwich dem Schwarzhaarigen. Der letzte Fall für diesen Tag war beendet. Die Arbeit war wie immer stressig und auch kräftezehrend, aber doch war es der Weg, für welchen er sich entschieden hatte. Glücklicherweise lag das Hotel sehr nah und so fielen bereits 20 Minuten später die Hüllen und Luca konnte das Prasseln heißes Wassers aus der Dusche genießen. Eine Wohltat für den Körper und gleichermaßen belebend. Eines musste man dem Hotel schon lassen. Die Ausstattung war top. Gut ausgestattetes Badezimmer. Außerdem ein separates Schlafzimmer und Wohnraum, welcher ebenfalls eine Küche beinhaltete. Ein angenehmer Rückzugsort war dem Arzt sehr wichtig und so gönnte er sich diesen Luxus. Nach dem Anziehen des schwarzen Shirts und gleichfarbiger Jeans ging es schließlich wieder nach draußen.
      Zunächst aber blieb die Überlegung, was für diesen Nachmittag anstehen sollte. Wenn man schon in einer fremden Stadt war, sollte dies auch vollkommen ausgenutzt werden. So hatte sich Luca bereits im Vorfeld einige Pläne gemacht, aber die Reihenfolge davon offen gelassen. Ein wenig Spontanität hatte immerhin auch seinen Reiz. Nach kurzer Überlegung fiel die Wahl dann auf ein Kunstmuseum. Dieses zu verpassen stand ohnehin außer Frage und so ging der Mann los. Sein Blick fiel auf den Bus, jedoch lächelte der Grauäugige nur. Er hatte Zeit und der Fussweg taten gut. Auch war es deutlich angenehmer Stress aus dem Privatleben rauszuhalten, als Kontrast zur Arbeit.

      Am Museum angekommen, schien es das Schicksal mit Luca gut zu meinen. Die Kassiererin sagte, dass eine Frau eine Karte zurückgegeben hat mit dem Wunsch das jemand anders diese bekommen sollte. Um sicherzugehen fragte der Arzt ob die Kassiererin sich wirklich sicher sei. Nach der erneuten Bestätigung nahm er es mit einem Lächeln an. Offenbar hatte das Schicksal ihm an diesem Tage tatsächlich einen Engel geschickt. Ruhigen Schrittes ging der Schwarzhaarige durch das Museum und sah sich die Gemälde und Kunstwerke an. Gerade als er sich eines der Bilder ansah, erklang die Stimme einer Frau neben ihm. Die Fremde war eine hübsche Erscheinung. Langes schwarzes Haar, mit einem Pullover, Faltenrock und Riemchenschuhen. In ihrer Hand hielt sie ein Namensschild, welches vermutlich von einem Kind gemalt worden war. Es war von der Art ähnlich wie Luca es von seiner Nichte Elena kannte. Bei den Aussagen der Frau schmunzelte er und erwiderte “Ich glaube es ist hier verboten Namensschilder von den Kunstwerken zu entfernen." Aufgrund der Situation musste er nun selbst etwas lachen. "Würde ich raten müssen würde ich vermuten, dass ihr Name Hana ist. Freut mich sehr sie kennenzulernen. Ich heiße Luca." kam es von ihm.
    • Hana sah zu dem Mann neben ihr. Sie hatte anfangs gar nicht bemerkt, dass er so freundlich darein blickte. Sie folgte seinem Blick und sah ebenfalls auf ihr Namensschild. Sie kicherte verlegen, als er über das Schild sprach und erwiderte: „Es ist ja eigentlich schon ein Kunstwerk für sich, nicht wahr?”. Hana hielt ihm das kleine Gemälde sogar etwas näher hin und lief dafür etwas auf ihn zu. „Abstrakte Kunst, soll wohl oft viel wert sein”, gab sie ihr Wissen kund und schmunzelte sehr sanft.
      „Sie sollten an einer Quizshow teilnehmen”, bemerkte Hana, als er ihren Namen “erraten” hatte. Sie reichte ihm vorsichtig ihre Hand und nickte. „Freut mich sehr, Luca…”.
      Die Art wie sie seinen Namen sagte, wirkte auf irgendeine Art anziehend. Als hätte sie sorgfältig gewählt wie sie ihn aussprechen wollte und ihm besonderes Gewicht geschenkt hätte.
      Sie sah auf seine Hände. „ ̈ …!”, stellte sie innerlich fest und sah zu ihm, während sie seine Hand noch elegant zwischen ihren mit Farben versehenen Fingern lag. Sie schämte sich, zog ihre Hand nicht hektisch, jedoch peinlich berührt weg und schluckte einmal ausgiebig. Ihre Finger waren klein, aber zierlich; Ihre Hände, abgesehen von den Überresten der letzten Bastelstunde, gepflegt. Es war kein Ehering an ihrem Finger zu sehen. Nur ein schlichter Ring ihrer Mutter an ihrem Mittelfinger.
      „Entschuldigen Sie…Manchmal sind diese Farben mehr als hartnäckig!”. Dann schmunzelte sie erneut.
      „Vielleicht sollte ich beim Stehlen eines Namensschildes eines Gemäldes beim nächsten Mal mehr Acht geben…”.
    • Luca kam nicht darum herum zu nicken. Die Dame hatte eine schöne Ausstrahlung. Etwas mitreißendes. “Ja das ist es allerdings. Es sieht nach dem Werk eines jungen Talents aus. Wobei die Farben sehr gut aufeinander abgestimmt sind.” erwiderte er und begutachtete das Namenschild, welches Hana etwas näher hielt. Von ihren Aussagen her, lies sich erkennen, dass die hübsche Frau ein Verständnis für Kunst und auch Wissen diesbezüglich hatte. “Ja ist sie durchaus. Die einzige Ironie dabei ist es das Künstler oft erst dann bekannt werden, wenn sie bereits verstorben sind. Ein bedauerlicher Umstand. Doch sind manche Kunstwerke unbezahlbar für eine einzelne Person.” sagte der Arzt.
      Das der Gang in ein Kunstmuseum dazu führen würde, dass der Höhepunkt des ganzen ein Gespräch mit einer Frau sein würde. Nichts womit Luca gerechnet hätte und doch erfreute ihn die Konversation.
      Die Antwort von Hana brachte ihn abermals zum Lachen. “Nun ich werde darüber nachdenken. Es könnte eine interessante Erfahrung sein.” sprach der Schwarzhaarige. Die Berührung durch ihre Hand war sanft. Die grauen Augen des Mannes hingen an den Lippen seiner Gesprächspartnerin, als diese seinen Namen sagte. Er hätte es selbst nicht benennen können, doch zog ihn die Art wie sie
      es sagte in ihren Bann. Anschließend wanderte der Blick des Arztes zur Hand der jungen Frau. Zwar trug sie einen Ring, jedoch war dieser an ihrem Mittelfinger. Ein kleines Details was jedoch zeigte, dass es sich dabei nicht um einen Ehering handelte. Das Lächeln in Lucas Gesicht blieb als Hana ihre Hand zurückzog. Er sagte “Das Problem mit Farben ist mir bekannt. Manchmal kann es sich dann sogar Tage hinziehen bis die letzten Reste verschwunden sind. Aber was Diebstahl angeht, sollten sie vorsichtig sein. Nicht das sie jemand noch festnimmt. Und nun könnte man mich vielleicht noch als Komplizen sehen.” In das Gesicht des Schwarzhaarigen schlich sich ein schelmisches Lächeln und Luca sprach “Nun um keine Risiken einzugehen wäre vielleicht Planung bei einem Kaffee eine gute Herangehensweise. Das heißt wenn ich dich dazu einladen darf.”
    • "Oh...Ich denke der Künstler hier ist schon eine ganz große Nummer", kicherte sie, ehe sie das Namensschild in ihrer Tasche verschwinden ließ. "Unbezahlbar ist es für mich auf alle Fälle!", sprach Hana mit einem Lächeln auf ihren Lippen.
      Er lächelte, als sie ihre Hand hastig nach hinten zog und sie schluckte etwas. Als er dann auf die Farben an ihrer Hand einging, wurde sie fast schon etwas rot an den Wangen. "Ja, ich wasche mir die Hände meistens fast schon etwas akribisch, aber so richtig gehorchen wollen sie dann doch nicht...", versicherte sie ihrem Gegenüber und musste wieder etwas schmunzeln. Sie wandte ihren Blick ab, als stechende Blicke sich in ihre Seite bohrten und sie sich etwas peinlich berührt räusperte. "Ja...", flüsterte sie. "Vielleicht wäre es keine allzu schlechte Idee...". Sie deutete auf die bösen Blicke der Menschen, die um die beiden kichernden Gestalten herumstanden und lief dann langsam los. Ihre Schritte waren leichtfüßig und das dumpfe Klacken ihrer Schuhe klang angenehm, nicht penetrant. Sie wusste, wie sie sich zu bewegen hatte. Jeder ihrer Schritte, einen Fuß elegant vor den anderen, war genauestens geplant. Was so mühelos wirkte, war jedoch das Produkt ihrer unfassbaren Tollpatschigkeit und bedurfte viel Übung und aufgeschürfte Knie. Schon als Kind ist Hana andauernd über ihre eigenen Füße gestolpert, Fahrradfahren war immer ein Abenteuer und viele Dinge auf Einmal zu tragen, hatte sie schon lange aufgegeben. Manchmal dachte sie daran zurück, wie Jay das anfangs schätzte. Er fand es süß, lachte und half ihr hoch. Doch sein Lachen wurde von Zeit zu Zeit mehr ein Seufzen und Abneigung durchzog seine Mimik. Hana gibt sich nun mehr Mühe denn je, auf jeden ihrer Schritte Acht zu geben.
      "Es gibt direkt nebenan ein Museumscafé. Der Kaffee ist auch wirklich gut. Aber keine Umstände, ich zahle selbst", bestand sie und begab sich langsam in das gemütliche Café nebenan. "Hier ist es wohl weniger schlimm, wenn wir etwas lachen müssen". Hana begab sich an die Kasse und die Frau begrüßte sie, als wären sie alte Freundinnen. Sie gab eine Stempelkarte über den Tresen und sah dann zu dem gutaussehenden Mann neben ihr.
      "Oh!", stieß sie aus. "Der Kaffee geht dann halt auf mich!", sagte sie stolz und hielt die volle Karte hoch. "Wie trinken Sie denn Ihren Kaffee? Oder soll ich raten?". Sie sah ihn jedoch siegessicher grinsend an und überlegte kurz.
      "Schwarz und ohne Zucker? Oder doch eher Flat White...?". Sie warf ihm einen gespannten Blick zu, etwas nach oben schauend, aufgrund ihres Größenunterschieds. Sie bemerkte erst jetzt, dass er ziemlich gut aussah, obwohl sie ihm schon einige Male direkt ins Gesicht geschaut hatte.
      Seine dunklen Haare passten gut zu seinen markanten Gesichtszügen, welche wiederum gar nicht zu seiner weichen Persönlichkeit passten. Luca war interessant und Hana wollte gern mehr über ihn erfahren. Er wirkte mysteriös. Er hätte alles sein können und so beginn Hana zu fragen: "Was machen Sie eigentlich in unserer kleinen Stadt? Sind Sie geschäftlich hier?".
      In ihrem Kopf zählte sie nach und nach Berufe auf. Immobilienmakler? Ihre Nachbarn seien schließlich vor kurzem aus ihrem riesigen Apartmentkomplex ausgezogen. Vielleicht aber doch eher Wirtschaft? Er könnte durchaus ein Mann der Zahlen und Finanzen sein. Seine Kleidung wirkte aber etwas teurer. Doch etwa Pilot? Es gab einen kleinen Flughafen, weshalb sich hier und da Piloten und Flugbegleiter in der kleinen Stadt verirrten, um die freien Stunden zu überbrücken. All das Nachdenken ließ Naia etwas schwindelig werden. Kurz hielt sie sich am Tresen fest und versuchte wieder Balance in ihren Kopf herzurichten.
    • “Ja das kann ich nur zu gut verstehen. Es gibt Kunstwerke von besonderen Künstlern die einfach einen Platz in unseren Herzen einnehmen.” erwiderte der Arzt. In seinem eigenen Haus hingen auch gemalte Bilder seiner Nichte und ein paar Basteleien standen auch herum. Kein Geld hätte je den emotionalen Wert davon bezahlen können. Als Hana ihre Hand weggezogen hatte, wirkte es ein wenig schüchtern. Es war süß bei einer Person die einen so offenen und selbstbewussten Eindruck machte wie Hana. Ein kurzer Moment bei dem sich Facetten einer Person zeigten, welche für gewöhnlich lieber versteckt wurden. “Du solltest nur beim Händewaschen darauf achten, keine aggressiven Reinigungsmittel für die Haut zu verwenden. Gerade bei zu regem Einsatz würde es deine Haut reizen und dann könnte es zu Rissen und anderen Unannehmlichkeiten führen. Falls du es bisher nicht versucht hast, könntest du es mit Butter versuchen. Es hilft beim Lösen von Farbe auf der Haut und ist schonend. Natürlich beseitigt es nicht sämtliche Rückstände, aber irgendwie hat ein wenig Farbe auch ihren Charme.” sagte Luca. Sein Blick wandte sich in Richtung der Leute, welche sie böse ansahen auf die Hana deutete. Er lächelte zu ihr und sprach “Ach ja manchmal vergesse ich das Menschen ihr Verständnis für die Lebensfreude anderer verloren haben.” Doch hatte es auch sein positives. Schließlich hatte sie die Einladung angenommen. Es war interessant der Schwarzhaarigen zuzusehen. Ihre Bewegungen wirkten kontrolliert und fließend. “Du bist sicher eine gute Tänzerin Hana. Es scheint als hättest du Erfahrung in dieser Richtung.” kam es von ihm.

      Die Beiden gingen in das Museumscafé. “Ein gute Kaffee ist gold wert. Aber ja eine Zeit ohne böse Blicke dürfte erfrischend sein.” sagte er und belies das Thema Zahlung für den Moment. Dennoch stand es außer Frage, dass Luca sie selbst zahlen liese. Die Kassierin und Hana schienen sich zu kennen. Das und ihr Interesse an Kunst, liesen die Vermutung, dass die hübsche Frau wohl öfter im Museum war. Ein Lächeln kam auf das Gesicht des Arztes und er lehnte sich mit einem Arm auf den Tresen. “Für gewöhnlich gestalte ich es mit Kaffee abwechslungsreich. Für heute klingt ein Flat White aber perfekt. Den leichten Kick zum Wachwerden kann ich gut brauchen.” sagte er und zog sein Portemonnaie heraus. “Jedoch kann ich es nicht akzeptieren, dass du zahlst. Ich habe dich eingeladen, Hana und ich bin dabei ein wenig altmodisch. Also keine Diskussion ja. Außerdem kann ich nicht zwei Mal an einem Tag eine Dame für mich zahlen lassen.” sprach Luca und zwinkerte ihr zu. Mit einer Bewegung nahm er Geld raus und gab es der Kassiererin. “Stimmt so.” Ein Trinkgeld um die Arbeit anderer zu schätzen, fühlte sich einfach richtig an. Vielen Berufen wurde ohnehin zu wenig beigemessen und auch wenn es nach außen hin nach einer einfacheren Tätigkeit aussah, so war es eine ehrliche Arbeit. Am Tisch angekommen stellte der Grauäugige seine Tasse ab und rückte Hana den Stuhl zurecht. Nachdem sie sich gesetzt hatte begab der sich auf seinen Stuhl gegenüber von ihrem. Mit der Hand rührte der Mann langsam in seinem Kaffee. Eine kleine Geste, welche auf ihn selbst beruhigend wirkte. Wie es Luca selbst unbewusst war, lächelte er immer noch. Es schien ihm in diesem Gespräch unmöglich es nicht zu tun. Nach einem Schluck Kaffee antwortete er “Ich bin in der Tat beruflich hier. Ich bin Arzt und es gibt ein paar Patienten hier, bei denen der Transport in meinen gewohnten Arbeitsort nur sehr schwierig möglich war. Es wäre viel Aufwand notwendig gewesen und da schien es die bessere Lösung, dass ich für ein paar Tage anreise. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, denn es gab einiges hier, das es wert war zu sehen.” Für ein paar Momente schloss Luca die Augen und genoss den Duft des Kaffees. Ein schönes Aroma das innerlich einen Augenblick der Ruhe auslöste. Nachdem der Arzt seine Augen wieder geöffnet hatte, fand die Tasse ihren Weg auf den Unterteller. Mit der Hand seitlich an sein Gesicht gelehnt sprach er “Ich würde davon ausgehen, dass deine Tätigkeit mit Kindern zu tun hat. Das Namensschild ist jedenfalls ein Indiz. Daher tippe ich darauf das du entweder Mutter bist oder ein Beruf bei dem du regelmäßig Umgang mit Kindern hast. Oder liege ich falsch?” Sein Lächeln veränderte sich und enthielt nun ebenfalls Interesse. Seine Aufmerksamkeit hatte Hana bereits sie den ersten Worten vollkommen auf sich gezogen. Nun an diesem Tisch hatten sie Ruhe und so konnte Luca in Ruhe genau die Züge der Frau betrachten.
    • Sie sah ihn an und lauschte ihm aufmerksam. Hana musste ein wenig schmunzeln, als er so rege erzählte. Sie hielt den Arzt für unfassbar charmant und fand es höflich, dass er sich anscheinend so gern mit ihr unterhielt. "Butter- ist vermerkt!", kicherte sie. "Mein Kühlschrank sieht für andere wahrscheinlich eher aus wie ein Atelier", bemerkte sie und nickte dabei etwas. "Alles sehr große...Naja, doch eher kleine fantasievolle Gestalten", musste sie etwas lachen und sah sich dann ebenfalls um. Sie lief neben dem charmanten Unbekannten und freute sich innerlich vielleicht ein wenig zu sehr über seine Anwesenheit. Hana hatte nun wirklich nicht damit gerechnet, dass sie ausgerechnet heute so eine nette Bekanntschaft machen würde, mit der sie auch noch so gut reden kann. Er wirkte so vertraut, als hätte sie schon viele Male mit ihm hier gestanden und andere Museumsbesucher zum verzweifeln gebracht und zum Kopfschütteln veranlasst.
      Plötzlich sprach er übers Tanzen. Sie? Eine gute Tänzerin? Hana brach in herzliches Gelächter aus. Sie musste kurz stehen bleiben, hielt ihre Hand an ihren Bauch. "Bitte Entschuldige! Ich lache Dich wirklich nicht aus!", sprach sie nur kaum mit Luft in ihrer Stimme. "Ich bin wohl die miserabelste Tänzerin auf diesem Erdboden!". Hana wurde rot vor lachen und sah zu ihm. "Tanzt du etwa?", fragte sie ihn kichernd, jedoch sehr interessiert. Die Frage klang in keiner Weise abwertend. Sie wollte es wirklich wissen, legte ihren Kopf kurz etwas schräg und musterte den hochgewachsenen Mann vor ihr. Sie grinste etwas und nickte. "Oh ja...Ich kann es mir gut vorstellen!", traute sie es ihm zu.

      "Du hast meine Karte am Eingang also bekommen?", lachte sie und nickte. "Ich hatte sehr gehofft, dass jemand Nettes sie bekommt". Sie verschnaufte kurz und sah zufrieden aus. Genauso wie die Kassiererin, die glücklich lächelnd das Trinkgeld in ein Glas gab. "Vielen Dank!", bedankte sich die Blondine hinter der Kasse bei Luca und war sichtlich nicht abgeneigt von ihm. In ihrem Blick war etwas Schüchternes, was aber ebenso Lüstern wirkte. Ein Blick, den Luca sichtlich häufiger vor sich zu sehen bekam.
      Weder diese Schüchternheit, noch irgendein Funke von Lust waren in Hanas Gesicht wiederzufinden. Sie empfand ihn als nett und charmant, jedoch war sie irgendwie undurchsichtig. Verlegen, das war sie wohl offensichtlich. Aber es wirkte eher wie eine peinliche Berührtheit und weniger wie der Wille ihm gefallen zu wollen.

      Sie setzte sich auf den zurechtgerückten Stuhl und nickte ihm bedankend zu. Ihre Laune war gut, ihr ging es blendend und Lucas Lächeln steckte sie an. Die Wangenknochen schmerzten ihr schon vom ganzen Grinsen und der Bauch tat vom Lachen noch etwas weh.
      Ihre Tasse hielt sie in der Hand und sie nahm immer mal wieder einen kleinen Schluck von ihrem Cappuccino. Er war also Arzt! Deshalb auch die weichen Hände!, dachte sie leise in sich hinein und musste innerlich etwas schelmisch Lächeln, da sie es bemerkt hatte.
      "Arzt also? Auf welchem Gebiet denn?", fragte sie. Dann aber ging ihr ein Licht auf! "AH!", stieß sie hervor. "Du bist der Neurochirurg, der Frau Lunas behandelt hat, nicht?". Ihr Lächeln blühte auf. "Sie ist die Großmutter eines meiner Kinder in der Schule. Sie hat beim letzten Elternsprechtag von Dir erzählt und war sehr aufgeregt vor dem Termin. Ging denn alles gut?", fragte sie, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Schweigepflicht, entschuldige...", bemerkte sie selbst und wechselte dann das Thema.
      "Ich bin Grundschullehrerin und betreue gerade meine erste eigene Klasse seit einem Jahr", verkündete Hana voller Stolz. "Das wollte ich mein ganzes Leben lang machen und den Traum habe ich mir erfüllt", teilte sie Luca voller Freude mit und sah zu ihm. Ihr Blick streifte seine Augen, dann sah sie aber etwas zur Seite. "Eigene Kinder habe ich nicht...". Ihr Ton wirkte etwas bedrückt, aber ihr Lächeln wich nicht aus ihrem Gesicht.
      "Dafür habe ich jetzt aber 27 Schützlinge!", wandte ihren Blick wieder seinen Augen zu, welche voller Liebe etwas glänzten. Man hörte, dass sie jedes einzelne dieser Kinder liebte und keins für irgendetwas auf dieser Welt hergeben würde. In Hanas Augen brannte Leidenschaft für das was sie tat.
    • Die hübsche Frau hatte eine interessante Art über Dinge zu sprechen. “Ein Atelier also. Es klingt sehr interessant und eine persönliche Note. Das heißt du verwendest Lebensmittel um Figuren zu bauen? Also sowas wie ein Hai aus einer Wassermelone?” fragte Luca. Ja er konnte es sich gut vorstellen, dass eine kunstinteressierte Person wie Hana ihr Interesse in einer solchen Form ausdrücken könnte. Vielleicht wäre es eine gute Idee die Schwarzhaarige nach Ideen zu fragen, welche eine Überraschung für Elena sein könnten. Ihre Reaktion auf seine Anmerkung was das Tanzen betraf überraschte ihn. Auf die Frage nickte der Arzt und schmunzelte. Dann sprach er “Ja ich tanze sogar recht gerne. Aber ich denke das du dich da sehr unterschätzt. Deine Bewegungen sind sehr fließend und kontrolliert. Eigenschaften die beim Tanzen sehr von Vorteil sind. Außerdem gibt es sehr viele verschiedene Arten. Manche bevorzugen es alleine und andere wiederum Paartanz bei dem dann ein Part die Führung übernehmen kann. Letztendlich aber ist es egal ob man gut ist, solange der Spaß dabei ist und man es genießen kann.” Luca stellte sich vor wie es wohl wäre mit Hana zu tanzen. Zu einem ruhigen Lied und alles außer der Situation an Bedeutung verliert. Durchaus eine schöne Vorstellung und doch würde es vermutlich bei dieser bleiben.

      Es stellte sich heraus, dass die geheimnisvolle Spenderin seiner Eintrittskarte seine Gesprächspartnerin war. Lächelnd erwiderte er “Nun habe ich deine Hoffnung in diese Richtung erfüllt oder muss ich mich noch Verbessern?” Ein schöner Zufall, dass er durch den Café sich erkenntlich zeigen konnte. “Sehr gerne.” sagte der Grauäugige zu der Kassiererin. Anderen eine Freude zu machen, brachte ein schönes Gefühl mit sich. Seine Aufmerksamkeit aber blieb bei Hana.
      Der Schwarzhaarige nahm noch einen Schluck und nickte. “Alles gut. Ja ich bin Neurochirurg. Auf Details eingehen darf ich nicht. Wie du schon selbst angesprochen hast. Jedoch kann ich so viel sagen, dass in dieser Woche nur positive Ausgänge bei den Behandlungen gab.” kam es von ihm. Die Schweigepflicht war strikt und der Arzt würde diese aus Prinzip nicht verletzen. Aber manchmal gab es Möglichkeiten dennoch Aussagen zu treffen ohne auf Details zu Patienten einzugehen. Es machte Spaß der Lehrerin zuzuhören, wie diese über ihren Job sprach. “Man kann dir wirklich anhören, dass deine Arbeit eine Leidenschaft ist. Es ist schön wenn Menschen genau dem Weg folgen können, der sie erfüllt. Wobei ich mir vorstellen kann, dass die Arbeit mit Kindern auch sehr stressig sein kann. Ich hatte zwar auch bereits beruflich mit Kindern zu tun, aber das ist dann doch etwas anderes und bei mir ist es wenn auch nur ein einzelnes. Gut ich passe auf meine Nichte öfter mal auf und selbst das kann an manchen Tagen doch anstrengend sein. Mit einer ganzen Klasse wäre ich da sicher überfordert. Von daher finde ich es bewundernswert, wenn eine Lehrerin wie du sich für ihren Job täglich aufopfert und dennoch ihre Leidenschaft und Freude daran behält.” sagte er. Vielleicht klang es für manche etwas dick aufgetragen, doch meinte Luca jedes Wort ehrlich. Die Änderung in der Tonlage von Hana bemerkte der Grauäugige und sagte “Es tut mir leid wenn dir das Thema unangenehm ist.” Er hoffte das die Dame mit dem Thema Kinder keine negativen Emotionen verband.

      Der Arzt nippte etwas und hörte ihr zu. “Nun Hana wenn es ok ist würde ich gerne nach deinem Rat fragen. Ich bin noch ein paar Tage in der Stadt und würde gerne wissen was du empfehlen könntest. Also sehenswerte Dinge. Ich denke das du einen guten Geschmack hast, also wären Vorschläge von dir definitiv einen Blick wert.” sprach Luca. Im Radio begann ein ruhiges Lied zu spielen. Ein schöner Klang und lächelnd nahm der Schwarzhaarige einen weiteren Schluck. “Ein schönes Lied. Zu diesem habe ich das erste Mal getanzt.” sagte er mit der Erinnerung in seinen Gedanken.
    • Sie musste lachen, als sie sich den Hai vorstellte und schüttelte den Kopf. Sanft berührte sie kurz seine Hand, als sie noch in ihrem Gelächter hing. „Also eigentlich meinte ich meine Kühlschranktür, aber einen Wassermelonenhai kann ich mir auch gut vorstellen!“, kicherte sie und sah mit leicht feuchten Augen zu ihm.

      „Oh nein nein! Die sind schon vollstens erfüllt!“, nickte sie bestätigend und lächelte sanft. Sie fand ihn sehr angenehm und freundlich. Es war schön, dass sie doch noch etwas aus der Karte machen konnte, die sie gekauft hatte. „Also, was tanzt du denn?“, fragte sie den unbekannten Mann neugierig und war sichtlich sehr beeindruckt davon. „Ich habe wirklich zwei linke Füße! Mir graut es schon vor meiner Hochzeit irgendwann!“. Wieder etwas Bedrücktes in ihrer Stimme. „Aber Du hast recht! Ich glaube mit guter Führung kann sogar vielleicht ich tanzen. Bei Gelegenheit bringst du es mir mal bei!“, schlug sie ihm vor, jedoch mit einem ironischen Lachen. Sie wusste ja schließlich, dass er einen Flug weit entfernt lebte, weshalb ihr so ein Witz auch überhaupt nicht schwer fiel. „Das kommt doch bei den Frauen sicher unheimlich gut an, oder? Ich gucke viele alte Filme und ich finde Männer mit gutem Hüftschwung total unwiderstehlich!“, beichtete sie ihm. „Saturday Night Fever und Dirty Dancing sind meine Lieblingsfilme“, flüsterte sie etwas beschämt, jedoch mit einem niedlichen Schmunzeln auf ihren Lippen. Dieses Schmunzeln behielt Hana bei, als er ihr verkündete, dass bei ihrer Nachbarin scheinbar alles gut gegangen sei. „Oh!“, erleichtert seufzte sie. „Vielen Dank!“. Ihr Dank wirkte echt, keine Floskel oder Konvention. Sie schien im wirklich ehrlich dankbar zu sein.
      „Neurochirurg…“, schwelgte sie in Gedanken. „Was für eine verantwortungsvolle Profession…“.

      Sie lächelte, als er ihre Leidenschaft für ihren Beruf bemerkte und sie nickte hastig. „Oh ja! Ich glaube meine Liebe für diesen Job werde ich nie verlieren! Es ist vielleicht nicht so stressig wie bei dir und bei weitem nicht so komplex. Aber eins bin ich mir sicher - Wir können beide Nachts mit einem Lächeln hundemüde ins Bett fallen…“. Hana war beeindruckt von seiner Aufmerksamkeit und schätzte das Gespräch mit ihm schon jetzt ungemein. Auch als er das Thema Kinder ansprach, war er durchweg höflich. „Oh nein, bitte! Das kam sicher falsch an. Entschuldige bitte…“, versicherte sie ihm. „Ich hätte liebend gern ein eigenes Kind, aber…“. Hana stockte. Wie sollte sie es ihm erzählen, ohne sich zu beschweren? Das wollte sie nun mal nicht, wollte nicht nörgeln und an ihrer Beziehung zweifeln, also hielt sie es kurz. „Nun…Mein Partner scheint seine Prioritäten neu gesetzt zu haben. Das ist natürlich völlig in Ordnung, versteh mich nicht falsch! Und eigentlich möchte ich dich damit auch gar nicht belasten“, stockte sie erneut. „Er hat momentan vielleicht etwas wenig Zeit für uns“, öffnete die junge Dame sich Luca, während ein trauriges Lächeln ihre vollen Lippen zierte. „Deswegen sitze ich jetzt mit einem unfassbar freundlichen, aber genauso unfassbar fremden Mann in meinem Lieblingscafé und erzähle ihm von meiner stagnierenden Beziehung“, lachte sie mit zitternder Stimme.

      Dann aber schüttelte sie den Kopf. Hana fing sich wieder und wechselte das Thema. Sehenswerte Dinge, überlegte sie und sah dabei etwas nachdenklich in der Luft herum, ehe sie dem hübschen Mann gegenüber wieder in die Augen sah. „Hier gibt es eine der schönsten Bibliotheken. Sie lädt sehr zum verweilen ein und hat einen direkt angrenzenden Park“. Während sie sprach, kramte sie etwas in ihrer Handtasche rum und holte ihr kleines Notizheft raus. Sie schreib einige Adressen auf und erzählte dabei rege weiter.
      „Und für den Abend definitiv die Bar of Poets and Books! Sie spielen viel Soul und Jazz, klassische Musik und es wird unheimlich viel getanzt. Es ist eher ruhig und gediegen. Ein paar Straßen weiter ist das Juke. Nicht ganz so ruhig, aber die Cocktails sind Meisterhaft…“, empfahl sie dem Arzt. „Ich gehe gern dorthin“. Hana schob ihm den kleinen Zettel hin, hatte ihre Finger elegant auf das Papier gelegt und gab wieder vollen Blick auf ihre schlanken Hände. Ihre langen sanftrosa lackierten Nägel luden zum fantasieren ein. Sie zeigte auf eine Uhrzeit und ein Datum unter der Bar.
      „An dem Abend spiele ich Klavier in dieser Bar. Ich habe zufälligerweise noch eine Karte über…“, bot sie ihm an und hob ihre Finger von dem Papier, um eine hübsch verzierte Eintrittskarte zu enthüllen, während beide wussten, dass sie diese Karte nicht zufällig hatte.
      „Ich wäre sehr erfreut, wenn ich dich auf einen Drink einladen dürfte. Du hast mir den Tag heute wirklich gerettet, Luca…“. Ihre Stimme war sanft und voller Wahrheit. Sie hätte ihn wirklich gern dabei, wusste nur selbst nicht, wie sie mit diesem Gefühl umgehen sollte. Jedoch dachte sie sich nichts dabei. Er war freundlich, sie hatten ähnliche Interessen und sie würde gern zu seinem Erlebnis in der Stadt beitragen. So würde Jay's Karte dann auch nicht verfallen - zwei Fliegen mit einer Klappe, oder nicht?

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    • Der Arzt stimmte in das Lachen mit ein, als sich herausstellte, dass er in die Aussage von Hana ein wenig mehr hineininterpretiert hatte. “Mein Fehler, ich hatte da wirklich vermutet, dass du Kunstwerke aus Lebensmitteln erschaffen würdest. Nun dann werde ich mich daran wohl ohne Tipps selbst versuchen müssen. Ich befürchte nur, dass es sich für keine Galerie eignen wird.” erwiderte er. Es war lange her, seitdem Luca eine so angenehme und unbeschwerte Unterhaltung hatte. Gespräche waren oftmals beruflich und hatten dabei immer eine gewisse Anspannung. Aber auch sonst waren private Konversationen anders. Benennen können hätte der Grauäugige es nicht, jedoch war diese Unterhaltung mit Hana besonders.

      Mit einer gespielt überschwänglichen Erleichterung atmete er aus. “Ein Glück, denn sonst hätte ich mir den Rest des Tages Vorwürfe machen müssen.” sagte Luca. Innerlich aber war er tatsächlich froh, dass die Dame einen positiven Eindruck von ihm zu haben schien. Als sie dann mehr auf das Thema Tanzen einging, wurde das Lächeln des Arztes noch ein wenig leidenschaftlicher. “Nun das hängt ein wenig davon ab. Wenn ich mit einer Partnerin tanze, passe ich mich da etwas an. Aber je nach Situation bevorzuge ich dann manchmal langsame Arten wie Walzer. Es gibt dann den Momenten etwas Intensität und eine besondere Art sich nahe zu sein ohne halt direkt miteinander intim sein zu müssen.” sagte der Arzt und musste etwas lachen, fuhr dann aber auch fort “Ich hoffe das klang nicht falsch. In anderen Situationen dann ist ein schnellerer Tanz wie Tango sehr schön. Beim Paartanz ist es einfach wichtig den Stil zu finden, bei dem beide harmonieren. Ohne Partnerin hingegen ist es bei mir eher freestyle. Halt keine bestimmte Richtung sondern eher eine Kombinationen aus verschiedenen. Sei es dann Hip Hop oder auch Ballett.” Der Mann wurde ein wenig verlegen als ihm klar wurde, dass seine Antwort ausführlicher wurde als er es beabsichtigt hatte. Bei den beiden folgenden Aussagen aber wurde Luca aufmerksamer und schmunzelte leicht. Dann antwortete er “Ok bin dabei. Sobald du es lernen willst gib mir bescheid.” Der Grauäugige nahm eine Visitenkarte heraus und reichte sie ihr mit einem Zwinkern. Einerseits war es natürlich scherzhaft gemeint, aber trotzdem würde er dem nachkommen, sollte Hana sich tatsächlich einmal deswegen melden. “Ehrlich gesagt könnte das sein. Zum Tanzen kam es eher nur selten. Meist mache ich es allein oder meine Schwester tanzt mit mir. Aber was die Filme angeht kann ich es gut verstehen. Sie sind sehr gut gemacht.” kam es von ihm. Das Schmunzeln der Schwarzhaarigen war süß und es war schwer den Blick davon abzuwenden.

      Luca nahm einen Schluck, während er ihren Worten lauschte. “Das ist gut und ich wünsche es dir. Liebe am Beruf ist weit mehr wert als Geld. Schließlich ist es etwas, dem man fast täglich nachgeht. Was aber den Stress angeht, denke ich, unterschätzt du deinen Job. Nun dein Stress ist wohl anders als meiner ja. Aber du hast immerhin Verantwortung für 27 Kinder, die sich sicher auch nicht immer gut benehmen. Was aber das ins Bett fallen angeht ist es bei mir nicht immer mit einem Lächeln verbunden. Ich meine Ja in der Regel schon, aber es gibt auch Tage gerade zum Beispiel wenn ich einen Patienten verliere, wo mir lächeln unmöglich wird. Es ist kein Grund um aufzugeben, aber es sind dann immer Gedanken dabei, ob ich es hätte verhindern können. Gerade auch weil die Patienten mir als Arzt vertrauen.” Ein wenig ärgerte es ihn, dass es plötzlich etwas düsterer bei seiner Aussage geworden war. Aber Luca konnte ja auch nicht so tun, als würde immer alles perfekt laufen. Leider gab es auch schlechte Tage und der Schmerz, welcher mit solchen verbunden war zeigte sich schwach in seinem Gesicht. Es war daher sehr willkommen, dass das Thema wechselte. Die Art wie die Dame über das Thema eines eigenen Kindes sprach, zeigte offen das es sie doch sehr zu belasten schien. “Nun das erklärt woher die Karte ursprünglich kam. Aber mach dir keine Sorge du belastest mich nicht damit. Ich höre gerne zu also wenn du darüber sprechen möchtest nur zu. Jedoch fühl dich nicht dazu gedrängt. Ich kann es sehr gut verstehen, dass es schwierig sein kann wenn die Vorstellungen in einer Beziehung unterschiedlich sind, vor allem wenn es um Themen wie Kinder geht. Ich will mich da auf keinen Fall in deine Beziehung einmischen oder etwas beurteilen, aber es klingt für mich danach, dass es bei euch an Kommunikation fehlt.” sagte Luca und fügte dann mit einem mitfühlenden Tonfall hinzu “Es tut mir leid wenn ich dir damit zu nahe treten sollte. Es wirkt einfach als ob es dich sehr stark beschäftigt.” Er hoffte wirklich, dass seine Aussage nicht zu direkt war. Es war einfach unverständlichen warum man so wenig Interesse an den Wünschen und Interessen seiner Partnerin zeigt. Jedenfalls klang es sehr danach, dass dies der Fall war.

      Ein Themenwechsel schien die Situation wieder aufzulockern. Der Schwarzhaarige erwiderte den Blick der Lehrerin und es kam zu Augenkontakt. Es war praktisch, dass sie Notizen für ihn machte. Somit konnte sich der Arzt voll und ganz auf die junge Frau und dem was sie sagte konzentrieren. Luca lächelte und sagte “Das klingt wundervoll. Dann habe ich auf jeden Fall noch einige Dinge für die nächsten Tage.” Mit einem weiteren Schluck hörte er ihr zu und war überrascht, als Hana davon sprach, dass sie Klavier spielen würde. Seine Augen hafteten auf den Fingern der Lehrerin. Als diese sie angehoben wurden, gab es den Blick auf den Zettel, sowie eine hübsche kunstvolle Eintrittskarte frei. Der Arzt griff danach und sah sich die Karte genauer an, ehe er wieder zu der Dame sah. “Vielen Dank. Ich werde auf jeden Fall kommen. Aber was den Tag angeht, so hast du ihn mir ebenso bereichert.” sprach er und lächelte. Das Klavierspiel würde Luca definitiv nicht verpassen, zumal es ebenfalls eine Möglichkeit bieten könnte für ein weiteres Gespräch. “Wolltest du noch etwas?” fragte der Arzt als ihm auffiel, dass die Tasse der Lehrerin leer war.
    • Hana lauschte ihm gespannt, als er ihr so detailliert über das Tanzen berichtete. Ihre Hand lag an ihrem Kinn und sie wandte den Blick auch nicht von ihm ab. Es fiel ihr leicht, ihm zuzuhören und sich dabei auch ein wenig in seinem Gesicht zu verlieren. Es war aber nicht sein Aussehen, was sie so an seinen Blick fesselte, sondern die Passion - die brennende Leidenschaft - die sich in seinen Augen abzeichnete, als er über das Tanzen sprach. Sie konnte nicht anders als zu Lächeln. Vor dem Kopfkino, das ihr heute eine Sondervorstellung bot, konnte sie auch nicht fliehen.

      Vor ihrem inneren Auge spielte sich ein Film ab – wie so oft, wenn sie an Tanzen dachte. Ein Proberaum. Gedämpftes Licht. Musik, die den Raum füllte, rhythmisch und verlockend. Jemand, der sich zur Musik bewegte, fließend und selbstsicher. Eine Hand, die nach einer anderen greift. Körper, die sich im Takt bewegen, nah, aber nicht berührend. Dieser eine Moment aus "Dirty Dancing", den sie immer wieder gesehen hatte – wo Baby das erste Mal versteht, was Tanzen wirklich bedeutet.
      Für einen Moment vermischten sich die Bilder mit Lucas Stimme, mit der Leidenschaft, die in seinen Worten mitschwang. Wie würde es sein, so zu tanzen? Nicht mit zwei linken Füßen, sondern... leicht. Frei. Geführt von jemandem, der wusste, was er tat.

      Wärme kroch unbewusst in ihre Wangen.
      Sie blinzelte hastig, schüttelte den Gedanken ab. Tagträumereien, wie immer.
      Hana nickte sanft und sah dann auf die Visitenkarte, die er ihr gab und damit bekam er ein leises Kichern zurück.
      "Vielen Dank, Herr...", sie blickte auf die Visitenkarte und fuhr dann fort: "Romano...Ich werde darauf zurückkommen!". Und vielleicht würde sie das ja auch schon eher, als er vermuten würde.

      Als sie über die Arbeit sprachen, merkte sie, dass Luca angespannt wirkte. Sein Blick verdunkelte sich, sein Lächeln wich langsam von seinen Lippen. Sanft strich Hana mit ihrer Hand über seinen Oberarm und sprach beruhigend zu ihm: „Das ist das, was deinen Job so außergewöhnlich macht. Du gibst Menschen Hoffnung, die sie schon lange verloren haben und du schenkst ihnen Zeit, die sie ohne dich nicht gehabt hätten. An allem anderen trägst du keine Schuld…“. Sie wollte jedoch nicht näher darauf eingehen und fügte hinzu: „Aber das hast du sicher alles schon mal gehört, nicht?“. Ein zierliches Schmunzeln zierte ihre Lippen und ihre Hände spürten noch immer den Stoff seines Hemdes an ihren Fingern. Ihre Hand schmiegte sich unaufdringlich und besänftigend an seinen Arm, sie spürte nur vage, was sich darunter verbarg.

      Als sie sich gerade wieder von seinem Arm lösen wollte, zogen schwarze Schleier vor ihre Augen und ihr Kopf entschied sich ganz spontan dazu, Karussell zu fahren. Schwindel, schon wieder und diesmal wirkte es so, als würde sie jeden Moment von ihrem Stuhl kippen. Reflexartig hielt sie sich nur sehr flüchtig an ihm fest, suchte nach etwas, das ihr Halt schenkte. Doch dann rutschte ihre Hand wie von selbst von ihm. Hana kam schneller wieder zu sich, als die Schwerkraft sie in seinen Bann ziehen konnte. Sie stieß ein lautes Seufzen aus und flüsterte beschämt: „Entschuldige, mein Kreislauf. Sicher der Kaffee“, spielte sie die unangenehme Situation schnell und gekonnt herunter.

      Wieder der perfekte Moment, um auf ein anderes Thema einzugehen! „Ich werde dich erwarten. Hoffentlich werde ich dann nicht ganz nervös, wenn Du-…“. Eine laute und schrille Stimme rief: „Frau Morel! Frau Morel!“. Ein kleines Mädchen hastete euphorisch auf den Tisch zu und hinter ihr eilte ein junger Mann, vollgepackt mit Jacke und Tasche des kleinen Mädchens, der mahnend ihren Namen krächzte. „Oh, Lia!“, stieß die hübsche Lehrerin hervor und stand direkt auf. „Schön dich hier zu sehen! Habt ihr euch heute etwa die neue Mitmach-Ausstellung angesehen?“. Hana kniete vor dem kleinen Mädchen und ihre Frage veranlasste das Mädchen dazu, kein Detail ihres Tages auszulassen. Sie berichtete stolz und mit glänzenden Augen von ihrem Frühstück, wie ihr Vater sich über die Parksituation des Museums echauffierte und und und, doch Hana verpasste sichtlich keins ihrer Worte. Gespannt und aufmerksam hörte sie ihr zu, merkte sich jedes noch so kleine Detail.

      Der Vater – gestresst, müde und peinlich berührt – wendete seinen Blick Luca zu und flüsterte nur: „Entschuldigen Sie. Sie war einfach schneller als ich. Wir wollten wirklich nicht stören!“. Doch Hana wirkte nicht gestört. Ganz im Gegenteil! Es schien, als hätte sie jeglichen Schwindelanfall und Übelkeit von zuvor vergessen – als wäre er nie gewesen.
    • Es war das erste Mal seit langem, dass jemand Luca zuhörte, wie er über das Tanzen sprach. Sonst waren nur seine Mutter, Schwester oder Elena bereit zuzuhören, wenn es darum ging. Hana schien tatsächlich interessiert zu sein. Vermutlich war dies einer der Gründe, warum der Schwarzhaarige entsprechend detaillierter darüber sprach. Aber auch fesselte ihn die Lehrerin. Vor allem ihre Augen, welche einem wunderschönen Meer glichen, in welchen man sich auf ewig verlieren könnte, wäre man nur kurz unaufmerksam. Unbewusst fuhr der Arzt den Rand seiner Tasse entlang, ehe er einen Schluck zu sich nahm. “Ich hoffe es doch.” erwiderte der Grauäugige ehrlich. Die Aussicht, dass sich Hana melden würde und sie tatsächlich mit ihm tanzen würde, klang wundervoll. Mit einem Lächeln fügte er hinzu “Ich bin sicher, dass du dich dabei selbst überraschen wirst, was dein Talent betrifft.”

      Die sanfte Berührung an seinem Oberarm fühlte sich beruhigend an. Wahrscheinlich war es ähnlich, wenn man jemanden hatte, dem man alles erzählen konnte. Es war seltsam, dass dies der Fall bei einer Frau war, welche er gerade erst kennengelernt hatte. Doch natürlich konnte Luca nicht zu viel in dies reininterpretieren. “Nun ja sowas habe ich natürlich schon mal gehört, aber es gerät schnell in Vergessenheit.” sagte er und sah auf die Tasse einen Moment. Stille ehe er wieder zu ihr sah und sprach “Ich kann nicht leugnen, dass ich mir selbst immer zum Teil Schuld daran gebe, wenn es keinen guten Ausgang nimmt. Ich weiß das es nicht möglich ist, jedem Patienten zu helfen, da schließlich auch meine Möglichkeiten Grenzen haben. Aber einerseits finde ich es gut, dass es mir nah geht, wenn es nicht gut läuft. Es zeigt mir, dass ich nicht abstumpfe und trotz allem Mensch bleibe. Wäre es mir gleichgültig, dann hätte ich einen Teil von mir selbst verloren.” Der Arzt seufzte und lacht leicht. “Ich klinge wie ein Horoskop oder sowas.” kam es von ihm. Er hatte nie viel mit Esoterik zu tun gehabt, jedoch verstand der Schwarzhaarige, warum es Menschen Mut und Hoffnung geben konnte.

      Sein Blick streifte die Hand der Lehrerin, welche auf seinem Arm ruhte. Als sich der Griff von Hana änderte, sah der Grauäugige zu ihr auf. Etwas an ihr hatte sich definitiv verändert. Aus gewohnter Bereitschaft durch die Arbeit, war der Arzt bereit zu reagieren. Dies aber erwies sich glücklicherweise als überflüssig, als sich die Situation entspannte. Mit Sorge im Blick lies der Mann die Augen auf die Dame gerichtet. “Wofür entschuldigst du dich?” kam eine ernstgemeinte Frage von ihm. Sanft nahm er die Hand und prüfte den Puls der Lehrerin während er sprach “Deine Gesundheit ist etwas, wofür du dich niemals entschuldigen solltest. Etwas niedrig. Kreislaufprobleme können teilweise auf ernsthafte Krankheiten hindeuten. Lass es am besten zur Sicherheit von deinem Hausarzt prüfen. Im Bestfall wird er dir sagen, dass es unbedenklich ist.” Seine Hand löste sich von ihrem Handgelenk. Innerlich aber rätselte, warum sich Hana überhaupt dafür entschuldigt hatte. Nun natürlich gab es Menschen, die solche Dinge stören konnten, aber selbst dann sollte Sorge dies übersteigen.

      Während dem Gespräch über das anstehende Klavierspiel der Dame, kam ein kleines Mädchen dazu. Dem Wortlaut und der Reaktion der Schwarzhaarigen nach zu urteilen, war wohl eine ihrer Schülerinnen. Es war schön anzusehen, wie die Lehrerin mit dem Mädchen sprach. Luca konnte deutlich erkennen, dass die junge Frau ihren Job liebte. Lia schien ein kleiner Wirbelwind zu sein und wurde von ihrem voll beladenen Vater verfolgt. Bei der Entschuldigung des Mannes lächelte der Arzt und winkte ab. “Keine Sorge, sie stören nicht.” sagte er und beobachtete die Lehrerin. Es war interessant, wie schnell sich ihre Verfassung geändert hatte. So schien von den Kreislaufproblemen zuvor nichts mehr vorhanden zu sein, oder aber die Schwarzhaarige hatte Übung darin, es zu überspielen. Der Grauäugige nahm seine Tasse und trank einen Schluck und nutzte den Moment für einen Blick auf sein Smartphone. Es war nicht ungewöhnlich, dass es öfter berufliche Nachrichten gab. So auch diesmal, aber zum Glück nichts ernstes. Lediglich eine Rückfrage wegen einem Termin. Luca antwortete und lies daraufhin das Gerät wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Ein wenig neugierig war er schon. Daher stand der Schwarzhaarige auf und hockte sich zu Hana und Lia. “Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen, dass ich in euer Gespräch reinplatze. Aber ich bin einfach zu neugierig.” sagte er und sah dann zu Lia. “Ich heiße Luca und hoffe, du kannst mir helfen Lia. Weißt du, ich würde sehr gerne wissen, wie Frau Morel als Lehrerin ist.” sprach er. Mehr brauchte es gar nicht, damit das Mädchen bereits anfing, von ihrer Lehrerin zu schwärmen. Aufmerksam hörte der Arzt der Schülerin zu. Es interessierte ihn sehr mehr über seine neue Bekanntschaft zu erfahren.
    • Sie musste ein wenig schmunzeln, als der Arzt vor ihr sagte, dass er wie ein Horoskop geklungen hatte – ihres las sie schließlich jeden Morgen vor dem Unterricht. „Ein wenig vielleicht“, gab sie offen zu, redete sich dann jedoch raus mit einem verlegenem: „Nicht, dass ich mich damit großartig auskennen würde!“. Hana sah ihn an, konnte ihr Grinsen vor dem hübschen Mann jedoch nicht verbergen. „Sie bieten trotzdem eine hervorragende Kaffeelektüre früh am Morgen“, riet sie ihm mit einem sanften Nicken. Hana war unfassbar gut darin, von Themen abzulenken, die jemandem in Unbehagen bringen könnten. Lucas Sorgen vergaß sie jedoch nicht und die verstand nur zu gut, was er meinte. Sie wollte ihm gern etwas erzählen, doch hatte sie die Stimmung doch gerade erst wieder etwas aufgelockert, wollte sie sie nicht wieder wie mit einem Rammbock einreißen. Sie schwieg darüber und nahm sich vor, ihm die Geschichte mal beizeiten zu erzählen.

      Peinlich berührt sah sie ihm dabei zu, wie er ihren Puls an ihrem Handgelenk maß. Hana nahm seine Worte ernst, ihre körperlichen Anzeichen eher weniger. Mit leiser gespielt theatralischer Stimme fragte sie ihn: „Werde ich überleben, Herr Doktor?“ und sah ihm dabei tief in die Augen. Ein leises Lachen konnte sie nicht unterdrücken. Sie war keineswegs besorgt um sich, doch die Sorge des Arztes löste ein leichtes Kribbeln in ihren Gliedern aus. Sollte sie sich ein wenig wie 16 fühlen? Sicher lag es an dem ganzen Kopfkino des tanzenden Lucas und der Ohrwürmer romantischer Lieder.
      Sie entschied sich dazu, sich vielleicht etwas ernsthafter dafür bei dem Mann ihr gegenüber zu bedanken. „Vielen Dank, Luca. Ich weiß, das ist sicher eine Berufskrankheit. Ich werde es gleich Montag abklären lassen – Versprochen!“. Hana war nie krank. Während der Schule nicht und auch auf der Arbeit glänzte sie mit makelloser Anwesenheit. In letzter Zeit bemerkte die junge Lehrerin, wie sie sich zunehmend immer mehr so fühlte, als würde sie etwas runterziehen, wie ein schwerer Rucksack auf ihrem Rücken. Oft spielten ihr ihre Augen streiche und ihr schmaler Körper reagierte darauf gern mit Schwindel und Übelkeit – ganz abgesehen von diesen unaushaltbarem Gehämmer, welches sich immer öfter in ihrem Kopf verirrte und eine böse Migräne zurückließ.

      Die Anwesenheit der kleinen Lia war ihr eine gebotene Ablenkung zu dem Geschehen zuvor. Überrascht sah das kleine Mädchen zu dem freundlichen Mann neben ihrer Lehrerin und seine Frage war das Sprungbrett für etwas Unaufhaltsames – Lias Monologe in doppelter Geschwindigkeit.
      „Frau Morel ist die beste Lehrerin an der Schule! Bei ihr haben wir Schreiben, Lesen, Basteln...“. Sie unterbrach ihre Aufzählung für einen Einschub. „Letztens im Bastelunterricht hat Theo sich geschnitten. Sowas passiert ihm total oft, weil er einfach nicht hört! Er nervt total und macht immer das, was die Lehrer ihm verbieten. Gestern hat er zum Beispiel in Mathe gekippelt und ist dann mit dem Stuhl umgefallen und hat sich den Kopf gestoßen UND hat dabei Lillys beste Freundinnen Armband kaputt gemacht. Dann haben beide voll laut geweint. Aber Frau Morel ist direkt gekommen, weil Herr Lory Frau Morel immer auf ihrem Handy anruft, wenn bei uns was passiert. Theo musste dann ins Krankenzimmer gehen und Frau Morel hat am nächsten Tag mit uns Freundschaftsarmbänder gebastelt, um das wieder gut zu machen. Weißt du...“, sprach sie Luca direkt an: „...ich glaube, Herr Lory möchte Frau Morel eigentlich heiraten“. Hana verschluckte sich an ihrem eigenen Atem. „Der guckt Frau Morel immer so an, als wäre er so ein bisschen in sie verliebt. So guckt Papa Mama immer an, wenn sie sich gerade anzieht!“, kicherte das kleine Mädchen. Sie wartete auf keine Reaktion und fuhr einfach fort. „Und wir haben die Musik-AG ihr. Die macht einen riesen Spaß! Gerade üben wir für ein Theaterstück und wir spielen den kleinen Prinzen! Das ist Frau Morels Lieblingsbuch und ich bin die Rose!“, verkündete Lia stolz. Sie stemmte ihre kleinen Fäuste in die Seite und rezitierte mit dramatischer Stimme: „Wunderschön…? Ach, du schmeichelst mir! Aber weißt du… ich bin nicht wie die anderen Rosen. Ich bin die Einzige, die wirklich besonders ist!“. Hana stieg ohne Weiteres mit ein, um der kleinen Schauspielerin ihr Rampenlicht zu bieten. „Das weiß ich. Ich sehe dich… nicht nur mit den Augen, sondern mit meinem Herzen!“, sprach die Lehrerin ebenso melodisch, jedoch gedämmt, um dem kleinen Mädchen ihren besonderen Moment zu lassen. Überrascht klang es aus Lias Mund: „Mit dem Herzen? Oh! Das ist ja viel wichtiger als alles andere!“.
      Mit einem stolzen Lächeln sah Hana zu ihrem kleinen Schützling. „Wow! Du kannst den Text ja schon auswendig! Ich bin gespannt, wie Theo und du das nächste Woche vortragen!“, ermutigte Hana die kleine Rose. Sie nickte eifrig und warf dann Luca einen Blick zu.
      „Bist du der Prinz von Frau Morel?“, schwärmte das kleine Mädchen mit funkelnden Augen.
    • Der Schwarzhaarige lächelte. “Nun vielleicht sollte ich es mir offen halten, falls ich mal über einen Berufswechsel nachdenke. Wer weiß vielleicht könnte ich dir dann einmal einen Morgen mit Poesie bereichern.” sagte er. Natürlich war es scherzhaft gemeint. Seinen Job jemals aufzugeben, erschien einfach falsch. Schließlich liebte der Arzt diesen trotz des Stresses und der negativen Momente. Es erleichterte etwas, von dem Thema abzukommen, um das Gespräch nicht zu sehr runterziehen.

      Das Messen des Pulses der Dame nahm der Grauäugige sehr ernst. Es ging dabei um die Gesundheit, was nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Bei der Frage sah Luca auf und lies seine Stimme ein wenig dramatischer als er antwortete “Ja Frau Morel, sie werden es überleben. Aber zu ihrer Sicherheit sollte ich sie noch ein wenig beobachten.” Ein wenig schmunzelte der Schwarzhaarige als er weitersprach “Sollten sie kollabieren, werde ich sie selbstverständlich umsorgen und wenn nötig auch heim tragen.” Ein wenig Schauspiel machte Spaß. Wie viel von seiner Aussage aber letztendlich der Wahrheit entsprach, überließ er der Fantasie der Lehrerin.
      Es war jedoch beruhigend, als Hana versprach, es abklären zu lassen. “Ja als Berufskrankheit kann man es wahrscheinlich bezeichnen. Ich habe schon vieles gesehen und wenn ich Anzeichen sehe, habe ich natürlich auch im Kopf, was in schlechten Verläufen dabei sein könnte. Ich vertrete da die Meinung, dass Vorsicht einfach besser ist. Ich würde mir wünschen, dass mein Job nicht notwendig ist, doch leider kommt es auch zu solchen Verläufen und dann ist es im Grunde immer besser zu behandeln, je früher etwas erkannt wird.” kam es von ihm. Viele hätten wohl gesagt, dass der Grauäugige überreagiert und zu vorsichtig wäre. Nun teilweise hatten sie ja auch Recht. Er war es durchaus, aber wenn diese Art der Vorsicht am Ende für ein oder vielleicht zwei den Unterschied zwischen Leben und Tod machen konnten, so würde er am Ende froh sein, es getan zu haben.

      Das Mädchen bekam seine volle Aufmerksamkeit, während sie erzählte. Dabei unterbrach er sie aber nicht und lies sie reden. Als Lia aber davon sprach, wie einer von Hana's Kollegen die Lehrerin oft ansah, musste Luca lächeln. “Weißt du bei so einer tollen Lehrerin wie Frau Morel kann ich Herr Lory gut verstehen.” sagte Luca mit einem zwinkern. Bevor er aber etwas weiteres sagen konnte setzte Lia schon fort. Der Arzt lauschte dem Schauespiel was sich bot und er applaudierte. “Das war hervorragend. Du wirst sicher der Star des Theaterstücks. Die anderen müssen sich da sehr gut anstrengen damit sie mit dir mithalten können. Es folgte eine Frage, welche ansich recht naheliegend war aufgrund der Situation, dennoch Luca aber ziemlich unvorbereitet traf. Der Arzt behielt sein Lächeln bei und sagte “Nein leider hat Frau Morel einen anderen Prinzen. Weißt du ich komme aus einem anderen Königreich von daher wusste ich nicht wie schön die Prinzessinen hier sein können.” Dann kam ihm noch eine Idee und er fragte “Soll ich dir ein Geheimnis verraten Lia?” Aber das darfst du niemandem sagen ok?” Die Schülerin sah aufgeregt zu ihm und erwiderte “Ja will ich. Ich verspreche, dass ich es niemandem sagen werde.” Anschließend beugte sich der Mann vor und flüsterte Lia etwas ins Ohr das sie zum Kichern brachte. Als er sich zurücklehnte und das Mädchen ansah, sagte er “Aber wie gesagt das bleibt unser Geheimnis ja?” Die Schülerin stimmte zu. Das Hana es früher oder später erfahren würde, war dem Arzt vollkommen bewusst. Anschließend nahm Luca einen kleinen Geldschein heraus. “Gute Schauspielerinnen sollten auch belohnt werden oder? Also hol dir was schönes ja.” sprach er. Lia nahm freudig das Geld und ging mit ihrem Vater um sich ein Eis zu holen. Der Grauäugige richtete sich auf und bot Hana die Hand an um ihr beim Aufstehen zu helfen. “Darf ich helfen Prinzessin?” sagte er lächelnd.

      Nachdem sie wieder platz gefunden hatten sprach er “Du hast eine ziemlich aufgeweckte Schülerin. Sie hat ja sehr von dir geschwärmt. Ich kann verstehen das gerade solche Kinder eine große Motivation für dich sein können.” Auf einen Arm gelehnt sah der Schwarzhaarige zu der Frau. “Um auf meine Frage von vorhin zurückzukommen. Wolltest du noch etwas trinken?” fragte Luca.
    • Sie sah spielerisch entsetzt zu ihm. "Oh, wie lange muss ich denn bei Ihnen zur Beobachtung bleiben? Wissen Sie, ich habe ja noch so viel vor. Da müssen Sie dann wohl oder übel mitkommen...",warnte sie ihn vor und lächelte ihn dabei verspielt an. Sie genoss diese kleine Schauspielerei zwischen ihr und dem Mann. Es fühlte sich neu an und vielleicht auch etwas aufregender, als sie vorher angenommen hatte.
      Hana nickte und warf ihm einen ehrlichen Blick zu. "Du hast recht, ich sollte vielleicht weniger leichtfertig damit umgehen...", gab sie zu. Es stimmte - sie hatte die schlechte Angewohnheit ihr Leiden schlichtweg zu bagatellisieren. Auf die Krönung zur Heulsuse konnte sie getrost verzichten, also nahm sie es meist einfach so hin, wenn sie etwas belastete. Es war ein schönes Gefühl, nicht das Gefühl zu haben. dass das was in ihr vorgeht nur Kleinigkeiten sind - ernstgenommen zu werden.

      Lia erzählte wie ein Wasserfall von den Dingen in der Schule. Hana sah zu ihr und grinste voller Stolz und Freude. Ebenso erfreut war sie darüber, dass es Luca sichtlich nichts auszumachen schien, dass Lia ihnen sehr intensive Gesellschaft leistete. "Herr Lory ist nur ein sehr netter Lehrer! Er möchte mich sicher nicht heiraten!", versicherte Hana Luca exzentrisch nickend, jedoch wirkte es eher so, als würde sie sich selbst davon überzeugen wollen, anstelle von Luca.
      Lia verzog traurig das Gesicht, als Luca ihr verriet, dass es sich bei ihm nicht um Frau Morels Prinzen handelte. "Wie schade...", schmollte sie leise, horchte dann jedoch aufmerksam dem Geheimnis des Arztes. Freudig lief das kleine Mädchen zu ihrem Vater, um ihm auch schon das Geheimnis des Arztes voll Euphorie zu verkünden, als wären es die neusten Schlagzeilen des Tages.

      Hana sah jedoch neugierig zu dem Arzt und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Ihre Haltung war mahnend, ihr Lächeln jedoch schelmisch. "Sagst du es mir selbst, oder muss ich nun wirklich bis Montag warten?", kicherte die junge Lehrerin und hatte gehofft, dass er es ihr doch vielleicht selbst erzählen würde. "Sie wird ganz sicher etwas völlig anderes aus deinem Geheimnis machen...". Hana sah ihn mit einem hoffnungsvollen Blick an und es wurde schnell klar, dass man ihren tiefschwarzen Augen eigentlich nur schwer etwas abschlagen konnte - vor allem wenn sie noch ein wenig mit ihren langen Wimpern klapperte. Ihre Augen waren aussagekräftig und mit dem richtigen Selbstbewusstsein, hätten diese wirklich schlimmes anstellen können. Doch sie gehörten zu einer sanften und etwas schüchternen Person, die ihre Neugier jedoch nicht vor dem Arzt verbergen konnte.

      Das Wort Prinzessin aus seinem Mund brachte sie etwas in Verlegenheit Hana nickte sanft und nahm seine Hand in ihre, um mit seiner Hilfe aufzustehen. "Vielen Dank", bedankte sie sich mit sanfter Stimme bei dem Prinzen vor ihr und nickte sogar etwas verbeugend.
      "Oh ja, Lia ist toll. Fast alle meine Schüler sind so lebhaft wie sie und wenn mal jemand etwas ruhiger ist, wird er schnell vom Strom erfasst und mitgezogen". Man merkte der Lehrerin ihren Stolz über ihre Klasse an. Sie liebte jedes einzelne Kind mit jeder Faser ihres Daseins.
      "Ehm...", überlegte sie. Hana wollte vermeiden, dass sie durch das viele Koffein wieder einen Schwindelanfall bekommen würde und entschied sich dann dazu den Kopf leicht zu schütteln. "Magst du vielleicht ein wenig Spazieren? Hier gibt es einen hübschen Park und ich würde mir gern ein wenig die Beine vertreten...". Sie klang unsicher und erinnerte ihn dann aber: "Natürlich nur wenn du möchtest!". Sie hatte ihre Jacke von der Stuhllehne genommen und elegant über ihren Arm gelegt. Ein Blick nach draußen verriet, dass die Sonne heute sehr gütig gestimmt war und schien sanft durch das Blattwerk der Bäume.
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      Luca gab sich nachdenklich bei der Aussage der Lehrerin. “Nun anhand der Symptome. Wäre es in der nächsten Zeit noch zu empfehlen. Ein oder vielleicht zwei Stunden, um sicherzugehen, aber genau lässt sich dies nicht vorher sagen. Aber ja wenn sie noch Pläne haben dann werde ich sie begleiten sofern ihnen meine Anwesenheit nicht als störend empfinden.” sagte der Arzt. Jedoch lies sich die gespielte Ernsthaftigkeit nicht halten, bei dem Lächeln der hübschen Dame vor sich. Genau so ansteckend wie ein Virus, aber eine Ansteckung, gegen die keine Medizin hätte helfen können. Es war bisher nicht vorgekommen, dass er eine andere Person so faszinierend fand wie Hana.
      Ein wenig erleichtert nickte der Grauäugige und erwiderte “Nun ich will dir wirklich keine Angst machen. Aber selbst wenn ich weiß, dass es in vielen Fällen nicht so ernst wird, denke ich, dass es besser ist, Gewissheit zu haben.” Einerseits war es bewundernswert, dass jemand so entspannt sein konnte, wenn es um die eigene Gesundheit ging, aber es war noch weit leichtsinniger.

      Es war erfrischend dem Mädchen zuzuhören. Während Erwachsene oft dazu tendierten sich auf die notwendigen Fakten zu beschränkten, waren Kinder noch weit offener und sprachen ausschweifender. Der Versuch von Hana, die Aussage von Lia herunterzuspielen, war amüsant. “Wer weiß. Kinder sind manchmal weit aufmerksamer als Erwachsene, was Details betrifft.” gab er neckend von sich. Es war jedoch irgendwie süß, dass die Lehrerin versuchte, sich aus etwas vor ihn rauszureden. Es hatte ein wenig etwas von einer Jugendlichen, der etwas peinlich war.
      Das Schmollen des Mädchens lies den Mann schmunzeln. Kinder und ihre Fantasie war etwas schönes. Die Reaktion war daher verständlich, dass Lia wohl vermutet hatte Hana und er wären ein Paar. Somit war es eine Enttäuschung, dass es am Ende anders kam. Bereits als die Schülerin zu ihrem Vater lief, war es Luca bewusst, dass das Geheimnis kurz vor der Verbreitung stand.

      Als die Dame sprach, legte der Schwarzhaarige die Hand an sein Kinn. “Nun dich bis Montag warten zu lassen würde das Mysterium steigern, meinst du nicht?” gab der Arzt zurück. Er konnte es sich einfach nicht nehmen lassen, Hana etwas zu necken. Dann gab er sich nachdenklich. “Ja am Ende wird sie noch erzählen, dass wenn ich gewusst hätte das eine solch bezaubernde Prinzessin hier lebt, dass ich schon viele Jahre früher hierher gekommen wäre.” sagte er. Anschließend aber lächelte er und führte fort “Wobei das fast exakt mein Wortlaut gewesen war.” Seine Augen behielt er auf die der Lehrerin gerichtet. Abwenden wollte Luca diese ohnehin nicht, doch musste er darauf achten, sich nicht in den Spiegeln ihrer Seele zu verlieren.

      “Es war mir eine Freude Mylady.” antwortete der Grauäugige, nachdem er der Frau aufgeholfen hatte. Es war nicht schwer sich vorzustellen, wie Hana gemeinsam mit ihren Schülern und Schülerinnen ein Theaterstück einprobte. Sie schien Gefallen an solchen Dingen zu haben. Für einen Moment hätte man die Realität herum vergessen können und die Szene von einer Prinzessin und einen Prinzen ausmalen können.
      Luca hörte ihr zu, wie sie über Lia und auch ihre Klasse sprach. Es war schön, wie sie davon sprach.
      Für einen Moment wirkte es fast so, als wäre seine Frage der Lehrerin unangenehm. Aber es folgte ein Vorschlag. “Ja sehr gern. Es würde mich ehrlich gesagt freuen.” Der Schwarzhaarige stand auf und brachte das Geschirr zur Theke. Die Angestellten hatten sicher genug zu tun und diese kleine Geste konnte ihnen somit eine kleine Erleichterung bescheren. Dann ging er zurück zu Hana. “Ein Spaziergang klingt gut und gleichzeitig kann ich dann noch mit der Beobachtung meiner Patienten fortfahren.” Beim Hinausgehen hielt Luca der Dame die Tür auf. Anscheinend schien auch das Wetter ihm wohlgesinnt, denn der Arzt wollte noch nicht das seine Unterhaltung mit Hana bereits enden sollte.