“Erzählen Sie mir von Ihrem letzten Traum.”
Isaac sah in die kühlen, intelligenten Augen seiner Therapeutin, Dr. Harver. Sie war eine Frau mittleren Alters, die ihre schulterlangen Haare immer in einem perfekten Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte und eine unnahbare Professionalität ausstrahlte. Ihre Miene war ganz gelassen und ihre Stimme jederzeit ruhig. Sie hielt sich ein Klemmbrett auf den überschlagenen Beinen, auf das sie sich manchmal Notizen machte. Im Moment sah sie ihn nur geduldig an.
Isaac saß ihr gegenüber in einem gepolsterten Stuhl in ihrer Praxis, deren Geruch ihn fern an Weihrauch erinnerte. Er hatte die Beine gerade auf den Boden gestellt und die Ellbogen auf die Armlehnen gelegt. Seine falsche Hand lag auf seinem Oberschenkel, seine richtige auf seinem Bauch. Die falsche war wie ein totes Gewicht auf seinem Bein.
Draußen schien die Sonne. Sonst wäre er gar nicht hergekommen.
“Ich war im Wald”, sagte er nach einem Moment. Seine Stimme hatte etwas kratziges, tiefes in sich. Er redete in letzter Zeit nicht sehr häufig.
“Da war ein Fluss und ich wollte trinken. Ich habe meine Hände reingesteckt, aber der Fluss war zu kalt für meine Linke. Das hat wehgetan.”
Dr. Harver sah ihn nur mit ihrem unendlich geduldigen Ausdruck an und als sie begriff, dass da nichts mehr von ihm kommen würde, sagte sie:
“Sie hatten Durst?”
“Ja.”
“Da war keine andere Quelle, die Sie hätten nutzen können?”
“Nein.”
“Haben Sie gesucht?”
Isaac rutschte auf seinem Sessel von links nach rechts. Er konnte das sanfte Ticken einer Uhr im Gang ausmachen und an der Straße unten fuhren alle paar Minuten mal Autos vorbei. Ansonsten war es sehr still dort. Angenehm - beruhigend.
“Nein.”
“Daran haben Sie nicht gedacht?”
“Nein.”
Dr. Harver nickte gütig, aber sie schrieb nichts auf. Isaac sah auf ihr Klemmbrett hinab und fragte sich unweigerlich, ob er das richtig machte oder nicht. Manche ihre Fragen konnte er ergründen, andere nicht. Bei diesen anderen konnte er nicht anders als mit der Wahrheit zu antworten.
“Denken Sie, es könnte auch etwas in Ihrem Leben geben, wonach Sie nicht suchen, weil Sie nicht daran denken?”
Und da war es auch schon, das Thema dieser Stunde. Heute ging es mal nicht um seine Hand oder um den letzten Regen, um die Beziehung zu seiner Familie oder die Frage, was er mit seinem Leben anstellen sollte. Heute ging es um abstrakte Dinge.
Und Isaac war so, so müde.
Dr. Harvers Praxis lag eine Viertelstunde mit dem Auto von seiner Wohnung entfernt und war mit einem wöchentlichen Termin verbunden, den er Dienstags einhalten musste. Ausnahmen gab es nur für schlechte Wetterbedingungen unmittelbar davor, währenddessen oder unmittelbar danach. Sonst war es eine vom Department des VA auferlegte Pflicht, die Isaac einhalten musste, wenn er auch weiterhin seine disability compensation haben wollte. Was er tat, denn Isaac arbeitete nicht. Das war seine einzige Einkunftsquelle.
Disability Compensation. Für ihn.
Mittwochs war er in einer Selbsthilfegruppe für frisch zurückgekehrte Veterane, die zurück in das Leben finden mussten. Die Organisation bot ein ganzes Programm an, bei dem die Betroffenen sich wöchentlich trafen, über ihre Probleme redeten, sich gegenseitig zu helfen versuchten und dann gab es auch Unterrichtsstunden, in denen sie so etwas lernten wie Computer zu bedienen oder eine Banküberweisung zu tätigen. Der letzte Teil war natürlich an alle Veteranen ausgerichtet, von denen sehr viele 30 oder sogar noch mehr Jahre im Dienst hinter sich hatten, während Isaac nur fünf hatte. Nur fünf. Er konnte sehr wohl einen Computer bedienen und eine Banküberweisung tätigen. Deswegen ging er dort auch nicht mehr hin - ein Termin am Donnerstag weniger.
Freitags ging er alle zwei Wochen ins Krankenhaus, Bewegungstherapie. Um sich an seine Hand zu gewöhnen. Seine Hand, was sich genauso lächerlich anhörte wie die disability compensation, die er bezog. Es war nicht seine Hand, es war ein Bolzen aus Stahl in seinem Armstumpf, der es irgendwie schaffte, seine Nervensignale in Fingerbewegungen zu übersetzen. Die Ärzte sagten, es dauerte gut ein Jahr, bis der Körper sich soweit an den fremden Eindringling gewöhnt hat, um nicht mehr ständig Warnsignale zu senden. Isaac hatte also noch ein gutes Vierteljahr vor sich, bis es besser wurde. Eine wahnsinnig ermunternde Aussicht.
Ansonsten hatte er keine Pläne für die Woche, nicht für diese Woche, auch nicht die nächste oder die darauf. Er lebte, das war sein Plan, und an manchen Tagen funktionierte das ganz gut, während es an anderen Tagen nicht so gut lief. Heute war ein guter Tag, schätzte er, weil er nach draußen gekommen war. Weil er sich angezogen hatte, weil er jetzt hier saß. Er hatte zwar keine Zähne geputzt und seine Kleidung war auch nicht gewaschen, aber Dr. Harver pflegte zu sagen, dass ein Schritt nach dem anderen am wichtigsten war. Einer nach dem anderen.
Sogar bei Isaac, der vor einem Jahr noch in der Basis zum Appell aufgekreuzt war, auf beiden Beinen stehend. Jetzt fühlte es sich eher an, als wäre er gestolpert und befände sich seitdem am Fallen. Die ganze Zeit.
Nach der Sitzung stieg er in das Taxi, das vor der Tür wartete, und ließ sich nachhause fahren. Er lehnte sich gegen das Fenster und starrte nach draußen, starrte die grauen Betonblöcke an, die Familienhäuser darstellten und in seiner Fantasie nur dazu gemacht waren, die Tür aufzubrechen, die Fenster einzuwerfen, die Räume zu sprengen. Das war natürlich lange vorbei, diese Zeit, aber er erinnerte sich immernoch gerne daran. Wirklich gerne. Das war eine Erinnerung an seinen Dienst, die den Teil verdeckte, den er am liebsten vergessen wollte. Der Teil, der ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war. Ein Veteran, der von Gehaltschecks des Staates lebte.
Sein Zuhause war eigentlich kein richtiges Zuhause - nicht für Isaac. Es war eine Wohnung, in die ein paar Helfer Sachen gebracht hatten, die anscheinend einmal ihm gehört hatten. Früher einmal, wobei früher für Isaac kein Begriff der Zeit war. Früher hieß, dass es einmal ein Leben vor seinem jetzigen gegeben hatte, in dem er anders gelebt hatte, in dem er ein anderer Mensch gewesen war. Insgesamt gab es für Isaac drei Leben: Das Leben davor, währenddessen und danach. Und von seinem jetzigen Leben aus erschienen ihm die beiden anderen so weit entfernt, als wären sie gar nicht die eigenen.
Er hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, auszupacken. Im Flur stapelten sich die Kisten, in der Küche waren teilweise Boxen auf den Boden gestellt, im Wohnzimmer stand es um die Couch herum. Die Wohnung war möbliert gekommen, alles schon vorhanden, und Isaac hätte sie nur mit seinem Leben füllen müssen. Hätte. Aber er konnte sich einfach nicht dazu aufraffen, die Unordnung anzugehen. Er konnte einfach nicht.
Er kam nachhause, trat ein, zog sich die Schuhe aus. Über die drei Monate hatte die Wohnung einen unangenehmen Muff entwickelt, den Isaac genauso wenig loswurde, weil er die Fenster nicht öffnete. Im Wohnzimmer, neben der Couch, da gab es ein Fenster, wodurch man auf den Gebäudeteil gegenüber blicken konnte und welches eigentlich Vorhänge bräuchte, die aber in irgendeiner Kiste verstaut waren. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass ihn dort auf der Couch, wo er sich jetzt auch fallen ließ, ein angenehmer Windzug treffen würde, der von genau diesem Fenster hereinkam. Nur hatte sich schon vor seinem Einzug eine Spinne dort niedergelassen und ihr Netz gewebt, sodass Isaac nicht einfach so das Fenster öffnen wollte. Er hasste Ungeziefer. Wenn er es also auf wollte, dann musste er sich erstmal um die Spinne kümmern, vielleicht mit einem Besen, oder noch viel besser, gleich einem Staubsauger. Er hatte auch einen, aber der Staubsauger war in einer Kiste auf der wiederum eine Kiste mit Geschirr stand - also musste er erst die obere Kiste wegräumen. Das hatte er auch versucht, anfangs mal, nur war sie für seine Hand zu schwer, also müsste er sie aufmachen und ausräumen. Nur müsste er dafür erst die Küche wieder instand bringen, denn im Waschbecken türmte sich das ungewaschene Geschirr und daneben stand alles mit leeren Konserven voll, die er nicht wegschmeißen konnte, weil der Müll schon überquoll. Also musste er den Müll rausbringen, er vergaß es nur. Jedes Mal. Und wenn er jetzt daran dachte, es einfach zu tun, damit er es hinter sich hatte, damit er endlich anfangen konnte mit… was auch immer ihn eigentlich erst soweit gebracht hatte, dann spürte er bereits eine Erschöpfung in sich aufkommen, als wäre er einen Marathon gelaufen. Jetzt nicht. Er würde sich schon irgendwann darum kümmern, aber jetzt nicht. Also blieb er doch dort auf der Couch sitzen und starrte den schwarzen Bildschirm des kleinen Fernsehers vor sich an.
Irgendwann. Irgendwann würde es besser werden.
Aber jetzt nicht.
@Insane Pumpkin
Isaac sah in die kühlen, intelligenten Augen seiner Therapeutin, Dr. Harver. Sie war eine Frau mittleren Alters, die ihre schulterlangen Haare immer in einem perfekten Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte und eine unnahbare Professionalität ausstrahlte. Ihre Miene war ganz gelassen und ihre Stimme jederzeit ruhig. Sie hielt sich ein Klemmbrett auf den überschlagenen Beinen, auf das sie sich manchmal Notizen machte. Im Moment sah sie ihn nur geduldig an.
Isaac saß ihr gegenüber in einem gepolsterten Stuhl in ihrer Praxis, deren Geruch ihn fern an Weihrauch erinnerte. Er hatte die Beine gerade auf den Boden gestellt und die Ellbogen auf die Armlehnen gelegt. Seine falsche Hand lag auf seinem Oberschenkel, seine richtige auf seinem Bauch. Die falsche war wie ein totes Gewicht auf seinem Bein.
Draußen schien die Sonne. Sonst wäre er gar nicht hergekommen.
“Ich war im Wald”, sagte er nach einem Moment. Seine Stimme hatte etwas kratziges, tiefes in sich. Er redete in letzter Zeit nicht sehr häufig.
“Da war ein Fluss und ich wollte trinken. Ich habe meine Hände reingesteckt, aber der Fluss war zu kalt für meine Linke. Das hat wehgetan.”
Dr. Harver sah ihn nur mit ihrem unendlich geduldigen Ausdruck an und als sie begriff, dass da nichts mehr von ihm kommen würde, sagte sie:
“Sie hatten Durst?”
“Ja.”
“Da war keine andere Quelle, die Sie hätten nutzen können?”
“Nein.”
“Haben Sie gesucht?”
Isaac rutschte auf seinem Sessel von links nach rechts. Er konnte das sanfte Ticken einer Uhr im Gang ausmachen und an der Straße unten fuhren alle paar Minuten mal Autos vorbei. Ansonsten war es sehr still dort. Angenehm - beruhigend.
“Nein.”
“Daran haben Sie nicht gedacht?”
“Nein.”
Dr. Harver nickte gütig, aber sie schrieb nichts auf. Isaac sah auf ihr Klemmbrett hinab und fragte sich unweigerlich, ob er das richtig machte oder nicht. Manche ihre Fragen konnte er ergründen, andere nicht. Bei diesen anderen konnte er nicht anders als mit der Wahrheit zu antworten.
“Denken Sie, es könnte auch etwas in Ihrem Leben geben, wonach Sie nicht suchen, weil Sie nicht daran denken?”
Und da war es auch schon, das Thema dieser Stunde. Heute ging es mal nicht um seine Hand oder um den letzten Regen, um die Beziehung zu seiner Familie oder die Frage, was er mit seinem Leben anstellen sollte. Heute ging es um abstrakte Dinge.
Und Isaac war so, so müde.
Dr. Harvers Praxis lag eine Viertelstunde mit dem Auto von seiner Wohnung entfernt und war mit einem wöchentlichen Termin verbunden, den er Dienstags einhalten musste. Ausnahmen gab es nur für schlechte Wetterbedingungen unmittelbar davor, währenddessen oder unmittelbar danach. Sonst war es eine vom Department des VA auferlegte Pflicht, die Isaac einhalten musste, wenn er auch weiterhin seine disability compensation haben wollte. Was er tat, denn Isaac arbeitete nicht. Das war seine einzige Einkunftsquelle.
Disability Compensation. Für ihn.
Mittwochs war er in einer Selbsthilfegruppe für frisch zurückgekehrte Veterane, die zurück in das Leben finden mussten. Die Organisation bot ein ganzes Programm an, bei dem die Betroffenen sich wöchentlich trafen, über ihre Probleme redeten, sich gegenseitig zu helfen versuchten und dann gab es auch Unterrichtsstunden, in denen sie so etwas lernten wie Computer zu bedienen oder eine Banküberweisung zu tätigen. Der letzte Teil war natürlich an alle Veteranen ausgerichtet, von denen sehr viele 30 oder sogar noch mehr Jahre im Dienst hinter sich hatten, während Isaac nur fünf hatte. Nur fünf. Er konnte sehr wohl einen Computer bedienen und eine Banküberweisung tätigen. Deswegen ging er dort auch nicht mehr hin - ein Termin am Donnerstag weniger.
Freitags ging er alle zwei Wochen ins Krankenhaus, Bewegungstherapie. Um sich an seine Hand zu gewöhnen. Seine Hand, was sich genauso lächerlich anhörte wie die disability compensation, die er bezog. Es war nicht seine Hand, es war ein Bolzen aus Stahl in seinem Armstumpf, der es irgendwie schaffte, seine Nervensignale in Fingerbewegungen zu übersetzen. Die Ärzte sagten, es dauerte gut ein Jahr, bis der Körper sich soweit an den fremden Eindringling gewöhnt hat, um nicht mehr ständig Warnsignale zu senden. Isaac hatte also noch ein gutes Vierteljahr vor sich, bis es besser wurde. Eine wahnsinnig ermunternde Aussicht.
Ansonsten hatte er keine Pläne für die Woche, nicht für diese Woche, auch nicht die nächste oder die darauf. Er lebte, das war sein Plan, und an manchen Tagen funktionierte das ganz gut, während es an anderen Tagen nicht so gut lief. Heute war ein guter Tag, schätzte er, weil er nach draußen gekommen war. Weil er sich angezogen hatte, weil er jetzt hier saß. Er hatte zwar keine Zähne geputzt und seine Kleidung war auch nicht gewaschen, aber Dr. Harver pflegte zu sagen, dass ein Schritt nach dem anderen am wichtigsten war. Einer nach dem anderen.
Sogar bei Isaac, der vor einem Jahr noch in der Basis zum Appell aufgekreuzt war, auf beiden Beinen stehend. Jetzt fühlte es sich eher an, als wäre er gestolpert und befände sich seitdem am Fallen. Die ganze Zeit.
Nach der Sitzung stieg er in das Taxi, das vor der Tür wartete, und ließ sich nachhause fahren. Er lehnte sich gegen das Fenster und starrte nach draußen, starrte die grauen Betonblöcke an, die Familienhäuser darstellten und in seiner Fantasie nur dazu gemacht waren, die Tür aufzubrechen, die Fenster einzuwerfen, die Räume zu sprengen. Das war natürlich lange vorbei, diese Zeit, aber er erinnerte sich immernoch gerne daran. Wirklich gerne. Das war eine Erinnerung an seinen Dienst, die den Teil verdeckte, den er am liebsten vergessen wollte. Der Teil, der ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war. Ein Veteran, der von Gehaltschecks des Staates lebte.
Sein Zuhause war eigentlich kein richtiges Zuhause - nicht für Isaac. Es war eine Wohnung, in die ein paar Helfer Sachen gebracht hatten, die anscheinend einmal ihm gehört hatten. Früher einmal, wobei früher für Isaac kein Begriff der Zeit war. Früher hieß, dass es einmal ein Leben vor seinem jetzigen gegeben hatte, in dem er anders gelebt hatte, in dem er ein anderer Mensch gewesen war. Insgesamt gab es für Isaac drei Leben: Das Leben davor, währenddessen und danach. Und von seinem jetzigen Leben aus erschienen ihm die beiden anderen so weit entfernt, als wären sie gar nicht die eigenen.
Er hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, auszupacken. Im Flur stapelten sich die Kisten, in der Küche waren teilweise Boxen auf den Boden gestellt, im Wohnzimmer stand es um die Couch herum. Die Wohnung war möbliert gekommen, alles schon vorhanden, und Isaac hätte sie nur mit seinem Leben füllen müssen. Hätte. Aber er konnte sich einfach nicht dazu aufraffen, die Unordnung anzugehen. Er konnte einfach nicht.
Er kam nachhause, trat ein, zog sich die Schuhe aus. Über die drei Monate hatte die Wohnung einen unangenehmen Muff entwickelt, den Isaac genauso wenig loswurde, weil er die Fenster nicht öffnete. Im Wohnzimmer, neben der Couch, da gab es ein Fenster, wodurch man auf den Gebäudeteil gegenüber blicken konnte und welches eigentlich Vorhänge bräuchte, die aber in irgendeiner Kiste verstaut waren. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass ihn dort auf der Couch, wo er sich jetzt auch fallen ließ, ein angenehmer Windzug treffen würde, der von genau diesem Fenster hereinkam. Nur hatte sich schon vor seinem Einzug eine Spinne dort niedergelassen und ihr Netz gewebt, sodass Isaac nicht einfach so das Fenster öffnen wollte. Er hasste Ungeziefer. Wenn er es also auf wollte, dann musste er sich erstmal um die Spinne kümmern, vielleicht mit einem Besen, oder noch viel besser, gleich einem Staubsauger. Er hatte auch einen, aber der Staubsauger war in einer Kiste auf der wiederum eine Kiste mit Geschirr stand - also musste er erst die obere Kiste wegräumen. Das hatte er auch versucht, anfangs mal, nur war sie für seine Hand zu schwer, also müsste er sie aufmachen und ausräumen. Nur müsste er dafür erst die Küche wieder instand bringen, denn im Waschbecken türmte sich das ungewaschene Geschirr und daneben stand alles mit leeren Konserven voll, die er nicht wegschmeißen konnte, weil der Müll schon überquoll. Also musste er den Müll rausbringen, er vergaß es nur. Jedes Mal. Und wenn er jetzt daran dachte, es einfach zu tun, damit er es hinter sich hatte, damit er endlich anfangen konnte mit… was auch immer ihn eigentlich erst soweit gebracht hatte, dann spürte er bereits eine Erschöpfung in sich aufkommen, als wäre er einen Marathon gelaufen. Jetzt nicht. Er würde sich schon irgendwann darum kümmern, aber jetzt nicht. Also blieb er doch dort auf der Couch sitzen und starrte den schwarzen Bildschirm des kleinen Fernsehers vor sich an.
Irgendwann. Irgendwann würde es besser werden.
Aber jetzt nicht.
@Insane Pumpkin
