Syndicate Wars [Dark.wing & Concorde]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Syndicate Wars [Dark.wing & Concorde]


      Jonathan Andersen stöhnte genervt. Er hockte vor einer kleinen Konsole, im Hintergrund liefen die Nachrichten im Fernsehen:

      "Eine Durchsage gesponsert von Kogami Systems - Ihr Partner für zuverlässige Automatisierung

      Seit nun mehr einem Jahr ist der führende Forscher und Chefentwickler von Tianji Technologies & Kogami Systems auf der Flucht. Berichte der Konzerne offenbaren, dass es sich bei ihm um ein Mitglied des Widerstands handelt, der versuchte von Innen heraus wichtige Forschungsprojekte von Tianji Technologies und Kogami Systems zu sabotieren. Die Konzerne schreiben eine Prämie von 5 Millionen Credits aus für jeden, der sachdienliche Hinweise zum Aufenthaltsort des flüchtigen Terroristen liefern kann. Der Flüchtige gilt als hochintelligent und berechnend. Wir warnen die Mitarbeiter der Konzerne davor, es mit ihm aufzunehmen. Melden Sie alle Vorkommnisse bitte umgehend der Sicherheitsabteilung von Tianji Technologies oder Kogami Systems."

      Anschließend wurde ein altes Bild von Jonathan gezeigt, was diesen nur lachen ließ. "Was für Amateure. Dachten die echt ich haue vom besten bewachten Paneten ab ohne einen Plan?" natürlich hatte der Doktor sein Aussehen für viel Geld bei einer führenden Chirugin verändern lassen. Diese hatte keine Fragen gestellt und kannte Jonathan noch aus der Universität, jedoch nur so beiläufig, dass sie nicht wusste, wo er nach seinem Abstecher auf Cantoneia als nächstes hinfliegen würde. Und so landete er auf Astralis Prime. Es gab keinen besseren Planeten, um als Unbekannter unterzutauchen und es gab keinem Planeten, an dem die Konzernsicherheit so schlecht und korrupt war wie hier. Er brauchte für seine Erkenntnisse, dass Tianji Technologies und Kogami Systems weitaus dunklere Experimente noch mehr Beweise und so kam es, dass er gerade an einem Forschungscomputer eines Partnerunternehmens von Tianji Technologies entsprechende Daten abzog. "Download abgeschlossen", tönte die Stimme. Jonathan ließ das Kabel aus seiner kybernetischen Hand zurück in die Hand fahren und ging zu dem Fenster, durch das er herein geklettert war. Es war der größte Schwachpunkt der Anlage gewesen. Im spiegelnden Fensterglas sah er sein neues Ich. Auch nach 6 Monaten hatte er sich immer noch nicht vollends daran gewöhnt. Er fuhr sich durch die weißen Haare und schaute auf seinen tätowierten Arm. Er hatte sich stark verändert seit seiner Flucht, doch er wollte nichts mehr mit den piekfeinen Konzernen und ihren makellosen Welten zu tun haben. Er kletterte übers Fenster an der Außenseite des Hauses hinunter und verschwand in den engen Gassen, die das Gebäude umgaben. Er hatte die Daten, die er brauchte. Zufrieden studierte er die Daten vor seinen blauen, kybernetischen Augen. Es waren Tests an Menschen, wie sehr sie auf Kybvernetik reagierten und wie weit man gehen kann. Er verzog angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf. Er bekam Bilder im Kopf von den Experimenten auf Ganymede. Seine Haut stellte sich auf. Er brauchte Ablenkung von diesem Thema.

      Jonathan besuchte wie fast jeden Tag den Tempelbezirk in Astralis Prime. Es musste verrückt wirken, die Menschen modernisierten sich immer weiter, doch immer mehr Menschen suchten wieder Zuflucht im Glauben. Am Tempelgelände angekommen, zog er seine Kapuze ab und nahm eine Kerze am Eingang zum Tempel. Er zündete sie wenige Meter weiter an einer großen Kerze an und ging mit der langen, schmalen Kerze über das Gelände bis zum Haupttempel. Hier steckte er die Kerze in ein Sandbecken auf einer hüfthohen Metallhalterung, in der schon eine Vielzahl an Kerzen steckte. Sie alle hatten eine Losung aufgetragen. Die Kerze des Doktors trug die Losung Menschlichkeit. Er steckte die Kerze gewissenhaft in den Sand und sah über das Meer an Lichtern. Er verbeugte sich leicht, ehe er im Tempel weiter ging. Vor einer großen Statue kniete er sich wie die Besucher vor ihm nieder und betete die Statue an. Dabei sprach er seine tiefsten Gedanken aus. Dieses Ritual half Jonathan, seine Balance zu finden. Nach etwa 10 Minuten richtete er sich auf und verließ den Haupttempel. Im Garten des großen Tempelareals, das nur einen der vielen Tempel im Tempelbezirk bildete, setzte er sich auf eine Bank. Er amtete erleichtert aus bis eine Person scheinbar zielgenau auf ihn zukam. Er musterte die Person. Große Statur und - das verrieten ihm seinen Kybernetikaugen - mit viel Kybernetik. Seit seiner Flucht waren ihm immer wieder solche Typen begegnet aber nur zwei hatten ihn bisher erkannt: es waren oft Kopfgeldjäger oder Attentäter-Droiden. Zügig richtete sich Jonathan auf, zog sich die Kapuze über und verließ hastig den Tempelbezirk. Er schaute dabei mehrmals über seine Schulter und war sicher den eigenartigen Typen abgelenkt zu haben, dennoch wollte er nur nach Hause. Er kam bald schon an seiner bedarfsmäßigen Wohnung an. Vor der Haustür fummelte er immer noch aufgeregt nach seiner Karte für die Haustür. Sie fiel ihm runter, hastig griff er nach ihr, ehe sie jemand anders aufhob und vor ihm hielt. Er erkannte, dass ihm der Verfolger bis zu seiner Haustür gefolgt war. Er musste so in Angst gewesen sein, dass er die Warnungen seiner Neuroimplantate ignoriert hatte, denn dieser flackerten nun wild vor seinen Augen und seine Haut wurde pfahlweiß. "Was wiiilllst du?", nuschelte er erschrocken und versuchte cool zu wirken, spürte aber wie sein Blut in seinen Adern gefror.
    • Es war nicht so das er gerne andere Leute verfolgte, gar stalke, aber es gehörte nun mal zu seinem Job und er war gut in seinem Job , erschreckend gut sogar. Er wusste nicht ob er was anders machen würde, wenn er die Chance dazu hätte. Er war nicht sonderlich gut in vielen Dingen, aber er war gut im Krämpfen und Befehle befolgen also tat er genau das und bekam auch noch eine Menge Geld dafür, besser hätte es kaum laufen können. Die Leute kamen zu ihm wenn sie was besonderes haben oder jemanden los werden wollten. Er war der Mann der sich für reiche Schnösel die noch keinen Tag in ihrem Leben gearbeitet haben, die Hände schmutzig machte und das war okay. Er hatte weit aus schlimmere Dinge getan. Er hatte mit weit aus weniger Gründen schon weit aus schlimmere Dinge getan. Das war nichts, was er mit dem bisschen was von seiner Moral übrig geblieben war, nicht vereinbaren konnte. Sein Job hielt ihm am leben und das war alles worum es ihm ging und genau deswegen verfolgte er die Gestalt vor sich nun auch schon seit einer geschlagenen Ewigkeit. Er hätte die Daten auch selbst entwänden können, das wäre durch aus aufwendiger gewesen, aber mit genügend Zeit hätte er das sicher auch geschafft, aber wenn es jemanden gab der ihm die nervige Arbeit abnahm, beschwerte er sich nicht. Er war nicht gut in diesem ganzen Technikzeug. Was ihn nervte war der Abstecher zu dem Tempel. Er mochte den Tempel, aber er hatte heute noch nicht so viel gegessen und wollte den Auftrag eigentlich so schnell wie möglich zu Ende bringen, so war das aber nun mal.

      Es war sicher dumm so offensichtlich auf seine Zielperson zu zusteuern, das wusste Vincent, aber wie gesagt, er hatte Hunger und Hunger ließ jemanden zu dummen Dingen verleiten, dann würde er den Typen einfach noch ein wenig länger folgen, hätte er sich mal einen besseren Plan überlegt…
      Die weitere Verfolgung brachte er deutlich weniger auffällig von statten, schon wieder entdeckt zu werden war keine Option, immerhin gehörte er zu einer der besten - oder vielleicht sogar zu dem best - ausgebildeten - ehemaligen - Soldaten die das Universum zu bieten hatte, sich von so einem Typen einfach so entdecken zu lassen würde an seinem Stolz kratzen.

      Bei dem nervösen rumgefummelt musste Vincent sich ein Grinsen verkneifen, wäre der Doktor auch nur ein wenig schneller gewesen, wäre es knapp geworden, war er aber nicht. Immer noch mit einem breiten Grinsen - welches glücklicherweise von seiner Maske versteckt wurde - im Gesicht, hielt der Söldner seiner Zielperson die Chipkarte hin. Er sollte dringend mal seinen Störsender überarbeiten oder die Neuroimplantate des Typen vor ihm waren besser als erhofft, so oder so hatte sein Störsender das Warnsignal lange genug aufgehalten, damit er sich unbemerkt an den Doktor anschleichen konnte. Er spielte gerne mit seiner Beute, alles andere wäre auch langweilig gewesen, immerhin brauchte Vincent auch seinen Spaß.

      Er blieb ruhig, spielte entspannt mit der fremden Karte zwischen seinen Fingern. „Ich will die Daten von dem Forschungscomputer die du geklaut hast.“ sagte er so casual als würde er über das Wetter reden. So als würde es sich bei den Daten nicht um streng geheime Forschungsdaten handeln.
    • Erleichtert atmete Jonathan aus, was er seinem Gegenüber jedoch nicht zeigte. Der Söldner war wohl nicht wegen ihm hier, sondern wegen der Forschungsdaten. "Oh wirklich?", grübelte der Doktor gespielt und sah sich um. "Nun", sagte er weiterhin überlegend und musterte den großen, maskierten Söldner vor sich. Seine Überlebenschancen standen schonmal besser und natürlich würde er die Daten nicht mit diesem Schläger teilen, doch er hatte in diesem Moment einen Plan. Er griff die Hand des Söldner. "Gut. Du hast gewonnen. Widerstand ist zwecklos. Du kriegst die Daten." Mit diesen Worten fuhr aus Jonathans Hand ein Anschlusskabel, das sich an die kybernetische Hand des Söldners ansetze und die beiden technisch miteinander verband. 'Datentransfer gestartet' erschien vor Jonathans kybernetischen Augen und innerhalb von 5 Sekunden waren die Daten hochgeladen, jedoch nicht die, die der Söldner wollte.

      Jonathan löste die Verbindung. Er grinste zufrieden. "Deine neuronales Betriebssystem ist nicht das neuste und damit deine Firewall veraltet, Söldner." Der Doktor hatte keineswegs die erforderten Daten übertragen sondern ein Virus, das den Söldner gerade befallen hatte. Schon jetzt erstarrte der Söldner vor ihm und konnte sich nicht mehr bewegen, während der Virus sich in seinem Betriebssystem ausbreitete. Er nahm dem paralysierten Kämpfer die Zugangskarte zu seiner Wohnung ab und öffnete die Tür. In diesem Moment schlossen sich die Augen des Söldners und er viel zusammen. Dr. Andersen schüttelte den Kopf. "Wie naiv von dir", er zog den Söldner, in die Wohnung.

      Mit viel Kraftaufwand schloss er den Söldner an seine Hackingstation an. Diese hatte neben einem dutzend Bildschirme einen langen Sessel, auf den er den Söldner gelegt hatte und ihn nun mit der Station verkabelte. Dann startete er die Station und startete das Betriebssystem des Cyborgs langsam wieder, jedoch nur so weit, dass der Cyborg, den Kopf bewegen konnte und reden, sehen und zuhören konnte. Er drehte sich auf de Stuhl zu dem Söldner. "Also? Was willst du hier? Wer hat dich beauftragt?" Er musterte den fast vollständig augmentierten Cyborg und scannte erneut alle seine Teile mit seinen kybernetischen Augen. "Helios Industries?" Er runzelte die Stirn, drehte sich wieder zu den 5 Bildschirmen der Hackingstation und tippte etwas ein. "Frischen wir doch einfach deine Erinnerung auf", murmelte der Doktor und sah auf die Bildschirme, ehe er kurz erschrak. "Ach du Scheiße", sagte er und sah mit weiten Augen wieder zum Söldner. Er sah diesen ungläubig an und blickte nochmals auf den Bildschirm, als ob er seinen Augen nicht traute. "Du hast nur 20 Prozent deiner Erinnerung. Was bist du?"

      In seinem Kopf startete eine Differentialdiagnose zu den bisher bekannten Informationen über den Söldner aus Betriebssystem, Betriebsdaten und seinem Erscheinungsbild. Jonathan kam zu einer These, die ihn schlucken ließ. "Du bist also eins ihrer Experimente?" Sein Magen drehte sich um und er fühlte sich schlecht. Man schien an diesem Menschen genau das versucht zu haben, was Jonathan immer verhindern wollte. Das vor ihm war mehr Maschine als Mensch. Er spürte eine drückende Last auf sich und dennoch konnte er kein Mitgefühl zeigen. Er biss sich auf de Unterlippe.
    • Der Doktor hatte recht, seine Firewall war veraltet, er hatte keine Ahnung wie man dieses Ding aktualisiert, hatte es bis jetzt aber auch nicht gebraucht. Jedem konnte man etwas Dummes passieren, selbst ihm, aber wofür brauchte man eine moderne Firewall wenn Willenskraft hatte und außerdem für genau solche Situationen sein ganzes Leben lag ausgebildet (gefoltert) wurde? Auch wenn das deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm als damals bei seinem Training, nach wenigen Minuten und einiges an Krafterzeugnissen hievte er sich - schwerfälliger als er erhofft hatte - aus der Station, riss sich die Kabelage vom Körper, packte den Kerl vor sich am Hals und mit einem lauten, dumpfen Ton verfrachtete er diesen gegen die nächste Wand, als ob der Doktor nichts wiegen würde.

      Um den Virus würde er sich später kümmern, im Moment hielt sein ‚veraltetes System‘ - wie der Doktor gesagt hatte - die Daten die durch den Transfer nun auf seiner Festplatte war im Zaum. Er interessierte sich nicht dafür was Jonathan von sich gab. Er war kein Experiment, er war ein Soldat, der bei einem Einsatz seine Truppe verloren hatte und nun alleine klar kam - jedenfalls war das, dass bisschen an Erinnerung was er hatte. Er hatte treu gedient und dann irgendwann nicht mehr. Alle seine Männer waren tot und er blieb als einziger mit genug Schuldgefühlen für eine ganze Kompanie zurück. Er wusste, dass er irgendwann mal eine Familie gehabt haben musste, jeder hatte schließlich eine Familie und das irgendwer dafür verantwortlich war, dass er nun alleine war, Vincent wusste jedoch nicht wer oder was genau passiert war. Da waren Fragmente seiner alten Basis und Bilder von Befehlshabenen, das längst vergessene Gefühl von Schmerz und Scham und das er vor langer Zeit mal nicht alleine war. Dann etwas klarere Bilder. Bilder von weiteren Soldaten in massiveren Uniformen, Geräusche von Waffen und Schreie, Krieg. Abenden an denen sie alle zusammen saßen und der Geruch von Schießpulver und Tod. In seinem Kopf war das alles real, das jedoch nicht mal die Hälfte seiner Erinnerungen so passiert waren, konnte er gar nicht wissen. Das waren die Fragmente, an die er sich erinnern sollte, die alles real machen sollten, die ihn zu dem treuen Soldaten machen sollten, der er einst war. Manchmal tauchten Bilder von der Militärbasis auf, von großen Räumen mit Kabeln, wie Rattenkäfige in denen Experimente stattfanden, wie ein grauer Schleier tanzten sie vor seinem Inneren Augen und verhöhnten ihn gerade zu, sie wirkten jedoch eher wie ein längst verblasener Traum als wie echte Erinnerungen. Diese Fragmente waren wie in Watte gepackt, als ob sie von einer dicken Nebelschicht bedeckt wären. Sie wirkten wie bizarre Horrorgeschichten an die er sich nicht erinnern wollte.
    • Ehe Jonathan sich versah, befreite sich der Cyborg aus der Hackingstation und änderte das Kräfteverhältnis. Er packte ihn am Hals und drückte den Doktor gegen die Wand. Ein lauter, dumpfer Ton untermalte die Kraft, die der Söldner auswirkte und Jonathan schloss für einen Moment schmerzerfüllt die Augen, ehe er sich wieder sammelte und den Cyborg anstarrte, an dem noch immer drei abgerissene Kabel hingen. Er musterte seinen Gegenüber erneut, während er überlegte wie er der Lage entkam. "Beeindruckt", nuschelte der Doktor mit seiner gewohnten kühlen Analyse-Fertigkeit und spürte den Griff um seinen Hals. "Wenn du die Daten willst, wird es dir nichts bringen mich zu erwürgen. Du hast dir bisher nur einen Virus eingefangen, der bei zeitnaher Behandlung schlimmere Folgen haben könnte", keuchte Jonathan und rang dabei nach Luft.

      Er würde es diesem Kraftklotz ersparen die Details über neuronale, transmittierende CrypX-Viren zu erzählen. Doch würde diese Aktion länger dauern, ginge der Cyborg von alleine in die Knie. Bei seiner veralteten Firewall und dem starken Virus, den er von Dr. Andersen erhalten hatte, würde es nur eine Sache von Minuten sein, ehe weitere Kybernetik an dem Cyborg ausfiel. Jonathan nutzte den Moment und untersuchte den Gegenüber mittels seiner Augen-Kybernetik auf mögliche Schwachstellen. So viel Kybernetik sah er selten. Es war auf Ganymede verpönt sich zu stark zu modifizieren, was die Firmen jedoch nicht davon abhielt Menschen in wandelnde Kriegsmaschinen - wie seinen Gegenüber - zu verwandeln. Er spürte die Mechanik, die Kraft, den Druck und auch die reine Maschine, die der Söldner darstellte. Was hatte man aus ihm bloß gemacht? Er schien bewusst für diesen Zweck 'erschaffen' wurden zu sein.

      Andersen entschied sich zu ihm durchzuringen. "Ich weiß nicht, wieso du das machst, aber vermutlich redest du dir ein es sei gut oder richtig. Aber du weißt kaum etwas über dich. Du besitzt nur 20% deiner Erinnerung. Willst du nicht wissen, was mit dem Rest ist? Willst du überhaupt wissen, ob die 20% deiner Erinnerungen richtig sind, Söldner? Man kann Erinnerungen manipulieren und ändern. Ich kann dir helfen, wenn du mich lässt." Jonathan keuchte erneut unter dem festen Griff. "Glaub aber nicht, dass du diese Daten kriegst. Sie sind zu wichtig als dass ich zulasse, dass du sie an irgendeinen Konzern verkaufst. Die machen nur noch mehr Kriegsmaschinen damit! Das muss ein Ende haben!" Jonathan wurde dabei leidenschaftlich, da sein Idealismus mit ihm durchging und er war seltenst so leidenschaftlich, sonst eher kühl und analystisch. Doch er hing auch nicht jeden Tag am Hals an der Wand und wurde von einem Söldner bedroht. Mit einem Lodern in den Augen starrte er den Cyborg an. Er würde die Daten nicht rausrücken, das war ihm klar, selbst wenn er diese im Zweifel löschen müsste, damit der Söldner nicht dran kam.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Concorde ()

    • Vincents Griff wurde mit jedem Wort welches den Mund seines Gegenübers verließ fester, erbarmungsloser und das Funkeln in seinen Augen flammte vor Blutdurst förmlich auf. Er würde nicht loslassen, komme was wolle und das sollte dem Doktor langsam aber sicher klar werden. Vincent wurde zum töten erschaffen, hatte mehr Leichen auf dem Gewissen als so mancher Serienkiller der alten Zeiten. Er konnte und kannte nichts anderes als erbarmungslos das Leben anderer zu nehmen und genau das würde er hier ebenfalls tun, selbst wenn er dabei sterben würde. In seinem Inneren tobte ein mindestens genau so rasender Krieg. Seine Firewall versuchte den Virus erbarmungslos mit den Mitteln die er hatte in die Knie zu zwängen. Er schaffte es vielleicht nicht den neumodernen Virus zu besiegen, aber er hielt ihm im Zaun und das reichte völlig aus. Er musste nicht gewinnen, nur so lange überleben damit er sein Ziel erreichen konnte. Er wollte Rache und bis dahin vernichtete er jeden der sich ihm in den Weg stellte. Warum er den Doktor noch nicht getötet hatte war leicht, er brauchte ihn und bis dahin würde er alles tun um sein Ziel zu erreichen, komme was wolle. Jonathans geredet von Erinnerungen und Daten von deren Existenz er nichts wusste, gingen spurlos an ihm vorbei. Es war schier unmöglich, dass er gerade mal zwanzig Prozent seiner Erinnerungen hatte, er erinnerte sich an seine Familie, an die Zeit in dem Militärcamp und wie er seine Geburtstage mit seinen Freunden gefeiert hatte, dass all diese Erinnerungen künstlich erschaffen wurden wusste er nicht. Für ihn waren all diese Ereignisse genau so passiert wie die Wissenschaftler es wollten.
    • Der Gedanke kam wie ein Stromschlag. Jonathan blinzelte gegen die sich schwärzenden Ränder seines Sichtfeldes an, sein kybernetisches Auge analysierte in Echtzeit die Datenflut, die sein Gehirn kaum noch verarbeiten konnte. Die Hitze in seinem Schädel stieg — ein klares Zeichen dafür, dass seine internen Systeme kurz davor waren, in den Notfallmodus zu schalten. Doch er hatte etwas gesehen. Etwas hinter dem Cyborg. Etwas, das ihm eine winzige Chance geben könnte. Mit letzter Kraft bewegte er seine linke Hand, die sich noch halb an Vincents gepanzertem Arm festklammerte, ein Stück zur Seite. Dort, knapp außerhalb der Reichweite des Söldners, lag ein Stromleiter — freigelegt von einem defekten Wartungsarm, der während der Flucht des Cyborgs aus der Hackingstation beschädigt worden war. Funken sprühten in unregelmäßigen Abständen daraus hervor, als wolle das Universum selbst ihm ein Angebot machen.

      „Du... bist nicht unbesiegbar…“, keuchte Jonathan heiser, sein Hals schmerzte brennend unter dem Druck. „Du bist nur… so lange stark… wie der Strom dich liebt.“ Dann geschah alles in Sekundenbruchteilen. Mit einem Ruck stieß Jonathan sein Bein gegen das beschädigte Terminal neben sich, dessen Gehäuse prompt nachgab. Splitter flogen. Die Bewegung reichte aus, um das darunter liegende Kabel gegen Vincents Bein zu schleudern. Ein lautes Knistern erfüllte den Raum, als sich die Spannung entlud. Blitzartig zuckte der Strom durch den Körper des Cyborgs, ließ seine Sensorik für einen Moment flackern. Seine Hand zuckte — und dieser eine Sekundenbruchteil genügte. Jonathan ließ sich fallen, keuchend, hustend, sein Nacken schmerzte höllisch. Doch er war frei.

      Er rollte sich auf die Seite, zog ein kleines Gerät aus seinem Mantel — einen EMP-Stick, modifiziert für Kurzreichweiten. Nicht stark genug, um den Cyborg dauerhaft zu deaktivieren, aber vielleicht genug, um ihm einen weiteren Moment der Kontrolle zu entreißen. „Ich werde nicht zulassen, dass du mich nur als Werkzeug siehst, Söldner… und du solltest endlich aufhören, dich selbst so zu sehen.“ Seine Stimme war leiser, aber messerscharf. „Du verdienst mehr als nur das, was sie aus dir gemacht haben. Aber du musst selbst wollen, dass es anders wird.“

      Mit zitternden Fingern hob er das Gerät — bereit, wenn Vincent sich erneut auf ihn stürzen sollte
    • Der Strom zischte durch seinen Körper, ließ ihn helle Blitze sehen, zuckte durch jede Faser seines genetisch manipulierten Körpers, zogen sich durch seinen Arm zum Körper des Doktor hin. Kurz bevor ihm schwarz vor Augen wurde, sah er wie selbst der Doktor aufgrund der Entladung zitterte. Immerhin war nicht nur er beschädigt worden und dann wurde ihm endgültig schwarz vor Augen. Sein System schaltete sich selbst runter, nur um wenige Augenblicke später einen Neustart zu versuchen.

      Er bekam nicht mehr mit, wie sein Köper wortwörtlich in sich zusammen sackte, auf den Boden aufkam. Er spürte keine Schmerzen, dafür wurden ihm zu viele Nervenenden zerschnitten, zerstört und mit massenweise an Technik und Kabeln ersetzt.
      Sowas war ihm bis dato eher selten passiert, meistens schaffte er es sich aus solchen Situationen zu befreien bevor sich sein System runterfuhr, aber wenn das mal passieren sollte, schaltete er direkt nach dem Neustart eine Art Survival-Modus. Etwas was er kaum kontrollieren konnte, etwas was seine Befehlshabenen auch gerne als ‚Todes-Modus‘ betitelt haben. In diesem Zustand wurden all seine rationalen Beweggründe - jedenfalls die die er noch hatte - blockiert, für ihn gab es nun nur noch einen Befehl und dieser hieß ‚keine Überlebenden‘. Sein System fuhr nur das nötigste hoch, alles andere blieb im Stand-by Modus, solang bis seine Hardware der Meinung war, das er außer Gefahr sei, alle wichtigen Daten konnten nun nicht mehr abgerufen werden und das würde sich so schnell wohl auch nicht mehr ändern, jedenfalls nicht wenn er keine externe Hilfe bekam oder die Mission beendete.
    • Jonathan spürte, wie die Luft im Raum mit einer unheilvollen Schwere vibrierte. Der Körper des Cyborgs lag keine zwei Meter von ihm entfernt, scheinbar leblos, und doch verrieten seine kybernetischen Augen das Gegenteil: Werte sprangen auf und ab, rote Warnmeldungen blinkten auf seinem Interface, und eine innere Stimme flüsterte ihm, dass dies kein gewöhnlicher Shutdown war.
      „Verdammt…“ hauchte er heiser, während er das EMP-Gerät noch immer fest umklammert hielt. Er hätte jetzt fliehen können, die Tür war frei, die Sekunden tickten. Doch ein Teil von ihm blieb regungslos zurück, gebannt von dem, was er da vor sich sah. Es war kein einfacher Söldner, kein stumpfer Auftragskiller. Das war eine Waffe, in deren Innerem etwas erwachte, das er nicht kontrollieren konnte.
      Jonathans kybernetisches Auge zoomte näher an die Gesichtspartie, registrierte winzige Zuckungen, bevor die Pupillen des Mannes ruckartig aufflammten. Ein dumpfes, maschinelles Brummen erfüllte den Raum. „System… Neustart“, murmelte Jonathan erschrocken, als seine Anzeige neue Datenpakete vom Cyborgs Körper abfing. Doch die Architektur war blockiert – ein Subsystem, das er nicht kannte, schaltete sich vor.

      Er wich automatisch einen Schritt zurück. „Oh nein… das ist nicht dein normaler Betrieb.“ Sein Herz raste. Er hatte Berichte über diesen Zustand gelesen – Überlebens- oder Todes-Modus, ein Relikt aus den grausamsten Programmen der Konzernforschung. Sobald er aktiv wurde, gab es kein rationales Denken mehr, nur noch den einen Befehl: alles eliminieren. Jonathans Gedanken rasten. Er konnte den Cyborg jetzt nicht mehr mit Worten erreichen, keine Zweifel säen, keine Fragen stellen. Er musste sich entscheiden – fliehen und alles zurücklassen, oder den Wahnsinn riskieren und versuchen, ihn in dieser Phase mit einem letzten Befehl oder Virus zu überschreiben.
      „Scheiße“ flüsterte er mehr zu sich selbst als zu dem Mann vor ihm. „Wenn du jetzt aufwachst, dann gibt es hier keine Gnade mehr. Für keinen von uns.“

      Seine Finger flogen nervös über die holografischen Tasten seiner Augenoberfläche, während er einen improvisierten Notfall-Patch vorbereitete. Ein riskantes Programm, kaum getestet – eine Injektion, die das Subsystem stören könnte, falls er es in der Millisekunde der Reaktivierung einspielte. Er hob den EMP-Stick wie ein Messer und knurrte, um seine eigene Angst zu übertönen: „Also… komm schon, Soldat. Zeig mir, ob noch ein Funken Mensch in dir steckt.“