the night before the sun rises [dark.wing x yumia]

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    • the night before the sun rises [dark.wing x yumia]


      .the night before the sun rises.

      I thought I could see through him, but in the end, it was my own gaze that had changed.

      •─────⋅☾ ☽⋅─────•
      Genre: Drama, Romanze, Mafia
      Rollen:
      x - @Yumia
      y - @Dark.wing
      Vorstellung
      ──── ⋆⋅☼⋅⋆ ────•


      Ein Journalist will X, den einflussreichen Geschäftsführer eines großen Unternehmens, durchleuchten. Es gibt Gerüchte über illegale Geschäfte und Verbindungen zur Unterwelt, doch als Y zu viel herausfindet, gerät er selbst in Gefahr.
      X macht ihm ein Angebot: Er schützt Y, solange dieser nicht über die krummen Geschäfte berichtet. Anfangs sieht Y es als eine reine Zweckgemeinschaft – doch je mehr Zeit er mit X verbringt, desto stärker spürt er dessen Einfluss. Y merkt zu spät, dass er längst tiefer in Xs Welt steckt, als ihm lieb ist und wird von X oft vor die Wahl gestellt.



      Damian
      Schwere, dunkle Vorhänge hingen vor den Fenstern seines Schlafzimmers, als wollten sie die Welt draußen aussperren. Doch selbst sie konnten nicht verhindern, dass ein schmaler Sonnenstrahl seinen Weg ins Zimmer fand und auf Damians Gesicht fiel. Ein leises Grummeln entwich ihm, als er sich auf die Seite drehte, doch es half nichts – der Schlaf war vorbei. Sein Körper fühlte sich schwer an, die Nachwirkungen eines Alptraums, an den er sich nicht erinnern konnte, lasteten auf ihm. Vielleicht war es besser, wenn er sich nicht mehr an die Einzelheiten erinnern konnte. Kopfschmerzen waren jedoch das, was von allem hinterblieb.
      Mit einem tiefen Atemzug setzte er sich auf und fuhr sich mit einer Hand durch das zerzauste Haar. Kein Grund, weiter im Bett zu bleiben. Er stand auf, schritt mit müden, aber routinierten Bewegungen ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. Eiskaltes Wasser prasselte auf seine Haut und Haare, ließ ihn endgültig wach werden. Er blieb länger als nötig darunter stehen, als wollte er die Kälte tief in sich einsickern lassen, bis sie alles andere verdrängte.
      Als er schließlich herauskam, trocknete er sich flüchtig ab und zog sich an. Es standen keine wichtigen Meetings an, also entschied er sich für lässige Kleidung – eine lockere Hose, ein einfaches weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt und darüber seine schwarze Lederjacke. Wenn es nicht sein musste, machte er sich keine große Mühe mit seinem Aussehen. Und da er ohnehin derjenige war, der die Firma besaß und leitete, gab es niemanden, der ihn für seine Kleidungsauswahl kritisieren konnte öffentlich.
      In der Küche stand bereits sein Frühstück auf dem Tisch, dampfend, perfekt angerichtet. Sein Privatkoch war nirgends zu sehen – genau so, wie Damian es wollte. Der Mann kam und ging, bereitete Frühstück und Abendessen zu, ohne sich je blicken zu lassen. Würde er keinen Koch haben, würde Damian sich vermutlich ausschließlich von Fast Food ernähren. Sein Assistent hatte Damian vorgeschlagen einen Privat Koch einzustellen, damit er zumindest zwei gesunde Mahlzeiten zu sich nahm. Damian war nicht unbedingt für eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise bekannt.
      Er aß mechanisch, ohne große Lust, aber mit dem Bewusstsein, dass er sonst später keine Energie hätte. Als er fertig war, zog er sein Handy aus der Tasche und tippte eine kurze Nachricht an seinen Fahrer. Wenige Minuten später betrat James, sein Fahrer und gleichzeitig sein Assistent, den Raum. Ein Mann, der nicht nur seinen Tagesablauf organisierte, sondern auch als seine rechte Hand fungierte – jemand, der über die Geschäfte Bescheid wusste, die nicht unbedingt auf offiziellen Dokumenten standen.
      „Habe ich heute irgendwelche wichtigen Termine?“ fragte Damian, während er sich von der Kücheninsel abstieß und auf die Tür zuging.
      James setzte an zu sprechen, doch ein plötzlicher, stechender Schmerz zog durch Damians Schädel. Er verzog das Gesicht und hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Lass es. Ich will es nicht hören.“
      Sein Assistent musterte ihn kurz, bemerkte die schlechte Laune und entschied klugerweise, zu schweigen.
      Draußen angekommen, lehnte sich Damian an den glänzenden Wagen, zündete sich eine Zigarette an und setzte seine Sonnenbrille auf. Der Nikotinrauch brannte angenehm in seiner Kehle, während er einen Moment in der Morgensonne verharrte. Erst als der Stummel auf den Boden fiel und er ihn mit der Schuhspitze zerdrückte, glitt er ins Wageninnere.
      Vor dem großen, modernen Gebäude seiner Firma angekommen, trat er mit der gewohnten Gleichgültigkeit aus dem Wagen. Mitarbeiter, die an ihm vorbeigingen, begrüßten ihn höflich, doch er nickte ihnen nur knapp zu und schritt mit routinierter Gelassenheit in das Gebäude. Er war froh, den Aufzug für sich allein zu haben.
      Oben, in seinem Büro angekommen, ließ er sich in den schwarzen Ledersessel sinken und schloss für einen Moment die Augen. Eine Seite des Raumes bestand komplett aus Glas, das er auf Knopfdruck verdunkeln konnte – doch diesmal ließ er es offen. Er wusste, dass die gedimmte Dunkelheit ihn nur noch schläfriger machen würde. Stattdessen stand er auf, griff nach einer Flasche Brandy aus seinem Regal und schenkte sich ein Glas ein.
      Gerade als er den ersten Schluck nahm, klopfte es an der Tür. Nach einem "Ja" von Damian, trat James ein und ließ den Kommentar "Ziemlich früh" fallen. Damian schnaubte leise, nahm einen weiteren Schluck und quittierte die Bemerkung lediglich mit einem genervten Brummen.
      Der Tag hatte gerade erst begonnen, und er hatte jetzt schon genug davon. Vielleicht hätte er nicht so lange wach bleiben sollen.
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    • Es war ein schöner Tag, vielleicht war das der Grund warum Achilles heute ausnahmsweise mal vor dem ersten Klingeln seines Weckers wach wurde, vielleicht waren es aber auch einfach nur die dreizig Kilo an Hund die sich ohne Vorwarnung auf seinen - zu den Zeitpunkt noch - schlafenden Körper warfen und die nass-kalte Zunge die ihm dabei half schlagartig wachzuwerden. Hatte er etwa gestern Abend vergessen die Schlafzimmertür vernünftig zu schließen oder hatte sein Golden Retriever Rüde doch ‚endlich‘ herausgefunden wie man die Tür von Außen öffnete - Achilles tippte insgeheim auf erstes, auch wenn sein Hund nicht doof war, Türen schinen sein gehasster Erzfeind zu sein.

      „Guten Morgen Apollo.“ kam es mit einem verschlafenden Gähnen, welches von einem noch verschlafeneren Lachen abgelöst wurde von dem Blonden. „Ist ja gut. Ist ja gut.“ grinsend drückte er den Kopf des Hundes sanft aber bestimmt von seinem eigenen Kopf weg und fixierte diesen dann auf seiner Brust. „Ich hab dich ja auch vermisst, trotzdem hättest du mir die letzten paar Minuten noch gönnen können.“ mit einem kurzen Blick auf sein Handydisplay stellte Achilles fest, dass er sowieso nur noch fünf Minuten gehabt hätte…das ging dann ja gerade so noch. Nachdem Apollo anscheinend der Meinung war, sie hätten genug gekuschelt und das es höchste Zeit für sein Frühstück war, begann er sich aus der Umarmung zu befreien und seinen Besitzer mit wedelten Schwanz zu überreden ihm in die Küche zu folgen. Anscheinend hatte Achilles keine Chance, der Golden Retriever schien heute noch motivierter zu sein als sonst. Mit einem zweiten langgezogenen Gähnen folgte der Blonde dem viel zu übermotivierten Tier in die Küche seiner Wohnung. Wie es ihm beigebracht wurde, wartete Apollo brav vor der Kochinsel bis sein Herrchen ihm erlaubte das langersehnte Frühstück zu essen.

      Mit einem belustigten Lächeln ging es für Achilles selbst nun erstmal zu seiner heißgeliebten Kaffeemaschine - ein Vollautomat, welchen er von einen Eltern zum Einzug geschenkt bekommen hatte. Immer noch nur in kurzer Shorts und im stehen trank er abwechselnd seinen Kaffee und aß sein Frühstück. Selbstverständlich hätte er sich dafür auch an den Esstisch setzten können, aber das fand er gerade nicht für nötig, im Grunde hatte er auch gar nicht so einen großen Hunger.

      Nach einer ausgiebigen Dusche, bei welcher Apollo schon fast ein wenig ungeduldig die Tür von außen anstubste - heute war dieser Hund aber besonders Aufmerksamkeitsbedürftig - zog sich Achilles schnell an, packte seine Tasche und machte sich dann auf den Weg zum Büro. Das er von der älteren Sekretärin im Empfang komisch beäugt wurde lag nicht etwa an dem wunderschönen Golden Retriever Männchen, welcher gut trainiert, brav und fast schon ein wenig zu stolz neben ihm her schreitet als würde er Laden ihm selbst gehören, sondern an dem Faktum, dass Achilles - für seine Verhältnisse - viel zu früh das Gebäude betrat (zu danken war dem - wer hätte es anders gedacht - übermotivierten Hundemännchen).

      „Guten Morgen Achilles, du bist aber heute früh hier.“ Maddies Stimme sprühte förmlich vor Energie als sie sich auf die Knie sinken ließ und Apollo - zugegebenermaßen deutlich motivierter begrüßte als seinen Besitzer selbst. „Wem ich das wohl zu verdanken hatte.“ kam es lachend von dem angesprochenen. Obwohl er heute eher unsanft geweckt und eigentlich den kompletten Morgen von seinem Hund gehetzt wurde, konnte das seiner guten Laune keinen Abbruch tun. „Was steht heute bei dir an?“ - „Ich glaube, ich hab heute ein Interview mit irgendeinem Firmenchef…muss ich gleich mal in den Kalender schauen.“ Maddie lachte. „Wenn dein Kopf nicht angewachsen wäre, würdest du den auch vergessen oder?“ sie hockte immer noch eine halbe Etage tiefer und gab dem glücklich hechelnden Apollo die Liebe die er anscheinend von einem Besitzer nie bekam.
      Was sollte er großartiger dazu sagen? Irgendwo hatte sie recht, aber er war ja heute überpünktlich, also hatte er auch noch mehr als genug Zeit sich für das Interview vorzubereiten.
    • Damian wusste nicht, wie lange er schon mit dem Glas in der Hand in seinem Ledersessel saß, während sein Blick gedankenverloren an der hohen, weißen Decke seines Büros haftete. Die Kopfschmerzen wollten nicht weichen, ein dumpfes Pochen pulsierte unerbittlich an seinen Schläfen. Mit einem leisen Fluch atmete er tief aus und stellte das mittlerweile leere Glas mit einem dumpfen Geräusch auf dem Tisch ab.
      James stand regungslos neben der schweren Doppeltür, die zu Damians Büro führte, die Hände hinter dem Rücken gefaltet, geduldig wie immer. Doch sein Blick verriet, dass er die Anspannung in der Luft spürte. Je länger er die tiefen Furchen auf Damians Stirn betrachtete, desto schmaler wurde die Hoffnung, dass sich dessen Laune in nächster Zeit verbessern würde. Er wusste es besser, als Damian nach einem miserablen Schlaf mit Unbedachtheit entgegenzutreten – doch Zeit war kostbar, und der Tag ließ sich nicht aufhalten.
      Schließlich räusperte James sich leise. Es war kaum mehr als ein vorsichtiger Laut, doch er zog sofort Damians Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn James die Augen seines Chefs hinter der Sonnenbrille nicht sehen konnte, wusste er genau, dass sie ihn mit einem scharfen, fast tödlichen Blick fixierten. Wie Dolche, die sich in seine Haut bohrten. Doch er hatte keine Wahl – wenn er verhindern wollte, dass sich Damians Laune weiter verschlechterte oder er gar seinen Job riskierte, musste er den Groll auf sich ziehen.
      „Sie haben in einer halben Stunde ein Meeting mit der Personalabteilung.“
      Stille.
      Damian hatte es vergessen. Er rieb sich kurz die Schläfe, versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, worum es dabei gehen sollte. Soweit er wusste, nichts von großer Bedeutung. Ein kurzer Blick über die zugesandte Gliederung sollte reichen.
      Mit einer gemächlichen, beinahe theatralischen Bewegung nahm er seine Sonnenbrille ab, ließ sie an zwei Fingern über der Armlehne baumeln. „Wie viele Termine heute?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
      „Drei. Heute Abend steht ein Geschäftsessen an.“
      Mehr musste Damian nicht wissen. „Gut“, murmelte er, setzte sich aufrechter hin und winkte James mit einer knappen Handbewegung ab. Ohne ein weiteres Wort verließ dieser das Büro.
      Mit einem tiefen Seufzen erhob Damian sich schließlich. Doch anstatt sich an den Schreibtisch zu setzen, trat er ans Fenster. Seine Hände gruben sich in die Taschen seiner Hose, während sein Blick über die Stadt glitt. Die unzähligen Gebäude lagen vor ihm, viele kleiner als sein eigenes, fast winzig aus dieser Perspektive. Die Sonne schien mild durch das Glas, warf ein warmes Licht auf die Stadt, doch zum Glück blendete sie ihn nicht. Der Himmel war klar, ein tiefes, endloses Blau, kaum von Wolken durchzogen.
      Seine Gedanken drohten abzuschweifen. Szenen aus der Vergangenheit, an die er nicht denken wollte, drängten sich in sein Bewusstsein. Für einen Moment ließ er es zu – doch dann, wie aus einem Reflex heraus, schnellte sein Kopf zur Seite. Nein. Nicht jetzt. Nicht heute.
      Ohne zu zögern, ließ er sich vor seinem Bildschirm nieder.
      Damians Blick fiel auf den Terminkalender, der unten auf der Leiste aufblinkte, in einem verzweifelten Versuch, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er ignorierte es. Die Meetings grauten ihm jetzt schon. Stattdessen öffnete er seine E-Mails und suchte die Nachricht der Personalabteilung heraus.
      Neue Mitarbeiter. Einarbeitung. Ansprechpartner für Mitarbeitende. Verträge.
      Ein leises Schnauben entwich ihm. Es würde wohl wieder in eine Diskussion ausarten. Nicht, dass er sich davor scheute. Auch wenn er sich in seinem Privatleben oft von Impulsen treiben ließ, folgte er in geschäftlichen Angelegenheiten seinen eigenen Prinzipien. Er entschied nicht willkürlich, hörte sich Argumente an, ließ sich sogar umstimmen, wenn jemand ihn mit guten Gründen überzeugte. Doch wenn er eine Entscheidung traf, dann war sie endgültig. Wer damit nicht klarkam, konnte gehen.
      Er betätigte den Druckbefehl und sah zu, wie der Drucker die Blätter langsam ausspuckte. Während er sie sich griff und durchlas, lehnte er sich entspannt zurück. Der Bildschirm war ausgeschaltet, die Stille im Raum fast greifbar. Vielleicht würde das Pochen in seinem Kopf endlich nachlassen, wenn er sich für einen Moment auf nichts anderes als diese Papiere konzentrierte.
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    • Der Blonde hatte gar nicht so schlecht geraten, es war zwar kein Interview mit einem Firmenchef gewesen, sondern mit einem Politiker, aber immerhin, er hätte auch deutlich falscher liegen können. So zog sich dann jedoch der Tag weiter, Apollo durfte teilweise zu den Terminen seines Herrchens mit und teilweise wartete er brav im Büro bis Achilles ihn wieder abholte, was der Hund allen Anschein nach jedoch nicht sonderlich störte. Die Mittagspause verbrachte er in dem Aufenthaltsraum mit seinen Kollegen bei fettiger, bestellter Pizza und Softdrinks. Manchmal war das Leben einfach gut zu einem.

      Am Nachmittag stand ein kleines, kollegiales Meeting an, in welchem die Themen für die nächsten Veröffentlichungen besprochen wurden. Ein Interview mit einem neuen Autor, der anscheinend ganz beliebt war, neu entdeckte Sportler, irgendwelche Social Media Größen…nichts was Achilles sonderlich interessierte. Er war für die heikleren Themen verantwortlich. Korrupte Politiker, Firmenchefs die irgendwie Dreck am Stecken hatten, verurteilte Straftäter, das waren eher seine Gebiete. Mit seiner offenen Art hatte er allgemein gute Karten bei solchen Menschen, vor allem weil er eben wegen seiner Art von genau diesen Menschen grundsätzlich nicht ernst genommen wurde, und wenn Menschen einen nicht ernst nahmen neigten sie dazu, Dinge auszuplaudern, die sie lieber für sich behalten sollten. Das war auch der Grund warum er von einem Chef einen neuen ‚Spezialauftrag‘ bekam. Das waren ihm die liebsten. Die sogenannten ‚Spezialaufträge‘ waren meistens Spekulationen über Menschen die nicht Bestätigung wurden und von Achilles dann geschickte ausgearbeitete und im besten Falle für wahr erklärt werden sollten.

      Es gab die Theorie, dass der Firmenchef den er interviewen sollte, ein wichtiges Bindeglied der hiesigen Mafia war, ob das stimmte sei mal dahin gestellt, aber die Theorie gab es. So wie es die Theorien gab, dass diverse Politiker in diversen Gruppierungen und Sekten ihre Finger im Spiel hatten, aber das waren meistens nur irgendwelche komischen Vermutungen von irgendwelchen komischen Käseblätter. Selbst wenn Achilles selber eher für die etwas ‚fragwürdigere‘ Abteilung arbeitete, die sich eben spezifisch mit diesen Theorien befasste, gehörte die Agentur, bei welcher erarbeitete zu den Handvoll seriösen, die es in der Umgebung gab. Das war ihm damals, als er sich für den Journalismus entschieden hatte wichtig. Er wollte nicht für ein komisches Käseblatt schreiben, bei dem die Artikel mehr Fantasie entsprachen als der Realität.
    • Das Meeting mit der Personalabteilung verlief genau so, wie Damian es erwartet hatte. Dank seiner mentalen Vorbereitung ließ ihn die hitzige Diskussion, die unter den Mitarbeitenden – und auch ihm selbst – entbrannte, völlig unbeeindruckt. Er saß ruhig am Tisch, gefasster als sonst, weniger reizbar. Zu seinem Glück blieb es bei einer sachlichen Debatte. Die restlichen Punkte beschränkten sich auf Rückmeldungen und Informationen, die Damian mit einem knappen Nicken zur Kenntnis nahm oder mit gelegentlichen Kommentaren ergänzte.
      Er hatte seine Sonnenbrille vor Beginn des Meetings abgesetzt und saß nun, in seiner gewohnt legeren Kleidung, mit einer Kaffeetasse in der Hand da. Niemand schien sich daran zu stören – sie kannten ihn nicht anders. Und selbst wenn, wagte es ohnehin niemand, darüber zu urteilen. Dennoch war es Damian wichtig, dass seine Mitarbeitenden sich professionell kleideten. Kunden besuchten regelmäßig die Räumlichkeiten, und als Repräsentanten der Firma sollten sie ein entsprechendes Bild abgeben. Es war ihm nicht entgangen, dass manche insgeheim versuchten, sich seinem Stil anzupassen, doch er machte unmissverständlich klar, dass diese Nachlässigkeit nicht toleriert wurde. Trotz dieser Vorgaben war er jedoch nicht so streng, dass er ihre Individualität völlig unterdrückte.
      Mit der leeren Kaffeetasse in der Hand verließ er das Besprechungszimmer – ein moderner, gläserner Raum mit einem ovalen Tisch in der Mitte, an dessen Rand Wasserflaschen und Gläser bereitstanden. Er war kaum ein paar Schritte gegangen, als er eine vertraute Stimme hinter sich hörte.
      „Herr Bellamy, dürfte ich einen Moment Ihrer Zeit in Anspruch nehmen?“
      Damian wandte den Kopf und begegnete dem Blick einer jungen Frau aus der PR-Abteilung. Sie hielt einen Stapel Papier in den Armen, doch zu seiner Erleichterung schien sie nicht vorgehabt zu haben, ihn ihm aufzubürden. Sie wollte lediglich reden.
      Er nickte knapp. „Wir besprechen das in meinem Büro.“
      Die PR-Abteilung war – gelinde gesagt – eine Herausforderung für ihn. Oder besser gesagt: Er war es für sie. Ihr Job bestand darin, sein Image aufzupolieren, ihn in der Öffentlichkeit vorteilhaft zu präsentieren. Doch Damian machte es ihnen alles andere als leicht. Er war sich der Bemühungen seiner PR-Leute bewusst, sah die Verzweiflung in ihren Augen, wenn sie wieder einmal versuchten, ihn in eine weichere, zugänglichere Rolle zu drängen. Doch er blieb, wer er war – mit allen Ecken und Kanten. Sein Ruf war in der Geschäftswelt zwiespältig. Während einige seine unkonventionelle Art als erfrischend und rebellisch betrachteten, sahen andere ihn als unprofessionell an, als einen Emporkömmling, der nicht ins Bild der alteingesessenen Geschäftswelt passte. Solche Leute belustigten ihn. Es war ein Hochgefühl, wenn er die Fassade dieser selbstgefälligen Geschäftsleute zerbrechen sah, wenn sie plötzlich erkannten, dass unter der rauen Schale weit mehr steckte, als sie vermutet hatten.
      Ein schelmisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er daran dachte. Seine Begleiterin bemerkte es – und schauderte unwillkürlich. Sie hoffte inständig, dass Damian sich keine neue Laune einfallen ließ, die all ihre PR-Mühen zunichtemachen würde.
      In seinem Büro angekommen, ließ sich Damian in seinen Sessel sinken, während die Frau vor seinem Schreibtisch stehen blieb und auf die Papiere in ihren Händen hinabsah. Er stützte das Kinn auf die Handrücken, musterte sie intensiv.
      Die Frau zögerte kurz, als spüre sie die Schwere ihrer Worte, bevor sie den Blick hob. Der direkte Kontakt mit seinen stahlgrauen Augen brachte sie kurz aus dem Konzept. Mit einem schnellen Räuspern sammelte sie sich wieder.
      „Es kursieren erneut Gerüchte, dass Sie und die Firma in illegale Geschäfte verwickelt sein könnten.“
      Damian lehnte sich entspannt zurück. Er erinnerte sich. Solche Anschuldigungen waren nichts Neues. Schon in der Vergangenheit hatte es diese Spekulationen gegeben. Und ehrlich gesagt – er konnte es den Leuten nicht einmal verübeln. Sein Auftreten, seine Tattoos, sein gesamtes Erscheinungsbild halfen kaum dabei, diese Vorurteile aus der Welt zu schaffen.
      Wie konnte jemand wie er – jung, unangepasst, tätowiert – ein so erfolgreiches Unternehmen führen?
      Bei diesem Gedanken zuckte seine Mundwinkel belustigt. Seine Gesprächspartnerin missverstand dieses Schmunzeln jedoch. Rasch setzte sie erneut an.
      „Ich weiß, dass Sie solchen Vorwürfen keine große Bedeutung beimessen. Doch in Anbetracht unseres neuen Projekts wäre es ratsam, dem aktiv entgegenzuwirken.“
      Sein Blick blieb unverändert, seine Finger klopften gedankenverloren auf die Armlehne seines Sessels.
      „Fahren Sie fort.“
      Die Frau schluckte unmerklich. Sie war sich nicht sicher, wie Damian ihre Worte aufnahm. Und genau das machte sie nervös. Seine Ausstrahlung war ein Mysterium – in einem Moment charismatisch, im nächsten unnahbar.
      „Für das kommende Projekt ist eine starke Außenwirkung essenziell“, erklärte sie. „Wir werden mit neuen Partnern zusammenarbeiten, mit denen wir bislang wenig oder keinen Kontakt hatten. Doch diese Gerüchte könnten sie abschrecken. Um unsere Reichweite zu vergrößern und neue Märkte zu erschließen, brauchen wir eine gezielte PR-Strategie – positive Präsenz, authentische Interaktion…“
      Sie hielt kurz inne, als sie spürte, dass alle Augen im Team auf ihr ruhten, darauf hoffend, dass sie Damian überzeugen konnte.
      Stille.
      Damian schlug das Bein über das andere und musterte sie eindringlich. Sie räusperte sich erneut.
      „Ich bin überzeugt, dass wir mit der richtigen Strategie Ihr Image gezielt verbessern können. Gerade jetzt, da das Projekt so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, wäre es der perfekte Zeitpunkt.“
      Damian verstand, worauf sie hinauswollte. Und er war sich sicher, dass sie recht hatte. Doch die bloße Tatsache, dass von ihm erwartet wurde, sich in ein bestimmtes Licht zu rücken, ließ in ihm einen kindischen Trotz aufkommen. Der Drang, genau das Gegenteil zu tun. Oder vielleicht war es einfach seine Gleichgültigkeit gegenüber der Meinung anderer.
      Er legte den Kopf leicht schräg. „Ich verstehe.“
      Die Frau sah ihn verunsichert an. Sein Tonfall verriet nichts über seine Haltung. Er genoss ihre Unsicherheit. Langsam stand er auf, umrundete den Schreibtisch und lehnte sich mit verschränkten Armen an dessen Kante – direkt vor ihr. Die Distanz zwischen ihnen schmolz auf ein Minimum, ihre Füße berührten sich beinahe. Ihre Körperhaltung verriet ihre innere Anspannung, was Damian amüsierte.
      Er ließ die Stille noch einen Moment länger andauern, bis die Frau ihren Blick senkte.
      Dann beugte er sich leicht vor, fing ihren Blick ein. „In Ordnung. Ihr könnt es in die Wege leiten.“
      Überrascht hob sie den Kopf, als seine sanfte Stimme durch den Raum klang. Er beobachtete, wie sich ihre Schultern entspannten, wie ein erleichtertes Lächeln ihre Lippen umspielte.
      „Super. Vielen Dank! Bitte entschuldigen Sie mich.“
      Noch ehe er seine Meinung ändern konnte, machte sie sich rasch aus dem Büro. Damian lachte leise in sich hinein. Seine Mitarbeitenden hatten recht – es war an der Zeit, an seinem Image zu arbeiten.

      Doch wie schnell ihn die Arbeit einholte, bemerkte er kaum. Denn im nächsten Moment wurde ihm mitgeteilt, dass er einem ausführlichen Interview zustimmen sollte. Ein tiefgehendes Gespräch, das einen persönlichen Einblick in sein Leben geben sollte.
      Schlechter hätte das Timing nicht sein können.
      Denn während er sich nach außen hin als unerschütterlich präsentierte, gab es Dinge in seinem Leben, die komplizierter waren, als er es sich je eingestehen würde. Dinge, die seine Geschäfte gefährden könnten.
      Seine Firma war sein Lebenswerk. Sein Beweis an diejenigen, die ihn einst unterschätzt hatten. Und er würde nicht zulassen, dass irgendetwas sie ins Wanken brachte. Auch wenn es hieß seine Hände in Angelegenheiten einmischen zu lassen, die er eigentlich raushalten wollte.
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    • Der Tag ging zu Ende wie er angefangen hatte - entspannt. Am später Nachmittag ging er noch mit seinen Kollegen was essen, Apollo saß gut erzogen - wie er nun mal war - zu seinen Füßen, trank gelegentlich aus dem Napf mit Wasser, den er von einer der netten Kellnerinnen bekommen hatte und machte kein Murks von sich. Irgendwann am Abend waren sie dann wieder zuhause und Achilles ließe den Abend entspannt auf der Couch ausklingen. Solche Tage waren ihm am liebsten.

      Die nächsten Tage bereitete er sich auf das Interview mit dem Firmenleiter vor. Es sollte primär private Themen durchleuchten, nicht nur aber primär. Er sollte drauf eingehen wie der junge Mann es geschafft hatte die Firma fast schon aus dem nichts zu gründen und mit so jungen Jahren zu führen, aber selbstverständlich sollte er auch - so diskret wie möglich - auf die Mafiavorwürfe eingehen, wie er das tat, da ließen ihm seine Chefs freie Hand. Und dann kam der Tag des Interviews schneller als gedacht.

      Er hatte Apollo an diesem Morgen bei seinen Eltern gelassen, der Hund würde bei solch einem Interview nur stören, vor allem weil er dann doch sehr Aufmerksamkeitsbedürfig war. Das Gebäude vor dem der Journalist stand war beeindruckend. Die gläserne Fensterfront hatte was mächtiges fast schon Angst einflößendes. Vor allem weil die Fenster, allen Anschein nach für alle Außenstehenden Personen verdunkelt waren, jedenfalls konnte man kaum sehen was in den Büros vor sich ging.

      „Guten Morgen.“ begrüßte er den älteren Herren an der Rezeption. In seinem Kopf waren Rezeptionisten immer Frauen, er wusste nicht ganz warum das so war, wahrscheinlich hatten ihn da Filme und Serien zu sehr geprägt, aber der Mann passte wie die Faust auf Auge an die Anmeldung. „Achilles Black mein Name, ich hab heute ein Interview mit Herrn Damian Bellamy.“ stellte er sich höflich vor und lächelte den Mann vor sich an. Mit seiner offnen Art und seinem Charme kam er bis jetzt - fast - überall rein, selbst wenn er keine Termin hatte, aber den hatte er heute, also machte er sich kaum Gedanken, dass man ihn wieder vor die Tür setzten würde.
    • Die Zeit meinte es nicht gut mit Damian. Er war im Glauben gewesen, seine Probleme ließen sich an einem Abend aus der Welt schaffen. Doch nach mehreren Gesprächen bei Cognac und in rauchgeschwängerten Räumen wurde ihm klar, dass die Lage weitaus vertrackter war, als ihm lieb war. Sein Teller war ohnehin schon übervoll. Mit etwas mehr Freiraum hätte er die Dinge in Ruhe angehen können. Wer auch immer von oben auf ihn herabblickte, schien seine Belastbarkeit auf die Probe stellen zu wollen. Fluchend musste Damian sich eingestehen, dass man es ihm im Leben nie leicht machte.
      Immerhin hatte er es nicht mit völlig fremden Angelegenheiten oder Personen zu tun – doch sie erforderten Geduld, Fingerspitzengefühl und ein Maß an Beherrschung, das selbst ihm schwerfiel. In letzter Zeit kämpfte Damian immer häufiger mit Kopfschmerzen, die einfach nicht abklingen wollten. Entsprechend gereizt und verschlossen begegnete er seinen Mitmenschen. In der Firma wurde es auffallend still, sobald seine Schritte durch die Gänge hallten. Selbst James hielt sich mit seinen sonst so sarkastischen Kommentaren zurück – Kommentare, die er sich nur dann erlaubte, wenn Damian in besserer Stimmung war.
      James sprach nur, wenn es notwendig war. Er wusste besser als jeder andere, welche Last Damian derzeit trug – oder besser gesagt, mit wem er sich herumschlagen musste. Nach all den Jahren an Damians Seite konnte James sich rühmen, ihn zumindest ein Stück weit zu kennen. Doch so sehr man auch meinen könnte, man kenne jemanden nach so langer Zeit in- und auswendig – Damian blieb ein Rätsel. James konnte nur grob abschätzen, wie er in bestimmten Situationen reagierte, und wurde dennoch oft überrascht. Ob er das gut oder schlecht fand, wusste er bis heute nicht.
      So stand Damian auch an diesem Morgen rauchend vor seinem Wohnhaus, als James mit dem Firmenwagen vorfuhr. Damian trug sein übliches schwarzes V-Ausschnitt-Shirt und eine schwarze Hose – leger, wie immer, wenn keine wichtigen Termine anstanden. Aus seiner Hosentasche lugte der Stil eines Lutschers hervor, eine Marotte, die er nie ganz abgelegt hatte.
      Kaum hatte James das Auto geparkt, ließ Damian die Zigarette auf den Boden fallen, stieg ein und schnallte sich an – ohne darauf zu warten, dass James ihm die Tür öffnete. James ahnte bereits, dass Damians Stimmung angespannt war. Auch wenn dessen Gesicht wie gewohnt neutral wirkte und sein Blick leicht gelangweilt, spürte James, dass etwas in der Luft lag. So fuhren sie schweigend zur Firma.
      Dort angekommen, stieg Damian aus und ging schnurstracks zum Aufzug, ohne auf James zu achten. Er wollte diesen Tag möglichst schnell hinter sich bringen. Das Interview würde hoffentlich nur wenige Stunden dauern. Wenn er könnte, hätte er die Zeit am liebsten vorgespult. Oben in seinem Büro angekommen, widmete er sich E-Mails und Akten – Tätigkeiten, die ihn nicht weiter unter Druck setzten. Er brauchte diese Art von Routine, um sich zu beruhigen. Wer wusste schon, wie lange das Interview später dauern würde?
      Als das Telefon klingelte, holte es ihn aus seinem Gedankenstrudel. Ein kurzer Blick aufs Display ließ erahnen, was gleich folgen würde.
      „Ja?“ – seine Stimme klang neutral.
      Die Rezeption meldete seinen Termin an.
      „Schicken Sie ihn hoch“, erwiderte Damian knapp und legte auf.
      Mit einem tiefen Seufzer erhob er sich, ließ den Schreibtisch hinter sich und ließ sich auf das Sofa im Büro sinken – ein paar Schritte entfernt vom Arbeitsplatz, mit einem niedrigen Kaffeetisch davor und einem weiteren Zweisitzer gegenüber. Damian streckte sich aus, schlug die Beine übereinander und steckte sich einen Fruchtlutscher in den Mund. Ungeduldig wippte er mit dem Fuß.
      Kurz fragte er sich, was ihn eigentlich geritten hatte, diesem Interview zuzustimmen.
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