Cassian stand dieses Abends wie so oft im großen Stadtpark der Metropole, in der er nun schon lange im Exil lebte. Er schaute auf den großen See in der Mitte des Parks und spürte die magische Resonanz an diesem Ort. Er spazierte wie an viele Abenden ziellos umher und versuchte immer noch herauszufinden, warum dieser Ort einer der wenigen in der Stadt war, an dem die Magie so spürbar war. Er schürzte die Lippen während über ihm die Vögel in der Abenddämmerung zwitscherten. "Wirklich eigenartig", murmelte er zu sich selbst und ging auf das Café am See zu. Dieses Lokal hatte eine schöne Terrasse, die an den See reichte. Von den vielen Sitzplätzen aus konnte man schön über den See spähe und die am Ende des Parks sich auftürmenden Wolkenkratzer. Wie immer machte Cassian hier einen Stop und setzte sich an einen freien Tisch. Er bestellte sich sein Lieblingsgetränk - Iced Latte - und lehnt sich in dem Stuhl zurück. Er griff nach dem Glas und trank einen Schluck mit dem darin steckenden Strohhalm. Seine Augen scannten die Umgebung, die Leute am See als auch die Leute hier auf der Terrasse. Was würde aus all diesen Menschen werden, wenn sich seine Vorahnungen wirklich bewahrheiten würden? Er hatte es doch mit eigenen Augen gesehen in seiner Vorhersehung gesehen. Es war an diesem See, an dem sich ein Krater auftat und die Götter aus der Unterwelt emporsteigen würden. Doch jeden Tag, den er hier verbachte spürte er zwar die Magie, die wie ein leichtes Erdbeben an seinen Füßen rüttelte, doch er spürte keine andere Präsenz. Keine anderen Wesen aus der Menschen. Er seufzte und sah auf seinen Iced Latte. Eine bekannte Stimme riß ihn aus dem Gedanken.
"Schau nicht so drüb", kicherte die Stimme. Cassian sah auf und erkannte die junge Kellnerin Alicia, die in dem Café fast jeden Tag arbeitete. "Oh hey ... Alicia", kratzte sich Cassian am Kopf. Das dünne Mädchen mit den zwei blonden Zöpfen kicherte verlegen und zupfte ihr kurzes Arbeitsoutfit zurecht. Es war ein rotes Kleid, das über den Knien endete und eine weiße Schürze vor sich hatte. Cassian runzelte die Stirn und fragte sich, ob das wirklich eine so gute Arbeitskleidung für eine Kellnerin war. Wohl eher sollte hier das Trinkgeld etwas lockerer sitzen bei diesen Aussichten, dachte sich der Halbgott und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
Alicia setzte sich an den Tisch. "Du siehst ganz schön nachdenklich aus."
"Bin ich auch, Alicia", erwiderte der Braunhaarige und sah das Mädchen nun an.
Sie kicherte und wurde leicht rot. Cassian wusste, dass sie etwas von ihm wollte, doch er fand Menschen meistens langweilig. Außerdem war er ein Halbgott. Er würde ewig leben, wieso sollte er sich auf eine Romanze einlassen? Er spürte die musternden Blicke der Blonden. "Ganz schön viel los hier, oder?", versuchte er sie von sich abzulenken.
"Geht schon. Aber du bist hier ja Stammkunde. Da kann ich mir ruhig etwas mehr Zeit für dich nehmen.", lächelte sie.
"Hmmh okay. Nicht dass deine anderen Gäste noch eifersüchtig werden.", murmelte der Halbgott und sah zu den Gästen, die noch immer darauf warteten ihre Bestellung aufzugeben.
"Schade, dass du gerade nicht in der Stimmung für Smalltalk bist. Aber ich kenne so Typen wie dich. Meld' dich doch mal, wenn du den Kopf frei kriegen musst", zwinkerte sie ihm zu, schob einen kleinen zusammen gefalteten Zettel über den Tisch und stand auf. Dann ging sie entschuldigend zum nächsten Tisch, an dem die Gäste etwas wütend drein guckten und auf Cassian starrten. "Entspann dich, Opa. Könnte dein letzter Tag sein", raunte Cassian und sah zu dem Zettel. Er rollte die Augen, stellte sein leeres Iced-Latte-Glas darauf und steckte das Geld zuzüglich Trinkgeld darunter. Er wollte weg, ansonsten würde Alicia nach Ende ihrer Schicht noch mit ihm mitkommen wollen oder so.
Er drehte noch wie üblich eine große Runde durch den Park und wollte dann als es dunkel wurde nach Hause als gerade Etwas seine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Er spürte eine Veränderung in der magischen Resonanz an diesem Ort und hatte die Quelle dafür zugleich erkannt. Unweit von ihm saß ein schwarzhaariger junger Mann auf einer Bank. Das Licht der Laterne neben ihn tauchten ihn in ein sanftes Gelb, sodass seine Erscheinung noch spannender wirkte. Cassian erwischte sich dabei wie er den jungen Mann neugierig musterte während ihn seine Beine automatisch zu ihm beförderten. Die Tätowierungen auf seiner Haut waren von Zeichnung zu Zeichnung spannender und ehe sich Cassian versah, stand er vor dem Schwarzhaarigen. "Ganz schön spät, um hier alleine zu sitzen oder?", fragte er neugierig und sah nun auch das Gesicht des Typen. Bernsteinfarbene Augen und einige Piercings strahlen im Licht der Laterne.