Until the Moon rises [Ukizilla & Shizuka]

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    • Until the Moon rises [Ukizilla & Shizuka]


      Leise trippelnde Schritte näherten sich ihm und er wusste, dass von Ihnen keine Gefahr ausgehen würde. Zu weich und zu leicht traten sie auf dem Holzboden auf. Und viel zu oft hatte er sie die letzten Tage vernommen. Sein Gehirn blendete sie fast schon aus, so erschöpft war er. Wie lange war er nun schon hier und hatte kein Auge zugetan? Wie lange saß er nun schon auf diesem Kissen, welches nach der ganzen Zeit nicht mehr als weich bezeichnet werden konnte? Er hatte sein Schwert zwischen seinen Armen und Beinen aufgestellt, sodass er es als Stütze nutzen konnte und irgendwann wurde sein Kopf so schwer, dass er seine Stirn an dem Stichblatt des Schwertes angelehnt hatte. Mit Sicherheit entstand gerade ein schöner roter Abdruck auf seiner Stirn, der nicht so schnell verschwinden würde, doch ihm war es egal.
      Was nicht egal war, war sie. Seine Augen wanderten zum tausendsten mal, an diesem Tag, auf das schlafende Gesicht seiner Schutzbefohlenen. Schlafend war ein sehr wohlwollender Begriff. Leblos war das Wort, welches er am Tag an dem er hier angekommen war, genutzt hätte. Es lief ihm kalt den Rücken runter wenn er an ihre blauen Lippen, ihr bleiches Gesicht und ihren kalten Körper dachte.
      Müde fuhr er sich übers Gesicht und wandte sich der Tür zu, die jeden Moment aufgeschoben werden würde. Die kleine Frau mittleren Alters hatte sich bereits hingekniet und murmelte eine Entschuldigung ehe sie die hölzerne mit Papier beklebte Schiebetür zur Seite schob. Ihr Blick hob sich und sie sah in müde, dunkle Augen. Ein leises erschrockenes Geräusch entschlüpfte ihrer Kehle, welches sie mit einer vorgehaltenen Hand zu ersticken versuchte. Sie fing sich schnell wieder als Touma ihr ein schiefes entschuldigendes Lächeln schenkte.
      "Mein Herr!" fing sie in einem leicht scheltenden Ton an, bevor ihre Augen hoch auf seine Stirn zuckten und sie ihn nun mitfühlender anblickte. Sie seufzte and setzte nocheinmal mit einer weicheren Stimmlage an: "Ich habe Essen gebracht." und schon sah sie ihn strenger an: "Für euch!" ermahnte sie und hob das Tablett neben sich hoch, um es ihm ins Zimmer zu bringen. "Und Suppe für die Dame, natürlich." sie lächelte und legte alles einzeln auf den niedrigen Tisch ab. Er war gerade dabei ihr zu erklären, dass er keinen Hunger hatte, da stieg der Duft von Miso Suppe, frischem Reis und Fisch in seine Nase und ließ seinen Magen leise knurren. Misaki, die Gastgeberin, warf ihm einen triumphierenden Blick zu. "Esst, ich kümmere mich um eure Frau." ihre mütterliche Strenge ließen ihn unwillkürlich schmunzeln, er wusste, zu protestieren würde nichts bringen, deswegen gab er sich ihrer Aufforderung hin, setzte sich ordentlich, legte sein Schwert beiseite und verbeugte sich dankend. Sie schüttelte nur seufzend den Kopf und nahm die Suppe in die Hand um der schlafenden Frau die wohltuende Suppe einzuflößen. Es dauerte lange und war nicht ganz einfach, doch der Schluckreflex ermöglichte es ihnen, dem schlafenden Körper Nährstoffe zuzuführen.
      Wieder erfasste ihn die klammernde Angst, sie nie wieder selbst essen zu sehen und er musste sich zwingen sich seinem Essen zuzuwenden. Selbst ausgelaugt und geschwächt zu sein, würde er seiner Lady nichts nutzen - das hatte er in seiner Ausbildung gelernt. Er hatte allerdings das Gefühl, als würden Ihn die Schuldgefühle langsam auffressen. So sehr, dass er nichts schmeckte und der Fisch ihm fast im Hals hängen blieb.
      Sie stand unter seinem Schutz und er hätte ihren Sturz ins eisig kalte Wasser verhindern müssen.
      Hätte bereits verhindern müssen, dass sie den Schutz der Burgmauern verließ.
      Er hätte verhindern müssen, dass sie...
      "Mein Herr?"
      Misakis besorgte Stimme holte ihn abrupt aus seinen dunklen Gedanken heraus. Er hob den Blick auf ihr Gesicht. "Ihr solltet euch ausruhen - und damit meine ich, dass ihr euch hinlegen und die Augen schließen solltet." sie betonte die Worte 'hinlegen' und 'Augen schließen' ganz besonders, denn er hatte ihr schon mehrfach versichert, dass er sich in Sitzender Position sehr wohl ausruhen würde. Das mochte zwar in einem ausgeschlafenen Zustand stimmen, doch das traf aktuell auf Touma keinesfalls zu. Er hatte in der ganzen Zeit, in denen die beiden schon hier waren, kein einziges Mal auch nur gedöst. Misaki sah, wie er ansetzte um etwas zu sagen und schnitt ihm ins Wort: "Ich werde nicht von ihrer Seite weichen. Ich verspreche es. Ich werde euch sofort rufen, wenn sich an ihrem Zustand etwas ändern sollte. Ich rufe euch auch, wenn sich Besuch angekündigt oder nicht ankündigter Besuch kommt." sie holte Luft und fügte mit einem schelmischen Lächeln hinzu: "Und ich werde euch auch wecken, wenn ich ein schlechtes Gefühl bekomme." Touma konnte nicht umhin ein leises Lachen von sich zu geben.
      Er kannte Misaki gerade einmal wenige Tage, und doch schien sie ihm mehr zu durchschauen als ihm lieb war. Sie war ein guter Mensch, so befand er. Sein Bauchgefühl hatte ihn bisher nie fehlgeleitet und er wollte Misaki vertrauen. Dennoch nagte die Angst um die Bewusstlose sehr an ihm. Der Gastgeberin entging sein Blick, auf die Frau vor ihr, nicht. Sie seufzte lange, legte die Schale mit der Suppe ab und stand auf. "Ich komme und bringe euch ein Futon. Dann könnt ihr gleich hier neben ihr schlafen. Es wird etwas eng, aber ich bin sicher es wird euch nicht stören, in einem Zimmer mit zwei Frauen zu schlafen." sie zwinkerte ihm zu und noch bevor er etwas sagen konnte war sie schon verschwunden. Er schnauffte belustigt und widmete sich wieder seinem Essen zu.
      Als Misaki zurückkam, hatte er sein Mahl hinuntergeschlungen und half ihr, den Futon auszulegen. Er würde sich ihr nicht noch einen Tag wiedersetzen können und er hatte beschlossen ihr seine Lady, zumindest für wenige Stunden anzuvertrauen.
      "Danke, Misaki." er meinte es aus seinem Herzen. Die Gastgeberin hatte sich wieder gesetzt und ihre Aufgabe, eine Bewusstlose zu füttern, wieder aufgenommen. "Nicht der Rede wert." erwiederte sie lächelnd, während sich Touma die Decke überwarf und seinem Körper endlich eine Pause gab. Er verzog das Gesicht als er seine steifen Glieder ausstreckte. Es war höchste Zeit, dass er sich Ruhe gönnte, daher dauerte es nicht lange bis ihn der Schlaf übermannte.

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    • Seit Tagen befand sich Kiyo in einem Dämmerzustand, in dem sie mehr abwesend als da war. Sie war umgeben von Dunkelheit und immer mal wieder kamen Bilder in ihren Kopf, die sie nicht verstand, die keinen Zusammenhang hatten und Menschen zeigten, die keine Gesichter hatten. Diese durchzogen die Dunkelheit, nur um dann wieder ab zu tauchen, wenn sie versuchte sich auf diese zu fokussieren. Es war eher so, als würden sie von der Dunkelheit weg gespült, als zu ihr gebracht.
      Gelegentlich kam es ihr vor, als würde sie andere Stimmen hören, die nicht zu ihren Träumen gehörten. Doch genau konnte sie es nicht zuordnen, denn es gab hier keine Zeit. Mal zog sich alles und dann wieder verflog sie regelrecht.
      Wenn sie nicht von den der alten Frau umsorgt worden wäre und von Touma, dann wäre sie ganz sicher gestorben. Und ihnen verdankte sie ganz sicher auch, dass sie sich langsam besser fühlte.
      Hin und wieder gab Kiyo einen Laut von sich oder bewegte sich etwas, besonders wenn da wieder das seltsame Gefühl war, als würde sie fallen. Dann durchfuhr ihren Körper jeder mal ein zucken, als würde sie es nicht nur träumen, sondern als würde es echt passieren. Die Angst und Panik fühlten sich echt an und nicht wie die eines Traumes, deshalb fing ihr Herz auch dann jedes Mal an zu klopfen.
      Nach diesen Tagen im dieser Art Koma hatte sich ihr Körper endlich wieder erholt, doch ihr Verstand hatte nicht nachgezogen, aber scheinbar war sie nun bereit langsam wieder wach zu werden und am Leben teilzunehmen. Natürlich bekam sie nichts um sich herum mit, wie Touma sich endlich ausruhte, nachdem er ewig an ihrer Seite gesessen hatte und auch nicht wie die alte Dame sich um sie gekümmert hatte.
      Erst als sie ihr nun nach zum wiederholten Male einen Löffel Suppe in den Mund schob, öffneten sich Kiyos Augen leicht flatternd und sie fing an zu husten, denn sie hatte sich verschluckt. Plötzlich war ihr Verstand wiedergekommen und damit auch ihr Schluckreflex, der sich gegen die Suppe weigerte, die er zuerst nicht als diese erkannte. Mit großen Augen sah sie nun Misaki an und setzte sich gerade auf, um etwas von der alten Dame weg zu rutschen. Sie erkannte die Frau vor sich nicht und eine leichte Panik stieg in ihr auf. Ihre Augen huschten hin und her und versuchten die Situation in sich aufzunehmen.
      Sie erkannte die Dame vor sich nicht, den Raum nicht und als sie auch noch einen schlafenden Mann im selben Raum sah, war er wirklich zu viel für sie und sie rutschte noch ein bisschen weg von Misaki. „Was…? Wo…? Wer sind sie?“, die Fragen überschlugen sich in ihrem Kopf und purzelten auch nur so aus ihrem Mund. Man sah deutlich, dass sie Angst hatte und in Panik war. Sie versuchte sich zu erinnern wo sie war und wie sie hierher gekommen war, doch je mehr sie versuchte zu diesen Dingen einen klaren Gedanken zu fassen, desto mehr fing ihr Kopf an zu pochen, der sich scheinbar gegen das Erinnern sträubte.
    • Leise summend hatte Misaki, der Schlafenden, langsam die Suppe gegeben. Sie kannte das spiel und wusste in welchen Intervallen sie der Frau etwas geben konnte, ohne sie dadurch beim Atmen zu stören. Als sie den letzten Löffel über die leicht trockenen Lippen legte, bemerkte sie das flackern der Augenlider. Schnell setzte Misaki die Schüssel als auch den Löffel neben sich ab um der Frau beim möglichen Aufsetzen zu helfen, denn sie fing bereits an leise zu husten. Ihr Blick huschte zu dem schlafenden Mann, der so erschöpft sein musste, dass er sich kaum rührte - was nicht verwunderlich war.
      Die Frau, die eben noch friedlich schlief, hatte sich im nächsten Moment bereits kerzengerade aufgesetzte und sah die alte Frau mit großen verängstigten Augen an. "Oh!" entglitt es Misaki vor Überraschung. Die junge Frau rutschte weiter von ihr weg, bis sie bald die Wand im Rücken hatte. Der Raum war nicht groß und es musste sie verwirren an einem ihr fremden Ort aufzuwachen, und noch dazu mit zwei Personen darin. Misaki hab beschwichtigend die Hände und lächelte beruhigend um ihr zu zeigen, dass von ihr keine Gefahr drohte. "Ihr müsst keine Angst haben." sagte sie langsam und legte eine Hand auf ihre Brust. "Mein Name ist Misaki. Ich bin die Hausherrin dieses Gasthauses." Sie nahm es sich nicht, um auch vor Kiyo zu verbeugen, so wie sie es mit Touma getan hatte, als dieser angekommen war. "Es ist mir eine Freude sie her beherbergen zu können." sagte sie - auch wenn sie Kiyo bereits vier Tagen unter ihrem Dach pflegte. "Wenn ihr erlaubt, ich wecke nur schnell euren Ehemann." sie hatte sich wieder aufgerichtet und ließ Kiyo wissen, was sie vor hatte um sie nicht weiter zu erschrecken. Es wunderte sie nicht, dass der Schlaf Touma fest im Griff hatte. Ihr war außerdem nicht bewusst, dass dieser Mann überhaupt nicht Kiyos Ehemann war. Sie hatte es einfach angenommen und er hatte sie bisher nie korrigiert.
      Misaki rutschte langsam über den Tatami Boden, darauf bedacht keine zu hastigen Bewegungen zu machen, und legte eine Hand auf Toumas Schulter. Gerade als sie ihn rufen wollte, als er sich hellwach aufsetzte und nach seiner Waffe griff. Doch er hatte schnell die Lage erfasst und lies das Schwert da wo es war. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob er noch schlief oder halluzinierte, dass Kiyo erwacht war.
      Ihr Haar war vom langen liegen zerzaust und ihre Wagen noch leicht geschwollen vom Kampf gegen den Fieber. Aber sie saß und hatte ihre braunen Augen auf ihn gerichtet. Fast schon aus Reflex sah er weg, doch etwas in ihrem Blick ließ ihn innehalten, sodass er sich wieder an sie wandte. Mit einer geschmeidigen Bewegung hatte er sich aufgerichtet und lief die wenigen Schritte zu ihr - und da war es.
      Das flackern von Panick und Verwirrtheit zeigte sich in ihrem Gesicht, als er sich vor sie kniete. "Kiyo?..." probierte er vorsichtig und legte eine Hand auf ihre Stirn. "Wie geht es dir?"
    • Natürlich hatte Kiyo nicht mitbekommen wie gut sich Misaki um sie gekümmert hatte in den letzten Tagen und so war es eben sicher kein Wunder, dass sie sich erschrocken hatte. Doch so gelassen, wie die alte Frau sich benahm, so schnell beruhigte sich auch Kiyo, auch wenn es natürlich nicht ganz half. Es war also ein Gasthaus, kein Wunder, dass sie sich hier nicht auskannte, doch irgendwie konnte sie sich nicht erinnern, wie ein Zimmer aussehen sollte, in dem sie hätte aufwachen können, ohne sich so fremd zu fühlen. Noch immer huschten die Augen der jungen Frau hin und her zwischen Misaki, die sich ihr inzwischen vorgestellt hatte, und dem schlafenden Mann. Was wurde hier gespielt und wieso konnte sie sich nicht erinnern, wieso sie hier war.
      Als nun jedoch das Wort Ehemann fiel, stieg das Paniklevel in Kiyo wieder. Sie hatte einen Mann und erkannte ihn aber nicht. Zumindest das, was sie bis jetzt von dem Gesicht des Mannes gesehen hatte, kam ihr nicht im Geringsten bekannt vor. Sie versuchte in ihrem Kopf krampfhaft nach Bildern von dieser Person oder überhaupt von ihrem Leben zu suchen, was leider eher zur Folge hatte, dass ihr Kopf schmerzte. Doch als sie sah, wie rücksichtsvoll und ruhig sich die Gastgeberin bewegte, nur um ihr keine weitere Angst zu machen, da entspannte sich Kiyo etwas. Zumindest so sehr, dass sie sich nicht mehr wie verrückt an die Wand presste, sondern stattdessen folgten ihre Augen aufmerksam der Szene vor ihr. So würde sie vielleicht besser einschätzen können was passierte.
      Als er nun jedoch fast schon hoch schreckte und gleich nach seiner Waffe griff, da zuckte sie leicht zusammen und ihr Herz machte wieder einen Hüpfer. Instinktiv wusste sie, dass sie einen Kämpfer vor sich hatte und sicher keinen Bauern, auch wenn sie nicht mal sagen konnte, wieso es ihr so bewusst war. Seine Kleidung und die Waffe, auch wenn sie sie nur kurz gesehen hatte, so hatte sie den Wert dieser erkannt, zeigten ihr nur, dass ihr erster Eindruck stimmte. Doch um darüber viel nachzudenken hatte sie keine Zeit. Als sich ihre Blicke trafen, schien er einen Moment unsicher sie so anzusehen und für einen Augenblick zuckten ihre Augenbrauen, da sie es seltsam fand. Sie konnte nicht sagen, was sie verwunderte, doch als er dann den Blick weiter auf sie richtete, verschwand dieser Gedanke.
      Kiyo konnte nicht sagen wieso, aber irgendwie hatte sie das Gefühl vor ihm keine Angst haben zu müssen, was seltsam war, denn auch ihn erkannte sie nicht, obwohl er ihr Mann sein sollte. Wieder kamen die Panik und das Durchforschen ihrer Erinnerungen nach dem Gesicht, dass durchaus ansehnlich war. Doch noch während sie ihn musterte, sprach er sie mit einem Namen an, den sie auch nicht als ihren erkannte und der doch irgendwie so vertraut klang. Als er nun jedoch seine Hand an ihre Stirn legte, eine so vertraute Geste, zuckte sie leicht zusammen und ihre Augen wurden noch größer.
      Entweder spielte man mit ihr ein sehr seltsames Spiel hier oder sie und dieser Mann standen sich wirklich nahe, denn sonst würde er dies nicht so einfach tun, huschte es durch ihren Kopf. „Kiyo…?“, murmelte sie und senkte etwas den Blick, als würde sie den Namen testen und nicht wissen, was er war, doch so langsam wie sie weggesehen hatte, so schnell hob sie auch wieder den Blick und musterte nun Touma sehr genau. Seine Frage hatte sie zwar gehört, doch ihr Kopf schien zu beschäftigt mit anderen Dingen zu sein. „Ich kann mich nicht an euren Namen erinnern.“, flüsterte sie verlegen und eine leichte Röte stiegt in ihr Gesicht, zusätzlich zu der vom Fieber. Es war so peinlich seinen eigenen Ehemann nicht zu erkennen, besonders, wenn er extra hier geblieben war.
    • Ihre Haut fühlte sich warm an unter seiner Hand. Nur ein Bruchteil der Hitze die vorher in ihrem Körper gewütet hatte, war geblieben. Touma hatte sich mit dieser einzelnen Geste zu viel herausgenommen, doch er konnte sich nicht zurückhalten, nicht, wenn er die letzten Tage schon nichts anderes getan hatte als auf ihre Temperatur zu achten und sicher zu stellen, dass sie genug Flüssigkeit zu sich nahm um das Fieber zu bekämpfen. Er hätte seine Hand auch nicht länger als eine Bruchteil einer Sekunde auf Ihrer Stirn ruhen lassen sollen, doch Kiyos Worte hielten ihn gefangen. Ihre Stimme war noch rau vom Schlaf und obwohl er es befürchtet hatte - so wie sie ihn angesehen hatte - überraschte es ihn so sehr, dass Misaki ihn aus seiner Starre befreite. "Ach herrje, die Ärmste." Wie von einer Tarantel gestochen hatte er seine Hand wieder zurückgezogen und war etwas von Kiyo zurückgerutscht. Die ältere Dame bedachte Touma mit einem leicht missbilligenden Blick, denn scheinbar hatte er auch seine Zunge verschluckt. "Der Name eures Ehemanns ist Araki Touma." Gerade wollte er sie berichtigen als Misaki weitersprach. "Scheinbar habt ihr durch den Sturz und das Fieber, euer Gedächtnis verloren. Ich bin zwar kein Arzt, aber ich habe das schon einmal erlebt. Sicher kommen die Erinnerungen bald wieder zurück. Sorgt euch nicht." Den letzten Satz sagte sie nicht nur zu Kiyo, sondern wandte sich dabei auch an Touma. "Bis dahin solltet ihr euch nicht überanstrengen!" fügte sie in einem strengen Ton hinzu und nahm die Schüssel wieder in die Hand. "Es ist wichtig wieder zu Kräften zu kommen, also esst auf." Die Frau steckte die bereits abgekühlte Suppe Kiyo zu. "Ich werde euch auch gleich Tee bringen. Und das Badewasser heizen!" Damit stand Kiyo auf und war im nächsten Moment bereits aus dem Raum verschwunden. Es war Touma nicht bewusst gewesen, dass er die Luft angehalten hatte, so angespannt war er gewesen, doch als die Schiebetür sich mit einem leisem Geräusch geschlossen hatte, entwich die aufgestaute Luft aus seinen Lungen und er schüttelte leicht den Kopf. Natürlich hatte sie das Gedächtnis verloren - sonst hätte sie ihn nicht so angesehen. Sie hätte ihm nicht erlaubt sie bei ihrem Vornamen zu nennen, so wie sie es als Kinder getan hatten, oder heimlich, wenn sie allein waren. Nicht mehr seit dem Vorfall... Er spürte wie die Verärgerung sich wie eine Schlange in seinen Eingeweiden wand wenn er daran dachte. Seine Gesichtszüge verhärteten sich bei dem Gedanken. Wo noch Sorge und ein Anflug von Hoffnung aufgekeimt waren, so spiegelte sich jetzt nur Enttäuschung und Wut wieder. Er konnte Kiyo nicht verzeihen und sie hatte deutlich gemacht wie sie zu ihm stand und wie sehr sie ihn verabscheute. Wäre nun die Zeit sich an ihr zu rächen? Sie in dem Glauben lassen, sie sein ein Paar - sogar ein Ehepaar? Etwas das nie sein konnte und doch hatte er als Junge darüber fantasiert? Touma hatte seine Kiefermuskeln so sehr zusammengepresst, dass es anfing zu schmerzen. Es schrie alles in ihm seiner Frustration endlich Luft zu machen, doch was sollte er Kiyo sagen, wenn sie doch bequemerweise das Gedächtnis zu all ihren Missetaten verloren hatte? Es wäre der perfekte Zeitpunkt gewesen offen mit ihr zu sprechen. Keine Diener um sie herum, keine neugierigen Augen und Ohren wohin sie auch gingen. Statt in einer Burg saßen sie in einem Gasthaus, in dem niemand sie kannte. Niemand interessierte sich für sie... Zumindest noch nicht. Er war sich sicher, dass Lord Shirokawa längst einen Suchtrupp losgeschickt hatte um nach seiner Tochter zu suchen... Es grenzte an ein Wunder, dass sie noch nicht hier waren. "Iss auf, geh baden und wenn es dir besser geht sollten wir aufbrechen." presste er hervor, stand auf und ging, ohne sie ein weiteres Mal anzusehen. Es war wichtig, dass er sie, so schnell wie möglich zurück zur Burg brachte.

      Er verstand sich selbst nicht. Ein Wirbel aus widersprüchlichen Gedanken fluteten sein Hirn. Zum einen war er seit Tagen nicht von Ihrer Seite gewichen und kaum war sie wach, hielt er es in ihrer Nähe nicht mehr aus. In der Zeit in der er Angst hatte sie würde nicht mehr aufwachen, hatten ihn Schuldgefühle geplagt. All die Wut auf sie waren verblasst, waren in den Hintergrund gerückt. Sie schienen Nichtig zu sein, Irrelevant und lächerlich, doch jetzt? Jetzt kam alles mit voller Wucht zurück. Wie sie Ihre eigene Zofe auspeitschen ließ, sie nur verbannte, statt zu exekutieren... Und das nur, weil er sie auf Knien um Gnade angefleht hatte... Wenn er weiter in dieser Erinnerung versank, würde er ihre Ohrfeige wie ein Phantom auf seiner Wange spüren. Ab diesem Zeitpunkt hatte sich die Beziehung zu einander immer weiter verschlechtert.
    • Obwohl seine Hand nur einen sehr kurzen Augenblick auf ihrer Haut gelegen hatte, so hatte sie sich doch angenehm kühl angefühlt und irgendwie ein Gefühl der Scham in ihr ausgelöst. Vielleicht weil es eine Form der Intimität war und dies vor einer fremden Frau und dazu noch von einem ihr unbekannten Mann. Kiyo war sich nicht so ganz sicher was dieses Gefühl war, dass an ihrem Herzen kurz gezogen hatte, doch definitiv war etwas mit ihr passiert in dem Moment. Um so seltsamer traf es sie, dass dieser Augenblick so schnell wieder vorbei war und sie nicht länger hatte nachdenken können was sie fühlte. Erneut hob sie leicht den Blick um zwischen ihren Wimpern zu ihm zu sehen als hätte sie Angst ihm direkt in die Augen zu sehen.
      Als sich nun jedoch Misaki zu Wort meldete, da hatte Kiyo keine Probleme die Frau direkt anzusehen und ihre Lippen flüsterten tonlos seinen Namen nach. Erneut schenkte sie Touma einen kurzen und verlegenen Seitenblick, der so gar nicht zu ihrem eigentlichen Stand passte, sondern eher zu einer Frau niederen Ranges, doch davon wusste sie ja nichts. Sie wusste nun nur ihrer beider Namen und dass er ihr Ehemann sein sollte. Irgendwas Vertrautes war an ihm, auch wenn ihr Verstand es nicht begreifen und benennen konnte, aber ihre anfängliche Panik wich langsam einem Gefühl als würde er ihr schon nichts tun.
      Es gab also Hoffnung, dass es wiederkommen würde. Dies beruhigte sie etwas und sie lächelte nun sogar leicht als sie die Suppe von der alten Dame mit beiden Händen entgegen nahm und sich leicht verneigte. „Ich danke Euch sehr.“, sprach sie rau und heiser, doch der Gedanke an Tee und ein Bad freuten sie nur noch mehr, weshalb das Lächeln etwas offensichtlicher wurde.
      Nachdem Misaki gegangen war wurde der Prinzessin nur zu sehr bewusst, dass sie nun alleine mit einem Mann war und ihr Herz pochte wieder, den Blick noch immer auf die Suppe in ihren Händen gerichtet. Jetzt da sie alleine waren, war vielleicht die Zeit ihn etwas zu fragen, doch ihr kamen zu viele Fragen in den Kopf und keine, die jetzt sinnvoll war, weshalb sie sich für eine flüchtigen Moment auf die Unterlippe biss. Doch da war die Idee: Sie könne ihn etwas Belangloses fragen. Gerade als sie nun dazu ansetzte ihn zu fragen, ob er auch schon etwas gegessen hatte, wie es sich für eine fürsorgliche Frau sicher ziemte, hob sie den Blick und sah, dass sich etwas an ihm verändert hatte.
      Seine eben noch so normalen Gesichtszüge wirkten nun finsterer und so schloss sie den Mund schnell wieder. Was nun von ihm kam ließ sie etwas schaudern, denn es waren doch recht harte Worte, dafür, dass sie ihn bis eben noch als einen freundlichen Mann eingeschätzt hatte. Leicht sackte sie in sich zusammen und senkte den Blick wieder. „Verzeiht, mein Herr.“, hauchte sie so leise, dass man es sicher kaum hörte. Sicher war er verärgert, da sie ihn auf einer Reise oder der Art aufgehalten hatte. Sie war eine Schande, denn er hatte sich um sie kümmern müssen, dabei war es die Aufgabe der Frau für ihren Mann zu sorgen. Die Schiebetür und ihr Geräusch ließen sie zusammenzucken. Scheinbar hatte sie also doch keinen guten Mann abbekommen, sondern einen, der sie hasste. Vielleicht aber auch nur in diesem Augenblick und Kiyo beschloss die Hoffnung nicht gleich aufzugeben, sondern seinen Anweisungen folge zu leisten, weshalb sie schnell die Suppe aß.
    • Unbewusst war er zu den Stallungen gelaufen, wo sein Pferd seit nunmehr vier Tagen verweilte - oder waren es doch fünf? Er hatte das Zeitgefühl komplett verloren, da er kaum ein Auge zugemacht hatte. Erst jetzt, da Kiyo wieder wach war, hatte er Zeit sich um all anderen Dinge zu kümmern um ihre Rückkehr zur Burg zu garantieren. Er hatte bereits einen Brief vorausgesendet, dass er mit ihr - sobald es ging, zurückkehren würde. Der Brief war kurz und knapp gehalten und beinhaltete weder ihren aktuellen Standort noch den Grund der Verzögerung... und auch nicht, wieso es überhaupt dazu gekommen war, dass sie beide nicht in der Burg waren. Eine tiefe Furche hatte sich zwischen seinen Brauen gebildet, wieso war er ihr überhaupt nachgelaufen, als sie zu ihm geeilt war und voll kommen außer Atem aber mit einer Mischung aus Vorfreude und totaler Verzweiflung in den Augen verkündet hatte, dass er mit ihr der Burg und ihrer Familie den Rücken kehren sollte und nie wieder zurückblicken wollte. So impulsiv und darauf beharrend hatte er sie noch nie erlebt. Ihm war bewusst, was diese Reaktion ausgelöst haben könnte, aber er hatte nicht gedacht, dass es diese Ausmaße annehmen würde. Kiyo war schon immer eine pflichtbewusste Tochter gewesen, eigensinnig ja... aber dass sie jemals tatsächlich davonrennen würde, hätte wohl niemand gedacht und so sollte es auch bleiben. Es wäre einfacher zu erklären, dass sie entführt wurde und Touma sie gerettet hätte als, dass sie vor einer Vermählung mit dem ältesten Sohn des Higuchi Clans weggerannt war. Auch wenn sie technisch erst verlobt war. Ein saurer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus, wenn er daran dachte, dass sie bald schon an verheiratet wurde um den Frieden zwischen den beiden Familien zu sichern. Es war nicht so, als sei ihm das nicht schon immer bewusst gewesen, dass Kiyo nur eine politische Schachfigur war, doch als er davon hörte traf es ihn doch viel härter als er angenommen hatte - und das trotz der angespannten Beziehung zwischen ihnen.
      Sein Brauner schnaufte und stupste Toumas Schulter als würde er ihn aus seinen finsteren Gedanken ziehen wollen. Richtig - er war zur Stallung gekommen um sich um nach seinem Pferd zu sehen. Masaru sah ausgeruht und bereit zum Aufbruch zu sein. Vielleicht sogar ungeduldig endlich wieder laufen zu können. Touma klopfte dem Pferd liebevoll den Hals und murmelte ihm gut zu.

      "Das Badewasser ist nun bereit, wenn ihr möchtet." Misaki war wiedergekommen und hatte Kiyo einen Satz Kleidung gebracht. "Hat er euch nun endlich etwas Raum zum Atmen gelassen?" fragte die Hausherrin mit einem wissenden Blick. "Es so anstrengend für euch zu sorgen." sie schüttelte den Kopf als wollte sie die Erinnerung an etwas unangenehmes verscheuchen und half Kiyo aus den Decken herauszukommen. "Unausstehlich war er in den ersten Tagen. Das kann ich euch sagen!" Sie faltete die erste Decke sorgfältig zusammen ehe sie sich an die nächsten heranmachte und erinnerte sich noch sehr gut wie kalt und klamm Kiyo Hände waren, als sie hergetragen wurde. "War er schon immer so überfürsorglich?" warf Misaki in den Raum, in der Hoffnung Kiyo Gedächtnis würde zurückkehren.
    • Als die alte Dame nun das Badewasser erwähnte merkte Kiyo wie nötig sie es hatte. Sie hatte immerhin Fieber gehabt und viel geschwitzt und auch, wenn dies sicher normal war, so hatte sie das Gefühl, dass ein solch normaler Geruch nicht zu ihr passte. Deshalb nahm sie nun dankend die neuen Sachen an und verbeugte sich leicht. Noch immer war sie schwach und zitterig, doch hatte sie vor sich diese Schwäche nicht anmerken zu lassen. Irgendeine Stimme in ihrem Inneren sagte ihr, dass sie keine Gefühle zeigen sollte und doch konnte sie nicht anders als zu lächeln bei der Frage. So wie Misaki es sagte, hatte er scheinbar viel Zeit hier verbracht und doch war er nun so abweisend. Immer wenn Kiyo versuchte sich an ihn oder irgendwas zu erinnern, dann wurde ihr schwindelig. So würde es auch sicher nun sein, bei der Frage, ob er schon immer so überfürsorglich gewesen war, doch es kam anders. Für einen kurzen Moment sah sie ihn vor ihrem geistigen Auge und er sah sie nicht so unfreundlich an wie eben, sondern da lag Wärme in seinem Blick. Es war ein Erinnerungsfragment und doch konnte sie es nicht festhalten und sich sicher sein, dass es echt war.
      So schnell es gekommen war, so schnell verschwand es auch schon wieder in dem Nebel ihres Verstandes und doch ließ es ein Lächeln auf ihren Lippen zurück. Wieso sollte sie solche Bilder in ihrem Kopf sehen, wenn sie ihn nicht kannte und er nicht gut war? Zumindest diese Angst, dass er ihr fremd war, war nun etwas geschwunden, weshalb sie sich nun erhob. „Ich hoffe, dass ich ihm dies zurückgeben kann. Dafür bräuchte ich aber eure Hilfe. Sicher hat er noch nichts gegessen und ich mache mir Sorgen um ihn. Würdet ihr ihm etwas bringen, während ich im Bad bin?“, fragte sie sanft und legte ihre Hand auf die von Misaki. Was auch immer sie getan hatte um ihn missmutig zu stimmen, er war immer noch ihr Mann und es war ihre Pflicht für sein Wohl zu sorgen. Natürlich lehnte die alte Dame nicht ab und versprach sich gleich darum zu kümmern, sodass Kiyo sich nun im Wasser aufwärmen und reinigen konnte.

      Misaki machte sich danach ans Werk einen Teller Suppe vorzubereiten, die noch immer über der Flamme hing um sie warm zu halten. So ganz verstand sie den jungen Herren Touma nicht, der nun, da es seiner Frau wieder besser ging, keine Ruhe suchte, sondern nach seinem Pferd sah, doch was verstand sie auch schon davon. Als sie Touma nun bei seinem Pferd an den Stallungen sah ging sie zu ihm und hielt ihm die Suppe hin. „Auch wenn ihr lieber drinnen essen solltet und auch mal etwas zur Ruhe kommen solltet. Eure Frau hat mich darum gebeten, sie macht sich Sorgen um euch.“
    • Die Hufe der Pferde wirbelten den Staub auf, so wie es seine Gedanken gerade in seinem Kopf taten. Aufgewirbelt, unruhig und unablässig schienen sie sich zu drehen. Er kam dort nicht mehr heraus obwohl er nach einer Lösung suchte, die alles besser machen würde. Es war ein Segen, dass Kiyo das Gedächtnis verloren hatte, so könnte er sie leichter wieder nach Hause bringen... und gleichzeitig hatte er so viele Fragen die er ihr stellen wollte, die nur die Prinzessin des Shirokawa-Clans ihm beantworten konnte. Bevor er sich weiter in seinem eigenen Kopf ertränken konnte, schob die Hausherrin die Tür zur Seite und trat aus dem Haus, mit einer Suppe in der Hand. „Auch wenn ihr lieber drinnen essen solltet und auch mal etwas zur Ruhe kommen solltet. Eure Frau hat mich darum gebeten, sie macht sich Sorgen um euch.“ Sie macht sich Sorgen? Misaki musterte ihn eindringlich als er ihr die Schüssel abnahm. "Das wäre nicht nötig gewesen." murmelte er und wandte seinen Blick von ihr ab, es fühlte sich an, als könne die Frau mit ihren leicht ergrauten Augen, in ihn hineinsehen. Um nichts weiter sagen zu müssen nahm er einen großen Schluck von der Suppe und bereute es im nächsten Moment. "Oh bitte!" spottete sie und verdrehte leicht die Augen. "Nehmt es an, bedankt euch bei eurer Frau, und auch dafür dass sie sich um euch sorgt und hört auf dieses Gesicht zu ziehen, als sei alles ein großer Haufen verknoteter Wollfäden die man nicht mehr entwirren kann!" Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. "Es geht mich nichts an, aber alle Probleme zwischen zwei Menschen können mit Worten gelöst werden - besser früher als später!" Sprachlos stand Touma da, mit der Schüssel in beiden Händen und starrte die kleine grauhaarige Frau an, die allein aus seinem Gesicht gelesen zu haben schien, was ihn gerade beschäftigte. "Hört lieber auf eine alte Frau, die zu viel erlebt hat. Haltet euch nicht mit unnötigen Missverständnissen auf, auch wenn alles anfangs so aussieht als könne man den Anfang nicht finden." Ihr Ton wurde sanfter. "Reden ist der Schlüssel einer guten Ehe." Selbst ihr Blick wurde sanfter und er frage sich, ob sie gerade an ihre eigene Ehe zurückdachte. Sie nickte ihm nur kurz zu und ließ ihn in den Stallungen zurück.

      Noch immer perplex sah Touma ihr nach. Sicherlich hatte Misaki recht, vielleicht sollte er mit "seiner Frau" reden... vielleicht sollte er damit anfangen ihr zu sagen, dass sie nicht seine Frau war? Er es sich zwar insgeheim wünschte, aber es nicht wagte länger darüber nachzudenken, weil sie die Prinzessin eines mächtigen Clans war? Und dass sie eigentlich verheiratet werden sollte, damit ihr Vater noch mächtiger werden würde? Dass er nichts tun konnte um es zu verhindern? Dass sie deshalb weggelaufen war und er ihr, wegen seiner Verbitterung ihr gegenüber, zu spät nachgelaufen war und sie deswegen den kleinen aber dennoch eiskalten Wasserfall heruntergestürzt war? Touma hatte unterbewusst die Luft angehalten und atmete tief aus. Nein, das wäre zu viel für Kiyo. Sie war eben erst aufgewacht und obwohl er noch einen nicht zu verachtenden Groll gegen sie hegte, war er nicht grausam. Wie könnte er auch? Er schüttelte den Kopf, so als könnte er seine Gedanken dadurch los werden und trank die Suppe aus. Für einen Moment verweilte er noch im Stall, ehe er die Schüssel in der Küche abgab. Die Sonne war bereits unter gegangen und obwohl er nur gefühlt einen Atemzug schlafen konnte, war er hellwach. Seine Schritte wurden langsamer je näher er ihrem Zimmer kam. Nach Misakis Worten war sein Zorn verflogen, stattdessen schlichen sich nun Schuldgefühle ein. Frustriert fuhr er sich durchs Haar und fokussierte sich darauf, sich für die Suppe zu bedanken - natürlich nur, weil er Angst vor Misakis nächster Standpauke hatte - doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte die alte Dame ihm nur einen Stubser und einen validen Grund gegeben wieder in Kiyos Nähe zu sein.

      An ihrer Tür angekommen zögerte er noch einen Moment ehe er: "Kiyo, darf ich eintreten?" hineinrief. So vor ihrer Tür zu stehen und sie nicht mit Lady Shirokawa anzusprechen war ungewohnt - und irgendwie auch nicht. Als Kinder hatten sie sich immer beim Vornamen gerufen und auch lange danach noch - zumindest, wenn sie untereinander waren, doch seit dem Vorfall mit seiner Milchschwester, hatte es aufgehört...