Der Regen fiel unbarmherzig vom Himmel, prasselte gegen das Dach des alten Backsteingebäudes und mischte sich mit dem Schmutz auf den Straßen. Die Lichter der Stadt waren gedämpft, ihre pulsierenden Farben spiegelten sich in den Pfützen, die sich überall sammelten. Gabriel aka. ‘Gabe’ stand vor der Absperrung, den Kragen seines Mantels hochgeschlagen, während der vertraute Geruch von Blut und feuchtem Asphalt in die Luft stieg. Er zog an seiner Zigarette, blies den Rauch aus und sah zu, wie der graue Schleier in der regnerischen Nacht verschwand.
„Detective Mercer?“ Eine junge Polizistin kam auf ihn zu, ihr Gesicht angespannt, ihre Augen nervös. „Das ist... es ist schlimmer als wir gedacht haben.“
Gabe nickte knapp, warf die Zigarette auf den Boden und zertrat sie, bevor er unter dem gelben Absperrband hindurchging. Die Szenerie vor ihm war... verstörend, sogar für jemanden wie ihn, der mehr als seinen Anteil an Leichen gesehen hatte. Das Opfer lag in der Mitte eines engen, dunklen Raums, der nur schwach von den Straßenlaternen draußen beleuchtet wurde. Kerzenreste waren in einem groben Kreis um den Körper verteilt, die Flammen lange erloschen, aber der schwarze Ruß auf dem Boden war noch deutlich zu erkennen.
Das Opfer – ein Mann in den frühen Vierzigern, sein Oberkörper nackt, die Haut übersät mit grotesken Symbolen, die in sein Fleisch geritzt waren. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, die Augen weit aufgerissen, als hätte er seine letzten Sekunden im Bewusstsein durchlitten. Aber es waren nicht die offenen Wunden oder das Blut, das Gabe aufhorchen ließ. Es waren die Symbole. Sie sahen nicht aus wie einfache Scharlatan-Rituale, die man in billigen ‘Hexenbüchern’ fand. Nein, diese Zeichen schienen mit Bedacht gewählt worden zu sein. Sie waren sauber und sorgfältig in das Fleisch geschnitten. Definitiv das Werk eines Profis und kein blutiger Anfänger.
Gabe kniete sich hin, ließ seinen Blick über die Szene schweifen, während er den Hauch von Eisen und verfaulter Erde in der Luft wahrnahm. Schwefel? Vermutlich bloß von irgendeine der Kerzen.
Die Polizistin, die ihm gefolgt war, hielt sich die Hand vor den Mund und trat einen Schritt zurück.
„Wer hat ihn gefunden?“ fragte Gabe ohne aufzusehen.
„Ein Passant. Er hat Schreie gehört... aber als er ankam, war der Mann bereits tot.“
„Zeugen?“
„Keine. Die Gegend hier ist ziemlich verlassen, besonders bei Regen.“
Gabe ließ ihre Worte unkommentiert, während er weiter die grotesken, eingeritzten Linien am Körper des Opfers musterte. Ein leichter Schauder lief ihm den Rücken hinunter.
„Holen Sie mir die Spurensicherung“, sagte er tonlos. „Ich will jedes verdammte Detail.“
Die Polizistin nickte und verschwand schnell. Der Ermittler stand auf und starrte auf die blutigen Muster, die sich um den toten Mann wanden. Er hatte es geahnt, als er die erste Beschreibung des Tatorts erhalten hatte, aber jetzt war er sicher: Das hier war kein gewöhnlicher Mord. Es war ein Ritual. Wieder irgendein verdammter Irrer, der an übersinnlichen Schwachsinn glaubte und andere dafür leiden ließ. Ein ganz klarer Fall für die Forensische Psychiatrie.
Er trat näher an eine der Wände heran und bemerkte dort eine Nachricht, in Blut geschrieben. Die Schrift war verzerrt und schien hastig aufgetragen worden zu sein, doch die Worte waren klar: „Die Tore werden geöffnet.“
„Verdammter Psychopath.“, murmelte er leise. Die Spurensicherung würde das Blut analysieren, vielleicht finden sie Fingerabdrücke oder andere Hinweise. Aber Gabe wusste jetzt schon, dass es keine einfacher Fall werden würde.
"Großartig. Ich hatte schon Angst ich würde mich Langweilen." Murmelte er sarkastisch zu niemand anderem als sich selbst.
In the midst of chaos


there is also opportunity