Sensual (K)nights [Kartenspielerin & Kiimesca]

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    • Sensual (K)nights [Kartenspielerin & Kiimesca]

      Vorstellung
      @Kartenspielerin


      Die Reise zur Hauptstadt war beschwerlich und Adam wäre auch lieber auf dem Hof seiner Eltern geblieben. Er mochte die idyllische Landschaft und die Feldarbeit. Ebenso die Viehzucht machte ihm Spaß und er fühlte sich dort schon immer zuhause. Nun war er fernab der Heimat, weit weg von seiner Familie. Vielleicht würde er sie sogar nie wieder sehen.
      Aber ihm war bewusst, wie wichtig seine neue Rolle war, also würde er sich damit schon irgendwie arrangieren können. Er hatte ja auch keine andere Wahl.

      Die erste Nacht in seinem neuen Bett war eigenartig. Er war erschöpft ins Bett geklettert, konnte aber dennoch nicht besonders gut schlafen. Sein Zimmerpartner hatte auch nicht wirklich mit ihm gesprochen. Allgemein waren die meisten eher mit sich selbst beschäftigt. Vielleicht lag es daran, dass sie sich nicht kannten und alle zusammen gewürfelt wurden.
      Auch das Frühstück fühlte sich einsam an. Sie saßen zwar gemeinsam an mehreren Tischen, doch es sprach kaum jemand miteinander. Die ersten kleinen Grüppchen hatten sich schon gebildet, wobei man deutlich sehen konnte, aus welcher Schicht welcher Rekrut kam. Die wohlhabenderen Rekruten hatten neuwertige Kleidung, während die ärmeren, zu denen auch Adam gehörte, die gebrauchten Kleidungsstücke trug, solange sie noch nicht ganz auseinander gefallen waren.
      Jetzt, wo er genauer hinsah, erkannte er auch, dass sich diese Grüppchen auch an den Tischen gebildet hatten, an denen keine Gespräche stattfanden. An seinem Tisch saßen alles Jungen mit gebrauchter Trainingskleidung. Einige von ihnen sahen noch erschöpft von ihrer Reise aus. Andere schienen sich hier unwohl zu fühlen und vermissten wohl ihre Heimat. Adam hingegen hatte einen ziemlich stechenden Blick, der ihn von den anderen Bauernjungen abhob. Es war gewiss nie sein Traum gewesen Ritter zu sein und dennoch strahlte er eine gewisse Entschlossenheit aus. Die Ritter beschützten schließlich auch seine Familie, also wollte er sich Mühe geben und die Ausbildung meistern. Es wäre eine Schande, würde er am Ende zum Stallburschen degradiert werden.

      Anschließend mussten sie auf dem Trainingshof antreten. Flüchtig ließ Adam seinen Blick ein Stück nach links und rechts gleiten. Der Ausbilder wies alle zurecht, die keine angemessene Haltung einnahmen. Deshalb orientierte sich Adam an dem Jungen neben ihm, der seiner Kleidung nach zu urteilen wohl aus einem Adelshaus kam. Er stand stramm und richtete seinen Blick nach vorn, hob das Kinn und streckte die Brust ein wenig heraus.
      Der Ausbilder hatte nichts auszusetzen und ging weiter durch die Reihe. Dennoch traute Adam sich kaum zu atmen. Sein Ton war barsch und wenn ihm danach war, ließ er die Rekruten Liegestützen machen. Mit dem sollte er es sich also nicht verscherzen.
      Trotzdem glitt sein Blick kurz zurück zu dem Jungen neben ihm. Er war sich vorhin nicht sicher, aber nun erkannte er, dass es sein Zimmergenosse war. Um nicht doch noch Ärger zu bekommen, richtete er seine Augen jedoch schnell wieder nach vorn. Solange, bis der Ausbilder ihnen erlaubte sich zu rühren, um ihnen dann eine Führung über das Gelände zu geben und zu erklären, wie ihre Ausbildung in den nächsten Tagen, Wochen, Monaten und Jahren aussehen würde. Einen Jungen vom Land hatte er direkt schon rausgeworfen und zum Mist schaufeln gejagt, da er - wie er ihn bezeichnete - wie ein Baby jammern würde, weil ihm die Beine vom Marsch hier her wehtaten.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Der lauernde und barsche Ton des Trainers verwandelte sich in Kilians Ohren in ein nervtötendes Pfeifen, dessen Nachhall ein Rauschen hinterließ. Aufrecht folgten seine blauen Augen, welche in der frühen Morgensonne noch kühler zu wirken schienen, den Schritten des knorrigen Ausbilders. Er spürte die nervöse und unsichere Haltung der anderen Rekruten, während er selbst mit unerschütterlicher Ruhe und geradem Rücken dastand. Sein weißes Haar, welches makellos nach hinten gekämmt war, hob sich wie ein Leuchtfeuer zwischen den schmutzigen und minderwertigen Bauern ab. Also überraschte es ihm nicht, als der alte Mann vor ihm stehen blieb und von oben bis unten musterte.
      "Ein Adelsspross hier im Schlamm. Mal sehen, wie lange du durchhältst", zischte dieser abfällig.
      Kilian bewegte keinen Muskel. Er kannte diese Verachtung zu gut. Von dem Moment an, als er durch das Eingangstor lief, hatte er sie gespürt. Es waren einfache Soldaten und Offiziere, die seinen adligen Hintergrund kannten. Aber das macht ihm nichts. Ganz und gar nicht. Für ihn war das hier nur ein weiterer Test - einer, den er mit Strategie und Kaltblütigkeit bestehen würde.

      Er fragte sich, wie weit er wohl gehen konnte. Was war genug, um ihn aus der Reserve zu locken? Leicht zuckten seine Mundwinkel und er reckte das Kinn noch weiter stolz nach oben. Da. Wie in Zeitlupe sah er die Missgunst in den schlammigen Augen des Ausbilders aufblitzen.
      "Ich hoffe, deine edlen Hände sind bereit, im Schlamm zu kämpfen und nicht nur an Banketten den Weinkelch zu heben".
      Kilian begegnete dem vor Genugtuung triefenden Blick des Hauptmanns ohne weitere Regung. Dies war nur eine neue Form des Spiels, ein anderes Schlachtfeld, und er hatte seinen ersten Zug gemacht.

      "Nun gut, bevor ihr alles gezeigt bekommt, wird es an der Zeit eure Kampfkraft zu testen. Stellt euch auf!". Seufzend drehte sich der junge Adlige zur Seite und schaute in die braunen Augen eines einfachen Bauernjungen. Sein Zimmerkamerad, wie er erkannte. Das er ausgerechnet mit einem einfachen Bauern ein Zimmer teilen musste, ließ Wut in seinen Adern brodeln. Doch er würde es aushalten, es war nur eine Unannehmlichkeit, vergleichbar mit einer kleinen Ameise unter seinen Füßen. Er würde sie einfach zertreten.
      Kilian war eines klar: Der Kampf in den Übungsgruben war anders als die duellhaften Fechtkämpfe, die er bei Hofe geübt hatte. Es war dreckig, roh und voller Täuschung. Hier zählte nicht nur Geschicklichkeit, sondern auch die Fähigkeit, den Gegner mit List und Finten zu besiegen.
      Mit scharfem Funkeln in den Augen beobachtete er, wie sich der Bauernjunge unbeholfen Positionierte und das Holzschwert hob. Noch während dieser sich vorstellen wollte, schnellte Kilian nach vorne und verpasste Adam - zumindest das hatte er noch mitbekommen - einen Stoß, welcher ihn direkt in den Dreck beförderte.
      Mit gleichgültigem Blick schaute der junge Adlige auf ihn herab.
      "Tu uns beiden einen gefallen", seufzte er und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht,
      "und folge dem anderen Nichtsnutz in die Stallungen".
    • Vor dem Ausbilder schien es egal zu sein, ob man einen Titel hatte oder nicht. Zumindest sprach er ziemlich abfällig mit dem Adligen neben ihm. Adam wagte es jedoch nicht nachzusehen, wie der darauf reagierte. Nicht, dass er auch noch angeschnauzt werden würde.
      Die Erleichterung, dass er von ihm abließ, hielt jedoch nur kurz, denn er befahl direkt, dass sie ihre Kampfkraft testeten. Jetzt sofort? Er wusste ja kaum, wie man ein Schwert richtig hielt. Aber man konnte wohl auch nicht erwarten, dass die Ausbildung ein Spaziergang werden würde.
      Also nahm Adam sich eines der Holzschwerter und betrachtete sein Gegenüber. Seine Haltung war elegant und vor allem überlegen. Allerdings war er nicht sicher, wie geschickt er sein könnte. Woher hätte er das auch ahnen sollen. Dennoch wollte Adam ihm erstmal die Höflichkeit erweisen und sich vorstellen. "Hallo.. mein Name ist Adam...", begann er sich vorzustellen, doch er kam nicht dazu den Adelsspross nach seinem Namen zu fragen, als dieser schon auf ihn zukam und er nur einen Wimpernschlag später mit dem Hintern im Dreck saß.
      Völlig überrascht sah er zu seinem Gegner auf, der ihn um einen absurden Gefallen bat. "Ich bin nicht hier um Pferdescheiße aufzusammeln..", antwortete er und stand auf, wobei er das Schwert aufhob, welches er fallen gelassen hatte. Dann atmete er tief durch und nahm wieder seine Haltung an. Er war bereit für noch einen Versuch. Selbst wenn er noch hunderte Mal hinfallen würde, würde er immer wieder aufstehen und dem Jungen entgegen treten.
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      - Eugene Ionesco
    • Mit einem kalten Blick musterte Kilian den Jungen, dessen Entschlossenheit ihn wieder aufstehen ließ. Wenn der Tölpel nicht weiß wo sein Platz ist.
      Kilian blieb in seiner Position, beobachtete jeden Muskelzug seines Gegners, suchte nach der nächsten Schwäche, die er ausnutzen konnte. Er wusste, dass es nur wenige Schläge brauchte, bevor er den Jungen komplett besiegt hätte. Doch etwas an dem Trotz des anderen faszinierte ihn - nicht, weil er Respekt verspürte, sondern weil er sehen wollte, wie weit dieser Rekrut bereit war zu gehen, bevor er brach.
      "Du wirst noch lernen, dass Tapferkeit nichts nützt, wenn du schwach bist", sagte Kilian schließlich, seine Stimme leise, aber bedrohlich.
      Mit einer fließenden Bewegung, die kaum wahrnehmbar war, hob er sein eigenes Schwert und ging erneut in den Kampf. Er stand seitlich, den Oberkörper gerade und leicht vorne geneigt. Während eine Hand das Schwert hielt, behielt er die andere hinter dem Rücken.

      Es war offensichtlich, dass er keine Ausbildung genossen hatte, wie Kilian sie von Jugend an durchlaufen hatte. Doch wo ihm die Technik fehlte, machte er es durch schiere Willenskraft wett.
      Jeder Schlag des Jungen war schwer, aber fehlgeleitet - unkoordiniert und ohne eine Präzession. Kilian wich den Hieben mit Leichtigkeit aus. Wo Adam mit roher Kraft kämpfte, nutzte Kilian Strategie.
      Mit einer flinken Drehung wich er aus, ließ das Schwert ins Leere sausen und konterte sofort, indem er den Knauf seines eigenen Schwertes hart gegen die Seite des Jungen schlug.
      "Du kämpfst wie ein Bauer", sagte er mit einem abfälligen Lächeln, " ohne Stil, ohne Plan."

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    • Ihm war durchaus bewusst, dass er Stärke brauchte, um zu einem Ritter zu taugen, aber er dachte sich, dass er genau dafür hier war oder etwa nicht? Wozu bräuchte man denn eine Ausbildung, wenn man alles schon vorher können musste? Tapferkeit und Entschlossenheit waren also essentielle Zutaten, um dieses Ziel zu erreichen. Daran glaubte Adam und deshalb steckte er auch jeden Schlag und jede Niederlage ein.
      Der Adlige vor ihm kämpfte zwar ungewöhnlich, doch er war ihm weit überlegen. Er wusste sich zu bewegen und traf Adam immer wieder.
      Der Hieb in die Seite schmerzte, doch Adam blieb standhaft und sah ihn verbissen an. "Dafür kann ich viel einstecken... Schon mal von einer Ziege getreten worden?", fragte er mit einem frechen Grinsen und versuchte erneut einen Treffer zu landen. Wenn es eine Punkteverteilung gegeben hätte, stünde es wohl 0:30 oder mehr. Adam hatte irgendwann den Faden verloren und nicht mehr mitgezählt, blieb aber hartnäckig.

      Als endlich die Mittagspause einberufen wurde, atmete er durch und legte seine Hand an seine unteren Rippen. Es schmerzte und unter seiner Kleidung hatte er sicher ein Dutzend blauer Flecken abbekommen. Aber da war er schon schlimmeres gewohnt. Immerhin hatte er genug Kraft in den Armen, um die ganze Zeit über sein Schwert zu halten und zu schwingen, worin andere Rekruten in den letzten Stunden wohl schon gescheitert waren. Zumindest, wenn man dem Gebrüll des Ausbilders glauben schenkte.
      Hastig trank er etwas Wasser und ließ seinen Blick zwischen all den anderen zurück zu seinem Gegner gleiten, dessen Name er noch nicht einmal kannte. Der war wirklich überheblich, dachte er sich. Von Adligen konnte man auch nichts anderes erwarten. Sie trugen alle ihre Nasen so weit oben, dass sie vermutlich gar nicht sehen konnten, wohin ihre Füße traten. Deswegen würden sie früher oder später stolpern. Das hatte sein Vater immer gesagt und offenbar hatte er Recht. Während sich die einfachen Jungen mehr und mehr zusammen taten, schienen die Hochgeborenen lieber unter sich zu bleiben. Bei ihnen gab es deutlich weniger Gruppen.
      Adam zuckte etwas erschrocken zusammen, als ihn ein Junge von der Seite ansprach. "Ich bin Liam!" Er wirkte freundlich, ja fast schon fröhlich, und lächelte breit. "Adam..", antwortete der Braunhaarige und musterte den anderen. Liam schien ebenfalls vom Land zu kommen. Oder etwas ähnliches.. "Mein Vater ist Schmied und deiner?", fragte er. "Bauer." Liam lächelte noch immer und deutete mit einer Kopfbewegung zur Seite. "Lass uns beim Essen doch zusammen sitzen", bot er an und ging los, wohl in der Annahme, dass Adam ihm folgen würde. Und das tat er auch, warum sollte er auch nicht?
      Am Tisch saßen noch ein paar andere Jungen, die sich ihm nach und nach vorstellten. Sogar ein Zwillingspaar war dabei, weshalb die beiden sich auch so gut verstanden und von allen am Tisch am meisten redeten. Adam saß die meiste Zeit nur schweigend da und sah immer wieder mal zu den anderen Tischen rüber.
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      - Eugene Ionesco
    • Kilian schnalzte verächtlich mit der Zunge. Der Kampf war vorbei und der Bauernjunge hatte sich schon einem anderen Rekruten zugewandt.
      "Ein Narr bleibt ein Narr, selbst wenn er mutig ist", knurrte er und wandte sich ebenfalls ab. Für ihn war der Kampf nur ein weiteres Beispiel dafür gewesen, wie überlegen er den anderen war, selbst wenn sie standhaft waren.

      Die Soldaten und Rekruten saßen in kleinen Gruppen zusammen. Das einfache Essen bestand aus hartem Brotscheiben, gesalzenem Fleisch und dünnem Eintopf. Während die anderen sich miteinander unterhielten, herrschte um Kilian eine auffällige Stille.
      Er war abseits und studierte die anderen Rekruten mit kaltem, wachsamen Augen.
      In der Nähe saß eine Gruppe von weiteren Rekruten - Bauern - die Kilian misstrauisch musterten.
      "Er glaubt wirklich, er sei etwas Besonderes, nur weil er einen Titel trägt", zischte einer leise, doch laut genug, dass Kilian es hörte. Ein leises Lachen ging durch die Gruppe.
      Er lächelte nur schwach. Worte von niederen Leuten bedeuteten ihm nichts. Doch er wusste, dass solche Gerüchte gefährlich werden konnten, wenn sie sich verbreiteten.
      Plötzlich setzte sich ein anderer Rekrut neben ihm. Er war still, aber seine Haltung war aufmerksam - ein junger Mann mit dunklen Haaren und scharfen Augen, die mehr wussten, als sie preisgaben.
      "Das war beeindruckend vorhin. Doch du weißt, dass diese Leute dich nicht respektieren werden, nur weil du sie besiegst.", begann er leise.
      Kilian sah ihn nicht an und richtete seinen Blick weiterhin auf die anderen Gruppen. Immer wieder wanderte er zum besiegten Rekruten heute morgen. Dieser hatte ihn beeindruck, nicht wegen seines Könnens, sondern wegen seines unbeugsamen Willens. Solche Männer konnten in den richtigen Situationen nützlich sein - oder leicht manipulierbar werden, wenn sie dachten, sie hätten etwas zu beweisen.
      "Respekt ist nichts, was ich mir von ihnen erwarte", antwortete er kühl. "Was ich brauche, ist dass sie mich fürchten - das reicht vollkommen aus."
      Sein Gesprächspartner lächelte schwach. "Furcht ist eine mächtige Waffe. Aber Vorsicht - sie kann auch gegen dich gewendet werden, wenn du nicht aufpasst." Er ließ die Worte in der Luft hängen, bevor er aufstand und zurück zu seiner eigenen Gruppe ging.
    • Adam war es nicht gewohnt unter so vielen Menschen zu sein. Dabei störte ihn gar nicht die Anwesenheit der anderen, sondern mehr ihre Gespräche. Die Spannung zwischen den unterschiedlichen Ständen war nicht leicht zu übersehen. Die Adligen verabscheuten die 'Bauern' und diese verabscheuten den Adel. Dabei steckten sie alle gemeinsam hier fest und würden im Falle eines Krieges alle an einem Strang ziehen müssen. Zwietracht war seiner Meinung nach völlig fehl am Platz.
      Deshalb mischte er sich auch nicht in die Gespräche ein. Er hatte auch überhaupt keine Ahnung wer oder was dieser Kilian war, dessen Namen er nun durch einen anderen Rekruten aufschnappen konnte. Aber in Schutz nehmen würde er ihn auch nicht. Dafür war er viel zu herablassend ihm gegenüber. Ob Adam wohl auch so geworden wäre, wäre er in einem reichen Haus geboren? Unvorstellbar und doch unvorhersehbar.

      Nach dem Essen verabschiedete sich Adam recht schnell von den anderen, um als einer der ersten wieder zurück auf dem Übungsplatz zu sein. Dort würden sie heute noch einige Stunden verbringen, auch wenn den meisten Rekruten die Erschöpfung bereits anzusehen war. Liam hingegen schien weiterhin munter zu sein und kam auf den Bauernjungen zu, um in dieser Tageshälfte sein Trainingspartner zu sein. So hatte Adam auch den ein oder anderen Erfolgsmoment zu verzeichnen und fühlte sich nicht ganz so wehrlos wie Kilian gegenüber.
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      - Eugene Ionesco
    • Es war ein erster Tag voller Tests gewesen, aber die Mittagspause war eine Erinnerung daran, dass Kämpfe nicht nur mit Schwert geführt wurden. Hier, unter den einfachen Soldaten, formte sich bereits das nächste Netz aus Intrigen, Misstrauen und Machtspielen - ein Netz, das Kilian bereit war zu nutzen.

      Plötzlich vernahm er eine vertraute Stimme.
      "Kilian Valerien." Er erkannte sie auf Anhieb. Der Spott und Verachtung triefte nur so über.
      Lucien Ardent war nur wenig älter als Kilian, aber schon immer ein Gegner - nicht nur auf den gesellschaftlichen Bällen und Banketten der Adelshäuser, sondern auch in politischen Intrigen und Machtkämpfen. Er war von kräftiger Statur, mit aschfahlem Haar und scharfkantigem Gesichtszügen. Seine sumpfgrünen Augen funkelten vor Verachtung.
      Jetzt, in diesem Lager, wo Titel wenig zählte, kochte der Hass den Lucien immer für ihn gehegt hatte, ungefiltert über. Die Luft um sie herum schien sich zu verdichten, während die Spannung zwischen den beiden Feinden spürbar wurde. Gespräch erstarben in der nähe und Gesichter wurden neugierig zu ihnen hingedreht.
      "Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu treffen," sagte Lucien höhnisch. "Die Valeriens haben wohl endlich erkannt, dass auch ihre Söhne das einfache Soldatenleben kennenlernen müssen - oder hast du einfach keine besseren Wege gefunden, deine Unfähigkeit zu kaschieren?"
      Kilian verschränkte die Arme vor der Burst, seine blauen Augen kühl wie Eis.
      "Lucien. Du hast schon immer zu viel gesprochen und zu wenig erreicht. Aber ich verstehe - das muss frustrierend sein, wenn man im Schatten seiner Familie steht."

      Lucien knirschte mit den Zähnen. Die Verachtung in seinen Augen wurde noch deutlicher.
      "Herr Kommandant!", brüllte er plötzlich und drehte sich zum alten Mann hin. "Ich fordere Kilian Valerien zu einem direkten Duell heraus. Es wäre doch eine lehrreiche Lektion für die Kameraden, erprobte Kämpfer einmal in einem echten Kampf zu sehen, oder nicht?"
      Der Ausbilder war nicht begeistert davon, von einem jungen Bengel so angesprochen zu werden, jedoch schien die versprochene Genugtuung in der Luft, dass Kilian eventuell bloßgestellt werden könnte, zu reichen.
      "Rekruten, versammelt euch und passt gut auf!"
      Lucien trat einen Schritt näher und ließ die Hand über den Knauf seines Holzschwertes gleiten.
      "Ich werde dir zeigen, dass deine Arroganz und dein Status dir nichts nützt, wenn es um echte Kämpfe geht".
      Die beiden Adligen standen sich nun gegenüber, umringt von neugierigen und aufgeregten Rekruten, die einen solchen Duellkampf nur zu gerne beobachten wollten. Der Kontrast zwischen den beiden Kämpfern war deutlich: Lucien, dessen Wut und Hass ihn zu einem ungeduldigen, aggressiven Kämpfer machte, und Kilian, der mit seiner kühlen Berechnung und überlegenen Technik auf den perfekten Moment wartete.

      Der Hauptmann gab das Signal und Lucien brüllte vor Zorn und stürmte mit einem aggressiven Vorstoß auf Kilian zu. Es war ein ungleicher Tanz aus Eleganz und roher Stärker.
      Der weißhaarige Adlige spürte das brennen in den Lungen, während seine Muskulatur anfing zu schmerzen. Er war ein geübter Kämpfer, jedoch fehlte es ihm immer noch an Ausdauer und auch ihn haben die letzten Tage der Reise zugesetzt. Er spürte den zunehmenden Druck und begann die Angriffe seiner Rivalen abzuschätzen.
      Die Schwerter prallten aufeinander und der Aufprall ließ ihn spüren, wie die Wut in Lucien ihn antrieb.
      "Du bist nichts ohne deinen Titel, Kilian", schrie Lucien und attackierte ihn mit einer Serie wilder Schläge. Er spürte, wie das Holzschwert nur Zentimeter an ihm vorbeischoss. Doch er nutzte einen unvorsichtigen Moment aus, trat zur Seite und rammte den Knauf seines Schwertes hart gegen Luciens Seite. Ein Keuchen entwich ihm und er stolperte. Mit einem schnellen, flüssigen Schlag fegte er das Schwert aus der Hand des anderen Adligen und stellte sein eigenes an die Kehle seines Gegners.
      Es herrschte Stille, man vernahm nur das Keuchen beider Kontrahenten. Ein paar weiße Strähnen hingen in Kilians verschwitztes Gesicht, während deine blauen Augen triumphierend leuchteten
      "Der Kampf ist vorbei," sagte er leise, als er seine eigene Atmung wieder reguliert hatte. "Du hast verloren - wieder einmal."

    • Auch Liam war neugierig und stupste Adam an, nachdem er seine Waffe gesenkt hatte. Ohne Partner hatte er keine andere Wahl, als ihm zu folgen, wenn er nicht allein dastehen wollte. So lauschten sie dem Gespräch der beiden Adligen, das wohl eher einem Gefecht glich. Noch nie hatte Adam jemanden verspottet, aber hier stand das offenbar an der Tagesordnung.
      Die beiden Jungen schienen sich bereits zu kennen, waren aber ganz offensichtlich keine Freunde. Adam hatte weder so einen Hass wie in Lucien's Augen, noch so eine Kälte wie in Kilian's Augen jemals zuvor gesehen. Nun schätzte er sich regelrecht froh darüber, dass er als Sohn eines Bauern geboren wurde.

      Lucien forderte Kilian zu einem Duell heraus, welches der Hauptmann genehmigte. Somit fanden Adam und Liam sich um die beiden Kontrahenten versammelt wieder, um sie zu beobachten. Kilian hatte es mit Lucien nicht mehr so leicht wie mit ihm. Das geschah ich sogar ganz recht. In seinem Inneren fing Adam sogar an zu hoffen, dass Lucien gewinnen würde, auch wenn er keinen der beiden Jungen wirklich leiden konnte.
      Es blieb spannend, doch am Ende gewann Kilian. Schade. Allerdings war das ein ziemlich harter Kampf, also konnte Kilian durchaus stolz auf diesen Sieg sein.
      Auch der Ausbilder hatte wohl ein anderes Ergebnis erhofft und brüllte wieder Befehle durch die Gegend, die die Rekruten aufscheuchten und zurück zum Training jagten. Adam hatte selbst in Liam einen stärkeren Gegner. Gegen Kilian hätte er zwar keine Chance, doch die Arbeit als Schmied brachte ihm wohl ein paar Vorteile im Vergleich zu Adam.
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    • Lucien stand keuchend da, seine Augen brannten vor Wut und Scham, doch er konnte nichts tun. Kilian ließ seine Klinge sinken und trat einen Schritt zurück, ohne Lucien noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Der Kampf war entschieden, doch er wusste, dass Lucien nicht so schnell aufgeben würde. Der Hass zwischen ihnen war nur weiter entfacht worden - und in einer Welt voller Intrigen und Rivalitäten war dies nur der Beginn eines weiteren Kapitels.
      Die Menge der Rekruten begann sich langsam aufzulösen, das Gemurmel wurde lauter. Kilian selbst fühlte kein Hochgefühl nach dem Sieg - für ihn war es nichts weiter als eine Notwendigkeit gewesen. Doch er wusste, dass Lucien ihn jetzt mehr hasste als je zuvor. Hass war eine gefährliche Kraft, vor allem, wenn sie von einem Adligen wie Lucien ausging, der ebenso skrupellos war.

      Bevor er sich weiter sammeln konnte, trat eine Gestalt aus den Schatten - der junge Rekrut, welcher schon zuvor Interesse an ihm gezeigt hatte. Kilian erinnerte sich wage an seinen Namen, den er von irgendwem in der Mittagspause aufgeschnappt hatte. Levin war für seine scharfe Beobachtungsgabe und seine Zurückhaltung bekannt, jemand, der das Lager studierte wie ein Schachbrett.
      "Interessante Entwicklung" sagte Levin leise. "Lucien wird das nicht auf sich sitzen lassen, das weißt du."
      Lucien lächelte kaum merklich. "Ich hoffe es sogar. Menschen wie ihn sind leicht zu durchschauen. Er wird wütend reagieren, und das macht ihn berechenbar."
      Levin musterte Kilian eine Weile, dann nickte er zustimmend. "Es scheint, wir haben ähnliche Ziele. Vielleicht können wir unsere Fähigkeiten kombinieren - zumindest so lange es von Nutzen ist."
      Der weißhaarige Adlige beobachtete seinen potenziellen Verbündeten einen Moment lang, dann streckte er ihm die Hand entgegen. "Für den Moment," sagte er ruhig. "Wir werden sehen, wohin es führt."

      Als der Tag sich dem Ende zuneigte und die Sonne hinter den fernen Bergen verschwand, kehrte Kilian erschöpft, aber immer noch wachsam, in die Unterkunft zurück, die ihm für die Dauer seiner Ausbildung zugewiesen worden war. Das Lager war einfach gehalten, und die Zimmer, wenn man sie überhaupt so nennen konnte, waren karg - kaum mehr als eine Hütte mit zwei schmalen Betten und einem kleinen Holztisch in der Mitte. Für jemanden aus einem Adelsgeschlecht wie Kilian war diese Unterkunft kaum zumutbar, doch er wusste, dass das alles Teil der Ausbildung war. Hier zählte Titel und Reichtum wenig, und er musste sich mit dem abfinden, was ihm gegeben wurde.

      Als er die Tür öffnete und eintrat, hielt er kurz inne. Dort, am anderen Ende des Zimmers, saß Adam - der Rekrut, gegen den er am Morgen gekämpft hatte. Adam war dabei, seine wenigen Habseligkeiten zu ordnen. Sein Blick war eine Mischung aus Erschöpfung und Trotz.
      Kilian trat gelassen ein, als ob die Situation ihn wenig interessierte und ohne ihn weiter anzusehen. Er legte sein Holzschwert auf den Tisch und begann, seine Handschuhe abzulegen, als wäre der andere Rekrut bloß ein Schatten an der Wand.
    • Der erste Trainingstag war hart und hatte viele Rekruten ziemlich ausgelaugt. Adam war zwar bereit für den nächsten Tag, aber er war auch froh, dass dieser ein Ende fand und er sich in sein Zimmer zurückziehen konnte.
      Immerhin hatte er schon mehr oder weniger einen Freund gefunden. Zumindest war Liam ziemlich geschwätzig, selbst wenn Adam kaum antwortete. Ihm fiel auch nicht immer was gescheites ein.
      Gerade saß er auf seinem Bett und reinigte seine Stiefel, während er in Erinnerungen an sein Zuhause schwelgte. Die Arbeit auf dem Hof war anstrengend, aber hatte ihm immer Spaß gemacht. Ob er am Training auch irgendwann Spaß haben würde?

      Als Kilian hereinkam, hob Adam nicht einmal seinen Kopf. Der Adlige schien ihn nicht zu mögen, also warum sollte Adam ihn mögen? Mit ihm zu reden war die Mühe nicht wert. Der hielt sich ohnehin für etwas besseres. Außerdem wollte Adam auch früh schlafen gehen, sobald er seine Stiefel sauber hatte.

      Am nächsten Morgen begann der Trott von vorn. Nur das er dieses Mal auch beim Frühstück bei Liam und den anderen war. Es saß sogar ein neuer in der Gruppe. Theo. Wenn er sprach, hörten ihm die anderen alle so gebannt zu. Nach kurzer Zeit konnte sich auch Adam denken wieso: Theo war schon älter und bald am Ende seiner Ausbildung. Er versuchte sie zu motivieren und schwärmte im gleichen Atemzug davon, wie beliebt Ritter bei Frauen wären. Die anderen Jungen beteiligten sich angeregt an dem Gespräch, doch Adam hatte bisher nie groß über Frauen nachgedacht. Während der Ausbildung würde er das wohl auch nicht weiter.

      Dann begann das Training von neuem und Adam bemühte sich, keine Schwäche zu zeigen. Liam war ein guter Übungspartner, sodass sie beide Fortschritte machen könnten. Dieser Kilian war ja nur darauf aus ihn wieder und wieder zu demütigen. Das machte keinen Sinn. Irgendwann wäre er nicht mehr so ein leichter Gegner für ihn.
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      - Eugene Ionesco
    • Die Tage im Ausbildungslager vergingen in einer monotonen, aber harten Routine. Jeder Morgen begann mit anstrengenden Übungen und endete mit blutigen Händen und schmerzenden Gliedern. Sein Ruf als unbarmherziger Kämpfer und skrupelloser Taktiker breiteten sich im Lager aus. Doch es war Adam, der Alaric zunehmend überraschte. Der Bauernsohn hielt sich trotz seiner bescheidenen Herkunft bemerkenswert gut, lernte schnell und wurde wider Erwarten nicht nur ein zäher Kämpfer, sondern auch jemand, der sich den Respekt seiner Mitstreiter verdiente.
      Ihr Beziehung war jedoch alles andere als freundlich. Obwohl sie sich ein Zimmer teilten, sprach Kilian nur das Nötigste mit Adam. Die Rivalität zwischen ihnen blieb - wie eine unsichtbare Grenze, die sie voneinander trennte.

      Eines Nachmittags, nach einer besonders anstrengenden Trainingseinheit, wurden beide Rekruten plötzlich zum Büro des Ausbilders gerufen. Der Raum des Hauptmanns war schlicht, aber militärisch ordentlich, mit Landkarten und Berichten auf dem massiven Holztisch, der den Raum dominierte. Als Kilian eintrat, stand der Ausbilder am Fenster und blickte nachdenklich hinaus. Der Bauernjunge stand schon längst am Schreibtisch und wartete.

      "Ihr zwei," begann der alte Mann und drehte sich zu ihnen um. Sein Blick war streng, aber nicht feindselig. "Ich habe eine Aufgabe für euch, die eure bisherigen Übungen übersteigen wird."
      Die jungen Rekruten tauschten einen kurzen, überraschten Blick, bevor sie wieder aufmerksam aufsahen.

      "Die Kommandantur hat entschieden, euch für eine wichtige Mission zu wählen, " fuhr der Hauptmann fort. "Es muss eine Botschaft zur Hauptstadt gebracht werden - dringend und vertraulich. Ihr werdet als Boten fungieren."
      Adam machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Kilian kam ihm zuvor. "Warum wir?", fragte er, seine Augen schmal zusammengekniffen. Er vermutete, dass mehr hinter dieser Aufgabe steckte, als offengelegt wurde.
      Hauptmann Gregor lächelte dünn. "Ihr habt euch bewährt. Kilian, du bist intelligent, diszipliniert und verstehst, wie man Risiken einschätzt. Adam, du hast gezeigt, dass du Ausdauer hast und über Fähigkeiten verfügst, die für diese Aufgabe nützlich sein werden. Die Entscheidung ist gefallen. Sucht euch jeweils einen weiteren Kameraden aus und brecht gemeinsam auf."
      Kilian hielt inne, während Adam nickte. Es war offensichtlich, dass nicht alles gesagt wurde. Eine einfache Botschaft konnte nicht nur der einzige Grund sein, zwei so unterschiedliche Rekruten zusammen auf eine Reise zu schicken. Kilian erkannte eine Prüfung, wenn er sie sah.
      "Was genau soll diese Botschaft übermitteln?", fragte er ruhig, ohne einen Hauch von Emotionen zu zeigen.
      Gregor blickte Kilian direkt in die Augen, bevor er fortfuhr. "Das geht euch nichts an. Eure Aufgabe ist es, die Botschaft abzuliefern und sicherzustellen, dass sie in den Händen des Rats in der Hauptstadt landet. Ihr werdet übermorgen aufbrechen. Seid vorbereitet."

      Als sie das Büro des Hauptmanns verließen, herrschte eine gespannte Stille zwischen Kilian und Adam. Beide waren sich der Wichtigkeit dieser Aufgabe bewusst, dennoch konnte er das Unbehagen nicht abschütteln - irgendwas an dieser Mission schien ihm nicht zu passen.
      "Du weißt, dass das nicht einfach nur eine Botentour ist," sagte Kilian schließlich, während sie durch das Lager zurück zu ihrem Quartieren gingen.
    • Neu

      Adam machte sich nicht viel daraus, dass er nicht viel mit Kilian sprach. Dafür sprach Liam umso mehr. Viel wichtiger war aber, dass ihr gemeinsames Training viele Fortschritte zeigte. Insbesondere Adam lernte schnell und gewann so immer häufiger gegen ihn und andere Rekruten. Von Kilian und Lucien hatte er sich aber lieber ferngehalten.

      Das er ausgerechnet zusammen mit diesem Adligen dann zum Hauptmann sollte, verwunderte ihn sehr.
      Er sprach von einer Aufgabe, weshalb Adam vor Neugierde und Ehrgeiz lauschte. Ein Botengang zur Hauptstadt. Dringend und vertraulich. Aber warum wurde diese Aufgabe dann ausgerechnet zwei frischen Rekruten übertragen? Adam zögerte kurz und bevor er etwas sagen konnte, hörte er schon die Stimme seines Begleiters. Auf die folgende Erklärung hin nickte Adam nur. So viel Anstand besaß selbst er als Bauernjunge, dass man nicht zu viele Fragen stellte, wenn jemand Hochrangiges eine Forderung hatte. Das würde nur Zeit und Energie verschwenden, sowie den Hauptmann möglicherweise noch verärgern und umstimmen.
      Doch Kilian fragte nach dem Inhalt der Botschaft, weshalb Adam kurz zu dem Jungen rüber sah und dann wieder den Älteren ansah. "Jawohl, Hauptmann!", antwortete Adam und salutierte, ehe sie den Raum verließen. Adam überlegte, wen er mitnehmen sollte, als Kilian seine Gedanken mit ihm teilte. "Das spielt keine Rolle. Der Hauptmann setzt sein Vertrauen in uns und ich werde ihn nicht enttäuschen", sagte Adam entschlossen. Bestimmt würde Liam mitkommen wollen, doch jemand erfahrenes wäre besser. Er musste mit dem Kopf entscheiden und nicht mit dem Herzen. Also wählte er Theo, der seine Ausbildung schon bald beendet hätte. Aber warum hatte der Hauptmann ihn nicht ausgewählt? Warum ihn? Diese Frage ging ihm nicht aus dem Kopf, während er die letzten Vorbereitungen traf.
      Wen Kilian wohl mitnehmen würde?
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Neu

      Der Tag schien wie in einer seltsamen Spannung zu vergehen. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, Kilian saß wieder abseits, in seinen eigenen Gedanken vertieft.
      Wen sollte er mitnehmen? Er hatte schon ein paar Abwägungen in Betracht gezogen, als Levin durch seine Gedanken zog. Er hatte eine scharfe Beobachtungsgabe und seine Fähigkeiten könnten auf der Reise nützlich sein. Dennoch war ihm die geheimnisvolle Art des Jungen oft unheimlich. Er hatte sich oft gefragt, ob der junge Rekruten nicht zu viel in seiner eigenen Welt lebte, als das er in kritischen Situationen richtig handeln konnte. War er bereit, ihn in ihre Mission einzubeziehen, wenn er nicht sicher war, ob Levin wirklich loyal war oder einfach nur seine eigenen Ziele verfolgte?
      "Ich kann nicht riskieren, dass er uns in die Quere kommt," murmelte Alaric leise zu sich selbst und sah sich auf dem Trainingsplatz um. Er spürte die drängende Notwendigkeit, die Dinge strategisch anzugehen und über die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Rekruten nachzudenken.

      Während der Vorbereitung auf die Reise, gab es keine groß angelegte Beratung, über das, was die alles mitnehmen sollten. Vielmehr ging jeder in sein eigenen Raum und packte hastig, als würde der bevorstehende Aufbruch den Eindruck erwecken, dass keine Zeit für Überlegungen oder Diskussionen bliebe.
      Kilian war schnell bei der Sache, packte seine Klinge und zusätzliche Waffen ein, die er an seinem Gürtel befestigte. Sein geübter Blick fiel auf einige Proviantvorräte und er stopfte ein paar Trockenfleischstücke und Wasserflaschen in seine Satteltasche. Er war es gewohnt, immer auf alles vorbereitet zu sein.

      Am nächsten Morgen standen sie alle bereits am Tor des Lagers.
      Jeder hatte etwas anderes eingepackt, ohne eine echte Diskussion darüber geführt zu haben. Kilian überprüfte noch einmal sein Schwert. Es war eine fein geschmiedete Klinge und ähnelte mehr einem Rapier als einem richtigen Soldatenschwert. Verspielt war das Wappen der Valeriens - ein Falke, welcher sich gerade in die Lüfte schwang - eingearbeitet. Er erkannte Theo als Begleiter des Bauernjungen. Er war zwar ungeschickt mit dem Schwert, aber dafür bekannt sich im Gelände hervorragend auszukennen und ein starkes Gespür für Orientierung hatte. Für Kilian war das keine schlechte Wahl, auch wenn er ihn als kämpferisch unterlegen betrachtete.
      Kurz bevor sie losritten, trat der Hauptmann noch einmal zu ihnen. Er reichte Kilian eine versiegelte Nachricht. "Das ist eure Aufgabe," sagte er streng. "Stellt sicher, dass diese Botschaft in die Hände des Rats gelangt - unverletzt und ungeöffnet. Seid auf alles vorbereitet. Der Weg zur Hauptstadt ist nicht sicher, besonders in diesen Zeiten."

      Kilian nickte und steckte die Nachricht sicher in seine Tasche. Dann, ohne ein weiteres Wort, schwangen sie sich auf ihre Pferde und ritten los - Kilian und Adam an der Spitze, Levin und Theo dahinter.
      Die Beziehung zwischen ihnen war immer noch unausgewogen, und die Unterschiede in ihren Fähigkeiten und Motivationen waren nur die ersten Vorboten von Konflikten, die in der Zukunft auf sie warten würden.