Nordwar [cada & AbstraktimosX]

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    • Nordwar [cada & AbstraktimosX]

      Nordwar

      In den Fängen des Eises und des Wahnsinns

      >>> zur Vorstellung!
      @cada

      Ein Wind der Veränderung lag in der Luft. Seicht wehte er Dorian durch sein dunkles Haar und ließ die nur schwer sauber zusammenkämmbare Frisur im Wind tanzen, während sein Blick über die Zinnen hinaus zum Horizont wanderte. Die Sonne schwebte wenige Finger breit über der glatten Linie, die den Himmel und das Meer voneinander trennte. Schatten würden bald heraufziehen und die Welt abermals beim Wechsel zwischen Tag und Nacht mit Finsternis überziehen. Doch eine unerklärliche Schwingung schien dem gestandenen General einflüstern zu wollen, dass diese Finsternis noch dunkler werden würde, als bisher. Seine Gedanken hingen dem Phänomen noch eine Weile lang nach, doch er bekam einfach nicht zu fassen, was die Welt ihm da mitteilen wollte. Wie so oft.
      "Mein Herr?", wurde er jäh von der Stimme eines junges Mannes aus seinen Gedanken gerissen und drehte sich um, "Die Anderen warten bereits auf euch."
      "Die Anderen?"
      "Ja Herr, im Versammlungsraum unter dem Palast."
      "Man hat mir nicht Bescheid gegeben. Was ist denn der Anlass?"
      "Das hat man mir nicht gesagt, aber es sei dringend. Werdet ihr mir bitte folgen?"
      Mit der Versammlung musste der Rat der Neun gemeint sein. Seit dem letzten großen Konflikt mit dem damaligen Erythischen Reich, welches heute einfach nur noch eine Provinz des Kaiserreichs ist, hat es keine Versammlung aller neun Generäle mehr gegeben. Dorian wusste genug um zu ahnen, dass es ernst war und dass man natürlich einem einfachen Laufburschen nicht alle Details anvertraute. Er nickte also einfach nur stumm und folgte ihm in den Palast, womit er das Ende des Tages sich selbst überließ.


      In den Tiefen des gewaltigen Kaiserpalastes von Durgard, der Hauptstadt des Kaiserreichs von Merkatos, fand eine Sondersitzung des militärischen Rats der neun Generäle statt, einberufen durch Kaiser Tiberius höchstpersönlich. Dorian betrat zusammen mit ein paar weiteren Nachzüglern den steinernen Raum, in dem eine drückende Spannung in der Luft zu hängen schien. Es wurde bereits angeregt getuschelt und sich ausgetauscht und der junge General erkannte, dass nicht nur die höchsten Militärwürdenträger hier im Raum versammelt waren. Offenbar waren noch Vertreter des Rats der Magier und des Goldenen Ordens an der Sitzung beteiligt. Es musste demnach sehr ernst sein.
      Als Dorian seinen Platz einnahm, betrat Kaiser Tiberius schließlich den Raum, ein mittelgroßer breitschultriger Mann mit einem wohlgepflegten Bart. Die Versammelten standen auf und zollten ihm Ehre, doch er beschwichtigte die Versammelten sogleich und ließ alle wissen, dass es keine Zeit für Förmlichkeiten gab.
      "Seid gegrüßt, werte Freunde, und entschuldigt die plötzliche Einberufung. Einige von euch werden es erst heute erfahren haben, doch meine Berater und ich wissen es auch noch nicht sehr lange. Setzt euch bitte und lauscht General Williams Bericht. General?"
      Der Kaiser ließ sich auf seinem Thron nieder und wirkte sehr besorgt und zerknirscht, während genannter General Williams sich erhob und das Wort ergriff.
      "Vielen Dank, euer Hochwürden. Es sind schlimme Nachrichten, die ihr vermutlich alle - mit Ausnahme des Goldenen Ordens vielleicht - noch nicht gehört habt. Der Kontakt zum nördlichen Kontinent und Königreich Nordwar ist abgebrochen."
      Williams machte eine Pause und ließ dies einen kurzen Moment sacken. Jeder der Anwesenden konnte in etwa ahnen, was das zu bedeuten hatte.
      "Ist es... ist es das, was ich denke, dass es heißt?", meldete sich einer der Anderen Militärführer älteren Jahrgangs zu Wort und blickte ungläubig und fassungslos in die Runde.
      "Ihr meint Krieg?", warf Dorian in die Runde und erzeugte damit direkt einen Aufruhr der Empörung. Das wilde und panische Durcheinandergerufe wurde von einem lauten "RUHE!!!" des Kaisers schnell wieder unterbrochen, wodurch General Williams erneut die Gelegenheit bekam zu sprechen.
      "Wir... wissen es ehrlich gesagt noch nicht. Wir haben von Königin Ravenna bisher keine Nachricht erhalten und wissen auch nicht, ob unsere Ersuche sie überhaupt erreicht haben."
      Betretenes Schweigen, die Angst stand jedem ins Gesicht geschrieben, nicht weil man generell vor kämpferischen Auseinandersetzungen zurückschreckte, aber vor der gewaltigen militärischen Macht des Nordens hatte man Respekt. Nordwar galt als die mächtigste Militärnation der Welt. Jeder der schon einmal die eisigen Lande dort mit eigenen Augen gesehen hatte, wusste, dass dies kein Land für Feiglinge und Verlierer war. Lange Zeit war es ein zersplittertes Reich, doch unter Königin Ravenna gelang das unmögliche. Sie vereinte Nordwar zu einem gemeinsamen Reich und regierte seitdem mit eiserner Faust mehr als fünfzehn Jahre lang.
      "Wir bemerkten es erst nach dem Verschwinden einiger Handelsschiffe. Zuerst dachten wir, es handele sich um Opfer der rauen See um das Nordreich herum, doch inzwischen ist klar, dass nicht ein einziges Schiff, weder Handelsschiffe, noch militärische Abordnungen wieder zurückgekehrt sind. Wrackteile wurden in einigen Teilen von Merkatos an Land gespült, die zweifellos identifiziert wurden."
      "Dann sollten wir jetzt mit aller Macht zuschlagen!", forderte ein anderer General und schlug dabei mit der behandschuhten Faust auf den steinernen Tisch. Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
      "Nein", warf Dorian ein, laut genug, dass er das Rauschen von Stimmen übertönte, ohne dabei schreien zu müssen, "Krieg... sollte immer unser letztes Mittel bleiben. Wenn wir uns irren, werden wir als Aggressoren gesehen und allein gegen Nordwar stehen. Nein, wir müssen herausfinden, was dort oben passiert ist, bevor wir militärische Maßnahmen ergreifen."


      "Nimm dir Zeit und nicht das Leben" ;D

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    • Relativ abrupt wurde die junge Frau des Morgens, heute, an so einem eigentlich relativ lauen Sommertag, aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen. Ein zaghaftes, doch nicht weniger klangvolles Klopfen erklang an der hölzernen Türe des Gemachs, welches Levia seit geraumer Zeit ihr Heim schimpfen durfte, zwang sie aus dem tiefen Schlummer zu erwachen und verschwommenen Blickes, wohl im ersten Moment sichtlich verwirrt, an die dunkel vertäfelte Zimmerdecke zu starren. "Meine Herrin Ilmaed...", dumpf drang die Stimme eines jungen Burschen an ihre müden Ohren. Die Braunhaarige atmete ein zwei mal tief durch und fuhr sich über das verschlafene Gesicht, welches sich einem schweren Gähnen nicht entziehen konnte. "Sind... seit ihr wach, Herrin?", erneut klopfte es, synchron zu dem, was der Botenjunge von sich gab und lies Levia aufseufzen. "Ja... Ja. Was braucht ihr zu dieser... frühen Stunde?", unbeeindruckt, jedoch schon neugierig, was man von ihr wollte, so früh am Tage, schob die junge Frau den Vorhang des Fensters zur Seite, welches über ihrem breiten Bett thronte, nur um draußen die halbhoch stehende Sonne zu entdecken, welche neckisch ihre Strahlen ins Innere ihres Gemachs schickte, gar nicht versuchend den genervten Unterton in ihrer Stimme zu verstecken. Levia kniff die Augen zusammen und verzog ihre Augenbrauen. Gegeißelt von dieser Helligkeit, entkam ihr ein Ächzen... wohlmöglich war es kaum nach acht Uhr morgens. "Ich... äh... ich bitte um Verzeihung meine Herrin... jedoch wird eure Präsenz erwartet... im Versammlungsraum... es scheint wichtig zu sein.", ein unsicheres Stottern brach durch die hölzerne Barrikade zu Levia durch, was sie zum ersten Mal wirklich aufhorchen lies. Zumeist, wenn sie um jene unheilige Zeit geweckt wurde, war es, um Papiere abzusegnen, Formformulare auszufüllen oder die wöchentliche Möglichkeit Schwert und Schneide schärfen zu lassen. Aber das... das war neu. Schnell nun hatte die großgewachsene Halbelfin ihren schlanken Körper emporgehoben, völlig alamiert darüber, dass dies wohl ein außertürliches Treffen sein musste. Und wenn dieses stattfand, musste etwas größerer Natur passiert sein. Zügig trugen ihre Beine sie zu ihrer Zimmertür, entriegelten sie kurzerhand und öffnete sie, nur um auf einen etwas kleineren jugendlichen Burschen hinabzustarren, welcher neben dem Flaum an Oberlippenbart eine schier unendliche Röte auf den Wangen trug, unterlegt von ein paar Sommersprossen um die Nase. Das fahle, braune Haar, hang ihm ungeordnet vom Haupt und die eher schmächtige Figur und Haltung wurde von der ordentlichen Palasttracht versteckt. Kurz musterten die grauen Augen das Grün des Boten, ehe sie mit der Zunge schnalzte. "Sagte man dir, worum es geht?" - "Ne-Nein, meine Herrin... ich... äh... sie... sie sollen sich bloß beeilen... bitte.", eifrig den Kopf schüttelnd, schluckte der Knecht, verbeugte sich kurz und stob von Dannen. Mit einem tiefen Seufzen sah Levia dem Jüngling hinterher, schloss die Türe und tat, wie ihr gehießen. Befehl war nun mal Befehl. Nachdem sie sich nun die Haare gekämmt, das Gesicht gewaschen, aus ihrer Schlafestracht geschlüpft war und ihre zivile Hofeskleidung anlegte, traf sie am Weg in die Versammlungshalle viele andere ihrer Kumpanen und Kumpaninnen aus dem goldenen Orden. Jegliche Person die sie fragte um was es wohl ginge, war genauso unwissend wie sie, doch würde sich das Warten wohl alsbald lohnen und die Wichtigkeit des Treffens offenbart werden. Ihre Truppe aus insgesamt anwesenden 10 Personen war eine der ersten.

      Nach und nach füllte sich der geheime Saal mit Vertretern aller Zünfte, die am Palast vertreten waren. Militär, Generäle, Ritter, Priester, Strategen... allesamt bildeten sie ein buntes Durcheinander. So wild durcheinandergewürfelt, war es kaum vorstellbar, das Ausmaß jenes Umstand, welches sie allesamt hierher gebracht hatte. "Ich hätte nie geglaubt das unter des Kaisers Hand doch so viele Menschen agieren... und dabei sind noch nicht mal alle versammelt... die Aufklärungstrupps und Jäger fehlen noch...", Nassia, eine der wenigen Frauen im goldenen Orden lehnte sich mit verschränkten Armen in Levias Richtung und schlug ein Flüstern ein, als sie, bedacht wie sie war, die Situation sondierte. Levia jedoch atmete tief durch, als sie Sorgenfalten auf der Stirn der jungen Dame erkannte. Nassia hatte ein Gespür für unausgesprochenes... und dieser Raum, mit all den nötigen Vertretern schrie nach Verzweiflung und Nervosität. "Vielleicht hat man sie-.", doch weiter kam Levia in ihrer Vermutung nicht, als sich alle Köpfe mit einmal in eine Richtung drehten und Kaiser Tiberius den vollen Saal betrat. Er begann seinem Befehl Antwort zu stehen und General Williams erklärte die prekäre Lage, was in den Reihen des goldenen Ordens erstmal für reges Getuschel sorgte. Auch Levias Augen weiteten sich überrascht, wenngleich mit Sorge durchzogen. Ihre Gedanken schickten sich für einen Moment selbst auf eine Reise, als die Debatte durch den Satz eines anderen Generals im Versammlungsraum erst Fahrt aufnahm. Die Braunhaarige hob sich neugierig, jene Person zu finden, die so kühn jene Worte aussprach, die allen auf der Zunge lagen. "Raykar... natürlich...", ein Schmunzeln schob sich auf die Lippen der Halbelfin. Sie kannte den General von verschiedensten Erzählungen, die alle auf sein arrogantes Wesen abzielten. Doch sah Levia hinter seinem Handeln weniger Arroganz, als reinste Kompetenz. Die restliche Debatte rund um das Vorgehen, spielte sich nur nebensächlich in ihren Ohren ab, als ihr namhafter Vorgesetzter, der Oberste des Ordens, Alrich das Wort ergriff und sich die gefühlt tausend Augenpaare nun in die Richtung ihrer kleinen Truppe wandte. "General Raykar hat Recht. Jeglicher Versuch der auf körperlicher Gewalt aufgebaut ist, könnte wie der Stich in ein Wespennest sein und die Gefahr mit einmal explodieren lassen. Auf eine Übermacht wegen törichtem Handeln mit weiterem, noch törichterem Handeln zu reagieren, könnte der Untergang von Durgard, ja ganz Merkatos sein.", seine tiefe, melodische Stimme drang mit einem Nicken seines schwarzgelockten Kopfes unterstrichen indiskutabel durch die Runde der Versammelten. Das stahlblau seiner Augen leuchtete deterministisch hervor und versteifte sich nur einen Moment auf Dorian, danach kehrte sein Blick sich zum Kaiser. "Meine Leute können ob ihrer strategischen Platzierung in Nordwar wahrscheinlich nicht mehr zu uns zurückkehren um uns Bericht zu erstatten, da auch unsere letzte Kontaktaufnahme Fehlschlug. Und auch wenn sie es schaffen würden nach Durgard Heimzukehren, könnten Monate vergehen... ich schlage also vor... entsenden wir einen Spähtrupp aus jenen, die am fähigsten sind, diese... mysteriösen Umstände aufzuklären.", Stille breitete sich in den breiten Hallen aus, allein das gierige Zischen der Flammen war zu hören.


      "I assure you brother. The sun will shine on us again.


    • Es breitete sich eine bedrückende Stille unter den Teilnehmern an der geheimen Versammlung aus. Vereinzelt hörte man leises Getuschel, aber niemand wagte es das Wort an sich zu nehmen. Dorian seinerseits nickte stumm seinem Unterstützer auf der Seite des Goldenen Ordens zu. Alrichs Wort hatte Gewicht, was von der Stille im Saal nur unterstrichen wurde.
      "Blanker Irrsinn!", meldete sich eine kratzige Stimme zu Wort und ein kahl rasierter Mann erhob sich von seinem Platz und blickte angriffslustig in die Runde.
      "General Shor, bitte bleibt sachlich", ermahnte ihn General Williams, der schon öfter als Diskursführer die Runde leitete.
      "Aber es ist wahr!", hielt Angesprochener dagegen, "Glaubt ihr etwa, es wäre weise in dieser Situation Männer nach dort oben zu schicken? Ihr habt es selbst gesagt: KEINER ist bisher lebend von dort wiedergekehrt. Wieso glauben wir, dass es irgendjemand könnte?"
      Das Gemurmel und Geraune in der Halle wurde nun lauter. Man begann angeregt über die gegensätzlichen Positionen zu diskutieren und auch Dorian war ins Grübeln geraten. "Betrachtet es doch mal so: Wenn es wirklich eine Invasion geben sollte, wäre es nicht das Klügste HIER in Merkatos die Reihen der Verteidiger zu stärken? Solchen blinden Aktivismus kann ich nicht unterstützen. Wir haben das Gleiche doch bei dem Erythischen Krieg versucht und ihr alle kennt die verheerenden Folgen, die es auf unser Heer hatte."
      "Ihr vergesst...", wandte plötzlich Dorian ein und stand nun seinerseits auf, was für noch mehr Unruhe sorgte. General Williams mahnte erneut die Versammelten zur Ruhe. "Entschuldigt, General Raykar, bitte fahrt fort."
      "Habt Dank! Ihr vergesst, dass nur durch den Einsatz einer dem Untergang geweihten Mission der Krieg zu unseren Gunsten gewendet werden konnte. Gemeinsam mit meinem verschiedenen Ziehvater, dem ehrenwürdigen General Adenius Raykar gelang es uns eine entscheidende Schwachstelle in der Verteidigung unserer Feinde aufzudecken, ohne die wir alle heute hier vermutlich so nicht versammelt wären." Er blickte ernst in die Runde und suchte dabei den Blick eines jeden Einzelnen von ihnen.
      "Was ich sagen will ist folgendes: Wir haben keine Informationen über das, was in Nordwar geschieht. Und selbst wenn es ein Himmelfahrtskommando wird, so müssen wir es versuchen. Allein schon um derjenigen Willen, die wir nach Hause holen müssen."
      Mit diesen Worten nickte er noch einmal Alrich zu, um seine Bereitschaft dem Orden zu helfen zu signalisieren.
      "Ich werde gehen."
      Dass diese Worte einen Tumult an unterschiedlichen Ausrufen, Positionierungen und Meinungen hervorbrachte, war Dorian schon im Vorfeld bewusst gewesen. Letztlich war es die Stimme von Kaiser Tiberius, die den Aufruhr durchfuhr. "Wer geht und wer bleibt entscheide einzig und allein ich, so wahr ich euer Kaiser bin. Es gibt da allerdings noch ein Detail, das ihr wissen solltet, bevor ihr eure finale Entscheidung fällt. Erzmagier Solarius, bitte schildert dem Rat, was ihr zuvor im Vertrauen mir mitgeteilt habt."
      Ein hochgewachsener Mann mit einer langen dunkelblauen Robe trat vor und verbeugte sich ehrfürchtig vor der Runde, wobei er sein kahles Haupt entblößte. "Danke, euer Gnaden. Vor einigen Wochen haben auch wir den Kontakt zur Magier-Akademie in Nordwar verloren, allerdings erfuhren wir zuvor, dass im Palast der Königin offenbar etwas seltsames vorging. Mein Bruder, Erzmagier Remus, von dem ich seitdem nichts mehr gehört habe, schien überzeugt, dass eine ungewöhnliche Form von Magie dort freigesetzt worden ist. Ob es die Königin selbst war, oder etwas Anderes, konnte er mir nicht sagen. Nur beobachten wir seitdem eine ungewöhnliche Spannung im magischen Feld um den nördlichen Kontinent herum. Wir können noch nicht genau sagen, welcher Natur die Veränderung ist, aber sie scheint an Stärke zuzunehmen. Jedenfalls wollte ich den Rat wissen lassen, dass sich dort etwas zusammenbraut und wir es vielleicht mit einer magischen Bedrohung zutun haben. Daher unterstütze ich Großmeister Alrichs und General Raykars Vorhaben eine Erkundungsmission in den Norden zu entsenden, um herauszufinden, was dort vor sich geht."


      "Nimm dir Zeit und nicht das Leben" ;D
    • Die Stimmung innerhalb der dunklen Hallen, die ob der flackernden Beleuchtung an den Wänden, nach wie vor trist und trostlos erschien, hob sich nach der Ansprache ihres Großmeisters in ungeahnte Höhen und die erhitzten Gemüter überschlugen sich im Wortgefecht untereinander fast. Levia musste sich ein imponiertes Schmunzeln verkneifen. Oftmals hatte sie Alrich sinnieren gehört, schwafeln, philosophieren... über die kleinlichsten Dinge, die einem wirklich nur dann auffielen, sollte man sich jenem mit völliger Aufmerksamkeit widmen. Erst letztens platzierte er eine Anekdote über die Wunderlichkeit der Kartoffel, die ja sowohl Pflanze als auch Samen sei und, sollte sie ein bewusstseinsfähiger Organismus sein, könnte sie sich wunderbar selbst ernähren und reproduzieren ohne je fremde Hilfe annehmen zu müssen. Doch solch kriegsfähige Worte, so fungiertes Wissen kam nur selten aus seinem Mund. Mehr noch konnte man den Schwarzgelockten eigentlich nur dann ernst nehmen, sollte es ans Training oder anderen spezifischen Kampfesübungen gehen. Levias Blick glitt scharf links empor, dort wo ihr Oberster stand und beobachtete das vom Fackelschein erleuchtete stoppelbärtige Gesicht einen Moment länger, als der Erzmagier zu Wort kam. Selten hatte man die Gelegenheit einen Mann seines Ranges sprechen zu hören und auch heute enttäuschte Solarius nicht. Überrascht zogen sich die Augenbrauen der Halbelfin empor und rings um sie, an jeder Seite und jeder Ecke der Unterredung fiel die bunte Schar wieder in Getuschel und Geflüster aus... "Ungewöhnliche Form der Magie?" - "Denkt ihr es ist eine Hexe am Werk?" - "Ist die Königin die Hexe?" - "Stehen wir dem Untergang bevor?" - "Merkatos wird fallen..."... Doch bevor die Meute der leicht beeinflussbaren Männer ernstzunehmender in ihren Träumereien untergehen konnte, klopfte General Williams mit dem Knauf seines Schwertes schwer auf den steinernen Alter in der Mitte des Raumes, sodass ein schweres, metallisches Dröhnen durch die Runde zog und jegliches Mundwerk sich dem Schweigen verschrieb. "Ich bitte euch, ICH BITTE EUCH! RUHE!", Begleitworte die mehr schlecht als Recht die gewünschte Ruhe in den Herzen der Anwesenden säte, doch nutzte das halbherzige Mittel zum Zweck und der General hatte erneut die volle Aufmerksamkeit. "Egal was es ist, dass in Nordwar passiert... sofern wir jetzt handeln - und damit ist das wohl großflächig zugestimmte Entsenden eines Aufklärungstrupps gemeint - können wir diese Krise, sofern es eine gibt, abwenden. Männer... oft schon haben wir uns in diesen Hallen versammelt, oft schon haben wir zu diesen Zeiten gedacht alles was uns lieb und heilig ist, sei verloren... und nun seht uns an! Wir stehen hier, erneut, gemeinsam, die Vergangenheit überwunden, unsere Klingen tatkräftig dem entgegenstreckend was kommen mag. Jeglichem Widerstand strotzend! Die Erkundungsmission wird es sein, die auch nun, heute, das Schicksal von Merkatos besiegelt. Ich bitte euch ein letztes Mal um euer Vertrauen!", auch wenn in der von Triumph schwellenden Stimme des Generals Zuversicht und Stolz mitschwang, so erkannte Levia in den Gesichtern der Einzelnen Widerstand, Zweifel und noch viel mehr... Angst.

      "Danke... Wiliams...", aus dem Hintergrund erklang eine müde Stimme. Tiberius hob seine linke Hand an und ordnete dem General so an, zurück zutreten. "Ich weiß... ich sehe es in euren Augen... nicht jeder in diesen Hallen ist damit einverstanden, eine Mission zu starten, dessen Ausgang ungewiss ist... und doch sage ich euch, in unseren Reihen befinden sich fähige Krieger und Kriegerinnen, Jäger, Spione, Generäle...", der König ließ seinen Blick von Fraktion zu Fraktion gleiten und strahlte in dieser stoischen Weise die seine Worte trugen eine beinahe einlullende Ruhe aus. Seine mausgrauen Augen hangen sich an Raykar fest, ein kleines Lächeln schob sich in seinen linken Mundwinkel. "Meine Wahl steht also fest... Zwei aus unseren Reihen werden diese Mission bestreiten. Nicht mehr und auf keinen Fall allein. Diese beiden Personen müssen hierbei funktionieren wie ein Uhrwerk. Ein grundlegendes Vertrauen setzte ich voraus, da das gesamte Vorhaben ansonsten fehlschlagen würde...", Tiberius wählte seine Worte ruhig und besonnen, ehe er nach einem scharfen Atemzug fortfuhr. "Raykar... sie in diesem Duo zu sehen, gäbe uns allen eine unaussprechliche Hoffnung... und noch von einer weiteren fähigen Person in diesen Räumlichkeiten erwarte ich absolute Hingabe... Alrich, verfügen Sie über so jemanden?", kaum hatte der Name des Obersten des goldenen Ordens die Kehle des Kaisers verlassen, richteten sich alle Blicke auf die kleine Gruppierung. Der Angesprochene nickte und trat etwas rechts ausfallend vor. "Sehr wohl mein Kaiser... sie ist in dieser Generation an Agenten eindeutig die Beste... verlässlich, pünktlich, flink, intelligent, loyal... nicht wahr, Levia?", somit richtete sich das Stahlgrau auf das zart scheinende Antlitz der Halbelfin, die überrumpelt ihre Augen aufriss. Auch wenn ihr der Protest in den Lungen steckte, so wusste sie, bei einer hoheitlichen Auswahl dieser Tragweite, war ein Widerspruch gleich einem Todesurteil. So schluckte die Brünette den dicken Klos in ihren Hals hinab und trat für die Öffentlichkeit nun zum ersten Mal aus dem Schatten hervor um sich dem Rest der Anwesenden zu präsentieren. Sie war eine schlanke Person, großgewachsen, aber keine Hühnin. Der Eifer glänzte unwillkürlich in dem Grau ihrer Augen hervor, als diese Nominierung plötzlich doch das Adrenalin durch ihre Blutbahnen schießen ließ und ihre Person zur Gänze aufrichtete. Das Nussbraun ihrer Haare umrandete ihr kantiges, doch kaum griesgrämiges Gesicht feminin, obwohl der Rest ihrer Aufmachung kaum dem einer Frau zuordenbar war. Die Tracht des goldenen Ordens umfasste dunkle, doppelt gefütterte lederne Tracht in figurbetonter Manier, die trotz allem genug Spielraum für schwierige körperliche Manöver ließ. Die Halbelfin nickte nun all den Anwesenden einmal kurz allumfassend zu, ehe ihr Blick wieder den Boden suchte, die aufkommende Röte auf den Wangen verbergend.


      "I assure you brother. The sun will shine on us again.