petrichor [nimue & cada]

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    • petrichor [nimue & cada]

      Seemannsgarn gesponnen von jenen ...
      @Nimue
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      "HEEE JAAAA! FAULES PACK! Den Klüver einholen und das Hauptsegel abziehen!", motiviert ertönte die erhabene Stimme der Capitaine, welche erhobenen Hauptes hinter dem Steuerrad, mit einem breiten Grinsen und doch tiefliegenden Falten auf Stirn und Wangen, ihre Crew dazu brachte, die Smaragd Archer wohlbehalten in ihrem nächsten Zielhafen, Port Rosebel, anzulegen. Es herrschte reges Treiben an Deck, doch wusste ein jeder der 18-Mann starken Besatzung, wo er in diesem Moment, als der Befehl erklang sein musste. "Wird auch langsam Zeit für etwas Land...", knurrte die Braunhaarige, die auf den Namen Elwenn hörte, hinterdrein und drehte das prächtige, aus dunklem Walnussholz geschnitzte Steuerrad, vorsichtig hinterdrein, sodass, alsbald der Schleppanker nun geworfen war, das Heck eine langsame, doch bestimmte Drehung um die eigene Achse machte. Alsbald die Seilnasen zum Antauen des Rumpfes in Sichtweite der Maaten war, wurden mit lautem Heissasa und Gebrüll die Unterarmdicken Seile geworfen und von bereits auf dem Steg wartenden Pförtnern mit einem bestätigenden Ruf in Empfang genommen. Die gesamte Tortur des Anlegens war ein jedes Mal ein neues Abenteuer... alles konnte in diesen wenigen Minuten für die Besatzung und die Capitaine schief laufen. Ein zu flaches Gewässer, unersichtliche Strömungen oder verdeckte Felsenklippen. Alles davon stellte einen möglichen Untergang des prachtvollen Schiffes dar, das für sie und ihre Mannschaft ein gemeinsames Zuhause darstellte... etwas, was Sicherheit gab auf dem tosenden, stürmischen Meer. "Anker liegt an, Taue verzurrt Captain! Wir liegen mit einer Höhe von knappen 12 Meter über dem Meeresgrund, nach Ebbe!", erklang es von Weitem, beinahe unverständlich für jene, die mit den nautischen Begriffen nichts anfangen konnten, doch war es für Elwenn der Zeitpunkt, die sonst so nervös angestaute Luft nun doch endlich befreit aus ihren Lungen zu lassen und die Augen für einen Moment nur zu schließen. Wieder ein Tag, den sie abhaken konnte, wieder ein Abend, der für ihre Crew ein wenig Entspannung brachte. Sie wusste, das auf ihre Befehle gewartet wurde... wie ein jedes Mal, nachdem sie Land erreichten. So beschwingt nun, klatschte die Braunhaarige in die Hände und stemmte die kräftigen Arme in die Hüften. Knappe 24 Paar Augen starrten zu ihr empor, jene die auf dem Schiff geblieben sind, um das Anlegen fehlerfrei zu gestalten... der Rest ihrer Crew war schon von Bord gegangen und ging seiner Tätigkeit nach. Neben dem äußerlichen Absichern gegen Löcher, Schrammen oder morsches Holz, wurde nach jeder längeren Fahrt natürlich auch das Innere des Schiffes akribisch geprüft. So wollte es die Capitaine und so wurde es getan. "Wundervolle Arbeit Männer! Gert, Emsted, Konrad und Pintel... überprüft den Rumpf bitte auf Lecks... ich fürchte, dass ich das Korallenriff vor der Küste gestriffen habe... Sicher ist sicher. Ruthers, Ulle, Alsax... Beiboot inspizieren und den Nebenanker verzurren... Theron setzt die Landmarke auf 248,7° Westlich ... Wir legen, sofern sich an den Wetterbedingungen nichts mehr ändert in zwei Tagen ab... Stockt die Vorräte und unsere Munition auf, seit nicht zu sparsam... Esst, trinkt, feiert... aber stellt nichts an!" - "Joa, sonst haben wir wieder den Arsch offen wie letztens in Azul Harbour!", es war Beckett, einer ihrer neu angeworbenen Mitglieder... ein junger Bursch, gerade mal 20 Jahre alt geworden, ein großgewachsener Kerl, strohlblondes, lockiges Haar, Zahnlücke vorne, unzählige Sommersprossen im Gesicht und grasgrüne Augen... leider aber auch mehr Muskeln als Verstand in seinem sonnenverwaschenen Kopf. Ein beiläufiges Lachen, ja eher Großteils dann doch betretenes Schweigen, durchzog die Traube an Crewmitgliedern, welche amüsiert aber nicht reagierend die gebräunten Arme vor der Brust verschränkten und schmunzelnden Blickes auf Beckett schielten. Nur Elwenn war nicht wirklich zu lachen zumute, als ihr harter Blick den jungen Mann traf. "Ich meins Ernst Beck... stell nichts an.", der Zorn war der Capitaine sichtlich ins Gesicht geschrieben, wusste sie ja nur zu gut, warum und WER überhaupt den Aufstand in Azul Harbour angezettelt hatte... niemand geringeres als der Frischling da unten. Wollte allen ernstes die Zeche prellen und ließ sich dann in seinem Rausch noch in eine Rauferei ziehen, die er ohne Beihilfe ihrer Männer nicht überlebt hatte. Aber er schien wohl daraus gelernt zu haben, als sein vorerst so motivierter Blick dem ihren auswich und er sich dann eher freiwillig unter Deck verzog, nachdem ein einziger Armstreich ihrerseits den Rest dazu veranlasste, doch nun endlich von Deck zu gehen und den Abend zu genießen. Kaum war die Meute aus dem Haus, war es für Elwenn endlich an der Zeit sich zu entspannen. Tief durchatmend, die raue Seeluft genießend und den salzigen Geschmack in der Nase habend, setzte die junge Frau einen Schritt vor den anderen und überquerte einmal als gesamtes ihr Schiff. Dabei strich sie melancholischen Lächelns über die glatte Oberfläche der Reling, umgriff mit fester Hand die Taue und Takelagen der Mäste, wagte einen kurzen Blick in die schwindelerregende Höhe und führte ihren Weg dann fort in Richtung des Bugs, nur um sich dort, nahe dem Bugspriet nieder zu lassen und das erste Mal in vollen Zügen auf die Szenerie des Hafens vor ihr blicken konnte. Es herrschte auch jetzt noch, so kurz vor Sonnenuntergang, das regste Treiben unter den Ansässigen... sie war sich nicht völlig sicher, unter welches Herrschaftsgebiet Port Rosebel fiel, aber schienen hier eher weniger dieser unliebsamen Gestalten von Soldaten herum zu stolzieren. Möglicherweise war die Zeit hier etwas langsamer, der Handel noch etwas ehrlicher... und die Menschen nicht so voreingenommen. Elwenn zog eine Schnute... sie waren keine... Piraten... oder Räuber oder reuelose, enternde, Rumsaufende Taugenichtse... nein. Freibeuter... jene die unter keiner Flagge fuhren, aber dennoch den Frieden aller nicht mutwillig stören wollten. Nunja, solange dies nicht die Absicht der Anderen war. Ihren Frieden zu stören... Sie wollte nur ihr Leben auf See genießen und so viel von dieser Welt sehen, wie sie konnte. Das stumpfe Sandbraun ihrer Augen, welches in der Abendsonne einen Stich von Honig in sich trugen, sondierten mit einem beiläufigen Seufzen den Hafen... Neugierig beobachtete Elwenn die Händler dabei, wie sie Fässer verstauten, Fischer, die ihre tägliche Fracht einsalzten und zum Ausdörren an den Trockengestellen aufhängten... Es lief sogar ein Schmied mit seinem Lehrling, welcher die Waffen und Schwerter seines Chefs eher jonglierend diesem hinterhertrug, durch die Komposition dieses herrlichen Sommerabends. Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf die Lippen der Braunhaarigen. Ihre Crew war ausgeflogen... und auch sie sollte sich zumindest noch ein bisschen die Beine vertreten... etwas zu Essen finden... Bekanntschaften schließen... Man wusste nie, was aus einem Abend an Land werden konnte...

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Was waren das nur für paradiesiche Zeiten als die Menschen nur das Land bewohnten und sie sich damit zufrieden gaben seine Schätze auszubeuten. Seit einigen Jahrzehnten aber hatten sie sich raus auf das Meer gewagt. Es war nur eine Frag der Zeit bis ihre unstillbare Gier sie auch dazu antrieb den Meer all seine verborgenen Geheimnisse und Schätze zu entlocken.

      In den scheinbar unendlich Tiefen fand man jedoch nicht nur bloße Schätze, eines der Geheimnisse des Meeres, waren die Meerwesen. Menschenähnliche Gestalten, so vielfältig wie die Wellen welche das Meer hervorbrachte. Wie die Menschen auch hatten sie sich unterhalb der Wasseroberfläche unter den strengen und doch liebevollen Blick ihres Schöpfers eine Kultur - ein Sein erbaut. Doch ihr Fortschritt, ihr Wohlstand, ja sogar ihr Leben wurde von der Gier de Landbewohner gestört.

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      Ein genervtes Stöhnen entfuhr den Blonden als sich die junge Dame vor ihn abermals herum drehte und ihre grünen Augen jeden Millimeter an sich mit überheblicher Freude betrachteten. Schon wieder eine neue Pose, schon wieder ein anderer Hut, eine neue Brosche... Ihre roten Wellen tanzen im lauen Wind und leuchteten in der warmen Südseesonne wie der Kuss des neuen Tages. Missbilligend warf er seinen langen Strähnen schwungvoll über die Schultern. Niemals hatte er zu träumen gewagt das Land zu betreten. Es war ein beklemmendes Gefühl zum ersten Male in seinen Leben auf diesen zwei Stümpfen zu gehen, welche das Landvolk gemein ˋBeineˋ sowie ˋFüßeˋ nannten. Wie premitiv, wie erniedrigend. Noch nicht einmal einen Tag an Land und schon vermisste er sein edlen Kalimar, so nannten die Meerwesen ihre Schwanzflosse. Sein glitzerndes Farbenspiel aller Blautöne ... der elegante und doch so kraftvolle Schlag und selbstverständlich das Gefühl mit ihn durch das Wasser zu gleiten. Seltsam war auch das Gefühl wie die Luft durch sein Nase oder seinen Mund durch seinen Körperströmte. In der Heimat filterten seine prächtigen Kiemen den Sauerstoff direkt aus den schier endlosen Wasser.

      Erstaunlicher Weise war es nicht die menschliche Plage welche ihn den letzten Nerv raubte und an seinen ohnehin recht dünnen Gedulsfaden zerrte sonder eine Seinesgleichens. Marisa, seine ewige Rivalin. Ausgerechnet sie hatte man mit ihn an Land geschickt. Marisa war jünger als der blonde Schönling, aber sie war eine Meerjungfrau ebenso wie ihre Mutter. Da spielte es keine Rolle das er der Erstgeborene war, er war ein Meermann. Das Geschlecht bestimmte auch Unterwasser welche Stellung man beziehen konnte. Frauen schenkten Leben - also bestimmten sie auch über das Leben. Doch auch sie brauchten die Männer um das Leben zu geben und es zu schützen. Narius Mutter war ebenfalls eine Hohepristerin, genau wie Marisas. Wie sie auch hatte er Zeit seiner Geburt eine strenge aber angesehene Ausbildung genossen. Ein Ausbildung sie bis hier her geführt hatte. An diesen verfluchten, dreckigen und stinkigen Ort zwischen die Menschen. Jeder der verwunschenen Tempelstädte hatte sein Erstgeborenen ausgesannt um sich unter die Störenfriede zu mischen. Am Erfolg seiner Aufgabe hin sein weiteres Leben ab. Aus diesen Grunde war scheitern keine Option.

      "Langsam reicht es mir!" Verkündete der Merrmann angestrengt. Rasch sprang er auf. Diese blöde Seekuh würde sich wohl niemals von ihren Spiegelbild lösen. So kamen sie doch zu nichts! Noch dazu würden die Beiden die anderen Erstgeborenen nicht finden wenn sie ewig hier verweilten. Auch Narius war eine eitle Person, doch genau aus diesem Grunde mochte er es schlich umher zu wandern. Er brauchte diesen schmuckreichen Schnickschnak nicht um umwerfend zu sein. Es lenkte nur von seiner wahren Schönheit. Bei seiner Kleidung hatte er jedoch darauf geachtet das sie sorgfältig an ihn sahs, das man jeden Stück die Qualität und Fähigkeit der Hände ansah welche es gefertigt hatten.

      Missmutig blickte er sich um. Außer seinen Ohrringen und Marisas Ring konnte er keine magischen Aquamarine in ihrer Nähe aus machen. Oder überhaupt einen magischen Stein. Abermals entlockte seine Gefährtin ihn ein Seufzen. "Ich gehe mich nach den Anderen umschauen. Komm hinterher wenn du fertig bist." Mit diesen Worten ging der kräftige Mann schnellen Schrittes davon. Innerlich hatte er die Sekunden gezählt bis er die Meerjungfrau los wurde. Wohlmöglich hatte Marisa nicht einmal gemerkt, das er gegangen war. Das war dann wohl ihr Problem. Dieses chaotische und rege Treiben der Menschen, ihr ruheloses Gewusel empfand er als unnöig anstrengend. Jedoch gefiel es den Schönling wie diese Wesen bedächtig vor ihn wichen wenn er bestimmten Schrittes durch ihre Hafenstraßen zog. Gezielt un doch hastig suchte seine Blick nach magischen Gesteinen welche ihn verrieten einen seiner Kameraden oder eine Kameradin gefunden zu haben. Doch bis jetzt war es nur diese Menschenbrut welche ihm unter die Nase gekommen war.

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      Leise schlurfend trugen der Braunhaarigen Schritte über das grob gepflasterte Pier. Wild sprudelnd umsäumte die schäumende Gischt die bealgten Felsen, kleine Silberfischen flitzten noch motiviert, knapp unter der Wasseroberfläche in schimmernden Schwärmen herum, schlugen wilde Haken und verschwanden dann in den tiefhängenden Schatten der angelegten Schiffsrümpfe. Elwenns rosige Lippen formten ein belustigtes Lächeln. Ihre Arme hatte die schlanke Dame am Rücken verschränkt, der entspannte Blick der Freibeuterin schwang beobachtend von links nach rechts, fing jegliches abendliches Treiben besonnen ein. Hinter ihr hörte sie das Meer rauschen, ihre Männer, die sich in lauten Rufen die Beschaffenheit des Holzes zuriefen und das sanfte Knarzen der hohen Mäste im lauen Sommerwind, welcher nicht nur das Salz der See in sich trug, sondern auch die Würze der Ansässigen Kochkünste. Der jungen Frau Nase reckte sich interessiert schnuppernd empor, als ein feiner Geruch sich in ihre Nase legte, welcher eine schwere Deftigkeit in sich trug. Gefolgt von einer herzhaften Süße und fruchtigen Noten... Nur ein Kenner der feinen Küche konnte sagen, dass es sich hierbei um das Handwerk einer alten Gastwirtin handeln musste und kaum den filigranen Fingern einer jungen Mutter entspringen konnte. Elwenn schimpfte sich selbst so etwas wie eine... Köchin. Nun, für ihre Männer reichte es aus. Nachdem auch der letzte der unzählig angeheuerten Schiffsköche sein Handwerk mehr schlecht als recht beherrschte, warf die junge Frau das Handtuch und beschloss für solche Idioten, die einem nur das Gold aus der Tasche leierten, keinen Groschen mehr auszugeben und selbst den Kochlöffel zu schwingen... Und siehe da, sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Genie auch in dieser eigentlich alltäglichen Tätigkeit zuschlagen würde. Elwenn verkniff sich ein Lachen, holte einmal tief Luft und füllte ihre Lungen mit der langsam abkühlenden Abendluft, ehe ein schweres Seufzen über ihre Lippen drang. Gefolgt von einem noch schwereren Knurren ihres Magens. Das viele Denken über Speisen und Kochen generell hatte die Dame hungrig gemacht... oder besser gesagt, ihrem Körper nur wieder gezeigt, dass es Zeit war, doch endlich was essbares aufzutreiben. Das schimmernde Ocker ihrer Augen suchte den Hafen ab, sondierte jede kleine Stelle, jedes Gesicht, jeden Handgriff... alles was sich bewegte, wurde von der Capitaine rigoros sondiert und eingeordnet, ihr Instinkt sagte ihr jedoch, dass sie hier so weit draußen am Hafen wohl kaum fündig werden konnte. Nicht mal eine kleine Spelunke stand ihr zu Gesicht. Doch wo... wo kam dieser verführerische Geruch von eben her? Nachdenklich zogen sich der Brünetten Augenbrauen zu einer verzogenen Linie zusammen. Hatte sie etwas übersehen? Ihre Männer waren ihr auch schon abgänglich, was eigentlich nur heißen konnte, dass diese das verwunschene Inn gefunden haben mussten... wo es Bier und Braten gab, da war ihre Crew nicht weit. So neugierig verstimmt nun, trugen die trainierten Beine der Seefahrerin ihre Person einfach noch ein bisschen weiter nach Port Rosebel hinein. Es verschaffte der jungen Frau nur auch den Vorteil, diese neu entdeckte Hafenstadt noch etwas besser kennenzulernen, mehr davon zu sehen und zu lernen... eventuell auch ein neues Mitglied anzuheuern.

      20. 20 sollten sie eigentlich sein. 20 waren für die feste Besatzung an Bord bestimmt. 19 Crewmitglieder und 1 Captain. Beckett hatten sie ja bereits aufgegabelt nur die Nummer 20... die fehlte noch. Schmerzlich erinnerte sich Elwenn an den Tag zurück, wo sie jene beiden fehlenden Männer verlor. Es war kaum vier Monate her, da wurden sie des Nachts von einem schweren Sturm überrascht. Sie selbst hatte den Kurs gesetzt und ließ sich von der trügerischen Schönheit des Tages täuschen. Der Himmel war bloß etwas diesig gewesen an diesem Tag. Elwenn schob es auf die Verdunstung des Wassers, doch hätte sie den Nebel kennen müssen, der sich über ihren Köpfen zusammengebraut hatte. Es konnte alles so schnell gehen auf See... die Wärme der Sonne verschwand zu Nachts, die Temperatur fiel am offenen Meer um schier endlos wirkende Grade und die Hitze des Tages rollte wie eine Welle an Sturm und peitschenden Regen über sie hinweg... es war eine falsche Entscheidung, ein einziger nicht vorhersehbarer Wendepunkt in der Atmosphäre... und die beiden so treuen Männer gingen diese Nacht über Bord und wurden nicht mehr gesehen. Verschluckt von der Schwärze am Meeresgrund. Kein... wirklich schöner Tod, wenn man ehrlich zu sich selbst war. Der Braunhaarigen entkam ein weiteres, schwerfälligeres Seufzen und ein matter, bedrückter Glanz schob sich in ihren Blick. Sie gab sich nach wie vor die Schuld dafür, was geschehen war. Und auch ihren Männern musste sie damals Rede und Antwort stehen... weshalb es nach diesem Vorfall keine Nacht mehr auf See geben würde. Elwenn blieb stehen. Langsam richtete sich ihr Haupt wieder empor, welches den Weg zu ihren Füßen abgesucht hatte, während ihre sinnierenden Gedanken sich auf eine Reise in die Vergangenheit gemacht hatten. Was genau war es, dass sie nun dazu veranlasste, genau hier zu stoppen? Erst als sich ihr Kopf von den Erinnerungen der Vergangenheit loslösen konnte, wurde ihr bewusst, was es war. Das kuisinäre Zischen und Brutzeln und Hacken und Schleifen von Pfannen, Messern und Gabeln über knisterndem, lodernden Feuer baute sich als einladende Geräuschkulisse rechts neben ihr auf. Wohl hatte sie unterbewusst den Pfad zur gewollten Verköstigung gefunden, als sich neben ihr, sehr versteckt und doch sichtbar - wenn man wusste wo man suchen musste - eine kleine Gaststätte auftat. Es war ein hölzern erbautes Bungalow, mit einer so hoch wie breiten Eingangstür, die weit offen stand, so dass man schon von draußen in den einfach gehaltenen Gastraum sehen konnte. Wieder erwischte sie eine Woge der Gerüche, als sich der Wind vom Hafen hoch durch die Gasse drängte, durch Raum und Zimmer fegte, Worte, Staub und Geschmäcker mit sich nahm.

      Prüfend griff sich die junge Frau zuerst an ihren kleinen Beutel, der halbwegs schwer unter ihrem ledernen Jackett ruhte. Dann erneut durchdrang ein Knurren die sonst so stille Szene, sodass Elwenn, beinahe peinlich berührt von sich selbst, in das Innere des Lokals stolperte und den Wirten, welcher hinter der massiven Theke verweilte ein grüßendes Nicken zuwarf, welches er zwar erwiderte, aber nicht von dem skeptischen Blick hinabstieg, der ihm in die Züge kroch, als er die Fremde in seinen Hallen erkannte. Nun, dass musste man gewohnt sein... nicht überall war man Willkommen, viele aber tolerierten dich als Freibeuter, solange du zahlen konntest... und an deinem Gold kein Blut hang, dass dort nicht hingehörte... im übertragenen Sinne natürlich. So hungrig wie die junge Frau jedoch im Moment war, konnten sie wohl auch keine zehn Wachposten davon abhalten, hier, an diesem Ort, in dieser Gaststube, ein Mahl zu sich zu nehmen. Der Tag war im übrigen schon viel zu lang, als ob Elwenn noch Lust darauf hatte, mit irgendjemandem lange und ausgedehnt darüber zu diskutieren, was sie durfte und was nicht... Mit einem Ächzen ließ sich die Capitaine an einem Platz neben einem der Fenster nieder und führte den neugierigen Blick wieder von links nach rechts, prägte sich alles ein. Vom prunkvollen, hier völlig fehlplatzierten Luster an der Decke, bis über die ausgestopften Hirschköpfe an den Wänden, Säbel und Schwerter mit Widmungen die als Dekoration neben den Tieren Platz gefunden hatten, Bilder von jenen die gesucht wurden, ausgeschriebene Kopfgelder, Vermisstenplakate... Sie staunte nicht schlecht... hier sagten sich wohl Fuchs und Hase Gute Nacht. Wummernde Schritte rissen die Braunhaarige aus dem Konzept, als sich neben ihr nun die bauchige Statur des Herren des Hauses auftat, welcher mit einem Geschirrtuch über der Schulter, dem mondrunden, fleischigen Stoppelbartgesicht und den wenigen grauen Locken am Kopf an sie herangetreten war und sie aus den schwarzen Knopfaugen ansah. " ´s darf's sein, die Dame?", rauchig klang sie... und bauchig tief, seine Stimme mit der ihr zu ihr sprach.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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