Eine Muschel aus Glas [Nimue&Hemera]

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    • Eine Muschel aus Glas [Nimue&Hemera]


      Eine Muschel aus Glas


      Matteos Leidenschaft gilt seit je her einer Sache - dem Glas. Seitdem er die Schule beendet hat, widmete er sich ganz seiner Berufung. Aus den fragilen Rohstoff fertigt er mit viel Schweiß und Herzblut von funktionellen Alltagsgegenständen bis zu fantastischen Kunstwerken wirklich Alles. Kein Wunder das es den jungen Italiener nach Murano, der sogenannten "Glasmacherinsel" verschlug. In der Glasmachergilde erkannte man sein Talent und förderte den jungen Künstler. So kam es, das Matteo sich ein bescheidenes aber gutes Leben in Venedig aufbauen konnte. Nach vier Jahren ist es endlich soweit! Endlich darf er mit einer handvoll anderer junger Glaskünstler eine kleine Galerie eröffnen. Matteos Glück könnte kaum größer sein, als ihm diesen schicksalhaften Abend die hübsche Nera begegnet und sein Leben von da an ordentlich auf den Kopf stellt. Denn Venedig beherbergt nicht nur schillernde Feste und ein Mekka für Glasbläser.

      Angeblich sollen ausgerechnet bei hochstehenden Fluten in Venedig besonders hübsche Mädchen ihr Unwesen in der ewigen Stadt der Liebe treiben. Alle 12 Stunden kommt es zur Flut und dann sind die besagte mysteriösen Damen wieder verschwunden. Wie der Meeresschaum auf der Wasseroberfläche, haben sie sich plötzlich aufgelöst - oder so sagt es zumindest die Legende. Meerjungfrauen, Nixen, Sirenen,.. Was auch immer sie sind, so hört man ab und zu, dass sie sich angeblich unter die Landbewohner mischen um die menschlichen Vergnügen wie Musik, Tanz und Kunst zu erleben.




    • Matteo

      Mit prüfenden Blick wand ich mich um die einzelnen Sockel herum. Akribisch beäugte ich jeden Winkel, erfreute mich an filigranen und lebendigen Formen und rieb sanft mit einen Microfasertuch einzelne Staubkörner von den schönen Glas. "Mensch De Santis!" Hörte ich die anderen beinah schon die Augenrollen. Diese Galerie beherbergte drei Werke von mir. Werke in die all mein Stolz und mein Herzblut geflossen sind. Werke, die mich teilweise zur Weißglut gebracht hatten, mich allerdings darauf besonnen Ruhe zu bewahren - wenn sie kurz vor der Vollendung zersprangen. Es war nicht selten, das Glas sprang wenn es falschen Temperaturen ausgesetzt war. Noch dazu landete auch einmal etwas auf den Boden. Es war ein formbares Material, hatte aber seine eigenen Regeln. Ein Grund weshalb es mich bis heute so faszinierte.

      Seit mehreren Wochen schon hatte ich auf diesen Abend hingeabreitet. Kein Wunder also, dass ich so perftionistisch im Umgang mit ihnen war. Ob auch alles im rechten Licht standen? Die Lichtbrechung war ein entscheidender Faktor meiner- "Ey, Matteo!" Riss mich Luca aus meinen Gedanken indem er breit grinsend seinen Arm um meinen Hals schlang und mit seiner Hand ein paar Mal auf meine Brust klopfte. Luca hatte zur selben Zeit wie ich in der Glasbläsergilde angefangen. Anfänglich verband uns nicht mehr als unser Handwerk und ein Zimmer im Gesellenhaus, heute verband uns eine Freundschaft. "Reicht jetzt. Lass endlich gut sein." Es verstrichen ein paar Sekunden, dann nickte ich gedankenverloren. "Na siehst du. Lass uns abhauen, immerhin müssen nicht nur die Ausstellungsstücke sondern auch die Künstler heute Abend eine gute Figur machen." Da hatte er nicht ganz unrecht. Aus diesen Grund hatte Feli mich in den letzten Ferien besucht und mir ein Outfit raus gesucht. Dabei war das Glashandwerk recht dreckig, man schwitzte unheimlich viel, verschliz seine Kleidung und roch immer stechend nach Rauch. Doch heraus kamen solche Schätze, Schätze die uns Menschen viel modernen Fortschritt ermöglichten. Als wir gingen sank die Sonne langsam am Horizont und tauchte die ganze Stadt in das warme Licht der letzten Sonnenstrahlen.

      Es war kaum zu Glauben, dass es Nächte gab in denen mehr lebendiges Treiben auf den Straßen zu beobachten war als tagsüber. Heute war so eine Nacht. Zunächst hielt der Leiter der Glasgilde eine Eröffungsrede, während wir Fünf nur lächelnd daneben aufgereiht waren. Gefolgt von einen grellen Blitzlichtgewitter der Lokal- und Onlinezeitungen. Dann war es uns endlich vergönnt ein paar Worte zu unseren Schöpfungen zu sagen. Wieder das Hallen von Applaus und störendes Blitzlicht. Endlich war der starre offizielle Teil vorbei! Kellner mit Häppchen und Sekt eilten wie emsige Ameisen durch das Etablissement. Die Liveband begann zu spielen, das Gemurmel der Besucher reihte sich praktischer Weise mit ein.



    • Nera

      Die letzten sinkenden Sonnenstrahlen durchbrachen die glitzernde Wasseroberfläche über mir. Mein Körper schwebte knapp über dem Sand der hinter mir in der Tiefe des Ozeans verschwand. Meine Hand umfasste die von Mera, die mit ihren blauen Augen aus dem Wasser ragte. „Können wir endlich?“ fragte Cora drängelnd hinter mir und ragte ebenfalls mit ihrem braunen Haarschopf aus dem Wasser. Mera blickte vom Strand zu uns zurück, bevor sie uns zunickte. Sie war diejenige, die uns das okay gab um an Land zu gehen. Auch war sie die, die am vorsichtigsten von uns vier war, wenn es um das Land und seine Bewohner ging.

      Mit den Händen stieß ich mich langsam im Sand voran. Neben mir war Cora vorgeprescht und stand schon mit beiden Füßen in den seichten Wellen, die den Strand säumten. Ruhig setzte ich mich langsam im flachen Wasser auf und blickte an mir herab. Die schimmernden Schuppen wandelten sich in glitzernde Haut, eine Flosse wurde zu einem Paar Beine. Langsam brachte ich Gewicht auf meine Füße und spürte wie der Sand unter mir leicht nachgab. Sobald sich mein Oberkörper aus dem Wasser streckte, wirkte plötzlich die Schwerkraft auf mich. Landbewohner mussten tagein tagaus das Gewicht der Welt auf ihren Schultern tragen. Diese Last mussten wir nur erdulden, wenn wir uns dafür entschieden. So wie gerade.
      Die langen, schwarzen Haare klebten mir im Gesicht, am Hals und am Rücken. Das Wasser, das an mir runter rann, nahm langsam Form an und umarmte sanft meine Haut, als es sich zu einem luftigen, weißen Kleid wandelte. Nur den Saum befand sich noch in den kräuselnden Wellen, zusammen mit meinen Füßen. Bei jedem Schritt nahm ich wahr, wie der Sand unter meinen Fersen nachgab und ich meine Fußsohle über den körnigen Untergrund abrollte. Jedes Mal fand ich es seltsam wie viel mehr man an Land spürte, im Gegensatz zu der endlosen Schwerelosigkeit und seichten Strömungen des Ozeans. Der sanfte Wind wehte mir durch die Haare und streichelte meine Haut, die letzten Sonnenstrahlen des Tages wärmten mir die freien Arme.

      Während ich noch in all den Eindrücken der Landwelt schwelgte, hatten sich meine Schwestern ihre Kleider angepasst. Mera trug ähnlich zu mir ein bodenlanges Kleid, jedoch mit einem Schlitz der bis zur Mitte des Oberschenkels hochging. Cora, die einfach Spaß daran hatte den männlichen Landbewohnern den Kopf zu verdrehen, hatte sich ein kurzes, schimmerndes Kleid gezaubert. Und die jüngste von uns, Lucia, hatte ein knöchellangen Rock mit mehreren Schichten und ein bauchfreies Top dazu. Dennoch konnte man auf einen Blick erkennen, dass wir Schwestern waren, vor allem dadurch das jede von uns leuchtend blaue Augen hatte. Eingehackt ineinander liefen wir den versteckten Strandabschnitt entlang zu einem kleinen Steg, der uns direkt auf die gepflasterten Wege von Venedig führte.
      „Heute ist aber mehr los als sonst“, kommentierte Mera abfällig. Sie kam nur uns zu Liebe mit, als Älteste hatte sie das volle Vertrauen unserer Eltern. „Umso lustiger oder nicht?“, antwortete Cora mit einem amüsierten Grinsen. Ich merkte die vielen bewundernden Blicke, der Menschen um uns herum, aber im Gegensatz zu Cora interessierte mich das nicht ansatzweise. Viel mehr zogen mich die Musik und Tänze hier her. Eindrücke, die wir niemals Unterwasser bekommen würden. Genauso wie Kunst, die die Landbewohner herstellten. Die einzigen Berührungspunkte die wir abseits des Lands damit hatten waren versunkene Schätze. Neugierig blickte ich mich um, während ich mich von meinen Schwestern durch die Straßen neben den Kanälen ziehen ließ. Jede von uns hatte ihren eigenen Kopf, aber blieben immer zusammen. Nicht zuletzt um aufeinander aufzupassen. Doch meist zog ich den kürzeren und musste darauf verzichten, was ich mir genauer anschauen wollte. Dieses Mal aber übermannte mich meine Neugier.

      In meinem Augenwinkel blitzen bunte Spiegelungen auf. Etwas, das ich nur von unserer Welt kannte. Neben einem Schild standen unterschiedlich große Vasen aus zusammengeschmolzenen Farben, die jede Lichtquelle in unterschiedlichen Winkeln reflektierten. Ausstellung der Glasgilde von Murano las ich. Ich war wohl einen Moment zu lange stehen geblieben, um das Schild lesen zu können. Meras Arm war aus meinem verschwunden und die drei waren schon weiter vorne in einer Menschentraube untergegangen. Ich haderte kurz mit mir, ob ich ihnen nicht doch hinterher eilen sollte, aber so eine Gelegenheit würde sich nicht so schnell wieder ergeben.
      Dementsprechend schlich ich langsam Richtung Galerie. Von den Wänden halte die Musik der Liveband wieder, während überall Kellner galant zwischen den Gästen hindurch huschten mit vollbeladenen Tabletts. Solch eines wurde mir zur Begrüßung vor die Nase gehalten, darauf befanden sich mehrere langstielige Gläser mit Champagner. Mit einem leisen „Danke“ nahm ich dem Kellner ein Glas ab und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Eine Glasarbeit schöner als die andere reihten sich entlang der Wände und auf kleinen Podesten mit Beleuchtung. Ein Kunstwerk zog mich besonderes in den Bann. Es wirkte fast wie ein lebendiges Wesen, das sich unter den verschiedenen Lichtquellen räkelte. Neugierig betrachtete ich die bunten Reflexionen, die von diesem einen Glasstück ausgingen. Würde es sich anfühlen wie die Glasscherben, die wir als Kinder aus dem Sand aufgelesen hatten? Scharf und kantig? Oder würde es sich unter meinen Fingern glatt und weich anfühlen, wie das Wasser, wenn es uns wieder nach unserem Ausflug in sich aufnahm?
      Ich wollte mich nicht fragen müssen, ich wollte es wahrnehmen, genauso wie alles andere was die Landbewohner tagtäglich spüren durften. Ich näherte mich der Glasarbeit und streckte vorsichtig die Hand danach aus.

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    • Matteo

      Der Abend und all seine Eindrücke - die sanften Lichter, das freudige Klirren anstoßender Gläser, helles Gelächter und der hamonische Klang der Musik - zogen an mir vorbei. Langsam verschwammen die Eindrücke immer mehr zu einen kribbligen Gefühl. Wie eine warme Sommerbriese die Alles zu tragen vermochte. Es hatte gar nicht lang gedauert da befand sich Luca in weiblicher Begleitung und tiegerte aufgeregt über die Feierlichkeit. Etwas verloren stand ich noch immer an den Punkt, wo wir unsere Interviews gegeben hatte. "Wollen Sie?" riss mich eine Frauenstimme schließlich aus den Gedanken. "W-Was?" Es war eine Kellnerin welche mir ihr Tablett mit Champagner beinah unter die Nase rieb. "Möchten Sie ein Glas haben?" Wiederholte sie und bedachte mich mit einen belustigten Lächeln. "Oh, ... oh ja. Sicher." Gab ich verlegen als Antwort, eigentlich mehr damit sie wieder ging und nicht weil sie in mir Lust auf das Blubberblasenzeug gemacht hatte.

      Mit meinen Glas in der Hand trieb ich durch die Menschenmenge, wie ein Fisch der einer unbekannten Strömung folgte. Es war schade wie sehr die Menschen in die Feier statt in unsere Kunstwerke versanken. Nur ein paar wenige Kritiker bedachte die Gläser, Vasen und Skulpturen mit ihrer Aufmerksamkeit. Erst jetzt bemerkte ich wie schnell mein Herz pochte, wie es das Adrenalin durch meine Adern trieb. Es war Aufregung. Pure Spannung die mir den letzten Nerv raubte und mir zeitgleich wohlbewusst machte das ich am Leben war. "Der Alkohol hilft." Wieder war es eine Frauenstimme die mich aus meinen Gedanken riss. Es war Rachel, eine meiner Koleginnen. Sie war Schottin und hatte es ebenfalls wegen der Lleidenschaft zu Glas bis hier her geschafft. Die Glasbläserin lachte, was die Sommersprosse auf ihrer Nase zum tanzen brachte. "Jetzt is der Zeitpunkt des Genießens. Dolce Vita und so, De Santis." Mit diesen Worten schlug sie ihr Glas sanft gegen meines. Da kam ich um das Prosten und einen ersten Schluck wohl nicht herum.

      "Entschuldigung, Fräulein. Die Exponate dürfen nicht angefasst werden!" Hörte ich einen Mann der Security. "Entschuldige mich." vertröstete ich Rachel rasch und schob mich an den Gäste vorbei, die sich in meinen Weg gestohlen hatten. Als ich an den enstsprechenden Sockel angekommen war räusprte ich mich demonstrativ. "Das muss ein Missverständnis sein." Der Wachmann zog eine Augenbraue hoch. "Meine Assistentin wollte die Skulptur lediglich ins rechte Licht rücken." Ohne eine Mine zu verziehen sah ich mein Gegenüber an. Es vergingen ein paar Minuten ehe er nickend von Dannen zog. Na also! Manchmal brauchte es einfach eine knochentrockene Ausstrahlung auch wenn man falsch lag. "Das war knapp." Jetzt wo der Wachmann sich an einer ganz anderen Ecke des Raumes positionierte wand ich mich erleichtert Seufzend ab. Und dann sah ich sie - diese hübsche Unbekannte die sich als Einzige hier wirklich für die Arbeiten interessierte. Sie schien so elegant und und graziel wie das Glas. Ihre langen schwarzen Haare kräuselten sich sanft um ihr zartes Gesicht mit den vollen Lippen und den großen.... den großen blauen Augen. So weit und tief wie den See, mit einen Glitzern was sich nur zeigte wenn das Licht sich auf der Wasseroberfläche brach. "Ähm... V-Verzeihung." Verlegen rieb ich mir über meinen Hinterkopf. Ich hatte sie doch nicht angestarrt? Kopfschüttelnd wand ich meinen Blick auf meine Skulptur und rückte sie tatsächlich ein Stück zurecht. Es wäre wohl unglaubwürdig wenn sie unverändert dort stehen würde.


    • Nera

      Aufgeschreckt und wie aus einer Trance gerissen fuhr ich um, zu der männlichen Stimme, die sich an mich wand. Mit unschuldigem Blick nahm ich die freie Hand behutsam nach oben, doch bevor ich eine Entschuldigung über die Lippen brachte, kam mir jemand zuvor. Meine Augen wanderten zu dem jungen Mann, der sich an den Gästen vorbei zu dem Fremden und mich schob. Überrascht über seine Worte, tat ich es dem Mann, mit dem Wort „Security“ auf der Brust prangernd, gleich und zog die Augenbrauen leicht hoch. Als der Wachmann überzeugt von dieser Notlüge wieder zu seinem ursprünglichen Posten zurückstreifte, ließ ich langsam meine Hand sinken. Einen Moment lang behielt ich den Mann im Auge, bevor ich meine Aufmerksamkeit meinem Retter in Not widmete. Seine stahlgrauen Augen starrten mich durchdringend an, fast als würde er damit direkt in meine Seele schauen können. Schaudernd lief es mir den Rücken runter, während mein Blick über seine geradlinige Nase, hin zu seinen schmalen Lippen und an seinem Körper runter ging. Noch bevor ich wieder bei seinem Gesicht angekommen war, ertönte seine Stimme wieder. „Ähm.. V-Verzeihung“, kam es von ihm, bevor er sich der Skulptur widmete.

      „Ich sollte wohl eher danke sagen“, hörte ich mich selbst säuseln, während ich die veränderten Lichtreflexionen betrachtete, die sich durch die neue Position der Glasarbeit ergaben. „Ist das dein Werk?“, fragte ich neugierig und kurz fokussierten meine Augen seine Hände. Wie gern ich solch ein Handwerk erlernen würde, obwohl der Preis wohl viel investierte Zeit und Schweiß bedeutete. Wahrscheinlich mehr, als ich mir überhaupt ausmalen konnte. Abwechselnd sah ich zu dem jungen Mann, der fast einen ganzen Kopf über mir ragte und der Skulptur auf dem kleinen Podest. „Die Skulptur ist wirklich atemberaubend“, platzte es aus mir mit Bewunderung heraus. So viel Lob durfte ich ja wohl mit einem Landbewohner teilen, wobei es mir doch etwas peinlich war, dass es mir einfach so über die Lippen gerollt war. Ich spürte wie mir leichte Wärme in die Wangen und Ohren aufstieg, versuchte das ungewohnte Gefühl aber zu ignorieren, schließlich hatte ich ehrlich gemeint was ich gesagt habe.


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    • Matteo

      Behutsam und ganz langsam drehte ich mein Kunstwerk immer wieder ein kleines Stück. So sanft wie möglich um bloß nichts zu beschädigen oder gar den richtigen Moment zu verpassen. Noch nicht... ein Stückchen noch.... Jetzt! Ja, genauso war es richtig. Sogar viel besser als vorher. Zufrieden betrachtete ich mein Werk, erfreute mich an seiner Ausstrahlung und spürte das wohltuende Gefühl welches ich hatte wenn ich solch eine Glasskulptur mit meinen eigenen Händen geschaffen hatte. Es war eine Mischung aus Stolz, Erleichterung und purer Glückseligkeit. Für einen Moment verharrte ich so, erst dann war ich wieder in der Lage überhaupt Reize aus den Außen wahrzunehmen. Das erste was ich vernahm war die zarte Stimme dieser bezaubernden Unbekannten. "Ja, es ist... eine davon." Irgendwie schmeichelte mich ihr Interesse auf eine Weise, die ich vorher nicht gekannt hatte. Es war merkwürdig. Ich kann sie nicht, hatte sie bis gerade eben nicht gesehen und doch war es mir unglaublich wichtig was sie von mir hielt. Wie sie die ganze Welt sah. Nein... wohl ehr wie sie mich sah?! Um so mehr Gewicht hatten ihre lobenden Worte. "Dan-danke sehr." Entgegen ich der Schönen während ich mir erst nervös an der Nase kratzte, anschließend an meinen Blazer herumzupfte und zum schluss meine Hand in meinen Nacken legte. Wie ich es nach einer langen Session in der Glashütte machte, wenn er sich verspannte. Es musste unheimlich sonderbar sein, wie ich so an mir herum zuppelte. So wie ich es sonst nur mit meinen Kunstwerken tat.

      Noch immer fragte ich mich was es war, das was mich so magisch zu ihr hin zog. Ihr Aussehen war unsagbar schön doch es konnte es nicht sein. Nicht allein, selbst wenn ich sie nicht betrachtete drehten sich meine Gedanken unaufhörlich nur um sie und ihre bezaubernden seeblauen Augen. Wer war sie? Ein Model? Oder vielleicht irgendein Superstar? Die Tochter einer reichen Familie? Wobei... nein. Das konnte es nicht sein. Denn sie hatte ja gar keine- "Was ist-..." begann ich leise und zwang mich zu ihr herüber zu sehen. "Was ist mit Ihren Schuhen passiert?" Außer dem fließend weißen Kleid was perfekt die geschwungenen Linien ihrer Sanduhrfigur betonte hatte sie nichts an oder bei sich. Das brauchte sie auch nicht, doch es war merkwürdig.

      Aus den Augenwinkel sah ich einige Menschen in unsere Richtung kommen. Ohne zu wissen was sie wollten -ob es Interesse an der Kunst, der Gang zur Toilette, ein weiterer Drink oder auch nur eine Einbildung war- schob ich mich zwischen die junge Dame und die anderen Gäste. Als würde ein Teil von mir sich wünschen sie und ihre Aufmerksamkeit ganz allein genießen zu dürfen. Was zur Hölle war nur los mit mir? Verwundert trat ich wieder einen Schritt zur Seite. "Dort Vorn." Begann ich schließlich und deutete auf eine Vase in der ich das traditionelle Handwerk meines Großvaters und meine moderne Sicht auf die Glasmacherei verbunden hatte. "Und dort." Dieses Mal wies mein Finger zu einer Leuchte die sowohl Lichtquelle als auch Kunst war. Es war eine mühevoll ausgearbeitete Seerose in einer großen Schale mit Wasser. Die Lampe war dank einen doppelten Glasboden von der Flüssigkeit getrennt. "Das sind meine anderen Werke in dieser Ausstellung." Klang das zu selbstbezogen? Ich räusperte mich schnell. "Aber die Werke der Anderen sind auch unglaublich gut."



    • Nera

      Anscheinend war er peinlich berührt von meinem Kompliment, zumindest wirkte er so, während der junge Künstler vor mir nervös seinen Blazer zurecht zupfte und dann die Hand in den Nacken legte. Mir war es unangenehm ein so ehrlichen Zuspruch zu geben, ihm solch einen zu erhalten, die Menschenwelt war durchaus komisch. Vielleicht hätte ich es nicht so direkt sagen dürfen? Oder sollte es anders formulieren? Wo ist nur Cora, wenn man sie braucht? Sie wüsste genau, wie man mit Landbewohnern zu reden hatte.. Meine Gedankenschleife wurde erst unterbrochen, als die klare Stimme des Mannes wieder neben mir erklang.
      Überrascht über seine Frage blickte ich zu meinen eigenen Füßen, die auf dem kalten Marmorboden der Galerie ruhten. Vorsichtig zog ich den hauchzarten Saum meines Kleides, über meine nackten Zehen. Wie sollte ich denn sowas erklären? „Ich.. bin gerne barfuß unterwegs“, antwortete ich vorschnell. Immerhin war das keine Lüge? „Also ich spüre einfach gerne die Textur vom Boden“ erklärte ich ihm und versuchte dabei zu wirken, als wäre es das normalste der Welt „und auch anderes, deswegen wollte ich überhaupt die Skulptur-„ Noch bevor ich mehr von mir und meinen merkwürdigen Angewohnheiten an Land erzählen konnte, kam eine Traube an Menschen auf uns zu. Schützend bäumte sich der schlanke Körper des Künstlers vor mir auf. Wirkte ich etwa so zerbrechlich wie seine Glaskunstwerke?

      Ein amüsiertes Lächeln huschte über meine Lippen und ich nickte ihm dankend zu, als er wieder einen Schritt von mir weg wich. Ich folgte seinem Blick durch den Raum zu einer bunten Vase, die denen draußen ähnelte, aber dann doch auch nicht. Sie hatte etwas ganz eigenes. Ganz so wie der Künstler. Bei dem Gedanken musste ich doch wieder zu dem Brünetten aufblicken. Ich hatte selten Kontakt mit den Landbewohnern, dabei waren sie uns doch irgendwie ähnlich. Wie sie sich verhielten und wie sie sprachen.. Um nicht zu lange meine Augen auf ihm ruhen zu lassen, folgte ich wieder seinem deutendem Finger zu einer leuchtenden Seerose. Ich konnte mich garnicht mehr von dem Kunstwerk abwenden. Die detailreiche Blüte aus Glas gearbeitet im Zusammenspiel mit dem Wasser, was das Licht noch deutlich öfter brach und für tanzende Reflexionen sorgte. Mit leichten Schritten kam ich der Seerose aus Glas näher, um sie leichter betrachten zu können - jedes geschwungene Blütenblatt mit all seinen Details und Farben. „Das gefällt mir am besten“, erklärte ich lächelnd und wendete mich dabei dem Künstler zu. Von allen Kunstwerken war dies mit Abstand das bezaubernste von allen, nicht nur allein weil es Wasser beinhielt.


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    • Matteo

      Ich nickte gedankenverloren. In den Moment war ich wie weg getreten, sie hätte mir alles erzählen können und ich hätte ihr wohlmöglich geglaubt. Egal wie haarsträubend es ist. Überrascht von mir selbst schüttelte ich meinen Kopf. Es war wie verhext. Dabei war ich sonst nicht so kopflos, schon gar nicht im Umgang mit meiner Kunst. Es war schon paradox. Meine Kunst war das, was von ihr bewundert wurde und zeitgleich das Einzige was mich erdete. Immer wenn ich mich auf meine gläserne Leidenschaft besonn, hatte ich das Gefühl wieder ich selbst zu sein.

      Auf leichten Fuße folgte ich der schönen Unbekannten zu der Seerose. Ich konnte nicht anders als dankbar zu lächeln. Es freute mich einfach das mein Kunststück jemanden... nein, sie, genau sie so berührte. "Aber... Sie haben doch noch gar nicht alle Kunstwerke gesehen." Auch wenn es wirklich schmeichelnd war, ein weiteres Lob von ihren vollen Lippen zu erhaschen. Neben der Freude über den Zuspruch, den Stolz auf mein Werk war da noch etwas anderes. Dieser Drang in ihrer Nähe zu sein, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und den Moment des Seins mit ihr ganz und gar genießen zu können. Dabei kannte ich noch nicht einmal ihren Namen. Ob sie tanzen wollte? Oder noch etwas trinken? Spazieren? Oder.... ? Da war es wieder, meine Gedanken galten allein der hübschen Unbekannten.

      Es vergingen noch einige Minuten, in denen mein Blick zwischen der Seerose und ihr hin und her sprang. Dann aber fasste ich mir ein Herz, trat nähr an sie heran und... blickte sie für einen Augenblick an. Meine Atmung verlangsamte sich dabei, als würde die ganze Welt inne halten. "Wollen Sie... wollen sie vielleicht tanzen? Oder noch etwas trinken? Ich würde Sie gern einladen, wenn ich dürfte."


    • Nera

      Bei seinem Einwand zu meiner Entscheidung, welches der Kunstwerke mir in dieser Galerie am meisten gefiel, zog ich nur die Schultern hoch. „Muss ich alle gesehen haben, um zu wissen, dass mir das am meisten gefällt?“, fragte ich verwundert, denn der Meinung war ich nicht. Mein Blick schweifte durch den offenen Raum und ich musterte die Glaswerke, die mir am nächsten war. Keins der anderen kam auch nur ansatzweise an dieses heran. Instinktiv wollte meine Hand das geformte Glas berühren, aber dieses Mal hielt ich mich zurück. Ich wollte nicht schon wieder die Aufmerksamkeit des Wachmanns erregen, einmal sollte für diesen Abend reichen.

      Plötzlich machte der junge Künstler wieder einen Schritt auf mich zu. Ich blickte in seine stahlgrauen Augen, die mir verrieten, dass ein Nein keine Option war. Bisher hatte ich nur zwischen Menschen getanzt, aber noch nie mit einem. Mera hatte uns drei allen das Tanzen beigebracht, damit wir nicht noch mehr auffielen, wie wir es sonst schon taten. Hatte sie es uns denn richtig beigebracht? Und würde es sich genauso anfühlen, wie mit Mera oder Lucia zu tanzen? Nachdenklich nickte ich langsam. Zu lange konnte meine Antwort schließlich nicht dauern, sonst würde ich wahrscheinlich komisch rüberkommen. War es mir wichtig wie ich auf diesen Landbewohner wirkte? Sie waren sowieso in unseren Bann gezogen, vor allem desto länger sie mit jemand aus unserem Volk redeten. Also eigentlich hatte das ganze garnichts zu bedeuten.. oder?

      Ich blickte auf das langstielige Champagnerglas in meiner Hand, dann auf das Glas in seiner Hand. „Was machen wir damit?“, fragte ich und ließ vorsichtig mein Glas gegen seins klirren. Als hätte ich damit ein Zeichen gegeben, wandelte sich der Musikstil der Liveband. Aus der fröhlichen und heiteren Stimmung wurde eine langsame Melodie, die sich mit einer gewissen Leichtigkeit durch den Raum trug. Von der kleinen Bühne erklangen langsame Gitarrenakkorde, die in das Lied Ancora Una Volta einstimmten. Um uns herum fingen Paare an eng umschlungen in einen langsameren Schritt zu wechseln. Wenn es eine Gelegenheit zum Tanzen gab, dann wohl diese.


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    • Matteo

      Ich wusste nicht ob ich mich täuschte oder der viel zu warme Champagner meine Sinne trübte, doch da lag etwas in der Luft. Wie das Hitzeflimmern vor den Öfen. Eine unsichtbare aber deutlich spürbar Spannung, welche sich mit jeder Sekunde ihres Schweigens nur noch intensivierte. "Sie... Sie müssen natürlich nicht, wenn sie nicht möchten." Kaum hatte ich meinen Satz ausgesprochen schien ihre Entscheidung gefallen. Mehr noch- in meinen Sinne gefallen. Mein Herz hätte beinah einen Überschlag gemacht. Allerdings war ich über die Jahre geübt darin mit gezielten Atemzügen sowie Techniken mein Inneres zur Ruhe zu zwingen. Das ermöglichte es mir einen kühlen Kopf zu bewahren. Bei der Arbeit unerlässlich und hier, ermöglichte es mir den Moment vollends auskosten zu können. Jedoch fiel es mir zunehmen schwerer, wie in einen Rausch mich zu fokusieren.

      Erst beim Klirren der Gläser wurde mir bewusst, wie nah sie mir gekommen war. Dieses schöne Unbekannte.... ich nickte stumm ehe ich ihr Glas ergriff und es mit meinen auf eines der Tabletts absetzte, auf denen die benutzten Gläser gestellt wurden. Nun war meine Hand frei. Vorsichtig reichte ich sie ihr. "Ähm... darf ich bitten?" Fragte ich mit den charmantesten Lächeln was ich aufbringen konnte. Behutsam als wäre sie selbst aus Glas führte ich sie zur gerade gebildeten Tanzfläche. Da standen wir. Sie und ich, im rechten Licht. Wieder begann mein Herz zu schlagen. Ein tiefer Atemzug, ein schweres Schlucken dann erst fand ich den Mut meine Hände sanft an ihre Hüfte zu legen und uns langsam von der Schwingung der Musik treiben zu lassen. Dabei... kam ich nicht umhin in ihren... ihren zauberhaften Augen zu versinken. Da gab es nichts anderes als diese zwei funkelnden Saphire.


    • Nera

      Ich sah zu, wie unserer beiden Gläser kurzerhand von ihm auf einem Tablett geparkt wurden, damit wir beide die Hände frei haben würden. Fast schon zu vorsichtig reichte er mir seine Hand entgegen, in die ich langsam das Gewicht meiner eigenen abgab. Seine Haut fühlte sich so viel wärmer an, als meine eigene oder die von meinen Schwestern. Mera hatte einmal erklärt, dass Landbewohner eine höhere Körpertemperatur als wir hatten, da sie auch in einer wärmeren Umgebung lebten. Ich hatte nicht gedacht, dass der Unterschied so gravierend sein würde. Die gleiche Hitze, die meine Hand umrahmte, spürte ich nun auch an meiner Hüfte. Noch einen halben Schritt näher kam ich ihm, sodass zwischen uns kein freier Platz mehr war. Ich wollte seine Wärme spüren, sie hatte etwas beruhigendes und inniges - etwas was ich zuvor nicht erlebt hatte.

      Zwischen meinen dichten Wimpern und einzelnen, kurzen Haarsträhnen blickte ich zu ihm empor. Unsere Gesichter waren sich so nah, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spürte und seine stahlblauen Augen hielten mich wie in einem Bann. Dass ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit bekam, konnte lediglich durch meine ungewünschte Fähigkeit passieren. Aber wieso war ich dann so von ihm verzaubert? Ich merkte garnicht, wie wir uns langsam gemeinsam bewegten. Wie eins trieben wir langsam durch das Meer bestehend aus anderen tanzenden Paaren. Ich konnte mich nur auf diese Wärme um mich herum und seine durchdringenden Augen konzentrieren. Wie konnte ein Landbewohner so interessant für mich wirken? Erst allmählich wurde mir klar, dass ich ihn wohl für eine unendliche Minute angestarrt hatte und ließ meinen Blick über seine Schulter schweifen, um welcher Bann auch immer gerade wirkte zu brechen. „Entschuldige“, kam es heißer über meine Lippen und musste kurz schlucken „Ich wollte dich nicht so anstarren.“ Wobei es fast unvermeidbar war, während wir so nah aneinander über den kühlen Marmorboden schwebten.


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    • Matteo

      Ein elektrisierendes Kribbeln zuckte über meine leicht verschwitzte Haut, als erst ihre zarten Finger und dann auch ihre ganze Hand sie berührten. Ich wurde von ihr angezogen auf sonderbare Weise aber auch von ihr abgestoßen. Es gab irgendetwas, was sie deutlich von mir unterschied und mich unaufhörlich zu ihr hin zog. Sie war zweifelsohne anders als alle Frauen die mir je- nein, sie war anders als all Menschen die mir jemals begegnet waren. Es fiel mir Anfangs wirklich schwer ihre Hand ganz zu ergreifen. Ich fürchtete die hübsche Unbekannte mit jeder falschen Bewegung, jeden falschen Wort oder gar der flaschen Geschwindigkeit zu verschrecken. Es war die selbe bittersüße Spannung, welche ich bei der Arbeit mit Glas immer verspürte. Nur... dieses Mal lag mir mehr an ihr. Niemals zuvor war mir jemand begegnet der es vermochte meine größte Leidenschaft ganz aus meinen Kopf zu verdrängen. Aber sie... Sie mit der umwerfenden Austrahlung, sie mit den bezaubernden Lächeln, sie mit ihren betörenden Duft nach einer sanften Meeresbriese, sie mit der verfüherich weiblichen Figur, Sie.... mit ihren tiefen seeblauen Augen. Sie...

      Statt sie verschreckt oder gar gekränkt zu haben wie ich zunächst fürchtete, suchte ihr Körper meine Nähe und ich... die Ihre. Zunächst war da sie, zunächst war da ich und im nächsten Augenblick gab es nur noch ein wir. Es war wie eine Symphonie aus Gefühlen und Eindrücken. Ein betörender Rausch den ich nicht länger standhalten konnte... oder wollte. Erst ihre Worte holten mich zurück in die Wirklichkeit. Anspannung machte sich in mir breit, es dauerte ein paar Sekunden bis ich realisierte welche Worte sie an mich gewandt hatte. "Ich... Schon gut. Dann sind wir wohl quitt." Antwortete ich endlich mit einen verlegenen Lachen. Ich war so in den Augenblick vertieft, dass ich gar nicht mitbekam wie sich der Saal mit der Zeit immer mehr leerte. "Ich glaube, wir sollten auch langsam gehen." Murmelte ich etwas widerwillig. Ich wollte nicht, das unsere Zeit endete oder das sie ging. Doch wenn wir nicht gingen würde man uns herauskehren. Meine Hand suchte ihre, behutsam aber irgendwie auch selbstverständlich verschränkten sich meine Finger mit ihren.

      Draußen war bereits die Nacht Einzug gehalten. Die Sterne strahlte am Himmel mit den festlichen Straßenbeleutungen um die Wette während eine frische Brise durch die Gässchen tanzte. Auf den Straßen erklang Gelächter, lautes Singen, Musik aus den Lokalen und ab und an lautes Geschrei. Wir waren wohl nicht die einzigen Gäste unserer Feier die den Abend an einen anderen Ort ausklingen lassen. Vorsichtig streifte ich meinen Blazer ab und legte ihn über ihre Schultern. "Nun ich..." begann ich zunächst einen Satz war allerdings abermals gezwungen eine kurze Pause einzulegen als ich ihren Blick erhaschte. "Wollen Sie vielleicht noch... also ich habe mich gefragt ob Sie sich wohlmöglich vorstellen können noch etwas länger... Haben sie Lust noch etwas mit mir zu unternehmen?"
    • Nera

      Etwas verwirrt sah ich mich im Saal um, als der junge Mann meinte es wäre Zeit zu gehen. Wie spät war es? Wann sind denn all die anderen Gäste gegangen? Ich war fast schon enttäuscht, als er sich von mir löste, aber dann blieb seine Wärme an meiner Hand spürbar. Seine Finger verschränkten sich mit meinen, als würden wir das schon seit einer Ewigkeit gemeinsam so tun. Die Handflächen des jungen Künstlers waren, wenig überraschend, deutlich rauer als meine, aber irgendwie mochte ich das Gefühl.

      Die Nachtluft wehte uns kühl entgegen, als wir nach draußen traten. Meine nackten Füße nahmen den kalten gepflasterten Steinboden unter mir war. Noch bevor ich mich über den Temperaturumschwung mitteilen konnte, spürte ich seinen dunklen Blazer auf meinen Schultern. Das Kleidungsstück strahlte seine Wärme aus und ich war umhüllt von seinem Geruch. Unwillkürlich schmiegte ich mich ein wenig in den Blazer und blickte zu dem jungen Mann auf. „Danke“, hauchte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Erwartungsvoll sah ich den Brünetten an, wie er versuchte seine Frage zu formulieren. Ehe er seinen Satz beenden konnte, fing ich schon an leicht mit dem Kopf zu nicken und hielt dabei den Blazer auf meinen Schultern mit einer Hand fest, damit er nicht runterrutscht. „Wollen Sie mit mir am Wasser entlang spazieren?“, fragte ich neugierig und deutete eine menschenleeren Weg entlang. Ich wollte nicht Gefahr laufen, dass ich direkt in Mera und die anderen mit einem Mensch Hand in Hand entgegen kam. Die drei würden sich sicherlich irgendwo unter vielen Landbewohnern tummeln und sich nicht in der Nähe des Wassers aufhalten. Warum auch, wir kamen ja an Land um dem Wasser für ein paar Stunden zu entkommen. Auch wenn ich nicht erwartet hätte jemanden in der Menschenwelt zu treffen, mit dem ich mich so gut verstand. Hoffentlich war das nicht nur meine Wirkung auf ihn, die sich hier zeigte.
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    • Matteo

      Die angenehm frische Brise tat verdammt gut. Für einen Augenblick hatte ich wieder das Gefühl ich selbst zu sein, wieder bei klaren Verstand zu sein. Für einige Sekunden nur drehte ich mich zur Galerie um. Ob die Menschen dort auch pfleglich mit unseren Werken um gehen würden? Ob sie die Besucher so berühren konnten wie- das Gefühl von ihrer kühlen Hand die sich in meiner vergrub, holte mich wieder zu meiner anmutigen Begleiterin zurück.

      Zu meiner freudigen Überraschung hatte sie tatsächlich nichts dagegen einzuwenden, mit mir noch etwas den Abend zu verbringen. Ich nickte bestätigend noch bevor sie ihren Vorschlag ausgesprochen hatte. In diesen Moment wollte ich nichts mehr als jeden ihrer Wünsche zu erfüllen. Ihr Vorschlag selbst war mir tatsächlich lieber als sich jetzt ein kleines Restaurant oder der Gleichen zu suchen, wo ich ihre Nähe sowie Aufmerksamkeit mit anderen Menschen teilen musste.

      Es war unglaublich hinreißend wie die schöne Schwarzhaarige sich in meinen, teilweise viel zu großen Blazer schmiegte. "Ich hoffe wirklich, Sie erkläten sich deslhalb nicht." Sanft strich ich ihr ein paar ihrer welligen Strähnen aus den Gesicht. Ich wollte noch einmal in diese leuchtend blauen Augen sehen, in denen ich mich so verlieren konnte. "Ich glaube ich kenne in der Lagune den perfekten Ort." Gab ich lächelnd preis, ehe ich mich mit aller Kraft von ihren Augen los riss um mit ihr spazieren zu gehen.

      Je nähr wir den Wasser und den Strand kamen, je weniger Menschen begegneten uns. Nur einige verliebte Pärchen hatten ähnlich Ideen wie wir gehabt und genossen selbst die romantische Zweisamkeit am Meer. Das Wasser war verdammt ruhig. Sanftes Rauschen sorgte für melodische Atmosphäre. Dazu das Glitzern der Sterne auf der glatten Wasseroberfläche... doch immer wenn sich meine bezaubernde Begleiterin nährte, wurde das Wasser auf einmal unruhig. So als wäre es in freudige Erwartung sie endlich wieder zu sehen. Auch ich ertappte mich bei den Gefühl, unsere Wege hatten sich noch nicht getrennt aber ich sehnte mich danach sie wieder zu sehen.

      Ich weiß nicht wie lang wir schon gelaufen waren, noch immer hielt ich ihre zarte Hand, doch dann kam ich mit ihr an der Düne an an welche ich vorhin gedacht hatte. "Hier komm ich gerne her wenn ich meinen Kopf frei bekommen möchte. Oder als Inspiration für neue Werke." Hier traf die Schönheit der Natur auf heilende Ruhe. Es war immer etwas magisches, aber jetzt... mit ihr da... "Wollen ... wollen wir uns setzen?" Mit ihr hier zu sein, die Schönheit der Nacht und ihre Nähe zu genießen schien für mich in diesen Augenblick das schönste auf der Welt zu sein. Dabei kannten wir noch nicht einmal unsere Namen....
    • Nera

      Amüsiert musste ich lächeln, als der junge Künstler seine Sorgen äußerte, dass ich mich hoffentlich nicht erkälten würde. Wir waren eben nicht wie die Landbewohner, dementsprechend hatten wir keine menschlichen Gebrechen. Es gab anderes, das uns krank machen konnte, aber erkälten konnten wir uns nicht. Ich blickte direkt in seine hellen Augen, die meine blau leuchtenden reflektierten. Behutsam schmiegte ich mich an seine warme Hand, die mir die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht strich. Fast schon wie ein zahmes Haustier. Hatte Mera nicht erklärt, dass wir es waren, die Menschen verzauberten? Und nicht die Landbewohner uns?

      Hand in Hand liefen wir immer näher aufs Wasser zu. Es war, als würde die Welt für uns schweigen. Keine laute Musik, kaum eine Menschenseele um und herum und das Rauschen des Meeres.. das nach mir rief. Ich war aber noch nicht bereit zu gehen, nicht jetzt. Wobei, in seiner Nähe würde ich wohl generell nicht wieder zurück gehen wollen. Am liebsten wäre ich in der Lage die Zeit zu stoppen, so dass die Wellen, die auf uns zurollten anhielten und nicht jedes Mal das innerste meiner Seele ansprachen. Ich rückte näher an ihn, als könnte mich das vor dem Ozean bewahren - als wäre mein Zuhause gerade ein Unheil, das auf mich zukam, und nicht meine Heimat und Zuflucht. Zusammen hielten wir an einer kleinen Lagune an. Hier umspülten keine Wellen den Sand, das Wasser reflektierte einfach still den Sternenhimmel und Mondschein. Meine blauen Augen musterten das dunkle Wasser. Es kam mir so bekannt vor und doch fremd. Wie eine verschollene Bekanntschaft. Das Gefühl konnte ich nicht ganz loslassen, doch die Stimme des jungen Mann zerrte an meinen Gedanken, um mich zurück in den Moment zu holen.

      „Das kann ich verstehen, hier ist es so friedlich“, bemerkte ich und schweifte mit meinem Blick zu ihm zurück. Widerwillig ließ ich seine Hand los, um mich in den Sand zu setzen, wobei ich aus einer absurden Vorsicht heraus meine Knie ganz eng an meine Brust zog und die Arme drumherum schlang. Ich wollte dem Wasser nicht zu nahe kommen, selbst wenn es gerade still in dieser Lagune lag und keine Regung machte. Meinen Kopf legte ich auf den Knien ab und ich spürte selbst, wie kalt meine Haut im Vergleich zu seiner war. Wie magisch angezogen von dem Mann neben mir rutschte ich etwas näher zu ihm. Es reichte schon aus nur wenige Zentimeter von seinem Körper getrennt zu sein, um durch den Stoff seines Blazers hindurch, seine Wärme wahrzunehmen. Um nicht noch aufdringlicher zu werden, legte ich den Kopf ein wenig in den Nacken um zwischen meinen schwarzen Haarsträhnen den Sternenhimmel betrachten zu können.
      „Kennst du dich mit Sternen aus?“, fragte ich ihn und ließ meinen Blick auf den funkelnden Lichtern im Dunklen ruhen. Ich deutete auf den Stern, der am hellsten und stärksten leuchtete. „Meine große Schwester hatte mir beigebracht, dass das der Polarstern ist“, erklärte ich dabei „um immer den Weg nach Hause finden zu können.“ Es war etwas was man allen jungen Meerjungfrauen beibrachte, falls man einmal vom Weg abkam. Warum auch immer hatte ich es mir damals nie merken können, so dass Mera es sich damals zur Aufgabe gemacht hatte jede Nacht mit mir an die Oberfläche zu kommen und mit mir den Polarstern ausfindig zu machen.
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    • Matteo

      Da sahs ich nun, neben einer bezaubernden Unbekannten der ich meine ganze Welt zu Füßen legen wollte. Für einen Moment wartete ich auf die Stimme des Zweifelns, doch sie blieb still. Ein merkwürdiges Gefühl der Übereintimungwas ich so noch nicht gekannt hatte. Dabei war mir durchaus bewusst wie kopflos und unrealistisch es doch war. Wie sollte ich das anstellen? Was war meine Welt überhaupt....ohne sie? Ich konnte spüren wie sich ihre Hand quälend langsam von meiner trennte. Mir gefiel diese Distanz nicht aber ich wusste auch, das es nicht anders ging. Eilig ließ ich mich in den, noch überraschend warmen Sand fallen. "Alles... in Ordnung?" Es sah wirklich merkwürdig aus wie sich meine charmante Begleiterin in den Sand kauerte als wäre ihr kalt oder... - also ob sie sich vor etwas schützen musste. Prüfend sah ich mich um, konnte aber keine Gefahrenquelle aus machen. Gegen die Kälte hatte ich außer meinen Blazer nichts zu bie- doch! Eine Sache gab es noch. Vorsichtig rückte ich auch die letzten Zentimeter die sschwarzhaarige Schönheit heran und legte ihr sanft meinen Arm um. So konnte ich sie etwas wärmen, mit meiner eignen Körperwärme. Wieder fragte ich mich ob ich zu forsch oder zu aufdringlich gewesen bin. Allerdings wäre ein Mann wie Luca ihr wahrscheinlich schon längst viel zu nah gekommen.

      Gedankenverloren blickte ich auf. Dann nickte ich zustimmend. "Die Fischer in meinen Heimatdorf haben das auch immer gesagt." Ich musste schmunzeln. "Und uns als Kinder sicherlich den ein oder anderen Seemansgarn auf die Nase gebunden." Geschichten von Schatten der Seeungeheuer, die eigentlich nur treibende Algen waren und all so etwas. Ich hatte mich gerade zu Ende über diese Kindheitserinnerungen amüsiert da erwischte ich mich wieder erneut wie ich sie ansah. Sie war so atemberaubend schön auf ihre ganz eigene Art und Weise. Solch eine vollkommnde Schöhnheit konnte ich meist nur in Glas wiederfinden. Und ihre Augen, diese großen seeblauen Augen glänzten schöner als jeder Stern am Himmel. Ich bemerkte kaum, das es immer immer weiter zu ihr zog. Im Letzter Sekunde zwang ich mich inne zu halten. Ich war ihr so nah gekommen das ich ihren Atem auf meiner Haut spüren konnte, mein Blick sprang unentschlossen zwischen ihren Augen und ihren vollen rosigen Lippen hin und her. Obwohl ich mir in diesen Augenblick nichts sehnlicher wünschte als von ihnen zu kosten ich- "T-Tut mir leid. Ich wollte... also ich wollte nicht aufdringlich sein. Widerwillig und nur sehr langsam lief ich den Abstand zwischen unseren Gesichtern größer werden. "Das war dumm von mir, verzeih."
    • Nera

      Sein Arm um mich herum hielt meine aufkeimende Unsicherheit bezüglich dem nahen Wasser in Schach. Mein Atem beruhigte sich langsam und das beklemmende Gefühl, das sich in meiner Brust breit gemacht hatte, löste sich langsam in der Gegenwart seiner Wärme auf. Wie ich mich schon zuvor in seinen Blazer geschmiegt hatte, lehnte ich mich leicht an ihn. Komisch, wie richtig sich das anfühlte, obwohl ich ihn gar nicht kannte. Generell mochte ich es eigentlich nicht warm um mich, aber das hier war wohl anderes - auch wenn ich nicht sagen konnte woran es genau lag.

      Bei seiner Erzählung zeichnete sich ein Grinsen auf meinen Lippen ab. Anscheinend hatten wir für unsere unterschiedliche Herkunft doch ein paar Gemeinsamkeiten. Wer hätte gedacht das die Landbewohner ihren Kindern ähnliches beibringen, was die Sterne angeht. Wo es wohl noch Ähnlichkeiten gab? Vielleicht hatten wir einfach nicht genug mit den Menschen zu tun, um überhaupt davon zu wissen? Ich ließ langsam die Arme sinken und spürte den noch warmen Sand an meinen Handflächen. Doch auch die Wärme von ihm ausgehend kam mir näher.
      Ich wand den Blick zu dem jungen Mann neben mir, der sich genau in diesem Moment mit einer Entschuldigung zurückzog. Irritiert betrachtete ich ihn einen Moment. Es war offensichtlich, dass er sich gar nicht wieder distanzieren wollte. Und ich wollte das auch nicht. Dieses Mal war ich es, die den langsam entstandenen Abstand wieder verringerte und ihm näher kam. Wie von selbst nahm ich sein Gesicht in meine Hände und löste auch die letzten Zentimeter Distanz zwischen uns. Meine Lippen berührten seine. Sie fühlten sich glühend heiß an, als würde ich mich verbrennen, wenn ich nur eine Sekunde länger so verweilen würde. Aber das Risiko ging ich ein, um seinen bittersüßen Geschmack noch einen Augenblick länger auf meinen Lippen zu schmecken. Langsam schloss ich die Augen und verlagerte mein Gewicht in seine Richtung, während beide meine Hände noch immer auf seinen warmen Wangen ruhten. Ich merkte wie meine eigenen Wangen zu glühen anfingen, wie es in meiner Brust wild pochte und mein Atem schneller wurde. Das würde ich nicht viel länger aushalten können, aber ich wollte jeden Moment so auskosten.
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    • Matteo

      Es war ein Augenblick in den die Welt plötzlich still stand. Kein Reizen oder Eindruck von außen drang zu mir durch und innerlich richtete sich jeder Gedanke und jedes Gefühl nur auf sie. Für diesen Moment hielt ich meinen Atem an und obwohl mein Herz kurz still stand, spürte ich wie das Blut mir in den Kopf schoß. Was ihre Hände die fordernd aber unheimlich einladend auf meinen nun heißen Wangen ruhten, nur noch kühler anfühlten. Ihre vollen rosa Lippen schmeckten leicht nach Salz und waren so einladend weich. Sie umspielten meine so galant als wären sie nur für diesen Moment gemacht. In dieser Sekunde löste sich meine Starre. Mein Herz trieb mich unter immer schnelleren hämmern dazu an auch endlich aktiv zu werden. Zunächst noch recht sanft und dann von den Gefühl getragen immer leidenschaftlicher ließ ich meine Lippen auf die Ihren antworten.

      Bedacht schloss ich sie in meine Arme, drückte sie sacht an mich und genoss das elektrisierende Prickeln welches ich immer wahrnahm wenn ich sie berührte. Anfangs war da sie, die unbekannte Schöne, und ich, der vertiefte Glaskünstler und jetzt ... gab es nur noch ein Wir. Allmählich ließ ich mich nach hinten in den Sand sinken. Ich wollte mich ar nicht mehr von ihr lösen, wusste aber das dieser magische Moment nicht ewig wehren konnte. Erst als mir die Luft ausging löste ich mich von ihr. Es vergingen enige Sekunden in dem ich sie nur mit einer Mischung als Glückseeligkeit und Dankbarkeit ansah während meine Hände leicht über ihren zarten und doch sehr kräftigen Rücken streichelten. Dieser Moment war einfach perfekt. Schließlich konnte ich mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Genau jetzt, nach diesen Kuss und in diesem Licht sah sie noch viel schöner aus als sie ohnehin schon war. "Das war..." hauchte ich leise ohne die richtigen Worte zu finden.
    • Nera

      Ich spürte wie mein Oberkörper gegen seinen drückte. Wir waren uns so nah, er musste bestimmt spüren wie schnell mein Herz schlug. Eine Hand löste ich von seiner warmen Wange und stütze mich damit neben seinen athletischen Körper in den körnigen Sand, um mein Gewicht besser über ihn verlagern zu können. Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, bis er seine Lippen mit heißen Atem von meinen löste. Mit großen Augen blickte ich in seine und erwiderte sein breites Lächeln. "..perfekt?", versuchte ich seinen Satz flüsternd zu beenden, während ich den braunhaarigen Mann im Sand liegend betrachtete und mir ein leises Lachen rausrutschte. Mein Herz schlug weiterhin holprig in meiner Brust und überschlug sich immer wieder bei dem schnellen Tempo. Ich wollte nur noch so verweilen, doch in seinen Augen spiegelte sich etwas, was ich eigentlich lieber nicht gesehen hätte. Es waren die ersten Sonnenstrahlen, die den dunklen Nachthimmel langsam in ein lavendelfarbendes Meer verwandelten.

      Wie von einem Stromschlag getroffen wich ich von ihm zurück, die Zeit hatte mich doch allmählich eingeholt. Auch wenn ich es besser gewusst hatte, hatte ich mir Hoffnungen gemacht, dass die nächste Flut aus irgendeinem Grund erst später kommen würde. Widerwillig streifte ich seinen Blazer von meinen Schultern. Dabei spürte ich wie die kleine Kette mit dem schneckenmuschelförmigen Anhänger anfing unangenehm zu vibrieren. Die Warnung, das meine Zeit bald um war. Ich umgriff sie mit einer Hand, während ich ihn mit sehnsüchtiger Traurigkeit betrachtete. "Ich verspreche, es war perfekt. Ich muss nur sofort los", erklärte ich notgedrungen und sprang aus dem Sand auf. Bis jetzt hatte ich mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, was die Konsequenz für diesen magischen Abend sein würde, doch plötzlich schoss mir Meras wütendes Gesicht in den Kopf. Sie würde mich nie wieder an Land lassen, wenn ich ihr keine gute Begründung für mein Verschwinden liefern konnte. Panik breitete sich in mir aus. Bis jetzt hatte mein Herz freudige Sprünge gemacht, doch nun raste es vor Angst. Wie sollte ich sowas nur erklären? Und trotz dieser Sorgen, hörte ich wie über meine Lippen die Worte "Ich werde morgen wieder hier sein, genau hier wenn die Sonne untergangen ist" kamen. War ich lebensmüde? Oder nur bescheuert? Ohne auf eine Antwort zu warten eilte ich den Strand entlang mit dem Blick zum Horizont, wo die ersten Wolken wie rosa und orange Zuckerwatte vorbeizogen. So schnell wie es der Sanduntergrund zu ließ lief ich zu dem kleinen versteckten Bereich des Strands, dank dem ich überhaupt in diese Situation reingeraten war.
      ☀︎ Live by the sun
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    • Matteo

      Ich vestand nicht ganz, ehrlich gesagt verstand ich gar nichts mehr. Verwirrt richtete ich mich auf und starrte gedankenverloren aufs Meer. Was war da gerade passiert? Noch immer konnte ich begreifen was gerade geschehen war. Irgendwann stand ich auf, nahm meinen Blazer und blickte abermals in die Richtung in welche sie gerade verschwunden war. Schließlich seufzte ich tief. Egal was passiert war, sie war weg. Ob ich nun wollte oder nicht. Es brachte nichts hier herum zu sitzen und zu warten. Das würde mir höchstens eine fette Erkältung einbringen. Es war wohl das Beste wenn ich nach Hause ging.

      Die Nacht war kurz, verdammt kurz. Das Vibrieren meines Handys setzte ein und mein ganzer Schreibtisch begann der Bewegung zu folgen ehe der Weckton des Handyweckers einsetzte und mich aus meinen Träumen riss. Ich öffnete meine Augen ehr träge und erhob meinen Kopf langsam von meinen verschränkten Armen auf denen er die ganze Nacht geruht hatte. Verschlafen sah ich mich um. Irgendwie hatte ich einen kompletten Filmriss. Was hätte ich gemacht? Wo war ich überhaupt? Bis in mein Bett hatte ich es wohl nicht mehr geschafft. Allmählich wurde das verschwommene Bild meiner Augen klarer und während die Farben sich ordneten um langsam Form anzunehmen bemerkte ich dass ich mich in meinen Arbeitszimmer befand. . Es war 09:30 Uhr. "Verdammt!" Erschrocken fuhr ich hoch und fasste mir mit meiner Hand an die Stirn. Es war Sonntag also musste ich mich nicht bemühen die Fähre nach Murano zu schaffen. Dennoch war ich mit meinen Kollegen zum Brunch verabredet. Wir wollten gemeinsam die Eröffnung unserer Galerie feiern. Jetzt musste ich mich aber wirlich beeilen! Hastig sprang ich auf und hüpfte zunächst unter die Dusche. Zu spät hin oder her - das ließ ich mir nicht nehmen. Frisch geduscht fühlte sich für mich meist an wie neu geboren. Während mir die angenehm warmen Tropfen über den Körper rannen, wurden in mir Erinnerungen an den gestrigen Abend wach. War ich... wirklich noch aus gewesen? Mit dieser einzigartigen und schönen Schwarzhaarigen? Oder war es nur ein Traum gewesen? Sicher war ich mir da nicht mehr, allerdings waren es wirklich schöne Erinnerungen.

      Als ich aus der Dusche kam und mich hastig abgetrocknet hatte, schnappte ich mir die nächstbesten Klamotten. Zu letzt kramte ich nach Schlüssel, Handy und Portemonnaie dann stürmte ich auch schon aus meiner Wohnung. "Na Hola!" begrüßte mich Luca auf der Straße. "Ich dachte schon du kommst nicht mehr.... wo du gestern so einen schönen Abend hattest." Sein Grinsen wurde breiter ehe er seinen Arm um meinen Nacken legte und mich an sich drückte. "Und spar ja nicht an Details" Ich schnippte ihn die Sonnenbrille von der Nase. "Sieht aus, als hättest du mehr zu erzählen als ich mein Freund."