Nova University (Lavellan & Nao)

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    • Nova University (Lavellan & Nao)



      Jiyan

      Es war verrückt, dass Jiyan nur noch ein Jahr an dieser Universität haben sollte. Es kam ihm völlig bizarr vor. War er nicht vorgestern erst in dieses Zimmer gezogen? Nein, er hatte die Hälfte seines Masters schon hinter sich und war den ganzen Sommer hier mit Amari herumgelungert, weil sie nicht so lange auf Dauer bei ihren Familien hatten bleiben wollen. Das letzte Jahr war wie im Flug vergangen, ganz zu schweigen von den drei Jahren davor. Von all seinen bisherigen Mitbewohnern konnte er Amari jedenfalls am besten leiden und es war ein seltsamer Gedanke, sich nicht für den Rest seines Lebens ein Zimmer mit ihm zu teilen, auch wenn es eigentlich schon ein Ausnahmezustand war, zwei Jahre hintereinander zu bekommen, aber sie waren eben beide am selben Punkt ihres Studiums. Gut, alles hatte seine Nachteile. Theoretisch. Aber sie hatten beide nicht oft Gäste hier, mal abgesehen von Cleo, und hatten ihre Privatsphäre, wenn sie zu unterschiedlichen Zeiten Vorlesungen hatten, so wie jetzt. Das reichte Jin eigentlich. Gezwungenermaßen standen Amari und er sich mittlerweile ziemlich nah. Man durfte wirklich kein Problem damit haben, hier ständig mit anderen Menschen zusammenzukleben. Die Uni war zwar groß, aber bei dem Ansturm an Studenten musste eben auch Platz gespart werden. Wohnungen mit Einzelzimmern waren nicht sehr gängig. Aber es könnte schlimmer sein, wie etwa in seinem ersten Jahr hier, als er mit einem Sportstudenten zusammengelebt hatte, der anscheinend noch nie mit dem Thema Hygiene konfrontiert worden war. Urgh. Keine schöne Erinnerung.
      Der Blonde bekam langsam Hunger, weigerte sich aber, in seiner kurzen heiligen Mittagspause am Montag die Zeit in einem derartigen Getümmel zu verschwenden. Nein, die Müsliriegel würden ihn schon bis heute Abend durchbringen. Außerdem hing er noch an der Arbeit, die über den Sommer fertiggestellt hätte werden soll. So viel dazu. Acryl war noch immer nicht sein Favorit, auch nicht, nachdem er sich nun wochenlang damit herumgeschlagen hatte. Seine Professorin hatte ihn eiskalt belogen, als sie meinte, er würde die Farben schon noch lieben lernen, wenn er nur genug Zeit mit ihnen verbrachte. Und so leicht hatte er sich zu dieser Arbeit überreden lassen…
      Jin warf beinahe das Farbwasserglas quer über den Tisch, als hinter ihm auf einmal die Tür zum Zimmer aufging. Hatte er schon wieder vergessen abzuschließen? Ups.
      "Jinny, ich bin so müde, bitte lass mich hier schlafen", drang eine weinerliche Stimme durch seine Kopfhörer zu ihm durch und als er sich umdrehte, lag Cleo bereits wie ein gestrandeter Wal auf seinem Bett.
      "Schuhe ausziehen?", fragte er in aufforderndem Ton. Die Dunkelhaarige kickte sich die Sneaker von ihren Füßen und gab ein langes, leidendes Brummen von sich, bevor sie sich richtig auf das Bett schob und den Kopf hob, um Jiyan ihre großen, traurigen Augen zu zeigen.
      Er nahm sich die Kopfhörer ab und ließ den Pinsel ins Glas fallen. "Okay. Du hast jetzt schon keine Lust mehr? Am ersten Tag?", fragte er und schmunzelte. Er zog die Beine in einen Schneidersitz und lehnte sich zurück. Es war letztes Jahr keine Seltenheit gewesen, dass Cleo ihre Freizeit in seinem Zimmer verbrachte, weil ihre Mitbewohnerin ihr ständig absichtlich Fleischgerichte vor die Nase gehalten hatte, um sie zu nerven. Aber jetzt sollte sie ja… eine neue haben, da diese mittlerweile ihren Bachelor beendet hatte. "Wieder eine Mitbewohnerin, die nicht damit klarkommt, dass du kein Fleisch isst? Keine Tiere, sorry"
      Cleo seuzfte. "Nein, die… ist auf ne andere Art seltsam, aber das geht schon irgendwie klar. Ich hab nur vorhin gemerkt, wie verdammt viele Aufgaben ich diese Woche abgeben muss und ich hab über den Sommer irgendwie nichts gemacht, weil der so schnell um war und jetzt hab ich ein Problem", quasselte sie und ließ den Kopf dann wieder ins Kissen fallen.
      "Wem sagst du das", murmelte Jin. "Aber wieso kannst du dann nicht in deinem Zimmer Pause machen?"
      "… Wirfst du mich gerade raus?"
      Jin presste kurz die Lippen aufeinander und warf einen vielsagenden Blick auf seinen Schreibtisch. "Ich… hab ziemlich viel zu tun, aber wenn du echt nur schlafen willst… be my guest"
      Cleo ließ sich das nicht zwei Mal sagen und zog sich die Decke über den Körper, als würde sie in ihrem eigenen Bett liegen. Okay. Dieses Jahr würde sich wohl auch das nicht ändern. Naja, solange sie Jin zeichnen ließ und auf Amaris guter Seite blieb, indem sie ihn später wieder mit selbstgemachtem Kimchi bestach, brauchte sie auch keine Angst haben, rausgeworfen zu werden.
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      Aiden

      Wenn man Aiden die Wahl gegeben hätte, selbst zu entscheiden was er mit seinem Leben machen wollte, hätte er sich nie erst in eine Uni eingeschrieben - geschweige denn überhaupt die Schule abgeschlossen.
      Er wusste bereits welchen Weg er gehen wollte - er war gut in dem was er tat und tun wollte, dafür brauchte er diesen Papierkram nicht, welcher einem nach dem Abi oder dem Master verabreicht wurde. Nichts als unnötige Dokumente, die einem am Ende eh keine Türen öffnen würden.
      Aber naja, jetzt steckte er eben hier, und auch wenn es sich bei ihm nicht um ein Muttersöhnchen handelte, empfand er seine Alte mittlerweile als erbärmlich genug, das sie ihm einfach leidtat. Vielleicht zog er das ganze deswegen durch... Und naja, Schaden tat es ja nicht mehr über das zu lernen, womit er sich eh befassen würde.
      Der Neuankömmling hockte auf dem Boden, sich dabei an die Wand anlehnend, während sich seine schlanken Finger eine Zigarette rollten. Kein Gras oder ähnliches, einfach nur normales Nikotin. Wenn er etwas anderes rauchen wollte, könnte er es mit Sicherheit, aber wie es nun einmal bei Drogendealern typisch war, konsumierte er persönlich nichts.
      Warum sollte er denn auch seine eigene Ware verbrauchen?
      Mit einem großen Seufzen verharrte er in seiner Bewegung und ließ seinen Hinterkopf gegen die Wand in seinem Rücken fallen.
      Er hatte so keinen Bock auf das alles.. Nun, was es wohl schlimmer machte, war das er das Semester widerholen musste, da er mittendrin rausgeschmissen worden war, und das an einer Universität an der es von Möchtegern-Superhelden nur so wimmelte.
      Dem Zeitplan zufolge hatten sie hier sogar Unterricht um die eigenen Fähigkeiten zu fördern...
      Langsam wanderten seine rostbraunen Augen herunter auf seine Handfläche, während er die gerollte Kippe zwischen den Fingern seiner anderen Hand hielt.
      Aber vielleicht sollte er sich gerade darauf freuen...
      Er hatte schon ordentliches Glück damit gehabt, ein Einzelzimmer zugeteilt bekommen zu haben, da wäre es ja nicht schlecht wenn er seine Fähigkeiten ausarbeiten konnte, immerhin hätte dies bestimmt auch Einfluss auf seine... Pflänzchen.
      Sein Langzeitziel, hier ein gewisses Machtverhältnis aufzubauen, würde jedoch an erster Stelle stehen. Unheimlich ermüdend wenn man das immer wieder machen musste.
      Aiden entkam ein schweres Seufzen und dann hatte er sich auch schon die Zigarette zwischen die Lippen geklemmt und sich vom Boden hochgehievt, um draußen endlich die Flamme ranhalten zu können.
      Hier durfte man doch rauchen, oder? Draußen bestimmt... von irgendwelchen Raucherecken oder dergleichen hatte man ihm hier zumindest nie irgendetwas erzählt, noch sah er sie ausgeschildert! Von daher...
      "Dir ist bewusst das ein Dualstudium kein Kinderspiel ist?"
      Die Stimme erklang so nah neben dem Türkishaarigen das er vor Schreck zusammengezuckt war, etwas was er hoffte niemand gesehen hatte!
      "Was?", sofort war sein Blick strafend herumgeschnellt, nur um einen hochgewachsenen Rotschopf entgegenzustarren... und zu realisieren, das er gar nicht gemeint gewesen war.
      Dieser schenkte ihm ein irritiertes Grinsen, ehe er mit seinem Finger auf einen hinter seinem dichten Haar versteckten In-Ear Kopfhörer tippte.
      Er telefonierte...
      Sogleich verengte Aiden seine Augen und zog seinen Kopf zwischen seine Schultern, am liebsten hätte er sich wirklich physisch vor dieser Scharm versteckt, der Großgewachsene schien es nämlich als ziemlich lustig empfunden zu haben! Doch da es sich bei ihm nicht um eine Schildkröte handelte oder er plötzlich eine Fähigkeit entwickelte, in welcher er unsichtbar wurde oder Erinnerungen löschen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig als hastig seine Kapuze zu greifen und sie sich ins Gesicht zu ziehen - so waren seine glühenden Wangen zumindest versteckt.
      So viel zu seinem erhofften Machtverhältnis.
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      Jiyan

      Es dauerte gerade mal 15 Minuten, bis Cleo hochschreckte, dabei die Luft einsog und ihre Bein gegen den Schrank schlug, der am Bettende stand. Jiyan zog seinen Pinsel in seinem Zucken ein Stück zu weit und seine Kinnlade fiel auf, während er sich verärgert herumdrehte, um zu sehen, was in seine Freundin gefahren war.
      "Oh, sorry, ich hatte das Gefühl, ich hab verschlafen", murmelte sie, den Blick auf die Uhr ihres Handys gerichtet.
      Jiyan tauchte seinen Pinsel schlussendlich wieder ins Wasser und beließ es dabei. Er hatte ohnehin keine Lust auf dieses Bild, aber wenn Cleo es sich zur Aufgabe machte, absichtlich oder unabsichtlich, dass er nichts weiterbrachte, gab er besser gleich auf. Er seufzte und fuhr sich mit beiden Händen einmal übers Gesicht. Eigentlich war er genau so müde. Sitzen war vielleicht nicht die beste Idee, wenn sie noch einige Unterrichtsstunden am Nachmittag hatten. "Okay, wie wär's wenn wir in die Cafeteria gehen? Am Weg kannst du ja deine… Flyer austeilen"
      Cleo gähnte, setzte sich aber auf. "Na schön. Ich kann bei dem Stress sowieso nicht richtig schlafen", sagte sie und zog ihre Tasche auf ihren Schoß, um eine Bürste herauszukramen, dann einen Abdeckstift, dann Lipgloss und zuguterletzt verpestete sie die Luft im Zimmer mit zwei Sprühstößen ihres Parfums. Jiyan hielt automatisch die Luft an. "Oh Gott, gehen wir", sagte er erstickt, stand auf und steckte sein Handy in eine Tasche seiner Cargo Hose, bevor er mehr oder weniger um sein Leben lief, um in den Flur zu gelangen.

      Sie liefen über den halben Campus, um zur Cafeteria zu gelangen, wobei Cleo in ihrem Arm fest gut hundert Stück an Flyern umklammert hielt und immer wieder versuchte den Studenten um sie herum einen nach dem anderen anzudrehen. Aus Neugierde wurden sie meist angenommen und Cleo machte ganz gut Werbung.
      "Muss ich wirklich mitgehen?", fragte Jiyan irgendwann etwas unmotiviert, als er selbst wieder einmal einen Blick auf das Papier warf.
      "Es wird total lustig, du musst einfach dabei sein", bestand Cleo lächelnd.
      "So lustig wie die Semesterparty letzten Frühling? Oder wie die letzten Herbst?", fragte er sarkastisch. Er war kein Partymensch. Alles, was er dort tat, war in einer Ecke zu stehen und die Besoffenen skeptisch zu mustern, bis er aufgab und sich vor der Tür einen Joint reinzog und nachhause ging. Es war in seinen Augen absolut lächerlich, wie manche sich auf diesen Partys verhielten. Wie wilde Tiere. In jeder Ecke machte irgendjemand rum, Objekte wurden zerschlagen, Shots verschlungen und auf die Straße gekotzt. Nur über seine Leiche würde er jemals in seinem eigenen Zimmer eine Party schmeißen, abgesehen davon, dass da grundsätzlich schonmal nur 10 Leute reinpassen würden und diese Feste meistens in den größeren Einzelzimmern veranstaltet wurden und sich durch 2 bis 3 Wohnungen zogen, da sonst sowieso nicht genug Platz war. Das war eigentlich auch nur halb erlaubt. Semesterpartys gab es zu jedem Semesterstart und waren von der Uni genehmigt. Die Ausmaße, die diese annahmen, aber nicht unbedingt. Es wäre nicht das erste Mal, wenn die Polizei wieder aufkreuzte.
      "Aber Rita hat sogar eine Pinata organisiert. Es wird bestimmt toll, sie gibt sich echt Mühe", versuchte Cleo ihn weiter zu überzeugen.
      "Es liegt ja auch weniger an ihr, sondern den anderen Leuten dort", erklärte Jiyan. Rita war ganz nett, sie studierte im selben Jahr wie Cleo Medienwissenschaft und die beiden hatten wohl über den Sommer beschlossen, die Party dieses Mal selbst anzumelden und zu organisieren. In dem Punkt könnten Cleo und er nicht unterschiedlicher sein. Aber vermutlich würde er am Ende sowieso kommen, einfach weil sie es wollte.
      Sie gingen gerade ins nächste Gebäude hinein, in dem sich die Cafeteria befand, als Cleo kurz stehen blieb und einigen Leuten vor dem Eingang ihre Flyer andrehte. Darunter… war ein Typ mit Zigarette in der Hand, der sich eine Kapuze über die blauen Haare zog. Cleo hatte ihr Ziel erfasst, lächelte ihn breit an, sagte "Party heute Abend" und drückte ihm den Zettel in die Hand, während Jiyan ein wenig abseits stand und versuchte, auf sein Leben klarzukommen. Er zog Cleo ein Stück an sich heran, als sie zurückkam, versuchte seinen Blick von dem Jungen abzuwenden und zog sie eilig mit sich ins Gebäude. "Oh Mann, sah der gut aus, was zur Hölle? Wieso hab ich den vorher noch nie gesehen?", zischte er der Dunkelhaarigen ins Ohr und war immer noch leicht überwältig.
      Cleo drehte sofort mit offenem Mund und vielsagendem Blick den Kopf und starrte ihn an. "Uhm, Hallway-Crush? Okayy!" Ihre Stimmlage ging erschreckend weit nach oben. Sie kicherte, dann sagte sie: "Du und dein komisches Badboy Beuteschema"
      Jiyan verzog etwas angeekelt das Gesicht. "Ew, nenn es nicht so"
      "Okay, ich spreche nur Fakten aus", verteidigte sie sich. Und irgendwie hatte sie recht, aber das war absolut egal. Wenn der Typ mit den blauen Haaren auf die Party gehen könnte, war Jiyan definitiv auch dort. Auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich war, dass er ihn ansprechen würde, wenn er ihn sah. Dazu bräuchte es eine Menge Alkohol und dann würde es auch nicht gut enden.
      "Vielleicht traust du dich ja mal-" "Oh, lass mich in Ruhe", unterbrach er Cleo sofort. Sie kannte seine Geschichten von sogenannten 'Hallway-Crushes', die solche auch geblieben waren und nie mehr wurden. Außerdem hatte Dating mit dieser Art von Mensch nie wirklich funktioniert und am Ende war es ihm vielleicht sogar lieber, nicht herauszufinden, wie sie wirklich drauf waren. Jiyan hatte einfach eine Schwäche für Menschen, bei denen es absehbar war, dass sie Scheiße bauen würden. Dass sein Blick sofort auf die einzige Person mit Zigarette in der Hand und 'ich will nicht hier sein'-Ausdruck gefallen war, sagte doch irgendwie schon alles.
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      Aiden

      Am liebsten hätte er sich für diesen schrecklichen ersten Eindruck geohrfeigt, und das obwohl dieser Ginger ihn bestimmt schon in ein paar Momenten vergessen hatte. Sein Erscheinungsbild war ihm wichtig, und dabei sprach er nicht von seinem Aussehen, sondern eher von dem Eindruck welchen er bei anderen hinterließ.
      Wie sollte er sich den nötigen Respekt verdienen - oder eher erarbeiten - wenn ihn Leute am Ende für eine Witzfigur hielten?
      Verständlicherweise, jedenfalls für seine Verhältnisse, sank Aidens Laune in den Keller. Schlechte Laune hatte er selten und eigentlich war das ganze wirklich keine Situation, an welcher man sich lange aufhängen musste, aber vielleicht war es einfach nur dieser kleine schlechte Start in den Tag, welcher einen die ganzen verbleibenden 24 Stunden ruinierte... ungefähr so als wäre man mit dem falschen Fuß aufgestanden, und alles was es brauchte, war eine kleine Kleinigkeit!
      Gerade hatte er sein Zippo aus seiner Tasche herausgekramt, doch bevor ihm die Möglichkeit gegeben wurde die Kippe zwischen seinen Lippen anzuzünden, kam auch schon das nächste Ärgernis.
      Aiden hob nur müde die Augen als ihm ein kurzhaariges Mädel mit verdächtig viel Energie entgegen kam und ihm einen Flyer entgegendrückte, welchen er wortlos entgegennahm.
      Etwas aufdringlich, oder nicht?
      Kurz nur schwenkten seine Augen über die Einladung, umgehauen hatte es ihn nicht unbedingt und im ersten Moment überkam ihn auch schon die Lust, das Papier einfach zu zerknittern und in dem nächsten Mülleimer zu versenken... aber da wurde ihm erst die Möglichkeit bewusst, welche ihm gerade wortwörtlich in die Handfläche gelegt wurde.
      An sich war er kein Partymensch, auch wenn man es von jemanden wie ihm erwarten wurde. Sie waren ihm zu voll, zu laut, zu stickig.
      Aber... vielleicht war dies genau der Headstart welcher er brauchte.
      Gekonnt falteten seine schlanken Finger das Papier, ehe es in seiner Tasche verschwand, und er endlich die Flamme an seine Zigarette halten konnte. Mit einem tiefen Atemzug zog er die Glut im Tabak höher, füllte seine Lungen mit dem geliebten Nikotin, und folgte dem Duo in Gedanken mit dem Blick.
      Ausnahmsweise würde er es sich überlegen...

      "Cleo!", den Kopfhörer zog sich Emil aus dem Ohr, doch ein leises Geräusch - deuten konnte man es nicht so ganz - verriet das er sein Gespräch nicht beendet hatte.
      Das Duo kannte der Sportstudent nur vom sehen, auch wenn sie im letzten Studienjahr sozusagen Nachbarn gewesen waren... Doch sein Bruder hielt immer so viel Abstand von dem Blonden wie ihm möglich war, was es ihm erschwerte sich wirklich länger unterhalten zu können, ohne das ihm der Dunkelhaarige auch schon im Nacken war.
      Es war nie etwas persönliches gewesen, wirklich nicht... Es war nur, nun... Das kleine Haustier des Kunststudenten. Jiyan hatte ja keine Ahnung, wie sehr die Vorstellung, der Frosch könnte einmal entkommen und vielleicht bei ihnen im Zimmer auftauchen, seinen jüngeren Zwilling den Schlaf geraubt hatte.
      Begrüßt wurde der gleichaltrige jedoch trotzdem nicht, jedenfalls abgesehen von einem kurzen schiefen Grinsen.
      "Sucht ihr für eure Party noch n DJ?", Emil hob den Flyer zwischen seinen Fingern hoch und wedelte damit kurz vielsagend in der Luft.
      "Wage es nicht--!!", wer auch immer sich am Ende seines Telefonats befand wurde sofort einfach sinnbildlich mitsamt Kopfhörer in seine Jackentasche gestopft.
      Vincent musste einfach mehr aus sich heraus... Besonders seit seinem Eingriff hatte er sich neuen Kontakten entgegen einfach verschlossen, und da er extra zu seinem Resting Bitch Face auch so wenig sprach, hielten ihn viele Leute einfach für ein Arschloch.
      Dabei war er ganz nett! ...meistens jedenfalls.
      "Oder habt ihr schon alles soweit fertig mit der Planung?", folgte der Rothaarige sogleich seiner eigenen Frage, ohne überhaupt Zeit für eine Antwort gelassen zu haben. Wäre zumindest einen Versuch wert, oder?
    • Neu

      Cleo

      "Oh, hi, also, es ist nicht meine Party, sondern Ritas", erklärte sich breit lächelnd, während sie Jin am Ärmel zurückzog und zwang, bei ihr stehen zu bleiben. Sie kannte Emil kaum, aber er hatte eine Weile neben Jin gewohnt und damit hatte sie ihn so gut wie jeden Tag gesehen, weil sie bei Jin quasi ihre zweite Heimat hatte. Anders wäre das Leben hier auch unerträglich.
      "Aber ich glaube, sie fände das super, also… schreib ihr 'ne Info und sag, dass ich das Okay gegeben hab", erklärte sie. Nach Cleos Wissensstand gab es jedenfalls keinen DJ, sondern einfach eine fette Lautsprecherbox, die im Raum stand, weil einer ihrer Klassenkollegen sich geweigert hatte, seine Fähigkeit zu nutzen, um ihre Musik zu verstärken. Also ehrlich, wenn er schon Schallwellen kontrollieren konnte, was hatte er dann besseres zu tun?
      "Wir sehen uns heute Abend, Emil", sie zwinkerte ihm kurz zu, ließ Jin eine Sekunde, um sich mit einem seltsamen Lächeln zu verabschieden und zog den Blonden dann am Arm wieder mit sich.
      Sobald sie außer Reichweite waren, war sie mit dem Flüstern dran. Sie zog ihren Freund zu sich runter. "Hey, so jemanden solltest du dir mal suchen. Emil ist heiß und er macht Sport. Er kümmert sich um seinen Körper, anstatt ihn mit Drogen zu zerstören. Wie kannst du das ignorieren?" Sie schüttelte leicht den Kopf und fing sich ein irritiertes stockendes Geräusch von Jin ein.
      "Eh… ich hab noch nie 'ne Konversation mit ihm geführt, weil sein Bruder mich wie eine Giftschlange meidet", erwiderte er.
      "Und mit Kapuze hast du schonmal über Gott und die Welt philosophiert?"
      "Ka- Du musst mit diesen Spitznamen aufhören. Und das ist was ganz anderes. Außerdem hab ich nicht vor, mir realistisch betrachtet irgendwen zu 'suchen'. Man darf träumen. Ich darf träumen, Cleo"
      "Das ist dein Problem, Jinny, da haben wir's", seufzte sie. Gott, sie verstand nicht, wie Jin so wenig Vertrauen in seinen Charme haben konnte. Auch wenn das irgendwie ein Teil davon war. Diese ganze schüchterne Masche funktionierte für ihn irgendwie, sonst würden diesen oberflächlichen Arschloch-Typen ja garnicht drauf einlassen. Aber er hatte echt mal was besseres verdient. Vielleicht hätte er's leichter, wenn er Frauen daten würde, aber aus eigener Erfahrung konnte sie sagen… Es machte kaum einen Unterschied. Andere Probleme und doch irgendwie dieselben. Sie selbst hatte dem Thema Liebe auch langsam abgeschworen. Mehr als einen One Night Stand bekam keiner mehr aus ihr heraus, die Energie hatte sie einfach nicht mehr übrig! Aber Jin konnte auf so mysteriös und verschlossen tun, wie er wollte. Tief im Inneren hatte er definitiv zu viel Liebe zu verschenken.

      Jiyan

      Der erste Schritt durch die Tür zu Ritas Zimmer löste bereits einen unbeschreiblichen Ekel in Jiyan aus. Er hatte sich geweigert, von Anfang an dabei zu sein und nun war er mitten ins Getümmel gestoßen. Die Musik dröhnte bereits durch die Wände und es roch nach Alkohol und Gras. Über letzteres… konnte er sich nicht beschweren. Das bedeutete nur, dass hier irgendjemand dealte. Jetzt musste er nur noch herausfinden wer und sein Abend war gerettet. Er suchte erst kurz nach Cleo, die allerdings gut sichtbar beim Getränketisch stand und sich mit recht ernstem Ausdruck mit Rita unterhielt. Wahrscheinlich hatte irgendjemand was kaputt gemacht. Er tippte ihr auf die Schulter, um sie zu begrüßen, aber auch um sich als anwesend zu melden, damit sie wusste, dass er es tatsächlich über sich gebracht hatte, zu kommen. An ihr Partyoutfit und das bunte, glitzernde Make-Up kam er aber absolut nicht ran. Er hatte sich irgendeinen übergroßen Hoodie angezogen, den er nicht allzu sehr vermissen würde, falls er in irgendjemandes Kotzstrahl geriet. Was er mal nicht hoffte. Aber er war auf alles gefasst, was Studentenpartys betraf. Er schnappte sich vom Tisch einen Becher und schenkte sich Orangensaft ein, ohne mit irgendetwas zu mixen und blieb eine Weile an der Seite stehen, bis Cleo sich plötzlich in Luft auflöste und er sich der nächsten Aktivität widmete: Adlerauge aktiveren und den Dealer finden. Und vielleicht auch den Türkishaarigen von heute Mittag, aber… erstmal den Dealer, sonst ging ihm die Geduld aus, diese Musik zu ertragen.
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