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Vorstellung
Delaney Portelli
Ihr Atem geht schwer. Das Herz hämmert gegen ihren Brustkorb immer schneller, immer lauter, immer heftiger. Ihr Leib gehorcht ihr nicht; ihre Glieder zittern und dauernd wischt sie sich den Schweiß ihrer Hände an ihrer Hose ab und befeuchtet erfolglos ihre trockenen Lippen. Ihr Magen knotet sich zusammen. Der Fluchtinstinkt schlägt um und doch sind ihre Füße betoniert im Boden. Sie möchte sprechen, etwas sagen, ihr klagendes Stimmchen erheben, doch nichts passiert ihre Kehle, die mit Maschendraht umspannt ist. Und immer schneller, und immer lauter, und immer heftiger schlägt ihr Herz. Als erkenne es ihren Brustkorb als Gefängnis an, in dem es zu lange weggesperrt gewesen ist. Es rüttelt und zerrt an den knochigen Stäben.
Bu-bum. Bu-bum. Bu-bum. Bu-bum…
Nach ihrer letzten Vorlesung schlängelte Delaney Portelli, eine 26-jährige Studentin mit einer schrecklichen Panikattacke, an ihren Kommilitonen vorbei auf den Campus. Die Sonne schien zu grell auf sie hinab und die Stimmen um sie herum waren zu laut. Sie wurde an der Schulter angestoßen und Tränen schossen ihr bei der Berührung direkt in die Augen. „Sorry“, nuschelte jemand und mit einem leidigen Wimmern rannte sie wortlos vorbei. Ihre Schulter wurde warm, begann zu kribbeln und Schauer krochen wie Spinnenbeine ihren Körper rauf.
Inzwischen sprintete sie, rannte davon vor dem Unausweichlichen.
Keuchend schleppte sie sich die Treppenstufen rauf zu ihrer Wohnung. Sie klammerte am Geländer. Ihre Beine zitterten, ihre Muskeln pulsierten schmerzlich und wollten nachgeben. Doch Delaney stoppte erst, als sie nach mehreren Anläufen endlich den Schlüssel im Loch herumdrehte, die Tür einen Spalt weit öffnete um hindurch zu gleiten und sofort dahinter zu Boden sank, die Beine eng an ihren Körper drückte und das Gesicht in ihren Knien vergrub. Ein Atemzug. Ein zweiter. Ein dritter. Sie versuchte sich zu sammeln und ihren Körper zu regulieren…
Marinda Varnham war derzeitig vertieft. Nach einer produktiven Nacht, mit deutlich zu wenig Schlaf, sah sie es nur als angemessen für ihre seelische Verfassung ein bisschen zu faulenzen bei einer entspannten Runde Minecraft. Ihr verdunkeltes Fenster war auf kipp geöffnet und ihre letzte Zigarette brannte im Aschenbecher vor sich hin. Ein sanftes Mauzen ließ sie jedoch aufblicken. Schwungvoll drehte sie sich mit ihrem lächerlich großen Gaming Stuhl herum zu der Katze ihrer Mitbewohnerin. Das wunderschöne, flauschige Geschöpf saß an der geschlossenen Zimmertür und fuhr mit ihren Pfötchen darüber. „Lisa! Was soll das denn? Willst du mich verlassen?“, seufzte Marinda theatralisch und drückte sich von ihrem Stuhl hoch.
„Und ich dachte das wäre was Besonderes zwischen uns! Niemandem kann man heutzutage noch…-!“
Die junge Frau öffnete der Katze die Tür, die auch sogleich davon stürmte und auf das zusammengesunkene Knäul ihrer Besitzerin rüber rannte. Marinda hatte gar nicht bemerkt, dass Delaney zurückgekommen war. Sie hatte dieses unglaubliche Talent dafür sich überall reinzuschleichen. Aber natürlich würde Lisa nichts entgehen. Die Katzendame war schnell zur Stelle und drückte ihre Pfote in Delaneys Bein, um auf sich aufmerksam zu machen. Marinda hingegen war in ihrer Bewegung komplett erstarrt und blickte entgeistert auf ihre Mitbewohnerin. „Eh… hi? Alles… gut?“, räusperte sie sich peinlich berührt.
Delaney schaute auf. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht und sie sah schrecklich zerzaust aus. Ihre Gesichtsfarbe verschmolz mit der weißen Wand hinter ihr. Wehleidig schnappte sie sich Lisa und schuf ihr eine Kuhle in ihren Armen, in die sie sich fallen lassen konnte. Sie fuhr mit den Fingern durch das seidige, graue Fell und versuchte sich zu beruhigen.
Nach mehreren, in die Unendlichkeit gezogenen Sekunden der Stille nickte Delaney schließlich. „Ich komme nicht gut mit meiner Projektpartnerin zurecht…“, erklärte sie leise. „Sie… ist nicht sehr glücklich mit mir und…“ Sie holte noch einmal tief Luft, schüttelte dann aber den Kopf und schmiegte ihr Gesicht in Lisas Fell.
„Eigentlich ist es schon okey. Lass mich… einfach einen Moment hier sitzen.“ Sie zwang sich zu einem zittrigen Lächeln. „Geht gleich wieder.“
Zweifelhaft, dachte sich Marinda. Doch sie argumentierte nicht in diesen Momenten — Ausnahmsweise mal!
„Triffst du dich heute wieder mit den Hexen?“, fragte sie einfach stattdessen. Aus Delaney entwich ein schnaubendes, kurzes Auflachen. „Wir sind keine Hexen.“
Die IT-Studentin stopfte die Hände in die Taschen ihrer alten Jogginghose und zuckte ausufernd mit den Schultern.
„Also ich habe ja von der Inquisition gelernt, dass das kein gutes Argument ist.“
Delaney seufzte, hatte allerdings ein leichtes Lächeln auf den Lippen und nickte. „Heute Abend.“
„Okey! Bring mir kein übernatürliches Ungeziefer ins Haus! Bleib sauber, denk ans Verhüten und so weiter und so weiter. Und geh mit keinem Geist mit, der dir Süßigkeiten anbietet. Außer er sieht aus wie Ryan Reynolds. Aber dann kommst du noch mal her und holst mich ab! Dass das klar ist!“
Delaney wollte sich gar nicht trösten lassen. Wirklich nicht! Sie saß hier so wunderbar zusammen gekauert nach einem Gang durch ihre persönliche Hölle und war bereit sich selbst zu bemitleiden. Doch Marinda brachte sie doch einfach zum lachen. Verwirrt lächelnd schaute sie die Frau mit den zweifarbigen Haaren an.
„Sollte ich einen Geist treffen, der wie Ryan Reynolds aussieht, wird er Angst vor dir bekommen“, neckte sie liebevoll zurück.
Mit überspitzter Empörung zog Marinda scharf die Luft ein hielt sich die Hand an die Brust, bevor sie die Fassade jedoch fallen ließ und ihr noch ein freches Grinsen zeigte.
„Wenn was ist, schreib mir.“
Delaney nickte und damit verschwand die IT Studentin wieder in ihrem Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, während Laney langsam ihre Beine ausstreckte und einfach still dem brummenden Schnurren Lisas zuhörte und sie kraulte. Sie brauchte das Treffen mit dem Club heute definitiv, dachte sie mit verschlossenen Augen…
In dem verdunkelten Clubraum hinter den schweren, zugezogenen Gardinen kehrte schließlich endlich Stille ein in Delaneys rasendem Kopf. Aufgeregt betrachtete sie ihr gemeinsames Werk, als sich die anderen Mitglieder vom Zirkel des Zwielichts langsam in Position brachten. Sie gaben sich immer viel Mühe bei der Ästhetik ihrer Rituale, doch heute hatten sie sich selbst übertroffen.
Sie hatten es geschafft den ganzen Raum auszustellen mit Kerzen, die die Lichtquelle bildeten und tanzende Schatten an die Wände warfen. Mit Kreide haben sie einen Schutzkreis auf dem Boden gemalt und einen Standspiegel hinein gestellt. Leise summende Melodien wurden über einen der Bluetooth Lautsprecher gespielt und die anderen knieten sich auf schwarze samtene Kissen rundum im Schutzkreis hin. Delaney stockte der Atem bei dem Anblick und ihr Herz machte einen aufgeregten Sprung nach dem nächsten.
Sie fühlte die tiefe Verbundenheit mit den anderen Mitgliedern. In der Luft hin ihrer aller Aufregung, die sie tief in sich aufnahm und auf der Zunge schmeckte sie den Nervenkitzel. der sie alle umgab. Die anderen drei Mitglieder blickten zu ihrer Gruppenanführerin Rachel herüber, die das Signal gab, ehe sich an Laney gewandt wurde.
„Bereit?“ Die schwarz-haarige nickte eifrig mit einem strahlenden Grinsen und begab sich vorsichtig an den Kerzen vorbei in die Mitte des Kreises, direkt vor den Spiegel.
Endlich war sie weit weit weg von der Welt, die ihr solche Schmerzen und Angst bereitete. Hier war sie sicher. Hier wusste sie, wo sie hingehörte.
Rachel hatte das heutige Ritual ausgesucht und gefunden. Und Laney fühlte sich wie eine Kriegerin, auserkoren im Namen ihrer Königin voran zu schreiten. Mit erhobenem Haupt und stolz zurück gestreckten Schultern machte sie elegante, fließende Bewegungen. Jeder Muskel ihres Körper gehorchte ihrem Befehl und nur hier funktionierte sie wie eine gut geölte Maschine.
Ihr Selbstbewusstsein wuchs über ihren Kopf hinweg hinweg und für einen letzten innehaltenden Moment betrachtete sie sich selbst noch einmal in dem Spiegel, den sie als ihr Portal ausgesucht haben. Delaneys samtenes dunkelblaues Kleid mit den langen Trompetenärmeln schmiegt sich an sie und enthüllte ihre Brust, die sich vor Aufregung stark hob und senkte Brust in einem sanften Herzausschnitt, der selbst ihre dezenten Rundungen zur Geltung bringen konnte. Ihre blasse Haut in Verbindung mit den dunkelroten Lippen erzählten ein Gedicht und wurde umrahmt von großen, schweren Locken. Ihr Herz setzte einen Hüpfer aus und ihre Wangen färbten sich langsam aber stetig rot.
Sie fand sich selbst wunderschön in diesem Moment.
Lächelnd presste sie ihre Lippen aufeinander, räusperte sich sacht und rief sich zur Konzentration.
Sie nahm symbolisch ihr gemeinsam angefertigtes Buch der Schatten entgegen mit allen von ihnen zusammengetragenen Ritualen. Der schwere Ledereinband lag perfekt in ihren Händen und liebevoll strich sie zur Beruhigung ihrer Nerven über die eingestanzten Symbole darauf. Sie musste es nicht aufschlagen, sie waren es s oft durchgegangen und sie hatte endlose Male zuvor geübt. Doch sie drückte es dennoch eng an ihren Körper für den Halt, den es ihr bot. Anschließend nahm sie mit einem geflüsterten Dank einen roten Stift entgegen und atmete ein letztes Mal tief durch. Sie setzte den Stift auf der Spiegeloberfläche an auf der Höhe ihres Herzens.
„Mit den Worten der Alten“, erhob sie fest ihre Stimme und setzte den ersten Strich.
„Im Dunkel der Nacht und im Schatten der Sterne.
Öffne für mich die Tore der Zeit und des Raumes.“
Sie vernahm ein gespanntes Aufatmen hinter sich, als sie einen harten, quietschenden Strich durch ihre Zeichnung machte und kämpfte nun umso mehr gegen das Lächeln an und erstickte mit Mühe ein Kichern.
„Durch finstere Pfade und vergessene Pforten lass mich eintreten in die verlorenen Reiche...“
Mit absoluter Konzentration und Präzision zog Delaney den Kreis um ihre Rune und atmete erleichtert auf, dass er gut gelungen ist. Dabei bemerkte sie wie ein Lufthauch ihre Haare streifte und eine eingeladene Gänsehaut machte sich über ihre Arme breit.
„… und die Macht entfesseln, die jenseits der Tore liegt.“
Sie vollendete das Siegel und gab zeremoniell das Buch und den Stift wieder zurück und erhielt stattdessen ein kleines wunderschön verziertes Messer.
Nicht alle waren bereit ihr Blut zu opfern in ihren Ritualen. Doch Delaney scheute sich keineswegs in ihrem Ehrgeiz.
Sie strich ihren Ärmel hoch und schnitt sich vorsichtig in den Arm. Dabei achtete sie darauf keine tiefe Wunde zu hinterlassen. Das dunkle Rot floss sagenhaft schöne ihre blasse Haut hinab und tröpfelte auf den Schutzkreis. Erneut zog ein Windstoß herein und es japste hinter ihr. Doch sie war zu sehr gefangen in ihrem Ritual, um darauf zu achten.
„Mit Blut und Schatten, Angst und Leid…“ Sie drückte ihren Finger, der inzwischen mit Blut benetzt gewesen ist auf das Siegel und schrieb damit ein D für ihren Namen darüber.
„Erscheine mir und entfalte dein Geheimnis. Zeige mir, was sich vor den Augen versteckt hält…“
Sie nahm einen letzten tiefen Atemzug und drückte nun die ganze Hand auf den Spiegel als wäre er eine Tür und drückte sacht dagegen, während sie den Namen sprach, den sie mit diesem Ritual verbanden. Ihr Körper vibrierte in Spannung vor dem großen Finale und sie stellte sicher jede Silbe gut und deutlich auszusprechen.
„Ostiarius.“
…Und plötzlich wurde alles schwarz. Delaney konnte gerade noch erkennen, wie die Spiegeloberfläche sich färbte ehe eine heftige Windböe direkt aus dem Spiegel heraus alle Kerzen ausblies. Chaos brauch aus und sie hörte hinter sich erschrockene Aufschreie…
Vorstellung
Delaney Portelli
Ihr Atem geht schwer. Das Herz hämmert gegen ihren Brustkorb immer schneller, immer lauter, immer heftiger. Ihr Leib gehorcht ihr nicht; ihre Glieder zittern und dauernd wischt sie sich den Schweiß ihrer Hände an ihrer Hose ab und befeuchtet erfolglos ihre trockenen Lippen. Ihr Magen knotet sich zusammen. Der Fluchtinstinkt schlägt um und doch sind ihre Füße betoniert im Boden. Sie möchte sprechen, etwas sagen, ihr klagendes Stimmchen erheben, doch nichts passiert ihre Kehle, die mit Maschendraht umspannt ist. Und immer schneller, und immer lauter, und immer heftiger schlägt ihr Herz. Als erkenne es ihren Brustkorb als Gefängnis an, in dem es zu lange weggesperrt gewesen ist. Es rüttelt und zerrt an den knochigen Stäben.
Bu-bum. Bu-bum. Bu-bum. Bu-bum…
Nach ihrer letzten Vorlesung schlängelte Delaney Portelli, eine 26-jährige Studentin mit einer schrecklichen Panikattacke, an ihren Kommilitonen vorbei auf den Campus. Die Sonne schien zu grell auf sie hinab und die Stimmen um sie herum waren zu laut. Sie wurde an der Schulter angestoßen und Tränen schossen ihr bei der Berührung direkt in die Augen. „Sorry“, nuschelte jemand und mit einem leidigen Wimmern rannte sie wortlos vorbei. Ihre Schulter wurde warm, begann zu kribbeln und Schauer krochen wie Spinnenbeine ihren Körper rauf.
Inzwischen sprintete sie, rannte davon vor dem Unausweichlichen.
Keuchend schleppte sie sich die Treppenstufen rauf zu ihrer Wohnung. Sie klammerte am Geländer. Ihre Beine zitterten, ihre Muskeln pulsierten schmerzlich und wollten nachgeben. Doch Delaney stoppte erst, als sie nach mehreren Anläufen endlich den Schlüssel im Loch herumdrehte, die Tür einen Spalt weit öffnete um hindurch zu gleiten und sofort dahinter zu Boden sank, die Beine eng an ihren Körper drückte und das Gesicht in ihren Knien vergrub. Ein Atemzug. Ein zweiter. Ein dritter. Sie versuchte sich zu sammeln und ihren Körper zu regulieren…
Marinda Varnham war derzeitig vertieft. Nach einer produktiven Nacht, mit deutlich zu wenig Schlaf, sah sie es nur als angemessen für ihre seelische Verfassung ein bisschen zu faulenzen bei einer entspannten Runde Minecraft. Ihr verdunkeltes Fenster war auf kipp geöffnet und ihre letzte Zigarette brannte im Aschenbecher vor sich hin. Ein sanftes Mauzen ließ sie jedoch aufblicken. Schwungvoll drehte sie sich mit ihrem lächerlich großen Gaming Stuhl herum zu der Katze ihrer Mitbewohnerin. Das wunderschöne, flauschige Geschöpf saß an der geschlossenen Zimmertür und fuhr mit ihren Pfötchen darüber. „Lisa! Was soll das denn? Willst du mich verlassen?“, seufzte Marinda theatralisch und drückte sich von ihrem Stuhl hoch.
„Und ich dachte das wäre was Besonderes zwischen uns! Niemandem kann man heutzutage noch…-!“
Die junge Frau öffnete der Katze die Tür, die auch sogleich davon stürmte und auf das zusammengesunkene Knäul ihrer Besitzerin rüber rannte. Marinda hatte gar nicht bemerkt, dass Delaney zurückgekommen war. Sie hatte dieses unglaubliche Talent dafür sich überall reinzuschleichen. Aber natürlich würde Lisa nichts entgehen. Die Katzendame war schnell zur Stelle und drückte ihre Pfote in Delaneys Bein, um auf sich aufmerksam zu machen. Marinda hingegen war in ihrer Bewegung komplett erstarrt und blickte entgeistert auf ihre Mitbewohnerin. „Eh… hi? Alles… gut?“, räusperte sie sich peinlich berührt.
Delaney schaute auf. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht und sie sah schrecklich zerzaust aus. Ihre Gesichtsfarbe verschmolz mit der weißen Wand hinter ihr. Wehleidig schnappte sie sich Lisa und schuf ihr eine Kuhle in ihren Armen, in die sie sich fallen lassen konnte. Sie fuhr mit den Fingern durch das seidige, graue Fell und versuchte sich zu beruhigen.
Nach mehreren, in die Unendlichkeit gezogenen Sekunden der Stille nickte Delaney schließlich. „Ich komme nicht gut mit meiner Projektpartnerin zurecht…“, erklärte sie leise. „Sie… ist nicht sehr glücklich mit mir und…“ Sie holte noch einmal tief Luft, schüttelte dann aber den Kopf und schmiegte ihr Gesicht in Lisas Fell.
„Eigentlich ist es schon okey. Lass mich… einfach einen Moment hier sitzen.“ Sie zwang sich zu einem zittrigen Lächeln. „Geht gleich wieder.“
Zweifelhaft, dachte sich Marinda. Doch sie argumentierte nicht in diesen Momenten — Ausnahmsweise mal!
„Triffst du dich heute wieder mit den Hexen?“, fragte sie einfach stattdessen. Aus Delaney entwich ein schnaubendes, kurzes Auflachen. „Wir sind keine Hexen.“
Die IT-Studentin stopfte die Hände in die Taschen ihrer alten Jogginghose und zuckte ausufernd mit den Schultern.
„Also ich habe ja von der Inquisition gelernt, dass das kein gutes Argument ist.“
Delaney seufzte, hatte allerdings ein leichtes Lächeln auf den Lippen und nickte. „Heute Abend.“
„Okey! Bring mir kein übernatürliches Ungeziefer ins Haus! Bleib sauber, denk ans Verhüten und so weiter und so weiter. Und geh mit keinem Geist mit, der dir Süßigkeiten anbietet. Außer er sieht aus wie Ryan Reynolds. Aber dann kommst du noch mal her und holst mich ab! Dass das klar ist!“
Delaney wollte sich gar nicht trösten lassen. Wirklich nicht! Sie saß hier so wunderbar zusammen gekauert nach einem Gang durch ihre persönliche Hölle und war bereit sich selbst zu bemitleiden. Doch Marinda brachte sie doch einfach zum lachen. Verwirrt lächelnd schaute sie die Frau mit den zweifarbigen Haaren an.
„Sollte ich einen Geist treffen, der wie Ryan Reynolds aussieht, wird er Angst vor dir bekommen“, neckte sie liebevoll zurück.
Mit überspitzter Empörung zog Marinda scharf die Luft ein hielt sich die Hand an die Brust, bevor sie die Fassade jedoch fallen ließ und ihr noch ein freches Grinsen zeigte.
„Wenn was ist, schreib mir.“
Delaney nickte und damit verschwand die IT Studentin wieder in ihrem Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, während Laney langsam ihre Beine ausstreckte und einfach still dem brummenden Schnurren Lisas zuhörte und sie kraulte. Sie brauchte das Treffen mit dem Club heute definitiv, dachte sie mit verschlossenen Augen…
⦕Das Ritual⦖
In dem verdunkelten Clubraum hinter den schweren, zugezogenen Gardinen kehrte schließlich endlich Stille ein in Delaneys rasendem Kopf. Aufgeregt betrachtete sie ihr gemeinsames Werk, als sich die anderen Mitglieder vom Zirkel des Zwielichts langsam in Position brachten. Sie gaben sich immer viel Mühe bei der Ästhetik ihrer Rituale, doch heute hatten sie sich selbst übertroffen.
Sie hatten es geschafft den ganzen Raum auszustellen mit Kerzen, die die Lichtquelle bildeten und tanzende Schatten an die Wände warfen. Mit Kreide haben sie einen Schutzkreis auf dem Boden gemalt und einen Standspiegel hinein gestellt. Leise summende Melodien wurden über einen der Bluetooth Lautsprecher gespielt und die anderen knieten sich auf schwarze samtene Kissen rundum im Schutzkreis hin. Delaney stockte der Atem bei dem Anblick und ihr Herz machte einen aufgeregten Sprung nach dem nächsten.
Sie fühlte die tiefe Verbundenheit mit den anderen Mitgliedern. In der Luft hin ihrer aller Aufregung, die sie tief in sich aufnahm und auf der Zunge schmeckte sie den Nervenkitzel. der sie alle umgab. Die anderen drei Mitglieder blickten zu ihrer Gruppenanführerin Rachel herüber, die das Signal gab, ehe sich an Laney gewandt wurde.
„Bereit?“ Die schwarz-haarige nickte eifrig mit einem strahlenden Grinsen und begab sich vorsichtig an den Kerzen vorbei in die Mitte des Kreises, direkt vor den Spiegel.
Endlich war sie weit weit weg von der Welt, die ihr solche Schmerzen und Angst bereitete. Hier war sie sicher. Hier wusste sie, wo sie hingehörte.
Rachel hatte das heutige Ritual ausgesucht und gefunden. Und Laney fühlte sich wie eine Kriegerin, auserkoren im Namen ihrer Königin voran zu schreiten. Mit erhobenem Haupt und stolz zurück gestreckten Schultern machte sie elegante, fließende Bewegungen. Jeder Muskel ihres Körper gehorchte ihrem Befehl und nur hier funktionierte sie wie eine gut geölte Maschine.
Ihr Selbstbewusstsein wuchs über ihren Kopf hinweg hinweg und für einen letzten innehaltenden Moment betrachtete sie sich selbst noch einmal in dem Spiegel, den sie als ihr Portal ausgesucht haben. Delaneys samtenes dunkelblaues Kleid mit den langen Trompetenärmeln schmiegt sich an sie und enthüllte ihre Brust, die sich vor Aufregung stark hob und senkte Brust in einem sanften Herzausschnitt, der selbst ihre dezenten Rundungen zur Geltung bringen konnte. Ihre blasse Haut in Verbindung mit den dunkelroten Lippen erzählten ein Gedicht und wurde umrahmt von großen, schweren Locken. Ihr Herz setzte einen Hüpfer aus und ihre Wangen färbten sich langsam aber stetig rot.
Sie fand sich selbst wunderschön in diesem Moment.
Lächelnd presste sie ihre Lippen aufeinander, räusperte sich sacht und rief sich zur Konzentration.
Sie nahm symbolisch ihr gemeinsam angefertigtes Buch der Schatten entgegen mit allen von ihnen zusammengetragenen Ritualen. Der schwere Ledereinband lag perfekt in ihren Händen und liebevoll strich sie zur Beruhigung ihrer Nerven über die eingestanzten Symbole darauf. Sie musste es nicht aufschlagen, sie waren es s oft durchgegangen und sie hatte endlose Male zuvor geübt. Doch sie drückte es dennoch eng an ihren Körper für den Halt, den es ihr bot. Anschließend nahm sie mit einem geflüsterten Dank einen roten Stift entgegen und atmete ein letztes Mal tief durch. Sie setzte den Stift auf der Spiegeloberfläche an auf der Höhe ihres Herzens.
„Mit den Worten der Alten“, erhob sie fest ihre Stimme und setzte den ersten Strich.
„Im Dunkel der Nacht und im Schatten der Sterne.
Öffne für mich die Tore der Zeit und des Raumes.“
Sie vernahm ein gespanntes Aufatmen hinter sich, als sie einen harten, quietschenden Strich durch ihre Zeichnung machte und kämpfte nun umso mehr gegen das Lächeln an und erstickte mit Mühe ein Kichern.
„Durch finstere Pfade und vergessene Pforten lass mich eintreten in die verlorenen Reiche...“
Mit absoluter Konzentration und Präzision zog Delaney den Kreis um ihre Rune und atmete erleichtert auf, dass er gut gelungen ist. Dabei bemerkte sie wie ein Lufthauch ihre Haare streifte und eine eingeladene Gänsehaut machte sich über ihre Arme breit.
„… und die Macht entfesseln, die jenseits der Tore liegt.“
Sie vollendete das Siegel und gab zeremoniell das Buch und den Stift wieder zurück und erhielt stattdessen ein kleines wunderschön verziertes Messer.
Nicht alle waren bereit ihr Blut zu opfern in ihren Ritualen. Doch Delaney scheute sich keineswegs in ihrem Ehrgeiz.
Sie strich ihren Ärmel hoch und schnitt sich vorsichtig in den Arm. Dabei achtete sie darauf keine tiefe Wunde zu hinterlassen. Das dunkle Rot floss sagenhaft schöne ihre blasse Haut hinab und tröpfelte auf den Schutzkreis. Erneut zog ein Windstoß herein und es japste hinter ihr. Doch sie war zu sehr gefangen in ihrem Ritual, um darauf zu achten.
„Mit Blut und Schatten, Angst und Leid…“ Sie drückte ihren Finger, der inzwischen mit Blut benetzt gewesen ist auf das Siegel und schrieb damit ein D für ihren Namen darüber.
„Erscheine mir und entfalte dein Geheimnis. Zeige mir, was sich vor den Augen versteckt hält…“
Sie nahm einen letzten tiefen Atemzug und drückte nun die ganze Hand auf den Spiegel als wäre er eine Tür und drückte sacht dagegen, während sie den Namen sprach, den sie mit diesem Ritual verbanden. Ihr Körper vibrierte in Spannung vor dem großen Finale und sie stellte sicher jede Silbe gut und deutlich auszusprechen.
„Ostiarius.“
…Und plötzlich wurde alles schwarz. Delaney konnte gerade noch erkennen, wie die Spiegeloberfläche sich färbte ehe eine heftige Windböe direkt aus dem Spiegel heraus alle Kerzen ausblies. Chaos brauch aus und sie hörte hinter sich erschrockene Aufschreie…