Den Dämon, den ich rief, werde ich nun nicht mehr los! ⦕Castti & Alea⦖

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    • Den Dämon, den ich rief, werde ich nun nicht mehr los! ⦕Castti & Alea⦖

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      Vorstellung

      Delaney Portelli
      Ihr Atem geht schwer. Das Herz hämmert gegen ihren Brustkorb immer schneller, immer lauter, immer heftiger. Ihr Leib gehorcht ihr nicht; ihre Glieder zittern und dauernd wischt sie sich den Schweiß ihrer Hände an ihrer Hose ab und befeuchtet erfolglos ihre trockenen Lippen. Ihr Magen knotet sich zusammen. Der Fluchtinstinkt schlägt um und doch sind ihre Füße betoniert im Boden. Sie möchte sprechen, etwas sagen, ihr klagendes Stimmchen erheben, doch nichts passiert ihre Kehle, die mit Maschendraht umspannt ist. Und immer schneller, und immer lauter, und immer heftiger schlägt ihr Herz. Als erkenne es ihren Brustkorb als Gefängnis an, in dem es zu lange weggesperrt gewesen ist. Es rüttelt und zerrt an den knochigen Stäben.
      Bu-bum. Bu-bum. Bu-bum. Bu-bum…

      Nach ihrer letzten Vorlesung schlängelte Delaney Portelli, eine 26-jährige Studentin mit einer schrecklichen Panikattacke, an ihren Kommilitonen vorbei auf den Campus. Die Sonne schien zu grell auf sie hinab und die Stimmen um sie herum waren zu laut. Sie wurde an der Schulter angestoßen und Tränen schossen ihr bei der Berührung direkt in die Augen. „Sorry“, nuschelte jemand und mit einem leidigen Wimmern rannte sie wortlos vorbei. Ihre Schulter wurde warm, begann zu kribbeln und Schauer krochen wie Spinnenbeine ihren Körper rauf.
      Inzwischen sprintete sie, rannte davon vor dem Unausweichlichen.
      Keuchend schleppte sie sich die Treppenstufen rauf zu ihrer Wohnung. Sie klammerte am Geländer. Ihre Beine zitterten, ihre Muskeln pulsierten schmerzlich und wollten nachgeben. Doch Delaney stoppte erst, als sie nach mehreren Anläufen endlich den Schlüssel im Loch herumdrehte, die Tür einen Spalt weit öffnete um hindurch zu gleiten und sofort dahinter zu Boden sank, die Beine eng an ihren Körper drückte und das Gesicht in ihren Knien vergrub. Ein Atemzug. Ein zweiter. Ein dritter. Sie versuchte sich zu sammeln und ihren Körper zu regulieren…

      Marinda Varnham war derzeitig vertieft. Nach einer produktiven Nacht, mit deutlich zu wenig Schlaf, sah sie es nur als angemessen für ihre seelische Verfassung ein bisschen zu faulenzen bei einer entspannten Runde Minecraft. Ihr verdunkeltes Fenster war auf kipp geöffnet und ihre letzte Zigarette brannte im Aschenbecher vor sich hin. Ein sanftes Mauzen ließ sie jedoch aufblicken. Schwungvoll drehte sie sich mit ihrem lächerlich großen Gaming Stuhl herum zu der Katze ihrer Mitbewohnerin. Das wunderschöne, flauschige Geschöpf saß an der geschlossenen Zimmertür und fuhr mit ihren Pfötchen darüber. „Lisa! Was soll das denn? Willst du mich verlassen?“, seufzte Marinda theatralisch und drückte sich von ihrem Stuhl hoch.
      „Und ich dachte das wäre was Besonderes zwischen uns! Niemandem kann man heutzutage noch…-!“
      Die junge Frau öffnete der Katze die Tür, die auch sogleich davon stürmte und auf das zusammengesunkene Knäul ihrer Besitzerin rüber rannte. Marinda hatte gar nicht bemerkt, dass Delaney zurückgekommen war. Sie hatte dieses unglaubliche Talent dafür sich überall reinzuschleichen. Aber natürlich würde Lisa nichts entgehen. Die Katzendame war schnell zur Stelle und drückte ihre Pfote in Delaneys Bein, um auf sich aufmerksam zu machen. Marinda hingegen war in ihrer Bewegung komplett erstarrt und blickte entgeistert auf ihre Mitbewohnerin. „Eh… hi? Alles… gut?“, räusperte sie sich peinlich berührt.
      Delaney schaute auf. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht und sie sah schrecklich zerzaust aus. Ihre Gesichtsfarbe verschmolz mit der weißen Wand hinter ihr. Wehleidig schnappte sie sich Lisa und schuf ihr eine Kuhle in ihren Armen, in die sie sich fallen lassen konnte. Sie fuhr mit den Fingern durch das seidige, graue Fell und versuchte sich zu beruhigen.
      Nach mehreren, in die Unendlichkeit gezogenen Sekunden der Stille nickte Delaney schließlich. „Ich komme nicht gut mit meiner Projektpartnerin zurecht…“, erklärte sie leise. „Sie… ist nicht sehr glücklich mit mir und…“ Sie holte noch einmal tief Luft, schüttelte dann aber den Kopf und schmiegte ihr Gesicht in Lisas Fell.
      „Eigentlich ist es schon okey. Lass mich… einfach einen Moment hier sitzen.“ Sie zwang sich zu einem zittrigen Lächeln. „Geht gleich wieder.“
      Zweifelhaft, dachte sich Marinda. Doch sie argumentierte nicht in diesen Momenten — Ausnahmsweise mal!
      „Triffst du dich heute wieder mit den Hexen?“, fragte sie einfach stattdessen. Aus Delaney entwich ein schnaubendes, kurzes Auflachen. „Wir sind keine Hexen.“
      Die IT-Studentin stopfte die Hände in die Taschen ihrer alten Jogginghose und zuckte ausufernd mit den Schultern.
      „Also ich habe ja von der Inquisition gelernt, dass das kein gutes Argument ist.“
      Delaney seufzte, hatte allerdings ein leichtes Lächeln auf den Lippen und nickte. „Heute Abend.“
      „Okey! Bring mir kein übernatürliches Ungeziefer ins Haus! Bleib sauber, denk ans Verhüten und so weiter und so weiter. Und geh mit keinem Geist mit, der dir Süßigkeiten anbietet. Außer er sieht aus wie Ryan Reynolds. Aber dann kommst du noch mal her und holst mich ab! Dass das klar ist!“
      Delaney wollte sich gar nicht trösten lassen. Wirklich nicht! Sie saß hier so wunderbar zusammen gekauert nach einem Gang durch ihre persönliche Hölle und war bereit sich selbst zu bemitleiden. Doch Marinda brachte sie doch einfach zum lachen. Verwirrt lächelnd schaute sie die Frau mit den zweifarbigen Haaren an.
      „Sollte ich einen Geist treffen, der wie Ryan Reynolds aussieht, wird er Angst vor dir bekommen“, neckte sie liebevoll zurück.
      Mit überspitzter Empörung zog Marinda scharf die Luft ein hielt sich die Hand an die Brust, bevor sie die Fassade jedoch fallen ließ und ihr noch ein freches Grinsen zeigte.
      „Wenn was ist, schreib mir.“
      Delaney nickte und damit verschwand die IT Studentin wieder in ihrem Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, während Laney langsam ihre Beine ausstreckte und einfach still dem brummenden Schnurren Lisas zuhörte und sie kraulte. Sie brauchte das Treffen mit dem Club heute definitiv, dachte sie mit verschlossenen Augen…

      Das Ritual

      In dem verdunkelten Clubraum hinter den schweren, zugezogenen Gardinen kehrte schließlich endlich Stille ein in Delaneys rasendem Kopf. Aufgeregt betrachtete sie ihr gemeinsames Werk, als sich die anderen Mitglieder vom Zirkel des Zwielichts langsam in Position brachten. Sie gaben sich immer viel Mühe bei der Ästhetik ihrer Rituale, doch heute hatten sie sich selbst übertroffen.
      Sie hatten es geschafft den ganzen Raum auszustellen mit Kerzen, die die Lichtquelle bildeten und tanzende Schatten an die Wände warfen. Mit Kreide haben sie einen Schutzkreis auf dem Boden gemalt und einen Standspiegel hinein gestellt. Leise summende Melodien wurden über einen der Bluetooth Lautsprecher gespielt und die anderen knieten sich auf schwarze samtene Kissen rundum im Schutzkreis hin. Delaney stockte der Atem bei dem Anblick und ihr Herz machte einen aufgeregten Sprung nach dem nächsten.
      Sie fühlte die tiefe Verbundenheit mit den anderen Mitgliedern. In der Luft hin ihrer aller Aufregung, die sie tief in sich aufnahm und auf der Zunge schmeckte sie den Nervenkitzel. der sie alle umgab. Die anderen drei Mitglieder blickten zu ihrer Gruppenanführerin Rachel herüber, die das Signal gab, ehe sich an Laney gewandt wurde.
      „Bereit?“ Die schwarz-haarige nickte eifrig mit einem strahlenden Grinsen und begab sich vorsichtig an den Kerzen vorbei in die Mitte des Kreises, direkt vor den Spiegel.
      Endlich war sie weit weit weg von der Welt, die ihr solche Schmerzen und Angst bereitete. Hier war sie sicher. Hier wusste sie, wo sie hingehörte.
      Rachel hatte das heutige Ritual ausgesucht und gefunden. Und Laney fühlte sich wie eine Kriegerin, auserkoren im Namen ihrer Königin voran zu schreiten. Mit erhobenem Haupt und stolz zurück gestreckten Schultern machte sie elegante, fließende Bewegungen. Jeder Muskel ihres Körper gehorchte ihrem Befehl und nur hier funktionierte sie wie eine gut geölte Maschine.

      Ihr Selbstbewusstsein wuchs über ihren Kopf hinweg hinweg und für einen letzten innehaltenden Moment betrachtete sie sich selbst noch einmal in dem Spiegel, den sie als ihr Portal ausgesucht haben. Delaneys samtenes dunkelblaues Kleid mit den langen Trompetenärmeln schmiegt sich an sie und enthüllte ihre Brust, die sich vor Aufregung stark hob und senkte Brust in einem sanften Herzausschnitt, der selbst ihre dezenten Rundungen zur Geltung bringen konnte. Ihre blasse Haut in Verbindung mit den dunkelroten Lippen erzählten ein Gedicht und wurde umrahmt von großen, schweren Locken. Ihr Herz setzte einen Hüpfer aus und ihre Wangen färbten sich langsam aber stetig rot.
      Sie fand sich selbst wunderschön in diesem Moment.

      Lächelnd presste sie ihre Lippen aufeinander, räusperte sich sacht und rief sich zur Konzentration.
      Sie nahm symbolisch ihr gemeinsam angefertigtes Buch der Schatten entgegen mit allen von ihnen zusammengetragenen Ritualen. Der schwere Ledereinband lag perfekt in ihren Händen und liebevoll strich sie zur Beruhigung ihrer Nerven über die eingestanzten Symbole darauf. Sie musste es nicht aufschlagen, sie waren es s oft durchgegangen und sie hatte endlose Male zuvor geübt. Doch sie drückte es dennoch eng an ihren Körper für den Halt, den es ihr bot. Anschließend nahm sie mit einem geflüsterten Dank einen roten Stift entgegen und atmete ein letztes Mal tief durch. Sie setzte den Stift auf der Spiegeloberfläche an auf der Höhe ihres Herzens.

      „Mit den Worten der Alten“, erhob sie fest ihre Stimme und setzte den ersten Strich.
      „Im Dunkel der Nacht und im Schatten der Sterne.
      Öffne für mich die Tore der Zeit und des Raumes.“

      Sie vernahm ein gespanntes Aufatmen hinter sich, als sie einen harten, quietschenden Strich durch ihre Zeichnung machte und kämpfte nun umso mehr gegen das Lächeln an und erstickte mit Mühe ein Kichern.
      „Durch finstere Pfade und vergessene Pforten lass mich eintreten in die verlorenen Reiche...“
      Mit absoluter Konzentration und Präzision zog Delaney den Kreis um ihre Rune und atmete erleichtert auf, dass er gut gelungen ist. Dabei bemerkte sie wie ein Lufthauch ihre Haare streifte und eine eingeladene Gänsehaut machte sich über ihre Arme breit.
      „… und die Macht entfesseln, die jenseits der Tore liegt.“

      Sie vollendete das Siegel und gab zeremoniell das Buch und den Stift wieder zurück und erhielt stattdessen ein kleines wunderschön verziertes Messer.
      Nicht alle waren bereit ihr Blut zu opfern in ihren Ritualen. Doch Delaney scheute sich keineswegs in ihrem Ehrgeiz.
      Sie strich ihren Ärmel hoch und schnitt sich vorsichtig in den Arm. Dabei achtete sie darauf keine tiefe Wunde zu hinterlassen. Das dunkle Rot floss sagenhaft schöne ihre blasse Haut hinab und tröpfelte auf den Schutzkreis. Erneut zog ein Windstoß herein und es japste hinter ihr. Doch sie war zu sehr gefangen in ihrem Ritual, um darauf zu achten.

      „Mit Blut und Schatten, Angst und Leid…“ Sie drückte ihren Finger, der inzwischen mit Blut benetzt gewesen ist auf das Siegel und schrieb damit ein D für ihren Namen darüber.
      „Erscheine mir und entfalte dein Geheimnis. Zeige mir, was sich vor den Augen versteckt hält…“
      Sie nahm einen letzten tiefen Atemzug und drückte nun die ganze Hand auf den Spiegel als wäre er eine Tür und drückte sacht dagegen, während sie den Namen sprach, den sie mit diesem Ritual verbanden. Ihr Körper vibrierte in Spannung vor dem großen Finale und sie stellte sicher jede Silbe gut und deutlich auszusprechen.
      „Ostiarius.“

      …Und plötzlich wurde alles schwarz. Delaney konnte gerade noch erkennen, wie die Spiegeloberfläche sich färbte ehe eine heftige Windböe direkt aus dem Spiegel heraus alle Kerzen ausblies. Chaos brauch aus und sie hörte hinter sich erschrockene Aufschreie…


    • Mit diesem Siegel werden die 13 dämonischen Plagen von der Welt gebannt, um die Menschheit vor ihnen zu schützen. Ostiarius! Mein treuer Diener, mein guter Freund. Wache über sie, bis man die Antwort findet, die Kreaturen vollkommen zu bannen. Sei du ihr Wärter, ihr Kerkermeister auf ewig, bis man mit Blut und den wahren Worten der Schatten deine Fesseln wieder löst. Du wirst gebunden an sie sein, versehen mit großer Macht, um die Kreaturen der Zerstörung und des Chaos zu bändigen und um das Tor zur Anderswelt verschlossen zu halten. Doch jetzt schlafe, mein Wächter.

      Signata. Interdictum. Donec a tempor ex.


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      Heute war ein guter Tag. Ach was, ein fantastischer Tag! Denn heute Abend traf sich wieder der Z.Z., der Zirkel des Zwielichts, um ein Ritual zu vollführen, für das nicht nur Rachel, sondern auch die anderen Clubmitglieder viel Zeit und Energie investiert haben. So konnte sich die Pinkhaarige auch kaum auf ihre Vorlesung konzentrieren und dabei ging es um die Totenstarre und die Insekten, über die man herausfinden konnte, wie lange ein Leichnam schon sein Leben ausgehaucht hatte. Viel zu groß war ihre Vorfreude auf das bevorstehende Spektakel. Hummeln im Hintern, war wohl der korrekte Ausdruck für die Studentin der Rechtsmedizin, mit den zusätzlichen Fächern Forensik und Pathologie. Natürlich studierte ein Mädchen wie Rachel nicht Wirtschaft oder Marketing. Nein, ihr ganzes Leben lang drehte sich bei ihr alles um den Tod und das Okkulte. Kurz erwog sie auch als Studienfach Psychologie, um den kranken Verstand des Menschen besser zu verstehen oder auch Literatur, wo sie ihre eigenen Krimis hätte schreiben können, mit all ihren makabren Fantasien. Doch wieso sich eine Geschichte mühselige ausdenken, wenn man einer wahren auf den Grund gehen konnte?!
      Nervös rutschte die Pinkhaarige auf ihrem Stuhl hin und her, während ihr Fuß hibbelig, wie bei einer Spastik, sich die ganze Zeit hoch und herunterbewegte, dass ihr ganzes Bein zitterte. Als der Professor dann seine Vorlesung beendete, war diese wie ein Startschuss. In Windeseile warf Rachel einfach alles wahllos in ihre Hängetasche und war die Erste, die den Saal verließ. Sie hatten zwar schon einige vorbereitet, doch es gab noch immer viel zu tun! Und heute sollte einfach alles perfekt sein! Daher war ihr erster Stopp ihr Zimmer im Wohnheim, wo sie ihre Tasche einfach auf ihrem Schreibtisch liegen ließ. Eine Mitbewohnerin hatte sie nicht, war das Zimmer erstens zu klein für zwei Personen und zweitens traute sich eh keiner ihrer Kommilitonen, mit ihr unter einem Dach zu wohnen. Rachel erfüllte auch ganz Klischeehaft, dass ihr Wände alle bis auf eine schwarz gestrichen waren. Die letzte war in einem Rot gehalten, das der Farbe von Blut viel zu sehr ähnelte. Überall standen in ihrem Zimmer eigenartig Objekte, da war der Totenschädel eher noch etwas Normales. Doch sie hatte gerade kein Auge, für ihre ausgefallene Deko, da sie mit mürrischer Miene eine Nachricht in ihr Smartphone tippte. "WO BIST DU???!!!" verschickte sie diese unmissverständliche Frage und nur wenige Minuten später klopfte es an ihrer Türe.
      4ed38dcfaed3f07789019b6a11fd10b9.jpgEin junger Mann, mit fliederfarbenen gefärbten Haar, dass ihm bis in die Augen hing, stand vor ihrer Türe. Sein Gesicht konnte man auch nicht ganz erkennen, so verdeckte zusätzliche zu seinem Pony auch noch eine Kapuze seines schwarzen Hoodies, sein Antlitz. Nur sein Mund mit den beiden Piercings in der Unterlippe war zu erkennen. "Sorry." murmelte er eher unverständlich und bekam gar nicht erst die Gelegenheit in das Zimmer einzutreten. "Hier! Und vorsichtig! Das muss alles in den Clubraum." wies Rachel das einzige männliche Mitglied ihres Zirkels an. Sein Name Maurice, wobei ihn jeder nur Mori nennt. Er erzählt nicht viel von sich, dich teilte er mit den Mädchen das große Interesse am Okkulten. Außerdem studiert er Medien, mit dem Fokus auf Regie und Film. Als das Rachel herausfand, wurden ab da an immer ihre Rituale und Beschwörungen auch noch gefilmt. "Wer weiß? Vielleicht bekommst du dadurch gutes Material für deinen ersten Kurzfilm." hatte sie dazu nur gemeint, als er fragte, wieso er die Abende aufzeichnen sollte. Damit hatte sie Mori recht gut geködert.
      Mit je einem großen Karton in den Armen, machten sie sich auf zum Clubraum, den sie noch fertig dekorieren mussten und auch am besten die Kamera noch vorher richtig einstellten. Viel Zeit nahm das alle nicht in Anspruch und so sah man sich am Abend wieder, kurz vor Mitternacht und in ihrer nobelsten Robe, passend für den besonderen Anlass.


      ⦕Das Ritual⦖


      Sie hatten sich alle wohl selbst übertroffen, dass Rachel es kaum selber glauben konnte, wie tadellos der Raum gestaltete war. Die Kerzen, die Kissen, der Bannkreis, ja selbst die Kleidung, alles war einfach perfekt in ihren Augen. "Wenn heute nichts passiert, malen wir beim nächtens Mal Runen mit Blut auf meinen nackten Körper und bieten ihn gleich Satan dar." hatte sie im Scherz zu den anderen gemeint, ehe sie mit dem Ritual auch begonnen. Wobei, bei der Pinkhaarigen konnte man sich nicht so sicher sein, ob sie dies letzten Endes doch nicht ernst meinte.
      Heute war außerdem Delaneys großer Auftritt, da sie die Zeremonie anführte. Dies geschah immer im Wechsel. Es hatte etwas ganz Besonderes, wenn man von allen anderen umringt war und man selber den Mittelpunkt bildete. Dieses Erlebnis wollte Rachel niemanden vorenthalten und so beschloss sie gleich zu Beginn, dass jeder diese Erfahrung erleben sollte.
      Schweigend und sich an den Händen haltend, beobachteten sie die Schwarzhaarige, wie sie das Symbol auf den Spiegel zeichnete, wie sie ihr Blut gab und währenddessen fehlerfrei die alten Sätze aus dem ledernen Buch rezitierte. Ein Schauer jagte Rachel den Rücken hinunter, die ihre Lippen mitbewegte, da auch sie jedes Wort auswendig kannte. Der Windhauch, der durch den Raum wehte, schenkte sie kaum Beachtung, da sie vermutete, dass irgendein Fenster wohl auf kipp stehen musste. Es kam zum Höhepunkt des Rituals und schlagartig wurde es Dunkel. Alle Kerzen gingen auf einmal aus und ein kräftiger Windstoß jagte durch das Zimmer und blies ihnen entgegen. Trug dieser nicht einen Hauch von Schwefel mit sich? Oder bildete sich Rachel das nur ein.
      "Ruhig!" gab sie harsch von sich, als ein paar der anderen aufschrien, worauf diese doch recht schnell wieder verstummte. "Mich hat jemand angefasst." ertönte eine wimmernde Stimme, voller Angst und Zittern, ehe eine Erwiderung kam. "Sorry. Das war ich." "Können wir das Licht nicht wieder anmachen?" "Nein! Das zerstört die ganze Atmosphäre!" verneinte die Pinkhaarige sofort, als sie die Bitte vernahm. Und wie von Geisterhand flackerten plötzlich wieder alle Kerzen auf und erhellten den Raum, mit ihrem warmen Licht. "Ihr seit manchmal solche Angsthasen." schimpfte die Clubgründerin und zog die weinrote Kapuze ihrer Kutte von ihrem Kopf. Dieses Chaos hatte gerade total die Stimmung versaut. "Sorry Laney. Ist alles okay bei dir?" erkundigte sie sich bei der Schwarzhaarigen und sah auch zum Spiegel, der nun einen blitzartigen Riss auf der Oberfläche trug, so als hätte diesen jemand eingeritzt.

      Etwas rief ihn. Erst sehr leise, kaum ein Flüstern, doch wurde der Ruf immer lauter und eindringlicher. Gebieterische Mächte zerrten an seinen Ketten, die ihn schon Jahrhunderte an Ort und Stelle fesselten. Er wusste nicht mehr viel, waren die Erinnerungen verschwommen, ja gar vergessen. Doch eines weiß er ganz genau. Sein Name ist Ostiarius und man befehligte ihm, sich zu befreien. Diesen Ruf folgend, sprengte der Dämon die Ketten des Siegels und wie in einem wilden Strudel wurde er aus der Anderswelt gezogen und in ein neues Reich geschleudert.
      Es war ihm, als wäre er aus einem sehr langen und tiefen Schlaf erwacht. Es fühlte sich gut an, wieder frei zu sein, sich bewegen zu können, denn zuvor wirkte der Ort, an dem er war, wie ein viel zu kleines Gefängnis, das in komprimierte und festhielt. Also war das Erste, was der Dämon tat, sich zu strecken und seine Gliedmaßen gen jede Richtung zu dehnen. Erst als er damit fertig war, bemerkte er den Trubel unter sich und betrachtete seine Umgebung zu ersten Mal richtig. Ein paar Beschwörer waren unter ihm, während er an der Decke schwebte, unsichtbar für das menschliche Auge. Sie mussten ihn wohl beschworen haben, wofür er sogar recht dankbar war. Sie schienen zu diskutieren und je mehr er sie beobachtete, spürte er auch dieses Band, dass sich langsam aber stetig immer weiter und fester knüpfte. Es verband ihn mit der schwarzhaarigen Frau, die im Zirkel saß. Sie schien seine neue Herrin zu sein, die seine Leine hielt. Bedacht glitt er zu ihr herunter und verharrte direkt hinter ihr. Sehen konnte sie ihn nicht, doch musste sie seine Gegenwart doch spüren könnten. Er musste zugeben, diese Hexer, oder als was auch immer diese Menschen sich nun bezeichneten, kamen ihm etwas stümperhaft vor. Vielleicht lag das an ihrem jungen Alter, denn ansonsten waren die Beschwörer viel älter, dass sie zum Teil schon ergraut waren. Ob ihnen überhaupt bewusst ist, welche Wesenheit inzwischen hier mit ihnen im Raum war? Es sah nicht danach aus und Ostiarius war gerade auch nicht danach, sich zu offenbaren. Solange er bei seinem neuen Meister blieb und ihre Befehle befolgte, sollte auch keine Strafe folgen. Und damit ergötzte sich ein bisschen an dem Trubel, der sich gerade eben vor seinen Augen abspielte.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


      Quelle
    • Delaney wagte es nicht sich zu rühren. Das Chaos um sie herum verschwand außerhalb ihrer Reichweite, während ihr Geist erfüllt wurde von sonderbaren Visionen. Bilder schossen ihr wie im Blitzlichtgewitter in ihren Verstand. Sie sah Umrisse und Gestalten im Dunkeln, Materie im Nichts, Ketten, glühende Siegel. Und als sich die Kerzen auf wundersame Art und Weise wieder entzündeten, sah Delaney ein letztes Bild. Es war der Zirkel. Sie erkannte ihren Club inmitten der Kerzen durcheinander laufen.
      Nur langsam verliefen die Visionen und plötzlich erkannte Delaney sich wieder selbst in den zertrümmerten Resten des Spiegels. Vorsichtig entfernte sie ihre Hand von dem Siegel und einige kleine Stückchen bröckelten dadurch mit einem Knirschen zu Boden. Sie realisierte gar nicht, dass sie angesprochen wurde. Erst, als jemand nah hinter sie trat, wirbelte sie mit einem erschrockenen Japsen herum und schaute in die verwirrten Gesichter ihrer Freunde. Delaney verstand nicht. Sie versuchte zurückzuweichen, doch stieß sie dabei gegen den Spiegel - oder was davon übrig geblieben ist.
      „Ah, pass auf!“, rief Maurice aus, der einen waghalsigen Satz machte, um den zerschmetterten Rahmen noch aufzufangen, damit er nicht gegen sein Stativ fallen konnte. Delaney schluckte schwer und nickte. „Entschuldigung…“, flüsterte sie leise und blickte dann zu Rachel, die sie erwartungsvoll musterte. „Was?“ Ihre Clubchefin wiederholte noch einmal ihre Frage danach ob alles in Ordnung gewesen ist und Delaney wusste keine Antwort darauf.
      Sie nickte und schüttelte den Kopf, zog die Brauen zusammen und nickte dann wieder. „Ich-… Mein Kopf-… Was?“ Sie sah wieder zu dem Spiegel, als sie auf eine der Scherben trat. „Was ist passiert?“

      Endlich schaltete jemand das Licht an. „Das war sowas von abgefahren!“, strahlte Ruby über das ganze Gesicht. „Das muss bisher unser erfolgreichstes Ritual gewesen sein! Ich schlage vor, dass wir nächstes Mal das Ouja-Brett hier drin befragen, ich bin mir sicher wir haben dieses Mal wirklich etwas beschworen!“
      Es wurde um Delaney herumzulaufen, um etwas zu besprechen, bereits erste Planungen anzustellen, die Kamera wurde gesichert und es wurde sich erkundigt, ob man auch alles aufgenommen hatte, während sie selbst immer noch wie angewurzelt an Ort und Stelle stand und versuchte diese Bilder, Gefühle und Empfindungen irgendwie einzusortieren.
      Sie ließ gerade ihren Blick auf ihre Hand schweifen, als auch schon Sophia, die fünfte in ihrem Bund sich in ihr Sichtfeld drückte.
      „Komm schon, wir müssen uns um deinen Arm kümmern! Du stehst hier wie bestellt und nicht abgeholt. Hat dir das Ganze so einen Schrecken eingejagt? Mensch, du bist doch kein Anfänger.“
      „Hah!“, kam es von Ruby, die gerade im Begriff gewesen ist die Kerzen alle zu sichern und auszupusten. „Sagt die, die hier am lautesten geschrien hat!“
      Sophia zog scharf die Luft ein. „Halt die Klappe! Du hast selber geschrien!“, blies die junge Frau ihre Wangen auf und zog Delaney einfach an dem unverletzten Arm mit sich. Sie stolperte ihr ohne Widerworte hinterher, bis sie auf einen Stuhl gesetzt wurde.
      „Auweia, das ist aber eine Menge dieses Mal…“, nuschelte das Mädchen und setzte sich ihr seufzend gegenüber. Das Blut war inzwischen geronnen, aber es war in der Tat ihren kompletten Unterarm heruntergelaufen und benetzte völlig ihre Handfläche.
      Delaney streckte ihre Hand vor und das andere Mädchen begann liebevoll und vorsichtig von der Wunde ausgehend ihre Haut mit einem feuchten Lappen abzutupfen.
      Delaney wollte etwas sagen, sich erklären, entschuldigen oder bedanken? Doch verschluckte sie sich an dem Atemzug, den sie machte, als plötzlich eine kleine schwarze, unförmige Gestalt auf der Schulter ihrer Freundin auf und ab hüpfte. Sophia wirkte komplett ungerührt und schien überhaupt nichts zu bemerken. Doch das Wesen, dieser Schatten ohne Augen, tanzte fröhlich auf ihr herum. Delaney starrte ihn für eine Weile mit offenem Mund und riesigen Augen an.
      „Du… äh… du hast da… was…“, kam es genuschelt von ihren Lippen und sie wollte ihre freie Hand heben, um das Ding zu berühren, doch da ließ Sophia wieder einen Schrei verlauten und sie zuckte heftig zusammen.
      „Rachel, Rachel, schnell! Guck dir das an!“ Delaney lies den Kopf fallen. Sophia hatte gerade das Blut von ihrer Handfläche gewaschen und entblößte nun das Siegel Ostiariuses, das sie zuvor noch auf den Spiegel gemalt hatte darauf. Sophia rieb immer wieder über die Stelle, doch es ging nicht weg. Es war wie unter ihre Haut eingraviert. Aufgeregt zog die kleinere Frau an Delaneys Arm und drückte ihre Handfläche fast in Rachels Gesicht, sodass die betroffene sich festhalten musste, um nicht vom Stuhl zu kippen.
    • Ein bisschen endete ihre Beschwörung zum Schluss in einem kleinen Chaos, doch alles ging es mehr oder weniger gut. Rachel wies Sophia an, sich um Delaney zu kümmern, wirkte die immer noch etwas neben der Spur. Ruby, Mori und sie würden schon mal anfangen alles aufzuräumen. "Das ist eine gute Idee." nickte die Pinkhaarige Rubys Idee mit dem Ouija-Brett ab, während sie einen Besen holte, um die Scherben aufzufegen. "Ich bin total gespannt, was man auf dem Video sieht. Ich habe extra eine zusätzliche Aufnahme mit einer Wärmebildkamera gemacht." war auch Maurice etwas aufgeregt und deutete zu den beiden Kameras, die an dem Stativ angebracht waren. "Die schauen wir uns morgen als Erstes an und dann können wir die Séance mit dem Ouija-Brett starten." ortende Rachel ihre nächsten Schritte etwas.
      "Ruhe ihr zwei. Ihr beide habt geschrien. Auf dem Video werden wir das bestimmt auch sehen können." schlichtete die Clubgründerin den Streit fürs Erste. Ruby sammelte die Kerzen ein, Mori, hob die Kissen auf und sie selber kümmerte sich um die Scherben, die sie nun zu einem kleinen Haufen gefegt hatte, als Sophia nach ihr rief. "Was ist?" fragte sie direkt und ließ den Besen auch einfach fallen, so aufgeregt wie sich Sophia anhörte. Die Pinkhaarige hatte Sorge, dass etwas mit Delaney passiert ist, so wie Sophie doch etwas panisch nach ihr rief. Mit wenigen Schritten und über den Scherbenhaufen springend, war sie bei ihnen und da hielt man ihr schon die Hand von der Schwarzhaarigen entgegen. Und das so nah, dass Rachel erst mal gar nichts sehen konnte. "Sophia! Du reißt ihr noch den Arm aus." murrte sie und nahm sanft die Hand von Delaney in ihre. "Das ist doch das Siegel, nicht wahr?" fragte sie die beiden mit einem ungläubigen Blick, als sie das Zeichen von Ostiarius auf ihrer Handfläche entdeckte. Es wirkte fast, wie Tattoo, doch viel feiner und als würde es sich unter ihrer Haut befinden.
      Was Rachel dabei nicht bemerkte war, wie dieses kleine Wesen nun auf ihr herumhüpfen und das sogar auf ihrem Kopf. Es schlug kleine Saltos und hatte wohl den Spaß seines Lebens.
      Ostiarius hingegen sah den kleinen Dämon, ein Quälgeist, er war nicht lebensgefährlich oder dergleichen, doch konnte er einem eben ziemlich auf die Nerven gehen. Er sorgte für Albträume und ernährte sich quasi vom Leid und der Furcht der Menschen. Eben ein niederer Dämon. Es kam schon ab und zu vor, dass bei einer Beschwörung nicht nur ein Wesen aus der Anderswelt hervorkam, sondern auch ein weiteres. Daher dachte sich Ostiarius auch nichts dabei.
      Was ihn eher wunderte war, dass diese Menschen den Dämon nicht sahen. Zu seiner Zeit, bevor er versiegelt wurde, konnten gerade Beschwörer die meisten Dämonen wahrnehmen, vor allem die schwachen. Immer noch über den Köpfen der kleinen Gruppe fliegend, bestaunte er nun im hellen Licht des Raumes die Objekte, die ihm gänzlich ungekannt waren. Neugierig flog er zu den beiden Kameras, die ihn nur indirekt wahrnehmen konnten. Immer wenn er auf dem Bild erschien, flackerte es und an der Stelle seiner, gab es einen unscharfen Fleck, so als würde genau an dieser Stelle etwas mit dem Fokus nicht stimmten. Die Wärmebildkamera gab da mehr Hinweise auf seine Existenz. Auch hier war er eher ein Fleck, doch dieser Fleck war mehr als kalt, er war pechschwarz.
      Aber das würde die Gruppe noch herausfinden, doch welche Schlüsse sie daraus zog, war abzuwarten.

      "Aber wie ist das möglich?" fragte Rachel, als auch Ruby und Maurice zu ihnen kamen und auch das Mal mit großen Augen anstarrten. Sie schätzte Delaney nicht so ein, als wäre das ein dummer Scherz von ihr. Außerdem sah sie m mindestens genauso verblüfft aus, wie die anderen und sie selbst. "Ich denke, wir machen für heute lieber Schluss und räumen morgen den Rest auf." sprach die Pinkhaarige langsam und suchte Bestätigung bei den Clubmitgliedern. Die meisten nickten, womit dies entschieden war. "Soll ich dich noch zu deinem Zimmer begleiten?" bot sie Delaney an, die sie gerade nicht gerne alleine lassen wollte.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


      Quelle

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