The World We Leave Behind [Alea | Atomic]

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    • The World We Leave Behind [Alea | Atomic]



      Die Luft war stickig und schwer. Die provisorisch errichteten Ventilatoren trugen wenig dazu bei, die Luftqualität in irgendeiner Form zu verbessern. Im Gegenteil, Aspen kam es vielmehr so vor, als würden diese nur noch mehr Wärme produzieren und in ihrer Umgebung verteilen. Seit vor zwei Tagen einige Rohre im Boilerraum geplatzt waren und offensichtlich fehlerhaft wieder geflickt worden sind, herrschte im gesamten Westflügel, den auch er sein Zuhause schimpfte, eine unerträgliche Hitze. Zwar waren die Techniker bereits daran, diesen Fehler zu beheben, doch bis dahin hatte jeder unter dieser Hitze zu leiden.
      Naja, beinahe jeder. Im Gegensatz zu einem Großteil der Leute hier hatte Aspen die Möglichkeit, dem alten U-Bahn- Tunnel, der seiner Gemeinde einen sicheren Bunker im Untergrund bot, für einige Zeit zu entkommen.
      “Sag bloß, du willst schon wieder raus? Warst du nicht gestern erst für mehrere Stunden unterwegs.” Law, oder auch “der Torwächter", wie er von allen nur genannt wurde, kratze sich verwundert an seinen struppigen Bart, als er den jungen Raider näher kommen sah. “Torwächter” war eigentlich nur eine glorifizierte Bezeichnung für jemanden, der den ganzen Tag an einem Schaltpult saß und bloß hin und wieder einige Schalter betätigte, welche die schweren Blei-Schleusen bewegte, um die Raider hinaus und wieder hereintreten zu lassen.
      “Nenn mir jemanden, der bei diesen Temperaturen nicht freiwillig rausgehen wollen würde?” brummte er nur zur Antwort, welche seinem Gegenüber nur ein zustimmendes Lachen entlockte.
      “Na schön, aber vergiss die hier nicht.” Mit einer routinierten, ausholenden Bewegung, warf er dem Jungen eine Bleiweste zu, was diesem eine Augendrehen entlockte.
      “Du kennst die Regeln. Niemand geht raus ohne Strahlenschutz. Und ja, das gilt auch für dich. Nur weil du Resistent gegen Strahlung bist, bist du nicht gleich Immun. Sei froh, dass du deswegen wenigstens nicht eins von den Teilen tragen musst.” Er machte sich nicht die Mühe zu sehen, worauf der alte Torwächter zeigte, er wusste schließlich schon längst, dass er mit “den Teilen” einer der Schweren, blei gefütterten Hazmat Anzügen meinte, die wie gruselige Puppen an der Wand aufgereiht hangen. "Jaja, ich nehm’s ja schon mit.” murrte er und schnappte sich die blöde Weste. Er hatte diesen Vortrag schon oft genug über sich ergehen lassen.
      Auch von seinem Arzt hatte er sich sowas viel zu oft anhören müssen, der ihm irgendwann mal versucht hatte zu erklären, was es mit seiner Resistenz auf sich hatte.
      Irgendwas von wegen dass “sein Stoffwechsel so langsam war, dass seine Körperzellen die ionisierten Radikale der Strahlung gar nicht aufnehmen konnten, da diese Teilchen sich durch ihre Ladung zu schnell bewegten und er daher eine starke Resistenz gegen die Strahlung, aber bei weitem keine Immunität besaß.” So oder so ähnlich hatte der Doc es ihm damals erklärt.
      Auf Aspens Nachfrage hin hatte dieser aber auch nur zugegeben, dass dies lediglich eine Vermutung war und auch er sich nicht zu 100% sicher war, ob diese auch wirklich so stimmte. Also hey. Wer weiß? Vielleicht war ja doch etwas völlig anderes dahinter?
      Wie dem auch sei, zurück in der Gegenwart streckte Law ihm gerade einen beschriebenen Zettel entgegen.
      Die “Wunschliste”, wie er sie gerne nannte, mit allen Dingen, die zur Zeit besonders gebraucht wurden.
      Ganz oben stand wie immer Nahrung, gefolgt von allerlei medizinischen Krimskrams für die Krankenstation, Holzkohle, Mergel und…. “Kokusnuss?” las er den letzten Punkt laut vor. “Ist das euer ernst, wo soll ich so einen Kram den auftreiben und wofür bitte soll das Wichtig sein?”
      Verlegen kratzte Law sich am Bart “Dasselbe habe ich mich auch gefragt:” brummte er “So ein Typ von der Technik meinte, er braucht sowas für eine Art Aktivkohlefilter, den er zusammenbasteln möchte."
      Okay. Aktivkohlefilter. Keine schlechte Idee eigentlich, aber nichtsdestotrotz ein ungewöhnlicher Auftrag. "Kokusnuss." wiederholte er nochmals und schüttelte ungläubig den Kopf, als sich auch schon die erste Schleuse öffnete.
      “Na dann Kleiner, viel Glück da draußen, und komm bloß lebend zurück!"
      Der Raider winkte bloß und trat in die Schleuse ein. “Kleiner”, wie er es hasste, so genannt zu werden. Es erinnerte ihn viel zu sehr an seine Kindheit, in der er dank seines langsamen Wachstums stets einen ganzen Kopf kleiner als seine Altersgenossen war und somit viel Spott abbekam. Kinder waren eben grausame kleine Biester. Nach 27 Jahren Lebenszeit hatte er mit seinen 1,80 aber ganz gut aufgeholt, wie er fand.
      Mittlerweile hatte sich das Tor hinter ihm geschlossen und er wartete nun in der Schleuse, bis sich das Nächste aufgetan hatte.
      Während er so wartete, zückte er aus alter Gewohnheit sein Klappmesser und ritzte einen Strich auf die Innenseite des Tores.
      Eine alte "Tradition", die er damals mit seiner Schwester begonnen hatte, als sie gemeinsam auf Supply Runs gegangen waren. Ein Strich an die Innenseite des Tores, wenn man den Bunker verließ, und ein Strich an der Außenseite, wenn man zurück kehrte.
      Seit nun mehr als 8 Jahren befand sich genau ein Strich weniger an der Außenseite als auf der Innenseite. Seit dem Tag, an dem Briar verschwand…
      Als das Tor sich endlich öffnete und den Blick auf die Außenwelt freigab, musste Aspen eine Hand vor sein Gesicht halten, um seine Augen vor dem plötzlichen einfallenden Sonnenlicht zu schützen. Ein Nachteil besser sehen zu können, bestand darin, dass auch das Sonnenlicht intensiver auf ihn wirkte.
      “Na dann wollen wir mal Kokosnüsse sammeln gehen.” Spornte er sich an und trat hinaus in die frische Luft.
      Die gelben Köpfe einiger fröhlich im Wind wiegenden Sonnenblumen, die direkt vor dem Eingang wuchsen, begrüßten ihn.
      Wieder eine von Briars Ideen. Als Seine Mutter noch lebte, hatte sie Ihnen erzählt, dass Sonnenblumen zwei- bis drei Mal so viel Radioaktive Strahlung aufnehmen konnten wie herkömmliche Pflanzen, und somit perfekt geeignet waren, um den Erdboden zu Sanieren.
      Natürlich musste Briar das dann direkt ausprobieren. Ob es tatsächlich irgendeinen Unterschied machte, Sonnenblumen anpflanzen konnte Spen nicht beurteilen. Aber auch wenn es kitschig erscheinen mochte, setzte er auch diese kleine Tradition noch bis heute fort und streute hin und wieder das Saatgut der gelben Pflanze auf seinen Wegen entlang. Es gab ihm ein tröstliches und familiäres Gefühl, die gelben Blüten zu sehen.
      Aber dafür war er heute nicht hier draußen, sein Auftrag war es, Ausschau zu halten nach tropischem Obst… Frucht? Nuss? Was genau war eine Kokusnuss eigentlich?

      Der Supply Run verlief unspektakulär und ohne große Vorkommnisse.
      Am Flussufer hat er eine überraschend gut erhaltene Konservendose gefunden. Das Label war durch das Wasser zwar aufgeweicht und abgelöst worden, doch das Metall wies keine größeren Rost- oder Korrosionsspuren auf. Vielleicht befand sich ja noch was halbwegs Essbares darin? Das wäre auf jeden fall ein großer Jackpot.
      Er Wollte noch in ein verfallenes Gartencenter schauen (Getrocknete Kokusnussfasern wurden doch auch mal als Ersatz für gartenerde verwendet, wenn ihn nicht alles täuschte?) Doch noch bevor er bis zum Eingang gekommen war, konnte er bereits von außen heraus das Scharren und Knurren einiger mutierter Straßenköter hören, die im Inneren anscheinend einen Bau errichtet hatten. So ein Mist.
      Er musste sein Glück also nochmal an einem anderen Tag versuchen, wie es schien.
      Soeben wollte er sich auf den Weg zurück machen. Als ein seltsames Geräusch seine Aufmerksamkeit erregte. Ein Schuss, gefolgt von einer Art Zischen? Nein, Pfeifen.
      Er suchte mit seinen Augen den Horizont nach der Quelle des Geräusches ab. Sein Blick blieb an einer roten Rauchfahne hängen, die sich gen Himmel bewegte.
      Ein abgeschossenes Signalfeuer!
      Aspen hatte davon gehört, aber selbst noch nie eins gesehen. Es bedeutete, dass dort jemand in Not war.
      Noch ehe sein Verstand einsetzen konnte, hatten seine Füße sich bereits in Bewegung gesetzt. Seine Gedanken schossen für einen Moment zu Briar. Er wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass es irgendwas mit ihr zu tun hatte.
      Unwahrscheinlich - aber nicht unmöglich!
      In the midst of chaos
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    • "Hier Kitty, Kitty! Komm her." vernahm man einen Ruf, den man außerhalb der Schutzzone so wohl nicht erwarten würde. "Komm her, du dumme Katze, damit ich dich an deinem verfilzten Fell wieder zu deinem Besitzer zurückschleifen kann!" wurde diese Drohung sehr lieb und lockend ausgesprochen. "Schon wieder hab ich mich dazu breitschlagen lassen! Ich bin einfach zu nett!" seufzte Cat innerlich, die gerade auf der Suche ihres Namensvetters war. "Clio! Komm her. Ich hab auch was Feines für dich!" versuchte sie das Tier weiter zu locken, wobei das eine dicke Lüge war.
      Langsam wurde es zur Farce, so oft wie diese riesige Katze, mit ihrem grau braunen Fell, das ganz struppig war, es schaffte, sich im letzten Moment durch das Tor zu zwängen, wenn gerade Raider zurück von ihrem Supply Run kamen. "Lasst sie doch einfach draußen. Clio will es doch so." hatte Cat einmal dazu gemeint, als wieder dies geschehen war. "Nein! Bitte hol sie zurück. Was ist, wenn ihr etwas passiert?" bitten und bettelten die wenigen Kinder in ihrer Sicherheitszone und sahen sie mit großen flehenden Augen an. Diese Taktik klappte leider viel zu gut und so war Cat schon wieder auf der Suche nach der doofen Katze. Sie konnte aber auch einfach da nicht nein sagen, hatten die Kids das Tier viel zu lieb und war eines der wenigen Dinge, das ihnen wirklich Freude bereitete.
      "So kann ich wenigstens auch noch mal nach anderen Dingen die Augen offen halten." dachte sie sich jedes Mal dabei und die junge Frau musste bedauerlicherweise zugeben, dass recht oft sie etwas besonders gefunden hatte, wenn sie auf der Suche nach Clio war. Wahrscheinlich weil sie dann an Orten suchte, wo sie bei ihrem Supply Run nicht hingegangen wäre.
      "Na komm schon, Clio. Was hast du heute für mich." murmelte Cat leise vor sich hin, während sie durch die verlassenen und kaum wiedererkennbaren Straßen stiefelte. Eine Kleinstadtruine versteckte sich vor ihr, wohl ein Abenteuerspielplatz für Katzen, denn hier fand sie das Tier meistens wieder. Auf der Suche nach Clio entdeckte sie mal ganze fünf große Raviolidosen, ein anderes Mal fand sie einen alten Erste-Hilfe-Kasten. Und einmal, als sie bis in ein altes Kellergewölbe vordrang, das so aussah, als würde es jeden Moment zusammenbrechen, entdeckte sie sogar einen Stromgenerator.
      Doch leider war heute nicht so ein Tag.
      Cat hatte das Tier bestimmt, eine Stunde lang gesucht und ein erbärmliches Maunzen hatte sie erst auf die richtige Spur gebracht. Die Katze war in eine Art Gully gefallen, zwar würde sie bestimmt durch das Gitter hindurch passen, wenn sie sich durch zwängte, doch der Boden war einen guten Meter tief und sie konnte an den glatten Wänden nicht hinauf klettern. Jetzt saß Clio maunzend in dem Loch, ganz verdreckt und auch etwas nass.
      "Geschieht dir recht, Katze. Du weißt ganz genau, dass du nicht hinaus sollst. Sei froh, dass du den mutierten Straßenkötern nicht in die Fänge gelaufen bist." sprach Cat das Tier an und ging über den Gully in die Hocke. Mehr als ein weiteres Maunzen bekam sie aber nicht als Antwort. "Ja, ja. Ich hole dich da schon raus." seufzte sie und sah sich etwas um. Sie brauchte eine Stange oder etwas Ähnliches, damit sie den Deckel aufhebeln konnte. In ihrer näheren Umgebung fand sie dann auch ein altes Rohr, das noch stabil genug aussah und nicht vom Rost zerfressen. Das eine Ende klemmte sie zwischen die Stäbe des Deckels und versuchte dann diesen aufzudrücken. Es war nicht einfach und hin und wieder rutschte sie von der Stange ab, doch leise konnte man das Metall allmählich ächzen hören und Stück für Stück bewegte sich der Gullydeckel.
      Einen lauten metallischen Knall gab es, als das dicke Gitter zu Boden fiel und somit das Loch freigelegt war. "So und jetzt komm raus, damit wir zurückgehen können." sprach die junge Frau die Katze an, die auch gleich hoch hopste und sich an ihre Beine schmiegte. "Ja, ja. Ich hab dich auch lieb, Clio. Aber es wäre schön, wenn du bei Baden auch so brav bleiben würdest." meinte sie zu dem Tier und sah es streng an. Als ob Clio verstand, worum es ging, legte sie ihre Ohren kurz an und fauchte beleidigt auf. Doch das würde der Katze nicht helfen, starte sie vor Dreck. Und auch wenn das Tier wohl wusste, welches unausweichliche Schicksal sie noch ereilen würde, trotte sie Cat hinterher, die sich auf den Weg zurück machte.
      "Leider gibt es heute doch keinen besonderen Fund." dachte sie sich enttäuscht, als sie plötzlich eine Art hohes Pfeifen vernahm. Sofort bewegte sich ihr Kopf in die Richtung dieses Geräusches, das sie so noch nie gehört hatte. Gen Himmel schauend, da es sich anhörte, als würd das Geräusch nach oben steigen, sah sie auch die rote Rauchfahne, verursacht von einem leuchtendem Signalfeuer. "Das ist von einer Leuchtpistole." murmelte sie aus und lief langsam, doch immer schneller werdend, auf die vermeintliche Position zu. Die Raider haben ihr viele Geschichten erzählt, unter anderem auch die, von Leuchtpistolen und Signalfeuer und dass die Farbe Rot meistens bedeutete, dass jemand Hilfe brauchte. "Unglaublich, Clio. Vielleicht solltest du doch öfters weglaufen." meinte sie dann zu der Katze, die ihr weiter hinterherlief, so wie sie sich auf das Signal zu bewegten.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


      Quelle
    • Zielstrebig steuerte Aspen in Richtung des Signalfeuers.
      Die rote Rauchschwade ragte von ihrem Ursprungspunkt aus etwa 300 Meter in die Höhe und war weit und breit unübersehbar.
      Er war sicher nicht der Einzige, der darauf Aufmerksam geworden war… Seine Sorge galt jedoch keineswegs anderen Raidern, sondern vielmehr anderen Kreaturen und Mutierten, die alles anfielen, was ihnen zwischen die Fänge geriet. Mit diesen Kreaturen ließ sich nicht spaßen.
      Mittlerweile war der junge Mann nahe genug, um zu erkennen, dass die Signalrakete wohl von der alten Funkstation verschossen worden ist, die seit Jahren brach lag.
      Der dazugehörige Funkturm, der wie ein Eisernes Gerippe zwischen den Baumkronen hervorragende, und an dem mit letzter Kraft noch die ein oder andere Satellitenschüssel hing, kam immer näher.
      Moment, war das-?
      Tatsache! Auf dem Funkturm, an einige rostige Eisenstreben geklammert, saß doch tatsächlich eine Person!
      Was hatte jemand bloß dort oben verloren?
      Seine Frage wurde sogleich beantwortet, als sein feines Gehör ein tiefes Knurren wahrnahm.
      Alarmiert verlangsamte er seine Schritte, um keine Laute zu erzeugen, die Aufmerksamkeit erregten und duckte sich unter dichtem Gestrüpp.
      Von dort aus erhaschte er einen guten Blick auf den Fuß des Funkturms. Tatsache. Dort tummelten sich zwei mutierte Köter herum.
      Einer von ihnen hatte noch frisches Blut um seine Lefzen herum. Ein Prüfender Blick den Turm hinauf bestätigte seine Vermutung:
      Die Person, die sich dort in Sicherheit gebracht hatte, wurde eindeutig schwer am Bein verwundet. Auch wenn ein Provisorischer Druckverband um die Fleischwunde gewickelt wurde, war die Blutung so stark, dass sowohl der Stoff des Verbandes, als auch das gesamte Hosenbein in einem dunklen Scharlach-Rot getränkt waren.
      Selbst wenn es sich hierbei um einen Raider mit enormer Konstitution handeln sollte, war diese Menge an verlorenem Blut überaus kritisch.
      Es war Aspen ein Rätsel, wie es dem Fremden überhaupt gelungen war, trotz seiner Verletzung so hoch zu klettern und dann auch noch so lange bei Bewusstsein zu bleiben, um ein Signalfeuer zu zünden.
      Fieberhaft überlegte der junge Mann, was er nun tun könnte. Wäre es nur eine Kreatur gewesen, hätte er sich dieser sicher schnell entledigen können, wenn er den Köter aus seinem toten Winkel heraus überraschte und mit seinem Messer schnell genug an die Hauptschlagader gelangte.
      Doch mit zwei solcher Biester gestaltete sich dies schwierig. Während er einen außer Gefecht setzte, würde der andere ihn sicherlich zerfetzen.
      In Momenten wie diesen verfluchte er sich selbst, dass er keine Schusswaffen mit sich führte.
      Während er so über sein weiteres Vorgehen nachdachte, vernahm er weitere Schritte, die sich aus einiger Distanz näherten.
      Wer oder was auch immer, dort auf seine Position zu steuern, lief auf zwei Beinen und klang viel zu koordiniert und leichtfüßig für einen Mutanten. Ein weiterer Raider?
      Bevor er nicht eindeutig wusste, ob die Person friedlicher Gesinnung war, blieb Aspen in vorsichtiger Voraussicht innerhalb seiner Deckung.
      In the midst of chaos
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    • Schnellen Schrittes kam Cat der Quelle des Notrufes näher, wobei sie ihr Tempo dann doch etwas zügelte. Einfach so unbedacht darauf loszulaufen ist keine gute Idee, denn wenn sie dieses Signal erspäht hatte, war das auch für andere der Fall. Zum Glück verließ sie ihre Siedling nie ohne einen kleinen Rucksack und mindestens einer Waffe. Ein Messer steckte so gut wie immer in ihrem Stiefel und einen Teleskopschlagstock hatte sie auch dabei, der an ihrem Gurt baumelte.
      Wenn sie auch einem Supply Run wäre, hätte sie auch ihre Armbrust bei sich. Dies ist immer ihre Waffe der Wahl, leise und tödlich und die Munition kann man Notfalls selber anfertigen. Doch eine Armbrust ist leider auch recht groß und unhandlich, daher konnte sie auch mit einem Bogen umgehen, der nicht ganz so sperrig ist und auch selbst gebaut werden konnte, wenn es sein muss.
      Um auf jede Eventualität vorbereitet zu sein, nahm sie den Schlagstock zur Hand und holte auch ihr Messer heraus. Langsam kam ihr auch eine Idee, von wo das Leuchtsignal abgefeuert wurde, denn in die Richtung, die sie lief, stand der alte Funkturm. Als junges Kind ist sie an diesem gerne hochgeklettert und hat versucht in der Ferne etwas zu erspähen. Wonach sie selber immer Ausschau hielt, wusste Cat selber nicht, doch alleine die Idee etwas Neues und Fremdes zu entdecken, trieb sie immer wieder hinauf. Ganz zum Unmut von Simon, der sich jedes Mal Sorgen machte, dass eine der Metallstangen durchbrach und sie herunterfiel, denn das Ding war schon sehr alt und wurde in all den Jahren natürlich nicht mehr gepflegt oder gar gewartet.
      Mit ihren Waffen in der Hand und Clio, die immer noch hinter ihr herlief, kam sie dem Funkturm näher, ehe sie ein Fauchen von der Katze vernahm. Doch auch sie hörte das Knurren und aggressive Bellen der Straßenköter. Und ehe sie sich versah, buckelte Clio noch ein Mal und rannte dann weg. "Angst Hase." murmelte sie vor sich hin, doch so war es besser und vielleicht lief das Tier jetzt auch freiwillig zurück zur Siedlung und wartete vor dem Eingang, bis jemand diesen öffnete.
      Cat suchte sich einen Weg mit viel Gestrüpp und Geröll, die sie als Deckung nutzen konnte und wählte jeden Schritt mit Bedacht. Als Raider lernte man, wie man sich leise fortbewegte, denn nicht nur sie und viele ihrer Kollegen hatten bessere Sinne, sondern auch die mutierten Tiere, die immer hungrig durch die Gegend streiften, auf der Suche nach ihrer nächsten Mahlzeit. Hinter einem kleinen Hügel aus Schutt blieb sie in der Hocke und versuchte zuerst einen Überblick zu gewinnen. Am Fuße des Funkturms liefen zwei Köter auf und ab und starrten immer wieder nach oben. Ihren Blicken folgend, erkannte auch sie nun den Menschen, der wohl zur Rettung dort hochgeklettert war. Und er schien verletzt.
      Jetzt verfluchte sie sich, nicht die Armbrust mitgenommen zu haben, denn mit dieser hätte sie die mutierten Fleischfresser mit Leichtigkeit ausschalten können. Doch nur mit einem Schlagstock und einem Jagdmesser bewaffnet, sahen ihre Chancen nicht gut aus, in Unterzahl gegen diese Viecher zu kämpfen. Sie ließ ihren Blick weiter wandern, ob sie vielleicht eine andere Möglichkeit sah oder etwas, womit sie die Köter ablenken konnte, als ihr Blick bei einem dichten Gestrüpp hängen blieb. Hat sich dort jemand versteckt? Sie war sich nicht sicher, konnte man nur schwach eine Silhouette erkennen und somit könnte es auch nichts sein. Sich ein Herz fassend, schlich sie auf das Gestrüpp zu und blieb sofort stehen, als sie einen jungen Mann erkannte. Wie ein verschrecktes Tier erstarrte sie. Sie kannte ihn nicht, doch seine Ausrüstung wies darauf hin, dass er wohl auch ein Raider war. Dennoch blieb sie fürs Erste auf Abstand, senkte aber, für ihn sichtbar, ihre Waffen und steckte diese auch weg, jedenfalls das Messer. Dies sollte eine eindeutige Friedensgeste sein.
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    • Instinktiv hatte Aspen bereits nach seinem Jagdmesser gegriffen, während er in stummer Antizipation wartete, wer dort aus dem Unterholz ankam.
      Er erblickte eine ihm fremde junge Frau, kaum älter als er selbst, welche die Situation mit den mutierten Kötern und dem Verwundeten ebenso schnell analysiert und bereits ihre eigenen Waffen gezogen hatte.
      Seine Frage, ob es sich bei ihr um einen Feind oder Freund handeln könnte, hatte sich somit bereits geklärt.
      Wäre sie gekommen, um den nach Hilfe Rufenden seines Hab und Gutes zu berauben, würde sie abwarten, bis die wilden Tiere ihren Teil erledigt hätten und im Anschluss einfach die Überreste zu plündern. Dass sie allen Anschein nach bereit war, zu kämpfen, war ein klares Indiz dafür, dass sie offensichtlich beabsichtigte, dem Fremden zu helfen.
      Das kam ihm gelegen. Wenn sie es irgendwie schafften, sich zu koordinieren, konnten sie die beiden Unruhestifter mit Sicherheit gemeinsam überwältigen.
      Ihre Augen wanderten prüfend über die Umgebung hinweg und blieben an seinem Versteck hängen.
      Was? Hatte sie bereits entdeckt? War sie ebenfalls ein Raider? Ihre Augen schienen zumindest überaus scharf zu sein.
      Aber so musste er zum Glück nicht mehr darüber nachgrübeln, wie er Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte, ohne gleichzeitig das Augenmerk der Köter zu erlangen.
      Als sie auf ihn zukam und in offensichtlich pazifistischer Absicht ihre Waffen senkte, tat auch Aspen es ihr gleich und senkte sein Jagdmesser.
      Er wartete, bis sie nahe genug herangetreten war, bevor er mit gesenkter Stimme, die leise genug war, dass nur sie diese vernehmen konnte, begann zu flüstern.
      “Aspen.” stellte er sich kurz angebunden mit einer Handbewegung auf sich selbst vor.
      “Du kannst kämpfen?” Mit einem Nicken auf ihre Handwaffen war dies eigentlich mehr eine Feststellung als eine Frage.
      Auch er reckte kurzerhand sein Jagdmesser in die Höhe um zu symbolisieren, dass auch er sicher genug in der Handhabung seiner Waffe war, um sich der bevorstehenden Konfrontation zu stellen.
      Das Messer war bereits in die Jahre gekommen, und der abgenutzte Holzgriff wurde bereits mehr als nur einmal ersetzt, doch er achtete stehts darauf es scharf zu halten. Auch wenn es zunächst unscheinbar aussehen mochte; in seinen geschickten Händen war es durchaus ein tödliches Werkzeug.
      “Du übernimmst Links, Ich rechts.” flüsterte und behielt die Position und das Verhalten der mutierten Tiere im blick, während er ihre Reaktion abwartete.
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    • Jeder andere und bestimmt auch einige Raider hätten Aspen, so wie er sich ihr leise vorgestellt hatte, nicht in seinem Versteckt entdeckt. Cat hatte nur eine Silhouette gesehen und war auf verdacht hin einfach zu dem dichten Gestrüpp gelaufen. Wahrscheinlich hatten ihr ihre guten Augen dabei geholfen und auch die Erfahrung, die sie schon als Raider sammeln konnte.
      "Cat." verriet sie ihm ihren Namen und nickte ihm leise zu. Sie sah in dem jungen Mann gerade keine Bedrohung, da auch er seine Waffe kurz gesenkt hatte und nickte erneut auf seine Frage und bestätigte damit, dass auch sie kämpfen konnte.
      Aspen formulierte auch gleich eine Art Taktik, dass sie von verschiedenen Seiten auf die mutierten Hunde zugehen sollten. Cat hob ihren Daumen, als Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte und schlich dann leiser auf die linke Flanke. Auch hier gab es genug Geröll und Gestrüpp, hinter dem man Deckung finden konnte. Doch einfach so konnte sie nicht einfach hervorspringen, würden dann wohl beide Tiere sich auf sie stürzen, also musste sie dafür sorgen, dass sie sich trennten. Es lagen genug Steine auf dem Boden herum, in den verschiedensten Größen, die sie nutzen konnte, um die Aufmerksamkeit eines Köters in ihre Richtung zu ziehen.
      Cat spähte hinter ihrer Deckung hervor und als ein Köter gerade alleine war, warf sie einen Stein nach ihm und traf auch gleich seinen Körper. Das Tier zuckte bei der Berührung zusammen und sah sich alarmiert um. Sein Kopf sah sich suchend um, während er in der Luft schnüffelte und seine Ohren sich in alle Richtungen bewegten. Ein weiterer Stein flog und traf das Tier erneut. Jetzt fing es an zu knurren und sah in die Richtung, in der sich die Dunkelhaarige versteckte.
      "Komm schon. Komm her und such mich, du dummes Vieh." knurrte Cat innerlich, während sich ihr ganzer Körper anspannte. In ihrer linken hielt sie den Schlagstock und ihrer rechten das Messer. Vor ihrem Auge stellte sie sich auch schon vor, wie sie den Knüppel auf den Kopf des Tieres hinuntersausen ließ und mit einer gezielten Bewegung die Klinge in sein Herz trieb.
      Der Köter kam immer näher und gerade, als er kaum einen Meter von ihr entfernt stand, drehte er den Kopf wieder zurück, da von der anderen Richtung ein Geräusch herkam. Diese Ablenkung nutzte Cat sofort und schoss aus dem Gestrüpp, dass die scharfen Äste und Dornen ihre Haut aufkratzen. Doch das spürte sie nicht und so erhob sie den Schlagstock und holte zu einem kräftigen Schlag aus. Es knackte verheißungsvoll, doch das hielt sich nicht auf, auch das Messer in den Körper des Hundes zu rammen. Er jaulte auf, schlug mit seiner Pranke noch nach ihr, doch dann sackte er zusammen. Einer war ausgeschaltet und somit lief sie immer noch in geduckter Haltung zu dem Sendemast. Sie wollte, wenn nötig, Aspen unterstützen, dabei bemerkte sie gar nicht wirklich, wie die Pranke ziemlich lange Striemen über ihren linken Arm gezogen hatte, sodass sie daraus leicht blutete.
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    • Aspen beobachtete Cat, wie sie sich geschickt dem ersten mutierten Köter näherte und ihn mit gezielten Steinwürfen ablenkte. Ihre Bewegungen waren präzise und zielgerichtet, und er konnte sehen, dass sie bereit war, zu kämpfen. Als der Köter sich auf sie zubewegte, nutzte sie die Gelegenheit, aus ihrem Versteck zu springen und mit einem kräftigen Schlag des Schlagstocks den tödlichen Stoß zu setzen.
      Der erste Gegner war ausgeschaltet, aber der zweite war noch immer eine Bedrohung. Aspen wartete geduldig, bis der verbleibende Köter abgelenkt war, bevor er sich vorsichtig aus seinem Versteck wagte. Er schlich sich näher an das Tier heran, seine Sinne aufmerksam und seinen Griff um das Jagdmesser fest.
      Der mutierte Köter schien von Cats Angriff abgelenkt zu sein und wandte sich dem Geräusch zu, das Cat gemacht hatte. Das war Aspens Moment. Er sprang aus seinem Versteck hervor und sprintete auf den Köter zu, sein Messer fest umklammert.
      Mit einem kräftigen Sprung landete er direkt neben dem Köter und setzte zu einem schnellen, gezielten Stich an.
      Präzise, wie er es schon dutzende Male zuvor geübt hatte, versank seine Klinge im Nacken des Ungetüms. Um genauer zu sein, zwischen dem Atlas- und dem Axis-Wirbel. Das Messer traf sein Ziel, und der Köter jaulte auf vor Schmerz, während er zusammenbrach. Egal wie mutiert eine Kreatur war, keiner konnte eine Trennung des Hirnzentrums vom Nervensystem ohne weiteres überleben.
      Aspen stand über dem besiegt geglaubten Tier und atmete schwer. Der Adrenalinschub des Kampfes pulsierte immer noch durch seine Adern, als er sich umsah. Cat war bereits auf dem Weg zum Funkturm, und er folgte ihr, sein Herz pochend vor Erleichterung, dass sie den Kampf überstanden hatten. Schnell prüfte er sicherheitshalber, ob das Geschöpf vor seinen Füßen auch wirklich keine Lebenszeichen mehr von sich gab.
      Weder Atmung, noch Herzschlag.
      Erleichtert seufzte Aspen. Nun zum nächsten Anliegen. Der Verletzte.
      Eben jener war bereits dabei, von dem Funkturm herab zu klettern. Schnell eilte der junge Raider zum Fuße des Funkturms, um ihm mit seiner Verletzung beim Abstieg zu helfen.
      “Wie kann ich euch jemals dafür danken?” Seine Stimme war schwach, kaum mehr als ein Flüstern.
      Kein Wunder, bei dem Blutverlust.
      Jetzt wo Aspen näher dran war, konnte er das Ausmaß der Verletzung erst richtig erkennen. Das dunkle Scharlachrot des Blutes war nicht zu übersehen, und der Druckverband um das verletzte Bein war bereits stark durchblutet.
      "Zuerst einmal am Leben zu bleiben, wäre eine gute Idee.” Schlug Aspen vor, während er bereits seinen Rucksack von den Schultern warf und darin nach Verbandsmaterial, was er immer dabei hatte.
      Dabei warf er Cat einen Blick zu. “Hast du zufällig etwas dabei, womit wir die Wunde desinfizieren können?"
      Erst jetzt bemerkte er das Blut, das aus langen Kratzern ihren Arm herab ran und legte sogleich besorgt seine Stirn in Falten. “Du hast dich ja auch verletzt!”
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    • Vom weiten sah Cat, wie auch Aspen den Köter in die ewigen Jagdgründe schickte. Man erkannte sofort, dass er sehr gut mit seinem Messer umgehen konnte und sich auch lautlos hier draußen fortbewegte. Die Technik, das Rückenmark zu durchtrennen, kannte sie von den anderen Raidern und gleichzeitig brach man mit diesem Angriff auch fast immer das Genick. Ein unumgängliches Todesurteil, egal ob für Mensch oder Mutant. Vielleicht sollte sie sich damit auch noch einmal besser auseinandersetzen, wäre dies ein weiteres Ziel für ihre Pfeile. Das Auge und somit das Hirn und das Herz wurden von ihr meistens anvisiert, damit hätte sie eine weitere Option des Angriffs.
      Die Person, die im Funkturm saß, hatte das alles natürlich mitbekommen und kletterte nun langsam wieder herunter, da die Gefahr vorüber war. Sie hatte etwas Angst, dass der Verletzte bei seinem Zustand den Halt verlieren würde und hinunterfiel, doch bewegte er sich so vorsichtig und langsam, dass er sicher am Boden ankam. Er sah aber nicht gut aus. So rot wie seine Kleidung war, hatte er viel Blut verloren, er sah auch sehr bleich aus und sprach eher leise.
      Als Aspen sie fragte, ob sie etwas zum Desinfizieren dabei hätte, ging die Dunkelhaarige schnell im Kopf durch, was sich alles in ihrem Rucksack befand. "Ich habe eine kleine Flasche hochprozentigen Schnaps dabei." lies sie ihn wissen und holte das Fläschchen auch gleich aus ihrem Rucksack. In ihrer Siedlung brannte man Schnaps aus allem, was mögliche war. Es diente nicht nur zum Desinfizieren oder Sterilisieren, sondern war auch ein guter Brennstoff und ziemlich starker Alkohol zum Trinken. Cat reichte ihm das Mittel und sah den Mann besorgt an. "Ich kann auch meinen Gürtel anbieten, um die Wunde besser abzubinden." fügte sie an. "Meine Wunden sind nicht so schlimm wie seine. Außerdem heilen die schnell wieder." meinte die dann zu ihren Verletzungen. Es war nett, dass er nachfragte, konnte er ja nicht wissen, dass das bei ihr fast schon normal war. Solche Kratzer nahm sie kaum noch wahr und auch die Leute bei ihr, sorgten sich nicht darum. Aber sie hatte Sorge um den Mann, denn er besaß nicht die Kräfte, die in ihr schlummerten und oft wünschte Cat sich, dass sie diese Gabe mit anderen teilen konnte.
      Sie mussten den Fremden als erste so gut es ging medizinisch versorgen, erst dann konnten sie versuchen, ihn zu einer der Siedlungen zu bringen. "Wie weit ist deine Siedlung entfernt?" fragte sie daher Aspen auch gleich, da jetzt wohl jede Minute zählte.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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    • Aspen nahm dankbar die Flasche Schnaps von Cat entgegen und nickte ihr zu. Es war zwar keine ideale Lösung, aber in dieser Situation würde es genügen, um die Wunde zumindest oberflächlich zu desinfizieren. Als Cat auch noch ihren Gürtel anbot, um die Wunde des Verletzten besser abzubinden, konnte Aspen nicht anders als beeindruckt zu sein von ihrer Großzügigkeit und ihrem schnellen Handeln.
      "Wirklich großzügig von dir, Cat. Das wird sicher helfen", sagte Aspen, während er den Gürtel annahm und begann, ihn um das verletzte Bein des Fremden zu wickeln, um den Druckverband zu verstärken. Er sorgte dafür, dass die Wunde so gut wie möglich abgedichtet war, um weiteren Blutverlust zu verhindern.
      In der Zwischenzeit begann der Verletzte schwach zu sprechen, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Aspen musste sich näher zu ihm neigen, um seine Worte zu vernehmen.
      "Es gibt einen Ort… ohne Strahlung. Ohne Hunger… Eden", begann der Verletzte mühsam. Seine Worte waren bruchstückhaft und von Anstrengung geprägt, aber sie trugen dennoch eine unbestreitbare Dringlichkeit in sich.
      Bei diesen Worten tauschte Aspen einen Blick mit Cat aus, gleichermaßen überrascht als auch skeptisch von dieser unerwarteten Enthüllung. Ein Ort ohne Strahlung? Ein Ort ohne die ständige Bedrohung durch mutierte Kreaturen und feindliche Raider? Es schien fast zu schön, um wahr zu sein.
      "Ich kam hierher, um die Nachricht zu verbreiten.. über Funk... zum alten Funkturm... aber dann wurden ich von diesen Bestien überrascht.", fuhr der Verletzte fort, seine Stimme schwach, aber entschlossen.
      Es klang wie ein Traum, und doch... irgendwo in den Tiefen seines Herzens hegte Aspen die leise Hoffnung, dass es vielleicht doch wahr sein könnte. Vielleicht gab es tatsächlich einen Ort, an dem man ein neues Leben beginnen konnte, fernab von Tod und Zerstörung.
      Und vielleicht, ja, nur vielleicht, hatte Briar ja irgendwie ihren Weg dorthin geschafft…?
      Aber für solche Wunschgedanken blieb erstmal keine Zeit. Die Realität hatte nun Vorrang.
      „Ihr könnt uns alles darüber berichten, wenn ihr wieder bei Kräften seid. Versucht jetzt erst einmal eure Kraft zu sparen.“ Beschwichtigte Aspen ihn schnell.
      Auf Cats Frage nach seiner Siedlung hin, ging er die Strecke kurz im Kopf durch.
      „Nicht weit. Vielleicht etwa 15 bis 20 Minuten bei guter Ausdauer und mäßiger Schrittgeschwindigkeit. Aber…“ mit einem Blick auf das Verletze Bein seines Gegenübers ließ er den Satz schleifen. Es war offensichtlich, dass hier weder von guter Ausdauer noch von mäßiger Geschwindigkeit die Rede sein konnte.
      „Wie sieht es bei dir aus? Ist deine Siedlung näher dran?“
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    • Nachdem sie Gürtel und Alkohol Aspen gereicht hatte, sah sie ihm dabei zu, wie er die Wunde noch einmal fest abband und sich so gut wie möglich um die Verletzung kümmerte. Der Verletzte sah sehr schwach aus, er war ganz bleich und kalter Schweiß lief ihm über die Stirn. Und obwohl er sehr schwach zu sein schien, versuchte dennoch, mit ihnen zu reden. Auch musste etwas näher kommen, um seine leisen Worte zu verstehen. "Ein Ort ohne Strahlung und mit genug zu Essen und in Sicherheit? Eden?" Sie hat davon noch nie gehört und sah auch die Verwunderung von Aspen in seinen Augen. Es hörte sich zu gut an, als dass es so einen Ort geben konnte. Aber da war dieser Mann, der extra hierherkommen war, um diese Nachricht zu verbreiten. Und sein Tonfall klang so ernst, so aufrichtig, dass es schwer war glauben, dass er sie hier gerade belog. Und wieso sollte er das überhaupt tun? "Eden." wiederholte Cat leise murmelnd.
      "Er hat recht. Spart eure Kräfte und versucht wach zu bleiben." stimmte sie ihrem Raider-Kollegen zu, ehe sie kurz bei seiner Frage nach ihrer Siedlung überlegte. "Es dauert von ihr bis dort hin etwas länger, knapp 30 Minuten." ließ sie ihn wissen, womit wohl die Entscheidung fiel, dass sie den Fremden lieber zu Aspen und seinen Leuten bringen sollten. "Moment." meinte sie dann kurz und sie konnten sehen, wie die junge Frau ihren Schal auszog und aus diesem einen stabilen Ringe formte, indem sie den Stoff mehrmals ineinander verschlang. "Hier, das hilft uns beim Tragen." erklärte sie Aspen und hielt mit ihrer äußeren Hand den Ring von oben fest. Wenn er ihr das gleich tat, konnte sich der Verletzte darauf setzten und sie ihn mit ihren freien Armen auf der Innenseite stützen. Damit konnten sie die Strecke vielleicht etwas schneller überwinden. "Du führst und ich halte nach Gefahren Ausschau." fügte sie an, wie sie am besten vorgehen sollten, denn mit einem Verwundeten, waren sie leider auch ein gutes und eher wehrloses Ziel.
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    • Fasziniert über Cats schnelle Reaktion und clevere Improvisation nahm Aspen mit einem Nicken Ein Ende des improvisierten Tragerings von Cat entgegen.
      Es war offensichtlich, dass sie ein starkes Team waren und sich gegenseitig gut zu ergänzen schienen.
      "Sicher, lass uns das so machen", antwortete Aspen und half dabei, den Verletzten behutsam auf den improvisierten Tragering zu setzen. Der Fremde stöhnte vor Schmerz, aber er schien entschlossen zu sein, durchzuhalten.
      Aspen tauschte mit Cas einen Blick aus - sein Augen sprachen Bände. Sie wussten beide, dass sie schnell handeln mussten, um den Verletzten in Sicherheit zu bringen. Aspen positionierte sich an der Spitze des Tragegestells, während Cat wie besprochen die Nachhut bildete.
      Gemeinsam hoben sie den Verletzten vorsichtig an und begannen langsam, sich in Richtung der U-Bahn Siedlung zu bewegen, in die der junge Mann sie lenkte.
      Die Last des Verletzten war spürbar, aber sie beide zogen mit vereinten Kräften voran. Cat hielt wachsam Ausschau nach möglichen Gefahren, während Aspen sein Gehör anstrengte und nach jedem ungewöhnlichen Laut horchte.
      Jeder Schritt war eine Qual für den Verletzten, aber er biss die Zähne zusammen und versuchte, sich nicht zu beschweren.
      Die Zeit schien still zu stehen, während sie sich durch die verlassenen Straßen und Gassen bewegten, die völlig überwuchert von Mutter Natur zurückerobert wurden.
      Der Verletzte kämpfte tapfer gegen die Schmerzen an, aber Aspen konnte sehen, wie seine Kräfte langsam schwanden. Trotz des Druckverbandes hinterließen sie eine Spur scharlachroter Tropfen auf ihrem Weg.
      Ob das eine gute Idee wa? Er legte quasi eine leuchtend rote Spur aus metaphorischen Brotkrumen, die jeder bis zu seiner Siedlung zurückverfolgen konnte.
      Egal ob wohlgesinnte Raider oder mutierte Köter.
      Aber das Risiko musste er eingehen damit er eine Chance hatte zu überleben.
      Es war eine Wettlauf gegen die Zeit, den sie nicht verlieren durften.
      Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit konnte er in der Ferne das strahlende Gelb der Sonnenblumen aufblitzen sehen, die vor den Toren der Siedlungen wuchsen.
      “Wir sind fast da, nur noch ein kleines Stückchen!” Ermutigte er sie alle für den Endspurt und erschrak ein wenig, als er einen Blick auf den Verletzten warf.
      Er war kreidebleich. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Und wäre es nicht für die sachte Bewegung seines Brustkorbes, begleitet von dem schwerfälligen Rasseln jedem seiner Atemzüge, hätte er ihn wohl für eine Leiche gehalten.
      “Nehmt das.” Die Stimme des Reisenden war kaum mehr als ein Flüstern, das selbst Aspen beinahe überhört hätte. Mit letzter Kraft hob er seine blutverschmierte Hand zu seinem Brustkorb und versuchte dort etwas aus der Brusttasche seiner Jacke zu ziehen.
      Es gelang ihm nur zur Hälfte, ein zusammengefaltetes Stück Papier an der Ecke herauszuziehen, ehe ihn seine Kräfte wieder zu verlassen schienen und seine Hand wieder schlaff herab fiel.
      “Wir sind gleich da.” Aspens angespannte Stimme ließ seine Worte eher wie eine Mahnung klingen, dass sein Gegenüber bei diesen letzten Metern bloß durchhalten sollte.
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    • Mit der Hilfe ihres improvisierten Tragerings, marschierten Aspen und Cat los, wobei er vorausging und sie ihm folgte. Der Verletzte war zwar schwer, doch zu zweit schafften sie es, die Strecke doch recht zügig hinter sich zu bringen. So zügig wie, es ihnen jedenfalls möglich war, ohne weitere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie bemerkte auch die Blutstropfen, die sie hinterließen und so versuchte die junge Frau auf diese zu treten, um die Spur wenigstens etwas zu verwischen. Doch jeden Fleck konnte sie natürlich nicht erwischen, aber vielleicht reichte das ja auch schon. Mit der Zeit fing auch an ihr Arm und ihre Schulter an zu brennen, ihre Muskeln schrien nach einer Pause, doch diese konnte sie ihren Gliedmaßen noch nicht genehmigen. Sie mussten erst bei Aspen und seinen Leuten ankommen. Also biss Cat weiter die Zähne zusammen und hielt zusätzlich auch noch die Augen offen. Doch wenigstens in dieser Hinsicht hatten sie Glück und kein Tier oder Mensch begegneten sie auf ihrem Weg.
      Es war wie ein kleiner Motivationsschub, als der Dunkelhaarige davon sprach, dass sie gleich da waren. Und auch bald erkannte auch sie die mannshohen Blumen, die in der Ferne in ihrem strahlenden Gelb leuchten, so als hießen sie die drei willkommen.
      Bei sich hatten sie nicht so viele Blumen, was vielleicht daran lag, dass ihr sicherer Unterschlupf ein unbebauter U-Bahnbahnhof war, voll mit Beton und dessen dicken Wänden. Da hatten es Pflanzen schwer zu wachsen, vor allem Blumen.
      "Schsch, nicht sprechen." sprach Cat den Verletzten ruhig an, der noch bleicher als zuvor aussah. Als ob er langsam zu einem Gespenst wurde, ein Schatten seiner Selbst. Doch das hielt ihn nicht davon ab, sich weiterzubewegen und versuchte so, etwas aus seiner Brusttasche hervorzuholen. Doch selbst dazu fehlte ihm die Kraft, denn man erkannt nur ein Stückpapier, dass nun zum Teil unter dem Stoff hervorschaute.
      "Wir schaffen das." gab Cat hoffnungsvoll von sich und mobilisierte die letzten Kraftreserven, die sie noch hatte. Es fühlte sich so an, als würden sie die letzten Meter sogar schneller vorankommen, wie die ganze Strecke und so standen sie vor einem großen Tor. Das musste der Eingang zu der Siedlung von Aspen sein. "Wir brauchen gleich einen Arzt. Habt ihr vielleicht Adrenalin? Ich weiß, das ist super selten. Aber … vielleicht schafft er es dann." schwirrten auch schon die ersten Gedanken in ihrem Kopf herum, wie sie den Fremden am besten versorgen konnte.
      Sie musste sich aber auch etwas zurückhalten. Dies ist Zuflucht, die sie nicht kennt und auch die Menschen dahinter, würden sie als Erstes nicht als eine von ihnen ansehen. Sie musste sich so gut es ging an Aspen halten. Er war jetzt quasi ihr Bürge, dass sie hier nichts anstellen würde. Das war auch nicht ihre Absicht, doch in den heutigen Zeiten war man einfach vorsichtig und das konnte sie auch niemanden vorwerfen.
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    • Adrenalin? “Gut möglich, dass auf der Krankenstation noch was davon gebunkert ist, genau weiß ich es leider nicht” Eine unbefriedigende Antwort, die jedoch noch Raum für Hoffnung bot.
      Aspen drückte mit aller Kraft den Tragering hoch, während sie die letzten Meter zum Eingang der Siedlung zurücklegten. Cats Unterstützung und ihre gemeinsamen Anstrengungen hatten sich endlich ausgezahlt. Sie erreichten schnaufend das große Bleitor, welches den Eingang zum Alten U-Bahn System versperrte und sofort hämmerte Aspen mit voller Kraft dagegen “Aufmachen, wir haben einen Verletzten.” rief er, seine Stimme voller Dringlichkeit.
      Sogleich begannen sich die schweren Pforten in Bewegung zu setzen.
      Die Zeit verging quälend langsam.
      Die Bleiplatten, die von den Bewohnern zusammengeschweißt worden waren, um der Radiation außerhalb standzuhalten, boten normalerweise einen tröstlichen Anblick. Sie bedeuten Sicherheit, Schutz und ein kleines bisschen Normalität in dieser von Chaos und Mutationen geprägten Welt.
      Doch nun erschienen die schweren, langsamen Tore unfassbar kolbig und unvorteilhaft.
      Nach einigen Sekunden, die ihm wie Stunden vorkommen, stand ihnen der Weg endlich offen, und sie konnten durch die Schleuse zum zweiten Tor durchdringen. “Geht das nicht ein bisschen Schneller?!” knurrte Aspen durch die verschlossene Tür und hämmerte ungeduldig mit der Faust dagegen, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen.
      Auf der anderen Seite konnte er Laws Stimme wahrnehmen, die einen Fluch nach dem anderen ausstieß.
      Dann, endlich, schwang das Tor auf und enthüllte eine behelfsmäßige Ansammlung einiger Bewohner, die den Tumult am Haupttor mitbekommen hatten und neugierig ihre Köpfe reckten, um zu sehen, wer da hindurch kam.
      Einige hielten inne, als sie den Verletzten sahen, und eilten sofort herbei, um zu helfen, ihre Gesichter von Sorge und Mitgefühl geprägt.
      Zwei besonders Motivierte Freiwillige traten unter den Schaulustigen hervor und übernahmen vorsichtig den Tragering von Cat und Aspen, um den Verletzten behutsam in die Krankenstation zu bringen.
      Seine Muskeln schmerzten vor Anstrengung, aber er wusste, dass ihre Aufgabe noch nicht erledigt war. Der Mann war immer noch in Lebensgefahr, und die Informationen, die er trug, konnten entscheidend für ihre Zukunft sein.

      Sie folgten den Männern, die den Verletzten trugen, und betrat die Krankenstation.
      Romina, diejenige die von ihnen allen noch am ehesten als Ärztin durchgehen konnte und das improvisierte Lazarett instand hielt, eilte sofort herbei und begann, den Zustand des Verletzten zu untersuchen.
      Aspen erklärte die Situation schnell und präzise: „Er wurde von mutierten Kötern angegriffen. Wir haben ihn so schnell wie möglich hierher gebracht. Wir haben den Blutverlust mit einem Druckverband gestoppt, aber er braucht dringend medizinische Versorgung. Haben wir noch Adrenalin?“
      Während er ihr die Informationen die er hatte zukommen ließ, gab die Ärztin parallel Anweisungen an die umstehenden Dorfbewohner, die schnell Wasser, Verbandszeug und andere medizinische Utensilien herbeischaffen.
      Romina nickte besonnen, als er ausgesprochen hatte und sie den improvisierten Druckverband musterte. “Unsere Vorräte sind begrenzt, aber eine Ampulle haben wir tatsächlich noch. Ihr habt genau richtig gehandelt. ” lobte sie die beiden, wobei ihr Blick an Cat hängen blieb. Die unausgesprochene Frage, wer dieser Neuankömmling war, stand im Raume, doch sie besann sich schnell eines Besseren und wandte sich wieder ihren Patienten zu.
      “Die Arterie scheint durchtrennt worden zu sein. Wir müssen notfallmäßig operieren. und eine Bluttransfusion brauchen wir auch. Am besten überlasst ihr alles weitere den Profis und ruht euch erst einmal selber aus, bevor ihr ebenfalls zu meinen Patienten werdet.” Der strenge Ton in ihrer Stimme ließ keinen Raum für Widerworte.
      “Hier.” Sie drückte ihm noch einen kleinen Verbandskasten in die Hand. "Flickt euch zusammen, falls nötig.”
      Aspen nickte gehorsam und wollte sich zum Gehen abwenden, als er ein leichtes Ziehen an seiner Jacke spürte.
      Der verletzte Mann, der neben ihm auf dem Behandlungstisch lag, hatte sich noch einmal mit letzter Kraft aufgerappelt, um nach dem Stoff seiner Jacke zu greifen.
      “Hier.” seine Hand wanderte wieder zu seiner Brusttasche.
      Verdammt, er sollte doch seine Kräfte sparen! Aber anscheinend war es ihm wohl wichtig, dass jemand das Papier in die Finger bekam. Also gut, wenn er dadurch Ruhe gab und sich schonte.
      Vorsichtig zog er das blutbefleckte Papier aus der Tasche. “Und jetzt schone dich.” tadelte er ihn und reichte das Papier an Cat weiter, damit sie sich dieses ansehen konnte, während er den Verbandskasten balancierte.
      Während Romina die weitere Behandlung ihres Findlings überließ, begaben sich Aspen und Cat in einen nahegelegenen Ruhebereich, wo sie die Gelegenheit erhielten, sich nach langem endlich mal zu setzen.
      Der Adrenalinschub ließ langsam nach, und Aspen spürte den Schmerz und die Erschöpfung in seinen Armen und Beinen.
      „Wir sollten uns auch um deine Wunden kümmern“, wandte er sich schließlich wieder zu Cat. „Du hast dich auch verletzt, und wir müssen sicherstellen, dass du keine Infektion davon trägst.“
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    • Langsam und schwerfällig öffneten sich die Tore zu der Zuflucht. Bestimmte dauerte dieser Vorgang nur wenige Sekunden, doch Cat kamen sie wie lange Minuten vor. Minuten, die sie vielleicht nicht mehr hatten.
      Sobald die Tore dann offen waren, trugen sie gemeinsam den Verwundeten zu dem zweiten Tor. So hatten sie ihren Eingang bei sich nicht eingerichtet. Es gab nur ein Tor und das war schwer und bestand aus Blei und Bismutoxid, dass die radioaktive Strahlung abhielt. Um aber gänzlich in ihre Siedlung zu gelangen, musste man noch hinter einen Vorhang treten, der aus demselben Material bestand, wie Strahlenschutzanzüge. Natürlich war dieser nicht so effektiv wie das Metall, doch unnütz war es auch nicht und es half die Sorge im Kopf etwas zu beruhigen.
      Hinter dem Tor kam eine kleine Menschenmenge zum Vorschein und augenblicklich, zog Cat ihren Kopf etwas ein. Sie war zwar nicht mehr so zurückhaltend wie früher, doch ganz konnte sie dieses Misstrauen auch nicht abstellen. Gerade nicht bei vielen Menschen, die sie nicht kannten und dann auch noch anstarrten.
      Zwei Freiwillige kamen zu Aspen und ihr geeilt und nahmen ihnen der Verletzten ab, um ihn wohl zu einer Krankenstation oder ähnliches zu bringen. Aspen folgte ihnen und so blieb Cat ihm dicht auf den Fersen. Sie spürte die neugierigen und fragenden Blicke auf sich ruhen. Hörte das verwunderte Gemurmel. "Wer ist das? Wen hat das Aspen mitgebracht?" waren ein paar der Sätze, die sie aufschnappen konnte. Sie mied auch den Blickkontakt und starrte konzentriert auf den Rücken des jungen Mannes vor ihr. Ihre Leute zu Hause würden sie so wohl nicht wiedererkennen. Dort war sie eher frech und laut und ging mit jedem offen und fast unbekümmert um. Aber diese Menschen kannte sie ja auch und das quasi ihr ganzes Leben lang.
      Auch hier konnte sie so werden, doch dazu musste sie diese Leute erst etwas besser kennenlernen.
      Hinter Apsen herlaufend, ließ die Dunkelhaarige etwas ihre Schultern kreisen und bewegte immer wieder ihre Finger. Noch immer brannten ihre Muskeln leicht, doch es wurde von Sekunde zu Sekunde besser.
      Im Behelfshospital angekommen kam ihnen auch gleich eine Frau entgegen, der Aspen alles Wichtige schilderte. Kurz trafen sich ihre Blicke, doch schnell sah Cat dann wieder weg. Sie schien erfahren und kompetent zu sein, delegierte rasch die Aufgaben, um keine Zeit zu verlieren.
      Sie meinte auch, dass sie sich lieber ausruhen sollten und wenn nötig verarzten. Dazu drückte sie Aspen einen ersten Hilfekasten in die Hand. Doch ehe sie gehen konnten, wurde der Dunkelhaarige aufgehalten und das ausgerechnet von dem Fremden, der sich jetzt wirklich lieber um sich selber sorgen sollte.
      Es ging wohl immer noch um das Papier und zur Cats Bestätigung, wurde ihr das vergilbte und verknitterte Stück von Aspen auch schon in die Hände gedrückt. Mit vorsichtigen Finger nahm sie es an sich und faltete es behutsam auf. Sie setzte sich gerade etwas Abseits auf einen der freien Stühle und starrte das Dokument an. Wie vom weiten nahm, sie die Worte von Aspen wahr und sah ihn kurz etwas verwirrt an. Aber natürlich, er konnte ja nichts von ihrer Eigenart wissen.
      "Ich … ähm … brauche keine Verarztung." meinte sie zu ihm und hielt zum Beweis, ihm ihre Arme entgegen, die zuvor noch etwas geblutet hatten. Das Blut war zwar noch da, dunkelrot und verkrustet hing es auf ihrer dunklen Haut, doch man konnte auch gut erkennen, dass die leichten Verletzungen schon verheilt waren. "Mein Körper regeneriert sich sehr rasch wieder." erklärte sie ihm und zuckte leicht mit ihren Schultern, als wäre das nichts Besonderes.
      Aber sie fand auch, dass ihr Körper jetzt nicht so wichtig war, wie das Stück Papier, dass sie in ihren Händen hielt.
      "Sieh mal. Das ist der Ausschnitt von einer Karte. Darauf ist ein Punkt markiert und daneben hat man Eden geschrieben." zeigte sie ihm das kleine Dokument, während sie versuchte das aufgeregte Beben in ihrer Stimme zu verbergen. Leider gab es aber keinen weiteren Hinweis. Auf der Karte wurde weder vermerkt, wo die Himmelsrichtungen waren, noch fand man irgendwelche Koordinaten darauf. Cat war auch ganz froh, dass sie das Wort lesen konnte. Eden war kurz, daher fiel ihr das leicht, doch bei langen Wörtern oder komplizierten Sätzen, fiel ihr das Lesen etwas schwerer. Als Kind hatte sie nicht verstanden, wieso sie das lernen sollte. Es war doch viel wichtiger, mit Waffen umgehen zu können, doch ihr Ziehvater Simon bestand darauf, wobei sie es doch etwas vernachlässigt hatte.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
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    • Aspen starrte Cat mit einer Mischung aus Faszination und Verwunderung an. Die Wunden, die eben noch bluteten, waren bereits verheilt, nur noch dunkle, verkrustete Spuren zeugten von der Verletzung.
      „Das ist unglaublich“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu ihr. „Dein Körper regeneriert sich so schnell...“
      Cat zuckte leicht mit den Schultern, als wäre das nichts Besonderes. Doch für Aspen war es genau das.
      „Das beeindruckt mich wirklich“, gestand er. „Bei mir ist es genau das Gegenteil. Wunden brauchen bei mir eine Ewigkeit, um zu heilen. Ich habe schon immer eine längere Erholungszeit gebraucht als die meisten anderen.“
      Während er sprach, ließ er seinen Blick über das vergilbte Stück Papier gleiten, das Cat ihm gezeigt hatte. Der grob gezeichnete Kartenausschnitt zeigte eine markierte Stelle mit dem handgeschriebenen Wort „Eden“ daneben. War dort der Ort von dem der Reisende gesprochen hatte? Das Paradies?
      Es war schwer, konkrete Anhaltspunkte zu finden, doch am Rand der Karte bemerkte er eine größere Küstenregion.
      „Irgendwo entlang der Küste“, murmelte Aspen nachdenklich. „Das ist zumindest ein Anhaltspunkt. Aber die gesamte Küste abzusuchen, wäre ein riesiger Aufwand. Wir brauchen mehr Informationen.“
      Er lehnte sich zurück und versuchte, die Umrisse und Merkmale der Karte genauer zu analysieren. „Diese Küstenlinie könnte uns vielleicht weiterhelfen. Wenn wir herausfinden könnten, welche Region das genau ist, hätten wir zumindest eine grobe Richtung. Ich weiß nicht, wie es in deiner Gemeinschaft aussieht, aber bei uns gibt es leider nicht so viele Leute, die sich mit Kartographie auskennen."“
      Nachdenklich stützte er sein Kinn. Moment? Warum spekulierte er über solche Dinge, wenn sie später einfach den Besitzer der Karte fragen konnten?
      Falls er die Prozedur überleben sollte... Nein! Leicht schüttelte er den Kopf wie um die Gedanken zu vertreiben. Er wird durchkommen, ganz sicher! Romina war in ihrem Fachgebiet mehr als Fähig und hatte schon Leute zu voller Gesundheit zurück verholfen, die viel Schlimmer aussahen als er! "Der Fremde wird uns sicher mehr erzählen können, sobald er stabilisiert ist.“ sprach er schließlich und hoffte, dass seine Stimme sicherer klang als er sich fühlte.
      Nun hieß es bloß die Zeit bis dahin irgendwie tot zu schlagen... Er ließ seinen Blick schweifen und musterte Cat. Es ging vorhin alles so schnell, mit den Mutierten, dem Verletzten, die Informationen über Eden - er hatte gar nicht so recht die Gelegenheit gehabt sie kennen zu lernen, bevor er sie mit in die Siedlung genommen hatte. Etwas, was eigentlich als grober Verstoß gegen die Sicherheitsmaßnahmen galt... aber in Anbetracht der Hektik um den Verletzten schien dies niemanden zu kümmern - zumindest vorerst.
      Was er zumindest mit Sicherheit über sie sagen konnte war, dass sie schnell mitdenken und improvisieren konnte. Wertvolle Fertigkeiten ohne die man in diesen Zeiten nicht weit kam.
      Und ihre enorme Regenerationsfähigkeit war auch nicht gerade von schlechten Eltern. Etwas worum er sie zugegebenermaßen ein wenig beneidete. Mit seinem verlangsamten Stoffwechsel hätten die Kratzer, die bei ihr in Weniger als einer Stunde verheilt waren, sicher Tage gebraucht. Naja, immerhin hatte seine Verstoffwechselung den Vorteil, dass er selten bis kaum Hunger hatte.
      Apropos... "Kann ich dir was zu essen anbieten?" fragte er schnell, um als Gastgeber nicht völlig versagt zu haben. Er vergaß immer wieder, dass andere Leute im Gegensatz zu ihm, doch zu mindestens ein Mal Täglich Nahrung zu sich nehmen sollten.
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    • Viele empfanden ihre schnellen Regenerationsfähigkeiten als etwas Tolles, aber die Leute wussten ja auch nicht, welchen Preis das alles hatte. "Na ja, dafür spüre ich leider kaum Schmerzen. Simon meint, dass das nicht gut ist. Schmerz warnt einen vor größeren Gefahren. Du willst gar nicht wissen, was mir schon alles passiert ist, nur weil mir nichts weh getan hat." seufzte Cat leise auf. Sie empfand ihre Fähigkeit als Fluch und Segen zugleich. Vielleicht musste es auch so sein, damit sie in dieser gefährlichen Welt überhaupt überleben konnte.
      Sie beobachtete Aspen, als er die Karte studierte, wie seine graublauen Augen die Linien auf dem vergilbten Papier verfolgten und sich seine Stirn beim Nachdenken leicht in Falten legte. Das machte Cat bei allen Menschen, die sie neu kennenlernte. Sie musterte alles an ihnen, wie sie sprachen, sich bewegten, damit sie diese einzuschätzen wusste. Das konnte sie auch nicht abstellen, war das tief in ihre verankert, noch von der Zeit, als sie alleine draußen lebte. Dort musste sie die Tiere beobachten, um herauszufinden, ob Gefahr von ihnen ausging. Und Cat hatte festgestellt, dass es noch schwerer war, Menschen dementsprechend zu lesen.
      "In meinem Unterschlupf leben viele Raider, die einiges an Erfahrung haben. Von ihnen habe ich alles gelernt, was ich jetzt kann. Vielleicht können die erkennen, wo dieser Punkt genau liegt." erzählte sie ein bisschen von sich und ihren Leuten.
      "Hoffentlich schafft er es." nickte sie leicht. In ihren Augen war der Mann schwer verletzt und in ihrer Unterkunft gab es keinen richtigen Arzt, auch niemand, der ähnliches Wissen besaß. Daher waren solche schlimmen Verletzungen bei ihnen fast schon ein Todesurteil. Außer es betraf sie und alleine aus diesem Grund, übernahm sie oft die gefährlichen "Supply Runs". Sie konnte schlimme Wunden als einzige überleben und sah es daher auch als Aufgabe, sich darum zu kümmern.
      Als Aspen sie dann fragte, ob sie etwas zum Essen haben möchte, nickte Cat direkt. "Ja. Gerne. Meine Heilungskräfte sind sehr kräftezehrend, daher esse ich auch mehr als andere. Und je nach Wunde muss ich auch viel schlafen. Ein Mal habe ich wohl zwei Tage am Stück geschlafen. Ich habe mir den Arm gebrochen, als ich beim Versuch eine Felswand hochzuklettern abgestürzt bin." erzählte sie ihm ein bisschen mehr über ihre Fähigkeit. "Und wie ist es bei dir? Zwar heilen deine Wunden langsamer als bei anderen, aber dafür hast du doch bestimmt andere Vorteile?" fragte sie den Dunkelhaarigen. Wie gesagt, die Anomalien der Raider sind so gut wie immer Fluch und Segen zugleich.
      So bald dann Aspen sich erhob, folgte sie ihm direkt. Cat wollte nicht alleine irgendwo warten. "Habt ihr einen Anführer oder so, bei dem ich mich vorstellen sollte. Deine Leute sollen wissen, dass von mir keine Gefahr ausgeht." fragte sie ihn dann. Bei ihr gab es keinen direkten Anführer, sondern einen Rat, bestehend aus fünf Leuten. Sie besprachen sich immer und entschieden gemeinsam. Es gab auch oft Streitigkeiten, doch man fand jedes Mal einen Kompromiss.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
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    • Der junge Mann ließ Cats Worte in seinem Kopf nachhallen. Die Vorstellung, keine Schmerzen zu spüren, klang zunächst wie ein Segen, doch er konnte die Wahrheit in ihrer Aussage erkennen. Schmerz war ein Warnsignal des Körpers, und ohne dieses Signal konnte man leicht in gefährliche Situationen geraten, ohne es zu merken.
      Er reichte ihr die Karte zurück und stand auf. „Ich werde uns etwas zu essen holen“, sagte er. „Folge mir einfach.“ Er war froh, dass sie seine Einladung angenommen hatte. Es war ihm wichtig, ein guter Gastgeber zu sein, dass sie sich hier willkommen fühlte.
      Gemeinsam verließen sie den Ruhebereich und machten sich auf den Weg zur Gemeinschaftsküche.
      Die Siedlung war eine Ansammlung von improvisierten Strukturen in einer ehemaligen U-Bahn Station.
      Diese Tunnel, die tief unter der Erde verliefen, eigneten sich perfekt, um vor der Strahlung außerhalb geschützt zu sein.
      Auf dem Weg zur Küche begegneten sie einigen Bewohnern, die sie neugierig musterten. Aspen grüßte sie knapp und hoffte, dass sie Cat nicht zu sehr anstarren würden. Neue Gesichter sah man hier selten.
      „Unsere Gemeinschaft wird von einem Rat geleitet“, erklärte Aspen, während sie durch die engen Gänge schritten, die sich wie die unüberschaubaren Gänge eines Ameisenbaus bogen und wanden.
      Für jeden Neuankömmling musste das System wohl sehr konfus erscheinen, doch Aspen, der hier aufgewachsen war, navigierte dieses Labyrinth mit zielsicherer Leichtigkeit.
      “Jeder hat eine Stimme, aber es gibt ein paar Leute, die mehr Verantwortung tragen. Ich sollte dich wirklich dem Rat vorstellen, damit sie wissen, dass du hier bist und keine Gefahr darstellst. Aber das können wir nach dem Essen machen.“
      In der Küche angekommen, öffnete Aspen einen Vorratsschrank und holte einige Konserven und Brot hervor.
      „Das hier ist nicht gerade ein Gourmet Schmaus, aber es wird uns satt machen.“ Er reichte Cat eine Dose gebackener Bohmen und etwas Brot.
      „Wir müssen mit unseren Vorräten haushalten, aber für jemanden, der so viele Kalorien verbrennt wie du, können wir bestimmt eine Ausnahme machen. Du kriegst einfach meinen Anteil, ich bin ohnehin nicht sonderlich hungrig.“
      Das war keine Lüge, die er einfach aus Nettigkeit aussprach, damit sie kein schlechtes Gewissen hatte. Er war tatsächlich nicht hungrig. Dennoch schnappte er sich ebenfalls eine halbe Scheibe Brot, damit Romina später nicht behaupten konnte, er 'würde sich selbst vernachlässigen’.
      Während sie aßen, dachte Aspen über ihre Frage nach seinen eigenen Fähigkeiten nach. „Nun, mein verlangsamter Stoffwechsel bedeutet, dass ich selten hungrig bin. Das kann in Zeiten der Knappheit ein Vorteil sein. Aber es macht mich auch anfälliger für tiefe Wunden, weil mein Körper sich nicht so schnell regeneriert wie bei anderen. Dafür werde ich aber auch langsamer Müde und muss seltener Schlafen”
      Er nahm einen Bissen von seinem Stück Brot und fügte hinzu: „Es ist ein ständiger Balanceakt, aber ich habe gelernt, damit zu leben.“
      Während sie aßen, dachte Aspen immer wieder an die Karte und den geheimnisvollen Ort namens Eden. Die Küstenlinie auf der Karte ließ ihn nicht los. Es musste eine Möglichkeit geben, diesen Ort zu finden, ohne die gesamte Küste abzusuchen. Vielleicht konnte der Rat ihnen weiterhelfen, oder sie könnten jemanden finden, der mehr über alte Karten wusste.
      "Glaubst du, die Karte führt wirklich nach Eden?”
      Fragte er sie schließlich nach einem kurzen Moment des Schweigens.
      Er, für seinen Teil, hoffte es sehr.
      Aber er konnte auch nicht ignorieren, dass es eine winzige Wahrscheinlichkeit bestand, dass es sich vielleicht um eine Falle handeln könnte.
      Es gab schließlich Gerüchte darüber, dass es angeblich auch Gemeinschaften gab, die sich mit Kannibalismus über Wasser hielten.
      Gewiss nichts anderes als bloße Gerüchte…
      In the midst of chaos
      there is also opportunity
    • Cat nahm vorsichtig die Karte wieder an sich, als man ihr sie erneut reichte und verwahrte sie sicher in ihrer Hosentasche. Sie lief dann Aspen hinterher, denn jetzt sollte es etwas zum Essen für sie geben und auch wenn sie das hier jetzt nicht zugeben würde, ein bisschen Hunger hatte sie schon.
      Die junge Frau stellte rasch fest, als sie so durch den Unterschlupf liefen, dass er ihrem sehr ähnlich war. Das lag höchstwahrscheinlich daran, dass auch ihr Rückzugsort ein U-Bahnschacht ist. Es war sogar einer der großen unterirdischen Bahnhöfe, wobei die meisten Schächte schon lange verschüttet sind, dass man nicht einfach so, von Station zu Station kommen konnte. Außerdem lebten auch im Untergrund mutierte Wesen, die sehr gefährlich werden können, daher ist es besser, wenn die Strecken blockiert bleiben, auch wenn es von Vorteil wäre, so zu den anderen Verstecken zu kommen. Wer weiß, vielleicht würde das ja jemand sogar mal umsetzen.
      Den Leuten, denen sie begegneten, sah Cat nicht direkt an. Sie nickte immer nur kurz und starte mehr auf den Rücken von Aspen. In dieser fremden Umgebung wirkte sie fast schon scheu und mied den Augenkontakt, so wie es viele Tiere tun würden.
      Der junge Mann vor ihr erzählte von dem System seiner Gemeinschaft, die auch ihrer sehr ähnelte. "Demokratie ist das kleinste Übel im Vergleich zu einer Diktatur oder anderen Regimen, wo nur eine Person das sagen hat." erinnerte sie sich an die Worte ihres Ziehvaters, als sie ihn mal gefragt hatte, wieso sie einen Rat hatten und nicht einfach er alleine die Entscheidung fällte. Je älter sie wurde, desto mehr verstand sie das. Klar, man stritt um einiges mehr, aber dafür wurde auch an die Minderheiten gedacht und niemand vergessen, sodass es allen in der Gemeinschaft gut ging.
      Viele hätten bei diesem Wirrwarr von Gängen bestimmt schon die Orientierung verloren, doch Cat konnte ziemlich genau sagen, wie sie den Weg wieder ans Tor finden würde. Dieses Talent sich in der Fremde zurechtzufinden war wohl auch etwas, dass sie bei ihrem Leben im Freien gelernt und verinnerlicht hatte.
      "Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich mich eurem Rat vorstellen kann." stimmte sie Aspen der Idee zu, sie später dem besagten Rat zu präsentieren. Damit würde es dann keine Missverständnisse geben. Bald darauf trafen sie dann in der Küche ein und Aspen holten aus einem Schrank Konservenbüchsen und Brot heraus und reichte ihr dann eine Scheibe und eine Dose mit Bohnen.
      "Danke. Das ist wirklich großzügig von dir." bedankte sie sich bei ihm mit einem kurzen Lächeln auf den Lippen und löffelte dann auch schon eine Portion Bohnen in ihren Mund. Es war wohl ziemliches Glück, dass sie gerade an jemanden geriet, der selber viel weniger als die anderen aß und somit darauf auch verzichten konnte. Dieses Wissen half ihr auch dabei, kein schlechtes Gewissen zu haben, jemandes Ration zu verspeisen.
      Auch Cat dachte über den jungen Mann nach, mit seinen besonderen Fähigkeiten. Sie schienen fast wie das Gegenteil des anderen zu sein und dennoch konnten sie die Probleme des jeweils anderen gut nachvollziehen. Verschieden und doch irgendwie gleich.
      Während des Essens dachte Cat weniger an die Karte und so musste sie erst ein mal den Bissen Brot herunterschlucken, als Aspen sie fragte, ob sie daran glaubte, dass die Karte sie nach Eden führte.
      "Also, ich denke schon, dass die Karte einen sicheren Ort zeigt oder zumindest einen sehr wichtigen Ort. Wieso sollte dieser Mann sonst sein Leben aufs Spiel setzen, um die Information zu verbreiten? Er hatte ja gemeint, dass er sie ja eigentlich über den alten Funkturm verbreiten wollte. Tja, nur unglücklicherweise funktioniert der Sendemast nicht mehr richtig. Die Energiequelle ist defekt." gab sie dazu ihre Meinung ab. "Aber auch wenn viele bestimmt gerne an so einem Ort leben würden, alleine die Reise dort hin birgt sehr viele Gefahren und ich vermute auch, dass einem Fremden da nicht geglaubt wird. Leider tauchen ja immer mal wieder solche komischen Spinner auf, die von einer Stadt erzählen, wo Milch und Honig fließt." warf sie auch gleich ein. Auch Cat dachte darüber nach, dass das eine Falle sein könnte. Aber es wäre keine gute, denn man konnte sich ja gar nicht sicher sein, ob jemand kommen würde. Daher empfand sie die Möglichkeit als doch sehr gering.
      Die Dose wurde bis auf den letzten Rest ausgekratzt und vom Brot blieb kein Krümel übrig, als sie mit dem Essen fertig war. Löffel und Konserve sahen aus wie geleckt, was dem auch sehr nahe kam und erneut sich dankend, stellte sie alles auf der Küchenzeile ab.
      "Sollen wir jetzt zu deinem Rat gehen? Sie möchten bestimmt auch von dieser Karte erfahren." erkundete sie sich bei Aspen.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


      Quelle
    • „Ich verstehe, was du meinst,“ sagte Aspen schließlich, seine Stimme leise und nachdenklich. „In diesen Zeiten ist es schwer, jemandem zu vertrauen, besonders wenn es um solch unglaubliche Geschichten geht.“
      Umso abstrakter war es, wie leicht er es zustande brachte, ihr, die er erst seit wenigen Stunden kannte, Vertrauen entgegenzubringen. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass von Cat keinerlei Gefahr für ihn oder die Siedlung ausging. Bisher hatte sie auch noch nichts getan, was ihn dazu veranlassen könnte, sein Bauchgefühl infrage zu stellen.
      „Aber manchmal ist Hoffnung das Einzige, was uns vorwärts treibt. Und diese Karte... Sie könnte echt sein. Wir müssen es zumindest versuchen. Was gibt es schon zu verlieren?“
      Aspen dachte an seine eigene Siedlung, die Mühe, die sie täglich aufbrachten, um zu überleben. Die Vorstellung, dass es einen sicheren Ort geben könnte, einen Ort, an dem sie alle in Frieden leben könnten, war verlockend.
      Die Vorstellung, dabei vielleicht sogar mehr über den Verbleib seiner Schwester zu erfahren…
      Aber er wusste auch um die Gefahren, die eine solche Reise mit sich bringen würde.
      Am sinnvollsten wäre es also, eine Art kleinen Spähtrupp voraus zu schicken, bevor man eine ganze Siedlung verlagerte. Zumindest aus seiner Sicht. Letzten Endes würde der Rat darüber entscheiden müssen.
      Geduldig wartete Aspen, bis Cat mit dem Essen fertig war, bevor er aufstand und sich kurz streckte.
      „Alles klar, gehen wir zum Rat.“ entschied er das weitere vorgehen und deutete auf den Ausgang der Küche.
      Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in Richtung des Ratssaal.
      Um diese Zeit hatten sie gute Chancen, die meisten Mitglieder des Rates dort anzutreffen.
      Zielstrebig führte Aspen seinen Gast durch die verwinkelten Gänge der Siedlung. Die Luft war erfüllt von einem leichten, erdigen Geruch, der aus den tiefen Tunneln aufstieg, und das spärliche Licht der Funzeln warf tanzende Schatten an die feuchten Wände. Seine Schritte hallten dumpf wieder, und er hörte Cat dicht hinter sich.
      Dabei konnte er die unterschwellige Anspannung in ihrer Haltung spüren. Obwohl sie ruhig und kontrolliert wirkte, suchten ihre Augen ständig den Raum ab, wie ein Tier, das sich auf seine Umgebung einstellt. Wie eine Katze auf der Pirsch.
      Mehrere der Bewohner kamen ihnen entgegen, während sie den langen, verzweigten Tunneln folgten. Der junge Mann war sich der Blicke der anderen, die neugierig die Fremde beobachteten, nur all zu bewusst. Gleich zwei Neuankömmlinge an einem Tag waren schon äußerst ungewöhnlich.
      Der Weg zum Ratssaal führte durch eine Reihe dunkler, feuchtkalter Tunnel. Die Luft roch nach Erde und abgestandenem Wasser, was die Atmosphäre drückend und schwer machte. Aspen konnte die Feuchtigkeit an den Wänden spüren, während sie vorüber gingen.
      Endlich erreichten sie den Ratssaal.
      Der Raum war erfüllt von der gedämpften Unterhaltung der Ratsmitglieder, die sich jedoch sofort in neugierige Stille verwandelte, als Aspen an die schwere Holztür klopfte. “Herein!” drang es laut aus dem inneren und der Dunkelhaarige wartete keinen Augenblick damit, die Tür zu öffnen:
      Die Atmosphäre schien vor gespannter Erwartung zu knistern. Womöglich hatten die Ratsmitglieder bereits davon mitbekommen, dass sich ein neues Gesicht in der Siedlung aufhielt und sie bereits erwartet, denn auf dem Holztisch in der Mitte des Raumes stand bereits eine Kanne destilliertem Wassers und zwei saubere Gläser.
      Der Raum war groß und geräumig, ehemals ein alter Kontrollraum des alten U-Bahn Systems, nun umfunktioniert zu dem Zimmer, in dem die wichtigsten Entscheidungen Getroffen wurden. Also irgendwo war die Bezeichnung ‘Kontrollraum’ weiterhin recht zutreffend.
      Einfachen Stühlen waren im raum Verteilt - einige um den Großen Holztisch herum, an dessen ende bereits drei Personen Platz genommen hatten. Eine weitere Reihe Stühle befand sich an der Wand entlang, für weitere Teilnehmer, sollten große Entscheidungen oder Diskussionen mit großem Publikum ausgetragen werden. Beispielsweise Gerichtsverhandlungen oder Vermählungen.
      Die Wände waren mit alten, vergilbten Landkarten und Zeichnungen bedeckt, ein Überbleibsel aus einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung war.
      Der älteste der Ratsmitglieder, Marcus, welcher auch oft inoffiziell als Anführer galt, blickte auf und schenkte den beiden jüngeren Menschen ein warmes Lächeln. “Mit wem haben wir die ehre?” fragte er erwartungsvoll.
      Der Jüngere räusperte sich kurz, ehe er das Wort ergriff „Das ist Cat. Sie hat mir geholfen, einen verletzten Reisenden zu retten und ihn hierher zu bringen. Er wird derzeit von Romina versorgt und hat möglicherweise Informationen über eine sichere Zone.”
      Nachdenklich nickte Marcus. ins einem Gesicht lag ein gemischter Ausdruck aus Skepsis und Neugierde. “Eine sichere Zone? ist dem so?” murmelte er und deutete auf die Stühle vor dem Tisch. „Setzt euch doch erstmal, und erzählt uns alles. Cat, war dein Name? Erzähle uns doch bitte ein wenig von dir.“
      Aspen nahm wie geheißen auf einem er Stühle Platz und wartete, bis auch Cat sich gesetzt hatte. Dabei warf er ihr ein beruhigendes Lächeln zu und nickte ermutigend.
      In the midst of chaos
      there is also opportunity
    • Aspen klang so hoffnungsvoll und positiv, was etwas Schönes für Cat war. Ihre Leute sind eher pessimistisch und sehr rational und verlieren sich nicht wie sie in Tagträumen. Auf die Frage, was es zu verlieren gab, hätte ihr Ziehvater auch sehr viele Antworten. "Dein Leben!" wäre wohl die erste darauf gewesen, gefolgt von wichtigen Gliedmaßen und und und.
      Sie zweifelte auch etwas daran, dass er ihr überhaupt erlauben würde, auf so eine gefährliche Expedition zu gehen, auch wenn sie selber von sich glaubte, genau die richtige dafür zu sein.
      Nachdem sie gegessen hatte, ging es dann auch schon zum Rat, von dem er ihr erzählte hatte.
      Wieder ging es durch die verwinkelten Gänge und auch hier trafen sie auf weitere Bewohner dieses Unterschlupfs. Man sah ihr zwar interessiert hinterher und vielleicht auch mit Argwohn, doch niemand sprach die beiden direkt an, sodass sie schnell an ihrem Ziel ankamen.
      Cats Nase kitzelte etwas, als sie den modrig, muffigen Geruch wahrnahm. Es war hier recht feucht und somit auch kühl. Zum Glück trug sie aber lange Kleidung, dass ihr das nichts ausmachte. Ihre Schritte hallten auch deutlich von den Wänden und das Geräusch verlor sich in den vielen Gängen.
      Sie kamen vor einer alt wirkenden Holztüre an und man konnte von der anderen Seite gedämpfte Stimmen hören, wobei man nicht heraushören konnte, was genau gesprochen wurde. Als Aspen dann an der Tür klopfte, verstummten die Stimmen sofort und ein klar zu verstehendes "Herein!" ertönte. Sich hinter dem jungen Mann haltend, folgte sie ihm in den Raum und sofort spürte sie die Blicke auf ihr ruhen. Drei Personen saßen an einem hölzernen Tisch und jetzt versuchte Cat ihnen allen ins Gesicht zu blicken. Bei jedem erkannte sie Neugier, Interesse, aber auch Vorsicht in den Augen. Man bat sie, sich zu setzen und etwas von sich zu erzählen und als Aspen selbst saß, zog auch sie sich einen Stuhl zurück und nahm Platz.
      "Ja, Cat ist mein Name und ich komme aus der Unterschlupf im Nordwesten. Vielleicht kennt ihr Simon Baker?" stellte sie sich selbst den Herrschaften noch ein Mal vor und verriet ihnen, wo sich ihr Zuhause befand. Sie nickten ihr zu, schienen diese Leute ihren Ziehvater zu kennen. "Ich … ähm habe gerade eine entlaufene Katze gesucht und als ich sie dann gefunden habe, hörte ich die Köter. Man schaut da einfach nach, falls jemand erwischt wurde, um wenigstens seine Habseligkeiten eventuell bergen zu können." erzählte sie weiter, was sich vielleicht etwas herzlos anhörte, doch das war da draußen ganz normal. Man wäre ein Idiot, nicht von Toten Werkzeug und andere Hilfsmittel zu nehmen. Es gab hier und da immer noch Leute, die sich damit unwohl fühlten, doch dieses Mitleid kannte Cat nicht. "Ich habe dann den Fremden gesehen und wollte näher heran, als ich auf Aspen traf. Wir verständigten uns stumm und retteten den Mann vor den Kötern." Sie erzählte bewusst nicht von ihrer "Gabe", das hatte ihr Ziehvater immer wieder gesagt. Man sollte damit nicht hausieren gehen. Bei Aspen war es etwas anderes, da auch er ihr verraten hatte, welche Fähigkeiten er besaß.
      Mehr wusste sie dann auch nicht zu erzählen und sah mehr auf die Tischplatte, als in die Augen der drei Personen. "Ob sie dieses Eden suchen werden?" fragte sie sich im Stillen. Es war verführerisch, an einen Ort zu glauben, wo man friedlich und ohne Angst und Hunger leben konnte. Doch was ist, wenn es doch eine Falle ist? Oder gar das Hirngespinst eines verrückten Mannes?
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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