Wie die unbarmherzigen Fänge einer hungrigen Bestie verschlangen die Flammen alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Der beißende Rauch füllte seine Lungen und ließ seine Augen tränen. Was tat er hier? Suchte er nicht irgendetwas in den Flammen?
“Artorias!” Ihre schmerzerfüllte Stimme die inmitten der Brennenden Trümmer erklang grub sich wie ein Dolch in sein Herz
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Völlig außer Atem schreckte der Weißhaarige auf. Ein Traum? Nein, eine Erinnerung, die ihm im Schlaf überkommen hatte.Selbst jetzt, wo er wach war, fühlte es sich immer noch so an, als würden die Flammen an seiner Haut lecken und der Rauch seine Lunge füllen. Das wievielte Mal war es, dass er sie hatte sterben sehen? Er wusste es nicht mit Sicherheit, er konnte nicht mehr mitzählen.
Zudem war er sich nicht einmal sicher, wie viel sein Fluch ihn inzwischen hatte vergessen lassen.
“Grübeln bringt ja nicht.” Murmelte er sich selbst zu und erhob sich widerwillig aus seinem provisorischen Nachtlager, welches er sich aus einigen Laken zwischen zwei Bäumen aufgespannt hatte.
Unweit von ihm entfernt stand der alte Gaul, den er vor einigen Monaten in einem Dorf als Bezahlung für seine Dienste erhalten hatte, und ihn nun aus seinen ausdruckslosen braunen Augen treu-doof anstarrte.
“Sieh mich nicht so an, du kriegst ja gleich was zu fressen.” murrte er und griff nach dem Sack mit Hafer, den er an einem der umliegenden Bäume aufgehangen hatte, und stellte dabei ein unzufriedenes Gewicht des Sackes fest.
Seine Vorräte neigten sich dem Ende zu. Nicht nur sich selbst, sondern nun auch ein verdammtes Pferd durchzufüttern zu müssen, war kostspieliger als gedacht. Aber andererseits kam er so schneller voran als zu Fuß.
“Na los, guten Appetit.” Entschlossen überließ er das restliche Essen dem Pferd. Es war ja nicht so, als könnte er tatsächlich verhungern. Bis er seine Vorräte beim nächsten Dorf auffüllen konnte, würde er schon irgendwie über die Runden kommen.
“Dafür legen wir heute die doppelte Strecke als ursprünglich geplant zurück.”
Als hätte das Tier seine Aufforderung verstanden, gab es ein lautes Schnauben von sich, das verdächtig nach einem “Einverstanden” klang.
Artorias schüttelte ungläubig den Kopf. War es wirklich schon so weit, dass er mit einem verdammten Tier sprach, als wäre es ein Mensch?
Er brauchte dringend wieder menschlichen Kontakt, soviel stand fest.
Während der Gaul voller Genuss und provokant lautem Schmatzen die letzten Vorräte vertilgte, räumte Artorias das Lager und verstaute seine wenigen Besitztümer am Sattel.
Die Sonne hatte sich kaum hinter dem Horizont hervorgetan, als er bereits im gemächlichen Trott auf der Straße gen Norden ritt.
In dem Tempo würden sie das Dorf am späten Nachmittag erreichen, vorausgesetzt es kam nichts Unerwartetes dazwischen.
Er war gar nicht lange unterwegs, als er am Horizont einen Karren erspähte, welcher auf derselben Straße die er beritt entlang fuhr und anscheinend an einem kleinen Hügel, über den der Weg hinweg führte, hängen geblieben war.
Der in die Jahre gekommene Esel, welcher vorne an den Karren gespannt war, gab sich ersichtlich jede Mühe, um die Steigung des Geländers zu überwinden, und auch der Besitzer des Karrens stand dahinter und versuchte mit zu schieben.
Als der Mann seinen Kopf hob und Artorias in seine Richtung kommen sah, weiteten sich seine Augen voller Angst. Er hatte mit Sicherheit das Schwert an seinem Rücken gesehen und dachte nun, dass es sich bei dem Weißhaar um einen Banditen handelte, was in dieser Gegend gar nicht mal so ungewöhnlich war.
“Bitte! Gnädiger Herr! Ich habe kein Geld! Ich bin nur ein einfacher Rübenhändler! Meine Frau und ich, wir-”
Beschwichtigend hob er eine Hand in die Höhe und stieg von seinem Pferd ab, als er beim Karren angekommen war. “Beruhigt euch. Ich bin nur ein Reisender, der zufällig in dieselbe Richtung ist wie ihr.”
Die Erleichterung stand seinem Gegenüber förmlich ins Gesicht geschrieben, auch wenn sich noch eine kleine Spur des Misstrauens in seinen Augen verbarg. Aber das konnte er ihm nicht verübeln. In diesen Zeiten war es schwer anderen zu vertrauen. Jeder war sich selbst der Nächste.
“Wenn ich schon mal hier bin, lasst mich euch zur Hand gehen.” Ohne auf eine Antwort zu warten, legte Artorias ebenfalls Hand an den Karren an und begann zu schieben.
Mit einem Ruck kam dieser nun wieder in Bewegung und erreichte den Hochpunkt des Hügels ohne weitere Umschweife.
"Habt, Dank gnädiger Herr! Kann ich mich euch irgendwie erkenntlich zeigen?"
Auf die Frage hin schüttelte er lediglich den Kopf und wollte soeben zur Antwort ansetzen, als sein Magen ein lautes Knurren von sich gab. Elender Verräter!
Der Händler hingegen musste ein wenig Schmunzeln. “Wenn ihr euch erbarmen könnt, bis zur Ankunft in das Dorf an meiner Seite zu reisen, würde ich euch dort gerne eine warme Mahlzeit beschaffen."
Mit dem Händler gemeinsam reisen? Sein Blick fiel auf den ramponierten Esel, der zwar noch aussah, als würde er einige Zeit durchhalten, aber das nur unter fragwürdigem Tempo.
Mit einem leisen Grummeln versuchte sein Magen ihn zu überreden.
Ach, was solls. Zu einer warmen Mahlzeit, für die er nicht zahlen musste, sagte er nicht nein.
Und so nickte er zustimmend.
Soviel zum Thema heute, doppeltes Tempo einzulegen…
In the midst of chaos
there is also opportunity