Heartbeat of a zombie [Anexis & Kiimesca]

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    • Heartbeat of a zombie [Anexis & Kiimesca]

      Vorstellung
      @Anexis





      Das Leben als Zombie?
      Man könnte fast glauben, dass es ein sorgloses war. Völlig geistesabwesend durch die Gegend schlurfen und Menschen anfallen, bis einem jemand irgendwann den Schädel wegpustet.
      Yuma war aus irgendeinem Grund keiner dieser hirnlosen Untoten, aber sein Leben war durchaus sorglos. Es war kaum ein Unterschied zu seinem bisherigen Leben. Anfangs jedenfalls. Er hatte Strom, fließend Wasser und sogar Internet. Und das vollkommen umsonst, denn es gab niemanden mehr, der ihm Rechnungen schickte. Königlicher ließ es sich also kaum leben. Wäre da nicht die Sache mit dem Hunger und dem Appetit auf Hirn. Abstoßend. Er konnte früher schon nicht nachvollziehen, wieso es Menschen gab, die sich Delikatessen wie Herz, Leber und Hirn schmecken ließen. Yuma hatte versucht ein ganz normales Leben als Mensch zu führen. Er hatte es wirklich versucht. Doch seine liebsten Schokoriegel mit süßem Karamel und Erdnüssen war enttäuschend unbefriedigend. Es war zum Heulen, nur das Yuma nicht weinen konnte, selbst wenn er wollte. Angetrieben von einer unerschöpflichen Ausdauer musste er also nie auf Klo und schlafen tat er auch nie wirklich. Kein Wunder, dass selbst die sportlichsten Typen den unnachgiebig folgenden Zombies zum Opfer fielen, wenn sie nie müde wurden.
      Irgendwie ein sehr entspanntes und cooles Leben. Allerdings auch sehr einsam. Yuma war alles andere als schüchtern und knüpfte schnell neue Kontakte. Nicht jeder war sein Freund, aber er hatte auch keine Feinde. Nun war er jedoch der einzige verdammte Zombie mit einem Gehirn im Kopf, statt in seinem Magen. Das Stöhnen und Grunzen seiner Artgenossen ergab keinen Sinn und Menschen würden ihn ohne zu zögern umnieten. Wenn die Menschen nicht damit beschäftigt wären sich Schutz vor ihnen zu suchen und auch im Online-Game-Universum keiner mehr zum Abhängen war, schrumpfte Yuma's Kontakt zu anderen innerhalb der letzten 2,5 Jahre auf Null. Die Menschen hatten es sogar geschafft, das Internet großflächig zu schrotten. Auch Strom hatte Yuma irgendwann nicht mehr, sodass er sich fast ins Mittelalter zurückversetzt fühlte.
      Deshalb verließ er seine Wohnung im 9. Stock und zog hinaus in die Welt. Zombies interessierten sich nicht für ihn, spazierten an ihm vorbei oder aßen genüsslich frisches Menschenhirn von armen Trotteln, die noch hier umherirrten. Es würde Yuma nicht wundern, wenn bescheuerte Halbstarke Mutproben daraus veranstalteten, raus zu gehen und einem Zombie den Schädel mit einem Baseballschläger zu zertrümmern. Solche Idioten gab es schon immer und wird es auch immer geben. Dabei rotteten sich die Zombies oft zu einer Herde zusammen. Nicht, weil sie dachten, dass sie im Rudel stärker waren, dazu fehlte ihnen einfach die Intelligenz. Viel mehr lag es daran, dass sie von irgendetwas - wie einem gut riechenden Menschen - angelockt wurden und danach eben sabbernd nebeneinander herliefen. Yuma hielt sich von diesen Rudeln fern, denn sie waren gefundenes Fressen für bewaffnete Menschen und außerdem sowieso keine gute Gesellschaft.

      Außerhalb der Stadt, wo es sich etwas ländlicher lebte, fand Yuma ein hübsches Häuschen, in das er sich einquartierte. Es hatte Photovoltaikanlagen auf dem Dach und versorgte sich somit selbst mit Strom! Praktischerweise wurde auch das Wasser elektrisch erhitzt, weshalb er sich wieder regelmäßig eine entspannte Dusche oder sogar ein Bad genehmigen konnte. Hier muss wohl ein komischer Kauz gelebt haben, denn es gab mehrere Regentonnen im Garten, die das Haus mit Wasser versorgte. Internet hatte er hier zwar nicht, doch daran hatte er sich inzwischen gewöhnt. Er las Bücher, spielte gegen sich selbst Schach oder starrte Löcher in die Luft.
      Wie öde..
      Er konnte nicht zu den Menschen, aber sollte er sein Leben nun noch 10, 20 oder 30 Jahre so fortführen? Noch nie hatte Yuma auch nur ansatzweise darüber nachgedacht Suizid zu begehen, aber wollte er hier verfaulen? Doch anstatt sich selbst zu bemitleiden und Trübsal zu blasen, entschloss er sich dazu, einfach durch die Welt zu ziehen. Wer konnte schon durch Japan spazieren ohne müde zu werden? Einfach ein wenig von der Welt sehen. Bisher war er nie weit weg von seiner Heimatstadt. Auch jetzt brauchte er vielleicht höchstens 3 Stunden zu Fuß nach Hause.
      Nach einer stärkenden Mahlzeit - man möge ihm verzeihen einen armen Straßenköter in die Falle gelockt zu haben - nahm er noch eine Dusche. Hunde und Katzen vermehrten sich wie Ratten in der freien Natur. Einmal hatte sich sogar ein Reh in seine Falle verirrt. Er fühlte sich schäbig, doch es erschien ihm moralischer, als über Menschen herzufallen.

      Mit einem Rucksack voller Kleidung und anderen nützlichen Dingen, wie einem Seil, einem Taschenmesser und so'n Zeug, marschierte er los. Was sollte schon passieren? Früher oder später würde er ohnehin sterben. So war das Leben. Aber wer hatte schon die Chance sein Leben wirklich sorgenfrei so zu leben, als wäre jeder Tag der letzte? Ein Mensch jedenfalls nicht. Zu gefährlich. Durch sein Verhalten würde er zumindest nicht sofort als Zombie auffliegen, auch wenn seine Haut noch blasser war, als vorher. Auch seine aschblonden Haare waren mit der Zeit blasser geworden. Das seine Haare nicht wuchsen - weder auf seinem Kopf, noch sonst wo - sah er auch als großen Vorteil. Man musste doch schließlich immer das positive sehen, oder nicht?
      Lediglich die Bisswunde an seinem rechten Unterarm war lästig, da sie noch deutlich zu sehen war. Sein Mitbewohner kam sturzbetrunken nach Hause - so sah er jedenfalls aus - und hatte es gerade so auf die Couch geschafft. War nicht das erste Mal, dass er dort lag. Doch als Yuma sich einen Snack holen wollte - es war so gegen 4 oder 5 Uhr rum - stürzte er sich wie ein Irrer auf Yuma und biss ihn. Das war verdammt schmerzhaft. Yuma konnte ihn mit einem Stuhl fernhalten und schloss sich in seinem Zimmer ein. Kauerte stundenlang an der Tür, an die sein Mitbewohner hungrig kratzte. Dann war plötzlich Stille. Yuma kam aus dem Zimmer und blickte in die leeren Augen seines Mitbewohners, der sich nicht mehr für ihn interessierte. Das er sich in einen von ihnen verwandelt hatte, checkte er erst später.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Rai verzog das Gesicht leicht, als er heute morgen die Augen öffnete. Heute war es die zweite Woche, seit dem Biss den er abbekommen hatte. Aber wie war das eigentlich passiert? Er wollte doch nur einen Mann verbinden um ihn in die sichere Zone zu bringen. Und dann...?
      Und dann... Er blinzelte ein paar Mal, als er eine kleine Katzenpfote auf seiner Stirn spürte. Ein sanfteres Wecken gab es wohl nicht mehr. "Luru...", brummte er noch verschlafen und gähnte dann. Der schwarzhaarige schnappte sich die noch relativ junge Katze und setzte sie sich auf den Bauch, um sie da besser streicheln zu können. Die Vierbeinern hatte es mal wieder geschafft ihn aus seinem Gedankenkarussel heraus und zurück in die Realität zu bringen. Das Gesicht von dem Mann, dass er gerade noch vor sich gesehen hatte, verschwand. Was allerdings nicht verschwand waren die Schmerzen, die von der Bisswunde in seiner Schulter in seinen Arm strömten. Er musste sie heute unbedingt wieder neu behandeln. Eigentlich so wie jeden Tag. Inzwischen fragte er sich, ob die Schmerzen jemals wieder weg gehen würden. Sein einziger Trost war wohl, dass es eine Stelle war, die man im normalen Alltag nicht sehen konnte.
      Zack - schon wieder eine Pfote in seinem Gesicht, dieses Mal an seiner Wange. Zumindest hatte er Luru abtrainieren können ihre Krallen zu benutzen um ihn aus seinen Gedanken raus zu holen.
      "Hab schon verstanden.", seufzte er und streckte sich dann ausgiebig. "Ich glaube ich habe noch ein Frühstück für dich da..."
      Konventionelles Katzenfutter gab es nicht mehr. Natürlich nicht. Kein Mensch kam mehr auf die Idee sich ernsthaft noch darum zu kümmern einen Vierbeiner mit zu versorgen. Jeder war froh sich selbst und im besten Fall die Familie durch zu bekommen. Rai setzte sich nun endlich, dabei sprang Luru von ihm und sah ihn schnurrend und auch ziemlich erwartungsvoll an.
      Er selbst stand nun endlich müde auf, räumte seine Sachen zur Seite und folgte Luru dann, die ihren morgendlichen Weg in die ziemlich improvisierte Küche ging.
      Durch seine Beschäftigung bei der medizinischen Versorgung hatte Rai wohl ein paar Privilegien. Er wurde mit dem wesentlichen versorgt. 'Das wesentliche' beschränkte sich auf konservieren Reis und aus Dosenfisch, den er zu gerne mit Luru teilte. Er nahm sich eine der Dosen, öffnete sie und legte ein paar Stücke von dem Fisch auf einen Plastikteller, den er der Katze hinstellte. "Guten Appetit.", sagte er lächelnd, dann teilte er sich eine Portion von dem Reis, tropfte etwas von den Öl der Dose darauf und genehmigte sich etwas von dem Fisch. So frühstückten sie gemeinsam. Wie üblich saß der junge Mann neben ihr auf den Boden.

      Nur wenige Stunden später, Rai war inzwischen angezogen, Luru saß auf seiner gesunden Schulter, den Biss hatte er zuhause versorgt und beide waren bereit für einen neuen Tag, kam Rai in dem Lager an, in dem er fast jeden Tag verbrachte. "Guten Morgen.", begrüßte er seine Kollegin lächelnd.
      Die beiden tauschten sich schnell darüber aus, was man für heute alles wissen musste.
      "Also immernoch keine Besserung der Lage..", hörte man die Frau seufzend.
      Rai schüttelte den Kopf. Natürlich gab es noch keine Besserung und er bezweifele, dass es diese so schnell geben würde.
      "Nein... Ich mache draußen einen Rundgang. Falls es wieder jemand nicht bis hierher geschafft hat.", kündigte er an.
      Diesen Rundgang machte er inzwischen fast täglich. Wenn die Zeit es zuließ ging er sogar mehrmals los. Einfach um auf Nummer sicher zu gehen.
      "Nimmst du Luru mit?"
      "Natürlich." Die Frage stellte sich für ihn nicht wirklich. Wo er war war Luru. Das einzige Lebewesen was er als Familie bezeichnen konnte. Dabei hatte er das kleine Tierchen wortwörtlich aus dem Müll gefischt, bevor sie zerquetscht werden konnte.
      Rai nahm eine Tasche mit allem möglichen Material um akkute Wunden versorgen zu können, seinen Bogen und ein paar Pfeile zur Sicherheit, dann verließ er auch schon das Versorgungslager. Das Lager an sich war ziemlich nah an der Grenze der Zone. Es war extra so aufgestellt, dass es gut zu erreichen war, auch wenn diese Lage natürlich so einige Schwierigkeiten mit sich brachte.

      Als er sicher schon eine Stunde unterwegs war sah er sich um. Bis jetzt hatte er noch niemanden gesehen. Er sah sich gerade aber auch eher wegen der Umgebung um. Es war immer wieder erstaunlich wie viel sich die Natur in diesen mehr als 2 Jahren zurück geholt hatte. Oder es zumindest versuchte. Vielleicht tat das der Erde ja sogar ganz gut? Für einen Moment überlegte er, ob es egoistisch war weiter dafür zu sorgen, dass die Menschen lebten. Lurus sechster Sinn schlug zu und damkt auch ihre Pfote in sein Gesicht.
      "Ich weiß.", sagte er und musste bei der Reaktion der Katze etwas lachen. "Du kannst wirklich Gedanken lesen."
      Er ging weiter, sodass er nun ganz aus dem Ort kam. Er achtete darauf keine allzu lange Strecke zurück zu legen. Immerhin musste er auch wieder zurück kommen... Und das im Fall der Fälle so schnell wie möglich. Doch aus der kleinen Vorstadt heraus gehörte zu seiner täglichen Route.
      Die Straße die mal in den Vorort geführt hatte war inzwischen ziemlich zugewachsen. Wenn man wusste wie es hier früher ausgesehen hatte war der Anblick irhendwie befremdlich. Er ließ seinen Blick schweifen und blieb an einer Person hängen die... Einfach herum spazierte?
      Der junge Mann sah nicht aus, als ob er verletzt war. Er humpelte nicht, schlurfte nicht herum, sah nicht aus als ob er eine blutende Wunde hatte und wirkte fast schon.. Entspannt? Er war lediglich etwas blass und seine fast weißen Haare könnten einen in der Sonne fast schon blenden. Er beobachtete ihn weiter, sodass er fast schon vergaß nicht nur ihn sondern auch seine eigene Umgebung im Auge zu behalten, nicht das er bald einen zweiten Biss verstecken und versorgen musste. Aber der Anblick von ihm wirkte so befremdlich, dass er sich fragte ob der andere überhaupt wusste, was in den letzten Jahren passiert war. Und wenn er es nicht wusste, dann stellte sich die Frage wie er das nicht mitbekommen haben konnte.
      Man muss noch Chaos in sich haben,
      um einen tanzenden Stern gebären zu können.
    • Yuma streckte sich ein wenig und hätte dabei früher herzhaft gegähnt, doch das war längst Vergangenheit. Völlig lässig, mit den Händen in den Taschen seines Hoodies, spazierte er also über die Straße, ehe ihm langsam der Geruch eines Menschen in die Nase stieg. Sein Kopf drehte sich in die Richtung und fixierte den jungen Mann. Sollte er wegrennen? Aus dieser Entfernung konnte Yuma allerdings nicht so wirklich viel erkennen. Seine Augen waren definitiv schlechter als früher. Ganz sicher war er aber bewaffnet, ansonsten wäre er lebensmüde.
      Am besten einfach ignorieren.
      Vielleicht könnte er aber auch Kontakt zu ihm aufnehmen. Immerhin war er nie einem Menschen begegnet und da er ja eigentlich recht normal aussah und reden konnte, würde man nicht unbedingt zuerst schießen, bevor man Fragen stellte. War also ein Versuch wert, oder? Doch was sollte er davon haben? In eine Menschensiedlung würde er wohl kaum gelangen. Die Hoffnung, also irgendwie einen Freund in dieser Welt zu finden, war so unrealistisch, wie.. nun.. wie eine Zombieapokalypse, oder? Also warum nicht? Was hatte er schon zu verlieren?

      Mit einem Lächeln auf den Lippen hob Yuma seine Hand, um ihm zu winken, doch kaum war sie über seinem Kopf, sah er einen der flinkeren Art aus einer Gasse stürmen, sodass er stattdessen den Arm ausstreckte. "Pass auf!", rief er ihm zu und hoffte, dass er sich rechtzeitig umdrehen und verteidigen könnte. Doch der drahtige Hirnfresser war zu schnell und stürzte sich bereits auf ihn, sodass er den Bogen höchstens noch zur Abwehr von seinem stinkendem Mund benutzen konnte.
      Etwas überfordert sah Yuma sich um und haderte mit sich selbst, ob er dem jungen Mann helfen sollte oder nicht. Aber er konnte ihn nicht einfach sterben lassen. Auch wenn er vielleicht überleben könnte und dann zum Zombie werden würde. Also lief er los, um den hungrigen Kerl von ihm zu zerren, der sich massiv dagegen wehrte. Statt sich jedoch nun auf ihn zu werfen, versuchte er noch immer zu dem Menschen zu kommen und ignorierte Yuma vollkommen. Dieser warf ihn sogleich zu Boden und sich hinterher, um ihn festzuhalten. Dabei blickte er in die Augen, die stark verblasst waren und durch ihn hindurch sahen. Verhandeln könnte man mit ihm nicht, also blieb ihm keine andere Wahl, als ihn zu töten, weshalb er seinen Schädel solange auf den Asphalt schlug, bis sein breiiges Hirn die Straße schmückte. Aufgrund seiner übermenschlichen Stärke waren dafür nicht viele Schläge nötig. Schon beim ersten Aufschlag hörte man ein Knacken, beim zweiten verstummte er bereits und nach dem dritten ließ Yuma von ihm ab und starrte ihn an. Seine Pupillen waren klein geworden und er fühlte sich irgendwie berauscht. Schnell sah sich nach dem Menschen um und sprang auf, um sich rücklings ein paar Schritte von ihm zu entfernen. Dann erkannte er seinen ehemaligen Mitschüler und sah ihn verwundert an. "Rai?" Tatsächlich. Aus der Nähe konnte er es ganz deutlich sehen. Vor ihm stand ausgerechnet Rai Ito. Ausgerechnet der Junge, für den Yuma fast die gesamte Oberschulzeit geschwärmt hatte. Allerdings wirkte er sehr verändert und nicht viel erwachsener aus. Das lag an dem strengerem Blick im Vergleich zu damals. Während Yuma immer noch diesen freundlichen und nahezu immer fröhlichen Ausdruck im Gesicht trug. "Alles okay?", fragte er besorgt und hoffte, dass er nicht gebissen wurde. Er wusste ja nicht, dass dies nicht sein erster Biss sein würde und er sich auch danach wohl nicht verwandeln würde.
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      - Eugene Ionesco
    • Das Luru ihre Krallen in seine Schulter bohrten merkte Rai deutlich zu spät. Eigentlich war das ein antrainiertes Signal dafür, dass da etwas kam. Er war immernoch damit beschäftigt den viel zu entspannten Mann zu beobachten. Mit seinen weißen Haaren und den blauen Augen kam er ihm nämlich nicht unbedingt unbekannt vor. Ganz in Gegenteil. Für einen Moment war er Gedanklich in seinem alten Klassenzimmer. In den alten Klassenzimmer und in einer Zeit, die deutlich entspannter war.
      Er überlegte wie er über die Entfernung Kontakt aufnehmen konnte ohne Aufsehen zu erregen. Selbst wenn er ein Mensch war wäre es selten dämlich einfach zu dem Weißhaarigen rüber zu rufen. Dann könnte er auch direkt einfach schreiend durch die Gegend laufen um auf jeden Fall so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen.
      Ein Hauch Erleichterung kam in ihm auf, als er sah, dass er seinen Arm hob. Scheinbar hatte der andere für das offensichtliche Problem eine Lösung gefunden. Er entspannte sich für den Moment und hob ebenfalls seine Hand. Als die Geste sich nun allerdings so direkt änderte und er auf etwas zu deuten schien sah er zur Seite.

      "Lulu, weg!", rief er fast schon etwas zu laut, woraufhin die Katze gerade noch rechtzeitig von seiner Schulter sprang und sich versteckte. Gut, dass der Vierbeiner auf ihn hörte. So konnte er sicher sein, dass er sie nicht ausversehen mit in Gefahr brachte. Zumindest nicht mehr in Gefahr als nötig.
      Er hob den Bogen und klemmte ihn unter das Kinn von dem Zombie, der etwas mehr Körperkontakt mit ihm hatte als ihm lieb war, und drückte so zumindest seinen Kopf von sich weg. "Shit-", fluchte er mit zusammen gebissenen Zähne und presste die Augen zu, um diese miese Fratze wenigstens nicht angucken zu müssen.
      Rai war sich nicht sicher wie lange er den Untoten so auf Abstand halten konnte und wie viel ihm das überhaupt brachte. Ja, da war zwar jemand der scheinbar auch ein Mensch. Aber wer weiß ob dieser überhaupt...

      Er brach sein verbissenes nachdenken über eine Lösung für diese Situation ab, als er merkte, dass er deutlich weniger Kraft brauchte.. Bis schließlich niemand mehr auf seinem Bogen hing den er weg drücken musste. Rai öffnete die Augen skeptisch wieder und fragte sich für einen Moment, ob er einfach tot sei und deshalb nichts merkte. Eine Art 'Out-of-body-experience' hatte. Er setzte sich verdutzt auf und sah, wie sich der weißhaarige um den Zombie kümmerte. 'Wie' er sich darum kümmerte. Das war wohl die genau richtige Beschreibung. Denn einem Untoten so die Lichter entgültig auszuknipsen war eher... Untypisch. Vor allem nicht innerhalb von drei Schlägen.

      Sein Blick blieb etwas an dem Untoten hängen. Naja, an dem was von ihm übrig war. Er überlegte, wie so oft, ob er ihn nicht vielleicht gekannt hatte. Als er seinen Namen hörte sah er auf und stand schließlich langsam auf. Er klopfte sich ab und musterte den anderen nun etwas genauer. "Yu... Yuma?", fragte er sehr verwundert. Also lag Rai doch richtig, als er gedanklich in seinem Klassenzimmer gewesen war. "Ob es mir..." Er sah ab sich herunter. "Luru? Check.", sagte er.
      Das ließ die Katze sich nicht zweimal sagen. Sie kam aus ihrem Versteck raus und schnupperte an Rai. Dann krallte er ihm in den Unterschenkel.
      Rai zuckte leicht mit den Augenbrauen und nickte endlich. "Mir geht es gut, ja.", bestätigte er. Dann holte er Luru wieder hoch auf seine Schulter und sah seinen alten Klassenkameraden an. "Geht es dir gut? Du spazierst hier ganzschön entspannt durch die Gegend dafür das wir seit längerem ein paar neue Nachbarn haben.", erkundigte er sich.
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    • Rai hatte ihn scheinbar nicht vergessen, was Yuma ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Außerdem ging es ihm gut, was ihn erleichterte. Dann allerdings fragte er nach seinem Befinden. Nicht nur das. Er fragte nach seinem Verhalten, was keine besonders große Überraschung war, denn er wusste selbst, wie ungewöhnlich er sich für einen Menschen verhielt. Ganz ohne Waffe durch die Stadt zu spazieren. "Ehm.. ja.. Denk schon." Wie sollte er es ihm erklären? Und sollte er das überhaupt? Wer wusste schon, wie Rai darauf reagieren würde? "Naja.. sie interessieren sich nicht für mich... irgendwie..", versuchte er zumindest die Halbwahrheit zu sagen. Damit käme er nur leider eher nicht aus dieser Misere. Ein Ablenkungsmanöver?
      "Was machst du hier? Suchst du was zu essen?" Das war einer der wichtigsten Gründe für Menschen sich in diese Gefahr zu begeben. Doch dabei gingen sie eigentlich nur selten allein. Außer sie waren eben ganz allein und hatten niemanden. Sein Blick fiel auf die Katze und er hoffte, dass sie seinetwegen nicht unruhig werden würde. Tiere merkten den Unterschied schließlich sofort. Gut, dass sie nicht reden konnten, sonst wäre Yuma bereits aufgeflogen und das wollte er vermeiden. Wobei er ihm nicht ewig etwas vorspielen würde. Er wollte sich am liebsten verabschieden und einfach wieder seinen eigenen Weg gehen, aber was dann? Immerhin waren Freunde oder zumindest einer genau das, was ihm fehlte. Sein sehnlichster Wunsch. Aber er hatte nie so wirklich darüber nachgedacht, wie das funktionieren sollte. Vielleicht würde er unterwegs ja jemanden finden, der wie er war. Warum sollte er der einzige sein? Sicher gab es noch mehr von ihm, wenn auch nicht viele.
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      - Eugene Ionesco
    • Rai blinzelte ein paar Mal, als er erklärt bekam, dass sich die Zombies scheinbar nicht für ihn interessierten. Hätte er Yuma als einen Schüler in Erinnerung der nichts auf dem Kasten hatte hätte er nun sicher gefragt, ob er einfach nichts im Kopf hatte, was für Zombies interessant war. Aber so hatte er ihn nicht in Erinnerung. Und er war eigentlich auch garnicht der Typ um solche Sprüche zu drücken. "Sie interessieren sich nicht für dich?", fragte Rai etwas skeptisch nach. Das sich ein Zombie nicht für einen Menschen interessierte hatte er noch nie gehört. Er sah mit gerunzelter Stirn zu Luru, die sich wieder in seine Schulter krallte. Das die Katze Yuma förmlich anstartte tat er als Zufall ab. Immerhin kannte die Katze ihn nicht. Rai streichelte ihren Kopf vorsichtig und sah sich dann um. Vielleicht war hier noch einer in der Nähe weshalb seine Gefährtin Ausschluß.
      "Nein, ich bin nicht wegen Nahrung hier. Ich bin versorgt. Ich komme jeden Tag hier raus um zu sehen, ob es jemandem gibt der Hilfe braucht. Beziehungsweise... Ob hier jemand ist für den Hilfe nicht zu spät kommt?", erklärte er seufzend. "Wir sollten ein paar Schritte weiter gehen. Luru schlägt immernoch auf einen Zombie aus.", sagte er etwas leiser und musterte Yumas Gesicht. Dabei lächelte er für ein paar kleine Momente erleichtert. Eine Mimik, die man inzwischen eher selten auf Rais Gesicht sah.
      Es war wohl eine willkommene Abwechslung mit jemanden zu reden, den er aus der Zeit vor der Apokalypse kannte. Eine sehr willkommene. Seine Gespräche beschränkten sich sonst auf Unterhaltungen mit Verletzten, Kollegen und... Selbstgespräche. Oder zumindest so halbe Selbstgespräche. Luru war nicht besonders gut darin tatsächliche Antworten zu geben, auch wenn sie sich Mühe gab.
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    • Der Themenwechsel war ihm zum Glück gelungen und brachte Yuma noch breiter zum Lächeln. Genau so hatte er Rai in Erinnerung. Er half immer anderen, deshalb wunderte es ihn nicht, dass er es immer noch tat. Wobei er von seinen Onlinefreunden auch hörte, dass ihnen andere egal waren. Jeder war sich selbst der nächste und so. Grausam.
      Als Rai dann jedoch ansprach, dass Luru immer noch wegen einem Zombie ausschlug, kratzte er sich etwas verlegen am Hinterkopf. "Okay." Also setzten sie sich in Bewegung, wobei auch Yuma Ausschau nach Hilfsbedürftigen hielt. Vor allem um dem Blick dieser Katze zu entgehen, die ihm Sorgen bereitete. Er sollte ihr lieber nicht zu nahe kommen.
      "Du lebst aber nicht hier draußen, oder? Allein mein ich. Gibt doch bestimmt so Festungen oder so." Wie in viele von diesen Zombiefilmen, die uns bisher immer nur belustigt hatten. Mitten drin zu stecken war alles andere als lustig. Aber was sollte er sagen, wenn Rai ihm anbot mitzukommen? Vielleicht war es ein Fehler zu fragen, auch wenn es ihn interessierte, wie das Leben des anderen nun so aussah. Er machte sich jedoch Sorgen, dass er auffliegen könnte, wenn er sich unter den Menschen aufhielt. Er konnte nicht ewig lange Ärmel tragen. Außerdem müsste er so tun, als würde er schlafen und sich Essen reinzwängen. Wobei ihn daran mehr stören würde, dass er es den anderen wegaß, die es dringender bräuchten. Verdammt. Das war ein Spinnennetz, aus dem er nicht wieder rauskam.
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      - Eugene Ionesco
    • Rai ging ebenfalls los, als Yuma sich in Bewegung setzte. Jedoch schien Luru sich alles andere als zu entspannen, auch wenn sie sich langsam von dem Ort entfernten. So nahm er die Katze von seiner Schulter und setzte sie sich auf den Arm. Vielleicht würde sie das ja beruhigen. Als Rai die Frage hörte schüttelte er den Kopf. "Nein, ich lebe nicht hier draußen." Das er sich für ein paar Tage hier verschanzt hatte verschwieg er ihm. So wie er es jedem anderen verschwieg. "Ich habe eine Unterkunft. Ich arbeite an einer der Grenzpunkte bei der medizinischen Versorgung. Deshalb wurde dafür gesorgt, dass ich unterkomme.", erklärte er. Er betrachtete Luru weiter, die immernoch sehr auf Yuma fixiert war. "Sehr seltsam... Aber erzähl du mal. Was machst du hier draußen? Außer bei einem Spaziergang die Sonne zu genießen?", fragte er nach. Während er sprach betrachtete er Yumas Arme. Er war sich nicht sicher wie er so viel Kraft gehabt haben konnte um diesem Zombie so schnell den Gar aus zu machen. Als Rai ihn so betrachtete merkte er nicht, dass er ein paar Schritte mehr in seine Richtung ging. Luru merkte das allerdings und fauchte Yuma nun sogar an.
      Rai blieb stehen und runzelte die Stirn. "Luru?", fragte er die Katze und hielt sie nun so, dass sie ihn ansehen musste. "Gehts dir gut?"
      "Meow!", antwortete die Katze und schlug mit ihrem Schwanz etwas hin und her.
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    • Medizinische Versorgung? Dann war Rai ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Alles andere als Yuma. Außer vielleicht als Laborratte, da er anders war, als die anderen. Gruselige Vorstellung. Dann kam die befürchtete Gegenfrage. "Hmm...", machte Yuma nachdenklich und zögerte die Antwort noch etwas hinaus, als er auch schon angefaucht wurde und stehen blieb. Nun doch ein wenig nervös, sah er sich kurz um und kämpfte mit sich selbst. Augen zu und durch, sagte man doch, oder? Worauf wollte er warten? "Ich glaube.. sie hat Angst vor mir...", sagte er etwas zurückhaltend und hob seinen rechten Arm ein Stück, um mit der linken Hand nach dem Ärmel zu greifen. "Ich.. bin einer von ihnen... irgendwie.. deswegen greifen sie mich nicht an...", erklärte er, während er den Ärmel bis zu seinem Ellenbogen hochschob und so die alte Bisswunde an seinem Unterarm offenbarte. Sie verheilte nicht wirklich, aber sah zumindest so aus, als wäre sie schon ein paar Wochen oder Monate alt, dabei war sie über 2 Jahre alt. "Ich wurde gebissen, als die Welt noch in Ordnung war.. Aber irgendwie habe ich mich kaum verändert.. Naja.. Bis auf die Ernährungsumstellung...", sprach er weiter und sah dann zu ihm auf. "Aber ich esse keine Menschen! Keine Sorge. Ich tu dir nichts! Ich.. ernähre mich nur von Tieren.." Nun war es raus. Vorsichtshalber hielt Yuma Abstand und verschränkte seine Finger ineinander, um eine harmlose Haltung anzunehmen, damit sich Rai nicht von ihm bedroht fühlte.
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      - Eugene Ionesco
    • Rai sah von Luru zu Yuma, als dieser anfing sich zu erklären. Als er wie Wunde an seinem Oberarm sah klappte sein Unterkiefer leicht runter. Er hatte mit vielen gerechnet. Oder? Hatte er mit vielem gerechnet? Was hatte er als logischste Erklärung für die Aussage das Zombies keine Interesse an Yuma hatten erwartet? Oder für die Kraft die er hatte als er Rai vor dem Zombie gerettet hatte? Er wich selbst automatisch einen Schritt von Yuma zurück, sodass sie beide für Abstand sorgten. Das ganze erklärte natürlich auch, warum Yuma hier draußen spazieren ging als ob er die Zeit stehengeblieben wäre.
      Sein Blick wurde wirklich nicht besser, als er hörte, dass er sich von Tieren ernährte und drückte Luru automatisch etwas an sich, was der Katze nun ein leises Schnurren herauskitzelte. "Du... Du wurdest gebissen. Du wurdest gebissen und du läufst normal und du sprichst normal und..." Er zog die Augenbrauen zusammen als er über Yumas Essverhalten von dem er erzählte nachdachte.
      Aber wie unwahrscheinlich sollte das eigentlich sein? Ging es ihm selbst nicht irgendwie genauso? Zumindest das mit dem Biss? Er schluckte schwer und nickte dann vorsichtig. "Das klingt sehr... Naja... Unangenehm?", murmelte er und dachte an die Bisswunde die er gerade gesehen hatte. "Soll ich mir das mal angucken?", bot Rai Yuma an und deutete auf dessen Arm. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er ihm irgendeinen Gefallen tun konnte oder ob der Biss ihn überhaupt störte oder Schmerzen bereitete. Eigentlich bereute er dirket das angeboten zu haben. Immerhin war er scheinbar ein Zombie und Rai bot ihm gerade förmlich an ihm näher zu kommen. Er wusste ja nicht einmal ob er Yuma so ganz vertrauen konnte und ob er seine Grundsätze nicht spontan über Bord warf sobald er die Möglichkeit für ein einfaches Mittagessen bekam. Das Angebot beruhte wohl ganz auf die Erinnerungen an den Yuma, den er aus der Schule noch kannte. Der Erinnerung und das Gefühl ein Gesicht vor sich zu haben das er kannte.
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    • Während Rai die Informationen verarbeitete, blieb Yuma ruhig und beobachtete ihn. Er wich zurück, verständlich. Wenn er Glück hatte, würde er ihn zumindest nicht töten. "Oh.. ist eigentlich gar nicht so schlimm. Ich werde nie müde oder so. Aber.. es ist recht einsam..." Welcher Mensch würde schon mit ihm abhängen wollen? Doch Rai's Angebot überraschtr ihn ein wenig, auch wenn das für ihn typisch war. Yuma lächelte etwas verlegen und hob seinen Arm vor die Brust, um ihn zu betrachten. "Es tut nicht weh. Vermutlich verheilt es nicht so gut, weil ich.. naja.. irgendwie tot bin, schätze ich. Untot. Keine Ahnung." Er wusste doch auch nur das Zeug aus den Filmen. Wieviel man davon auf die Realität anwenden konnte, wusste er nicht. Das mit dem Kopf abtrennen oder Gehirn zerstören stimmte jedenfalls. Auch das mit dem Hirnfressen. Aber sonst? "Was meinst du?", fragte er und hielt ihm den Arm hin, ohne sich zu nähern. Immerhin wollte er ihn nicht vergraulen. "Hab sie direkt ausgewaschen." Wenigstens sah sie nicht so eklig aus, wie bei manchen Artgenossen. Wer weiß, wo die alles rumgekrochen waren. Yuma war jedenfalls ein sehr reinlicher Zombie. Seine Menschlichkeit wollte er so gut es ging bewahren. Ob er irgendwann anfangen würde zu faulen? Roch er komisch? Jedenfalls nutzte er vorsichtshalber immer noch Deo, um sich wohler zu fühlen, auch wenn er kaum daran glaubte, dass ihn jemals jemand riechen würde. Abgesehen von Zombies, aber die beklagten sich ja nicht.
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      - Eugene Ionesco
    • Einsamkeit. Ein Gefühl, dass ihn auch begleitete. Aber vermutlich nicht einmal im Ansatz so intensiv wie bei Yuma. Immerhin hatte er wenigstens seine Kollegen an dem Grenzpunkt mit denen er sich unterhalten konnte. Und natürlich Luru. Er sah sie an und setzte sie dann ab. "Luru, weg.", sagte er ruhig. Die Katze sah zu ihm hoch, sah Yuma an und sprang dann in ihr nächst bestes versteck.
      Dann ging er doch etwas zögernd einen Schritt auf Yuma zu, um den Arm besser betrachten zu können. Er zog sich eine Maske über die Nase. Etwas, was er sich angewöhnt hatte um gewisse Gerüche zumindest nicht mehr direkt abzubekommen. Rai war sich nicht sicher ob das tatsächlich irgendeinen Vorteil für ihn hatte, aber sein Kopf war sehr dankbar dafür und das reichte ihm eigentlich. "Natürlich... So richtig verheilen wird das nicht. Zumindest... Glaube ich das? Bei den richtigen Untoten verheilt sie jedenfalls nicht. Man kann meistens die Bissstellen bei ihnen erkennen, wenn die Verwesung noch nicht zu weit fortgeschritten ist.", erzählte er, während er sich nun auch Handschuhe anzog. Zumindest war das etwas was er schon öfter beobachtet hatte. Das auswaschen der Wunde hatte Yuma vermutlich zumindest optisch einen Gefallen getan.
      "Darf ich?", fragte er, bevor er den Arm von ihm vorsichtig etwas drehte, um das genaue Ausmaß zu betrachten.
      Durch die Maske roch er das Deo, das sich leicht mit einem... Anderen Geruch zusammen tat. Allerdings war es kein beißender Geruch, der mitschwang. Er ähnelte eher dem von einem Menschen, der einfach lange unterwegs gewesen war und geschwitzt hatte. Also nichts, was auf den ersten Moment nach 'Untot' schrie. "Ich habe keine Ahnung ob das hilft... Aber ich habe eine Salbe, die die Haut etwas beruhigt und ihr beim regenerieren hilft." Das er die Salbe für seinen eigenen Biss angerührt hatte verschwieg er ihm. "Die und ein ordentlicher Verband... Dann sieht es zumindest nicht mehr so übel aus."
      Aber was wenn Yuma ihn angelogen hatte? Und er doch Menschen anfiehl, mit dem Verband gut durchkam und damit potentiell näher an Menschen ran kommen würde? Sein Gewissen stellte ihm gerade doch mehr Beine als er erwartet hatte. Was nicht bedeutete, dass er das Angebot zurück nahm.
      Man muss noch Chaos in sich haben,
      um einen tanzenden Stern gebären zu können.
    • Kurz sah der Zombie der Katze hinterher und wandte sich dann wieder dem Menschen vor ihm zu, der versuchte eine Theorie aufzustellen. Fakten hatte er wohl kaum. Genau deswegen machte er sich Sorgen, unter dem Seziermesser zu landen. "Ist jedenfalls schon zweieinhalb Jahre her...", meinte er und nickte, bevor Rai ihn berührte, um seinen Arm genauer zu betrachten. Er beobachtete die in Handschuhen steckenden Finger, die seine kühle Haut berührten und blieb währenddessen ganz ruhig. Jede Bewegung könnte Rai sonst verschrecken, befürchtete er. "Okay." Ob das bei ihm wirken würde? Blieb wohl nur abzuwarten. "Das ist nett von dir."
      Rai's Geruch unterschied sich deutlich von dem der anderen Zombies. Sehr deutlich. Die stanken teilweise wirklich bestialisch. Aber nach einem Leckerbissen roch er nun nicht. War ja nicht so, als würde er nach einer heißen Pizza riechen, die das Mund im Wasser zusammenlaufen ließ.
      "Ich sollte wohl besser umkehren, wenn hier öfter Menschen auf die Suche gehen. Ist zwar etwas langweilig so allein.. aber ich hab mehr als genug Zeit, um mir die Welt anzusehen. Ist wie ein Open World RPG", schmunzelte er. Herumlaufen und jeden Winkel erkunden. Vielleicht fand man sogar die eine oder andere Truhe. "Ich versuch einfach das Beste draus zu machen.."
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      - Eugene Ionesco
    • "Zweieinhalb Jahre?", wiederholte er fragend und etwas erschrocken. So schlimm sah seine Schulter nach 3 Tagen schon nicht mehr aus. Er holte trotzdem eine kleine Dose heraus und verteilte behutsam, auch wenn Yuma wohl kaum einen behutsame Umgang brauchte, die Creme auf dem biss, der einen förmlich anlachte. Das war wirkich unübersehbar. Danach legte er einen relativ straffen Verband um den Unterarm, mit dem Gedanken, dass das ganze seinen Arm so kompressieren könnte das jeder weitere Fortschritt vom Verfall aufgehalten werden konnte.
      Aber wahrscheinlich dachte Rai gerade viel zu kompliziert. Er seufzte leise und zog sich Handschuhe und Maske wieder aus, als er mit seinem Werk zufrieden war. "Zweieinhalb Jahre... Verrückt wie lange dieser Wahnsinn hier schon anhält."
      Als er hörte das Yuma weiter ziehen wollte runzelte er die Stirn. "Aber bringst du dich damit nicht unnötig in Gefahr? Was wenn ein Z-" Er stoppte seinen Satz.
      Ja, was wenn ein Zombie ihn attackieren würde? Was dann? Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und winkte dann ab. "Sorry. Ich bin nicht drauf vorbereitet mich mit einem... 'Irgendwie Zombie' zu unterhalten?" Rai sah ihn etwas nachdenklich an. "Andere würden davon träumen die Welt zu bereisen.", sagt er. Dann lächelte Rai vorsichtig. "Das klingt zumindest schöner als 'Ziellos und alleine durch einen runter gekommen und verlassen Landstreifen nach dem anderen zu ziehen'."
      Rai fand den Gedanken unangenehm, egal wie er es nun beschreiben wollte. Er hatte gerade jemanden getroffen den er kannte. Zumindest von früher kannte. Und dieser jemand wollte nun halb Untot alleine durch diese Welt ziehen. Er war sich nicht sicher, ob es zu viel sei ihm anzubieten ihn irhendwie durch den Grenzpunkt zu schmuggeln. Mal ganz abgesehen davon, dass er andere unter Umständen echt in Gefahr bringen würde. Das es mit so vielen moralischen Fragen verbunden war einem Freund zu helfen... Was für widerliche Zeiten.
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    • Ein Tag zog sich zäh wie Gummi, doch ein Jahr war schneller vorbei, als man dachte. Und dann noch ein weiteres und ein halbes. Ja. Es kam ihm viel kürzer und gleichzeitig wie eine Ewigkeit vor, dass er nun anders lebte.
      Als Rai seinen Satz abbrach, zog Yuma die Augenbrauen nach oben. Verständlich, dass man als Mensch so rum dachte. Yuma hatte wohl eher Angst vor den Menschen. Bei seiner Entschuldigung deswegen musste er ein wenig lachen. "Wär schön, eine Begleitung zu haben. Vielleicht kann ich ja einen der Zombies abrichten", dachte er nach und schüttelte seinen Kopf. Ein bisschen wünschte er sich, dass Rai sich ihm spontan anschließen würde, aber das würde wohl reines Wunschdenken bleiben. Etwas nachdenklich und irgendwie auch verlegen, wandte Yuma seinen Blick an. Das Gespräch neigte sich dem Ende, doch dieser Gedanke war zu schade, weshalb er überlegte, wie er mehr Zeit mit dem anderen verbringen könnte.
      "Hey, ich könnte dir ja helfen nach Verletzten zu suchen! Ich beschütz dich!" Dabei grinste er etwas breiter und präsentierte spielerisch seine nicht vorhandenen Muskeln. Dadurch würden sie beide etwas gewinnen. Yuma mehr Zeit mit einem alten Bekannten und Rai wäre etwas sicherer auf seinem Weg durch die Stadt. Aber ob Rai zustimmen würde? Er würde verstehen, wenn er ihm misstraute. Viele Bösewichte taten am Anfang auf nett und fielen einem dann in den Rücken. Das würde er aber niemals tun. Stattdessen hoffte er, dass Rai ihm nicht in den Rücken fallen würde.. Aber dann hätte er sich wohl kaum die Mühe gemacht, seine Wunde zu versorgen. Oder? Um Vertrauen zu erwecken? Nein, nein. So war Rai nie gewesen, aber diese Zeiten könnten ihn auch verändert haben.
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    • Rai sah zu wie Yuma seine 'Muskeln' spielen ließ. Hätte er nicht vor ein paar Minuten zugesehen wie er den Kopf von einem Zombie innerhalb von drei Schlägen auf den Boden zertrümmert hatte hätte er bei dem Anblick vielleicht sogar gelacht. Aber er hatte ja live miterlebt, dass Hunger den Armen mehr steckte als man im ersten Moment vermutete.
      Das Angebot ansich ließ Rai trotzdem lächeln. "Das hat dann aber nicht so viel damit zutun viel von der Welt zu sehen. Das weißt du hoffentlich?", fragte er. Dann fragte er sich selbst, ob er tatsächlich jemanden brauchte der ihn beschützte. Von dem ersten Biss blieb der unangenehme Teil mit dem untot werden ja zum Glück aus. Aber Rai sollte sein Glück wohl nicht herausfordern. Und neben der Gefahr angeknabbert zu werden sollte er es wohl auch nicht unterschätzen so angegriffen zu werden, dass er doch wegen einer Platzwunde oder ähnlichem größere Probleme bekommen könnte. Er schien hin und her zu überlegen. Selbst wenn er Yuma am Ende doch nicht vertrauen konnte... War es das nicht wert zumindest bis dahin mit jemandem unterwegs zu sein, den man als einen Freund bezeichnen konnte?
      "Weißt du...", began Rai. "Ich glaube... Ich glaube ich finde die Idee gut. Zumindest finde ich die Idee gut mit jemandem unterwegs zu sein den man kennt. Also den man von der noch normalen Zeit kennt.", sagte er schließlich und lächelte vorsichtig. Vielleicht würde das ja zumindest einen Hauch Normalität zurück bringen. Und abgesehen davon konnte der schwarzhaarige seinen Radius in dem er sich bewegen konnte erweitern.
      Bei dem Gedanken wollte er sich eigentlich direkt ins Gesicht hauen. Es nervte ihn irgendwie, dass jeder Gedanke so lange gedreht wurde, bis er auch nur den kleinsten Vorteil für diese chaotische Situation brachte.
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    • Yuma schürzte seine Lippen ein wenig und zuckte mit den Schultern, als Rai ihn belehrte, dass er so nicht viel von der Welt sehen würde. Die Entscheidung zwischen der Weltreise und einem bekannten Gesicht würde ihm nicht leicht fallen, deswegen dachte er einfach nicht groß nach. Er war auch nie der Typ gewesen, der alles aus jedem Winkel beleuchtete. Nur wusste er - oder glaubte zumindest zu wissen - das die Menschen sich bestimmt nicht mit ihm anfreunden würden. Kopfschuss oder Labor. Das erschien ihm am realistischen.
      Als Rai die Idee schließlich für gut befand, setzte Yuma sein typisches Lächeln auf, dass man noch von früher kannte. Er war immer der fröhliche und lockere Typ gewesen. War recht beliebt in der Schule. "Früher war alles anders.." Besser vermutlich, aber dieser Spruch war einfach zu sehr Klischee. Vielleicht gab es auch an dieser Situation etwas gutes. Zum Beispiel, dass sich die Erde von der Verwüstung der Menschen erholen konnte. Yuma war mehr der Optimist. "Früher mussten wir lernen und überlegen, was wir beruflich machen wollen. Jetzt müssen wir sehen, wie wir den aktuellen Tag und die Woche überleben." Da fragte man sich doch, was besser war. Yuma jedenfalls hatte es eigentlich gar nicht so schlecht. Zumindest würde er nicht aufgefressen werden. Aber er musste sich keine Gedanken mehr über seine berufliche Zukunft machen, was ihm immer schwer gefallen war, da er mehr der spontane Typ war und sich ungerne auf eine Sache festlegte.
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    • "Ich weiß nicht... Mir Gedanken darüber zu machen was ich beruflich machen möchte hört sich irgendwie um einiges angenehmer an als jeden Tag oder spätestens jede Woche neue Pläne zum überleben zu schmieden." Rai seufzte, was ein wenig genervt klang. Ein normales Wochenende zu haben... Das würde ihm fürs erste ja schon reichen.
      "Wie auch immer... Wir können eh nichts an dem ganzen ändern." Er winkte mit einer Hand leicht ab und holte schließlich Luru aus ihrem Versteck, zurück auf seinen Arm.
      "Yuma, es tut wirklich wirklich gut dich hier getroffen zu haben.", sagte er schließlich und ging langsam ein paar Schritte weiter. "Ich weiß nicht wann ich das letzte Mal jemanden getroffen habe den ich kenne und mich mit ihm unterhalten konnte." Ein grinsen schlich sich in sein Gesicht. "Das es mal so etwas wertvolles sein würde einem alten Klassenkameraden zu treffen?" Rai versuchte einfach so mit ihm zu reden, als ob er kein Zombie war. War Yuma ja auch nicht. Zumindest nicht in dem Ausmaß das man ihn als 'Zombie' bezeichnen würde.
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    • "Ja.." So ätzend das auch klang, das wäre immer noch besser als dieser Überlebenskampf. Aber wie er schon sagte, konnten sie ohnehin nichts daran ändern.
      Als Rai sich wieder in Bewegung setzte, sah Yuma ihm blinzelnd nach. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Rai dies ebenfalls als eine Wohltat empfand. Sie gingen in der Nähe gemeinsam zur Schule, aber wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit? Ihm war bisher auch nur ein anderer aus der Klasse begegnet - als Zombie. Und nun stand hier jemand vor ihm. Lebend. Auch noch ausgerechnet Rai. Wie hätte er sich wohl gefühlt, wäre Rai auch nur eine wandelnde Leiche? Nun aber musste er unweigerlich an den Rai von damals denken und der heutige Rai schien sich nicht groß verändert zu haben. Bis auf seine strengeren Gesichtszüge, aber angesichts des sorgenvollen Lebens war ihm dies nicht zu verübeln.
      Mit einem Lächeln auf den Lippen ging auch Yuma weiter. "Stimmt.. Ich freu mich auch..", gab er zu und musterte den anderen kurz. "Wie.. ist es denn so in eurer Sicherheitszone?" Entspannt und heiter vermutlich nicht. Aber solange sich die Überlebenden nicht auch noch untereinander stritten, statt an einem Strang zu ziehen, wäre das doch gut. Wäre Yuma noch ein Mensch, würde er zu gern dorthin, aber so.. So lieber nicht. "Bei den jungen Frauen bist du bestimmt sehr beliebt..", meinte er dann etwas verlegen und sah sich die Umgebung an. Nicht nur, weil er auf ihn aufpassen wollte, sondern weil er sicher rot anlaufen würde. Ach nein. Das würde seiner blassen, schlecht durchbluteten Haut wohl eher weniger passieren, also warum machte er sich deshalb Sorgen?
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    • "Hm... Ich schätze die Leute haben sich langsam an die Situation gewöhnt. So gut wie man sich eben daran gewöhnen kann. Jeder versucht in der Zone sein bestes zu geben, aber ich bin mir wirklich nicht sicher wie lange wir sie noch aufrecht erhalten können.", erzählte er mit einem leisen seufzen. "Ich versuche jeden Tag in dieser Sicherheit zu 'genießen'. Den Luxus werden wir nicht immer haben. Mit dem 'sich dran gewöhnen' werden die Leute mutiger und sorgloser."
      Sagte wohl der richtige. Wenigstens hatte er sich nach seinem Biss hier draußen verschanzt statt die anderen mit in Gefahr zu bringen. Andere waren da weniger rücksichtsvoll.
      Rai trug Luru weiter auf seinen Arm. Die Katze behielt Yuma weiter sehr genau im Auge, während sie sich von ihrem menschlichen Schützling streicheln ließ.
      Er merkte, wie ihm das Blut unerwartet in die Wangen schoss, als Yuma diese wilde Vermutung aufstellte. "Ich eh... Eh... Was?", fragte er, blinzelte ein paar Mal und sah sich in der Umgebung um. Um sein unerwartet rot gewordenes Gesicht von Yuma weg drehen zu können. "Darauf... Habe ich noch nicht so wirklich geachtet.", presste er als Antwort schließlich hervor.
      Was irgendwie auch nur zur Hälfte gelogen war. Natürlich fiel es ihm auf. Einige kamen auf den Gedanken sich einen Partner anzulachen und dafür zu sorgen, dass wieder mehr menschliche Menschen da waren. Rai sah das aber ziemlich... Abgestumpft. Kinder waren ziemlich unpraktisch. So kalt wie sich das nun anhören musste. Und er selbst steckte den größten Teil seiner Energie in seine Arbeit, sodass er sowieso keinen Gedanken daran verschwendete mit einer Frau etwas anzufangen. Mit einer Frau. Vielleicht steckte auch etwas anderes dahinter? Aber für solche Themen hatte er wirklich keinen Kopf.
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