God's Tears: ✦Apocrypha✦ (Countess ft. Efrye)

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    • God's Tears: ✦Apocrypha✦ (Countess ft. Efrye)

      Der Wind heulte wie ein losgelassener Chor Sirenen, die ihre Stimmchen verführerisch an die von Gier durchsäuerten Sinne korrupter Imperialisten lehnten, so zuckersüß umschwirrend, als wäre "Unrecht" lediglich der Philosophie eines verrückten Gutmensch entsprungen. Die Luft war so kalt, dass Ayunis’ Atem nicht in die Schwerelosigkeit des Dunstes überging, sondern drohte, in winzige Eissplitter zu verfallen - so wie es gleichermaßen die allmählich schwindende Zuversicht tat, mit der der Mann seine "Operation" initial angetreten hatte. Ein Opfer bringen, damit die “Guten” endlich in Ruhe das Leben führen konnten, das nicht auf den zersplitterten Scherben einer tragischen Biographie aufbaute, konnte nicht gänzlich schleicht sein… Sollte er Schmerz und Enttäuschung schlichtweg übergehen, sich selbst die Ketten geächteten Begehrs anlegen und das Kapitel feigem Verrats endlich der Vergangenheit überreichen? Loslassen, um ein doch eigentlich nie existentes Vertrauen, das nur auf der Basis oberflächlichen Gebrauchs hatte Wert gefunden, eine Bedeutung beizuwohnen? Nein. Er würde sich nur der Leere einer angeflehten Illusion bedienen, die sich niemals des Kleides Realität profilieren könne. Dennoch begleitete ihn das fahle Gespenst eiserner Vision wie ein Mantel aus frostigem Hauch. Der Orangehaarige seufzte leise. Wissend, dass er eigentlich das Richtige tat - in den Augen des Rechtssystems zwar minder denn in der Gesinnung unschuldiger Mitbürger und der unermüdlichen Ausdauer jener Polizisten, die oftmals nur dem "Phantom" eines Verbrechens nachjagten, war seine Gestalt ebenso diffus und verworren wie die Gründe, auf denen die Schlächter ihre Taten fundiert zu stützen versuchten - würde seine unkonventionelle Methode in der Rechtssprache wohl ebenso nichtig wie auch barbarisch deklariert.
      "Hast du das Geld?" schnitt eine raue Stimme baritoner Natur selbstzufrieden durch die zarten Fibrillen angespannter Stille, während sich bereits im nächsten, verhängnisvollen Augenblick einer untrüglichen Gewissheit von der Falle verdeckt gezogener Fäden umspannt worden zu sein, die dressierten Silhouetten aus dem Schatten emporhoben und ihre todbringenden Teufelsgeräte zückten, die Ayunis’ Herzschlag schon alsbald zum Schweigen bringen sollten. Ein kühles Lächeln huschte beinahe genüsslich über die rosègetünchten Lippen des jungen Ifrit. "Natürlich. Eine Million, wie vereinbart. Aber ich befürchte, unser... Deal dürfte sich auf Grund Ihres Verhaltens selbst disqualifiziert haben." Ein düsteres Gelächter ließ die Dämonen innert unmoralischer Gelüste aufgellen; der Apocryphus konnte jene elende Raffsucht hinter dem urkranken Geist eines machtdemonstrativen Gewaltauftakts aufblitzen sehen. Erbärmlich. "Hach. Bitte verzichten Sie auf diese... unnötig theatralische Performance. Sie werden zu Boden gehen, ehe Sie begonnen haben." Oh welch wunderbares Wunschdenken. Illusionäre Hoffnung. Fragiler als eine Vase, deren Gebrechlichkeit man allein mit dem bloßen Gedanken an Vandalismus heraufzubeschwören verführt war. "Das ist also die Versinnbildlichung autoritärer Ideologie.", konstituierte Ayunis amüsiert, den Spott fest im Unterton akzentuiert, ohne auch nur den Anschein einer respektvollen Rücksichtnahme bedeutet zu haben. "Das Fundament des Wahnsinns. Ich kann Ihnen versichern, dass meine Wenigkeit sich an keinem moralischen Maßstab euresgleichen orientiert." "Oh. Nun, wissen Sie, Mister... Seit Ihrem Auftauchen haben sich die Machtverhältnisse drastisch verschoben und meiner Herrin obliegt es mitnichten, ihr Terrain an einen närrischen Spaziergänger zu übergeben. Man hat mich bereits vor dem "Zuredner" gewarnt. Das ist doch ein... ganz passabler Codename für jemanden, der sich darauf versteht, sein Gegenüber durch die bloße Grazilität adäquater Wortgliederung zu bekehren, nicht wahr?" "Es ist kein Verbrechen, Betrüger zu betrügen. Im Gegenteil. Das Maß der Straftat verhält sich diametral zum eigentlichen Urteil.", glitt der schneeverwehte Hochmut über zwei junge blassgewisperte Linien; selbige, die einst das Feuer der Leidenschaft dem Eis hatten entlocken können, schienen nun von den lautlos hinabgleitenden Kristallblumen gelähmt. Er bezweifelte, dass hinsichtlich des Sachverhalts jegliche Liebesmüh' von Erfolg gekrönt würde, an die (nicht vorhandenen) Verstände der Beteiligten zu appellieren. "Genug. Sie haben zwei Möglichkeiten, zu mehr Optionen multipliziert es sich leider nicht. Sie schließen sich uns an, oder ich übergebe Sie Gottes Segen." Der Unterton des Rekruten bediente sich mittlerweile der knurrenden Ungeduld eines nach Blut lechzenden Raubtiers. Und womöglich diente ersteres Angebot nur zum Beschwichtigen. Schweigend hob Ayunis seine Schultern, nur um diese im nächsten Moment fast gleichgültig wieder sinken zu lassen. "Lukratives Angebot, ich lehne dennoch großzügig ab. Wie wäre es damit: Ihre humanoiden Hunde sterben nicht an akuter Seelenvergiftung und ich darf meiner Wege ziehen? Andernfalls dürfen Sie sich an einer schweren Schussverletzung erfreuen oder Ihr eigenes Ableben und das Ihrer Gefährten bezeugen. Diese Alternative haben Sie wohl geflissentlich übergangen."
      Die silberblauen Strahlen des Mondes begannen das tödliche Mordversprechen innerhalb wintergrautosender Augen, das die heißblütige Liebkosung einer Klinge zu erbitten ersuchte, widerzuspiegeln. Tausend kleine tänzelnde Diamanten inmitten zweier schwarzrunder Tropfen. Ein Ausdruck, dessen Schärfe ein einziger Blick genügte, um das rote Lebenselixier langsam auf der Haut hinabgleiten zu fühlen. Der Dealer bedeutete mit einer nahezu achtlosen Geste das Signal zur Ouvertüre des Blutvergießens, ehe er die Arme kopfschüttelnd hinter dem Rücken verschränkte und die Todeszone zu verlassen gedachte. "Invictus maneo..." hauchte der Archai dem Winde zärtlich entgegen; fortgetragen von unsichtbaren Händen, deren Grenzenlosigkeit seine Stimme in luftige Höhen würde aufsteigen, und ungehört verhallen lassen, so wie die Schreie seiner einstigen Brüder und Schwestern. Der herannahende Sturm bedurfte keiner Wolken, keines Windes und keinem Firmament - er bediente sich der durchschlagenden Kraft menschenhandgeschaffener Kriegsutensilien. Und die Kugelsalve, welche auf Ayunis hinabzuregnen angedacht war, gefror in jenen schmetterlingsfeinen Sekunden erstarrter Gesichter, noch bevor der Hauch einer Erkenntnis überhaupt hätte überwunden werden können. Innert winziger Wimpernschläge schlugen feurig violette Geschöpfe ihre gefrierbrennenden Zähne in das unsichtbare Leuchten ungreifbarer hyperphysischer Mächtigkeit; ließen das ganze Weltbild in seiner reinsten Grausamkeit gestehen, als sähe man die eigenen, seelischen Wunden in einem Spiegel bluten. Dieser flüchtige, von Reue benetzte Schmerz, der so klar und... wahrhaftig das tiefste Abyss der Verletzlichkeit eines Menschen zu erreichen vermochte, kurz, bevor der Glanz auf der Leinwand einer ganzen Geschichte erstarb, offenbarte in den letzten Sekunden wie machtlos man doch dem Gesetz zwischen Freiheit und Leben gegenüberstand. Wie viele von ihnen hätten sich zu dieser Stund ihre Liebsten an die Seite der letzten verstreichenden Atemzüge gewünscht? Wäre das ihr letzter Wunsch gewesen? Die Liebe zu verspüren, die einem die Vergebung liebevoller Freundschaft versprach? Hätten einige von ihnen überlebt, wenn der Reflex sie nicht gezwungen hätte, nochmals nach der Waffe zu greifen und ihn zu zwingen, seinen Überlebenswillen dem systematischen Abwehrmechansimus zu opfern? Acht Augenpaare starrten leblos gen Horizont. Sie wirkten, als könnten sie ihr eigenes Entschlummern aus dieser Welt noch immer nicht ganz begreifen, als ersehnte ihr plötzlicher Abschied eine zweite Chance. "Scheiße v-verdammt...! D-Du hast... WAS.... zum Teufel BIST du?" Zaghaft schloss die Schranke zweier flatternder Augenlieder die Distanz einer verlorenen Vergebung, irgendwo verschluckt am Abgrund verblasster Einfühlsamkeit. "Was ich bin? Hmpf... Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, wer ich mal war...."
      Ayunis schüttelte den Kopf. Er ertrug die flüsternden Worte der Toten nicht länger. Und noch weniger ertrug er das Zeugnis seiner "Andersartigkeit", welches mit einer milden Wärme am Brustkorb an sich erinnern wollte und stillschweigend überprüfte, ob ein Durchschimmern oberhalb des Kragens nicht doch seinem Recht entsprach. Verächtlich schnaubend zog der Grenzgänger den Stoff enger um seinen Hals. "In 10 Minuten wird die Polizei hier eintreffen.”, wandte er sich ostentativ gelangweilt an den nun von Angst übermannten Oberlord of Eingepisst, ”Über die gestohlenen Juwelen werden sich die Beamten sicherlich freuen. Und... Das mit Ihren Kameraden tut mir leid. Aber Sie haben mir keine Wahl gelassen." Es war nicht die Tatsache, dass seine Aktion vier Menschenleben gekostet hatte, die seine Grundstimmung zum Verdruss verkehrte. Nein, es war der Fakt, dass er auf Grund seines Fluches anders zu sein zu überleben triumphierte, und deswegen erst befähigt war, auf solch eine... perfide Weise sein Ziel verwirklichen zu können. Recht und Ordnung in den Teil dieser Welt zu bringen. Wie paradox... Verhindern, dass nicht die falschen getötet wurden, gründete im Mord der "Richtigen". Der ehemalige Mafioso zupfte seine Sturmmaske zurecht, schloss die Finger um den Griff des leeren Aktenkoffers und verließ den Schauplatz vereitelter Kriminalität. “Ach Giulia… Soetwas kommt dabei heraus, wenn der BMI doppelt so hoch misst wie der eigene IQ. Manche Konflikt fordert Opfer. Und ich bin sicher du spürst bereits, dass sich dein imperialer Kreuzzug dem Abgrund nähert. Wie lange die Nachricht deiner Fehlkalkulation wohl benötigt, um in deine Gewissheit zu dringen? Ich komme, um zu rächen. Ich erscheine, um zu zerschlagen. Ich bin, um deinen Tod zu bekunden. Warte auf mich, Du weiße Rose der Finsternis.”

      @Countess

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