Goldenes Blut (Nordlicht / cada )

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    • Goldenes Blut (Nordlicht / cada )

      @Nordlicht • Wir hören und lesen von diesen
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      Dicht prasselte der nun schon wieder seit Stunden anhaltende Sturmregen nieder auf Land und Leute. Grashalme bogen sich unter der Schwere der Tropfen, jegliches Getier hatte sich in schützende Höhlen und Kuhlen zurückgezogen, versuchte unter dichtem Blätterdach dem strömenden Nass zu entkommen. Einzig und allein die Schnecken, Frösche und Regenwürmer schienen in diesem Großaufgebot des vom Himmel kommenden Wassers zu laben. Das Augenmerk ferner legend, erkannte man am Horizont eine in Schatten verhüllte Stadt. Als hätte die Dunkelheit in diesem Fleckchen der Erde Einzug gehalten, erschienen auch die fernen Lichter trüb, matt und kraftlos. Was einst wohl blühend und voller Leben sein musste, verwirkte nun ungewiss in der Nässe, die sich durch Mark, Bein, Gemäuer und Dach fraß. Das dritte Jahr mittlerweile schon... Seit drei Jahren wurde der Landstrich Eholems von nie enden wollendem Regen heimgesucht... und sollte er verklingen, dann nur für wenige Stunden. Es war, als hätte man die Götter verärgert... sehr verärgert. Denn neben der Ernte, die seitdem nicht mehr eingeholt werden konnte, zogen Krankheiten und Seuchen in das Land. Eholem war ganz und gar auf die Hilfe von außerhalb angewiesen, doch kaum jemand wagte es auch nur einen Schritt in die verfluchte Stadt zu setzen. Die Stadt des Teufels, wie sie in den weiten Erzählungen auch gern genannt wurde. Auf einige Kilometer konnte man den Wetterumschwung bereits ausmachen. Der sich verdunkelnde Himmel, schneidender Wind, ein modrig fauler Geruch, gefüllt von Tod, Angst und Verzweiflung. Sie waren also dem Untergang geweiht... die Stadt und ihre Bewohner. Und doch kämpften jene die Eholem seit jeher bewohnten um ihren Platz in der Welt. Ja, unter den Ansässigen waren einst die talentiertesten Handwerker der Welt entsprungen... Schmiede, Dachdecker, Maurer und Gräber. All das perfide Handwerk, welches bis zur Perfektion geübt wurde, war nun nutzlos und lasch, bedachte man die Situation. All das Können ... verschwendet. Die Dächer hielten kaum mehr den Massen an Regen stand, Wind und Sturm bogen sich die Balken zurecht. Die Straßen waren dauernd überflutet, die wenigen Kanäle immer verstopft. Ratten tummelten sich um die Leichenwägen, die von den Jungen gezogen wurden, Schimmel breitete sich in jeder ungepflegten Ecke aus, selbst das frischeste Brot verlor all seinen Glanz in Angesicht dieser traurigen Wirklichkeit. Schmiedemeister fanden keine Aufträge mehr und Maurer würden ob dem steten Verfall von Mauerwerk endlose Schichten von Tag zur Nacht zum Tag einlegen müssen, um die Schäden zu richten. Einzig und allein die Reichen... die sahen in diesem jahrelangen Regen so etwas wie einen kleinen Sommersturm. So richtig erklären konnte es sich keiner, warum genau sie, warum genau ihre Stadt von diesem unliebsamen Wetterereignis gegeißelt wurde... die Alten sprachen von einem Fluch, einer bösen Entität die sich in die Herzen geschlichen hatte... Gemauschel und Gemurmel, doch niemand konnte sagen was der eine richtige Grund war. Ferner legten die Bewohner Eholems die einzige Skepsis dem Regen gegenüber ab und fügten sich ihrem Schicksal. Waren es einst eilig huschende Beine und Füße, die versuchten vor den schweren Tropfen so schnell wie möglich Zuflucht zu finden war man kaum aus den schützenden vier Wänden getreten, ließen sie sich nun Zeit und gingen in Müßiggang ihren täglichen Aufgaben nach. Man hatte sich eben daran gewöhnt im ständigen Nass zu leben und dies Tagein Tagaus. Die Mäntel wurden dicker genäht, die Stiefel doppelt ausgeschlagen und die Krempen der Hüte etwas breiter gefilzt. Und so auch heute schoben sich die wenigen Menschen eher langsam durch die Gassen, während das langsam versiegende Licht der Sonne, die sich seit geraumer Zeit nur mehr hinter den dicken Wolken versteckte, eine dimme Düsterheit hinterließ und das sonst so verschlingende Dunkel der Häuserwände ein bisschen bedrohlicher wirken ließ. Umso überraschter kehrten sich die Häupter der Anwohner um, als ein eifriges, ja beinahe gehetztes Platschen sich durch die sonst so ruhigen, vom steten Regenklang begleiteten Gassen schob. Zuerst war die Gestalt nicht auszumachen. Wer auch würde mit solch Eile durch die depressive Stoa Eholems hasten? Einer der ihren? Wohl kaum. Die Blicke der wenigen Gestalten heftete sich dennoch alsbald an eine Person, die, wenngleich sie nicht in solcher Schnelle die schräge Straße empor zum Stadtplatz laufen würde, kaum von all den anderen hier unterscheid bar wäre. Feste Lederstiefel umhüllten sie, ein wallender, dichter Umhang flatterte ob seiner getränkten Schwere in ihrem Rücken auf und ab, die Kaputze hatte der Neuankömmling mit einer Hand fest in sein Gesicht gezogen. Hinter dem grau der ersten schützenden Schicht schlich sich das feine Glitzern von Metall und einem länglichen Gegenstand, der an der Hüfte seinen Halt fand. Ein Schwert? Bewaffnung? Ein... Ritter? Ein Murmeln trat sich zwischen denjenigen auf, die die fremde Person zu Augen bekamen. Es war eine lange Zeit her, dass das Königreich noch Ritter schickte. War er das? Der Hoffnungsschimmer auf den sie alle so lange gewartet hatten? Was sie jedoch nicht erkannten, war die angestrengt verzogene Miene der fremden Person. Ein geschickter Beobachter hätte sogleich festgestellt, dass sich ein zartes, aber nicht zerbrechliches Gesicht unter der dunklen Kapuze versteckte. Dunkelbraune, durchnässte Locken hangen daran hinab, die Augen von zusammengekniffenen Lidern geschützt, die Augenbrauen in Anstrengung hinabgezogen, versuchend sich durch den Regenschleier einen Weg zu bahnen. Pfeifend ging der Atem der unbekannten Gestalt, die nicht danach aussah, Kunde zu bringen, nein. Wohl eher war sie... auf der Flucht? Was aber führte sie hierher? Und gerade, als die graugrünen Augen das rettende Schild einer Einkehr erblickten, wurde sie aus dem Verkehr gezogen. Das ermutigte Aufflackern auf ihrer Miene just unterbrochen. Zwei paar Arme hatten die Person gepackt und in eine Seitengasse gezogen, der Aufschrei hinter einem ledernen Handschuh über den Lippen abgedämpft. Zorn mischte sich mit Angst, als der Eindringling die drei Handlanger erblickte, die sie wie einen Fisch aus dem Meer zogen und sich als Hünen vor ihr aufbauten. Der vierte im Bunde hielt die Person mit einem starken Griff um die Brust gefesselt. "Wf fll ds?! Lsst m- ls!", erklang es wild im Blute, aber verstummt hinter dem Knebel des Handschuhs. So trat einer der Männer an die Gestalt heran und zog die Kapuze nach hinten, gegen was sie sich wehren wollte... aber war all das herumfahren mit dem Kopf war nicht von Wert, als sich unter dem dichten Stoff das Antlitz einer jungen Frau schälte, die nichts als Abscheu in ihrem Blick trug. Ein schmieriges Lachen durchfuhr die kleine Runde der Söldner. "Haben wir dich endlich...".

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Blätter fallen leise von den Dächern.
      Die Seuche bringt Leid über das Land
      und die Sünde bringt viele Rächer.
      Man glaubt, man geht am Rand.

      Des Söldners Schritte,
      bergab der tiefen Täler,
      bist du in Eholems Mitte.
      bin ich doch nur ein Erzähler.



      "Was schreibst du da schon wieder, hm?", riss die Wirtin der Schenke "Golem's Taverne" den jungen "Meisterdieb", wie er sich im Geheimen stets selbst betitelte, aus seinen Gedanken. Er schaute auf und ließ sogleich seinen aufmerksamen Blick von den grünlichen Augen der Rothaarigen auf ihr üppiges Dekolleté wandern, welches ein wahres Festmahl war, anzuschauen. Viel appetitlicher als die grässlichen Speisen in jedem Fall. Die waren nämlich kaum genießbar. Doch das Bier schmeckte, hatte eine angenehme Temperatur und floss an manchen Tagen ein wenig besser als an anderen. Heute war einer der sehr bekömmlichen Tage. Und so hatte Flynn auch den letzten Krug in Windeseile geleert.
      "Nur die Worte eines Mannes mit einsamem Herzen, der sich über deine Gesellschaft in der Nacht freuen würde", grinste der Dunkelhaarige selbstgefällig, lehnte sich in dem Holzstuhl zurück und zwinkerte der Wirtin provokant zu, die außer einem Gelächter und einem weiteren Krug, gefüllt mit dem goldenen Nass und einer Schaumkrone wie aus dem Bilderbuch, nur ein amüsiertes Lachen übrig hatte.
      "Heute nicht. Und morgen auch nicht, mein Lieber. Bitteschön", bevor sie sich auch schon abwandte und mit ihr die rote, lockige Haarpracht schwang, die sie wie eine feurige Amazone aussehen ließ. Einen flüchtigen Blick auf ihr Hinterteil erhaschend, welcher selbst durch den Stoff ihres Kleides eine gute Figur machte, widmete er sich kurz darauf wieder seinen Zeilen. Ja, hin und wieder schrieb Flynn gerne, denn neben seiner beruflichen Haupttätigkeit, die nicht etwa aus hartem Schmiedehandwerk oder dem Handel bestand, dem wahllosen Zuführen von Alkohol oder den nächtlichen Orgien mit diversen Damen Eholems, die noch nicht der Seuche erlegen waren, steckte in dem gutaussehenden jungen Mann durchaus eine kreative Seele. Manchmal, da war er sogar gerne alleine, genoss die Ruhe, fernab des Elends, welches sich Tag für Tag in der einst blühenden Stadt, die er sich vor einigen Jahren als die seine auserkoren hatte, abzeichnete. Die Seuche, die die Bürger dahin raffte wie Ameisen, der unaufhörliche Regen, der höchstens für ein paar Stunden ruhte, Häuser unter Wasser setzte, die Ernte zerstörte und das ganze Leid nur noch in ein trauriges Bild hüllte. Doch das Bier und die schöne Wirtin waren nicht der einzige Grund, warum er sich gerne in dieser Schenke aufhielt. Viel mehr war es auch der Tratsch und Klatsch, schlimmer als inmitten einer Horde Waschweiber. Man bekam alle Neuigkeit mit, fragte man danach oder nicht. Und so lauschte Flynn auch an diesem Abend dem Gespräch von nebenan. Ein paar Männer saßen an dem länglichen Tisch, erzählten sich von der Person, die von außerhalb kam. Es war Stadtgespräch. Niemand wusste, wer der Fremde war, oder woher er kam. Aus Eholem schien er nicht zu stammen, so viel stand wohl fest. Dabei wurden die abenteuerlichsten Geschichten erfunden. Beweise gab es natürlich keine. Flynn würde lediglich das Hab und Gut interessieren, und ob es sich lohnte, seine flinken Finger spielen zu lassen. Denn auch wenn er in der verregneten und von der Seuche heimgesuchten Stadt ein Haus bewohnte und sogar so etwas wie eine tiefere Verbindung zu der Stadt aufgebaut hatte, wollte er fort. Langsam schlug ihm das alles zu sehr aufs Gemüt. Ganz davon abgesehen, dass die Einwohnerzahl sich durch die Pandemie stark reduziert hatte, und es keine neuen Taschen zu leeren gab.
      "Sie haben anscheinend jemanden geschnappt", sagte der eine Bärtige in der Runde.
      "Wann?", wollte ein anderer erfahren.
      "Gerade eben. In einer Gasse, ein paar Straßen weiter."
      "Weiß man denn, wer der Kerl ist?", fragte der Ditte und hagerste im Bunde. Seine Haut wirkte fahlweiß, sein grau meliertes Haar kaum noch vorhanden und seine Finger so dürr wie Zweige.
      Doch außer ein Schulterzucken bekam er nichts zur Antwort. So so. Also hatten sie wohl jemanden geschnappt. Waren es die Wachen? Oder etwa das Silberkartell? Es waren genug Informationen. Nachdem Flynn also auch diesen Krug geleert hatte, bezahlte er wie ein ehrlicher Bürger dies tat, schwang sich die braune Tasche aus Leder über die Schulter und verließ die wohlig warme Taverne, in welcher noch das Feuer im Kamin loderte, hinaus in den strömenden Regen.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.

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    • "Na los! Zier dich nicht so!", unsanft wurde ihre Person an den Schultern nach vor gestoßen, barer Fuß traf platschend auf die Kälte des Regens und die tiefen Pfützen die sich wie kleine Flussbetten durch die schlecht gepflasterte Straße zogen. Die Fremde hatte sichtliche Schwierigkeiten damit, das Gleichgewicht zu halten... die ausgewaschene, wohl einst sehr stattlich gebaute Straße war kaum mehr als ein Paradies für Schlaglöcher und aufgeweichte Erde, auf der man sich schon sehend beide Beine brechen konnte. Nun, die Angreifer meinten aber, es wäre besonders lustig, ihrem "Fischlein" einen alten Kartoffelsack über das Haupt zu ziehen und sie somit jeglichem Sinn beraubt, uneigenständig durch die engen Gassen zu jagen. Sie hätte sich noch so viel wehren können... gegen diese vier Hünen von Mannsbildern hatte die Reisende keine Chance. Nachdem sie den Strick rücksichtslos um ihre Handgelenke banden und jenen um ihren Hals viel zu eng geschnürt hatten das sie würgen musste, sichergehend "das der Sack ihr nicht doch irgendwie vom Kopf rutschte", entwaffneten die Grobiane sie und hielten sich dabei nicht zurück. Alles wurde ihr vom Körper gerissen... ihr Schwert, das kleine Reisetäschchen, ihre Geldtasche, sogar die Stiefel zogen sie ihr aus... hoffend, das zu finden, was SIE nicht vor wenigen Tagen mitgehen ließ. So nun, so baren Fußes durch die Regenreiche Nacht stolpernd, kam es daher nicht nur einmal vor, dass die durchnässte Person ihrerseits den Halt verlor und ausgetrickst von ihrem eigenen Gleichgewichtssinn zu Boden fiel. Gelächter ertönte auch dieses mal, als ihr Gesicht die harte Steinwand traf, als ihr nächster Schritt ins Leere ging, beim aufsetzten auf den Boden dann dennoch ausrutschte und ihr Körper wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel, versuchend den fehlenden Raum irgendwie auszufüllen... "Überall, nur nicht erneut an die Wand...", stach es ihr noch relativ kurz in Gedanken auf, ehe sie sich jedoch ihrem Schicksal ergeben musste. Keuchend vor Schmerz zogen sich der jungen Frau Augenbrauen hinter dem Stück Jutestoff zusammen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Was auch immer sie von ihr verlangten... sie würde nicht klein beigeben. Niemals. Dafür war sie zu weit gekommen. Es bedurfte ihr nur etwas Glück, um aus dieser Misere wieder zu entkommen, dem war sie sich sicher. Das hatte sie davor auch geschafft... dann aber dämmerte es ihr. Zuvor war sie nicht allein gewesen... Eine unangenehme Hitze stieg ihren Rachen empor und legte sich bitter auf ihre Zunge. Heiße Tränen stiegen der Namenlosen in die Augen, welche sie mit zittrigem Atem jedoch gekonnt wegblinzelte. Den nächsten Moment wurde sie just von zwei Händen wieder empor gezogen und weitergetrieben, wie ein Tier zurück in seinen Stall. "Der Boss wartet nicht gern. Beeil dich gefälligst!", bellte eine neue Stimme in dem Gefolge. Etwas Gehetztes lag in dem Tonfall des Sprechendens, hob sich die wohl sonst so tiefer liegende Stimme in eine aufgeregte Höhe. "Es würde schneller gehen, wenn ihr mich ordentlich eskortieren würdet... Idioten.", hatte sich die Braunhaarige bis jetzt nicht wirklich dazu erdreistet, auch nur irgendetwas an diese Kopfgeldjäger zu richten, umso giftiger und beleidigter spie sie dem Scharmützel an Handlangern jene Worte vor die Füße. Eine bedrohliche Stille breitete sich in dem Laut des prasselnden Regens aus, als ein Brummen ertönte. "Eskortieren, ja? Na dann tun wir der Dame doch den Gefallen, oder Jungs?", mit einem Schnauben und drei festen, stampfenden Schritten war der wohl größte der Truppe wieder an sie herangetreten und vergriff sich haltlos durch den Sack in ihren Haaren, zog ihre bereits durch den Schmerz geschrumpfte Statur empor. Einen schmerzenden Schrei unterdrückend, zappelte die junge Frau nun nur wenige Zentimeter über dem Boden, striff mit ihren Zehen sogar das nasse Erdreich. "Halt dich schön gerade, ansonsten bist'e dein' Skalp los...", ein gehässiges Lachen ertönte aus dem Munde des Anführers, welcher sogleich seinen Weg fortsetzte und die sich wehrende Statur der Unbekannten hinter sich her zog. Dann ging mit einem Male alles ganz schnell. Der matschige Untergrund wich kaltem Stein. Ein Knarzen verriet ihren Ohren, dass eine Tür geöffnet wurde und mit fester Kraft schmiss man ihren Körper einen Abgrund hinab. Mit ihren Beinen nach Halt suchend stauchte es die Statur der jungen Frau in sich zusammen, als diese auf harten Untergrund trafen, sie straucheln ließen. Ein letztes Mal für heute machte ihr Haupt nun Bekanntschaft mit der Härte des Bodens, als sie wieder Erwarten das Gleichgewicht verlor und auf diesem aufschlug und für einen Moment regungslos auf diesem liegen blieb. Pfeifenden Atems verweilte sie im Schwindel auf dem kalten Stein, als ein paar wenige Stimmen ertönten, etwas ähnliches wie "Hier ist sie... haben sie gerade eben von der Hauptstraße gepflückt." - "Sehr gut... danke Ryon... du und deine Leute könnt gehen..." - wohl hinter ihr die Türe wieder in die Angeln geschlagen wurde und nur noch ihre Wenigkeit mit einer weiteren Person in dem Raum zurückblieb.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Die Tavernen hatten schon etwas für sich. Vor allem für Menschen, die gerne vom Leid und auf Kosten anderer lebten, denn hier erfuhr man allerlei Neuigkeiten. Neuigkeiten, die für genau diese Menschen wichtigste Informationen boten. Genau wie dieser potentiell große Fisch, nach dem Flynn nur mit seinen flinken Fingern greifen musste. Seit Tagen kamen aus allen Ecken Eholems die außergewöhnlichsten Geschichten über den Fremden. Wer er letztendlich wirklich war, woher er kam, was sein Begehr war - das konnte, wie immer, natürlich niemand sicher beantworten. Und hier kam dann unser Meisterdieb ins Spiel. Er wusste, dass die meisten Informationen eindeutig das Silberkartell zu bieten hatte. Eine Söldnergruppe, die er noch von früher kannte. Sie waren so etwas wie "alte Freunde", wollte man dies so bezeichnen. Flynns letzter Auftrag, bevor er sich nur noch für seinen eigenen Gewinn in der von der Seuche geplagten Stadt niedergelassen hatte, lag schon gut zwei Jahre in der Vergangenheit. Hin und wieder wollte der Anführer des Silberkartells, der Flynn als einen guten Mann in Erinnerung trug, anheuern. Es waren kleinere Aufträge, die Flynn für das Silberkartell erledigte. Und auch wenn sich die Söldnergruppe gewünscht hätte, Flynn mit noch mehr Aufträgen zu versorgen, denn sie schätzten seine Schnelligkeit und seine Fingerfertigkeiten - mit Waffen konnte er auch recht gut umgehen -, war es für Flynn doch nur eine gelegentliche Bekanntschaft. Es war also die pure Neugier und der Geruch des vielen Goldes, der ihn in das altbekannte Kellergeschoss unterhalb eines verlassenen Hauses führte: das Hauptquartier des Silberkartells. Völlig durchnässt vom erbarmungslosen Regen, klopfte er an die modere Holztür, inmitten dieser sich ein kleiner Spalt öffnete. Aus diesem schauten zwei finstere himmelblaue Augen hindurch, die den Besucher prüfend musterten. Schnell jedoch wandelte sich die Skepsis in den Ausdruck purer Überraschung und Freude. Man hörte das Klicken der Schlösser, dann öffnete sich die Tür und vor dem hochgewachsenen dunkelhaarigen stand ein kleiner, hagerer und in die Jahre gekommener Mann mit grauem Vollbart und krausem, zusammengebundenen Haar.
      "Wen haben wir denn da. Flynn!", begrüßte Oskar den Meisterdieb mit einem freundschaftlichen Handschlag.
      "Oskar. Lange nicht gesehen. Wie ist es dir ergangen?", fragte Flynn und trat in die nicht warme, aber zumindest halbwegs trockene Stube ein. Es war dunkel, roch modrig und hin und wieder huschte eine fette Ratte in einer dunklen Ecke vorbei. Hach, es war für Flynn fast wie nach Hause kommen. Tatsächlich hatte er hier schon einige schöne Tage verbracht, in Gesellschaft der anderen Söldner, die fast so etwas wie Freunde für ihn geworden waren.
      "Oh, man lebt und versucht nicht zu sterben", bekam Flynn zur Antwort und wurde auch sogleich in einem weiteren Raum, in dem sich die Söldner an einem langen Tisch tummelten, von tosendem Beifall empfangen. Manche von ihnen freuten sich sehr, Flynn nach gut zwei Jahren wieder zu sehen. Andere waren weniger erfreut, denn die selbstverliebte, teils hocharrogante Art des selbsternannten Meisterdiebs kam nicht bei jedem gleichermaßen gut an und blieb definitiv nicht bei jedem in nennenswerter Erinnerung.
      Nach einem kurzen Plausch aber, erkundigte sich Flynn nach der Person, die festgenommen wurde und erfuhr von seinen Freunden, dass es tatsächlich das Silberkartell war, welches diese besagte Person geschnappt hatte, sie aber noch nichts genaueres wüssten. Darum suchte Flynn höchstselbst nach dem Anführer. Auch ihn hatte der Mann mit den flinken Fingern das letzte Mal vor einigen Monaten zu Gesicht bekommen. Gerade als Flynn in die Nähe der geschlossenen Tür kam, öffnete sich diese wie gerufen. Heraus kamen zwei kräftige Kerle in leichter Rüstung, die Flynn aus seiner alten Söldnerzeit nicht kannte. Darum bevorzugte er es, sich bis zu ihrem Vorüberziehen in einer dunklen Ecke zu verstecken. Er hatte keine Lust zu erklären, wer er war. Für gewöhnlich schon, doch dieses Mal nicht. Die beiden bekamen nichts von ihrem Gast mit, und so war es ein Leichtes, in den Raum einzutreten, durch dessen Kellerfenster das fahle Mondlicht schien. Der Regen hatte aufgehört und die Wolken sich offenbar ein Stückweit verzogen. Inmitten des Raumes stand eine Person, vor ihr ein bekanntes Gesicht.
      "Mein alter Freund! Schön, dich zu sehen!", sagte Flynn, als sei es gerade gestern gewesen, als die beiden sich das letzte Mal sahen. Er ging selbstsicheren Schrittes auf den Anführer des Silberkartells zu und warf einen kurzen ungläubigen Blick zu der Person, die sich als eine Frau herausstellte. Moment. War sie etwa diese Sagen umwobene Fremde? Nein. Das konnte doch nicht wahr sein. Flynn hatte viel mehr mit einem stattlichen Hünen gerechnet. Kräftig, muskelbepackt, mit tiefer Stimme und gezwirbeltem Schnurr- und Vollbart. Doch er versuchte sich seine Überraschung zunächst nicht weiter anmerken zu lassen und begrüßte seinen alten Freund voller Selbstverständlichkeit.

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    • Stille blieb in dem feucht-kühlen Raum zurück. Eine quälende Stille, aus welcher sich dann nach und nach doch ein paar wenige, bedrohliche Geräusche schälten. Ein zufriedenes Seufzen drang aus der Kehle des zuvor sprechenden Mannes. Ein Knacken seiner Fingerknöchel ertönte und nur kurz darauf stapften müd wirkende Schritte in ihre Richtung. Der Unbekannten Atem hatte sich beruhigt, obgleich ihr gesamter Körper brannte und schmerzte aufgrund der rohen Behandlung dieser Stümper von Kopfgeldjägern. Der vage Versuch ihrerseits sich aufzusetzten, scheiterte dennoch kläglich. Sie schaffte es nicht, sich von ihrer Bauchlage auf den Rücken zu drehen, was den geknebelten Handgelenken zu verdanken war. Das Schnalzen einer Zunge ertönte und der Fremden wurde gewahr, dass sich jener Mann der ihre Person in Empfang genommen hatte, ihr bis auf wenigen Abstand genähert hatte. "Dachtest wohl du könntest uns davon laufen, eh?", ein beleidigter Klang schwang in seiner Stimme mit, ehe erneut bei ihren Schultern an ihre Kleidung gegriffen und sie als gesamtes auf die Knie gezogen wurde. Sich herumdrehend schaffte die junge Frau es nun, sich hinzusetzten, auch wenn das grobe Herumzerren des Unbekannten überraschenderweise dazu beitrug. Zumindest irgendetwas positives... "Dumm nur, dass ich meine Männer überall ... rund um die Stadt... kilometerweit... postiert habe. Ein kleines Häschen wie du entkommt unserem Netz nicht, auch wenn es sich noch so flink bewegt.", ein kehliges Lachen entkam ihm, platzierte seine große Hand auf ihrem Haupt und stieß dieses mit leichter Gewalt von sich weg, sodass die Fremde kämpfen musste, nicht wieder an Ort und Stelle umzukippen und hilflos wie ein Käfer, welcher am Rücken lag, ihr Dasein fristen musste. Ihr Atem erhob sich angestrengt. Zum ersten Mal wurde ihr klar, wie müffelnd nass der alte Lumpen um ihr Gesicht nicht war. Die Feuchte ihres erbosten Schnaufens half dabei relativ wenig. "Ich habe das was ihr sucht nicht mehr... ich habe es weggeworfen.", knurrte sie hervor und biss die Zähne zusammen. Da brach ein Lachen aus dem Mann hervor, ein bauchiges Lachen, voluminös. Sie sah ihn nicht, aber konnte nun durchaus annehmen, dass es sich um so einen überschwänglich beleibten, alten Kerl handelte. "Das glaub ich dir nicht... und weißt du wieso? Neben all deinem Zeug, haben mir meine Männer auch den Beutel überreicht, in dem unsere Beute war... und der ist komischerweise leer... das Artefakt und die Anleitung... beides weg. Da frage ich mich schon, warum solltest du nur diese beiden Dinge loswerden wollen, aber den Beutel nicht, hm? Nein, nein... du trägst beides noch an dir. Du hast es benutzt... und wenn du die Anleitung gelesen hast... dieses vermaledeite Stück Papier mit den kryptischen Formeln... dann wüsstest du dass...", während er sprach trat er langsam näher, ging vor ihr in die Hocke und begann an dem Sack herumzuspielen, ehe der Knoten sich löste und der Fremden Augen endlich wieder ihre Umgebung wahrnehmen durften. Vorerst zwinkernd, ihren Blick für das Sehende schärfend, erkannte sie dann das fleische, mit Stoppelbart verzierte Gesicht jenes Herren, der ihr den Vortrag hielt. Schütteres, fettiges Haar klebte ihm am eiförmigen Kopf und zwei mausgraue Augen stachen aus jenem hervor. "... das Artefakt jetzt an dich gebunden ist...", er musterte sie und stellte fest, dass seine Handlanger nicht wirklich sanft mit ihr umgegangen waren. Eine breite Abschürfung zog sich über ihre rechte Wange, bereits getrocknetes Blut hatte sich an ihrer Unterlippe und der rechten Augenbraue gesammelt, die nussbraunen Haare hangen ihr wirr und zerzaust ins Gesicht. "Hast du es benutzt? Hast du den Spruch des alten Zauberers gelesen?" - "Das geht dich einen feuchten Dreck an.", fauchte sie ihm entgegen und erntete nichts als puren Zorn, der aus den dunkler gewordenen Augen glänzte. Er stand auf und sah abfällig auf ihre geschlagene Person hinab. "Na gut. Rede nicht. So oder so werden wir dich nicht hierbehalten... du wirst-", gerade als er ihr das weitere Vorgehen ihres Planes erläutern wollte, betrat eine neue Person die Szenerie und die Stimmung heiterte sich paradoxerweise auf. Die Braunhaarige schielte verschwommenen Blickes hinter ihrem vorgefallenen Haar zu dem jungen Mann, der sich dem alten Kerl näherte. "Flynn! Was für eine Freude dich zu sehen! Kommst du also doch nochmal den alten Donovan besuchen, eh?", überschwänglich riss der Alte die Arme auseinander, ein breites Grinsen auf den Zügen, als er in dem Neuankömmling wohl einen alten Freund erkannte. "Was machst du hier Junge? Wie lang ist es her, hm? Egal, egal... das können wir nachher alles besprechen. Aber schau wer uns heute ins Netz gegangen ist... "der Schatten der Stadt"... pah! Niemand geringeres als dieses... Weibsbild.", er spuckte zu Boden und nickte in die Richtung der Fremden, welche den missmutigen Blick abgewendet hatte. "Hat sich jetzt schon beinahe ne Woche vor unseren Männern versteckt gehalten... aber jedes Vögelchen wird irgendwann zu unvorsichtig und wird gefangen... hat uns was wertvolles gestohlen, das Biest... wir müssen noch überlegen was wir mit ihr machen werden... vielleicht bringen wir sie in den Westen, zu Aelfred..."

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    • Flynn schlenderte in die offenen Arme von dem Anführer des Silberkartells, Donovan. Dieser empfing Flynn voller Herzlichkeit. Mit genau jener Herzlichkeit, mit der der Meisterdieb bereits gerechnet hatte. Die beiden umarmten sich, ein harter, freundschaftlicher Schlag auf den Rücken des adretten Schönlings, bevor dieser sich umwandte und zu der jungen, geschundenen Frau sah, während er der Erzählung Donovans lauschte. Es war fast ein durchbohrender Blick, ganz so, als versuchte der Dieb darin jedes Fragezeichen zu lösen, welches sie dem Silberkartell stellte.
      "So so", antwortete er zunächst, als der Kleinere mit dem fettigen Haar und den von Zorn geplagten Augen von etwas sehr wichtigem sprach, was sie gestohlen hatte.
      "Worum handelt es sich bei diesem wertvollen Gegenstand?", fragte Flynn neugierig, während er weiter die junge Frau musterte. Sicher konnte man es als Starren bezeichnen. Ja, in jedem Falle konnte man dies. Doch als er begann, viel zu selten zu blinzeln, wandte Flynn seine Aufmerksamkeit wieder Donovan zu, der gut einen Kopf kleiner war als er selbst. Genau in dem Moment, als er den Namen "Aelfred" hörte. Die Ehre mit diesem Hünen hatte Flynn auch schon machen dürfen. Zunächst schwieg er, ließ sich das Wort "Artefakt", von dem Donovan sprach, durch den Kopf gehen. Genauere Informationen gab der Anführer zwar nicht, doch dies war nicht weiter von Belang. Flynn roch förmlich die große Beute, und da er ohnehin vorhatte, seiner alten Heimat den Rücken zu kehren, um ein neues Leben zu beginnen, kam diese Gelegenheit doch genau zur rechten Zeit. "Wenn du jemanden brauchst, der sie eskortiert, kein Problem, mein Freund. Der Westen ist ein schöneres Fleckchen als diese seuchengeplagte Stadt. Ich habe nichts besseres vor", bot Flynn an und zuckte mit den Schultern, als sei es ein kleiner Botengang gleich um die Ecke. "Deine Männer haben hier doch hier sicher allerlei zu tun, jetzt, wo die Bürger dahin raffen wie Fliegen."
      Unberührt von den ganzen Toden, die Eholem zu verzeichnen hatte, verschränkte Flynn die Arme vor seiner breiten Brust und sah den Anführer der Söldnergruppe mit hochgezogenen, erwartungsvollen Augen an. Sicher würde für ihn, sollte er sie sicher in den Westen führen, eine dicke Belohnung herausspringen. Ein guter Start für ein neues Leben. Vielleicht in Contabur, einer kleinen Küstenstadt. Die Luft war in aller Munde, genau wie die reichen Menschen, die dort lebten.

      Muttersein ist eine Liebesgeschichte, die niemals endet.

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    • Donovan lauschte den Worten seines alten Kumpanen genau, kräuselte nachdenklich seine buschig grauen Augenbrauen und legte in Gedanken sogar die prankenähnliche Hand vor den Mund, während er Flynn genaustens musterte. Ja, wohl war sie waren so etwas wie Freunde und konnten sich eigentlich ja auch vertrauen... so sehr man sich unter Dieben eben vertrauen musste. Flynn war eigentlich immer von der ehrlicheren Sorte gewesen, auch wenn Donovan wusste, dass er mit allen Wassern gewaschen sein konnte. Also zögerte er merklich und stieß ein tiefes Seufzen aus. Sein Blick glitt ebenfalls zurück auf die Fremde, die nach wie vor geschlagenen Wesens auf dem kalten Steinboden kauerte und ihr bedauernswertes Dasein fristen musste. Da aber schüttelte Donovan den halb kahlen Kopf und wendete sich von der Namenlosen ab, Flynn näher an sich ran winkend. Er wartete bis der Schopf des Jünglings in sicherer Hörweite war, holte tief Luft und gab den Schwarzhaarigen seine erwartete Antwort. "Dein Angebot ehrt dich mein Junge... und in gewissem Maße vertraue ich dir ja auch...", der Ältere hob kurz sein Haupt an und schielte zur Tür hinaus, aus derer Richtung immer noch das Gröhlen und Lachen seiner Männer zu vernehmen war. "... aber der Fisch hier ist größer, als das was du - was WIR bis jetzt gewohnt waren... das Artefakt...", er machte eine nickende Bewegung in Richtung der Frau. "... gehörte einst Ipsel... du weißt schon... der verschrobene alte Kauz aus den Schwarzdornwäldern... er war wirr, komplett durchgeknallt und trotzdem hat er es geschafft ein Artefakt zu erschaffen, das... unfassbare Macht innehält... wir wissen nicht, inwiefern schwarze Magie eine Rolle spielt...", Donovan senkte in den letzten Wörtern zu einem Flüstern, als könnte er das Böse selbst damit unabsichtlich herbeibeschwören. "... eigentlich wollten wir es bei Louis, du weißt schon, dem fahrenden Händler für einen Spottpreis verscherbeln... nachdem wir aber herausgefunden haben, was es eigentlich wert ist, haben wir uns umentschieden... sagt dir der Name Helya etwas?", mit zusammengekniffenen Augen fixierte Donovan den jungen Mann vor sich, der regungslos auf sein Auflösen der Frage wartete. "Ein altes, genauso irres Kräuterweib wie Ipsel... aber die hätte gewusst, was es wirklich mit dem Ding auf sich hat... aber... da kam uns ja diese kleine Ratte zu vor, die den Beutel und alles darin befindliche geklaut hat!", nun in seiner Stimme laut werdend, kehrte sich der gering wachsende Tonus des bauchigen Mannes etwas in die Höhe und Zorn überkam wieder das sonst schon so von Leben gezeichnete Gesicht seinerseits. Nun aber reichte es ihr. "Weil ihr... all meine Kameraden, all meine Freunde feige und ehrlos niedergemetzelt habt wie Tiere am Schlachthof! Aus einem feigen Hinterhalt, wie die ängstlichen Schweine die ihr seit! Schickt mir lieber Schlägertrupps an Hals anstatt selbst die Sache in die Hand zu nehmen, pah! Der große Anführer des Silberkartells ist bloß ein alter, verzweifelter Säufer der sich lieber im Dreck versteckt, bevor er selbst tätig wird!", ein erbostes Schreien verließ die bleichen Lippen der Dame, die sich in ihrer Wut versuchte, die Haare aus dem Gesicht zu wackeln um ihren Peiniger mit all dem Zorn in ihrem Blick zu erreichen. "Wegen Abschaum wir dir mach ich mir doch nicht die Finger schmutzig!", konterte Donovan, auch wenn er kurz brauchte um eine Antwort zu bilden. "Dann wirst du dein schönes Artefakt auch nicht bekommen... Feigling.", ein triumphales, schiefes Lächeln legte sich auf die Lippen der Braunhaarigen, die es auskostete im Moment die Karten in ihren, wenn auch geknebelten, Händen zu halten. "Wenn Aelfred mit dir fertig ist-!" - "Dann bin ich tot und dir keine Hilfe mehr. Dann nehm' ich das Geheimnis mit in mein Grab.", grätschte sie siegessicher dazwischen, den drohend erhobenen Zeigefinger gekonnt ignorierend. Rot war er angelaufen der so ernannte Häuptling des Silberkartells, der sich mit verschwitztem Kopf wieder Flynn zu wand. "Ich geb' dir meine besten zwei Männer... geht zu Helya in den Norden, die soll ihr das Ding rausexorzieren oder weiß der Teufel was... bring mir das Artefakt, Flynn... und mit ihr kannst du dann machen was du willst... aber bring sie nicht wieder her... sonst kümmere ich mich eigenhändig um ihren Tod... und der wird kein schneller sein.", seine Stimme klang gepresst, schnell, abgehakt, aber brachte er die Dinge auf den Punkt. Danach stapfte er zur Tür. "Ahja... versuch ja nicht mich über´s Ohr zu hauen... du weißt, ich habe überall meine Kontakte und Versteckspiele sind nicht mehr drin... Und jetzt... geh´n wir doch ein trinken, oder?"

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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    • Schwarze Magie. Irgendwelche geheimnisvollen Artefakte. Das Silberkartell und dieses junge Ding. Es war alles etwas verworren und ohne Zweifel ein größerer Fisch, als die, die der selbsternannte Meisterdieb sonst so an Land zog. Doch er wusste um seine Fähigkeiten. Er lernte schnell, war ausgesprochen flink, durchtrieben und vor allem war er selbstverliebt und stank förmlich nach dem Wort SELBSTBEWUSSTSEIN. Von daher wäre auch diese Aufgabe kein Problem für ihn. Natürlich nicht. Dementsprechend zögerte er auch keinen einzigen Moment, als die beiden ihren von Wut durchzogenen Dialog beendet hatten und es klar war, dass Donovan, der Anführer des Silberkartells, Flynn so viel Vertrauen entgegenbrachte, dass er die junge Frau, gemeinsam mit zwei seiner Holzköpfe, zu dieser Helya bringen sollte. Gebongt, dachte sich Flynn, als er die Situation grinsend beobachtete. Innerlich war es ein triumphierendes Grinsen. Nach außen viel mehr ein siegesreiches Lächeln, denn er wusste, dass für ihn jede Menge Gold herausspringen würde. Gold, welches er sehr gut gebrauchen konnte, um sein neues Leben in Contabur so angenehm wie nur möglich zu gestalten.
      Als der kleine, korpulente Donovan ihn nun zu einem Plausch einlud, vermutlich bei einer Menge Bier und Erzählungen seiner Erfolge und den hübschen Dirnen der Gegend, setzte sich Flynn auch wie ein gehorsamer Hund in Bewegung. Der Anführer hatte den Raum bereits verlassen, durch dessen Fenster das fahle Mondlicht schien. Bevor der Dunkelhaarige seinem Herrn folgte, blieb er allerdings sehr dicht vor der jungen Frau stehen. So etwas wie Abstand war ihm fremd. Für gewöhnlich mochten die Frauen seine Nähe, doch in diesem Fall war es ein etwas anderes Feuer, das zwischen ihren Blicken brannte. Es roch förmlich nach Hass, Intrigen und unglaublich vielen Geheimnissen.
      "Ich weiß nicht, ob Ihr schon einmal von dem Silberkartell hörtet, bevor Ihr in diese für Euch zweifellos missliche Lage geraten seid. Aber merkt Euch eins... Geheimnisse enden, wenn das Sterben unausweichlich ist. Also würde ich Euch raten, kooperativ zu sein. Ist gesünder für Euch und weniger anstrengend für mich. Schönen Abend noch", sprach er ihr leise entgegen. Es war viel mehr ein Flüstern. Worte, die bedrohlich, aber zugleich wie ein weiser Ratschlag klangen, um die Schmerzen, die sie durchleiden würde, zu vermeiden. Ein spöttisches Grinsen, bevor auch er sich abwandte und die schwere Holztür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Es wäre für diese Nacht eine Zelle, aus der es für die junge Frau kein Entrinnen gab, während das Gelächter der Männer noch lange in die Nacht hinein hallte.

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    • Giftigen Blickes starrte die junge Frau dem Herren hinterher, der ihr zum Schluss noch so nahe gekommen war und sich als Flynn herausstellte. "Ein schwaches Herz birgt schwaches Blut... der Verrat steht dir doch auf der Stirn geschrieben!", rief sie dem Schwarzhaarigen hinterher, ehe die massive Holztüre mit einem Knall zugeworfen wurde und die Braunhaarige in halblichter Dunkelheit zurückgelassen wurde. Eine einzige kleine Fackel erhellte neben jener Tür spärlich den Raum, die Flamme viel zu klein, als ob sie sich daran hätte wärmen können. Resa wollte es sich nicht eingestehen... aber sie fror... ihr war wirklich eiskalt. Jetzt wo all das Adrenalin nachließ und die Angst sie wieder übermannte, verstand auch ihr Körper, in welcher Situation sie sich befand. Die Beine hatten sie ihr nicht gefesselt... dennoch halfen sie ihr auch hier drinnen kaum etwas. Sie würde nicht fliehen können, egal wie sehr sie an den Klinken der Türen rütteln würde... sie war gefangen wie eine Ratte im Käfig. Unbeholfen schlug die junge Frau ihre Beine nach hinten ein, rollte sich dabei halb auf den Bauch ab, schaffte es aber, ihre Knie unter ihren Oberkörper zu schieben. Im nächsten Moment richtete sie sich auf, hob ihr linkes Bein in die Höhe, drückte sich weg und zog auch das rechte nach, wodurch sie endlich wieder auf ihren Füßen stehen konnte und zumindest ein paar wenige Schritte wagte. Ihr gegenüber, neben dem Aufgang in die "Halle der Könige" - oder besser gesagt dem Nest der Kakerlaken dieser Stadt - stand ein schon etwas ramponierter, hölzerner Tisch. Warum ihr dieser nicht schon zuvor aufgefallen war, ließ Resa einen Moment lang grübeln. Jedoch war er besser als nichts und hielt ihren Körper zumindest von der Kälte des Bodens fern. So schritt sie leisen Sohlen auf ihn zun und schwang sich galant auf die wackeligen Bretter, die verdächtigt unter ihrem Gewicht wackelten, aber dem was sie erwatete, standhielten. Ein tiefes Seufzen war von der Braunhaarigen Seite zu vernehmen, die sich herumrutschend, versuchend sich den Platz der Oberfläche so gut es ging zu Eigen zu machen, eine große Liegefläche schaffte, die Beine hochschwang und sie im Liegen an die Wand vor der Fackel platzierte, die Wärme des Feuers nun nutzen könnend, um ihre kalten Füße zu wärmen. Es war ja nicht alles schlecht... sich über die kleine, Komfort spendende Quelle freuend, ergab sich ihr Körper nun doch schneller der Erschöpfung und sie war eingeschlafen.
      Die Stille der Nacht lauerte wie ein hinterhältiges Biest im Schatten, jederzeit bereit, den Schutz und Kraft gebenden Schlaf, von jetzt auf gleich kappen. So war es auch heute... der neue Tag war angebrochen, der Regen hatte über Nacht ein Ende gefunden und es sah sogar kurz danach aus, dass die Wolken auflockerten, da sie heute eine ganz besonders helle Stelle trugen. Die alteingesessesen Bewohner streckten ungläubig die Zeigefinger gen Himmel, als hinter dem dunklen Grau ganz plötzlich die schwach scheinende Silouhette der Sonne sichtbar wurde, dann aber wieder hinter den Massen an Wolken verschwand. "AUFSTEHEN!", mit einem Brüllen und einem Knallen der Türe an angrenzende Wand, stürmte Donovan in den Raum und stierte erst an die Wand, wo er die für ihn fremde Dame erwartete. Diese aber lehnte bereits erwacht, ziemlich lässig und unbeeindruckt unter dem Fenster linksseitig seines Wahrnehmungsfeldes. "Was soll das Gebrüll Donovan? Wen willst du beeindrucken?", mit einem schiefen, herausfordernden Lächeln, reckte Resa ihm das blanke Kinn entgegen, als sie sogleich von den zwei der Hühnen gestern flankiert und nach vor in seine Richtung geschubst wurde. Ohne Umschweife packte er die aufmüpfige Dame am Kragen und zog sie sich näher an das mit Stoppelbart übersäte Gesicht. "Dir wird dein dummes Lachen noch vergehen...", flüsterte er und schickte eine merkliche Fahne an Alkohol in ihre Richtung, der sie versuchte mit verzogener Miene auszuweichen. Sie wollte eben noch etwas erwidern, als hinter dem dicken Alten der bekannte schwarze Schopf auftauchte. "Die Instruktionen sind klar, oder Junge?", Donovan wartete keinen Moment länger auf eine Antwort ab, schenkte der Braunhaarigen einen letzten angewiederten Blick, ehe er sie am Kragen neben sich herzog und in Richtung des Mannes namens Flynn "warf".

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    • Das Lachen der Männer hallte noch lange in die Nacht hinein, genau wie die wilden Erzählungen über all das, was das Silberkartell bisher geschaffen hatte, welche netten Dirnen es in der Umgebung gab und wer erst kürzlich an der Seuche verreckte. Dabei - man glaubte es kaum - war der berüchtigte Meisterdieb Flynn einer der ersten, die das nette Beisammensein unter alten Freunden verließ. Doch nicht ohne Grund. Er würde für unbestimmte Zeit fort sein, um das Weibsbild zu der Hexe zu bringen. Wie war noch gleich ihr Name? Ach, egal. Sagen wir... er pflegte ein recht enges Verhältnis zu Edna, einer jungen Witwe, die ihren Mann vor einigen Jahren schon bei einem Überfall verloren hatte. Banditen. Kein schöner Tod, keine schöne Sache. Aber wie dem auch sei, Flynn hatte seine, nun ja... freudigen Stunden mit der Witwe, deren Haar an Ebenholz erinnerte. Darum war es nicht, wie so oft, ein einmaliges Treffen, sondern die beiden führten diese "Beziehung" zueinander schon seit einigen Monaten. Für Edna war es viel mehr als es für den Meisterdieb je sein würde. Sie sah in ihm einen Mann, mit dem sie ihren Lebensabend verbringen wollte. Was ein Schabernack! Auf sowas ließ sich Flynn, der sich unter keinen Umständen binden wollte, natürlich nicht ein. Niemals nie! Doch er besuchte sie immer noch gerne. Und Edna? Sie hatte sich damit abgefunden. Zwangsläufig. Also schlenderte Flynn, wie so oft in den vergangenen Monaten, zu Ednas Haus. Es wirkte recht unscheinbar, inmitten der anderen alten Häuser. Es brannte noch Licht im Inneren. Deutlich angesäuselt, doch nicht so sehr, dass er sich hätte an einer Hauswand stützen müssen, klopfte er an die Tür. Mit einem Arm stützte sich der Casanova neben dem Türrahmen ab, voller Freude, seine Edna für gewisse Stunden zu begrüßen. Doch als diese die Tür öffnete, spürte Flynn sofort, dass etwas anders war. Ihr Gesicht schien für gewöhnlich immer in einem gesunden braunen Teint, ihre Haut makellos. Die schmalen Gesichtszüge und die dazu vollen Lippen wurden durch ihr pechschwarzes, wallendes Haar umspielt, welches ihr etwa bis zu den Schultern reichte, und das Braun ihrer Augen gut zur Geltung brachten. Doch in dieser Nacht wirkte ihre Haut fahl. Tiefe Schatten der Erschöpfung zeigten sich unter ihren Augen und seltsam erscheinende dunkle Flecken in Höhe ihrer Wangenknochen und ihren Händen sowie das Husten, welches an das tiefe Gebell eines Hundes erinnerte, ließen Fürchterliches erahnen. Schlagartig trat Flynn einen Schritt zurück, und jeder Tropfen Alkohol schien in diesem Moment von selbst verflogen. Mit weit aufgerissenen Augen sah er Edna an. Aus ihrem Blick sprach Verzweiflung, denn sie wusste, dass Flynn klar war, was es zu bedeuten hatte, sie so zu sehen. Beide schwiegen für eine unendlich lange Zeit. Die Witwe durchbrach die Stille: "Flynn... komm... komm herein, ich... ich..."
      Lediglich ein hilfloses Gestammel, mehr brachte Edna nicht hervor. Sie lebte sehr zurückgezogen. Flynn war die einzige Person, die sie nahe an sich heran ließ. Doch dessen Gesicht wurde steinhart und gefühllos. "Hat es dich also auch erwischt... tut mir leid, Edna, aber ich werde gehen."
      "Flynn!", rief sie ihm hinterher, voller Verzweiflung, was den jungen Mann zum Stehenbleiben bewegte. Mit tränenerstickter Stimme sagte sie: "Bitte, Flynn... lass mich nicht allein... ich werde dich nicht berühren. In keinem Augenblick... aber bitte... lass mich nicht allein."
      Ein Flehen aus tiefster Seele heraus. Ein Husten, dessen Klang bis ins tiefste Mark reichte. Doch es ließ den Schwarzhaarigen offensichtlich kalt.
      "Die Gefahr ist zu groß. Und das Risiko nicht wert, mein Leben wegen dir zu riskieren", antwortete er, den Rücken noch immer zu ihr gewandt. Das Schluchzen würde manches Herz erweichen lassen, doch nicht das unseres Meisterdiebs. Er wandte sich dennoch zu der zerbrechlichen Frau um, die in dieser Nacht zarter wirkte als jede Pflanze. "Und sag mir... was will ich von dir, wenn ich dich nicht berühren darf? Leb wohl, Edna."
      Mit diesen Worten, die hätten nicht schmerzlicher sein können, verließ der Dieb die Witwe, die allein und zum Tode verurteilt, zurückblieb.
      Am nächsten Morgen machte sich Flynn noch vor Sonnenaufgang zum Versteck des Silberkartells auf. Die wenigen Stunden Schlaf machten ihm nichts aus, und so stand er, bereit für neue Schandtaten, bei seinem Herrn, Donovan, und den beiden anderen Männern, Gregor und Diego.
      "Die Instruktionen sind klar, oder Junge?", hallte die Frage gerichtet an den Hochgewachsenen, der Donovan um einige Zentimeter überragte. Das selbstgefällige Grinsen zeigte völlige Selbstüberzeugung. Die Kleine zu Helya zu bringen, die sich lediglich eine Tagesreise von der seuchengeplagten Stadt befand, war keine große Herausforderung, und somit keiner Frage notwendig. Dennoch antwortete Flynn, während sich das Grinsen in ein Schmunzeln wandelte: "Aber natürlich, Donovan."

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    • So brachen sie also auf... Die barbarischen Schläger gingen voraus, Flynn flankierte ihre Wenigkeit von hinten rechts, etwas Abstand zu ihrer Person lassend. Donovan schickte sie durch die Kanäle, welche sich wie ein geheimes Labyrinth unter der Stadt befanden. Aber es war der einzige Weg um ungesehen aus dieser zu entkommen. Während sich die Schritte aller jedoch schlurfend durch den Untergrund kämpften, strömten Sturzbäche an Regenwasser links und rechts an ihnen vorbei, hinab in die gelegten Bäche der Rohre. Jegliche Gerüche waren bereits weggespült worden, es dröhnte bloß das hallende Rauschen des Wassers unangenehm in den Ohren, während hier und da mal ein einsamer Schuh vorbeischwamm oder eine Ratte zwischen den Beine vorbeihuschte. Unmöglich hier unten auch nur den Versuch zu starten, ein Gespräch sonderlichen Inhalts zu beginnen. Resa sah auf ihre Füße hinab. Zumindest ihre Schuhe hatten sie ihr wiedergegeben. Es verging nun etwas Zeit, während sie durch den Untergrund irrten. Die breitschultrigen Schläger Donovans schienen sich eisern an die angegebene Richtungsbeschreibung ihres Bosses zu halten, steuerten automatisiert die einzelnen Abzweigungen an, gingen links, gingen rechts, stapften ohne Pause weiter vorwärts. Hinter ihr war der Angeheuerte, der Bote... ein scheinbares Mädchen für alles... wenn sich dieser Aufschneider namens Flynn auf etwas einließ, von dessen Tragweite er wohl keine Ahnung hatte... dann sprach das für sich. Egal, was sich der Schwarzhaarige davon erwartete, wenn er bei dem leichtgläubigen Tun des dicken Alten, mitmachte, es würde nicht das sein, was er glaubte. Resa's Lippen überzog ein kurzes Lächeln, während ihre nach wie vor gefesselten Hände ihre feingliedrigen Finger ineinander verschränkte. Auch diese schmückte der ein oder andere Ring, mehr fielen einem bewussten Beobachter jedoch die trainierten Hände der jungen Frau auf, die wohl oder übel eine Meisterin im Umgang mit ihrem Schwert war... welches sich gerade eben fünf Meter vor ihrer Nase befand... an dem breiten Nierengurt des linken Kerls baumelnd, dessen Name... Rolan war? Sie hatte nicht aufgepasst... ein Seufzen entkam der Braunhaarigen, die das Hinterhergewatschle langsam satt hatte. Etwas meinte es wohl gut mit ihr, denn gerade als sie fragen wollte, wann genau sie dieses Drecksloch wieder verlassen würden, eröffnete sich ein runder Lichtspalt über ihren Häuptern. War das... Sonne? Donovan hatte sie gewarnt, dass er nicht wissen würde, wie das Wetter außerhalb der Stadt sein würde... Immerhin zog sich die Unwetterzelle kreisrund um Eholem, in einem nicht definierbaren Durchmesser. Die großgewachenen Handlanger gingen vor. Der erste stieg eine bereits ramponierte Holzleiter empor, die bedrohlich unter dem Gewicht seiner Gestalt ächzte. Mit einem Grunzen seinerseits und dem Schlurfen von Stein auf Stein, brach düster wirkende Helligkeit hinab. Der Hüne trat aus der Öffnung und sah hinab. "Jetzt du, Hexe.", mit jenen schlampig gebrochenen Worten richtete er den Befehl an Resa, die Leiter hinaufzusteigen. Diese verdrehte ob der Dummheit dieser Hohlköpfe die Augen und ließ unbeeindruckt die Schultern hängen. "Und wie soll ich da hoch kommen, wenn meine Hände gefesselt sind, Meister?", ihre angesprochene Verhinderung dem Befehl nachzukommen, in das Blickfeld des oben stehenden Mannes drehend, schnalzte sie vorwurfsvoll mit der Zunge. Ihre Frage wurde aber mit einem knappen Streich eines Messers beantwortet und ihre Arme fielen frei von jenem Gefängnis nach vor. Sich die schmerzenden Hangelenke reibend, nickte sie dem anderen Handlanger zu. "Danke...", ein gewisser, überraschter Ton schwang in dem Wort mit, wohl hatte sie nicht gerechnet, dass man ihr helfen würde. "Jetzt hoch mit dir...", gröhlte der obere hinab. Kurz noch lag der Blick ihrerseits auf Flynn, welcher die gesamte Situation über stumm nebenbei gestanden hatte, nun aber nahm Resa die Beine in die Hand und hangelte sich die Leiter empor. Oben angekommen empfing sie Nieselregen und ein tiefer, erdiger Geruch nach Wald und Unterholz. Donovan hatte nicht gelogen. Sie waren aus der Stadt draußen und in einem der angrenzenden Wälder gelandet. Nur wenige Meter vor ihnen lag der Waldesrand, hinter welchem man einen freien Blick auf Eholem werfen konnte. Die gesamte Stadt erschien hinter einem grauen Schleier des Regens, Nebel hatte sich über den Dächern gebildet und der faulig, modrige Geruch des Sterbens und des Todes drang bis hierher, wo die Natur nach wie vor lebendig und halbwegs grün erschien... Resa schüttelte den Kopf... warum genau wollte man freiwillig hier verweilen... "Na los... wir sind nicht zum gaffen gekommen... ab nach... äh... nach... hier.. oder... da...", auch wenn der zweite der beiden gefährlich wirken wollte, so erkannte die Braunhaarige wieder, dass diese beiden mehr Muskeln als Verstand an ihrem Körper trugen, denn als sich jener Sprechende unwissend um die Himmelsrichtung herumkehrte, den Norden suchend, presste Resa ihre Lippen zusammen, sich ein Lachen verkneifend.

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      ".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”


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