@Nordlicht • Wir hören und lesen von diesen
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Dicht prasselte der nun schon wieder seit Stunden anhaltende Sturmregen nieder auf Land und Leute. Grashalme bogen sich unter der Schwere der Tropfen, jegliches Getier hatte sich in schützende Höhlen und Kuhlen zurückgezogen, versuchte unter dichtem Blätterdach dem strömenden Nass zu entkommen. Einzig und allein die Schnecken, Frösche und Regenwürmer schienen in diesem Großaufgebot des vom Himmel kommenden Wassers zu laben. Das Augenmerk ferner legend, erkannte man am Horizont eine in Schatten verhüllte Stadt. Als hätte die Dunkelheit in diesem Fleckchen der Erde Einzug gehalten, erschienen auch die fernen Lichter trüb, matt und kraftlos. Was einst wohl blühend und voller Leben sein musste, verwirkte nun ungewiss in der Nässe, die sich durch Mark, Bein, Gemäuer und Dach fraß. Das dritte Jahr mittlerweile schon... Seit drei Jahren wurde der Landstrich Eholems von nie enden wollendem Regen heimgesucht... und sollte er verklingen, dann nur für wenige Stunden. Es war, als hätte man die Götter verärgert... sehr verärgert. Denn neben der Ernte, die seitdem nicht mehr eingeholt werden konnte, zogen Krankheiten und Seuchen in das Land. Eholem war ganz und gar auf die Hilfe von außerhalb angewiesen, doch kaum jemand wagte es auch nur einen Schritt in die verfluchte Stadt zu setzen. Die Stadt des Teufels, wie sie in den weiten Erzählungen auch gern genannt wurde. Auf einige Kilometer konnte man den Wetterumschwung bereits ausmachen. Der sich verdunkelnde Himmel, schneidender Wind, ein modrig fauler Geruch, gefüllt von Tod, Angst und Verzweiflung. Sie waren also dem Untergang geweiht... die Stadt und ihre Bewohner. Und doch kämpften jene die Eholem seit jeher bewohnten um ihren Platz in der Welt. Ja, unter den Ansässigen waren einst die talentiertesten Handwerker der Welt entsprungen... Schmiede, Dachdecker, Maurer und Gräber. All das perfide Handwerk, welches bis zur Perfektion geübt wurde, war nun nutzlos und lasch, bedachte man die Situation. All das Können ... verschwendet. Die Dächer hielten kaum mehr den Massen an Regen stand, Wind und Sturm bogen sich die Balken zurecht. Die Straßen waren dauernd überflutet, die wenigen Kanäle immer verstopft. Ratten tummelten sich um die Leichenwägen, die von den Jungen gezogen wurden, Schimmel breitete sich in jeder ungepflegten Ecke aus, selbst das frischeste Brot verlor all seinen Glanz in Angesicht dieser traurigen Wirklichkeit. Schmiedemeister fanden keine Aufträge mehr und Maurer würden ob dem steten Verfall von Mauerwerk endlose Schichten von Tag zur Nacht zum Tag einlegen müssen, um die Schäden zu richten. Einzig und allein die Reichen... die sahen in diesem jahrelangen Regen so etwas wie einen kleinen Sommersturm. So richtig erklären konnte es sich keiner, warum genau sie, warum genau ihre Stadt von diesem unliebsamen Wetterereignis gegeißelt wurde... die Alten sprachen von einem Fluch, einer bösen Entität die sich in die Herzen geschlichen hatte... Gemauschel und Gemurmel, doch niemand konnte sagen was der eine richtige Grund war. Ferner legten die Bewohner Eholems die einzige Skepsis dem Regen gegenüber ab und fügten sich ihrem Schicksal. Waren es einst eilig huschende Beine und Füße, die versuchten vor den schweren Tropfen so schnell wie möglich Zuflucht zu finden war man kaum aus den schützenden vier Wänden getreten, ließen sie sich nun Zeit und gingen in Müßiggang ihren täglichen Aufgaben nach. Man hatte sich eben daran gewöhnt im ständigen Nass zu leben und dies Tagein Tagaus. Die Mäntel wurden dicker genäht, die Stiefel doppelt ausgeschlagen und die Krempen der Hüte etwas breiter gefilzt. Und so auch heute schoben sich die wenigen Menschen eher langsam durch die Gassen, während das langsam versiegende Licht der Sonne, die sich seit geraumer Zeit nur mehr hinter den dicken Wolken versteckte, eine dimme Düsterheit hinterließ und das sonst so verschlingende Dunkel der Häuserwände ein bisschen bedrohlicher wirken ließ. Umso überraschter kehrten sich die Häupter der Anwohner um, als ein eifriges, ja beinahe gehetztes Platschen sich durch die sonst so ruhigen, vom steten Regenklang begleiteten Gassen schob. Zuerst war die Gestalt nicht auszumachen. Wer auch würde mit solch Eile durch die depressive Stoa Eholems hasten? Einer der ihren? Wohl kaum. Die Blicke der wenigen Gestalten heftete sich dennoch alsbald an eine Person, die, wenngleich sie nicht in solcher Schnelle die schräge Straße empor zum Stadtplatz laufen würde, kaum von all den anderen hier unterscheid bar wäre. Feste Lederstiefel umhüllten sie, ein wallender, dichter Umhang flatterte ob seiner getränkten Schwere in ihrem Rücken auf und ab, die Kaputze hatte der Neuankömmling mit einer Hand fest in sein Gesicht gezogen. Hinter dem grau der ersten schützenden Schicht schlich sich das feine Glitzern von Metall und einem länglichen Gegenstand, der an der Hüfte seinen Halt fand. Ein Schwert? Bewaffnung? Ein... Ritter? Ein Murmeln trat sich zwischen denjenigen auf, die die fremde Person zu Augen bekamen. Es war eine lange Zeit her, dass das Königreich noch Ritter schickte. War er das? Der Hoffnungsschimmer auf den sie alle so lange gewartet hatten? Was sie jedoch nicht erkannten, war die angestrengt verzogene Miene der fremden Person. Ein geschickter Beobachter hätte sogleich festgestellt, dass sich ein zartes, aber nicht zerbrechliches Gesicht unter der dunklen Kapuze versteckte. Dunkelbraune, durchnässte Locken hangen daran hinab, die Augen von zusammengekniffenen Lidern geschützt, die Augenbrauen in Anstrengung hinabgezogen, versuchend sich durch den Regenschleier einen Weg zu bahnen. Pfeifend ging der Atem der unbekannten Gestalt, die nicht danach aussah, Kunde zu bringen, nein. Wohl eher war sie... auf der Flucht? Was aber führte sie hierher? Und gerade, als die graugrünen Augen das rettende Schild einer Einkehr erblickten, wurde sie aus dem Verkehr gezogen. Das ermutigte Aufflackern auf ihrer Miene just unterbrochen. Zwei paar Arme hatten die Person gepackt und in eine Seitengasse gezogen, der Aufschrei hinter einem ledernen Handschuh über den Lippen abgedämpft. Zorn mischte sich mit Angst, als der Eindringling die drei Handlanger erblickte, die sie wie einen Fisch aus dem Meer zogen und sich als Hünen vor ihr aufbauten. Der vierte im Bunde hielt die Person mit einem starken Griff um die Brust gefesselt. "Wf fll ds?! Lsst m- ls!", erklang es wild im Blute, aber verstummt hinter dem Knebel des Handschuhs. So trat einer der Männer an die Gestalt heran und zog die Kapuze nach hinten, gegen was sie sich wehren wollte... aber war all das herumfahren mit dem Kopf war nicht von Wert, als sich unter dem dichten Stoff das Antlitz einer jungen Frau schälte, die nichts als Abscheu in ihrem Blick trug. Ein schmieriges Lachen durchfuhr die kleine Runde der Söldner. "Haben wir dich endlich...".
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Dicht prasselte der nun schon wieder seit Stunden anhaltende Sturmregen nieder auf Land und Leute. Grashalme bogen sich unter der Schwere der Tropfen, jegliches Getier hatte sich in schützende Höhlen und Kuhlen zurückgezogen, versuchte unter dichtem Blätterdach dem strömenden Nass zu entkommen. Einzig und allein die Schnecken, Frösche und Regenwürmer schienen in diesem Großaufgebot des vom Himmel kommenden Wassers zu laben. Das Augenmerk ferner legend, erkannte man am Horizont eine in Schatten verhüllte Stadt. Als hätte die Dunkelheit in diesem Fleckchen der Erde Einzug gehalten, erschienen auch die fernen Lichter trüb, matt und kraftlos. Was einst wohl blühend und voller Leben sein musste, verwirkte nun ungewiss in der Nässe, die sich durch Mark, Bein, Gemäuer und Dach fraß. Das dritte Jahr mittlerweile schon... Seit drei Jahren wurde der Landstrich Eholems von nie enden wollendem Regen heimgesucht... und sollte er verklingen, dann nur für wenige Stunden. Es war, als hätte man die Götter verärgert... sehr verärgert. Denn neben der Ernte, die seitdem nicht mehr eingeholt werden konnte, zogen Krankheiten und Seuchen in das Land. Eholem war ganz und gar auf die Hilfe von außerhalb angewiesen, doch kaum jemand wagte es auch nur einen Schritt in die verfluchte Stadt zu setzen. Die Stadt des Teufels, wie sie in den weiten Erzählungen auch gern genannt wurde. Auf einige Kilometer konnte man den Wetterumschwung bereits ausmachen. Der sich verdunkelnde Himmel, schneidender Wind, ein modrig fauler Geruch, gefüllt von Tod, Angst und Verzweiflung. Sie waren also dem Untergang geweiht... die Stadt und ihre Bewohner. Und doch kämpften jene die Eholem seit jeher bewohnten um ihren Platz in der Welt. Ja, unter den Ansässigen waren einst die talentiertesten Handwerker der Welt entsprungen... Schmiede, Dachdecker, Maurer und Gräber. All das perfide Handwerk, welches bis zur Perfektion geübt wurde, war nun nutzlos und lasch, bedachte man die Situation. All das Können ... verschwendet. Die Dächer hielten kaum mehr den Massen an Regen stand, Wind und Sturm bogen sich die Balken zurecht. Die Straßen waren dauernd überflutet, die wenigen Kanäle immer verstopft. Ratten tummelten sich um die Leichenwägen, die von den Jungen gezogen wurden, Schimmel breitete sich in jeder ungepflegten Ecke aus, selbst das frischeste Brot verlor all seinen Glanz in Angesicht dieser traurigen Wirklichkeit. Schmiedemeister fanden keine Aufträge mehr und Maurer würden ob dem steten Verfall von Mauerwerk endlose Schichten von Tag zur Nacht zum Tag einlegen müssen, um die Schäden zu richten. Einzig und allein die Reichen... die sahen in diesem jahrelangen Regen so etwas wie einen kleinen Sommersturm. So richtig erklären konnte es sich keiner, warum genau sie, warum genau ihre Stadt von diesem unliebsamen Wetterereignis gegeißelt wurde... die Alten sprachen von einem Fluch, einer bösen Entität die sich in die Herzen geschlichen hatte... Gemauschel und Gemurmel, doch niemand konnte sagen was der eine richtige Grund war. Ferner legten die Bewohner Eholems die einzige Skepsis dem Regen gegenüber ab und fügten sich ihrem Schicksal. Waren es einst eilig huschende Beine und Füße, die versuchten vor den schweren Tropfen so schnell wie möglich Zuflucht zu finden war man kaum aus den schützenden vier Wänden getreten, ließen sie sich nun Zeit und gingen in Müßiggang ihren täglichen Aufgaben nach. Man hatte sich eben daran gewöhnt im ständigen Nass zu leben und dies Tagein Tagaus. Die Mäntel wurden dicker genäht, die Stiefel doppelt ausgeschlagen und die Krempen der Hüte etwas breiter gefilzt. Und so auch heute schoben sich die wenigen Menschen eher langsam durch die Gassen, während das langsam versiegende Licht der Sonne, die sich seit geraumer Zeit nur mehr hinter den dicken Wolken versteckte, eine dimme Düsterheit hinterließ und das sonst so verschlingende Dunkel der Häuserwände ein bisschen bedrohlicher wirken ließ. Umso überraschter kehrten sich die Häupter der Anwohner um, als ein eifriges, ja beinahe gehetztes Platschen sich durch die sonst so ruhigen, vom steten Regenklang begleiteten Gassen schob. Zuerst war die Gestalt nicht auszumachen. Wer auch würde mit solch Eile durch die depressive Stoa Eholems hasten? Einer der ihren? Wohl kaum. Die Blicke der wenigen Gestalten heftete sich dennoch alsbald an eine Person, die, wenngleich sie nicht in solcher Schnelle die schräge Straße empor zum Stadtplatz laufen würde, kaum von all den anderen hier unterscheid bar wäre. Feste Lederstiefel umhüllten sie, ein wallender, dichter Umhang flatterte ob seiner getränkten Schwere in ihrem Rücken auf und ab, die Kaputze hatte der Neuankömmling mit einer Hand fest in sein Gesicht gezogen. Hinter dem grau der ersten schützenden Schicht schlich sich das feine Glitzern von Metall und einem länglichen Gegenstand, der an der Hüfte seinen Halt fand. Ein Schwert? Bewaffnung? Ein... Ritter? Ein Murmeln trat sich zwischen denjenigen auf, die die fremde Person zu Augen bekamen. Es war eine lange Zeit her, dass das Königreich noch Ritter schickte. War er das? Der Hoffnungsschimmer auf den sie alle so lange gewartet hatten? Was sie jedoch nicht erkannten, war die angestrengt verzogene Miene der fremden Person. Ein geschickter Beobachter hätte sogleich festgestellt, dass sich ein zartes, aber nicht zerbrechliches Gesicht unter der dunklen Kapuze versteckte. Dunkelbraune, durchnässte Locken hangen daran hinab, die Augen von zusammengekniffenen Lidern geschützt, die Augenbrauen in Anstrengung hinabgezogen, versuchend sich durch den Regenschleier einen Weg zu bahnen. Pfeifend ging der Atem der unbekannten Gestalt, die nicht danach aussah, Kunde zu bringen, nein. Wohl eher war sie... auf der Flucht? Was aber führte sie hierher? Und gerade, als die graugrünen Augen das rettende Schild einer Einkehr erblickten, wurde sie aus dem Verkehr gezogen. Das ermutigte Aufflackern auf ihrer Miene just unterbrochen. Zwei paar Arme hatten die Person gepackt und in eine Seitengasse gezogen, der Aufschrei hinter einem ledernen Handschuh über den Lippen abgedämpft. Zorn mischte sich mit Angst, als der Eindringling die drei Handlanger erblickte, die sie wie einen Fisch aus dem Meer zogen und sich als Hünen vor ihr aufbauten. Der vierte im Bunde hielt die Person mit einem starken Griff um die Brust gefesselt. "Wf fll ds?! Lsst m- ls!", erklang es wild im Blute, aber verstummt hinter dem Knebel des Handschuhs. So trat einer der Männer an die Gestalt heran und zog die Kapuze nach hinten, gegen was sie sich wehren wollte... aber war all das herumfahren mit dem Kopf war nicht von Wert, als sich unter dem dichten Stoff das Antlitz einer jungen Frau schälte, die nichts als Abscheu in ihrem Blick trug. Ein schmieriges Lachen durchfuhr die kleine Runde der Söldner. "Haben wir dich endlich...".
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".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”
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".. niemand Gutes ist jemals wirklich gut, und niemand Böses ist jemals wirklich schlecht.. ”
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