Battling the Undead [Alea & Nao]

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    • Battling the Undead [Alea & Nao]

      Julie
      (Los Angeles)

      Den Anblick würde Julie in ihrem Leben nicht mehr vergessen. Diese blasse Haut, blutunterlaufenen Augen und ein starrer Ausdruck, der nicht vermuten ließ, dass sich in diesem fast regungslosen Körper noch eine Seele befand. Es war merkwürdig. Der Tod stand ihnen ins Gesicht geschrieben und doch konnten die Geräte Lebenszeichen vernehmen. Wenn Krankheiten plötzlich auftauchten und sich so rasant vermehrten, brach im Krankenhaus meist eine Panik aus, die die Masse erst Tage später erreichte. Alle versuchten auf einmal herauszufinden, was der Auslöser war, niemand schien mehr zu schlafen oder zu essen. Seit zwei Tagen hatten die Schwestern ihre Schichten nicht mehr beenden dürfen und das nicht, weil es so viel Arbeit gab, nein. Sie standen unter Quarantäne. Kümmern mussten sie sich um diese leblosen Wesen kaum. Sie lagen allesamt auf der Intensivstation, fast stündlich kamen Dutzende hinzu und es war nur eine Frage der Zeit, bis man in den Medien von der nächsten Pandemie zu hören bekam. Julie's Freund wartete auf Antworten, seit sie sich zuletzt gesehen hatten und ihre Tochter konnte glücklicherweise noch nicht verstehen, was los war.
      Gerade entfernte sie sich den Schutzanzug, um nach zu vielen Stunden langweiliger Kontrollen eine Pause einzulegen, vielleicht ein wenig Schlaf nachzuholen, da hörte sie bereits ihren Pager wieder. Vor ihrer Nase rannte ein Arzt rücksichtslos vorbei und sie ließ das kleine Gerät vor Schreck beinahe fallen. Die Rothaarige murmelte genervt in sich hinein, bevor sie die Station checkte und sich in schnellem Schritt auf den Weg machte. Sie ahnte, was sie erwarten würde. Neue Patienten, die an Maschinen angeschlossen werden sollten. Irgendwie schien kein Ende mehr in Sicht zu sein. Glücklicherweise war sie nach all den Jahren schon immun gegenüber der Panik geworden, sich mit irgendetwas anzustecken. Als Krankenschwester entwickelte man wohl so etwas wie Superabwehrzellen und darauf ruhte sie sich definitiv aus, denn als sie den Behandlungsraum betrat, zog sie sich erst im Hineingehen den Mundschutz an. Zwei schnelle Handbewegungen und ein abgelenkter Blick. Das war es, was sie beinahe in eine unbewusst fatale Situation brachte. In der Sekunde, in der sie die Hände wieder frei hatte, streckte sie diese nach vorne aus und hielt ein gurgelndes, ächzendes Kind auf, dass geradewegs auf sie zulief. Langsam und doch zielsicher. Julie kniete sich beinahe zu dem Mädchen herunter, um sie genauer zu betrachten und herauszufinden, was ihr fehlte, aber das war ihr mit einem schnellen Blick nach unten bereits klar. Sie war blass, fast violett, und der Blick, als befände sie sich in einem Wachkoma. Etwas überfordert hielt sie die Arme weiter ausgestreckt, bis das Kind auf einmal nach ihr schnappte. Da zog ein Pfleger sie von hinten weg. Julie's Blick wanderte nach oben. In diesem Zimmer befanden sich drei weitere Patienten, allesamt von dem unbekannten Virus befallen, was selbst ein ungeschultes Auge erkennen konnte, nur stimmte etwas nicht. Sie lagen nicht bloß regungslos da. Ihre Köpfe bewegten sich in unnatürlichen, zuckenden Bewegung und es dauerte nicht lange, bis sie sich von den Krankenbetten erhoben und mit seltsam zielgerichteten Blicken auf das Krankenpersonal zusteuerten.
      "Seit wann machen sie das?", fragte Julie gestresst, während sie simultan mit ihren Kollegen einige Schritte rückwärts Richtung Tür tat.
      "Seit… etwa fünf Minuten? Irgendwas stimmt nicht, ich habe schon drei Mal Dr. Collin angepaged", kam es unter der Maske einer Kollegin hervor. Dr. Collin war heute zuständige Oberärztin in der Ambulanz. Wenn Julie nicht alles täuschte, hatte sie diese vor kurzem auf der Intensivstation gesehen. Sie ging ein paar Schritte aus dem Raum und sah sich um, aber kein Arzt war in Sicht. Merkwürdig, dabei war vorhin erst einer an ihr vorbei in ihre Richtung gestürmt. Als ihr Blick weiter schweifte, kam auf einmal ein ohrenbetäubendes Kreischen aus der anderen Richtung und ließ sie ihren Kopf herumreißen. Julie's Augen weiteten sich. Ein Patient… grub seine Zähne in eine Frau im nebenstehenden Bett. Sie musste nicht nachdenken, um sofort hin zu laufen. Sie packte den Patienten und versuchte ihn, wegzuziehen, da drehte dessen Kopf sich plötzlich langsam in ihre Richtung und ließ sie erschaudern. Im Blick dieses Mannes lag nichts als Leere und aus seinem Mund tropfte das Blut der Frau, die nur mehr schreiend in ihrem Bett lag und langsam aber sicher mehr gurgelnde Geräusche von sich gab. Julie ließ den Patienten unvermittelt los und machte einen Ausfallschritt nach hinten, da versuchten zwei andere Kollegen die Lage zu kontrollieren. Irgendjemand musste ihr so langsam mal erklären, was hier vor sich ging…
      Nach einem letzten schockierten Blick auf die Situation drehte sie um und lief durch die Ambulanz. Erster Schritt: Einen Arzt finden, der Anweisungen geben konnte und das panische Personal beruhigte. Danach konnte sie weiterdenken. Dachte sie zumindest. Bevor sie sich versah, ertönten um sie herum noch mehr Schreie und ineinander untergehende Konversationen verwirrter Menschen. Sie drehte den Kopf. Hier überfiel ein Patient den anderen, dort der nächste. Hatten alle den Verstand verloren?! Als sie plötzlich von hinten gefasst wurde, entglitt ihr selbst ein erschrockener Ausruf und sie schüttelte mit aller Kraft die Frau ab, die mit offenem Mund hinter ihr stand. Sie taumelte ein paar Schritte, dann lief sie. Einfach nur weg. Raus aus diesem Chaos, an die frische Luft, egal wohin. Sie brauchte einen Moment, um das alles zu verdauen und ehrlich gesagt konnte sie sich Schöneres vorstellen, als jemals wieder einen Fuß in dieses Gebäude zu setzen.
      Als sie vor dem Haupteingang zu stehen kam und verschnaufte, musste sie mit Erschrecken bemerken, dass einige dieselbe Idee hatten wie sie. Links und rechts rannten die Leute vorbei zu ihren Autos, manche so blutverschmiert, dass Julie sich fragte, ob sie aus einem Horrorfilm entsprungen waren. Sie warf einen erneuten Blick zurück ins Krankenhaus. Dort drin herrschte eine Art Krieg. Menschen lagerten übereinander, versuchten wildgewordenen Patienten von anderen herunterzuziehen und wurden dabei selbst verletzt. Und dann sah sie etwas, dass ihr Herz fast still stehen ließ. Die Frau, die sie versucht hatte, zu retten… Sie rannte in langsamem, taumelnden Gang aus dem Gebäude heraus, die Bewegungen mit jedem Schritt immer unsicherer, bis sie nicht weit von ihr entfernt auf dem Boden zusammenbrach. Instinktiv machte Julie einige Schritte zu ihr, wollte ihr hoch helfen und sie mit zu ihrem Auto nehmen. Vielleicht in ein anderes Krankenhaus fahren und die Bisswunde behandeln lassen, bevor sie sich beide in eine Psychiatrie einwiesen ließ. Da nahm ihre Haut eine ungesunde Farbe an. Es ging schneller, als die letzten Tage. Julie meinte zu erkennen, wie die Frau ihr einen hilfesuchenden Blick zuwarf, bevor ihre Augen erstarrten. Dann erhob sie sich langsam in einer Weise, die vermuten ließ, dass sie ihre Gliedmaßen einrenken wollte, und fixierte die Rothaarige.
      In hilfloser Verwirrung entschied Julie sich um und lief in einem Tempo über die Parkplätze, mit dem sie einen Marathon gewinnen könnte. Dass neben ihrem grünen Kia gerade eine Autotüre aufgerissen wurde, von jemandem, der wohl versuchte, seinem Beifahrer zu entkommen, hatte sie nicht erwartet. Schön, also zufuß. Bloß weg von diesem Höllenloch. Sie hatte zwar ein schlechtes Gewissen, die anderen sich selbst zu überlassen, allerdings schaltete gerade lautstark ihr Überlebenssinn sein. Sie würde keine Sekunde länger hier bleiben. Also lief sie die Straße hinunter.
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    • Sara (New York)

      Sara war gerade auf dem Weg zum Sportplatz ihres Campus, da sie heute wieder Feldhockey-Training hatte, als man ein markerschütterndes Schreien vernahm. Sie gehörte zu den wenigen Studenten, die nicht zögern würden, Zivilcourage zu zeigen und so eilte sie zu der Person, die geschrien hatte. Ihre Spottasche schlug dabei immer wieder gegen ihren Körper und ihren Hockeyschläger hatte sie fest in ihrer rechten Hand, dass ihre Knöchel weiß hervorstanden. Als sie dann an dem Ort des Geschehens ankam, hatte man dem armen Mädchen schon geholfen. Sie hielt sich weinend den Arm und darauf konnte man nur zu gut Bissabdrücke erkennen, die sogar blutig waren. Ein Mann von der Security der Uni hielt einen Studenten am Boden fest, der wohl seine Kommilitonin gebissen hatte. Er redete auch auf ihn ein, doch der Typ gab nur ein Knurren und Stöhnen von sich. "Der hat sich bestimmt was eingeschmissen." hörte sie die anderen Studenten tuscheln, die sich um den Ort des Geschehens versammelt hatten. Sie bekam auch mit, dass die Polizei sich schon auf den Weg hier hermachte und vom weiten ertönte auch schon eine Sirene. Es gab also keinen Grund für sie hier zu bleiben und damit lief sie zu ihrem Training, das sie momentan fast jeden Tag hatten, da die Turniersaison vor der Türe stand. Somit vergaß Sara diesen skurrilen Vorfall und konzentriere sich auf den Sport.
      "Habt ihr gehört, was gerade in Los Angeles passiert? Dort ist wohl eine Seuche ausgebrochen." erzählte eine ihrer Teamkameradinnen, als sie sich alle nach dem Training in der Umkleide befanden, um sich zu duschen und umzuziehen. "Seuche? Was für eine Seuche?" fragte Trixi, die Mannschaftskapitänin. Eine schwarzhaarige Studentin, die immer ein Lächeln auf den Lippen hatte. "Ich habe nur gehört, dass die Menschen dort irgendwie … verrückt werden. Sie versuchen andere Leute zu beißen und können nicht mehr wirklich sprechen." erzählte die Erste. Es war Sandra, eine blonde junge Frau, die dafür bekannt war, gerne Klatsch und Tratsch zu verbreiten. "Uuhh, das hört sich an, als wären sie zu Zombies geworden." mischte sich nun auch Becky ein. Die Brünette ist ein großer Horrorfilmfan, daher war es klar, dass sie diese Parallele sofort zog. "Und was ist, wenn diese Seuche auch zu uns kommt?" fragte Marie ängstlich, die jüngste aus ihrem Team mit ihren engelsgleichen Locken. "Mach dir keine Sorgen, Marie. L.A. ist 2800 Meilen von New York entfernt." winkte Trixi ihre Sorge ab, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass das auch sofort hier passieren würde. Sara selber hörte nur zu, während sie sich abtrocknete und anzog. "Beißen und nicht sprechen können? Aber der Typ von vorhin … Fuck!" schoss es ihr durch den Kopf. Aber das war doch nur ein Zufall, oder? Hier in L.A. hatten sie ein großes Drogenproblem, daher ist es doch viel wahrscheinlicher, dass der Typ einfach auf einem verrückten Trip war. "Wir sehen uns morgen Mädels." verabschiedete sich daher Sara von ihren Teamkolleginnen und verließ damit die Umkleide und somit auch die Sporthalle. Eigentlich wollte sie direkt zurück zu ihrem Wohnheim kehren, doch ihre Füße brachten sie wie von alleine zu dem Ort zurück, wo sie diesen beißwütigen Junkie gesehen hatte. "Halt! Nicht weiter, Miss!" wurde sie aufgehalten, da Sara komplett in ihren Gedanken versunken war und gar nicht das gelbe Absperrband bemerkt hatte. "Was … was ist denn hier passiert?" fragte sie geschockt. Der Bereich, wo heute der Wachmann noch mit dem Kerl gewesen war, wurde komplett abgesperrt. Sie konnte die kleinen Schildchen erkennen, die man für Tatorte nutzte und man erkannte einen dunkleren Fleck auf dem Boden, der recht große war. "Mein Kollege hat heute einen Drogenjunkie festgehalten. Als dann die Polizei eintraf, eskalierte es aber. Der Typ hat meinen Kollegen gebissen als er ihn der Polizei überreichen wollte. Der Typ wollte dann flüchten, doch man hatte ihm in den Rücken geschossen." Bei der Erzählung sah der Wachmann kurz zu dem dunklen Fleck und dann wieder zu Sara. Er erwähnte lieber nicht, dass man mehrere Schüsse hatte abgeben müssen, um diesen Verrückten aufzuhalten. "Am besten, du nimmst einen anderen Weg." schlug er ihr vor, worauf die Schwarzhaarige nickte. Sie brauchte sich keine Sorgen machen, oder? Der Kerl war tot. Mit einem mulmigen Bauchgefühl eilte Sara dann zum Wohnheim zurück.



      Michael (Los Angeles)

      Der schrille Alarm tönte noch in seinen Ohren, als Mike durch den Wald rannte, so wie einige andre Häftlinge. Er wollte doch vernünftig sein und an Ort und Stelle bleiben. Es war schon komisch, als sich alle Türen zu den Zellen gleichzeitig öffneten. Niemand der Insassen wusste so recht, was los ist. Es gab keine Durchsagen und so auch keine Aufforderung, was sie tun sollten. Er wollte wirklich bleiben. Nur wenige Monate hatte er noch abzusitzen, um wieder auf freien Fuß zukommen. Doch im Gefängnistrakt zu bleiben, wäre in diesem Moment wahnsinnige gewesen. Ein paar der Häftlinge haben einfach ihre Zelle verlassen. Wo sie hin sind, wusste niemand, aber nur wenige Minuten später brach die Hölle los. Man hörte Schüsse, Schreie und den Hilferuf nach Verstärkung. Keiner der Insassen ist in diesem Moment in der Zelle geblieben, auch nicht Michael, der hier einfach nur das tat, was auch alles anderen machten; sich in Sicherheit bringen. Die meisten Häftlinge waren in den Gefängnishof gerannt, weg von den Schüssen und Schreien. In ihrer Panik realisierten sie auch gar nicht, dass viele von den Wärtern nicht da waren oder eher geistig nicht anwesend. Das wurde natürlich ausgenutzt und da es eh eine Stelle gab, wo der Maschendrahtzaun beschädigt war, wurde dieses Loch vergrößert und einer nach dem anderen schlüpfte in die Freiheit hinaus. Michael zögerte, als er vor dem Loch stand. "Ich könnte ja wieder zurückkommen und mich stellen." ging es ihm durch den Kopf. Ein Jahr lang hatte er sein drei jüngeren Geschwister nicht gesehen und das Verlangen zumindest einmal ihre Gesichter zu sehen war sehr groß. Und ehe er sich versah, kletterte er durch das Loch und rannte den anderen hinterher.
      Das Gefängnis war schon ein paar Kilometer von L.A. entfernt und auf dem Weg zurück musste sich Mike doch etwas bedeckt halten. Er trug noch immer den typischen orangen Overall, der ihn als Häftling zu erkennen gab. Den musste er als Erstes loswerden. In den Ausläufen der Großstadt fand er einen Container für Kleiderspenden. Diesen brach er auf und zog sich um. Die Klamotten müffelten zwar, so wusch bestimmt niemand seine Kleidung, ehe man diese weggab, aber das kümmerte ihn nicht. In einer etwas zu großen Jeanshose, die er nur mit der Hilfe eines Seils als Gürtelersatz auf seinen Hüften behalten konnte und einem schwarzen T-Shirt, mit dem Aufdruck auf dem Rücken "Don’t follow me, I’m lost too." fühlte er sich etwas wohler. Und damit machte er sich auf den langen Weg zurück in das Zentrum der Stadt der gefallenen Engel, so wie man sie gerne nannte.
      Endlich wieder bei der kleinen Wohnung angekommen, zögerte er kurz, ehe er an der Türe klopfte. Ein dunkelhäutiges Mädchen von 16 Jahren, mit langen dünnen Rastazöpfen, öffnete ihm die Türe und sah ihn mit ganz großen Augen an. "Michael!" rief sie aus und sprang ihm direkt in die Arme. "Keisha." brachte der Flüchtige murmelnd über seine Lippen und umarmte seine kleine Schwester. "Aber wieso bist du hier?" fragte sie ihn direkt und zog ihn in die kleine Wohnung. "Ich wurde früher entlassen und wollte euch überraschen." log er sie an und sah sich um. Es war wie immer alles recht spartanisch gehalten und auch sauber. Das verdankte er wohl Keisha. "Wo ist Ike?" fragte er nach dem zweitältesten Bruder, in dessen Obhut er die anderen beiden Geschwister gelassen hatte. "Bestimmt am Kochen oder Dealen." gab das Mädchen in einem traurigen Ton von sich. Nach dem man Michael verhaftet hatte und das nur, weil er den Kopf für andere hinhielt, musste ihr anderer großer Bruder sich um das Finanzielle kümmern und so trat er auch derselben Bande bei. Dafür schmiss er die Schule und man nutzte seine Kenntnisse, die er in Chemie hatte, da das sein Lieblingsfach war. "Ich verstehe." gab auch Mike mit einem traurigen Tonfall von sich und ließ sich von seiner Schwester in ein kleines Schlafzimmer führen. "Mike." ertönte eine leise Stimme und es brach ihm das Herz, als er den jüngsten Bruder sah. "Hey Champ. Ich bin wieder da." begrüßte er den 13-Jährigen und kniete sich neben das Bett. Noah ist sein Name und er war schon immer der kränklichste von ihnen allen. Michael hatte das Gefühl, dass er noch mehr abgebaut hatte. "Wie geht es dir, Noah?" fragte er den Jungen, der vorm Antworten husten musste. "Geht schon. Seit ein paar Tagen tut es mir der Brust weh." gestand er ihm und tiefe Sorgenfalten legten sich in das Gesicht des Ältesten. "Weißt du was, ich schaue mal, ob ich einen Arzt finde oder so. Das wird schon wieder Champ." versuchte er Noah aufzumuntern und wuschelte ihm vorsichtig über den Kopf, mit den kurzen Haaren. Dabei war er sehr vorsichtig, hatte er Angst, er könnte dem zerbrechlichen Jungen mit so einer Geste einfach das Genick brechen. "Ihr bleibt hier und ich komme so schnell wie ich kann wieder. Und wenn Ike auftaucht, sagt ihm, er so hier bleiben." meinte er zu den beiden und ging wieder in das kleine Wohnzimmer. In einem Schrank hatte er einen Schuhkarton, in dem er einiges zurückgelassen hatte: ein altes Handy, eine Pistole mit Munition und selbst ein paar Dollarscheine lagen dabei. Der Karton war so unscheinbar, dass ihn niemand in der Zeit angerührt hatte. Michael hatte ihn auch auf den höchsten Platz gestellt, damit er einfach aus dem Blickfeld seiner Geschwister war. Es war komisch, wieder eine Waffe in der Hand zu halten. Vertraut, aber auch unangenehm. "Ich bin gleich wieder da." rief er den Geschwistern zu, nach dem er sein Versteck wieder verstaut hatte und verließ direkt die Wohnung. Seine Sorge um Noah war sehr groß, größer als seine Angst wieder geschnappt zu werden. Er rechnete eigentlich schon damit, denn in den paar Tagen, die er bis hier her unterwegs war, hatte man bestimmt schon von dem Ausbruch aus dem Gefängnis gehört. Er fragte sich noch immer, was da passiert war. Den Gedanken mit einem Kopfschütteln vertrieben, machte er sich auf den Weg zu einem nahegelegenen Krankenhaus. Was er machte, wenn er dort war? Keine Ahnung. Er wollte doch nur, dass sich jemand seinen Bruder ansah. Er kam dem Krankenhaus immer näher und da lief ihm plötzlich eine junge Frau mit rotem Haar entgegen. Trug sie nicht die typische Kleidung einer Krankenschwester? "Hey. Bist du Krankenschwester? Hast du kurz Zeit?" fragte er die Frau auch direkt und blieb vor ihr stehen. Ein schwarzer Zweimeter Mann, der auf eine zierliche weiße Frau einfach so zulief, konnte doch für andere recht bedrohlich wirken. Doch daran dachte Michael nicht, hatte er ja keine bösen Absichten.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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    • Liam
      (New York)

      Leise summte Liam seinen Text vor sich hin. "And you can tell everybody… This is your song" Im Takt klopfte er mit dem Zeigefinger auf sein Lenkrad. "It may be quite simple, but…" Dann stoppte er. Das konnte doch nicht wahr sein. Ungeduldig lehnte er sich im Auto zur Seite, dann sah er in den Rückspiegel, aber er erkannte den Grund nicht, warum hier plötzlich so ein wahnsinniger Stau war. Er hatte es eilig, verdammt. Bei der Generalprobe konnte er wirklich nicht fehlen, wenn er eine Hauptrolle spielte und sie noch einmal dieses widerliche, färbende Haarspray ausprobieren mussten, das wieder eine Ewigkeit beanspruchen würde, bis er es ausgewaschen bekam. Hinter ihm begann es plötzlich zu hupen.
      "Mein Gott, ist doch nicht meine Schuld, ihr Vollidioten", murmelte er in seinen Rückspiegel und beobachtete, wie der Fahrer hinter ihm aggressiv eine Hand in die Luft schmiss. "Was soll ich jetzt tun? Die Schlange vor mir einfach über den Time Square schieben? Ich fahre keinen Panzer, du Arschloch", flüsterte er und nahm sein Handy aus dem Rucksack, der neben ihm lag. Er wählte eine Nummer und legte das Gerät auf seinen Schoß. Es klingelte. Dann hob eine Frau ab, die ihn nicht einmal sprechen ließ. "Liam! Wir beginnen in 5 Minuten, wo zum Teufel steckst du? James schiebt bereits Panik, dass du krank geworden bist und er den Part übernehmen muss!"
      War das nicht in der Regel die Aufgabe einer zweiten Besetzung?! Liam seufzte genervt. "Ich stehe im Stau, Monica. Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Zwanzig Minuten? Glaub mir, ich bin kurz davor auszusteigen und-"
      "Und was? Hallo? Liam!"
      Was war… denn bitte im Wagen hinter ihm los?
      Liam drehte sich herum, um einen besseren Blick zu bekommen. Der Fahrer, der eben noch wie ein Wahnsinniger gehupt hatte, saß nicht mehr hinter seinem Steuer. Er stand halb im Freien, sein Oberkörper steckte jedoch noch zur Hälfte im Wagen und wurde von einer Frau festgehalten, die ihre Zähne in seine Hand grub. Als der Mann sich endlich befreien konnte, taumelte er zur Seite und klopfte wie verrückt an das Fenster des Autos, das in der Spur neben ihm gestanden hatte. Der Fahrer ließ ihn die Türe öffnen und einsteigen und nach ein paar Atemzügen der Erleichterung übertrug sich die Besessenheit offenbar auf ihn weiter. Er erschlaffte, dann begann er unnatürliche Bewegungen zu machen und sich plötzlich ebenfalls auf seinen Nachbarn zu werfen. Dieser bekam die Panik, trat aufs Gas und fuhr dem Wagen vor ihm auf.
      "Wow!", rief Liam aus, der sofort ein wenig zur Seite steuerte, weil der Unfall nur einen Meter seitlich von ihm passierte. Wenn irgendjemanden seinen neuen, roten Chevy ruinierte… Aber bevor er sich versah, schien genau derselbe Schwachsinn rechts von ihm und dann… schräg vor ihm und einige Meter weiter hinter noch einmal zu passieren. Ging hier gleich ein Flashmob los, oder was war das? Liam spürte eine leichte Panik aufkommen, die offenbar nicht nur ihn befiel. Die Autos vor ihm, die nicht in einen Unfall verwickelt waren, begannen zu hupen und nach Lücken zu suchen, um die Straße zu verlassen. Das war absolut sinnlos. Sie standen in 4 Spuren und hatten auf beiden Seiten Fußgängerzonen, die von erschrocken umherlaufenden Menschen überfüllt waren. Naja, offenbar fand dann doch jemand die Courage, sich einen Weg zu schaffen. Rechts vor ihm fuhr ein Fahrzeug mit voller Wucht dem vorderen auf. Ganz offensichtlich kein Unfall, denn das Gaspedal blieb bedient und schob den halb geschrotteten Wagen vorwärts, sodass sich eine Lücke ergab, die vorher nicht da gewesen war. Liam war sich unsicher. Er hatte keine Ahnung, was los war, aber er wollte keine Strafe kassieren, wenn er sich über die Fußgängerzone davon machte. Dieser Gedanke wurde unterbrochen, indem er auf seinem Auto einen dumpfen Aufprall hörte.
      "Liam, was ist los? Wir warten noch zehn Minuten, aber dann müssen wir anfangen. Es dreht sich nicht immer alles um dich!", ertönte es plötzlich aus dem Handy auf seinem Oberschenkel. Er antwortete nicht, lenkte sofort zur Seite und befuhr den Gehsteig ohne noch weiter zu Überlegen. Auf seiner Heckscheibe lagen zwei Menschen. Nicht nur das: Dem einen fehlte der Arm und er schmierte das ganze Auto mit Blut voll. Damit hatte der Blonde für heute genug gesehen. New York war verrückt, aber damit hatte er selbst hier nicht gerechnet, als er heute Morgen aus dem Bett gerollt war, um zur Arbeit zu fahren.
      Liam fuhr an den 4 Spuren vorbei und konnte mit jedem Blick aus dem Fenster erkennen, dass sich da draußen ein Szenario aus einem Horrorfilm abspielte. Er wich den Menschen bestmöglich aus, die ebenfalls panisch nach einem Ausweg suchten und war mehr als dankbar, als er eine Seitenstraße erreichte, in der er etwas schneller unterwegs sein konnte. Aber diese unheimlichen Leute auf seiner Heckscheibe wurde er irgendwie nicht los. Natürlich wäre er stehengeblieben, ausgestiegen und hätte geholfen, sobald er genügend Abstand zwischen sich und den Chaosausbruch gebracht hatte, aber nachdem der eine den anderen angriff und ihm Bisswunden zufügte, hatte er kein Verlangen, den Streitschlichter zu spielen. Er fuhr also, trat immer wieder das Gas durch, um einen Ruck zu erzeugen, aber nichts änderte sich an der Situation. Auf einmal sprang ihm jedoch noch so ein Wesen vors Auto, mitten auf der Straße, und er wich im Schock zur Seite aus, wobei er durch einen dünnen Drahtzaun donnerte und sich auf einmal auf einem Campus befand. Verdammt, die Strafe hatte er in der Tasche. Und nachdem er nur eine Millisekunde, bevor er eine Frau umfuhr, stoppte, hatte er sich auch fast schon mit einer Mordanklage abgefunden. Er starrte die Schwarzhaarige erschrocken an. Da rutschten die blutverschmierten Menschen plötzlich von seinem Auto herunter und torkelten an der Seite vorbei. Oh, nein. Er winkte der Frau gestresst zu, dass sie in sein Auto steigen sollte, bevor sie auch noch attackiert wurde, aber ehrlicherweise musste das gerade ziemlich abschreckend wirken.

      Julie

      Julie musste mindesten zwei Kilometer weit gerannt sein. An ihr vorbei fuhren Autos, die offensichtlich von Besessenen gefahren wurden, so wie sie die Spur hielten. Wenn das so weiter ging, gab es gleich einen Unfall, der schnell in einen Haufen geschrotteter Autos eskalieren würde. Sie rannte, aber irgendwann wurden ihre Beine wackelig und ihre Lunge gab nach. Julie riss sich den Mundschutz herunter, den sie in ihrer Eile ganz vergessen hatte. Doch sie musste stehen bleiben und sich die Hände auf die Knie stützen, um zu Atem zu kommen. Verdammt, sie hatte es viel zu weit nachhause, um das zufuß zu schaffen, wenn sie heute noch ankommen wollte. In der Ferne hörte sie noch immer Schreie, die sich aus dem Krankenhaus und in ihre Richtung auszubreiten schienen, wenn das nicht bloß ihre Paranoia war. Sie erschrak, als ein Mann sie aus einiger Entfernung anzusprechen schien. Die Rothaarige zog misstrauisch die Brauen zusammen, aber seine Augen hatten einen normalen Ausdruck, seine Haut wirkte wie die eines lebendigen, gesunden Menschen, nicht etwa grau und verwesend und er sprach sie in zusammenhängenden Sätzen an. Moment. Warum sprach er sie an?
      "Wieso…?", fragte Julie skeptisch, während sie sich wieder aufrichtete. Sie hatte eigentlich keine Zeit. Sie musste hier weg. Sie wollte zu ihrer Tochter, die Wohnung absperren und nicht mehr hinausgehen, bis man geklärt hatte, was in diesem verfluchten Krankenhaus vor sich ging.
      "Sie sollten… Sie sollten sich lieber nicht auf der Straße aufhalten", erklärte sie ihm außer Atem. Sollte sie ihm jetzt auch erklären, was sie gerade gesehen hatte? Nein, man würde sie nur für wahnsinnig halten. Außerdem hielt sie das bloß auf. Sie brauchte ein Taxi. Schnell grub sie eine Hand in ihre Hosentasche. Leer. Verdammt, lag ihr Handy noch in ihrem Spind? Na schön, Planänderung.
      "Haben Sie vielleicht ein Telefon? Ich muss nachhause, hab aber noch ein gutes Stück vor mir", sie zwang sich ein Lächeln auf, das äußerst Fehl am Platz wirkte.
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    • Sara
      (New York)

      Die Studentin musste einen Umweg machen, um zu ihrem Wohnheim zu kommen und da das Campusgelände recht gut abgeschirmt war, bekam man hier noch nicht allzu viel von der Panik mit, die in der Stadt rasant entstand. Was sie aber mitbekam, waren wie viele von ihren Kommilitonen auf ihre Smartphones starrten. Es wurden immer mehr und langsam bekam sie das Gefühl, dass sie etwas verpassen würde, wenn sie nicht jetzt gleich auch ihr Handy herausholte. Dieses befand sich in ihrer Sporttasche und gerade in dem Augenblick, als sie die Tasche abstellen wollte, hörte sie ein lautes Krachen und quietschende Reifen. Moment mal? Quietschende Reifen? Wie war das möglich? Hier auf dem Campus konnte man nicht Auto fahren. Okay, können schon, aber es gibt keine Zufahrt für Wagen auf das Gelände. Das waren die Gedanken, die Sara gerade noch durch den Kopf schossen, als plötzlich ein rotes Auto genau auf sie zu steuerte. Und wenn das nicht schon absurd genug war, dann die beiden Menschen, die auf der Motorhaube lagen und sich verprügelten. Mit einem schnellen Auseichschritt wich sie zurück, als der Fahrer seine Karre endlich zum Stehen brachte. Durch den Bremsvorgang fielen die beiden Personen von der Kühlerhaube und schlugen hart vor ihr auf den Boden auf, ehe sie sich einfach wieder erhoben. "Sag mal, spinnst du!?" rief sie dem Blonden noch zu, ehe ihr Hirn die Situation verarbeiten konnte. Sie sah die Bissspuren, die überall auf der Haut der beiden Personen verstreut waren. Zudem liefen sie stöhnend auf sie zu, streckte ihre bleichen Hände nach ihr aus und schmatzen dabei gefährlich mit ihren blutverschmierten Mündern. Sara brauchte nur eins und eins zusammenzählen, um zu kapieren, was hier gerade los war. "Oh nein! Nicht mit mir!" schrie sie diese … diese Zombies an und holte einfach mit ihrem Hockeyschläger aus. Ihr wuchtiger Schlag spaltete den Schädel des ersten und dieser brach auch gleich zusammen. Das würde man wohl einen kritischen Schlag nennen. Doch der zweite rückte ihr doch recht zügig auf die Pelle, sodass sie ihm ausweichen musste, in dem sie auf die Motorhaube sprang. Dass sie bei der Aktion einen Faltenrock anhatte, der doch gefährlich hochrutschte, war ihr gerade total egal. Und auch so hätte sie sich dafür nicht wirklich geschämt. Wieder holte sie mit ihrem Schläger aus und schlug diesem Monster ebenfalls auf den Kopf. Dabei entstand eine doch recht große Delle im Metall, aber dafür lagen diese Dinger regungslos am Boden. "Fuck!" zischte sie aus und sprang vom Wagen herunter und sah den Fahrer etwas grimmig an. Eigentlich wollte sie noch ein paar böse Worte an ihn richten, wie: "Wieso hast du mir nicht geholfen?" oder "Ist es nicht die Aufgabe eines Manns, die Frau zu beschützen?". Doch dazu kam sie gar nicht, denn da ertönte auch schon der Alarm des Campusgeländes und ohne zu zögern, warf sie einfach ihre Sporttasche in den Beifahrerraum und setzte sich auf den Sitz. Ihren blutigen Hockeyschläger nahm sie natürlich mit, denn der Typ hat ja gesehen, was sie damit anrichten konnte und so würde er bestimmt nicht auf dumme Gedanken kommen. Sie glaubte aber auch nicht, dass der Man so ein Typ ist. "Hi. Nimmst du mich mit?" fragte sie ihn und schnallte sich auch gleich an.

      Michael
      (Los Angeles)

      Die Frau blieb ruhig, schrie nicht oder rannte weg, was Michael doch erleichterte. Er hätte es nachvollziehen können, dass sie vor ihm Angst gehabt hätte, dass die Krankenschwester aber gerade ganz andere Horror gesehen hatte, konnte er ja nicht wissen. "Mein kleiner Bruder. Er klagt über Schmerzen in der Brust. Ich weiß, es ist eine komische Frage, aber könnten Sie einen Blick auf ihn werfen?" antwortete er wahrheitsgemäß. Das gezwungene Lächeln wirkte auf ihn, als würde sich die Rothaarige doch vor ihm fürchten und dem wollte er so schnell wie möglich entgegenwirken. "Hier. Ich hab ein Handy." meinte Mike weiter und holte das alte Ding aus seiner Hosentasche. Dabei konnte man einen Blick auf den Griff seiner Pistole erhaschen, wenn man darauf achtete. "Nehmen Sie es. Ich … ich kann sie auch danach zu sich nach Hause bringen." bot er ihr im selben Atemzug an. Wie Michael das bewerkstelligen sollte, wusste er aber noch nicht. Er besaß kein Auto und er wollte die Frau auch nicht unbedingt zu einem Gangmitglied mitbringen, wenn er dort nach einem Wagen fragen würde. Wahrscheinlich lief es darauf hinaus, dass er ein Fahrzeug stehlen musste. Aber das sollte er lieber so bewerkstelligen, dass die Krankenschwester nichts davon mitbekam. "Bitte. Nur einen kurzen Blick. Ich will doch nur sicher gehen, dass mit ihm alles in Ordnung ist." flehte er die Frau an und an seiner Stimmlage konnte man hören, wie ernst es ihm war und wie viel Sorge darin mitschwang.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
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    • Liam

      Verstört beobachtete Liam, wie die Frau den beiden Menschen die Köpfe einschlug. Wenn man sie noch Menschen nennen konnte. Trotzdem… hatte sie gerade jemanden umgebracht. Notwehr, klar. Aber hätte sie denn nicht einfach ins Auto steigen können? Nichtmal in so einer Situation wäre Liam in der Lage, jemanden derartig zu verletzen. Als die Schwarzhaarige einstieg, bereute er für einen Moment, ihr die Mitfahrt angeboten zu haben, da sie den blutverschmierten Hockeyschläger natürlich mitnahm.
      "Mhm…", murmelte er etwas durch den Wind, bevor er den Rückfahrgang einlegte und das Auto vom Campus schob. Das wunderschöne… nagelneue Auto… mit der fetten Delle auf der Motorhaube. Seinen Frust behielt er für sich. Irgendwie hatte er gerade ja auch ein größeres Problem. Er fuhr durch eine Art Zombie-Masse, als er nach einem Weg suchte, dem Tumult zu entkommen. Es war ein grauenhafter Anblick und Liam wurde langsam schlecht. Die Blutspuren auf seinem Wagen machten es unmöglich, irgendetwas davon auszublenden, was hier passierte. Und irgendwie nahm es garkein Ende… Er war nach einer Weile recht weit vom Time Square entfernt, doch an jeder Ecke sah man vereinzelt diese besessenen Menschen. Außerdem saß eine Fremde mit einer offensichtlichen Waffe neben ihm, was ihn nicht unbedingt entspannte.
      "Äh… kann ich dich… irgendwo hinbringen?", fragte er nach einigen Minuten Stille, die nur von Geschrei durchbrochen wurde. Eigentlich war das eine gute Frage. Wo wollte er selbst überhaupt hin? Nicht zurück in die Stadt, also weder ins Theater, noch in seine Wohnung. Sollte er also einfach umher fahren, bis er einen Ort fand, wo nicht totales Chaos herrschte? Bislang wirkte es, als müsse er da noch ziemlich weit fahren. Sofern die Schwarzhaarige also nicht inmitten einer Zombieherde aussteigen wollte, dürften sie noch ein wenig Zeit miteinander verbringen. Er räusperte sich.
      "Ich heiße übrigens Liam", meinte er so nebensächlich wie irgend möglich und warf ihr einen nervösen Blick zu.

      Julie

      Julie betrachtete den Mann skeptisch. Beinahe war ihr rausgerutscht, dass er den Jungen doch bitte ins Krankenhaus bringen sollte und sie selbst keine Ärztin war, aber… da war ja etwas. Nur das konnte er doch nicht wissen, oder? Also wieso sprach er eine Fremde auf der Straße an? War das eine Art Masche? Oder hatte er bloß keine Krankenversicherung? Zumindest bot er ihr ein Handy an. Auch wenn der Rothaarigen beinahe das Herz stehen blieb, als sie etwas sah, das einer Waffe ähneln könnte. Keine Seltenheit, vielleicht bloß… zum Schutz? Dennoch wurde sie unruhig.
      "Ich äh… mache zuerst einen Anruf, danke", stammelte sie und nahm das Hany entgegen, dann entfernte sie sich zwei Schritte und wählte die Nummer von George, ihrem Freund. Sie trat nervös auf dem Boden herum, während es läutete. Aber keiner hob ab. Sie versuchte es also nochmal. Oh Mann… Sie schielte zu dem Fremden hinüber. Er wirkte total verzweifelt mit seiner Situation. Aber sie wollte bloß nachhause. Sie wählte also die Nummer eines Taxiunternehmens. Doch sie landetet bloß in einer Warteschleife, was ihr bislang noch nie passiert war.
      "Äh… einen Moment, ich probiere noch eine andere Nummer", meinte sie schnell und lächelte entschuldigend, weil sie so lange brauchte. Doch sie landete in der nächsten Warteschleife. Langsam schoss ihr Puls wieder in die Höhe. Wie konnte es sein, dass sie kein Taxi Unternehmen erreichte? Sie überlegte krampfhaft, warf einen Blick zurück auf die Straße, die sie gerade entlang gelaufen war und erinnerte sich schlagartig an die Bilder, denen sie eben entkommen war.
      "Na schön, ehm… ich komme mit Ihnen", antwortete sie also zaghaft und gab das Handy zurück. Zumindest war sie so nicht alleine. Sie konnte nur auf die Gutherzigkeit dieses Menschen vertrauen. Innerlich betete sie jedoch, dass jemand in den nächsten Minuten zurückrufen würde.
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    • Sara
      (New York)

      Als wäre sie bei einer langweiligen Autofahrt unterwegs, hatte Sara ihren Kopf seitliche an ihrer rechten Hand abgestützt und sah mit einem fast schon gelangweilt wirkend Blick hinaus auf die Straße. Es wirkte alles komplett surreal, wie sie beobachten konnten, dass die Menschen schreiend durch die Gegen rannten, auf der Flucht vor den Zombies. Sie hatte beschlossen, diese abartigen Leute so zu nennen, passte das am besten. Lange sagte niemand etwas, bis der Blonde fragte, ob er sie irgendwo absetzen sollte. Als Antwort warf sie ihm einen Blick des Unglaubens zu, als ob sie hier irgendwo aussteigen wollte. Sie zog dabei eine Augenbraue hoch, als der Typ gerade was total verrücktes gesagt hätte. Na ja, verrückt war es schon, man könnte es auch einfach Selbstmord nennen, sich jetzt freiwillig auf die Straßen von New York zu begeben. "Sara." kam ihre knappe Erwiderung, als der Mann sich ihr vorstellte. "Ach ja, und sorry wegen der Delle und danke, dass du mich mitnimmst." fügte sie an, denn das ist nicht selbstverständlich. "Können wir vielleicht das Radio anmachen? Oder Musik hören? Dieses Geschrei von draußen schlägt irgendwie schon auf die Psyche." merkte sie dann an. Sara kramte dann auch in ihrer Sporttasche herum und zog endlich ihr Smartphone heraus. "Ach du Scheiße … Überall Eilmeldungen. "Gehen Sie nicht nach draußen! Halten Sie sich von fremden Menschen fern, vor allem, wenn sie krank wirken!" Ach echt? Auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen!" las sie Liam die ganzen Meldungen vor, die gefühlt im Sekundentakt auf ihrem Bildschirm aufpoppten und kommentierte sie auch gleich sehr zynisch. "Weißt du, wo wir hinsollen?" fragte sie ihn dann, mit einer eher leiseren Stimme. Langsam verarbeitete ihr Kopf, in was für einer fast aussichtslosen Lage sie hier waren. Vorher, ihre abgebrühte Art, die man schon fast cool nennen konnte, war wohl ein Schutzmechanismus, für ihre Psyche. Doch jetzt, mit dem ganzen Tod um sie herum, festigte sich langsam der Griff der Angst um sie.

      Michael
      (Los Angeles)
      Geduldig wartete Michael, bis die Frau ihren Anruf getätigt hatte und dabei drangen nun auch die panischen Schreie und Rufe von der Hauptstraße langsam zu ihm durch. Was war da nur los? Eine Schießerei? War die Frau vielleicht davor geflüchtet? Besser er fragte nicht nach und versuchten so weit wie möglich davon wegzukommen. Da Michael ja erst vor kurzen aus dem Gefängnis geflohen war, mied er natürlich belebte Straßen und wich auf Umwege aus, die aber kaum jemand nutzte oder gar kannte.
      Je länger die Frau telefonierte oder es versuchte, desto mehr bekam Mike Angst, dass sie die Polizei rufen würde. Um so überraschter war er dann, als sie doch einwilligen, mit ihm mitzukommen. "Danke Miss. Ich heiße übrigens Michael." stellte er sich ihr vor und drückte ihr das Telefon wieder in die Hand. "Behalten Sie es. Vielleicht klappt es ja später." meinte er freundlich zu ihr und hoffte, dass sie das doch etwas beruhigte. "Folgen Sie mir bitte." bat er die Krankenschwester dann und lief auch schon vor. Michael suchte sich wieder einen Weg, fern ab von Blicken von anderen, bis er wieder in seiner Straße ankam. Hier war es eh immer recht still, da dies eine Sackgasse war. Sie betraten das große Gebäude, in dem viele Parteien wohnten, doch wie in jeder Großstadt scherte man sich nicht um die Nachbarn, hatte ja jeder seine eigenen Probleme. Im ersten Stock dann ging auf die Wohnungstüre zu und blieb abrupt stehen. Sie war offen. Er war sich aber ganz sicher, dass er die Türe zugezogen hatte. "Bitte bleiben Sie hier draußen." wies er die Rothaarige an und wenn das nicht schon ein Zeichen für sie war, dass etwas stimmte, dann würde sie es spätestens jetzt verstehen, wie Mike seine Pistole zog.
      Mit klopfendem Herzen stieß er langsam die Türe mit seinem Fuß weiter auf, doch im Eingangsbereich und Wohnzimmer war niemand zu sehen. Dafür hörte er komische Geräusche aus dem Zimmer von Noah. Sein Herz schlug immer schneller und eigentlich schrie sein Instinkt ihn an, dass er von hier sofort verschwinden sollte. Doch es musste einfach nach seinen Geschwistern schauen! Immer näher kam er dem Zimmer, mit leisen Schritten, gedämpft von dem billigen Teppichboden, der hier überall verlegt war. Das undefinierbare Geräusch wurde klarer und er konnte es als eine Art schmatzen deuten. Die Türe stand zu dem Kinderzimmer weit offen. Das erste war er sah war Keisha, wie sie auf dem Boden lag, wie eine zusammengefallene Marionette. Überall war Blut und der Stoff des Bodens hatte es auch schon aufgesaugt. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet, doch der Glanz war aus ihnen verschwunden. Eine klaffende Wunde war an ihrem Hals zu erkennen. Als ob ein Tier über sie hergefallen ist, fehlte dort einfach ein riesiges Stück. Wie Michael seine Schwester sah, erstarrte er und blieb auf der Schwelle zum Zimmer stehen. Langsam und mit zittrigen Bewegungen, sah er dann zu der Gestalt, die sich über das Bett beugte, in dem Noah liegen sollte. Alles war rot, die Lacken, die Kissen und selbst am Holzgestell des Bettes liefen die Blutstropfen dick herunter. Dieses Wesen war es, dass die schmatzenden Geräusche von sich gab und sich am Leichnam seines Bruders labte. Dies war die erste einer Reihe von Erinnerungen, die Michael in seinen Nächten noch lange heimsuchen würde.
      "Weg von ihm!" schrie er den Eindringling an und richtete seine Waffe auf ihn. Die Person drehte sich um und darauf hin wurde Mike ganz anders. Es war nicht einfach nur ein Monster, dass hier gerade ein Blutbad angerichtet hatte. Es war seine Bruder Ike! "Aber … warum? Wieso? Ike? IKE!" schrie er den jungen Mann an, der wie sein jüngerer Bruder aussah. Doch seine Augen waren leer, wie tot, sein Gesicht verschmiert, von dem rot des Blutes. Die dunkle Haut sah ungesund gräulich aus und ein gruseliges Stöhnen, dass ihm einen Schauer über den Rücken jagte, war alles, was der verwandelte Bruder von sich gab. Mit ausgestreckten Armen ging er dann auch Michael zu, hungrig nach mehr Fleisch. "Nein! Blieb stehen! Nicht!" rief der älteste Bruder ihm zu, doch Ike konnte nicht hören oder verstehen. Es gab nur das Gefühl des unstillbaren Hungers in ihm. Mike lief rückwärts aus dem Raum und so bald dieses Ding, was mal sein Bruder war, nach ihm greifen wollte, schoss er. Doch er bewegte sich einfach weiter auf ihn zu. "HÖR AUF!" schrie Michael verzweifelt und feuerte immer weiter ab, bis das Magazin seiner Pistole leer war. Erst die letzte Kugel sorgte dafür, dass der Zombie zusammenbrach und reglos am Boden liegen blieb.
      Michaels Beine wurden ganz weich und zittrig und er musste sich setzten. So ließ er sich auf das Sofa fallen und starrte mit einem Tränen verschleierten Blick gegen die Wand. Das war doch ein Alptraum? Das konnte doch nur ein Alptraum sein! Weil, wenn nicht, dann hatte er gerade seine ganze Familie verloren.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
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    • Julie

      "Julie", gab sie zaghaft zurück, bevor sie das Handy langsam in die Tasche steckte. Sie kam nicht umhin, sich die ganze Zeit über nervös umzusehen, bis sie bei einem großen Wohnhaus ankamen. Eigentlich hatte die Rothaarige noch ein schnelles "Ich warte hier unten", herauspressen wollen, aber da war Michael bereits im Haus verschwunden und sie fühlte sich nach allem nicht ganz wohl, alleine auf der Straße zu stehen. Also folgte sie seufzend. Die Wohnung hatte sie allerdings nicht vor zu betreten. Sie stand ohnehin etwas abseits, als Michael auf einmal alarmiert wirkte und die Waffe zog, die Julie bereits vermutet hatte. In dem Moment bereute sie jede Entscheidung, die sie zu diesem Ort gebracht hatte. Allein heute Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu fahren war ein Fehler gewesen. Scheiße.
      Sie vernahm auf einmal Schreie aus der Wohnung und erstarrte. Dann drehte sie sich herum, aber niemand war im Gang zu sehen. Und jetzt? Sollte sie Hilfe rufen? Was war denn überhaupt da drin los?
      Spätestens als der Schuss fiel, lief Julie die Treppen im Stiegenhaus wieder hinunter. Unten stand sie in einer Ecke und dachte angestrengt nach. Auf die Straße und riskieren von Kannibalen gefasst zu werden oder hier bleiben und die 50-prozentige Chance akzeptieren, erschossen zu werden. Ihre Optionen waren nicht die reizvollsten. Nach einigen Minuten hörte sie im Stiegenhaus jedoch nichts mehr und Michael schien ihr nicht zu folgen. Während sie noch die Welt verfluchte, lief sie zurück. Wenn jemand verletzt war… konnte sie vielleicht noch helfen. Irgendwie. Nicht, dass sie Medizin studiert hätte. Das war jedenfalls ein Szenario und im anderen wurde sie gleich Zeuge eines Massakers und war die nächste, die das Zeitliche segnen würde.
      Als sie die Tür leise ein Stück aufschob und einen Blick in die Wohnung warf, konnte sie weder etwas sehen noch hören, also machte sie einige Schritte hinein, lief den Gang entlang und sah in jedes Zimmer, bis sie Blutspuren am Boden erkennen konnte und Michael auf einem Sofa sitzen sah, vor ihm ein zerfressenes Mädchen, eine mit Schusswunden übersäte Leiche und ein Kinderbett, das rot getränkt war. Unwillkürlich begannen bei dem Anblick dieser Szene ihre Beine zu zittern.
      "Was… was…", begann sie zu stammeln, unfähig, irgendetwas in diesem Raum nachzuvollziehen. Sie sah die Waffe und wusste, wer die Schüsse abgegeben hatte, jedoch passte sonst nichts zusammen.

      Liam

      "Ah… schon… gut", zwang sich Liam über die Lippen, nachdem Sara sich für den Schaden an seinem Auto entschuldigte. Er drückte steif auf den Knopf, der das Radio einschaltete. Irgendwie machte das die Situation in seinen Augen jedoch noch bizarrer. Als erstes kam auf einmal der Song 'Carnival' von Kanye West an und Liam schaltete gestresst weiter. Die Charts konnten wohl die Zukunft vorhersehen. Taylor Swifts 'Cruel Summer' war zwar schon eher sein Geschmack, allerdings konnte er bloß angewidert die Straße beobachten, während sich links und rechts Menschen verprügelten und Taylor Swift sich über ihren intensiven Sommer beschwerte. Was für eine interessante Stimmung. Die etlichen Eilmeldungen halfen ihnen auch nicht wirklich weiter. Eine Stunde früher und Liam hätte ganz einfach seine Wohnung nicht verlassen, aber jetzt saß er in seinem Chevy fest.
      Als Sara auf einmal ihre laute Stimme fallen ließ und etwas besorgter klang, holte der Blonde tief Luft. Er wusste auch nicht, was sie jetzt tun sollten. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er einen halbwegs besonnenen Eindruck machen sollte, um die Dunkelhaarige nicht weiter aufzuregen. "Wir werden schon irgendwo ankommen, wo diese Hölle nicht losgebrochen ist", meinte er gespielt überzeugt. Eigentlich war das auch ihre einzige Option, oder? "Es werden bestimmt bald Nachrichten im Radio kommen und bis dahin fahren wir einfach. Irgendwann wird man uns sagen, was wir tun sollen", murmelte er. Dabei war er wirklich gestresster, als er sic anhörte. Wenn sie nicht bald Informationen bekamen, waren sie auf direktem Weg nach New Jersey und je weiter er fuhr, desto länger wurde auch der Heimweg. Er musste sich, und vermutlich auch Sara, also irgendwie ablenken, um nicht durchzudrehen.
      "Also, Sara… du studierst?", fragte er also die oberflächlichste Frage, die ihm gerade einfiel. Er hatte sie fast auf einem Campus überfahren, also war das eine sinnvolle Schlussfolgerung.
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    • Michael

      Tränen. Langsam bahnten sie sich einen Weg über sein Gesicht, bis sie sich an seinem Kinn sammelten und auf sein schwarzes T-Shirt heruntertropften. Michael hatte zuletzt geweint … ja, wann war das denn gewesen? Er konnte sich nicht daran erinnern, doch es fühlte sich schrecklich an. Es war, als würde ein Loch sich in sein Herz bohren und immer größer werden. Ihm fehlte der Halt, alles war so unrealistisch. In einem sehr dunklen Moment nahm er sogar die Waffe und legte sie an seine Stirn an. Er betätigte auch den Abzug, doch mehr als ein Klicken war nicht zu hören. Michael befand sich gerade an einem sehr düsteren Ort, mit seinen Gedanken. Sein ganzes Leben lang, war es seine Aufgabe gewesen, ein großer Bruder zu sein. Sich um seine Geschwister zu kümmern, dass sie es später besser haben als er. Dieser Sinn, diese Berufung war auf einmal weg und er fühlte sich leer.
      Auch als Julie, so wie sich die Krankenschwester vorgestellt hatte, vorsichtig in das Zimmer kam, regte er sich nicht. Selbst bei ihrer schockierten Frage konnte er noch nicht antworten. Wie ein Fisch öffnete er ein paar Mal den Mund, ehe endlich ein Ton herauskam. "Ich …" krächzte er, war sein Hals auf einmal viel zu trocken. "Ich habe meinen Bruder erschossen." Mehr Worte kamen aus Mikes Mund gerade nicht heraus, stattdessen konnte man ihn schluchzen hören. Es selber noch mal auszusprechen, wog schwer und machte es nur mehr wahr. So lange hatte er es vermeiden können, seine Waffe gegen eine Person zu richten. Ja, er gehörte einer Gang, machte Botengänge für sie und schüchterte Leute mit seiner bloßen Größe ein. Doch nie, hatte er jemanden wirklich verletzt oder gar getötet. Und jetzt war sein erstes Opfer sein eigener Bruder. Sein Bruder, der seine anderen Geschwister auf grausamste Weise getötet hatte. "Was ist hier nur los?" fragte er ins Leere, erwartete er nicht, dass die Rothaarige eine Antwort darauf hatte. Es war einfach nur ein Ausdruck, seines nicht Verstehens, was gerade alles passiert war.

      Sara

      Die Studentin verzog etwas Gesicht, als sie die Musik hörte. Nichts davon war ihr Geschmack, hörte sie lieber Rock. Aber auf "Highway to Hell" hatte sie jetzt auch nicht gerade Lust. "Wenn dein Sprit uns reicht." merkte sie an und sah zu der Tanknadel. Alle war der Treibstoff noch nicht, aber ewig konnten sie auch nicht fahren. "Bestimmt." nickte sie ihm eher missmutig zu, denn um ehrlich zu sein, glaubte Sara nicht daran, dass es irgendwo in New York anders aussah. Vielleicht auf dem Land, fern ab von der Zivilisation, so wie ihre Eltern lebten. Jetzt wäre sie sehr gerne, indem langweiligen Vorort von Kansas, wo nie etwas los war und man eine ganze Stunde brauchte, bis man beim nächsten Supermarkt angekommen war. Ob das vielleicht eine Option für sie war? Doch ehe die Schwarzhaarige weiter darüber nachdenken konnte, quatschte sie Liam von der Seite an. Bestimmt meinte er es nur gut und vielleicht war es besser, dass sie ihre Gedanken zerstreuten. "Äh ja, Sportwissenschaften, um genau zu sein. Ich wollte Profi Feldhockeyspielerin werden und bei Olympia teilnehmen. Na ja, daraus wird wohl nichts." erzählte sie dem Blonden recht knapp, da sie nicht zu den Quasseltanten gehörte. "Und was ist mit dir? Bist du ein Model oder so?" gab sie die Frage zurück. Er war wirklich hübsch anzusehen, und ihre Teamkameradinnen hätten bestimmt für ihn geschwärmt. "Was wohl aus ihnen geworden ist?" ging es ihr kurz durch den Kopf, den sie doch recht energisch schüttelte, damit sie sich keine weiteren Gedanken darüber machte. Sie wollte es sich einfach nicht vorstellen.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
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    • Julie

      Nur keine Panik. Michael wirkte ungefähr so verwirrt wie sie. Schön, er hatte im Gegensatz zu Julie eine Pistole in der Hand, aber bei näherem Hinblick hatte er wohl tatsächlich nur einen der drei Menschen in diesem Raum getötet, da er anders als der Junge auf dem Boden kein Blut um den Mund herum hatte und somit nicht derjenige war, der die Kinder zerfleischt hatte. Sie überwand sich und ging vorsichtig in seine Richtung, um ihm dann gleich langsam die Waffe aus der Hand zu nehmen und sie zur Seite zu legen. Sie erkannte jemanden, der Hilfe brauchte und auf Michael traf das gerade definitiv zu. Sie setzte sich auf das Sofa neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm. Dann schwieg sie und wartete einige Minuten, bevor sie murmelte: "Wir sollten hier raus"
      Damit stand sie wieder auf und wartete ab, bis der Mann es ihr gleichtat. Was hier los war? In dem Versuch, keine Massenpanik ausbrechen zu lassen, hatte man ein Massensterben unausweichlich gemacht. Sie wollte nicht den Ärzten die Schuld geben. Sie hatten alles versucht, um herauszufinden, was mit den Menschen passierte und waren gescheitert. Sie hatten offenbar ein Rennen gegen die Zeit verloren und das war nicht ihre Schuld, egal wie sehr Julie gerade einen Sündenbock brauchte, für alles, das passierte. Es würde nichtmal etwas bringen, die Polizei zu rufen, für das, was hier drin passiert war, weil es auf der Straße mittlerweile noch viel schlimmer aussehen musste. Was ihr jedoch mit jeder Sekunde klarer wurde, war, dass ihre Familie nicht sicher war und je länger sie hier wartete, desto wahrscheinliche wurde es, dass sie sie nie wieder sah und Michael's Schicksal ebenfalls erleiden musste.
      "Wir brauchen ein Auto und dann… dann erkläre ich dir am Weg, was ich weiß", versuchte sie den Mann zu motivieren, endlich diese nach Tod riechende Wohnung zu verlassen.

      Liam

      Sprit. Guter Einwand. Bei der nächsten Tankstelle, die nicht überfallen worden war, sollte er tanken. Doch eine Weile würde sie noch in Ruhe fahren können. Liam nickte interessiert, als Sara von ihrem Studium erzählte, bis ihm dann auffiel, dass sie in der Vergangenheitsform sprach und irgendwie akzeptiert hatte, dass jegliche Normalität in ihrem Leben verloren war. "Ein bisschen pessimistisch, denkst du nicht? Sobald das Militär oder so geschickt wurde und diese Verrückten eingesammelt werden, kannst du dein Studium bestimmt fortsetzen", warf er ein. Er klammerte sich schließlich auch an ein Stück Hoffnung, das er sich nicht von seiner Beifahrerin stehlen lassen wollte. Doch im nächsten Moment musste er laut lachen, als man ihm unterstellte, ein Model zu sein.
      "Reizend, danke. Aber ich bin Schauspieler. Gehst du ins Theater? Dann hast du mich bestimmt schonmal in einem Stück gesehen", erklärte er und war immer noch amüsiert von der Anschuldigung.
      Herumstehen und fotografiert werden? Das konnte von seiner Arbeit nicht weiter entfernt sein. Er bildete sich vielleicht ein wenig viel darauf ein, in etlichen Stücken zu einem Hauptdarsteller gecastet worden zu sein, obwohl er noch nicht lange im Geschäft war, aber dafür hatte er schließlich mit 21 ein Schauspielstudium abgeschlossen und sich schon in der Schulzeit den Arsch aufgerissen, um kleine Rollen im Theater zu ergattern. Es war sein Traum. Wenn er jetzt also darüber nachdenken sollte, nie wieder dazu zurückkehren zu können… dann dachte er einfach besser gar nicht darüber nach. Irgendjemand würde das alles schon regeln. Wozu hatte er sonst die Rolle für Moulin Rouge so hervorragend einstudiert, dass er jede Sekunde bereit wäre, das Stück von Anfang bis Ende aufzuführen?
      "Vor einer halben Stunde hat meine Generalprobe begonnen für ein Stück, das heute Abend die Premiere am Broadway hat", murmelte er. Das konnte er sich wohl abschminken. Dabei kam extra seine Schwester in die Stadt, um sich die Aufführung anzusehen… Liam's Augen weiteten sich. Ach du Scheiße! Seine Schwester kam in die Stadt. "Äh, reichst du mir mal mein Handy? Das muss irgendwo unter deinem Sitz liegen", fragte er gestresst. Es war vorhin bei seiner Notbremsung durchs halbe Auto geflogen und musste gerade sehr dringend gefunden werden. Liam hatte keine Ahnung, wann Isabelle vorgehabt hatte, in New York City anzukommen, aber die Premiere war um 8 Uhr Abends und es bestand eine gute Chance, dass sie Philadelphia noch nicht verlassen hatte.
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    • Michael

      Der Dunkelhäutige sah nur kurz mit seinen Augen zu Julie, die er eh kaum erkennen konnte, da seine Tränen seinen Blick trübten, als diese vorsichtig die Waffe aus seiner Hand nahm. Ihr bloße Anwesenheit war schon sehr hilfreich und ihre Geste der Anteilnahme, half ihm ein kleines Bisschen sich nicht mehr so alleine zu fühlen.
      "Wir sollten hier raus."
      Diese Worte waren zwar nicht wie ein Startschuss, doch gaben sie ihm eine neue Aufgabe. Außerdem war er ja nicht alleine. Julie hatte bestimmt auch Familie und sie meinte ja, dass sie zu ihr wollte. Darin konnte er sie ja unterstützen. Dennoch brauchte Mike noch einen Augenblick, ehe er sich aufraffen konnte. Geräuschvoll zog er die Nase hoch und wischte mit dem alten Shirt seine Tränen vom Gesicht. "Ich möchte nur ein paar Sachen einpacken." erklärte er ihr leise mit seiner noch rauen Stimme und stand vom Sofa auf. Er vermied es in die Richtung seiner toten Familie zu schauen und ging in die anderen Zimmer der Wohnung, die von der Tragödie noch unberührt waren. Als Erstes suchte er sein altes Zimmer auf, das er sich schon immer mit Ike geteilt hatte. Es sah hier drinnen wie immer aus, etwas unaufgeräumt, da hier und da Klamotten herumlagen. Er schnappte sich eine Sporttasche und stopfte einfach wahllos einfach ein paar Kleidungsstücke rein. Er beschloss auch seine Kleidung zu wechseln. Selbst andere Schuhe zog er an. Danach ging er noch in das Zimmer von Keisha und ging an ihren kleinen Nachttisch. Mehr als ein Bett und Kleiderschrank standen hier auch nicht drin, dennoch gab es genug Anzeichen, dass ein Mädchen hier drin lebte. Poster von ihren liebsten Musikern hingen an der Wand und hier und da lagen Dinge, wie Make-up oder gar ein Teddybär herum. Doch das, deswegen er hier hereingekommen war, stand auf dem Nachtkästchen. Es war ein Foto von den vier Geschwistern. Es wurde aufgenommen, bevor Michael festgenommen wurde. Als er es betrachtete, brannten seine Augen wieder und schnell steckte er den kleinen Bilderrahmen ein und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Damit war er so gut wie fertig, doch im Wohnzimmer ging er noch einmal an sein kleines Versteck und holte aus dem Schuhkarton den Rest der Munition, die er noch besaß, so wie ein Butterflymesser. Beides steckte er in seine Hosentasche und auch die Waffe nahm er wieder an sich. "Nur zur Sicherheit." erklärte er der Krankenschwester und war damit bereit, diesen Ort des Schreckens für immer zu verlassen. Gerne hätte er seine Lieben zu Grabe getragen, doch er hatte das Gefühl, dass es dafür keine Zeit gab. Michael wirkte mit seiner frischen Kleidung auch etwas anders. Jetzt trug er eine weite, aber passende Jeanshose, so wie ein weißes T-Shirt und darüber eine leichte blaue Jacke.
      Ohne zurück zuschauen verließ er die Wohnung und zog die Türe hinter sich zu und ließ so gut wie es möglich war, das Geschehene fürs Erste hinter sich. "Ich hab kein Auto. Wir müssen eins klauen." gab er Julie gegenüber ehrlich zu, wie sie die Treppen herunterliefen und wieder auf die Straße kamen. Kurz sah er die Straße hoch und runter und machte auch gleich einen Wagen aus. Gerade war ihm vieles egal geworden. So scherte er sich nicht mehr darum, welche Straftaten er hier beging, als er mit geschickten Handgriffen und der Hilfe seines Messers es schaffte, das Fernster so weit herunter zuschieben, dass er hineingreifen konnte und das Fahrzeug entsperren konnte. Michael hatte auch gelernt, wie man alte Autos kurzschließt und so dauerte es nicht lange, als der Wagen ansprang und er sich auf den Fahrersitz setzte. "Wohin?" fragte er dann Julie.

      Sara

      Pessimistisch? In Anbetracht, was gerade um sie herum passierte, fand sie ihre Einschätzung nicht so falsch. Sara sah sich selber auch nicht als pessimistisch, sondern eher realistisch. "Hmm. Kann schon sein. Dann hoffen wir mal, dass die bald kommen." kommentierte sie Liams Optimismus nur und erwähnte lieber nicht, was denn ist, wenn auch unter dem Militär solche Zombies waren. Als der Blonde dann lachte, sah sie ihn kurz verwundert an, doch sprang der Effekt auch auf sie herüber, sodass zumindest ein kleines Lächeln am Mundwinkel der Schwarzhaarige zupfte. Schauspieler also. Das passte wohl auch gut zu ihm und so bekam sie auch mit, dass er eigentlich heute Abend Premiere hatte und das am Broadway. "Am Broadway? Also ein Musical? Aber nicht Moulin Rouge, oder?" fragte sie ihn neugierig. Was man von ihr nicht wirklich erwarten würde, war, dass Sara sehr wohl gerne Musicals schaute und auch die Lieder hörte. Sie kannte den Film Moulin Rouge und fand den schon immer toll, so wie auch die Musikstücke.
      Als er dann nach seinem Handy fragte, bückte sie sich herunter und suchte nach dem kleinen Geräte. Es war wirklich unter ihren Sitz gerutscht und mit etwas Mühe, bekam sie sein Handy in die Finger und reichte es ihm so gleich. Sara bemerkte auch, dass Liams Stimmung etwas gestresster war als zuvor und sah ihn mit einem fragen Blick an. "Alles in Ordnung?" wollte sie von ihm wissen. Sie selber hatte noch gar nicht daran gedacht, ihre Eltern anzurufen, doch diese Eingebung würde sie auch noch bald bekommen.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
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    • Liam

      Liam nickte, als Sara nach der Art der Aufführung fragte, hatte aber keinen Kopf dazu, ihr mehr darüber zu erzählen. Er musste seine Schwester erreichen, solange sie noch zuhause bleiben und dieses Chaos abwarten konnte. Aber später… würde er Sara definitiv zu quatschen, denn sie wirkte ziemlich interessiert und hatte damit eine Art Nerv bei Liam getroffen, der stundenlang über seinen Job sprechen konnte und ihr vielleicht sogar eine Kostprobe seiner Rolle geben würde. Aber… später. Soviel dazu.
      Er kam tatsächlich durch, nachdem er die Nummer wählte und erreichte Izzy.
      "Hallo?", kam es fragend aus dem Handy, dass er auf Lautsprecher auf seinem Schoß liegen hatte. Er atmete kurz erleichtert auf.
      "Hi, Izzy. Wo bist du? Noch zuhause?", fragte er seine Schwester.
      "Ja? Ich brauche doch nicht so lange. Ich fahre erst in zwei oder drei Stunden-"
      "Nein, nein, nein. Bleib in deiner Wohnung. Hier ist die absolute Hölle ausgebrochen und ich sitze mit einer Fremden im Auto, um irgendwie wegzukommen. Stell dir Zombies vor. Ungefähr damit dealen wir gerade", erklärte er im Schnelldurchlauf.
      Aus dem Handy kam ein perplexes Lachen. Offenbar wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Als Liam jedoch nicht mitlachte, wurde es kurz still. "Warte, was? Was redest du da? Also ist heute Abend keine Premiere?", fragte sie verwirrt.
      "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die abgesagt wird, ja"
      "… Hast du Zombies gesagt?"
      "Menschen, die sich gegenseitig die Gliedmaßen abbeißen. Hast du ein besseres Wort dafür?"
      "Was- wieso sitzt du im Auto? Fahr doch lieber nachhause und geh nicht raus?!", fragte Izzy entsetzt.
      Liam seufzte. "Ich steige definitiv nicht aus diesem Auto aus. Diese Leute sind an jeder zweiten Ecke. Ich hab keine Ahnung, wie es in meinem Wohnhaus aussieht. Aber ich und… und Sara, wir fahren, bis wir in den Nachrichten irgendetwas hören, was wir tun sollen oder wo wir am besten hin sollen"
      "Wer ist Sara?"
      "Wir… wir haben uns eben erst kennengelernt. Izzy, ich lege jetzt wieder auf, aber bleib zuhause", sagte Liam langsam etwas ungeduldig. Er wollte die Situation gerade wirklich keiner Außenstehenden noch ausführlicher erklären, wenn er selbst keine Ahnung hatte, was los war und sich lieber auf die Straße konzentrierte und sich einen Plan überlegte.
      "Melde dich bitte, wenn es etwas Neues gibt", sagte Izzy abschließend und legte auf.
      Liam atmetet tief durch. Zumindest war sie in Philly und nicht hier. Da wäre er gerade auch lieber. Vermutlich war das wieder so eine schräge New York Sache. Er hielt Sara das Handy entgegen. "Willst du jemanden anrufen?", fragte er.

      Julie

      Julie hatte gerade gar nicht mehr viel dagegen, dass Michael Waffen einpackte, auch wenn sie sich in deren Nähe generell schon im Unwohl gefühlt hatte. Aber es war vielleicht besser, auf einen Angriff dieser Wesen vorbereitet zu sein. Und sie würde alles tun, um zu ihrer Familie zu kommen.
      Als sie den Mann in frischer Kleidung sah, freute sie sich selbst schon darauf, ihre Uniform zuhause umzuziehen. Sie fühlte sich ekelhaft. Seit bestimmt 24 Stunden trug sie dieses Outfit, hatte Patienten behandelt und darin kurzzeitig geschlafen, dann hatte sie darin den Sprint ihres Lebens hingelegt und sie fühlte sich, als hätte sie irgendwo Blut an sich kleben, aber sie konnte es nicht sehen. Auf rein weißer Kleidung würde es jedenfalls nicht lange dauern, bis man ihr das Gefühl des Ekels auch ansehen konnte.
      Mental versuchte sie sich darauf einzustellen, gleich bei einem Autodiebstahl mitverantwortlich zu sein, aber spätestens als sie die Straßen betraten, war jegliches schlechte Gewissen aus ihrem Kopf verschwunden. Sie hörte überall Sirenen und Schreie in der Umgebung und sie würden sich beeilen müssen. Langsam wurde es Julie auch immer bewusster… Diese Menschen steckten sich gegenseitig durch Bisse an. Mit so etwas rechnete man nicht, also war jeder einzelne Passant ein leichtes Opfer.
      "Du musst aufpassen, dass sie nicht berühren", warf Julie plötzlich im Gehen heraus. Sie hatte irgendwie das Gefühl, jetzt mit Michael zusammen in dieser Scheiße zu stecken, zumindest bis sie nachhause kam. Wenn er also infiziert wurde, hatte sie selbst auch kaum eine Chance. "Sie beißen und… essen Menschen offensichtlich", fügte sie ihre Erfahrung mit der letzten Szene aus Michaels Wohnung zusammen. "Es ist ein Virus, mit dem wir schon seit zwei Tagen im Krankenhaus zu kämpfen hatten aber seit heute Morgen sind die Patienten auf einmal aggressiv. Das waren sie vorher nicht… darum wurde in den Medien nichts berichtet. Wir sollten am besten die Nachrichten beobachten, falls ein Auslöser herausgefunden wird", erklärte sie, während sie nervös darauf wartete, dass das Auto geknackt war.
      Dann stieg sie ein. "1420 Lyndon Street, South Pasadena", sagte sie und zeigte erstmal in eine Richtung, in die sie losfahren sollten. Nachdem sie sich kaum am Verkehr orientieren mussten bei dem Chaos, sollten sie in höchstens 15 Minuten da sein.
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    • Sara

      Eher unfreiwillig hörte Sara das Telefonat mit, denn sie ist eigentlich niemand, der lauschte. Doch es wäre auch ziemlich komisch, wenn sie sich beide Finger in die Ohren steckt und "Lalalalala!" singen würde. "Es scheint alles okay zu sein." vermutete sie und sah Liam von der Seite an, der auch etwas erleichterter wirkte. "Fuck!" rief die Schwarzhaarige dann aus, als der Schauspieler sich erkundete, ob auch sie jemanden anrufen wollte. Das sollte sie wirklich tun, doch diese absurde Situation hatte Sara fast alles vergessen lassen. "Danke, aber ich hab mein Handy hier." zeigte sie ihm ihr Smartphone und rief auch gleich ihre Kontakte auf. HOME konnte man auf dem Display gut lesen, als die Verbindung aufgebaut wurde und es anfing zu tuten. "Sara! Liebes. Schön, dass du dich meldest." erklang die Stimme ihrer Mutter, begleitet von einem leichten Ton der Enttäuschung, da sich die Studentin recht selten bei ihren Eltern meldet. "Hi Mom. Ist Dad auch da? Geht es euch gut?" fragte sie direkt und spürte doch, wie ein großer Stein von ihrem Herzen fiel, den zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. "Ja, er ist gerade auf dem Hof und macht sich fertig um nach Kansas zu fahren, damit er …" "NICHT! Ich meine Mom, sag ihm er soll nicht fahren. Bitte! Er soll bis morgen warten. Macht das Radio an oder den Fernseher, dann, dann werdet ihr erfahren, wieso ihr lieber erstmal zu Hause bleiben sollt." versuchte sie ihrer Mutter zu erklären. Mrs. Kim hörte die Sorge und auch die leichte Angst in der Stimme ihrer Tochter und so hörte man sie kurz laut nach ihrem Mann rufen. "Also, er bleibt heute hier, aber Liebes, was ist denn los?" wollte sie von Sara wissen, dann so hatte sie ihre Tochter noch nie erlebt. "Es ist schwer zu erklären, aber hier in New York spinnen irgendwie alle. Die Leute greifen einander an, beißen sich und benehmen sich wie tollwütige Tiere." versuchte sie es bildlich zu erklären. Sara ist auf dem Land aufgewachsen und ihre Eltern versuchen sich so gut wie möglich selbst zu versorgen. Erst vor kurzem hatte ihr Vater Solarpaneele auf dem Dach angebracht und ließ selbst ein Windrad auf seinem Land aufstellen.
      "Das hört sich schrecklich an. Und du? Bist du in Sicherheit? Geht es dir gut? Lass dich bloß nicht beißen!" sorgte sich nun ihre Mutter. "Keine Bange. Mir geht es gut. Liam, ein … Freund ist mit mir unterwegs und wir passen aufeinander auf." beschrieb sich gerade ihre aktuelle Situation. "Liam? Ich dachte immer, du magst lieber Mädchen, aber über Enkel würde ich mich natürlich auch freuen." "MOOOHOOM!" rief Sara empört und wurde dabei doch etwas rot um die Nase. "Er ist nur ein Kumpel, okay? Ich muss jetzt dann auch Schluss machen. Also, bitte bleibt zu Hause. Ich melde mich noch mal. Hab euch lieb." Damit legte Sara auf, nach dem auch ihre Mutter ein paar Abschiedsworte gesagt hatte und versank in ihrem Sitz. Selbst in so einer Situation schaffte es ihre Mutter, etwas Peinliches zu sagen.

      Michael

      Er nickte, als Julie ihm die Adresse verriet und sobald sie angeschnallt war, fuhr er auch los. Es war komisch leer auf den Straßen, je weiter sie sich dem Zentrum entfernten. Am Anfang sah man wirklich noch Menschen, die wirr herumliefen und selbst hier und da gab es Autos, die einfach mitten auf der Straße stehen geblieben waren oder irgendwas gerammt hatte, dass das Fahrzeug zum Stillstand kam. Verstehend nickte er, als die Krankenschwester ihr Wissen mit ihm teilte. "Ein Virus? Und man weiß noch nicht, wie man es heilt oder was es genau ist?" fragte er unruhig. Da musste er plötzlich einem Wagen ausweichen, der einfach auf ihrer Spur fuhr, zwar mit Schritttempo, doch einen Unfall sollten sie jetzt nicht bauen. "Zu wem fahren wir?" fragte er Julie ruhig, als er die recht leere Straße dann weiter fuhr. Das war schon unheimlich, denn eigentlich war in Los Angeles und in der Umgebung dich immer recht viel los. Aber so kamen sie viel schneller an ihrem Ziel an und vor der Adresse hielt Michael dann an.
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    • Liam

      Liam konnte ahnen, was Saras Mutter am Telefon gesagt hatte, um diese Reaktion bei ihr zu erreichen, auch wenn er es irgendwie fraglich fand, wie diese daran denken konnte, wenn sie gerade die Hölle durchlebten. Wobei… das konnte genauso gut seine eigene Mutter sein. Für sie war es auch noch immer die größte Priorität, eine Freundin für Liam zu finden. Dass er nicht auf Frauen stand hatte sie weder positiv noch negativ aufgenommen, sie hatte es garnicht aufgenommen. Sie ignorierte es gekonnt. Sogar sein Vater fand es mittlerweile lächerlich, wie sehr sie sich ihre eigene Wahrheit einredete. Zum Glück waren die beiden in Kanada und weit weg von diesem Chaos. Izzy und er waren beide ausgezogen, sobald sie es konnte und dann auch noch so weit weg, wie sie nur konnten. Auch wenn Liam keinen perfekten Draht zu seiner Familie hatte, war er froh darüber, dass seine Schwester recht nah wohnte und sie sich hin und wieder sahen und, naja, etwa einmal jährlich konnten sie sich zumindest gegenseitig unterstützen, wenn sie Weihnachten zuhause feierten.
      Als Liam zu Sara schielte, schien ihr das Gespräch jedenfalls peinlicher zu sein, als es musste. "Keine Sorge meine Eltern… sind auch nicht ganz einfach. Ich glaube nichtmal in diese Situation würde ich sie gerne besuchen, auch wenn es gerade ganz praktisch wäre, in einem kleinen Dorf mit kaum Einwohnern zu sein", murmelte er. Da hätten sie zumindest mit ein paar weniger Zombies zu kämpfen, wenn die Seuche sich überhaupt so weit verbreiten konnte.

      Julie

      Julie schüttelte den Kopf. "Bisher hat das noch keiner herausgefunden", sagte sie. "Aber ich bin sicher, dass es bald so weit ist. In so einer Situation wird sich hoffentlich jeder Arzt oder Wissenschaftler darum bemühen, eine Lösung zu finden" Ja, es wäre doch auch verrückt, wenn nicht. Und wenn sich alle Mächte mal vereinten und daran arbeiteten, konnte es nicht lange dauern. In Krisensituationen konnten Menschen einen doch manchmal sehr überraschen. Und wenn das keine Krise war, was dann?
      "Zu meiner Tochter und meinem Freund", erklärte sie Michael und wurde allein bei diesen Worten schon wieder nervös. Dass George noch nicht zurückgerufen hatte, war ungewöhnlich. Immerhin war Piper seit gestern krank und konnte nicht in den Kindergarten, also war er mit ihr zuhause geblieben, weil Julie schließlich im Krankenhaus festgesessen hatte. Bei dem Gedanken bekam sie kurz Panik, aber es war unmöglich, dass sie sich den Virus eingefangen hatte. Sie hatten gestern Abend noch Videotelefoniert und sie hatte ganz bestimmt nur eine Erkältung. Nichts weiter.
      Als sie in ihre Wohnstraße einbogen, war es unheimlich still. Hier war nichts los, obwohl üblicherweise viele Eltern mit ihren Kindern spazieren gingen. Vermutlich waren einfach alle bei der Arbeit und… na schön, hier war eigentlich nie schlechtes Wetter, also vielleicht hatte sich die ganze Straße darauf geeinigt, heute mal so zu tun und nicht das Haus zu verlassen?
      Mit mulmigem Gefühl stieg sie aus dem Auto aus und ging zu einem großen Familienhaus, das aus vier Wohneinheiten bestand. Sie winkte Michael hinter sich her. Er konnte ihretwegen eine Weile bleiben, bis es draußen ruhiger zuging, auch wenn er die Waffe dann definitiv entladen müsste. Aber er kam ihr mittlerweile doch recht vertrauenswürdig vor, nachdem er sie tatsächlich nach Hause gebracht hatte.
      Sie schloss die Tür auf und ging hinein. Das Licht brannte und nichts erschien ihr auf den ersten Blick ungewöhnlich, also wollte sie bereits erleichtert aufatmen, doch als sie nach den beiden rief, kam keine Antwort.
      "George?", rief sie noch einmal, jetzt doch eher misstrauisch. Sie zog sich die Schuhe aus und sperrte hinter Michael ab, damit niemand hinein kam. Dann lief sie durch die Wohnung.
      "George!" Nichts. Als sie ins Wohnzimmer kam, entdeckte sie jedoch etwas Seltsames. Einige Schubladen standen offen. Sie ging zu dem Schrank neben ihrem Esstisch, wo sie in einer Lade das reinste Chaos hatten und in der anderen wichtige Dinge verstauten. Eine merkwürdige Kombi, aber… die Dokumente fehlten. Sie wühlte ein wenig durch das Regal, doch es waren nur noch unwichtige Dinge da. Ihre drei Dokumentenmappen fehlten. Geburtsurkunden, Pässe, Fotos… George hatte alles mitgenommen. Sie stand auf und lief mit glasigen Augen an Michael vorbei, bevor sie die Tür wieder aufschloss, in den Vorgarten lief und mit einem Klick auf einer kleinen Fernbedienung an ihrem Schlüssel das Garagentor öffnete, nur um zu sehen, dass ihr zweites Auto fehlte.
      Julie verstand garnichts mehr. Er hatte Piper eingepackt und war mit allen Dokumenten abgehauen? Naja, vermutlich nicht abgehauen, sondern geflohen. Sie konnte sich nur erklären, dass er im Fernsehen die Nachrichten gesehen hatte, oder so etwas… Der Ausbruch war bestimmt schon ein oder zwei Stunden her, so unwahrscheinlich war das gar nicht. Aber dass er nicht erreichbar war? Nicht zurück rief?
      Nachdem sie eine Weile perplex vor der Garage gestanden hatte lief sie zurück in die Wohnung und begann erneut zu suchen. Diesmal nach etwas Spezifischem. Und dann fand sie, was sie suchte, und wusste, wieso ihr Freund sie nicht zurückrief. Sein verdammtes Handy lag auf dem Sofa. Ihr traten ein paar Tränen in die Augen. Jeden scheiß Tag erinnerte sie ihn daran, sein Handy einzupacken, wenn sie das Haus verließen. Warum hatte er eigentlich eines? Zum Spaß?
      "Ich… ich weiß nicht, wo sie sind", sagte sie, schniefte einmal und versuchte sich zusammenzureißen. "Vermutlich zum Krankenhaus, um mich abzuholen? Aber da sind sie sicher nicht geblieben, also…" Sie überlegte angestrengt. "Ich… ich denke, ich warte hier erstmal eine Weile, bis sie zurückkommen", meinte sie dann. Das war bestimmt das Sinnvollste. Sobald sie merkten, dass sie ins Krankenhaus nicht hinein konnten, würden sie sicherlich wieder nachhause kommen.
      "Wenn du… irgendwo hin musst, lass dich nicht aufhalten, äh… und falls du bleiben willst, kannst du das… auch gerne tun", sagte sie noch schnell, während sie versuchte, nicht allzu aufgelöst zu wirken und wischte sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor sie über ihre Wange rollen konnten.
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    • Sara
      Sara sah zu dem Blonden, der ihr mitteilte, dass auch seine Eltern nicht so einfach waren. Darauf hin setzte sie sich etwas aufrechter wieder in den Sitz und schenkte dem Schauspieler sogar ein kleines kurzes Lächeln. Es wär schön, dass er sich in sie hineinversetzen konnte und wohl sogar selber solche peinlichen Situationen kannte. "Bist du auch eher in einem kleinen Ort aufgewachsen?" fragte sie Liam neugierig, als er das mit dem Dorf erwähnte. Die Situation zwischen ihnen schien langsam etwas aufzutauen. Doch ehe sie weiter reden konnten, hörte man ein Knacken und Rauschen aus dem Radio. Gebannt sah sie zu dem Sendegeräte, so als würd dieses gleich eine Offenbarung von sich geben, auf die alle hofften. Doch das Knacken verschwand auch bald wieder und die Musik beschallte die beiden weiter. Es wäre auch zu schön gewesen.

      Michael
      Er stieg aus dem Wagen aus und folgte Julie zudem schönen Haus, auf das sie zu ging. Von so einem zu Hause konnte er nur träumen, doch selbst das war nicht mehr wichtig. Er dachte über ihre Worte nach, dass es sich wohl um ein Virus handelte, dass die Menschen so verrückt werden ließ. Konnte sich dann nicht jeder einfach damit anstecken? Er kannte sich damit nicht aus und wenn er Virus hörte, dachte er sofort an die Grippe oder sowas.
      "Ich hoffe, deiner Familie geht es gut." sprach er sie an und wunderte sich auch etwas, dass es hier so ruhig war. Hier wirkte es so, als wüsste niemand von der Katastrophe, die sich im Zentrum von L.A. abspielte. Es war fast schon friedlich und das wiederum, beunruhigte Michael doch wieder. Kam denn noch gar nichts in den Nachrichten dazu?
      Schweigend folgte er der Rothaarigen in das Haus und blieb im Eingangsbereich stehen, während die Krankenschwester nach ihren Liebsten suchte. Er sah hin und wieder aus den Fenstern, doch er konnte niemanden auf der Straße entdecken, nicht mal ein Auto fuhr hier durch. Julie wurde auch immer unruhiger und bald stand fest, dass hier niemand war.
      "Bestimmt wollten sie dich abholen." sprach er ihr Mut zu, wusste er ja nicht von den fehlenden Dokumenten. "Danke. Ich bleibe bei dir, bis dein Freund wieder da ist." meinte Michael weiter, da er eh nicht wusste, wohin er sollte und es als seine Aufgabe sah, sich wenigstens um das Wohl von Julie zu kümmern. "Soll ich dir einen Kaffee oder Tee machen?" bot er dann der Rothaarigen an, die doch etwas aufgelöster wirkte, als es Sinn tat. Er würde aber auch nicht nachfragen, wenn sie nicht darüber reden wollte. "Kann ich vielleicht den Fernseher anmachen? Wegen der Nachrichten?" fragte er dann noch nach, damit sie vielleicht endlich etwas Näheres über diese ganze Situation erfahren konnten.
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    • Liam

      Liam erwiderte Saras kleines Lächeln. Zumindest schien sie das doch etwas zu entspannen. „Oh, ja. Cavendish“, antwortete er und betonte das Wort mit leicht verzogenem Gesicht. Dann warf er Sara einen Blick zu und fragte: „Anne of Green Gables?“ Manchmal sagte das denn Leuten etwas und er wurde dann erstmal gefragt, ob er denn mit Elektrizität aufgewachsen war. Die Autorin des Buchs hatte dort nämlich gelebt und die erfundenen Ortschaften ähnelten ziemlich der Realität. Dass Cavendish nicht einmal eine rechtsfähige Stadt war, sondern als ländliche Gemeinde bezeichnet wurde, die von Landwirtschaft lebte, machte das Ganze nicht besser. Aber er war mit Elektrizität aufgewachsen, immerhin reiste man nicht in der Zeit, wenn man nach Cavendish kam. Was jedoch nicht aus der fiktionalen Erzählung heraus kam, war, dass seine Schwester und er zweisprachig aufgewachsen waren, wie es in Kanada an vielen Orten üblich war, und in die Französisch Kenntnisse definitiv in seinem Lebenslauf aus Eindrucksgründen von Vorteil gewesen war. Er glaubte noch immer kaum, dass er es mit den minimalen Referenzen seiner lokalen Schule und des winzigen Theaterklubs in einer Großstadt in einem Schauspiel Studium aufgenommen wurde, aber manchmal nahm das Leben interessante Wendungen. So wie jetzt gerade.
      Es wäre zu schön gewesen, endlich ein Update aus dem Radio zu bekommen. Zumindest hatte sich auf der Straße dem Anblick nach noch nichts an dem Seuchenausbruch geändert. Vermutlich sollten sie wirklich aus New York raus.
      „Sag mal, wo leben deine Eltern? Soll ich dich da hinfahren? Außerhalb der Stadt ist es bestimmt sicherer“ Er selbst konnte ja in einem Hotel bleiben, bis er zurück konnte, hauptsache sie waren aus diesem Höllenloch erstmal weg.

      Julie

      „Danke“, brachte die Rothaarige mit brüchiger Stimme hervor, als Michael anbot, zu bleiben, bis ihre Familie wiederkam. Es war irgendwie seltsam, einen Fremden in ihrem Haus zu haben, nach allem das passiert war, aber auf eine merkwürdige Art war es auch beruhigend. Sie wollte wirklich ungern alleine sein. Das alles brachte sie völlig aus dem Konzept.
      „Oh, ähm, schon in Ordnung. Ich mache uns etwas“, sagte sie sofort und lief bereits in die Küche. Ihr traten unaufhörlich Tränen in die Augen und so war sie dauernd beschäftigt, diese aus ihren Augenwinkeln zu trocknen, aber am Ende waren ihre Augen dennoch rot und sie arbeitete sich durch ein Taschentuch nach dem anderen. Etwas zu tun zu haben, war bestimmt nicht schlecht, so wenig sie sich auch konzentrieren konnte. Also machte sie Kaffee, und Tee. Beides, denn so war sie etwas länger beschäftigt und konnte nicht zusammenbrechen. Sie wollte wirklich glauben, dass George und Piper zurückkamen, aber sie kam nicht umhin, sich all die Dinge vorzustellen, die ihnen am Weg passieren konnten. Hoffentlich waren sie garnicht erst aus dem Auto ausgestiegen. Und ihre Tochter würde vermutlich ewig Alpträume haben, wenn sie diese Menschen aus der Straße sah, die sich gegenseitig auffraßen.
      „Ja, natürlich“, rief sie Michael zu, dass er den Fernseher einschalten konnte. Hoffentlich kam bald irgendeine Neuigkeit in den Nachrichten. Als sie vom Wohnzimmer den Nachrichtensprecher hörte, lauschte sie kurz und lehnte an der Küchentheke während sie auf das Kochen des Wassers wartete. Dann konnte sie die Tränen doch nicht mehr stoppen, bevor sie ihr übers Gesicht liefen. Verdammt, wenn sie zumindest ihr Handy mitgenommen hätte… Nicht einmal ihr eigenes Auto hatte sie. Das Warten war unerträglich.
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    • Sara

      "Cavendish." wiederholte Sara und schüttelte dann den Kopf. Nein, da klingelte nichts bei ihr. "Anne wer?" fragte sie ihn, denn auch dieser Titel sagte ihr nichts. Die Schwarzhaarige ist aber auch nicht wirklich belesen, wenn es um Literatur geht, die man außerhalb der Schule liest. "Na ja. Es spricht auf jeden Fall für sich, dass dein Heimatdorf ein Kaff ist, wenn mir beides nichts sagt." grinste sie Liam aufmunternd an. Diesen Wettstreit, wenn man das so sehen wollte, gewann er.
      Auch sie kannte die Vorurteile, wenn man vom Land stammt und das nervte manchmal doch sehr. Und um ehrlich zu sein, zog sie den kleinen Ort der Großstadt vor, wo sie aufgewachsen war. Es war einfach alles ruhiger, entspannter und niemand achtete darauf, welche Schuhe oder Klamotten du trägst, oder ob du das neuste Smartphone besitzt. Sara war es auch nur möglich wegen eines Sportstipendiums auf das College zu gehen und nebenbei musste sie dennoch jobben, um die einfachsten Gegenstände sich zu leisten. Diese Probleme hatte sie auf dem Land nicht.
      "Also, ruhig wird es bei meinen Eltern bestimmt sein. Doch dafür wären wir knapp 20 Stunden mit dem Auto unterwegs." erklärte sie dem Blonden, dass ihr Elternhaus nicht gerade um die Ecke lag. "Sie wohnen in Kansas, in einem abgeschlagenen Vorort von der Hauptstadt." verriet sie ihm und kratzte sich leicht verlegen am Kopf. Doch ehe sie weiter darauf eingehen konnte, fing wieder das Radio an zu rauschen und dieses Mal kam auch wirklich eine Information. "Bürger der Vereinigten Staaten. Bleiben Sie zu Hause und verlassen Sie auch nicht ihre Häuser. Eine epidemische Seuche hat sich in unseren Ländern ausgebreitet, die neu und uns vollkommen unbekannt ist. Die besten Wissenschaftler und Ärzte arbeiten unter Hochdruck an dem Problem. Wo kommt es her? Und kann man es heilen? Das sind gerade die wichtigsten Fragen, die beantwortet werden müssen. Doch wir lassen unsere Bürger nicht alleine! Es werden Militärkonvois vorbereitet, die zu Land und auch aus der Luft Überlebende retten und Hilfsgüter stellen. Bitte bleiben Sie ruhig und warten Sie auf die Hilfe." Damit war die Durchsage quasi beendet und nach wenigen Sekunden wiederholte sich diese einfach wieder. "Und jetzt?" fragte sie Liam.

      Michael

      Eigentlich wollte Michael das erledigen, doch vielleicht brauchte Julie jetzt einfach nur etwas Ablenkung. Daher ließ er die Frau die Getränke zubereiten, während er nach der Fernbedienung des TV-Gerätes suchte. Er konnte auch nur immer wieder staunen, wie groß dieses Haus war und wie sauber. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was das alles kostet und auch der Fernseher war in seinen Augen gigantisch. Zwischen den Sofa-Polstern fand er dann den Drücker und schaltete die Flimmerkiste an. Es lief gerade eine Zeichentrickserie, Tom und Jerry, wenn er sich nicht irrte, doch das interessierte ihn ja nicht. Also wechselte er zum nächsten Kanal. Da kam aber nur eine Dauerwerbesendung für Sportgeräte. Der nächste Sender zeigte nur ein Testbild und danach folgten auch nur Serien. Nicht mal auf FoxNews oder CNN kam etwas, da wurden gerade auch nur Dokumentationen oder ähnliches gezeigt. Das konnte doch nicht wahr sein. "Ich denke, die haben wohl beim Fernsehen auch Probleme. Nicht mal auf den Nachrichtensendern kommt etwas." ließ er Julie wissen, was vielleicht ihre emotionale Lage nicht wirklich besser machte. Doch dann kam plötzlich ein Bild von einem Stehpult mit Mikro. Im Hintergrund war die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika zu sehen und als Michael die Sender wechselte, musste er feststellen, dass über all das Gleiche kam. "Julie, ich glaube, jetzt kommt gleich was Wichtiges." rief er ihr zu und winkte sie zu sich. Gebannt sah er auf den Bildschirm und wollte wissen, wer von den Politikern sich jetzt hier gleich hinstellte. Der Vizepräsident? Der Präsident selber?
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    • Liam

      Liam war sprachlos. Die Nachricht im Radio gab ihnen keine neuen Informationen und machte bloß alles noch realer, als bisher vermutet. Bürger der Vereinigten Staaten? Das war wohl doch keine New York Angelegenheit. Sie saßen also wirklich in seinem Auto fest und draußen liefen leibhaftige Zombies durchs ganze Land.
      "Naja, in Punkt Eins haben wir schonmal versagt", murmelte er während er versuchte seine Gänsehaut zu ignorieren und sich mit einer Hand über den Nacken fuhr, als wolle er seine aufgestellten Haare glätten. Das war alles ziemlich beunruhigend. So beunruhigend, dass Liam nicht recht wusste, wie er sich ausdrücken sollte. Als richtig erschien ihm gerade nur, zu schreien, bis ihm die Stimmbänder rissen und dabei mit dem Kopf gegen eine Wand zu laufen, aber er hatte noch nie einen besonders guten Überlebenssinn gehabt. Dass er im Auto saß und fahren musste kam ihm nur zugute. So bleib er gezwungenermaßen sehr ruhig, auch wenn es ihm äußerst unnatürlich vorkam. Cavendish klang gerade wie ein Traum. Hatte Sara Kansas gesagt? Vielleicht taten 20 Stunden Autofahrt ihm ja ganz gut. Mit… Pausen. Aber so konnte er sich weiter darin hindern, Amok zu laufen.
      "Weißt du was?", sagte er mit einer unnatürlich hohen Stimme. "Bestimmt wird das alles gelöst, bevor wir überhaupt in Kansas ankommen können. Also fahren wir… einfach mal los. Und geben dem ganzen 20 Stunden Zeit zur Aufklärung" Zumindest war das für seinen Teil nun so beschlossen. Solange sie hier drin saßen und bestenfalls weder aufs Klo mussten, noch müde oder hungrig wurden, konnten sie ein wenig die Realität ausblenden und darauf hoffen, dass sich alles regeln würde, bevor sie bei Saras Elternhaus ankamen.

      Julie

      Julie kam bei Michaels Ankündigung mit zwei Tassen Tee aus der Küche und stellte sie am Sofatisch ab, bevor sie sich setzte. Nicht lange dauerte es bis das allzu bekannte, eingefallene Gesicht auf den Fernseher erschien, das hoffentlich alle Antworte parat hatte. Dass der Präsident eine Rede hielt, um sein Land zu beruhigen, kratzte sie in erster Linie allerdings nur weiter auf. Irgendetwas sagte ihr, dass Los Angeles nicht alleine dieses Problem hatte.
      Fünf Minuten lang wurde geschwafelt. 'Bewahrt Ruhe. Verlasst nicht euer Zuhause. Haltet euch von Fremden und kranken Menschen fern.' Als hätte man sich das nicht selbst denken können. Dann kam ein interessanterer Part. Zumindest wurde wohl das Militär eingesetzt. Am Ende der Sendung fuhr Julie sich übers Gesicht und atmete tief durch. Sie fühlte sich, als wäre sie in einem Alptraum gefangen.
      "Okay… ich… schätze wir sollten einfach hierbleiben und abwarten", sagte sie. Letztlich hatte sich an dem Plan ja nichts geändert. Nur hatte sie keine Ahnung, wie lange das alles wohl dauern würde. Hoffentlich kamen George und Piper bald zurück. Auch wenn ihr die Sache mit den Dokumenten wie das Damoklesschwert über dem Kopf zu hängen schien. In jedem Fall musste sie sich ablenken.
      "Sag mal… hast du Lust, auf ein Brettspiel?", murmelte sie und warf einen Blick in die Ecke des Zimmers, in der ein Haufen Spiele gestapelt lagen. Etwas Besseres fiel ihr auch nicht ein.
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    • Sara

      Etwas entgeistert sah auch die Schwarzhaarige das Radio an und konnte es noch nicht ganz fassen, was man ihnen gerade mitteilte. Wenigstens hatte sie einen guten Riecher gehabt, ihren Eltern zu sagen, dass sie nicht aus dem Haus gehen sollten, denn so wie sich das anhörte, war nicht nur New York von dieser Zombie-Seuche befallen. Aber um ehrlich zu sein war sie lieber im Wagen mit Liam, da konnten sie wenigstens schnell entkommen, wenn da so ein Untoter vor ihnen stand. Zu Hause säße sie ja wie eine Maus in der Falle. Nein, nein. Sara gehört zu den Leuten, die lieber handlungsfähig bleiben und nicht abwarteten und Däumchen drehten.
      Die hohe Stimme vom Schauspieler riss sie ein bisschen aus dem Konzept, sodass sie sich auf die Zunge beißen musste, um nicht zu lachen. Doch dieses blieb ihr augenblicklich im Halse stecken, als der Blonde meinte, sie könnten ja nach Kansas fahren. "Äh, dein Ernst?" fragte sie ihn ungläubig, während der Wagen wohl schon Kurs auf den Highway nahm. "Okay. Aber dann müssen wir uns an der nächsten Tanke auch noch was zu Essen und trinken holen." fügte Sara an. Wenn sie Hunger hatte, konnte die Studentin sehr unbequem werden. "Sag mal Liam. Welche Rolle hast du denn in Moulin Rouge?" lenkte sie ihr Gespräch auf ein schöneres Thema.

      Michael

      Er bedankte sich bei Julie, als sie den Tee brachte und diesen vor ihm auf dem Couchtisch abstellte, ehe sie sich zu ihm auf das Sofa setzte. Etwas entgeistert hörte er dem Präsidenten zu und das einzige, was er da heraushörte war, dass selbst diese Politiker wohl keine Ahnung haben, womit sie genau es zu tun hatten. "Ist es für dich wirklich in Ordnung, wenn ich hier bleibe? Ich kann auch gehen, wenn dir das lieber ist." bot Michael der Krankenschwester an. Natürlich ist er ihr dankbar dafür, dass er wohl bleiben dufte, doch er wollte nicht, dass sie sich mit ihrer Entscheidung unwohl fühlte. Schließlich waren sie doch Fremde und er wusste nur zu genau, welche Vorurteile und Ängste Frauen in ihrer Gesellschaft gegenüber schwarze Männer hatten.
      "Brettspiel?" wiederholte er fragend und überlegte kurz. "Ich habe früher mit meinen Geschwistern Schlangen und Leitern gespielt und um ehrlich zu sein, fand ich Scrabble schon immer sehr interessant. Aber, da habe ich nie jemanden gefunden, der das mit mir spielen wollte." erzählte er der Rothaarigen, wobei er verschwieg, dass er sich das Spiel früher nicht leisten konnte und es mehr aus seiner Schulzeit her kannte. Aber Michael wäre auch offen für andere Spiele, die man ihm halt dann einfach erklären musste. Er machte sich gerade keine richtigen Gedanken darum, wie das später mit dem Essen werden würde und eigentlich sollte er sich auch mal duschen.
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    • Liam

      Aus dem Auto zu steigen war eigentlich genau, was Liam um jeden Preis vermeiden wollte, aber realistisch betrachtet blieb ihnen wirklich keine Wahl. Nicht auf einer 20 stündigen Autofahrt. Zum Glück brachte Sara ihn erstmal auf andere Gedanken. Später konnten sie sich noch genug Sorgen machen, wenn sie an einer Tankstelle vorbeikamen. Vielleicht hatten sie ja Glück und auf dem Highway waren diese Zombies nicht. Wobei… sich da nicht unbedingt weniger Menschen herumtummelten. Wenn auf dem Time Square schon aus reiner Panik entstandene Autounfälle im Stau passiert waren, dann wollte Liam garnicht wissen, wie die Autobahn aussahen, wenn auch nur eine infizierte Person irgendwo am Steuer gesessen war. Naja… Musical. Das Thema gefiel ihm deutlich besser.
      "Die männlichen Hauptrolle Christian", antwortete er und spürte sogleich eine gewisse Wehmut, weil er doch gerade noch am Weg zur Generalprobe gewesen war. "Du kennst den Film?", fragte er also, denn Sara schien es doch etwas zu sagen. "Ich hoffe, die Premiere wird nur um ein paar Tage verschoben", murmelte er.
      Bevor seine Stimmung kippte, schaltete er allerdings das Radio kurzerhand und begann er einfach aus dem Nichts ein paar seiner Zeilen zu singen. Damit musste Sara jetzt erstmal leben. Eine Privatvorstellung eines Broadway Sängers konnte auch nicht das schlimmste sein, das ihr heute passierte, oder? Er sah immer wieder zu ihr rüber. "Wenn du den Text kennst, sing mit", motivierte er sie mit einem kleinen Lachen. Ja, vielleicht machte der Stress ihn leicht wahnsinnig, aber beim Singen konnte man sich bewiesenermaßen keine Sorgen machen.

      Der Spaß verging ihm, als sie etwa zwanzig Minuten und einige gestrandete Autowracks später tatsächlich an einer Tankstelle vorbeikamen. Die übliche Freude, wenn man am Highway eine solche Oase entdeckte, wurde ihm heute jedenfalls nicht zuteil. Er fuhr ab und zögerte, bevor er den Wagen abstellte, allerdings sah es… ziemlich leer aus, abgesehen von einem Auto, das hier stand, wo allerdings auch der Fahrer fehlte. Das kam ihm nicht wie das beste Zeichen vor. "Äh… bleiben wir am besten zusammen?", meinte er und merkte, wie sein Körper sich noch weigerte, auszusteigen. Aber er musste Tanken und sie brauchten zumindest Getränke für die Fahrt.

      Julie

      Julie lächelte leicht bei Michaels Antwort. "Bitte bleib. Scabble klingt gut", antwortete sie und stellte ihre Tasse ab, um das Spiel zum Sofatisch zu bringen. Sie würde vermutlich nicht mehr aufhören zu heulen, wenn sie jetzt alleine war. Da klang ein wenig Beschäftigung doch sinnvoller und außerdem hatte sie Mitleid mit dem Mann, der gerade die Tode seiner ganzen Familie mitansehen und teils… mitbewirken hatte müssen. Zurück in seine Wohnung konnte er nicht und draußen in einem gestohlenen Auto herumzuirren klang auch nicht wie der Traum. Allerdings… wusste sie trotzdem kaum etwas über ihn. Wer konnte schon einfach so ein Auto klauen? Sie selbst jedenfalls nicht. Und Waffen hatte sie zuhause auch keine, wie vermutlich einer von nur wenigen Haushalten.
      Sie stellte das Spiel ab, setzte sich und begann aufzudecken, während sie überlegte. "Hast du noch andere Familie, Michael? Irgendjemand, den du anrufen solltest?", fragte sie, auch teils als würde sie ihn erinnern, da er im Schock vielleicht vergessen haben könnte, dass es noch andere Menschen gab. Julies Eltern waren gerade im Urlaub in Europa und… hoffentlich in Sicherheit, aber ihre Sorge galt definitiv zu 90% ihrer Tochter Piper. Und George. Aber hauptsächlich Piper.
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    • Sara

      "Oh wow." war die Schwarzhaarige von dem Musicalschauspieler doch recht beeindruckt, dass er die Hauptrolle spielen sollte. Ihm schien das alles doch sehr viel zu bedeuten, so wie er hoffte, dass die Premiere nur verschoben wurde. Vielleicht wäre genau das sein großer Durchbruch gewesen.
      Sara nickte bei seiner Frage, ob sie den Film dazu kannte. "Ja." nickte sie ihm zu, gehörte dieser und ein paar andere Filme zu ihrem geheimen Laster. Eigentlich kennt man die Schwarzhaarige eher dafür, dass sie Actionfilme, Fantasy und auch Thriller schaute. Nicht aber Romanzen oder gar Dramen. Doch manchmal, wenn sie alleine war, schaute sie genau diese Filme. Musik ist es ähnlich, Rock, Metall und auch Rap gehören zu ihren Favoriten, doch hier und da schlich sich ein Musicalsong auf ihre Spotify-Playlist.
      Sara war dann doch etwas überrascht, als Liam dann plötzlich begann, einfach zu singen. Noch etwas zurückhaltend summte sie mit und tippte mit ihrem Fingern zum Rhythmus auf dem Handschuhfach herum. Doch als dann der "Elephant Love Medley Song" kam oder "Your Song" oder auch "El Tango De Roxanne", konnte sie einfach nicht anders und sang lauthals mit. Sie würde sich zwar nicht als großartige Sängerin bezeichnen, doch sie traf die Noten und war im Takt und das war doch schon mal etwas wert, oder?

      Das Singen lenkte sie gut ab, während sie ab und an, an brennenden Autos und anderen Wracks vorbeifuhren. Aber dann tauchte auch schon die erste Tankstelle auf und die Nadel auf der Anzeige des Sprits ließ ihnen auch gar keine andere Wahl, als hier einen Stopp einzulegen. Als der Wagen zum Halten kam, tauche auch niemand auf und nur ein weiteres Auto befand sich hier an der Tankstelle. "Natürlich bleiben wir zusammen." kam es von Sara, mit etwas mehr Elan und stieg dann auch schon aus. Ihr Hockeyschläger war natürlich mit von der Partie und nach dem auch Liam ausgestiegen war, lief sie auf den Eingang der Tanke zu. Durch das große Fenster konnte man nicht sehr viel sehen, standen die Regale und ein paar Automaten doch im Weg. Auch wenn die Studentin mutig und verwegen sein kann, war sie in diesem Moment lieber doch etwas vorsichtig und drückte langsam die Türe auf. Ein Klingeln kündigte ihr Eintreten an und auch jetzt schien alles ruhig zu sein. Oder war es eher zu ruhig und quasi die Ruhe vor dem Sturm?

      Michael

      "Danke." gab Michael aufrichtig von sich, denn er konnte sich auch etwas Schöneres vorstellen, als jetzt mit dem geklauten Wagen durch die Gegend zu tuckern. Er hatte nicht mal darauf geachtet, wie viel Sprit der Wagen noch hatte. Auch hätte er gar keine Ahnung gehabt, wo er denn hin sollte.
      Gemeinsam bauten sie das Spiel auf und Mike zog ein paar Spielsteine und legte sie auf den Halter ab. "Nein, ich habe niemanden mehr." seufzte er und ließ dabei etwas die Schultern hängen. Kurz trat ein Schweigen zwischen ihnen auf, doch dann sprach er weiter. "Meine Mutter hat mich schon sehr früh bekommen. Da war sie gerade mal 17 Jahre alt. Meinen Vater kenne ich nicht. Ike, der zweitälteste von uns hat einen anderen Vater. Er war ein Säufer und Schläger und wir waren froh, als er eines Tages nicht mehr nach Hause kam. Die beiden jüngsten haben denselben Vater und er war echt toll. Er hat sich gut um uns alle gekümmert. Doch dann wurde unsere Mutter krank. Krebs. Und auch er verließ uns einfach und ließ und mittellos zurück. Ich musste die Schule abbrechen, um Geld zu verdienen. Tja und wenn man keinen Schulabschluss hat und verzweifelt das Geld brauch, nimmt man einfach jeden Job an. Daher kann ich Autos knacken und kurzschließen." erzählte er ihr immer wieder, mit ein paar Pausen dazwischen. Michael fand es ja selber nicht gut, auf diese Weise Geld zu verdienen, doch vielleicht verstand Julie seine Lage dadurch besser.
      "Vergessen ist wie eine Wunde. Es mag zwar verheilen, aber dabei wird es eine Narbe hinterlassen."
      Monkey D. Ruffy


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