Space Academy [Minamimoto & Nao]

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    • Space Academy [Minamimoto & Nao]

      Hauptrollen:

      Louise 'Lou' Lavoie = @Minamimoto
      Noah Östberg = @Minamimoto
      Mio Kawasaki = @Nao.nline
      Alexander 'Alex' Lane = @Nao.nline

      Vorstellung

      Alex

      Für einen ganz kurzen Moment hatte Alex tatsächlich ein Fünkchen Freude verspürt, als er die Nachricht auf seinem Handy auftauchen sah, die seine erste richtige Mission ankündigte. Naja, 'richtig' auch nur in dem Sinne, dass er sich tatsächlich erstmals über den minimalen Radius außerhalb der Erdatmosphäre hinausbewegen würde, der bislang Übungsflügen gedient hatte. Aber jetzt war er bereit. Das letzte Zeugnis war zwar… nicht optimal gewesen, aber auch nur, weil die verdammten Verhaltensnoten so stark gewichtet wurden. Wen juckte es denn aber am Ende, ob er in Astrophysik am Handy getippt hatte, wenn er den Stoff sowieso im Schlaf aufsagen konnte? Niemanden. Absolut niemanden. Und wenn er erstmal seine Koffer gepackt hatte und in diesem Raumschiff saß, würde ihn dort nichts mehr rausbekommen. Den ganzen Theorieschwachsinn hatte er genau für diesen Moment ausgehalten. Die Freude hatte jedoch seine Grenzen, wenn er darüber nachdachte, sich von irgendwelchen unfähigen Mitschülern herumkommandieren zu lassen. Aber es waren ja nur zwei Jahre und anschließend würde er einfach zu einem Flottenadmiral oder so etwas aufsteigen, dann hatte er dieses dämliche Ausführen von Befehlen endlich hinter sich.

      Es war Sonntag, also der letzte Tag in der Akademie, bevor es zum Spaceport ging. Die Sommerferien waren irgendwie viel zu schnell vergangen und Alex war konstant damit beschäftigt gewesen, seinen Chef im Krav Magar Klub davon zu überzeugen, dass er seinen Nebenjob als Trainer der Kids behalten durfte, obwohl er bis Weihnachten erstmal nur alle drei bis vier Wochen arbeiten konnte. Es war eigentlich verrückt, dass er ihm das durchgehen ließ. Natürlich rechnete er dies nun als unbezahlten Urlaub, aber es war besser als nichts. Wenn man keine Eltern hatte, die darauf standen, einem monatlich Geld zu überweisen, dann hatte man sogar in der Akademie der Gestopften ein Problem. Ja, Wohnen durfte er hier gratis, Essen bekam er auch, aber ein Leben hätte er abseits der Schule nicht, wenn er sich nicht ein wenig Taschengeld dazu verdienen würde. Ein Glück, dass der Trainer, für den er arbeitete, ihn irgendwie mochte. Ob das daran lag, dass er den 18-Jährigen als Praktikanten bezahlen konnte, statt Teilzeit, sei dahingestellt.

      Nachdem er gepackt hatte, wobei der Koffer quasi leer war, da die Uniformen ihnen sowieso am Schiff bereitgelegt wurden und es an Alltagskleidung wirklich kaum etwas brauchte, beschloss er, sich doch nochmal von allen zu verabschieden. Er verließ also sein Zimmer und begab sich wieder einmal auf eine der längsten Reisen, die man im Jogginganzug auf sich nehmen konnte: Der Spaziergang durch die Wohnanlage. 50 Stockwerke, 50 Zimmer pro Stock. In so einem Wolkenkratzer zu leben wäre ja vielleicht eine platzsparende Idee gewesen, wenn dann nicht jeder einzelne Schüler ein eigenes Schlafzimmer inklusive Bad zur Verfügung gestellt bekommen hätte, aber wer war er, um sich darüber zu beschweren?

      Ob er es wollte oder nicht hatte er über die letzten vier Jahre doch ein paar Leute an der Akademie gefunden, die gar nicht so übel waren. Naja, außerdem wurden die Schüler hier akribisch genau auf ihr soziales Verhalten untersucht und wer keine Freunde hatte, konnte sich eigentlich gleich mal verabschieden. So leicht wie man hier von der Schule flog, grenzte es auch an ein Wunder, dass Alex noch hier war. Aber bei jedem Gespräch in der Direktion ging es irgendwie um 'Potential' und 'wenn du dich nur zusammenreißen würdest'. Tja, irgendwie war er am Ende angekommen und die Praxis würde ein Klacks werden. Wenn er etwas konnte, dann mit unnützem Wissen über Planeten angeben und Kämpfen. Letzteres würde er bei einer Probensammlung von Xerion 8, dem friedlichsten Planeten der friedlichsten Planetenkonstellation die es wohl gab, sowieso kaum brauchen. Dafür würde er sich eben im Simulator austoben, um nicht aus der Übung zu kommen…

      Mio

      "Mio, bitte melde dich jeden Abend. Und ich sag es dir nicht noch einmal, vergiss deinen Koffer nicht!"
      Den Koffer… "Mama, wenn ich ohne Koffer aus dem Haus gehe, wird es mir hoffentlich auffallen, bevor ich ins Raumschiff steige", presste Mio hervor und versuchte geduldig zu bleiben. Ihre Mutter meinte es gut. Auf ihre spezielle, kontrollsüchtige, überfürsorgliche Art gegenüber ihrer 18-Jährigen Tochter, die ins All flog. Nur die Ruhe bewahren.
      "Das sagst du jetzt, aber ich kenne dich. Du würdest deinen Kopf vergessen, wenn …" Wenn er nicht festgeschraubt wäre.
      Mio nahm einen tiefen Atemzug. "Ich werde dran denken", sagte sie und lächelte gezwungen, bevor sie ihre Eltern im Wohnzimmer zurückließ, bevor ihr festgeschraubter Kopf explodierte und nichts mehr zu retten war. Sie hatte nun einen ganzen Monat zuhause verbracht und stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Das einzige, das sie davor bewahrte, war ihre Schwester, die mit ihr zusammen litt und diese hatte nicht einmal das Glück, den Großteil des Jahres woanders zu wohnen. Sie wollte unbedingt Medizin studieren und Ärztin auf der Erde sein, aber während dem Studium hatte sie keine Zeit zu arbeiten und war darauf angewiesen, zuhause leben zu können. Dafür hatte die 22 Jährige Nerven aus Stahl entwickelt, die ihr später definitiv im Job helfen würden.
      "Aki, bitte bitte bitte fahr mich morgen Früh zum Spaceport. Ich überlebe keine zweistündige Fahrt mit Mum", bettelte die Dunkelhaarige in der Sekunde, in der sie die Tür zum Zimmer ihrer Schwester aufriss. Diese lag in ihrem Bett und las irgendein Buch. Vermutlich kein normales Buch. Eher irgendwas über Blasenkrebs. Und sie schmunzelte.
      "Sei froh, dass die beiden sich vier Stunden in ein Auto setzen" Dabei mussten sie es nicht einmal steuern und Mio durfte dennoch noch nicht alleine in einem Fahrzeug sitzen. Ein Raumschiff fliegen war ein Klacks, aber selbstfahrende Autos? Nope.
      "Du willst doch nur das Haus für dich haben für die paar Stunden", murrte Mio.
      "Erwischt"
      Das würde ein Spaß werden. Zwei Stunden lang konnte sie sich anhören, dass sie auch ja nicht vergessen sollte, ihre Wäsche regelmäßig zu waschen. Oder drei gesunde Mahlzeiten am Tag zu essen und keines Falls den Sport zu vernachlässigen, weil im Weltraum passierte sowas schnell schonmal. Mann, vermisste Mio die Akademie bereits. Und ihre Freundinnen. Und sie hatte nicht mal den blassesten Schimmer, mit wem sie die nächsten Wochen verbringen würde. Aber egal mit wem sie auf engstem Raum eingeschlossen sein würde, nach dem letzten Monat konnte sie alles überleben.

      Die Anreise zum Spaceport war genauso anstrengend gewesen, wie vermutet und als sie endlich da war, sich verabschiedete und das richtige Schiff suchte, das in einer Nachricht geschrieben gestanden war, sah sie bereits aus, als hätte sie einen Alienkampf hinter sich. Sie versuchte sich noch die zerzausten Haare zusammenzubinden, bevor jemand sie sah, aber sie wusste ja nicht, nach wem sie Ausschau halten sollte. Am Ende konnte sie sich nur an den Lehrern orientieren und davor hatte sie bereits ein wenig Angst…
      Captain Grayson war in der Akademie eine Art Legende gewesen und jeder, der sich mal mit dem großen Gevora Krieg vor 10 Jahren beschäftigt hatte, wusste, dass er der einzige Überlebende seiner Crew gewesen war. Um dieses Ereignis gab es dutzende Geschichten, die man sich so erzählte… Natürlich war er nicht der einzige, der ein großes Vorbild für die Schülerinnen und Schüler darstellte, doch für Mio war es eine riesige Ehre, von so jemandem lernen zu dürfen.
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    • Noah

      Sein Tablet war lautlos gestellt, als die Akademie ihm die Bestätigung via der Studenten-App zukommen ließ. Noah hätte gerne von sich behauptet, Benachrichtungen nicht beachtet zu haben, da er zu beschäftigt mit dem Lernen gewesen wäre, doch die Wahrheit war, dass er keine Sekunde nach dem Aufleuchten des Displays das Tablet doch schon in der Hand hielt.
      Die Nachricht war lang und enthielt eine Liste aller zu treffenden Vorbereitungen, sowie Tipps und Tricks für die ersten Tage im All, die Noah nur schnell überflog, und seine Zerstreutheit nervte ihn nur umso mehr. So sollte er sich freuen, aufgeregt sein, etwas nervös vielleicht darüber, in wenigen Tagen auf seine aller erste Mission im Weltall zu gehen. Nach den vier Jahren hatte er es doch noch gerade so geschafft, weder sein Stipendium zu verlieren noch von der Schule zu fliegen und das lag bestimmt nicht minder daran, dass er sich bei seinem Studentenjob mal beim Direktor erfolgreich eingeschleimt hatte.
      Stattdessen jedoch war er... Was? Gekränkt? Verletzt? Auf jeden Fall eine unangemessene Reaktion, wenn man bedachte, dass er derjenige gewesen war, der die Beziehung beendet hatte. Etwas beleidigend war es dennoch, dass Philip die Trennung mit lediglich einem Nicken abgetan und sich seitdem auch nicht mehr gemeldet hatte. Dabei wollte er auch eigentlich gar keine Nachricht von ihm haben, aber er hatte es erwartet. Zumindest war es bei seinen Freunden stets der Fall gewesen, dass der, der verlassen wurde, die Trennung nicht wahrhaben wollte. Aber Philip? Nichts. Hatte nur mit den Schultern gezuckt, genickt und ihm 'alles Gute im Weltraum' gewünscht. Vielleicht war er von seiner ersten Beziehung auch schlicht enttäuscht.
      Er scrollte die Nachricht der Akademie wieder zum Anfang nach oben und versuchte, sie dieses Mal konzentrierter zu lesen ohne ganze Zeilen und Absätze zu überspringen. Dann ließ er sich die Liste mittels einer Handbewegung an die Wand projizieren und nahm sich vor, sie bis sie nicht vollständig abgehakt war, auch nicht wieder zu löschen.
      Das hielt ihn auf Trab. Und half womöglich besser, ihn auf andere Gedanken zu bringen als sich Aufzeichnungen über Operationen von Dickdärmen bei Antisklopen anzusehen. Sonderlich viel Zeit zur Vorbereitung gab die Akademie ihren Schülern und Schülerinnen ohnehin nicht, also konnte er auch sogleich damit anfangen, seine Tasche zu packen und sich die Tipps einprägen.
      Auf dem Weg zum Spaceport im Bus waren sie dann doch auch endlich da: die Nervosität und die Aufregung. Eventuell war auch ein wenig Stolz und Vorfreude dabei. Sein Studium war abgesehen von den praktischen Trainingsübungen wie der Zeit in der der Zentrifuge sehr theoretisch gewesen und er brannte darauf, endlich mehr von der Praxis zu sehen! Es konnte also nur noch bergauf gehen!



      Lou

      Es war ein Fehler gewesen, so früh beim Treffpunkt zu sein. Lou hatte sich vorgestellt, es wäre einfacher, wenn ihre zukünftigen Teamkameraden auf sie zukommen müssten, wenn sie die erste Anwesende wäre, als umgekehrt. Aber sie hatte gleich zwei ganz wichtige Variablen nicht kommen sehen: die erste war ihre Mutter, die sich offenbar zum Ziel gesetzt hatte, ihre Tochter komplett zu blamieren und die zweite war der Lehrer, der sich auch noch dafür interessierte, was Louises Mutter da vor sich hinquatschte. Seit guten fünfzehn Minuten unterhielten die beiden sich ausgiebig und wäre es nur über die Ausbildung und was sie im All erwarten würde, wäre das vielleicht auch in Ordnung gewesen. Stattdessen aber brabbelte ihre Mutter über Lous Eigenheiten, Gewohnheiten, Schlafroutinen, Noten und das eine Mal in der dritten Klasse, als sie sich eingenässt hatte, weil die Schultoiletten gesperrt waren.
      "Ich sage immer: Louise, denk daran, anständig zu essen. Das ist das A und das O. Man kann gar nicht denken, wenn man nichts im Magen hat!"
      Herr Shinji nickte zustimmend. "Das Frühstück ist besonders wichtig. Ohne kann man auf den Tag gar nicht vorbereitet sein."
      "Das sage ich auch immer! Aber Sie müssen bitte darauf achten, was Louise zu sich nimmt. Sie verwechselt gerne Knabbereien mit Gemüse. Und außerdem hat sie ein paar Allergien. Nichts allzu Schlimmes, aber sollte sie aus Versehen doch mal Nüsse--"
      "Maman, bitte." Zu blöd, dass es nicht schon auf der Erde schwarze Löcher gab, denn Lou würde im Augenblick nur zu gerne von einem verschlungen werden. Dabei hätte sie einfach nicht damit gerechnet, dass der Herr Lehrer so gesellig und gesprächig wäre. Schließlich war er derjenige, der nach dem Absturz seiner Flotte mehrere Jahre lang allein auf einem unbewohnten Planeten überlebt und sich bis zu seiner Rettung selbst versorgt hatte. Lou hatte geglaubt, dass wenn es jemand gewohnt war, nicht mit Menschen zu sprechen, dann wäre er das.
      Nun aber lachte er aus voller Kehle und schlug mit seiner Hand sanft und mehrmals auf Lous Schulter und das war auch nur minimal unangenehm. "Keine Sorge, Madame Lavouie! Wir haben genügend medizinische Versorgungsmöglichkeiten an Bord. Ihrer Tochter wirds an nichts fehlen, wir passen schon auf!"
      Es schien sie zu beruhigen, denn sie atmete wirklich erleichtert auf.
      Lou schaute von den beiden weg und sah, wie sich weitere Personen dem Treffpunkt näherten. Da sie in ihrem Alter zu sein schienen, warf sie ihren Blick schnell wieder zu ihrer Mutter. Noch war es nicht zu spät, sie könnte noch rechtzeitig verschwinden und hätte sie dann nur vor einem der berühmtesten Menschen der Space Fleet bloß gestellt; bitte bitte nicht auch noch vor ihren Teamkameraden!
      "Schau, Schatz, da kommen deine neuen Freunde! Dann will ich dich mal vorstellen. Hallooo ihr Lieben, das hier ist meine Louise! Bitte seid alle nett zu ihr, sie hat es nicht so mit ihren Mitschülern und auch wenn sie immer so tough tut, tief im Innern ist sie ganz, ganz weich! Aber jetzt sollte ich besser gehen, damit ihr euch alle kennenlernen könnt, stimmts?"
      Kaum merklich senkte Lou ihren Kopf zu einem Nicken, sah ihre Mutter gleichzeitig jedoch hoffnungsvoll an. Wenn sie tatsächlich jetzt direkt gehen würde, könnte sie vielleicht noch behaupten, sie wären nicht wirklich miteinander verwandt und es handelte sich um eine Verwechslung.
      Aber Madame Lavoies Pläne waren stets andere als die ihrer Tochter und so schloss sie die Braunhaarige nochmals in ihre Arme, drückte ihr einen dicken, feuchten Kuss auf die Wange und ließ Lou nun endgültig nicht nur knallrot anlaufen, sondern auch vor Scham im Boden versinken.
    • Alex

      Dass er gerade noch den Bus erwischte hatte und nicht zu spät war, hätte eigentlich Glück sein sollen, aber als Alex am Spaceport bei seinem Schiff ankam, hinterfragte er, ob er überhaupt richtig war. Warum stand da 'ne Frau mittleren Alters? Mit gerunzelter Stirn ging er näher zum Schiff, ein Stück vor ihm zog ein dunkelhaariges Mädchen ihren Koffer vor sich her, ebenfalls sichtlich unsicher, ob sie richtig war. Als die Frau ihnen zuwinkte, als sie näher kamen, wurde klar, dass sie wohl die Mutter dieser verdutzten Blonden sein musste. Und sie war wohl wirklich… überdreht. Wer war weich, die da? Ja, so sah sie auch aus. Zum Glück schien nicht nur Alex verstört von der Interaktion, was vielleicht daran liegen mochte, dass er selbst keine Mutter hatte, sondern der legendäre Captain Grayson hatte sich seinen Morgen anscheinend auch anders vorgestellt. Der stand abseits, während diese Frau ihren anderen Lehrer Ichiro Shinji angequatscht hatte. Alex Stirnfalten lösten sich sofort in Luft auf. Mit beinahe glitzernden Augen betrachtete er seine Lehrer. Endlich konnte er richtige Helden treffen… Und wie cool die auch aussahen! Puh, okay, Luft holen.
      Alex stellte seinen Koffer ab, als er in der Truppe ankam. "Morgen", murmelte er dem blonden Mädchen zu und nickte auch der Dunkelhaarigen zu, als sie sich endlich dazugesellte.
      "Guten Morgen", erwiderte diese, aber an Herrn Shinji gewandt, nicht an ihn, was Alex sogleich wieder die Augen zukneifen ließ. Kannte er die nicht irgendwoher?

      Mio

      "Ich bin Mio Kawasaki, Ingenieurs-Lehrling", stellte Mio sich mit einem breiten Lächeln bei Herrn Shinji vor, dann warf sie auch Grayson einen erwartungsvollen Blick zu, aber der seufzte nur und drehte sich um. Ihr blieb beinahe das Herz stehen. Hatte sie etwas falsch gemacht? Oh Gott. Wurde sie jetzt wieder nachhause geschickt? War's das?
      "Alle bitte einsteigen, die Erdluft kotzt mich an", kam es dann auf einmal dumpf aus seiner Richtung und er begab sich über die Treppe ins Raumschiff. Mio blinzelte verwirrt. Ah… irgendwie hatte sie sich ihr erstes Treffen mit der Legende anders vorgestellt. Irgendwie… ein bisschen freundlicher. Aber gemessen an seinen Erfahrungen konnte man es ihm wohl nicht verübeln? Sie suchte verzweifelt nach ebenso verwirrten Blicken bei ihren Kommilitonen und fand einen… bei Alex. Und schon wieder sank ihr Herz, wie beim ersten Anblick, den sie von ihm gehabt hatte. Nicht der Typ… Sie waren etliche Male in Klassenübergreifenden Aufgaben zusammen eingeteilt worden, anscheinend reichte es nicht, in der Parallelklasse zu sein. Diesem Kerl entkam sie einfach nicht. Wenn ihr Schiff nicht innerhalb der ersten Woche in Flammen stand oder jemand in die Luft gesprengt wurde, fraß sie einen Besen. Alex Lane fand wirklich in der sichersten Umgebung irgendetwas, das sie unsicher machen konnte und Mio konnte sich kaum vorstellen, dass irgendein Psychopath ihn jemals in ein Raumschiff einsteigen lassen würde. Geschweige denn, dass er es tatsächlich geschafft hatte, vier Jahre auf der Schule zu überstehen. Er mochte vielleicht gut in den Prüfungen abschneiden, aber alles was darüber hinaus ging, endete im Inferno.
      Mit einem peinlich berührten Lächeln wandte sie sich wieder von ihm ab und gesellte sich zu dem blonden Mädchen, das gerade nicht hier sein zu wollen schien. "Hey, wie geht's?", fragte Mio um schnell in ein Gespräch mit jemand anderem zu kommen. "Welche Kurse hast du gemacht und äh- wie heißt du?" Sie lachte etwas nervös.
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    • Lou


      Die frühere Lou wäre abgehauen. Vier Jahre Ausbildung für die Katz, was soll's. Hauptsache weg von hier. Aber Lou weigerte sich, auch nur einen einzigen Schritt in irgendeine Richtung zu machen. Ihre Mutter war davon geeilt, endlich, und wenn sie selbst sich nicht bewegte, bemerkten die anderen vielleicht ihre Anwesenheit auch nicht. Genau wie bei den Blind Dogs, einer gefährlichen außerirdischen Hunderasse ohne Augen, welche allein durch Geräusche navigierten und jagten.
      Einen Teufel würde sie tun und ihre Ausbildung sausen lassen! Viel zu sehr hatte sie sich auf heute gefreut! Xerion 8 war für viele vielleicht der unspannendste Planet von allen, da er von allen neuen Anwärtern direkt als Erstes angesteuert wurde und die gesammelten Proben stets im Unterricht bereits vorgestellt wurden, aber Lou brannte darauf, die Artenvielfalt mit ihren eigenen Augen zu sehen und nicht nur einen abgeschnittenen Pflanzenstängel in einem Reagenzglas in den Händen zu halten. Und wenn sie Glück hatte, fand sie sogar eine Salamandermotte für ihre Insektensammlung!
      Mindestens ein Mitglied ihrer Truppe zeigte keine Gemeinsamkeiten mit dem Blind Dog und Lous Körper spannte sich erneut an, als sie nicht nur die Worte vernahm, sondern begriff, dass diese wohl an sie gerichtet waren. Das Mädchen neben ihr hatte sich gerade noch dem Lehrer vorgestellt und Lou hatte sogar zugehört, aber nun konnte sie sich beim besten Willen nicht mehr an ihren Namen erinnern. Verdammter Stress...! Tief durchatmen und denk an die Salamandermotte!
      "Loui-- Einfach nur Lou. Biologie." Sie wandte den Blick wieder von dem Mädchen und es vergingen ein paar Sekunden, ehe ihr einfiel, dass man bei zwischenmenchlichen Interaktionen nicht nur antwortete, sondern selbst auch Initiative zeigen sollte. Etwas, das sie eigentlich inzwischen bereits draufhaben sollte, aber bei all der Nervosität war es ihr kurz entfallen. "Und du?", fügte sie also schnell noch an und hoffte, dass es nicht auffiel, dass sie ihre Vorstellung bereits vergessen hatte.
      Die Dunkelhaarige hatte ein freundliches Gesicht, fiel ihr auf. Sie machte einen sehr netten ersten Eindruck, ganz anders als der Schwarzhaarige oder Captain Grayson, der mürrisch im Schiff verschwand und Lou ergriff schnell ihren Koffer. Die beiden Lehrer hatte sie sich beide irgendwie anders vorgestellt. Aber nachdem sie die Viertelstunde ebenso still über sich hatte ergehen lassen wie der Captain fühlte sie sich dem wenigstens noch näher als Lieutenant Shinji, der sich ausgiebig über ihre Person unterhalten hatte.
      "Du wirst die Erdluft auch im Raumschiff noch ein wenig mitnehmen müssen, Orion.", lachte Letzterer und folgte ihm auf die Treppe. Mit einer Handbewegung winkte er die Studierenden hinter sich her. "Na los, wir können uns auch drinnen noch ordentlich vorstellen."
      "Moment!", platzte es Lou so heraus. "Es... fehlt doch noch jemand, oder?"


      Noah


      Es passierte, als der Bus abfuhr. Noah hatte sein Handy nehmen wollen, um auf der Fahrt über einen Podcast zu hören, aber das Teil war aus. Und es blieb aus, egal wie häufig Noah versuchte, es einzuschalten. Hatte er den Akku nicht ausreichend aufgeladen? Doch, eigentlich schon. Darauf hatte er geachtet.
      Also Koffer von der Gepäckablage runtergeholt, drin rumgekramt und sein Tablet hervorgeholt. Aber als er dieses entsperrte, flackerte der Bildschirm in vielen Farben und Pixeln auf und auch dieses Gerät gab seinen Geist auf.
      Und das war... richtig schlecht. Nicht, weil er ohne Musik oder Podcast keine Fahrt überstehen konnte; scheiß drauf. Es war aber richtig schlecht, weil er die Notiz aus der App noch benötigte, um das Schiff zu finden!
      Die gesamte Fahrt über versuchte Noah eines der Geräte wieder einzuschalten -- erfolglos.
      Beim Aussteigen suchte er verzweifelt die Passagiere ab; war irgendjemand in seinem Alter? Kannte er zufälligerweise vielleicht jemanden?
      Ja. Er kannte Alexander Lane, der vor ihm seine Tasche schnappte und nach draußen spazierte. Na ja gut, von Kennen konnte nicht wirklich die Rede sein, aber er erkannte ihn. Als er für den Direktor gearbeitet hatte, hatte Noah einige Akten eingesehen, hatte Zeugnisse gedruckt und so fiel ihm eben der ein oder andere Student auf, vor allem wenn dieser Student nicht gerade wenige Einträge im Register hatte.
      Konnte es sein, dass er vielleicht gerade mit dem in ein Team sollte? Nun, das könnte heiter werden. Aber Noah wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen; den Weg zum Spaceport kannte er, war auch ausgeschildert, kein Problem. Das Problem wäre nur, zu welchem Abschnitt er musste... Aber je länger er dem anderen Studenten folgte, desto mehr beschlich ihm die Ahnung, dass dieser auch nicht so zufällig hier zu sein schien.
      Beim Spaceport angekommen, machte Noah aber dann einen gewaltigen Fehler, denn er hörte auf, Alex Lane zu folgen. Stattdessen blieb er nur kurz stehen, um einen Blick auf den digitalen Lageplan zu werfen in der Hoffnung, dort einen Eintrag zu finden, welches Raumschiff heute abreiste, vielleicht auch den Zielort... Eventuell würde er sich auch wieder an die Nummer des Abteils erinnern, sobald er sie sah. Doch dies war ein Trugschluss. Und als er sich wieder umsah, war Alex Lane wie vom Erdboden verschluckt und er hatte keinen mehr, dem er nachrennen konnte.
      Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt!
      Gerade wollte er zum Eingang des Raumschiffhafens zurück laufen und jemanden vom Personal finden, als ihm eine Frau entgegen kam, die ihm ein breites Lächeln schenkte. Sie sah nicht aus wie eine Mitarbeiterin des Instituts, aber Noah ergriff seine Chance: "Entschuldigung... Sie wissen nicht zufällig, in welchem Abteil das Raumschiff der Space Academy steht, das heute mit der neuen Crew abheben soll...?" War ihm total peinlich. Normalerweise war er besser vorbereitet und nicht so... stümperhaft. Aber die Frau schien es nicht im Geringsten zu stören; ihr Lächeln wurde breiter.
      "Ach, du gehörst auch mit dazu? Wie schön, ich habe gerade meine Tochter dort abgesetzt! Sie sind dort hinten." Sie deutete auf die Richtung, aus der sie gekommen war und Noah nickte. Das war wenigstens ein Anfang.

      Er war wohl zu spät, denn er war der Letzte, der das Raumschiff erreichte. Zwei Mädchen und Alex Lane standen an der Treppe, Lieutenant Ichiro Shinji auf dieser oben drauf und sah ihn mit großen Augen an. Röte schoss Noah ins Gesicht und er atmete schwer, denn nachdem die Mutter ihm den Weg erklärt hatte, war er den Rest mit seinem schweren Koffer gerannt. Ein paar Haarsträhnen klebten ihm in der Stirn und auch das war ihm unangenehm und peinlich. "Tut mir leid... Ich bin Noah Östberg; ich wurde zum Schiffsarzt ausgebildet." Er verbeugte sich, sein Herz ihm bis zum Hals schlagend. Das war nicht der beste erste Eindruck, den er wohl machen konnte und das war schon erstaunlich, wenn jemand wie Alex Lane gleich neben ihm stand.
      "Da ist er. Na dann, rein jetzt mit euch! Bevor Orion von all der Luft noch einen roten Kopf bekommt!"
    • Mio

      "Ach… eh… Mio und Ingenieurin", lachte sie der Blonden entgegen. Die hatte wohl nicht die Merkfähigkeit des Tages. Naja, auch egal, sie waren bestimmt alle etwas nervös. Und nachdem ihr gerade selbst zehn Mal das Herz in die Hose gerutscht war, fühlte sie sich zumindest nicht so allein. Sie setzte bereits an, den Lehrern ins Schiff zu folgen, da hielt Lou's Ansage sie auf. Sie hatte recht, sie sollten zu viert sein, oder nicht? Etwas verwundert sah Mio sich um. Wer verspätete sich denn am ersten Praxistag? Raumschiffe hatten immerhin recht fixe Startzeiten und warteten meist nicht eben auf den letzten Passagier. Auch wenn sie hier wohl eine Ausnahme machen würden, aber sie sollten das hier schließlich so ernst nehmen, wie den ersten Arbeitstag. Ah, zumindest kam bereits jemand verschwitzt auf sie zugerannt. Alex, Noah und Lou. Hm. Ein unruhestiftender Soldat, ein unpünktlicher Arzt und eine verwirrte Biologin. Da würde Mio wohl ordentlich was umreißen müssen in der Truppe. Nicht, dass sie so viel von sich selbst hielt, ein bisschen vielleicht, aber wenn man schonmal jedes Jahr als Klassenbeste abschloss, wurden Erwartungen gesetzt. Wenn sie sich aber ein herausstehendes Problem an sich aussuchen musste… naja, dann war es wohl die Stressresistenz. Die war nur in der Theorie sehr hoch. Und trotzdem würde sie auch die Praxis als Klassenbeste abschließen, das war sicher.
      "Mio", stellte sie sich mit einem Wort bei dem Blonden vor, warf ihm ein kleines Lächeln zu und marschierte hinter Herrn Shinji ins Raumschiff. Wahnsinn… es war… kleiner als gedacht, aber dennoch ein Raumschiff. Und sie konnte es sogar fliegen! Ein Grinsen breitete sich in ihrem Gesicht aus, als sie durch den ersten Gang lief. Leicht uninteressiert, aber pflichtbewusst deutete Herr Grayson in die jeweiligen Richtungen der Schlafräume, Wohnraum, Küche, Badezimmer, Simulator und natürlich… die Brücke. Das war ihr Lieblingsort. Am liebsten wollte sie gleich voraus laufen, aber sie wurden erst einmal angewiesen, ihre Koffer abzustellen und die Uniformen anzuziehen, bevor sie starteten. Alles weitere konnten sie am Flug besprechen.

      Alex

      Eh? War der Typ nicht mit ihm aus dem Bus gestiegen? Klar, Noah, sie hatten bestimmt mal einen Kurs oder so etwas zusammen belegt. Vielleicht Erste Hilfe? Irgendetwas sagte ihm der Name, aber er war offensichtlich schlecht mit Gesichtern. "Alex", tat er es dem unsympathischen Mädchen gleich und stellte sich schnell in einem Wort vor, bevor er ebenfalls in Richtung Raumschiff lief. Wenn sie noch länger hier rumstünden, würde er im Stehen einschlafen.
      Der erste Weg führte direkt ins Zimmer. Und da hatten sie den Jackpot gewonnen: Einzelzimmer, klein aber fein. Besser ging es nicht. Ruhige Nächte waren schon die halbe Miete. Alex stellte seine Sachen ab, dann machte er sich daran die schwarze Uniform anzuziehen, die auf dem Bett abgelegt wurde. Die restlichen Garnituren befanden sich hoffentlich im Schrank. Einen Moment lang musste er sich im Spiegel betrachten. Sah schon schick aus, so professionell. Mit gestärktem Selbstbewusstsein verließ er das Zimmer und ging zu ihrem Treffpunkt im Wohnraum, wobei er jedoch in jeden Seitengang einmal blicken musste. Irgendwo hier war der Simulator… Da würde er am liebsten gleich rein. Aber erst kam die dämliche Vorstellungsrunde.
      In einer Art Ring aus Sofas saßen bereits Grayson und Ichiro, die warteten bis alle da waren, um sich selbst vorzustellen.
      "Also, mein Name ist Orion Grayson, Captain Grayson für euch. Falls ihr eure Handys nicht gecheckt hab, was mich wundern würde, hier noch einmal der grobe Ablauf: Wir wählen einen Übungscaptain für diesen Flug, dann starten wir. ALLE hören auf den Captain", bei den Worten sah er jeden einzeln so ernst an, dass man Gänsehaut bekam.
      "Aber Ichiro und ich haben das letzte Wort. Auf Xerion 8 befolgen wir bitte alle das Handbuch. Es ist ein friedlicher Planet, ja. Trotzdem nichts anfassen, das wir nicht kennen. Niemanden ansprechen, den wir nicht kennen. Verstanden? Es gibt Scangeräte nicht, weil sie lustig anzusehen sind" Mann, der Typ hatte ja echt Bock auf seinen Job. Der Blick sprach mehr als tausend Worte. Alex nickte langsam, weil er sich irgendwie besonders angesprochen fühlte. Vielleicht lag das daran, dass Grayson ihn anstarrte. "Gut. Was sonst… Wir sind nicht im Kindergarten, sowas wie 'ne Ausgangssperre gibt es nicht, aber wenn mich Nachts jemand weckt, ist er dran. Im Simulator gibt es halbstündliche Slots, in denen ihr euch am Monitor eintragen könnt. So gibt's kein Gezanke. First come, first serve. Ihr sollte ihn sowieso nur zu Übungszwecken verwenden", seufzte Grayson. Dann schien es, als wäre er fertig, aber er hing plötzlich noch mit dringlichem Ton an: "Ja, keine nächtlichen Besuche. Das ist mein Ernst. Lasst die Finger voneinander. Wieso muss ich das eigentlich immer dazusagen?" Er sah Ichiro etwas verzweifelt an. Wow, Alex würde definitiv nie Lehrer werden.
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    • Noah


      Froh, dass aus seiner Verspätung keine große Sache gemacht wurde, folgte er den anderen ins Innere des Schiffs. Natürlich hatte er ein solches schon mal von innen gesehen, bei Inspektionen und um sich mit den medizinischen Geräten vertraut zu machen. Aber auch, wenn ihm der Anblick nicht unbekannt war, so war das Gefühl heute doch ganz anders als damals; viel aufregender. Und er war immer noch nervös! Fragte sich, was genau auf sie zukam, obwohl die Nachricht mit all den Informationen echt lang war und er sie zwischenzeitlich förmlich eingeatmet hatte. Aber würden sie sofort losfliegen? Oder erst mal eine Großtour machen mit vielen Erklärungen und Einteilung der Aufgaben?
      Zunächst wurden sie zumindest angewiesen, ihre Taschen im Zimmer abzuladen und sich umzuziehen. Einzelzimmer waren der absolute Jackpot, das hatte nicht jedes Schiff! Noah stellte seinen Koffer ab und nachdem er sich die Uniform angezogen hatte, holte er nochmals sein Handy und Tablet heraus. Beides bräuchte er und beides war tot. Vielleicht könnte ihm jemand aus dem technischen Bereich helfen, aber sollten sich die anderen über ihre Ausbildungen schon vorgestellt haben, hatte er auch das verpasst. Schön, dass die Uniformen je nach Abteil unterschiedliche Farbakzente hatten. So war seine abgesehen vom einheitlichen schwarz noch zusätzlich mit weißen Streifen an den Armen und dem Rumpf markiert. Schick. Und auch wenn Eigenlob stank; er fand, dass sie ihm ganz gut stand, als er sich im Spiegel betrachtete.
      Der Anblick von sich selbst erfüllte ihn mit weiteren Glücksgefühlen. Er stand wirklich und ganz wahrhaftig hier, in seinem eigenen Zimmer, in seiner eigenen Uniform! Wie konnte das nicht aufregend sein?!
      Gerne hätte er sich noch ein wenig länger alleine im Zimmer aufgehalten, sich ein paar Löcher in den Bauch gefreut und sich nochmal vor dem Spiegel von allen Seiten betrachtet, wollte das Fass aber nicht zum Überlaufen bringen und beeilte sich stattdessen, schnell wieder bei den beiden Lehrern anzukommen, sodass er dieses Mal sogar der Erste war, der beim Treffpunkt wieder ankam, wenn auch nur mit einem ganz kleinen Vorsprung, bis die anderen auch neben ihm aufkreuzten.
      Das Tablet drückte er an sich mit dem Display nach Innen gegen seinen Bauch. Musste ja auch nicht gleich jeder mitbekommen, dass das ausgeschaltet war, aber er sollte es wirklich bald repariert bekommen.


      Lou


      Das Schiff war der absolute Wahnsinn! Lous Augen funkelten beim Durchlaufen, vor allem als sie an der Tür zum Labor vorbeigingen. Schade, dass diese geschlossen war, aber sie konnte es jetzt schon kaum mehr erwarten, so viele Proben wie möglich unter dem Mikroskop zu betrachten und die Datenbanken zu durchforsten und alles mindestens einmal angefasst zu haben, damit sich ihre Hautschüppchen überall verteilen würden; so wie ein Tier, das sein Revier markierte. Nur in weniger eklig.
      Als Captain Grayson seine kleine Ansprache hielt, fühlte Lou sich also auch gleich mit angesprochen. Sie fasste gerne Sachen an. Wie sonst konnte man sich von ihrer Beschaffenheit selbst überzeugen?
      Aber die beiden Männer schüchterten sie ein und wer wäre sie, nun einwerfende Widerworte zu geben? Die zwei waren absolute Legenden, was bereits einschüchternd genug war und das obwohl Lou sich für ihre großartigen Taten zugegebenermaßen nicht viel interessierte und noch weniger darüber wusste. Ihre Mutter hatte ihr erst vor wenigen Tagen erklären müssen, wieso ihr die zwei Namen etwas sagen sollten (das taten sie nämlich nicht). Es würde allerdings den Direktor interessieren, wenn zwei so hohe Tiere einen schlechten Bericht über sie schreiben würden wie 'Plappert ohne gefragt zu werden'. Also presste Lou ihre Lippen fest aufeinander.
      Captain Grayson schien ein sehr strenger Mann zu sein, aber er war Lou sympathisch. Mochte seine direkte Art und dass er klipp und klar sagte, was man zu tun und zu lassen hatte. Ihn nicht wecken, check. Die anderen nachts auch nicht besuchen. Bekam sie hin.
      Der andere hingegen... "Nennt mich einfach Ichiro.", murmelte dieser gerade ohne von seinem Tablet aufzusehen, auf dem er irgendetwas hin und her wischte. "Ah, hier haben wir die Liste ja. Okay." Er setzte sich auf dem runden Sofa neben dem Captain aufrechter hin und starrte weiterhin auf das Display. "Übungscaptain dieser Mission wird Louise Lavoie. Wer war das nochmal?"
      Ichiro sah durch die Runde und als er zu Lou sah, lächelte er schon wieder. "Achja, die mit der reizenden Mutter! Gut, das wäre geklärt. Also Captain Lavoie, was sind deine ersten Worte an die Crew?"
      Lous Mund klappte kurz auf, ehe sie sich daran erinnerte, ihre Lippen fest aufeinander gepresst zu halten. Übungscaptain? Sie? Jetzt sofort? Musste das denn sein? Sie hatte die Info gelesen, dass das passieren würde, aber sie hatte eher gehofft, das beruhte auf freiwilliger Basis und sie könnte sich da durchmogeln...
      Vorsichtig wagte sie, einen Blick über ihre Kollegin und Kollegen zu werfen, wie sie dort standen in ihren Uniformen und alle so aussahen, als hätten sie große Ahnung in dem, was sie taten. Wie sollte sie denen denn Befehle geben können?
      "Ähm... Dann starten wir jetzt.", wiederholte sie quasi nur Captain Graysons Worte, doch es schien Lieutenant Shinji glücklich zu machen, denn der stand sofort auf und richtete seine Augen zu dem freundlichen Mädchen -- Mio, glaubte Lou sich zu erinnern.
    • Alex

      Alex riss kurz die Augen auf, konnte seine Gesichtszüge aber gleich wieder unter Kontrolle bringen. Louise Lavoie war also ihr Captain. Mit so etwas hatte er ja schon gerechnet, das war nunmal Teil ihrer Mission und nicht jeder konnte eine Führungspersönlichkeit sein, aber das war irgendwie ein trauriger Anblick. ‚Dann starten wir jetzt‘…?
      „Oh, äh, ja! Auf zur Brücke“, gab dann auf einmal Mio enthusiastisch von sich, die wohl kurz an ihren Job erinnert werden musste. Sie stand energisch auf und ließ dann Lou den Vortritt, also erhob sich auch Alex seufzend und wollte hinterher trotten, da fiel seine Aufmerksamkeit aber noch einmal auf diesen Noah. Naja, vielleicht war der ja ein bisschen spaßiger drauf. Alex passte sich an sein Tempo an, da fiel ihm plötzlich das Tablet auf.
      „Was hast du mit dem denn vor?“, fragte er gerade heraus. „Brauchste das beim Abflug für irgendwas?“ Alex hatte sogar sein Handy am Zimmer liegen lassen, weil er sich schonmal darauf einstellte, nach dem Abflug ein paar Trainingsrunden und dann vielleicht ein Schläfchen einzulegen. Viel zu tun haben würde er jedenfalls nicht, wenn nicht unbedingt irgendwo ein Stern explodierte und jemand wissen wollte, wieso. Oder sie auf einmal von einer Armee Außerirdischer angegriffen würden. Sein Job war wirklich überflüssig bei diesen kleinen Missionen und er fragte sich, wie er hier überhaupt irgendetwas lernen konnte, nicht, dass er es nötig hatte. Aber auf einem Kampfschiff stationiert zu sein, hatte schon mehr Reiz. Irgendwo war schließlich immer ein Einsatz fürs Militär notwendig. Aber nicht gerade auf diesen kleinen Probesammlungsmissionen… Dass man immer auf Nummer Sicher gehen musste ging ihm langsam auf die Nerven.
      Aber ob ein Arzt wirklich viel zu tun haben würde, wenn die größte Verletzung auf dieser Reise höchstens ein eingerissener Nagel sein würde?

      Mio

      Puh, fast hatte sie ihren Einsatz verpasst. Es war ungewohnt, so die Verantwortung für die Gruppe zu übernehmen. Klar, Gruppenaufgaben hatte es ausreichend in der Akademie gegeben, aber ein richtiges Schiff mit einer Crew zu fliegen… das war ganz anders, als man es je lernen könnte. Die Praxis gab es aus gutem Grund.
      Auf der Brücke nahm Mio Platz an dem Sessel ganz vorne, der vor einer riesigen Schaltfläche und Bildschirmen positioniert war. Von hier aus würde sie nun immer alles auf den Start vorbereiten, wenn sie nicht gerade selbst Captain war oder es ein technisches Problem gab. Alle nahmen ihre Plätze auf der Brücke ein und Mio drehte sich im Sessel herum, um Lou in ihrem Captainsessel ein breites Grinsen zuzuwerfen, gespannt auf ihr Wort wartend.
      Grayson nahm neben ihr als Co-Captain Platz, damit sich der Rest des Teams auf ihre Aufgaben konzentrieren konnte. Er warf Lou einen versucht motivierenden Blick zu, nicht unbedingt ideal ausgeführt, aber er schien wohl doch zu versuchen, ein guter Lehrer zu sein. Außerdem musste ein Captain seinem Co-Captain vertrauen könnten, besonders in diesem Setting. Ein wenig Unterstützung würden sie in dieser Position alle brauchen, nachdem sie damit kaum Erfahrung hatten.
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    • Noah

      Gerade wollte er der Gruppe folgen, da wurde er von Alex angesprochen und es überraschte ihn. Er hätte weniger geglaubt, dass Typen wie Alex Interesse an Typen wie Noah hätten, aber nun wurde er auf sein Tablet angesprochen. Andererseits kannte er diesen Menschen auch nicht und auch, wenn er ein paar Mal Einblicke in seine Akte bekommen hatte, musste er ihn wohl kaum deswegen verurteilen.
      "Da sind meine Unterlagen drauf. Außerdem loggt man sich damit bei vielen Dingen ein; Scanner zum Beispiel, damit ein Protokoll erstellt werden kann." Prüfend ließ er seinen Blick über Alex' Uniform schweifen und dachte darüber nach, ob es für Weltraumsoldaten ebenfalls Anwendungen gab, die mit dem Tablet gesteuert wurden. Vielleicht im Simulator? Noah jedenfalls könnte Modelle zum Operieren damit hochladen.
      Aber Alex' Frage war bestimmt nicht, wozu man allgemein das Teil auf dem Schiff brauchte, sondern, wieso er es jetzt dabei hatte. Tja. Noah hatte nur nicht die größte Lust, ihm zu erzählen, dass es direkt am ersten Tag kaputt war. Ging ihn auch nix an.
      "Hast du deins denn nicht dabei?", fragte er also herausfordernd und beschloss dann, dass die Unterhaltung beendet wäre. Dabei wollte er seine Teamkameraden schon mal kennenlernen. Schließlich war man nur so lange ein gutes Team, wenn man einander vertrauen konnte und das ging am besten, wenn man ein wenig voneinander wusste.
      Dafür hätten sie aber noch genug Zeit, musste nicht jetzt sein, wenn sie starten wollten. Noah begab sich auf seinen Platz und schnallte sich an.
      War ein mulmiges Gefühl. Die Erde zu verlassen und die Menschen, die auf ihr lebten...



      Lou

      Okay, alle schienen zu sitzen und angeschnallt zu sein... War das überhaupt ihre Aufgabe, das zu überprüfen oder konnte sie nun einfach den Befehl zum Starten geben? Oh Mann, sie hatte da doch aufgepasst, als sie die Grundlagen des Captains im Untrerricht erklärt wurden...! Oder war das nur eine Broschüre gewesen? Auf einmal konnte sich nicht mehr erinnern. Schon wieder!
      Lou warf jedem einen Blick zu und ausnahmslos jeder starrte zu ihr zurück und die ganzen Augenpaare, die auf ihr lagen, machten es echt nicht besser. Wieso schauten denn nicht alle zu Mio; die saß doch am Steuer!
      Überfordert suchte Lou nach Worten und fand stattdessen ihren eigenen Anschnallgurt, den sie noch gar nicht um sich gebunden hatte. Schnell und perinlich berührt korrigierte sie das und schaute wieder um sich. Sie saß in der Mitte (eine überaus unangenehme Position), vor ihr befand sich ebenso ein Schaltpult, aber das war bei Weitem nicht so umfangreich wie das ganz vorne mit all den Knöpfen und Bildschirmen. Aber sie hatte einen großen, roten Schalter. Musste sie den umlegen? Komm schon, Lou, denk nach und erinnere dich an deine Ausbildung!
      Dieser rote Schalter rief jedenfalls etwas in ihrer Erinnerung wach. Super nervös legte sie ihre Hand um den Griff und schob den Riegel nach oben. Keine Sekunde später und es ertönte ein hochfahrendes Geräusch im Cockpit, Lämpchen begannen zu leuchten und zu blinken und Lou atmete erleichtert auf. Okay. Puh. Das wäre geschafft.
      "Wenn dann alle, äh, auf ihrer Position sind, dann, äh... Mio? Bist du startklar?"
    • Alex

      Das erste was Alex einfiel, als Noah ihm von irgendeinem Protokoll erzählte (oder so), war: langweilig. Der nahm das Leben also auch viel zu ernst. Jede Sekunde mit einem Tablet herumzulaufen, weil er sich vielleicht noch irgendwo einloggen musste? Wo denn überhaupt einloggen? Was fürn Protokoll? Konnte er den Scanner nicht einfach benutzen? Warum musste man denn tausend Geräte miteinander vernetzen? Naja, das war noch nie wirklich Alex Interessengebiet gewesen. Als er dann auch noch gefragt wurde, ob er sein Tablet selbst dabei hatte, stutzte er und fragte sich, ob das vielleicht notwendig war. Klar, im Koffer irgendwo. Aber das hatte er die ganze Ferien irgendwie nicht mehr eingeschalten. "Nein…", mumelte er und sah Noah kurz verdutzt hinterher, als dieser sich bereits auf seinen Platz setzte. Super. Die nächsten Wochen würden ja richtig lustig werden mit diesen Spießern. Er tat es ihm gleich und lehnte sich auch gleich entspannt in seinem Sessel zurück. Er sah analysierend zu Lou hinüber. Sehr selbstbewusst schien sie ja nicht gerade zu sein. Vielleicht machte sie ja irgendeinen komischen Fehler und die Sache wurde doch noch spannend.

      Mio

      "Yup, alles startklar", lächelte sie der Blonden zurück. Glücklicherweise hatte diese den richtigen Hebel gefunden. Einen Moment lang hatte Mio wirklich daran gezweifelt, bei Lou's Blick. Da musste sie nun selbst erleichtert aufatmen. Wenn andere nervös waren, machte sie das irgendwie selbst unruhig. Sie drehte im Sessel herum und fuhr alle Triebwerke hoch, die sie für den Start benötigten, drückte ein paar Knöpfe und betrachtete den Bildschirm einen Moment, bevor sie ihre Route auf Xerion 8 festlegte und sie einen bequemen Start hinlegen konnten. Zum Glück lief auch alles nach Plan. Sie hatte nichts falsch gemacht und sie waren in Kürze außerhalb der Erdatmosphäre und befanden sich in einem angenehmen Flug nach Xerion 8. Jetzt hatten sie bloß eine Woche Reiszeit, was für so eine simple Mission irgendwie ein bisschen lang und unnötig erschien… Aber bestimmt war das so gewollt. Somit konnten sie sich gegenseitig und das Leben an Bord eines Raumschiffs kennenlernen.
      Sobald es sicher war, öffnete Mio ihren Gurt und stand auf. Einen Blick warf sie nochmal auf das Schaltpult, einfach weil es so eindrucksvoll war. In ihren Augen fast eindrucksvoller als die Weiten des Universums direkt vor ihren Augen. Rund ums Cockpit hatte man einen tollen Ausblick nach draußen. Man sah die Sterne, ein hübsches Leuchten hier und da aber auch die breite Dunkelheit. Für die nächste Woche hatten sie ihr gewohntes Sonnenlicht hinter sich. Ebenso wie die Sterne, die sie zuhause am Nachthimmel sahen… Mit der Geschwindigkeit die sie flogen, war es fast schon nicht mehr vorstellbar, wie weit weg sie nach wenigen Minuten bereits von der Erde waren.
      Grayson warf Ichiro einen kurzen Blick zu, einen vielsagenden Blick. Ging die Vorstellungsrunde etwa weiter? Oder was hatten sie vor? Grayson erhob sich, seufzte tief und sagte dann mit lauter, präsenter Stimme: "Ihr dürft euch jetzt mit dem Schiff vertraut machen. Am besten seht ihr euch Labor, Krankenstation und die Technikräume an. Einzeln oder als Gruppe, was ich empfehlen würde, denn so könnt ihr euch gegenseitig mit eurem Wissen bereichern"
      Klasse. Ein Rundgang! Mio war schon die ganze Zeit heiß darauf, sich mal die Antriebssysteme anzusehen. Da gab es zwar nichts, das sie nicht schon gesehen hätte, aber es war irgendwie was ganz anderes, auch alleine dafür verantwortlich zu sein, dass alles wie geschmiert lief. Ein Fehler der Techniker im Raumschiff und alle konnten sterben. Gut, sie hatte nicht die volle alleinige Verantwortung, aber es machte sie dennoch ganz hibbelig. Sie lief erstmal zu Lou, um in ihr gleich mal eine Teamkollegin zu finden. Damit konnte sie Alex vielleicht erstmal ein wenig aus dem Weg gehen… Vielleicht war sie auch etwas dramatisch und übervorsichtig, aber sie hatte zu vieles bereits mit eigenen Augen sehen müssen.
      "Hi Biologin", sprach sie die Blonde an und grinste. "Wie wär's, wenn wir uns zuerst das Labor ansehen und du erklärst mir, was das ganze Zeug dort drin bringt?" Tatsächlich war sie mit ihrer Ausbildung so weit entfernt von den Life Sciences, dass sie wohl wirklich kein einziges Objekt benennen konnte.

      Alex

      Okay, das war so nicht geplant gewesen. Was sollte er denn im Labor anfangen? Oder bei der Technik? Als hätte er solche Räume nicht dutzende Male bei Exkursionen gesehen. Er wollte doch einfach nur in den verdammten Simulator. Ob es auffallen würde, wenn er sich wegschlich…? Na schön, bei einer Gruppe von vier Leuten war es vielleicht nicht so intelligent. Aber zählte dies jetzt als Pflichtaufgabe oder war der Rundgang freiwillig? Noch während er seine Chancen abwog, entkommen zu können, wurde er von Grayson's Blick gefangen.
      "Du auch", kam es in seine Richtung.
      Ah, super. Wieso hatte der es eigentlich so auf ihn abgesehen? Konnte er Gedanken lesen oder sowas? Alex schlenderte folgsam rüber zu Mio und Lou, die sich wohl schon einen Plan überlegten. Er würde einfach hinterher laufen und… hoffentlich nicht im Stehen einschlafen, wenn irgendwer anfing mit technischen Begriffen um sich zu werfen. Die Tatsache war ja, dass er von dem Zeug keinen Plan hatte. Es hatte in der Akademie hin und wieder Erweiterungskurse gegeben, aber nachdem die keine Pflicht gewesen waren, war er eben bei seiner Militärsausbildung geblieben. Astronomie hatte er auch nur belegt, weil es interessierte. Etwas über die Oberflächen zu wissen, auf denen mal vielleicht mal kämpfen musste, konnte schließlich nicht schaden.
      "Lasst euch nicht stören, ich folge euch nur wie ein Schatten", murmelte er den Mädchen zu. Das klang irgendwie unheimlicher als es beabsichtigt gewesen war.
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    • Lou


      Der Start war ein wenig beängstigend. Nicht, dass sie Mio nicht vertraute, aber wenn diese auch nur ein kleines bisschen so nervös wäre wie Lou, konnte der Start ganz schnell in die Hose gehen. Konnte man Raumschiffe abwürgen? Ein bisschen technisches Know-How hatte sie auch lernen müssen, nur für den Fall, dass mal was kaputt ginge. Dann sollten und müssten alle so gut mithelfen wie sie könnten. Also Lou wusste, wie so ein Schiff aufgebaut war, aber es fliegen? Das überließ sie lieber den anderen. Technik war eh nicht so ihr Gebiet.
      Das Raumschiff wurde nicht abgewürgt und Mio leistete ganze Arbeit. Nach kürzester Zeit waren sie nicht mehr auf der Erde, sondern schwebten in einem riesigen Meer von Dunkelheit und Sternen. Und mit einem Mal war die ganze Nervosität doch wie weggefegt.
      Grayson sagte irgendetwas, aber Lou bekam es nicht wirklich mit; noch nicht einmal, als das Wörtchen 'Labor' fiel. Ihr Blick war starr nach draußen gerichtet. Wie betäubt sah sie den funkelnden Lichtern nach, die nur ganz langsam in der Ferne am Fenster vorbeigingen. Und wie wunderschön sie waren! Eine gänzliche Ruhe legte sich wie ein Schleier über das Schiff, weil die Atmosphäre einfach so anders war. Oder bildete sie sich das nur ein?
      Wie verzaubert schnallte Lou sich erst ab, um näher an das Fenster heran zu treten und all die Sorgen waren fürs Erste wie weggefegt. Gedanken wie ihre Mutter sie blamiert hatte, waren wie weggblasen; Sorgen darüber, was sie als Übungscaptain genau zu tun hatte, gab es nicht mehr. Stattdessen machte sich ein ziemlich großes Glücksgefühl in ihr breit. Das war kein Traum! Sie war echt auf dem Weg nach Xerion 8 und würde sich eine Salamandermotte mit nach Hause nehmen! Unglaublich!
      Mio holte sie raus aus ihren Gedanken, als diese sie ansprach. Dass sie einen Rundgang machen konnten, hatte Lou nur nebenher mitbekommen, richtig ankommen in ihrem Gehirn tat die Nachricht erst jetzt. Mit einem breiten Lächeln nickte sie Mio zu: "Sehr gerne!" und sie schlug glücklich ihre Hände aneinander.


      Noah


      Noah sah Mio beim Start ganz genau zu; so gut wie er das von seiner Position eben konnte. Sofern er das erkennen konnte, hatte Grayson nicht eingreifen müssen, was nur bedeutete, dass Mio tadellos das Schiff gestartet und in die richtige Bahn gelenkt hatte. Nicht schlecht! Das Mädchen wusste offenbar ganz genau, was sie tat und zu tun hatte und das war ziemlich beruhigend. Schließlich wären sie alle irgendwie aufeinader angewiesen. Da sollte ein Handy und ein Tablet doch ein Klacks sein.

      Kurz nachdem Alex sich zu den Mädchen gesellt hatte, stieß auch Noah zu ihnen. Die Brünette (auf ihrer Uniform stand 'Louise') sah Alexander gerade etwas verschrocken an und Noah hob seine Brauen. Creep. "Am besten gehst du sogar voraus, dann können wir ein Auge auf dich haben." Nicht mal er wollte Alex als seinen Schatten haben und er war noch nicht mal angesprochen worden.
      Sie gingen zuerst am Labor vorbei, ihre Biologin öffnete die Tür sogleich und marschierte hinein. Noah sah ihr dabei zu, wie sie förmlich durch das Labor wuselte, um alles einmal angefasst zu haben. Schränke wurden geöffnet und Schubladen durchwühlt. Das war echt... eine interessante Truppe. Und mit Louise würde er wohl noch am engsten zusammen arbeiten, aber wenigstens schien sie ihren Spaß zu haben. Sah zumindest so aus, als sie gerade das Mikroskop unter die Lupe nahm.
      "Hey, Mio? Glückwunsch zum gelungenen Start!" Noah stellte sich neben das andere Mädchen und warf nochmal einen Blick auf ihre Uniform, als müsste er sich nochmal versichern, dass sie auch wirklich in der technischen Abteilung war. "Ich glaube, ich wurde gehackt oder sowas. Kannst du mir vielleicht helfen, das wieder zu reparieren?" Mit flehenden Ausdruck hielt er ihr sein Tablet hin.


      Lou


      Das Labor war so klein wie die anderen Räume auch, und trotzdem war es absolut großartig! Cozy, hier gefiel es ihr! Es gab sogar Gefäße für Lebendproben; aktuell noch leer, aber sie konnte es gar nicht abwarten, dort etwas einzupflanzen und ein Tier von einem anderen Planeten darin zu beobachten! Und das beste? Alles ihrs! Keine zwanzig anderen Studierenden, die alle dasselbe lernten und mit denen sie teilen musste! Hah! Hahaha!

      In einem der Schränke fand sie weiße Laborkittel an Bügeln hängen und sie zupfte sich einen heraus, um ihn anzuprobieren. Nicht, dass die Uniformen schlecht wären, aber... nun... sie waren eben auch keine Kittel.
      Sie suchte sich nach einem Spiegel um, fand keinen, dafür aber Mio und den Rest der Gruppe, zu denen sie sich nun umdrehte. "Na, wie seh' ich aus?"
    • Mio

      "Naa klar", kam es von Alex als Antwort und er lief geschlagen voran. Gut, den musste man wirklich im Auge behalten. Ob Noah auch schonmal Bekanntschaft mit ihm machen musste? Sie warf dem blonden Jungen ein dankendes Lächeln zu. Soweit schienen in der Gruppe drei von vier recht vernünftig zu sein. Als sie im Labor ankamen musste sie fast lachen, als sie Lou sogleich alles antatschen sah. So sah sie selbst bestimmt auch aus, wenn man ihr Werkzeug in die Hand legte. "Ich glaube, in zwei Minuten hast du's geschafft, dass an jedem Ding deine Fingerabdrücke sind", schmunzelte sie. Ihre Beobachtung wurde gestört, als Noah mit seinem Tablet auf sie zukam.
      "Oh, danke" Sie lächelte. "Klar seh ich mir das mal an" Sie bemerkte belustigt Noahs skeptische Suche nach der blauen Markierung an ihrer Uniform. Dann nahm sie das Tablet entgegen und versuchte es einzuschalten. Oh, Mann. Sah aus wie ein Virus. Da würde sie dran zu arbeiten haben. Sie kniff kurz frustriert die Augen zusammen, dann gab sie das Gerät ausgeschalten wieder zurück. "Wenn's dir recht ist, guck ich mir das nachher nochmal in meinem Zimmer an, ja? Ich denke, du hast dir einen Virus eingefangen"
      Sie fragte sich natürlich sofort, was Noah wohl getan hatte. Viren wurden immer seltener und immer kniffliger. Es war schon so gut wie unmöglich, in ein System einzudringen, bei all den Sicherheitsvorkehrungen die es vor allem in ihren Arbeitsgeräten gab, aber man musste nur mal unabsichtlich eine Verbindung mit dem falschen Netzwerk eingehen und hatte sich eine Malware gesichert. Oder man trieb sich auf irgendwelchen Seiten herum, denen man lieber kein Vertrauen schenkte, doch so genau wollte Mio es garnicht wissen.
      "Keine Sorge, spätestens morgen Früh hast du das Tablet wieder" Sie war zwar viel mehr für das Raumschiff zuständig als die privaten Geräte ihrer Kommilitonen, aber wenn der Virus sich ausbreitete, hatten sie definitiv ein größeres Problem. Vielleicht sollte sie das auch an einen Lehrer melden… Aber sie bekam das in ein paar Stunden schon selbst hin. Das war besser, als Noah Ärger einzubringen, weil er ein defektes Gerät mit an Bord genommen hatte.
      Im nächsten Moment drehte sie sich aber schon wieder zu Lou um, die offenbar ihren persönlichen Platz im Raumschiff gefunden hatte und endlich aufzugehen schien. "Super siehst du aus", grinste Mio. Ja, irgendwas hatten diese Kittel an sich. Man sah direkt ein professionelles Leuchten das von der Blonden ausging. "Mann, so 'ne coole Arbeitskleidung hätte ich auch gerne. Ich bekomme höchstens noch eine Sicherheitsbrille und Handschuhe", lachte sie. Aber wenn sie mal in ihrem Element war, interessierte sie das Outfit auch nicht mehr.

      Alex

      Wie konnte man bloß ein Reagenzglas so verliebt anstarren? Alex stand etwas gelangweilt neben der Truppe und lehnte an einem Labortisch. Hoffentlich bekamen sie keine Aufgaben, die ihn noch einmal in diesen Raum verschlagen würden. Viel interessanter empfand er gerade das Gespräch zwischen Noah und Mio. Ein Virus? Oho. Vielleicht würde er doch nicht der erste sein, der was anstellte. Nachdem Mio kurz auf Lou konzentriert gewesen war, meinte sie noch einmal zu Noah: "Du hast dich hier drin doch noch mit nichts verbunden, oder? Es war die ganze Zeit aus?"
      "Sicher, dass du das nicht lieber melden solltest?", meldete Alex sich von den billigen Plätzen. Insgeheim war es ihm aber auch egal. Wenn sie sich selbst überschätzte und dann etwas im Schiff verbreitete, dann bekam er schließlich nicht die schlechte Note, richtig?
      Mio warf ihm einen bösen Blick zu. "Einen Virus zu entfernen ist nun wirklich keine Meisteraufgabe, Herr Soldat", antwortete sie und Alex grinste über ihre schnippische Art. Wie einfallsreich einen Soldaten stupide zu nennen. "Sorry, Frau Ingenieurin", erwiderte er und hob abwehrend die Hände. "Ich freue mich für meinen Teil über ein bisschen Action, falls du's vergeigst"
      Mio sah ihn kurz schockiert an, als wäre sie ihn ihrem ganzen Leben noch nie provoziert worden, dann begann sie gekonnt ihn zu ignorieren. Langsam dämmerte Alex, weshalb sie ihm bekannt vorgekommen war. Dieser gehässige Blick war ihm in Erinnerung geblieben aber wovon bloß… Hm… Oh. Astrophysik.
      "Flammenmädchen!", stieß Alex nach längerem Schweigen auf einmal aus.
      Mio wandte sich zu ihm. "Was?"
      "Hab ich nicht deine Haare abgefackelt?", fragte er verwirrt, als sie nicht gleich wusste, wovon er sprach. Da traten die Flammen plötzlich auch in ihren Augen auf. "Ach, da erinnerst du dich dran?", zischte sie.
      Er hob die Augenbrauen. "Also, mir ist es eben wieder gedämmert", meinte er schulterzuckend. War doch schon bestimmt zwei Jahre her. Und darüber war sie noch immer so stocksauer?
      "Lassen wir das Thema", sagte sie, holte tief Luft und führte das Ding mit der Ignoranz fort. Reizend.
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    • Noah

      Ihm fiel förmlich ein Stein vom Herzen, als Mio sich bereit erklärte, ihm zu helfen. "Danke..." Und das war er wirklich: dankbar. So langsam schien der Tag doch endlich wieder gut zu werden nach all dem Chaos am Morgen. Zwar glaubte er nicht an so einen Quatsch wie Astronomie, aber vielleicht lag es ja wirklich am... erdlichen Karma oder sowas. Wahrscheinlich nicht. Aber hier oben konnte er sich ruhig nach einem Neuanfang fühlen.
      "Ehrlich gesagt sieht mein Handy genau so aus, seit dem Hinweg zum Weltraumbahnhof. Seitdem bekomme ich die Geräte einfach nicht mehr an. Also ja, sind aus. Die ganze Zeit."
      Alex quatschte sie von der Seite an, ob sie das nicht melden sollten und Noah warf ihm einen bösen Blick zu. Sollte der sich mal wagen, ihn zu verpetzen! Sein Stipendium hatte schon genug auf der Kippe gestanden; ohne das konnte er sich die Ausbildung nicht mehr leisten und dann konnten sie sich einen neuen Arzt suchen. Schön, dass Alex daran Freude hätte, Action nannte dieser es jetzt.
      Noah lag wohl falsch. Er hatte mit seiner Voreingenommenheit Alex gegenüber wohl doch recht gehabt.
      Aber er kam nicht wirklich dazwischen, denn Mio ergriff das Wort und die zwei schienen sich schon regelrecht zu streiten. Ooooh, er erinnerte sich an den Vorfall mit den Haaren... Das hatte für ordentlich Diskussionen im Büro gesorgt und er erinnerte sich noch an die Worte des Direktors, der einfach viel zu nachsichtig zu seinen Studierenden war: Wegen einem Unfall ist man nicht gleich ein 'Brandstifter'.
      Hoffentlich sollte der Recht behalten.




      Lou

      Klirrend fiel das Reagenzglas aus ihrer Hand zu Boden. Empfindlich wie dieses war zerschellte es dort auch sogleich und in wenigen Momenten würde Lou sich darüber Sorgen machen, als Erste irgendetwas angestellt zu haben. Aber diese Sorge würde noch etwas warten müssen, denn vorerst musste sie hier eine Sache klarstellen.
      Sie mochte Streit sowieso schon nicht und so wie Mio und Alex sich anzickten, wurde es ihr ganz schnell ganz schön unbehaglich zumute. Konnten die sich nicht irgendwo anders streiten als ausgerechnet in ihrem Labor?
      Das Reagenzglas fiel dann, als sie erfuhr, dass Alex seine Mitschülerin scheinbar mal in Brand gesetzt hatte und -- nun, er klang nicht gerade reumütig.
      Ausnahmsweise mal selbstbewusst baute sie sich vor Alex auf und sah ihn ernst an. "Solltest du in meinem Labor irgendeine Action veranstalten, sorge ich dafür, dass die erste Traumafliege, die ich finde, auf deinen Namen programmiert wird und glaub mir, das willst du nicht." Eigentlich wollte sie keine Partei ergreifen, so war ebenso wenig Mios Tonfall Musik in ihren Ohren gewesen und hatte sie mehr gestresst, aber der Aggressor schien mehr von Alex' Seite auszugehen -- obwohl, das war ihr eigentlich egal. Sie wollte nur, dass die zwei aufhörten und der Chaosbefürworter aus ihrem Labor verschwand. So viel zum Thema Schatten.
      "Hey, jetzt... kommen wir lieber mal wieder alle runter. Wollen wir uns den nächsten Raum vielleicht ansehen?", kam es von Noah und Lou wandte sich den Glasscherben zu, um diese aufzuheben und wegzuwerfen. Ob das auffiel, wenn eines fehlte? Nun war es doch Zeit, sich darum zu Sorgen, etwas kaputt gemacht zu haben.
    • Alex

      Alex zuckte bei dem Klirren zusammen, dann wich er etwas zurück, als Lou plötzlich eine Wandlung durchmachte und sich vor ihm aufbäumte. Wer war denn dieses Mädchen auf einmal? Im Labor machte sie wohl keinen Spaß hm? "Öh… klar…", murmelte er etwas erstaunt. Was zum Teufel war eine Traumafliege? Klang jedenfalls nicht nach etwas, das Alex in seinem Leben gebrauchen konnte. Wieso ging sie eigentlich Mio nicht an? Die zickte ihn doch den ganzen Tag schon so an, weil sie über ihre Haarsträhne nicht hinwegkam. Aber das wollte Lou vermutlich gerade nicht hören, wie sie aussah. Er wandte den Blick zu Noah. Nächster Raum? Wenn Alex heute noch irgendwo hin ging, war es der Simulator.
      "Geht schon mal vor, ich geh zur Toilette", sagte er unbeeindruckt und verließ das Labor. Das Schiff mochte nicht riesig sein, aber es war definitiv groß genug, um erstmal verwirrt zu sein, wenn man seinen Weg zurück suchte. Er musste den Gang wieder entlang und dann… rechts. Zumindest hingen Schilder an den Räumen und er wusste, wo er nicht hinein wollte. Der Simulator war nach wenigen Minuten gefunden, also stellte er sich an den Monitor. Ob er sich da jetzt wirklich eintragen sollte? Dann sah man später, dass er nicht beim Rundgang mitgemacht hatte. Ne, lieber nicht. Also dann- Wieso gingen die Türen nicht auf? Sollten die sich nicht irgendwie automatisch öffnen? Alex runzelte die Stirn und winkte vor den großen milchigen Türhälften herum. War das ein Scherz?
      "Gruppe verloren?"
      Shit. Alex drehte sich um.
      "Der Simulator ist so kurz nach dem Abflug noch geschlossen, sorry. Sicherheitsmaßnahme", erklärte Grayson ihm.
      Was für eine dämliche Sicherheitsmaßnahme… "Achso, dann weiß ich ja Bescheid. Ich geh mal zu den anderen und sag ihnen das", meinte Alex schnell und lächelte unschuldig, bevor er abhauen wollte, bloß weg von diesem Kerl. Der wartete doch nur darauf, ihm eine Lektion zu erteilen.
      "Stop", sagte Grayson. Alex blieb stehen. Ja, ganz war die Militärsausbildung auch nicht an ihm vorbeigegangen. Der Mann kam auf ihn zu und lehnte sich knapp vor ihm gegen die Wand. "Wenn du diese Sache nicht ernst nimmst, fällst du durch. Das ist dir klar, oder?", fragte er. Dabei klang er so entspannt, dass es Alex fast überraschte und gleichzeitig wurde ihm die Situation etwas unangenehm. Wollte er ihm jetzt einen väterlichen Rat geben oder sowas?
      "Uh… ich nehme… das total ernst", erwiderte er und nickte bestätigend.
      Grayson hob die Augenbrauen. "Das wär ja was Neues, bei deiner Schulakte" Er seufzte. Oh Mann, war er enttäuscht oder so? Was war denn jetzt los? Alex wollte im Boden versinken. Lieber würde er angeschrien werden. Grayson betrachtete den Schüler einen Moment lang, dann sagte er: "Du schlägst dich sehr gut im Nahkampf, was?" Die Türen zum Simulator gingen auf. "Du kriegst eine halbe Stunde. Halte dich an die Slots" Damit drehte er um und ging den Gang zur Brücke entlang. Alex blieb wie angewurzelt stehen. Was war gerade passiert? Nachdem er dem Lehrer eine Weile hinterher sah um sicherzugehen, dass es keine Falle war, ging er in de Simulationsraum hinein, noch immer verwirrt darüber, was genau Grayson ihm mitteilen wollte. Aber offenbar war er von der Gruppenaufgabe befreit. Cool. Dann konnte er ja endlich trainieren.

      Mio

      Uff, irgendwie fühlte Mio sich mitschuldig an Lou's kleinem Ausraster, falls man es so nennen konnte. Sie sank ein wenig ein, ihre stolze Haltung ließ nach. Mit großen Augen sah sie der Blonden zu, wie sie sich vor Alex aufbaute und ihr Labor verteidigte und wie sie anschließend begann die Scherben des Glases aufzuheben. Wow. Irgendetwas hatte Mio gerade direkt ins Herz getroffen.
      "Ich helfe dir", sagte sie sofort und riss sich selbst aus einer Starre heraus. Dann kniete sie sich neben Lou auf den Boden. Als Alex sich verabschiedete, schenkte sie ihm gar keine Aufmerksamkeit.
      "Sorry, ich hab Alex angestachelt. Aber der kommt bestimmt eh nicht nochmal freiwillig ins Labor", sagte Mio und lächelte das Mädchen an, während sie die Scherben aufsammelte. So unkonzentriert sollte man dabei vielleicht nicht sein. Sie schnitt sich. "Autsch" Sie sah auf ihren Finger und nahm ihn reflexartig in den Mund. "Sorry", entschuldigte sie sich nochmal nuschelnd und lachte leicht. Mit Werkzeug konnte sie umgehen aber anscheinend gab es eine Grenze bei Scherben. Oder wenn sie neben einem hübschen Mädchen arbeitete.
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    • Noah

      Was war da gerade passiert? Alex war nun nach draußen gestürmt und die beiden Mädels kümmerten sich um die Scherben. Oh Mann. Das konnte ja wirklich noch heiter werden mit ihnen vier, dabei war das gerade mal der erste Tag. Kurz nach dem Start.
      Ein wenig hatte er sogar ein schlechtes Gewissen. Sie kannten Alex ja überhaupt nicht, aber irgendwie gingen sie bei ihm gleich vom Schlimmsten aus. Na gut, Mio schien ihn wohl doch zu kennen und wen Lou kannte -- was wusste Noah schon. Trotzdem. Vielleicht sollte er mal nach ihm sehen und dann konnten sie zusammen schon mal vorgehen. So musste auch niemand alleine sein.
      Noah verließ das Labor und versuchte sich zu orientieren. Mal sehen... Die Toiletten sollten beim Wohnbereich sein, nicht? Wo war der noch gleich? Ah, dort hinten. War gar nicht so schwer zu finden; das Schiff war ja auch nicht besonders groß für sechs Personen und ausgeschildert war es obendrein auch noch.
      Es gab mehrere Toilettenbereiche, damit wohl niemand lange auf seine Reihe warten müsste, aber sie waren alle auf einem Fleck. Noah warf in in jede der Kabinen einen kurzen Blick hinein, aber sie waren alle leer. Auch der Rest des Wohnbereichs kam ihm sehr leer vor, war zumindest so still. So unangenehm still. Zwar sah er sich nochmal kurz um, aber... nee, da war keiner.
      Tonlos seufzend schüttelte er den Kopf. War ja klar, irgendwie. Machte den Umstand nur nicht weniger enttäuschend.
      Alex war echt einfach so dieser Typ Mensch... wenn man einen von denen kannte, kannte man sie irgendwie alle. Einzelgänger, stellte nur Unsinn an und kümmerte sich vor allem nur um sich selbst. Gut, wenigstens könnte Noah sich nicht vorwerfen, er hätte es nicht versucht. Und zum Glück waren sie auch nicht auf ihn angewiesen, jetzt jedenfalls noch nicht. Wenn es dann darum ginge, ihm sein Leben in die Hand zu legen und darauf zu vertrauen, dass er ihm Rückendeckung gab... Ohje, bei dem Gedanken wurde ihm gleich ganz anders. Aber bis dahin hatten sie zum Glück noch Zeit.


      Lou

      Shit... So war das ganz sicher nicht geplant gewesen... Mit zu schnell schlagenden Herzen kniete Lou auf dem Boden und sammelte die vielen kleinen Scherbchen auf. Die ganze Situation war ihr viel zu unangenehm; der Streit, ihre eigene Stimme. Sie mochte keine Konflikte. Sie mochte generell keine menschlichen Interaktionen, aber in zu vielen Fällen war das eine ja auch das andere.
      Vor ihr setzte sich Mio ebenso auf den Boden und Lou sah überrascht auf. Dass die andere ihr half, war nett. Lou wusste nur nicht so ganz, ob sie das auch verdient hatte.
      "Ich bin wohl auch zu weit gegangen. Mit Traumafliegen ist nicht zu spaßen." Und die ganze Sache ausbaden musste ihre Unterlippe, auf der sie nun nervös herumkaute. Sie murmelte noch ein schlecht verständliches "Tut mir leid" hinterher, ehe Mio sich erneut entschuldigte und Lou fragend von den Scherben auf ihrer Hand aufschaute.
      Oh nein, hatte sie sich geschnitten? Das wurde ja alles immer bunter. Erst verjagte sie ihren Mitschüler, zerstörte Schuleigentum und nun hatte sich eine weitere Kommilitonin wegen ihr verletzt. Und ihr Arzt war auch schon fort. Mensch!
      "Warte, ich glaube..." Schnell erhob sie sich, warf die Scherben, die sie selbst trug, in den Müll und scannte mit ihren Augen die ganzen Schränke und Schubladen. Die hatte sie doch gerade eben noch alle geöffnet und wenn sie sich richtig erinnerte, befand sich in dieser Schublade... Ja! Der erste Hilfe Kasten! Aus diesem holte sie ein Pflaster und kniete sich mit diesem wieder zu Mio zurück, um es ihr zu geben. "Hier. Hat dieser Alex wirklich deine Haare angezündet? Warum?"
    • Mio

      "Ist nur ein kleiner Schnitt", sagte Mio schnell als Lou aufstand und sich wohl nach einem Pflaster umsah. Sie erhob sich, immer noch den Finger im Mund. Irgendwie peinlich, dass sie offensichtlich zu unfähig für die kleinste Aufgabe war. Das machte ja einen tollen Eindruck. Peinlich berührt lächelnd nahm sie das Pflaster entgegen und machte einen Schritt zum nächsten Desinfektionsmittelspender, wo sie ihren Finger kurz darunter hielt. "Danke…", sagte sie und klebte das Pflaster auf.
      Sie musste kurz überlegen, wie sie diese Geschichte am beste erklärte, es war schon recht lange her aber diesen Tag würde sie definitiv nicht vergessen. "Wir hatten einen Astrophysik Kurs zusammen, in denen Gruppenexperimente gemacht wurden", begann sie. Mio fragte sich noch immer, wie man da überhaupt so einen Schaden anrichten konnte, aber für Alex war wohl nichts unmöglich.
      "Naja, wir sollten ein Spektogramm einer Spiritusflamme erstellen. Ganz einfach. Aber dieser Idiot hat die Lampe einfach nicht in Ruhe lassen können und dann hab ich mich nur einmal umgedreht und meine Haare haben gebrannt. Ich musste mir danach bestimmt 5 Zentimeter überall abschneiden lassen. Jedenfalls war das Schlimmste, dass ich ewig lange mit ihm beim Direktor sitzen musste und am Ende ist er nichtmal suspendiert worden. Und ich will garnicht an die Gruppenarbeiten denken, die ich später mit ihm machen musste" Sie seufzte laut. Wie konnte man nur jemanden, der so leichtsinnig und egoistisch war, in ein Raumschiff lassen? Kampfkunst hin oder her. Da würde Mio sich lieber noch selbst verteidigen und hatte bessere Chancen zu überleben.
      "Ich denke am besten geht man ihm einfach aus dem Weg und hofft, dass er nichts anstellt", murmelte sie. "Du solltest jedenfalls nicht alleine sein mit ihm. Wer weiß was ihm durch den Kopf geht" Sie runzelte die Stirn. Vom Schlimmsten ausgehen: darin hatte Mio eine Gabe. In ihren Augen war Alex seit dem Vorfall schon ein Verbrecher. Wer wusste schon so genau, was er noch alles tun würde.
      "Lass uns mal in die Technikräume gucken, damit wir fertig werden. Noah hat uns auch schon verlassen", meinte Mio dann schnell. Wenn sie hier noch länger standen, hatte sie vielleicht keine Gelegenheit mehr, um sich den Antrieb anzusehen.

      Alex

      Krav Magar, Level 10. Hatte er dort zuletzt aufgehört? Vermutlich. Etwas lockerere Kleidung, mit weniger Kragen am Hals, wäre schon angenehmer, aber bevor ihn nochmal jemand aufhielt, lief er jetzt lieber nicht zurück ins Zimmer, um sich umzuziehen. Also zog er sich bloß die Ärmel ein wenig hoch, machte die sprachlichen Eingaben im System, um seine Trainingseinheit zu starten und legte los.
      Wenn er kämpfte, war es still in Alex Kopf. Das war ein super Gefühl. Er konnte seine Energie konzentrieren und rauslassen und selbst, wenn er keine mehr hatte, konnte er sich in der Disziplin üben, durchzuhalten. Richtige Atemtechniken, um länger alles aus sich rauszuholen, ein Tunnelblick, um alles rund um den Kampf zu vergessen. Das war am Anfang alles unglaublich anstrengend gewesen, aber nach den ersten Monaten hatte es begonnen Spaß zu machen und irgendwann war er fast süchtig nach dem Dopamin geworden, dass sein Körper im Zuge der Anstrengung produzierte. Krav Magar war immer schon sein Favorit von allen Kampftechniken gewesen. Die war verpflichtend gewesen für alle in seiner Ausbildung, wegen der enormen Effektivität, aber spezialisieren konnte man sich auf beinahe alles. Alex hatte Krav Magar gewählt. Da war alles erlaubt. Man konnte es vielleicht eine unfaire Kampftechnik nennen, aber in richtigen Kämpfen gab es so etwas wie Fairness nicht. Zum Ausgleich hatte er Krafttraining mit Gewichten gemacht, aber das war weitaus langweiliger. Auch das ganze Waffentraining war nicht unbedingt seins gewesen, aber es war notwendig gewesen. Dennoch… dieser Kampfsport war sein Zen.
      Es stellte sich heraus, dass die halbstündigen Slots sehr ernst genommen wurden. Das brachte ihn ziemlich aus dem Flow. Wenn der Kampf immer wieder mitten drin abgebrochen wurde und er neue Eingaben machen musste, ging das ziemlich am Sinn vorbei. Er machte also eine erzwungene Pause. Und… irgendwie wäre etwas zu trinken ganz nett. Na schön. Er verließ den Simulator und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während er den Weg zur Küche suchte. Oder zum Badezimmer, das war ihm gerade auch egal. Jedenfalls würde er nie wieder in dieser Uniform kämpfen. Bewegen konnte man sich darin zwar gut, aber die Enge machte ihn verrückt. Es war heiß und irgendwie klebte alles nur überall an. Urgh.
      Mission erfolgreich: Er hatte die Küche gefunden. Alex wunderte sich über die Ausstattung. Warum hatten sie hier eine voll funktionsfähige Küche? Es gab doch Nahrungsreplikatoren, die alles in ein paar Sekunden herstellen konnten… Misstrauisch sah Alex sich um bevor er sich ein Glas Wasser im Replikator synthetisieren ließ.
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    • Lou

      Mit geschockten Ausdruck in ihrem Gesicht starrte Lou Mio regelrecht an, während diese ihr die Geschichte erzählte. Das... war total gefährlich! Und mit so jemanden flogen sie durchs All?! Was, wenns das nächste Mal nicht Mios Haare waren, sondern irgendein total wichtiges Kabel fürs Schiff!?
      Lou besah sich Mios Haar als könnte sie dort immer noch das Ausmaß dieses Unfalls sehen, oder zumindest konnte sie es sich vorstellen. Sie konnte sich auch vorstellen, wie das gesamte Raumschiff lichterloh brannte oder ein gesamter Planet.
      "Vielleicht wären Blätter einer Dämmerschleierknolle angebrachter als eine Traumafliege...", grummelte sie leise vor sich hin. Bezweifelte lediglich, dass sie welche hier vorrätig hatten. Vielleicht fanden sie mal etwas mit ähnlichem Effekt, aber das konnte auch noch dauern. "Die, ähm... stellen jemanden ruhig... Aber dafür sollen sie ganz gut schmecken."
      Bis dahin riet Mio ihr, lieber nicht allein mit ihm zu bleiben und Lou stimmte dem zu. Sie wollte ja generell nicht alleine mit irgendjemanden sein. Obwohl mit Mio war es gerade... ganz okay.
      Leicht verzweifelt warf sie ihr einen Blick zu, als Mio in weitere Räume wollte, fing sich dann aber wieder. So sehr sie es auch bedauerte, das Labor wieder verlassen zu müssen; ein Rundgang bestand wohl oder übel auch aus anderen Räumen. "Okay." Zustimmend nickte sie, verstaute den Erste Hilfe Kasten wieder in seiner Schublade und sah sich im Raum nochmal um, um ihn genauso zu verlassen, wie sie ihn betreten hatten. Minus ein Reagenzglas.


      Noah

      Dann war also er derjenige, der alleine rumlief. Nicht, dass ihn das sonderlich störte; er könnte bestimmt auch zurück zu den Mädels gehen, entschied sich jedoch bewusst dagegen. Lieber warf er einen Blick ins Krankenzimmer, aber das kannte er ja schon. Und ohne das Tablet ließen sich die meisten Geräte sowieso nicht einschalten. Des Weiteren fand er noch den Maschinenraum und danach das Datenarchiv. Vor allem letzteres war interessant für ihn und er stöberte ein wenig in der Datenbank herum, auch wenn das ebenfalls stark limitiert ohne Tablet war. So konnte er sich zumindest keine Bücher oder Lektüre runterladen. Was er aber konnte, war, sich verschiedene gesammelte Daten als Hologramm projizieren lassen mit einer kleinen Kurzbeschreibung dazu. Das war ganz praktisch, wenn man etwas recherchieren musste. Quasi wie Google nur ohne Internet.
      Er machte sich mit der Bedienung ein wenig vertraut, rief zufällige Begriffe auf, die ihm spontan in den Sinn kamen, versuchte die Hologramme präzise zu drehen, was ein wenig Übung benötigte, aber am Ende bekam ers hin. Ja, das hier wäre wohl der Ort, an dem er sich am häufigsten aufhalten würde. Es gab sogar einen recht gemütlichen Sessel und die Wand war verschieden einstellbar; Hintergründe wie Sternenhimmel oder Tropen gabs hier zu genüge. Sweet.
      Nun, ohne Tablet wars hier drin aber auch witzlos. Und es sah nicht danach aus, als würden die Mädels aufholen. Vielleicht hätte er doch mit ihnen zusammen gehen sollen, aber vielleicht fand er sie ja auch noch, wenn er sich weiter umsah.
      Er fand die beiden Mädels nicht, dafür aber Alex. Als ersten Impuls wollte er ihm freundlich zulächeln, aber dann unterdrückte er das doch noch und warf ihm einen eher kritischen Blick zu. Denn Alex war ganz schön durchgeschwitzt.
      "Was hast du denn getrieben?" Noah setzte sich an den Tisch, zog sich sein Bein angewinkelt zu sich auf den Stuhl. So, er sollte alles gesehen haben; jedenfalls das wichtigste... Glaubte er. Er könnte ja hier erst mal darauf warten, dass die anderen sich auch hier versammelten.
    • Alex

      Fast ließ er das Glas fallen bei dem Schock, den er bekam, als er plötzlich Noahs Stimme hörte. "Woah, schleich dich nicht so an", sagte er und stellte sein Wasserglas sicherheitshalber kurz wieder ab. "Ich war im Simulator", erklärte er. "Bisschen spannender als so eine dämliche Tour", nuschelte er noch, bevor er sich ebenfalls an den Tisch setzte, Noah gegenüber, und einen Schluck trank. Endlich, in seinem Körper herrschte schon die Sahara. In Zukunft würde er sich eine Wasserflasche mit in den Simulator nehmen.
      Dann musterte Alex Noah einen Augenblick lang. "Und was machst du hier? Alleine?" Er zog eine Augenbraue hoch. Hatte er die Gruppenaufgabe auch schon satt? Wäre verständlich, nachdem Mio ein Teil davon war. Er überlegte sich selbst schon, wie er ihr bestmöglich aus dem Weg gehen konnte für die restliche Woche. Mit ihrem dauerhaft stinkigen Blick musste er wirklich nicht leben.

      Mio

      "Ohja, wenn du eine Möglichkeit findest, ihn in ein Koma zu versetzen, dann tu es. Das könnte unsere Mission retten", sagte Mio und musste lachen, auch wenn ihr die Idee garnicht unsinnig vorkam. Sie spazierte mit Lou durch den Gang, bis sie den Maschinenraum mittig im Raumschiff gefunden hatte. Sie öffnete die Tür und betrachtete begeistert die vielen Lichter, die ihr entgegen leuchteten. Klein aber fein, wie der Rest des Raumschiffs, zumindest im Vergleich zu anderen, und trotzdem nahm die Technik natürlich einen riesigen Anteil ein. Klar, denn das ganze Schiff musste im Notfall von hier aus gesteuert werden können. Somit waren alle Geräte, die es auf der Brücke gab, in kompakter Form auch hier drin. Zudem ging die ganze Energieversorgung von hier aus. Es war einfach wundervoll. Und da war, der Warpkern, der alles ermöglichte, mitsamt allen Komponenten… Am liebsten würde Mio hinlaufen und jeden Zentimeter dieses Reaktors abschnüffeln, aber das wollte sie Lou nicht antun. Auch wenn ihr die Begeisterung vermutlich ins Gesicht, und in die Mond-großen Augen geschrieben war. "Haaah, toll", murmelte sie und unterdrückte ein Kichern. Sie lief einmal um den Reaktor herum, sah sich die Konsole genau an und kontrollierte die Regler, auch wenn hier gar nichts falsch sein sollte.
      Dann riss sie sich zusammen und kam Lou wieder entgegen. "Also, das ist der Warpreaktor, da drin ist der Warpkern, unsere Energiequelle. Von hier kann man jeden einzelnen Teil des Raumschiffs steuern und überwachen", erklärte sie die Kurzfassung stolz. Immerhin hatte Grayson gemeint, dass sie einander mit ihrem Wissen bereichern sollten. Auch wenn das irgendwie Allgemeinwissen war.
      Sie lächelte breit. "Na schön, dann fehlt nur noch die Krankenstation"
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    • Noah

      "Beruhigend. Dein toter Winkel, meine ich.", raunte Noah zynisch und schüttelte den Kopf, denn er hatte sich nicht sonderlich bemüht, leise zu sein; im Gegenteil. Falls er jemals geglaubt hatte, dass die Soldaten auf ihre Sinne geschärft worden waren, glaubte er dies nun zumindest bei einem von ihnen nicht mehr.
      Allerdings fühlte er sich ertappt, als Alex den Rest der Gruppe ansprach. Sollte er ihm sagen, dass er den verloren hatte, weil er nach ihm hatte sehen wollen? Nee, am Ende bildete der sich noch was drauf ein, also zuckte er nur mit den Schultern und wich dem Blick aus, während sich seine Ohren rot färbten. "Die beiden kommen gleich nach..."
      Leicht unruhig trommelte er leise mit dem Finger auf dem Tisch. Ob heute noch was anstand, oder waren sie jetzt einfach so entlassen? War immer noch verrückt, hier zu sitzen. In einer Küche. Im All. Warum gabs hier überhaupt so eine gut ausgestattete Küche, wie sie es auch auf der Erde gewohnt waren?


      Lou

      Da war er also. Der Maschinenraum. Und Mio sah ganz schön glücklich damit aus. Ob sie selbst auch diese Ausstrahlung hatte, wenn es um Pflanzen und vor allem Tiere ging? Ihre Mutter sagte immer, dass sich Lou ganz gruselig verhalten würde, wenn es 'um ihren Wissenschaftskram' ginge, aber so wie Mio sich verhielt, empfand es Lou als eher süß anstatt gruselig.
      Sie selbst verstand echt nicht viel von all dem hier. Den Warpreaktor hatten sie auch definitiv im Unterricht behandelt, aber all die Erinnerungen an diesen rief Mio erst durch ihre kurze Zusammenfassung wach. Es tat Lou nur so leid, denn es interessierte sie nicht die Bohne. Obgleich die Laune der anderen sie anzustecken schien und sie zumindest mit ihr zusammen lächelte.
      "Darf ich dich was fragen?" Lou knotete an ihrem Kittel herum, den sie einfach nicht wieder ausgezogen hatte. Die Uniformen sahen zwar ganz schick aus, aber ihr gefiel es nicht, dass sie die Körper so definierten. Der Kittel hingegen war etwas weiter und auch wenn es ihr dank der Enge der Uniform nicht viel bequemer war, konnte sie sich das zumindest einreden und sich in ihm verstecken. "Ist es so wie du es dir vorgestellt hast? Bisher zumindest?" Im Krankenzimmer blieb sie stehen und sah lieber ihre Begleitung an. Weil sie ihre Antwort spannender fand als diese Geräte hier. Ohne Noah würde sie sowieso nicht aus denen schlau werden.
    • Alex

      "Hey, ich halte nicht 24/7 nach Feinden Ausschau. Aber ich fang gerne damit an, falls du das nächste mal am Boden liegen willst, wenn du mir von Hinten ankommst", erwiderte er. Was hatten denn heute bloß alle? Irgendwer hatte diesen Idioten anscheinend was ins Frühstück gemischt, so witzlos wie hier alle drauf waren.
      "Ahja?", murmelte Alex und traute Noahs Aussage nicht ganz. Wusste er eigentlich, dass man ihm alles im Gesicht ablesen konnte? Die Mädchen hatten ihn also entweder verjagt oder er hatte sich verlaufen, wie es aussah. Sonst wär ihm die Geschichte nicht peinlich.
      "Na dann, warten wir eben hier", sagte er und stützte seinen Kopf am Tisch ab, wobei er Noah noch eine Weile anstarrte, bevor er den Blick über die Küche schweifen ließ.
      Was für eine total angenehme Stille hier herrschte. Und das meditative Tippen von Noahs Fingern, wie Regentropfen, die ans Fenster trommelten. Alex rollte fast schon reflexartig die Augen. Eine Minute Schweigen fühlte sich hier an wie zehn Stunden.
      "Und wann denkst du, treffen die Damen ein? Sind die vom Weg abgekommen? Was willst du eigentlich in der Küche, wenn du nur rum sitzt?", begann Alex sogleich Fragen zu stellen. Er verstand Menschen nicht, die einander einfach anschweigen konnten. Auch wenn Noah vielleicht einen Stock im Arsch hatte, führte er lieber nervige Gespräche mit ihm als ihn noch länger atmen zu hören.

      Mio

      Die Krankenstation sagte Mio irgendwie herzlich wenig, solange hier kein Arzt dabei war, der eine kleine Präsentation hielt. Gut, medizinische Check-Ups kannte sie und die würden sie hier bestimmt auch noch erleben, aber wie man das Ganze hier benutzte… keine Ahnung. Mal wieder wurde ihr klar, wie notwendig es war, sich auf seine Crew verlassen zu können. Sonst war man einfach aufgeschmissen. Naja, hoffentlich wurden sie wirklich nicht von Feinden attackiert, denn Alex rettete sich bestimmt erstmal selbst den Arsch.
      "Hm?", machte Mio, die gerade eine Art Scheinwerfer über einer Liege mit dem Finger abstriff. Zahnarzt-Ausstattung oder was war das hier? Das würde bestimmt noch interessant werden, wenn Noah sie alle untersuchen musste.
      Sie drehte sich zu Lou herum. "Naja, viel ist noch nicht passiert. Ich hätte mir im Traum nicht vorstellen können, dass mir Alex schon wieder an der Backe klebt. Ich glaub ich bin verflucht", murmelte sie zur Antwort. Aber im Großen und Ganzen? Das Schiff war toll, die Einzelzimmer ein Luxus und ihre Lehrer richtige Helden. Der Start war gut verlaufen und drei Viertel ihrer Crew waren keine Brandstifter. Man musste optimistisch bleiben. Im Prinzip bedeutete Alex nur, dass Mio mehr Fehler ausgleichen werden müsste, als anfangs gedacht.
      "Aber ja, ich hab es mir so in etwa vorgestellt. Und du? Bist du happy?", fragte sie die Blonde sogleich. Sie hatte ja erstmals ziemlich überfordert gewirkt, doch das schien sich langsam zu legen, wenn Mio nicht alles täuschte.
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    • Noah

      Die Fragerei verwirrte ihn. Wieso stellte Alex so viele Fragen? Woher sollte er denn wissen, was die beiden anderen gerade trieben oder wie lange sie noch brauchten? War er ihr Babysitter oder für wen hielt Alex ihn? Und vor allem, was interessierte es ihn überhaupt, wo er doch derjenige war, der sich doch als erstes von der Gruppe abgekapselt hatte?
      Genauso verwirrt und überrascht wie er sich fühlte, sah er Alex über den Tisch auch an. "Ich.. äh, suche nach deiner Gesellschaft und deinem unvergleichlichen Charme, was sonst? Und was machst du hier?" So eine blöde Frage. Sein Rundgang war eben vorbei und jetzt wartete er auf... ja, zugegeben keine Ahnung, worauf er genau wartete. Die nächste Aufgabe? Eine Beschäftigung? Einfach nur angenehme Gesellschaft wäre auch nicht verkehrt, aber da war bei Alex offensichtlich Hopfen und Malz verloren gegangen.
      Irgendwie fühlte er sich durch ihn sogar gestresst; als sei es verkehrt, einfach nur mal rumzusitzen für... wie lange jetzt insgesamt? Zwei, drei Minuten? Also erhob er sich von dem Stuhl und besah sich die Küchenzeile. In einem Korb steckten mehrere Müsliriegel und -- warum eigentlich nicht -- Noah schnappte sich einen, schälte ihn aus seiner Verpackung und stopfte sich das Teil, an die Zeile gelehnt, langsam in den Mund. So, zufrieden? Nun saß er nicht mehr nur rum.
      Er nahm noch eine Verpackung aus dem Korb, um sich anzusehen, was das überhaupt war (Protein-Riegel, aha) und um ihn dann stumm Alex anzubieten.


      Lou

      Konnte sie sich vorstellen, die Sache mit Alex und dass seine Anwesenheit nicht das angenehmste war, was Mio sich hatte vorstellen können. Also nickte Lou. Dass sie wirklich verstand, was in anderen Menschen vorging, war schließlich nicht selbstverständlich, aber das verstand sie. "Verstehe.", fügte sie zu ihrem Nicken hinzu und setzte sich dann auf diese Patientenliege, die hoch genug war, sodass sie ihre Füße in der Luft baumeln konnten und sie sah sich um, während sie sich eine Antwort überlegte.
      Die Krankenstation hatte ähnliche Vibes wie ihr Labor. Gleiche Farbgebung, weiß, paar blaue, beruhigende Lichter, und insgesamt sehr reinlich und ordentlich. Aber irgendwie auch langweilig. Da hatte ihr der Maschinenraum sogar besser gefallen. Hier wusste sich noch nicht einmal, was sie sich eigentlich ansah.
      Schließlich entschied sie sich für ein Schulterzucken. "Ich weiß noch nicht. Es ist irgendwie noch so surreal, aber nicht unbedingt schlecht. Ich hoffe nur, dass die Zeit schnell vergeht und wir endlich Fuß auf Xerion 8 setzen können."
      Plötzlich ertönte ein leises Knurren und Lou sah sich nochmal um, ehe sie das Kribbeln in ihrem Bauch spürte und merkte, dass sie selbst für das Knurren verantwortlich gewesen war. Peinlich berührt sprang sie von der Liege wieder runter und schlang ihre Arme um ihren Rumpf. "Oh... Vielleicht hätte ich das Früstück doch nicht ausfallen lassen sollen. Ich geh mal...", sie unterbrach sich kurz. Irgendwie waren Mio und sie ja nun schon die ganze Zeit gemeinsam umher gelaufen, also sollte sie sie vielleicht nicht einfach alleine stehen lassen. "Ähm, willst du mitkommen?"