Space Academy [Minamimoto & Nao]

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    • Alex

      Ja, klar. Alex runzelte die Stirn. "Hast du ein Problem mit mir?", fragte er gerade heraus. Sie kannten sich seit höchstens einer Stunde und Alex verspürte bereits eine enorme Abneigung gegenüber diesem Kerl. Oberschlau, trocken und merkwürdig. Das war alles, was ihm einfiel. "Ich hab mir ein Glas Wasser geholt", erklärte er langsam und in absichtlich übertrieben sanfter Stimmlage während er auf das Glas deutete, das die ganze Zeit schon neben ihm stand und welches er sich genommen hatte, gerade als Noah vorhin den Raum betreten hatte. War er blind? "Soll ich dich jetzt nochmal fragen, was du hier machst? Geht das dann im Minutentakt so weiter?", fragte er grinsend und schnappte sich den Proteinriegel, bevor Noah ihn wieder wegziehen konnte. Er öffnete die Verpackung. Schön, jetzt hatten sie hier zusammen einen kleinen Snack in der Küche.
      "Oh, der Grund dafür ist übrigens, dass ich Durst hatte. Weil ich trainiert habe. Falls das… infrage stand", erläuterte er weiter. "Beruhigend. Dein Wissen über den menschlichen Körper, meine ich"
      Ha, vielleicht hatte Alex gerade seine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden. Den Arzt verarschen!

      Mio

      Mit einem breiten Grinsen lehnte Mio sich neben Lou an der Liege an und sah zu ihr nach oben. "Also, ich hoffe, dass die Zeit richtig langsam vergeht und ich mehr Zeit auf der Brücke verbringen kann" Sie lachte. Am Ende war es ja egal, sie würden noch eine Woche unterwegs sein, ob sie wollten oder nicht. Für ihren Teil war die Reise an Bord jedenfalls das Spannendste an der ganzen Mission. Sie freute sich schon auf die Ruhe Abends, wenn sie sich noch einmal alleine ins Cockpit setzen konnte, um die Sterne um sie herum zu beobachten.
      "Ich komme mit", sagte Mio sogleich und folgte Lou auf Schritt und Tritt. Gefrühstückt hatte sie auch nicht, immerhin hatte sie eine ewig lange Autofahrt hinter sich und war… was… um 5 Uhr morgens aufgestanden? Da dauerte es eine Weile, bis sich bei ihr der Hunger meldete. Vor lauter Aufregung, die sie konstant herunterschluckte, hatte sie allerdings noch garkein Bedürfnis, etwas zu essen. Aber sie hatte definitiv das Bedürfnis, weiter mit Lou zu reden.
      "Und, was willst du essen? Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, aber das weißt du sicher. Ich liebe ja Pfannkuchen, aber in letzter Zeit hab ich versucht, auf Porridge umzusteigen. Weil's gesünder ist und so. Mit Obst schmeckt das aber auch besser, als gedacht", textete sie die Blonde am Weg in die Küche zu. Doch als sie dort ankamen, sank Mio's Laune gleich wieder. Das Schiff war wirklich zu klein, um sich vernünftig aus dem Weg zu gehen.
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    • Noah

      Diese ganzen Seitenhiebe, die plötzlich Schlag auf Schlag kamen, brachten Noah tatsächlich zum Schmunzeln und zum Prusten. War das jetzt der Augenblick ihm anzubieten, das vor der Tür zu klären? Glücklicherweise war Noah nicht der Typ für Prügelleien, denn ziemlich sicher würde er gegen jemanden wie Alex verlieren. Der hatte bestimmt nicht die vier Jahre lang während seiner Ausbildung Däumchen gedrehtl, so sah er auch nicht aus.
      "Solang du mir keinen Grund gibst, hab ich auch kein Problem mit dir..." Obwohl ja, er empfand Alex nun nicht als sympathischsten Menschen auf der Welt und auch nicht auf diesem Schiff und Noah bezweifelte, dass sie gute Freunde werden würden. War aber auch okay. Er war nicht hier, um Freundschaften zu schließen, auch wenn das natürlich nicht verkehrt wäre, aber eben auch kein Muss.
      "Ich finds super, dass du hydriert bleibst. Sehr wichtig, vor allem bei körperlicher Aktivität. Willst du jetzt einen Lolli als Lob von deinem Arzt haben? Ich kann dir schnell einen synthetisieren, wenn du willst. Bekommen normalerweise eher jüngere Kinder, aber hey, ich urteile nicht." Mit seinem Daumen deutete er eben auf die Maschine neben sich, während er Alex mit seinem Blick weiterhin fixierte. Er war eigentlich nicht streitsüchtig, ganz im Gegenteil. Aber er wollte auch nicht, dass Alex noch glaubte, er würde sich so leicht verarschen lassen und direkt den Schwanz einziehen.


      Lou

      Mio hatte es gut. Für sie ging die Arbeit und ihre Leidenschaft sofort los. Zwar gabs schon ein paar Proben im Labor, wie Lou gesehen hatte und man hatte ihr auch in die Informations-Mail geschrieben, dass immer mal wieder andere Schiffe und Planeten diverse Proben via dem Transporter zusenden würden, um die sich während ihrer Zeit auf dem Raumschiff zu kümmern hatte, aber abgesehen davon, dass es fraglich blieb, wann so eine Probe eintrudelte, stand außer Frage, dass es sich nicht um lebende Objekte handeln würde. Wenn sie Glück hatte, war mal ein Pflanzenstängel dabei. Aber vor allem würde es sich um Flüssigkeiten und Steinchen mit Flüssigkeiten und anderen Ausscheidungen handeln. Wie sie es einfach nicht mehr abwarten könnte, auf Xerion 8 zu landen!
      Und dann... fing Mio an zu schnattern. Und klang dabei wie ihre Mutter, die ihr auch ständig über Gesundheit und Essen einen Vortrag hielt . Lou hörte zu, einigermaßen aufmerksam, aber nicht minder verwirrt, aber wenn Lou in einer Sache der menschlichen Interaktion geübt war, dann war es das Zuhören. Das bekam sie hin. Schwerer wurde es dann, auf die vielen Dinge auch zu antworten, wie ihr auch bald erneut bewiesen wurde, als ihre Begleitung aufhörte zu reden und somit das Rederecht an Lou weitergab. Was war die Frage noch gleich? Was sie essen wollte?
      "Ähm... Apfelmus?", sagte sie mit ein paar Sekunden Verzögerung, wobei das schlicht das einzige war, was ihr auf die Schnelle eingefiel.
      Sie konnte sich nicht lange Gedanken darüber machen, ob ihre Antwort nun richtig oder falsch gewesen war, denn als sie in der Küche ankamen, waren Alex und Noah sich gegenseitig am Anzicken. Schon wieder.
      Okay, vielleicht aß sie auch einfach nichts. Wäre nur mehr als unangenehm, zwischen den beiden Streithähnen zu stehen, während sie darauf wartete, dass der Synthetisator ein Päckchen Apfelmus ausspuckte. Hard pass.
      "Ich gehe vorher nochmal auf die Toilette." Und damit machte sie kehrt und lief den Gang wieder zurück. Dass dies eine funktionierende Ausrede war, hatte Alex vorhin ja schon bewiesen und Lou war ein schneller Lerner, wenns drauf ankam.
    • Alex

      Ein breites Grinsen breitete sich in Alex Gesicht aus. So war das also? Mit Worten um sich werfen, aber wenn es dann ernst wurde, konnte man sich wohl darauf verlassen, dass er als erster wegrannte. Trotzdem gefiel ihm das Temperament. So langweilig war Noah vielleicht gar nicht. Alex schob seinen Ärmel ein Stück hoch und sprang vom Sessel. "Hey, ein bisschen Zucker hält nur meine Energie hoch, wenn ich dir in den Arsch trete"
      Da riss er den Blick zur Seite, als die Mädchen plötzlich auftauchten. So schnell wie sie gekommen waren, verschwand Lou auch schon wieder. Mio sah ihr erst verzweifelt hinterher, dann seufzte sie genervt in Alex Richtung, bevor sie die Küche betrat.
      "Vielen Dank auch, ihr Volltrottel", motzte sie und lehnte sich an die Küchenzeile. "Ich hab sie grade aufgewärmt und ihr müsst euch direkt fetzen und sie verscheuchen" Ein Wunder: War Alex in ihren Augen einmal nicht alleine an Etwas schuld?
      "Aufgewärmt?" Alex schmunzelte. Er nahm einen Schritt zurück und setzte sich wieder auf seinen Sessel. "Was, ist sie Dosenfutter?"
      Mio blitzte ihn an. Oh Mann. Er schüttelte den Kopf und fügte hinzu: "Darf ich anmerken, dass du mich seit der ersten Sekunde angiftest? Nicht umgekehrt. Gilt auch für den Heini da" Er deutete auf Noah. "Ihr solltet mal runterkommen"
      Wenn sie nicht bald mal akzeptierten, dass er auch auf diesem Schiff war, und das für die nächsten zwei Jahre, dann würden ihnen noch alle Adern im Gesicht platzen. Dabei hatte Alex noch nicht mal etwas getan. So dämlich, dass er seine eigene Crew vermöbelte, war er nun auch nicht. Was wohl passieren würde, wenn er etwas anstellte? Explodierten die beiden dann in einem Feuerwerk aus Organen?
      "Runterkommen? Ich glaube dich sollte man vorsichtshalber ins Koma legen, damit wir alle lebend zuhause ankommen", erwiderte Mio.
      Oh, böse. Alex hob die Augenbrauen. "Ich glaube dir sollte man die Zunge betäuben, damit du mal die Klappe hältst", konterte er. Mio riss wieder entsetzt die Augen auf. Mal ehrlich, austeilen aber nicht einstecken können? Konnte sie sich mal eine andere Taktik überlegen?
      "Oh, ich seh schon. Der Blick. Der schreit doch nach 'Ich petz das meiner Mama'", grinste er. "Noah, ich glaub da braucht jemand dringender den Lolli als ich"
      Und damit wurde Mio's Geduld endgültig zum platzen gebracht, was aber wirklich keine schwere Aufgabe war. Sie sah aus, als würde sie gleich übergehen vor Wut. Ob sie zur Sicherheit Beruhigungsmittel oder so eingepackt hatte? Schien ja keine Seltenheit bei ihr zu sein.
      "Man kann dir nichtmal übel nehmen, dass du dich wie ein Kleinkind benimmst, wenn du niemanden hast, der dich erzogen hat", zischte sie zurück. Aber dann schien sie den Satz irgendwie zu bereuen. Alex erwiderte ihren starren Ausdruck.
      "Sorry", sagte sie plötzlich. Dann ging sie wortlos zum Replikator. Der Dunkelhaarige folgte ihr stumm mit dem Blick, damit war der Streit wohl beendet. Er fragte sich allerdings nur, woher sie überhaupt wusste, dass seine Mutter gestorben war. Und wie ernst sie diese Sache gerade nehmen hatte müssen, um sowas zu sagen. Außerdem war er kein Waisenkind, also hatte die Aussage nicht mal einen guten Halt. Aber bevor Mio gleich vor Reue in Tränen ausbrach, ließ Alex das Gespräch ebenfalls ruhen. Er nahm einen Schluck Wasser. Hoffentlich bekamen sie demnächst irgendwas zu tun.
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    • Noah

      Fast wäre er zurück gewichen, als Alex so bedrohlich auf ihn zuging; doch da hinter ihm ihn die Küchenzeile in den Rücken piekte, hätte er höchstens zur Seite laufen können wie ein Krebs. Stattdessen sah er Alex also einfach nur genauso eisern an und wenn der sich prügeln wollte, war das vielleicht auch gar keine so schlechte Strategie, um ihn doch eher früher als später loszuwerden. Vielleicht warfen sie ihn ja gleich die Schleuse nach draußen.
      Doch die beiden Mädels standen nun in der Küche, wobei Louise gleich wieder verschwand. Mann, die war echt empfindlich, aber wenigstens mischte sie sich nicht wieder ein. War auch irgendwie die Rettung, denn Alex wollte sich nun doch nicht prügeln und Noah fiel auf, während die beiden anderen vor ihm nun wieder rumstritten, dass die Strategie doch etwas zu viel Risiko mit sich barg. Dass man nicht nur Alex, sondern auch Noah rauswerfen könnte, selbst wenn er nicht zurück schlug... Zu einem Streit gehörten bekanntermaßen immer zwei und das wussten die Lehrer bestimmt genauso gut.
      Also musste er sich doch wohl oder übel mit ihm arrangieren...
      Mio gelang das wohl genauso wenig. Noah verstand ihren Spruch nicht, doch sie sah kurz darauf ganz schuldbewusst drein und dann wars still. Hatte Alex keine Eltern oder hatte er das gerade missverstanden? Oh, er war neugierig! Doch schluckte er die Frage wieder runter, so taktlos war er auch wieder nicht... Nur seinen fragenden, verwirrten Blick konnte er nicht einfach abstellen.
      Okay, also, diese Stille war sogar ihm unangenehm. Sollte er das Thema wechseln? Worüber sprach man denn so mit seinen neuen Kollegen... im All? Das Wetter fiel ja wohl weg.
      Bevor Noah etwas einfallen konnte, betrat einer der Lehrer die Küche, stolperte förmlich in den Raum hinein. "Habt ihr Gr--", aber er setzte seinen Satz nicht fort, wurde wohl von der Stille genauso aus der Bahn geworfen. "Was ist denn mit euch los? Die ersten Läuse laufen den Schülern normalerweise nach ein paar Tagen über die Leber, aber nach ein paar Stunden ist besorgniserregend. Gibts ein Problem?"
      Noah schüttelte schnell den Kopf und setzte sich wieder an den Tisch, während Ichiro die kleine Runde durchzuzählen schien.
      "Und wo ist unsere kleine Kapitänin?"
      "Auf der Toilette." Er versuchte, einen freundlicheren und aufgeschlosseneren Gesichtsausdruck hinzukriegen und hoffte, dass sie sich in der Gruppe irgendwie zusammenreißen konnten. Das war nämlich ganz schön peinlich und es würde noch peinlicher werden, wenn sie einen Lehrer als Streitschlichter brauchen würden.
      Ichiro zählte wohl nochmal durch, dann nickte er. "Na schön, dann kommt sie bestimmt gleich zurück. Ihr seid wohl fertig mit dem Rundgang? Ich bin immer ein Freund von Kennenlernspielchen, vielleicht hebt das auch die miese Stimmung hier drin! Na? Na?"
      Alles bloß das nicht, dachte Noah, biss sich aber auf die Unterlippe und sagte lieber nichts dazu. Seinen Enthusiasmus aufrecht zu erhalten, war nämlich einfacher, wenn er nur an seiner Mimik und nicht auch noch an seiner Stimme feilen müsste.


      Lou

      Sie war wirklich auf dem Weg zu den Toiletten gewesen, wo sollte sie auch sonst hin. Zum Labor zurück? Gern. Aber zu auffällig. Also hielt sie sich an ihre kleine Notlüge und suchte die Gänge nach dem Badezimmern ab.
      Vielleicht war sie falsch abgebogen, vielleicht auch nur noch nicht weit genug gelaufen, aber schließlich befand Lou sich an einer Stelle des Raumschiffs, den sie mit Mio noch nicht besichtigt hatte. Die Tür zum Raum sah anders aus als die anderen Türen; halb transparent anstelle eines massiven Weiß. Links von ihr befand sich ein Bildschirm und ohhh, das war dieser Simulator also, von dem Captain Grayson gesprochen hatte!
      Lou war neugierig und außerdem war das Ding frei; saßen ja auch alle in der Küche. Trug sie sich da nun einfach ein, oder wie? Vorsichtig tippte sie auf den Bildschirm und konnte sich tatsächlich einfach so anwählen und dann stand da ihr Name in der Tabelle. Na gut, wäre ja nun auch merkwürdig, wieder kehrt zu machen, nun musste sie da also rein.
      Die Optionen waren ein wenig... überwältigend. Sehr viel Kampftraining, wie sie ausmachen konnte und worauf sie persönlich verzichten konnte. Was gabs noch? Virtuelle Operationssäle, Notfälle am Triebwerk... Ah, Kosmische Biome klang doch gar nicht so verkehrt!
      Sie wählte das erste aus, das ihr ins Auge sprang und der Raum um sie herum veränderte sich keine Sekunde später zu einem tropischen Waldgebiet. Selbst die Tür verschmolz mit der Umgebung und Lou hatte keineswegs mehr das Gefühl, sich in einem kleinen Raum zu befinden, sondern inmitten eines Dschungels, der so düster war, und gleichzeitig doch so erleuchtet wurde von vielen kleinen Käfern, die ähnlich wie Glühwürmchen vor ihrer Nase tanzten. Bildete sie sich das ein oder konnte sie sogar ihre Flügen auf ihrem Gesicht spüren?!
      Wie hübsch es hier war! Super unangenehmes Klima, total heiß und schwül, aber wunderschön! Fremde Pflanzen schlängelten sich wie Ranken an Bäumen hoch und baumelten wie Lianen wieder von ihren Ästen hinunter. Vogelähnliche Tiere zwitscherten und hätte Lou ihr Tablet dabei, könnte sie die vielen Arten, die hier simuliert wurden, aufs Genaueste studieren. Aber sie hatte ihr Tablet nicht dabei und das war auch gar nicht schlimm. Dann sah sie sich eben nur so mal um, setzte sich auf eine der Baumwurzeln und würde die Zeit einfach so verstreichen lassen.
    • Alex

      "Oh, klasse, genau das haben wir gebraucht", sagte Alex in einem Ton, der auf Sarkasmus schließen ließ, setzte aber sein freundlichstes Lächeln auf. Enthusiasmus vortäuschen war nicht gerade seins und er hatte keine Ahnung, wieso er es gerade überhaupt versuchte. Am Ende sendete er solche gemixten Signale, dass man sich fast vor seinem Gesichtsausdruck gruseln konnte. Im Augenwinkel merkte er, wie Mio suspekt die Brauen zusammenzog und fast durch ihn hindurch sah und Alex ließ das Lächeln wieder fallen, um ihr einen genervten Blick zuzuwerfen. Die Kennenlernspiele würden spaßig werden. Waren sie hier eigentlich im Kindergarten oder hatte man Ichiro die falschen Tabletten ins Frühstück gemischt?
      "Ich suche nach Lou, damit wir auch wirklich alle zusammen spielen können", kündigte er an und sprang von seinem Sessel. "Ich muss sowieso aufs Klo" Dann lächelte er Noah entgegen, bevor er sein Glas auf der Küchenziele abstellte. "Zu viel Wasser und so" Fast hoffte Alex schon, dass sie ihre Diskussion über den menschlichen Körper später fortführen konnten, aber erstmal musste er abhauen. Blitzschnell verschwand er aus der Küche.

      Mio

      Verdammt, da war Mio etwas über die Lippen gerutscht, das sie nicht einmal wissen sollte… Sie schlürfte angestrengt ihren Orangensaft neben dem Replikator, als Ichiro hereinkam. Sie hörte kein Wort, von dem was er sagte. Sie musste echt mal ihre Wut unter Kontrolle halten. Das war nicht das erste Mal, dass sie so etwas sagte, wenn sie kurz vor der Explosion stand. Gut, es gab nur wenige Menschen, die so ihre Nerven strapazierten, aber auch die hatten es nur begrenzt verdient, niedergemacht zu werden. Fast hatte sie Mitleid mit Alex, als er das Gespräch tatsächlich fallen ließ, wie sie es geplant hatte. Aber mehr bereute sie ihren kleinen Ausbruch um ihrer Selbst Willen. Was, wenn ein Lehrer hörte, wie sie anfing ihre Kollegen mit Sachen zu beleidigen, für die sie gar nichts konnten? Ganz zu schweigen davon, dass sie von Alex Mutter garnichts wissen sollte, sondern eine seiner Exfreundinnen, wenn man es so nenne konnte, das ausgeplaudert hatte und es sich in ihrer Freundesgruppe herumgesprochen hatte, nachdem der Unfall im Astrophysikkurs passiert war. Da hatten die Mädchen plötzlich Mitleid mit ihm und sagten solche Dinge, wie: Es macht bestimmt gerade eine schwere Phase durch. Pah! Dieser Gedanke hatte sich zu tief in Mio's Hirn eingeschlichen, wie es aussah.
      So wenig Selbstkontrolle warf wirklich kein gutes Bild auf sie.
      Sie erwachte erst aus ihrer Trance, als Alex schon wieder davon lief. Würden sie es heute nochmal schaffen, als Gruppe zusammen zu bleiben? Wohl eher nicht. Sie versuchte sich krampfhaft zu erinnern, worüber gerade gesprochen worden war.
      "Äh… was für Spiele sind das denn?", fragte sie schnell.

      Alex

      Lou suchen? Na klar. Die hatte den einzig weisen Weg gewählt indem sie vor Mio geflohen war. Also spazierte Alex Richtung Schlafzimmer. Dann konnte er sich in Ruhe umziehen und vielleicht noch mal eine Runde in den Simulator. Ah, der Simula- Alex blieb stehen, als er an den milchig-transparenten Türen vorbeilief. Was ging da drin denn ab? War das Lou? Zumindest ihr Umriss, auf einer Baumwurzel.
      Als er den Kopf so zur Seite drehte und die Türen sein Blickfeld einnahmen, lief er beinahe in Grayson hinein. Dieser stoppte ihn rechtzeitig indem er seinen Arm ausstreckte. "Oh… 'tschuldige", murmelte Alex, der sich wirklich fragte, wie oft er dem Lehrer hier noch zufällig begegnen sollte, wenn er vor einer Aufgabe davonlief. Aber diesmal schien er nicht der einzige zu sein, der abhanden gekommen war.
      "Sie ist seit 15 Minuten da drin und macht, was… die Tiere beobachten? Da hat jemand den Sinn des Simulators nicht verstanden", begann Grayson, jedoch eher zu sich selbst sprechend. Hey, anscheinend war Alex gar nicht mehr der einzige Übeltäter am Schiff! Bevor er noch etwas sagen konnte, presste Grayson einen Knopf auf seiner digitalen Uhr, oder was das Teil an seinem Arm war. Sofort verschwand all das Grün, das man verschwommen hinter den Türen gesehen hatte und die Türen öffneten sich. "Sicherheitsmaßnahme. Ichiro und ich können die Simulationen abbrechen, falls ihr irgendwas anstellt oder… total abgelenkt da drin hockt, während hier draußen ein Überfall stattfindet. Worst Case Szenario", erklärte Grayson Alex, nachdem er offenbar Gedanken lesen konnte. Alex nickte bloß gespielt wissend. Immerhin hatte diese Info genauso gut schonmal irgendwo geschrieben stehen können oder es war erklärt worden, während er nicht zugehört hatte. Er tat also einfach mal so, als wäre das ganz klar gewesen.
      "Ich hoffe, die Exkursion hat Spaß gemacht", sagte der Lehrer zu Lou und verschränkte seine Arme. Alex stand hilflos daneben. Eigentlich hatte er sich doch bloß umziehen wollen…
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    • Lou

      Huch?
      Mit einem Mal verschwanden das Grün, die Dunkelheit und die Lichter. Lou befand sich auf dem Boden; ein normaler, glatter, lebloser Boden. Keine Wurzel, keine Erde und es gab auch nichts, an das sie sich hätte anlehnen können.
      Für die Augenblicke in der Simulation war sie so von der Echtheit ihrer Umgebung überzeugt gewesen, dass sie tatsächlich vergessen hatte, dass es sich nicht um die Realität gehandelt hatte. So benötigte Lou einen Augenblick, bis sie begriff, wieso das plötzlich alles weg war. Wow, umso beeindruckender, was die Technik alles hinbekam! Kein Wunder, dass Mio so begeistert davon war!
      Am anderen Ende des Raumes stand ihr Lehrer zusammen mit Alex und sie wurde von beiden angegafft. Lou erhob sich vom Boden und klopfte ihren Laborkittel ab, der zwar nicht voller Erde war, aber vielleicht voller Staub -- in einem echten Wald hätte Lou sich jedenfalls auch sauber geklopft und ihr Gehirn war noch nicht so schnell, Realität von Fiktion vollständig trennen zu können. Schließlich war es ihr erster Aufenthalt in so einem Ding gewesen.
      Mit großen Augen sah sie Captain Grayson an und nickte. "Ja schon.", beantwortete sie wahrheitsgemäß, fragte sich gleichzeitig, ob die Frage überhaupt ernst gemeint war. Sie hatte sich in die Slots eingetragen und ein Übungszweck war das doch auch gewesen. Wieso sah der Captain sie dann so ernst an? "Tut mir leid... Hab ich was falsch gemacht?" Fragend sah sie zwischen den beiden Männern hin und her. Was tat Alex überhaupt hier? Von einem Lehrer eine Standpauke zu bekommen, wäre sicherlich schlimm genug, erklärte aber nicht, wieso dieser ihren Mitschüler im Schlepptau hatte.
      Schließlich weiteten sich ihre Augen wie bei einer Eingebung um noch ein Stück und sie spürte, wie schwitzig ihre Hände wurden. "Oh nein... Geht es um das Reagenzglas?" Hatte Alex sie verpetzt? War das die Rache, weil sie ihm mit einer Traumafliege bedroht hatte?


      Noah

      Noah sah Alex hinterher. Ging der diesmal wirklich auf Toilette oder war das wieder eine Ausrede, um sich vor den Spielen zu drücken? Wie offensichtlich wärs, wenn Noah auch ganz plötzlich mal aufs Klo müsste? Aber Ichiro sah ein wenig so aus als würde er sich ebenfalls fragen, ob Alex zurück käme oder nicht. Mit so einem Blick, der Noah irgendwie ein schlechtes Gewissen machte, wenn er sich auch aus dem Staub machen würde.
      "Kennenlernspiele.", wiederholte Ichiro dann und richtete seine Aufmerksamkeit zu den letzten beiden Studierenden, die sich noch im Raum befanden. "Mal sehen, wie wir uns gegenseitig so einschätzen, hm? Das bricht das Eis! So frostig wie die Stimmung hier drin ist, vielleicht gar keine so schlechte Idee. Aber nicht hier. Wir versammeln uns -- sagen wir in 10 Minuten? -- im Wohnraum. Sammelt eure beiden Teammitglieder ein und bringt sie mit."
      "Okay." Noah nickte und Ichiro wirkte wieder glücklicher. Dann drehte er ab und ließ Mio und Noah wieder alleine.
      Hilfesuchend drehte sich Noah zu Mio an. "Da kommen wir wohl nicht dran vorbei, was?" Seufzend runzelte er die Stirn. Was hatten Lehrer nur immer mit ihren Kennenlernspielen? Gerade von solchen Ikonen wie Lieutenant Shinji und Captain Grayson hätte Noah nicht gedacht, dass die auf diesen Käse Wert legen würden... Na ja, vielleicht wars zur Abwechslung aber mal was anderes als Alle mit der benannten Eigenschaft stellen sich an die andere Seite des Raumes.
      "Wie gut kennst du Alex eigentlich? Und was hast du damit gemeint, dass ihn niemand erzogen hat?" Das wars nämlich, was Noah gerade wirklich interessierte und weniger, was die Lieblingsfarbe der anderen wäre (Alle, die Blau mögen, stehen einmal auf). Da sowas bei solchen Spielchen aber eher seltener abgefragt wurde, fragte er Mio lieber jetzt sofort. Sonderlich scharf drauf, Alex schon wieder zu den Klos nach zu laufen, um ihn 'einzusammeln' war er nämlich nicht.
    • Alex

      "Der Simulator ist für Übungszwecke gedacht, nicht für…", Grayson schien nach Worten zu suchen und Alex hoffte irgendwie, dass er seine Kollegin nicht gleich beleidigte oder so etwas, denn bei dem unschuldigen Blick bekam sogar er Mitleid. Sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie falsch gemacht hatte. Und Alex fühlte sich hier absolut wie das dritte Rad am Wagen, konnte aber auch nicht so recht weggehen, ohne, dass es auffiel.
      "Ach, egal. Nimm dir das nächste Mal bitte deine Arbeitsmaterialien mit und nutz die Zeit im Simulator sinnvoll", gab Grayson letztlich auf. Langsam kam es Alex so vor, als wäre er gar keine so harte Nuss. Er konnte noch nicht mal eine richtige Standpauke halten. Musste man ihn nur mal mit großen Augen anblinzeln, um durchzukommen? Das würde er sich merken. Aber da sprach Lou das Reagenzglas an und Grayson horchte auf. Alex starrte zu der Blonden und schüttelte leicht den Kopf. Das bemerkte der Lehrer, warf Alex einen strengen Blick zu und dieser erwiderte ihn mit einem unschuldigen Lächeln, bevor er sich wieder Lou widmete.
      "Was ist mit den Reagenzgläsern?", fragte er, doch dann schien er direkt wieder aufzugeben. "Nein. Weißt du was? Wir gehen jetzt einfach alle zusammen zu Ichiro. Der wollte irgendein Spiel spielen und kann euch… sehr viel besser kontrollieren als ich" Den letzten Teil seines Satzes murmelte Grayson geradezu in sich hinein. Aber Alex ließ sich von dem Lehrer voran schieben, während dieser auch Lou zu sich winkte und sich wohl für heute aus seinen Verpflichtungen ausloggte.

      Mio

      Gerade als Mio hinter Ichiro den Raum verlassen wollte, um wie aufgetragen nach ihrer Crew zu suchen, zumindest nach Lou, stellte Noah ihr eine unangenehme Frage. Sie konnte das doch jetzt unmöglich weiter erzählen, oder? Auch wenn sie Alex echt in den Arsch treten wollte, eher mit Worten als Taten, schien ihr das nicht unbedingt der richtige Weg zu sein. Sie kannte Noah noch nicht einmal richtig.
      "Ach, naja, ich kenne ihn von einigen… Gruppenaufgaben", murmelte sie während sie sich im Gehen nach links und rechts umsah, ob sie irgendwen fand, der ihre Rettung aus dieser Konversation sein könnte. "Und ich kenne ein paar Mädchen, mit denen er was hatte. Nichts ernstes, aber manche Sachen sprechen sich dann trotzdem herum" Sie seufzte und sah Noah an. "Warum interessiert sich das?" Wenn er so neugierig war, konnte er Alex ja auch selbst fragen, nicht? Ob er ein Geheimnis draus machte, wusste sie ja nicht. So gut kannten sie sich wirklich nicht.
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    • Lou

      Langsam nickte sie, aber wirklich verstehen tat sie es dennoch nicht. Sie hatte die Zeit doch sinnvoll genutzt? "Entschuldigung, äh, Sir(?)" Nannte man so hohe Tiere Sir oder war das wieder nur so ein Ding, das sie in irgendeinem Film aufgeschnappt hatte? "Captain.", korrigierte sie sich, aber da das nichts zur Sache tat, sprach sie schnell weiter: "Es stimmt, dass da einige Tiere drin waren, die ich nicht ohne Scanner identifizieren konnte, aber die Vögel, das waren Schnappspechte und bis gerade eben wusste ich nicht, dass sie ihre Flügel beim Fliegen um ihre eigene Achse drehen und somit sogar auf der Stelle schweben können, ähnlich wie Kolibris, nur dass sie viel größer sind und ihre Flügel langsamer. Außerdem war das meine erste Erfahrung in einer Simulation und ich weiß nun, wie man den Simulator bedient und auch das sehe ich als keine Zeitverschwendung an!" Ihre Rechtfertigung sprudelte förmlich nur aus ihr heraus, aber sie hatte sich nicht mehr stoppen können. Ähnlich wie Mio, wenn sie über Pfannkuchen und Porridge sprach -- nein Moment, sie sollte jetzt nicht an Mio denken, sondern daran, dass sie ihrem Lehrer gerade Widerworte gegeben hatte.
      Kleinlaut schrumpfte sie etwas in sich zusammen . "Aber beim nächsten Mal nehme ich mein Tablet mit, versprochen!" Und die Worte 'Beim nächsten Mal" klangen wirklich, wirklich gut. Also durfte sie das Teil auch in Zukunft weiterhin benutzen?! Das war nämlich so viel besser als sich Videos über die jeweilige örtliche Fauna anzusehen, so hautnah und... lebendig! Das half ihr, sich ein Skelett nach dem Sezieren in Aktion vorzustellen und die Anordnung von Muskeln und Fasern nach ihrer Funktion zu verstehen. Wieso hatte sie in ihrer theoretischen Ausbildung so ein Ding nie besuchen dürfen? Nur, wiel Videos denselben Effekt erzielten? Na egal, auf jeden Fall freute sie sich jetzt schon auf das nächste Mal.


      Noah

      "Hm." So wirklich viel hatte er ja nun nicht aus ihr rausbekommen. Abgesehen davon, dass Alex offenbar schon mehrere Beziehungen mit Mädchen gehabt hatte. Und das war nichts, wofür er sich so besonders interessiert hatte. Nicht, dass Alex schlecht aussah... Tat er nicht und Noah konnte sich sogar gut vorstellen, dass sein Aussehen die ein oder andere negative Eigenschaft doch wieder ins Positive rückte... Aber wie Grayson schon gesagt hatte: sie sollten die Finger voneinander lassen und ja, genau das hatte Noah vor. Von den Mädchen sowieso und Alex wäre sogar ausgeschieden, hätte er nicht mit Mios Freundinnen 'was Lockeres' gehabt. Wenn er sowas schon hörte. 'Nichts ernstes'... Aber wieso verwunderte ihn das nicht?
      Mit den Schultern zuckend folgte er ihr. "Weil du ihm das gerade ziemlich laut gegen den Kopf geknallt hast? Da kannst dus mir nicht verübeln, wenn ich neugierig werde, worüber ihr zwei da eigentlich sprecht." Er erinnerte sich auch nicht mehr daran, ob irgendetwas in der Akte gestanden hatte. Die hatte er schließlich nicht studiert. "Ist nicht so wichtig." Und damit schloss er das Gespräch, was sich ohnehin anbot, denn ein paar Meter vor ihnen traten nun Alex, Lou und Grayson auf dem Gang auf. Alex voran, Lou eher hinterher trottend. Und keiner von ihnen wirkte wirklich glücklich in der Situation.
      "Wir... sollen uns im Wohnraum treffen für so Kennenlernspiele...", erklärte Noah den anderen, oder vor allem Lou, die davon vielleicht noch nichts wusste, aber die reagierte noch nicht einmal auf seine Aussage. "Sofern keiner mehr auf Toilette muss.", fügte er dann noch nuschelnd an und warf einen Seitenblick auf Alex. Das schien mittlerweile Standardausrede #1 zu werden und das nach kaum zwei, drei Stunden.
    • Alex

      Grayson blieb stehen und so tat es Alex, als Lou begann, ihren Simulatoraufenthalt zu verteidigen. Grayson blinzelte sie bloß an. Ihre Anflüge von Selbstbewusstsein und abwechselnder Schüchternheit irritierten auch Alex. Hatte sie vor, heute von jedem an Bord die Grenzen auszutesten oder so? Konnte sie sich das nicht für später aufheben, wenn er nicht daneben stehen musste? Mal ehrlich, Alex hatte besseres zu tun, als die Versuche autoritären Auftretens der beiden mitanzusehen.
      "Das… ist gut. Schnappspechte sind faszinierende Vögel. Achte beim nächsten Mal auf die Seidentangaren, wenn du dieselbe Tropen-Simulation auswählst. Die kommen in Lehrvideos nicht so rüber, wie so sollen", begann Grayson zu erklären, bevor er wieder zur Seite nickte und Lou zum Gehen bewegte. Auch Alex begann er wieder vorzuschieben, als wäre er ein Einkaufswagen. Mit ein paar beschleunigten Schritten und perplexem Ausdruck lief Alex wieder vor, während er hinterfragte, was Grayson bloß für ein Typ war. Ein Hobby fürs Vögelbeobachten zählte nicht unbedingt zu der Liste an Eigenschaften, die er ihm zugeordnet hätte.
      Als er sogleich auf Noah und Mio traf, die schon wieder dieses verdammte Spiel erwähnten, wollte Alex am liebsten gegen eine Wand laufen. Er war anscheinend nur weggelaufen, um eine der merkwürdigsten Konversationen des Tages mitzuhören und jetzt wieder am selben Punkt zu stehen. Er seufzte frustriert. Zumindest schien Mio nicht mehr in der Stimmung zu sein, auf ihm herumzuhacken.

      Mio

      Als sie endlich im Wohnraum versammelt waren, was wohlgemerkt eine wirklich schwere Geburt gewesen war, hatte sogar Mio ihren Enthusiasmus langsam verloren. Eigentlich wollte sie bloß zurück in den Maschinenraum und weg von diesen Leuten. Aber nachdem ihr nicht wirklich etwas anderes übrig blieb, als sich für ihre Noten anzustrengen und auch bei solchen Dingen wie Kindergartenspielchen mitzumachen, als könnte sie sich nichts schöneres vorstellen, setzte sie sich auf dem Sofa direkt neben Lou. Nachdem Grayson Alex und sie aufgegabelt hatte, wollte Mio wirklich wissen, was sie getrieben hatten. Sie wollte auch mal richtig mit Grayson sprechen… bestimmt hatte er so viele Weisheiten zu teilen… Aber er schien nicht sehr begeistert von Menschen im Allgemeinen zu sein.
      "Hey, wo warst du?", flüsterte sie die der Blonden neugierig ins Ohr.
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    • Noah

      So, da saßen sie nun also. Und bis auf Ichiro sah niemand so aus als hätte er Lust auf das hier und das ignorierte der Älteste ziemlich gekonnt -- oder es war ihm einfach egal. Immer noch unglaublich, wie die beiden drauf waren. Wie Tag und Nacht. In allen Interviews, die Noah über die Helden gesehen und gelesen hatte, hatten sie so anders gewirkt, so gefasst und cool. Und in der Realität wirkte Grayson eher überfordert oder auch einfach nur allergisch auf soziale Interaktionen; quasi wie Lou nur in weniger schüchtern, und Ichiro benahm sich wie der freundliche Nachbar von Nebenan, der nun mit einem Block Papier und Stiften neben ihnen in der Mitte des runden Sofas saß.
      Oh Gott, Papier?! Hatte das Jahr 2020 noch nicht angerufen, um seine Ressourcen zurück zu verlangen?!
      Er händigte jedem zwei Zettel aus, auch Grayson, sowie einen Stift. Noah beäugte beides eher skeptisch. Wann hatte er zuletzt auf Papier geschrieben? Musste ewig lang her sein... Wozu auch, wenn doch alles genauso gut, wenn nicht gar besser, digital klappte? Aber darüber sollte gerade er sich nicht beschweren. Wenn sie das Handy oder Tablet brauchen würden, stünde er ziemlich blöd da.
      "Ich nenne dieses Spiel Truth Detectives! Oder auch Fact Checkers Edition. Jeder von uns schreibt jetzt einen kleinen Fakt über sich auf das Papier und dann einen ausgedachten Fakt auf das zweite. Dann sammeln wir alles ein und mal sehen, ob wir die Fakten richtig zuordnen können und ob welche übrig bleiben. Alles verstanden? Dann schreibt mal drauf los!"
      Lieutenant Shinji hatte auf jeden Fall jetzt schon seinen Spaß, denn er lehnte sich bereits auf der Couch nach hinten und kritzelte auf seinem Papier rum, wobei er peinlichst genau darauf acht gab, dass niemand schon lesen konnte, was er schrieb. Wenigstens einer, der Spaß an seinem Job hatte...
      Noah hingegen musste erst mal überlegen, was er da aufschrieb... Er könnte etwas Offensichtliches aufschreiben, wie 'Habe Medizin studiert', aber das wollte er Ichiro nicht antun. Vielleicht sollte er sich einfach mal drauf einlassen. Also schrieb er als wahren Fakt: "Mich hat mal ein Talentsucher wegen meiner Singstimme entdeckt." Und als Lüge: "Ich glaube an Astrologie und dass unsere Zukunft in den Sternen steht. Ich bin übrigens Stier."


      Lou

      Sie mochte Captain Grayson immer mehr. Wer hätte schon gedacht, dass er sich mit Vögeln auskannte? Seidentangare! Oh, sie wollte direkt wieder in den Simulator, um nach denen Ausschau zu halten, um zu verstehen, was ihr Lehrer damit gemeint hatte! Stattdessen saß sie hier zwischen allen anderen und sollte sich Fakten ausdenken...
      Während ihr Lehrer die Zettel verteilte, stellte Mio ihr die Frage, wo sie gewesen sei. Ohje, ertappt. Aber sie wollte sie nicht anlügen und weiterhin behaupten, sie wäre auf Klo gewesen. "Im Simulator auf Exkursion. Wurde aber unterbrochen.", gestand sie demnach und bekam kurz darauf ihr Papier in die Hand gedrückt.
      Hm, sich Fakten auszudenken, war gar nicht so leicht. Ichiro und Noah schrieben schon drauf los. War das der geeignete Augenblick, um das Reagenzglas zu beichten? Nein, lieber nicht. Grayson hatte ihr mehr oder minder schon verziehen oder ihr zumindest den Gefallen getan, nicht weiter darauf einzugehen. Ihr Lieblingstier vielleicht? Auch nicht, das wäre viel zu schwierig, sich da für eines zu entscheiden. Dann vielleicht: "Als Kind habe ich an vielen Essenswettbewerben teilgenommen und den Preis für den besten Kuchenesser gewonnen." Jep, die Trophäe stand immer noch in ihrem Regal Zuhause. Aber sollte sie das wirklich erzählen? Sie war immerhin auch nicht gerade das dünnste Kind gewesen und hatte ihre Mutter damit regelrecht zur Weißglut gebracht. Pech und Segen zugleich, dass die Akademie körperliche Topform verlangte, zumindest wenns nach Lous Mutter ging. Lou vermisste die Essenswettbewerbe ein wenig, vor allem wenn sie mit Kuchen waren.
      Allerdings musste sie feststellen, dass sich Tinte nicht so leicht von Papier lösen ließ als Pixel auf einem Tablet, also blieb das wohl oder übel nun dort stehen, was sie geschrieben hatte. Na gut, dann eben zur Lüge: "Ich habe mal die Mädchentoilette in einen Springbrunnen verwandelt und das jedes Mal, wenn die Spülung betätigt wurde."
      Nun, eigentlich war auch das wahr, nur dass Lou es nicht gewesen ist. Aber sie hatte die Spülung voll abbekommen, genauso wie andere Studentinnen ebenfalls. Ob sie dahingehend immer noch nachtragend war? Vielleicht. Klatschnass im Labor die Frösche zu sezieren war jedenfalls nicht ihre schöne Erinnerung an ihre Ausbildung.
    • Alex

      Das konnte alles nur noch ein Witz sein. Wenn demnächst eine versteckte Kamera auftauchen würde, dann wäre für Alex alles geklärt, aber es sah leider nicht danach aus. Er gab sich geschlagen und schnappte sich Stift und Papier, wobei er direkt irritiert von der Textur war, die er noch nie leiden hatte können. Vielleicht war er kein Technik Freak, aber aus der Steinzeit war er auch nicht. Das Spiel stellte sich in jedem Fall als schwieriger heraus, als er gedacht hatte. Eine Wahrheit und eine Lüge? Und was genau konnte er da schreiben, um weder zu offensichtlich zu sein, noch anderen zu viel über sein Leben zu verraten? Widerwillig begann er nach eine Weile etwas aufzuschreiben.
      Ich koche gerne.
      Reichte das? Alex sah in die Runde, konnte aber keinen Blick auf irgendein Papier erhaschen. Na toll. Dann konnte er nur hoffen, dass niemand etwas besonders Tiefgründiges aufschrieb. Nicht, dass es ihn wirklich interessierte. Überhaupt nicht. Er wollte nur eben nicht wie der letzte Vollidiot dastehen, wenn alle mit ihren innersten Geheimnissen rausrückten. Wobei ihm sogar bei längerem Nachdenken nichts allzu Tiefgründiges über sich selbst einfiel, das er einer Gruppe Halbfremder anvertrauen wollte. Dann fehlte also bloß die Lüge. Da musste er ja nicht unbedingt kreativ sein.
      Ich bin ein Einzelkind.
      Er faltete beide Papiere und legte sie mit etwas mulmigem Gefühl in die Mitte des Tisches. Das Spiel wirkte irgendwie wie eine hervorragende Möglichkeit, anderen irgendwelche Lügen unterzuschieben. Und aus irgendeinem Grund hegte Alex mittlerweile eine ausgeprägte Skepsis gegenüber mindestens zwei Personen in diesem Raum.

      Mio

      Immer schön Weiterlächeln. Mio nahm sich den Stift und dachte kurz nach. Was konnte sie aufschreiben, das möglichst gutes Licht auf sie warf? Irgendein Talent? Es durfte aber nicht zu offensichtlich sein. Vielleicht etwas, das sie sympathisch wirken ließ? In jedem Fall musste sie dieses Spiel irgendwie nutzen, um endlich Graysons Zustimmung zu gewinnen. Zu ihrer Persönlichkeit. Es begann sie nach und nach fertig zu machen, dass dieser Held nicht mit ihr reden wollte und sie wie jede x-beliebige Schülerin behandelte. Sie hatte doch bisher alles fehlerfrei ausgeführt! Sie war nie weggelaufen und hatte an jeder Aktivität teilgenommen, nichts falsch gemacht und dennoch hatte dieser Typ sie nicht einmal wirklich mit einem Blick wahrgenommen. Es wirkte vielleicht armselig, dass sie dieses Kennenlernspiel nun nutzte, um sich Anerkennung zu schaffen, aber Gott, dann war sie das eben nun: armselig. Dieses Schiff brachte sie zum Verzweifeln. In drei Wochen brauchte sie wahrscheinlich erstmal Therapie.
      Ich bin diplomiert:e Grafiker:in.
      Zum Glück fiel ihr das so schnell ein. Sie hatte vor einer Weile einen ein-jährigen Abendkurs zur Grafik Designerin absolviert, der mit einem Diplom abschloss, nachdem ihre Mutter sie gedrängt hatte, sich einen "Plan B" zu suchen und sie schon immer ein künstlerisches Interesse gehabt hatte. Das neben der Academy zu schaffen, musste Grayson doch irgendwie… beeindrucken, oder? Gut, er hatte eine der größten intergalaktischen Schlachten der Geschichte überlebt, als einziger seiner Crew. Ihn beeindruckte vermutlich wenig. Aber einen Versuch war es wert. Mio begann zwar langsam aufzufallen, dass ihre langjährig bekämpften Histrionie-Züge sich wieder bemerkbar machten, aber sie schluckte das bestmöglich hinunter. Bloß ein kleiner Funken Zustimmung, mehr brauchte sie nicht. Vielen Dank, Mutter.
      Ich höre gerne Heavy Metal Musik.
      Das war wohl die größte Lüge überhaupt. Sie faltete den Zettel, damit er eingesammelt werden konnte. Auch Grayson hatte zwei Zettel beschrieben und Mio war determiniert herauszufinden, welche beiden von ihm waren.
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    • Noah

      So, die Zettel wurden alle von Ichiro eingesammelt. Die Stifte auch. Was gut war, denn ansonsten hätte Noah die ganze Zeit unruhig an dem kleinen Knöpfchen hinten für die Kugelschreibermine rumgespielt. Klick klick.
      Nochmal warf er einen Blick durch die Runde. Neugierig, was die anderen geschrieben hatten, war er schon, das gab er zu. Auswählen zu müssen, wer welche Antwort gegeben hatte, wollte er hingegen trotzdem nicht. Hoffentlich hatten alle nur positive Dinge aufgeschrieben, damit es nicht zu noch mehr Stress käme.
      Aber es kam noch härter. Noah hatte gehofft, es wurde einfach eine Aussage vorgelesen und dann gab's eine Abstimmung oder so ähnlich. Etwas, in dem er untergehen konnte, sodass niemand ihn dafür verantwortlich machen würde, wenn er jemanden einen falschen Zettel zuschob. Ichiro machte ihm diese Hoffnung sogleich zunichte, als er die Zettel in seinen Händen mischte und dann wieder austeilte. Jeder bekam zwei Stück. Und Noah konnte schon erahnen, wohin das führen würde.
      "So, wir gehen jetzt einfach der Reihe nach durch und jeder verteilt seine Zettel.", erklärte Ichiro und Noah unterdrückte ein Seufzen. "Aber eine Sache noch! Orion und ich haben nicht wirklich etwas über uns aufgeschrieben, daher braucht ihr an uns auch keine Zettel zu verteilen. Bleibt mal schön bei euch!" Darauf folgte ein fürchterliches Lachen, kein lautes, aber eines das sowohl dreckig klang als auch gleichermaßen schadenfreudig. Klang ein wenig wie ein Ho ho ho, nur in unangenehm und bescherte Noah eine Gänsehaut auf den Armen. Ob die Ausrede noch funktionieren würde, wenn er sagte, er müsste mal auf die Toilette?
      "Okay, ich fang mal an." Ihr Lehrer faltete einen seiner beiden Zettel auf und las vor: "Ich bin ein*e Musterstudent*in. Ahja, na das ist leicht. Das könnte jeder von euch sein! Ho ho ho! Aber wenn ich mich auf jemanden festlegen müsste, würde ich das unserer lieben Mio zustecken." Er warf der Angesprochenen ein warmes Lächeln zu und reichte ihr den Zettel.
      Noah kam nicht umhin, darauf etwas neidisch zu sein. Vor noch einem Jahr hätte er diesen Zettel auch noch verdient gehabt, aber dann hatte er lieber eine Beziehung mit jemanden geführt, der sich gar nicht so sehr für ihn interessiert hatte, anstelle zu lernen und war durch die Prüfung gerasselt. Nett von dem Lehrer, dass er sie trotzdem erst mal alle angesprochen hatte.
      Die zweite Aussage, die Ichiro vorlas, war dann von ihm, weswegen er etwas nervös die Finger aneinerdrückte. Ichiro las sie noch nicht einmal bis zum Ende vor. "Ich glaube an Astrologie -- nee, das ist gelogen. Alles andere akzeptiere ich nicht." Diesen Zettel warf er in die Mitte auf den Tisch. Nur nicht das Poker Face fallen lassen, dachte Noah nach wie vor leicht nervös und unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen. Dabei käme der wichtige Zettel erst noch.
      "So, gehen wir einfach der Reihe nach." Ichiro sah links neben sich, wo Noah saß. Uhrzeigerinn. Na klar.
      "Öh, okay..." Nicht weniger nervös faltete er das erste Papier in seiner Hand auf. War ungewohnt, eine Handschrift entziffern zu müssen und er brauchte erst mal Zeit, um überhaupt selbst lesen zu können, was dort stand. "Ich koche gerne..." Er hasste dieses Spiel. Erneut ermahnte er sich, seine Gedanken nicht irgendwie nach außen zu tragen und ein freundliches Gesicht zu machen, aber innerlich würde er nun gerne den Zettel zerreißen. Könnte halt jeder geschrieben haben.
      Er ließ seinen Blick einmal über jeden einzelnen schweifen, vielleicht könnte er ja anhand einer Reaktion darauf schließen, wer das geschrieben haben könnte. Aber das half ihm nicht weiter. Stereotypisch gesehen wäre Kochen eher eine Eigenschaft für Frauen, allerdings... er sah nochmal auf das Stück Papier... Stereotypisch hatten Frauen auch eine viel schönere Handschrift.
      "Ich weiß nicht. Alex vielleicht?" Zögerlich reichte er ihm den Zettel und faltete dann schnell den nächsten auf. Diese Handschrift war jedenfalls weitaus mädchenhafter. Mit Kringelchen und geschwungenen Linien. Im Prinzip wars aber auch einfach eine 20 prozentige Chance, richtig zu raten. "Ich habe mal die Mädchentoilette in einen Springbrunnen verwandelt und das jedes Mal, wenn die Spülung betätigt wurde." Stirnrunzelnd musste er sich daran hindern, Alex wieder einen Blick zuzuwerfen. Aber nein, so doof war der nicht, hier sowas zu beichten, auch wenn er von ihrer Gruppe nur ihm so etwas zutrauen würde. Und es wäre vielleicht auch ein klein wenig witzig, wenn diese Kringelchen aus seiner Feder entstanden waren.
      "Ich schätze, das ist 'ne Lüge." Und er legte den Zettel zu dem anderen in die Mitte.
      Puh, das wäre geschafft. Nun wirklich erleichtert lehnte er sich im Sofa zurück.
    • Alex

      Er nahm den Zettel an, während es irgendwie merkwürdig still war und die Stimmung nicht unbedingt nach einer Party schrie. Alex wartete für seinen Teil nur darauf, dass er dran kam, um es schnell hinter sich zu bringen und den Blicken der anderen zufolge, war er damit nicht der einzige. Nur Mio schien noch immer absolut erhellt von dem kleinen Kompliment, eine Musterstudentin zu sein. Musste sie das echt so raushängen lassen? Konnte sie sich nicht innerlich freuen und sich das dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischen?
      Die nächste Aussage machte alles nicht besser, weil er voll und ganz davon ausgegangen war, dass jemand ihm diesen Zettel unterschieben wollte. Zumindest hatte Mio ihn angeschielt. Aber er hatte wirklich besseres zu tun, als absichtlichen Vandalismus. Wer würde sowas überhaupt schreiben? War hier irgendjemand wirklich dumm genug, um eine Toilette kaputt zu machen? Gut, er hätte auch auf die Lüge getippt. Und jetzt war er dran, also sollte er besser schnell machen. Er faltete den ersten Zettel auf und las vor, mit mangelndem Enthusiasmus: "Mich hat mal ein Talentsucher wegen meiner Singstimme entdeckt" Alex runzelte die Stirn und sah sich in der Runde um. Im ernst jetzt? Mio hatte zumindest kein Pokerface und sah sich ebenso interessiert um. Sie fiel also raus. Und nachdem er nicht davon ausging, dass Lou sich mal in einer Karaokebar auf die Bühne gestellt hatte, konnte er den Zettel nur Noah zurück geben. "Vielleicht war das ja eigentlich dein Schicksal. Willst du nicht doch noch Sänger werden?", fragte er mit einem aufgesetzten Lächeln, während er den anderen Zettel öffnete. Er seufzte, bevor er die Augen zusammenkniff und den Zettel näher an sein Gesicht hielt. Dann lass er stockend vor: "Ich bin… diplomierte… Grafiker:in?" Wer hatte hier so eine extreme Klaue? Aber gemessen daran, dass Lou irgendwie was von einer stillen Künstlerin ausstrahlte, gab er ihr den Zettel. Doch Mio streckte den Arm aus und nahm ihn ihm stattdessen ab.
      "Der… ist von mir", sagte sie leise. Okay… unerwartet. Aber vielleicht auch nicht. Sie brauchte ja wohl 24 gefüllte Stunden jeden Tag, um ausgeglichen zu sein. Langeweile machte sie vermutlich zum Psycho.
      Sie saß gleich neben Alex, also faltete sie als nächstes ein Zettelchen auf.

      Mio

      Na klar musste sie die erste sein, bei der falsch geraten wurde. Aber nachdem Alex den Zettel bekommen hatte, wunderte es sie weniger. Sie las als nächstes vor: "Ich bin ein Einzelkind" Da fiel ihr nur eine Person ein, aber die hatte bereits den wahren Zettel bekommen. Vermutlich war Alex trotzdem ein Einzelkind. Oder der Älteste von drei oder vier Geschwistern, die er konstant folterte. Noah konnte es nicht sein, also war es entweder Lou oder der Satz war gelogen. Sie starrte die Blonde analysierend an. Dann entschloss sie sich aber dazu, den Zettel in die Mitte zu legen. "Also, ich denke, das war gelogen", sagte sie, bevor sie den zweiten Satz vorlas. Mitten im Lesen fiel ihre Stimme aber um ein Oktave und sie musste ein Fragezeichen ans Ende setzen. "Ich habe noch nie weniger… als 100 Punkte in praktischen Übungen erreicht?" Wer schrieb denn sowas? Nicht einmal Mio hatte so etwas eindeutig Angeberisches aufgeschrieben. Und mit praktischen Übungen waren dann wohl alle gemeint, die man so absolvieren musste, egal welche Kurse man belegte… Flugsimulationen, Rettungseinsätze, einfache Reparaturen und all der Kram? Die Aufgaben waren zwar nicht allzu spezifisch und sollten eben von der ganzen Crew beherrscht werden, aber auf alles 100 Punkte zu erreichen, war eine Herausforderung. Sie selbst hatte schon ein paar Mal nicht perfekt abgeschnitten, wenn sie etwa eine Situation bei den Rettungseinsätzen zu sehr gestresst hatte.
      "Äh, Noah, vielleicht?", meinte sie und warf dem Blonden einen fragenden Blick zu. Sie kannte ihre Kollegen zu wenig, um viel über deren Noten zu wissen, aber Noah wirkte relativ selbstbewusst, was seine Aufgaben anging.

      Alex

      Nie weniger als 100 Punkte? Er sah sich in der Gruppe um. Mio war die einzige, der er zugetraut hätte, sowas aufzuschreiben, aber die wirkte selbst verwirrt genug. Alex hatte das nicht geschrieben, aber wenn er so drüber nachdachte…
      "Nein, der gehört Alex", kam es neutral von Grayson. Alex sah auf wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Der Lehrer deutete Mio, dass sie ihm den Zettel geben sollte und er nahm ihn zögernd an. Naja, theoretisch hatte er wohl… wirklich immer alle Punkte erreicht. Mio sah ihn kurz so an, als hätte er diesen Fakt selbst aufgeschrieben, weil sie offenbar noch verwirrt war, aber bevor er sich verteidigen konnte, sagte ihr Lehrer: "Ich hab das geschrieben" Oh, schön. Und wieso? War das wirklich notwendig gewesen?
      Mio räusperte sich. Sie wirkte, als würde sie gleich eine Randale starten, riss sich aber zusammen und sagte: "Lou, du bist dran"
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Nao.nline ()

    • Lou

      Sie mochte das Spiel nicht. Was die anderen für Zettel bekamen, war weniger interessant als darauf zu warten, den eigenen Zettel zurück zu bekommen. Aber der kam nicht. Mittlerweile hatten alle mindestens einen Zettel; Mio und Alex hatten zwei und sie saß hier mit gar keinem. Auch hatte sie gedacht, es wäre okay, ein falsches Papier zu bekommen; besser ein falsches als gar keines, aber als Alex glaubte, sie wäre eine Grafikerin, war das auf gleichem Level unangenehm wie weiterhin als einzige ohne Zettel zu sein.
      Wenigstens lernte sie wirklich etwas über ihre Teamkameraden. Mio war eine Grafikerin, womit Lou nicht gerechnet hatte, Alex ein Streber und/oder Alleskönner, womit sie auch nicht gerechnet hatte und Noah hatte scheinbar eine tolle Stimme und auch damit hatte sie nicht gerechnet. War doch was. Ob sie auf all diese Fakten hätte verzichten können? Bestimmt.
      Zumindest Alex' Fakt lenkte sie kurz vom aufgeregt Sein ab. Wer konnte denn überall die Maximalpunktzahl erreichen, aber gleichzeitig versehentlich Haare in Brand setzen? Vielleicht eine Konzentrationssache? Wenn Lou sich nicht ordentlich konzentrierte, machte sie auch ständig Fehler. Wenn sie hingegen Tiere sezieren durfte, machte sie die feinsäuberlichsten Schnitte als wäre Gelassenheit ihr zweiter Vorname. Konnte sie verstehen. War auch irgendwie beruhigend zu wissen. Etwas.
      Sie öffnete ihre beiden Blätter schon, bevor Mio ihr mitteilte, dass sie dran war und ja, war genau das, was sie vermutet hatte. Sie hatte ihren eigenen Zettel bekommen. Nun wünschte sie sich, sie hätte doch einfach ihr Lieblingstier aufgeschrieben oder etwas noch viel nichtsaussagenderes. Ihre eigene Aussage vorlesen zu müssen war bisher das mit Abstand unangenehmste und dann würde auch noch folgen, dass sie sich selbst dazu bekennen musste. Oder sollte sie einfach sagen, es wäre eine Lüge? Unmöglich, das fiele direkt auf...
      "AlsKindHabeIchAnVielenEssenswettbewerbenTeilgenommenUndDenPreisFürDenBestenKuchenesserGewonnen." Aufgeregt wie sie war, überschlug sich der Satz als würde er nur aus einem sehr langen Wort bestehen. War nicht mal ihre Absicht gewesen, undeutlich zu sprechen, aber vielleicht kam ihr das auch zugute und niemand hörte ihr zu. Auch vermied sie es, auszusprechen, dass das ihr eigener Zettel war, sondern legte ihn ohne mit der Wimper zu zucken schlicht neben sich auf's Sofa und kümmerte sich um Aussage Nr. 2, diesmal mit mehr Ruhe in der Stimme.
      "Ich mache einen verdammt netten ersten Eindruck..." Oh Mann, was? Nun sah sie doch auf und blickte in die Runde. Am ehesten hätte sie Mio das Blatt gereicht, die saß direkt neben ihr und mit ihr hatte sie am meisten gesprochen. Das würde passen. Aber die hatte schon zwei Zettel und Lou war sich nicht sicher, ob sie überhaupt mehr als zwei haben durfte. "Äh... Noah...?" Was für ein blödes Spiel! Sie reichte Noah den Zettel, der genauso verwirrt darüber aussah wie sie sich fühlte und das nur, weil auf diese Weise jeder genau zwei bekommen würde. Zumindest sofern Grayson nicht jemanden einen dritten zustecken würde und sie als einzige mit nur einem dasitzen würde.
      Kam ihr ein bisschen wie früher im Sportunterricht vor, wo man darauf wartete, als Teammitglied ausgewählt zu werden. Zum Glück nicht ganz so schlimm, aber ebenso beklemmend.
    • Alex

      Unangenehm. Zumindest wurde dieses Gefühl schnell in Fremdscham umgewandelt, als Lou im Schnelldurchlauf ihren Satz vorlas und dann auch noch bei sich liegen ließ. Sie hatte ihren eigenen Zettel bekommen und dann war es so etwas. Alex war doch recht froh, dass er eher unpersönliche Sachen aufgeschrieben hatte, aber dann musste Grayson das ja ruinieren mit einem… merkwürdigen Versuch, ihn besser dastehen zu lassen? Sollte es das sein? Darauf konnte er wirklich verzichten.
      Der zweite Zettel verwirrte nicht nur Lou, sondern offenbar die gesamte Gruppe. Über sich selbst würde das jedenfalls niemand schreiben, das war ja absolut merkwürdig. Also steckte anscheinend wieder einer der Lehrer dahinter. Wieso spielten sie dieses Spiel nochmal? Alex hatte das Gefühl, jeden in dieser Runde langsam besser zu kennen, als er wollte.
      Dann war also nur noch Grayson dran und er schien wirklich angestrengt, Interesse vorzugaukeln. Er räusperte sich. "Ich werde einen sehr guten Job als Captain machen, auch wenn es schwer ist, erster zu sein" Alex sah mit großen Augen dem Zettel hinterher, der sich in Richtung Lou bewegte. Das hatte er bestimmt selbst geschrieben. Tausendprozentig. Dieser peinlich berührte Blick verriet ihn total. Alex war das alles fast noch peinlicher als Zuschauer. Grayson war anscheinend überraschend großherzig, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er das rüber bringen sollte. Spießte sich wohl mit dem Helden-Image. Oder er hatte einfach nur keine Social Skills.
      Er las den zweiten Satz vor: "ich höre gerne Heavy Metal Musik" Grayson setzte einen fast undefinierbaren Blick auf, der irgendwie zu sagen schien 'das ist ja ein guter Fakt' und dann schien es, als wolle er einen Witz machen und sagte: "Das könnte ich gleich bei mir selbst liegen lassen" Er lachte leicht, dann wurde sein Ausdruck wieder ernst. Alex beobachtete das Spektakel, als hätte er eine Ein-Mann-Show vor sich. Dann inspizierte Grayson jedoch alle Gesichter genau, hielt plötzlich ihm den Zettel fragend entgegen gestreckt und Alex schmiss die Hände in die Höhe, um seine Unschuld zu bekennen und den Lehrer letztendlich dazu zu bringen, den Zettel und die Mitte zu legen und als Lüge abzustempeln.

      Mio

      Moment, Grayson hörte Heavy Metal Musik? Und wieso sprach keiner darüber, dass Lou einen Preis fürs Kuchen essen gewonnen hatte? Wie witzig war das denn? Mio war schockiert über die peinliche Ernsthaftigkeit dieser Gruppe. Aber damit hatte sie es wenigstens besser getroffen, als wenn sie mit einem Haufen Clowns arbeiten müsste. Alex genügte ihr da.Wenn sie nur auch alle wirklich so fokussiert auf ihre Aufgaben waren, wie sie uninteressiert an Spaß waren…
      "Dann… war's das, oder?", fragte sie sicherheitshalber, weil sie ihrer Rechnung nach alle zwei Zettel vorgelesen hatten und jeder zumindest zwei bekommen hatte, auch wenn da zwischendrin ganz bestimmt irgendwas schief gelaufen war.
      Grayson warf Ichiro einen fragenden Blick zu, dann nickte er. "Wir würden euch jetzt mal dazu anhalten, eure Sachen auszupacken und euch für ein paar Stunden mit euren Aufgaben vertraut zu machen. Bis morgen Abend sollten auch alle ihr erstes medizinisches Check-up gemacht haben. Zu Abend essen wir bestenfalls gemeinsam, um den Tag nachzubesprechen und die nächsten Abläufe zu klären"
      Mio nickte, dann wartete sie, bis sie Noah in ausreichender Entfernung zu den Lehrern abpassen konnte. "Hey, ich seh mir jetzt deine Geräte an, ja?", sagte sie. Dann konnte sie sich in aller Ruhe eine Weile an ihren Schreibtisch setzen und daran basteln. Sie würde ohnehin lang genug brauchen und hatte so vielleicht noch eine Chance, vor dem Abendessen fertig zu sein und dann eine Weile allein auf der Brücke zu sitzen, wie sie es vorgehabt hatte.
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    • Lou

      Sie hatte ihren zweiten Zettel bekommen. Das war eigentlich keine große Sache, war jedoch sehr erleichternd. Und auch der Inhalt beruhigte sie... auf eine gewisse Art. Ihr Lehrer kam ihr nicht wie jemand vor, der Dinge sagte ohne diese zu meinen. War ihr lieber als ein Spruch über Nettigkeit.
      Froh darüber, dass das Spiel vorbei war, war sie dennoch sehr. Sie war dankbar über ihr Zettelchen, weniger jedoch darüber, im Rampenlicht zu stehen und wenn auch nur für kurz.
      Mit Graysons Zettel weiterhin in ihren Händen stand sie auf und warf einen Blick zu Mio, die vor einem Moment noch neben ihr gesessen hatte. Nun aber entdeckte sie sie bei Noah. Hm, na gut, dann wollte sie nicht stören. Ihr Magen grummelte nämlich immer noch leise vor sich hin und inzwischen hatte sie einen ziemlich großen Appetit auf Schokoladenkuchen. Auspacken konnte sie danach noch.
      Kaum hatte sie die Sitzrunde verlassen, fiel ihr noch Alex auf.
      "Hey.", begrüßte sie ihn, obwohl das wohl nicht unbedingt notwendig war. Lenkte sich dann selbst kurz damit ab, weil ihr auffiel, immer noch die beiden Papiere in der Hand zu halten. Was machten sie damit jetzt eigentlich? Lou faltete sie erst mal zusammen und stopfte sie in den Kittel, den sie immer noch trug. Schien zum Glück niemanden zu stören. "Äh... Warum zündest du Mios Haare an, wenn du sonst immer die volle Punktzahl erreichst?" Zwar hatte Mio sie gewarnt, mit Alex nicht alleine sein zu wollen, aber Lou musste das einfach wissen. Inwiefern man sich auf ihn verlassen konnte -- oder eben nicht. Auch wenn sie mit ihrer Frage gleich die Tür ins Haus trug, aber wie sollte man danach auch schonender fragen?


      Noah

      Eigentlich war das Spiel gar nicht mal so unwitzig gewesen, jedenfalls nachdem er seine zwei Aussagen vorgelesen hatte. Peinlich traf es ziemlich gut, aber absolut nicht unlustig. Vielleicht wollte er das Spiel auch lieber mit Humor nehmen als sich in Fremdscham zu flüchten; so war das nämlich weitaus angenehmer. Man lernte doch so einiges über seine Teamkameraden. Und wenn es nur darum ging, dass Alex unpersönlich über sich selbst blieb, Mio eine kleine Angeberin zu sein schien, Lou ihn nett fand und die beiden Lehrer total unbeholfen mit dieser Gruppe waren. So schien es, als würde Ichiro keine Kritik akzeptieren; der sah nicht mal so aus als würde er die Peinlichkeit an einigen Situationen hier erkennen. Und was er auch lernte: sie alle nahmen das Spiel viel zu ernst. Er hatte leicht reden -- amüsiert war er selbst auch erst, als seine Runde vorbei war.
      "Cool.", murmelte er, als der letzte Zettel in die Mitte wanderte und Grayson sie somit entließ. "Das machen wir bestimmt bald nochmal." Schmunzelnd sah er seinen Teamkollegen dabei zu, wie sie allesamt aufstanden, um ganz schnell das Weite zu suchen und er konnte es keinen verübeln. Auch er erhob sich und wollte gerade in sein Zimmer laufen, als Mio ihn aufhielt.
      "Danke, Mio. Wirklich." Erleichtert seufzte er auf und lächelte sie freundlich an. Ohne seine Technik würde sich das mit den Check-Ups als schwierig gestalten. "Wie kann ich mich bei dir revanchieren? Du hast was bei mir gut."
    • Alex

      Alex stand in der Sekunde auf, in der Grayson verkündete, dass sie entlassen waren. Er würde sich erstmal vom Acker machen und sich vor dem medizinischen Check-up so lange drücken, wie es ging. Er brauchte gerade keine Ganzkörper Untersuchung von Blondie. Als er sich bereits aus der Tür quetschen wollte, überrumpelte ihn allerdings Blondie Nummer Zwei. Und sie nahm auch kein Blatt vor den Mund.
      "Hä?", fragte Alex, der die Frage erst verarbeiten musste. Warum interessierte sie das denn? Konnten sie das Thema nicht endlich mal fallen lassen? Er seufzte frustriert. Wenn er jetzt weglief, musste er sich wahrscheinlich noch länger damit herumschlagen.
      "Das war ein Unfall, sagte ich doch" Er lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme. "Außerdem war das ein Physikexperiment und keine Übung. In der Theorie war ich schon immer scheiße. So ein Experiment braucht im echten Leben kein Mensch. Finds halt bescheuert, mich stundenlang mit etwas zu beschäftigen, das ich auch einfach einmal durchlesen könnte", antwortete er genervt, wenn auch ehrlich. Vermutlich von seiner eigenen Ehrlichkeit genervt.
      "Reicht dir die Antwort oder muss ich mich auf ein Interview einstellen?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen, bevor er den Raum endlich verließ und Lou stehen ließ.
      Am Rückweg in sein Zimmer ärgerte er sich noch immer über die Frage. Warum musste Mio das eigentlich ansprechen? Er hatte eben eine Zeit lang viel angestellt, na und? Hatte nicht jeder irgendwann mal ne schwierige Phase im Leben? Ewig lange herumzusitzen und etwas zu lernen, das ihm nichts brachte, hatte ihm eben noch nie gefallen. Dabei war das mit Mios Haaren vermutlich noch der größte Zwischenfall gewesen, aber auch nur, weil sie sich so aufgespielt hatte. Und wenn sie schon meinte, dass seine Mutter eine Ausrede war, damit Mio ihm nichts übel nehmen konnte, dann musste sie ihm auch das irgendwann mal verzeihen.

      Mio

      "Mir wird schon irgendwas einfallen", grinste sie Noah an und begleitete ihn auf dem Weg zu seinem Zimmer, um sich sein Tablet und Handy mitzunehmen. Es war bestimmt gut, wenn er mal was bei ihr gut hatte, also beließ sie es erstmal dabei. Im Weltall konnte ja alles Mögliche passieren.
      "Oh, macht es dir was aus, wenn ich als Letzte zu den Check-Ups komme? Ich würde gern so früh wie möglich dein Zeug repariert haben, damit ich nachher noch etwas Zeit auf der Brücke hab. Also… morgen irgendwann?", fragte sie schnell.
      Sie wollte die nächsten Stunden lieber keine Unterbrechungen haben. Insgeheim wusste sie auch, dass sie wirklich konzentriert bleiben musste, um keinen Fehler machte. Spätestens wenn man die Geräte nachher wieder an eine Ladestation stellte, hatten sie nämlich ein Problem, wenn der Virus sich verbreitete. Problem war da noch irgendwie untertrieben. Zum Glück hatte gelernt, wie das funktionierte und war selbstsicher, es hinzubekommen.
      "Ahja, planst du noch, uns Abends wie um ein Lagerfeuer herum mit deinem Gesang zu beglücken?", grinste sie und sah Noah von der Seite an. "Wär doch zu schade, wenn du dein Talent versteckst" Vielleicht würde sie das ja als Rückzahlung betrachten. Aber ihr fiel bestimmt noch was Besseres ein im Laufe der Zeit.
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    • Lou

      Hm. Experimente sollten bescheuert sein? Man könnte sich das einfach durchlesen? Hungrig war Lou sowieso schon, doch bei dieser Aussage füllte sich ihr Magen mit einem zusätzlich flauem Gefühl. Das konnte sie weder verstehen noch nachvollziehen und erst recht nicht, weil Experimente eben keine langweilige Theorie waren...
      Letztendlich wurde sie von ihm stehen gelassen, was okay war. Lou sah ihm noch etwas nach, dachte darüber nach, was er gesagt hatte und was sie doch kein Stück beruhigte; eher im Gegenteil.
      Nun ja, sie war nicht darauf angewiesen, in seiner Nähe bleiben zu wollen, also hatte sich das erledigt. Sich mit ihm anfreunden zu wollen war ohnehin nie ihre Intention gewesen.
      Während Alex aus ihrem Blickfeld verschwand, drehte Lou sich einmal im Kreis, die Orientierung zur Küche suchend. Das Schiff war wirklich nicht das größte, aber doch etwas verschachtelt. Noch erschien es ihr kompliziert, sich die Gänge und Wege zu merken; gleichzeitig war der Gedanke so aufregend, sich schon bald hier wie Zuhause auszukennen! Glücklicherweise erwies es sich nicht als allzu schwer, sich zurecht zu finden und der Weg zur Küche war schnell gefunden, auch ohne erneute Exkursion zur Simulation.
      Während die Maschine einen Kuchen synthetisch replizierte, stand Lou daneben und dachte über dieses Spiel nach. Das wurde hoffentlich nicht Teil der täglichen Routine, aber ausschließen konnte sie das nicht mehr. Ein wenig hatte sie sich den Weltraumausflug doch anders vorgestellt. In relativ kurzer Zeit hatte sie bereits vieles bedrückt oder war schlicht und ergreifend unangenehm gewesen, aber noch überwog die positive Aufregung und die Neugierde auf zukünftige Ereignisse die kleinen... Patzer; aber das war nichts, was so unerwartet war. Unerwartet waren Dinge wie Kennenlernspiele oder dass die Küche so gut ausgestattet war. Wozu? Der Replikator war um einiges effizienter; nicht unbedingt, was den Geschmack anging, sehr jedoch die Zeit. Und waren sie nicht die gesamte Ausbildung über auf Effizienz getrimmt worden? Und nun, wo es endlich losging, vertrödekten sie ihre Zeit mit... Spielchen.


      Noah

      Gleichzeitig mit den Schultern zuckend nickte Noah beiläufig. Die Check-Ups sollten ohnehin nicht viel bedeuten, außer dass er selbst zeigen konnte, dass er sich mit menschlichen Körpern und medizinischen Geräten auskannte und diese bedienen konnte. Sollte jemand ernsthaft erkrankt sein, dann wäre derjenige nicht hier... So viel passten die an der Akademie schon auf. Er musste nur sichergehen, dass das auch so blieb.
      Als Mio jedoch seine Gesangstimme ansprach, rund um ein Lagerfeuer, entlockte sie ihm doch ein Schmunzeln. Tatsächlich mochte er Lagerfeuer eigentlich recht gerne; nicht hier auf dem Schiff, aber eines auf einem entfernten Planeten anzuzünden klang... erstaunlich cozy. "Na klar, aber nur, wenn du jemanden mit Gitarre ausfindig machen kannst. Wenn schon, denn schon."
      Er lächelte ihr zu, drückte ihr dann sein Handy in die Hand. "Hoffentlich ists nicht allzu Schlimmes...", sprach er dann wieder mehr ernst und mit einer Potion Besorgnis in seiner Stimme, nickte zu seinen Geräten, die Mio nun trug.
      War ihm nach wie vor peinlich, gleich auf ihre Hilfe angewiesen zu sein, umso mehr wünschte er sich, dass das Problemchen nicht viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Und sie nicht in Schwierigkeiten bringen würde.
    • Mio

      "Oh, Challenge akzeptiert", erwiderte Mio grinsend. "Ich finde auf schon irgendwo ein Alien auf Xerion 8, das dir seine Gitarre leiht"
      Nachdem sie alle Protokolle befolgt hatte und eine friedliche Bekanntschaft mit irgendeinem Bewohner des Planeten rein zufällig gemacht hatte, da es nach ihrem Handbuch definitiv nicht erlaubt war, als Schülerin einfach so jemand Fremden anzusprechen. Aber dann würde sie schon eine Gitarre oder sonstiges Zupfinstrument für Noah ausfindig machen.
      Sie nahm Tablet und Handy an. "Okay, wir sehen uns später", sagte sie und ging voraus in ihr Zimmer.
      Dort packte sie dann erstmal ihren Koffer aus, um das auch erledigt zu haben. Sie hatte… ziemlich viel unnötiges Zeug mitgenommen, wie er nun auffiel. Aber beim Packen war sie nicht aufzuhalten. Sie musste sich immer jede mögliche Situation geistig vorzustellen und für alles 3 Pläne haben und dementsprechend packte sie auch ihre Sachen. Was nicht das Kuscheltier erklärte, das sie hatte, seit sie ein Kind war. Es war ein kleiner Tiger, gerade so groß wie ihre Hand, den sie in die Ecke ihres Bettes setzte, weil sie ihn niemals zurück lassen könnte. Auch wenn sie sich nun etwas Sorgen machte, dass jemand das Tier sehen würde. Aber etwas so Kleines ließ sich zum Glück gut verstecken. Immerhin war sie 18 und auf einer Mission im Weltall… wer nahm da sein Kuscheltier mit?
      Sie packte ihren eigenen Computer aus und stellte ihre sonstigen Werkzeuge auf dem Schreibtisch ab, bevor sie sich setzte, die Schreibtischlampe anmachte und wie ein kleines Scheinwerferlicht positionierte und an Noahs Tablet tüftelte. Sie versuchte es mit technischen Resets, dann nutzte sie einige ihrer viel zu kompliziert aussehenden Instrumente und mühte sich ab, das Gerät überhaupt wieder einzuschalten, bis sie sich um die Wurzel des Problems kümmern konnte. Eine schwere Geburt.

      Zwei Stunden später, die für sie wie im Flug vergingen wenn sie konzentriert war, schien wieder alles zu funktionieren. Das gleiche musste sie nun noch an Noahs Handy machen… Puh. Währenddessen konnte das Tablet ja aber laden, damit er es später gleich verwenden konnte. Guter Dinge legte Mio das Gerät auf eine ihrer Ladestationen und widmete sich wieder dem Handy, als es auf einmal stockfinster wurde und sie nur noch Dunkelheit vor den Auge hatte. Was zum-
      Sie sah auf, sah nichts. Einige Sekunden später gingen überall im Raum kleinere, schwache Lämpchen an. Notfallstromversorgung. Oh Gott. Sie nahm das Tablet langsam wieder von der Ladestation. War das ihre Schuld?

      Alex

      Dunkelheit. Da kam Alex gerade in sein Zimmer, als es finster wurde und er wie angewurzelt stehen blieb. Die Türe hinter ihm öffnete sich auch nicht mehr. Okay, sowas sollte… bestimmt nicht passieren, wenn man gerade erst los geflogen war. Ihm dämmerte auch irgendwie, was an dem Stromausfall Schuld war. Hatte Noah nicht irgendeinen Virus mit aufs Schiff geschleppt? Super.
      Sobald der Notfallstrom an ging und sich die Türe wieder öffnete, lief er hinaus auf den Gang. Was auch immer jetzt im Schiff herumspukte, würde ihn ganz bestimmt nicht in seinem Schlafzimmer einsperren. Außerdem wäre es gut zu wissen, welche Systeme ausgefallen sind und wie unangenehm die nächsten Stunden werden würden.
      And when you die, the only kingdom you'll see
      Is two foot wide and six foot deep


    • Lou

      Als das Licht ausging, war Lou gerade dabei, ihre hinter einem Bilderrahmen aufgespießten Insekten mittels Magneten an die Wand zu hängen. Eventuell ein komisches Mitbringsel in den Weltraum, doch wie für andere Kuscheltiere, Schmucksteine oder Fotos ihre Glücksbringer waren, so beruhigten Lou ihre Schmetterlinge, Motten und Käfer. Diese hatte sie selbst eingefangen und, weil sie niemals ein Tier töten könnte, nur weil sie seine Musterung schön fand, auch einige Wochen lang im Terrarium aufgezogen, bis diese von selbst gestorben waren. Merkwürdige Haustiere vielleicht, aber für sie steckten viele Erinnerungen an den Tieren, die ihr Mut und Trost spendeten, sobal sie zu ihnen an die Wand sah. Daher hatten sie mitkommen müssen.
      Ihr Morphofalter leuchtete noch bevor der Notstrom die schwachen Lampen erleuchtete. Oh. Das war seltsam.
      Sie kletterte vom Bett, auf dem sie mit Strümpfen gestanden hatte und suchte auf dem weniger gut beleuchteten Boden ihre schwarzen Stiefel, um diese wieder anzuziehen. War vielleicht ein Test? Dieser Stromausfall? Auch wenn Lou wirklich fand, dass sie für einen Tag genug Stress hatten, also eventuell... war das gar nicht mal so gewollt(?).
      Brachte aber leider nichts, ob Absicht oder keine; als der Captain sollte sie sich wohl nun mit auf die Ursache des Problems machen. ... Jippie.
      Vorsichtig näherte sie sich der Tür von ihrem Zimmerchen, musste der Tür einen eigenen Ruck geben, bevor sie sich bewegte (wahrscheinlich war es zu dunkel für die Sensoren?) und schob sich dann nicht weniger vorsichtig nach draußen. Wie bereits vermutet sah es im Flur nicht anders aus als in ihrem Zimmer: dunkel. Mit schwachen Lämpchen an den Wänden und den Böden, sodass man hier wenigstens sah, wohin man trat.
      Okay... Also, wie fand man als Captain nun die Ursache heraus? Vielleicht sollte sie zunächst mit ihren Teammates reden. Sofern sie die fand.
      Lou ging zu der nächsten Tür, die sich neben der ihren befand und klopfte an. Ein Lehrer wäre auch nicht verkehrt; vielleicht sogar noch besser. Doch bevor sie nun durchs halbe Schiff halb blind marschierte, fing sie erst mal mit ihrem eigenen Wohnraum an.



      Noah

      Er hätte nicht geglaubt, dass er so etwas jemals denken würde, aber: Hoffentlich hatte Alex etwas Dummes angestellt. Noah schloss seine Augen und atmete tief durch, als das Licht plötzlich erlosch. Anderenfalls hätte er nämlich einen anderen Verdacht für den Stromausfall und das... wäre ihm noch weniger lieb. Sein Herz rutschte ihm förmlich in die Hose; auch noch als er die Augen wieder öffnete und es nicht mehr ganz so dunkel war dank der kleinen Glühbirnen, die hier nun überall leuchteten.
      Ansonsten blieb es aber wenigstens still. Keine laut ertönende Sirene und rote blinkende Lichter, die den Absturz des Raumschiffs verkündeten oder einen anderen technischen, gravierenden Fehler. Stille, bis auf das Wasser vom Waschbecken, an dem er sich im Bad gerade die Hände gewaschen hatte und welches er nun ausschaltete. Das war gut, oder? Nur Stromausfall. Oh bitte, lass nicht ihn und seine Geräte dafür verantwortlich sein...
      Die Hände trocknete er sich an der Uniform; keine Nerven, um nun nach einem Handtuch ausschau zu halten und so ging es schneller. Dann bewegte er sich nach draußen.
      Und lief beinahe in eine andere Person, die gerade an ihm vorbeilief. Als wäre er gerade nicht schreckhaft genug, weswegen Noah zusammenzuckte, als er fast mit ihm kollidierte. Bemerkte erst danach, dass es sich um Alex handelte.
      "Mann, Alex!" Mit der Hand fasste er nach seiner Brust, atmete erleichtert auf, auch wenn sein Herz weiterhin schnell schlug. Dann versuchte er seinen Gegenüber in dem schwachen Licht zu mustern, als könnte er irgendetwas Hilfreiches an ihm ablesen. Zum Beispiel, dass dieser irgendein Kampftraining im Dunkeln absolvieren wollte und deswegen mit der Elektronik rumgespielt hatte oder so. Aber Alex schien ziemlich aufrecht zu gehen und nicht geduckt an Wänden schleichend.
      "Ich nehme an, für einen Alienangriff wie im Horrorfilm ist es noch zu früh... Weißt du, was hier los ist?", fragte er dann und trat endlich ganz von dem Bad in den Flur nach draußen und sah sich um. Leider war bis auf Alex sonst gerade niemand in Sichtweite. Am Besten sah er mal nach Mio und die erzählte ihm hoffentlich, dass es nicht an seinen Geräten lag und sie genau so wenig eine Ahnung hatte, weswegen der Strom plötzlich tot war.