Crimson Dreams [Wynnie x Countess]

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    • Crimson Dreams [Wynnie x Countess]

      Vorstellung
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      @Wynnie


      Der Anbruch der Nacht legte sich wie ein dichter Mantel aus Dunkelheit über Falkenhain. Einzig und allein das fahle Licht des Mondes und der schwache Schein der Laternen des Dorfes durchbrachen ihn an einigen Stellen. Der Wind strich sanft durch die Wipfel der Bäume die das Dorf umzäunten, die Äste leise knarrend und raschelnd. Die dumpfen Geräusche der Nacht wurden nur gelegentlich von einem weit entfernten Ruf eines Nachttiers oder dem Klirren von Metall unterbrochen, wenn ein weiterer Dorfbewohner seine Türen verriegelte. Der Geruch von feuchter Erde und frischem Gras lag in der Luft, der von den umliegenden Wäldern herübergeweht wurde. Leichter Nebelschleier kroch über den Boden und legte sich über das Land, verschleierte einzelne Konturen der Gebäude und verlieh der Nacht ihre teilweise unheimliche Note. Sterne funkelten wie Diamanten am Himmel und der Mond tauchte das Dorf, dort wo die Dunkelheit nicht herrschte, in silbriges Licht. Einzelne Wolken zogen durch den Himmel und erzeugten im Zusammenspiel mit Mondlicht und Dunkelheit allerlei Formen und Muster.
      In dieser Nacht schien alles möglich zu sein.
      Was man nicht vergessen durfte - unter der vermeintlichen Nachtruhe lauerten Gefahren und Bedrohungen die nur darauf warteten, sich aus den Schatten zu erheben und friedliche Dörfer in Chaos und Angst zu stürzen. Mittendrin befand sich Evelyne - bereit, das Licht der Wahrheit in die Finsternis zu bringen und den Gefahren die Stirn zu bieten.

      Die Jägerin blickte gen Himmel, während der Wind ihr die vereinzelten Strähnen aus dem Gesicht blies. Sie konnte ein Gefühl der Unruhe in der Luft verspüren - eine Vorahnung von Gefahr, die ihre Sinne schärfte und sie zu allem bereit sein ließ.
      Sie schlenderte durch die Gassen Falkenhains. Der Blick starr nach vorn gerichtet, die Hand fest um den Bogen gespannt der ihr über der Schulter hing. Als Erbin der Montagues war es ihre Pflicht, inmitten der Nacht zu patrouillieren und das Dorf vor den Bedrohungen zu schützen, die in den Schatten lauerten und nur auf eine Chance hofften, hervorzutreten. Zwar gab es eine ganze Menge an Gefahren - doch keine von ihnen war so bedrohlich, wie die Vampire selbst. Seit Generationen kämpfte Evelynes Familie gegen diese und es war an ihr, diese Tradition fortzusetzen.

      Als sie die Grenze des Dorfes erreichte, wollte sie wieder umdrehen und den vorgeschriebenen Wegen der Patrouille nachkommen - in dieser Nacht allerdings war es anders. Sie spürte eine unheimliche Präsenz in der Luft - ein Kribbeln auf der Haut, das ihr signalisierte nicht allein zu sein. Sie verlangsamte ihren Schritt, spannte sicherheitshalber den Bogen vor und lauschte der Dunkelheit. Rascheln im Unterholz zog ihre Aufmerksamkeit auf sich und ohne zu Zögern richtete sie ihre Waffe auf den undurchdringlichen Schatten, der sich erhob. Eine düstere, große Gestalt mit feuerrot-glühenden Augen erhob sich aus dem Schleier der Nacht und fixierten die Frau durchdringend.
      Ohne Zweifel handelte es sich um einen Vampir. Nicht weiter verwunderlich wenn man bedachte, dass von ihnen auch eine ganze Menge existierten - doch so nah an der Dorfgrenze war es eher unüblich auf einen zu treffen. Vampire wussten mittlerweile, dass Menschen nicht zu unterschätzen waren. Besonders diese nicht, die es sich zur Berufung gemacht hatten, sie für ihre Schandtaten büßen zu lassen.
      Der von der Nacht Gesandte hatte sich den falschen Gegner ausgesucht - zumindest dachte sie das. Innerhalb eines kurzen Augenblicks feuerte sie den gespannten Bogen ab, mitten in sein Herz zielend. Zu ihrer Überraschung allerdings wich ihr Gegenüber mit Leichtigkeit aus und entgegnete ihr mit einem verächtlichen Lächeln. Sich davon nicht weiter irritieren lassend, zog sie einen in Weihwasser getränkten Dolch aus dem Stiefel und scheute nicht davor zurück, ihm näher zu kommen.
      "Eine mutige kleine Jägerin." sprach der Feind mit einer Stimme, die dem Knistern von Flammen glich. "Du wirst den Schatten nicht gewachsen sein, die sich bald über diese Welt legen werden."
      Sie holte aus und schaffte es tatsächlich, den Fremden mit der Spitze ihres Dolches zu streifen. Dieser stieß aber lediglich einen grollenden Laut aus, bevor er zu lachen begann und zurück in die Tiefen des Waldes verschwand. Evelyne blieb mit einem beklemmenden Gefühl im Herzen allein zurück. Die Dunkelheit die sie zu bekämpfen gelernt hatte schien sich nun um sie zu legen und sie wusste, dass etwas Böses erwacht war, das ihre Welt für immer auf den Kopf stellen würde.

      Mit rasenden Gedanken kehrte sie in Windeseile Nachhause zurück. Der Weg durch die dunklen Gassen schien neben ihrem rasenden Herzen endlos und jeder einzelne Schritt wurde von dem Gefühl begleitet, dass es bald zu spät sein würde.
      Irgendwann erreichte sie das Haus ihrer Familie, dass im Gegensatz zu den anderen Steinhäusern majestätisch über dem Dorf thronte. Auch, wenn die umliegenden Steinmauern zur Sicherheit dienen sollten wusste sie, dass die Gefahr nicht von außerhalb kam - sondern aus den Schatten, die sich überall hineinzwängten.
      Durch den Eingangshof eilend betrat sie das Innere des Hauses, wo das Feuer im Kamin loderte und warmes Licht die Dunkelheit fernhielt. Der Geruch von verbranntem Holz vermischte sich mit dem Duft von herrlich zubereitetem Essen. Eine Mahlzeit würde sie in diesem Zustand allerdings ohnehin nicht runterbekommen und machte sich daher sofort auf die Suche nach ihrem Vater Oswald, Oberhaupt der Familie und Evelynes Mentor im Kampf gegen die Gesandten der Nacht.
      Es dauerte nicht lang, bis sie ihn in seinem Arbeitszimmer fand, wie er über Botschaften brütete, die von Aktivitäten der Vampire berichteten.

      Mit stockendem Atem begann sie: "Vater" - und trat ins Innere des Zimmers. "Einer der Vampire hat sich in unser Lande gewagt. Bis zur Dorfgrenze." Oswald hob den Kopf und sah seine Tochter mit ernster Miene an: "Bist du dir auch sicher? Wir befinden uns in äußerst schweren Zeiten und können es uns nicht leisten, falschen Fährten nachzugehen." - "Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen, Vater. Ich werde mir in Angesicht zu Angesicht wohl kaum etwas eingebildet haben. Jetzt ist er nur einer - aber was, wenn das nicht so bleibt und etwas vor sich geht, von dem wir nichts wissen?" drängte sie ihn. Für einen Moment lang schwieg er sie an, bevor er die Lippen spitzte und dabei langsam nickte: "Du hast Recht und bist nicht allein mit der Vermutung, dass uns etwas Böses bevorsteht. Wir können nicht zulassen, dass die Vampire an weiterer Macht gewinnen und in letzter Zeit war es ungewöhnlich ruhig um sie." er räusperte sich, bevor er weitersprach: "Ich hatte ehrlich gesagt Angst vor genau diesem Tage, aber ich denke ich kann dich nicht weiter davon abhalten, dich ins Territorium unseres größten Feindes zu stürzen." Evelyne nahm die Hand ihres Vaters behutsam und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. "Ich werde vorsichtig sein, versprochen. Ich weiß auch, dass ich auf meinem Wege nicht jeden retten kann - aber ich kann nicht tatenlos dabei zuschauen, wie die Dunkelheit immer mehr von unserer Welt einnimmt. Ich werde diesen Vampir verfolgen und das Licht der Wahrheit finden, egal um welchen Preis."
      Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von Oswald und fing an für ihre lange Reise zu packen. Nun war es zu hoffen, dass der Vampir seine Spuren nicht verwischt hatte und ihre Vermutung, dass die Vampire etwas im Geheimen planten, sich für richtig erwies.
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    • Unter dem Deckmantel der Nacht blieb das hölzerne Häuschen am Rande des Waldes unbemerkt. Dichte Wolken verhinderten jeden Versuch des Mondes, die Nacht auch nur ein wenig zu erhellen. Es gab eine Feuerstelle im Haus und die Fensterläden standen offen, aber der Besitzer hatte sich nicht die Mühe gemacht, ein Feuer zu entfachen. Der Mond blieb bei seinen kläglichen Versuchen der Nacht ihre schwarze Undurchdringlichkeit zu rauben allein. Und so fiel einem das Haus am Rand des Waldes nicht weiter auf, wenn man nicht wusste, dass es dort war.
      Vielleicht wären die Fenster erhellt gewesen und hätten verlorenen Wanderern den Weg geleitet, wenn die Besitzer, die hier gelebt hatten, nicht blutleer in ihrem Bett gelegen hätten. Die Tat eines Feiglings. Das alte Ehepaar hatte sich wohl kaum wehren können. Nicht, dass es einen großen Unterschied machte, ob sie wach waren oder schliefen. Gegen einen Vampir mit Bluthunger waren sie hoffnungslos unterlegen. Machtlos. Und der Vampir, der über sie hergefallen war, war nicht nur bluthungrig, sondern auch gelangweilt gewesen.
      Bei dem Gedanken an die Sauerei in dem Schlafzimmer über ihm verzog Ravyn kurz das Gesicht. Der arme Schlucker, der das Paar entdecken würde. Wie lange es wohl dauern würde, bis man sich im benachbarten Dorf fragte, wann man einen der Alten das letzte Mal gesehen hatte? Vielleicht gab es jemanden, der sie regelmäßig besuchte. So oder so waren die Eingeweide der beiden auf dem Zimmerboden ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nicht mehr zu retten waren. Wer auch immer sie fand sollte besser einen starken Magen haben.
      Was eine Sauerei.
      Gelangweilt seufzte Ravyn und tippte mit einem spitzen Finger gegen einen Tonkrug, der auf dem Holztisch stand, an dem er lehnte. Das Paar schien sich nicht die Mühe gemacht zu haben, den Tisch aufzuräumen, bevor sie Schlafen gegangen waren. Hier würde vorläufig wohl auch erstmal niemand mehr aufräumen. Nicht, das Ravyn sich groß darum scherte. Er war nur hier, weil man es ihm aufgetragen hatte. Die unliebsame Aufgabe auf Norville zu warten war auf ihn gefallen. Oder besser; geworfen worden. Ravyn war sich sicher, dass sein Bruder ihn zu seiner eigenen Belustigung dazu ausgewählt hatte.
      Durch die geöffneten Fensterläden klang das Geräusch von Schritten auf der trockenen Erde an Ravyns Gehör. Zu leise und zu weit weg für einen normalen Menschen. Aber Ravyn war kein Mensch.
      An der Art, wie er den rechten Fuß mit mehr Nachdruck als den linken aufsetzte, erkannte er Norville. Wieso Norville sich überhaupt so bewegte, dass man ihn hörte, war ein Rätsel für Ravyn. Fast verspürte er ein wenig Verachtung. Er selbst achtete stets penibel darauf, lautlos zu sein. Unsichtbar. Wenn man ihn hörte, dann nur, weil er es wollte. Wenn man ihn sah, dann nur, wenn es bereits zu spät war.
      Jetzt aber lehnte er, die Arme verschränkt und die langen Beine leicht von sich gestreckt, an dem Tisch der mittig in dem Raum stand, weil er wollte, dass Norville ihn sah.
      Die Tür öffnete sich und wieder achtete der andere Vampir nicht darauf, dass der Schwung sie knarzen ließ und Holz auf Holz traf. Ravyn warf ihm einen abwertenden Blick zu, ließ sich aber nicht dazu herab, Norvilles Lautstärke zu kommentieren.
      „Ravyn.“, Norville klang als hätte er in eine Ratte gebissen.
      „Norville.“, erwiderte Ravyn gelangweilt und hob eine Hand, um seine Fingernägel zu betrachten. Dann schoss sich sein scharfer Blick auf den Kratzer auf Norvilles Wange ein. „Interessantes Andenken.“ Ein zarter, rosa Strich. Kaum wahrnehmbar und fast verheilt. Das er jedoch noch nicht verheilt war, konnte nur eines bedeuten. Was auch immer in gekratzt hatte, war geweiht gewesen. Außerdem, und die viel wichtigere Feststellung hier, hatte Norville erneut bewiesen, dass er ein Idiot war. „Besonders wenn man bedenkt, dass deine Mission ‚Beobachten‘ war.“ Ravyns Tonfall bekam etwas Spöttisches.
      Norville zog die Augenbrauen zusammen und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Mit einer Handbewegung signalisierte Ravyn ihm zu stoppen. Irritiert blinzelte Norville und funkelte ihn dann gereizt an. Ravyn beugte sich unbeirrt ein wenig vor. Ein kühles Lächeln umspielte seine Lippen. Breit genug, um seine spitzen Eckzähne zu entblößen. „Aber darüber können wir uns später unterhalten. Wieso stellst du mir nicht erstmal unseren Gast vor?“
      Denn was Norville, der Tölpel, über seine eigenen lauten Schritte nicht bemerkt hatte, war, dass ihn jemand verfolgt hatte und gerade mit einer Waffe genau auf den wunden Punkt zwischen seinen Schulterblättern zielte, der die Waffe auf der anderen Seite aus seinem toten, fauligen Herz hervorkommen lassen würde.
      Nicht, dass es Ravyn groß kümmerte. Er hatte Norville noch nie leiden können.
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    • Die Dunkelheit umhüllte Evelyne wie ein undurchdringlicher Schleier, während sie sich leise durch den Wald bewegte. Jeder ihrer Schritte wurde von einem leisen Rascheln begleitet und ihre Sinne waren geschärft; bereit für jede mögliche Bedrohung, die in den Schatten der Nacht lauerte. Ihr Herz pochte wie verrückt in ihrer Brust und ein Gefühl der Unruhe durchdrang ihren angespannten Körper, als sie sich der kleinen Hütte am Rande des Waldes näherte. Bis hierhin hatte sie die Fährte des Vampirs verfolgen können und da weit und breit nichts Nennenswertes zu erblicken war, ging sie davon aus, dass er sich ins Innere der Hütte verzogen haben musste.
      Die Wolken hingen schwer am Himmel und der Mond kämpfte vergeblich gegen ihre undurchdringliche Masse an. Ein schwaches Licht drang durch die offenen Fensterläden der Hütte und sie war sich sicher, Stimmen vernommen zu haben. Evelyne spürte einen Hauch von Angst umschlich sie als sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte und schnürte ihr beinahe die Kehle zu. Es kam selten vor, dass die Jägerin etwas aus der Fassung brachte - doch normalerweise war sie auch nicht allein unterwegs. Hier waren die Schatten in der Überzahl und ein unbedachter Schritt konnte dafür sorgen, dass dieser Tag ihr letzter sein würde.
      Mit gespanntem Bogen und leisen Schritten näherte sie sich der halb geöffneten Tür. Ein kurzer Blick durch den Spalt genügte und sofort wurde ihr bewusst, dass sie nicht mit ihrem Ziel allein war. Ein unheimliches Gefühl der Beklemmung nahm ihren Körper ein und ihre Finger begannen zu zittern, als sie über die Türschwelle trat und ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Eine Gestalt lehnte gelangweilt an einem Tisch in der Mitte des Raumes, und sie spürte einen Schauer über ihren Rücken laufen, als sie erkannte, dass ihr Ziel nicht allein agierte. Die am Tisch gelehnte Gestalt war nicht der Vampir der ihr Dorf zuvor bedrohte und schien eher ein Vorgesetzter ihres eigentlichen Opfers zu sein. Das Gesicht der Gestalt drehte sich in ihre Richtung und ohne Zweifel sah er sie direkt an. Sie wurde entdeckt.
      Ihr Herz sprang ihr beinahe aus der Brust und sie spürte die Kälte der Angst, die sich langsam in ihrem Inneren ausbreitete. Doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben und ihre Hand umklammerte immer noch fest den Bogen, den sie über der Schulter trug. Spannung zierte die Luft, die zwischen ihnen lag und sie wusste, dass sie in diesem Moment über Leben und Tod entscheiden musste.
      Ihr Blick traf den des Vampirs, und sie spürte eine unbeschreibliche Autorität, die von ihm ausging. Seine Augen glühten wie Kohlen in der Dunkelheit und sie konnte darin genau erkennen, wie das Feuer des Hungers und der Lust in ihnen entfachte. Ihre Entschlossenheit, diesen Wesen die Stirn zu bieten und nicht auf dem Speiseplan zu landen überwog ihre anfängliche Angst und ersetzten sie durch Wut, die anfing zu brodeln.
      Langsam trat sie näher, ihr Herzschlag lauter in den Ohren und sie spürte, nun beide Vampire sie mit ihren messerscharfen Blicken durchbohrten. Die Wärme ihres eigenen Atems durchdrang die eisige Kälte der Nacht und sie wusste, dass diese Situation kein schönes Ende nehmen würde. Sie hatte nicht damit gerechnet, nach so kurzer Zeit bereits auf zwei ihrer Gegner zu treffen. Ganz davon abgesehen, dass sie es vermutlich mit Vampiren von einem höheren Rang zutun hatte. Solche waren definitiv nicht zu unterschätzen und waren keinesfalls zu vergleichen mit denen, die eigentlich nur Kanonenfutter darstellten.
      Ein verschmitztes Lächeln umspielte die Lippen des Vampirs und von ihm ausgehend eine Welle der Verachtung. Aber auch davon ließ sie sich nicht einschüchtern, sondern richtete ihren Bogen weiterhin auf die Schwachstelle des eigentlichen Ziels. Sie wusste, dass sie unter den Umständen keine Chance hatte, beide zu besiegen - aber sie würde nicht kampflos aufgeben. Sie würde kämpfen, bis zum letzten Atemzug, um das Licht zu verteidigen und die Dunkelheit zu besiegen.
      Ohne jegliche Vorwarnung stürmte sie auf den Vampir zu, der sich in der Mitte der Hütte befand und zückte blitzschnell ihren in heiligem Wasser getränkten Dolch hervor, dessen scharfe Spitze sie mit zunächst leichtem Druck in die empfindliche Stelle zwischen seinen Schulterblättern presste. "Eure gespielten Höflichkeiten könnt Ihr Euch sparen. Ich bin nur wegen Eurem Freund hier, der sich entgegen der Vereinbarungen bis an die Grenzen unseres Dorfes angeschlichen und beinahe das Leben Unschuldiger auf dem Gewissen hatte." Minimal erhöhte sie den Druck des Dolches und führte ihre Lippen nah an die Ohren ihres Vordermanns heran: "Ich bin keine gewöhnliche, dumme Frau und ich weiß sehr wohl, dass ihr Aasgeier etwas im Schilde führt, von dem nicht mal die Obersten etwas wissen." Sie entfernte sich von ihm und richtete ihren Blick zurück zu dem Vampir, der hier scheinbar das Sagen hatte: "Verzeiht meine Direktheit - doch ich verlange eine Entschädigung oder zumindest die Erlaubnis, dieses törichte Wesen dorthin zurück zu schicken, wo es her kam."
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    • Es war nicht ihre Schuld, dass Ravyn sie entdeckt hatte. Im Gegenteil waren ihre Schritte für einen Menschen ausgesprochen leise, selbst für sein feines Gehör kaum hörbar. Eine Jägerin, lautlos und unsichtbar.
      Wäre da nicht das Pochen ihres Herzens gewesen. Ein wenig zu schnell, um die Ruhe in ihrem Schritt zu bezeugen. Das verräterische Stakkato flüsterte Ravyn verschwörerisch zu, dass hinter dem sicheren Auftreten Furcht lag. Sie schien also sehr wohl zu wissen, welche Gefahr es mit sich brachte, einen Vampir zu jagen. Das Raubtier der Nacht, geboren aus der Finsternis, um über sie zu herrschen. Nur wenige wagten sich auf diese Jagd. Sie war entweder äußerst töricht, oder äußerst mutig. Denn trotz des rasenden Herzschlags in ihrer Brust, setzte sie einen Fuß vor den anderen und schlich sich weiter an den nichtsahnenden Tölpel Norville heran. Ravyn hätte ihn bereits warnen können, als er das verräterische Pochen eines Herzschlags gehört hatte. Er hätte ihn warnen können, als die Jägerin geräuschlos durch die Tür ins Haus schlich. Als sich ihre Blicke trafen und er den genauen Moment erkannte, in dem sich die Furcht in ihrem Blick in lodernde Entschlossenheit wandelte.
      Aber Ravyn ließ all diese Gelegenheiten verstreichen und warnte Norville, den Idioten, nicht. Erst als die Jägerin ihre Heimlichkeit bei Seite warf und die kurze Distanz zu Norville in einem Wirbel aus dunklen Haaren und blitzendem Stahl überwand, erkannte er ihre Anwesenheit mit einem Beiläufigen Kommentar an. Die Nacht hatte soeben eine Wendung genommen, mit der er nicht gerechnet hatte. Plötzlich fand er es gar nicht mehr so schlimm, von seinem Bruder die Drecksarbeit aufgetragen bekommen zu haben. Das hier war wirklich äußerst interessant.
      Norvilles Augen weiteten sich in einer Mischung aus Schock und Unglaube, verengten sich dann hastig, während er versuchte, einen Blick hinter sich zu werfen. Erkennen spiegelte sich in seinen Augen, als er das Gesicht der Jägerin erblickte. „Du kleine dreckige –“
      „Norville.“, unterbrach Ravyn ihn mit einem scharfen Lächeln auf den Lippen, unverkennbaren Authorität in der Stimme. Und Norville, Idiot der er auch sein mochte, hielt den Mund. Aus seinem Blick sprach lodernde Abscheu, die er herunterschluckte. Keine Zweifel – einen Moment der Unachtsamkeit der Jägerin und er würde ihr die Kehle aufreißen.
      „Was Norville eigentlich sagen wollte; Was für eine willkommene Überraschung.“, sprach Ravyn völlig unbeirrt von Norvilles Blick und dem Messer an seinem Rücken weiter. „Seid versichert, ich bin äußerst höflich. Und zu Eurem Glück nicht leicht zu kränken.“
      Noch immer lehnte Ravyn an dem Tisch. Jetzt beugte er den Oberkörper jedoch leicht vor, sein eindringlicher Blick auf die Frau hinter Norville fokussiert, registrierte er jede noch so kleine Bewegung. Das Heben und Senken ihrer Brust mit jedem Atemzug, das Zucken ihrer Lippen einen Moment, bevor sie sprach.
      „Ein äußerst ernstes Anliegen.“ Ravyns Ton ließ keinen eindeutigen Schluss darauf zu, ob er die Worte wirklich meinte. Jedes ihrer leisen Worte an Norvilles Ohr fand seinen Weg zu Ravyn, aber er beschloss, großmütig wie er nun mal war, über die Beleidigung hinweg zu sehen und behielt außerdem den Kommentar bei sich, dass man es sehr wohl als dumm bezeichnen konnte, sich nachts willentlich in einen engen Raum mit zwei Vampiren zu begeben. Zumindest nicht durch Worte, denn das leichte Heben einer Braue konnte er sich doch nicht verkneifen. Der Gedanke deutlich in seinem Blick.
      „Norville, mein Lieber.“, wandte Ravyn sich stattdessen an den zweiten Vampir im Raum. Denn Ravyn war eine Vielzahl von Dingen, doch man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er die Leute nicht zu Wort kommen ließ, bevor er sie zum Tode verurteilte. „Spricht sie die Wahrheit?“
      Einen Moment sagte Norville nichts, Hass und Abscheu in seinem lodernden Blick vermischt, der sich nun nicht mehr nur auf die Menschenfrau konzentrierte. Dann gab er zähneknirschend zu: „Ja.“ Er wusste es besser, als Ravyn anzulügen der sein Versagen schon längst durchschaut hatte.
      „Bedauerlich.“ Ravyn klang, als hätte es ihm nicht egaler sein können. Die Gleichgültigkeit fiel jedoch augenblicklich von ihm ab, als sein Blick zurück zu der Jägerin schoss. „Ihn dorthin zurückschicken, wo er herkam. Welch nette Umschreibung für Eure mörderischen Absichten.“ Mit einer beiläufigen Handbewegung warf er Norvilles Leben weg. „Erlaubnis erteilt, Jägerin.“
      Norville fing laut an, zu protestieren. Aber Ravyn blendete seine Stimme aus, Blick geschärft auf die törichte, mutige Menschenfrau mit dem Messer am Rücken eines Vampires, gespannt, was sie nun tun würde.
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    • Die umliegende Dunkelheit umhüllte sie wie ein undurchdringlicher Mantel, während ihr Herz wild in ihrer Brust klopfte. Etwa so wie eine Kriegstrommel, die den Beginn eines unvermeidlichen Konflikts ankündigte.
      Jeder einzelne ihrer Atemzüge durchbrach die kalte Nachtluft wie ein Flüstern, das von den Schatten aufgenommen und hinaus in die Dunkelheit getragen wurde.
      Ein Wirbelwind aus widersprüchlichen Emotionen und Gedanken durchströmte die Gedankenwelt der Jägerin. Die Stimmen in ihrem Kopf tobten während sie versuchte Klarheit inmitten des Chaos zu finden. Einerseits durchzog sie das Gefühl von Erleichterung bei dem Gedanken daran die Möglichkeit geboten zu bekommen, einen äußerst gefährlichen Gegner zu eliminieren; andrerseits klopfte das Gefühl von Unisicherheit an der Schwelle ihres Bewusstseins, der sie in einen moralischen Zwiespalt warf.
      Für Evelyne gehörte es zur Tagesordnung, das Dunkle zu bekämpfen - nicht aber der Fakt, dass ein Verbündeter des Feindes ihr diese Erlaubnis erteilte. In den meisten Fällen bekämpfte die Frau Vampire nur dann, wenn es um Leben oder Tod ging und nicht in Situationen, in denen ihr Feind ohnehin keine Chance hatte.
      Sie fühlte sich hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen nach Rache und dem Bedürfnis kein unnötiges Blut zu vergießen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie den mittlerweile vollends verstummten Vampir kein Stück über den Weg traute. Immerhin konnte seine vorzeitige Erlaubnis genau so gut eine Falle darstellen und er würde einschreiten, sobald sie seinem wohlmöglichen Untertanen wirklich etwas antun wollte. Außerdem mahnte sie eine weitere Stimme, dass das Töten selbst im Namen der Gerechtigkeit nicht entschuldigt werden konnte.
      Viel zu oft lasteten solch schwerwiegende Entscheidungen ganz allein auf ihren Schultern und trotz ihrer Entschlossenheit, das Licht zu verteidigen, konnte sie nicht ignorieren sich nun auf einem Pfad zu befinden, der sie von den Prinzipien ihrer Familie immer weiter entfernte. Wenn es in diesem Moment nämlich nicht sie, sondern ein anderes Familienmitglied gewesen wäre, hätte es ohne mit der Wimper zu zucken das Leben des Vampires beendet.
      Seufzend schloss sie für einen Augenblick lang ihre Augen, bevor sie dem Ohr des Vampires erneut näher kam: "Wer ist nun klein und dreckig?" provozierte sie ihn, bevor sie ihren Dolch zurückzog und den Feind von sich in Richtung seines Verbündeten stieß. "Das nächste Mal werde ich nicht so gnädig sein. Also hoffe ich, dass sich unsere Wege nicht nochmal kreuzen... Norville." warf sie noch ein, bevor ihr Blick dem anderen Anwesenden galt. "Ich danke Euch trotzdem für das verlockende Angebot."
      Nun war also alles wieder auf Anfang. Norville war der einzige Anhaltspunkt den sie hatte und gewiss war sie nicht darauf aus, die Gastfreundschaft des anderen Vampires auszunutzen um im schlimmsten Fall auf seinem heutigen Speiseplan zu stehen. Sie klopfte sich den Stoff ihres Gewandes ab und setzte ein weiteres Mal zum Reden an: "Wenn dieser Vorfall hiermit beendet ist, würde ich mich nun verabschieden. Ich bin auf der Suche nach etwas und habe keine Zeit mehr zu verlieren."
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