I hate you, but I love you (Wynnie & Kiba)

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    • Es wär schön gewesen, wenn Elias wenigstens etwas gesagt hätte. Wenn er nur ein kleines Wörtchen gesagt hätte. Doch es kam nichts. Er saß da. Dieser kalte Blick ließ mich erschrocken zusammen zucken. Normalerweise prallte alles von mir ab. Und eigentlich störte es mich auch nicht. Aber diese Blicke waren anders als der Letzte. Ich setzte mich auf meine Maschine und sah noch einmal zurück. Ich konnte Lumi nicht Tschüss sagen und das schmerzte in meinem Herzen. Aber vielleicht war es auch besser so. Sie hätte ihre Überredungskünste eingesetzt, um mich da zu behalten. Aber die Stimmung wär komisch gewesen....

      Das Wochenende verbrachte ich in meiner Wohnung. Ich hatte keine Lust, das Haus zu verlassen. Eher gammelte ich auf dem Sofa rum und zappte durch die Kanäle im Fernsehen. Es lief einfach nur Schrott. Selbst auf Netflix hatte ich nichts passendes gefunden. Also Fernseher doch wieder aus und nichts tun.
      Am Montagmorgen zwang ich mich zur Arbeit. Ich war nicht groß in der Stimmung und so ging ich einfach in mein Büro und machte das, was ich da immer machte. Meinen Job. Bei den anderen ließ ich mir nichts anmerken. Ich wollte keine Fragen beantworten. Ich ließ Elias in Ruhe, denn scheinbar konnte er in meiner Nähe nicht denken. Wenn er nicht wollte, dann ließ ich ihn in Ruhe. Ich würde keinen zwingen, mit mir Zeit zu verbringen. Auch wenn ich noch so ü er vieles nachdachte. Vieles war so paradox. Einmal wollte er mich, einmal wieder nicht. Dieses Ja und Nein ging mir ehrlich gesagt ein bisschen auf den Zeiger. Konnte er sich nicht einfach entscheiden? Ich wusste einfach nicht, was richtig war und wie weit ich gehen durfte. Und Lumi sollte ja anscheinend auch nichts wissen. Seufz. Ich krieg nen Knall.
    • Elias hatte Lumi gesagt, dass etwas wichtiges dazwischen gekommen war und sich an Jacks Stelle für ihn bei hr verabschiedet, damit zwischen den beiden wenigstens keine dicke Luft herrschte. So richtig hatte Lumi nicht verstanden, was passiert war, aber ihre Fragen hatten sich auf ein minimum beschränkt. Ihre feinen Antennen hatten wahrgenommen, das etwas mit Elias nicht stimmte und so hatte sie sich zurückgehalten.
      Das Wochenende verging und Elias tat, was er immer tat, um sich abzulenken. Arbeiten.
      Die Atmosphäre am Montag Morgen war fast wie immer. Weder Jack noch er ließen sich anmerken, was passiert war. Wenn einem ihrer Kollegen auffiel, wie sehr sie sich aus dem Weg gingen, sagte jedenfalls niemand etwas dazu. Zumindest nicht zu Elias.
      Der saß gerade an seinem Computer, als eine Mail eingetrudelt kam. Das vertraute Geräusch von Outlook ließ ihn die Anwendung öffnen und einen Blick in sein Postfach werfen.
      Eine Email von einem der Kunden, die er aus der alten Firma mit rübergebracht hatte und mit denen er schon lange zusammenarbeitet. Bevor er den Auftrag für die neue Werbekampagne an Jack übergeben hatte, hatte Elias oft selbst an den Kampagnen für sie gearbeitet.
      Der Betreff der Mail ließ ihn kurz stutzen.
      'Jährliche Gala'
      Stimmt. Die Marke veranstaltete jedes Jahr eine große, exklusive Gala in deren Rahmen sie eine Vielzahl von wichtigen und weniger wichtige Leuten einlud. Elias hatte sich immer eher zu letztern gezählt, aber sie hatten doch stets darauf bestanden, dass er anwesend war und ihn mehr als einmal in ihrer Dankesrede namentlich erwähnt, während sie von stilvollen Kampagnen für ihre Parfüms geschwärmt hatten. Das Event fand jedes Jahr in einer anderen Location statt, aber der Dresscode war doch immer derselbe; schick und elegant. Soziale Events waren nie etwas gewesen, an dem Elias gerne teilgenommen hatte. Die Gala hatte er komplett verdrängt, fest in dem Glauben, dass sie von nun an Jack damit belästigen würden.
      Er würde auf diesem Event wahrscheinlich voll aufblühen. Seine offene Art und das schnelle Lächeln passten perfekt unter Menschen.
      Verwirrt, wieso sie die Email also an ihn geschickt hatten, klickte Elias sie an und überflog sie.
      Überflog sie nochmal. Stockte. Sah genauer hin.
      'Es ist wieder so weit -bla bla bla - uns sehr freuen - bla bla - hiermit laden wie euch zu unserer diesjährigen Gala ein.'
      Euch.
      Wen?
      Sie konnten doch nicht -
      Elias' Augen flogen zu der Empfängerzeile. Neben seiner Mail stand Jacks Arbeitsmail.
      Und weil Elias ein verdammter Feigling war und bereits mehrere Tage nicht mehr mit Jack gesprochen hatte - Nein, weil er bei jedem Kollegen in dieser Situation so gehandelt hätte, leitete er die Mail trotzdem nochmal an Jack weiter, um sicherzustellen, dass er sie gesehen hatte. Bevor Elias auf 'absenden' klickte, schrieb er oben drüber aber noch selbst hinzu; Nicht obligatorisch. Ich stelle euch vor.
      Kurz schwebten seine Finger über der Tastatur und er überlegte, ob er noch etwas hinzufügen sollte. Aber die Worte verließen ihn auch jetzt, also schickte er es einfach ab.

      Der Abend der Gala kam schneller, als es Elias lieb war. Er ging nicht davon aus, dass er die Nacht hier verbringen würde, auch wenn die diesjährige Location, die aus einem alten Herrenhaus auf einem Hang am Rande der Stadt bestand, genug Zimmer bot. Offiziell für alle, die von weit her angereist waren. Inoffiziell gab es immer ein paar, die zu tief in die Gläser schauten, je weiter die Nacht voranschritt. Dennoch war Lumi heute Nacht bei ihrer Freundin, da es trotzdem spät werden würde und Elias sich aus Höflichkeit nicht vor null gehen konnte.
      Er hasste alles hier. Die vielen Menschen, die Lautstärke, das funkelnde Licht der Kronleuchter.
      Am meisten aber hasste er, das Jack in seinem Outfit so unverschämt gut aussah. Elias selbst hatte einen mitternachtsschwarzen Smoking an. Sein Gesicht war betont ausdruckslos, auch wenn in seinen Augen ein kleiner Funke von seiner Abneigung gegen all das hier durchschien. Jack stand neben ihm. Wohl nichts, was sich einer von ihnen freiwillig ausgesucht hätte, aber es gab da eine Sache, durch die sie heute gemeinsam durchmussten, bevor sie sich wieder für den Rest des Abends ignorieren konnten.
      Die anfängliche Dankesrede für alle irgendwie am Unternehmen Beteiligten war seit fünf Minuten vorbei. Durch die Menge kam der CEO der Firma auf sie zu. Matthew Romano. Jung, erfolgreich und auf eine Art und Weise gut aussehend, die Elias immer an die italienische Mafia erinnerte.
      Als neuer Beauftragter der Werbekampagne der Firma hatte Jack bis jetzt nur mit ihrer internen Werbeabteilung zu tun gehabt, aber noch nicht mir Matthew Romano persönlich. Solche Aufgaben gab Mister Romano in seinem Alltag an andere ab. Auf der jährlichen Gala nahm er sich jedoch immer die Zeit, alle persönlich zu begrüßen und kannte dabei immer alle Namen.
      Elias war sich sicher, dass er auch bereits Jacks Namen kannte. Was es umso unnötiger machte, dass er gerade mit betont neutraler Miene neben seinem Kollegen stand und versuchte, seinen Blick nicht zu Jack huschen zu lassen.
      "Ah, Elias Coldwell!" Romano klopfte ihm mit einer Hand freundschaftlich auf die Schulter, so als würden sie sich gut kennen und nicht nur einmal im Jahr bei diesem Event miteinander reden. "Ich war fast ein wenig traurig, als ich erfahren habe, dass Sie keine Kampagnen mehr für uns machen.", sprach Romano weiter. Und irgendwie klangen seine Worte nicht mal geheuchelt, sondern ehrlich. Auf seinen Lippen lag ein charmantes Lächeln. Dann glitten seine Augen zu Jack und hielten eindringlich selbstbewussten Blickkontakt mit ihm. Elias hielt es nicht für möglich, aber der Ausdruck auf Romanos Gesicht wurde noch charmanter. "Aber ich habe bis jetzt nur gutes über den Nachfolger gehört, den Sie persönlich ausgewählt haben."
      Elias Blick war immer noch betont neutral, aber etwas in seiner Aura hatte sich verfinstert, während Romanos Augen auf Jack lagen und der Zug um seinen Mund breiter wurde. Der verräterische Muskel in Elias' Kiefer zuckte.
      "Jack, Matthew Romano und CEO der Romano Firma. Mister Romano, Jack Winston." Auch Elias' Stimme klang beherrscht. "Einer unserer besten Mitarbeiter. Ich bin mir sicher, die Zusammenarbeit mit ihm wird sich noch erfolgreicher gestalten, als mit mir."
      "Ist das so?", fragte Romano und streckte Jack die Hand entgegen. Kurz zuckte Elias' Blick zu der dargebotenen Hand, die Augen minimal verengt. Dann sah er wieder hoch.
      "Ich bin gespannt, auf Ihre Ideen und Visionen, Mister Winston. Auf eine gute Zusammenarbeit."
      Täuschte Elias sich, oder war Romanos Stimme gerade um ein paar Oktaven dunkler geworden? Er war nicht unverschämt aufdringlich oder flirtete gerade heraus, aber Elias fand das charmante Lächeln auf seinen Lippen und den Fokus seiner dunklen Augen auf Jack doch äußerst irritierend.
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    • Ich war gerade dabei, weitere Ideen auszuarbeiten, als sich ein kleines E-Mailfenster meldete, um mir zu sagen, dass ich Post bekommen hatte. Ich klickte drauf und sah, dass es eine weitergeleitete Mail von Elias war. Ich seufzte. Ich dachte oft an den Abend zurück und bereute es, dass ich ihn überhaupt geküsst hatte. Ich öffnete sie und las die Mail, als mir am Ende fast die Augen ausfielen? Äh.... was? Ich soll auf die Gala? Ich arbeitete doch bloß für sie. Was sollte das? Ich persönlich hatte ja kein Problem überhaupt auf sowas zu gehen, aber ich wusste auch, dass Elias sowas hasste. Und da wir beide gerade nicht sas beste Verhältnis hatten, machte es uns das nochmal schwieriger. Und was sollte das, dass da obligatorisch stand? Wenn ich eingeladen war, ging ich da hin. Ganz einfach.

      Als der Abend dann kam, stand ich mit mit meinem Teamleiter am Eingang und sah mir alles an. Da der Dresscode elegant war, hatte auch mich in meine besten Sachen geschmissen. Wenn man mich und Elias so betrachtete, konnte man schon fast denken, dass wir zwei zumindest arbeitstechnisch zusammen gehörten. Denn auch mein Anzug war schwarz mit ein paar Schmuckakzenten.
      Faszienierend sah ich mich um und ich musste sagen, es war doch echt interessant, was noch so für Leute anwesend waren. Auch wenn ich mir vorstellen konnte, dass Elias das hier alles grässlich fand. Er konnte ja auch wieder fahren, wenn ihn das alles nervte.
      Ich zwang ihn jedenfalls nicht, sich hier lange aufzuhalten. Auch wenn ich ihn schon wieder am liebsten in die nächste Ecke zerren und ihn vernaschen würde. Gerade weil hier so viele rumliefen, fand ich es noch aufregender. Aber das würde er niemals tun. Ihm war das ja schon mit Lumi zu heikel. Auch wenn ich wusste, dass sie nicht gekommen wäre, weil sie bis zum Essen nicht gestört werden wollte. Schade eigentlich. Das Sexleben könnte aufregend sein...
      Nach der Dankesrede, wo es auch viel Applaus gab, kam genau dieser Mann auf uns zu, um uns zu begrüßen. Er sah gut aus und strahlte zwar Macht, aber auch viel Freundlichkeit aus. Er bedauerte, dass Elias die Kampagnen nicht mehr machte, sah aber augenscheinlich gar nicht so unglücklich aus, dass ich es jetzt machte. Er lächelte charmant und Elias stellte uns vor. Auch ich ließ mein Lächeln charmanter aussehen und gab ihm die Hand.
      "Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister Romano. Ich denke, ihre Mitarbeiter und ich werden gut miteinander auskommen. Ich freue mich schon auf die weiteren Aufträge und gebe mein Bestes, sie zufrieden zustellen.", antwortete ich. Mir entging nicht, dass er mich anders ansah, als Elias. Ich wusste sofort, wann ein Mensch offensichtlich Interesse an mir hatte. Und meist ließ ich mich davon anstecken. Ich war single. Also hatte ich nichts zu verlieren. Er sah gut aus, dass musste ich zugeben. Und Romano selbst schien das auch zu wissen. Ich konnte mir vorstellen, dass er nichts anbrennen lassen würde.
      "Wie wärs mit einem Drink? Sie könnten mir mehr über ihre Firma erzählen. So wäre es noch einfacher, den Geschmack der Kunden genau zu treffen und die Gewinne noch höher erzielen zu lassen. Was halten Sie davon? Mister Coldwell möchten Sie uns vielleicht dabei begleiten? Immerhin besteht dort schon Erfahrung, was die Arbeit angeht."
    • Genervt beobachtete Elias, wie Romano Jacks Hand einen Moment länger hielt als nötig und dabei ununterbrochen Augenkontakt mit ihm hielt. Jetzt konnte Elias es doch nicht mehr verhindern, dass sein Blick kurz zu Jack huschte, um dessen Ausdruck zu checken. Auf Jacks Lippen lag ein Lächeln, dass mindestens genau so charmant war, wie das des millionenschweren Firmenchefs vor ihnen. Er scheute weder vor dem Händedruck, noch dem Augenkontakt zurück. Augenblicklich verfinsterte sich die Aura um Elias herum noch mehr, auch, wenn man ihm davon nichts im Gesicht ansah. Seinen Ausdruck neutral zu halten kostete ihn jedoch plötzlich mehr Kraft als sonst. Unauffällig sog er einen tiefen Schwall Luft durch die Nase ein und konzentrierte sich darauf, seine plötzliche Gereiztheit nicht durchscheinen zu lassen. War ja nicht sein Bier, was da gerade non-verbal zwischen den beiden lief.
      Trotzdem konnte Elias es gar nicht abwarten, diese nervige Veranstaltung endlich zu verlassen. Das er sich gerade wie das dritte Rad am Wagen vorkam, hatte damit gar nichts zu tun. Jack konnte tun und lassen, was er wollte.
      Romano lachte, als Jack sagte, er würde sein Bestes geben, ihn zufrieden zu stellen. Seine Mundwinkel zuckten nur noch weiter nach oben. "Daran habe ich keinen Zweifel." Etwas an der Art, wie er die Worte betonte, machte sehr deutlich, das er dabei nicht nur an die professionelle Beziehung zwischen ihnen dachte. Ugh, wow. Flirtet doch rum, wenn Elias nicht direkt daneben stand.
      Elias konnte spüren, wie in seiner Brust ein Grummeln aufstieg, aber er unterdrückten das Geräusch.
      "Danke, aber ich möchte euch zwei nicht stören.", antwortete Elias auf Jacks Vorschlag, er solle sie begleiten. Dabei vermied er es, ihn direkt anzusehen.
      "Schwachsinn! Ich würde mich freuen, mit Ihnen beiden über das zukünftige Branding der Marke zu reden.", da war wieder dieses lockere, charmante Lachen. Noch nie hatte Elias gefunden, dass ein Lachen schlimmer klang. "Wann kriege ich schon mal die Möglichkeit, mit gleich zwei Genies der Werbebranche zu reden." Und die lockeren Komplimente, die Romano wie beiläufig verteilte. Er war so einfach zu mögen.
      Elias' Laune sank mit jeder Sekunde, die er in seiner Nähe verbrachte. Wieso fiel ihm nach all den Jahren erst jetzt auf, wie wenig er den Mann leiden konnte?
      "Ich fürchte, ich muss nur erst noch ein paar andere Gäste begrüßen. Wir wollen ja nicht, dass sich irgendjemand benachteiligt fühlt.", jetzt lächelte Romano wieder auf diese aufrichtige Art. Ihm war anzusehen, dass es ihm wirklich wichtig war, jeden persönlich zu begrüßen. "Aber ich finde Sie beide später, wenn ich mit meiner Willkommensrunde durch bin. Ich freue mich." Bei dem letzten Satz hatte er nochmal ganz besonders darauf geachtet, Jack anzusehen. Dann verschwand er in der Masse und schüttelte lächelnd eine Vielzahl von Händen.
      Elias stand mies gelaunt neben Jack. Super. Ganz toll. "Euch begleiten? Ernsthaft, Jack?", auch, wenn seine Stimme leise genug war, dass nur Jack ihn hören konnte, war ihm deutlich anzuhören, wie begeistert er von der Idee war. Nämlich null. Seine Stimme war scharf, sein Blick kühl. Aber in ihm brodelte etwas, dass seine Zündschnur seltsam kurz sein lies. Es war nicht typisch für Elias, so einen schnippischen Kommentar abzulassen.
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    • Als Romano seine Willkommensrunde weiter ausführte und mich mit Elias allein ließ. Der eisige Kommentar, der von der Seite kam, ließ mich zu ihm runter sehen.
      "Jetzt auf einmal wird mit mir geredet. Welch Überraschung. Es war ernst gemeint. Oder wilst du zulassen, dass der Kerl sich an mich krallt?", antwortete ich und beugte mich ein Stück zu ihm runter, um ihm genau in die Augen sehen zu können.
      "Da du in meiner Nähe nicht denken kannst, erkläre ich es dir gerne. Ich will dich dabei haben, damit er mich eben nicht verführt. Mir wär ja lieber, du machst das. Aber ich bezweifle, dass das passiert. Ich bin nicht sicher, zu was er alles fähig ist, aber wenn du da bist, kann ich sicher sein, dass er die Finger von mir lässt. Wenn du lieber gehen willst, dann geh. Ich zwinge dich nicht. Aber ich wünsche mir, dass du bei mir bleiben würdest. Ich verspreche dir auch, meine Finger von dir zu lassen.", ich sah Elias eindringlich an. Denn offenbar wollte er ja nicht mit mir zusammen sein. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es ihn auch störte, dass ich mich so gut mit Romano verstand.
      "Ich geh uns was zu trinken holen. In der Zeit kannst du ja überlegen, ob du gehen willst oder nicht.", antwortete ich und richtete mich wieder auf. Ich sah ihn nochmal kurz an, ehe ich dann verschwand und mich zur Theke aufmachte.
    • Den Seitenhieb hatte er verdient. Seit Elias an jenem Tag seinen Mund nicht aufbekommen hatte, um all seine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen, hatte er nichts mehr zu Jack gesagt. Nicht mal über dieses Event hatte er mit ihm geredet. Nein, der verdammte Feigling hatte Jack eine Mail geschrieben.
      Der Grund hinter Jacks Einladung an dem dem Gespräch teilzunehmen war vollkommen über Elias' Kopf hinaus gegangen. Erst als der ihm ganz klar ins Gesicht sagte, warum er ihn dabei haben wollte, verstand Elias. Trotzdem wanderten seine Brauen ein kleines Stück zusammen. Genervt oder irritiert - vielleicht auch beides. Nicht auf Jack, eher auf die Situation, Romano, und vor allem sich selbst. Denn er musste nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde über seine Antwort auf Jacks Frage nachdenken. Nein.
      Nein, er wollte nicht, dass Romano sich an Jack festkrallte.
      Dabei sollte es ihm eigentlich egal sein. Elias hatte sein Recht auf solche Gefühlsregungen in dem Moment verloren, als er Jack durch die Tür hatte gehen lassen.
      Und dennoch.
      Auch den zweiten Seitenhieb verdiente Elias. Vielleicht ein bisschen weniger als den ersten, da er die Aussage niemals verletzend gemeint hatte sondern sie ein hilfloser Versuch gewesen war, Sinn in seinen wirren Gefühlen zu schaffen. Aber das hatte er Jack nicht erklärt. Also verdient.
      Aber auf den zweiten Seitenhieb folgte eine weitere Erklärung, mit der Elias rechtfertigen konnte, wieso er verhindern wollte, dass Romano sich an Jack ranmachte. Jack wollte das nämlich offensichtlich nicht - so viel hatte er gerade zugegeben. Und auch wenn Elias und Jack gerade nicht die besten Freunde waren - Elias hätte ihn niemals hängen gelassen.
      Wenn Jack ihn also dabeihaben wollte, obwohl die Stimmung zwischen ihnen so weit runtergekühlt war, dass sie nicht mal mehr messbar war, würde Elias mitkommen.
      Was außerdem in Elias' Kopf hängen blieb, war, dass Jack lieber wollte, dass Elias ihn verführte statt Romano. Was entweder hieß, dass er einfach nur das kleine von zwei Übeln war und im direkten Vergleich besser abschnitt (was ihn mit einer seltsamen Genugtuung erfüllte, da Romano ein gut aussehender, charmanter Mann war) oder das Elias mit seiner Dummheit von Freitag die Tür zu Jack doch nicht ganz geschlossen hatte.
      Der Gedanke spukte kurz in seinem Kopf rum, während er nach einem kurzen Moment des Zögerns hinter Jack her dackelte, da er keine Lust hatte, schlecht gelaunt alleine im Raum rumzustehen. Gott bewahre ihn würde irgendjemand ansprechen. Dann beschloss er jedoch, dass es nichts zur Sache tat, wie genau Jack es gemeint hatte. Er trat zu ihm an die Theke, seine stumme Anwesenheit Ausdruck dafür, dass er ihn nicht im Stich lassen würde.
      "Romano ist kein schlechter Mensch. Er wird nichts tun, was du nicht möchtest.", sagte er dann betont beiläufig. Unter der Beiläufigkeit verbarg sich jedoch eine kaum hörbare Note Unwillen. Elias wollte Jack nicht erzählen, dass der äußerst attraktive Mann, der ein Auge auf ihn geworfen hatte, ein guter Fang war. Aber er wollte Jack auch nicht ihm Weg stehen oder ihm irgendetwas durch seine Anwesenheit vermiesen. Also hatte er sich dazu gebracht, die Worte zu sagen. Auch, wenn sie nicht gerade dazu beitrugen, seine gereizte Stimmung zu bessern.
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    • Ich hatte dem Barkeeper schon Bescheid gesagt, als Elias doch noch neben mich trat. Ich freute mich darüber, dass er nicht einfach gegangen war, obwohl ich ganz genau wusste, dass er die Gesellschaft hier hasste. Er hatte mich zwar weg gestoßen, aber ich konnte einfach nicht ohne ihn. Nur leider wollte dieser Blödmann es einfach nicht verstehen. Er war und blieb ein Sturkopf. Und zwar größer als der eines Elefanten. Da war ich mir ganz sicher.
      "Ich weiß. Und ich weiß mich ja auch zu wehren. Bin schließlich kein Weichei. Aber er wird sich zurück halten, weil du da bist.", antwortete ich und lächelte. Es gab da eigentlich auch ganz andere Gründe. Gegen so einen Flirt mit so einem Mann hätte ich ja generell nichts gehabt. Könnte schon interessant werden, mit einem Millionär zu schlafen. Aber er holte mich nicht ab. Er war gleich von Anfang an an mich interessiert und flehte quasi schon um meine Aufmerksamkeit. Anders als Elias, der eher versuchte, mich von sich zu stoßen und mich loszuwerden. Und das er eifersüchtig war, war mehr als deutlich zu sehen. Auch wenn er sich gut zusammen riss. Aber genau das war ja das Interessante an diesem Kerl. Und je mehr er mich wegstieß, desto mehr wollte ich ihn.
      Ich nahm die Getränke, die dann auch endlich mal fertig gestellt waren und drehte mich zu Elias um, um auch ihm eins zu geben.
      "Danke.", war das einfache Wort, welches ich ihm entgegen brachte, dafür, dass er hier blieb. Ich suchte mir einen Platz und als ich dann einen freien fand, zog ich meinen Partner am Handgelenk mit mir und setzte mich.
      "Na komm schon. Setz dich und genieß es. Abhauen kann man immer noch."

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    • "Hm.", machte Elias einfach nur. Er war sich nicht sicher, ob seine Anwesenheit ausreichen würde, um Romano vom Flirten abzuhalten. Das hatte er ja gerade auch getan, als er sich Jack vorgestellt hatte - obwohl Elias direkt daneben gestanden hatte.
      Aber es stimmte wohl. Romano war professionell, aufmerksam und nett genug, um seine volle Aufmerksamkeit nicht nur auf Jack zu richten, wenn Elias ebenfalls am Gespräch beteiligt war. Dann würde er sich wohl auch eindeutigere Anspielungen in diese Richtung verkneifen.
      So richtig verstand Elias nicht, warum Jack nicht an Romano interessiert war. Der Mann war erfolgreich, sah gut aus und war äußerst charmant. Sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wieso Jack ihn nicht wollte, würde an der Tatsache aber nichts ändern. Also schob Elias den Gedanken beiseite und nahm von Jack das dargebotene Getränk entgegen. Man musste kein Experte sein, um zu erkennen, dass es sich dabei um etwas alkoholisches handelte. Für reines Wasser hatte das Getränke auf jeden Fall zu viel Farbe.
      Elias' letzte Begegnung mit Alkohol war nicht gut geendet. Oder - vielleicht zu gut? Auf jeden Fall war sie nichts, was er wiederholen wollte. Alles was daher auch nur im Entferntesten nach Alkohol aussah oder in Champagnerflöten und Cocktailgläsern serviert wurde, hatte er bis jetzt vermieden. Bei klarem Verstand lief er weniger Gefahr, etwas dummes zu tun.
      Wobei man darüber wohl auch streiten konnte, nachdem er so komplett versagt und nicht mal den Mund aufbekommen hatte, um seine Gefühle zu äußern.
      Gefühle, die sich einen Weg an die Oberfläche bahnen wollten, als Jack ihn unvermittelt am Handgelenk packte und hinter sich herzog. Aber Elias stampfte sie nieder, bevor sie emporschießen konnten, das Gesicht ein wenig verkniffen.
      Worauf Jack zusteuerte, war relativ schnell klar. Es war wohl gleich, ob sie beieinander standen oder saßen. Solange sie das Gespräch mit Romano nicht hinter sich gebracht hatten, konnte Elias nicht gehen. Er wollte Jack nicht alleine lassen.
      Also setzte er sich ebenfalls, das Glas fest in der Hand. Bis jetzt hatte er nicht einen Schluck genommen. Auf dem Weg hierher hatte Jack sich bedankt. Wohl dafür, das Elias blieb. Für Elias war das selbstverständlich. Nichts, wofür er Dank erwartete. Aber Jack erwartete sowieso nicht mehr viel von ihm, daher hatte für ihn wohl sehr wohl die Möglichkeit bestanden, dass Elias ihn einfach schulterzuckend mit Romano alleine lassen würde.
      "Genießen ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten.", merkte Elias nüchtern an und ließ den Blick über die vielen, gut gekleideten Menschen gleiten. Wahnsinn, wieviele Leute an einer Parfümmarke beteiligt waren. Ob nun als Shareholder, Investoren oder Menschen, die mit der Marke zusammenarbeiteten. Neben diesen professionellen Beziehungen, waren allerdings auch reiche und einflussreiche Menschen hier, die Kunden der Marke waren. Romano hatte das Networking durchgespielt. Diese jährliche Gala ließ einen jeden von ihnen sich wichtig und gesehen fühlen. Gepaart mit der persönlichen Begrüßung durch den CEO stellte er so sicher, dass sie seiner Marke weiterhin treu bleiben würden.
      Elias' Blick glitte zu Jack. Stumm sah er ihn einen Moment an, sog das Bild von Jack in seinem Anzug und im funkelnden Licht des Kronleuchters, dass an den Verzierungen seines Anzugs spielte, auf. Im Vergleich zu Elias, der in schlichten, schwarzen Smoking trug, die Haare ordentlich aus dem Gesicht gestylt, war Jack fast schon auffällig gekleidet. Er funkelte. Das Licht tanzte mit jeder seiner Bewegungen auf den silbernen Ausschmückungen. Ganz so, als hätte er gewusst, dass sein Outfit und das Licht im Raum so miteinander harmonieren würden. Aber das konnte er unmöglich gewusst haben. Jack sah einfach gut aus, weil er Jack war.
      Das einzige, was fehlte, war das Funkeln in seinen Augen. Das schnelle Grinsen auf seinen Lippen.
      Aber den Grund dafür kannten sie beide.
      Elias ließ seinen Blick zu dem Glas in seiner Hand wandern.
      "Romano veranstaltet diese Gala jedes Jahr. Als Beteiligter an seiner Marke - auch, wenn du aus einer externen Firma bist - wird er dich jedes Jahr einladen.", informierte Elias Jack dann. Wieso er sich die Mühe machte, überhaupt etwas zu sagen?
      Keine Ahnung.
      Vielleicht, weil er nicht wollte, dass zwischen ihnen eine unangenehme Stille entstand. Vielleicht, weil er sich schuldig fühlte, im wichtigsten Moment seines Leben die Stille nicht gefüllt zu haben. Vielleicht, weil er es als Vorgesetzter wichtig fand, Jack über solche Dinge zu informieren. Vielleicht alles und nichts.
      Das Thema war auf jeden Fall bewusst gewählt. Arbeit war schon immer Elias' Flucht gewesen. Wenn er mit Jack über die Arbeit redete, konnte nichts schief gehen.
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    • "Aber auch nur, weil du die große Menschenmenge hasst.", antwortete ich und trank einen Schluck aus meinem Glas. Der süße, aber auch gleichzeitig bittere Gsschmack des Alkohols zerfloss auf meiner Zunge. Er benebelte meine Sinne für einen kurzen Moment und somit spülte ich auch meine Gefühle runter. Obwohl ich für mehr Taubheit in meinem Herzen und wohl auch in meinem Hirn viel mehr Alkohol trinken müsste. Da ich doch recht trinkfest war, könnte das ein bisschen dauern. Obwohl.... ich hab nichts gegessen. Verdammt. Also ging alles doch eher ins Blut. Mit nüchternen Magen sollte man vielleicht nichts trinken. Doch irgendwie war mir das ganze auch egal. Ich hang ja doch an nichts. Elias wollte mich nicht. Vielleicht sollte ich doch was mit dem Millionär anfangen? Nur eine Nacht würde ja nicht so schlimm sein. Oder? Automatisch hatte ich das Gesicht von Elias vor mir, auch wenn zu genau dem Zeitpunkt neben mir saß. Shit! Ich trank mein Glas auf ex und stellte es vor mir ab. Vielleicht holte ich gleich noch eins. Das Zeug war gut.
      Als Elias die Stimme erhob, sah ich ihn mit halbem Interesse an. Was sollte das jetzt?
      "Ich bin also jedes Jahr auf dieser Gala? Was ist mit dir? Bist du auch immer dabei? Wenn ja, kann ich ja beruhigt hingehen.", antwortete ich. Eher freute ich mich, dass Elias überhaupt bei mir war. So konnte ich keinen Unsinn veranstalten, was mir ja doch ab und zu mal passieren konnte. Obwohl ich mich eigentlich immer gut zusammen reißen konnte. Zumindest sollte ich das. Immerhin ist das hier eine Gala und kein Junggesellenabschied oder so. Obwohl ich immer wieder betonen konnte, dass das Sexleben sehr aufregend sein konnte. Und genug Kandidaten gab es hier alle mal. Vorallem saß einer neben mir. Nur der war zu dickköpfig.
      "Hast du Lumi woanders untergebracht? So wie ich dich kenne, hast du sie ja nicht allein Zuhause gelassen. Ist sie bei einer Freundin?", fragte ich eher nach seiner Schwester, denn die Arbeit interessierte mich jetzt nicht. Mich interessierte, was sie gesagt hatte, als ich am Freitag gegangen bin. Denn natürlich bin ich am nächsten Tag nicht mit Gitarre bei denen aufgetaucht. Ich fragte mich immernoch, ob da nicht doch ein Missverständnis vorlag. Er hatte mich zwar nicht aufgehalten, als ich gegangen bin. Aber er hatte auch nicht gesagt, dass ich gehen sollte. Was ist da also schief gelaufen?
      Gerade als ich mich zu ihm umdrehen wollte, um ihn genau das zu fragen, kam ein ziemlich bekanntes Gesicht auf uns zu und setzte sich neben uns. Mathew Romano. Lächelnd sah er mich an.
      "Mister Winston. Sie liegen ja auf dem Trockenen. Bestellen Sie sich ruhig noch was. Gerne so viel, wie sie wollen. Mister Coldwell? Probieren Sie. Die Cocktails von diesem Barkeeper sind äußerst kreativ und schmackhaft. Man kann ihnen kaum widerstehen."
    • Aus dem Augenwinkel sah Elias, wie Jack sein Glas ansetzte. Absetzte. Zögerte. Ansetzte, und es in einem Zug leer trank. Die Aktion ließ Elias ein wenig die Brauen zusammenziehen. Jack war, ohne Zweifel, trinkfester als er, aber irgendwie gefiel Elias trotzdem nicht, was er gerade gesehen hatte. Aber es war nicht sein Platz, Jack vorzuschreiben, wie viel oder wenig er zu trinken hatte. Ihm zu sagen, er solle langsam machen. Fragen, ob alles in Ordnung war. Sich Sorgen machen.
      Also ließ er den tiefen Zug, mit dem Jack das Glas geleert hatte, unkommentiert. Das eigene Glas hielt er noch immer in den Händen. Die Flüssigkeit darin um keinen Tropfen geschrumpft.
      "Ich weiß nicht.", antwortete Elias ehrlich und schwenkte sein Glas minimal, um die Bewegung der Eiswürfel zu beobachten, statt sich auf das warme Gefühl zu konzentrieren, dass bei Jacks beiläufigen Kommentar in ihm aufwallen wollte. "Ich kann mir vorstellen, dass sie mich nur zum Übergang eingeladen haben."
      Dann sprach Jack ihn auf Lumi an. Jetzt sah Elias doch wieder auf, den Kopf direkt zu seinem Kollegen gedreht, sein Blick gewohnt verschlossen. Aber der eine Blick in Jacks Gesicht genügte, um Elias' Ausdruck etwas von seiner Härte zu nehmen. Ihn einen Hauch weicher werden zu lassen. "Ja. Lumi ist bei einer Freundin." Und als hätte er Jacks Gedanken lesen können, fügte er dann hinzu: "Ich habe mit ihr gesprochen. Wegen Freitag." Nun sah er doch wieder weg. Plötzlich war da ein Kloß in seinem Hals, der das Reden schwer machte. Trotzdem rührte Elias sein Getränk nicht an. Stattdessen räusperte er sich kaum hörbar. "Sie ist nicht sauer.", war alles, was er dann abschließend sagte, ohne genau zu erklären, was er Lumi erzählt hatte. Mehr hätte er nämlich nicht rausgebracht - die paar Sätze waren so nah an einem Gespräch über den Vorfall, wie sonst noch keines der Wörter, das sie miteinander gewechselt hatten. Nicht, dass das viele gewesen wären. Aber mehr musste Elias auch gar nicht sagen, denn Jacks Blick glitt an ihm vorbei und fokussierte sich auf etwas anderes. Elias drehte dem Kopf. Matthew Romano kam auf sie zu. Ohne Elias' Zutun, zuckte der Muskel in seinem Kiefer. Sein Gesicht verschloss sich.
      Unbeirrt dessen setzte Romano sich zu ihnen, das charmante Lächeln natürlich auf Jack gerichtet. Elias fokussierte den Firmenchef für einen Moment mit seinem Blick. Etwas von seiner Gereiztheit sickerte durch die Art, wie er die Augen verengte. Ihm gefiel Romanos erster Satz über Jacks leeres Glas nicht. Und die nächsten waren auch nicht viel besser.
      "Nein, danke." Demonstrativ stellte Elias das Glas auf dem schmalen Tisch bei ihnen ab und faltete die Hände im Schoß. Es war vielleicht ein wenig unhöflich, so eine direkte Einladung von dem Romano auszuschlagen, aber Elias war Unhöflichkeit gerade egal.
      "Wie Sie möchten.", sagte Romano nur und lächelte Elias an. Der erwiderte nichts mehr. Zumindest nicht verbal, denn sein Blick wurde noch eine spur kälter, kritischer, schärfer. Er war hier, damit sich Romano nicht zu offensichtlich an Jack ranschmiss. NIcht zum Trinken, nicht zum Reden.
      Das Gespräch war Jacks Chance, einen bleibenden Eindruck bei dem Firmenchef zu hinterlassen und ihn mit seinen Ideen zu beeindrucken. Elias wollte ihm nicht die Autonomie nehmen und würde sich daher etwas zurückhalten. Hier und da vielleicht etwas einwerfen oder antworten, wenn man ihn direkt ansprach.
      "Aber Sie möchten doch bestimmt noch etwas, Mister Winston?" Woher wollte der Typ wissen, ob Jack noch etwas wollte.
      Unbeirrt von Elias' genervten Gedanken, winkte Romano einen Kellner heran, der sofort zu ihnen trat. "Zwei weitere von dem, was Mister Winston hatte.", bestellte Romano. Der Kellern konnte unmöglich wissen, was Jack getrunken hatte. Trotzdem nickte er und eilte Richtung Bar davon. Wahrscheinlich ging dem armen Typen gerade der Arsch auf Grundeis und er hoffte, der Barkeeper konnte sich noch an das eine Getränk unter vielen erinnern.
      Während sie auf die Getränke warteten, drehte sich Romano schon wieder zu ihnen um. Er stützte seine Ellenbogen auf die Knie, legte die Finger aneinander und sah Jack eindringlich an. "Also, Mister Winston. Was möchten Sie wissen?", fragte er und nahm damit Bezug auf Jacks Vorschlag, Romano könnte ihm bei einem Gespräch mehr über die Firma erzählen.
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    • Ich war mir nicht sicher, ob das, was Elias über Lumi erzählte, besser war. Sie war nicht sauer. Aber man wusste auch nicht, ob sie enttäuscht war. Oder eher ich wusste es nicht. Es tat mir leid, so wie es abgelaufen war. Ich hätte ihn einfach nicht küssen sollen. Ich hatte mich nicht zurück gehalten. Vorallem, nach dem er mir diese Geschichte erzählt hatte. Ich war so ein verdammter Idiot!! Es war alles meine Schuld. Ich dachte kurz an den unschuldigen Kuss auf dem Parkplatz zurück. Er war kurz und schnell, aber schön.
      Dann kam Mister Romano und meine Gedanken verflogen, wie ein Schwarm Spatzen, die sich aufteilten. Wir waren recht schnell in ein Gespräch verwickelt und ich merkte, dass er nicht umsonst der Chef, dieser Firma war. Wenn er eins konnte, dann Menschen im Gespräch mitnehmen. Zwischendurch spähte ich zu Elias, der wie die Eiskönigin höchst persönlich da saß und Romano anscheinend am liebsten zu Eis verwandelt hätte. Ich konnte ihm ansehen, dass er mehr als angepisst war. Auch wenn ich nicht ganz verstand, wieso? Er hatte mich abgewiesen. Also sollte ich mich doch unterhalten können. Es sei denn es war diese typische Flirtabwehr. So stark musste er mich dann doch nicht verteidigen. Ach verdammt, ich wusste es doch auch nicht. Ich war hin und hergerissen. Ja, ich wollte Elias. Mehr als das sogar. Aber da er mich nicht wollte, wollte ich über ihn hinweg kommen. Das ging am einfachsten mit einem anderen Flirt. Und hier bot sich gerade die Chance, mit einem Millionär zu schlafen. Nur Elias, der gerade wie der Eisprinz höchstpersönlich neben mir saß, hielt mich davon ab, hier gerade Mist zu bauen.
      Der Kellner brachte mir tatsächlich nochmal das Gleiche, was ich eben schon getrunken hatte und ich widerstand den Drang, nochmal alles runter zu kippen. Es war verdammt schwer, auch wenn es vielleicht anders aussah. Obwohl ich mir vorstellen konnte, dass, wenn man mich kannte, es ansehen konnte.
      Wir stießen an und ich trank es zur Hälfte. Ich schaffte es einfach nicht, nur einen Schluck zu trinken. Und Elias unberührtes Glas stand da ebenfalls noch. Es sah nicht so aus, als würde er was davon trinken wollen. Während ich mich also weiter unterhielt, leerte ich beide Gläser tatsächlich noch, aber unauffällig. Ich hatte irgendwie das Bedürfnis, noch mehr runterspülen zu müssen. Es brannte in meinem Hals. Wieso ging das denn nicht weg? Ich will es nicht. Der Abend verging und es ging genauso weiter. Und leider fühlte ich mich nicht besser.
      "Entschuldige. Ich muss mal wohin.", sagte ich langsam, da meine Zunge Probleme hatte, die Wörter schnell genug zu formen. Ich stand auf und schritt langsam Richtung Toilette. Ich durfte nur nicht anfangen zu tokeln!
      "
    • Es hatte in Elias' Leben schon eine Vielzahl an Gesprächen gegeben, die kaum zu ertragen gewesen waren. Dieses hier war jedoch mit unter den fünf schlimmsten. Vielleicht Platz zwei oder drei. Vielleicht auch nicht.
      Aber gerade fühlte es sich definitiv so an. Zusehen zu müssen, wie Romanos eindringlicher Blick auf Jack lag und er seinen Körper in seine Richtung beugte, wenn sie sprachen, ließ etwas in Elias brodeln. Die Aura um ihn herum wurde immer düsterer, während Romano beiläufig Komplimente verteilte und seine Flirts so geschickt in das Gespräch einwob, dass sie kaum als solche auffielen.
      Aber Elias registrierte jede noch so versteckte Anspielung und beobachtete mit Adleraugen jede Regung des Firmenchefs. Halb erwartete er, dass dieser gleich einfach die Hand auf Jacks Knie legen oder seine Hand greifen würde.
      Aber nicht zuletzt wegen Elias' kühlen Blicken tat er dies nicht. Romano war nicht dumm. Das Elias etwas störte, war nicht offensichtlich, aber mittlerweile doch so deutlich, dass selbst Romano die subtile Veränderung in seiner Körpersprache und seiner Ausstrahlung registrierte, während Elias sein Gesicht professionell neutral hielt. Oh, es gab kleine Anzeichen in seiner Mimik. Das Aufblitzen seiner Augen, wenn Romano sich vorbeugte, das Zucken eines Muskels, wenn er Jack ein Kompliment machte. Aber diese subtilen Dinge hätte wohl nur Lumi bemerkt.
      Oder Jack.
      Was Elias bemerkte, war, wie Jack nach dem immer noch vollen Glas von ihm griff und dabei glaubt, er wäre besonders unauffällig. Vielleicht wäre er das auch gewesen, wenn Elias nicht so auf ihn fokussiert gewesen wäre. Aber wieder sagte Elias nichts dazu, wie schnell Jack seine Drinks runterkippte. Vielleicht war er nervös, weil er mit einer Berühmtheit der Businesswelt sprach.
      Trotzdem zog Elias die Brauen missbilligend zusammen. Es störte ihn, dass Jack so wenig auf sich achtete.
      Als Jack sich entschuldigte, sprach er betont langsam. Während der letzten Minuten war er bereits ein paar Mal über Wörter und Formulierungen gestolpert und Elias vermutete, dass er nun so langsam sprach, um nicht zu lallen. Mit scharfem Blick sah Elias ihm hinterher. Sein Gang konnte nicht direkt als Torkeln bezeichnet werden, aber ganz sicher war Jack auch nicht mehr auf den Beinen.
      "Nun, Mister Coldwell. Ich bin sehr beeindruckt, von Ihrem Nachfolger.", sprach Romano ihn an. Elias Blick glitt zurück zu dem verhassten, perfekten Mann.
      "Er ist der Beste, den wir zu bieten haben.", gab er etwas unterkühlt zurück. Sein Tonfall ließ Romano nur wissend lächeln. Augenblicklich verdunkelte sich Elias' Ausdruck noch mehr. "Ohne Zweifel." Bereits an der Art, wie sich der Ausdruck auf Romanos Gesicht veränderte, wusste Elias, dass ihm seine nächste Frage nicht gefallen würde. Bis aufs äußerste gereizt von der ganzen Situation, ließ Elias seinen Blick zurück zu der Tür gleiten, die zu den Toiletten führte. "Die Frage ist vielleicht ein wenig privat, aber ist Mister Winston single?"
      Genau in dem Moment kam Jack durch die Tür. Abrupt stand Elias auf. "Nein.", antwortete er, ohne darüber nachzudenken. Die Stimme hart, der Ton kompromisslos. "Wenn Sie mich entschuldigen würden. Zauberhafte Gala, Mister Romano."
      Dann verließ Elias den Tisch, ohne sich auch nur einmal nach dem Millionär an diesem umzusehen. Er bahnte sich einen Weg durch die zahlreichen lachenden Gesichter, durch die Gespräche und die eleganten Kleider. Den Blick zielsicher auf jemanden am anderen Ende des Raums gerichtet.
      Bei Jack angekommen legte Elias ihm eine Hand zwischen die Schulterblätter und führte ihn mit sanftem Druck in die Richtung einer alten Holzdoppeltür, die von einer großen Fensterfront an den Seiten geziert war. Dahinter war eine große Veranda zu sehen. "Mister Romano richtet seine Grüße aus.", biss er kapp heraus. Vielleicht würde etwas frische Luft helfen, damit Jack seinen Kopf frei bekam. "Bist du mit dem Motorrad hier?", fragte Elias und klang ein wenig gereizt.
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    • Auf Toilette angekommen machte ich meine Hose auf und erleichterte mich. Da ich nicht mehr aufrecht stehen konnte, stützte ich mich mit einem Arm an der Wand ab während die andere mich erleichtern ließ. Genießerisch schloss ich die Augen. Ich hätte nicht auf leeren Magen trinken sollen. Und schon gar nicht alles auf einmal. Sicherlich hätte ich dann mehr vertragen. Aber so war es natürlich aussichtslos.
      Ich hatte gemerkt, dass Elias es nicht gefiel, dass er da saß. Das Gespräch passte ihm noch weniger. Trotz Trunkenheit hab ich die Veränderungen in seinen Augen und an seinem Kiefer gesehen. Ich seufzte. Ich war leer, packte ihn wieder ein, machte meine Hose zu und wusch mir die Hände.
      Ich verstand es nicht. Ich war froh, dass er noch mitkam. So haben wir alle das Schlimmste verhindern können. Aber er war so dermaßen angepisst, dass Romano offensichtlich doch sehr viel mit mir flirtete, dass die Blitze mal wieder nur so rausschossen. Ich hatte ihn nur gefragt. Ich hatte es mir gewünscht, ihn aber nicht gezwungen. Wenn ihn das alles so genervt hat, hätte er auch gehen können.
      Nach dem Hände waschen verließ ich die Toilette wieder. Ich wollte die beiden nicht zu lange allein lassen. Nicht, dass Elias dem Kerl noch die Augen auskratzte oder so. Doch soweit kam ich gar nicht, da stand Elias schon bei mir und drückte mich in eine andere Richtung. Ich konnte gar nichts so schnell sagen, da waren wir durch die Holztür gegangen und standen nun auf einer riesigen Verranda. Dort standen Stühle und Tische und eine Holzschaukel. Doch ich ging bloß zum Geländer, um mich dort abzustützen. Ich konnte nicht alleine stehen. Ich sog die kühle Luft in meine Lungen und sah in den Himmel, der dunkelblau die Nacht anzeigte. Überall funkelten die Sterne und der Mond zeigte leider nur zur Hälfte seine wunderschöne Pracht. Doch gerade konnte ich das alles nicht genießen. Denn ich sah nur Elias an, der immer noch sichtlich genervt war.
      "Ich habe kein Auto. Und ich kann auch keins fahren. Ich hatte ja eigentlich gar nicht vorgehabt, so viel zu trinken. Du bist genervt von mir, ich merks schon. Ich will dich also nicht länger aufhalten. Den Rest kann ich alleine. Ich geh einfach schlafen. Tut mir leid, dass ich deine Zeit verschwendet habe.", antwortete ich und sah ihm weiter in seine wunderschönen Augen. Ich konnte bei ihm einfach nicht anders. Niemand war so wunderschön wie er. Doch ich musste mich zurück halten. Nicht noch einmal riskierte ich sowas wie letztens.
    • Jack war doch betrunkener, als Elias angenommen hatte. Bei genauem hinsehen war deutlich, dass er sich anstrengen musste, auf den Beinen zu bleiben. Dabei hatte er doch nur drei Getränke getrunken. Hatte der Idiot etwa heute noch nichts gegessen?
      Der Gedanke vertiefte die Furche zwischen Elias' Brauen. Überlass es Jack, nichts zu essen und sich dann wahrscheinlich das hochprozentigste Getränk zu bestellen, dass auf der Karte stand.
      Elias folgte Jack zu dem Geländer, seine Augen auf den größeren Mann geheftet und jederzeit bereit, die Arme auszustrecken, sollte er straucheln. Aber Jack schaffte es an das andere Ende der Veranda.
      Hier draußen waren deutlich weniger Menschen, als in den eleganten Räumen des Landhauses. Nur ein weiteres Paar stand etwas abseits und unterhielt sich leise, während in der Hand des Mannes eine Zigarette glomm. Sie waren nicht nah genug, um ihre Worte zu verstehen und somit waren Jack und Elias auch weit genug entfernt, um sich ungestört unterhalten zu können.
      Nachdem Jack sicher an dem Geländer angekommen war, entspannte sich Elias scharfer Blick ein wenig. Solange er sich an dem hüfthohen Geländer abstütze, musste er keine Sorge haben, dass Jack fallen konnte. Zumindest hoffte er das. Aber hoffen war etwas für Dummköpfe und Träumer, also behielt Elias Jack doch im Blick, statt die Aussicht zu genießen.
      Jacks Kopf war nach vorne gedreht. Er atmete tief ein und betrachtete für einen Moment schweigend den Nachthimmel, bevor er sich zu Elias umdrehte und sprach.
      "Ich bin nicht genervt von dir.", fuhr Elias ihn an und bereute es sofort. Scheiße, er verlor nie die Contenance. Wieso also jetzt?
      Genervt und irritiert fuhr Elias sich durch die Haare und verursachte damit nur, dass ihm eine Strähne ins Gesicht fiel. Sein Blick wanderte zum Himmel, ein kaum hörbares Seufzen kam ihm über die Lippen. "Ich bin nicht genervt von dir.", wiederholte er. Sanfter, diesmal.
      Dann schwieg er kurz. So viel brannte ihm auf der Zunge. Aber wie immer waren Worte nicht seine Stärke, Gefühle sein Nemesis und zusammen beides sein Untergang.
      "Du kannst kaum alleine laufen, Jack.", sagte er stattdessen und zog missbilligend die Brauen zusammen. Ein unterschwelliger Ausdruck von Sorge in den Augen. "Ich bringe dich nach Hause, wenn du möchtest."
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    • Ich zuckte und zog meine Augenbrauen hoch. Okay okay. Habs ja verstanden. Auch wenn es komisch war. Er war nicht genervt von mir. Aber irgendwas war, was ihn definitiv störte.
      Elias wiederholte seine Worte. Noch immer lag mein Blick auf ihm. Ich hatte das dringende Bedürfnis, ihm seine Haarstähne aus dem Gesicht zu streichen. Meine Hand zuckte und bewegte sich wenige Zentimeter in seine Richtung. Doch dann ließ ich sie wieder fallen. Nein Jack! Nicht anfassen. Nur ansehen. Es ging ja doch wieder schief. Also beließ ich es doch lieber.
      Als er mir sagte, dass ich kaum stehen konnte, sah ich ihn beleidigt und schmollend an.
      "Bitte? Ich kann wunderbar stehen. Ich könnte jetzt noch ein Marathon laufen", gab ich an. Ja, ich übertrieb. Das wusste ich. Nicht mal nüchtern könnte ich den Marathon stand halten.
      "Nach Hause?", irgendwie konnte ich kaum glauben, dass er mich nach Hause fahren wollte. Aber so war es wohl am besten. Wenn er mich nach Hause fuhr.
      "Ja, ich komm mit.", murmelte ich und lief los. Ich schaffte es größenteils alleine zum Auto. Manchmal hielt ich mich noch irgendwo fest, aber sonst wollte ich den Weg alleine gehen.
      Irgendwann waren wir am Auto angekommen und ich zog mir vor Hitze meine Jacke aus. Es war einfach zu warm in dem Ding. Und die Luft war angenehm kühl. Und wenn ich gleich im Auto saß, wurde ich auch nicht krank. Da war ich mir sicher. Ich wurde eh nicht so oft krank. Also würde ich das schon verkraften.
      "Es ist so warm hier.", murmelte ich und fing an, mein Hemd aufzuknöpfen. Nur ein bisschen. Das etwas Luft dran kam. Ich wollte nicht anfangen zu schwitzen.
    • Das Schmollen auf Jacks Gesicht ließ Elias einen Moment starren. Die vorgeschobene Unterlippe und der beleidigte Zug um seinen Mund sahen auf seinem Gesicht fast surreal aus. Jack. Der schmollte.
      Trotz seines Protests, er könne sehr wohl noch laufen (einen Marathon dazu - wers glaubt), willigte er ein, das Event zu verlassen. Gott sei Dank. Elias hatte sich schon darauf eingestellt, den größeren Kerl hinter sich herschleifen zu müssen. Das hätte bestimmt ein seltsames Bild abgeben, in Anbetracht der Gesellschaft, in der sie sich befanden. Jemanden aus einem Club zu schleifen war nichts besonderes. Von einer Gala?
      Aber damit musste Elias sich nicht herumärgern. Jack schien noch genug klaren Menschenverstand in seinem von Alkohol benebelten Kopf zu haben, um zu erkennen, dass es das Vernünftigste war, die Gala nun zu verlassen. Wer weiß, wie viel er sonst noch getrunken hätte, denn aus irgendeinem Grund schien er dem Alkohol heute sehr zugetan zu sein. Und das auf - sehr wahrscheinlich - nüchternem Magen. Elias hätte den Kopf darüber geschüttelt, wenn sein eigener Ausrutscher mit Alkohol länger her gewesen wäre.
      Erleichtert lief er also zum wiederholten Male an diesem Abend hinter Jack her, während der sich stur alleine einen Weg durch die Menschen, Musik und Lichter bahnte, bis er es schließlich ohne größere Zwischenfälle auf die vordere Seite des Anwesens und dem dortigen Kiesparkplatz geschafft hatte. Während seines gesamten, sturen Gangs hierher hatte Elias ihn aufmerksam im Blick behalten. Einmal wankte Jack gefährlich und konnte sich gerade noch so an einem Treppengeländer abstützen. Elias' Hände, die bereits vorgeschnellt waren, fielen wieder an seine Seite. Schweigend, aber mit einem Ausdruck, der Bände sprach, beobachtete er, wie Jack sich zum Auto kämpfte.
      Dort angekommen zog er sein Jacket aus und fing plötzlich an, sich die oberen Knöpfe seines Hemds aufzuknöpfen. Darunter kam ein streifen makelloser Haut zum Vorschein, erhellt von dem zögerlichen Mondlicht, das langsam hinter den Wolken hervorgekrochen kam. Als wäre es neugierig, wer da unten gerade sein Hemd aufknöpfte. Vielleicht projizierte Elias auch nur seine eigenen Gedanken, denn er beobachtete jede Bewegung von Jacks Fingern an seinen eigenen Knöpfen sehr genau.
      Schnell riss Elias seinen Blick los, ging um das Auto herum auf die Beifahrerseite und hielt Jack die Tür auf. "Öffne nicht zu viele Knöpfe.", brummte er. Wieso konnte er nicht einfach mal sagen; 'Pass auf, dass du nicht krank wirst.' oder 'Du siehst echt heiß aus, mit halb aufgeknöpftem Hemd.'
      Beides Dinge, die er in dem Moment dachte. Und stattdessen hatter er nur einen bescheuerten, beiläufigen Kommentar abgegeben. Er war ein hoffnungsloser Fall.
      Nachdem Jack sich hingesetzt hatte, griff Elias nach dem Anschnaller und beugte seinen Oberkörper in den schmalen Innenraum zwischen Jack und Armatur, um ihn anzuschnallen. Er glaubte nicht, dass Jack zu dumm war, um das selbst zu tun. Aber vielleicht ein klein wenig zu betrunken. Also tat Elias es selbst. Er wollte ohne einen Zweifel, das Jack sicher war.
      Es gab nur ein Problem. Er hatte dabei nicht bedacht, wie nah er Jack kommen würde.
      Das Rasen seines Herzen setzte so plötzlich ein, dass Elias es nicht unterdrücken konnte. Er nahm einen tiefen Atemzug in dem Versuch, die Fassung zu bewahren und füllte seine Nase damit nur mit Jacks betörendem Duft. Fehler.
      Plötzlich wusste er nicht mehr, wo ob und unten war. Was er hier eigentlich tat.
      Er hielt inne. Seine Hand schwebte über dem Anschnaller, den er gerade eingesteckt hatte. Sein Arm berührte Jacks Brust und er hätte nur das Gesicht nach links drehen müssen, um Jack direkt ins Gesicht zu sehen. Um ihre Lippen bis auf wenige Zentimeter aneinander zu bringen. Bei dem Gedanken huschte etwas durch Elias' Blick, eher er sich resolut wieder verschloss. Das hier war gefährlich.
      Schnell zog er sich wieder zurück, warf Jacks Tür zu und ging um die Motorhaube herum zur Fahrerseite. Beim Einsteigen vermied er es betont, in Jacks Richtung zu sehen, startete den Motor und setzte den Rückwärtsgang ein, um aus der Parklücke zu fahren.
      "Deine Adresse?", fragte er, schlug das Lenkrad ein und schaltete in den ersten Gang. Für eine Weile führte nur eine einzige, kurvige Straße den Berg über der Stadt hinunter. Es war also kein Problem, wenn Elias schon einmal losfuhr, ohne Jacks Adresse zu kennen.
      Hoffentlich war der überhaupt noch nüchtern genug, um sich daran zu erinnern. Oder pennte nicht direkt weg.
      Bei dem Gedanken zog Elias die Stirn kraus und spinkste kurz aus dem Augenwinkel zu ihm. Zur Not würde er ihn halt mit zu sich nehmen.
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    • Als Elias seinen Kommentar abgab, musste ich grinsen. Ich wusste genau, wieso er das sagte. Nur wollte er es mal wieder nicht zugeben. So langsam verstand ich seine Kommunikation. Er sagte etwas, aber dachte eigentlich was anderes. Und weil er zu dickköpfig und zu stolz war, sagte er nie, was er wirklich fühlte. Alkoholisiert sein hatte dann doch manchmal seine Vorteile.
      "Wieso? Hast du Angst, dass du mich dann pflegen musst? Wusstest du eigentlich, dass gerade dann die Leute besonders sexy sind, wenn sie Menschen wieder gesund pflegen müssen?", antwortete ich und lächelte schlau.
      Ich setzte mich rein und atmete einmal durch, ehe auch schon Elias sich vor mich ins Auto quetschte und nach meinem Anschnallgurt griff. Seine Hand lag auf meiner Brust und sein Gesicht war direkt vor meinem. Ich sah ihn an und schluckte, nicht fähig mich zu bewegen. Fuck. Sein Parfüm roch verdammt gut und seine Hand fühlte sich einfach warm an.
      Er hielt kurz inne. Ich war immer noch nicht fähig, mich zu bewegen und sah ihn einfach weiter an. Meinetwegen konnte er ruhig hier bleiben und es sich auf meinen Schoß bequem machen. Doch da entschied er sich leider dafür, sich wieder zu bewegen und lehnte sich wieder aus dem Auto. Er hat es gemerkt. Er hat gemerkt, wie nah wir uns waren und trotzdem hat er nichts zugelassen. Ich verstand es einfach nicht.
      Als Elias dann auf der Fahrerseite einstieg, fuhren wir los. Ich sah aus dem Fenster und bekam nur am Rande mit, dass er nach meiner Adresse fragte. Meine Adresse? Was wollten wir denn da?
      "Ich will zu dir fahren. Bitte lass uns zu dir fahren.", murnelte ich, ohne zu ihm rüber zu sehen. Ich hatte die Hoffnung, dass wir wirklich zu ihm fahren würde , wenn ich ihm meine Adresse nicht sagen würde.
      "Ich schlaf auch auf dem Sofa."
    • Für die Dauer eines Herzschlags sagte Elias nichts.
      Dann: "Okay.", seine Stimme fest und ruhig, fast ein wenig sanft. Ganz so, als wolle er Jack jegliche Sorgen nehmen, bevor sie überhaupt aufkommen konnten. In seinem Kopf war er außerdem dazu entschlossen, Jack in sein Bett zu verfrachten und dann selbst auf der Couch zu schlafen. Sie war für ihn schon ein wenig zu klein, um ausgestreckt dort eine erholsame Nacht zu verbringen. Jack war ein wenig größer als er und, nach seinem Auftreten zu urteilen, würde er morgen wohl mit einem Kater aufwachen. Niemals würde Elias ihm da die Couch zumuten.
      Aber er behielt seine Pläne für sich, da Jack wahrscheinlich nur dagegen protestieren würde. Blieb zu hoffen, dass er so müde war, wenn sie ankamen, dass er gar nicht mehr richtig mitbekam, wo Elias ihn hinlegte. Wobei er auch jetzt ohne einen Kampf mit zum Auto gekommen war. Vielleicht würde er Elias' Bett ja auch ohne einen Kampf annehmen. Darauf ankommen lassen wollte Elias es trotzdem nicht.
      Die Straßen außerhalb der Stadt waren so wenig befahren, dass sie entweder im guten Zustand waren, weil kaum genutzt, oder so tiefe Schlaglöcher aufwiesen, dass man glaubte, ein Erdbeben zu erleben, wenn man über sie fuhr, da sich hier draußen nur spärlich um die Straßen gekümmert wurde. Elias fuhr extra vorsichtig und verringerte sein Tempo vor jeder Unebenheit, die aussah, als könnte sie Jack wachrütteln, stören oder ihm Kopfschmerzen verursachen.
      Elias hatte seit seiner Antwort nicht mehr das Wort ergriffen. Um Jack nicht zu stören, redete er sich ein. Falls er schlief oder döste, wollte Elias ihn nicht wach machen. Ein weiterer Grund, den er aber gekonnt ignorierte, war, dass es aus dem Auto keine Flucht gab. Wenn ein unangenehmes Gesprächsthema aufkommen sollte, hätte keiner von ihnen eine Möglichkeit, einfach zu gehen.
      Und während Elias so nichts sagte, sich Jacks Präsenz auf seinem Beifahrersitz mehr als bewusst, wanderten seine Gedanken zu den letzten Worten, die er mit Romano gewechselt hatte. Was zum Teufel hatte ihn überkommen, einem ihrer wichtigsten Kunden so eine verbissen Antwort entgegen zu schmettern, ihn dabei auch noch anzulügen, während er gleichzeitig Jacks Chancen auf eine Beziehung mit einem reichen, gut aussehendem Mann ruinierte, und ihn dann einfach stehen zu lassen.
      Wenn es eine Sache gab, auf die Elias sich bis jetzt immer hatte verlassen können, dann war es, dass er immer professionell gewesen war. Seine persönliche Meinung nie hatte durchschimmern lassen. Was hatte sich geändert?
      Jack. Jack hatte alles geändert. Noch bevor er Elias' Mauer zum bröckeln gebracht hatte, hatte Elias es nicht geschafft, bei ihm unbeeindruckt kühl zu bleiben. Von ihrem ersten Zusammentreffen und Jacks vorlautem Mundwerk mit dem typischen Grinsen an.
      Und jetzt? Jetzt hatte Jack es wieder geschafft, dass Elias die Fassung verloren hatte. Oh, er war so genervt von Romanos Avancen gewesen. Alleine der Gedanke ließ seine Hände fester ums Lenkrad greifen und seine Augen ein Stück schmaler werden. Noch nie in seinem Leben war Elias mit so einer Intensität eifersüchtig auf etwas gewesen.
      Nein, nicht auf etwas. Auf die Aussicht, dass Romano nicht mehr nur bei harmlosen Flirts und Anspielungen bleiben würde. Das er seine Hand irgendwo auf Jacks Körper legen würde. Das es dort nicht stoppen würde.
      Dabei hatte Elias, verdammt nochmal, kein verficktes Recht darauf, sich so zu fühlen und Jack eine potenzielle Beziehung zu verbauen. Er musste sich endlich unter Kontrolle kriegen.
      Ironischerweise glitt sein Blick direkt nach dem Gedanken aus dem Augenwinkel zu Jack, um zu checken, ob er schlief oder wach war.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Wynnie ()

    • Zu meiner Überraschung gab Elias einfach nur das Einverständnis. Ich hatte nicht erwartet, dass er das machen würde. Immerhin waren wir beim letzten Mal in seiner Wohnung nicht gut auseinander gegangen. Und das Resultat war, dass wir eine Woche lange nicht mehr miteinander geredet hatten. Und trotzdem sagte er es einfach so zu. Aber ich wollte dazu auch nichts sagen. Ich wollte es nicht herausfordern und eventuell seine Meinung ändern. Also doch lieber klappe halten. Ich konnte froh sein, überhaupt bei ihm schlafen zu dürfen.
      Während wir weiter fuhren, sah ich gedankenverloren aus dem Fenster des Autos. Bäume zogen an uns vorbei, sowie haufenweise Lichter und später auch die ersten Häuser der Stadt. Ich fragte mich, wieso wir auf einmal gegangen waren. Ich ich zur Toilette trat, war doch noch alles in Ordnung. Okay, ich wusste, dass Elias mehr als genervt war. Aber dann? Was war dann passiert? Ich könnte ihn fragen. Aber wollte ich das? Würde er mir überhaupt eine Antwort geben? Wahrscheinlich eher nicht. Obwohl ich nicht der Typ war, sowas unkommentiert zu lassen, beließ ich es dabei. Ich wollte, wie schon gesagt, Elias nicht herausfordern, dass er mich mitnahm und außerdem war ich zu müde, um jetzt dran zu bleiben und nach zu haken. Ich wollte schlafen. Aber es war nicht fair, wenn ich jetzt schlief. Erst trank ich so viel Alkohol und dann schlief ich ein, während Elias sich die ganze Zeit um mich kümmerte.
      Nach einer Zeit kamen wir an und meine Hand versuchte den Knopf für den Gurt zu finden. Ich wollte mir nicht wieder von Elias helfen lassen. Schließlich schaffte ich es und stieg dann auch aus. Ich ließ alles stehen und liegen und schlich zur Haustür. Mit meine Hausschlüssel versuchte ich die Tür zu öffnen, aber es war nicht möglich. Dieser blöde Schlüssel wollte nicht ins Schloss.
      "Elias. Wir kommen nicht rein. Mein Schlüssel will nicht ins Loch."
    • Elias drehte den Schlüssel und schaltete den Motor aus. Jack war bereits ausgestiegen und, einem Blick aus dem Fenster nach zu urteilen, zur Haustür gegangen. Obwohl man seine seltsamen Bewegungen nicht als 'gehen' bezeichnen konnte. Wie er sich bückte und ganz langsam und bedacht einen Fuß vor den anderen setzte, hatte fast etwas von einem Panzerknacker.
      Perplex blinzelte Elias und sah dem seltsamen Schauspiel vor seiner Tür einen Moment zu. Ob einer der Nachbarn wohl die Polizei rufen würde, weil sie dachten, Jack wäre ein Einbrecher? Vielleicht hatten sie bei seinem Anblick allerdings auch Mitleid und ließen den Hörer liegen.
      Kopfschüttelnd griff Elias nach Jacks Jacket, öffnete seine Autotür, stieg aus und schloss den Wagen mit einem Druck auf den Knopf zum Abschließen an seinem Autoschlüssel. Dann lief er hinter Jack her.
      Aber an der Haustür bot sich der nächste, seltsame Anblick. Der Typ versuchte doch tatsächlich, mit einem Schlüssel, den er aus seiner Hosentasche gezogen hatte, Elias' Haustür zu öffnen. Entgeistert ließ Elias ihn und beobachtete, wie Jack zum dritten Mal versuchte, seinen Schlüssel doch irgendwie in das Schlüsselloch zu kriegen, während sein Gesichtsausdruck immer frustrierter wurde.
      Der Anblick war so absurd, dass Elias' ein amüsiertes Schnauben hören ließ. Sein Mundwinkel zuckte in der Andeutung eines Grinsens nach oben. Dann schüttelte er zum zweiten Mal innerhalb von einer Minute den Kopf über Jacks alkoholisiertes, bedröppeltes Verhalten, trat neben ihn an die Haustür und schob ihn sanft zur Seite, so dass er seinen eigenen Schlüssel in das Schlüsselloch stecken konnte.
      "Vielleicht liegt das daran, dass das hier mein Haus ist.", kommentierte er mit einem Funken Humor in der Stimme.
      Lautlos glitt die Tür auf und gab den Blick auf einen dunklen Hausflur frei. Bevor Jack wieder irgendeine seiner seltsamen, aber niedlichen, besoffenen Ideen kommen konnte, legte Elias ihm wieder eine Hand zwischen die Schulterblätter und bugsierte ihn so Richtung Schlafzimmer. Die Haustür hatte er beiläufig mit einem Fuß zugekickt.
      Keiner von ihnen beiden hatte sich seine Schuhe ausgezogen. Hoffentlich trugen sie jetzt nicht all zu viel Dreck ins Haus - aber das war ein Problem für morgen. Jetzt galt es erstmal, Jack sicher ins Bett zu bringen.
      Mit der freien Hand öffnete Elias die Tür in sein Schlafzimmer und schob Jack sanft Richtung Bett. "Brauchst du etwas? Wasser? Mitternachtssnack für Betrunkene?"
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