I hate you, but I love you (Wynnie & Kiba)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Er stand in seinem Büro. Aber wo zur Hölle war er denn eben? Ich war mir sicher, dass er eben noch nicht zu sehen war. Naja, eigentlich war es ja auch egal. immerhin bin ich ja wegen was anderem hier. Oder eher gesagt wegen wem anderes. Das Objekt meiner Begierde sah mich mit seinem typischen Blick an und überlegte, wie ich es ihm jetzt am besten verkaufte. Aber was könnte besser funktionieren als die Wahrheit. Nicht die mit Lumi. Sondern die andere.
      "Den gibt es allerdings. Du bist wohl noch nicht weg gefahren, weil du das hier suchst.", sagte ich und klingelte mit seinem Schlüssel vor meiner Brust. Doch bevor er überhaupt danach greifen konnte, steckte ich ihn wieder weg.
      "Den brauchst du grad nicht.", erklärte ich und streckte ihm stattdessen den Helm entgegen.
      "Setz lieber den hier auf. Bitte komm mit mir. Ich möchte dir etwas zeigen. Danach kannst du deinen Schlüssel wieder haben und nach Hause fahren. Und komm mir nicht mit der Ausrede, dass Lumi allein zuhause ist. Sie hält das aus, wenn du später heim kommst. Da bin ich mir sicher. Vertraust du mir?", fragte ich leise und noch immer streckte ich ihm den Helm entgegen. Ich konnte jetzt nur hoffen, dass er zusagte.
    • Ein minimales Zucken in den Brauen offenbarte Elias' anfängliche Verwirrung, die schnell einem finsteren Gesichtsausdruck wich, als Jack aus dem nichts seinen Autoschlüssel hervorholte und an seinem Finger baumeln ließ. Wie ein Adler auf die Maus, schoss sich Elias' Blick auf das klimpernde Bündel ein. Er beobachtete genau, wie Jack den Schlüssel wieder in seiner Tasche verschwinden ließ und fühlte sich gleichermaßen verraten von dem Schlüssel wie von Jack. Wie zum Teufel war er überhaupt an den Schlüssel gekommen? Das Ding hatte ja nicht einfach Beine bekommen und war aus Langeweile zu ihm gewandert.
      Urplötzlich machte es klick. Elias erinnerte sich an Miles auffällig lautes Rufen auf dem Flur und den seltsamen Grund seiner Frage, der sich fast sofort in Luft aufgelöst hatte. In diesem verdammten Büro steckten wirklich alle mehr oder weniger unter einer Decke. Und irgendwie schien Miles immer Dreh- und Angelpunkt der Schwierigkeiten zu sein.
      Aber die Erkenntnis schob Elias bei Seite und beschloss stattdessen, Jack erst einmal ausreden zu lassen. Elias' Blick war noch immer finster, aber mehr genervt als mörderisch. Denn mörderisch, wie er nun wusste, war nicht das richtige Mittel, um Jack auf Distanz zu halten.
      Jack streckte ihm gerade einen Helm hin und verlangte doch allen Ernstes, dass Elias ihn aufsetzte.
      Stumm stand Elias da und hörte bis zum Schluss zu. An seinem Ausdruck und seiner Körpersprache war schwierig einzuschätzen, ob er darauf eingehen würde.
      Offensichtlich hatte Jack sich mit Miles zusammengeschlossen, in sein Büro geschlichen und ihm seine Autoschlüssel entwand, um jetzt von ihm etwas verlangen zu können, während er mit dem Schlüssel als Druckmittel vor Elias' Nase rumwedelte. Begeistert war Elias von der Aktion auf jeden Fall nicht.
      Andererseits hatte sich seit ihrem ersten Aufeinandertreffen definitiv einiges zwischen ihnen verändert. Beweis dafür war alleine, dass Elias Jack hatte ausreden lassen und nicht sofort einen scharfen Kommentar abgelassen hatte. Und, wenn er ganz ehrlich war, war er auch ein wenig neugierig. Außerdem schwang da etwas in Jacks Formulierung und seinem Ton mit, dass Elias zögern ließ, seinen Schlüssel einfach zurück zu verlangen und nach Hause zu gehen. Vielleicht war es schließlich das Bitte oder die gemurmelte Frage am Ende, die Elias seinen Schreibtisch umrunden und seine Hand nach dem Helm ausstrecken ließ. "Gib her.", grummelte er, griff nach dem Helm und beantwortete so Jacks Frage mit einem 'Ja' ohne es direkt auszusprechen. Ihre Fingerspitzen streiften aneinander und sandten kleine Blitze aus Elektrizität von Elias' Fingerspitzen durch seinen Arm und zu dem verräterischen Ding in seiner Brust, dass einen kleinen Satz machte. Er senkte den Blick auf den Helm in seiner Hand und ahnte bereits, in welche Richtung das ganze hier gehen würde. "Du hältst besser dein Wort und gibst mir meinen Schlüssel danach wieder, sonst kannst du die ganze Woche Papiere schreddern." Elias sah wieder auf und ihre Blicke kreuzten sich. Wenn er Jacks Blick zu lange hielt, hatte er das Gefühl, der frisch zugemauerte Riss würde wieder aufbrechen. Also drehte er den Kopf und deutete Richtung Tür. "Nach dir."
      i identify as a threat. my pronouns are try / me
    • Elias zögerte. So wie er mich ansah, hat er eins und eins zusammen gezählt und herausgefunden, wie die Schlüssel zu mir gelangten. Eigentlich wollte ich sagen, dass ich sie am Eingang gefunden habe. Aber das brachte wohl auch nichts. Jedenfalls nicht mehr. Ich werde wohl oder übel gestehen müssen. Aber das, was ich ihm zeigen wollte, war es mir wert. Ich hoffte einfach, dass er mich verstehen würde...
      Zu meinem Erstaunen nahm er den Helm an sich und überrascht weitete ich die Augen. Dass er doch so leicht ja sagen würde, hatte ich nicht mit gerechnet. Ich hatte mehr Überredungskunst erwartet. Aber okay, so war es auch in Ordnung. Ich freute mich, dass er mir den Helm abnahm und somit bestätigte, dass er mitkam. Ich spürte nur, wie mein Herz vor Freude einen Hüpfer machte. Lächelnd sah ich ihn an.
      "Danke. Ich freu mich wirklich, dass du mitkommst. Wir gingen zusammen nach unten, wo auch ich mir noch einen Helm aufsetzte und mein Bein über meine Black Beauty schwang. Ich liebte sie wirklich sehr. Und nichts konnte mich von ihr trennen. Hinter mir war dann tatsächlich noch Platz für noch jemanden zum Mitfahren. Abwartend sah ich meinen Kollegen an.
      "Na komm schon. Steig auf. Du musst dich nur gut an mir festhalten. Wir wollen ja nicht, dass du runterfällst."
    • Elias entging nicht die Überraschung in Jacks Blick, die sich augenblicklich in ein bezauberndes Lächeln wandelte, als er den Helm entgegennahm. Dieses Lächeln, beschloss Elias sofort mit flatterndem Herzen, war noch schlimmer als das nervige Grinsen. Also sah Elias schnell weg und machte nur ein mürrisches Geräusch als Antwort auf Jacks Dank. Er bereute jetzt schon, dass er sich hierauf eingelassen hatte. Es wäre so viel einfacher gewesen, den Schlüssel zurück zu verlangen und sich dabei in einem gewohnten Streit mit Jack die Köpfe einzuschlagen. Das hier - diese ehrlichen Worte, das offene Lächeln und der Ausdruck in Jacks Augen - war so viel schlimmer. Wieso hatte Elias sich dem nur willentlich ausgesetzt?
      Er dachte darüber nach, während er Jack nach unten und aus dem Gebäude folgte und kam schließlich zu dem Schluss, dass der Grund hierfür war, dass er ein gutes Arbeitsklima beibehalten wollte. Da konnte er sich nicht pausenlos mit Jack streiten und jeden Versuch, eine normale Konversation zu führen, abweisen. Genau. Das war es.
      Aber Elias' Versuch, sein Verhalten zu rationalisieren wurde jäh unterbrochen, als er auf einmal den Anblick vor sich registrierte. Ohne es zu merken, waren sie bereits aus dem Gebäude getreten und standen nun vor Jacks Motorrad. Nun, zumindest Elias stand dort. Denn Jack hatte sein Bein schon über die Maschine geschwungen und sich irgendwann den Helm aufgesetzt. Der Anblick von Jack auf seinem Motorrad trieb Elias unvermittelt ein brennendes Verlangen in die Magengegend und Bilder ihrer gemeinsamen Nacht in den Kopf. Scheiße. Jack auf seinem Motorrad war heiß.
      Schnell setzte Elias sich den Helm auf, bevor Jack etwas von dieser Regung in seinem plötzlich intensivem Blick lesen konnte. Bevor ihn der Mut verlassen konnte, ging er auf Jack und das Motorrad zu, schwang ein Bein darüber und positionierte sich hinter ihm. Sein Herz pochte wild und Elias war schon längst über den Punkt hinaus, zuordnen zu können, woran genau das lag. Vielleicht war es Jacks Anblick eben. Vielleicht die unmittelbare Nähe von Jack vor ihm. Vielleicht die Aufregung, auf einem Motorrad zu sitzen. Vielleicht hatte er heute aber auch einfach zu viel Kaffee getrunken.
      "Danke, ich passe.", sagte Elias. Seine Stimme war durch den Helm ein wenig gedämpft. Statt sich nach vorne zu beugen und die Arme um Jack zu schließen, lehnte er den Oberkörper leicht nach hinten und hielt sich am oberen Ende des Hinterteils des Sitzes fest. Solange sie standen oder nicht zu schnell fuhren, würde das schon gehen. Elias war zu stur, um sich an Jack festzuhalten. Ein Protest, den er wohl ganz schnell aufgeben würde, sobald sie Parkplatz ersteinmal hinter sich gelassen hatten.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me
    • Ich freute mich wirklich sehr, dass Elias einwilligte, mitzukommen. Wer wusste schon, ob sich diese Gelegenheit wieder bot. Ehrlich gesagt glaubte ich nicht wirklich daran.
      Als ich darauf wartete, dass er endlich aufstieg, zögerte er kurz. Wollte er nen Rückzieher machen? Nun, wenn er wirklich wirklich wirklich nicht wollte, würde ich ihn nicht zwingen. Er soll ja Vertrauen zu mir fassen. Aber er setzte sich dann doch den Helm auf. Also zog er nicht den Schwanz ein. Super. Ich freute mich wirklich drüber. Elias setzte sich hinter mich, weigerte sich aber, an mir festzuhalten. So würde er definitiv runterfallen.
      "So bleibst du nicht oben, wenn du dich da festhälst. Es wär schon besser, dich an meinem Bauch festzuhalten.", entgegnete ich, doch er blieb stur. Ich seufzte leise. Also gut. Anders.
      Ich startete den Motor und fuhr ruckartig einen Meter nach vorne, so dass durch die Physik sein Körper an meinen prallte und seine Arme nach vorne schnellten. Ich legte sie um mich und sah zurück.
      "So und nicht anders. Du fällst mir sonst runter.", tadelte ich und gab Gas. Wir fuhren vom Gelände der Firma Richtung Land. Ich hatte nicht vor, in die Stadt zu fahren. Und fuhr wirklich vorsichtig. Nicht zu schnell. Nicht zu langsam. Ich wollte ihm zeigen, dass es Spaß machte, Motorrad zu fahren. Für mich war es ein Gefühl von Freiheit. Nichts konnte mich anhaben. Es war so schön, den Wind zu spüren. Es fühlte sich fast an wie fliegen.
      Wir fuhren aus der Stadt auf der Landstraße und ich fuhr tatsächlich ein kleinwenig schneller.
      "Whoo hooo!", rief ich und freute mich einfach riesig.
      "Spürst du das? Diese Freiheit?"
    • Mit einem dumpfen Geräusch prallte Elias' Brust gegen Jacks Rücken. Reflexartig streckte er die Arme nach vorne, um sich an irgendetwas festzuhalten. Jack zögerte keine Sekunde, packte seine Handgelenke und positionierte Elias Hände so, dass sie vorne auf seinem Bauch aufeinander ruhten und seine Arme um ihm lagen. Perplex blinzelte Elias, hatte aber keine Chance, sich wieder aufzurichten, bevor Jack auch schon losfuhr. Und obwohl sie nicht schnell unterwegs waren, musste Elias doch widerwillig eingestehen, dass es vielleicht besser war, sich an Jack festzuhalten. Er biss also die Zähne aufeinander und versuchte, ein angemessenes Maß an Druck zwischen festklammern und zu locker zu finden. Irgendwie trotz der Position in der sich sich befanden, Abstand zu nehmen. So richtig konnte Elias sich gar nicht auf die vorbeifliegenden Häuser oder das vibrieren der Maschine unter ihm konzentrieren. Alles was er wahrnahm, war Jack. Wie sich seine harten Muskeln selbst durch den Stoff seiner Kleidung anfühlten. Wie perfekt sich Elias' Brust an Jacks Rücken schmiegte. Wie nah sie sich waren.
      Verwundert stellte Elias fest, dass das alles war, was er fühlte. Keine Angst, weil er auf einer mörderischen Maschine mit zwei Reifen saß, sondern Vertrauen in Jack, dass er sie nicht umbringen würde.
      Dennoch konnte Elias nicht anders, als unbewusst ein klein wenig fester zu klammern, als sie die Stadt verließen und Jack auf der Landstraße mehr Gas gab. Jack jauchzte glücklich. Der Laut entlockte Elias so unvermittelt ein Lächeln, dass er sich nicht die Mühe machte, es zu maskieren. Sein Herz raste, der Wind rauschte trotz Helm in seinen Ohren und die Welt zog in einem Flimmer aus Farben an ihm vorbei. Aber alles, worauf er sich konzentrieren konnte, war Jacks ungefilterte Freude. So unbekümmert und frei, dass sie Elias ansteckte. Ein Lachen wallte in seiner Kehle auf und entfloh seinen Lippen. So leise, dass Jack es über den Fahrtwind und durch den Helm wahrscheinlich nicht gehört hatte. Das Geräusch ließ ein Lächeln auf Elias' Lippen zurück das deutlich in seiner Stimme zu hören war als er Jack zurief: "Alles, was ich spüre, ist, dass du gerade das legale Tempolimit überschreitest!" Aber klang nicht im geringsten so, als ob ihn das wirklich stören würde.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Wynnie ()

    • Auf seinen Spruch hin musste ich nur lachen. Jeder andere hätte es jetzt wahrscheinlich ernst genommen. Aber wenn man Elias besser kannte, konnte man raushören, was ernst und was nur daher gesagt war. Auch wenn er es einfach nicht lassen konnte. Ein Kommentar zu den Regeln musste ja kommen.
      "No Risk, no Fun, Elias. Regeln sind da, um sie zu brechen.", rief ich ihm zu und lachte nochmal. Er konnte mir doch nicht ernsthaft sagen, dass er keinem Spaß hier an der Sache hatte?
      Wir kamen an einem Wald an und ich lenkte die Maschine geschickt durch die vielen Kurven, die die Straße bot. Gleichzeitig ging es auch ein bisschen bergauf. Allein diese Strecke war schon wundervoll. Und da die Sonne noch nicht ganz untergegangen war, leuchtete alles in einem tiefen Rot durch die Blätter, die sich ja inwzischen auch schon ein wenig rot, gelb und braun färbten. Der Herbst war eigentlich am schönsten, fand ich. Die Welt verwandelte sich in so viele bunte Fraben.
      "Wir sind gleich da.", erzählte ich noch und kurze Zeit später kamen wir auch schon an. Wir waren auf eine Plattform gekommen.
      Ich schaltete den Motor aus und setzte mir den Helm ab.
      "Du musst zuerst absteigen. Da vorne ist es schon.", ich zeigte zum Geländer, der eine wunderschöne Aussicht über die Stadt zeigte. Die Sonne war untergegangen und die Straßenlaternen erhellten die Stadt. Einige hatten auch schon in ihren Häusern, Wohnungen und Büros Licht angemacht. Somit glitzerte alles ein wenig und es sah alles einfach nur magisch aus.
    • "Regeln sind dafür da, damit unsere Gesellschaft nicht endgültig zusammenbricht und jeder tut, was er will.", kontere Elias blitzschnell, aber noch immer mit derselben Leichtigkeit im Ton. Sein Lächeln wurde ein wenig breiter, verwandelte sich fast in ein kleines Grinsen, während er Jacks Lachen lauschte.
      Wie seltsam. Hier draußen, so fernab der gewohnten Hektik und des Treibens der Stadt, dem Büro und allem, was er gewohnt war, die Arme um Jack geschlungen, fiel es Elias fast schon leicht, sein eisiges Äußeres zurückzulassen. Als hätte Jack ihn mit seiner Maschine in eine andere Welt entführt. Einfach so.
      Freiheit, hatte Jack gesagt. Und ja, Elias fühlte sich frei. Auch, wenn es wohl eine andere Art von Freiheit war als die, die Jack meinte. Ohne darüber nachzudenken legte Elias seinen Kopf gegen Jacks Schulter und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft. Jack hatte sie auf eine wenig befahrene Strecke in einen Wald gelenkt. Die Blätter der Bäume und des Unterholzes waren bereits dabei, sich in allen erdenklichen Rot-, Orange-, und Gelbtönen zu färben. Ein Feuerwerk aus Farbe, dass durch die untergehende Sonne nur noch mehr betont wurde und durch ihr Tempo in Elias Blick zu einem Spektakel aus Flammen und warmen Licht verschwamm.
      Das er überhaupt dazu in der Lage war, seine Aufmerksamkeit so entspannt auf ihre Umgebung zu richten, war ein tiefer Beweis dafür, wie sehr er Jack vertraute.
      Es ging einige Kurven und eine Steigung hinauf, aber Jack nahm jede Kurve mit gewohnter Sicherheit. Oben angekommen hielt er schließlich, setzte die Füße auf den Boden und trat den Ständer der Maschine nach unten. Bereits von hier konnte Elias erahnen, wie atemberaubend die Aussicht sein musste, obwohl sie noch relativ weit hinten auf der Plattform waren.
      Er kam Jacks Aufforderung nach und schwang ein Bein über das Hinterteil der Maschine, um abzusteigen, drehte sich dann zu Jack um und nahm seinen Helm ab.
      Jacks Haare waren an einigen stellen ein wenig zerzaust oder plattgedrückt von dem Helm. In Elias machte sich das Bedürfnis breit, die Hand auszustrecken und ihm durch die Haare zu fahren. Statt dem Drang nachzugeben, legte er seinen eigenen Helm dort ab, wo er eben noch gesessen hatte und fuhr sich selbst kurz durch die Haare. "Du hast mir also meinen Schlüssel geklaut, um mich auf einen Berg mitten im Nirgendwo zu entführen?", fragte Elias mit leicht gehobenen Brauen und wartete auf Jack. Oh, er war mehr als gespannt auf den vollen Ausblick, den er ohne Zweifel von weiter vorne haben würde. Aber er wollte nicht vorgehen und stellte gar nicht erst in Frage, wieso er auf Jack warten wollte. Aktuell war er über den Punkt hinaus, jede kleinste Gefühlsregung in Frage zu stellen. So viel, wie Jack alleine innerhalb der letzten Stunde in ihm ausgelöst hatte, würde er sonst wahnsinnig werden.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me
    • Nachdem Elias abgestiegen war, konnte auch ich absteigen und meinen Helm auf den Sitz legen. Ich streckte mich und schüttelte mein Haar, um es wieder normal werden zu lassen und sah zu ihm.
      "Du wärst sonst nicht mitgekommen. Du hättest deine Schlüssel genommen und wärst abgehauen. So konnte ich wenigstens sagen, du kriegst sie wieder wenn du mitkommst.", antwortete ich grinsend und griff nach meiner Jackentasche, um ihm die Schlüssel wieder zu geben, "dessen Versprechen ich hiermit erfüllt habe."
      "Und nun komm schon. Du hättest auch ruhig schon vorgehen können.", grinste ich und nahm seine Hand, um ihn mit mir zu ziehen.
      Am Geländer angekommen erstrahlte die Aussicht unter uns und ich lächelte verträumt. Ich liebte es einfach hier. Und jedesmal konnte ich nicht genug davon bekommen, hier zu sein und die Stadt anzusehen. Während da unten das große Getummel war, war hier oben die reinste Ruhe. Ich hatte jedesmal das Gefühl, mein Körper sog es nur so auf, nur um sich dann zu entspannen.
      "Es tut manchmal sehr gut, hier zu sein. Ich komm immer hier her, wenn ich meine Gedanken ordnen muss oder einfach mal Abstand von allem brauche. Mein Körper fühlt sich dann jedesmal befreiend an. Ich krieg immer gar nicht genug davon, mir das alles anzusehen. Es hat so eine beruhigende Wirkung, weißt du?"
    • Stimmt. Elias wäre einfach abgehauen. Und wo er anfänglich noch genervt gewesen war, störte es Elias mittlerweile gar nicht mehr, dass Jack seinen Schlüssel in einer Nacht und Nebelaktion geklaut hatte. Das einzige, was er nicht verstand, war - warum?
      Warum sich die Mühe machen? Nur um ihm das hier zu zeigen?
      Aber Elias Gedankenfluss wurde jäh unterbrochen, wie Jack es eben so völlig nichtsahnend oft tat. Er ergriff Elias‘ Habd und zog ihn hinter sich her zum Geländer am anderen Ende der Plattform. Vor ihnen erstreckte sich ein steiler Abhang und direkt dahinter die Stadt. Die Sonne kämpfte noch mit ihren letzten Strahlen darum, sie zu erhellen, erreichte aber schon nicht mehr alle Ecken und Nischen. Aber das musste sie auch nicht, denn in den Fenstern und auf den Straßen leuchteten bereits zahlreiche Lichter und Versicherten der Sonne, dass sie sich für heute zur Ruhe legen konnte, während sie die Dunkelheit erhellten. Und mit einem letzten Seufzen verschwand die Sonne schließlich hinter dem Horizont.
      Elias betrachtet das Farbenspiel mit ruhiger Miene. Da war kein Eis, kein Mord und nichtmal die gewohnte Gleichgültigkeit.
      Er lauschte Jacks Worten, den Kopf leicht zur Seite und zu ihm geneigt, aber den Blick noch immer auf das funkelnde Meer unter ihnen gerichtet. Hinter Jack schien sich viel mehr zu verstecken, als der anzügliche Idiot für den Elias ihn anfänglich gehalten hatte. Aber über dieses Bild war er schon lange hinaus, wenn er ehrlich war.
      Schließlich drehte Elias sich zu Jack um, sein Profil der Stadt zugewandt. Die Brauen leicht zusammengezogen studierte er für einen Moment Jacks Ausdruck, ohne zu wissen, wonach genau er eigentlich suchte. „Wieso zeigst du mir da alles?“, fragte er ruhig, aber eindringlich. Er verstand noch immer nicht, wieso Jack sich diese Mühe gemacht hatte.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me
    • Als ich die Frage von der Seite hörte, drehte ich mich zu der Ursache um. Elias sah mich fragend an. Er wollte es wohl genau wissen. Als erstes kam mir Lumi in den Kopf. Aber um ehrlich zu sein, war das schon nicht mehr der Hauptgrund. Ich wollte es ihm zeigen, weil ich wollte, dass er mich kennenlernte. Dass er sah, dass ich nicht immer der Witzbold war, der sich OneNightStands nach Hause holte. Der...., der vielleicht auch.... in ihn verknallt war.
      Ich seufzte leise. Aus irgendeinen Grund konnte ich es ihm nicht sagen. Vielleicht aus Angst, dass er sich noch mehr vor mir verschließen würde. Ich wollte ivn nicht verlieren. Wieso brauchte er auch zu allem einen Grund und einen Sinn? Wieso hinterfragte er sowas?
      "Also.... ich weiß nicht. Einfach so. Muss es denn einen Grund geben? Ich hatte einfach, das Bedürfnis, dich hierher zu bringen und dir etwas von meiner Seite zu zeigen. Wieso willst du das denn wissen? Wieso muss alles einen Sinn für dich ergeben. Elias. Es gibt Leute, die Zeit mit dir vebringen wollen, weil sie dich mögen. Ich verstehe nicht, wieso du sie abweist. Wieso du es nicht zulässt. Was hat dich dazu gebracht, so zu sein?", ich sah ihn an. Ich wollte es wissen. Eigentlich wollte ich noch gar nicht groß danach fragen. Ich wollte uns Zeit geben. Aber irgendwie kam es jetzt einfach aus mir herraus und nun war es eh zu spät. Ich hoffte einfach nur...., dass er sich halt nicht von mir entfernte.
      "Entschuldige. Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst."
    • Für Elias, der ein sehr logischer und akribischer Mensch war, musste es immer für alles einen Grund geben, ja. 'Einfach so' war für ihn nicht genug Motivation, einen ganze Plan auszuhecken, diesen durchzuführen und dann einen Trip zu dieser atemberaubenden Aussicht zu machen. 'Einfach so' reichte dafür bei Weitem nicht.
      Andererseits war Jack ein komplett anderer Schlag Mensch als Elias. Er brauchte keinen Grund um die Dinge zu tun, nach denen er sich gerade fühlte. Vielleicht war das schon alles. Vielleicht hatte er wirklich einfach so, aus einem Gefühl heraus, Elias' Schlüssel geklaut um die Fahrt mit ihm hierher zu unternehmen.
      Aber Jack redete weiter, fügte dem unverständlichen 'Einfach so' einen Grund hinzu, der Elias leicht stutzen und den Kopf minimal schief legen ließ. Jack wollte Elias etwas von dieser Seite von ihm zeigen? Aber...wieso?
      Bevor er die Frage jedoch aussprechen konnte, würgte Jack ihn mit seinem nächsten Satz komplett ab. Die Frage erstarb auf Elias' Zunge. Ja, wieso musste eigentlich immer alles einen Sinn für ihn ergeben?
      Vielleicht weil es so einfacherer war, sein Leben zu ordnen. Wenn er alles feinsäuberlich in kleine Kästchen mit Beschriftung stopfte, hatte er die Kontrolle. Wusste immer, wieso. Konnte kalkulieren, was vielleicht als nächstes passieren würde. Kontrolle, fand Elias, war ungemein beruhigend. Es half ihm, einen klaren Verstand zu wahren. Ruhig zu bleiben und sein Leben zu meistern. In seiner Kindheit hatte er keine Macht über sein Leben gehabt, war immer nur das Opfer seiner gestörten Familie gewesen. Das erste Mal hatte er mit 18 die Kontrolle über sein Leben übernommen. Als er mit Lumi alles zurückgelassen hatte, was er bis dahin gekannt hatte. Seit dem zog sie sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Und bis jetzt hatte das wunderbar geklappt. Dann war Jack in sein Leben getreten und mit jedem Moment, den sie mehr miteinander verbrachten, floss Elias seine Kontrolle durch die Finger. Gefühle und Gedanken, die er nicht zuordnen konnte wabberten in ihm umher, hielten ihn nachts wach und machten das Atmen schwer.
      Es machte ihm Angst.
      Die Erkenntnis spiegelte sich für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen, dann begann sich dort die gewohnte Mauer aufzubauen. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde Elias sich wegdrehen und Jacks Frage mit einem scharfen Kommentar abschmettern. Aber dann sackten seine Schultern kaum merkbar nach vorne, der Ausdruck in seinem Gesicht wurde weicher und er drehte sich wieder dem Ausblick auf die Stadt zu, um Jack nicht direkt ansehen zu müssen. "Ich hatte nicht die leichteste Kindheit.", gestand er dann und offenbarte Jack so wenig und doch mehr, als jeder andere über ihn wusste. Etwas schweres schien in der Luft um sie zu liegen und machte die Atmosphäre seltsam ernst. Es schien fast so, als hielten die Bäume um sie herum die Luft an und warteten, ob Elias noch mehr preisgeben würde.
      Elias nahm einen tiefen Atemzug. "Ich schätze, ich habe einfach gelernt, alleine klarzukommen. Es macht die Dinge -", kurz stockte er, auf der Suche nach dem richtigen Wort. "- vorhersehbar. Sicher." Mit einer untypischen Vorsicht im Blick warf Elias Jack einen kurzen Blick zu.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me
    • Ich sah Elias an und hörte ihm zu. Was für ein furchtbares Leben musste man bitte führen, um dann so drauf zu sein? Ich hatte das Bedürfnis ihm zu helfen. Aber er war der Typ Mensch, der sich nicht helfen lassen wollte. Da war ich mir sicher. Inzwischen hatte ich ihn oft genug beobachtet, um ein paar Sachen zu wissen. Und eben gerade hatte er es ja bestätigt. Er wollte Sicherheit. Und solange er sich keinem anvertraute, desto sicherer konnte er sein, dass ihn keiner verletzte. Nun, da ich kein Hund war, sondern eine Katze konnte man mich nicht kontrollieren. Ich machte, was ich wollte. Das sollte er auch schon mitbekommen haben. Aber auch Katzen sind gesellige Tiere, die ihre Aufmerksamkeit wollten. Und auch diese Tiere hintergingen ihre Familie nicht. Nur das musste ich ihm erst beweisen. Erst dann konnte ihm sicher sagen, dass ich mehr von ihm wollte. Nur leider war es auch verdammt schwierig, mich da zurück zu halten.
      "Dann lass mich beweisen, dass es Leute gibt, auf die man sich verlassen kann.", ich sah ihm in die Augen und lächelte aufmunternd. Ich wusste, ich kann es schaffen. Da war ich mir sicher.
      "Weißt du eigentlich, dass dieses hier mein Geheimplatz ist? Ich zeig ihn nicht jedem. Nicht mal Violet weiß das. Also... wenn du mal Zeit für dich brauchst zum Nachdenken oder so, dann ist das hier perfekt dafür. Meistens fühlt man sich danach besser. Oder man kommt auf andere Ideen. Heute zum Beispiel. Du hast mir was von dir verraten und ich bin dir unglaublich dankbar dafür. Und ich hoffe, dass du mir bald mehr verrätst, wenn du bereit dafür bist. Ich werde darauf warten.", antwortete ich ihm noch und sah wieder raus auf die Stadt.
      "Wenn du willst, können wir wieder fahren. Du willst sicher zu Lumi."
    • Wider Elias' Erwartung verurteilte Jack ihn nicht für sein Geständnis. Stattdessen sah der Idiot ihn an und lächelte schon wieder. Seine Worte bekam Elias fast über den lauten Herzschlag in seinen Ohren nicht mit. Irritiert zog er die Brauen zusammen, gleichermaßen verwundert über den Satz, den sein Herz gemacht hatte und das seltsame, leichte Gefühl, das ihn durchströmte. Als hätte er den Atem angehalten und konnte nun endlich wieder Luft holen. Erleichterung?
      Er hielt Jacks Blick. Ihm brannte schon wieder auf der Zunge zu fragen, warum er ihm das beweisen wollte. Aber dann erinnerte er sich an das, was Jack gesagt hatte. Es musste nicht immer alles einen Sinn ergeben. Vielleicht musste das hier keinen Sinn ergeben. So weit weg von allem, was er kannte und gewohnt war, konnte er Sinn und Verstand wohl einmal hinten anstellen. Aber da er nicht wusste, was er sonst dazu sagen oder wie er auf das Lächeln reagieren sollte, schwieg er stattdessen und ließ Jacks Statement einfach nur auf sich wirken, einen undeutbaren Ausdruck in den Augen.
      Aber Jack lenkte das Gespräch schon wieder in eine andere Richtung.
      Sein Geheimplatz? Das nicht einmal Violet ihn kannte, aber Jack sich dazu entschlossen hatte, ihn Elias zu zeigen, verwirrte ihn nur wieder mehr. Gleichzeitig fühlte er sich seltsam geschmeichelt, dass Jack ihn hierher mitgenommen hatte und ihm sogar anbot, öfter hierher zu kommen, wenn er es brauchen sollte.
      "Ich muss wohl etwas falsches gefrühstückt haben.", erwiderte Elias und drehte sich, auf einmal ein wenig peinlich berührt, wieder der Aussicht zu. Er ließ seinen Blick einen Moment stumm über die Stadt schweifen. Dann sagte er ganz plötzlich und unvermittelt: "Danke." Seine Stimme so leise, dass es fast nach einem Seufzen geklungen hatte. Er musste daran denken, wie sie wegen diesem einen Wort noch vor kurzer Zeit eine Auseinandersetzung gehabt hatten. "Das du mir diesen Ort gezeigt hast.", fügte er etwas lauter hinzu und schob dann schnell hinterher, um der Situation etwas von ihrer seltsamen Intimität zu nehmen: "Das heißt aber noch lange nicht, dass ich dir und Miles verzeihe, dass ihr euch für einen Diebstahl zusammengeschlossen habt." Jetzt drehte Elias den Kopf doch wieder zu Jack. Trotz seinem trockenen Ton war deutlich, das er nicht wirklich böse war.
      "Ja. Ich sollte sicherstellen, dass Lumi das Haus noch nicht abgefackelt hat.", stimmte er Jack dann zu und brachte den Satz mit so einer ernsten Miene vor, dass nicht wirklich deutlich war, ob er scherzte oder nicht.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me
    • Sein Danke ließ ich so stehen und sagte nichts dazu. Ich genoss es lieber, dass er es von sich aus sagte, ohne, dass ich ihn mit Worten dazu bringen musste. Ich freute mich wirklich drüber.
      Allerdings ließ mich der zweite Satz doch wieder grinsen.
      "Das macht nichts. Das war es mir wert. Und tus gern wieder, wenn das heißt, dass du dann mitkommst.", lachte ich.
      Nur noch einmal sah ich zur Stadt runter, ehe ich mich zu meinem Motorrad begab und mich rittlings draufsetzte. Ebenso wie der Helm, der den Platz auf meinem Kopf fand. Darauf wartend, dass auch Elias seinen Platz hinter mir fand, fuhr ich los. Gesittet lenkte ich die Maschine durch den Wald und fuhr zurück Richtung Stadt. Ich war gedanklich schon dabei, ihn nach Hause zu bringen, als mir gerade noch rechtzeitig einfiel, dass ich A eigentlich gar nicht wusste, wo er wohnte und B er ja auch noch sein Auto brauchte. Also schlug ich den Weg zur Firma ein.
      Auf dem Parkplatz angekommen, ließ ich ihn wieder absteigen. Meinen Helm nahm ich auch kurz ab, um besser sprechen zu können.
      "Trotzdem Danke dass du mitgekommen bist. Auch wenn du fast keine Wahl hattest. Obwohl ich es hätte sein gelassen, wenn du wirklich nicht mitkommen wolltest. Wär zwar schade, aber ich hätte es akzeptiert. Gute Nacht. Schlaf gut.", sagte ich noch. Ich überlegte, ob ich mich vorbeugen sollte und stellte den Verstand dann nach hinten und küsste ihn kurz und unschuldig. Dann setzte ich fix meinen Helm auf und verschwand in der Dunkelheit. Elias allein zurück lassend.
    • Mit einer seltsamen Leichtigkeit in der Brust schwang Elias sich hinter Jack auf das Motorrad und zögerte dieses Mal nicht einen Moment, seine Arme um ihn zu schließen. Sein verräterisches Herz begann schon wieder schneller zu schlagen und ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Unter dem Deckmantel der Nacht und in Jacks Rücken machte Elias sich dieses eine Mal nicht die Mühe, diese Gefühle zu unterdrücken. Stattdessen ließ er seine Gedanken wandern.
      Aber mit jedem Meter, den sie sich der Stadt nährten, spürte Elias, wie die Leichtigkeit in seiner Brust von etwas schwerem abgelöst wurde. Steine einer vertrauten Mauer, die sich langsam übereinander stapelten und ihre gewohnten Plätze einnahmen, um einen Schutzwall zu bilden.
      Aber als sie auf dem Parkplatz vor der Firma ankamen und Jack zum Halten kam, war da ein Loch in der Mauer. Einer der Steine fehlte.
      Elias rutschte von dem Motorrad runter und gab Jack seinen Helm zurück. Auch Jack hatte seinen Helm abgenommen. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in seinen Augen wieder und verlieh ihm einen fast geheimnisvollen Charme. Ganz so, als sei das alles ein Geheimnis nur zwischen ihnen beiden. Was zum Teufel - seit wann fiel Elias so etwas auf? Mit diesen Gedanken konnte er ja unter die Laienpoeten von Nebenan gehen.
      Um den seltsamen Gedanken zu unterbrechen verabschiedete Elias sich ebenfalls schnell. "Gute Nacht."
      Aber er ging nicht sofort zu seinem Auto. Der plötzlich nachdenkliche Ausdruck in Jacks Augen, gefolgt von einem Funkeln, dass Elias an 'Ach was solls' erinnerte, ließ ihn innehalten. Und dann hatte Jack sich auch schon unvermittelt vorgebeugt und ihm einen kurzen, unschuldigen Kuss auf den Mund gedrückt. Perplex, ob er sich die hauchzarte Berührung gerade nur eingebildet hatte, konnte Elias nichts tun außer zu stehen und zu blinzeln. Ehe er sich wieder gefasst hatte, hatte Jack, der Schlawiner, seinen Helm schon wieder aufgesetzt und war in die Nacht verschwunden.
      Er ließ einen völlig verwirrten Elias zurück, der Jack mal wieder mit Herzrhythmusstörungen nachsah.
      Als er seine Stimme und seinen Verstand schließlich wiederfand, murmelte er ein leises "Pass auf dich auf." in die Nacht. Fortgetragen vom Wind verklangen die Worte, während Elias sich auf den Weg zu seinem Auto und nach Hause machte.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me
    • Zuhause angekommen, ließ ich mich aufs Sofa fallen und lächelte. Ich freute mich einfach total, dass es doch so gut gelaufen ist. Auch wenn mich Miles die nächsten drei Tage quälen wird. Mein armer Geldbeutel. Aber das alles war es definitiv wert. Es war einfach traumhaft gewesen. Und meine romantische Seite kommt eigentlich nicht oft zum Vorschein. Vor Elias sogar ziemlich selten. Jetzt, wo ich versucht habe, ihn für mich zu gewinnen, ließ sie sich immer öfter blicken. Es war schon irgendwie komisch. Immerhin war ich eigentlich der Typ, der sowas kitschig fand. Und so einen Quatsch wie Rosen oder Schoki werde ich definitiv nicht machen. Darauf konnte er sich auf jeden Fall verlassen. Bähh, ekelhaft. Ich mag manchmal vielleicht eine Schmusekater sein, trotzdem bin ich immer noch ein Raubtier. Ew! Auch das hörte sich merkwürdig an. Wieso dachte ich überhaupt an sowas?
      ich hielt noch eine Weile inne, ehe ich an Lumi dachte und nach meinem Handy griff.
      'Hey Prinzessin. Freitag steht noch? Wenn ich dich abholen soll, musst du deinen Bruder fragen. Du wirst denke ich schon erfahren habe, wieso er so lange weg war. Ich könnte mir also vorstellen, dass er Ja sagt.
      PS. Verrat aber nichts von unserem Plan.'
      Dieser sogenannte Plan war eigentlich nur nebensächlich. Quasi die Aufforderung, meinen Arsch zu bewegen. Ich wollte ihn nicht belügen. Mir war es wirklich wichtig, ihm den Ort zu zeigen. Das einzige war..... meine Gestaltwandlung..... das musste einfach mein Geheimnis bleiben.
    • Den Rücken auf dem Bett und die Beine mit den Fußsohlen nach oben flach an die Wand gedrückt, spielte Lumi gerade ein Spiel auf ihrem Handy, als auf dem oberen Ende des Bildschirms plötzlich eine Nachricht von Jack eintrudelte. Sie konnte nur die ersten Wörter lesen und drückte ohne zu zögern auf die Nachricht, um sie ganz aufzurufen. Dabei verlor sie in ihrem Spiel ein Leben, wie das tragische Getrudel offenbarte, bevor das Handy die App ganz schloss und die Nachricht öffnete.
      Neugierig ließ sie ihre Augen über die wenigen Zeilen fliegen und machte erst einen verdutzen Gesichtsausdruck, der sich aber rasch in ein Grinsen wandelte. Elias hatte ihr natürlich nicht gesagt, wieso genau er heute so spät nach Hause gekommen war. Auf ihre Frage hatte er nur geantwortet, dass er etwas mit Jack gemacht hatte und sich dann mit der Nase in einem Buch in sein Zimmer verkrümelt. Wahrscheinlich um ihren Fragen zu entgehen, wie sie vermutete. Aber das hielt Lumi jetzt nicht davon ab, sich hastig über ihr Bett zu rollen, mit den Beinen voran herauszuspringen und dabei fast über dreckige Wäsche auf ihrem Boden zu stolpern. Die sollte sie wohl bald mal zum Wäschekorb bringen, wenn sie nicht wollte, dass Elias sie köpfte.
      Aber das war gerade Nebensache!
      Mit polternden Schritten lief sie durch den Flur und linste durch Elias' halbgeöffnete Tür in sein Zimmer. Er lag mit ausgestreckten Beinen auf seinem Bett. Das einzige Licht im Raum kam von der kleinen Lampe auf seinem Nachttisch.
      Entweder las er jedoch ein super kompliziertes Buch, dass seine Gehirnzellen so richtig ins schwitzen brachte, oder er war nicht bei der Sache. Denn seine Brauen waren nachdenklich zusammengezogen und sein Blick lag zwar auf den Seiten des Buches, aber der Ausdruck darin sagte, dass er ganz woanders war.
      "Eli!"
      Elias zuckte kaum merklich zusammen, was Lumi ein Grinsen ins Gesicht trieb. Sie liebte es, ihren Bruder zu erschrecken. Elias sah auf, der nachdenkliche Ausdruck auf seinem Gesicht glättete sich sofort. Er klappte das Buch zusammen, das er sowieso nicht gelesen hatte und drehte ihr mit einem "Hm?", das Gesicht zu.
      "Sag mal, kann Jack am Freitag vorbeikommen?"
      Kurz zögerte Elias und etwas flackerte in seinem Blick auf, dass Lumi noch nie gesehen hatte. Sie war zu weit weg und die Emotion zu schnell verschwunden, als das sie sie hätte zuordnen können. Neugierig legte sie den Kopf schief, ließ das Thema aber ruhen. Sie wollte ihr Glück nicht herausfordern.
      "Komme ich da irgendwie drum herum?", fragte er schließlich und hob leicht eine Braue. Das war das eindeutigste 'Ja', das sie von ihm bekommen würde. Ihr Grinsen wurde nur breiter. "Nein."
      "Aber wenn ihr zu schief spielt, schmeiße ich euch beide raus." Elias griff bereits wieder nach seinem Buch. Also schob Lumi schnell hinterher: "Und du hast auch bestimmt nichts dagegen, wenn er mich nach der Schule mit seinem Motorrad abholt, oder?" Gespannt auf seine Antwort wippte sie ein wenig herum. Elias hielt mitten in der Bewegung inne und ließ seinen Blick langsam zu Lumi zurückwandern. Seine Augen verengten sich auf diese typische Art. Dann schien ihm ein Gedanke zu kommen, sein Blick erhellte sich. "Die ganze verdammte Welt hat sich gegen mich verschworen.", murmelte er und schüttelte ungläubig den Kopf. Lumi verstand nicht ganz, was in seinem Kopf vor sich ging und wartete nur weiter mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen.
      "Na schön. Aber setz dir einen Helm auf."
      Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf. Dann überquerte sie die wenigen Schritte bis zu Elis Bett und warf sich einfach auf ihn drauf. "Danke! Du bist der Beste!"
      Elias lachte leise und genoß Lumis stürmische Umarmung. In einem Wirbel aus Lachen und funkelnden Augen hatte sie sich schon wieder von ihm entfernt und lief zurück in ihr Zimmer.
      'Freitag steht!!'
      'Und rate mal:'
      'Nein ich kann nicht warten!!!'
      'ER HAT JA GESAGT!!!!'
      'Also zum Motorrad ICHFREUEMICH!!!'
      Vor Freude brachte sie sogar direkt ihre dreckigen Klamotten in die Wäsche.

      Freitag kam schneller, als Lumi 'Gitarre' schreien konnte. Schulschluss hingegen, kam ätzend langsam. Zum gefühlt hundertstem Mal in dieser Minute sah sie auf die große Uhr über der Tür. Die Zeit kroch, aber wie die Zeit nun mal so war, ging sie dennoch voran. Als es schließlich zum Ende der Stunde und Wochenende klingelte, stopfte Lumi ihre Sachen achtlos in ihren Rucksack und rannte an ihren Klassenkameraden und dem Lehrer vorbei aus dem Raum und durch das Schulgebäude. Die fragenden Blicke ignorierte sie. Ihr war alles egal.
      Gleich würde sie zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Motorrad mitfahren! Wie cool war das denn? Und noch besser - danach konnte sie Jack endlich zeigen, was sie seit letzter Woche neues gelernt hatte! Sie hatte sich extra ein Stück rausgesucht und wiederholt geübt, um ihn zu beeindrucken.
      Aufgeregt kam sie am Schultor zum stehen und wartete dort brav am verabredeten Treffpunkt. Dabei war sie jedoch zu aufgeregt, um still zu stehen und lief einige Schritte hin und her, den Blick auf das Ende der Straße gerichtet.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Wynnie ()

    • Nachdem Lumi mir dann die Nachricht geschrieben hatte, konnte ich nicht anders als zu lächeln. Sie war wirklich süß. Schade, dass ich nicht so eine kleine Schwester hatte. Schon früher hatte ich mir eine gewünscht. Nur ist er nie in Erfüllung gegangen. Schade eigentlich. Aber dafür gabs ja jetzt Lumi. Irgendwie freute ich mich schon riesig darauf. Endlich durfte ich auch als Mensch seine Wohnung besuchen. Ich war schon gespannt, was Lumi mir alles zeigen würde.

      Der Freitag kam und nach Feierabend machte ich mich fertig und fuhr los zur Schule. Eigentlich hatte ich auch vor, meine Gitarre mitzunehmen. Doch dann überlegte ich, wohin, wenn ich Lumi hinten drauf hatte? Sie hatte ja noch ihren Schulranzen zu tragen und da war definitiv kein Platz mehr für mein Schätzchen. Aber ich konnte mir vorstellen, dass wir es auch so schafften.
      An der Schule angekommen, wartete Lumi schon sehnsüchtig am Tor der Schule. Meine Maschine kam vor ihr zum Stehen und ich setzte meinen Helm ab. Ein breites Grinsen zierte mein Gesicht.
      "Hey Prinzessin. Bereit für deine erste Fahrt auf Black Beauty?", fragte ich lachend und sah die ganzen schüchternen, aber doch neugierigen Blicke ihrer Mitschüler auf dem Schulhof. Fasst ein bisschen so, als würde sie Lumi darum beneiden. Verständlich bei so einem gutaussehenden Kerl wie mich. Ich lachte.
      "Okay, hier ist dein Helm. Er könnte dir ein tucken zu groß sein. Aber das macht nichts. Dafür reichts. Setz dich hinter mich und halt dich gut an mir fest. Nicht loslassen, verstanden? Dein Bruder köpft mich mehr als einmal, wenn dir was passiert.", warnte ich und setzte meinen ebenfalls wieder auf.
      "Also! Los gehts!!"
    • Statt unter den ganzen neugierigen Blicken zusammenzusacken, richtete Lumi sich nur noch mehr auf plusterte Stolz die Brust auf. Es dauerte keine Sekunde, da hatte sie Jacks breites Grinsen schon mit einem ebenso strahlendem Grinsen erwidert. Aufgeregt hüpfte sie kurz auf und ab. "Aber sowas von!"
      Dann nahm sie den Helm entgegen, setzte ihn sich schnell auf den Kopf und schob hastig ein paar Haarsträhnen weg, die ihr nervig im Gesicht hingen. Der Helm war tatsächlich ein wenig zu groß und saß etwas locker, aber das war ihr vollkommen egal. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie gar nicht erst einen Helm getragen. Aber wenn Eli das rausfand, würde es mega Ärger geben und auch Jack war eben in mancherlei Hinsicht ein langweiliger Erwachsener. Natürlich wusste sie, dass die beiden Recht hatten, aber trotzdem.
      Jedenfalls kletterte Lumi hinter Jack auf das Motorrad. Es sah bei ihrer Körpergröße ein wenig unbeholfen aus, aber sie schaffte es doch und grinste nur stolz, während sie so zurechtrutschte, dass sie bequem saß. Dann schloss sie, ohne zu zögern, die Arme so weit um Jack, wie sie eben reichten und hielt sich fest. "Wieviele Köpfe hast du denn?", fragte sie noch lachend, eher es auch schon losging.
      Auf einem Motorrad zu sitzen war etwas ganz anders, als im Auto, wie sie ganz schnell feststellte. Jack fuhr nicht besonders schnell und auch nicht unvorsichtig und doch konnte Lumi nicht umhin, einen Adrenalinrausch zu spüren, der ihre Fingerspitzen kribbeln und ihr Herz schneller schlagen ließ. Obendrein grinste sie so breit, dass sie heute Abend wahrscheinlich Muskelkater in den Wangen haben würde. Sie lachte und jauchzte begeistert und fand, dass die Fahrt viel zu schnell vorbei war.
      Jack hatte das Motorrad noch nicht einmal richtig abgestellt, da rutschte sie schon vom Sitz runter und landete mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Sie reckte den Hände in den Himmel und stand keine Sekunde still. Ihr ganzer Körper vibrierte mit freudiger Energie. "Das war der Hammer!" Der freudige Ausruf klang durch den Helm ein wenig gedämpft. Mit dem großen Helm, der noch dazu ein wenig locker saß und mit jeder ihrer freudigen, energischen Bewegungen ein wenig auf und ab hüpfte, sah sie aus, wie eine dieser Wackelkopffiguren.
      Irgendwann kam ihr dann auch der Gedanke, dass sie vielleicht mal den Helm abnehmen sollte. Darunter kamen ihre wilden Haare und ein passendes Grinsen zum Vorschein. "Kannst du mich ab jetzt jeden Tag abholen?", fragte sie obwohl sie ganz genau wusste, dass das eine Wunschvorstellung war.
      Sie reichte Jack ihren Helm, schlang beide Hände um die Laschen ihres Rucksacks und ging dann voraus auf ihre Haustür zu, nachdem Jack sein Motorrad zufriedenstellend abgestellt und abgeschlossen hatte. "Mir nach.", verkündete Lumi wie ein großmütiger Tourguide und winkte Jack zu sich.
      Mit dem Schlüssel, den sie bereits seit der vierten Klasse besaß, schloss sie die Haustür und wartete, bis Jack eingetreten war, ehe sie sie wieder schloss. Verschwörerisch beugte sie sich zu Jack und flüsterte warnend: "Du ziehst besser deine Schuhe aus, sonst zwingt Eli dich dazu, den ganzen Flur zu putzen." Um ihre eigenen Worte zu untermalen, kickte sie sich die Schuhe von den Füßen und schob sie fahrig ans Schuhregal. "Hast du Hunger? Durst? Irgendwas? Oder kann ich dir gleich zeigen, was ich die ganze Woche geübt habe?", fragte Lumi etwas übereifrig, aber ehrlich darum bemüht, zumindest zu versuchen, ein guter Gastgeber zu sein.
      Elias war noch nicht zuhause. Freitags blieb er oft ein wenig länger im Büro, um alle Emails und wichtigen Dinge für die Woche zu bearbeiten und gegebenenfalls für die kommende Woche vorzubereiten. Oder sich eben einen Überblick darüber zu verschaffen, was er noch mit ins Wochenende nehmen musste. "Eli ist noch nicht da, also können wir so laut sein, wie wir wollen." Mit einem brillanten Lächeln sah sie zu Jack auf.
      i identify as a threat. my pronouns are try / me