Liam Davis
Was macht dein Herz? Diese Frage stellte mir meine Mutter tagtäglich. Ob per Telefon oder über Whats App. Immer wieder fragte sie danach. Und immer wieder sagte ich ihr das Selbe. "Es geht mir gut." Ob es die Wahrheit war oder nicht, war dahingestellt. Weder sie noch mein Vater interessierten sich dafür wie es mir in Wirklichkeit geht.
Zwei Wochen war es her als ich erneuert einen mentalen Zusammenbruch erlitt. Ich schmiss wie jeden Freitag eine Hausparty. Viele Schüler aus der Schule waren da und brachten diverse "Freunde" mit. Ich kannte vielleicht die Hälfte davon. Dann überkam mich wieder dieses Gefühl. Enge machte sich in mir breit. Ich rannte nach oben in mein Zimmer. Mein Safe Space, wie ich ihn gerne nannte. Doch dieses Mal stand mir jemand bei. Ich kannte die Beweggründe nicht dafür doch als ich in den Armen von Cielle Canonica lag, fühlte ich mich nicht mehr so einsam und leer. Ich wusste nicht warum sie in meinem Zimmer auftauchte, doch in diesem Moment war es mir egal. Ich konnte so sein wie ich bin.
Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war sie weg. Nur noch ein Hauch von Lavendel lag in der Luft.
Das Chaos im Haus war natürlich vorprogrammiert und bevor die Haushälterin kam, versuchte ich das Schlimmste zu beseitigen.
Maria Del Angelo sollte täglich bei mir vorbei schauen, das ich ja auch der brave und artige Junge war, den meine Eltern angeblich erzogen hatten.
Ich spielte das Spiel einfach mit. Maria konnte nichts dafür. Sie war stets bemüht und freundlich. Sie wusste von der ganzen Geschichte von mir, aber hinterfragte sie nie. Dafür war ich ihr dankbar.
In den zwei Wochen versuchte ich so gut es geht alles was in meinem Zimmer passiert war vollkommen auszublenden. Sie war nur eine Schülerin der Schule, nichts besonderes.
Doch dieses komische Gefühl, wenn ich ihr in der Schule begegnete, ging nicht weg. Sie war die erste Person, die mich so zerbrechlich sah. Und das passte mir nicht in dem Kram.
Seitdem sah sie mich immer so mitleidig an. Ich musste was dagegen unternehmen. Ich wollte meine perfekt sitzende Maske nicht verlieren, nicht an so jemanden.
Gott sei dank kamen Vivi und Brian zu mir gelaufen und so konnte ich ihnen meine volle Aufmerksamkeit schenken. "Jo was geht?" Ich umarmte Vivi und gab ihr einen Kuss auf die Wange und schlug in Brian´s Hand ein. "Ich hab keine Lust auf diesen ganzen Mist hier." "Du weißt wenn deine Eltern nicht so viel Einfluss hätten.." Ich drückte Vivi die Hand auf den Mund. "Bitte erwähne sie nicht. Wer weiß wann ich sie wieder sehe." Es schmerzte, doch ich lies mir nichts anmerken. "Lasst uns gehen, bevor wir wieder zu spät kommen. Ich hab keine Lust auf eine weitere Standpauke vom Rektor." Ich schloss meinen Spind und nahm meinen Rucksack auf. Wir liefen zusammen den Flur entlang und ich versuchte so ernst zu schauen wie es nur ging, als wir an ihr vorbei liefen.
Doch der Duft von Lavendel lies mich kurz zusammenzucken. Verdammt.. Wie soll ich das überstehen?