The naked Prince[Kiimesca feat. Nat]

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    • The naked Prince[Kiimesca feat. Nat]

      Vorstellung

      @Kiimesca

      Endlich war es geschafft, der letzte Arbeitstag für Nika war angebrochen und dann war es wieder soweit. Es war das verdiente Wochenende. Gerade war sie dabei, die Gläser in den Geschirrspüler zu räumen und alles noch für die nächste Schicht zu richten, damit sie es einfacher hatte als sie. Hannibal verstellte ihr gerne mal die Getränke und Gläser und wie sollte die junge Kellnerin, die auch gleichzeitig an der Bar arbeitete bitteschön die Lieblingsgetränke ihrer Stammkundschaften zusammenmischen, wenn der Tagesdienst ihr immer wieder alles umstellte. Es machte sie wirklich verrückt, es war zu verzweifeln mit ihm. Doch irgendwann, wenn man sich eingelebt hatte, gab es einfach wichtigere Dinge als sich damit zu beschäftigen und sich darüber jedes Mal aufzuregen. Nachdem ihre Arbeiten abgeschlossen waren, ging die junge Frau in die Umkleide und holte ihren Rucksack ehe sie diesen über ihre Schulter warf und schon zu ihrem Auto marschierte, ihre Sachen auf den Beifahrersitz legte und dann schon den Nachhauseweg antrat.

      Wie immer fuhr Nika der Sonne entgegen und das liebte sie an ihrer Schicht in der Nacht am meisten. Sie war zwar müde und ausgelaugt, aber sie konnte jedes mal wenn sie nach hause fuhr, die Sonne begrüßen und sofort huschte ein Lächeln über ihre rosigen Lippen. Die Landstraße entlang zu fahren, hatte etwas Beruhigendes und jetzt öffnete sie das Fenster, um die salzige Seeluft einzuatmen. Auch wenn es nur ein kurzer Moment des Träumens war, so musste sich Freiheit anfühlen. Ihr Blick fiel kurz verträumt auf den großen Ozean ehe sie auf etwas aufmerksam wurde, dass in das Meer fiel. Etwas großes, mit riesigen Schwingen. Vielleicht war es ein gigantischer Vogel, der sich irgendwie in einem Fischernetz verhakt hatte und jetzt dringend Hilfe brauchte! Sofort trat Nika auf das Gas, um den Strand zu steuern. Sie stellte sich nah ans Ufer und hielt Ausschau. “Der wird doch wohl nicht..”

      doch Nika war sich sehr sicher, als sie dieses Wesen nicht mehr sah, dass er wohl in den tiefen des Ozeans verschwunden war. Plötzlich zog die junge Frau ihre Schuhe aus und lief sofort ins Wasser und stürzte sich in die Fluten. Das Meer schien es gut mit ihr zu meinen, denn während sich die junge Frau durch die Massen kämpfte um zu der Stelle zu gelangen, wo der angebliche Vogel ins Wasser fiel fing sie an in die Tiefe zu tauchen. Gerade bereute sie , dass sie ihre Kleidung nicht ausgezogen hatte, denn so würde sie schneller und wendiger sein. Irgendwann fand sie tatsächlich in dank der Sonne auch wonach sie suchte. Nika zog es hoch, tauchte auf ~Ein Mensch?!~ fragte sie sich selbst, mehr als innerlich verwirrt. Doch dafür blieb keine Zeit, sie musste ihn an Land schaffen und das tat sie auch, obwohl es für sie mehr als schwer war, nachdem die beiden das Wasser endlich hinter sich gelassen hatten. Der Erste-Hilfe Kurs schien sich ja wirklich bezahlt zu machen und nach einer offensichtlich erfolgreichen Mund zu Mund Beatmung und auch der besten Herzdruckmassage des Jahres konnte sich Nika, die sich den Schweiß von der Stirn wischte endlich mal dieses Bild betrachten. Sie sah also wirklich richtig, oder brauchte sie eine Brille?

      Es war ein Mann mit großen Schwingen wie ein gigantischer Vogel! Unter normalen Umständen würde Nika sofort aus Pflichtbewusstsein die Rettung alarmieren, doch da er nun ruhig zu atmen schien und er nicht ganz der Menschennorm entsprach, würden sie ihn wohl nicht in einem normalen Krankenhaus behandeln und vielleicht auch noch irgendwelchen Tests unterziehen. Das konnte sie nicht zulassen. Dies wollte sie auch nicht zulassen! So beschloss sie ihn mit aller Kraft, auch wenn es ihr verdammt fiel an Kraft kostete ihn in ihren Wagen zu hieven um nach hause zu fahren. Er sollte wo aufwachen, wo er nicht sofort um sein Leben fürchten musste. Nachdem die beiden nun zu Nika’s bescheidener Wohnung gekommen waren, folgte dasselbe Prozedere. Bis sie es völlig fertig wirklich geschafft hatte, diesen großen Kerl ins Bett zu ziehen. Mit ein paar Decken hatte sie ihn eingewickelt und die Vorhänge zugezogen, sodass er in Ruhe schlafen konnte. Nachdem sie diese Aufgabe bezwungen hatte ließ sie sich komplett fertig auf schwer stöhnend auf das Sofa fallen. ~Heilige Scheisse~ dachte sie nur während sie komplett übermüdet auf dem Sofa liegen blieb.

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    • Wie sollte es nun weitergehen?
      Darüber hatte Sariel sich noch keine Gedanken gemacht.
      Dafür hatte er auch keine Zeit gehabt.

      Nun allerdings war er anstatt in die Freiheit zu fliehen wohl in seinen Tod gestürzt.

      Sariel war ungebremst in das offene Meer gefallen, welches ihm vollkommen fremd war. Da es in seiner Heimat so etwas nicht gab, konnte er auch nicht schwimmen. Selbst wenn er nicht geschwächt gewesen wäre, wäre er nach ein paar kläglichen Armschlägen untergegangen. So versank er in der schier unendlichen Tiefe, während seine Federn sich mit Wasser vollsogen. Es wurde immer dunkler und er konnte nicht atmen. Bei dem Versuch Luft zu schnappen, verschluckte er stattdessen die salzige Flüssigkeit und sank immer tiefer. Die weit aufgerissenen Augen wurden in Dunkelheit gehüllt, ehe er das Bewusstsein verlor.
      War er tot?
      War das sein unvermeidliches Schicksal?
      Hatte ihn seine Neugierde nun wie prophezeit ins Unglück gestürzt?

      Die Leere umgab ihn, sodass er weder etwas sah, noch hörte, schmeckte oder roch. Er spürte rein gar nichts.
      Das er gerettet wurde, und wie, bekam er nicht mit.

      Als er schließlich erwachte, schnappte er nach Luft, setzte sich ruckartig auf und drehte sich ungeschickt dabei, sodass er aus dem Bett und mit dem Gesicht voran zu Boden fiel. Wo war er? War er nicht mehr in dieser erdrückenden Dunkelheit, die ihm den Atem raubte? Wo er zuvor nichts greifen konnte, begrüßte ihn nun ein harter Boden. Ebenso hastig stemmte er seinen Oberkörper auf und starrte auf den Boden. Dann blickte er schnell nach links und rechts. Was war das für ein Ort? Tot schien er jedenfalls nicht zu sein. Er schien aber auch nicht mehr in seiner Heimat zu sein. Was für ein Glück. Zumindest hoffte er das. Er wollte nicht sterben. Es gab so vieles, was er noch nicht kannte. So vieles, was er kennenlernen wollte. Woher diese Neugierde kam, wusste er nicht. Unter seines gleichen gab es niemanden, der so war wie er. Viele Jahre lang.
      Dann traf er sie. Wessen Neugierde wohl größer war? Gemeinsam überschritten sie jedoch eine Grenze, die sie ihr Leben kosten sollte. Als wären sie eine Anomalie.
      Schlagartig blitzten die Bilder in seinem Kopf auf, woraufhin er seine Hände an den Kopf legte und sich auf den Knien hockend, zusammenkauerte. Seine Flügel umschlangen seinen Körper, als würde er sich in einen Kokon hüllen wollen. Was.. hatte er getan? Wieso war sie nicht mit ihm gekommen? Seine Erinnerungen waren schwammig, aber sie ließ ihn zurück. Nein. Sie blieb zurück. Etwa um ihn zu retten? Muriel.. Das einzige Wesen, dass ihn verstand, während alle anderen ihn ansahen, als wäre er nicht von dieser Welt.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Alles was gerade passiert war, hatte Nika noch nicht mal richtig realisiert und doch, obwohl sie hundemüde war, wurde sie kurz bevor sich ihre Augen schlossen um zu schlafen, von einem ziemlichen Krach geweckt. Sofort saß sie kerzengerade auf ihrer Couch und beobachtete den jungen Mann, der durch ihre Wohnung stolperte und dabei wie angewurzelt saß. ~Er ist wach..~ war er denn überhaupt ein er? Nur weil er aussah wie ein junger Mann, hieß es noch lange nicht, dass es wirklich einer war. Doch irgendwie schien er, nachdem er sich in der kleinen, aber feinen Wohnung von Nika gefangen hatte, in einer Art Depression zu versinken, denn sogar die junge Frau konnte plötzlich negative Stimmung spüren, die von ihm ausging. Vielleicht hatte er viel erlebt und naja, wer würde denn schon solch einen Sturz und den nahen Tod einfach so hinnehmen können, ohne mal inne zu halten und darüber nachzudenken? Irgendwann trat sie an dieses eigenartige Geschöpf, dass einem Engel ähnelte, heran, hockte sich gleich wie er neben ihm hin, ehe sie zögernd und vorsichtig einen Arm um ihn legte und den Kopf zu Boden neigte. Wenn die junge Frau etwas konnte, dann war es, sich in andere hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. So wurde aus ganzem Leid, halb.
    • Die Anwesenheit einer weiteren Person hatte er erst später wahrgenommen. Gerade rechtzeitig, um nicht von ihrer Berührung überrascht zu werden. Überrascht war er natürlich schon, denn ein fremdes Wesen legte einfach so ihren Arm um ihn? Warum?
      Langsam hob er seinen Blick und sah in ihre Augen. Sie war nicht wie er. Wo waren ihre Flügel? Das bedeutete, dass er es tatsächlich geschafft hatte zu entkommen. Aber wo war er hier gelandet? Wer war diese Frau und was wollte sie von ihm? Da sie allerdings nicht feindselig zu sein schien, blieb Sariel ruhig. Er fühlte sich nicht bedroht, sondern fast schon etwas geborgen. Sicher.
      "Sag.. wo sind wir hier? Was ist passiert? Bin ich der einzige, der es geschafft hat?", fragte er und suchte in ihren Augen nach Antworten. Ihre Augen waren anders als die, die er kannte. Was genau anders war, konnte er nicht sagen. Nur das sie eben anders waren und ein ganz anderes Gefühl in ihm auslösten, als die Augen der anderen.
      Und dieser Ort? Anfangs hatte er kurz ein beklemmendes Gefühl, doch dieses verschwand schnell wieder. Allerdings kannte er solche Orte nicht. Orte, die man in dieser Welt als Haus oder Wohnung bezeichnete. Er kannte nicht einmal diese Dinge, die man Möbel nannte. Ein Bett. Nichts davon hatte er jemals zuvor gesehen.
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      - Eugene Ionesco
    • Auf die ganzen Fragen, die er ihr stellte wollte sie zuerst antworten, doch dann weitete sie die Augen. "Ist denn jemand mit dir geflohen?" Hatte sie jemanden übersehen? Das konnte doch nicht sein! Sie war doch sonst immer so unglaublich aufmerksam. Doch in solch einer Situation, war man vielleicht etwas im Tunnelblick. ~Oh nein, hab ich jemanden sterben lassen?!~ Doch dann atmete sie tief durch und versuchte sich zu beruhigen. "Du bist vom Himmel gefallen..." dabei zeigte sie mit ihren zierlichen, blassen Zeigefinger nach oben. "und ich bin zufällig gerade von der Arbeit nach hause gefahren. Zum Glück hab ich dich fallen sehen.." ~Und war so neugierig nachzusehen~ dachte sie in sich kichernd zu sich selbst. "Deswegen frage ich ja, hattes du jemand mit dir? Denn sonst müsste ich nochmal fahren und zusehen, dass ich diesen Jemand finde." doch dann fielen ihre großen, blauen Augen auf die Flügel des jungen Mannes. "Du scheinst traurig zu sein, deswegen wollte ich dich trösten.. indem ich dich in den Arm genommen habe. Ich hoffe es war nicht zu übereifrig für dich." Nochmal musterte sie seine Flügel bis sie dann plötzlich, wie einen Gendankenblitz eine Eingebung hatte. Sie sah zu ihrem Bett hinüber und dort über dem Kopfteil, hing ein Bild. Es war mit Bleistift per Hand gezeichnet worden und schien auch schon etwas älter. Doch es schien ein original zu sein. Darauf befand sich ein Wesen mit riesigen, fedrigen Schwingen. "Bist du.. ein Engel?" fragte sie nun ungläubig nach.
    • "Ich weiß nicht.. Nein.. ich glaube nicht.." Außer sie hätte es doch noch irgendwie geschafft, aber je mehr er darüber nachdachte, desto unwahrscheinlich wurde es.
      Das sie sah, wie er vom Himmel gefallen war, überraschte ihn nicht besonders. Inzwischen hatte er eine entspanntere Haltung angenommen und betrachtete das Geschöpf vor ihm.
      "Danke", bedankte er sich erst einmal für ihre Hilfe.
      "Nein. Mach dir keine Sorgen. Da ist niemand..", meinte er, da er sich keine großen Hoffnungen machte.

      Traurig? Trösten? Sariel schüttelte sachte den Kopf. Diese Frau schien sich sehr viele Gedanken zu machen.
      "Nein. Alles in Ordnung. Danke."
      Er folgte ihrem Blick und sah kurz auf das Bild, ehe er seine Augen bei ihrer Frage wieder auf sie richtete.
      "Ja, das bin ich. Ich bin Sariel."
      So langsam begriff er, wo er sich befand. Natürlich. Unter dem Himmel war die Erde. Der Ort, an dem die Menschen lebten. Die Frau vor ihm, sah ihm auf den ersten Blick ja recht ähnlich, außer, dass sie keine Flügel hatte. Zumindest war er also nicht in der Hölle gelandet. Jedenfalls fühlte es sich nicht so an, denn diese Frau strahlte eine unglaubliche Güte aus.

      Aber wie sollte es jetzt weitergehen?
      Darauf hatte er noch immer keine Antwort.
      Es war Muriel's übereilter Vorschlag, auf die Erde zu fliehen. Doch was hatte sie sich dabei gedacht? Hier könnte er sich auch nicht verstecken. Nirgends könnte er sich verstecken. Wieder einmal ein dummer Fehler seiner Naivität.
      Aber das konnte doch nicht alles sein! Sein Leben erschien ihm so.. bedeutungslos.. Da musste doch mehr sein. War er etwa wie Luzifer?! Er wollte nicht in die Hölle. Aber er wollte auch nicht zurück in den Himmel. Doch was wollte er überhaupt? Das war schwer zu sagen. Er wollte einfach.. mehr.
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      - Eugene Ionesco
    • Da er ihr zusicherte, dass da nun wirklich keine im Meer sein konnte, ließ sie langsam aber sicher von dem Gedanken ab, wieder aufbrechen zu wollen und sich nochmal in die Fluten zu stürzen. Immer noch war sie in ihren Klamotten, die sie bis Dato nichts gewechselt hatte und es war ihr gar nicht mehr in den Sinn gekommen etwas zu wechseln, denn das alles hier, war viel zu aufregend und hatte sie komplett aus der Fassung gebracht. "Okay.. okay.." sagte sie nun ruhig und ihre Stimmung sank wieder in der Aufregung hinab auf einen normalen Level. Nachdem sie ihm die Frage stellte, ob er wirklich einer dieser göttlichen Engel war weiteten sich ihre Augen ins unermessliche ehe sie seinen Namen vernahm. ~Hat er mich denn wirklich erhört?~ fragte sie sich. Wie oft hatte Nika zu Gott gebetet und diesen darum gebeten dass er ihr ein Zeichen schicken solle. "Ich heiße Nika Morrow" dabei legte sie ihre Hand auf ihr Dekollete während sie kurz lächelte. "Ich bin glücklich, dass es dir gut geht. Hast du Hunger? Ich mache dir etwas zu Essen wenn du magst" dabei erhob sich die junge Frau während sie plötzlich zitternd in die Hocke ging. Erstens mal wurde es für sie immer schwerer aufzustehen und ihre Motorischen Fähigkeiten zu benutzen zum anderen spürte sie die Kälte die ihren Körper umgab und sah auf ihre Kleidung. "Aber zuerst sollte ich mich vielleicht umziehen..bevor ich noch krank werde.." sprach sie murmelnd, aber gut hörbar zu sich selbst.
    • Auch Sariel erhob sich und wollte gerade antworten, als sie wohl etwas schwächelte. Von Hunger, Kälte, Wärme und Krankheit wusste der Engel nichts. Nicht, wie es sich anfühlte. Das war nur eine Schwäche der Menschen. Warum hatte Gott sie eigentlich so schwach gemacht? Sterblich. Verletzlich. Sariel hatte viele Jahre - Jahrhunderte - nichts in Frage gestellt, doch irgendwann, war es einfach da. Diese Neugierde. Die Frage, wozu das alles. Einerseits fühlte er sich schuldig, aber andererseits auch ein Stückchen freier. Ein seltsames Gefühl.
      Jetzt, wo er Nika so sah, begann er die anderen ein wenig mehr zu verstehen. Und irgendwie auch nicht. Wo einst strikte Ordnung herrschte, war nun Chaos. In ihm. Ob es allen Engeln eines Tages so ginge? Er war nicht der erste, aber würde er auch nicht der letzte sein?

      Nun allerdings ging es nicht um ihn, sondern um die Frau namens Nika Morrow. Er reichte ihr seine Hand, um ihr seine Hilfe anzubieten. Zuerst sollte sie sich darum kümmern, dass es ihr besser ging.
      "Kümmere dich nicht um mich. Ich habe keinen Hunger." Irgendetwas war allerdings anders. Er fühlte sich anders als sonst. Dieses Gefühl, als er im Wasser versank, war neu. Ob Muriel und all die anderen Engel, die für ihre Verstöße bestraft wurden, sich auch so gefühlt hatten? Dem Tode nahe? Anders konnte er es sich nicht erklären. Schließlich wusste er nicht, wie es sich anfühlte zu sterben. Was wusste er überhaupt? Angesichts dessen, was er alles nicht wusste, war es unglaublich wenig, was er wusste.
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      - Eugene Ionesco
    • Jetzt tätigte der junge Engel eine der wohl unverständlichen Dinge, die Nika bis jetzt gehört hatte. Sie sollte sich nicht um ihn kümmern? Sie hatte ihn doch gerettet, sie war dazu verpflichtet, dass er nun wieder auf die Beine kam. “Mir geht es gut.” lächelte der junge Frau dem Geflügelten Mann zu. Natürlich, war das nur eine Floskel, um nicht weiter gelöchert zu werden, was sie den belasten würde, aber mittlerweile war es so, dass sie relativ gut mit ihrem Schicksal leben konnte. Deswegen atmete sie tief durch ehe sie sich erhob um ihre Sachen aus den Schlafzimmer zu nehmen und ins Bad zu gehen, um sich umzuziehen. Sie musste aus den nassen Sachen raus und es war ihr unerklärlich, wie es Sariel geschafft hatte, sie so lange davon abzuhalten. Alleine als sie ihn reingetragen und hier hingelegt hatte hätte sie doch genug Zeit gehabt, sich umzuziehen. Doch irgendwas an ihm, hatte sie so gefesselt, dass sie ihre Augen nicht von ihm hatte abwenden können. Ja, sie hatte ja auch vergessen, dass sie durchnässt gewesen war. Engel schienen also eine besondere Wirkung auf Menschen zu haben. Zumindest auf sie und das war eindeutig. So kam die zierliche Frau nun in einer kurzen Short und einem Weißen T Shirt wieder. Sie wusste ja nichts davon ob es in der Welt aus der Sariel, eine Frau so zu sehen. Sie wusste es ja nicht warum Sariel gefallen war. “Was machst du denn hier..” dabei zögerte sie kurz ob sie wirklich das richtige Wort nahm um seine Welt zu beschreiben. “...naja unten?” sprach sie nun doch vorsichtig aus. Sie wusste, dass vor langer Zeit einst, der Teufel selbst, ein ehemaliger wunderschöner Engel namens Lucifer gefallen war und jetzt Unheil auf der Erde verbreitete.
    • Es ging ihr gut? Warum sollte Sariel diese Aussage anzweifeln, wenn er keine Ahnung von Floskeln oder sonstigen Angewohnheiten der Menschen wusste. Ihm blieb also nichts anderes als ihr zu glauben. Aber zumindest ging sie sich umziehen. In der Zeit sah sich der Engel weiter in dem Raum um. Seine Vermutung, dass er nun 'unten' auf der Erde war, bestätigte sich, als Nika wiederkam und nach seinen Gründen fragte.
      Er drehte sich zu der Frau und betrachtete sie einen Moment. "Ich habe gegen unsere Gesetze verstoßen und bin geflohen..", gestand er. Sein Blick ging einen Moment an ihren zierlichen, nackten Beinen. Engel kleideten sich nie so freizügig.
      Sariel wusste nicht viel über die Menschen, denn seine Aufgabe war es, sich um die Engel zu kümmern. Muriel hingegen war öfter unter den Menschen. Schließlich war sie der Engel der Emotionen. Jahrhundertelang hatte sie mit den Emotionen der Menschen zutun. Warum wurde ihnen jedoch verwehrt solche Emotionen selbst zu haben? Bei Sariel stieß sie jedoch auf den richtigen - oder viel mehr falschen - denn er teilte ihre Neugier. Es musste mehr geben, als einfach nur zu wachen. Regeln durchzusetzen. Selbst gegen Regeln zu verstoßen fiel ihm zwar schwer, doch je mehr Zeit er mit Muriel verbracht hatte, desto größer wurde diese Neugier. Und wurde wie erwartet zu ihrem Verhängnis. Damit hätte er doch rechnen müssen. Wie konnte er so dumm sein?
      Was an den Menschen so besonders war? Sie gaben sich ja nicht nur den Sünden hin. Das Menschen so besonders machte, war ihre Fähigkeit zu lieben. Sei es ein Freund, ein Familienmitglied oder ihr Seelenverwandter. Muriel wollte diese Liebe auch spüren und sagte, dass sie sich in Sariel verliebt hätte, ehe sie ihn geküsst hatte.
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