Curse and Freedom [Kiimesca & Stiftchen]

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Curse and Freedom [Kiimesca & Stiftchen]




      Ein herrlicher Tag!
      Die Sonne scheint, es hatte seit einer Woche nicht mehr geregnet, also gab es auch keine tiefen Matschgruben in denen Erzemyr versehentlich versinken könnte. Die Flecken bekam man nicht sehr leicht aus der Kleidung.

      Der dämonische Monsterjunge lebte in einem kleinen Dorf südlich des Elmoor Sumpfes. Es war.. bescheiden.. Ein paar instabile Konstruktionen, die sich Häuser nannten. Aber immerhin waren sie trocken. Meistens jedenfalls. Und es gab genug zu essen. Gut, dort lebten auch nur ein Dutzend Monster, aber dennoch war das nicht selbstverständlich. Oft schon mussten sie ihre Heimat verlassen und sich weiter im Inneren des Landes Schutz suchen, da Menschen, Elfen, Zwerge oder alle gemeinsam nach ihnen jagten. Trollzähne waren bei Kriegern ein angesagter Schmuck. Auch einige Ladies schmückten sich damit. Aber Hörner von Dämonen waren wahre Schätze. Es gab so viele Verwendungsmöglichkeiten! Als Dekoration oder.. Waffen oder.. manchmal auch als Trinkhorn. Dämonen waren stark. Furchtbar stark! Wer eines ihrer Hörner besaß, musste also noch stärker sein! Oder das Glück gehabt haben, jemandem wie Ezremyr zu begegnen.
      Ein leichtes Opfer.

      Wiedermal war seine Brille zu Bruch gegangen, die sein Vater notdürftig mit einem Klebstoff aus Harz repariert hatte. Darin hatte er inzwischen Erfahrung!
      Jedenfalls musste sie dieses Mal wirklich repariert werden. Wohl eher komplett erneuert, denn ein Glas hatte auch schon einen Sprung.
      Der schmächtige Dämon machte also nicht gerade einen guten Eindruck, als er unbeholfen durch den Sumpf watete, immer darauf bedacht, nicht in eine tückische Matschfalle zu plumpsen. Er konnte das! Einmal kam er zumindest sauber durch den Sumpf hindurch.
      So führte ihn sein Weg immer tiefer hinein. Den Weg zur Hexe Kassara kannte er inzwischen ja sehr gut. Es war nicht sein erster Besuch bei ihr wegen seiner Brille. Sie hatte ihm diese ja erst in ihrer Großartigkeit angefertigt!
      Bei ihrer Reise durch die Siedlung stieß sie immerhin auf Ezremyr und seine Familie, die befürchtet hatte, dass ihr Sohn einfach für immer ein Blindlurch sein würde. Aber Kassara die herrliche und wunderschöne Dämonenhexe hatte eine Heilung! Nun. Es war eher ein Werkzeug. Naja. Eine Brille. Aber unter Monstern war das etwas vollkommen neues! Ja, wie sie gelobt wurde, ihm seine Sehkraft zu schenken!
      Und nun lebte sie in einem gemütlichen Baumhaus im Sumpf, wo Ezremyr sie andauernd besuchen kam, wenn seine Brille kaputt ging… Ermüdend. Dabei war Kassara doch zu weitaus größerem bestimmt! Eine wahre Meisterin der Hexenkunst! Eine wunderschöne Frau, der nur der stärkste und schönste Mann auf der ganzen Welt würdig war! Doch der einzige Mann, der sie besuchen kam, war dieser Waschlappen Ezremyr… Wirklich enttäuschend.. Sie sollte sich vielleicht ein Haus fernab des Sumpfes suchen. Aber in den Sümpfen gab es weniger Menschen oder andere Kreaturen, die hinter Dämonen her waren.

      Hin und wieder verliefen sich allerdings wohl doch ein paar dorthin… So wie heute.
      Ezremyr war vollkommen ahnungslos und auf dem besten Weg in sein Grab.. Na wenigstens bräuchte er dann keine neue Brille mehr. Dennoch war er so ein unschuldiges Wesen, mit einem Lächeln im Gesicht und fröhlich umherpeitschenden Schweif, während er sicheren Schrittes über den festeren Boden schlenderte.
      Was für ein Jammer.
      Mögest du in Frieden ruhen, lieber Ezremyr.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Es war ein furchtbarer Tag.
      Als sie heute morgen aufgebrochen waren, hatte Sam sich noch über die Sonne gefreut - besser, als endloser Regen, oder Schnee, oder Wind - aber mittlerweile war der junge Mann überzeugt davon, dass er kurz vor einem Sonnenbrand stand, während er durch ein Moor stapfte, das garantiert nicht auf seiner Urlaubsliste landen würde. Was im Grunde vollkommen egal war, weil er eh nie Urlaub machen würde; wenn er nicht gerade bei seinen Eltern auf dem Feld gebraucht wurde, war er viel zu beschäftigt damit, den Fluch zu brechen, der auf ihm lag, als dass er auch nur im Entferntesten an Freizeit denken könnte. Sein Blick huschte unweigerlich zu Jasmin, die neben ihm über den Waldboden schritt, als wäre sie eine Debütantin auf einem Ball, leichtfüßig, grazil und ein wenig gelangweilt.
      Sam wusste nicht, wie sie es machte, aber seit sie das Moor betreten hatten, ging seine Begleitung im Schatten. Sam wusste nicht, wie die Elfe es hinbekam, aber die Blätter der umliegenden Bäume schienen einfach immer genau dort ein Dach zu bilden, wo sie langlief. Für sie war das alles hier wahrscheinlich tatsächlich sowas wie Urlaub. Sie hatte nicht mal einen Grund, hier zu sein. Sie begleitete ihn nur, um ihm ein letztes "Ich hab es dir ja gesagt" zurufen zu können, sobald er tatsächlich auf dieser Reise draufgehen sollte. So zumindest ihre eigene Aussage.

      "Bist du dir auch ganz sicher, dass wir hier an der richtigen Stelle sind?", fragte Jasmin wenige Schritte später in einem Tonfall, der beinahe ein wenig belustigt klang. "Wir sind an dem Baum da vor einer halben Stunde schonmal vorbeigekommen. Du kannst ruhig zugeben, falls du dich verlaufen haben solltest."
      "Ich hab mich nicht verlaufen", antwortete Sam, während er zu dem Baum sah, auf den Jasmin eben noch gedeutet hatte und der genauso aussah, wie jeder andere Baum in diesem Moor.
      Jasmin stieß ein Seufzen aus. "Okay. Da sind deine Fußspuren von eben."
      Sam blinzelte kurz, bevor er von dem Baum auf den Boden sah, auf dem man tatsächlich eine Fußspur entdecken konnte. Jasmin war zu leicht, um irgendwelche Spuren zu hinterlassen, aber man konnte noch deutlich den Ausfallschritt erkennen, den Sam gemacht hatte, als die Elfe ihm vor einer halben Stunde unerwartet in die Seite gestoßen hatte. Was bedeutete, dass sie tatsächlich im Kreis gegangen waren. Wundervoll.
      "Wir folgen den Spuren wieder ein kleines Stück und biegen dann hinten rechts ab." Sam deutete in eine ungefähre Richtung, während Jasmin neben ihm mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen voranschritt.
      "Du weißt, dass du auch jederzeit einfach fragen kannst, ob ich dir den Weg weise, richtig? Der Wald kennt seine Einwohner und ich bin durchaus bereit, dir zu helfen", trällerte die Elfe, während sie mit den Fingern über einen Busch am Wegesrand strich.
      "Sicher. Und dann möchtest du wieder etwas als Gegenleistung, was meine ganze Woche ruiniert. ich hab immer noch-" Sam stoppte, als Jasmin plötzlich stehen blieb und nach ihrem Bogen griff, den sie sich locker um die Schulter gelegt hatte.
      Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Sam die durchaus realistische Angst, dass seine gesprächige Begleitung nun doch zu viel von ihm hatte und ihn schlichtweg hier im Moor ermorden würde, dann realisierte er, dass sie auf etwas ganz anderes zielte. Jemand ganz anderen.
      Ein Monster. Oder zumindest ein Dämon. Für ein Monster schien der junge Mann vor ihnen irgendwie zu schmächtig. Außerdem bewegte er sich seltsam unsicher. Selbst Jasmin schien nicht ganz zu wissen, was sie tun sollte, während sie den Bogen etwas senkte und zu Sam sah. Sam sah nicht minder irritiert zurück. Wenigstens hatte das Monster sie noch nicht angegriffen. Vielleicht hatte es sich selbst verlaufen?
      Vielleicht hatte Sam sich mittlerweile doch einen Sonnenstich zugezogen. Statt sein eigenes Schwert zu ziehen, räusperte er sich kurz. "Äh. Hey!", grüßte er, während er hören konnte, dass Jasmin neben ihm nach Luft schnappte. "Weißt du zufälligerweise, ob es in diesem Moor eine Hexe gibt?"
    • Ezremyr kannte den Weg, doch auf seinem Weg erschienen plötzlich zwei Fremde. Schlimmer noch! Ein Mensch und eine Elfe! Die Elfe hatte auch schon ihren Bogen gezückt und lechzte nach seinen Hörnern! Ihm blieb nichts anderes übrig als wegzurennen, denn einen Kampf würde er ganz eindeutig verlieren.
      Doch der Pfeil kam nicht. Sie griff nicht an und sie senkte ihren Bogen. Was nun? Die pinken Augen huschten von einem zum anderen und wieder zurück. Als der Mensch seine Stimme erhob, blieben sie an ihm hängen.
      "Äh, ja. Weiß ich. Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr." Aber warum um alles in der Welt suchten sie nach Kassara? Verflucht! Kassara war auch ein Dämon! Sie würden ihn bestimmt gefangen nehmen und zwingen, sie zu ihr zu führen. Und dann würden sie sie beide töten! Wo war er da nur wieder hineingeraten? Das war schlimmer als jedes Malheur, dass er bisher erlebt hatte.
      "Was wollt ihr von der Hexe?", fragte er, völlig unschuldig, als glaubte er wirklich daran, eine ehrliche Antwort darauf zu erhalten. Viel mehr eine Antwort, die kein Unheil verkündete. Sowas wie.. Ach wir wollen uns nur ein bisschen unterhalten und Tee trinken! Ja klar, als ob. So naiv war nicht einmal Ezremyr, doch was sollte er tun? Selbst wenn er sich doch noch dazu entschließen würde, wegzurennen, würde die Elfe ihn mit ihrem Bogen einfach in die Knie zwingen. Oder direkt töten. Er saß in der Falle. Es gab kein Entkommen. Er sollte lieber mit seinem Leben abschließen...
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • Was ein Glück, dass dies eine vollkommen normale Situation war, die in keiner Weise irgendwie unangenehm werden könnte. Wie schlimm konnte der Tag wohl noch werden?
      "Oh, ähm", stotterte Sam unsicher, "Wir wollen sie bitten, einen Fluch zu brechen?" Und wenn das nicht funktionierte, würden sie wohl etwas kreativer werden müssen, aber diese Option schob er gedanklich immer noch ein wenig vor sich her. Sicher hatte Sam die Schauergeschichten über Monster gehört und er war sich immer noch nicht ganz sicher, warum das Monster vor ihnen sie noch nicht angegriffen hatte, aber im Grunde...verletzte er selbst nur ungerne andere. Vor allem, wenn es so einfach vermeidbar wäre. Er streckte eine Hand nach Jasmin aus, um den Bogen der Elfe ein wenig zur Seite zu drücken, was selbige überraschenderweise ohne Gegenwehr zuzulassen schien.
      Die Elfe hatte ein ganz anderes Problem. Schon als Kind war ihr eingebläut worden, dass Monster böse waren. Es war genau so selbstverständlich, wie der Fakt, dass der Himmel blau und Gras grün war. Sie kannte unzählige Elfen, Menschen und Zwerge, die Monster getötet hatten und nun mit Artefakten durch die Gegend liefen. Und hier war ihre ganz eigene Chance. Und doch...das Monster vor ihr wirkte überraschend schwächlich. Keine Aggression, kein epischer Kampf, von dem man im Nachhinein erzählen könnte. Enttäuschend. Ob die anderen auch alle über ihre Kämpfe gelogen hatten? Sie senkte den Bogen gänzlich, als Sam von der Seite eingriff. Sam, der sich offensichtlich zu fein war, um sie nach Hilfe zu fragen und stattdessen lieber ein Monster ansprach. Vielleicht sollte sie ihm einfach stattdessen eine reinhauen. Wäre zumindest unterhaltsamer, als sich um das Monster zu kümmern.
      "Kannst du uns zeigen, wie man zur Hexe kommt?", fragte Sam schließlich, während Jasmin neben ihm kurz genervt seufzte und sich den Bigen wieder über die Schulter warf. Nur den Pfeil hielt sie noch immer fest in ihrer Hand. "Wir, ähm, werden dir auch nichts tun", fügte Sam schnell hinzu, in der Hoffnung, dass seine Begleitung den Wink verstand. Zumindest solange das Monster ihnen nichts tat. Obwohl es dafür irgendwie zu...nett aussah. Was ein seltsamer Gedanke.
    • Die Hexe bitten einen Fluch zu brechen? Wirklich bitten und nicht zwingen? Möglicherweise war das nur eine höfliche Umschreibung für das eigentliche Vorhaben. Doch die beiden vor ihm hatten ihn noch nicht angegriffen und sprachen sogar mit ihm. War das ein Trick? Die Feindseligkeit verschwand beinahe gänzlich, als die Elfe ihren Bogen verstaute.
      Ob er sie zu ihr führen könnte? ER, ein Dämon, sollte SIE, einen Menschen und eine Elfe zu IHR, der Hexe, einem Monster, bringen? War das eine Halluzination? Hatte er giftige Sporen eingeatmet? Noch immer etwas verwirrt betrachtete er die beiden vor sich und kratzte sich nachdenklich an der Wange. Er zögerte. Natürlich! Wieso sollte er ihnen auch vertrauen. Am Ende würden seine Eltern wieder mit ihm schimpfen. Wenn Kassara ihn dafür nicht schon umbringen würden. Oder diese beiden. "Wirklich?", fragte er etwas zurückhaltend und sah sich kurz um. Ezremyr müsste ja nur bis zu ihrem Haus gelangen. Lebend. Kassara war bestimmt stark genug, um mit den beiden fertig zu werden, sollten sie ihn reingelegt haben. Ja, ganz bestimmt. Sie war doch eine der mächtigsten Hexen! Zumindest in ihrer Welt.
      "Kassara kann alles...", versicherte er und deutete den beiden an, ihm zu folgen. Er setzte seinen Weg fort, mied ihm bekannte Stellen, die zu unsicher waren. Nicht mehr weit zum Hexenhaus. Doch kaum kam das gesuchte Haus in Sichtweite, erschien plötzlich ein bläulich schimmerndes Wesen vor ihnen. Tatsächlich plötzlich, denn es tauchte einfach auf, völlig aus dem Nichts und schwebte vor ihren Augen. Eine geisterhafte Gestalt, ohne richtigen Körper. Eher wie eine auf dem Kopf stehende Flamme, so wie seine untere Körperhälfte im Wind flackerte. Die obere Hälfte trug eine dunkel gefärbte Maske um die großen weißen Augen in dessen Mitte ein kleines Juwel funkelte. Die Ohren auf dessen Kopf ließen es katzenartig aussehen.
      "Wer wagt es, Lady Kassara zu stören?!", erklang eine eigenartig tiefe und schallende Stimme, als wäre diese überall um sie herum und nicht, als käme sie von dem Wesen. "Menschen und Elfen haben hier nichts zu suchen!" Es streckte seine kurze, stummeligen Arme aus. Oder Hände? Es hatte keine Finger. Im selben Moment erschien jedoch eine blaue Flammenwand hinter ihm, die das Haus von den Besuchern abschottete. Wieder diese Stimme, die nicht zu dem niedlichen Aussehen ihres Gegenübers passen wollte. Eine beunruhigende Stimme, die Ezremyr einen kalten Schauer über den Rücken jagte. "KEHRT UM ODER STERBT!" Die Flammen wurden größer und drohten die Drei zu verschlingen, sollten sie nicht auf das Wesen hören. Sie konnten ja nicht ahnen, dass das Wesen nur bluffte. Das war gar kein Feuer und es würde sie auch nicht verbrennen. Eigentlich könnten sie ganz beruhigt hindurch spazieren. Doch die Tatsache, dass Waffen und Pfeile einfach so durch seinen Körper rauschen würden, beunruhigte die meisten Störenfriede ausreichend, damit sie doch noch das Weite suchten.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Soweit, so gut. Niemand war verletzt, oder sterbend und sie hatten jemanden, der den Weg kannte. Vielleicht war der Tag am Ende doch gar nicht so schlimm, wie Sam es gefürchtet hatte. Es bestand zumindest immer noch die Chance, dass sie heute wirkliche Fortschritte machen würden, wenn es um den Fluch ging! Zumindest ein kleiner Funke Hoffnung!
      Sie folgten dem Monster stumm, Jasmin immer noch verwirrt - und zugegeben ein kleines bisschen enttäuscht - darüber, dass es keinen Kampf gegeben hatte, Sam dermaßen in seinen eigenen Gedanken versunken, dass er seine Umgebung beinahe vollkommen ausblendete. Das alles kam ihm ein wenig wie ein Fiebertraum vor. Monster waren für ihn immer ein seltsames Thema gewesen. Auf rationaler Ebene hatte er immer gewusst, das sie einfache Lebewesen waren, so wie er und Jasmin. Aber auch er hatte die Geschichten und Gerüchte rund um blutrünstige Monster gehört, die zum Spaß ganze Dörfer vernichteten und manchmal war es schwerer, sich von Stereotypen zu verabschieden, als man denken wollte.
      Sam wollte gerade den Mund öffnen, um seine neuste Begleitung nach seinem Namen zu fragen - Monster hatten Namen, richtig? - als vor ihnen eine vollkommen andere Gestalt aus dem Nichts auftauchte. Sie war klein, niedlich und offenbar sehr viel angriffslustiger, als das Monster, was sie hergeführt hatte. Sam zuckte zurück, als Flammen hinter dem kleinen Wesen aufloderten und hob abwehrend die Hände.
      "Es tut uns furchtbar leid!", erklärte er laut über das Knistern der Flammen hinweg, während er einen Schritt zurück ging. Vielleicht wäre es schlauer, sich nicht mit diesem Wesen anzulegen, aber sie waren bereits so weit gekommen und er wollte wenigstens die Hexe sprechen, bevor er wieder ging. "Wir wollen niemanden stören. Wir- Ich benötige lediglich die Hilfe einer Hexe!"
      Er konnte ein kleines, enttäuschtes Seufzen hören, als Jasmin neben ihm den Bogen wieder sinken ließ, den sie eben offensichtlich wieder von ihrer Schulter gezogen hatte. Er musste wirklich drauf achten, dass seine Begleitung sich nicht mit den falschen Leuten anlegte, auch, wenn es sich seltsam sicher anfühlte, die kampflustige Elfe dabei zu haben. "Dürfte ich bitte mit Kass- Lady Kassara reden?"
    • Obwohl Ezremyr schon öfter bei der Hexe gewesen war, war ihm dieses Wesen völlig fremd. Es gehörte aber ganz offensichtlich zu ihr. Es wollte sie beschützen und irgendwie war es trotz seines Aussehens auch ziemlich furchteinflößend. Der Mensch trug seine Bitte auch dem Geisterding vor, das ein Stück weit über ihren Köpfen schwebte, damit es auf die anderen herabsehen konnte. Wirkte so eben viel beängstigender! Vielleicht wollte es etwas damit kompensieren. "Lady Kassara ist viel zu beschäftigt für Abschaum wie euch!" Ganz schön frech. Die pinken Äuglein huschten wieder umher, als könnte gleich ein Krieg zwischen den Dreien ausbrechen. "Ähm.. Also ich bräuchte auch ihre Hilfe.." Das Wesen drehte sich schwungvoll herum und schwirrte nun direkt vor Ezremyr's Gesicht. "Hast du sie hergeführt? Du Schwachkopf." Die Stimme klang dieses Mal plötzlich anders. "Meine Güte, Ezremyr. Was hast du wieder angestellt?" Auf einmal klang die Stimme wie die der Hexe. Konnte sie die Drei etwa durch dieses Ding sehen? Kommunizierte sie mit ihnen auf diese Weise? War das irgendein Zauber?

      Dann huschte es zu den anderen beiden rüber. "Waffen sind hier nicht gestattet. Werft sie da rein!" Ein Loch tat sich in der Erde auf. Wie ein großes Maul, dass ihre Waffen fressen wollte. "Macht schon oder wollt ihr doch keine Hilfe?" Nun klang die Stimme irgendwie ziemlich niedlich, fast unschuldig. Wenn sie nicht so unhöflich wäre. "Hopp hopp!" Es war ihm ernst und er würde wohl nicht locker lassen, ehe das Schwert und der Bogen verschluckt worden wären. "Die Pfeile auch." DIe waren immerhin auch spitz genug, um jemanden zu verletzen.
      Das kleine Ding wirbelte herum und streckte seine Hände in die Höhe, dann nach vorn, woraufhin ein seltsames, lila Pulver auf die beiden rieselte. Schlafpulver! Nur dumm, dass solche Zauber bei Elfen nicht wirkten. Wie konnte sie das vergessen?! Panisch fuchtelte das Ding mit seinen Ärmchen rum und drehte sich im Kreis, weil die Elfe noch immer wach war. Dann schrumpfte es und verschwand.
      Verdutzt und vollkommen überfordert blickte Ezremyr zu den Fremden. Diese Elfe sollte man eigentlich lieber nicht verärgern, hatte er das Gefühl.

      Kassara fuhr mit ihren Händen durch ihr Gesicht, als ihr Gehilfe vor ihr in dem Häuschen erschien. "Verfluchte Elfen. So ein Mist. Was mach ich jetzt bloß?", fragte sie das blaue Ding, das nicht mehr umherschwirrte, sondern mit Füßen und Kleidung auf dem Boden stand und zu ihr aufsah. "Der Mensch sah genau so dumm aus wie Ezremyr." Wirklich nette Worte. Herzallerliebst.
      Dann kam der Hexe die Idee! Sie könnte die beiden doch einfach für ihre Zwecke missbrauchen! Sich als barmherzige Retterin aufspielen. Hatte er nicht was von einem Fluch gefaselt? Was auch immer.
      Das Wesen eilte in seiner irdischen Gestalt über den Boden und schüttete einen Eimer Wasser auf den Menschen. Es sah jedenfalls wie Wasser aus. Es war allerdings das Gegenmittel zum Schlafpulver, damit er wieder aufwachen würde. "Lady Kassara erweist euch die Ehre, euch zu empfangen. Folgt mir!" Damit watschelte es vor weg, geradewegs auf die Hütte zu. "Findet ihr das Ding nicht auch unheimlich?", fragte Ezremyr flüsternd an die beiden gewandt, während er dem Katzendingsbums nachsah.
      Die Hexe stand derweil vor einem dampfenden Kessel und bereitete sich auf ihren dramatischen Auftritt vor. Ihre Schönheit würde die beiden vermutlich blenden, aber das war ihr egal. Mit den Händen an ihren Ellenbogen, gehobenem Kinn und einem selbstbewussten Lächeln stand sie neben dem blubbernden Kessel, der so groß war, das er bis zu ihren Schultern reichte und locker 3mal so breit war wie sie selbst. Es roch nach Kräutern und eigenartig blumigen Gerüchen, die wild vermischt worden waren. Ihr Körper in modischer Kleidung aus dem Osten gehüllt. So eine wunderschöne Dämonin konnte doch keine einfachen Lumpen tragen.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kiimesca ()

    • Diese Reise wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer.
      Jasmin hatte keine sonderlich großen Erwartungen an Sam gehabt, als sie sich dazu entschlossen hatte, ihn zu begleiten. Sie hatte Langeweile gehabt und irgendwie...das Bedürfnis, etwas zu erleben. Sie hatte die Siedlung, in der sie gelebt hatte, nie so richtig verlassen. Sie hatte keine einzige heroische Geschichte auf Lager, die sie erzählen konnte, um vor anderen damit anzugeben. Sam war ihr Weg in die Freiheit gewesen. Ein junger Mann, der versuchte, einen Fluch zu lösen und dabei so stoisch optimistisch war, dass es beinahe bewundernswert war. Jasmin musste selbst zugeben, dass sie sich über die letzten Wochen hinweg viel zu einfach an ihn gewöhnt hatte. Vielleicht war es deshalb auch so ein Schock für sie, als Sam neben ihr ohne Warnung einfach zusammensackte. Sie schnappte erschrocken nach Luft, während sie kurz mit dem Finger über das Pulver strich, welches das Wesen vor ihnen auf sie verteilt hatte. Schlafpulver. Zumindest eine kleine Erleichterung.
      "Was fällt dir ein?" Jasmin wollte gewohnheitsmäßig nach ihrem Bogen greifen, nur um festzustellen, dass selbiger ja nicht mehr über ihre Schulter hing. Waffen waren ja nicht erlaubt. Typisch. Aber kein Hindernis. Sie war drauf und dran, sich einfach mit bloßen Händen auf das Wesen zu stürzen - und vielleicht auch das Monster, das sie hierher gebracht hatte - als es einfach verschwand. Sie hielt kurz inne, bevor sie zu dem Monster neben sich sah. "War das von Anfang an geplant? Wie konnten wir nur so dumm sein, dir zu vertrauen?" Sie stöhnte genervt auf, während sie sich neben Sam kniete und ihn sanft schüttelte. "Sam? Sammy? Hey." Keine Reaktion.
      Jasmin fuhr sich kurz fast ein wenig panisch durch die Locken und wollte gerade zu drastischeren Mitteln greifen, als das Wesen plötzlich wieder erschien und Sam Wasser über den Kopf kippte. Zumindest sah es aus, wie Wasser. Was auch immer es tatsächlich war - es wirkte.
      Sam schnappte nach Luft und drehte sich zur Seite, um zu husten, bevor er sich die Flüssigkeit aus dem Gesicht wischte. Glücklich sah er nicht aus.
      "Alles gut? Komm, wir gehen." Jasmin streckte ihm eine Hand entgegen, um ihm auf die Beine zu helfen. Sam nahm die Hilfe an und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht, während er sein Gleichgewicht fand.
      "Wir können nicht gehen. Was, wenn die Hexe mir helfen kann?" Sam klang ein kleines bisschen verzweifelt. Jasmin öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, bevor sie von dem Monster unterbrochen wurde.
      "Unheimlich? Ich finde es eher unhöflich." Jasmin verschränkte die Arme vor der Brust, während sie dem Wesen hinterher sah.
      "Von mir aus kann es blutrünstig sein. Ich will nur diesen Fluch loswerden." Sam drückte ein wenig Wasser aus seinen Haaren, bevor er sich daran machte, dem Wesen zu folgen.
      Die Hexe sah zeitgleich genauso und überhaupt nicht so aus, wie Sam sich Hexen immer vorgestellt hatte. Ihre pure Aura war irgendwie sehr hexenmäßig - Magie, Selbstbewusstsein und irgendwie ein Hauch von Verrücktheit - aber sie war deutlich hübscher, als Hexen in Geschichten beschrieben wurden. Er blieb im gebührenden Abstand stehen. "Seid Ihr die Hexe, von der hier alle sprechen?"
    • Ezremye hatte zwar keine Angst vor Kassara, aber das der Mensch noch immer darauf pochte, sie aufzusuchen, war schon irgendwie erstaunlich. Dieser Fluch musste ja wirklich eine Last sein. Wobei es vermutlich keine Flüche gab, die keine Last wären. Jedenfalls gingen die Drei also dem Irrlicht nach und betraten das bescheidene Häuschen, dass zwar auf einem Baum war, aber höchstens 1,20m über dem Boden lag.

      Ob SIE DIE Hexe war, über die ALLE sprechen?! Hoho! So berühmt war sie schon?! Auch wenn sie sich innerlich wie ein kleines Kind freute, musste sie Haltung bewahren und blieb ruhig. Ihr Lächeln wurde aber dennoch größer.
      "In der Tat. Ich bin Kassara und das ist mein treuer Diener Lillipin Lupillin Pippillupin." Gesundheit. "Hallo!", sprach es urplötzlich niedlich und winkte dabei. "Wie Lupi mir zugetragen hat, willst du einen Fluch brechen. Was genau ist das für ein Fluch?" Sie beäugte den Menschen kritisch, ehe ihr Blick zu dem Dämonen wanderte. "Ah... und du.." Sie klang nicht überrascht ihn hier zu sehen. Kurzerhand schnappte sie ihm die Brille von der Nase und setzte ihm eine neue auf. Inzwischen kannte sie ihn ja nur zu gut und hatte deshalb immer ein paar auf Lager.. Das sollte was heißen.

      "Danke." Lächelnd richtete der Blauhäutige seine neue Brille und hockte sich dann zu dem Wesen mit dem eigenartigen Namen. "Bist du ein Irrlicht?" Seine Mutter hatte ihm davon erzählt, aber diese Dinger waren unglaublich selten und im Grunde fast unsterblich. Aber nur fast. Sie starben, wenn ihr Meister starb, weshalb es auch nicht so einfach war, einen davon an sich zu binden. Kassara musste also wirklich eine mächtige Hexe sein! Das sie eigentlich nur zufällig auf Lupi gestoßen war, musste sie ja keinem erzählen. "Yepp!" Die Stimme klang hell und weniger körperlos, aber weder weiblich noch männlich. Aber wieder furchtbar niedlich.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • "Ich-", setzte Sam an, offensichtlich bereit dazu, ein Problem zu erklären, das er schon viel zu oft zur Genüge erklärt hatte. Es gab keinen Fluch, der irgendwie angenehm war, aber seiner hatte eine unschöne, tödliche Seite, die er gerne aushebeln würde. Er war nicht mal verantwortlich für den Fluch! Seine Familie hatte sich lediglich mit der falschen Hexe angelegt und selbige offenbar so gereizt, dass sie direkt alle kommenden Generationen verflucht hatte. Leider kam er nicht dazu, sein Problem zu schildern - Jasmin kam ihm sehr aufgebracht zuvor.
      "Können wir erstmal über den äußerst unfreundlichen Empfang reden?" Die schmale Elfe verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn sie ihren Bogen dabei gehabt hätte, hätte sie ihn wahrscheinlich gezückt, um etwas furchteinflößender zu wirken, aber der verärgerte Blick in ihren Augen war auch nicht ganz ohne. "Schlafpulver?"
      "Jasmin", setzet Sam sanft an. Zugegeben, er war auch nicht sonderlich begeistert von der Aktion gewesen. Seine Haare waren immer noch nass. Er hatte deutlich besseres zu tun, als bei einer Hexe um Hilfe zu betteln. Aber vielleicht konnte diese Hexe ihm weiterhelfen. Es war den Versuch wert. Danach konnte man immer noch diskutieren und streiten, oder zu...drastischeren Mitteln greifen. Aber nicht, bevor er nicht alle Optionen abgewogen hatte. Zumal die Elfe im Grunde nichts zu verlieren hatte. Sam schon. "Wir sind nicht zum streiten hier."
      Jasmin sah ihn an, als hätte er gerade versucht ihr zu erklären, dass der Himmel eigentlich grün war. Er ignorierte ihren Blick und sah stattdessen zu dem jungen Dämonen, der offenbar einfach nur eine neue Brille benötigt hatte. Manche Probleme schienen sich wohl durch alle Rassen zu ziehen. "Vielen Dank, dass du uns hergebracht hast." Er lächelte ihm kurz entgegen in der Hoffnung, dass der Dämon gehen würde, bevor er von seinem Problem erzählen musste. Es war eigentlich nichts, was er gerne vor großem Publikum ansprach.
      "Meine Großeltern sind vor ein paar Jahrzehnten verflucht worden und offenbar scheint der Fluch vererbbar zu sein. Ich hatte die Hoffnung, dass Ihr mir weiterhelfen könnt", wandte Sam sich wieder an die Hexe.
    • Die Hexe blickte mit hochgezogener Augenbraue zur Elfe, die sich über den Empfang beklagte. Was hatte sie denn erwartet? Der Mensch schien eher weniger nachtragend zu sein oder einfach nur dämlich. Dann widmete sie sich allerdings wieder der Elfe zu.
      "Wenn du deine Eltern verloren hättest, weil sich irgendwelche Menschen oder Elfen mit ihren Hörnern schmücken wollten, würdest du dessen Artgenossen doch auch nicht mit offenen Armen empfangen, oder? Das diente alles nur zu meinem Schutz." In ihren Augen waren sie die Bösen. Die wahren Monster, die unschuldige Wesen jagten. Sie blickte die Elfe argwöhnisch an und sah dann wieder zum Menschen, der sich an sie wandte. Ein generationsübergreifender Fluch? Das müsste ein sehr mächtiger Fluch sein.
      Kassara verschränkte die Arme vor der Brust und warf ihm ebenfalls einen argwöhnischen Blick zu. "Ihr seid wirklich ein ungehobeltes Pack ohne Manieren. Ihr habt nicht mal ein Geschenk für mich und dann habt ihr euch nicht einmal vorgestellt. Von Anstand habt ihr wohl noch nie etwas gehört, oder?" Was für eine Frechheit. Die Monsterrassen huldigten diejenigen, von denen sie etwas wollten. Ezremyr's Stamm versorgte Kassara mit allem, was sie bräuchte und sie stellte ihnen dafür ihre Fähigkeiten zur Verfügung.

      Der Blauhäutige nickte dem Menschen dezent zu, als er sich bedankte und blickte dann in die Runde. Er hatte die beiden hergeführt und auch eine neue Brille bekommen. Eigentlich war seine Anwesenheit hier also nicht weiter von Nöten. Aber vielleicht wäre es nicht so klug, Kassara mit diesen Fremden allein zu lassen. Wobei er auch keine Hilfe sein würde, wenn sie sie doch noch angreifen würden. Außer als Schutzschild vielleicht. "Du kannst gehen. Lady Kassara kommt schon allein zurecht. Du wärst sowieso nur im Weg." Harte Worte, aber leider die Wahrheit. "Vielen Dank." Ezremyr verbeugte sich ehrfürchtig und sah noch einmal kurz zu den beiden, ehe er das Haus verließ und den Rückweg antrat.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco
    • "Oh, jetzt fängt sie an, über Höflichkeit zu reden!" Jasmin stieß ein humorloses Lachen aus, während sie die Hexe anstarrte, als würde sie abwägen, ob sie eine reelle Chance in einem Faustkampf hätte. Natürlich nicht, solange die Hexe ihre Magie nutzen konnte, aber wenn sie schnell genug wäre, würde sie vielleicht einen Fausthieb landen können, bevor sie in einen Frosch verwandelt werden würde. Immerhin etwas. Wenn sie wenigstens ihren Bogen noch hätte, um die Sache ein wenig abzukürzen...
      "Können wir uns einfach darauf einigen, dass hier niemand den jeweils anderen leiden kann?", fragte Sam mit einem kleinen Seufzen, während er sich dezent bereit machte, die streitlustige Elfe zurück zu halten. Ein Kampf würde das alles nur noch komplizierter machen und er hatte es satt, dass immer alles so furchtbar kompliziert war. "Es tut uns leid. Wir wollten nicht unhöflich sein." Konnte er eigentlich auch mal einen Tag haben, der nicht so furchtbar chaotisch war? In all dem Durcheinander hatte er nicht mal richtig mitbekommen, dass das Monster, das sie hierher geführt hatte, gegangen war. Zu schade. Er schien der einzige gewesen zu sein, der hier nicht gegen alle anderen gewesen war.
      "Ich bin Sam", stellte sich selbiger vor, bevor er auf die Elfe deutete, die immer noch aussah, als wäre sie bereit zum Angriff, "Und diese reizende Person ist Jasmin. Ich würde gerne sagen, dass sie normalerweise nicht so reizbar ist, aber das wäre eine Lüge, fürchte ich."
      Jasmin warf ihm einen finsteren Blick zu, bevor sie sich ein wenig von den beiden abwandte, gerade so, als wolle sie demonstrieren, dass sie sich durchaus auch zurückhalten konnte. Wenn man lange genug mit ihr reiste, wusste man eben irgendwann, was man sagen musste, um sie von einem Mord abzuhalten.
      "Wir haben tatsächlich keine Geschenke-" Sam hatte nicht mal gewusst, dass das offenbar ein Brauch war. Wieso sollte man jemandem, den man nicht kannte einfach ein Geschenk mitbringen? Wieso eine Hexe bezahlen, bevor sie überhaupt etwas geleistet hatte? "-aber ich bin mir durchaus bewusst, dass Ihr nicht ohne Lohn arbeitet." Was auch immer Hexen als Bezahlung akzeptieren. Er hatte zumindest ein paar Taler dabei. Das würde schon irgendwie reichen müssen. Hauptsache, er wurde den Fluch los.
    • Wer konnte hier wen nicht leiden? War ja wohl logisch, dass sie einen Menschen und eine Elfe nicht mit offenen Armen empfing. Außerdem wollten die doch was von ihr!
      "Wirklich sehr reizend, in der Tat."
      Die Hexe ließ sich allerdings nicht reizen und tat das ganze mit einer kalten Schulter ab, als sie sich zu ihrem Diener wandte und diesen auf den Arm nahm, um ihm über den Kopf zu streicheln.
      "Was meinst du, Lupi? Soll ich ihnen helfen?", fragte sie und lächelte das Irrlicht an. Ihr Lächeln war fast schon niedlich.
      "Nyaa, der Trottel scheint ziemlich verzweifelt zu sein. Möglicherweise könntet Ihr Eure Güte auch einem Menschen zuteil werden lassen." Das blaue Flämmchen hingegen blieb so frech.
      "Kluges Köpfchen", sagte sie und drehte sich wieder zu dem Menschen um.
      "Wie wär's denn mit dieser reizenden Elfe.." Ihre Augen funkelten und ihr Grinsen war ziemlich schräg, während sie die Elfe betrachtete.
      "Jasmin.. Schöner Name. Meine Lieblingsblumen.." Schmunzelnd nahm sie einen tiefen Atemzug, da auch der Raum von dem Geruch der Jasmin erfüllt war.
      "Hast du Lust mit mir in diesen Topf zu steigen?" Haaaach, sie musste sich wirklich zurückhalten, um nicht ihren Finger auszustrecken und mit den Löckchen der Elfe zu spielen. Das blubbernde Zeug im Topf war kein Hexentrunk, sondern ein Bad, das sie eigentlich gerade nehmen wollte, bevor sie gestört wurde! Wirklich lästig.
      "Na gut.. Dann erzähl mir mal von deinem Fluch, Sam", meinte sie und setzte Lupi auf den Kesselrand.
      ~ ♦ ~ Die Freiheit der Phantasie ist keine Flucht in das Unwirkliche; sie ist Kühnheit und Erfindung. ~ ♦ ~
      - Eugene Ionesco