Surreal Estate [Uki feat. Pumi]

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    • Surreal Estate [Uki feat. Pumi]

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      Colt stand im Garten und betrachtete die Nachbarschaft. Die Lage war grandios: Nur einen Steinwurf entfernt gab es eine Grundschule und eine Mittelschule mit guten Bewertungen, einen öffentlichen Park mit Sportplatz und ein paar ordentliche Restaurants, aber nichts davon war zu nahe, um die Ruhe dieses Ortes zu stören. Die Nachbarn waren nett und ebenfalls relativ ruhig, abgesehen von dem ein oder anderen BBQ. Die Grundversorgung war im ganzen Viertel frisch modernisiert. Auf der anderen Straßenseite und ein paar Häuser weiter stand noch ein zweites Haus zum Verkauf. Jemand, der schlechter war Colt, würde sich darum vielleicht Gedanken machen - dass es die Meinung der potenziellen Käufer beeinflussen könnte. Aber Colt wusste mit Konkurrenz umzugehen. Sein Bauchgefühl sagte ihm außerdem, dass dieses zweite Haus so schnell nicht wieder bewohnt sein würde.
      Colt drehte sich um, ließ den Blick über den frisch gemähten Rasen des Vorgartens wandern. Besagter Vorgarten war auf den letzten Millimeter getrimmt worden - alles saß perfekt. Der sehr gesunde, lebendig grüne Rasen umspülte einen kleinen Fußweg, der vom Gehweg bis zu der Veranda reichte, die das gesamte Haus umlief. Ein wunderschönes, zweistöckiges Craftsman Style Haus mit Keller und Dachboden aus den 1900ern. Ganz dem Stil entsprechend war überall Holz zu finden: tragende Balken lagen an genau den richtigen Stellen frei, es gab eine Menge eingebaute Schränke, die Außenwände waren aus Holz getäfelt. Zum Thema passend gab es im Garten sogar eine große, alte Eiche. Colt hatte einen Experten kommen lassen, um sich die Gesundheit des Baumes attestieren zu lassen - es brachte ihm nichts, wenn das Ding seine Käufer beim nächsten Sturm zerquetschte.
      Das Haus war vorbereitet: alles war aufgeräumt und geputzt, die Vorhänge waren offen, um das Licht hereinzulassen. Colten veranstaltete nie Walk-Ins. Das überließ er anderen Leuten in seiner Firma mit anderen Häusern. Häuser wie dieses hier, die er persönlich bearbeitete, bedurften einer sanfteren Herangehensweise. Ohne Besichtigungstermin mit ihm sah man dieses Gebäude nicht von innen und da machte er auch keinerlei Ausnahmen. Zur Sicherheit aller.
      Ein solcher Besichtigungstermin stand heute an. Es war der erste, seit Colt hier aufgeräumt hatte. Denn all die hübschen, freiliegenden Deckenbalken und das offene Treppenhaus hatten sich als hervorragende Bühne für mehrere Erhängungen herausgestellt - nicht alle davon selbst gewählt. Colt hatte drei verschiedene Geister loswerden müssen, bevor das Haus endlich zur Ruhe gekommen war und er keine Kopfschmerzen mehr bekam, kaum war er zur Tür herein. Die ersten zwei waren einfach gewesen: sie hatten einfach nur jemanden gebraucht, der ihnen sagte, dass alles gut war. Aber der letzte... Hartnäckiger Kerl. Und unhöflich. Aber der hatte jetzt auch seinen Frieden gefunden und Colt konnte das Haus endlich wieder auf den Markt lassen.
      "Zwanzig Mäuse da drauf, dass du auch drei Versuche brauchst, um es loszuwerden."
      "Du hast gar keine zwanzig Mäuse, Caty."
      "Aber du hast sie und ich kann bestimmen, wofür du sie ausgibst. Diese Krankenhausserie, die ich immer gucke, wenn du nicht da bist? Die läuft nicht mehr - die Staffel ist rum - also brauche ich mehr DVDs."
      Colt schmunzelte. Er war wahrscheinlich der einzige Single auf diesem Planeten, der ein Regal voller DVDs hatte, die er nie selbst gesehen hatte. Caty konnte ja schlecht eine Seite in einem Buch umblättern, daher musste das Fernsehen oft herhalten. Manchmal konnte sie den sogar selbst bedienen.
      "Na gut. Die neue Staffel auf DVD darauf, dass ich es auf anhieb verkauft bekomme."
      "Deal."
      Caty und er taten so, als gäben sie sich ein High Five, wobei sich Catys Hand glatt durch seine hindurch ging. Gänsehaut breitete sich auf Colts Arm aus, in seinem Nacken kribbelte es.
      "Hast du nochmal alles gecheckt?" fragte Colt seine Schwester, als er die Veranda erklomm und die Tür zum Haus aufschloss.
      Caty lief neben ihm einfach durch die Wand.
      "Jap. In der Eiche wohnt noch eine Katze, aber die ist harmlos."
      "Da draußen wird sie auch wohl kaum großen Schaden anrichten."
      Colt schob den Türstopper in die Haustür und sah sich kurz um. Er legte den Kopf leicht schief und lauschte, doch ihn begrüßte nur Stille. Er lächelte.

      Eine Stunde später schlug Colt seine schwarze Ledermappe mit den Verträgen zu und klemmte sie sich unter den Arm. Das Lächeln auf seinem Gesicht war fachmännisch und freundlich, als er seinen Käufern die Hand schüttelte und sie nach draußen begleitete. Das junge Paar hatte das typische "Wir haben ein Haus gekauft"-Glitzern in den Augen - der Traum eines jeden Immobilienmaklers. Colt winkte den beiden, als sie ins Auto stiegen und davonfuhren, um ihren anstehenden Umzug zu planen. Danach ging er wieder rein, um die Mappe in seine Tasche zu schieben. Caty lehnte an der Kücheninsel mit der frisch polierten Granitplatte.
      "Du bist viel zu gut in diesem Job, weißt du das?" beschwerte sie sich.
      "Schau mal auf mein Smartphone," entgegnete Colt.
      Der Bildschirm seines Smartphones leuchtete auf und es entsicherte sich selbst. Die Webseite eines Onlineversandhändlers tauchte auf.
      "Du hast sie bestellt?!"
      Colt lächelte seine Schwester an - nicht mit dem professionellen Lächeln eines Maklers, sondern mit einem echten.
      "Natürlich. Als ob ich meiner kleinen Schwester einen Wunsch ausschlagen könnte."
      Die Türen von ein paar der Küchenschränke öffneten sich, als Caty einen kleinen Freudentanz aufführte.
      "Hey! Lass das Haus in Ruhe!" lachte Colt. "Ich hab's gerade erst ausgeräumt!"
      Er schüttelte den Kopf und schwang sich seine Tasche über die Schulter. Ein letztes Mal schloss er die Tür hinter sich ab - die Schlüssel gehörten ja jetzt nicht mehr ihm. Er sammelte das Schild aus dem Vorgarten ein - das mit seinem grinsenden Gesicht und dem Logo seiner Firma darauf - und warf es in den Kofferraum seines Wagens. Seine Tasche landete auf dem Beifahrersitz. Doch bevor er wegfuhr, wollte er der Katze im Garten noch Auf Wiedersehen sagen.
      Die Eiche war wirklich mächtig. Colt staunte jedes Mal darüber, wie groß sie war. Er mochte den Baum. Er strahlte etwas beschützendes aus und er war sich ziemlich sicher, dass dieser Baum dafür verantwortlich war, dass da nur drei Geister im Haus gewesen waren.
      Die Katze war schnell gefunden. Sie lag auf einem der tiefer hängenden Äste und machte ein halbherziges Nickerchen. Als Colt näher kam, hob der kleine Vierbeiner den Kopf.
      "Pass gut auf die beiden im Haus auf, ja? Sie haben selber eine Katze, also bekommst du bald einen Spielkameraden."
      Die Katze miaute und legte sich wieder hin. Auf so ein Leben konnte man fast eifersüchtig sein.
      "Du könntest dir auch ein Haustier zulegen," kommentierte Caty, als Colt wieder durch den Vorgargen zu seinem Auto schlenderte.
      "Warum denn? Ich hab doch dich," grinste Colt zurück.
      Sein Blick blieb einmal mehr an dem Haus die Straße runter hängen. Er fragte sich, wann es auf seinem Schreibtisch landen würde. Heute waren wohl die ersten Besichtigungen. Er konnte nur hoffen, dass niemand verletzt wurde.
    • Wann war alles so schwer geworden? Jonah konnte es nicht mehr genau sagen, aber es lief nun schon ziemlich lange schlecht in seiner Firma für ihn. Wie jeder hatte auch er natürlich zuerst an einen Zufall gedacht und sich immer brav weiter abgeackert in der Hoffnung die schlimmen Objekte doch noch loszuwerden. Wen er es dann aber schaffte eines dieser Objekte loszuwerden, dann hatte er gleich wieder so eines am Hals.
      Er trat also auf der Stelle und seine jetzigen Objekte waren da keine Ausnahme. Auch wenn er es keinem gesagt hatte, immerhin befand er sich ja scheinbar in einem Haifischbecken auf der Arbeit, so hatte er doch schon angefangen sich nach einer neuen Immobilienfirma umzusehen, denn Jonah wusste, dass er nicht schlecht war. Auch wenn sein Verstand es ihm ab und an einreden wollte.
      Das Haus in dem Jonah heute einen Tag der offenen Tür veranstaltete war schon lange auf dem Markt, doch wieso es so war, verstand er nicht. Das Haus konnte man schon fast als perfekt bezeichnen und auch die Umgebung. Etwas die Straße runter war auch ein Haus auf dem Markt und auch dieses hatte es scheinbar schwer die passende Familie anzuziehen.
      Schon die letzten Tage war Jonah das Schild seiner Konkurrenz aufgefallen, wenn man es so nennen wollte, und natürlich schaute er immer wieder in die Richtung des Hauses, wenn er hier in der Gegend war. Heute Morgen war das Schild noch im Garten gewesen und natürlich hoffte er, dass es gleich immer noch da war. Er hatte nun schon einige Stunden im Haus gearbeitet und alles hergerichtet für die potenziellen Käufer als er nun vor die Tür trat und seinen Blick in Richtung des anderen Hauses richtete.
      Was er dann jedoch sah, verwunderte ihn, denn er sah Colton Cowan-Holliday, der das Schild entfernte. Er kannte seinen Namen von dem Schild und hatte sich natürlich danach etwas schlau gemacht, doch was er gehört hatte, hatte nicht viel geholfen. Die Aussagen waren sehr unterschiedlich gewesen und gingen von „Sonderling“ zu „Genie“, doch irgendetwas daran hatte Jonah neugierig gemacht. Und diese Neugier stiegt nun nur, als er sah, wie schnell das Schild wieder ging. Dies konnte maximal seine dritte Besichtigung gewesen sein und dies bei einem Problemhaus. Da kam die Stimme wieder, dass es vielleicht doch an ihm lag, und die Schlangengrube seiner Kollegen konnte er ja wohl schlecht fragen.
      Noch ehe sich der junge Mann versah, war er auf dem Weg zu dem grade verkauften Objekt und wusste nicht mal genau, wieso und was er sagen wollte als er auch schon vor Colton auftauchte. „Hallo. Ich bin Jonah Williams. Ich bin zuständig für das Haus da hinten.“, stellte er sich freundlich vor und zeigte nun in die Richtung seines Objekts, auch wenn sein Gegenüber sicher wusste welches er meinte. „Ich muss echt Lob aussprechen, dass sie dieses Haus hier so schnell verkauft haben. Diese beiden Häuser gelten als schwer zu verkaufen und bei Ihnen sah es so leicht aus.“ Er hoffte natürlich auf einen Tipp dazu, wie er es angehen sollte und wusste aber nicht, ob er direkt nachfragen sollte. Doch Jonah beschloss nun nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, sondern es subtiler anzugehen. „Die Häuser sollen ziemlich baugleich sein und vielleicht wollen Sie sich mal meines ansehen bevor die ersten Interessenten kommen?“, bot er nun an und hoffte, dass sein Gegenüber das Angebot annehmen würde.
    • "Du bekommst Besuch," trällerte Caty und verschwand.
      Als ob Colt keine Augen im Kopf hätte! Der sportlich gebaute Mann in ordentlichen Klamotten, der da auf ihn zugejoggt kam war ja wohl kaum zu übersehen in einer Gegend so leer wie diese.
      Colt setzte sein Kundenlächeln wieder auf und machte einen Schritt von seinem Auto weg. Kurz fragte er sich, ob er hier einen Bewohner oder einen Interessenten vor sich stehen hatte, doch dann kam ihm der andere Mann zuvor, als er sich vorstellte.
      "Colton Holliday," erwiderte Colt und reichte dem Mann die Hand.
      Das war also das neuste Opfer des Hauses die Straße runter? Interessant. Der arme Kerl wusste wahrscheinlich gar nicht, worauf er sich da eingelassen hatte. Vielleicht hatte er ja aber auch gar keine Wahl gehabt. Colt hatte das Schild der vermittelnden Firma gesehen - ein großes Mistvieh voller arroganter Speichellecker. Der Mann, der da vor ihm stand, dieser Jonah Williams, sah nicht aus wie jemand, der sich in einer solchen Firma Freunde machte. Allerdings waren Äußerlichkeiten nicht alles, insbesondere nicht im Immobiliengeschäft.
      "Nachdem ich ordentlich aufgeräumt hatte, war es das eigentlich auch," antwortete er auf das kleine Lob des Mannes.
      Gedanklich zählte er von drei rückwärts, wartete auf die Frage um Hilfe mit dem anderen Haus.
      Drei...
      Zwei...
      Eins...
      "Die Häuser sollen ziemlich baugleich sein und vielleicht wollen Sie sich mal meines ansehen bevor die ersten Interessenten kommen?"
      Colton erlaubte es sich, ehrlich zu lächeln ob dieses Angebotes.
      "Wollen Sie etwa einem Immobilienhändler ein Haus verkaufen?" scherzte er, schloss aber seinen Wagen mittels Fernbedienung ab. "Ich sage nicht Nein zu einem neuen Objekt. Hab ja jetzt wieder Platz auf meiner Liste."
      Er bedeutete Jonah, mit ihm rüber zu dem Haus zu gehen.
      "Mir gefällt das nicht, Colt," meinte Caty, die plötzlich wieder neben ihm auftauchte. "Das Haus ist so... dunkel...."
      Wie immer, wenn er in Gesellschaft war, ignorierte er Caty. Sie nahm es ihm nicht übel. Es brachte ihr ja auch nichts, wenn er plötzlich in einer geschlossenen Psychiatrie saß - da konnte sie ihre Fernsehserien nicht gucken.
      Auf dem Gehweg vor dem Grundstück blieb Colt stehen. Seine Schwester hatte Recht: das Haus hatte eine dunkle Ausstrahlung. Instinktiv legte er den Kopf leicht schief und lauschte auf das, was das Gebäude - oder dessen weniger lebendige Bewohner - ihm zu sagen hatte. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf, als ein tiefes Grollen von dem Haus erschallte, das nur er hören konnte. Und Caty, stünde sie denn noch bei ihm.
      "Das Haus sollten Sie lieber nicht verkaufen," meinte er und behielt das Haus dabei im Blick wie ein gefährliches Tier. "Da hat sich was richtig böses eingenistet. Bevor das nicht weg ist, ist jeder, der einen Fuß in dieses Haus setzt, in Gefahr."
      Er schüttelte den Kopf, um das nagende Gefühl, beobachtet zu werden, loszuwerden - ohne Erfolg. Er wusste, dass das Haus sie beide beobachtete. Oder vielmehr das, was darin lebte.
      Colt zückte seine Karte, ohne seinen Blick von dem Haus abzuwenden, und reichte sie Jonah.
      "Rufen Sie an, wenn Sie das Haus loswerden wollen. Und äh... wenn Sie fluchen, weil Sie sich vor irgendwas in dem Haus erschrecken: versuchen Sie, das nicht auf religiöse Weise zu machen. Sie wissen schon, sowas wie 'Oh mein Gott!' und 'Heiliger Bimmbamm'. Das macht es nur wütender. Viel Glück."
      Damit drehte sich Colt auf den Hacken um und schlenderte entspannt zu seinem Auto zurück. Er wusste aus Erfahrung, dass ihn dieser Jonah jetzt für verrückt hielt. Aber er wusste auch, dass er diesen Anruf bekommen würde. Dieses Haus... es würde nicht nett zu den Besuchern sein. Colt konnte nur hoffen, dass niemand zu Schaden kam.
    • Natürlich bekam Jonah nichts von Caty mit, wie denn auch als normaler Mensch ohne besondere Begabung. Während sich Colton vorstellte musterte Jonah ihn. Sicher hatte er das Gesicht schon aus der Ferne gesehen, doch so direkt war es immer noch etwas anderes. Colton sah nicht schlecht aus und hatte sicher irgendwas, aber so ganz wie einer seiner geleckten spießigen Kollegen wirkte der Mann vor ihm nicht. Er strahlte nicht den typischen Arschkriecher aus. Dieser Gedanke ließ ihn etwas schmunzeln als Colton meinte, dass es nur ein bisschen Aufräumen gewesen wäre. Ganz sicher nicht, denn Jonah wusste um den Ruf dieser Ecke und wie viele Leute schon verzweifelt waren hier ein Haus loszuwerden. Und Jonah würde sich sicher bei ihnen einreihen, dass lag ihm irgendwie im Gespür.
      Auf das Angebot sich das fremde Haus anzusehen, würde er sicher noch eingehen, immerhin war noch etwas Zeit, doch nun wollte er erstmal seine Arbeit zeigen. Leise lachte er. „Also so verzweifelt sehe ich hoffentlich noch nicht aus, dass ich das Haus loswerden muss an einen anderen Makler. Aber ich behalte es im Hinterkopf.“, scherzte er und fühlte sich dennoch etwas auf den Schlips getreten. Wirkte er etwa so, als würde er es nicht allein schaffen? Zu wenig wusste er von Colts Hintergründen und dass dieser viel mehr wusste und sah als Jonah selbst.
      Die beiden Herren schlenderten nun wieder zurück zu seinem Haus und bei Jonah stellten sich unweigerlich die Nackenhaare etwas auf und er verlangsamte seinen Schritt, wenn auch kaum merklich. Es war etwa so, wie wenn man Ärger erwartet und versucht es unbewusst hinauszuzögern. Er schob den Gedanken daran wieder weg, denn es war albern, dass er sich in dem Haus so unwohl gefühlt hatte. Manche Häuser gaben eben nicht so das heimelige Gefühl ab und dies gehörte definitiv dazu.
      Als Colton nun schon auf dem Gehweg stehen blieb, stoppte Jonah nur einen Schritt vor ihm und drehte sich zu dem Makler um und beobachtete ihn. Ein bisschen seltsam war der Kerl ja doch schon, wie er nun dastand. Als er nun jedoch meinte, dass das Haus dunkel sein und Jonah es lieber nicht verkaufen sollte, da hob sich seine Augenbraue. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet, besonders da Colton nicht mal drinnen gewesen war. Und was sollte es heißen, dass sich etwas eingenistet hatte? Dies ergab keinen Sinn und klang vollkommen irre. Nur aus reiner Höflichkeit nahm Jonah nun die Karte an und schüttelte dabei dennoch den Kopf. „Danke, aber ich denke nicht, dass es nötig sein wird. Ich werde das Haus schon verkaufen.“, meinte er höflich und doch bestimmt selbstsicher. Inzwischen bereute er es Colton angesprochen zu haben, denn bei diesem schien mehr als nur eine Schraube locker zu sein.


      Doch natürlich kam es wie Colton Holliday erwartet und prophezeit hatte. Das Haus schien toxisch zu sein und sich zu wehren gegen jeden Interessenten. Selbst Jonah hatte eine schwere Zeit und bemerkte, wie er nach einigen Vorfällen wirklich dazu überging anders zu fluchen. Als mal wieder ein junges Paar fast schon fluchtartig aus dem Haus ging, nachdem sich Jonah an der Hand verletzt hatte, seufzte er und begab sich zu seinem Wagen, um sich an seinem Verbandskasten zu bedienen. Wie viele solcher Unfälle hatte er in der letzten Zeit gehabt und noch dazu in diesem Haus? So tollpatschig war er nun auch wieder nicht. Unweigerlich ging sein Blick zu dem Haus in dessen Vorgarten er Colton kennengelernt hatte und ihm fiel wieder ein welchen Ruf das Haus gehabt hatte. Vielleicht, ganz vielleicht, hatte der Kerl ja doch nicht so viele Schrauben locker, wie er gedacht hatte und langsam war es zumindest einen Versuch wert. Seufzend wählte er die Nummer von der Karte, die sich glücklicherweise noch in seinem Handschuhfach gefunden hatte. „Jonah Williams hier. Ich habe einige Fragen zu dem Haus und zu den Dingen, die sie mir gesagt haben. Ich bin grade hier und… Was meinten sie mit hier hat sich was eingenistet?“, fragte er gleich drauf los und hoffte, dass Colton verstand, dass er das Haus nicht loswerden wollte, aber er wollte antworten was hier vor sich ging.
    • Ein Makler für Spukhäuser zu sein, kam mit eigenen Problemen und Merkwürdigkeiten. Die Probleme waren meistens auf die Objekte beschränkt, die Colt zu verkaufen versuchte. Die Merkwürdigkeiten waren die Kunden, die er anzog. Manchmal war es schwierig, manchmal war es einfach nur anstrengend, mit Leuten zu sprechen, die nicht an Geister glaubten und ein heimgesuchtes Haus loswerden wollten. Colt konnte eine solche Information auch nur schwer in einem Beratungsgespräch fallen lassen. Andererseits gab es natürlich auch die Enthusiasten, die unbedingt in ein Haus voller Geister einziehen wollten. Man sollte meinen, dass das seinen Job einfacher machte, aber weit gefehlt. Die wenigsten Geister waren geeignete Mitbewohner. Colt konnte es nicht verantworten, seine Kunden in Gefahr zu bringen, nur weil jene der Meinung waren, einen Poltergeist handhaben zu können. Niemand konnte einen Poltergeist handhaben. Das ewige hin und her in seiner speziellen kleinen Ecke des Immobiliengeschäfts war mindestens genauso wild, wie der ganze Rest.
      Wie immer hatte Colt ein Auge auf etwaige Objekte, die sich vielleicht auf seinen Schreibtisch verirren konnten. Manche, weil die Besitzer von seinem seltsamen Ruf gehört hatten und ihn einstellten. Manche, weil sie endlich auf den Markt geworfen wurden und er sie sich unter den Nagel reißen konnte, bevor es ein anderer Tat. Wie jeder andere Immobilienmakler hatte auch Colt immer eine Hand voll Eisen im Feuer.
      Entsprechend wenig überrascht war er, als er einen ganz speziellen Anruf bekam.
      "Colton Holliday?" meldete er sich und lehnte sich entspannt in seinem Bürostuhl zurück.
      "Ist es das Spukhaus? Du weißt schon, das die Straße runter von der süßen Katze?" fragte Caty aufgeregt, kaum war sie neben der Pflanze in der Ecke aufgetaucht.
      Colt nickte, während er Jonah Williams' zuhörte, der jetzt wohl doch bereit war, ihm zu glauben. Oder zumindest bereit, seine Hilfe anzunehmen. Das war ja schon einmal ein guter Schritt.
      "Ich meinte, was ich gesagt habe," antwortete er. "Das mache ich meistens. Sie müssen jetzt eine Entscheidung treffen, Jonah - sofern Sie wirklich meine Hilfe haben wollen: Wollen Sie eine seltsame Erklärung in einem professionellen Setting oder wollen sie mit meiner sehr seltsamen Arbeitsweise überrollt werden? Option A wäre, dass Sie einfach zu mir ins Büro kommen und wir reden ganz sachlich drüber - wir haben uns gerade erst eine neue Kaffeemaschine angeschafft, der Kaffee ist herrlich! Option B ist, dass ich mir einem kleinen Team bei Ihnen am Haus auftauche und wir unser Ding machen, während Sie mit großen Augen zugucken. Also, Mr. Williams: wie abenteuerlustig sind Sie?"
      "Uh! Guter Start! Fast so wie in Matrix!"
      Colt grinste seine Schwester an; genau davon hatte er sich bei seiner kleinen Rede inspirieren lassen.
    • Ein Teil von Jonah erklärte ihn immer noch innerlich für verrückt, dass er Colton angerufen hatte, doch die Neugierde hatte in diesem Augenblick einfach gewonnen gehabt. Er hatte sein Anliegen so schnell hinunter gerattert, dass es ihm nun schon so leid tat seinen Gegenüber überrumpelt zu haben. Während er nun den Worten von dem anderen Immobilienmakler lauschte schaute er immer wieder auf seine verbundene Hand und dann wieder zurück zum Haus. Noch mal ging er im Kopf die Ereignisse der letzten Zeit durch und überlegte, ob er das Richtige tat. Immerhin spielte er hier mit seinem Ruf und wenn es raus kommen würde, dann wäre er nur noch mehr am Arsch bei seinen Kollegen als er es so schon war. Das Angebot von Colton verwunderte ihn, auch wenn er ja auch Hilfe gehofft hatte, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er sie so schnell angeboten bekam. Doch was ihn nun mehr verwirrte, war die Frage wie abenteuerlustig er war. Ein Schmunzeln mit einem kleinen "Hm." kam von ihm, denn er war definitiv nicht wirklich abenteuerlustig und eher ein vollkommener Langweiler. Aber andererseits hatte er schon eine Menge Zeit damit verloren gehabt und das Getuschel seiner Kollegen bekam er mit, denn dumm war Jonah nicht. Er konnte jedoch auch nicht riskieren, dass dieser Kerl hier auftauchte und wohlmöglich eine komischen Voodookram vollzog, der sich dann rumsprach und das Haus noch mehr zu verbrannter Erde werden ließ.
      Gefühlt wog Jonah schon viel zu lange seine beiden Optionen ab und würde sicher gleich hören wie Colton Holliday auflegte, doch so lange hatte er gar nicht geschwiegen wie er befürchtete. Er wusste, dass er nun schnell sein müsste mit einer Entscheidung, sonst würde er den Schwanz nur wieder einziehen und auflegen, und dies würde ihn nicht näher an eine Lösung bringen. „Ich bin definitiv nicht abenteuerlustig und ganz bestimmt eher ein Langweiler, also gehe ich den sicheren Weg und es wäre mir lieber, wenn Sie mir erstmal erzählen würden was sie vorhaben. Ich habe heute keine Besichtigung mehr und könnte gleich bei Ihnen vorbeikommen. Immerhin haben Sie mir grade einen herrlichen Kaffee versprochen.“ Er wusste immer noch nicht was er von alle dem halten sollte und doch hatte er genug Mut um Colton anzurufen und um einen Rat zu fragen. Langsam schwand die Anspannung etwas, die er die ganze Zeit verspürt hatte seitdem er dieses Haus übernommen hatte. Sicher war es noch nicht erledigt, so wie es klang, doch zu wissen, dass jemand einem eine helfende Hand hinhielt half schon mal etwas.