The seven pillars [closed]

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    • The seven pillars [closed]

      The seven pillars





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      Genre: Abenteuer, Fantasie, Romanze
      Rollen:
      X - @Yumia
      Y - @Winterhauch
      Vorstellung

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      Das Königreich Clover ist ein riesiges Gebiet, welches mithilfe der Regierung der Königsfamilie über hunderte von Jahren friedlich blieb und blühte auf. Weiterhin bleibt sie an der Macht. Die Eltern des Königs sind lange fort, nun regiert er alleine. Seine Schwester X lebt stattdessen ein friedliches und freies Leben. Keine Verantwortung, keine Aufgaben, nur Spaß und Freizeit. Aufgrund dessen wird sie von den Adelsfamilien hinter den Rücken als nutzlos bezeichnet. Doch X schert sich nicht drum, sie genießt ihr Leben.

      Dies sollte eines Tages sich ändern. Aus dem Nichts fallen sieben Säulen vom Himmel herunter. Diese sind hunderte von Meter hoch und breit. Sie kann man nicht bewegen, noch zerstören. Es war die Ankunft eines Unheils, welches das Königreich stürzte. Denn jedes Gebiete, in welches jene Säulen gefallen sind, veränderte sich und machte das Leben der Bürger schwer. Tode häuften sich, die Landschaft war nicht wieder zu erkennen und die Ritter machten kaum einen Einfluss auf die Entwicklung. Doch nicht nur dieses Schrecken gefiel das Land, sondern auch die Königsfamilie selbst. Aus einem unerklärlichen Grund fiel der König in einen Schlaf, aus dem er nicht erwecken konnte. Kein Arzt wusste weiter. Da X nun die einzige ist, die noch von der Blutlinie übrig ist, wird von ihr erwartet anstelle ihres Bruders zu herrschen. Doch wie könnte sie dies machen, wenn sie keinerlei Erfahrung in Militär, Politik und den Rest der Bereiche hatte und bisher nur ihr Leben genossen hat? Auch die anderen Adelsfamilien sahen in ihr keine Rettung und befürchten somit ein Untergang von Clover.

      Doch eine Prophezeiung der Kirche lässt das Leben von X umkrempeln. Diese besagt, dass nur die übrig gebliebenen Blutlinie dazu fähig war diesen Untergang zu umgehen und das Königreich dieser Säulen zu befreien. X soll daher sich auf die Reise machen, in Begleitung eines Ritters Y, die Säulen aufzusuchen und diese zu zerstören. Wie dies geschehen soll und was sie erwarten wird, weiß niemand. Keine andere Wahl zu haben als ihren Bruder und das Königreich zu retten, macht sie sich auf die gefährliche Reise mit Y.





      the pillars
      × Hochmut Säule ×


      Die Säule an sich kann extrem prunkvoll und wunderschön verziert sein. Ihr Einfluss verleiht den Bewohnern einen übermäßigen Stolz und den Wunsch nach Macht. Die Häuser sind jetzt prunkvoll geschmückt, und jeder Bewohner strebt danach, sein Ansehen über die anderen zu erheben. Die Landschaft spiegelt die Arroganz wider, da nun goldene Statuen und kunstvolle Monumente die einst schlichten Wege säumen.

      Durch das Hineinblicken in den Spiegel erscheinen nachts schattenhaften Albtraumkreaturen, die eine verzerrte Gestalt der Bewohner annehmen. Ein Manifest des Stolzes eines Menschen. Die Bewohner werden durch ihre eigene Hochmut und Eitelkeit durch die Monster bestraft.

      Um der Säule näher zu kommen gibt es ein große Wiese mit Nebel. Betritt man diesen werden, manifestiert die Säule lebendige Illusionen die die Menschen in demütigende Situationen verwickelt.






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      In einem stillen Gemach, allein am Fenster in ihrem Zimmer, saß Prinzessin Calliope, die Traurigkeit tief in ihren blauen Augen. Ihr Bruder, einst lebendig und fröhlich, ruhte nun in einem Schlaf, der von den Säulen des Himmels herbeigeführt worden war. Vor wenigen Tagen waren diese seltsamen Säulen niedergegangen, und seitdem hatte sich das Schicksal des Königreichs Clover in düsteren Bahnen gewendet.
      Die Adeligen, versammelt in endlosen Debatten, diskutierten die unheilvolle Veränderung, die über das Land gekommen war. Doch Calliope, eine Prinzessin ohne politische Erfahrung oder Autorität, fand sich in einer hilflosen Lage wieder. Die Trauer um ihren schlafenden Bruder lähmte ihr Herz, und die Leere, die in seinem Abwesenheit herrschte, war überwältigend.
      Ein Klopfen an der Tür durchbrach die Stille des Zimmers. Der Butler, ein treuer Diener der königlichen Familie, trat ein und berichtete, dass der Rat aus hochadeligen Persönlichkeiten ihre Anwesenheit wünsche. Mit einem resignierten Seufzer willigte sie ein und folgte dem Butler durch die langen Gänge des königlichen Palastes.
      Die Ankunft im Ratssaal war begleitet von einem verstummten Gemurmel. Calliope, in ihrem königlichen Gewand, setzte sich an den Kopfende des großen Tisches, während die Adeligen ihre Diskussion über die Schicksalswende fortsetzten. Die Blicke der Anwesenden ruhten auf der Prinzessin, in der Hoffnung, dass sie eine Lösung für die finsteren Tage finden könnte.
      Nach einer Weile, als die Gespräche ihren Höhepunkt erreichten, erhob sich ein Adeliger und sprach von einer Prophezeiung, die in der Kirche kursierte. Das letzte Blut der Königsfamilie, so hieß es, würde das Königreich Clover retten. Der Rat schlug vor, Calliope als Hoffnungsträgerin zu akzeptieren und stellte einen Ritter zur Seite, um sie zu unterstützen.
      Die Prinzessin, umgeben von dunklen Wolken der Trauer, fand sich nun vor einer schwierigen Entscheidung. Ihr Herz schwer vor Verlust und Unsicherheit, sollte sie sich dem Drängen des Rates fügen und die Verantwortung für das Königreich übernehmen? Sie erkannte ihre eigene Fähigkeiten und konnte ihre momentane Situation abschätzen, sie wusste, dass sie hier in diesem Raum nur die Krone auf den Kopf trug, doch selbst keine Macht ausüben konnte. Dich zu hören, dass sie ihren Bruder helfen konnte und dass die Kirche eine Prophezeihung erlangt hatte, brachte sie in eine verzwickte Lage. Calliope konnte nicht glauben dass sie das Subjekt der Prophezeiung war, doch es gab ihr Hoffnung. Hoffnung ihren Bruder retten zu können und alles wieder seinen Platz einfand. "Wer wird mein Begleiter sein?" Sie hatte Angst, doch sie wusste auch, das sie sich nicht gegen die Adelige wehren konnte. Wie konnte sie vor allen sagen, dass sie ihren Bruder in Stich lassen wird? Das Königreich brauchte ihn. Sie brauchte ihn.
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    • Die Tragödie, die das Königreich Clover erschüttert hatte, überschattete das tägliche Leben im königlichen Palast. Der geschwätzige Klatsch und Tratsch unter den Bediensten war einer drückenden Stille gewichen. Die Ritter trugen allgegenwärtig eine bittere Miene auf den Gesichtern und säumten verstummt die Korridore. Der König ruhte in seinen Gemächern, die aus Angst vor möglichen Eindringlingen, die von der misslichen Lage profitieren wollten, noch schwerer bewacht wurde. Genau dort, sollte eigentlich auch Drystan als Mitglied der Leibwache sein. Stattdessen stand er sich im großen, prunktvollen Ratssaal die Beine in den Bauch und hörte den Disskussionen des Hochadels zu. Männer und Frauen in den feinsten Gewändern und einer wohlformulierten Ausprache. Drystan konnte nicht vielen der Anwesenden etwas Gutes abgewinnen. Seit der König in seinen Schlaf gefallen war, herrschte ein Ungleichgewicht im Machtgefüge des Palastes. Wie gierige Aasfresser stürzte sich der hochwohlgeborene Adel auf die Möglichkeit, selbst den Thron zu beanspruchen, sollte der König nicht aus seinem Schlummer erwachen.
      Dystan hatte den Fall der Säulen gespürt.
      Die Erschütterungen allein waren gewaltig gewesen, aber es war mehr als das gewesen. Drysten hatte gefühlt wie der Erdboden brach, wie Flora und Fauna unter der Zerstörung aufschrien. Die Säulen vergifteten Clover und formten das Land neu. Sie bogen die Realität, verzerrten das Leben wo immer ihre Macht es berührte. Er hatte die Geschichten gehört. Von riesigen Monolithen, die aus der Landschaft ragten und fruchtbare Felder mit Asche überzogen und friedliche, majestätische Wälder in stinkende Sümpfe verwandelten. Drystan war als Halb-Fae und Sohn einer Dryade - einer wunderhübschen Waldnymphe - eng mit dem Land und dem Leben darauf verbunden. Die Natur durchströmte das Blut in seinen Adern und verknüpfte seine Existenz mit dem Land, das ihn geboren hatte.
      Drystan löste seinen stoischen Blick von der gegenüberliegenden Wand, als die Tür zum Ratssaal aufgestoßen wurde und die Prinzessin, die jüngste und einzige Schwester des Königs, den Raum betrat. Schlagartig wurde es still. Neugierige, abschätzige und amüsierte Blicke folgten der jungen Frau zu ihrem Platz am Kopfende des Tisches. Prinzessin Calliope war schön. Etwas, das sich selbst Drystan eingestehen musste. Aber Schönheit allein machte sie nicht zu einer guten, zukünftigen Königin. Die folgende Prohpezeihung des selbstgefälligen Gewandträgers war in seinen Ohren schlichtweg lächerlich. Wie sollte ein Mädchen, das sich weder für die Politik ihrer Heimat noch für dessen Struktur interessiert durch die Ländereien reisen und einen Weg zur Rettung finden. Sie sollte die Hoffnung aller sein? Sie?
      Hätte der Leibwächter des Königs etwas weniger Selbstbeherrschung besessen, hätte er laut aufgelacht.
      Doch sein Gesichtsausdruck blieb neutral, gar versteinert.
      Er beneidete den armen Tropf nicht, der das Kindermädchen für diese verwöhnte, egoistische Göre spielen musste.
      "Sir Drystan! Tretet vor!", donnerte die Stimme eines Adligen durch den Saal.
      Die Köpfe drehten sich zu ihm um, als er sich aus seiner zugewiesenen Position löste. Der Halb-Fae hob sich vor allem durch sein langes, fuchsfarbenes Haar von seinen Waffenbrüdern ab. Während alle beinahe auschließlich einen raspelkurzen, gepflegten Schnitt bevorzugten, trug er seine Haare zu langen, dicken Zöpfen geflochten, die ihm über die Schulter nach vorn fielen. Seine spitzen Ohren stachen darunter hervor, obwohl sie bei weitem nicht so lang waren wie die reinblütiger Fae. Auch er wurde mit gemischten Gefühlen beäugt. Die Leibwache war es gewöhnt mit Argwohn beäugt zu werden, aber er hatte seine bedingungslose Treue mehrfach bewiesen.
      Drystan, pflichtbewusst und seinem Eid treu ergeben, folgte den Befehl und wurde sich mit jedem Schritt bewusst, dass er der arme Tropf war. Er knirschte mit den Zähnen, um seinen Widerwillen nicht zu äußern. Wie es das Protokoll im Palast verlangt, ließ sich Drystan vor der Prinzessin Calliope auf ein Knie herabsinken und neigte das Haupt. Langsam hob er das Kinn an. Calliope hatte das hübsche Antlitz einer makellosen Prozellanpuppe.
      "Mein Leben, meine Treue, meine Dienste, stehen Euch zur Verfügung, Prinzessin", sprach er.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Calliope fand sich unfreiwillig in einer überwältigenden Situation wieder, bedingt durch ihre königlichen Pflichten, die sie bislang nicht erfüllen musste. Diese hatte sie bis heute nicht erfüllen müssen, da ihr Bruder, als sie klein waren, ihr versprochen hatte, dass sie sich niemals darum kümmern musste. Calliope konnte schon damals erahnen, wieso ihr Bruder so weit ging um sie in Schutz zu nehmen, doch egal wie sehr sie damals versucht hatte ihr Bruder klarzustellen, dass es keine Wiedergutmachung seinerseits gab, hatte er sich fest dazu entschlossen. Und so konnte die junge Prinzessin es nur akzeptieren. Dass es ihr heute zum Verhängnis sein würde, war ihr damals nicht in den Sinn gekommen. Nicht einmal die Heiligen selbst konnte die Bevölkerung vor dem Unheil warnen, noch schützen. Dennoch genossen sie eine grosse Zustimmung und Unterstützung sowohl von den einfachen als auch den adeligen Bürger.
      Durch das Einbeziehen der Heiligen, gab es für die Hellhaarige keine Möglichkeit etwas einzuwenden. Sie mag nicht in vielen Bereichen belesen sein, doch sie war nicht auf den Kopf gefallen, um nicht erkennen zu können, wenn sie in die Ecke getrieben worden ist. Dass sie das Subjekt der Prophezeiung war, hatte sie verstanden, doch ganz die Bürde und Verantwortung war sie sich nicht bewusst. Ihre momentane Situation gab es nicht her, ihr die Möglichkeit zu geben über all das Gesagte nachzudenken.
      So sah sie den Ritter an, der sich vor sie gekniet hatte. Sie kannte ihn. Nun, nicht persönlich und direkt, doch sie hatte ihn des Öfteren in der Nähe ihres Bruders gesehen. Von den Bediensteten hatte sie viel Tratsch und Geflüster zu Ohren bekommen, doch bis heute hat sie sich nicht davon beirren lassen. Viel mehr was sie von seinem Wesen fasziniert, sich jedoch nie getraut ihre Faszination nachzugehen. Den Mann nun in ihrer unmittelbaren Nähe zu sehen, beeindruckte sie. "Auf eine gute Zusammenarbeit", lächelte sie ihn offenherzig an, mit einem sanften Ton, in der Hoffnung dadurch ihm signalisieren zu können, dass sie ihm gegenüber positiv gestimmt war.
      "Doch spricht die Prophezeiung von mir?", versuchte Calliope als letzten Versuch die Situation umzureißen, wissend, dass es wohl keine Früchte tragen wird. "Zweifelt Ihr die Treue des Heiligen gegenüber dem König und Königreich?" Calliope fehlte die Worte und so schüttelte sie nur den Kopf. "Keineswegs, doch wer soll anstelle der einzig übriggebliebene Königsfamilienmitglied sitzen, für Ordnung herrschen?" Calliope kannte ihre Fähigkeiten und auch die, die ihr fehlen. Doch sie war optimistisch gestimmt es zu schaffen, wenn man ihr beistand. Selbst in dieser Zeit wollte sie ihr Optimismus nicht verlieren. "Ich würde Lord Astras vorschlagen. Seine Familie dient seit Generationen der königlichen Familie und war immer ein vertrauter Berater", meldete sich jemand aus der Runde. Calliope erinnerte sich Astras immer im Palast gesehen zu haben, seitdem sie angefangen hatte zu gehen.
      Calliope war zuversichtlich, dass es wohl seine Richtigkeit hatte, denn nicht nur der zu zu Wort kommender Herr sondern auch andere schienen einzustimmen, indem sie nickten. Es gab für sie Prinzessin keinerlei Gründe, weswegen als deren Worte kein Glauben schenken sollte. Es waren belesene und erfahrene Menschen, die seit Jahren ihr Titel beibehalten haben. "Dann würde ich mich auf Eure Unterstützung verlassen."
      Calliope hatte Angst. Das Geflüster wurde jeden Tag lauter, es war nur die Frage der Zeit, bis Calliope die unzufrieden und mit angstgefüllte Worte zu hören bekam. Da man nun ihr einen vertrauenswürdigen Ritter zur Seite gestellt hatte, war sie positiv gestimmt. Sie würde es schaffen, es war das Mindeste was sie für ihren Bruder tun konnte. Wer könnte ihren Bruder sonst retten, wenn nicht sie? "Wir würden zeitnah aufbrechen. Klärt mich später über die jetzigen Zustände auf", wandte sie sich kurz wieder dem Ritter. Sie selbst würde nicht viel dazu beitragen können und sie selbst war voll und ganz abhängig vom Ritter, doch zumindest wollte sie wissen wo die Reise sie hinführen wird.
      "Wenn es nichts Weiteres zu bereden gibt, sollten wir alle nun an unsere Aufgaben wenden." Indem sie als Erste sich von ihrem Platz erhob, gab sie allen im Raum zu verstehen, dass die Sitzung ihr Ende gefunden hat.
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    • Drystan, gehorsam und sich dem Schicksal bewusst, wartete bis der Ratssaal sich langsam leerte. Er ging nicht.
      In seinem Augenwinkel zogen edle, bestickte Roben an ihm vorbei und die Geräusche geschäftiger Schritte verhallten allmählich in der Ferne. Die Flügel des beeindruckenden Eingangsportals schlossen sich laut hinter den Adligen, Leibwachen und Rittern. Plötzlich herrschte in dem imposanten Raum mit den hohen Decken und den reichlich verzierten Ornamenten an Decken und Wänden ein erdrückendes Schweigen. Scheinbar mühelos und mit einer eleganten Bewegung erhob sich Drystan aus seiner Position am Boden. Er entfernte sich wenige Schritte von der Prinzessin und ließ den Blick über die Gemälde an den Wänden schweifen.
      Dieser Augenblick war genauso gut dazu geeignet, die junge Frau aufzuklären als später. Als hätten sie Zeit zu verschwenden...
      "Die Lage ist äußerst prekär, Prinzessin", begann er mit derselben weichen aber tiefen Stimme. "Die Säulen haben einen stärkeren Einfluss auf die Ländereien des Königsreichs als zunächst angenommen. Kundschafter berichteten von ganzen Landschaften, die sich unter den Säulen verändern. Giftige Sümpfe und lebensfeindliche Wüsten breiten sich aus, wo einst fruchtbare, grüne Wälder waren. Das ist leider nicht alles. Die Säulen üben eine eigenartige Macht über eure Untertanen aus."
      Drystan schob die geflochtenen Zöpfe über die Schulter zurück bis sie über seinen Rücken fielen und musterte die Prinzessin eingehend.
      "Sie scheinen das Schlimmste in den Menschen hervorzubringen. Bisher wissen wir nicht, ob der Einfluss sich auch auf andere...Wesen erstreckt", fuhr er fort.
      Obwohl er die Veränderung fühlte, fehlte dennoch jeglicher Hinweis auf eine Beeinflussung der Fae. Er hätte es gespürt, wenn seiner Familie mütterlicherseits etwas geschehen wäre. Das Familiengefühl und eine elterliche Fürsorge mochten der Dryade fehlen, aber die Verbindung durch ihr Blut war umso stärker und nicht anzuzweifeln.
      "Bisher gibt es außer dieser...Prophezeiung keine Hinweise auf seine Lösung des Problems. Sämtliche Versuche sich den Säulen zu nähern, scheitern bereits nach kurzer Zeit. Die entsandten Ritter kehren halbwahnsinnig zurück und reden zusammenhangloses Zeug. Etwas in dem Nebel, der die Säulen umgibt, muss sie angegriffen haben."
      Drystan blieb wieder unmittelbar in der Nähe der Prinzessin.
      Ganz in ritterlicher Manier straffte der Halb-Fae die Schultern und führte seine Hände in den Rücken.
      Aufmerksam sah er sie an, als wartete er auf den nächsten Befehl. Als zunächst keine Antwort kam, räusperte er sich. Die Prinzessin war es anscheinend nicht gewöhnt Befehle zu erteilen, was ihn darin bestärkte, dass ihre Führungsqualitäten mehr als mangelhaft waren.
      "Prinzessin", sprach er sie trotz seines Argwohns respektvoll an. "Wann genau gedenkt Ihr aufzubrechen? Es müssen Vorbereitungen getroffen werden."
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    • Aufmerksam beobachtete die junge Prinzessin die in der Versammlung Anwesenden, wie sie den Versammlungsraum, den sie selbst nicht allzu oft in ihrem Leben betreten hatte, verließen. Es war nicht unüblich für Calliope gewesen, wenn Hochansehende sich ihr mit ihren prachtvollen Kleidung präsentierten. Und zum Teil fand es Calliope eine schöne Ansicht für sich selbst, denn es präsentierte für sie den Wohlstand. Wie konnte sonst ein Adelsherr solchen Standes sich mit prachtvollen Gewänder zu schmücken? Ophelia war sich bewusst, dass es in diesem Lande Korruption ein Thema war, jedoch hatte man ihr immer versichert, wenn sie ihre Bedenken äußerte - was relativ selten geschah - dass es nun kein allzu präsente Angelegenheit darstellte. Sie schenkte ihrem Bruder natürlich Glaube, denn wieso sollte sie an die Worte ihres eigenen Bruder glauben? So hatte sie es hingenommen und nicht mehr über das Thema nachgedacht.

      Als nun alle den Besprechungssaal verlassen hatte, bemerkte die Blondine den Ritter, der bisher sich immer noch hingekniet hatte. Sie wollte ihm darauf aufmerksam machen, dass auch er gehen konnte, als er dies jedoch von allein tat. So dachte sie es zumindest, bis sie bemerkte, dass er sich nur wenige Schritte sich von ihr entfernt hatte, anstatt sich vollkommen zu entfernen. Ein wenig ratlos und überrascht blickte sie an, muss sie jedoch nicht lange warten bis er sein Anliegen ansprach. Für einen Moment überlegte sie sich ob sie sich wieder hinsetzen sollte. Calliope entschied sich dagegen und folgte dem Blick des Mannes.

      Seine Worte erreichten sie teilweise. Auch wenn sie die Dringlichkeit in seiner Stimme heraushören konnte, war ihr alles so fern und unbegreiflich. Ein Teil von ihr erhoffte sich das Aufwachen ihres Bruders. Sie war von all dem schlichtweg zu überfordert und konnte mit all dem Besagten nichts anfangen, und wie gern sie sich all dem Entziehen wollte, erkannte sie, dass dies ihr diesmal nicht möglich war. Sie hatte nicht ihren Bruder, sie hatte niemanden. Sie verlor sich ein wenig in den Gedanken und dachte dementsprechend nicht tiefgründiger über das Gesagte nach. Erst nachdem er seine Frage gestellt hatte, konnte sie sich zurück in die Realität ziehen. Calliope wusste nicht wie sie fortfahren sollte. So lächelte sie nur leicht und sagte: „Ob wir nun ein Tag früher oder später gehen, wird keinen großen Einfluss haben. Was gedenkt Ihr an meiner Stelle zu tun?" Er war ein Ritter, ein Vertrauenwürdiger. Vertrauenswürdig genug, sodass ihr Bruder ihn an seiner Seite hat stehen lassen. Durch seine Position scheint er über solche Kausalitäten in einer gewissen Weise zu wissen, daher wäre es nicht verkehrt, wenn sie sich auf seine Meinung stützte. Wenn es nach ihr gehen würde, würde sie nicht auf Reise gehen, doch die Existenz der Prophezeihung hatte ihr Hoffnung gegeben und blieb somit optimistisch, dass sie mit dem Ritter an der Seite alles überstehen und gar Clover retten werden.
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    • Damit hatte Drsytan gerechnet. Eine verwöhnte, viel zu gut behütete Prinzessin konnte den dramatischen Ernst der Lage eben nicht begreifen. Beinahe teilnahmslos wanderte ihr Blick durch den Raum bis sie den Ritter überrascht ansah, als hätte sie ihren neuen Diener bereits wieder vergessen. Drysten bemühte sich um seine Haltung und schluckte den genervten Seufzer herunter. Wie sollte diesen Mädchen die einzige Hoffnung sein?
      Mit einer Engelsgeduld, mit der der Halb-Fae glücklicherweise gesegnet war, nahm Drystan einen tiefen aber subtilen Atemzug. Wer umrundet von kleinen Geschwister aufwuchs, besaß eine beeindruckende Toleranzgrenze. Genau so, sah er die hübsche Prinzessin vor sich. Schon anzusehen, aber völlig ahnungslos im Angesicht ihrer Pflichten. Er würde sehr, sehr viel Geduld brauchen. Obwohl das zurückhaltende Lächeln auf ihren Lippen durchaus liebenswert anzusehen war, rührten sich die Gesichtszüge des Mannes kein Bisschen.
      "Vermutlich macht es am Ende keinen Unterschied, Prinzessin", antwortete er. "Aber eure Untertanen werden von Euch erwarten, dass ihr unverzüglich aufbrecht und euch der Rettung Eures Königreiches widmet. Die Prophezeiung wird sich über Clover wie ein Lauffeuer verbreiten. Mit Verlaub, Eure Hoheit, wenn ihr unnötige Zeit verschwendet, könnten die Adligen und das Volk den Eindruck bekommen, das Schicksal von Clover wäre für Euch unbedeutend."
      Drystan ließ die Hand auf dem Knauf seines Schwertes ruhen. Die glänzende Klinge zeugte von sorgfältiger Pflege und hoher Schmiedekunst. Der Schwertgriff war wie alle ritterlichen Waffen mit dem Wappen des Königshauses Clover verziert. Nur eine Kleinigkeit unterschied das Schwert, das Drystan trug, von denen der anderen Ritter. In das schimmernde Metall der Klinge waren Wörter eingraviert, eine feinste Handarbeit in den Silben der Fae. Eine Sprache, die nur Wenige in Clover beherrschten.
      Eine Weile herrschte Stille in dem geschmückten Ratssaal, ehe Drysten einen Schritt auf die Prinzessin zuging, dabei aber den vom Hof gewünschten Abstand wahrte. Ein Tag, er würde ihr einen Tag geben, um sich mit ihrem Schicksal anzufreunden.
      "Wenn ihr erlaubt, Prinzessin", erhob Drystan erneut das Wort. "Werde ich in Eurem Namen unsere Abreise am kommenden Morgen vorbereiten. Tragt zusammen, was Ihr für unsere Reise benötigt. Schlaft eine Nacht in Frieden, denn in nächster Zeit wird es keine weiches Bett für Euch geben. Die Aufgabe, die Euch auferlegt wurde, wird Euch vor schwere Hürden stellen. Aber Ihr seid die Prinzessin von Clover und zur Zeit die einzige Regentin."
      Dystan legte einen Arm vor die Brust und verneigte sich.
      Er wartete gehorsam bis Prinzessin Calliope ihn zum zweiten Mal an diesem Tag entließ, dann kehrte er der jungen Frau den Rücken zu und verschwand mit wehenden Zöpfen aus dem Ratsaal. Seine Worte waren ein wenig zu harsch gegenüber seiner neuen Herrin gewesen, aber er befürchtete nicht, dass sie Anstoß daran nahm. Dafür beschäftigten sich ihre Sorgen zu sehr mit der Verpflichtung, die sie nicht abschütteln konnte. Drystan seufzte und schlug den Weg in Richtung der Ställe ein.
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    • Es missfiel Calliope zutiefst. Sein unmissverständlicher Versuch, ihr die schwere Last, die nun auf ihren Schultern ruhte, klarzumachen, stieß bei ihr auf Widerstand. Ihr Blick war nicht auf die verantwortungsvolle Aufgabe eines Mitglieds der königlichen Familie gerichtet, sondern vielmehr auf die schlafende Gestalt ihres Bruders und das Wissen um die Erwartungen des gesamten Königreichs. Calliope wusste, dass die Worte des Ritters die ungeschönte Wahrheit waren. Sie wollte ihm gern versichern, dass ihr die Tragweite bewusst war, doch obwohl sie optimistisch war, die Prophezeiung mit seiner Hilfe zu erfüllen, fühlte sie sich dem Ganzen nicht gewachsen. Die Erleichterung darüber, dass sie nicht allein damit umgehen musste, war deutlich in ihrem Gesicht abzulesen. Vielleicht wäre es das Beste, sich nicht länger den Gedanken an diese Überwältigung hinzugeben und einfach dem Ritter zu folgen.

      Während Calliope diese Überlegungen für sich selbst anstellte, rissen die Worte des Mannes sie aus ihren Gedanken. Ein kurzer Stocken. Morgen? Die Anreise sollte morgen beginnen? Ihr erster Impuls war, ihm zu widersprechen, doch sein letzter Satz verschlug ihr die Worte. Warum, konnte sie nicht genau sagen, aber plötzlich schienen ihre Gedanken verloren zu gehen. Ihr Mund fand keinen Ausdruck, ihr Kopf war leer.

      Der langhaarige Ritter signalisierte, dass sein Part erledigt war, und machte Anstalten, sich zu entfernen. Mit einem Nicken gestattete sie es ihm. Nun, in Ruhe und allein, verfolgte sie seinen Weg mit den Augen, bis er außer Sichtweite geriet. Ein Seufzer entrang sich ihrer Brust, und abermals wandte sie den Blick zu den Gemälden, ohne an das bevorstehende Abenteuer zu denken. So verharrte Calliope einige Minuten in dem Raum, bis eine Bedienstete ihre Anwesenheit bemerkte. Aus ihren verträumten Gedanken gerissen, fand sie sich plötzlich wieder in der Realität. Ohne es zu bemerken, hatte sie ein Lächeln aufgesetzt und verließ als Letzte den Raum.

      Wie der Rest des Tages verlief, vermochte sie nicht recht zu sagen. Was musste sie einpacken? Würde sie es selbst tragen müssen? Unfähig, sich vorzustellen, wie sie sich auf die Reise vorbereiten sollte, bat sie die Bediensteten um Hilfe. Die Nachricht von ihrer bevorstehenden Abreise verbreitete sich rasch, und um sie herum herrschte geschäftiges Treiben. Man diskutierte darüber, was sie mitnehmen sollte, welche Gewänder angemessen wären, und andere Themen, die ihr gänzlich fremd waren. So wurden zwei Taschen für den Sattel vorbereitet und eine Tasche, die sie selbst tragen musste. Etwas unsicher betrachtete sie die Umhängetasche. Sollte sie das tragen? Verunsichert hob sie sie hoch und stellte erschrocken fest, dass sie schwerer war, als sie zunächst dachte. Die Vorstellung, welche Anstrengungen auf ihren Körper zukommen würden, war ihr unangenehm, doch egal, wie sehr sie sich innerlich dagegen sträubte, die Sonne ging schließlich am Ende des Tages unter, und das Abendmahl sollte serviert werden. Da Calliope nicht in Stimmung zum Essen war, ließ sie sich das Mahl auf ihr Zimmer bringen. Mit dem Tablett in der Hand begab sie sich auf ihren privaten Balkon. Der sanfte Wind streifte ihre Hände, ihre Haare fielen wie ein goldener Wasserfall über ihren Rücken. Dies würde wohl das letzte köstliche Abendessen in aller Ruhe sein. Die Traurigkeit darüber stieg in Calliope auf. Wie konnte dies nur geschehen?
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    • Die Dienerschaft des Palastes befand sich in heller Aufruhe. Überall wuselten Mägde eilig durch die Korridore und trugen Kleidungsstücke, kleinere Reiseuntensilien und alles zusammen, was eine Prinzessin auf einer langen, beschwerlichen Reise benötigte. Drystan beobachtete das geschäftige Treiben mit einem gewissen Sicherheitsabstand um in den Wahnsinn nicht eingebunden zu werden. Er hatte nach der Rückkehr aus den Pferdeställen bereits seine wenigen Habseligkeiten gepackt und würde den Abend sowie die restliche Nacht in Ruhe verbringen. Zu den Gemeinschaftsräumen der ritterlichen Garnison zog es den Halb-Fae nicht. Zumindest konnte er auf diese Weise die neugierigen Fragen seiner Schwertbrüder entgehen. Er hatte sich vor einiger Zeit damit abgefunden, dass ihm wenig Beachtung und mehr Misstrauen entgegen gebracht wurde. Die Ernennung zur Mitglied der königlichen Leibgarde hatte die Skepsis erträglich gemildert, aber nun für diese spezielle Mission ausgewählt zu werden, brachte ihm jede Menge ungewollte Aufmerksamkeit. Geschickt trat er aus dem Weg einer heraneilienden Zofe, die mit kleinen Kästchen und Köfferchen bepackt an ihm vorbei stolperte. Er hoffte inständig, dass die Prinzessin keine Wagenladung an Kleidung und unnötigem Krimkrams mitschleppte. Für das Meiste davon würde sie auf der Reise eh keine Verwendung haben.
      In den späten Abendstunden trieb in die Schlaflosigkeit aus dem Bett. Drystan schlüpfte in die bereitstehenden Stiefel und schlug den Weg zu den königlichen Gärten ein. Im Schloss der Königsfamilie gab es keinen Ort, der ihm mehr Frieden schenkte. Umgeben von einem Stückchen lebendiger Natur spürte er seine Existenz in den Boden reiche wie die Wurzeln eines Baumes. Das sanfte Plätschern des künstlich angelegten Springbrunnens erzeugte die Illusion an sich an einer friedvollen Quelle mitten in den Wäldern von Clover zubefinden, sobald Drystan die Augen schloss. An solche einem Ort musste seine andere Familie leben. Wunderschöne Dryaden, Baum- und Wassernymphen, die mit der Schönheit der Natur verschmolzen. Von Zeit zu Zeit sehnte sich Drystan danach, sich ihnen anzuschließen. Das sterbliche Blut in seinen Adern versagte ihm allerdings dieses Schicksal. Er war mehr Mensch als Fae und demnach sogar von seiner eigenen Mutter als Säugling verstoßen worden. Das Blut in seinem Leib war zu dünn, zu verwässert durch das Los der Sterblichkeit.
      Der Mann mit den spitzen Ohren der Fae und der ungewöhnlich, rötlichen Haarpracht, die an ein Fuchsfell erinnerte, ließ den Blick zum Sternenhimmel schweifen. Die Nacht war sternenklar und fast ein kühl, doch Drystand spürte die fröstelnde Kälte kaum auf seinem Gesicht während der Duft von nächtlich blühendem Yasmin die Gärten erfüllte.
      Eine Bewegung im Augenwinkel ließ den Kopf des aufmerksamen Ritters zur Seite schnellen.
      Hochoben auf ihrem privaten Balkon thronte Prinzessin Calliope, beschienen vom Sternenlicht, über den königlichen Gärten. Im kühlen Licht der Sterne leuchtete die blasse Haut geradezu und ein ungeübtes Auge hätte die liebreizende Prinzessin mit einer Angehörigen des Faevolkes verwechseln können. Drystan verbarg nicht, dass er sie ansah. Die Gärten waren für die Mitglieder der Leibwache nicht verboten, also sah er keine Veranlassung dazu sich zu verbergen. Seine blassblauen Augen glitzerten beinahe schalkhaft im Sternenlicht. Der Ritter wirkte ein wenig zugänglicher ohne den ernsten Zug um seine Mundwinkel und der Spannung in seinen Schultern.
      Erst als ihm bewusst wurde, dass er eine Sekunde zu lang starrte, senkte er den Blick und seine Schulterpartien wurden erneut zu einer steifen, geraden Linie. Er kehrte Calliope den Rücken zu um die Gärten verlassen..
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
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      so long as you remember all the people that you used to be.”
    • Calliope platzierte das Tablett behutsam auf dem runden, kunstvoll verzierten Tisch, der mitten auf dem Balkon stand. Ein perfekter Ort für nachmittäglichen Teegenuss oder das Verkosten einer kleinen Köstlichkeit in aller Ruhe. Dieses Ritual pflegte Calliope nicht täglich; stattdessen genoss sie es, ihre Freizeit im Schatten des königlichen Gartens zu verbringen. Besonders gerne setzte sie sich unter den majestätischen Baum, der nicht weit entfernt vom Pfad lag, den ihr Bruder in seiner freien Zeit durchstreifte. Die Wahl dieses Ortes als ihren Lieblingsplatz war keineswegs zufällig. Obwohl es viele andere schöne Plätze gab, an denen man sich entspannen konnte, hielt dieser einen besonderen Glanz der Erinnerung und Nähe zu ihrem Bruder. Genau das machte ihn für sie so bedeutend.
      Ein Seufzer entwich ihr, als sie auf die vorbereitete Mahlzeit blickte. Trotz des spürbaren Hungers vermochte ihr Appetit nicht mit diesem Hunger Schritt zu halten. Ihre Gedanken schweiften unbeirrt in eine Richtung, die sie eigentlich meiden wollte. Doch gegen diese aufkommenden Gedanken anzukämpfen, erwies sich als frustrierender Prozess.
      Einen Schritt vom Tisch entfernt, wandte sie sich dem königlichen Garten zu. Vielleicht würde der Anblick sie auf andere Gedanken bringen und ihre mangelnde Appetitlichkeit erleichtern. Da sie den Garten mittlerweile in- und auswendig kannte, fiel ihr der Rotschopf sofort auf. Überraschenderweise hatte er Calliope bereits zuvor entdeckt; sein Blick ruhte direkt auf ihr. Die Situation wirkte bizarr. Hier stand sie oben und schaute auf den Ritter hinunter, der im Mondschein plötzlich so fremdartig erschien. War es das fahle Licht oder seine eigenartige Haltung? Mitten im Garten, von der Natur umgeben, die im Mondlicht ihre glänzende Pracht entfaltete, wirkte er in diesem Moment eher wie ein Fae als ein Mensch. Einen Moment lang stockte Calliope, blinzelte mehrmals, bis sie schließlich den Mund öffnete, ohne weiter über ihre Worte nachzudenken: "Würdet Ihr nicht einen Moment lang zu mir kommen? Ein Moment der Ruhe, bevor wir uns auf die Reise begeben?" Calliope selbst konnte nicht genau erklären, was sie dazu getrieben hatte, aber nun, da die Worte ausgesprochen waren, konnte sie sie nicht mehr zurücknehmen.
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    • Drystan blieb stehen, als die vorsichtige Bitte in seinem Rücken erklang. Die polierten, weißen Kieselsteinchen knirschten unter seinen Stiefeln als der Halb-Fae sich langsam auf der Stelle umdrehte und einen Blick zum königlichen Balkon riskierte. Eigentlich hatte er gehofft bis zum Beginn der Reise im Morgengrauen einem weiteren Gespräch aus dem Weg gehen zu können, aber Prinzessin Calliope hatte offensichtlich andere Pläne. Die Einladung verwunderte ihn weshalb er nachdenklich die Stirn runzelte. Drystan vermied es, der jungen Frau direkt ins Gesicht zusehen und kam schließlich der Bitte nach, die, obwohl es kein eindeutiger Befehlt war, doch bindend für die Leibgarde war. Mit einem tiefen Atemzug setzte Drystan sich in Bewegung und fand sich bereits nach wenigen Metern am Fuß der Wendeltreppe wieder, die zum Balkon hinaufführte. Auch auf dem Weg nach oben begleitete ihn der süße Duft von Jasmin. Er hoffte, dass keine neugierigen Bediensteten eine Abkürzung durch die Gärten nahmen. Das Letzte, was er brauchte, war eine tratschende Zofe oder ein plappernder Höfling, der überall Gerüchte in die Welt setzte wie das Fae-Halblut die Treppe zu den Gemächern der Prinzessin erklomm wie ein verbotener Romeo.
      Mit dem nötigen Zeremoniell verneigte sich Drystan vor der Prinzessin.
      "Ich wünsche Euch einen guten Abend, Prinzessin", sagte er und wartete, bis sie ihm bedeutete sich aufzurichten.
      Unauffällig nahm er die zarte Erscheinung in Augenschein und befand, dass ihm die Prinzessin in schlichten Gewändern ohne all den Prunk wesentlich besser gefiel. Er erlaubte sich den flüchtigen Gedanken, dass Calliope dem Ruf ihrer Schönheit gerecht wurde, ehe er ihn zurück in die hintersten Ecken seines Verstandes verbannte. Drystan hielt den vom Hof geforderten Abstand, wie es sich für einen Ritter und seine neue Herrin gehörte. Seine ganze Haltung strahlte die vertraute Professionalität aus. Gerade Schultern, die Hände im Rücken zusammen gelegt und den Blick,trotz erhobenem Hauptes, respektvoll gesenkt. Die Haltung eines Ritters, obwohl er seine Rüstung bereist vor Stunden abgelegt hatte.
      "Was kann ich für euch tun, Herrin?", fragte er mit dunkler, rauer Stimme. "Wenn Ihr etwas braucht, kann ich eine eurer Zofen rufen lassen. Als Prinzessin von Clover solltet Ihr um diese Zeit nicht mit mir gesehen werden. Nicht ohne die notwendige Etikette." Nicht ohne Rüstung, nicht ohne die Begleitung von Zofen und einer Dienerschaft. Drystan seufzte. "Die Leute könnten anfangen...zu reden."
      “We all change, when you think about it.
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      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
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    • Gespannt und aufmerksam verfolgte Calliope den jungen Mann und fragte sich, ob er ihrer Einladung nachkommen würde. Sie wusste, dass er nun eigentlich keine andere Wahl hatte, aber sie würde es ihm nicht übelnehmen, wenn er abgelehnt hätte. Dies behielt sie jedoch für sich, ohne es ihm zu erklären. Wieso auch, wenn sie beobachten konnte, wie er sich langsam auf den Weg zu ihr machte. Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen, erleichtert über die Gesellschaft und die nicht abgelehnte Einladung. Mit einem Schritt entfernte sie sich vom Rand des Balkons und setzte sich am Tisch nieder, breitete die Köstlichkeiten vor sich aus – zu viel für eine Person, aber genug für zwei. Ob der Ritter ihre Geste annehmen würde, war für sie noch ein Rätsel, aber sie wollte es nicht unversucht lassen.

      Als der Ritter nun vor ihr stand, in anderer Kleidung als zuvor, wirkte er plötzlich anders auf sie. Dennoch bewahrte er die Strenge und Distanz, die sie bereits zuvor gespürt hatte. Dies war der Mann, der sie auf ihrer langen Reise begleiten würde, und ihr Leben würde in seinen Händen liegen. Ihr Vertrauen musste sie in ihn setzen, was für sie kein Problem darstellte, da sie bereits in diesem Moment all ihr Vertrauen in ihn setzte. Schließlich gehörte er zu den Rittern, die eine angesehene und bedeutende Rolle unter seinen Gefährten einnahmen.

      Ein wenig verwundert betrachtete Calliope den Mann, als er zu sprechen begann. Es dauerte einen Moment, bis sie verstand, worauf er hinauswollte. Sie konnte nicht anders, als leise zu lachen, die Hand vor dem Mund. "Da müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Sicherlich wird niemand unser Zusammentreffen falsch verstehen, besonders nicht angesichts des bevorstehenden Abenteuers", versicherte sie ihm und deutete auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. "Setzt Euch. Habt Ihr schon etwas zu Euch genommen? Wie Ihr sehen könnt, haben die Bediensteten etwas zu viel für mich vorbereitet", versuchte Calliope die Stimmung zu lockern, während sie ihn erwartungsvoll ansah.
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    • Verdutzt beobachtete Drystan wie die Prinzessin sichtlich amüsiert kicherte. Das Kichern wuchs schnell zu einem Lachen heran, das sie mit einer Hand über dem Mund ein wenig zu mildern versuchte. Mit wenig Erfolg, dachte Drystan und nahm es mit der stoischen Würde eines Ritters hin, dass Calliope sich über die Situation köstlich amsüsierte. Den angebotenen Stuhl nahm er allerdings nicht an. Stattdessen bewegte sich der Halbfae fast lautlos über die glatten Marmorfliesen des Balkons in Richtung der Balustrade. Er war näher gekommen, blieb dennoch weiterhin in einem angemessenen Abstand zu ihr. Mit der Hüfte lehnte er sich seitlich gegen das Geländer, verschränkte die Arme vor der Brust und sah in den königlichen Garten hinaus.
      Drystan sah Calliope aus dem Augenwinkel an, als er wieder die Stimme erhob.
      "Glaubt mir, Prinzessin", brummte er. "Die Leute finden immer etwas, über das sie sich das Maul zerreißen können."
      Er seufzte ob seiner Wortwahl.
      Am Ende des Tages war er doch der Sohn eines einfachen Schmieds.
      "Verzeiht, Prinzessin", fügte er hinzu.
      Er war es gewöhnt, dass die Leute hinter seinem Rücken sprachen, obwohl es seit seiner offiziellen Aufnahme in die Reihen der königlichen Leibgarde stiller um Drystan geworden war. Er hatte sich den Respekt hart erkämpft.
      Die Einladung, gemeinsam mit Calliope zu speisen, lehnte er dennoch ab. Kopfschüttelnd sah er die junge Frau an, die bereits die reichlich gedeckten Platten nach etwas absuchte, das ihrem Geschmack entsprach.
      "Ich stehe lieber", antwortete er. "Genießt Eure Mahlzeit, Prinzessin. Ich werde Euch nicht belügen. Die Reise wird lang und beschwerlich, ohne Höflinge, die ich um Euer Wohl sorgen werden. Vergesst ein weiches Bett, denn ihr werdet lange keines mehr sehen. Man hat uns aufgetragen unauffällig zu reisen. Das bedeutet, ich werde nicht als Ritter an Eurer Seite reiten. Und ihr nicht als Prinzessin. Wir werden uns unter das Volk mischen, bis wir wissen, womit wir es zu tun haben."
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    • Auch wenn Calliope gerne das Gegenteil behaupten wollte, wusste sie, dass er recht hatte. Das Leben im Königspalast konnte langweilig werden, besonders anstrengend, und man suchte nach Wegen, die Arbeitslast ein wenig zu erleichtern, indem man sich auf etwas anderes konzentrierte. Klatsch und Tratsch fand sie persönlich sehr interessant, was angesichts ihrer Position als Prinzessin dieses Landes verständlich war. Doch das Getratsche selbst störte sie nicht im Geringsten; schließlich war es für Calliope ausreichend, wenn sie die Wahrheit selbst kannte. „Sobald wir morgen aufbrechen, wird es nicht mehr in aller Munde sein und bald in Vergessenheit geraten. Vor allem gibt es nun andere Dinge, über die die Leute reden werden. Macht euch keine Sorgen", sagte sie in einem sorglosen Ton. Denn warum auch? Wie könnte der Klatsch ihren ohnehin nicht immer als würdig erachteten Ruf unter den Adeligen weiter schädigen?
      Wie erwartet gesellte sich der Ritter nicht zu ihr. Es stimmte sie ein wenig traurig, das konnte sie nicht leugnen, doch sie wollte ihn zu nichts zwingen, was nicht absolut notwendig war. Calliope nahm sich eine Kleinigkeit auf ihren Teller und aß schweigend, während sie den Worten des Ritters lauschte. Bis er etwas sagte, was sie dazu brachte, schnell ihr Essen hinunterzuschlucken, ihre Hände zu falten und ihn aufgeregt anzublicken. "Da habt ihr vollkommen Recht. Denkt Ihr nicht auch, dass wir uns mit Namen ansprechen sollten? Ihr könnt mich nicht als Prinzessin in der Öffentlichkeit adressieren. Was denkt Ihr? Meinen richtigen Vornamen oder einen neuen aussuchen?" Bis zu diesem Tag hatte sie so etwas noch nie getan, weshalb sie beinahe aufgeregt war.

      Calliopes Blick schweifte zu den Trauben und dem Käse, die sie zusammenführte, und sie wartete gespannt auf die nächsten Worte des Mannes, während sie sich eine Auswahl nahm.
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    • Drystan beobachtete, wie sich langsam eine gewisse Aufregung im Gesicht der Prinzessin spiegelte.
      Nahm sie die Mission, die ihnen bevorstand überhaupt ernst oder hielt sie die Reise für ein Abenteuer, dass sie aus ihrem trägen und luxuriösen Leben holte? Am liebsten hatte er mit den Zähnen geknirscht, aber im Angesicht eines Mitglieds der königlichen Familie konnte er seinem Ärger keinen freien Lauf lassen. Vielleicht musste er sich damit abfinden, dass es vielleicht nicht unbedingt Ignoranz war, die Calliope eigentlich für diese schwerwiegende Aufgabe disqualifizierte sondern schlichtweg ihre Unerfahrenheit.
      "Ich werde Euch nennen, wie ihr es von mir wünscht, Prinzessin", antwortete er stoisch.
      Dass der Garten leer war und sie sich bald von der Gerüchteküche des Hofes entfernten, beruhigte ihn nicht. Drystan verließ seine versteifte Position am Geländer des Balkon und ging auf die Prinzessin zu.
      "Wenn das alles ist, worüber ihr mit mir sprechen wolltet, würde ich jetzt in meine Quartiere zurückkehren", sagte Drystan.
      Es war ersichtlich, dass er geduldig darauf wartete, dass Calliope ihn aus diesem Gespräch entließ. So verlangte es die höfische Etikette, denn sie war die Prinzessin von Clover und er der treuergebene Diener.
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    • Calliope blies leicht ihre Wangen auf und sah ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. Spielverderber, dachte sie sich ein wenig enttäuscht. Sie hatte versucht trotz der angespannten Situation ein wenig frischen Wind herein wehen zu lassen, doch es schien den gegenteiligen Effekt erzielt zu haben. Sie hatte also keine andere Wahl, als den Namen sich selbst auszusuchen. Bis morgen würde sie Zeit haben sich einen passenden Namen auszusuchen.
      Calliope, zum wiederholtem Male in ihren Gedanken verloren, blinzelte mehrmals vor sich hin, als die Stimme des Mannes sie daran erinnerte wo sie sich befand. Wenn es nach der jungen Prinzessin gehen würde, würde sie weiterhin versuchen sich mit dem Herren zu unterhalten, doch sie erkannte bislang an welche Barriere sie gestoßen war. Und ganz unrecht hatte er nicht, es war spät geworden und sie musste morgen im Idealfall erholt sein, wenn sie rechtzeitig aufbrechen wollten. Mit einem Seufzer nickte sie ihm zu, ehe sie ihm zum Abschied ein Lächeln schenkte. „Dann möchte ich Euch nicht weiter aufhalten. Gute Nacht und schlaft gut", bevor sie sich wieder an ihr Essen wandte. Das Essen sollte sie tatsächlich so weit wie es ihr möglich war, zu genießen. Keine Seele konnte ihr sagen, wann es das nächste Mal sein wird, dass sie solch eine Mahlzeit zu sich nehmen wird. Viele Szenarien hatten sich in ihr Kopf gesetzt, doch durch ihre Unerfahrenheit, konnte sie allerlei schwierige Situationen sich nicht vorstellen, wie sie tatsächlich sein werden. Wie sie sich an ihrem Körper anfühlen werden. Und dieser Aspekt machte ihr ein wenig Angst.
      Nachdem der Ritter verschwunden war, verbrachte Calliope einige Zeit noch auf dem Balkon, ehe sie aufstand und sich in ihr Zimmer begab. Auch sie sollte rechtzeitig den Schlaf finden. Mit noch Aufregung in ihrem Herz, schloss sie ihre Augen und versuchte einzuschlagen. Überraschenderweise fiel es ihr leichter als sie sich gedacht hatte. Ihre letzte Nacht in ihrem Bett.
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    • "Ich wünsche Euch eine geruhsame Nacht, Prinzessin, und erwarte Euch bei Morgengrauen an den Ställen vor dem Nordtor."
      Drystan benöigte keine zweite Bestätigung. Kaum hatte Calliope den Satz beendet, verneigte sich der Leibwächter noch ein wenig tiefer, sie wie es das höfische Protokoll verlangte. Elegant machte er auf dem Absatz kehrt und verließ der Balkon über die gewundene Treppe zurück in den Garten. Zum Schluss waren seine Worte nicht länger harsch gewesen. Akzeptanz hatte sich in die Silben geschlichen. Er hatte diesen Auftrag bekommen und würde ihn mit der notwendigen Verantwortung erfüllen. Drystan tat es für die königliche Familie, die einem Fae-Halblut eine Chance gegeben hatte. Vor allem tat er es aber für den schlafenden Prinzen. Eine Freundschaft zwischen Herrscher und seiner Leibwache hatte gewiss ihre Grenzen, aber der junge Mann, auf dessen Erwachen alle hofften, hatte ihm nie das Gefühl gegeben nicht in die Reihen seiner treuen Ritter zu gehören. Drystan hatte sich seinen Platz verdient. Seine neuen Auftrag zu akzeptieren, war die eine Sache. Begeisterung darüber ließ trotzdem auf sich warten.
      Die Nacht gestaltete sich kurz für Drystan, der gefühlt nur kurz das Bett berührte und kaum hatte er die Decke über seine Schultern gezogen, graute der Tag bereits am Horizont. Als er die Dienstboten der Prinzessin am vereinbarten Treffpunkt bei den Ställen antraf, hatte die aufgehende Sonne den ehemals nächtlichen Himmel bereits in ein zartes, morgendliches Rosa getaucht. Es war früh. Sehr früh. Mit Leichtigkeit ging er den armen Zofen zu Hand, die sich entweder nicht in die Nähe der schnaubenden Pferde trauten oder nicht wussten wohin mit dem Gepäck in ihren Armen. Zur seiner Verwunderung schien die Prinzessin sich an seine mahnenden Worte gehalten zu haben und hatte für eine leichte Reise gepackt. Die schweren Satteltaschen waren schnell befestigt. Sämtliche Habseligkeiten, von denen sich Calliope nicht trennen konnte, fanden einen sicheren Platz.
      Eine der Zofen kicherte mit einem zarten Rotschimmer auf den Wangen, als Drystan sich ein paar störrsiche Strähnen aus dem Gesicht wischte.
      "Ohne Eure Rüstung hätten wir Euch kaum erkannt, Drystan", kicherte sie.
      Tatsächlich hatte der Halb-Fae auf die glänzende Rüstung der Leibgarde verzichtet und kleidete sich in weiches, robustes Leder. Stiefel, Hose und Wams waren zweckmäßig und schlicht. Nur an den dicken, geflochtenen Zöpfen über seine Schulter hatte sich nichts verändert. Selbst sein kostbares Schwert trug er nicht am Gürtel. Er hatte die glänzende Waffe am Sattel seines Pferdes befestigt und versteckte die Klinge und das königliche Emblem darauf unter der Satteldecke.
      Drystan ignorierte das Getuschel der Zofen weitestgehend und auch eine weitere Bemerkung, die seine Augenbraue gefählich zucken ließ.
      "Das stimmt!", pflichtete ein zweites Mädchen mit Sommersprossen um die Nase bei. "In dieser Kleidung seht ihr aus viel mehr wie ein schneidiger Jäger der Fae aus."
      "So geheimnisvoll!" zwitscherte eine andere.
      Sie hatte es wohl als Kompliment gemeint, stieß aber bei Drystan damit auf Granit.
      Hier am Hof, unter all den Menschen, war es nichts Gutes wenn das offensichtliche Menschliche abhanden kam.
      "Wenn ihr Schnattergänse endlich einmal eure Schnäbel halten könntet, könnte vielleicht eine von euch erklären, warum die Prinzessin noch nicht hier ist?"
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    • Calliope konnte sich nicht mehr an ihren Traum erinnern, doch da sie sich nicht sonderlich erholsam anfühlte, als eine Bedienstete sie aufweckte, nahm sie an, dass es sich um nichts Schönes handelt konnte. Eine kleine Enttäuschung, musste sie sich gestehen, denn zu gerne wollte sie die letzte Nacht in ihre eigenen Gemächer in guten Erinnerungen halten.
      Noch schlaftrunken und die Müdigkeit in den Knochen, zwang Calliope sich aus dem Bett. In diesem Moment war sie mehr als nur dankbar, dass es jemand gab, der ihr half aufzustehen, denn alleine hätte sie nicht die Kraft gefunden in dieser Stunde ihre Augen zu öffnen und sofort aufzubrechen. Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass genau das wohl auf sie zukommen wird, wenn sie diesen Palast verlassen wird. Eine unaufhaltsame Entwicklung, gegen die Calliope nicht gewinnen konnte. Mit einem Grummeln und leichte Kopfschmerzen ließ sie sich bekleiden von Stoffen, an denen sie nicht gewohnt war, sowie deren Schnitte. Eine Hose zu tragen war ihr beinahe fremd, selten trug sie das in ihrem Alltag. Wie in Trance, als würde es nicht ihr sondern jemand anderen geschehen, nur sah sie von außen zu, ließ sie sich vom Ablauf und den Menschen um sie herum mit reißen. Trotzdem konnte sie die Blicke der anderen nicht ignorieren, sie registrierte sie deutlich, ob sie es wollte oder nicht. Über die ganze Zeit über blieb sie still, Calliope war in sich gekehrt. Auch die um sie herum schienen es gemerkt zu haben, denn ihr Getuschel wurde leise und ihre Blicke huschten besorgniserregender umher.
      Fertig angezogen und bereit, stand Calliope mitten ihres Zimmers und ließ die Stille wie eine Decke über sie liegen. Es war erdrückend, fremd und beruhigend zugleich. Wann stand sie letztes Mal in ihr Zimmer und hatte nichts gesagt, sich nicht bewegt oder gesprochen? Calliope konnte sich nicht daran erinnern und sie wünschte sich in diesem Moment es früher öfter getan zu haben. Doch egal wie sehr sie hier verweilen wollte, ihre Pflichten riefen sie. Pflichten, die weit über das von ihr verlangt wird, als sie es jemals gedacht hätte und dazu in der Lage war sie zu erfüllen. Umso mehr schätzte sie es wert, dass der Ritter ihres Bruders sie begleiten wird. „Eure Hoheit, es ist Zeit." Calliope fasste ihren Zopf an. „Ich werde mich von meinem Bruder verabschieden", entschied sich Calliope, wissend dass sie ausgemacht hatte pünktlich zu erscheinen.
      Vorsichtig öffnete sie die Tür. Abermals umgab sie die Stille, diesmal erdrückender und schwerer als zuvor. Mit vorsichtigen Schritten kam sie dem riesigen Bett näher, welches ihrem Bruder gehörte und noch darin lag, als würde er er gleich für die Morgenstund aufstehen. Doch seine Augen blieben weiterhin geschlossene, auch als sie seine Hand berührte und seine in die Ihre nahm. Mit einem verzerrten Gesichtsausdruck, umfasste sie mit ihre zweiten Hand ebenso seine Hand und legte ihre Stirn dagegen. „Du wirst womöglich nicht zufälligerweise jetzt deine Augen öffnen, oder?", lachte die Prinzessin leise. Wie erwartet bleibt es weiterhin still um sie herum. Mit einem tiefen Seufzen ließ sie die Hand los und stand auf. Mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck drehte sie sich um und verließ das Zimmer. Die Tränen drohten ihr aus den Augen zu entfliehen.
      Mit eiligen Schritten schritt Calliope voran und konnte sich vorstellen wie verärgert ihr Ritter sein sollte. Sie kannte ihn nicht lange und persönlich genug, um ihn akkurat einschätzen zu können. Dennoch war sie sich sicher, so pflichtbewusst wie er ihr gekommen war, dass er bereits auf sie wartete. Die prächtigen Haare des Ritters erkannte sie vom weitem. Außer Atem kam sie hinter ihm zu stehen, bekam noch seine Worte mit. „Seit nicht so streng zu ihnen. Ich wollte noch von meinem Bruder Abschied nehmen", atmete sie am Ende tief ein und ihr Blick wanderte zu ihrem Pferd. Sie fragte sich wie lange sie es am Stück wohl schaffen würde ohne Schmerzen auf das Pferd zu reiten. „Ich bin bereit, wenn Ihr es seid", lächelte sie ihn optimistisch an.
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    • Drystan zuckte kaum merklich, als die sanfte Stimme der Prinzessin in seinem Rücken erklang. Über seinen Unmut hinweg hatte der Ritter nicht bemerkt, dass Calliope sich auf leisen Sohlen genähert hatte. Auch die Zofen und Mägde sahen überrascht über seine Schulter und vollführten beinahe synchron einen grazilen Knicks vor der hübschen, jungen Frau.
      "Euer Hoheit", erklang es respektvoll im Chor.
      "Es ist alles vorbeireitet, Prinzessin", teilte Calliopers persönliche Zofe lächelnd mit.
      Keine der anwesenden Mädge noch die Stallburschen hatten Notiz davon genommen, dass der stattliche Ritter mit den fuchroten Haaren gezuckt hatte. Zähneknirschend brachte Drystan seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle, in die sich ein reuevoller Ausdruck geschlichen hatte. Der Ärger über die - in seinen Augen - Degradierung zum Leibwächter der Prinzessin, hatte ihn ganz vergessen lassen, dass es Calliopes Bruder war, der in einem todesähnlichen Schlaf verweilte. Das unbedarfte Mädchen hinter ihm hatte mehr zu verlieren als ihre gewohnte Freiheit und Sorglosigkeit. Sie sah dem Verlust ihres Bruders entgegen und der Last, dass sie allein zu seiner Rettung fähig war. Drystan schob den Gedanken beiseite, vielleicht ein kleines Bisschen zu hart zu der jungen Frau gewesen zu sein. Langsam drehte sich der Halb-Fae zu Calliope um und sah - zu seiner eigenen Überraschung- schuldbewusst in leuchtend, blaue Augen, unter denen die dunklen Schatten einer schlaflosen Nacht lagen. Calliope war blass. Blasser als gewöhnlich und der ernste Zug um die rosigen Lippen stand der Prinzessin nicht. Auch diesen Gedanken schüttelte Drystan ab.
      Drystan verneigte sich entschuldigend und gleichzeitig begrüßend vor seiner Prinzessin.
      "Verzeiht, euer Hoheit", begann er mit rauer, melodischer Stimme. "Ich habe nicht daran gedacht."
      Er hatte das Gefühl, sich nicht weiter erklären zumüssen und vermutlich hätte Drystan das auch gar nicht gekonnt, denn es fehlten ihm die richtigen Worte. Der wortgewandte Ritter zeigte sich reuevoll und sprachlos. Sein Vater hatte ihn nicht zu einem kaltherzigen Mann erzogen und hätte im Angsichts seiner Unbedachtheit sicherlich tadelnd den Kopf geschüttelt. Erst als er sich wieder aufrichtete, war die vertraute Neutralität in seinem Blick zurück.
      "Die Pferde stehen bereit, euer Hoheit", sagte Drystan und führte Calliope zu einem einfachen, braunen Pferd mit schwarzer Mähne.
      Das Tier war so einscheinbar wie die ungewohnte Kleidung, in der die Prinzessin steckte. Für einen einfachen Reisenden war ihr Porzellanpuppengesicht jedoch wenig glaubwürdig. Drystan wandte rasch den Blick von den zarten, rosanen Wangen ab. Gerötet, weil sie vermutlich gelaufen war, um noch rechtzeitig am Stall zu sein.
      "Das ist Myrtel", stellte er die braune Stute vor. "Sie ist ausgeglichen, zuverlässig und wird euch sicher tragen."
      Mit einer Räuberleiter half er Calliope sicher auf den Rücken ihres Pferdes. Sie war federleicht und es brauchte zu wenig Kraft, um sie in den Sattel zu befördern. Sorgfältig vergewisserte sich Drystan des korrekten Sitzes des Sattel. Behutsam umfasste er die Wade von Calliope und schob den Fuß in den Steigbügel. Er umrundete Myrtel und wiederholte dieselbe Prozedur an der rechten Seite. Das weiche Leder der Stiefel gab unter dem sanften Druck nach, den Drystan auf die Wade ausübte.
      Drystan hob den Blick an, musste den Kopf weit in den Nacken legen, um zu Calliope aufzusehen. Er hielt ihre Wade weiterhin in einem sanften Griff hielt, obwohl ihr Fuß längst im Steigbügel steckte. Mit der freien Hand bot der Halb-Fae ihr auffodernd die Zügel an. Sein eigenes Pferd wartete unweit von ihm. Das stämmige, dunkelbraune Tier sah auf den ersten Blick ein wenig wie ein einfaches Arbeitspferd aus, doch ein kundiges Auge erkannte die kräftigen Muskeln unter dem beinahe schwarzen Fell. Der Hengst wirkte ohne seine Berüstung ebenso wenig wie ein Streitross wie Drystan ohne Rüstung und Embleme wie ein Ritter.
      "Erlaubt mir die Frage, Prinzessin. Könnt ihr reiten?"
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    • Calliope lächelte den jungen Mann nur an und konnte sich ein leises Lacheln, welches eher für sich selbst galt als an andere, nicht verkneifen. Sie kannte den Mann nicht genug, um ihn richtig einschätzen zu können und sie war nicht im Bereich der Erkennung der Gefühle nicht belesen, sodass sie jeden Menschen lesen konnte. Doch hier war es ihr durchaus ersichtlich, dass die schroffen Worte dem Ritter im Nachhinein vielleicht doch etwas leid taten, nachdem sie offenbart hatte aus welchem Grund sie verspätet war. Dennoch nahm Calliope ihm die Worte nicht schwer, verstehend wieso er dies getan hatte. Viel mehr hätte sie früher erwachsen sollen. Doch es war nicht ihr Zielt vor einer Audienz diese Angelegenheiten mit dem Ritter zu besprechen, viel weniger sah sie den Sinn dahinter es anzusprechen. Daher schenkte sie ihm nur ein wissend es Lächeln, dass er sich weiterhin keine Sorgen machen musste.
      Ohne weiter Zeit zu verschwenden, führte der Mann sie zu den Pferden, die in aller Seelenruhe an ihren Platz standen. Wenn sie nur wüssten auf welche Reise sie sich begeben werden, dachte sich Calliope ein wenig bitter, versuchte jedoch optimistisch zu bleiben. Sie wusste nur zu gut, wie sinnlos es war Trübsal zu blasen, viel lieber wollte sie jegliche Hürde mit einem Lächeln überwinden. So fiel es ihr leichter voran zu schreiten, ohne ihre Hoffnung zu verlieren.
      „Ein guten Morgen an dich, Myrtel", ließ sie vorsichtig ihre Hand über das Fell wandern, während sie gespannt dem Ritter zuhörte. Gute Eigenschaften für ein Pferd, welches sie nach langer Zeit wieder reiten und sie auf die lange Reise begleiten wird. Unauffällig und nicht zu groß für sie, dennoch vermittelte das Pferd ihr einen verlässlichen Eindruck. Calliope wirkte ein wenig beruhigter. Zumindest musste sie sich keine Sorgen machen, ob das Pferd seinen eigenen Will durchsetzen wollte. Calliope vertraute darauf, dass Herr Ritter ihr das passende Pferd übergeben hatte.
      Mithilfe von Herr Ritter stieg sie auf das Pferd. Für einen Moment bereitete ihr Gewicht ihr Sorge, da er jedoch keine Beschwerde über seine Lippen gleiten ließ, nahm sie an, dass es unproblematisch gewesen war. Aufmerksam nahm die einzelne Schritte im Augenschein, die er bei ihr durchführte. Ob es vielleicht sinnvolle wäre, wenn sie es selbst lernte? Doch der Ritter würde wohl die meiste Zeit bei ihr bleiben, daher würde es wohl keine Dringlichkeit darstellen diese Schritte einzulernen. Wenn die Glück hatte, würden sie nicht einmal lange genug unterwegs sein, sodass es nötig war zu wissen wie man aufstieg. Theoretisch besaß Calliope das Wissen, doch bisher ließ sie sich helfen. Auf sich alleine gestellt, könnte sie nicht selbstbewusst deklariert, dass sie ohne jegliche Hilfe es vollziehen könnte.
      Die ihr gestellte Frage ließ Calliope für einen Moment tatsächlich überlegen, bis sie ihm zu nickte. „Ja." Calliope verabschiedete sich kurz und knapp von den Bedienstete die noch anwesend waren. Den Abschied hielt sie kurz, denn sie befürchtete, dass sie sonst ihre Emotionen nicht mit Leichtigkeit überspielen könnte. So wandte sie ihre Aufmerksamkeit eilig auf den Ritter, der auch wie sie am Ende auf sein eigenes Pferd saß. Es war beinahe surreal ihn nicht in seiner Rüstung zu sehen, wie am gestrigen Tag. Auch am Abend, an dem er diese Bekleidung abgelegt hatte, kam er ihr menschlicher vor als mit der vorgegebenen Rüstung.
      Die Hufen der Pferde, die auf den Boden aufkamen, war das einzige Geräusch, welches man unmittelbar in der Nähe hören konnte. Diejenige, die um diese Uhrzeit bereits auf den Beinen waren, hielten in ihrer Arbeit inne, als Calliope in ihre Sichtweite kam. Die junge Prinzessin besaß keinerlei Kenntnisse über das Vorbereiten und Halten einer Rede, weshalb sie diese ausfallen ließ und nur mit einem Lächeln auf den Lippen das Schlossgrundstück verließ. Über die Zeit hatte sich ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengegend niedergelassen. Welches ebenso nicht verschwand, als sie durch die Tore gingen.
      Im Freien angekommen, kam es Calliope vor, als würde sie sich im falschen Körper befinden. Als wäre all dies nur ein Missverständnis und ihr Bruder würde gleich nach ihr rufen und sie zurück holen. Doch mit jeder verstrichene Sekunde, verblasste ihr Traum und ehe sie sich versah, war das Schloss weit hinter ihr. Um sich ein wenig abzulenken, wandte sie sich an den Ritter. „Ich habe mir überlegt, dass wir uns gemütlicher ansprechen sollten. Um nicht zu sehr aufzufallen", sprach sie ihre Überlegungen kaut aus. „Es würde mich freuen, wenn du mich Cali nennst, solange wir auf Reise sind." Natürlich bestand die Möglichkeit sie mit einem fremden Namen anzusprechen, doch sie traute sich nicht weit genug, dass sie auf diesen reagieren wird. Es gab nichts Passenderes als sie mit ihrem Spitznamen anzusprechen, denn wer würde jemals sich ausmalen können, dass ein Ritter sie so ansprechen würde. „Neben meinem Bruder, wärst du dann der Zweite", lachte sie leise. Dass sie ihn locker ansprach, ohne groß auf seine Antwort zu warten, fiel ihr für den ersten Moment nicht auf.
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    • Das prächtige Schloss rückte in weiter Ferne. Die Hufschläge trommelten über die staubige Landstraße, die sich durch hübsche Gärten und üppig bestellte Felder schlängelte. In der unmittelbaren Nähe zum Schloss lagen fruchtbare Ländereien, die gerade in den frühen Sommertagen einen herrlichen Anblick boten. Blütendüften und der Geruch von frisch geschnittenem Gras lag überall in der Luft. Erst als die glänzenden Türme des Schlosses kaum noch zu erkennen waren, drosselte Drystan das Tempo der Pferde.
      Unter ihm schnaubte der braune Hengst und ließ sich kaum bremsen. Das Tier besaß mehr Temperament als für ein Streitross gut war, aber Drystan war der einzige Reiter, den das Pferd akzeptierte. Es dem Abdecker zu übergeben, hatte der Halb-Fae nicht übers Herz gebracht. Also hatte der Stallmeister den widerspenstigen Hengst in seine Obhut gegeben.
      Zephyr, hatte Drystan ihn getauft. Der Westwind.
      Der Kopf des Ritters fuhr herum, als Calliope nach einer gefühlten Ewigkeit das Wort an ihn richtete. Sein Gesichtsausdruck verriet nicht, welche Meinung er zu dem Einfall der Prinzessin hatte. Dennoch, er hatte sie am Abend dazu aufgefordert sich Gedanken. Er würde sie bei dem Namen nennen, den sie wünschte. Cali...das klang sehr vertraut und er fühlte sich nicht ganz wohl damit. Drystan, der bisher eher schräg an Calliope vorbei gesehen hatte, anstatt ihr wirklich in die Augen zusehen, stieß ein Seufzen aus.
      "Cali", wiederholte er bedächtig und ließ die Silben über seine Zunge rollen.
      Da wechselte Calliope von der höflichen, standesgemäßen Anrede in ein vertrautes Du und Drystan verzog das Gesicht. Das ging gegen alles, was ihm jemals an höfischer Etikette eingebläut worden war. Aber hatte er nicht selbst angekündigt, dass sie nicht als Prinzessin und Ritter reisen würden?
      "Ganz wie ih...wie Du wünscht, Cali", antworte Drystan etwas hölzern.
      Zephyr wieherte und schüttelte die füllige, schwarze Mähne. Drystan würde das Gefühl nicht los, dass sein Pferd ihn auslachte.
      Obwohl er davon ausging, dass die Prinzessin bereits mit seinem Namen vertraut war, richtete er die funkelnden Augen auf Calliope.
      "Dann bin ich für Dich einfach nur Drystan. Kein Ritter, kein Sir. Einfach Drystan aus den West-Hain.", gab er die Geste zurück.
      Er lächelte nicht, aber etwas Amüsiertes blitzte in seinen Augen auf, bevor er sich wieder gänzlich auf Zephyrs Rücken aufrichtete und der kleine Augenblick der Unbefangenheit war vorbei.
      "Wir haben noch ein paar Stunden des Weges vor uns. Vor Einbruch der Nacht erreichen wir ein kleines Gasthaus, dass Zimmer für uns bereit hält. Keine Sorge, der Wirt ist entsprechend instruiert, kein Wort über unsere Anwesenheit zu verlieren."
      Mit anderen Worten: Drystan hatte ihn mit reichlich Gold bestochen.
      “We all change, when you think about it.
      We’re all different people all through our lives.
      And that’s OK, that’s good, you gotta keep moving,
      so long as you remember all the people that you used to be.”
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