The Intruders [icedcoffee & Aurelius]

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    • The Intruders [icedcoffee & Aurelius]

      Vorstellung

      @icedcoffee

      Plot

      Haymon [Haemin] ist ein wilder und rauer Planet, der die Heimat des Volks Kaynan [Kaenin] darstellt. Die Kaynan leben in friedlicher Symbiose mit der Natur und ihrer Religion, nichtsahnend dass sie in einen galaktischen Konflikt geraten sind. Die vielen Clan-Königreiche, die sich auf Haymon gebildet haben, werden bald von der Ankunft eines neuen Volks, das mit Raumschiffen aus dem Weltall kommt überrascht. Ihr Auftreten löste Reaktionen von Neugier und Offenheit bis hin zu Ablehnung und Isolation aus.
      X lebt in einem Königreich, dessen Herrscher und Bevölkerung den Neuankömmlingen skeptisch gegenüber steht und deren Ankunft am liebsten ungeschehen machen will. Bisher hörte sie nur von anderen Reichen, die erste Kontakte mit den Fremden machten. Doch als X auf der Jagd war, trifft er auf Y. Diese Wesen gehört zu einem Erkundungsteam und noch Y sich erklären kann, nimmt X das Wesen fest und führt es seinem König vor. Wird es Y gelingen sich in dieser misslichen Lage zu behaupten?
    • Quyn Va'haal

      Ein hoher Piepton erklang, als sich der Druck im inneren des Raumschiffs der Flotte von Alterna II dem anpasste, welcher in der Umgebung herrschte, in der es vor kurzer Zeit gelandet war. Der junge Ingenieur saß vor einem riesengroßen Touchscreen, der hell beleuchtet war und auf dem viele kleine Lämpchen blinkten, um ihm Signale zu geben, als der Captain des Schiffs, eine hohe Offizierin, ihren Leuten eröffnete, dass sie sich bereit machen sollten, für die Erkundung des Waldes, in dem sie sich befanden.
      Quyn war nervös, es war seine erste Mission und auch wenn die Crew, zu welcher er gehörte, nicht die erste war, die auf dem unbekannten Planeten gelandet war, machte er sich Gedanken um die Gefahren, die dort Draußen lauern könnten. Außerdem war er nicht, wie viele derer, die sich um ihn herum gerade mit ihren Waffen eindeckten, im Kampf geschult. Vielmehr war er Theoretiker, er konnte gut mit Zahlen, gut mit Technik, aber das, was ihn erwarten würde, war fern seiner Fähigkeiten und Erfahrungen. Dennoch widersetzte er sich dem Befehl nicht, gehorchte und deckte sich mit den Dingen ein, die er wohl benötigen könnte.
      An seinem Gürtel befestigte der Dunkelhaarige einen Scanner, ein Medikit und ein Multifunktionstool, mit dem er navigieren und kommunizieren könnte. Den Rest, vor allem die Waffen, überließ er lieber denjenigen, die Ahnung davon hatten und sich im Umgang damit nicht durch Ungeschick selbst verletzen würden.
      Als sich die schwere Rampe zur Außenwelt dann öffnete, fiel Quyn zuerst die Luft auf. Sie lies sich viel einfacher Atmen, wirkte klar und frei von den Schadstoffen, mit der sie in seiner Heimat angereichert war. Aber es war nicht nur die Luft, die sich grundlegend von Alterna II unterschied, auch die Flora hier war anders oder eher existent. Seine Heimat beherbergte lediglich in speziellen Pflanzen- oder Tierfarmen das, was die Natrix mit Nährstoffen versorgte, der Rest war ausgerottet worden, um Ressourcen abbauen zu können und großen Kolonien Platz zu schaffen.
      Unsicher ging er die ersten Schritte auf dem weichen Untergrund, folgte den Anderen, die ihm schon weit voraus waren, im Gegensatz zu ihm unberührt vom Anblick der Natur. Aufgeregt peitschte sein Schweif hin und her, seine Augen wussten gar nicht, welchen der verschiedenen Farbtöne sie fixieren sollten und ganz allgemein war diese neue Welt in seinen goldenen Augen überwältigend. Überwältigend anders aber auch überwältigend schön. Außerdem sah alles so unberührt aus. Lebten hier, in den Wäldern überhaupt Völker?
      Über Funk hatte er von anderen Schiffen mitbekommen, dass es bisher noch keine Angriffe durch die Bewohner des Planeten gab, also ging er davon aus, dass es kein allzu unfreundlicher Empfang werden würde, der ihn hier erwartete. Natürlich war es naiv von ihm, das zu glauben, aber ehe er das realisieren könnte, würde er die Realität schon erfahren dürfen.
      „Das ist fantastisch, ich bin so glücklich, dass ich auf dieser Mission dienlich sein kann. Denkt ihr, hier finden wir wertvolle Mineralien?“, äußerte Quyn dann mit seiner ruhigen, sanften Stimme und wunderte sich, weshalb niemand eine Rückmeldung gab. Unsicher sah er sich dann jedoch um, benötigte einen Moment, um sich seiner Situation bewusst zu werden.
      Er war allein. Keines der Crew-Mitglieder war mehr zu sehen.
      Das Herz in seiner Brust begann wie wild zu schlagen; das dünne, weißlich-milchige Blut in seinem Körper zirkulierte viel schneller.
      In der Ausbildung, die er vor der Mission durchlaufen hatte, waren er und die anderen auf solche Situationen vorbereitet worden, hatten genaue Abläufe gelernt, an die sie sich halten sollten. Vor lauter Aufregung und Schrecken jedoch, konnte sich der Dunkelhaarige auf einmal nicht mehr daran erinnern. Hilflos wie ein Kind sah er sich um, blickte auf den Boden, um dort Fußspuren auszumachen, aber da war nichts. Kein Anhaltspunkt, wo sich seine Crew befinden könnte und wahrscheinlich hatten sie noch nicht einmal bemerkt, dass jemand fehlte. Verzweifelt biss sich der junge Natrix auf der Unterlippe herum und versuchte durch ruhiges Atmen, erstmal seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen, ehe er sich bemühen würde, einen klaren Gedanken zu fassen.
      Stimmt ja, er hatte das Multifunktionstool bei sich, damit könnte er die Anderen anfunken und sich deren Koordinaten schicken lassen. Ein wenig erleichtert über den scheinbar rettenden Gedanken, griff Quyn dann zu diesem Gerät, oder wollte es zumindest, als er in seiner unmittelbaren Nähe ein merkwürdiges Geräusch vernahm.
      "They can keep their heaven. When I die, I'd sooner go to middle-earth." - George R. R. Martin

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    • Aszara Saiid

      Das laute Kreischen eines Vogels ließ Aszara aufhorchen. Er hatte sich gerade Spuren im Wald angesehen. Vor einigen Tagen erhielt das Saiid-Reich eine beunruhigende Nachricht eines Spähers. Er hätte Wesen aus dem Himmel kommen sehen. Sie war riesig, aus Metall und besaßen allerlei Dinge, die der Späher nicht schildern konnte und als ob das nicht schon beunruhigend genug war, erzählte er, dass diese riesigen fliegenden Metallwesen in ihren Bäuchen andere Wesen trugen, die sie hier abluden. Der König hatte daraufhin alle Späher angewiesen Ausschau nach weiteren dieser riesigen Wesen Ausschau zu halten und die Jäger in Alarmbereitschaft versetzt. Aszara blickte nochmals kurz auf den Abdruck im Morast, ehe er in die Richtung sah aus der das Vogelkreischen kam. Durch das Dickicht des Waldes konnte man nur mit geübten Augen sehen und wenn man wusste wonach man suchte. "Da!", stieß Aszara aus als er entdeckte, was er gesucht hatte. Ein Schwarm Vögel stieß aus der Richtung des Schreis auf. Hastig zog er seinen Rucksack mit dem Bogen an seiner Brust fest, schnappte sich seinen Speer und rannte in die Richtung des aufsteigenden Vogelschwarms. Dabei gingen ihm dutzende Fragen durch den Kopf. Was wollten diese Wesen hier? Wieso blieben sie nicht im Himmel? Wussten die anderen Kaynan-Stämme schon von ihnen? Nachrichten anderer Stämme konnten - je nach Witterung - Tage bis Wochen brauchen. Aszara versuchte die Gedanken auszublenden und rannte durch den Wald. Gekonnt sprang er mit seinen dünnen Lederschuhen über die obenliegenden Baumwurzeln und kleinere Büsche. Er rannte und rannte. Immer weiter bis er sich erneut orientieren musste.

      Er spitze die langen Ohren und winkelte sie an. In der Ferne bewegte sich etwas. Prüfend sah er sich um, ehe er in einem etwas langsameren aber immer noch zügigen Schritt dem Geräusch folgte. Seine Instinkte täuschten ihn nicht, denn desto weiter er ging umso deutlicher hörte er das Geräusch. Als er das große Blatt eines Busches herunterdrückte um sich den Weg zu einer kleinen Lichtung freizumachen, versteinerte der Kaynan und starrte auf die freie Fläche vor sich. Was er sah, hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Es war ein kleineres Wesen als die Kaynan und stand doch auf 2 Beinen. Es stand mit dem Rücken zu Aszara und schien sich verwirrt umzusehen. Der Kaynan war noch immer fasziniert und erschrocken zugleich, dass er das unbekannte Wesen von unten nach oben musterte. Es hatte eine rosa-violette Haut auf der einige Schuppen lagen und dazu wackelte hinten ein großer Schweif. Ferner besaß das Wesen Kleidung an der einige Utensilien baumelte, die er auf die Ferne jedoch nicht genau identifizieren konnte. Intuitiv umschloss Aszara seinen Speer und schnaufte leise. Sein Schockstarre ließ nach und wich Zorn, dennoch war er auch mit Wut im Körper vollkommen im Stande ein Tier lautlos zu erlegen und so würde es auch diesem Eindringling ergehen.

      Er setzte seine Füße nur halb auf den Boden auf und schritt so lautlos über den matschigen Erdboden zu dem Wesen, das ihm immer noch den Rücken zukehrte. Er packte während dieser gut eingeübten Schleichtechnik seinen Speer wieder an seinen Rucksack und zückte aus der Halterung an seinem rechten Oberschenkel einen langen Dolch aus schwarzem Metall, das im Sonnenlicht leicht funkelte. Wie naiv, dachte er sich und kam dem Wesen nahe genug. Er spürte wie das unbekannte Wesen aufgeregt atmete und anfing an seinen Gürtel zu greifen. Der Moment für Aszara, er packte das kleinere Wesen an der Schulter, zog es mit dem Rücken auf den Boden und setzte sich mit seinen beiden Unterschenkeln auf die Arme des Wesen. Den Dolch drückte er fest an die Kehle des Wesens, dessen Gesicht er nun zum ersten Mal sah. Seine Augen weiteten sich dabei, ließen jedoch den Dolch fest an seinem Hals, sodass eine falsche Bewegung seinen Hals durchtrennen würde.
      Das komische Gerät, das er von seinem Gürtel gelöst hatte, war unweit neben sie gefallen und piepste leise. Aszara würdigte es kurz eines missmutigen Blickes und fletschte die Zähne. Seine Augen fixierten den Eindringling nun genau. Er sah die goldenen Augen, spitze Ohren und diese Hautfarbe. Wüsste er es nicht besser könnten die Wesen gut in die hiesige Fauna passen. "Was willst du und deinesgleichen hier?", knurrte er das Wesen an und drückte die Dolchklinge bedrohlich gegen seinen Hals. "Du bist hier nicht erwünscht, Fremder. Du und diese ganze Sippe, die hier anlandet. Nun sag schon, was wollt ihr hier?" Aszara konnte sich nur schwer zusammenreißen. Er war schon als kleines Kind spielend durch den Wald gerannt. Das hier war die Heimat seines Volkes. Sie war ihnen heilig und sie hatten auf die Natur und den Wald zu achten wie bereits alle Generationen vor ihnen. Auf dem Wesen sitzend, spürte er die Angst des Wesens. Es zitterte am ganzen Körper und der Brustkorb auf dem er saß bewegte sich rasch und kräftig. "Sei lieber ehrlich zu mir", fauchte Aszara und beobachtete die Halsarterie, die sich am Dolch hastig auf und ab bewegte. Er war froh, dass diese Wesen ihnen in Statur und Kraft scheinbar unterlegen waren und keine großen Bestien - wie die im Wald - waren.
    • Quyn Va'haal

      Niemals hatte er damit gerechnet, dass er angegriffen werden würde. Alles geschah so schnell, dass es der Ingenieur erst realisierte, als er schon am Boden lag, darauf festgenagelt vom Gewicht eines Wesens, was für ihn gleichermaßen faszinierend wie auch angsteinflößend wirkte.
      Der Mann, zumindest vermutete der Kleinere einfach, dass es sich um einen handelte, denn er hatte sehr maskuline Gesichtszüge, war groß. Einen so großen Mann hatte er im Leben noch nicht gesehen und er wirkte auch wesentlich stärker, schien seinen Besuch nicht unbedingt willkommen zu heißen. Sein bemuskelter Körper wirkte imponierend, vor allem für den Hermaphroditen, der von so einem Körper nur träumen könnte, so kam doch seine schmale Gestalt durch die weiblichen Geschlechtsmerkmale die er besaß. Auch fielen ihm die Narben auf, die die glatte Haut des anderen zierten, auch Bemalungen oder Tätowierungen schien er zu haben und der Dunkelhaarige fragte sich, was diese wohl bedeuteten. Auch wenn er keine Ahnung von dieser Art hatte, war er sich nämlich sehr sicher, dass diese Verzierungen des Körpers etwas darstellen sollten. Vielleicht erzählten sie eine Geschichte von irgendwelchen Heldentaten oder zeigten, welchem Rang man angehörte, so wie ein Abzeichen, das man auf der Kleidung tragen konnte, nur eben auf der nackten Haut.

      Die Angst, oder eher Panik, siegte jedoch bald gegen die kurze Faszination, denn die Lage in der Quyn sich gerade befand, war mehr als nur prekär. Sein Herz gab ihm das Gefühl, als wolle es jederzeit aus seiner, durch das Gewicht des Wesens über ihm, engen Brust ausbrechen. Das Atmen fiel ihm schwer, aber er wusste auch, dass er sich besser nicht Bewegen sollte, so spürte er doch eine scharfe Klinge an seiner Kehle. Das Zähnefletschen des anderen verängstigte ihn nur noch mehr, lies seinen Körper unkontrollierbar stark zittern, fast beben.
      Unwillkürlich entkam ihm ein Wimmern, es klang jämmerlich, eher wie ein getretenes kleines Tierchen als von einem Soldaten, der sich zu wehren wusste. Dem Natrix, der gerade noch so naiv gewesen war und sich sicher gefühlt hatte, wurde in jenem Moment seine Vergänglichkeit bewusst und seine goldenen Augen spiegelten auch genau das wider, während Worte, welche er nicht verstehen konnte, auf ihn niederprasselten. Trotz dass er die Sprache nicht verstand, konnte er aber in der Tonalität Zorn ausmachen, Wut gegenüber dem Eindringling. Wahrscheinlich war er in ein feindliches Gebiet geraten, daher keimte in dem Kleineren auch für einen kurzen Moment die Sorge auf, seiner Crew könne etwas zugestoßen sein. Hoffen tat er es jedoch nicht, vielleicht waren sie auch in Sicherheit, entkommen und zurück am Schiff, welches Schutz vor Angriffen bieten würde.
      „I-ich verstehe… dich n-nicht, ich spreche deine Sprache nicht… “, versuchte Quyn kläglich dem Mann, der ihn weiter mit voller Kraft am Boden hielt, klarzumachen. Er hatte das Gefühl, dass seine Knochen wohl bald nachgeben müssten, solch einen Schmerz löste der andere durch den festen Griff bei ihm aus. Natrix waren zwar eine hochintelligente Lebensform, niemals jedoch würden sie sich in ihrer Stärker mit den hier Lebenden Völkern messen können, dachte der Dunkelhaarige, während er weiterhin um Luft rang, etwas zappelte.
      Die Worte, die er schon einmal gesagt hatte, wiederholte er, bis er irgendwann spürte, wie leicht sich sein Körper auf einmal anfühlte. Die Gestalt über ihm verschwamm vor seinen Augen, seine Ohren standen nicht mehr aufmerksam ab, sondern hingen schlapp nach unten, die goldenen Augen wirkten trüb.
      War es das jetzt? Sollte sich Quyns Leben wirklich als so kurz entpuppen oder war es die Panik und die damit einhergehende Atemnot, die seine Sinne trübten?
      Er wollte doch diesen Planeten hier auskundschaften, hoffte darauf, dass das hier lebende Volk ein Handelsbündnis mit den Natrix eingehen würde, würden sie hier ein reiches Rohstoffvorkommen finden. Das war immerhin die Aufgabe dieser Mission, auch wenn er immer ein wenig bitter im Hinterkopf behalten hatte, dass bei mangelnder Kooperation auch Gewalt eingesetzt werden sollte, damit hatten sich die Natrix schon andere Völker gefügig gemacht.
      Wozu die Matriarchin noch in der Lage war, das blieb vor den meisten seiner Art im Verborgenen, denn wer würde schon einer Herrscherin, der Mutter, trauen, wenn ans Licht käme, wie viele Leben sie schon auf dem Gewissen hatte.
      Kraftlos versuchte er sich gegen den anderen zu stemmen, dabei drehte sich die neue Welt um ihm herum scheinbar. Quyn erinnerte sich daran, dass er dieses Gefühl schon einmal verspürt hatte, nämlich damals, als er zugesehen hatte, wie sein älterer Bruder von einer Vertrauten der Mutter hingerichtet worden war. Sein Verbrechen? Er hatte einer Anweisung keine Folge geleistet, hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und konnte deswegen nicht verraten, wen er bei einem Diebstahl beobachtet hatte.

      Mit diesem Gedanken schalteten sich bei ihm dann die Sinne aus. Quyns Augen rollten zurück, sein Kopf sank hinab auf den Boden, die Gliedmaßen und auch sein wild wedelnder Schweif stellten ihre Bewegungen ein und sein Atem wurde so flach, dass man meinen könnte, er hätte diese lebenswichtige Funktion aufgegeben.
      "They can keep their heaven. When I die, I'd sooner go to middle-earth." - George R. R. Martin

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    • Aszara Saiid

      Das Wesen, das immer noch am ganzen Körper zitterte, schien zu antworten. Die Sprache verstand der Kaynan jedoch nicht und als ob das nicht genug war, wiederholte das reptilienartige Wesen seine Aussagen immer und immer wieder. Aszara konnte trotzt der Wut in sich spüren, dass die Worte mit viel Angst und Sorge ausgedrückt worden, die von dem ängstlichen Gesichtsausdruck des Wesens unter ihm bestärkt wurden. "Argh", murrte Aszara über das Kauderwelsch, das er zu hören bekam und ließ mit seinem festen Griff nicht locker. Er war es kaum gewohnt so zierliche Wesen in der Mangel zu haben und so kam was kommen musste. Die Stimme des Wesens, die noch immer ihre Worte wiederholte, verblasste. Die aufstehenden Ohren sackten ab, der Atem verlangsamte sich und die goldenen Augen klappten in den Hinterkopf. Das Wesen verlor das Bewusst sein, kämpfte nur noch kurz gegen den festen Griff des Kaynan an und ebbte dann ab. Regungslos und nur noch mit schwacher Atmung lag es am Boden. Aszara schüttelte es: "Hey! Bleib gefälligst wach!" Seine Stimme donnerte doch, es änderte nichts am Zustand des Wesens. Aszara seufzte und richtete sich auf. Er ließ das Wesen nicht aus den Augen. Man wusste schließlich nie, ob es sich hierbei nicht um eine Überlebenstaktik handelte und er gleich aufspringen würde und dem Kaynan einen Dolch in den Rücken sticht. Um auf Nummer sicher zu gehen band er die Arme und die Füße des Wesens jeweils mit einem Seil zusammen. Dabei musterte er erneut das violette Wesen.
      Es war spannend anzusehen. Die schöne violette Färbung beeindruckte ihn und er kam nicht umhin die Schuppen auf der Haut zu berühren. Das Interesse eines Jägers an allen Wesen war nicht zu verleugnen. Er musterte den Körper. Es war ein kleineres Wesen als er aber von Statur und Gesicht her würde er sagen ein männliches. Für ein Männchen hat es wenig Gegenwehr geboten, dachte sich Kaynan und schaute weiterhin fasziniert auf das Wesen. Es wirkte wie von einer anderen Welt mit dieser Haut, der Farbe und den Schuppen und irgendwie hatte es etwas Attraktive an sich. Das feine Gesicht und der betonte Körper, an dem ein nun mehr lebloser Schweif hing. Aszarawürde sich den Kerl im lebenden Zustand nochmal genauer ansehen. Er musste mehr über den Feind erfahren.

      Ehe er weiter auf das neuartige Wesen schauen konnte, hörte er erneut ein Piepsen. Er blickte über seine Schulter. Die kleine Gerätschaft am Boden blinkte. Vorsichtig bewegte er sich darauf zu und blieb mit einem Schritt Abstand davon stehen. Er hob es an und es schien auf die Berührung zu reagieren. "Hmmm", schnaufte der Kaynan und schüttelte das Gerät. Es passierte nichts. Er würde wohl abwarten müssen bis der Fremdling zu Bewusstsein kam. Der Kaynan drehte sich zu seinem Gefangenen, der immer noch bewusstlos im Matsch lag und hob ihn auf. Er legte sich das Wesen über die Schulter und beschloss es mit zum Stamm zu nehmen. Nur so würden sie mehr erfahren. Auch wenn sich der Waldbewohner noch nicht sicher war, wie er mit dem Fremden kommunizieren sollte, da sie scheinbar eine unterschiedliche Sprache sprachen. Als er das violettfarbene Wesen durch den Wald trug spürte er auch wie leicht es war. Es beruhigte ihn, dass die Wesen in ihrem Erscheinungsbild einfacher gehalten waren. Vermutlich ging die Ware Bedrohung von ihren fliegenden Metallwesen aus. Aszara packte das Wesen mit einem beherzigten Griff und schob es auf seiner Schulter wieder ein Stück höher. Durch den Weg über obenliegende Wurzeln, Steine und kleine Büsche rutschte der Gefangene immer wieder auf der Schulter ab. An einer Gabelung hielt der Kaynan und blickte auf seine Schulter. Er spürte den schwachen Atemzug des Fremdlings, jedoch hatte dieser immer noch seine Augen geschlossen. "Wie lange wirst du wohl brauchen um uns Antworten zu liefern, hm?", fragte Aszara das Wesen, das ihm jedoch nicht antwortete. Was habe ich auch erwartet, fragte sich der Waldbewohner und ging an der Gabelung links lang.

      Nach einer ganzen Weile erreichte er die Hauptstadt des Saiid-Königreichs Saiindra, wo auch Aszara lebte. Die Stadt bestand aus einem großen Anlagenkomplex aus gehauenem Stein, der sich gut 100 Meter hoch erstreckt. Überall wuchern Lianen, Bäume und Sträucher an den reich verzierten Sandsteinmauern. Durch die Stadt fließen 2 Flüsse, die überall an Hängen und Kanten traumhafte Wasserfälle und die schönsten Seen entstehen lassen. An der Unterseite der Stadt befindet sich ein riesiger See, in den das Wasser mündet. Aszara mochte die Stadt, da hier nicht nur die Kaynan ein Zuhause hatten sondern auch diverse Vögel, Raubkatzen und andere Tiere, die sich im Grün der Stadt wohlfühlten.
      Die mächtigen Tore der Stadt öffneten sich als die Portalwachen ihren Hüter des Wald erkannten und er trat durch das Tor in die Stadt. Neugierige versammelten sich schnell um Aszara und begutachteten das neuartige Wesen auf seiner Schulter. Einige tuschelten, andere sahen mit Abscheu oder großem Interesse auf den violettfarbenen Fremdling. Jedoch begleiteten die meisten Schaulustigen Aszara und seinen Gefangenen bis zum Thronsaal. Der Palast stand jedem offen, so wie die ganze Stadt Anlage offen mit diversen Torbögen und Kolonaden gestaltet war. Im großen lichtdurchfluteten Saal angekommen erhob sich Aszaras Vater, der König des Saiid-Reichs und kam auf seinen Sprössling zu. Er begrüßte ihn zufrieden und klopfte ihm stolz auf die Schulter, ehe er missmutig das Wesen auf seiner Schulter begutachtete. "Ich würde ihn gerne verhören, Vater."
      Der König winkte ab: "Du hast doch wichtigere Aufgaben! Unsere Wälder sind unsicher vor diesen ... diesen Dingern! Sicherlich kann Elaezel ihn verhören und ..."
      "Ich weiß, jedoch würde ich gerne dort weitermachen, wo ich aufgehört habe. Ich habe ihn schließlich auch gefunden."
      Sein Vater seufzte: "Na gut. Es ist das Recht des Jägers. Das respektiere ich natürlich. Solange du mir alles erzählst, was du über ihn in Erfahrung bringen kannst."
      Aszara nickte zufrieden und brachte das Wesen in sein Studienzimmer. Hier hatte er einen großen Käfig, in den er sonst Tiere festhielt, um sie zu studieren oder ihre Krankheiten zu untersuchen. Daneben stand ein großer Tisch mit unzähligen Zutaten und Fläschen, darüber ein Regal mit Büchern und zusammen gerollten Zeichnungen. Links und Rechts des Raums waren große offene Fenster die den Blick auf den großen See im Innenbereich von Saiindra und über den dichten Wald offenbarten. Der Kaynan legte das Wesen im Käfig ab, band es los und nahm die Utensilien, die es am Gürtel trug ebenso ab. Er wusste nicht wozu diese dienlich waren und wollte dem Wesen keine Möglichkeit geben, damit Unheil anzurichten. Er schloss den Käfig ab und legte die Utensilien auf den Tisch. Anschließend setzte sich Aszara an einen der großen, offenen Fensterbögen und schaute über den Wald.

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      Bilder von Saiindra:

    • Quyn Va'haal

      Der junge Natrix war von Dunkelheit umhüllt, bekam nicht mit, wie das andere Wesen ihn zuerst anwies, wieder wach zu werden, ihn sich dann aber resigniert über die Schulter warf und Quyn mit sich nahm, in seine Stadt.
      Sein Körper hielt nicht lang stand, das lag zum einen daran, dass die Atmosphäre auf diesem Planeten, vor allem aber die Druckverhältnisse anders waren, als auf seinem Heimatplaneten Alterna II. Dementsprechend waren normale körperliche Tätigkeiten schon anstrengender als gewohnt. Dann war da aber auch noch die allgemeine Konstitution von Quyn, sein Körperbau, der es ihm quasi unmöglich machte, sich körperlich gegen jemanden mit der Kraft der hier lebenden Wesen zu wehren.
      Er befand sich so tief in diesem Dunkel, welches ihn festhielt, wie in einer liebevollen Umarmung, dass er auch nicht hörte was andere zu seiner Erscheinung von sich gaben, auch spürte er die Blicke nicht oder die Bewegungen die der, der in trug machte.

      Er lag in etwa eine Stunde genauso da, wie ihn der Größere in dem Käfig abgelegt hatte, rührte sich kein bisschen. Nur nach und nach schienen seine Sinne zurückzukehren. Zuerst sein Gehör, dann durch wiederholtes Blinzeln sein Sehsinn und schließlich war seine Muskulatur auch wieder in der Lage, ihm zu gehorchen.
      Sein Brustkorb schmerzte, vor allem seine Rippen, Quyn war durstig, sein Kopf schmerzte, aber darauf konnte er nun nicht so genau achten, vielmehr musste er wissen, wo er sich befand und versuchen die Ruhe zu bewahren.

      Still und ohne sich hecktisch zu bewegen, sah sich der Natrix um, scannte mit seinen goldenen Augen die Umgebung und war ein wenig erstaunt, in was für einem Raum er sich befand. Es erinnerte ihn ein wenig an ein Labor, nur war eben alles so, wie er aus Geschichten kannte. Keine Computer, keine großen Bildschirme, jedoch große Fenster die märchenhafte Einblicke gaben, denn Raum mit Licht durchfluteten. Alles war so gegensätzlich zu dem, was er bisher kannte.
      Was er im Augenwinkel auch erblicken konnte, war sein mutmaßlicher Entführer, das Wesen, das über ihn hergefallen war. Er hatte den Blick abgewandt, nur deswegen traute sich der Dunkelhaarige, ihn für eine Weile zu mustern. Auf einmal wirkte er nicht mehr so wütend und gewaltbereit sondern ganz vertieft, wie es Quyn selbst war, wenn er seiner Arbeit nachging, Dinge konstruierte oder Berechnungen anstellte.
      Nun setzte er sich auch langsam auf und gab dabei ein schmerzerfülltes Geräusch von sich. Sofort suchten seine feingliedrigen Finger, indem sie über seine Rippenpartie streiften, nach Blutungen, doch er konnte keine feststellen. Husten musste er dennoch, als er tief einatmete, versuchte sich so gut es ging in eine Position zu begeben, die ihm keine weiteren Schmerzen bereiten würde.
      Dann sah er an sich herab, bemerkte dass keines der Dinge, die er am Gürtel getragen hatte, noch bei ihm war, stattdessen lagen sie auf dem Tisch vor dem großen Mann.

      Zuerst hielt er inne, traute sich nicht, das Wort zu erheben um auf sich aufmerksam zu machen, aber einen Fluchtversuch wagen konnte er einerseits nicht, weil der käfig nach kurzem check für ihn unmöglich zu öffnen war und andererseits, weil er gar nicht wüsste, wohin er fliehen sollte. Wahrscheinlich würde er schneller tot sein, als ihm lieb war.
      Deshalb entschied er sich dann doch, zu sprechen und wisperte leise: “Hey… Ich brauche meine Geräte… Dann kann ich auch mit dir sprechen.”
      Er beugte sich etwas vor, griff durch die Gitterstäbe und wollte den anderen berühren, dessen Auffmerksamkeit er wohl aber schon erweckt hatte, denn er fuhr schnell herum.
      Sofort zuckte der kleinere zusammen, gab einen erschrockenen Laut von sich und rutschte so weit im Käfig zurück, dass sein Rücken ruckartig und fest die kalten Gitterstäbe an der Rückwand berührten, sodass seine Rippen ihn wieder. durch ein Stechen etwas aufwimmern ließen.
      Die Augen des anderen musterten ihn eingängig und wieder war Quyn kurz davor, in Panik auszubrechen, sammelte sich aber, um unterstützt von wildem Gestikulieren zu zeigen, dass er ein Gerät bräuchte, um mit dem anderen kommunizieren zu können. Er hoffte, dass der Fremde ihn verstand und nicht glaubte, dass die Dinge, die der Natrix bei sich getragen hatte, Waffen darstellen sollten.
      Etwas ängstlich suchte er den Blickkontakt, sah fest in die Augen des anderen und hauchte: “Ich kann dir nichts tun und das habe ich auch überhaupt nicht vor.”
      Vielleicht konnte er das Vertrauen des anderen irgendwie gewinnen, indem er sich vorstellte? Einen Versuch war es jedenfalls Wert, dachte er, zeigte also mit einem Finger auf sich: “Quyn Va’haal. Mein Name ist Quyn Va’haal und ich bin ein Natrix.”
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    • Aszara Saiid

      Eine Weile starrte der Kaynan aus dem Fenster, beobachtete die großen majestätischen Wasserfälle, die durch Saiindra flossen und verfolgte die Kaynan und wie sie alle ihren Arbeiten nachgingen. Von hier oben aus sahen sie aus wie kleine Spielfiguren im großen Grünen des dahinter liegenden Waldes. Die Bäume und Palmen des Waldes bewegten sich in aufziehenden Wind. An einer Liane schwang ein affenartiges Wesen in den Stadtkomplex von Saiindra. Aszara schloss die Augen und meditierte eine Weile, da sein Gefangener so schnell nicht wieder aufwachen würde. Er atmete tief ein und aus und nahm die klare Luft angereichert vom Wasser der Wasserfälle auf. Es roch nach den vielen Blüten und Pollen der vielen Blumen Haymons. Er mochte sein Zimmer so weit oben. Stille kehrte ein.

      Erst ein leises, beinahe kaum zu hörendes Wispern riss Aszara aus seiner Meditation. Er drehte den Kopf um und sah zur Quelle. Es war das Wesen, das er gefangen genommen hatte. Der Fremdling war aufgewacht und hatte sich - so gut es ging - aufgerichtet. Aus dem Blickwinkel erkannte Aszara, das dem Fremden wohl der Brustkorb schmerzte. Einen Preis, den der Neuling eingehen muss, wenn er sich in fremdes, heiliges Gelände begibt, dachte sich der Kaynan und verspürte keinerlei Reue für seinen groben Angriff, da er im Recht war. Seine Gedanken ebbten jedoch zeitnah ab, als sein Gefangener versuchte etwas auf dem Schreibtisch zu ergreifen. "Hmmm", murmelte der Kaynan und richtete sich vom Fenstersims auf und ging zu seinem Gefangenen an den Käfig.
      Das Wesen sprang verängstigt zurück und geriet an die kühlen Gitterstäbe hinter sich. Er wimmerte auf und Aszara nutzte den Umstand, dass er ihm nun nahe (nur durch die Gitter getrennt) gegenüber stand und musterte ihn erneut. Er schien ihr erstes Treffen wohl behalten überlebt zu haben. Sollten Sie in etwa eine ähnliche Anatomie besitzen, wären maximal ein paar Rippenknochen gebrochen. Nichts Großes, worum sich Aszara kümmern müsste, auch wenn er sehr gut darin war sämtliche Tiere zu behandeln. Wir alle sind Tiere des Universums, erinnerte sich der Kaynan an die Devise seiner Religion. Sie hielt ihn auch dazu an Milde mit dem Fremdling walten zu lassen - zumindest solange bis klar war, weswegen er und Seinesgleichen auf Haymon waren.

      Das erschrockene Wesen vor ihm gestikulierte in Richtung der Gerätschaften auf dem Schreibtisch. Skeptisch blickte Aszara auf diesen. Erst jetzt sah er die Geräte genauer. Zwei sahen sehr komplex aus und das dritte wie ein Aufbewahrungskasten. "Hmmmh", grummelte der Kaynan, da das Wesen ohnehin seine Sprache nicht verstand. Scheinbar wollte er etwas davon haben, jedoch war die berechtigte Frage ob und welche Gefahr von diesen Apparaturen ausging. Noch nie hatte er etwas so komplexes zu sehen bekommen. Er fragte sich, wie man so etwas überhaupt herstellte. Alleine, dass dieses Wesen solche Dinge mit sich führte, hegte gewisse Ängste im Kaynan. Diese Rasse schien technologisch fortgeschritten zu sein als sie. Aszara wand den Blick wieder zu dem Wesen, das ihn fest ansah. Er sagte etwas und sah etwas Hilfe suchend aus.
      Anschließend tippte er mit dem Finger auf sich und wiederholte "Quyn Va'haal". Scheinbar stellte er sich gerade vor. Ein längeres Wort blieb ihm dabei auch hängen "Natrix". Es könnte seine Heimat oder sein Volk sein. Der Kaynan musterte den Fremden, der scheinbar Quyn Va'haal hieß. Aszara tippte mit seinem Finger auf sich und sagte dann: "Mein Name ist Aszara Saiid." Der Neuling schien dies zu verstehen. "Na immerhin", sagte Aszara leise zu sich und sah wieder zum Schreibtisch. Erneut blinkte das Gerät, das Quyn anfangs verloren hatte als Aszara ihn zu Boden gerissen hatte. Er ging zum Schreibtisch und hob es erneut an. Seine prüfenden Augen flogen über die Apparatur. Sie schien in einem festen Gehäuse und eher robust zu sein. Es sollte wohl möglich sein ..., sinnierte Aszara und ging mit dem Gerät zum Käfig rüber. Er hielt das Gerät fest in Reichweite von Quyn, sodass er es mit seinen Fingern bedienen konnte, jedoch auch weit genug weg falls der Eindringling auf dumme Gedanken kam.

      Neugierig beobachtete Aszara wie Quyn auf der flimmernden Oberfläche des Metallgeräts tippte. Es dauerte ein wenig und Aszara griff die Hand des Fremdlings und sprach: "Spiel keine Spielchen mit mir, Fremder." Einen Moment später tönte eine Stimme aus dem Gerät, sagte etwas und verstummte wieder. Erschrocken ließ Aszara die Apparatur fallen. "Was ist das?", knurrte Aszara und erneut begann das Gerät etwas zu sagen. "Ist da noch einer von dir drinnen?" Mit diesen Worten ließ Aszara Quyn los und schüttelte das Gerät, das bereits erneut eine Stimme von sich gab. "Hmmmh", raunte er, legte das Gerät auf den Boden und schnappte sich einen Hammer, der auf seinem Schreibtisch lag. Er holte mit dem Hammer aus und war drauf und dran das Gerät damit zu zerschlagen, um das Innere der Apparatur zu prüfen.
    • Quyn Va'haal

      Erleichtert aber auch voller Neugier, blickte der Natrix seinen Gegenüber an, als dieser ihn verstand, sich schließlich auch vorstellte.
      Der melodische Name, den der Jäger dem Gejagten offenbarte, wirkte so passend, dabei hatte er keine Ahnung was die Laute in der Sprache von Aszara bedeuteten. Zumindest ging er davon aus, dass sein Name bedeutsam war, solche Kulturen vergaben in Quyns Vorstellung keine bedeutungslosen Namen. Seine eigene Kultur, war da hingegen ein wenig anders, pragmatischer.
      Quyn bedeutete „jüngstes Kind“ und Haal war der Name der Frau, die ihn geboren hatte, das Va‘ diente nur als Füllsilbe. Dementsprechend bedeutete sein Name nicht viel mehr als „Haals jüngstes Kind“.

      Dann, als der Dunkelhaarige sah, wie Aszara nach dem Multifunktionstool griff, es ihm dann sogar hinhielt, keimte ein Überschwall an Hoffnung in ihm auf, sodass sein Herz vor Aufregung wild zu klopfen begann, die Schlagader an seinem Hals wieder klar hervortrat.
      Ein wenig zögerlich streckte er seine Hand durch die Gitter, tippte mit seinen grazilen Fingern einen Code auf dem Touchscreen ein und öffnete den KI-gesteuerten Kommunikationsmodus. Erwartungsvoll lauschte er, ob die Computerstimme ihm etwas Verwertbares ausspuckte, sobald der andere etwas sagte und seine Augen weiteten sich, als das Gerät ihm tatsächlich eine Übersetzung ausspuckte.
      Spiel keine Spielchen mit mir, Fremder., lies die Stimme verlauten und gerade als Quyn eine Antwort geben wollte, die das Gerät dann in umgekehrter Manier dem anderen übersetzte, ließ Aszara es vor schreck fallen, fragte was das war und ob da noch einer von ihm drinnen war.
      Hastig schüttelte der Dunkelhaarige den Kopf und schrie: „NEIN! Nicht zerstören! Das ist die einzige Möglichkeit mit dir zu kommunizieren!!“ als Aszara ausholte um mit einem Hammer auf die Gerätschaft einzuschlagen.
      Schon piepte es einmal auf und übersetzte diesem in perfektem Wortlaut, was der Natrix gerade gesagt hatte.
      „Ich bitte dich, lass es ganz. Du hast sicher viele Fragen an mich und die kann ich dir nur mit Hilfe dieses Geräts beantworten.“, murmelte er kleinlaut und kauerte sich ein wenig zusammen, weil ihn auch die Angst packte. Er legte seine Ohren etwas an, wie ein scheues Tier und versuchte indem er sich klein machte, so wenig Angriffsfläche zu geben, wie nur möglich. Seinen Schweif legte er dabei auch im sich.
      Hier und da kamen die Instinkte, die die Mutter so sehr verurteilte, die jedoch jeder Natrix in seinen Genen verankert hatte, durch. So waren sie zum Teil eben auch mehr auf die Flucht gepolt als im Angriffsmodus. Nur eine harte Ausbildung und viel Disziplin konnte diese Triebe unterdrücken.
      Wenn dieses kleine hochtechnologische Gerät nicht mehr funktionstüchtig wäre, wäre auch seine einzige Chance um Hilfe zu rufen vertan. Er hatte Angst, hier zu sterben, denn auch wenn der große Kerl mittlerweile scheinbar seine Wut unter Kontrolle hatte, hatte er ihm doch gezeigt, dass er dazu bereit war, sich mit seinen Waffen und voller Manneskraft zu verteidigen. Quyn wäre ihm dabei nicht nur unterlegen, sondern völlig ausgeliefert, wie schon in der Situation zuvor. Ohne ihre technologischen Innovationen wären die Natrix niemals dazu befähigt, solche Missionen durchzuführen, die unkalkulierbare Gefahren bargen.

      Glücklicherweise hielt der Weißhaarige in seiner Bewegung inne, schlug nicht mit dem Hammer auf das Gerät, sondern ließ die Hand sinken. Die Erleichterung war eindeutig im Blick von Quyn zu erkennen.
      Wenn er so darüber nachdachte, was er von hieraus sehen konnte, und im Wald hatte beobachten können, dann hatte das Volk dem Aszara angehörte wohl nicht solch eine Art von Technologie, es war sogar fraglich, ob es bei ihm überhaupt etwas derartiges gab, da die Natur so unberührt wirkte.
      Ob er mit Quyns Erklärungen, sollte er ihn denn erklären lassen, überhaupt etwas anfangen könnte? Vielleicht sollte er den anderen damit vertraut machen, ihm zeigen, wie es funktionierte, um sein Misstrauen gegenüber der Technik im Keim zu ersticken?
      Er zog ein wenig die Schultern nach oben, überlegte und hob seinen Blick.
      „Ich bin nicht in böser Absicht hier und will euch nichts tun. Das kann ich auch gar nicht, ihr seid mir mit Muskelkraft sicher um einiges überlegen.“
      Diese Worte lies der junge Mann ruhig und reflektiert wirken, rutschte mit dem gesamten Körper so nah an die Gitterstäbe heran, dass er die Wärme des anderen auf die kurze Entfernung wahrnehmen konnte. Irgendwie hatte er den Eindruck, es hatte sich eine merkwürdige Stille zwischen Beiden ausgebreiten, denn das Rauschen des Wassers, die Laute der Vögel, schienen Quyn von einen Moment auf den anderen so laut, genau so wie sein eigener Herzschlag.
      "They can keep their heaven. When I die, I'd sooner go to middle-earth." - George R. R. Martin

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    • Aszara Saiid

      Ein Schrei des Wesens ließ den Kaynan aufhören. Anschließend gab das Gerät, das er gerade im Begriff war zu zerstören. Er sah zu dem Wesen und wieder zu dem Gerät. Auf einmal leuchtete es auf und fing an in Aszaras Sprache zu sprechen, was diesen erschrocken einige Meter zurückspringen ließ. Skeptisch blickte der Kaynan auf das Gerät. "Was ist das für eine Kraft?", flüsterte er leise vor sich her und hielt den Hammer fest in der Hand. Doch wie es schien konnte diese mächtige Apparatur ihre Sprachen untereinander übersetzen. Der Große ging wieder etwas näher an das Gerät, betrachtete es jedoch weiterhin skeptisch. Als sein Gefangener erneut redet, wechselten seine Blicke zwischen diesem und dem Gerät hin und her. Und erneut übersetztes das Gerät die unbekannte Sprache des Eindringlings. "Mit Hilfe dieses Geräts?", wiederholte Aszara skeptisch und sah das Wesen an. "Ich weiß nicht mal, ob diese Apparatur nicht zu mächtig ist. Wer weiß, was dieses Ding noch kann." Währenddessen das Gerät übersetzte kauerte sich das fremde Wesen im Käfig zusammen. Aszara wurde nicht schlau aus diesen Wesen. Was wollten sie hier? Sie schienen nicht gerade stark zu sein und ein eher schüchternes Temperament zu haben, fasste er für sich die neuen Wesen zusammen.

      Quyn Va'haal hieß dieses ängstliche Wesen. Er fragte sich, was der Name wohl bedeutet. Namen hatten doch in jeder Kultur eine Bedeutung und einen tieferen Sinn. Bei den Kaynan werden die Vornamen in Abhängigkeit der jeweiligen Sternbilder, die in der Nacht der Geburt am Himmel leuchten, vergeben. Aus dieser Konstellation lesen die Sternwächter auch die Zukunft des jeweiligen Kindes und teilen es der Mutter mit. Im Anschluss vergibt sie einen Vornamen, der für sie passend erscheint. Zu Aszaras Geburt leuchteten am Himmel die Sternbilder des Jägers, eines zweiköpfigen Greifvogels und der unendliche Baum. Daraus las man eine große Zukunft als Jäger aber auch die Verpflichtung zum Schutz aller - auch gefährlicher - Wesen im Wald. Daher ist es wenig verwunderlich, dass er von seiner Mutter den Namen Aszara bekam. Aszara bedeutet in der alten Sprache der Kaynan "Leben" oder "Energie". Gemäß dem Glauebn der Kaynan, dem Thanoch [Tanok], besteht alles auf Haymon aus Aszara, der "Lebensenergie". Diese Energie speist sich aus einem unermüdlichem Energie-Quell der Götter und versorgt alle Pflanzen und Lebewesen auf Haymon mit Energie. Wenn ein Lebewesen oder eine Pflanze stirbt, soll diese Energie wieder zurück in den Quell fließen und an ein neues Lebewesen gehen, so der Thanoch-Glaube. Ein Versiegen des Quells durch fehlende Achtung der Natur und der Götter - so der Thanoch - soll hingegen das Ende Haymons sein und den Planeten zu der Wüste verkommen lassen, die er vor Ankunft der ersten Götter war.
      Die Nachnamen der Kaynan richteten sich nach ihrem jeweiligen Clan. Ein Königreich bestand in der Regel aus einem Clan. Wenn ein Clan-Reich ein anderes eroberte, nahmen die neugeborenen Kinder den Nachnamen des neuen Clans an. Aszaras Mutter stammte zum Beispiel noch aus dem ersten Waldclan des Kaynan, der später durch den Saiid-Clan erobert wurde. Diese Eroberungen verliefen zwar blutig, doch wenn ein Clan einen anderen rechtmäßig erobert hatte, beugten sich die Kaynan dem neuen Herrscher, da sie dieselben Rechte wie die alteingesessenen Clan-Mitglieder erhielten.

      Aszara legte bei diesem Gedanken den Hammer nieder. Er würde wohl fürs Erste auf dieses Gerät angewiesen sein, wenn er wissen wollte, warum die Fremdlinge hier sind. Skeptisch lag der Blick des Kaynans auf dem kompakten Gerät. Der Gefangene im Käfig schien neuen Mut gefasst zu haben und sprach wieder. Als das Gerät übersetztes, sah der Großgewachsene auf das Wesen im Käfig. Er war still und musterte seinen Gegenüber erneut - wie er es heute bereits mehrmals getan hatte. Er konnte sich einfach nicht erklären, wieso sie hier waren. Sie schienen technologisch bedeutend weiter als sie zu sein. Müssen vermutlich von einem entfernten Planeten kommen. Und doch waren sie eher zierlich, schüchtern und wenig kraftvoll, was sein Gefangener daraufhin selbst feststellte.
      Der Kaynan runzelte die Stirn und fixierte seinen Gegenüber, der nun näher an die Gitterstäbe gerutscht war. "Sag mir, Fremdling. Wenn du und die anderen Wesen nicht in böser Absicht kommt. Wieso seid ihr dann überhaupt hier? Wir wollen keine Fremden hier. Dieses Gebiet ..." Aszara richtete sich auf und schüttelte den Kopf. Redete er jetzt tatsächlich über dieses kleine, magische Gerät auf dem Boden mit einem Wesen von einem anderen Planeten mit einer anderen Sprache? Er fuhr sich durch die weißen Haare. "Dieses Gebiet hier ist heilig. Ich glaube ihr habt gar keinen Begriff für diese Art von Land. Aber ihr müsst verschwinden." Aszara drehte eine Runde im Studienzimmer und schüttelte den Kopf. "Kaum zu glauben, dass ich das mache", sprache der Kaynan vor sich und versuchte sich wieder zu beruhigen. Er wusste gar nicht, ob er auf solch eine Situation vorbereitet war. Wann hatte man schonmal Kontakt mit einem fremdartigen, intelligenten Wesen? Der Kaynan spähte zum Käfig und hockte sich vor die Gitterstäbe, sodass er dem Eindringling nur wenige Zentimeter entfernt war. Er wollte hören, was das Wesen zu sagen hatte. Aszara musste diese Aufgabe nun annehmen. Er hatte sie sich extra übertragen lassen und wollte nun auch seinen Vater nicht enttäuschen.
    • Quyn Va'haal

      Quyns Schweif zuckte nervös hin und her, beobachtete dabei den anderen ein wenig. Dessen Reaktion zufolge hatte er recht gehabt mit seiner Vermutung, dass eine Technologie dieser Art dem Mann unbekannt waren und wahrscheinlich auch Wesen, die nicht von seinem Planeten stammen.
      „Wenn du erlaubst, dann würde ich dir gern alles erklären...“, begann der violetthäutige Natrix dann.
      Natürlich war Aszaras Volk dieses Gebiet hier heilig und Quyn hatte auf einmal ein schlechtes Gewissen, denn er konnte sich nur versuchen vorzustellen, wie es wohl war, wenn ohne Vorwarnung eine fremde Spezies auf den Heimatplaneten kam, um diesen buchstäblich auszubeuten, in der Hoffnung dies auch noch im gegenseitigen Einverständnis tun zu können.

      „Wir nennen uns Natrix und unser Heimatplanet ist Alterna II. Einige von uns, darunter auch ich, wurden von unserer Matriarchin, der Mutter, auf Mission geschickt andere Planeten zu erkunden, um die dortigen Rohstoffvorkommen zu überprüfen und gegebenenfalls Handelsbeziehungen mit den dortigen Spezies einzugehen, sollten die Rohstoffe für uns von Nutzen sein.“, begann der junge Natrix dann zu erklären und fuhr, nachdem das Kommunikationsmodul übersetzt hatte, direkt fort.
      „Unsere Raumschiffe, das sind die Flugobjekte, durch die uns die lange Reise hier her ermöglicht wurde, sind an verschiedenen Orten hier auf dem Planeten gelandet, an denen wir Rohstoffvorkommnisse vermutet haben. Anfänglich wussten wir nicht einmal von der Besiedelung des Planeten. Ich verstehe, dass das nicht erfreulich ist für dein Volk, aber vielleicht können unsere Völker voneinander lernen? Wir zum Beispiel besitzen hochentwickelte Technologien, die es uns möglich machen, mit fremdartigen Spezies zu kommunizieren, Biome zu erforschen, Krankheiten zu heilen und uns gegen Angriffe zu verteidigen. Sicher hättet ihr auch einen Gewinn dadurch, wenn wir unser Wissen mit euch teilen würden.“

      Während er das so sagte, wurde dem Dunkelhaarigen komisch, seine Ohren sausten und wie auch schon in der Situation des ersten Aufeinandertreffens, blieb ihm die Luft weg, da sich seine Brust eng anfühlte, jedoch war es diesmal nicht der große Mann, der durch die Gitterstäbe zu ihm sah, der dieses Gefühl auslöste.
      Quyn atmete also, so gut es ihm möglich war, durch und sprach dann weiter, offenbarte einiges in der Hoffnung, so ein wenig Vertrauen aufzubauen und vielleicht nicht mehr um sein Leben fürchten zu müssen: „Hier im Wald ist noch der Rest der Crew, zu der ich gehöre. Zwölf andere Natrix, sie alle sind Frauen. Jedoch sind sie im Gegensatz zu mir bewaffnet und auch wesentlich stärker, als ich es bin. Solltest du oder andere deiner Leute sie also angreifen wollen, müssen sie aufpassen, denn die Waffen sind sehr gefährlich. Zwar haben sie die Waffen primär nur dabei, um sich selbst zu verteidigen, vor allem gegen wilde Tiere, die wir hier vermutet haben, aber es könnte sein, dass auch deine Leute verletzt werden, zeigen sie sich nicht kooperativ.“
      Mehr Informationen wollte der Gefangene erstmal nicht mit dem Jäger teilen, vor allem, dass er mit dem Multifunktionstool Kontakt zu seiner Crew aufnehmen könnte, verriet er erstmal nicht, zu groß die Angst, Aszara würde es dann zerstören.

      Immer noch recht kläglich rang der Natrix um Luft, das viele Sprechen hatte es nur noch verschlimmert und auch die Schmerzen im Brustkorb, waren sehr unangenehm für ihn. Die ungewohnte Atmosphäre setzten ihm dabei wahrscheinlich noch zusätzlich zu, sodass er auf das Medikit zeigte, welches unter anderem ein Schmerzmittel innehielt, mit dem er sich vorerst ein wenig Linderung verschaffen könnte.
      „In diesem Behälter befindet sich eine Glasampulle mit Medizin. Ich habe Schmerzen und kann nur schwer amten, die Medizin könnte mir helfen.“, erklärte Quyn und fragte sich auch, ob Aszaras-Spezies medizinisch gut aufgestellt ist. Er vermutete auf jeden Fall, dass die Naturheilkunde eine große Rolle spielte. Bei den Natrix war alles chemisch hergestellt, was langfristig wahrscheinlich mehr Schaden als Linderung verschaffte, aber es ging seiner Art nicht primär darum, alle am Leben zu halten, sondern um die bestmögliche Umsetzung der Entscheidungen, welche die Mutter traf. Somit stand auch nicht unbedingt das Wohl eines einzelnen, vor allem nicht das Wohl von Hermaphroditen oder männlichen Natrix im Vordergrund. Frauen sollten gesund sein, denn diese waren wichtig für die Gesellschafft. Selbst ohne männlichen Nachkommen könnte diese durch das Klonen fortbestehen.
      Teilweise vermutete man unter dem einfachen Volk sogar, dass die Mutter, ein Klon war, eine ständig erneuerte Kopie. Wie gut oder schlecht Quyn das finden könnte, hinterfragte niemand und aus diesem Grund dachte er auch nicht darüber nach. Seine Meinung wäre sowieso nicht gefragt, er hatte kaum das Recht sie zu äußern, sondern musste sich dem Fügen, was andere entschieden.

      Mit seinen Gedanken zurück in der Realität blinzelte der junge Mann ein wenig, beobachtete das Gesicht des Mannes, der ihn festhielt. Es spiegelte Neugier aber gleichermaßen Skepsis. Auch beobachtete er die allgemeine Struktur des Gesichts des Weißhaarigen. Es war sehr markant geschnitten, seine Lippen voll, die Nase sehr gerade und die Augen klar. Durchaus ein sehr attraktiver Mann, dieser Aszara, erwischte sich Quyn beim Denken. Der Mann der unbekannten Spezies strahlte Stärke aus, schien sehr intelligent und Quyn war, als strahlte er auch viel Charisma aus. Etwas, dass ihn sehr anziehend auf den Natrix wirken lies, welcher sich aufgrund seiner Genzusammensetzung gegen solche Gedanken gar nicht wehren konnte.
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    • Aszara Saiid

      Nervös mit Schweif zuckend versuchte Quyn Aszara mehr über ihn und die Umstände zu erklären und so erfuhrt der Kaynan, dass die Wesen sich Natrix nannten und tatsächlich von einem anderen Planeten, Alterna II, stammten. Die Augen des Waldbewohners weiteten sich bei dieser Nachricht. Zwar hatte er sich das bereits gedacht, doch es nun aus dem Mund des anderen zu hören stellte ihn vor vollendete Tatsachen. Unweigerlich stellte sich dem Kaynan die Frage, ob es noch mehr Lebewesen außerhalb Haymons gab. Der Gedanke ließ ihn schaudern. Sein Gegenüber ließ ihm jedoch keine Zeit, die neuen Informationen zu verarbeiten und erzählte weiter. Diese Natrix hatten also so genannte Raumschiffe? Aszara kannte Schiffe, wie sie die Küstenstämme zum Angeln benutzten. Scheinbar konnten die Natrix mit ihren sogar fliegen, was den Kaynan erneut die Augen weiten ließ. Der Schauer, den er spürte, verstärkte sich indes jedoch. Es war ein unheimlicher Gedanke, dass diese Wesen fliegen konnten. Die Kaynan hatten hierfür nur bestimmte Tiere mit deren Hilfe sie fliegen konnten.
      Ehe er nach dem Grund für diese Expedition fragen konnte, erklärte der Fremdling ihm diesen bereits: Rohstoffe. Dies ließ den großen Grauhäutigen die Stirn runzeln. Für diese Rohstoffe, die es scheinbar auf Haymon gab, könnte das fremdartige Volk neue Technologie anbieten. Tiefere Falten zeichneten sich nun auf der Stirn des Jägers ab. Was sollten die Kaynan mit Technologie? Bisher kamen sie doch auch so gut zurecht. Im Gegenzug würden diese Fremden hier herumschnüffeln und vielleicht sogar die Natur beschädigen. Mit einem unzufriedenen Blick sah Aszara auf seinen Gefangen. Was hatte ich mir erhofft, fragte sich der Kaynan und überlegte, wie weit die Natrix wären zu gehen, um an diese Rohstoffe zu kommen.

      Und seine Theorien wurden bald bestätigt, als der Natrix erklärte, dass es eine Crew von 12 Frauen gab, die bewaffnet waren. In Anbetracht des technologischen Fortschritts dieses Volks konnte man davon ausgehen, dass ihre Waffen ebenfalls besser waren als die der Kaynan. Dass sie stärker waren als ein männliches Wesen verwunderte den Kaynan weniger. Sie bildeten Frauen und Männer danach aus was ihnen am besten lag und wenn eine Kaynanfrau sehr gut kämpfte, wurde sie eine Kämpferin. Was den Kaynan jedoch Fragen aufwerfen ließ, war der Umstand, dass es eben nur Frauen waren. "Deine Crew besteht nur aus Frauen?", fragte er daher verwirrt und glaubte, dass Übersetzungsgerät habe einen Fehler gemacht. Ungläubig starrte der Waldbewohner zu dem bunt blinkenden Gerät am Boden zwischen den beiden. Ein klägliches Ringen nach Luft riss den Kaynan dann jedoch aus der Beobachtung.
      Sein Gefangener schien wenig Luft zu bekommen und deutete auf den kleineren Behälter auf dem Schreibtisch. Aszara richtete sich auf und ging zum Schreibtisch. Tot wird mir Quyn nichts bringen, ich muss ihn versorgen, mahnte sich der Kaynan und öffnete den kleinen Behälter auf dem Tisch. Mit einem kleinen Klick öffnete sich das Oberteil des Behälters und zeigte eine Vielzahl an diversen Dingen: eine Art dünnen Stoff, einige Glasampullen, kleine bunte Steinchen und andere Utensilien, die er auf die Schnelle nicht zuordnen konnte. Aszara griff nach einer der Ampullen, die alle dieselbe Flüssigkeit enthielten und ging zu dem fremdartigen Wesen. Er sah nochmals auf die Ampulle in der Hand und fragte sich, ob es das Richtige war. Doch er würde darauf vertrauen müssen, dass diese Tinktur tatsächlich nur Schmerzmittel war. Er streckte seine Hand aus und hielt sie dem Natrix entgegen, der hastig die Ampulle nahm und öffnete.

      Währenddessen beobachtete der Jäger seinen Gefangenen. Dass die Frauen stärker als er waren, ließ ihn überlegen, ob diese auch größer und mächtiger als Quyn waren. Er wirkte im Vergleich zu den Kaynan eher klein und schmächtig. Als sein Gefangener die Schmerzmittel einnahm, musterte Aszara ihn neugierig. "Schmerzmittel, hm?", fragte Aszara und vermutete, dass er dem Wesen, da es so schmächtig war, vielleicht den Brustkorb gequetscht hatte. Aszara kam ganz nah ans Gitter, wo der Fremdling stand und hörte wieder die kläglichen Atemgeräusche. Ohne eine Vorwarnung fasste er das Wesen am Oberkörper an. Durch Aszaras bestimmten Griff erschreckte sich sein gegenüber konnte jedoch nicht dem Griff entweichen. "Entspann dich. Ich will fühlen, ob sich etwas komisch anfühlt", mahnte ihn der Kaynan und beobachtete den Brustkorb. Wenn sie nur ansatzweise ähnlich aufgebaut waren, müsste zumindest das, auf was er schaut der Brustkorb sein. Das regelmäßige Auf und Ab des Torsos bestätigte ihm seine Vermutung.
      Mit seinen großen Händen fühlte er den Brustkorb ab und drückte an einigen Stellen, um etwas Außergewöhnliches festzustellen. Er spürte die warme zum Teil schuppige Haut des Natrix und spähte ganz neugierig auf das Farbenspiel, der violett leuchtenden Haut. Im Licht der eintretenden Sonne änderte sich das Farbschema etwas. Die Schuppen spiegelten das Licht leicht und Aszara richtete den Blick auf, ehe er realisierte, wie leichtsinnig er war. Er würde wohl nie dazu lernen, denn bei verletzten Tieren, die er behandelte, hantierte er genauso schnell an diesen ohne die etwaigen Gefahren vorher abzuwägen. Vielleicht lag es an seiner Liebe zur Natur und den Tieren? Oder aber es war die Faszination von diesem Wesen. Als er mit den Blicken dem Oberkörper hinauf gefolgt war, hatte er das feine Gesicht Quyns erspäht. Er hatte markante Oberwangenknochen und eine Nase, die eine markante aber schöne Form aufwies. Die goldenen Augen sahen ihn groß an und er musste zugeben, dass das exotische Wesen etwas Attraktives an sich hatte - zumindest nach den Schönheitsmaßstäben der Kaynanmänner.
      Die Hände des Kaynan spürten den Herzschlag des Fremdlings und wie dieser schneller wurde. Es war Stille zwischen den beiden eingetreten seit dem der Jäger ihn berührt hatte. Daher löste Aszara seine Hand von dem fremden Wesen und versuchte sich wieder auf seine Beobachtungen zu konzentrieren. "Wenn du nur im Ansatz so aufgebaut bist wie wir, dann hast du keine Brüche oder Prellungen." Aszara grübelte. "Es könnte jedoch sein, dass du die Luft hier nicht verträgst, dich vergiftet oder infiziert hast." Da es für den Kaynan keine unübliche Diagnose war, blieb er dabei gelassen, spürte jedoch eine gewisse Unruhe in seinem Gegenüber aufkommen. Der Jäger wusste um die Gefahren des Walds: es gab mehrere unterschiedlich giftige Pflanzen und Tiere im Wald. Daneben bestand die Gefahr, dass der Fremdling sich mit einer Krankheit wie dem Flussfieber oder der Schlafkrankheit angesteckt hatte oder von einem Parasiten wie dem Schwärzling befallen wurde. Eine Feststellung, was genau es war, war nicht so einfach, da Aszara diese Ursachen bisher nur beim ihm anatomisch bekannten Wesen diagnostiziert hatte. Bei einem völlig neuartigen Wesen wie dem Natrix würde es um einiges mehr Zeit in Anspruch nehmen. Fragen biss sich der Kaynan auf die Unterlippe.
    • Quyn Va'haal

      Quyn beobachtete die Reaktionen seines Gegenübers, der überrascht wirkte und auch nachdenklich, schließlich nochmals nachfragte, ob seine Crew nur aus Frauen bestand. Die ohnehin schon großen Augen des Natrix weiteten sich nur noch mehr, als sein Gegenüber sich in Richtung des Medikits drehte und ihm ohne Große Diskussion die Ampulle reichte, die er zur Linderung seiner Schmerzen benötigte.
      Während er diese recht schnell und geschickt öffnete, sagte er leise: „Ja, Männer dürfen solche Missionen nur begleiten, wenn sie besondere Fähigkeiten haben, ich weiß gar nicht, ob überhaupt ein männlicher Natrix mit hier auf dem Planeten ist, aber ich bezweifle es.“
      Das diese Aussage nur noch mehr Fragen bei seinem gegenüber aufwerfen würde, ahnte Quyn noch nicht, jedoch noch ehe er die Flüssigkeit auf seine Zunge tropfen konnte, spürte er die großen Hände von Aszara auf seiner Haut.
      Sein Puls schoss sofort noch mehr in die Höhe. Er unterschied sich schon sehr vom Puls des Weißhaarigen, denn die Herzen der Natrix schlugen normalerweise bis zu hundertdreißig Mal in der Minute. Zuerst hatte Quyn Angst, er würde nun doch noch durch die Hände seines Jägers sein Ende finden und war umso überraschter, als er spürte, wie vorsichtig ihn diese untersuchten.
      „Entspann dich. Ich will fühlen, ob sich etwas komisch anfühlt.“, waren die ersten Worte, die den Hermaphroditen ein wenig ruhiger werden ließen und die bewirkten, dass sich seine Herzfrequenz wieder senkte.

      Aszaras Faszination, was den Fremdartigen anging, war kaum zu verkennen und Quyn hatte auch kein Problem damit, würde er ihn näher unter die Lupe nehmen wollen, solang er nicht im nächsten Moment ein Messer ziehen und ihn aufschneiden würde.
      Die Ampulle immer noch zwischen den Fingern haltend, schloss der Natrix die Augen führ einen Moment und konzentrierte sich nur auf seine schwere Atmung, versuchte Ruhe zu finden. Doch als der Untersuchende ihm dann mit Worten wie Vergiftung oder Infektion kam, riss er diese sofort wieder auf, Atmung und Herzschlag wurden erneut schneller und die Fingerspitzen des Dunkelhaarigen gruben sich in den Festen Grund unter ihm.
      Auf einmal, geriet Quyn wieder in Panik, denn er hatte Angst jämmerlich und qualvoll zu verenden, auf einem fremden Planenten, fern seiner Artgenossen, in einem Käfig eingesperrt.
      Es gingen ihm viele Bilder durch den Kopf, aber der junge Violetthäutige zwang sich dazu, sich wieder zu beruhigen, nahm nun endlich das Schmerzmittel ein und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe.

      Nachdem er erneut seine Augen geschlossen hatte, sprach der Natrix leise zu dem Kaynan.
      „Deiner Reaktion zufolge nehme ich an, dass das alles neu für dich ist und deine Art bisher nichts von der Existenz fremder Lebensformen wusste, mh? Ich kann mir vorstellen, dass das sehr beängstigend sein muss und wirkt, als wäre es ein Traum oder irgendetwas magisches. Es muss nicht sofort sein, aber vielleicht gibst du mir ja irgendwann die Chance, dir mehr über meinen Planeten und mein Volk zu erzählen und zu zeigen. Über das Gerät, mit dem die Kommunikation zwischen uns gelingt, kann ich dir zeigen, wie mein Heimatplanet aussieht, ich kann dir die Kolonie zeigen, aus der ich stamme und wenn es dich interessiert, Aszara, kann ich dir auch von meinem Leben dort erzählen, von der Frau, die mich geboren hat, von unserer Matriarchin, von meinen Geschwistern… Ich erzähle dir alles, was du hören willst, und du kannst dir deine eigene Meinung zu all dem bilden.“
      Eine kurze Pause nahm er sich, um Luft zu holen, öffnete für einen Moment seine Augen, um zu sehen, ob der Grauhäutige ihm überhaupt noch Aufmerksamkeit schenkte, erst dann fuhr Quyn noch ein wenig leiser fort: „Ich bin Ingenieur von Beruf. Ich könnte dir Baupläne zeigen, für verschiedene Dinge, erklären, wie unsere Raumschiffe funktionieren, um dir die Skepsis zu nehmen. Wenn du möchtest, Teile ich all mein Wissen mit dir… ich habe wirklich nur eine Bitte an dich. Lass mich am Leben. Ich habe Angst davor, hier zu sterben.“
      Alles, was er sagte, waren seine Bemühungen, sein Leben zu schützen und auch, die Wogen ein wenig zu glätten, vielleicht Interesse bei dem Bewohner dieses Planeten zu wecken. Ob sein Bemühen sich auch auszahlte, das konnte der junge Natrix nicht beurteilen, aber Aszara wirkte nicht uninteressiert.

      Das Schmerzmittel zeigte schon bald seine Wirkung, linderte den Schmerz, aber machte Quyn auch sehr müde, bewirkte dass seine Atmung noch flacher wurde. Er lies sich ein wenig auf die Seite sinken, polsterte so gut es ging seinen Kopf durch seinen Arm ab und legte seinen geschuppten Schweif wie eine Schützende Umarmung um seinen Körper.
      Gern wollte er sich noch mehr unterhalten, sich weiter um die Gunst seines Jägers bemühen, aber er schaffte es nicht mehr, seine Augen offen zu halten oder klare Gedanken zu fassen, war nun nur noch schläfrig.
      Was auch immer Quyn fehlte, er hatte sich noch nie so gefühlt, aber medizinisches Wissen besaß er nur im Hinblick auf das Stillen schwerer Blutungen oder das ruhigstellen lädierter Gliedmaßen - eben dass, was ihm in der kurzen Grundausbildung vor der Mission beigebracht wurde.
      Ein kleiner, klarer Gedanken beschäftigte ihn aber dann doch und es überraschte ihn. Er hoffte, dass seine Artgenossen den anderen von Aszaras Art nichts antaten. Er hoffte sie verletzten und mordeten nicht, denn er hatte Interesse an diesem Planeten und seinen Bewohnern. Ehrliches Interesse, unabhängig von dem Grund seiner Mission hier her.
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    • Aszara Saiid

      Der Kaynan konnte die Aufregung des Natrix förmlich an dessen Körper ablesen. Nachdem er ihn scheinbar beruhigen konnte, ließen die Worte "Infektion, Vergiftung und Parasiten" den Puls hochfahren. Man sah den Brustkorb sich nun schneller auf und ab bewegen. Um diese Gedanken zu zerstreuen schien Quyn sich selbst zu beruhigen und nachdem er die Augen geschlossen und wieder geöffnet hatte, wand er sich an den Waldbewohner und erklärte ihm, dass er vollends bereit sei, mehr von sich und seiner Rasse zu erzählen. Er verwendete dabei einige Begriffe, die Fragen in dem Kaynan hervorriefen. Er hatte nun schon wieder so viele Fragen, wieso keine Männer bzw. nur die mit besonderen Fähigkeiten mitkamen. Was waren dann Quyns besondere Fähigkeiten? Versteckte sich hinter dem scheuen Wesen doch noch eine Gefahr für Aszara oder gar Saiindra? Es machte wohl keinen Sinn darüber nachzudenken. Er musste die das Risiko eingehen. Als die Kaynan einst die Natur erkundeten sperrten sie auch alllerlei Tiere ein, um sie zu erforschen oder zu domestizieren. Er war auf dem Weg seiner Ahnen, das bestärkte Aszara mit der Beobachtung des Fremdlings weiter zu machen - unabhängig davon wie einmalig dieses Erlebnis war.
      Die letzten Worte des Natrix ließen Kaynan aufhrochen. Quyn hatte Angst zu sterben. Die Angst war für den Kaynan absolut nachvollziehbar und er konnte tatsächlich seine Hand nicht dafür ins Feuer legen. "Dein Schicksal wird nicht in meinen Händen liegen. Mein Vater, der König, wird über dein Überleben urteilen. Solange du jedoch kooperativ bist und deine Crew keine unserer Leute angreift wird dir hier nichts passieren. Dafür sorge ich." Aszaras letzter Satz war nicht unberechtigt. Er wusste, dass die Mehrheit der Waldkaynan keine Fremden duldete. Sie waren nicht ohne Grund isolationistisch und mochten keine Fremden. Selbst verstoßene Kaynan hatten es in ihren Siedlungen schwer. Würden mehr Leute rausfinden, dass sie hier eine Lebensform von einem anderen Planeten beherbergen, könnte der Ruf laut werden, dieses Wesen im Wald auszusetzen. Aszara teilte diesen Gedanken bisher nicht. Die Chance mehr über die Natrix zu wissen könnte für die Zukunft von Vorteil sein und vielleicht bekam man sie diplomatisch dazu wieder aufzubrechen. Ehe Aszara jedoch Quyns Angebot annehmen konnte, zeigte das Schmerzmittel seine Wirkung bei dem fremden Wesen. Es legte sich eng gekauert hin und schlief dann allmählich ein.

      Der Kaynan blickte musternd auf den Schlafenden. Die Atmung des Natrix hatte sich abgeflacht und er hatte seinen Schweif schützend um sich gelegt. Aszara würde ihn wohl nochmals genauer betrachten müssen, wenn dieser wieder wach war. Bis dahin würde er etwas vorbereiten. Er wird einen Tee aufgießen, den die Kaynan regelmäßig tranken, wenn sie krank wurden. Dafür benötigte er jedoch noch einige Zutaten aus dem Großen Garten. Dies war ein riesiger Garten inmitten Saaindras, an dem sich die Kaynan frei bedienten. Hier wuchsen einige wilde Heilpflanzen und Kräuter sowie gezüchtetes Obst und Gemüse. Vom Palast aus war ein ganzes Stück entfernt, da sein Gefangener jedoch noch länger schlafen würde - so nahm Aszara an - hatte er genug Zeit die benötigten Zutaten zu sammeln. Da der Kaynan den Garten auswendig kannte, wusste er wo er die benötigten Zutaten fand. Zuerst ging er zur Pfeillilie, einer wunderschönen lilienartigen Blume, die in hellem Lila blühte. Ihr Name kam nicht von irgendwoher, das in der Blume enthaltene Sekret wird von den Kaynan für die Herstellung von tödlichen Giftpfeilen benutzt. In kleinsten Mengen jedoch wirkt es schmerzlindernd. Dafür schnitt Aszara eine kleine Jungblüte der Lilie ab, die nur geringe Mengen des Gifts enthielt.
      Anschließend brauchte er noch Schlingwurz, eine am Boden rankende Wurzel, die wie es Aszara wieder merken drufte. Nach allem greift, was in ihrer Nähe ist. So schlang sich die Wurzel um Aszaras Fußgelenk. Er spürte den festen Griff der Griff der Wurzel. Für die Kaynan war die Pflanze weniger ungefährlich, da sie nicht allzu viel Kraft auswirken konnte. Die größere Gefahr ging vom plötzlichen Zugriefen der Pflanze aus, die einen schnell zum Stolpern bringen konnte und einen dann erst recht noch stärker fesselte. Mit einem beherzten Griff, riss Aszara die Schlingwurz los, die sich erneut um seinen Arm wickelte. Er zückte seinen schwarzen Dolch und schnitt einen Teil der Wurzel ab, woraufhin der umklammernde Griff an seinem Arm sofort endete. Mit den beiden Zutaten begab sich Aszara am Wasserfall entlang, wo er noch frisches Wasser mitnahm, zurück zum Palast.

      Als er gerade durch den lichtdurchfluteten Thronsaal schritt, winkte sein Vater und König ihn zu sich. Sein Vater hatte eine stattliche Figur, die er wohl an seinen Sohn vererbt hatte und in der Größe glich er ebenfalls dem Sohn. Seine Haare waren jedoch aufgrund des fortgeschrittenen Alters nicht mehr weiß sondern grau und bedeutend dünner als die junger Kaynan. Aszaras Vater stand an einem der großen Torbögen, die den Thronsaal trugen. Er musterte seinen Sohn und blickte auf die Zutaten in seiner Hand. "Wie geht es unserem Eindringling?", fragte der König und starrte auf die Pflanzen in Aszaras Hand. "Nun, er ist wach geworden und wir können kommunizieren. Er hat mir bereits einiges erzählt, dass er zu Beispiel ..."
      "Ich will ihn sehen! Sofort!", unterbrach der König seinen Sohn und ging bereits durch den Saal. Aszara musste sich beeilen um ihn einzuholen. "Er schläft gerade. Scheint sich etwas eingefangen zu haben oder so."
      "Du bietest diesem Wesen diese Gastfreundschaft an? Ihn zu pflegen?"
      "Er ist ein Wesen wie du und ich. Außerdem bringt er uns tot nichts.", raunte der junge Kaynan über den Starrsinn seines Königs.
      "Wo du Recht hast. Ich will jedoch nicht, dass es diesem Wesen zu gut geht."
      "Lasst das meine Sorge sein, Vater. Ich habe bereits einiges erfahren."
      Auf dem Weg zum Turm hinauf erklärte Aszara seinem Vater alles, was Quyn ihm bereits erzählt hatte. Mehrmals mussten sie auf der Treppe anhalten, weil der Saiid-König so überrascht oder schockiert war. In seinen Augen las man Aszara auf jeden Fall Angst. Er spürte, wie besorgt sein Vater war. Aszara spürte nun auch wieder seine Sorgen, die er aufgrund der Neugier an dem Fremden verdrängt hatte. Mit einem mulmigen Gefühl erreichten die beiden das Forschungszimmer und traten ein. Sein Vater schritt auf den Käfig zu und beobachtete das schlafende Wesen. "Hmm. Sieht so zerbrechlich aus. Wenn deren Frauen nicht signifikant stärker sind, sind diese Netriks kein Problem für unsere Krieger!", erklärte der König siegessicher.
      "Natrix."
      "Was?"
      "Sie heißen Natrix."
      Sein Vater grummelte leise und musterte das Wesen. Er blieb eine ganze Weile da und musterte stumm das Wesen. Aszara bereitete in der Zwischenzeit aus einigen getrockneten Blättern, die er aus seinem Vorrat nahm, dem Gift der Pfeillilie und der Schlingwurz einen Tee zu. "Wir müssen ihn schnell wieder fit kriegen. Umso eher wir alle Antworten aus ihm herauskriegen, desto früher können wir auf diese Eindringlinge reagieren!" Mit diesen Worten verließ sein Vater den Raum wieder, dabei haute er seine Sohn nochmals lobend auf die Schulter. Anschließend goß der Waldkaynan den Tee in eine große Tontasse. Die mühevoll getöpferte Tasse, die außen mit Szenen aus der Natur bemalt war, war im Inneren mit einer funkelnden Schicht ausgekleidet, die den Tee warm hielt. Wer wusste schon, wann Quyn wieder aufwachte?
    • Quyn Va'haal

      Wirre Träume waren es, die der Gefangene während seines mehrstündigen Schlafes durchlebte und die nur wenig Platz für Erholung ließen, auch wenn man nach Außen hin meinen könnte, er wäre ganz friedlich.
      Es war das Erlebte, was der Natrix in seinen Träumen verarbeitete, gepaart mit all den Ängsten, die in ihm aufkeimten. Vor allem die Angst um sein eigenes Sein, denn wie er verstanden hatte, war nicht sein Gegenüber der Richter über Leben und Tod, sondern der König, der wohl Aszaras Vater war.
      Eigentlich lernten die Natrix in ihren Schulen, den Heh’m [Ham], die sie circa 3 Jahre besuchen, dass sie durch ihre Technologie keine Ängste mehr ausstehen mussten. Die Mutter hatte durch ihre glorreichen Ideen dafür gesorgt, dass sich die Rasse der Natrix fabelhaft gegen alles Verteidigen könnte, egal ob schwächer oder mächtiger. In den Heh’m, in jeder Kolonie gibt es nur eine davon, werden die Ideologien des Matriarchats in die Gehirne der jungen Nachkommen „eingebrannt“. Es war vielleicht, durch die Augen anderer Lebensformen betrachtet, eine Art Gehirnwäsche, aber für die Natrix seit jeher eine ganz normale Methode der Lehre.
      Nachdem die Heh’m ihren Dienst geleistet hat, wird durch verschiedene Tests, vier an der Zahl, die Kompetenz eines Natrix in den Disziplinen: Naturwissenschaften, Motorische Fähigkeiten, Umgang mit Technologie und Verteidigung eingeschätzt. Den Ergebnissen entsprechend werden sie dann an weiterführende Bildungseinrichtungen geschickt, natürlich Geschlechterspezifisch unterteilt, da Männern keine „höheren“ Aufgabenbereiche erfüllen durften, es sei denn sie waren in einem Gebiet überragend.
      Auch Quyn hatte diesen Werdegang hinter sich gebracht und war technisch und in den Naturwissenschaften so versiert, dass er hatte Ingenieur werden können. Jedoch hatte er ein Problem, was in seiner Gesellschaft nicht gern gesehen wurde, er war auf psychosozialer Ebene trotz der Ideologie, die ihm vermittelt wurde, sehr einfühlsam oder eher zu einfühlsam. Das äußerte sich nicht nur darin, dass er Männern denselben Respekt schenkte, wie Frauen, sondern nun auch in der Art wie er sich um das Wohlergehen der Kaynan sorgte. Mitgefühl, das sollten Natrix der Lehre der Mutter nach, lieber abstellen oder gar nicht erst entwickeln.

      Im Unterbewusstsein nahm der Dunkelhaarige die Stimme von seinem Jäger wahr, aber auch noch eine andere, dunklere Stimme, welche er zuvor noch nie gehört hatte, aber er war bisher ja auch nur Aszara begegnet. Das gesagte, mischte sich mit in die Träume und machten sie nur noch wirrer, als sie ohnehin schon waren, sodass er schließlich doch irgendwann ein wenig Unruhe ausstrahlte, indem sein Schweif und seine Ohren zuckten.

      Wach wurde er letztlich, weil das Licht, welches seine Schuppen vorher so zum Leuchten gebracht hatte, langsam abnahm und damit auch seine Haut kälter wurde.
      Der Violetthäutige setzte sich vorsichtig auf, blinzelte ein wenig und erschreckte sich, da seine Umgebung, nun weniger in Tageslicht getaucht, etwas Unheimliches an sich hatte. Er legte also die Ohren an, wie ein Tier und zeigte die kleinen, spitzen Fänge im Oberkiefer, nahm somit eine Abwehrhaltung par excellence ein.
      Erst als sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, entspannten sich seine Muskeln ein wenig und er nahm Aszara wahr, der anscheinend nicht vorhatte, ihn allein zu lassen, ihn anscheinend beobachtet hatte. Er verspürte wieder leichte Schmerzen, vor allem wenn er tief einatmete, jedoch war da noch ein Gefühl. Durst, wahrscheinlich auch etwas Hunger.
      „Aszara…“, äußerte der Natrix schließlich und blickte den Jäger an. Er wollte weitersprechen, doch über das Multifunktionstool erreichte Quyn nun eine Nachricht, die ihn erstarren ließ.
      Quyn, wir konnten dich Orten, wir sind auf dem Weg, aber das Signal ist sehr schlecht.
      „Nein nein nein!“, äußerte dieser sofort und versuchte das Gerät zu greifen, sah Aszara an.
      „Bitte gib es mir! Ich muss sofort die Ortungsfunktion abschalten, sonst steht hier wahrscheinlich bald meine Crew… und sie werden mich bestimmt nicht reden lassen, um die Wogen zu glätten, sondern angreifen…“
      Sie würden nicht einmal angreifen, weil Quyn den Anderen wichtig war, sondern weil er ein guter Grund war die friedlichen Gedanken eines Handelsabkommens zu verwerfen und sich die Kaynan gefügig zu machen. Trotz, dass es nur 12 Frauen waren, befürchtete er, dass sie mit ihren Waffen sehr viel Unheil über die hier Lebenden bringen könnten, und Quyn wollte das um jeden Preis verhindern.
      „Wenn du es mir nicht gibst, damit ich es abschalten kann, sind alle hier in Gefahr Aszara. Eine Alternative, wenn du mir nicht vertraust, ist es, das Gerät zu zerstören.“
      "They can keep their heaven. When I die, I'd sooner go to middle-earth." - George R. R. Martin
    • Aszara Saiid

      Erst als die Sonne im Begriff war unterzugehen und den Raum in ein tiefes Orange färbte, wachte Quyn auf. Neugierig blickte der Kaynan auf seinen Gefangenen, der augenscheinlich etwas Schlechtes geträumt haben musste. Das Wesen verfiel für eine kurze Zeit in eine Art Abwehrhaltung, legte die Ohren und präsentierte einen Teil der spitzen Zähnen. Die Mischung aus Träumen, der neuen Umgebung und dem Sonnenuntergang würde wohl jeden in einen ähnlichen Zustand versetzen. Erst nach einigen Sekunden ebbte dieser Zustand beim Natrix ab und er sah dann zum Jäger und sprach diesen an. Aszara sah ihn an und ehe er etwas darauf antworten konnte, wurde Quyn beinahe apathisch. "Das Gerät?", fragte der Waldkaynan verwirrt als er seinen Gefangenen dabei beobachtete durch die Gitterstäbe nach seinem Apparat zu greifen. Aszara hatte ihn vorsichtshalber außer Reichweite gelegt für die zeit, die er Zutaten für den Tee sammeln war. Er wusste schließlich nicht, wie durchtrieben diese Natrix sein konnten. "Ortungsfunktion?", fragte Aszara erneut mit einem veriwrrten Gesichtsausdruck. Er verstand nur wenig, von dem was Quyn meinte, aber es schien ihm wichtig zu sein. Und erst mit den letzten Sätzen verstand Aszara worum es ging. Seine Augen weiteten sich. Der Erkundungstrupp könnte hier aufschlagen, realisierte er und verzog die Miene. "Am liebsten würde ich es darauf ankommen lassen, diese Frauen kennenzulernen", raunte Aszara und drückte seine Fäuste zusammen. Er spürte, wie sein herz anfing schneller zu schlagen und seine Adern heftiger pochten. Es würde ihm jetzt eine Genugtuung sein, die Rechnung mit diesen Wesen zu begleichen. Doch, er wusste, dass wenn diese Truppe hier aufschlägt, ihr einzige Vorteil, die Zurückgezogenheit ihrer Stadt im Dickicht des Dschungels verloren wäre. Angesichts dessen und dem Unwissen über die Stärke des Feindes, biss sich Aszara auf die Unterlippe und schluckte seinen männlichen Kriegerstolz herunter. Er schnappte sich den piependen Apparat und händigte ihn Quyn aus. Würde er das Gerät zerstören, hätte er gar keine Chance, mehr über die Natrix zu erfahren. Sein Volk würde jeden erdenklichen Vorteil, den ihm Quyn einräumen könnte, ausnutzen müssen.

      "Stell diese Funktion ab. Wir können diesen Besuch nicht riskieren." Aszara sah dem Natrix dabei zu, wie er an dem Gerät rumtippte. Dabei hielt Quyn das Gerät durch die Gitterstäbe fest in seiner Hand. "Sollten Sie dennoch hier herkommen, weil du dich doch entschieden hast, nicht mehr mit uns zu kooperieren, werde ich dich töten bevor deine Truppe hier ankommt, Quyn", warnte er den Natrix vor. "Ihr seid vielleicht technologisch überlegen, aber ein paar von euch kriege ich erlegt", raunte der Kaynan mit ernstem Gesicht. Er wandte sich von Quyn ab und ging ein paar Schritte zurück. Es dauerte noch etwas, ehe der Gefangene mit seiner Arbeit an dem Apparat fertig war. "Ich hoffe du weißt, was du da tust. Sollte mein Vater, der König, erfahren, dass wir hier ein Gerät haben, dass den Feind direkt zu uns lockte, könnte ich nicht mehr für dein Überleben garantieren.", erklärte Aszara aus der Ecke des Raumes, wo er nun die Arme verschränkte und sich gegen die Wand lehnte.
      "Du hast geschlafen als er hier war. Er wollte eigentlich Antworten von dir. Dein Glück. Er ist nicht begeistert davon, dass ich dich pflege", zuckte Aszara mit den Schultern. Er war es gewohnt hier Tiere gegen den Willen seines Vaters festzuhalten und diese zu beobachten und zu pflegen. "Er ist wie die meisten Kaynan hier. Mag keine Fremden. Eure Ankunft wird dieses Gefühl nicht gerade verbessern." Der Jäger winkte ab und stieß sich von der Wand ab. Er ging wieder zum Käfig und spähte auf das Gerät, ehe er den Fremden ansah. "Ich verlasse mich auf dich, dass uns dieses Gerät keine weiteren Sorgen macht." Er vertraute dem Quyn natürlich nicht, aber in dieser Sache musste er tatsächlich dem Fremdling trauen - ob er wollte oder nicht. Skeptisch musterte Aszara seinen Gefangenen um etwaige Ausdrücke für ein Lügen bei dem Wesen festzustellen. Jedoch wirkte sein Gegenüber kaum gefasst und eher verängstigt, was den Jäger etwas seiner Skepsis nahm.
      Hätte Quyn gelogen, wäre er anders aufgetreten, so ist sich Aszara sicher. Seine Blicke musterten das fremde Wesen immer wieder mit Neugier und gleichzeitig Verachtung. Er wusste nicht, wieso Quyn so kooperativ war. Seine Beschreibungen von seiner Heimat klangen nach einer harten Ausbildung und einem hierarchischen System, er wirkte jedoch viel fragiler und einfühlsamer. Es musste wohl ein Glücksfall für den Kaynan gewesen sein, dass er genau diesen Natrix erwischt hatte. Oder Schicksal? Denn von alleine verläuft sich niemand in einer Truppe von ausgebildeten Kämpfern. Der Jäger spürte den Blick des Gegenübers.

      "Hmm", murmelte der Kaynan und nahm dem Wesen wieder das Gerät ab, legte es auf den Boden und schnappte sich die Teetasse, die er für den Gefangenen zubereitet hatte. "Trink das. Das sollte fürs Erste gegen deine Schmerzen helfen. Wenn sie bleiben sollten, werde ich mir das morgen genauer ansehen müssen", erklärte Aszara und ließ den Blick über den schlanken, violettfarbenen Körper des Fremdlings gleiten. Er hatte ihn bereits einmal berührt und dabei auch die faszinierenden Schuppen gespürt, die die Haut an manchen Stellen bedeckten. Er fragte sich, wie sehr sich die beiden in ihren Körpern voneinander unterschieden. Der Tee würde gleich beweisen, wie anfällig Natrix für Pfeillilien-Gift waren. Die Menge war gering dosiert und sollte hoffentlich eine schmerzlindernde Wirkung erzielen.
    • Quyn Va'haal

      Die Worte, die der Kaynan da von sich gab, die Drohungen und der feindlich gesinnte Unterton, ließen Quyn vor Angst förmlich beben. Eine starke Unruhe und die Angst um sein Leben, nisteten sich tief in seinem Inneren ein und schnürten ihm fast die Luft ab, die ohnehin schon so schwer für ihn zu atmen war. Dann jedoch musste er sich genau auf die Bedienung des Gerätes konzentrieren, welches Aszara ihm, wenn auch mit offensichtlichem Widerwillen, in die Hände drückte.
      Über die Schaltfläche gab er verschiedene Codes ein, die nicht nur seinen Standort vor seiner Crew verbargen, sondern ebenso jegliche Kommunikation mit ihm unmöglich machten. Für den Dunkelhaarigen selbst könnte es zwar bedeuten, dass er damit nie mehr von hier wegkommen würde, es sei denn man würde ihn irgendwann laufen lassen, aber es hieß zumindest, dass die anderen, mit denen er hierhergereist war, vorerst sicher waren und Aszaras Volk genauso.
      Die Option, dass man ihn irgendwann gehen ließ, schloss er aber im selben Moment schon wieder aus, als der kleine Hoffnungsschimmer in ihm aufkeimen wollte.
      Nach ein paar weiteren Konfigurationen nahm der große Mann ihm schließlich schon wieder das Multifunktionstool aus den Händen, legte es so weit entfernt ab, dass es dem Natrix unmöglich war, es irgendwie zu erreichen.

      So skeptisch wie Aszara ihm gegenüber war, so war es Quyn auch in umgekehrter Manier, nahm Abstand zur Käfigfront und kauerte sich in einer Ecke etwas schutzsuchend zusammen, zog die Beine nah an seinen Körper, wobei sein Schweif wild hin und her Schlug – ein Zeichen seiner Angst.
      Den Blick wendete er jedoch nicht ab, von seinem langhaarigen Gegenüber, verfolgte jede Bewegung genaustens und lauschte auf das, was die KI als Übersetzung seines Gesagten ausspuckte.
      Zwar griff er die Tasse, die ihm angeboten wurde, wagte es aber nicht, von der Flüssigkeit zu trinken, trotz dass er Durst, den er verspürte, wohl so enorm war, wie auch die Schmerzen, die er im Thorax verspürte.
      Erstmal schnupperte er an der Flüssigkeit, versuchte auszumachen, ob es auf irgendeine Art gefährlich roch. Aber wie roch denn gefährlich überhaupt? Ein Gift konnte sicher auch einen angenehmen Duft haben, damit es anziehend wirkte. Im zweiten Schritt prüfte er die Farbe der Tinktur, auch wenn er in der Abenddämmerung nur schwer die Farbe erkennen konnte.
      Auf Alterna II hatten giftige Flüssigkeiten meist eine konkrete Warnfarbe, die von Tiefrot, über verschiedene Violetttöne, bis hin zu einem giftig leuchtenden Blau gehen konnte. Es roch wie ein Tee, so wie es auch der Natrix kannte und schien auch so auszusehen.
      Dennoch blieb die Frage offen, ob er davon trinken konnte, ohne dass es ihn umbrachte, also prüfte er zuletzt das Verhalten des Dunkelhäutigen Mannes. Sein Blick war neutral und es schien nicht, als hätte er gerade die Absicht einen Mord zu begehen, auch wenn Quyn, gerade nach seinen vorherigen Androhungen sicher war, dass er zumindest dazu in der Lage wäre.
      Nach einem leichten Seufzen, sowie einem weiteren prüfenden Blick, entschloss sich der Violetthäutige dann aber, von dem Tee zu trinken. Erstmal nur einen Schluck, er schmeckte leicht bitter, ein wenig blumig und hatte sogar eine gewisse Süße. Den Rest der Flüssigkeit nahm er dann in kleinen Schlückchen zu sich, genoss das Gefühl, nicht mehr ganz so ausgetrocknet zu sein.

      Für die ersten Minuten tat sich rein gar nichts bei ihm, weshalb er die Tasse abstellte und sich etwas anlehnte, darüber nachdachte, wie es weitergehen könnte. Vielleicht würde seine Crew die Suche nach ihm bald einstellen, immerhin war er kaum wichtig für die Erledigung der Mission. Es gab sicher andere, die durch Anleitung per Funk die Wartung des Raumschiffes übernehmen konnten und er war nicht der Einzige, der Erkundungen unternehmen konnte, um Ressourcen aufzuspüren.
      Aber natürlich fragte er sich auch, was passieren könnte, würden die anderen die Stadt, in die er entführt wurde, ausfindig machen konnten.
      Die Kaynan schienen hier recht friedlich im Einklang mit der Natur zu leben und er hatte auch gewissermaßen Verständnis dafür, dass sie lieber für sich bleiben wollten. Aber seine eigene Rasse würde das wahrscheinlich nicht abschrecken, Gewalt anzuwenden, sollten sich die hier Lebenden unkooperativ zeigen.
      Während er sich den Kopf zerbrach, merkte Quyn langsam, dass ihm komisch wurde. Seine Gedanken drifteten ab zu viel Zusammenhangloserem und ein Schwindel überkam ihn, als würde er im Raumschiff sitzen und es gäbe Turbolenzen. Was hatte er da zu sich genommen? War es doch Gift?
      Seine Angst nun zu sterben, nahm ihn völlig ein, sein gesamter Körper begann zu zittern, er legte die spitzen langen Ohren an, kauerte sich noch weiter zusammen, sodass er nur noch wenig Angriffsfläche bieten konnte. Die Kreisenden, wirren Gedanken und das komische Gefühl, was sich in seinem Körper ausbreitete, gepaart mit der zunehmenden Panik, bewirkten, dass sich der Natrix mehr und mehr in seine Angst hineinsteigerte.
      Seine Atmung ging viel zu schnell, so schnell, dass er hyperventilierte und ihm noch viel schwindeliger wurde, als der Tee es als Nebenwirkung ausgelöst hatte.
      „Ich sterbe… ich sterbe...“, wimmerte er und suchte mit Tränen in den Augen nach dem Kaynan.

      Er starb nicht. All das was er erlebte, war ein Produkt seiner viel zu großen Angst, der Aussagen, die Aszara ihm gegenüber gemacht hatte und der Wirkung des Tees auf seinen Organismus.
      "They can keep their heaven. When I die, I'd sooner go to middle-earth." - George R. R. Martin
    • Aszara Saiid

      Es war Stille in den großen Raum eingekehrt. Aszara spürte, dass seine Worte ihre Wirkung scheinbar nicht verfehlt hatten. Sein Gefangener kauerte sich in seinem Käfig zusammen und legte Ohren und Schweif an den Körper, wie es auch verängstigte Tiere taten. Der Kaynan entschied sich jedoch diese Reaktion mit einem Schweigen zu quittieren. Auch den Tee rührte der Fremde fürs Erste nicht an. Erst nach einigen weiteren Minuten fing er an das Getränk zu mustern und es scheinbar zu prüfen, ob es für ihn ungiftig war. "Tzz" zischte der Jäger daraufhin und wand sich vom Käfig ab. Was dachte sich dieser Natrix?, fragte sich Aszara, Dass ich ihn vergifte? Ich brauche Antworten von ihm! Abgesehen davon würde sein Tod in Saiindra womöglich einen politischen Eklat auslösen, den Aszara vermeiden wollte. Man musste sich alle Karten offen halten unabhängig davon wie bereits kynan und Natrix zum verhandeln waren. Quyn war hierfür auf jeden Fall ein Druckmittel und vielleicht sogar eine Teil der Lösung des sich anbahnenden Problems.

      Aszara hörte, wie der Fremdling nun kleine Schlucke aus der Teetasse nahm und drehte sich wieder zu diesem um. Er schien ihm wohl zu bekommen, was für Aszara eine wichtige Erkenntnis war. Die Frage, die sich im gleichermaßen stellte, war die ob die Natrix dann generell gegen das Gift immun waren oder es nur einer höheren Dosis benötigte um seine Wirkung zu entfalten. Unbeabsichtigt bekam der Kaynan seine Antwort zügiger als ihm lieb war. Pfeilliliengift konnte durchaus Halluzinationen hervorrufen oder den Geist ... anregen, wie es die Kaynan nannte. Diese Wirkung schien bei Wuyn auch einzutreten, denn er steigerte sich mit jedem Augenblick mehr und mehr in einen gedanklichen Wahn.
      Aszara schüttelte den Kopf. "Du stirbst nicht!", mahnte er das fremde Wesen, das nun auf dem Boden des Käfigs elend wimmerte und Tränen vergoß. Auch wenn der Waldkaynan ein Jäger war, tat ihm der Natrix leid. Er mochte es nicht, wenn Wesen leiden mussten. Darin bestand auch seine Aufgabe als Jäger. Er fluchte im nächsten Moment selbst über sich und ging an die Tür des Käfigs. Er öffnete diese und ging zu dem Natrix am Boden, der sich weiter von ihm wegrollte. "Bleib wenigstens hier! Ich tue dir nichts! Wenn du wirklich Angst hast zu sterben, muss ich mir dich genauer ansehen, Quyn", mahnte er seinen panischen Gefangenen.

      Erst als der Natrix mit dem Rücken zur Wand war, konnte Aszara auf ihn zu gehen. Mit einem beherzten Griff packte er Quyn bestimmt aber nicht stark am Arm und zog ihn zu sich hoch. Er sah dem Wesen genau in die goldenen Augen. "Ich habe es dir schonmal gesagt: keiner tut dir was, solange ich hier bin. Ich passe auf dich auf! Dafür musst du aber auch mit mir kooperieren." Ernst sah der Kaynan auf den Natrix und spürte den Schweif, der aufgeregt um die beiden herum schwang. "Du scheinst krank zu werden und ich werde dir helfen, sofern du das zulässt. In Ordnung?" Er löste den Griff von Quyns Arm. Wie versteinert blieb Quyn stehen. Aszara musterte das violettfarbene Wesen, das noch immer am Körper zitterte. "Ich möchte jetzt, dass du beruhigst. Ich bin hier. Der Tee hat seine Wirkung, ja ... aber du wirst auch merken, dass die Schmerzen nachlassen werden." Anschließend gab der Waldkaynan ein Seufzens von sich. Er ging einige Schritte vom Natrix zurück, blieb jedoch im Käfig und stellte sich zwischen Quyn und die Tür. Dabei verschränkte er die Arme vor der Brust. "Wie fühlst du dich?", fragte er den Natrix in der Hoffnung, dass dieser nun seine Anpassung langsam ablegte und spürte, dass Kaynan ihm nichts tun wollte.
      Umso länge er im Käfig stand, desto mehr fragte r sich, ob er mit Quyn nicht lieber ein Zimmer haben sollte. Der Fremde war wesentlich weniger gefährlich als es Kaynan sich gedacht hatte. Vielleicht würde er so an mehr Informationen rankommen? Überlegend legte der große Jäger seine Stirn in Falten. Andererseits wenn er öfter so apathisch reagieren sollte, wäre es wohl keine gute Idee, wenn er dann durch ganz Saiindra stürmt und denkt Aszara will ihn töten. Fragend biss er sich auf seine Unterlippe und spähte wieder zu seinem Gefangenen.
    • Quyn Va'haal

      Mit jeder Sekunde, die verging, wuchs die Panik in dem jungen Natrix, ihren Höhepunkt erreichte sie aber, als der große Kaynan in den Käfig trat und ihm immer näherkam. Natürlich tat Quyn daraufhin alles, um dem anderen irgendwie auszureichen, die Abgrenzungen des Käfigs halfen ihm dabei aber auch nicht wirklich und schließlich spürte er, wie sein Arm gepackt wurde.
      Ein Wimmern entkam der Kehle des Violetthäutigen, als er auf seine Beine gezogen wurde, die sich anfühlten, als würden sie keinen Gramm an Gewicht tragen können. Sein Schweif wedelte wild umher, sein gesamter Körper zitterte, wie Espenlaub und als er schließlich dazu gezwungen war, dem anderen in die Augen zu sehen und seinen Worten Aufmerksamkeit zu geben, spürte er, wie sich mehr und mehr Tränen in seinen Augenwinkeln ansammelten und die Wangen hinab rollten, um sich schließlich an seinem Kinn zu sammeln und von dort aus, auf den Boden zu fallen.
      Er sah wirklich jämmerlich aus und er fühlte sich auch jämmerlich, aber die ernsten Worte des anderen, die nach und nach ihren Weg durch Quyns wirre Gedanken fanden, schienen Wirkung zu zeigen und er konnte sich erstmal ein wenig beruhigen.
      Der Natrix versuchte sich einen Moment nur auf seine Atmung zu konzentrieren und darauf, wie sich sein Körper anfühlte. Es kribbelten ihm die Hände, weil seine Atmung sich nur langsam beruhigte, seine Knie fühlten sich weich an und hätte er keinen Schweif, der ihm bei der Balance halt, würde er wahrscheinlich einfach so zusammenbrechen.
      Die Frage danach, wie er sich fühlte, konnte Quyn schließlich nur mit einem unsicheren: „Ich weiß nicht.“ Beantworten, verstummte aber auch schon wieder und ließ seinen Kopf leicht hängen, nachdem er sich langsam wieder hatte auf den Boden gleiten lassen.
      Mittlerweile war es um die beiden herum ziemlich finster geworden und seine goldenen Augen begannen sich nach und nach an die Dunkelheit zu gewöhnen, nachdem die Tränen verebbt waren.
      Die Wirkung des Tees schien langsam einzusetzen, seine Schmerzen nahmen etwas ab, was auch bewirkte, dass er etwas entspannter wurde.
      An seiner Angst änderte das alles aber nichts und er war sich dennoch sicher, dass sein Leben wahrscheinlich nicht verschont werden würde. Wenn es nicht Aszaras Hand war, die ihn umbringen würde, so gäbe es sicher andere Kaynan, die ihn lieber ins Jenseits befördern wollten als einen Eindringling zu beherbergen. Dabei vergaß Quyn in seiner Einschätzung der Situation einen wichtigen Punkt, die Kaynan waren keine Natrix, hatten weder dieselbe Einstellung zu Leben noch dazu, wer es verdient hatte, daran teilzuhaben und wer nicht.
      Zur Wehr setzen, um zu entkommen war zwecklos, selbst wenn sein Gegenüber die Käfigtür offenstehen lassen würde, würde sich der Hermaphrodit wahrscheinlich keinen Meter bewegen. Er hatte nichts, mit dem er sich verteidigen konnte und rein körperlich, könnte er auch niemandem etwas anhaben, zudem kannte er sich nicht aus, konnte ohne die Unterstützung durch Technologie navigieren.


      Entschuldigend sah der nun ruhigere Dunkelhaarige zu dem Jäger, der die Stirn in Falten gelegt hatte und äußerte kläglich: „Es tut mir leid…“
      Niemals hätte Quyn gedacht, dass er sich jemals in einer für ihn so ausweglos scheinenden Lage befinden würde, vorbereitet hatte ihn darauf auch niemand, aber er war ja selbst schuld, war so fasziniert von der hiesigen Umgebung gewesen, dass er den Anschluss an seine Crew verloren hatte.
      Würde man zuhause von seinem Verschwinden erfahren oder seiner Familie eine Botschaft erteilen, dass er wohl tot war, glaubte er kaum, dass diese groß Trauern würden. Denn großartigen Mitgefühl oder Emotionen dieser Art, waren nicht gern gesehen von der Mutter. Man würde ihn wahrscheinlich schnell vergessen haben, denn er war ja keine Frau, hatte nichts Außergewöhnliches geleistet oder sein Volk verteidigt. Er war einfach verloren gegangen, gefangen wurden und schließlich umgekommen. Eine erbärmliche Geschichte. Schon wieder begannen sich die Gedanken in seinem Kopf zu überschlagen. Quyn war niemandem eine Hilfe, weder seiner Crew und damit seinem Volk noch dem großgewachsenen Mann, der ihn hier in einem Käfig festhielt. Würde der Natrix die Seiten wechseln, würde dieser wohl kaum etwas mit ihm anfangen können.
      Langsam zog er seine Beine wieder an seine Brust und wirkte in seiner Haltung uns auch seinem Verhalten völlig deprimiert, was seine Gedanken auch so widerspiegelten. Quyn wollte aufgeben, aber nicht einmal das war ihm gestattet, denn er sollte ja Kooperieren.
      Es schien ausweglos und der hübsche Waldkaynan wirkte auch nicht, als würde ihn das Verhalten des kleineren Wesens zufriedenstellen.

      Einen Wehmutstropfen hatte er jedoch und klammerte sich nun auch daran, denn Aszara hatte ihm versprochen, dass er auf ihn aufpasste.
      "They can keep their heaven. When I die, I'd sooner go to middle-earth." - George R. R. Martin
    • Aszara Saiid

      Äußerlich uninteressiert, aber innerlich neugierig verfolgte der Großgewachsene die Handlung des Natrix. Genau einordnen könnte er die unterschiedlichen Wesenszüge, die ihm in den letzten Minuten begegneten nicht: Verzweiflung, Lethargie, Depression, Hoffnung und nun ...? Er sah zu dem Wesen und versuchte es zu deuten, doch keine Chance. Er konnte nicht sagen, was Quyn fehlte oder was ihn plagte. Aber vielleicht lag es an der Gesamtsituation. Wer wäre schon gerne in einer fremden Welt, bei einem fremden Volk eingekerkert? Aszara runzelte die Stirn und sah dem Natrix zu, wie er es sich wieder auf dem Boden gemütlich machte. Der Waldkaynan beschloss nicht weiter auf seinen Gegenüber einzureden. Der Tee würde langsam wirken und er müsste ruhiger werden, ehe er einschläft. So kehrte er dem Gefangenen den Rücken zu und verließ den Käfig. Er ging an seinen Schreibtisch auf dem noch einige der Blumen und Kräuter des Tees lagen, schnappte sich eine Karaffe, die er mit Wasser befüllte und ging wieder zum Käfig. Die leere Teetasse befüllte er und sah zu dem leidenden Wesen. "Brauchst du eine Decke und ein Kissen? Es wird hier kalt?", fragte er durch die Gitterstäbe. Er als Kaynan war es gewohnt, dass es hier abends kälter wurde. Wie die meisten Kaynan schlief Aszara auch in einer Art Hängematte aus Blättern, Lianen oder grobem Tau. Doch die Körpertemperatur seines Gegenübers konnte er nur schwer einschätzen und so streckte er seine Hand durch das Gitter und legte sie vorsichtig auf die Stirn des Natrix. "Hmmmh. Fühlt sich ... warm an.", nuschelte Aszara überlegend vor sich her. "Trink noch etwas. Du musst ganz durstig sein." Aszara nahm seine Hand zurück und richtete sich auf.

      Sein Blick glitt über das zusammengezogene, violette Wesen. Er würde zu gerne wissen, wie andere Natrix drauf waren. Scheinbar waren sie anders als er, wenn er den Geschichten über diese Kriegerinnen so glauben sollte. Bei den Kaynan waren die meisten Kaynan charakterlich sehr unterschiedlich es gab fiese, engangierte, fromme und weniger fromme Kaynan. Wenn er sich an Quyns Erzählungen erinnert scheint es nicht so, als ob diese Wesen alle unterschiedlich ticken. Sie wirkten sehr effizient und abgeklärt. Dieser Gedanke gruselte Aszara, sodass er den Kopf schüttelte und sich wieder versuchte auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Er ging dafür durch den Raum in eine Ecke, in der ein großes Bündel Seile hing und fädelte diese auseinander. Es handelte sich um eine der Schlafhängematten, die man bei Bedarf von der Wand abhängen konnte und so Platz im Raum sparte. Mit dem Bündel ging er nun zur Befestigung an der anderen Raumseite und hängte sie auf. Darin befand sich noch ein Kissen und eine Decke, die er sich unter den Arm klemmte. Mit dem Bettsatz trat er wieder in den Käfig und hielt Quyn die beiden Sachen hin. "Hier. Du willst doch nicht den ganzen Tag auf dem Steinboden liegen, hm?", fragte er und händigte das weicke, kleine, smaragdgrüne Kissen und die samtige, dunkelgrüne Decke aus.
      "Das letzte Wesen, das ich hier nachts einmal eindecken musste war ein Haeyin [Häjen]. Das Ding zitterte nachts auf einmal wie Espenlaub als ich ihn hier für eine Woche wieder aufpäppelte - entgegen des Wunsches meines Vaters." Aszara rollte die Augen. "Sie sind zimelich missverstandene Wesen, weißt du? Sie wirken oft brutal, aber eigentlich mögen sie es nur nicht, wenn man sie überrascht oder sie das Gefühl haben, in die Enge getrieben zu werden." Die Augen des Waldkaynan leuchteten dabei, da er durchaus ein Herz für diese Wesen hatte, die aus der Sicht seines Stammes nichts mehr als primitives Jagdwild waren. Bestien des Waldes nannten die Kaynan die diversen Tiere wie Haeyin, die auf ihre Umwelt sehr aggressiv und brutal reagieren konnten. "Ich bin mittlerweile so weit, dass wir - die königlichen Jäger - diese tollen Geschöpfe nicht mehr jagen müssen. Sei froh, dass du bei deinem kleinen Spaziergang keinem begegnet bist" Aszara musste schmunzeln, da er sich fragte ob Quyn diesem Wesen genauso unvorsichtig begegnet wäre. Er legte den Kopf schief und beobachtete den Natrix, dessen Atmung sich mittlerweile immer mehr abflachte. Zufrieden nickte der Kaynan, da sein Tee zu wirken schien und der Schmerz den Gefangenen weniger zu peinigen schien.

      Durch die Fensterbögen im Gebäude zog ein leichter Wind und von draußen klangen die Gesänge der Nachtvögel. Aszara schwieg und beobachtete im Schneidersitz den Kaynan, der direkt vor ihm lag. Ruhig senkte sich der Brustkorb des Wesens und im eintretenden Dunkel der Nach wirkte seine schuppige Haut weitaus weniger glänzend. Dafür wurde aus dem purpurnem Violett mehr und mehr ein Dunkellila. Das Farbspiel faszinierte den Jäger noch immer und er kam nicht umhin, das Wesen zu mustern. Wann entdeckte man schonmal eine neue Spezies?
    • (hab das alles mit dem Handy in meinen Notizen getippt, ich entschuldige also etwaige Rechtschreib- und/oder Grammatikfehler)

      Quyn Va'haal

      Der Natrix spürte, wie er langsam immer schläfriger wurde und Mühe hatte, dass ihm die Augen nicht sofort zufielen. Er zuckte nicht zurück, als ihn der Kaynan fragte, ob ihm kalt war und seine Körpertemperatur kontrollierte.
      Normalerweise war es bei den Natrix so, dass sie wechselwarm waren. Das bedeutete, dass sich ihre Körpertemperatur der Umgebung anpasste, im Umkehrschluss bedeutete es jedoch auch, dass sie in einer kühlen Umgebung weniger aktiv sein konnten, als in einer Warmen, trotz der guten Anpassung.
      Der Dunkelhaarige nahm das Kissen und die Decke dankbar an und trank hastig den Becher mit Wasser leer, ehe er sein Nachtlager herrichtete.
      Zuerst kam das Kissen auf den Steinboden, darüber legte er, zu einer Art Schlafsack eingeschlagen, die Decke und schlüpfte dort hinein. Die Spitze seines Schweifs schaute gemeinsam mit seinem Kopf oben heraus. Aszaras Erzählungen erzeugten ein Gefühl der Sicherheit in ihm, da er sich um die Tiere hier auf Haymon zu Sorgen schien, sie wieder gesund pflegte. Es weckte daneben auch ein wenig Hoffnung, welche den Natrix in Verbindung mit der Wirkung des Tees langsam einschlafen ließen. Sein Körper würde ihm die Ruhe danken, denn der Tag war lang und vor allem für seine Nerven sehr strapazierend. Weitere Gedanken über seine misslichen Lage, konnte er sich auch noch am nächsten Tag machen, wenn sein Kopf wieder klarer war.
      Quyn schlief traumlos, jedoch begann sein Körper bald zu überhitzen und dabei besaßen die Natrix keine integrierte Funktion zur Thermoregulation wie beispielsweise Schwitzen. Er begann sich also aus der Decke und auch der Kleidung zu schälen, die einen Großteil seines schmal gebauten Körpers bedeckt hatte.
      Vollkommen entblößt, aber etwas zusammengerollt, lag der Gefangene schließlich auf dem kalten Steinboden des Käfigs.
      Sein Körper war an einigen Stellen, die vorher bedeckt gewesen waren, sehr hell, beinahe in einem pastelligen Rosaton. An diesen Stellen waren Hämatome entstanden, die die milchig-weiße Farbe seines Blutes heller erschienen ließen. Sie breiteten sich an den Oberarmen aus, die der Kaynan mit seinen Unterschenkeln und recht viel Gewicht am Boden gehalten hatten, auch in der Rippengegend waren diese Verfärbungen zu erkennen - keine dieser Verletzungen war jedoch bedrohlich.
      Hin und wieder gab Quyn ein leises Geräusch von sich, was einem Seufzen ähnelte, oder spreizte die Gliedmaßen vom Körper, um sich etwas mehr abzukühlen, wach wurde er aber bis der nächste Tag eingeläutet wurde nicht mehr.


      Als der Gefangene langsam erweckte, hielt er noch etwas die Augen geschlossen, lauschte welche Umgebungsgeräusche er wahrnehmen konnte. Es war bis auf die Rufe von Tieren, die ihm gänzlich unbekannt waren, ruhig, lediglich ein weiteres Atemgeräusch konnte er neben seinem eigenen akustisch wahrnehmen, wobei seine Ohren leicht zuckten und sich aufstellen.
      Sein Gemüt hatte sich weitestgehend beruhigt und er brach nicht wieder in Panik aus, war sogar etwas neugierig und nahm sich vor, seinen Jäger ein wenig zum Leben hier zu befragen, sollte er sich austauschen wollen.
      Aber sein Körper, der fühlte sich merkwürdig an. Er war trotz dass er nur auf und nicht unter der Decke lag recht warm, Quyns Schmerzen wurden durch tiefere Atemzüge wieder verstärkt und ganz generell ereilte ihn ein Schwächegefühl. Auf Alterna II war der junge Hermaphrodit nie von Krankheit betroffen, da durch Impfungen mit Nanochips direkt nach der Geburt alle Kinder Immunisiert wurden. Aber seine Spezies war hier auf einem für sie noch unerforschten Planeten, Quyn war quasi schutzlos gegenüber allem was auf Haymon vorherrschte.
      Langsam versuchte er sich etwas aufzusetzen, es kostete ihn jedoch Kraft und schon ließ er den Blick schweifen, erkannte den Weißhaarigen, der zu schlafen schien in der Art Hängematte, die er schon am Abend zuvor hatte kurz erspähen können.
      Der Kaynan sah interessant aus und Quyn fragte sich ernsthaft wie jemand mit diesem Körperbau ohne einen Schweif seine Balance halten konnte und vor allem, sich lautlos anschleichen.
      Wahrscheinlich wäre wohl jetzt die beste Situation für ihn, einen Fluchtversuch zu starten, doch seine körperliche Verfassung machte es ihm unmöglich, sodass sich der Natrix letztlich einfach wieder zurücksinken ließ und begann, Aszaras Äußeres etwas zu studieren.
      "They can keep their heaven. When I die, I'd sooner go to middle-earth." - George R. R. Martin

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