Persönliche Präferenz. Aha.
Das war die charmante Art zu sagen, dass man den wahren Grund dahinter nicht unbedingt preisgeben wollte. Es würde Devon erst im späteren Verlauf auffallen, dass es einfach sein könnte, dass Malleus Hände einfach dermaßen verbrannt waren, dass er ohne den Schutz des Leders nichts berühren konnte. Dass das nicht der Wahrheit entsprach konnte er schließlich nicht wissen.
Dafür bekam Malleus nicht einmal einen einzigen Blick als er von seiner Überzeugung sprach. Selbst wenn Devon zu gern kurz aufgelacht hätte, es ziemte sich nicht. Er wusste besser, dass Menschen, die zu ihren Kernfesten einer bestimmten Überzeugung folgten, die schlimmsten unter ihnen waren. Dass Malleus darüber hinaus ein inhärentes Talent zum Sprechen und Manipulieren hatte, war ihm bereits nach wenigen Worten aufgefallen. Der Typ war wirklich ein Fanatiker, der sich einfach das erste Mittel nahm, das der Erfüllung seiner Zwecke zuspielte. Es hätten genauso gut die Krankheiten sein können, die sie verehrten, denn der Effekt war mehr oder weniger derselbe.
„Adrastus wird die Welt nicht niederstrecken. Dafür reicht ein einfacher S-Klasse nicht aus.“
Devons Stimme, die nur vereinzelt zu hören war, wirkte immer wieder so fremdartig, wenn man die weiche Sprache der Menschen daneben hielt. Sie zischten kaum oder hackten ihre Wörter ab, so wie die Lacerta es taten. Sie hatten sich den Stil angeeignet, aber nicht völlig frei nachahmen können.
Doch der Jäger ging nicht weiter auf die fanatischen Züge des schwarzen Mannes ein. Tatsächlich zuckten seine Mundwinkel, als Malleus der ganzen Krux schneller auf die Schliche kam als es gut für ihn war. Doch bevor eine seltsame Stille hatte entstehen können, war das Ziegenmädel wieder aufgetaucht. Zu seinem Glück verstand sich.
Dafür lag der Kerl mit seiner Annahme absolut richtig. Zugegeben, etwas anderes hatte Devon auch nicht von ihm erwartet. Er hatte dunkle Augen, nicht nur von der Farbe her, und ihm fielen gewisse Verbindungen mindestens genauso schnell auf wie dem Lacerta selbst. Beispielsweise verstand er genauso schnell, dass Devon sich nur dann bewegen und etwas nehmen würde, wenn ihm das auch klar kommuniziert werden würde. Und seine Beine, die viel zu umständlich angezogen waren, reichten scheinbar aus, damit Malleus die notwendigen Rückschlüsse zog.
Nur dass Devon den Teufel tun würde und irgendwelche Tinkturen aus Menschenhand annehmen würde.
Also streckte er die Beine aus während es eine kurze Debatte zwischen Mensch und Cervidia entbrannte. Er fühlte, wie sich der Stoff von seiner Haut löste und offenbar mit dem Blut an ihr schon festgeklebt war. Da würden vermutlich auch diese ominösen Tinkturen nicht viel dran ändern. Vielmehr Hoffnung setzte er dafür in das Ding, das warm und beinahe lebendig in seiner Tasche auf seinen Einsatz wartete.
Wer einst die Drachen kategorisiert hatte war nicht unbekannt. Es gab Aufzeichnungen der Menschen, die die Sichtungen und Arten einstuften und ihnen Klassen zuordneten. Da Menschen zahlenmäßig den meisten anderen Rassen überlegen waren, hatte man sich ihrer Einstufung bedient und sie eingesetzt. Natürlich war bis dato kein Wort über eine Rasse verloren worden, die den Drachen ähnlich sah. Nur wenige Sichtungen von Lacerta waren dokumentiert, weil sie sich aus genau diesen Gründen noch weiter zurückgezogen hatten. Man sah ihnen Marker an, die den Drachen zugesprochen wurden, obwohl sie eine völlig unabhängige Entwicklung hatten. Zumindest erzählte man sich das.
„Ein Lacerta? Ja, tatsächlich ist er das, klar. Hah!“
Devon hielt in seiner Bewegung inne und ließ die roten Augen zu Tava gleiten. Vermutlich sah er sie mit dem gleichem Ausdruck an wie auch Malleus, denn beide Männer schwiegen nur bedächtig während das Mädel lachte und schließlich selbst merkte, dass sie die einzige war, die es tat.
„Seh ich nur wegen meiner Augen aus wie ein Drache, ᏦᏝᏋᎥᏁᏋፈᏋᏒᏉᎥᎴᎥᏗ?“, fragte Devon ausdruckslos und hatte nicht das Verständnis wie andere, dass sie es immerhin nicht besser wissen konnte. Es gab kaum Aufzeichnungen über die Lacerta und daher bediente man sich dem Wissen, was über Hörensagen weitergegeben wurde. Was, gelinde ausgedrückt, fast nur Humbug war. Um seinen Punkt zu unterstreichen wechselte er am Ende des Satzes in seine Stammessprache, die so fremdartig klang wie seine Augen aussahen.
Nach dem Satz wandte er den Blick erneut ab und machte sich weiter an seinem Wams zu schaffen. Sein Schwert hatte er mittlerweile abgeschnallt und neben sich gelegt, ebenso wie sein Kukri. Er hatte gerade die Füße aufgestellt, damit er aufstehen konnte, da bewegte sich Tava in seinem Augenwinkel schneller als er erwartet hätte. Sie war binnen eines Wimpernschlages bei ihm, nein, vor ihm und starrte ihm ungehobelt ins Gesicht. Sie war ihm so nah, dass sie ihm auch gleich auf den Rücken hätte klettern können. Die Fragen, die daraufhin auf ihn einprasselten, nahm er nur am Rande wahr. Sie waren alle problemlos zu beantworten, aber diese unverhohlene Neugier an seiner Person machte ihn krank. Er wollte nicht als Exemplar studiert werden, nur weil seine Art so selten auftauchte. Und erst recht nicht er, der schon nicht mehr ganz wie einer seiner eigenen Art aussah.
Erschreckend schnell war Devon auf die Füße gekommen. Er stöhnte – er spürte richtig, wie die Wunden wieder aufrissen und die dünnen Krusten sich lösten – und verzog das Gesicht, doch er kämpfte sich dadurch. Er packte Tava mit einer Hand bei den Hörnern und hob sie vom Boden, sodass ihre Füße über der Erde baumelten. Mit seiner vollen Größe hatte Devon nicht einmal durch die Tür gepasst und auch jetzt stand er leicht gekrümmt, was eher so aussah, als würde er sich als Jäger über die gefangene Beute beugen und sie niederstarren. Angst war in der Regel ein effektives Mittel, um sich andere vom Leib zu halten. Geplagt durch seine Schmerzen hatte Devon nur vergessen, dass Tava nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte und vermutlich nicht wie alle anderen reagieren würde.
Devon brachte sein Gesicht ganz nah an das von Tava, damit sie nicht in seinen Mund, dafür aber in seine Augen sehen konnte. Sollte sie sich doch von Nahem anschauen, was sie so sehr interessierte. „Wir sind alle so groß. Wir haben keine Flügel, keine Hörner und spucken auch kein Feuer. Da hinten hast du deine Zunge, also begnüge dich damit.“ Seine Stimme war tief und warnend, noch immer zischelnd und kalt. Unter dem Saum seines Wamses erschienen die ersten Rinnsale von dunkelrotem Blut, das der Stoff nicht mehr aufsaugen konnte. Wortlos öffnete er seine Hand und ließ das Mädchen auf die Füße fallen, da er wusste, dass sie sich fangen würde. Dann sah er zu der Tür, die noch immer offen stand und dann zu Malleus. Ohne den Mann anzusehen wies er ihn an, die Türe zu schließen. Er brauchte keine weiteren Zuschauer, aber ohne Hilfe würde es auch nicht besser werden. Das war eine ausgewachsene Zwickmühle und sobald er sich sicher war, dass er abhauen konnte, würde er es tun müssen. Zeugen zu beseitigen war nämlich nicht seine Art.
Als Malleus nach ein paar Augenblicken die Tür geschlossen hatte, riss sich Devon seinen Umhang vom Leib. Er ließ ihn augenscheinlich achtlos neben dem Schemel auf den Boden fallen, platzierte ihn aber so, dass er ihn jederzeit im Blickfeld haben würde. Dann begann er, mit zusammengebissenen Zähnen die Riemen vollends zu lösen.
„Kein Wort. Erfahre ich, dass einer von euch mit dem Wissen hausieren geht, schneide ich ihm erst die Zunge und dann die Augen heraus“, sagte der Jäger und ließ keinen Zweifel zu, dass er seine Worte in die Tat umsetzen würde.
Als er den Wams ablegte kam darunter ein Leinenhemd zum Vorschein, das früher mal cremefarbend gewesen sein musste. Zumindest ließen die Nähte darauf schließen, denn der Rest war rostrot verfärbt und mit Löchern im Rücken übersät. Mit grobschlächtigen Bewegungen packte er den Stoff und zog ihn sich in ruckartigen Bewegungen über den Kopf, jedes Mal mit einem leisen Zischlaut verbunden. Was darunter zum Vorschein kam war der Grund, warum er Stillschweigen forderte.
Da, wo Haut seine Brust und Rücken bedecken sollte, waren Schuppen zu sehen. Dunkelgrüne Schuppen, die in Clustern vereinzelt auf seinem Körper prangten. Willkürlich hatten sich Teile seiner Haut scheinbar in Schuppen verwandelt, die im Licht manchmal türkis schimmerten. Auch seine Schulterblätter gingen nicht so glatt in den Rücken über wie man es von einem Menschen kannte. Das Wams und der Umhang hatten kaschiert, dass sich die Knochen aufgestellt hatten und aus seinem Rücken leicht hervorragten. So als wollten sich die Schulterblätter in etwas anderes weiterentwickeln oder wurden davon abgehalten. An den restlichen Stellen seiner Haut verliefen in unregelmäßigen Abständen Muster, die sich als Tätowierungen herausstellten. Zeichen seines Stammes, ähnlich wie die Tradition mit den Ohren. Die Linien verliefen sich teilweise in den Schuppenstellen, wodurch es so aussah, als wären sie erst später gekommen.
Plump ließ sich Devon wieder auf den Schemel fallen, der unter seinem Gewicht bedrohlich knarzte und vermutlich lieber seinen Dienst quittiert hätte. Der große Mann sank leicht nach vorn gebeugt über und präsentierte seinen Rücken, der über und über mit Löchern und Schnitten gezeichnet war. Aus manchen ragten Splitter von Felsen und sogar Holzpfosten. Nur an den Stellen, wo er die Schuppen trug, war kein Schaden entstanden.
„Ihr wolltet es sehen? Bitte. An meinen Rücken komm ich selbst schlecht dran.“
Das war die charmante Art zu sagen, dass man den wahren Grund dahinter nicht unbedingt preisgeben wollte. Es würde Devon erst im späteren Verlauf auffallen, dass es einfach sein könnte, dass Malleus Hände einfach dermaßen verbrannt waren, dass er ohne den Schutz des Leders nichts berühren konnte. Dass das nicht der Wahrheit entsprach konnte er schließlich nicht wissen.
Dafür bekam Malleus nicht einmal einen einzigen Blick als er von seiner Überzeugung sprach. Selbst wenn Devon zu gern kurz aufgelacht hätte, es ziemte sich nicht. Er wusste besser, dass Menschen, die zu ihren Kernfesten einer bestimmten Überzeugung folgten, die schlimmsten unter ihnen waren. Dass Malleus darüber hinaus ein inhärentes Talent zum Sprechen und Manipulieren hatte, war ihm bereits nach wenigen Worten aufgefallen. Der Typ war wirklich ein Fanatiker, der sich einfach das erste Mittel nahm, das der Erfüllung seiner Zwecke zuspielte. Es hätten genauso gut die Krankheiten sein können, die sie verehrten, denn der Effekt war mehr oder weniger derselbe.
„Adrastus wird die Welt nicht niederstrecken. Dafür reicht ein einfacher S-Klasse nicht aus.“
Devons Stimme, die nur vereinzelt zu hören war, wirkte immer wieder so fremdartig, wenn man die weiche Sprache der Menschen daneben hielt. Sie zischten kaum oder hackten ihre Wörter ab, so wie die Lacerta es taten. Sie hatten sich den Stil angeeignet, aber nicht völlig frei nachahmen können.
Doch der Jäger ging nicht weiter auf die fanatischen Züge des schwarzen Mannes ein. Tatsächlich zuckten seine Mundwinkel, als Malleus der ganzen Krux schneller auf die Schliche kam als es gut für ihn war. Doch bevor eine seltsame Stille hatte entstehen können, war das Ziegenmädel wieder aufgetaucht. Zu seinem Glück verstand sich.
Dafür lag der Kerl mit seiner Annahme absolut richtig. Zugegeben, etwas anderes hatte Devon auch nicht von ihm erwartet. Er hatte dunkle Augen, nicht nur von der Farbe her, und ihm fielen gewisse Verbindungen mindestens genauso schnell auf wie dem Lacerta selbst. Beispielsweise verstand er genauso schnell, dass Devon sich nur dann bewegen und etwas nehmen würde, wenn ihm das auch klar kommuniziert werden würde. Und seine Beine, die viel zu umständlich angezogen waren, reichten scheinbar aus, damit Malleus die notwendigen Rückschlüsse zog.
Nur dass Devon den Teufel tun würde und irgendwelche Tinkturen aus Menschenhand annehmen würde.
Also streckte er die Beine aus während es eine kurze Debatte zwischen Mensch und Cervidia entbrannte. Er fühlte, wie sich der Stoff von seiner Haut löste und offenbar mit dem Blut an ihr schon festgeklebt war. Da würden vermutlich auch diese ominösen Tinkturen nicht viel dran ändern. Vielmehr Hoffnung setzte er dafür in das Ding, das warm und beinahe lebendig in seiner Tasche auf seinen Einsatz wartete.
Wer einst die Drachen kategorisiert hatte war nicht unbekannt. Es gab Aufzeichnungen der Menschen, die die Sichtungen und Arten einstuften und ihnen Klassen zuordneten. Da Menschen zahlenmäßig den meisten anderen Rassen überlegen waren, hatte man sich ihrer Einstufung bedient und sie eingesetzt. Natürlich war bis dato kein Wort über eine Rasse verloren worden, die den Drachen ähnlich sah. Nur wenige Sichtungen von Lacerta waren dokumentiert, weil sie sich aus genau diesen Gründen noch weiter zurückgezogen hatten. Man sah ihnen Marker an, die den Drachen zugesprochen wurden, obwohl sie eine völlig unabhängige Entwicklung hatten. Zumindest erzählte man sich das.
„Ein Lacerta? Ja, tatsächlich ist er das, klar. Hah!“
Devon hielt in seiner Bewegung inne und ließ die roten Augen zu Tava gleiten. Vermutlich sah er sie mit dem gleichem Ausdruck an wie auch Malleus, denn beide Männer schwiegen nur bedächtig während das Mädel lachte und schließlich selbst merkte, dass sie die einzige war, die es tat.
„Seh ich nur wegen meiner Augen aus wie ein Drache, ᏦᏝᏋᎥᏁᏋፈᏋᏒᏉᎥᎴᎥᏗ?“, fragte Devon ausdruckslos und hatte nicht das Verständnis wie andere, dass sie es immerhin nicht besser wissen konnte. Es gab kaum Aufzeichnungen über die Lacerta und daher bediente man sich dem Wissen, was über Hörensagen weitergegeben wurde. Was, gelinde ausgedrückt, fast nur Humbug war. Um seinen Punkt zu unterstreichen wechselte er am Ende des Satzes in seine Stammessprache, die so fremdartig klang wie seine Augen aussahen.
Nach dem Satz wandte er den Blick erneut ab und machte sich weiter an seinem Wams zu schaffen. Sein Schwert hatte er mittlerweile abgeschnallt und neben sich gelegt, ebenso wie sein Kukri. Er hatte gerade die Füße aufgestellt, damit er aufstehen konnte, da bewegte sich Tava in seinem Augenwinkel schneller als er erwartet hätte. Sie war binnen eines Wimpernschlages bei ihm, nein, vor ihm und starrte ihm ungehobelt ins Gesicht. Sie war ihm so nah, dass sie ihm auch gleich auf den Rücken hätte klettern können. Die Fragen, die daraufhin auf ihn einprasselten, nahm er nur am Rande wahr. Sie waren alle problemlos zu beantworten, aber diese unverhohlene Neugier an seiner Person machte ihn krank. Er wollte nicht als Exemplar studiert werden, nur weil seine Art so selten auftauchte. Und erst recht nicht er, der schon nicht mehr ganz wie einer seiner eigenen Art aussah.
Erschreckend schnell war Devon auf die Füße gekommen. Er stöhnte – er spürte richtig, wie die Wunden wieder aufrissen und die dünnen Krusten sich lösten – und verzog das Gesicht, doch er kämpfte sich dadurch. Er packte Tava mit einer Hand bei den Hörnern und hob sie vom Boden, sodass ihre Füße über der Erde baumelten. Mit seiner vollen Größe hatte Devon nicht einmal durch die Tür gepasst und auch jetzt stand er leicht gekrümmt, was eher so aussah, als würde er sich als Jäger über die gefangene Beute beugen und sie niederstarren. Angst war in der Regel ein effektives Mittel, um sich andere vom Leib zu halten. Geplagt durch seine Schmerzen hatte Devon nur vergessen, dass Tava nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte und vermutlich nicht wie alle anderen reagieren würde.
Devon brachte sein Gesicht ganz nah an das von Tava, damit sie nicht in seinen Mund, dafür aber in seine Augen sehen konnte. Sollte sie sich doch von Nahem anschauen, was sie so sehr interessierte. „Wir sind alle so groß. Wir haben keine Flügel, keine Hörner und spucken auch kein Feuer. Da hinten hast du deine Zunge, also begnüge dich damit.“ Seine Stimme war tief und warnend, noch immer zischelnd und kalt. Unter dem Saum seines Wamses erschienen die ersten Rinnsale von dunkelrotem Blut, das der Stoff nicht mehr aufsaugen konnte. Wortlos öffnete er seine Hand und ließ das Mädchen auf die Füße fallen, da er wusste, dass sie sich fangen würde. Dann sah er zu der Tür, die noch immer offen stand und dann zu Malleus. Ohne den Mann anzusehen wies er ihn an, die Türe zu schließen. Er brauchte keine weiteren Zuschauer, aber ohne Hilfe würde es auch nicht besser werden. Das war eine ausgewachsene Zwickmühle und sobald er sich sicher war, dass er abhauen konnte, würde er es tun müssen. Zeugen zu beseitigen war nämlich nicht seine Art.
Als Malleus nach ein paar Augenblicken die Tür geschlossen hatte, riss sich Devon seinen Umhang vom Leib. Er ließ ihn augenscheinlich achtlos neben dem Schemel auf den Boden fallen, platzierte ihn aber so, dass er ihn jederzeit im Blickfeld haben würde. Dann begann er, mit zusammengebissenen Zähnen die Riemen vollends zu lösen.
„Kein Wort. Erfahre ich, dass einer von euch mit dem Wissen hausieren geht, schneide ich ihm erst die Zunge und dann die Augen heraus“, sagte der Jäger und ließ keinen Zweifel zu, dass er seine Worte in die Tat umsetzen würde.
Als er den Wams ablegte kam darunter ein Leinenhemd zum Vorschein, das früher mal cremefarbend gewesen sein musste. Zumindest ließen die Nähte darauf schließen, denn der Rest war rostrot verfärbt und mit Löchern im Rücken übersät. Mit grobschlächtigen Bewegungen packte er den Stoff und zog ihn sich in ruckartigen Bewegungen über den Kopf, jedes Mal mit einem leisen Zischlaut verbunden. Was darunter zum Vorschein kam war der Grund, warum er Stillschweigen forderte.
Da, wo Haut seine Brust und Rücken bedecken sollte, waren Schuppen zu sehen. Dunkelgrüne Schuppen, die in Clustern vereinzelt auf seinem Körper prangten. Willkürlich hatten sich Teile seiner Haut scheinbar in Schuppen verwandelt, die im Licht manchmal türkis schimmerten. Auch seine Schulterblätter gingen nicht so glatt in den Rücken über wie man es von einem Menschen kannte. Das Wams und der Umhang hatten kaschiert, dass sich die Knochen aufgestellt hatten und aus seinem Rücken leicht hervorragten. So als wollten sich die Schulterblätter in etwas anderes weiterentwickeln oder wurden davon abgehalten. An den restlichen Stellen seiner Haut verliefen in unregelmäßigen Abständen Muster, die sich als Tätowierungen herausstellten. Zeichen seines Stammes, ähnlich wie die Tradition mit den Ohren. Die Linien verliefen sich teilweise in den Schuppenstellen, wodurch es so aussah, als wären sie erst später gekommen.
Plump ließ sich Devon wieder auf den Schemel fallen, der unter seinem Gewicht bedrohlich knarzte und vermutlich lieber seinen Dienst quittiert hätte. Der große Mann sank leicht nach vorn gebeugt über und präsentierte seinen Rücken, der über und über mit Löchern und Schnitten gezeichnet war. Aus manchen ragten Splitter von Felsen und sogar Holzpfosten. Nur an den Stellen, wo er die Schuppen trug, war kein Schaden entstanden.
„Ihr wolltet es sehen? Bitte. An meinen Rücken komm ich selbst schlecht dran.“