WHEN I MET YOU
vorstellung
Regen prasselte in regelmässigen Abständen vom Himmel hinab und durchtränkte die Erde mit einer kalten Feuchtigkeit. Das trommelnde Geräusch hallte in seinen Ohren wider wie ein unheilvolles Mantra. Die Tropfen fühlten sich schwer an auf seinem Pullover, aber das war nicht einmal das, was ihn am meisten ärgerte. Dass er seinen Regenschirm in der Eile zuhause hatte liegen lassen, konnte er ja noch irgendwie verkraften, viel schlimmer war, dass er seine Kopfhörer vergessen hatte und nun der Geräuschkulisse des Abendverkehrs ausgesetzt war. Dabei war es schon nach 21 Uhr. Man hätte meinen können, dass es nun etwas ruhiger wäre auf der Strasse, doch diese Hoffnung war schneller zerplatzt als eine Seifenblase, die gen Himmel stieg. Ein Himmel, der dunkel war, wodurch man die grauen, zuckerwatteähnlichen Wolken gar nicht recht zu sehen vermochte. Sie verdeckten die Sterne und das stimmte ihn traurig, aber selbst an einem klaren Tag konnte man sie dank dem Smog nur selten sehen. Ein Auto rauschte an ihm vorbei über die grüne Ampel zu seiner linken und Sun zuckte leicht zusammen. Gerade noch rechtzeitig hob er den Blick, um der Person auszuweichen, die ihm entgegenkam. Sein Herz pochte schnell in seiner Brust und seine Sicht war verklärt. Zeit, sich zu beeilen und von dem Lärm wegzukommen. Schnelle Schritte lenkten ihn in eine schmale Seitenstrasse, die nach oben führte und damit direkt in ein heimeliges Quartier, indem er auch einen kleinen Laden finden würde. Eigentlich brauchte er gar nichts. Alles, was er benötigte, fand er auch zuhause und eigentlich war es ziemlich dumm von ihm, sich mit diesem kleinen Ausflug zu quälen, wohl wissend, was es mit ihm machte. Aber er hatte es nicht länger zuhause angehalten. Wie so oft war die Stimmung angespannt und noch immer brannte seine Wange von der Begegnung mit der Faust seines Vaters. Die Haut glühte rot, würde sich in den nächsten Tagen bestimmt blau verfärben und an seiner Unterlippe prangte ein kleiner Schnitt, der glücklicherweise nicht mehr blutete. Sun zog sich automatisch die Kapuze tiefer ins Gesicht. Er schämte sich dafür, seinem Vater nicht gut genug zu sein und niemand brauchte zu sehen, was für ein Versager er war.
Der Schwarzhaarige erreichte den kleinen Conveniencestore, dessen neonfarbige Schilder mit den Strassenlampen um die Wette leuchteten. Er trat hastig unter den kleinen Vorsprung beim Eingang, bevor er sich eine Maske über Mund und Nase zog. So verhüllt betrat der Koreaner, die Hände in die seitlichen Taschen seines Hoodies gesteckt, den kleinen Laden. Ein kurzer, viel zu leiser Gruss fand den Verkäufer hinter den Thresen, der den Ankömmling misstrauisch musterte, ihn dann allerdings nicht weiter zu beachten schien. Für einen Moment blieb der Schwarzhaarige ziellos stehen. Es war furchtbar warm im Laden oder es war draussen einfach viel zu kalt gewesen. Seine schmale Statur zitterte leicht unter der schweren Nässe seines Pullovers, der seine Schultern hinabzudrücken schien, doch eigentlich war es das Gewicht seiner Sorgen, die seinen Körper zum reagieren brachten. Sun zwang sich dazu, sich in Bewegung zu setzen. Keine Ahnung, was er hier genau wollte. Etwas Süsses, ein Getränk? Ruhe finden zwischen Milchbeuteln und Ramennudeln? Das war am wahrscheinlichsten. Er liess sich ausgiebig lange Zeit, zog eine Regenspur hinter sich her, wo auch immer er hinging, tropfte seine Kleidung auf den Boden. Seine Schritte waren schlurfend und energielos, während er durch die Regalreihen ging und unter den schwarzen Strähnen seines Haares und der Kapuze hervorlinste, auf der Suche nach etwas, was seine Nerven beruhigte und seinen Kopf für kurze Zeit glücklich genug stimmte, damit er alles vergessen konnte. Dabei machte Sun sich möglichst klein und unauffällig, wollte er auf keinen Fall irgendjemandes Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das war zumindest das Ziel gewesen. Sun hatte gar nicht bemerkt, wie er sich dem jungen Mann genähert hatte, dass er unmittelbar neben ihm stand. Erst als die Stimme des Verkäufers direkt neben ihm stand und er erbost an seiner Kapuze gepackt wurde, schreckte Sun mit hämmerndem Herz aus seiner Zwischenwelt hoch. Seine ungewöhnlichen, grünen Augen weiteten sich vor Angst, seine Hände schossen hoch und griffen nach seiner Kapuze, um sie möglichst auf dem Kopf zu behalten, während er in das wütende Gesicht des Verkäufers sah. «Wusste ich doch, dass ihr hier seid, um zu stehlen! Seid ihr eine Bande, hm?» Sun verstand die Welt nicht mehr. Seine Finger umklammerten den schwarzen Stoff seiner Kapuze so fest, dass seine Knöchel weiss hervortraten. «Yah! Sei nicht so unhöflich und zeig dein Gesicht!», fuhr der Verkäufer ihn an, hielt ihn immer noch im Griff.
Vollkommen überfordert von der Situation versuchte Sun Worte zu formen, doch über seine Lippen perlte nicht mehr als ein undefinierbares Stammeln, stockender Buchstabensalat, Wortgrütze. Er versuchte sich aus dem Griff des Verkäufers zu befreien, löste eine Hand aus der Kapuze um sie abwehrend vor sich zu heben, stolperte dabei rückwärts. Und direkt gegen einen Oberkörper. Erneut schreckte Sun zusammen und schluckte so schwer, dass sein Adamsapfel nervös auf und ab hüpfte. Er konnte nicht einmal den Kopf drehen, um zu sehen, gegen wen er da gestossen war. «Ich…es tut mir leid.», kam es dann doch von ihm, prasselte aus seinem Mund wie der Regen draussen auf die Dächer der parkierenden Autos. «Ich habe nicht…Bitte lassen Sie mich los.»
vorstellung
Regen prasselte in regelmässigen Abständen vom Himmel hinab und durchtränkte die Erde mit einer kalten Feuchtigkeit. Das trommelnde Geräusch hallte in seinen Ohren wider wie ein unheilvolles Mantra. Die Tropfen fühlten sich schwer an auf seinem Pullover, aber das war nicht einmal das, was ihn am meisten ärgerte. Dass er seinen Regenschirm in der Eile zuhause hatte liegen lassen, konnte er ja noch irgendwie verkraften, viel schlimmer war, dass er seine Kopfhörer vergessen hatte und nun der Geräuschkulisse des Abendverkehrs ausgesetzt war. Dabei war es schon nach 21 Uhr. Man hätte meinen können, dass es nun etwas ruhiger wäre auf der Strasse, doch diese Hoffnung war schneller zerplatzt als eine Seifenblase, die gen Himmel stieg. Ein Himmel, der dunkel war, wodurch man die grauen, zuckerwatteähnlichen Wolken gar nicht recht zu sehen vermochte. Sie verdeckten die Sterne und das stimmte ihn traurig, aber selbst an einem klaren Tag konnte man sie dank dem Smog nur selten sehen. Ein Auto rauschte an ihm vorbei über die grüne Ampel zu seiner linken und Sun zuckte leicht zusammen. Gerade noch rechtzeitig hob er den Blick, um der Person auszuweichen, die ihm entgegenkam. Sein Herz pochte schnell in seiner Brust und seine Sicht war verklärt. Zeit, sich zu beeilen und von dem Lärm wegzukommen. Schnelle Schritte lenkten ihn in eine schmale Seitenstrasse, die nach oben führte und damit direkt in ein heimeliges Quartier, indem er auch einen kleinen Laden finden würde. Eigentlich brauchte er gar nichts. Alles, was er benötigte, fand er auch zuhause und eigentlich war es ziemlich dumm von ihm, sich mit diesem kleinen Ausflug zu quälen, wohl wissend, was es mit ihm machte. Aber er hatte es nicht länger zuhause angehalten. Wie so oft war die Stimmung angespannt und noch immer brannte seine Wange von der Begegnung mit der Faust seines Vaters. Die Haut glühte rot, würde sich in den nächsten Tagen bestimmt blau verfärben und an seiner Unterlippe prangte ein kleiner Schnitt, der glücklicherweise nicht mehr blutete. Sun zog sich automatisch die Kapuze tiefer ins Gesicht. Er schämte sich dafür, seinem Vater nicht gut genug zu sein und niemand brauchte zu sehen, was für ein Versager er war.
Der Schwarzhaarige erreichte den kleinen Conveniencestore, dessen neonfarbige Schilder mit den Strassenlampen um die Wette leuchteten. Er trat hastig unter den kleinen Vorsprung beim Eingang, bevor er sich eine Maske über Mund und Nase zog. So verhüllt betrat der Koreaner, die Hände in die seitlichen Taschen seines Hoodies gesteckt, den kleinen Laden. Ein kurzer, viel zu leiser Gruss fand den Verkäufer hinter den Thresen, der den Ankömmling misstrauisch musterte, ihn dann allerdings nicht weiter zu beachten schien. Für einen Moment blieb der Schwarzhaarige ziellos stehen. Es war furchtbar warm im Laden oder es war draussen einfach viel zu kalt gewesen. Seine schmale Statur zitterte leicht unter der schweren Nässe seines Pullovers, der seine Schultern hinabzudrücken schien, doch eigentlich war es das Gewicht seiner Sorgen, die seinen Körper zum reagieren brachten. Sun zwang sich dazu, sich in Bewegung zu setzen. Keine Ahnung, was er hier genau wollte. Etwas Süsses, ein Getränk? Ruhe finden zwischen Milchbeuteln und Ramennudeln? Das war am wahrscheinlichsten. Er liess sich ausgiebig lange Zeit, zog eine Regenspur hinter sich her, wo auch immer er hinging, tropfte seine Kleidung auf den Boden. Seine Schritte waren schlurfend und energielos, während er durch die Regalreihen ging und unter den schwarzen Strähnen seines Haares und der Kapuze hervorlinste, auf der Suche nach etwas, was seine Nerven beruhigte und seinen Kopf für kurze Zeit glücklich genug stimmte, damit er alles vergessen konnte. Dabei machte Sun sich möglichst klein und unauffällig, wollte er auf keinen Fall irgendjemandes Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das war zumindest das Ziel gewesen. Sun hatte gar nicht bemerkt, wie er sich dem jungen Mann genähert hatte, dass er unmittelbar neben ihm stand. Erst als die Stimme des Verkäufers direkt neben ihm stand und er erbost an seiner Kapuze gepackt wurde, schreckte Sun mit hämmerndem Herz aus seiner Zwischenwelt hoch. Seine ungewöhnlichen, grünen Augen weiteten sich vor Angst, seine Hände schossen hoch und griffen nach seiner Kapuze, um sie möglichst auf dem Kopf zu behalten, während er in das wütende Gesicht des Verkäufers sah. «Wusste ich doch, dass ihr hier seid, um zu stehlen! Seid ihr eine Bande, hm?» Sun verstand die Welt nicht mehr. Seine Finger umklammerten den schwarzen Stoff seiner Kapuze so fest, dass seine Knöchel weiss hervortraten. «Yah! Sei nicht so unhöflich und zeig dein Gesicht!», fuhr der Verkäufer ihn an, hielt ihn immer noch im Griff.
Vollkommen überfordert von der Situation versuchte Sun Worte zu formen, doch über seine Lippen perlte nicht mehr als ein undefinierbares Stammeln, stockender Buchstabensalat, Wortgrütze. Er versuchte sich aus dem Griff des Verkäufers zu befreien, löste eine Hand aus der Kapuze um sie abwehrend vor sich zu heben, stolperte dabei rückwärts. Und direkt gegen einen Oberkörper. Erneut schreckte Sun zusammen und schluckte so schwer, dass sein Adamsapfel nervös auf und ab hüpfte. Er konnte nicht einmal den Kopf drehen, um zu sehen, gegen wen er da gestossen war. «Ich…es tut mir leid.», kam es dann doch von ihm, prasselte aus seinem Mund wie der Regen draussen auf die Dächer der parkierenden Autos. «Ich habe nicht…Bitte lassen Sie mich los.»
i dont care how they look at me, i always say what i want to say