Cover Up[Nao feat. Nat]

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    • Cover Up[Nao feat. Nat]

      @Nao.nline <3

      Vorstellung der Charaktere


      Acht Jahre sind vergangen und es hat sich viel geändert. Der 17 Jährige Ryusei Haruki war schon lange Vergangenheit und als sein bester Freund Hiroshi Komada die Oberschule verließ, begann für ihn eine sehr ernste Zeit. Der Schmerz in seiner Seele und in seinem Herz schien sich mit einem einfachen Lächeln nicht so leicht überdecken zu lassen, wie sonst. Er war ein Jahr jünger und deswegen hatte auch der Schwarzhaarige früher den Ernst des Lebens kennengelernt, als er. Irgendwann hatte sich auch der junge Mann mit den blonden Haaren durch die Arbeitswelt gekämpft und seinen Platz in der Welt gefunden. Es war die Pflege geworden und nichts konnte Ryusei mehr erfüllen, als den alten Menschen, bei der Arbeit ihren Geschichten zu lauschen. Natürlich hatte diese Berufung auch einen bitteren Beigeschmack, wenn das Leben mancher Menschen einfach endete. Doch mittlerweile hat sich der Sonnenschein daran gewöhnt. Kein einziger Tod war spurlos am jungen Pfleger vorbeigezogen und irgendwann sehnte sich der Blonde nach einer Erweiterung in seinem Leben. Irgendwann wurde Ryusei von einer alten, zittrigen Hand einer Altenheimbewohnerin eine Stellenanzeige in die Hand gedrückt und das war der Beginn, auf den Haruki so lange gewartet hatte. Sein Sprungbrett ins Krankenhaus. Zugegeben, er liebte es hier, der Chef war wirklich nett und schätzte ihn sehr, aber das Gehalt war lausig und der junge Mann wollte mehr als nur existieren. Er wollte die Welt sehen und irgendwann vielleicht mal sesshaft werden. Wie sollte das mit solch einem Gehalt möglich sein? Natürlich hatte er sich hin und wieder mit seinen Bewohnern darüber unterhalten, aber er hätte es niemals für möglich gehalten, dass er jemals näher an seine unerreichbare Sonne fliegen würde? Das ihm Flügel wachsen würden und er wie ein majestätischer Adler abheben würde? Das war der Beginn einer neuen Zukunft. Seine Zukunft!

      Darum war Haruki Ryusei mit seinen zarten 25 Jahren heute hier. Ein Krankenpfleger im Krankenhaus. Sechs Monate war er nun mittlerweile in einem neuen Team, in einem neuen Stadtteil und schritt seiner neuen Zukunft entgegen. Das Schicksal hatte dem jungen Mann sehr viel abverlangt in den letzten 8 Jahren, doch nun schien es doch einen Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels zu geben und dieser war niemand anderer als “Hiro!!”. Da hatte der Blonde einfach den schweren, braunen Karton mit den Akten fallen lassen und war einem jungen Mann in die Arme gelaufen, der gerade dabei war, sich die Hände in einem Nebenraum zu waschen. Besser gesagt, er hatte ihn wie eine wild gewordene Herde Gnu’s beinahe überrannt und zu Boden gerissen. Nun ja, professionell war etwas anderes, aber, hey, wie würdet ihr reagieren, wenn ihr euren besten Freund nach Acht langen Jahren wieder sehen würdet und das gerade dabei, wie dieser sich fertig machte Homo sapiens zu sezieren!? Nun gut, die ganze Situation war alles andere als gewöhnlich, aber das war Ryusei noch nie gewesen. Egal wie deprimierend der Tod dieser Menschen nun auch war, die Freude erhellte den Raum und den Arbeitsplatz von Hiro mehr, als der Himmel es jemals könnte. Als der völlig überrumpelte Kerl da so mit dem Reingestürmten da so am Boden lag, kam auch schon der Lehrmeister von Komada in den Raum. “So also, dann…” etwas fragend hob dieser die Braue und sah zu den beiden Kerlen hinunter. Da die beiden wie damals in der Schule an Disziplin erinnert wurden, gab Ryusei ein wohliges Gefühl in seiner Brust. Manchmal war er immer noch sehr kindisch. Es war also nie wirklich vergangen und mit dieser vielsagenden Begrüßung flammte eine starke Freundschaft wieder auf…

      Sogar zu der Halloween Party gingen die beiden gemeinsam hin. Eigentlich könnte der Neuzugang somit mal alle anderen kennenlernen, aber er nutzte die Zeit viel lieber, um zu tanzen. Hin und wieder wurde der Krankenpfleger aus dem Konzept gebracht, um sich mit ein paar Leute zu unterhalten und eigentlich unterhielt er sich viel mehr mit den Leuten als er tanzte. Tanzen hatte er schon immer geliebt. Es war eine Art sich auszudrücken und er hatte es schon als kleiner Junge getan. Manchmal hatte er auch versucht, Hiro zu animieren, aber dies hat leider nie so gut geklappt. Alles in allem war die Party eigentlich ganz gut geworden und auch wenn Ryusei nicht die Gelegenheit bekam sich viel mit Hiro zu unterhalten so war er doch froh gewesen das er dort gewesen war. Er hatte ein paar nette Leute kennen gelernt. Was den jungen Mann aber doch sehr wurmte war, dass die Freundschaft, die in diesem kleinen Raum unten im Keller zwar entfacht wurde, aber nicht mehr so leuchtete, wie damals auf der Schule. Immer wieder wurde er daran erinnert und es begann schon alleine mit dem Abend auf dieser Party und zog sich auch viele Wochen weiterhin...

      Heute, an einem relativ ruhigen Arbeitstag, fand sich der Krankenpfleger in der Kantine ein. Gerade als er sich mit seinem Essen, ausgesucht von der Theke auf einen freien Platz setzte stocherte er etwas desinteressiert in diesem rum. Es lag nicht daran, dass das Essen Fade war, sondern einfach daran, dass sich der bereits erwachsene Mann wohl zu viel erwartet hatte und langsam folgte auf seine ungezügelte Euphorie in der Pathologie die Erkenntnis dass das Feuer der Freundschaft wohl nur in seinem Herzen aufgeflammt war. Kurz seufzte er schwer. Das hieß also sich mit denen zu umgeben mit denen man Tag täglich arbeitete auch wenn man vermisste, was man damals hatte. "Haruki-san? Ha..hallo? Haruki-san?" - "Äh..äh?" der junge Mann sah zu einer Frau hoch die sich zu ihm gesellte. "Was ist denn los mit dir, ist das Essen nicht das 5 Sterne Gericht, dass du sonst gewohnt bist?" lehnte sie sich fragend nach vorne. "Ach nicht weiter wichtig." - "Bist du dir sicher? Du wirst so niedergeschlagen?" - "Quatsch" brummte er nun leicht in sich hinein ehe er sich einfach eine Gabel seines Kantinenessens in den Mund steckte. Doch irgendwie hatte er keinen Hunger. Vielleicht lag es einfach nur daran dass die Akzeptanz zuschlug und das nach all' der Zeit. "Entschuldige mich, ich hab keinen Hunger.." - "Ähm.. ist gut." sah ihm Saya hinterher, die ihr essen in Ruhe weiter aß. Gerade war der junge Mann dabei sein Tablett zur Ablage zu bringen, wo man alles selbst verräumen konnte und achtete nicht auf den Weg...

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    • "Komada-san, meine Hände schlafen ein. Nehmen Sie das Skalpell oder nicht?", tönte eine dumpfe, weibliche Stimme neben Hiro hervor. Die Dame wollte offensichtlich langsam in die Mittagspause starten, das ließ die neckende Höflichkeitsform wieder einmal durchscheinen.
      Der Dunkelhaarige seufzte frustriert. "Wenn du gehen willst, hol mir wenigstens eine andere Assistentin, Mayu", murrte er durch den Mundschutz und schnappte sich nun doch das Skalpell, das ihm entgegen gestreckt wurde. "Ich lasse mich nicht stressen"
      "Das ist eine klinische Obduktion, du Hirn. Musst du da so viel Energie reinstecken?", kam es gelangweilt zurück.
      Hiroshi zog die Augenbrauen hoch, nahm die Hände aus dem Patienten und drehte sich zu ihr um. "Schonmal was von Leichenschändung gehört? Deine Worte grenzen daran. … Geh schon, ich mach alleine zu"

      Damit widmete er sich wieder dem alten Mann, der vor etwa drei Stunden einen Herzinfarkt erlitten hatte. Der einzige Grund, warum Hiro gezwungen war, den Armen nochmal aufzuschneiden, war, dass seine Frau sichergehen wollte, dass man ihrem Mann keine falschen Medikamente verabreicht hatte, sondern tatsächlich eine natürliche Todesursache zu seinem letzten Atemzug geführt hatte. Hiroshi durchschaute Fälle wie diese leicht: Aus ihrem Schmerz wollte sie zumindest noch eine Krankenhaus-Klage herausholen. Aber das hätte ihr auch nicht geholfen. Dieser Mann war jedenfalls an einem Herzinfarkt gestorben.

      "Du nähst ihn endlich zu? Dann bleib ich noch", kam es freudig von Mayu und Hiro konnte das Grinsen unter ihrer Maske förmlich hören. "Übrigens… du weißt doch noch, Halloween?" Oh nein, jetzt nutzte sie aus, dass sie allein hier in diesem Raum standen.
      "Mh", machte er teilnahmslos, während er die Brust seines Patientin sorgfältig zunähte, damit die Leichenbestatter später kein Schlachtfeld aufräumen mussten.
      "Der blonde Typ, weißt du noch?"
      "Ich war nicht betrunken. Ja, ich kann mich erinnern", murmelte Hiroshi. "Du meinst Ryusei"
      "Mhhm, der. Du, ist der… zufällig single? Du meintest doch, ihr kennt euch seit einer Ewigkeit. Dann weißt du doch bestimmt…"
      "Keine Ahnung", unterbrach er sie.

      Mann, am liebsten würde er den Faden abreißen und aus dem OP-Saal stürmen, um Mayu's Fragen zu entkommen. Warum hatte er die beiden einander bloß vorgestellt? War doch klar, dass Mayu wieder auf den nächsten flog, der ihr in die Augen sprang. Gab es in diesem Krankenhaus außer ihm noch eine Person, die nicht auf ihrer Liste an Exen stand? Dabei hatte er Ryu nur einen Gefallen tun wollen. Oder besser… ihn abschieben. Bei der Erinnerung an diesem Abend wurde Hiro bereits wieder unwohl. Er beeilte sich ein wenig zu sehr beim Zunähen und lief voraus zur Tür, aber seine Sektionsassistentin würde er nie loswerden, bevor sie die Antworten hatte, die sie wollte. Sie lief ihm direkt nach und riss sich den Mundschutz aus dem Gesicht, den blauen OP-Kittel vom Körper und stopfte beides in den Müll, bevor sie ihren Fragensturm weiterführte.

      "Also? Komm schon, du musst uns nochmal ins Gespräch bringen. Pfleger sind immer die süßesten. Was denkst du, warum ich noch nie etwas mit einem Pathologen hatte? GENAU DESHALB! Ihr seid alle assozial", jammerte sie, während sie sich die kurzen braunen Haare durchkämmte, mit der Bürste, die sie immer hier im Vorraum versteckt hatte, als wäre es ihr wertvollstes Eigentum.
      Hiroshi wusch sich stumm die Hände und unterdrückte ein Augenrollen nach dem anderen. Die Fragerei endete nicht bis sie es in die Kantine geschafft hatten. In der Verzweiflung, in diesem Gespräch gefangen zu sein, hatte Hiro sogar vergessen, sich die OP-Haube abzunehmen. "Gott, such ihn doch! Warum muss ich dir helfen?", fragte er sie frustriert. Er schnappte sich ein Tablett und stellte sich beim Buffet an, die Brünette klebte weiterhin direkt neben ihm.
      "Wieso willst du nicht, dass ich ihn besser kennen lerne? Ist er schwul? Oder ein Psychopath? Lebt bei seiner Mutter? Ist er bankrott? Naja, er ist Pfleger, also…"

      Hiro schüttelte bloß noch den Kopf. Er konnte ihr gar nicht direkt sagen, was ihn an dem Gedanken der beiden zusammen so abstieß, selbst wenn er wollte. Es war das selbe, nervige Gefühl, das ihn sein halbes Leben lang gequält hatte, wenn Ryusei in seiner Nähe gewesen war und… naja, er war IMMER da gewesen. Die letzten 8 Jahre waren wohl die ruhigste, aber auch deprimierendste Zeit seines Lebens gewesen. Als hätte man ihn von seiner Droge abgezogen, harter Entzug. Und die Droge war dieser blonde Sonnenschein, der wohl der einzige Grund war, warum Hiro heute kein absoluter Emo war, der nie aus seiner Kellerwohnung herauskroch. Und so sehr ihn das erste Wiedersehen schockiert, überrascht, gefreut… oder wortwörtlich umgehaut hatte, so ist mit Ryusei auch dieses lästige, unterschwellige Gefühl wieder in sein Leben geplatzt. Es war wohl nicht ganz fair, seinem alten Freund so auf Abstand zu begegnen, wie er es die letzten Wochen getan hatte… aber er wusste sich nicht anders zu helfen. Es gefiel ihm ja auch nicht. Er wollte Zeit mit ihm verbringen! Es war fast erdrückend, wie unbedingt er Zeit mit dem Kerl verbringen wollte. Aber irgendwie schützte er sich davor, zu viel über Ryu zu erfahren, das seit ihrem Abschluss passiert haben sein könnte. Wer weiß, vielleicht war er sogar verheiratet? Nachdem er ihn als diesen 17-jährigen Halbstarken in Erinnerung hatte, war das alles noch schwer mit dem Bild zu vereinbaren, das er jetzt vor sich hatte. Aber das machte es nicht unmöglich. Sie waren beide nicht mehr dieselben wie damals und Hiro hatte gewissermaßen Angst davor, das so richtig zu realisieren. Und dann war da ja noch…

      "Was-", kam es ungehalten aus Hiroshis Mund, als er von hinten angestoßen wurde und fast kopfüber im Salatbuffet landete, hätte er sich nicht gefangen. Er drehte sich ruckartig um und erschrak mehr als er sollte. Ryu stand hinter ihm.
      Ja… das war da noch.
      "Uh… sorry", murmelte Hiro, weil ihm nichts besseres einfiel, dabei war er nicht derjenige, der keine Augen im Kopf hatte. Und scheinbar war es Ryus neuestes Hobby, Hiro umzuhauen. In jeder… Hinsicht. Sein Herz klopfte ein wenig zu heftig, für den minimalen Schock, den er gerade erlebt hatte. Ehrlich gesagt hörte es gar nicht mehr auf. Um sich irgendwie abzulenken, erinnerte er sich schnell an seine Kollegin und meinte: "Ahja… Mayu… Ryu… Ihr kennt euch von der Halloween Feier. Mayu-"
      "-ist sehr erfreut. Schon wieder", grinste sie und ergriff Ryusei's Hand zielsicher. "Willst du dich noch zu uns setzen? Wir beginnen gerade erst die Pause. Hiroshi hat mal wieder überzogen. Komm, da wird keiner was sagen. Ich bin gut mit den meisten Schwestern befreundet. Ein paar Minuten hast du bestimmt" Sie lächelte freundlich. Eins musste man ihr lassen, ihre Opfer konnte sie hervorragend umschwärmen.
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    • Während er nicht auf den Weg Geachtet hatte und wieder ins Tagträumen geraten war, wie er es auch schon damals in seiner Jugend immer getan hatte, war er wirklich so unaufmerksam gewesen, dass er plötzlich einen Widerstand spürte und schon holte ihn dieser Zusammenstoß dafür dass er aus seiner Welt gerissen wurde und sofort wieder im hier und jetzt war. Mit großen geweiteten Augen hatte er sein Tablett gerade noch erfasst und es wirklich geschafft, nichts zu verschütten. Kurz pustete der hübsche Mann die erleichtert die Luft aus seinen blassen Lippen, ehe sein Blick nun hoch schnellte zu der Person, in die er reingelaufen war. “Es tut mir leid, ich war in Gedanken und..” Doch dann verstummte seine sympathische Stimme, als er sah, wen er da fast wieder umgelaufen hätte. “Hi Hiro", wieder schien er wie tausend Lichter zu strahlen, als er dem anderen Kerl gegenüberstand. Doch was jetzt passierte, realisierte er nicht wirklich. ~Was entschuldigt er sich? Wieso?~ “Aber ich bin doch in dich rein gelaufen, also..entschuldigung.” Die Ehrlichkeit war schon immer aus dem Jüngeren geflossen wie aus einem Wasserfall und das oftmals auch zum Leidwesen seines Freundes. Wie gerne würde er nun das Tablet seiner Assistentin in die Hand drücken und seinen alten Kumpel einfach an der Hand schnappen und ihm sein Leben vorstellen. So wie es jetzt war. Eigentlich so lange er denken konnte, war er der Einzige, den er wirklich in seinem Leben vermisste und mit dem er sich nicht hatte abfinden können, ihn nicht bei sich zu haben.

      Nun ja, Freunde brauchten wir alle. Erst jetzt fiel der braune Blick auf Mayu, die Assistentin, die er seit der Halloweenparty kannte und sie ein sehr aufreizendes Katzenkostüm getragen hatte. Dagegen war Catwoman eine Heilige gewesen. “Ah, Mayu schön dich wieder zu sehen.” nickte er ihr freundlich zu und da war es wieder dieses warmherzige und charmante Lächeln, dass so ziemlich jeden in seinem Umfeld bezauberte. Kurz musste er bei ihrer Aussage kichern, ehe sie auf schon die Hand ergriff und Ryusei sein Tablett nur in einer Hand festhielt. Dabei schoss dem jungen Mann einen leichter, rosiger Schimmer auf die Wangen. “Äh..” seufzte er schon fast. “O..okay..” etwas überrumpelt ließ er sich nun von der Frau mitziehen, auf einen Platz, wo er das Tablet nochmal abstellte. Eigentlich wusste er genau, dass seine Chefin ihn töten würde, würde er nicht ordentlich essen. Megumi Asai war eine sehr ernstzunehmende Chefin und oftmals konnte sie auch sehr streng sein. Würde Sie herausfinden, dass der Knabe wieder nichts gegessen hatte, würde sie ihn wohl zwangsernähren. Da saßen die drei nun und wieder stocherte der junge Mann in seinem Essen herum ehe er nun zu seinem Freund hinüberschielte. “Überzogen also..” wiederholte er nun die Worte der Assistentin bis er Komada leicht musterte. “Da lebt ja wirklich jemand für seine Arbeit.” ein Lächeln folgte dieser Aussage.

      “Ich finde es toll, dass du dich für etwas begeistern kannst, es freut mich sehr” Er trat wohl wirklich unbewusst auf jede Tretmine, die auf dem Weg zu Hiro’s Herzen lag. Unfassbar, dass es einen Kerl gab, der seine Leidenschaft mit Toten befürwortete und sich wirklich ernsthaft für den komischen Schwarzhaarigen interessierte. “Ich bin richtig stolz auf dich, mein Freund. Ich hatte schon befürchtet, dass ich dich als totales Wrack vorfinde.” Warum er solch eine Aussage tätigte, war ganz klar. Ihm war es ohne seinen Freund sehr schlecht gegangen. Die beiden hatten die Handynummern des anderen zwar gehabt, doch da das Handy von Ryusei unweigerlich nach dem Umzug zerstört worden war, hielt der Kontakt nicht lange. Ja, seine Eltern waren damals mit ihm von der Stadt auf das Land gezogen und somit war der Weg zum Krankenhaus weit.

      Der Blonde erinnerte sich, als seine Eltern seinen Freund kennengelernt hatten. Die beiden hatten an einem Schulprojekt gearbeitet und somit Miyu und Yuma Haruki wurden zuerst ja für die Geschwister gehalten, bis sich herausstellte, dass Ryu wohl das einzige Kind im Haus und das seine Eltern waren. Seine Mutter war sehr hübsch. Blondes Haar und warmherzige, braune Augen, während sein Vater mit eine Brille auf der Nase und selben Lächeln auf seine Freund einging, wie es Ryusei immer auf seinen Lippen hatte. Die Familie war sehr harmonieliebend und es ging anders zu als in anderen Familien. Miyu schien sich an den Abenden immer zu verabschieden und somit waren Vater und Sohn die ganze Nacht über alleine. Dafür wurde am Tag dann meistens geschlafen, bis der Oberschüler wieder von der Schule nach hause kam und meistens war auch Yuma, der tüchtige Geschäftsmann nicht zuhause, weswegen Ryusei eigentlich sehr selbstständig gewesen war und nicht immer jemanden um Erlaubnis fragen musste, wenn er etwas tun wollte. Die Erinnerungen waren schon fast verblasst, doch jetzt durch das Treffen der beiden, wurden sie wieder klarer.
    • Stolz… er war stolz auf ihn? "Normalerweise reagieren die Leute anders, wenn sie erfahren, dass ich nach meinem Medizinstudium angefangen hab an Toten zu hantieren", schmunzelte er leicht.
      Ja, besonders seine Eltern waren weit entfernt von glücklich gewesen. Da ging ihr Überflieger an Sohn schonmal ins Ausland, um sich weiterzubilden und kam dann zurück um zu erklären, dass er keine Leben retten würde, sondern vielmehr daran interessiert war, die Fehler derer herauszufinden, die in diesem Job versagt hatten. Aber irgendwas hatte ihn einfach in dieses Berufsfeld gerufen. Klar, der ganz eindeutige Bonus war, dass es zumeist still war, zumindest wenn die Assistenten sich nicht langweilten. Außerdem fand er es amüsant, wie das restliche Personal eine Art Stigma um die Pathologie erschaffen hatte. Man behandelte sie immer mit Respekt und Distanz, weil sie den Job taten, mit dem die restlichen Ärzte nichts zu tun haben wollten. Außerdem kannte man als Gerichtsmediziner die Tipps und Tricks, wie man einen Mord spurlos von Statten gehen lassen konnte. Wer die Fehler kannte, wusste auch Wege, sie zu umgehen…

      "Was du nichts sagst. War Hiroshi in der Schule etwa ein Problemkind? Wieso solltest du ihn als Wrack vorfinden?", harkte Mayu nach. Hiro widerstand dem Drang ihr böse Blicke zuzuwerfen. Ganz eindeutig versuchte sie Informationen zu sammeln, die sie irgendwann mal gegen ihn verwenden konnte. So war sie eben, diese Hexe. Ihr wahres Ich zeigte sie aber auch nur denen, die nicht ihr Typ waren!
      "Ich denke… Ryusei spielt darauf an, dass ich ihn vermisst habe", antwortete er selbst und bestätigte damit auch direkt, dass er seinen Freund tatsächlich gerne wiedersah, auch wenn er es in den letzten Wochen nicht unbedingt rüber gebracht hatte. Er warf dem Blonden ein schnelles Lächeln zu, bevor er sich wieder dem Essen widmete.
      "Aw, wie schön, dass ihr euch nach so langer Zeit wieder gefunden habt", strahlte Mayu. "Ich wusste tatsächlich gar nicht, dass Hiroshi Freunde hat!" Das war's. Der böse Blick wurde nicht länger zurückgehalten.
      "Ich habe Freunde, Mayu. Lass den Blödsinn", grummelte Hiro. Wenn sie jetzt damit anfing, ihn vor Ryu schlecht dastehen zu lassen, dann würde sie zukünftig im Waschraum ihre Bürste vermissen! Um schnell das Thema zu wechseln, sprach er etwas an, das er schon vor einer Ewigkeit hätte erwähnen sollen. "Sag mal, wie geht's deinen Eltern, Ryu? Meine Mum meinte damals, ihr wärt umgezogen. Lebst du wieder in der Stadt?", fragte er.
      Dass die Familie Haruki damals die Nachbarschaft verlassen hatte, fand Hiro sogar traurig, ohne überhaupt vor Ort gewesen zu sein. Immerhin lagen in dieser Straße viele Erinnerungen. Er konnte sich noch genau an Ryu's Haus damals erinnern. Seine eignen Eltern waren nie weggezogen, er selbst war nach seiner Rückkehr kurz wieder zu ihnen gekommen, um sich erstmal auf Wohnungssuche zu begeben. Seit einem Jahr hatte er seine kleine Wohnung, etwa 10 Minuten zufuß vom Krankenhaus entfernt, also ganz mittig in der Stadt. Nachdem er ohnehin sein halbes Leben auf der Arbeit verbrachte, war das ideal und ihm persönlich auch eher egal, dass die Wohnung nicht viel her machte. Es war ja nicht so, als hatte er jemanden, mit dem er sie teilen konnte… Und ehrlich gesagt hatte er mit dem Thema Beziehung schon während des Studiums aufgegeben. Die meisten Frauen erwarteten schlichtweg zu viel von ihm. Er hatte nun mal ein eigenes Leben, eigene Interessen und keine Lust, seine ganze Welt um eine einzelne Person zu zentrieren. Wenn schon, dann würde er diese Energie lieber in sich selbst investieren.
      Wieder kam der Gedanke auf, ob Ryu wohl mit jemandem zusammen war… Doch Hiro wollte schlichtweg keine Antwort auf diese Frage haben. Schon als sie in der Schule waren hatte er immer ein merkwürdiges Verhältnis zu Ryu's Freundinnen gehabt. Vermutlich lag es an seinem Typ. Aber er hatte diese Frauen einfach nie leiden können.
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    • Er wusste nicht warum, aber das Schmunzeln seines besten Freundes, was er in Ryusei’s Augen immer noch war, stimmte ihn glücklich. Er mochte es immer schon, wenn er ihm eine Freude machen konnte. Das hatte er damals auch schon gern gemacht. “Naja..” begann er nun mit einem sanftmütigen Ton, ehe er sich doch etwas vom Essen gönnte. “..ich denke einfach, dass es viele nicht als normalen Beruf ansehen.” Ryusei war da anders. Er hatte die Eigenheit von Hiroshi immer akzeptiert, auch damals, als sie in der Grundschule einen Frosch sezieren mussten. Natürlich war er sein Partner gewesen und dagegen hatte Hiroshi nicht mal was tun können, denn der positive Sonnenschein hatte sich einfach seine Hand geschnappt. “Hiro-chan! Wir zwei?” war damals seine Frage gewesen und damals war auch der Schwarzhaarige mit der selben Leidenschaft wie heute dabei. Ryu hatte das ganze nur mit einem Lächeln beobachtet und dem etwas komischen Kerl einfach seine Freude gelassen. Damals hatten die beiden ein tiefes Band verbunden und heute, auch wenn man es kaum noch sehen konnte, schimmerte es im Nebel des Alltags ganz leicht hervor.

      Gerade hatte er sogar etwas gegessen und hatte sich die Gabel in den Mund gesteckt. Sein Kumpel schaffte es doch immer wieder, ihn in die Richtige Richtung zu leiten. Auch wenn es von Komada unbewusst passierte. Nachdem er wieder aus den Gedanken gerissen wurde, sah er zu Mayu hinüber. Ein Problemkind? Kurz darauf blickte er abwechselnd zu beiden, ehe er sein Essen runter schluckte. Als er sich seine Worte zurecht gelegt hatte, dass Hiroshi eigentlich nie ein Problemfall war und dass er Angst gehabt hatte, dass dieser genauso unter der Trennung gelitten hatte wie er, da sprach ihm der Schwarzhaarige schon aus der Seele und kam ihm einfach vor, die Frage von Mayu zu beantworten. “Ja so meinte ich das.” Schon erwiderte er das Lächeln kurz von seinem Pathologen Freund um es ihm gleich zu tun. Auf Mayu’s Sticheleien ging der junge Mann nicht ein und blickte bei dem Gespräch zwischen den beiden hin und her, während er sich sein Glas nahm und daran nippte.

      Der Themenwechsel war etwas, was sich selbst auch Haruki gewünscht hätte, doch irgendwie ging es in eine Richtung, über die er nicht sprechen wollte. Nachdem sich Hiroshi wirklich an dem Leben von seinem Kindheitsfreund interessierte, stellte er das Glas wieder auf das Tablet und plötzlich umgab eine etwas düstere Stimmung den jungen Mann, die eigentlich ja sonst eher in der Pathologie vorhanden war. “Ja also, da hatte deine Mutter Recht. Wir sind ja da aufs Land gezogen.” Die erste Frage schien er gekonnt zu umgehen. Erst jetzt erhellt sich seine Stimmung wieder. “Ich hatte etwas Geld und hab mir ein Haus gekauft, in der Vorstadt..” Die Vorstadt war doch mit ihrer Angrenzung zur Länderei noch das einzige, was er sich vorstellen konnte. Man könnte, wenn man überall hin wollte, und dennoch hatte man eine naturverbundene Komponente vor der Tür. Anders als sein Freund, hatte Ryusei anscheinend mit dem Haus voraus gesorgt, denn er wünschte sich und das von klein auf eine Familie. Er hatte ein wohlbehütetes Familienleben gehabt und auch wenn er als Einzelkind oftmals einsam gewesen war, hatte er beinahe nur gute Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Er hatte keine wirkliche Freundin in Aussicht, aber irgendwann würde er, davon war er überzeugt. Frau und Kind haben und seinen Traum leben können. “Und du? Wohnst du noch bei deinen Eltern?” fragte er nun neugierig nach.
    • Ein Haus. Ein Haus?! Wozu brauchte er denn ein Haus in dem Alter? Vielleicht war Hiroshi einfach unnatürlich ziellos, was das „Zur Ruhe kommen“ betraf und tatsächlich auch nicht unbedingt der Bodenständigste, aber sich in dem Alter ein Haus überhaupt leisten zu können war… das war doch nicht ganz normal? Oder war er selbst irgendwie auf der Strecke geblieben, weil er gerade mal seine erste Richtung winzige Wohnung hatte, nachdem er Jahre in der Hölle namens Studentenwohnheim geschmort hatte? Dabei war sein eigenes Gehalt kaum das Problem.
      Hiroshi verschluckte sich bei der Neuigkeit beinahe und musste erstmal ein bisschen Wasser nachschütten. Dann stellte er das Glas wieder ab. „Das… äh… naja, gratuliere“, brachte er irgendwie hervor, nachdem er keine richtige Antwort auf diese Information hatte. Wenn man sechs Jahre studierte schien man wirklich hinten nach zu sein, am Ende. „U-und da lebst du ganz allein? In nem Haus?“ Da war sie nun doch, die beängstigende Frage. Zudem… war es doch wahrscheinlicher, sich ein Haus zu kaufen, wenn man in einer festen Beziehung war. Hiroshi steckte ein Kloß im Hals.
      „Eh- nein… ich wohne ganz… in der Nähe“, brachte er trocken hervor. Wenn er so darüber nachdachte, war Ryusei die Frage nach seinen Eltern merkwürdig umgangen. Wenn sie alleine waren… würde er vielleicht nochmal darauf zurück kommen. Lieber das als er rief seine Mutter an, um nachzufragen, denn das Telefonat konnte dann Stunden dauern.
      „Hiroshi‘s Wohnung wäre bestimmt super, wenn man morgens ausschlafen will. Aber er ist trotzdem immer so gottverdammt früh hier“, erklärte Mayu ungefragt und warf dem Blonden weiterhin ihr strahlendes Lächeln zu. „Ich finde es aber toll, dass du dich niederlassen willst, wie es klingt. So eine Junggesellenbude verliert irgendwann ihren Charme“, musste sie hinzufügen um Hiro eins reinzuwischen. Damit war sie aber nicht fertig: „Aber… sag, ist das nicht einsam? Ich besuch dich gerne mal, wenn dir langweilig wird in deinem Haus. Oder wie wärs mit ner Grillparty? Für sowas ist das doch perfekt! Ich würd mich richtig freuen, wenn wir… uns mal zusammen setzen könnten. Nicht nur hier in der Kantine. Vielleicht sogar mit besserem Essen?“ Sie grinste und hatte im Sprechen die Hand ausgestreckt und berührte damit nun immer wieder ganz nebensächlich die von Ryusei, wenn sie ihn direkt ansprach. Ein Dorn im Auge für Hiroshi.
      „Ah, wir müssen sowieso zurück an die Arbeit. Noch zwei… Gerichtsfälle. Das kann dauern“, kündigte Hiro an und stand eilig auf.
      Mayu blickte verwirrt hoch. „Gerichtsfälle?“
      „Yup, hab ne Mail bekommen“ Hiro nickte schnell.
      Die Assistentin seufzte, aber dann… „Ach, ich schick dir dann Aki und Chiyo und ich wechsle mich ab und guck mal zu Ito-san rüber. Und… mir geht‘s nicht so gut. Kreislauf. Ich muss noch ein bisschen sitzen bleiben…“ Sie machte ihre Kulleraugen und Hiroshi wollte sie am liebsten hochheben und persönlich neben den Leichen absetzen, aber sie hatte sich wohl in den Kopf gesetzt, heute Nachmittag nicht mehr mit ihm zu arbeiten. Nachdem sie seine beste Assistentin war konnte er da noch nichtmal etwas ausrichten. Irgendwie konnte sie tun und lassen was sie wollte.
      „Schön“, grummelte Hiro. Er verabschiedete sich schnell von Ryu, hierbleiben konnte er nach seiner Ansage ja kaum. Außerdem musste er entweder Chiyo oder Aki als erstes finden. Er brauchte nur eine Präparationsassistentin, die Gerichtsfälle waren ein Lüge gewesen. Ansonsten hätte er auch noch einen zweiten Pathologen hinzuziehen müssen und zum Glück kannte Mayu den Dienstplan der Ärzte nicht.
      Sobald er ihnen den Rücken zudrehte konnte er förmlich spüren, wie Mayu Ryusei zutextete, bis er irgendeinem ihrer Vorschläge nachgeben musste.
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    • Sich ein Haus zu kaufen, klingt vielleicht komisch in den Ohren der anderen, zumindest in denen von seinem Freund, aber es hatte seine Gründe, wieso es so war, wie es war. Ryusei war nie ein Mensch gewesen, der in einer kleinen Wohnung glücklich wäre und da er das Haus seiner Eltern ja für’s gute Geld hatte verkaufen können, hatte er sich seinen eigenen Traum erfüllt und ein Haus mit 6 Räumen und einem hübschen Garten in der Vorstadt genommen. Damals hatte der 25 jährige ja mit seiner Familie weiter entfernt am Land gelebt. Aber er musste dort weg. Weg von diesen alten Erinnerungen und ein neues Leben beginnen. Zuviel war an diesem Ort passiert, was er nicht positiv im Gedächtnis behalten hatte und deswegen macht es auch Sinn dort wegzuziehen.

      Als sein Freund zu husten begann, legte der andere ihm die Hand sanft auf den Rücken und klopfte leicht dagegen. Er hatte seine Nähe wirklich vermisst und wirkte jetzt auch viel ruhiger als sonst. “Danke” kam nur kurz lächelnd von ihm. Dieses Lächeln von Ryusei konnte sich schon richtig in das Herz von einem bohren, im positiven Sinne. Ryu konnte einen richtig aus den tiefsten Abgründen reißen. Das war schon immer seine Stärke gewesen und vor allem konnte er schon seit seiner Kindheit alles und jeden um sich bezaubern. Wie oft hatte er gehört, dass er ein unglaublich süßer Junge war, sogar in seiner Teenagerzeit hatte er oft gehört, wie gut er nur erzogen worden wäre und dass es sowas heute nicht mehr so oft geben würde. "Ja, ich lebe da alleine in dem Haus.” Dabei fiel sein Blick auf Hiro, der anscheinend das alles etwas fragwürdig fand. “Würde mich freuen, wenn du mich mal besuchen kommst.” erwiderte er leicht grinsend und legte den eigenen Kopf auf seine Arme, die verschränkt auf dem Tisch der Kantine lagen und blickte etwas neckend hoch zu seinem Freund. Mayu selbst traf den Nagel wirklich auf den Kopf.

      Er hatte sich schon als kleines Kind immer gerne in Mutter,Vater,Kind- Spiele eingeklinkt und oft den Vater übernommen. Er liebte Kinder und er wusste, dass er sicher irgendwann einmal eines haben würde. Das war bei ihm so klar wie das Amen in der Kirche war. “Ich mag die Ruhe eigentlich gerne, wenn der Tag turbulent war. Hatte aber schon mal darüber nachgedacht, das Gästezimmer zu vermieten." Er dachte also darüber nach, ob er sich nicht einen Mitbewohner suchen sollte? Nun ja, ein leeres Zimmer hatte er ja im Haus. Der junge Mann mit den blonden Haaren hatte sich nun wieder aufgesetzt und seine Hände locker vor sich platziert, während er sprach, weswegen Mayu auch gut hin und wieder seine Hand berühren konnte. Dass dies beabsichtigt war, konnte jeder sehen. Immer wieder durchfuhr den jungen Mann ein leichtes Kribbeln, doch er versuchte, diese Gefühle, die sie weckte, einfach zu ignorieren. Etwas schüchtern lächelnd blickte er zu Hiro und zog nun vorsichtig die Hand zurück. “Ähm.. ja.. können wir mal machen..oder Hiro?” doch dieser sprach plötzlich von irgendwelchen Gerichtsfällen und ließ den jungen Mann mit seiner lüsternen Assistenz alleine. Etwas verwirrt und wie bestellt und nicht abgeholt, blieb er nun mit dieser etwas aufdringlichen Mayu sitzen. Er versuchte höflich zu bleiben und ging auf alles ein, was Mayu erzählte und so kam auch nun wirklich ein Grillabend zustande. Eigentlich kam er sich so vor, als wenn er definitiv Mayu zugestimmt hatte, sie mal zu sich einzuladen und es schien auch der Realität zu entsprechen.

      Nachdem sich der junge Mann eine Rüge anhören konnte, weil er viel zu lange in der Kantine gewesen war, musste er heute länger arbeiten und nahm das auch so hin. Mittlerweile war es jetzt 23 Uhr und Ryusei wurde immer müder und müder, was seine Schicht betraf. Er war ziemlich froh, dass er morgen frei hatte. Frei wie ein Vogel war er. Gerade war er auf dem weg zu den Spinden, die sich für alle im Keller befanden. Total fertig stöhnte er durch die hallenden Gänge und es klang eher so als wäre in der Pathologie ein toter wieder aufgewacht. Wäre mal was Neues, aber das war laut dem wissen von Ryu noch nie passiert. “Mist verdammt.. ich hab es wohl zu gut gemeint, mit dem wieder gut zu machen.." Damit meinte er natürlich die Fehlzeit, die er ja wieder aufholen wollte und dabei übertrieb er wieder brühwarm! Gerade war er dabei sich die Arbeitskleidung auszuziehen um diese dann in seinen schwarzen Rucksack zu packen, indem er immer seine Kleidung hatte und mit der er auch von zuhause die frisch gewaschene Arbeitskleidung mitgebracht hatte. Etwas unsicher versuchte er in seine Jeans zu schlüpfen, bis er das Gleichgewicht verlor und dann leicht gegen einen Spind krachte. “Ja…” kam mit einem leicht genervten Unterton, während er die Brauen leicht nach oben zog. “...das machst du nie wieder..” sprach er weiter zu sich selbst.

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    • Das Klopfen auf den Rücken machte alles fast nur schlimmer. Ryu war wirklich immer sofort dabei, anderen zu helfen. Eine tolle Eigenschaft, nur, dass er in diesem Fall eher das Problem und nicht die Lösung war. Als er dann auch noch den Kopf senkte und ihm dieses Engelslächeln zuwarf, musste Hiro erst einmal tief durchatmen. Hatte er schon immer so ausgesehen? Dämliche Frage. Natürlich hatte er das. Aber gerade wurde Hiroshi mehr als bewusst, warum Mayu auf den ersten Blick verrückt nach ihm war. Er räusperte sich. "Das… werde ich machen. Wenn ich Zeit finde", meinte er nüchtern. Er musste Ryu nicht wissen lassen, wie scharf er darauf war dieses vermeintliche Haus zu sehen, vor allem nachdem dort scheinbar keine merkwürdige Frau auf ihn warten würde.

      Grillparty… das kam gar nicht so ungelegen. Wenn andere Menschen dabei waren, würden er und Ryu nicht in eine peinliche Stimmung kippen, wenn ihnen der Gesprächsstoff ausging. Na schön, das wäre vermutlich nicht das Problem… Eher sah Hiro sich bereits mit Kloß im Hals kein Wort herausbringen. Ryusei nach so langer Zeit wieder "kennenzulernen" weckte eine neue Art der Nervosität in ihm. Und… was wenn sie zu verschieden waren? Wenn sie sich nicht mehr so verstehen würden, wie damals in der Schule? Ryu schien da ja kein Problem zu sehen, er behandelte Hiroshi als hätten sie sich zwei Tage lang nicht gesehen, dabei waren es 8 Jahre. Er selbst hatte da größere Zweifel.

      Nachdem er Chiyo informiert hatte, dass sie Mayu ignorieren sollte, wenn sie später zu ihr kam, verbrachte er noch einige Stunden mit Aki im Operationssaal. Stunden, obwohl kein Gerichtsfall anstand, was eigentlich noch viel schlimmer war, denn statt lange an einem Patienten zu arbeiten, arbeiteten sie kurz an SEHR vielen. Das machte müde. Es war furchtbar anstrengend, nach jedem Patienten noch einmal umzudenken und nach etwas anderem zu suchen. Etliche Schnitte, Untersuchungen und Proben später war es bereits nachts. Ito-san, einer der pathologischen Fachärzte, der ihn beaufsichtigte und bei den Gerichtsfällen unterstützte, hatte Mayu bestimmt längst entlassen. Aki war auch nicht sonderlich glücklich über die Überstunden, allerdings hatte Hiro keine Lust morgen die dreifache Arbeit zu erledigen, nur weil er heute nicht fertig geworden war.
      Als es endlich vorbei war, stöhnte Aki erleichtert auf. "Gott sei Dank. Ich will endlich ins Bett, ich kann kaum mehr stehen", jammerte sie.
      "Tut mir leid", meinte Hiroshi ein wenig verlegen. Leider konnten seine Assistenten nichts anderes tun, als sich nach den Ärzten zu richten. Außer sie fanden einen Schichtersatz. Das hätte Aki natürlich versuchen können, aber Hiro kannte seine Assistenten. Sie beschwerten sich zwar, aber im Endeffekt bekamen sie die Überstunden doppelt ausgezahlt.
      Er verabschiedete sich von seiner Kollegin, die ihm einen schönen Abend wünschte und schloss schnell sein Protokoll ab, bevor er sich ebenfalls auf den Heimweg machen wollte. Während er da so höchst konzentriert an seinem Tablet saß, bekam er auf einmal einen Herzinfarkt, bei den Zombie-Geräuschen die aus den Gängen kamen. Hiroshi stand auf. Er hatte sich nicht verhört, da hatte wohl noch jemand Überstunden gemacht. Als er dann ein Krachen hörte, konnte er nicht anders als den Geräuschen zu den Umkleiden zu folgen. Es war schließlich schonmal passiert, dass eine Schwester nach einer Doppelschicht umgekippt war. Da zögerte man besser keine Sekunde. Er ging zu den Umkleiden und wunderte sich, als er auf einmal… Ryu mit sich selbst sprechen hörte.
      "Alles… okay?", fragte er laut, bevor die Tür zur Männerumkleide des Pflegepersonals öffnete. Sobald er hinein sah, drehte er sich auch schon wieder um. "Sorry!", rief er über die Schulter. Dass die Reaktion maßlos übertrieben war fiel ihm auch erst eine Sekunde zu spät auf. Das war… eine Männerumkleide. Er selbst zog sich sogar vor seinen Kollegen in der Umkleide nebenan um.
      Mit einem Räuspern ging er dann doch hinein. "Eh… ich wusste nicht, dass du noch hier bist. Hast du nicht in der Früh begonnen? Hat man dich nicht gehen lassen?", fragte er und setzte sich auf eine Bank, wo er stur auf den Boden starrte anstatt den Blick zu Ryu zu heben, bis dieser sich umgezogen hatte. Eigentlich hatte er keinen richtigen Grund, hier zu sitzen, immerhin war Ryu keine ohnmächtige Krankenschwester und er hatte noch ein Protokoll zu beenden. Aber auf der anderen Seite… waren Protokolle langweilig und er hatte seit Stunden nicht gesprochen, weil er bei der Arbeit einfach zu konzentriert war. Ein bisschen menschlicher… lebendiger Kontakt konnte nicht schaden, vor allem um wieder etwas wacher zu werden.
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    • Kurz horchte der Blondschopf nun auf und blickte kurz fragend über seine Schulter zur Türe. Hatte er sich das eingebildet oder hatte er nun um diese Zeit noch jemanden gehört. Doch er ging nicht weiter drauf ein und schloss seine Jeans, ehe er nun leicht seufzte und seinen Oberkörper leicht aufrichtete. Doch da öffnete jemand die Türe und sofort schnellte sein Blick über seine Schulter hinüber bis er eine Entschuldigung vernahm, auf die er auch nicht weiter einging. Diese Stimme, die sich entschuldigt hatte, hörte sich vertraut nach Hiro an. Aber ganz sicher war sich der junge Mann in diesem Zustand nicht ob er sich nicht vielleicht verhört hatte bis dieser plötzlich, ein Räuspern. Nochmal flog kurz sein Blick zu dem Schwarzhaarigen, der sich nun zu ihm gesellte bis er nun sein Shirt aus dem Spind nahm und sich dieser etwas schwerfällig überzog. Nachdem er es sich gerichtet hatte folgte ein leichtes Hemd. “Ja..” säuselte er leise und ruhiger als sonst. “...ich bin noch da..” ein Schmunzeln aus seinen Lippen, das gar nicht so viel Stärke wie gewöhnlich ausstrahlte, war zu erkennen, aber es lag wohl an seinem Zustand.

      “Ich musste die Zeit nacharbeiten, verständlich natürlich.. aber ich habe einfach wieder etwas übertrieben und keine Pausen eingelegt..” sprach er leicht beschämt seufzend, bis er dann aus seinem Spind eine kleine Wasserflasche kramte und sich neben Hiro auf die Bank plumpsen ließ. In solch einem Zustand dürfte ihn der andere eigentlich noch nie gesehen haben. Nun ja, eigentlich hatte er ihn ja noch in gar keinem Zustand richtig erwachsen erlebt. Er hatte sicher immer noch das niedliche Bild eines Teenager’s vor Augen. “Was Gutes hat das ganze ja..” sprach er nun ehe er leicht zu seinem Freund sah. “Hab dich heute nochmal gesehen. Ist doch auch cool” dabei stupste er ihn leicht lächelnd mit dem Ellenbogen an. Sogar dabei war er vorsichtig, denn er wollte seinen Kumpel nicht verletzen. Erst jetzt ging sein müder Blick, gerade nach vorne auf den Boden. Stille trat kurz ein. “Du hast es gut, dass du hier gleich dein Bett hast. Ich darf jetzt noch eine halbe Stunde fahren.” beschwerte er sich mit einem leichten Unterton.

      Irgendwann öffnete der junge Mann seine weiße Sportflasche, in der sich Wasser befand, um ein paar Schlucke von dieser zu nehmen. Dabei versuchte er das Gleichgewicht zu halten, aber wackelte etwas hin und her und stieß dabei etwas an Hiro. Obwohl er sich alle Mühe gab die Balance zu halten er konnte es nicht. Da Haruki seit heute in der Früh 9 Uhr auf den Beinen stand und im Dienst war, hatte er sich viel zu viel aufgeladen. “Eigentlich … hätte ich um 20 Uhr Feierabend gehabt..” erklärte er dem Kerl neben sich, als er seine Flasche schloss und hoffte, dass sein Gehirn nun wacher werden würde, damit er fahren konnte. Manchmal kotzte ihn die Gutherzigkeit an, die er von seiner Mutter geerbt hatte. Der Ehrgeiz, bis ans Limit zu gehen, hatte er von seinem Vater. Nach einiger Zeit erhob sich der Blonde, während er seine Lederjacke anzog und den Rucksack auf seinen Rücken zu schnallen versuchte und sich leiser ärgerte. “Geh rein du blöder..niach..!” Die Rucksackschnalle machte ihm zu schaffen. Das hatte er schon damals als Kind gehabt. Er hatte nicht richtig schimpfen können. Das schlimmste Wort, was er beherrschte und auch benutzte, war Verdammte Scheisse und meistens wurde das Scheisse auch noch gegen Mist ersetzt. Das alles hob seinen Sympathiefaktor noch mehr an.

      Es klickte und der junge Mann zog blitzschnell seinen Finger weg und sah auf die Kuppe des Zeigefingers. Er hatte sich eingeklemmt und das hatte ihn den Finger so schnell wegziehen lassen. Aus Reflex und auch dem Minimalen Schmerz zu verdanken, zog der junge Mann kurz die Luft scharf durch seine Zähne an während er die Wunde zwischen seine Lippen legte und dabei zu seinem Kindheitsfreund hochsah. Wenn das nicht ein Bild für diverse Gedanken war, dann wusste man auch nicht. Das Licht war hier drin relativ schwummrig, der Jüngere konnte seine Augen kaum noch offen halten. Erst nach einiger Zeit blickte er kurz zur Seite weg. "Und.. fie lang bleifst du noch?" nuschelte er mit dem Finger zwischen den Lippen bis er kurz darauf sah und diesen wieder von dort wegnehmen konnte.

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    • Hiro spielte mit seinem Ärmel, während er seinem Freund zuhörte. "Du solltest dich nicht so übernehmen", murmelte er und musste dabei an ihre Schulzeit denken. Übertrieben hatte Ryusei es immer schon gern, aber dafür hatte er auch die Erschöpfung gut versteckt. Doch plötzlich kippte der Blonde gegen Hiro, als er aufstand. Leicht erschrocken hob er einen Arm und hielt sie dem Kleineren gegen den Rücken, aber irgendwie bekam er sein Gleichgewicht nicht mehr so ganz wieder und stützte sich bloß mehr ab. Hiro stand auf. "Sag mal, hast du auch genug gegessen?", fragte er. Zumittag hatte er ja nicht unbedingt reingehauen und was Hiro hier sah, wirkte eher wie ein Schwächeanfall als pures Überarbeiten. Er lehnte sich gegen den Spind und behielt seine Hand an Ryus Rücken, falls er zu schwanken begann.
      "Ich weiß nicht, ob du so…", begann Hiro und wollte ihm gerate davon abraten, sich an irgendein Steuer zu setzen, als er sich den Finger in seinem Rucksack einklemmte. Hiros Augen weiteten sich. So viel Pech konnte auch nur er haben. Gerade wollte er ihm helfen, da steckte Ryu sich den Finger direkt in den Mund. "Keine gute Idee, du kriegst Bakterien… in die Wunde", murmelte Hiroshi und griff beinahe automatisch nach dem Handgelenk seines Gegenübers, das ihn mit schweren Augenliedern ansah. Er hielt sich noch rechtzeitig. Die Geste wäre zu seltsam gewesen. Ryu war kein Kind, dem er den Finger aus dem Mund ziehen musste.
      "Eh… g-gib mal her", sagte er schnell und wartete, dass er ihm seinen Finger zeigte. Er war rot, gequetscht aber keine offene Wunde. "Naja, Glück gehabt. Das wird ein Bluterguss. Willst du… irgendetwas zum Kühlen haben?", fragte er leise als er den Finger vor seinen Augen drehte und inspizierte. Dann ließ er von seiner Hand wieder ab. Nach einem Moment meinte er: "Du solltest so wirklich nicht nachhause fahren. Ich hab ein Sofa… wenn du willst"

      Guter Plan, Hiro. Geh ihm wochenlang aus dem Weg weil er dich todesnervös macht und dann lad ihn ein, in deiner Wohnung zu schlafen!
      Ganz durchdacht hatte er das nicht, aber er durchdachte ehrlicherweise kaum etwas, sondern handelte immer recht spontan und nach Gefühl. Das endete nicht immer gut, aber er konnte Ryu kaum guten Gewissens in einen Autounfall schicken. Irgendwie hatte Hiro in seiner Nähe schon immer einen merkwürdigen, seltenen Beschützerinstinkt verspürt. Woran das lag, wusste er nicht, schließlich war Ryu sehr selbstständig und hatte sein Leben immer gut im Griff gehabt. Er hatte kaum seine Hilfe gebraucht, stattdessen war er derjenige, der immer zur Hilfe eilte, auch wenn man danach nicht fragte. Im Gegensatz dazu hatte Hiro sich immer mehr oder weniger nur um sich selbst gekümmert, was wohl dazu beigetragen hatte, dass er außer Ryusei nicht viele Freunde gehabt hatte.
      Allerdings… war Ryu auch immer die einzige Person gewesen, die Hiro in seine Welt gelassen hatte. So wirklich Teil an seinem Leben hatte lange keiner mehr gehabt. Vielleicht sehnte er sich einfach zu sehr danach, ihre alte Freundschaft wieder aufleben zu lassen, wobei der Gedanke unheimlich war, das es nie wieder ganz dasselbe sein würde nach all den Jahren. Vielleicht war es aber auch sein innerer Drang, Ryu etwas zurückzugeben für all die Jahre, in denen er ihm allein mit seiner Gegenwart geholfen hatte.
      Naja, im Gegensatz zu damals wirkte Ryu heute jedenfalls eher zerstreut. Das war doch eigentlich eine gute Chance, ihm mal Hilfe aufzudrängen!

      "Und… du solltest was essen. Sonst ist dein Kreislauf morgen nicht besser als heute", fügte er noch hinzu und ging im Kopf bereits alle Lebensmittel durch, die er noch zuhause hatte. Das dürften nicht viele sein. Eigentlich aß Hiroshi fast ausschließlich in der Kantine im Krankenhaus. Aber irgendeine Kleinigkeit würde er schon hinbekommen, damit Ryusei morgen wieder fit war wie ein Turnschuh und… so aussah, wie Hiro ihn kannte. Aufgeweckt, selbstbewusst und… naja, weniger Zombie-mäßig.
      Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten nahm er den Rucksack des Blonden und hakte sich bei ihm ein, um ihn mit in sein Büro zu nehmen. "Ich muss das Protokoll noch speichern. Und ich hol dir ein Kühlpack für den Finger", erklärte er. "Du hast Glück, das ich heute morgen spät dran war und das Auto genommen habe. Normalerweise laufe ich zufuß zur Arbeit"
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    • Ja, Ryusei hatte seine Kraft immer schon falsch eingeschätzt und sich damit viel zu sehr verausgabt. Manchmal ging es gut und manchmal nicht, aber er schien auch nicht wirklich daraus zu lernen. Genau wie damals, als er auf der Oberschule im Basketball-Team war und in der prallen Sonne ohne Sonnenschutz trainiert hatte und das natürlich viel zu lange, dass er danach mit einem fatalen Sonnenstich im Bett lag oder das andere mal, als er für eine wichtige Prüfung so viel gebüffelt hatte, dass er zu spät ins Bett kam und dann doch nur eine Mittelmäßige Note bekam, was ihn tierisch ankotzte und er sich danach auf dem Schuldach versteckte um etwas zu schmollen. Seine Eltern waren gar nicht so versessen, einen Einser Schüler zu Hause zu haben, aber der Junge hatte sich damals selbst so viel unter Druck gesetzt, als müsste er sich selbst immer wieder übertreffen können. Doch er war immer schon sehr hart zu sich gewesen, wenn es darum ging dass er besser sein konnte. Irgendwann hörte er die Frage seines Freundes, ob er denn schon gegessen hätte und ehrlich gesagt war sein letztes es das Mittagessen in der Kantine gewesen.

      “Nein, ich hab heute eigentlich fast nichts gegessen. Deine Assistenz hatte ja viele Fragen und wollte viele Antworten..” gab er nun etwas gequält zu während er auf seinen Finger sah, der nun leichte schmerzte, nachdem er sich etwas Haut eingeklemmt hatte. Natürlich musste Hiro den Jüngeren bemuttern und der junge Mann sah etwas perplex zu, wie der Pathologe in Ausbildung seinen Finger genau betrachtete, ehe er Antwortete und hochrot anlief. “H..hey…” kam nun von Ryusei während er nun etwas unsicher weg blickte. “Ich brauche keine Kühlung. Es geht schon, danke..Hiroshi..” wurde seine Stimme immer sanfter und leiser. Kurz blieb es still da haute auch der andere schon wieder den nächsten Knüller mitten in den Raum, ohne es eigentlich zu ahnen. Ryu’s Wangen hatten sich gerade etwas beruhigt, obwohl man einen zarten rosigen Schimmer immer noch sehen konnte und er sich langsam selbst fragte, ob er dämlich war.

      Seine großen, braunen Augen, wurden bei Aussage seines Gegenübers noch größer und er weitete diese leicht. Eigentlich wirkte er fast wie ein Kätzchen. Wollte er ihm gerade wirklich anbieten, mit in seine Wohnung zu gehen und bei ihm zu übernachten? Eigentlich hatte er sich so etwas immer gewünscht, aber er hätte gehofft, dass der Anlass ein anderer wäre. Etwas verwirrt sah er ihn an und blinzelte müde. “W..was? Sofa? Du würdest mich echt mitnehmen?” Er war nicht wirklich der Typ der sich anderen aufdrängen wollte und wie immer und wie es auch schon früher war, wollte er alles alleine schaffen. “Nun, danke dir. Das ist echt nett.” es fühlte sich befremdlich und komisch an. Obwohl Ryusei früher immer wieder mal bei seinem Freund gewesen war, war dies etwas anderes. Sie waren nun erwachsen und keine Jugendlichen mehr, die Tee und Obst von ihrer Mutter ins Zimmer gestellt bekamen.

      Da hörte er auch noch von Hiroshi, dass er etwas Essen sollte und erwiderte den Blick schwach. “Was denn, das auch noch?” kam leise von ihm. Doch auch wenn er dies eigentlich nicht annehmen würde, hatte er dieses mal keine Wahl und es wurde einfach über seinen Kopf bestimmt. Den Rucksack von Ryusei schulterte sich sein Freund, während er die Nähe des anderen spürte. Eingehakt gingen die beiden hinüber, um das Protokoll zu speichern, und da war wieder die hilfsbereite Ader von Komada. “Ich.. brauch doch nichts Hiroshi!” murmelte er jammernd, während er an der Tür lehnte und auf den anderen wartete. “Genug jetzt.. du hast zu viel getan..” versuchte er, seine Macht über sich und seine Bestimmung wiederzuerlangen, doch es klappte eigentlich kaum. Irgendwann blieb er einfach still und sagte nichts mehr. Er musste sich geschlagen geben, vor allem würde er sonst noch umfallen, wenn er jetzt zu viel sprach. Nach einiger Zeit fiel es ihm immer schwerer, sich auf den Beinen zu halten.
    • "Unsinn. Aber wenn du so überzeugt bist, dass es dir gut geht, dann lass ich dich los und wir sehen mal, ob du stehen bleibst", drohte er ihm an und warf dann ein Schmunzeln hinterher. Es fühlte sich doch langsam wieder ein wenig wie früher an, wenn sie miteinander sprachen… Er ließ Ryusei natürlich nicht los, sondern fuhr mit ihm im Aufzug einen Stock nach oben. Im Vorbeigehen verabschiedete sich Hiroshi von der Schalterkraft im Nachtdienst, deren Bekanntschaft er dank unzähliger Überstunden schon oft gemacht hatte. Eigentlich konnte Hiro sich glücklich schätzen, denn er machte kaum Nachtdienste. Schließlich machte es keinen großen Unterschied für die Toten, ob er sie tagsüber oder nachts aufschnitt und Notfälle gab es höchstens mal, wenn das Gericht eine schnelle Auflösung einer Todesursache anordnete.
      Bevor sie über den Parkplatz gingen und zu seinem Auto kamen, entdeckte Hiroshi vor dem Krankenhaus auf einmal etwas. Er fuhr praktisch nie mit dem Auto zur Arbeit, also interessierte ihn der Parkplatz kaum, was wohl der Grund war, dass er dieses Motorrad zuvor nicht gesehen hatte. Krankenhausangestellte, die auf dem Motorrad zur Arbeit kamen? Wie cool war das denn?!
      Hiroshi blieb ruckartig stehen, als sie daran vorbeigingen und musste Ryu als Wiedergutmachung gleich doppelt stützen. Es war ja irgendwie peinlich, dass ihn das Teil so in den Bann zog, aber zu seiner Verteidigung wollte er schon immer den Motorradschein machen. Man fühlte sich doch direkt wie der Hauptcharakter eines Films, wenn man so herumfuhr… Und dann war das auch noch eine richtig schöne Maschine.
      "Krass…", entwich es ihm nur leise, ehe er Ryu weiter vorne in seinem eigenen Auto absetzte. Als er los fuhr, kickte die Realität endlich richtig rein. Er hatte noch nie nach der Arbeit jemanden bei sich zuhause gehabt, das würde befremdlich sein. Mal nicht alleine zu sein…
      Die Fahrt war nur etwa fünf Minuten lang und er wollte Ryu nicht zuplappern, wenn er ohnehin schon einen schweren Tag gehabt hatte, nicht dass Hiroshi überhaupt der Typ war… fürs "Plappern". Also schaltete er leise das Radio ein und gönnte seinem Beifahrer ein bisschen Ruhe. Er sagte bloß: "Wird ja fast wie damals, als du nach der Schule oft bei mir übernachtet hast" Er musste lächeln. Vielleicht war das nur eine Illusion, die er hatte, weil er es sich wirklich wünschte. Damals war alles… so viel fröhlicher gewesen.

      Hiroshis helle Wohnung befand sich in einem riesigen, modernen Wohnaus im achten Stock mit wunderschönem Blick über die Stadt durch zwei große Fenster im Wohnzimmer. Das war's mit positiven Attributen eigentlich auch. Na schön, er hatte eine Badewanne, das war auch ein Bonus. Aber… man stand direkt im Wohnzimmer, wenn man durch den Eingang kam. Ein etwa 15 Quadratmeter großer Raum, in den bereist eine offene Küche gegenüber von den Fenstern integriert war, die nur durch eine schmale Bar getrennt wurde. Links befanden sich zwei Türen, einmal ins winzige Bad und dahinter ins Schlafzimmer, in das gerade mal ein großes Doppelbett und ein Schrank passte, damit war das Zimmer auch schon ausgefüllt. Aber- der Ausblick, richtig? Das rechtfertigte die Miete irgendwie… und die Nähe zum Krankenhaus, das man von hier aus tatsächlich sehen konnte.
      "Home sweet Home", kündigte er an als er Ryu hinein ließ, dabei versteckte er gekonnt seine Schlüsselanhänger in der Hand. Er hatte noch immer dieses "Pumpkin Smash" Freundschaftsarmband von damals… Ob Ryusei sich daran überhaupt noch erinnern würde? Es war lange her, seit sie diese Dinger gekauft hatten und es war kitschig, aber Hiro hatte es nie über sich gebracht, es nicht bei sich zu tragen. Mittlerweile bedeutete es nicht wirklich etwas. Dennoch… war es eben da. Und er hatte nicht vor es von seinem Schlüsselbund zu nehmen.

      "Ich bring dir gleich ne Bettdecke. Willst du einen Tee? Ich mach dir nen Toast, was anderes hab ich leider nicht hier. Setz… dich ruhig", begann er sofort den Blonden zu umschwärmen. Hiro hatte kaum Gäste, das merkte man vielleicht an seiner verzweifelten Art, ein guter Gastgeber zu sein.
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    • Der junge Mann mit dem blonden Haar verstummte sofort bei der Aufforderung, dass er mal versuchen sollte, alleine zu stehen, wenn er doch gar keine Hilfe brauchte. Das war Ryusei immer schon gewesen. Seine Selbsteinschätzung war oftmals einfach nur eine Lüge an sich selbst. Doch es ging ihm gegen den Strich, andere Leute mit seinem Leiden zu ‘nerven’ nannte er es. Zumindest hatte er das Gefühl, dass er damit nerven würde. Somit senkte er den Blick, denn alleine stehen, war gerade nicht wirklich leicht und kostete ihn viel an Kraft. Somit ließ sich der Schwächere von seinem Freund nach draußen auf den Parkplatz bringen und versuchte, während er auf den Boden blickte, immer etwas zu sammeln. Es war für ihn unglaublich anstrengend und erforderte an höchste Konzentration, dass er vorankam und einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Plötzlich aber, wurde auch die Hand von Hiroshi gegen seine Brust gedrückt. Somit hob der junge Mann etwas verwundert den schwachen Blick und zuerst fiel er kurzzeitig auf seinen langjährigen Freund, ehe er sein leises Murmeln hörte. Danach glitt sein Blick zu einem Motorrad. Seiner Melodic Triumph, die er sich vor ein paar Jahren gekauft hatte und mit der er immer in die Arbeit fuhr. Sie gefiel ihm also? Kurz darauf musste der junge Mann einen Mundwinkeln erfreut hochziehen.

      Er war mittlerweile sogar zu schwach zum Lächeln. Bald schon waren die beiden an Hiroshi’s Auto angekommen und der Blonde wurde auf den Beifahrersitz gesetzt, angeschnallt und schon ging es durch die Stadt. Die Fahrt dauerte nicht wirklich lange, aber kurz darauf wagte Ryu einen Blick zu seinem Fahrer und er sah so cool aus. Eigentlich hatte er ihn in der letzten Zeit viel zu selten gesehen. Doch sein Blick war nur von kurzer Dauer, denn er wusste ja, dass es den anderen stören könnte und deswegen verschwand er in seiner Gedankenwelt. Mittlerweile war ihm bewusst geworden, dass sie beiden Jungen, die immer miteinander rumgehangen haben, sich entfremdet hatten. Diese Realität hatte er mittlerweile schon geschluckt und stimmte ihn traurig, deswegen sein Blick auf einen Punkt im Auto platziert wurde. Vielleicht sollte er auch von diesem Part seines Lebens ablassen? Unsicherheit machte sich in ihm breit. Nein! Er wollte das nicht. Bevor er noch mehr in der Versenkung verschwinden konnte, hörte er diesen einen Satz, der sich wie Balsam auf seine Seele legte und diese umarmte und ihr die Wärme gab, die er schon seit Jahren vermisste. "Nur ohne deine… liebe Mutter..” erwiderte er kurz darauf und sein Lächeln kehrte zurück. Ryusei hatte die Eltern seines Freundes immer sehr gerne gehabt und oftmals hatte er dort gemeinsam Nächte verbracht. Manchmal war er sogar zu seinem Freund ins Bett gekrochen. Man konnte nicht sagen, dass der Blonde die Nähe des Schwarzhaarigen nicht genossen hätte. Um so näher die beiden sich waren, fast schon brüderlich, umso mehr tat der Abschied weh. Immer noch ein rotes Tuch im Leben von Ryusei. Vor allem sein Herz hatte es dadurch hart getroffen.

      Irgendwann waren die beiden auch bei Hiroshi Komada’s Wohnung angekommt und der junge Mann folgte ihm in seine Wohnung als dieser aufsperrte. Wäre er in einem anderen Zustand würde er sofort neugierig jedes Zimmer inspizieren wollen, doch jetzt war er einfach nur mal froh, dass hier eine Wand war, an die er sich lehnen konnte. Immer noch mit halb geöffneten Augen sah er sich um und versuchte etwas mühselig aus seinen Schuhen und seiner Jacke zu schlüpfen. “Ich finde es toll hier. Du hast ein gutes Auge..” lobte er seinen Freund sofort, während dieser ihn schon mit Aussagen und Fragen überhäufte, was Ryusei überhaupt nicht gewöhnt war. Doch das Angebot, sich zu setzen, nahm er sofort an und kraftlos krachte der junge Mann schon fast auf das Sofa. Er würde sich heute sicher nicht mehr wegbewegen. Seine Haare waren ihm bei dem unsanften Fall schon ins Gesicht gefallen. Erst nach einigen Minuten zeigte er wieder eine Regung und fuhr sich mit einer Hand kurz durch die Haare, um diese aus seinem Gesicht zu streichen. Nach dieser Bemutterung fiel dem jungem Mann sofort auf, dass Hiroshi sich ähnlich wie seine Mutter benahm, wenn Ryusei bei ihnen eingetrudelt war. Sie hatte sich sofort um ihn gekümmert, als wäre er ihr eigener Sohn. “Mal langsam.. langsam..” kam nur etwas überfordert von Ryusei. “Alles was ich möchte, ist schlafen Hiroshi.. ich will dir nicht zur Last fallen..” er wollte nie wieder jemandem zur Last fallen. “Ich bin gar nicht da.. mach dir keine Sorgen um mich ja?” erwiderte er nun.

      Nach einiger Zeit wurde es plötzlich ziemlich flauschig um seine Schultern, denn Hiro hatte im eine Bettdecke um seine Schultern platziert und kurz zuckte der Blonde zusammen ehe er schwer ausatmete. Es klang fast so, als hätte er ziemlich viele Lasten zu tragen. Bei jeder Geste, die sein Freund ihm gegenüber brachte. Die Decke, der Tee der ihm in die Hand gedrückt wurde oder der Toast, der ihm hingestellt wurde, bedankte er sich. Er war schon immer sehr höflich erzogen worden. “Setzt.. du dich.. vielleicht zu mir? Oder möchtest… du gleich schlafen gehen?”
    • Hiroshi reichte seinem Freund Essen und Tee und sagte dann schnell: "Tut mir leid, ich lass dich gleich in Ruhe. Aber… irgendwas solltest du schon zu dir nehmen, sonst geht's dir morgen nicht besser" Einen Moment blieb Hiro noch vor dem Sofa stehen, betrachtete Ryu und überlegte, ob er noch etwas vergessen hatte.
      "Ah… ich muss morgen gegen Mittag wieder ins Krankenhaus. Wenn du keine Schicht hast… kannst du hier bleiben solange du willst. Die Wohnungstüre lässt sich von außen ja nicht ohne Schlüssel öffnen… kannst du die Türe einfach zuziehen wenn du gehst. Naja, das hätte ich dir auch morgen erklären können" Das Ende murmelte er eher zu sich selbst, als er realisierte, wie unnötig diese Erklärung eben war. Es war spät und vermutlich würde Ryu morgen sowieso keine Ahnung mehr haben, was er ihm jetzt erklärte, also… konnte er genauso gut einfach abwarten, bis sie morgen früh beide wach waren. Hoffentlich würde es den Blonden nicht stören, dass Hiro ein Morgenmensch war, aber vielleicht erinnerte er sich daran ja noch. Wenn er sich an die Übernachtungen erinnerte… dann war es nicht so unwahrscheinlich. Im Nachhinein war es für Hiroshi erschreckend, wie nah sie sich gestanden hatten. Dass sie sich wie Geschwister verhalten hatten… und dabei hatte Hiro einen eigenen Bruder, dem er nicht einmal so nahe gewesen war.
      "Na schön, ich gehe noch eben duschen, eh… lass dich nicht stören. Du… kannst den Fernseher übrigens einschalten, jetzt oder morgen Früh… Naja, Gute Nacht" Damit hatte Hiro wohl endlich alles gesagt, was ihm noch wichtig vorgekommen war und ging ins Badezimmer. Während des Duschens war der Gedanke äußerst seltsam, dass sich noch jemand anders in seiner Wohnung aufhielt… Gleichzeitig gab es ihm ein seltsam beruhigendes Gefühl.
      Er spazierte im Handtuch um die Hüfte ins Schlafzimmer, da er aus Gewohnheit gar nicht erst daran gedacht hatte, seine Kleidung mitzunehmen. Dann kuschelte er sich in seine fluffige, weiße Bettdecke und seufzte tief. Hah… Feierabend. Oder eher, Feiernacht. Dieses Glück, das er verspürte, wenn er an solch langen Tagen endlich im warmen Bett landete, war kaum zu beschreiben. Er wollte garnicht einschlafen, um das Gefühl herauszuzögern… Aber es ließ sich kaum vermeiden. Hiro war absolut hinüber.
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    • Da war der Blonde schon mal bei seinem damaligen besten Freund zuhause und schon musste ihn das Pech wieder ereilen. Natürlich, wie hätte es auch sonst sein können, musste der andere morgen die Arbeit antreten. “Ja.. mach ich..” erwiderte darauf, dass er so lange bleiben durfte wie er wollte und dass er dann einfach die Tür zuziehen sollte, wenn er ging. Was hatte der junge Mann denn erwartet? Dass sein nicht so empathischer und nicht so emotionaler Freund ihn bat zu bleiben und ihm sagte, dass er ihn auch vermisst und es seine Seele zerstört hatte? Also so etwas wäre etwas, was sich Ryusei vielleicht gewünscht hätte, aber so etwas würde der Schwarzhaarige niemals bringen. Vielleicht hatte er sich einfach nur etwas Nähe erhofft nach all’ der Zeit und das nicht nur im sexuellen Sinne, wie er hin und wieder einige Begegnungen gemacht hatte. Es hatte viel zu viele Hürden gegeben in der Zeit, in der er wirklich Interesse an sexueller Entwicklung gegeben hatte und in dieser Zeit war er wirklich sehr tief gefallen und aufgefangen hatte nur er sich selbst. Niemand sonst.

      Ryusei war ein Einzelkind gewesen, genauso wie seine Eltern und seine Großeltern waren gestorben, als er noch ein kleiner Junge war. So war er eigentlich der letzte Haruki, den es noch gab und es gab zwar viele Leute, die er früher um sich gehabt hatte, aber dies waren doch immer nur Bekanntschaften gewesen oder irgendwelche Affären, denen man nicht mehr begegnete. Vielleicht hatte deswegen das Schicksal die beiden wieder zusammen geführt. “Ja gute Nacht, schlaf gut Hiroshi..” kam nur kurz schwach lächelnd von dem jungen Mann, der nun seinem Freund noch hinterher sah, ehe er an seiner Tasse nippte und den Toast ruhig verputzte. Ganz egal, was passierte, wie es mit den beiden weiterging. Er war froh, hier zu sein und zu sehen, dass es ihm gut ging und dass Hiroshi glücklich war. Denn alleine dass es seinem Freund gut ging und diese Glückseligkeit erlebte, ließ seine Seele wieder strahlen. Sich für andere zu freuen, hatte er schon in der Schule gut drauf gehabt. Zum Beispiel wenn sein bester Freund eine gute Note geschrieben hat. Nie hatte sich jemand so über eine simple Sache so begeistern können.

      Ob er es auch heute noch drauf hatte? Eigentlich hatte er es ja schon bewiesen, als die beiden beim Essen in der Kantine sprachen und Ryusei beiläufig ein Lob an Hiroshi rausgehauen hatte. Sicherlich hatte es nicht mal Hiroshi richtig verstanden, denn nicht mal Ryusei hatte es richtig gecheckt wie er sich an den Dingen, die andere gut machten so erfreuen konnte, doch wenn man seine Mutter kannte, die ihn wirklich jeder Sache gefeiert hatte, dann verstand man warum der junge Mann es nun so gut drauf hatte seine Gefühle auszusprechen und andere die Anerkennung zu zeigen die sie verdienten. Gerade etwas in Gedanken versunken und nochmal am Tee zu nippen, fiel sein Blick auf einen Schatten, der sich im Raum befand. Es war der werte Bewohner diese schönen Bleibe, der auch noch halbnackt einfach das Zimmer wechselte. Die braunen Augen weiteten sich, als er seinen Freund so sah, während er die Luft scharf einzog und vergaß, dass er gerade am Trinken gewesen war. Die Folge war ein heftiger Hustenanfall, während er sich beide Hände vor den Mund hielt, um nichts dreckig zu machen. Nachdem sich der junge Mann wieder beruhigte, blieb auf seinen Wangen eine leichte Röte stehen.

      Er hatte sich endlich wieder gefangen. "Mein Gott…” murmelte er und hielt sich leicht den Kopf und fixierte den Tisch auf dem das Geschirr stand, dass er dreckig gemacht hatte. Somit brachte er es in die Küche und begann, dieses abzuwaschen und zu trocknen. Er hatte gelernt, wenn man alles sofort erledigte, konnte nicht viel Unordnung entstehen. Nochmal ließ er das Bild von seinem Freund Revue passieren und blinzelte dann etwas verwirrt. Warum fiel ihm das denn nun wieder ein?! Kurz schüttelte er den Kopf. Zugegeben, Hiroshi hatte schon immer gut ausgesehen. Auch als Oberschüler, aber er hatte ihn ja über acht Jahre lang nicht betrachtet und konnte sich an den Anblick so auch nicht gewöhnen. Nachdem er alles weggeräumt und keinen Dreck hinterlassen hatte, ging er zurück zur Couch und sah auf sie. Eigentlich war es ganz schön einsam, auch hier auf seiner Couch. Dabei seufzte er kurz, ehe er nun einfach das Licht abdrehte und sofort auf das Sofa von Hiroshi lief und sich unter der Bettdecke versteckte.

      Die Müdigkeit hatte ihn eingeholt und somit kippte er zur Seite um. Gerade als sein Körper anfing sich in den vier Wänden von seinem Freund wohl zu fühlen und sich in die Decke verschmuste, wie ein kleiner Pandabär, da hörte er plötzlich ein Knarren, das ihn sofort wieder hochschrecken ließ. Boah, hasste er solche Geräusche. Vor allem in einer fremden Umgebung und wenn er nichts sehen konnte. Wenn er etwas fürchtete, war es ein gruseliges Geräusch. Hiroshi schien es aber nicht zu sein. Da er jetzt wieder hellwach war, saß er wieder auf dem Sofa, die Beine an seinen Körper gezogen und sich etwas geduckt, als ob ihn ein Monster holen wollen würde.
      So sah er sich in der Wohnung um, bis ihn die Müdigkeit ein zweites Mal übermannen wollte und der junge Mann diese auch wieder zuließ. Da er immer noch saß, neigte sich sein Kopf müde zur Seite. Gerade als seine Augen beinahe fast zugefallen waren, war es da wieder: Ein weiteres Knacken! Sofort weitete der Angsthase die Augen und flüchtete nun plötzlich durch die ihm eigentlich fremde Wohnung sofort in das Schlafzimmer seines Freundes. Etwas unbeholfen stand er im Raum und konnte das Bett seines Freundes nur erkennen, weil ein leichter Lichteinfall durch den Vorhang gegeben war.

      Da stand er nun wie bestellt und nicht abgeholt, hatte Angst den Knacksmonster in der Wohnung von seinem Freund zum Opfer zu fallen, aber auch davor seinen alten Kindheitsfreund zu fragen, ob er sich zu ihm legen dürfte. “Hiro..hiroshi?” fragte er nun leise flüsternd. Doch da er noch weiter von dem Bett weg stand, hätte der junge Mann im Bett kaum hören können. Doch irgendwann holte er tief Luft. Wovor hatte er denn Angst?! Es war doch Hiroshi?! Er würde sicher nichts dagegen haben, wenn er sich zu ihm legte.. oder? Etwas unsicher trat er an das Bett ran und neigte sich nach vorne. Beinahe hätte er den Halt verloren und wäre auf das Bett plumpst. “H..hiro.. ich habe Angst..” dabei senkte er beschämt den Kopf. “Darf ich zu dir?” das war auch immer der Grund gewesen, warum die beiden oftmals gemeinsam im Bett gewesen waren. Weil es sehr wohl vorkam, dass Ryusei Angst bekam, wenn es zu dunkel war. Gott, war das peinlich, aber hatte nicht jeder seine Laster? Natürlich hatte sich der Blonde wohl zuviel gewünscht; eine Antwort von einem bereits schlafenden Kerl war wohl kaum zu erwarten. Doch was war das? Etwas verwunderte blinzelte nun der Ängstliche, als er ein Murmeln vernahm, und das kam definitiv nicht von einem Monster. Es war von seinem Freund.

      Hatte er ihm gerade die Bestätigung gegeben, ein okay? “Danke..” sprach er erleichtert flüsternd und sein warmherziges Lächeln kam wieder auf seine Lippen zurück, so wie Hiro es kennen durfte. Komisch war nur, dass der Blonde keine Probleme hatte, einfach zu einem ihm eigentlich Fremden ins Bett zu schlüpfen. Nun war Hiroshi Kodama kein Fremder, auch nicht nach all der Zeit war es immer noch sein bester Freund und er hatte ihn gern. Natürlich hielt er respektvollen Abstand von seinem Freund, obwohl er sich am liebsten an gekuschelt hätte, aber das war ihm selbst zu viel. Alleine der vertraute Geruch des anderen sorgte für müde Augenlider. Er hatte auch die Decke dabei die Hiro ihm gegeben hatte und zog nun seine Beine an seinen Körper, damit er aussah wie ein kleines Päckchen und nicht zu viel Platz wegnahm, denn schließlich war er der Eindringling in seinem Bett. “Gute Nacht…Hiroshi..” sprach er nur leise flüsternd, während er die Augen schloss und die Decke um sich wickelte. Bis zur Nasenspitze vergrub er sich in der wohlriechenden Decke. So segelte er in seinen ruhigen und erholsamen Schlaf.
    • Eine der bislang weder als positiv noch negativ deklarierten Eigenschaften von Hiroshi war mitunter definitiv sein unruhiger Schlaf. Nein, falsch, schlafen konnte er wie ein Stein, aber sein Körper machte da nicht mit: er bewegte sich. Manchmal so sehr, dass es ihn aus dem Bett schmiss. Ein Grund, weshalb er sein Leben lang Doppelbetten gehabt hatte und als Kind peinlicherweise ewig lange ein Gitter um sein Bett herum. Ebenso ein Grund für die bizarre Nähe zu meinem besten Freund damals, der sich daran nicht zu stören schien. Gut, es war nicht so, als würde er seine etwaigen Bettnachbarn treten oder von der Matratze schieben. Nein, vielmehr schien sein Kopf sich im Schlaf nach etwas zu sehnen, mit dem er kuscheln konnte. Das böse Erwachen hatte er dann erst am Morgen. Wie es beispielsweise vorkam, wenn im Laufe seines Studiums doch mal eine Frau bei ihm die Nacht verbracht hatte und es für sie kaum möglich war, sich aus Hiroshis Umklammerung zu befreien, ohne ihn extra aufzuwecken und darauf aufmerksam zu machen.
      Normalerweise lagen in Hiros Bett aus eben diesem Grund ein dutzend Pölster. Scheinbar hatte sich zwischen diesen Pölstern heute Nacht etwas anderes eingeschlichen… Etwas größeres, wärmeres… atmendes. Das lieferte Hiro den erholendsten Schlaf seines Lebens.
      Er wachte etwa um 8 Uhr auf. Dafür war kein Wecker notwendig, er hatte mehr oder weniger einen in sich eingebaut, daher war er auch zwangsweise ein Morgenmensch. Langsam blinzelnd öffneten sich seine Augenlidern. Komisch, da waren Haare überall direkt vor seinem Gesicht. Er runzelte die Stirn, öffnete die Augen richtig und schob seinen Kopf etwas zurück, um ein besseres Bild zu bekommen. Er… lag wie der große Löffel um Ryusei geschlungen. Aber ein ganz anderes Mysterium: Was machte Ryu in seinem Bett?!
      Mit leicht erhobenem Kopf und noch halb im Schlaf versuchte er sich zu koordinieren und einen Plan zu überlegen. Eigentlich war es ganz simpel. Ryu loslassen und sich schnell umdrehen. Aber irgendetwas hielt ihn davon ab.
      Er hatte doch… wirklich gut geschlafen. Und Ryu war angenehm warm… Urgh, wieso musste er so etwas denken? Da bekam er gleich wieder Flashbacks zu ihrer Schulzeit. Genau das war der Grund, weshalb er seinem Freund aus dem Weg gehen wollte! Er hatte diese merkwürdige… Anziehungskraft an sich.
      Nachdem es eh schon zu spät war und er bereits hier lag, konnte er doch ebenso wieder die Augen schließen und so tun… als wäre nichts. Nur blöd, dass er nicht mehr einschlafen konnte, wenn er mal wach war. Und jetzt schon gar nicht… Ryus Haare fielen ihm wieder leicht ins Gesicht und kitzelten seine Nase. Waren seine Haare immerschon so lang gewesen? Blinzelnd betrachtete Hiro seinen Hinterkopf. Naja, es war nur eine Frage der Zeit, bis Ruysei aufwachte und dann konnte Hiro ja so tun, als wäre er selbst überrascht. Außerdem war er nicht derjenige, der sich ungefragt in anderer Leute Betten schmuggelt! Naja, er hätte es ja ahnen können… aber in ihrem Alter rechnete man nicht mehr damit, dass jemand die Dunkelheit nicht alleine aushielt. Wie schaffte er es bloß, alleine in einem großen Haus zu leben?
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    • Irgendwann fing auch der Körper des Blonden an sich leicht zu bewegen. Nie hatte Ryusei besser geschlafen, musste er gestehen und er hatte gar keine Angst mehr gehabt vor irgendwelchen Knacks und Knicks Geräuschen. Doch eines fiel dem jungen Mann doch nun sofort auf. Gestern hatte er sich anders im Bett platziert und plötzlich spürte er seinen Kumpel hinter sich. Ziemlich nahe hinter sich. Das hätte er eigentlich erahnen sollen dass Hiro selbst keine Luftsprünge machte wenn er seinen ehemaligen besten Freund in seinem Bett auffand. Sofort drehte sich Ryusei ruckartig um, ergriff die Hände von Hiroshi, an den Handgelenken. "Es tut mir leid.. ich hab Angst bekommen…" sprach er immer leise werdender und mit zugekniffenen Augen. Es war ihm so peinlich, dass er ihn nicht mal ansehen konnte. Seit langer Zeit hatte er wieder mal eine vertraute Seele aus der Vergangenheit bei sich und dies hatte er unheimlich vermisst. Schließlich verstummte er, während zu seinem Freund hoch blickte. "Ich..werds nicht mehr machen…" wahrscheinlich war das auch einer der Gründe wieso er Hiro eigentlich nicht mehr gefunden hatte. Er wollte vielleicht gar nicht von ihm gefunden werden. Aber warum sollte er ihm dann anbieten, mit sich heim zu gehen? All die Jahre hätte er jemanden sehr gut gebrauchen können, der ihn aufging, aber es war immer nur seine eigene Wenigkeit gewesen, die sich die Mühe machte.
      "Versprochen!" Warf er mit einem ehrlichen Lächeln noch hinterher. Er hatte Hiroshi gerade erst wieder erlangt, da konnte er ihn doch nicht sofort wieder verlieren..
    • Sobald er merkte, dass Ryusei aufzuwachen schien, schloss Hiro krampfhaft die Augen um sich schlafend zu stellen. Der Griff an den Handgelenken kam dann aber doch überraschend, ebenso Ryuseis überschwängliche Entschuldigung. Dabei war es doch Hiro, der sich viel eher entschuldigen musste… Ihm einfach ungefragt auf die Pelle zu rücken war wohl noch schlimmer, als sich zu jemandem ins Bett zu legen. Dazu hatten sie beide… sehr unterschiedliche Motive gehabt. Hiroshi setzte sich auf. Er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Schon okay… ich… ich… ach, vergessen wir es einfach", sagte er schlussendlich und schob die Beine aus dem Bett bevor er aufstand, seine karierte Hose zurecht zupfte und zur Tür ging. Er konnte kaum zugeben, dass er eben ewig lange absichtlich an Ryusei gekuschelt war, auch wenn es in erster Linie nicht geplant gewesen war. Und, naja, hätte Ryu sich nicht zu ihm geschlichen, wäre es sowieso niemals passiert. Besser, sie ließen das Ganze einfach ruhen… Hiro wollte sich wirklich nicht mehr damit befassen und am besten nie wieder darüber nachdenken.
      "Willst du… Toast?", fragte er dann noch im Türrahmen stehend. Er gähnte. Komisch, heute hatte er wirklich weniger Energie als sonst. Er wollte nur zurück ins Bett… Mit einer Hand schob er leicht sein weißes Shirt hoch und strich sich automatisch über den Bauch, als hätte er eins zu eins die Geste von einem 40 Jährigen, erschöpften Vater übernommen. Mit dem Alter wurde er jedenfalls wirklich immer mehr, wie sein eigener Vater. Die Unfähigkeit über Gefühle zu sprechen hatte er zumindest schon von ihm übernommen.
      "Ich hab leider nichts anderes also… ich hoffe, du willst Toast", fügte er noch hinzu und lief in die Küche. Dass Ryu in seinem Bett saß, beschloss er fürs erste Mal komplett auszublenden. Die beste Lösung für alles war doch, es einfach unter den Teppich zu kehren und irgendwann war es, als hätte es sich in Luft aufgelöst!
      Hiro machte ihnen Toast mit Marmelade, stellte dann einen Tee auf seinen kleinen gläsernen Esstisch und setzte sich. Es war äußerst eigenartig, nicht alleine zu frühstücken. "Also… du hast heute frei?", fragte Hiro den Blonden. "Hast du Pläne?"
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    • Einfach vergessen? Jetzt erst öffnete der junge Mann vor dem anderen die Auge und sah zu, wie dieser aufstand. Ja, richtig, er musste ja heute arbeiten und hatte nicht frei wie Ryusei selbst. Nun setzte sich auch er auf und wandte seinen Kopf zu dem fragenden Hiroshi. Jetzt weiteten sich die Augen des jungen Mannes wieder, ehe seine Wangen ein leichtes Rosa annahmen. Moment! Hatten wir das nicht schon mal? Wie konnte man eigentlich so toll aussehen? "Ähm..ja.." kam nur etwas angespannt aus Ryusei raus ehe sich kurz anstrengend durch die Haare wuschelte. Vielleicht sollte er es seinem Freund sagen. Oder wieder Abstand von ihm nehmen? "Ich habe kein Problem mit dem altbewährten" spielte er auf mehrere Sachen gleichzeitig an. Oberflächlich schien er den Toast zu meinen aber wenn man unter die Oberfläche sehen konnte wusste man genau dass einfach mal die alte Freundschaft gemeint war. Somit saßen die beiden jetzt am Tisch und das erste mal seit langem kam der Pathologe etwas aus sich raus. "Ich werde wohl nach Hause fahren…und dort rumgammeln.. und aufräumen.. vielleicht etwas im Garten rumlümmeln" sagte er während er nochmal der andere musterte. "Ich hab eine Frage.." fing er nun an. "Magst.. du mich eigentlich noch?" Dabei sah er ihn ernst an. "Ich meine ob du ..das alles eigentlich nur… oberflächlich siehst.. oder …ob.." man verstand bei dem Gestammel auch was er vor hatte. Er wollte wissen ob er noch ernsthaftes Interesse an einer Freundschaft hatte. "Es hat sich soviel verändert…" etwas nachdenklich senkte er den Blick auf den Tisch. Natürlich veränderte sich viel, denn sie waren ja auch erwachsen geworden, ihre eigenen Wege gegangen und doch hatten sich die beiden wieder gefunden. Nur weil etwas sich veränderte musste es nicht gleich das aus für alles bedeuten. Anders konnte es vielleicht sogar besser oder perfekter sein, als es je war.

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    • Hiro begann langsam zu nicken als Ryusei von seinen Plänen zu erzählen begann. Das klang ja nicht unbedingt spannend. Hiro konnte aber auch schlecht reden, seine freie Tage verbrachte er im Fitnessstudio und die Abende hin und wieder mit Kollegen in Bars. Doch dann horchte er auf. Seine Augen weiteten sich bei Ryus Frage und er musste erst einmal seinen Toast herunterschlucken. Immer diese Fragen… dieses Reden über Gedanken und Gefühle. Wie sollte er solche Dinge denn beantworten, wenn er sich selbst nicht sicher war?! Natürlich mochte er Ryusei… er würde nie ihre Freundschaft vergessen. Nur… hatte er eben das Gefühl, dass zu viel Zeit vergangen war, um einfach dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten. Er wollte den Blonden jedoch nicht vor den Kopf stoßen, also wollte er ihm das nicht so direkt sagen… Vor Angst, dass sie sich mittlerweile nicht mehr verstehen würden, hatte er sich daher die ganze Zeit vor einer Wiedervereinigung gedrückt.
      Er sah etwas betreten auf seinen Teller. "Natürlich… mag ich dich, Ryusei", nuschelte er in sich hinein. Es war schwer für ihn, solche Dinge auszusprechen, das war es Immer schon gewesen, doch es schien nun notwendig zu sein, wenn er seinen Freund nicht aus seinem Leben vertreiben wollte.
      "Ich… denke… wir müssen einfach wieder ein bisschen reinkommen", versuchte er zu erklären und sah ihn wieder an. "Es sind so viele Jahre vergangen. Wir sind beide… bestimmt ganz andere Menschen, da kann man doch nicht einfach so ansetzen, wo es damals geendet hat" Er überlegte. Das klang alles zu negativ. "Ich hab eine Idee. Wie wär's, wenn ich heute etwas später arbeite und… wir gehen was Mittagessen. Dann… reden wir über die letzten paar Jahre" Er schmunzelte und hoffte, dass Ryu dieser Idee zustimmte und von seinen Ansichten nicht zur enttäuscht war.
      Ob sie am Ende wirklich so anders waren als früher… das würde sich ja noch herausstellen. Hiro für seinen Teil hatte wohl eine 360 Grad Umdrehung gemacht. In seiner Studienzeit hatte er richtig losgelegt, hatte die ein oder andere Freundin und war ständig aus, aber dann wurde es ihm schnell zu langweilig und alles hatte sich wieder gelegt. Mittlerweile… war er fast wieder der Highschooler, der er mal war, nur mit mehr Erfahrung. Und einem wirklich intensiven Interesse für die Medizin, das er sich damals nie zugetraut hätte. Im Endeffekt hatte er das Studium ja bloß begonnen, weil er von zuhause weg wollte und weil er wusste, dass er es mit seinem Köpfchen durch jede Aufnahmeprüfung schaffen würde. Wieso also nicht nach den Sternen greifen? Gut, dass er innerhalb der Medizin dann tatsächlich einen Bereich gefunden hatte, der seinen Vorlieben entsprach. So wenig Kontakt zu Lebenden, wie möglich.
      Er konnte es ja nicht leugnen… Hiroshi wollte wirklich wissen, was Ryu in den letzten Jahren erlebt hatte.
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