A rich man's world [Notizblock x Yuma]

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    • Catherine

      Der Mann antwortete kurz angebunden und verschwand. Das Gefühl der Erleichterung überschwemmte sie. Nicht wirklich wissend wieso der Mann sie ein wenig anspannen ließ und deshalb froh darüber, dass er so schnell das Haus verließ, wandte sie sich an den kleinen Jungen, der sie ein wenig unsicher aber dennoch erwartungsvoll ansah. Innerlich schmolz sie dahin, wie konnte man zu diesen Augen nein sagen? Er und sein großer Bruder sahen sich doch relativ ähnlich aus, so war sie sicher, dass er später genauso ein Herzensbrecher wie sein Bruder sein wird, nur hoffte sie, dass seine Persönlichkeit angenehmer ausfallen wird. Innerlich krempelte sie ihre Ärmel hoch und sah ihn lächelnd an. "Worauf hast du denn Lust? Etwas was du noch unbedingt heute machen willst?" Bevor sie etwas für den Jungen entschied, wollte sie erfahren, ob er für etwas heute geplant hatte oder unbedingt machen sollte, bevor er schlafen ging.
      Die Augen des Jungen fingen förmlich an zu glänzen. "Kannst du zocken?" Leicht fing sie an zu schmunzeln. "Ich spiele auf dem Handy und ab und zu auf dem Laptop, ich weiß nicht ob das als Zocken zählt", versuchte sie ihm keine grosse Hoffnung zu machen. "Ich zeigs dir, komm." Fast schon glücklich führte er sie tiefer ins Wohnzimmer, worin sich ein riesen großer Fernseher befand, der beinahe fast so groß wie ihre Küche war. Ein elend langes Sofa war davor platziert, welches wohl so einige Gäste als Sitzangelegenheit nutzen konnten, ohne sich eingeengt fühlen zu müssen. Gespannt setzte sie sich hin, war vorsichtig nichts aus Versehen dreckig zu machen, und schaute dem Jungen zu, wie er alles einrichtete, Ehe er ihr ein Controller gab. "Spielst du oft?" Kurz sah der Junge traurig aus, bevor er sie wieder anlächelte. "Ich spiele am liebsten mit meinem Bruder, aber er hat leider nicht so viel Zeit." Also nicht so oft, nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen. Catherine erkannte, dass der grosse Bruder ihm sehr wichtig war. Sie fragte sich wo seine Eltern abblieben, doch das war wohl eine viel zu persönliche Frag die ihr vielleicht später Ärger einbringen wird. Daher beließ sie es und konzentrierte sich auf das Spielen.
      Catherine musste zugeben, dass es Spaß gemacht hatte. Auch wenn Ethan nicht so viel spielte, war er dennoch gut darin und solange Ethan Spass hatte, war schlussendlich das was am meisten zählte. Irgendwann schweifte ihr Blick zur Uhr. "Hast du schon was gegessen?" Catherine fragte ihn das, wohlwissend, dass sie nicht so gut im Kochen war. "Wir sollten heute unbedingt Popcorn essen." Er schien sich sehr auf das Popcorn zu freuen. Leise lachte sie. "Gerne, aber etwas Richtiges müssen wir Größen, okay? Zumindest eine Kleinigkeit." Ethan war damit einverstanden und rannte in die Küche, wo er auch schnell das fand, wonach er suchte. Mit einem Lächeln zog er die Tüte aus der Schublade und fing schon an laut die Anleitung vorzulesen. Catherine zog ein Stuhl heran und ließ ihn auf den Stuhl klettern, damit er diesen in die Mikrowelle legen konnte. Zusammen warteten sie darauf, dass das Popcorn fertig wurde. Mit einem Ding öffnete sie die Tür und auch die Packung. "Wir machen das in eine Schüssel und während du isst, mache ich Abendbrot. Willst du dabei die was ansehen?" Ethan nickte, sprang runter und setzte sich auf das Sofa. "Versuche das Sofa nicht anzufassen, wenn du anfängst zu essen", erinnerte sie ihn daran, ehe sie sich Gedanken darum machte, was sie ihm machen sollte. Sicherlich war er an fabelhaftes Essen gewöhnt. Catherine's Essen würde vergleichsweise schrecklich schmecken. Doch verhungern durfte der Junge auch nicht.
      Catherine bemerkte nicht, wie Ethan am Telefon war, viel zu sehr war sie in den Gedanken. Schlussendlich entschied sie sich für ein einfaches Rezept, welches sie im Internet gefunden hatte und machte sich vorsichtig daran dieses vorzubereiten.
      Nachdem gegessen wurde, gab Catherine ihm Schlafklamotten und wartete darauf, dass der Junge fertig mit duschen wurde. Er putzte die Zähne, bürstete seine Haare und legte sich hin. Doch bevor Catherine das Zimmer verlassen konnte, hielt er sie an, indem er ihre Hand festhielt. Fragend sah sie ihn an, doch er sagte nichts, stattdessen ließ er ihre Hand wieder los, doch Catherine spürte, dass ihn etwas störte. Sie wandte sich wieder zu ihm, hielt seine Hand und setzte sich an sein Bett. "Bis du eingeschlafen bist?" Sachte nickte er.

      Catherine wusste nicht was sie machen sollte. Sie hatte mittlerweile alles sauber gemacht und wusste nicht weiter. Sie konnte zwar Fernseher anschauen, doch sie wollte Ethan nicht aufwecken und weil sie sich in einem fremden Haus befand, wollte sie keine falsche Bewegungen machen. So setzte sie sich hin, und beschäftigte sich mit ihrem Handy. Ab und an nickte sie weg, denn der Tag war für sie ziemlich anstrengend gewesen. Als sie sich aber erinnerte wem das Haus gehörte, wachte sie wieder auf. Nichtsdestotrotz sackte die Müdigkeit in ihren Knochen ein und sie fragte sich wie lange Andrew brauchte. So verging die Zeit, indem sie sich im Halbschlaf befand bis auf einmal sie eine männliche Stimme wahrnahm. Ein wenig erschrocken sah sie noch, rieb sich die Augen und legte ihr Handy weg. "Ich..." Sie hatte einen Frosch im Hals, sie räusperte sich. "Ich wollte sichergehen, dass alles in Ordnung ist", beantwortete sie seine erste Frage.
      Auf seine zweite Frage hin sah sie nach draußen. Es war tatsächlich sehr dunkel draußen und die öffentliche Verkehrsmittel würden nicht regelmäßig fahren. Unschlüssig stand sie da. "Nun, ich habe keine Wahl, oder?", murmelte sie vor sich hin. Sie war eigentlich zu müde um nachzudenken. Catherine gähnt und Tränen kamen ihr in die Augen dadurch.
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    • Stumm blickte er im Dunkeln Catherin an, bis seine Stimme erneut ertönte, diesmal mit einem Befehl: "Licht!" Daraufhin fuhr langsam die Helligkeit im Wohnzimmer hoch, passte sich der Tageszeit jedoch an und da es tief in der Nacht war, erleuchtete der Raum lediglich in einem schwachen, warmen Licht. "Komm, ich zeige dir das Gästezimmer", sagte er daraufhin, was sich nicht weniger wie ein weiterer Befehl anhörte. Ohne großartig zu warten, schlenderte der große Dunkelhaarige los und bemerkte dabei, dass das Haus in einem einwandfreien Zustand war. Hier wurde eindeutig aufgeräumt, denn heute Morgen beispielsweise standen in der Küche noch Sachen herum. Leise tapsten sie gemeinsam die Treppe hinauf. Ethans Zimmer lag am Ende des Flures, Andrews fast ganz am Anfang und das Gästezimmer, das der Ältere ansteuerte befand sich direkt links von der Treppe, also schräg gegenüber von Andrews Zimmer. Er drückte die Türklinke herunter, betätigte den Lichtschalter und trat drinnen zur Seite, damit Catherine ebenfalls eintreten konnte.
      "Es sollten sich frische Handtücher im Schrank befinden und das Bett ist frisch bezogen. Gegenüber im Flur befindet sich ein Bad, das kannst du nutzen, dort sind im Spiegelschrank auch neu verpackte Einwegzahnbürsten." Die Hände verschwanden wieder langsam in den Hosentaschen, während Andrews blaues Augenpaar Catherine unverfroren von oben bis unten musterte. Und wieder einmal musste er feststellen, dass Catherin eine ziemlich große Frau war. Zumindest überdurchschnittlich groß. "Irgendwo befinden sich auch Gästepyjamas im Haus, aber das war nie meine Baustelle. Willst du ein Oberteil von mir haben? Für Ethans Schlafanzüge bist du wohl zu groß."
    • Catherine

      Wie ein dicker Nebel legte sich ein Schleier über ihre Gedankenwelt. Sie konnte keinen wirklichen klären Gedanken fassen, es war ihr zu anstrengend. Der Tag hatte alleine Kraft und Ausdauer von ihr geraubt, sodass sie im jetzigen Zustand sich viel mehr im Autopilot befand als dass sie einen logischen Gedanken fassen konnte. Hätte man von ihr verlangt Tische zu wischen, hätte sie das ohne zu hinterfragen, getan. Sie sehnte sich nach einem Bett, ihr ganzer Körper schrie förmlich danach, doch ihre Gedanken sanken in die Tiefe. So bemerkte sie kaum, dass das Licht angemacht worden ist und folge ohne einen Muks zu geben, dem jungen Herren nach oben. Sie erinnerte sich noch den Let des Zimmers von Ethan, doch die anderen Zimmertüren hatte sie nicht angefasst.
      Andrew führt sie in ein Gästezimmer und sie nahm wahr, wie er mit ihr redete. Die Informationen gingen in einem Ohr rein und aus dem anderem Ohr raus. Sie nickte nur abwesend und starrte das Bett an, bis sie sich sehr beobachtet fühlte. Vorsichtig nahm sie ihren Blick vom Bett an und sah den Mann an. Durch ihre Müdigkeit wohl direkter und länger, als dass sie es im Normalfall getan hätte. Weiterhin benebelt verstand sie seine Frage, es dauerte aber einen Moment bis sie die Frage vollkommen verarbeiten konnte. Zumindest verstehen konnte was er da sagte. "Hm", gab sie nur leise von sich und setzte sich auf das Bett. Ihr Kopf fiel sofort auf eins der Kissen. Eine etwas unangenehme Körperhaltung, doch das Kissen zog ihr Kopf praktisch magnetisch an. "Nur für einen Moment", murmelte sie und schloss ihre Augen. Nur für einen Moment würde sie ihre Augen schließen. Danach würde sie aufstehen und sich fertig machen.
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    • Andrew zog die Augenbrauen hoch und stieß einen kurzen Seufzer aus, ehe er Absatz kehrt machte und die Tür hinter sich schloss. Er verschwand in seinem Ankleidezimmer und machte sich auf die Suche nach einem Pyjama von sich. Ganz offensichtlich würde Catherine keine seiner Hosen passen, darunter nahm er lediglich das Oberteil an sich. Es war aus grüner Seide, langärmlig und mit weißen Streifen an den Seiten und den Ärmeln bestickt. Die selbe Farbe wie Catherines- Andrew hielt inne und blickte auf das Kleidungsstück in seinen Händen. Schon seltsam, dass er sich ihre Augenfarbe gemerkt hatte.. Er schüttelte kurz den Kopf und trat wieder an ihr Zimmer, leise klopfend. Doch es kam keine Antwort. Ein jeder normaler Mann hätte wohl aus Respekt oder Schamgefühl, was passieren können, wenn er zum falschen Zeitpunkt die Tür aufmachen würde, einfach umgedreht und hätte es sein gelassen. Doch Andrews Hand drückte die Türklinke herunter, denn immerhin sah er das Licht noch leuchten durch den Türschlitz. Er öffnete diese und trat halb herein, ehe er erneut inne hielt. Catherin lag immer noch genauso auf dem Bett wie gerade eben noch und schenkte dem Dunkelhaarigen keine Aufmerksamkeit. Andrews Blick suchte kurz und vergebens nach einer Antwort im dunklen Flur, ehe der Blick wieder auf der schlafenden jungen Frau landete. Ihn verließ erneut ein leises Seufzen. Das Pyjamaoberteil fand auf der kleinen Kommode neben dem Bett Platz und Andrews Hände waren wieder frei. Vorsichtig fasste er unter Catherines Beine, um sie daraufhin auf dem Bett zu ihrem Körper abzulegen. Ihr Oberkörper hob sich kurz von der Matratze ab, als Andrews Arm ihn stützte. Nur so kam er an die Decke heran, auf der sie sonst gelegen hätte, anstatt darunter. Es war schon beinahe liebevoll, wie er sie zudeckte, doch Derartiges ging gar nicht durch seinen Kopf. Sobald es erledigt war, verließ er auch schon das Zimmer und begab sich ins Bad, um sich bettfertig zu machen und schließlich selbst sich seinem verdienten Schlaf zu widmen.

      Davon brauchte er jedoch nicht viel. Im Schnitt schlief der Dunkelhaarige täglich vier Stunden, an Tagen, die stressiger waren, reichten ihm auch drei Stunden Schlaf aus. Andrew war also durch und durch ein Frühaufsteher. So auch am nächsten Morgen. Die Sonne war noch nicht einmal vollständig aufgegangen (ich gehe so von kurz vor 6 aus, ungefähr unsere Jahreszeit?), sodass der Himmel rot eingefärbt war und die Dämmerung noch voll im Gange. Andrew schlenderte wie jeden Morgen ins große Bad, wusch sich das Gesicht kurz ab, putzte sich die Zähne und stieg dann unter die Dusche. Bis Ethan aufwachte, war es noch lange hin. In dieser Zeit bewegte sich der große Bruder völlig frei im Haus, auch frei was seine Klamottenwahl anging. Aus der Dusche kam der Schwarzhaarige nämlich lediglich in seinen Pantoffeln und mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt heraus, während ein anderes Handtuch über seinem nassen Haar hing, dass er sich gerade trocken rubbelte. Andrew war nicht schreckhaft, wirklich nicht. Aber er hatte ihren Gast im Haus völlig vergessen und als die beiden im Flur sich fast über den Haufen rannten, schoss dann doch ein kurzes Zucken durch seinen Körper.
      "Herrgott...", fluchte er leise und ließ das Handtuch von seinem Haar runter, um es sich über seine Schultern zu legen und die Arme vor der Brust zu verschränken. "Was tust du hier?" Ja, Andrew war klar, dass sie hier übernachtet hatte, sogar auf sein Drängen hin. Er meinte: "Schon so früh?"
    • Catherine


      Über was hätte sie geträumt? Hatte sie überhaupt über etwas geträumt? Catherine konnte das nicht mit Sicherheit sagen, denn als sie langsam wach wurde, überkam sie das Gefühl, als würde ihr etwas durch ihre Finger gleiten. Für einen Moment hatte sie die Befürchtung, dass sie dabei war etwas Wichtiges zu vergessen doch wie der Rauch, verschwand das Gefühl allmächtigen und fast unbemerkt. Etwas ausgeschlafen rieb sie ihre Augen und musste mehrmals blinzeln, bis sie die Decke klar erkennen konnte. Für einen Moment blieb sie ruhig liegen, ließ keine Gedanken in ihren Kopf zu ehe es ihr zu dämmern kam.
      Fast schon ruckartig setzte sie sich hin und sah sich um. Das Zimmer kam ihr nicht bekannt vor. Oder doch? Catherine bräuchte einen Augenblick bis sie sich wieder erinnern konnte. Sie war im Haus von Michaelsons und hatte auf den kleinen Jungen Ethan aufgepasst. Und weil es so spät wurde, hatte der große Bruder Andrew, von dem Ethan gestern viel und gerne erzählt hat, ihr angeboten hier zu schlafen. Und nun saß sie im Bett im Gästezimmer. Gerne hätte sie länger geschlafen, doch da sie gewohnt war so früh aufzustehen, hatte ihr Körper sie nicht weiter schlafen lassen wollen. Außerdem war dies nicht ihr Zuhause, also war ein ausgiebiges Ausschlafen unerdenklich für sie.
      So stand sie auf, machte rasch das Bett und bevor sie das Zimmer verließ, entdeckte sie ein grünes Hemd. Die Farbe gefiel ihr sehr, da es nicht oft sein schönes sattiges Grün zu finden gab. Catherine konnte sich nur erklären es dort liegen zu finden, weil Andrew es ihr anbieten wollte. Oder lag es zuvor schon dort, nur hatte sie es gestern nicht gesehen? So gut konnte sie sich gestern nicht mehr erinnern, weil sie sehr müde gewesen war.
      Catherine stellte noch einmal sicher, dass auch alles aufgeräumt war, ehe sie das Zimmer verließ und ein leises Quietschen von sich gab. Grund dafür war das plötzliche Erscheinen Andrews, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Vor allem nicht ohne Kleider, nur zwei Handtücher. Obwohl ihre Augen sofort in sein Gesicht wanderten, hatte sie dennoch ein Blick auf den nackten Oberkörper gehabt und musste sich schämend gestehen, dass er gut trainiert und gebaut aussah. Um Himmels Willen Cat, dachte sie sich und wollte sich innerlich einen Schlag gegen den Kopf geben.
      Nach seinem Fluchen zu urteilen, hatte auch er sich ein wenig erschreckt. Auf seine Frage hin sah sie ihn kurz stumm an. Das hätte man auch netter formulieren können, dachte sie sich nur bevor sie ihm eine Antwort gab. "Ich bin dran gewöhnt so früh aufzustehen." Das stimmte, auch wenn unfreiwillig. Natürlich könnte sie sich noch einmal hinlegen und bestimmte wäre sie noch einmal eingeschlafen, doch dies am Arbeitsplatz zu machen, konnte sie sich nicht erlauben. Nun ein wenig unschlüssig was sie sagen sollte, schließlich war sie nur Gast und wusste nicht ganz recht ob man noch was von ihr erwartete. "Musst du so früh zur Arbeit?" Dass sie ihren Arbeitgeber, auch wenn es nur für einen Tag war, duzte war ihr noch befremdlich, doch wenn ihr Gegenüberstehender das weiterhin vollzog, würde sie dies ebenso tun.
      Leider ist Catherine verunsichert wie sie aus der Situation gehen konnte, ohne gleich zu unhöflich zu wirken.
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    • Es war nicht so, dass Andrew ein Problem mit Nacktheit hatte oder damit seinen Körper zu zeigen, der eindeutig etwas her gab, dennoch war es selbst dem großen Schwarzhaarigen etwas befremdlich so halbnackt Smalltalk zu führen. Daher nickte sein Kopf direkt auf Catherines Frage hin.
      "Ich verlasse das Haus in der Regel, bevor Ethan überhaupt erst wach wird." Der straffe Körper des Älteren zuckte leicht zusammen, als ein kleine kalter Tropfen von seinem nassen Haar auf seiner Schulter landete und eine feine Gänsehaut breitete sich auf der Haut aus. "Da er aber momentan keine Aufsicht hat, arbeite ich von zu Hause aus. Gestern war ein Ausnahmefall", erklärte Andrew, wobei er eigentlich hätte rot anlaufen müssen, so dreist war es gelogen. Denn es war absolut kein Ausnahmezustand, dass Andrew spontan aufbrechen musste, weil die Arbeit dazwischen kam oder er gar nicht erst nach Hause kam.
      "Ich-", der Ältere blickte über seine Schulter zu seinem Zimmer und dann wieder zu Catherine, "-ziehe mir eben was an, dann bezahle ich dich." Er war schon dabei sich umzudrehen, als er inne hielt und seinen Blick erneut zu der Schwarzhaarigen schielen ließ. "Ich bereite gleich Frühstück zu, willst du mitessen? Also zumindest so lange bleiben, bis der Kleine aufgewacht ist, damit er sich vernünftig verabschieden kann?"
    • Catherine

      Catherine war sich nicht sicher, wie sie seine erste auffassen sollte. Früher als sein kleiner Bruder? Nun sie ging davon aus, dass es sich um die Uhrzeit ging, in der er zur Schule ging. Womöglich 6 Uhr aufwachen? Konnte sie nun annehmen, dass er vor 6 das Haus verließ? Sie selbst stand sehr früh auf und musste viel arbeiten, doch sie konnte sich gut vorstellen, wie anstrengend sein Tag sein konnte. Dass er sich auch um seinen Bruder kümmerte, beeindruckte sie, was sie jedoch ihm gegenüber nicht erwähnte. Sie hatte die Frage viel mehr gestellte, damit sich keine unangenehmen Stille zwischen sie legte, doch es war eine interessante Informationen gewesen, die sie nun bekommen hatte, auch wenn sie nicht viel damit anfangen konnte.
      Catherine wollte sie ebenfalls umdrehen, als ihr Gegenüberstehender ansetzte sich fertig machen zu wollen, als er ihr eine Frage stellte, über die sie tatsächlich noch nicht nachgedacht hatte. Eigentlich war es ihr durchaus unangenehm gewesen zusammen am Tisch mit ihm zu essen, wenn man bedachte wie ihre Interaktionen bisher ausgefallen sind, doch sie wollte ungern sich nicht von dem kleinen Jungen verabschieden. "Ja, ich würde mich auch gerne von ihm verabschieden. Willst du ihn ausschlafen lassen, oder soll ich ihn aufwecken?" Denn auch wenn ihre Aufgabe getan war, befand sie sich weiterhin in diesem Haus und fühlte sich auch für sie falsch an, nun hier eine scharfe Linie zwischen Privatsleben und Arbeit zu leben.
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    • Andrew wurde einfach nicht schlau, nicht aus Catherin und im Moment vor allem nicht aus sich selbst. Jeder, der ihn und seine Familie kannte, wüsste wie einzigartig sein Verhalten ihr bezüglich war. Denn noch nie, niemals, war ein Fremder jemals ins Haus gekommen und schon gar nicht, weil es Andrews eigener Wille gewesen war.


      Auch lange nachdem Catherine gegangen war, blieb der große Dunkelhaarige in Gedanken versunken, doch irgendwann holte ihn wieder seine Arbeit ein. Arbeit die er in den folgenden nächsten Tagen so gut es ging versuchte mit seinem Bruder zu managen. Doch es war einfach nicht möglich so oft von zu Hause aus zu arbeiten und würde er dieses verlassen müssen, wäre Ethan einfach zu oft alleine geblieben. Darum ging die Suche nach einer Nanny weiter, ebenso wie eine Absage nach der anderen. Keine war gut genug für Andrew, um auf seinen Bruder aufzupassen. Und immer wieder wanderten seine Gedanken zu einer bestimmten Person, von der er seither nichts mehr gehört hatte - seit er ihr den Briefumschlag mit der Bezahlung für den einen Tag übergeben hatte und sie ging.
      "Hey, du bist so verdächtig still heute", Andrew schob die Tür zu Ethans Zimmer auf und blieb im Türrahmen mit verschränkten Armen stehen. Der dunkle Schopf seines kleinen Bruders hob und er blickte über seine Schulter zu Andrew. Auf seine Lippen legte sich ein sachtes Lächeln, eines das sich bemühte ehrlich zu sein, doch es nicht zu 100% konnte.
      "Du bist sehr beschäftigt, ich wollte dich nicht stören", antwortete seine junge Stimme, mit einem Unterton, der Andrews Herz sich zusammen ziehen ließ. Er stieß sich vom Türrahmen ab und trat in das Zimmer, neben Ethan, wo er sich dann auf den dicken Teppich mit einem ausgestreckten und einem angewinkelten Bein niederließ. Seine Schulter stupste die seines kleinen Bruders an.
      "Es tut mir leid, ich weiß, dass es im Moment nicht leicht ist. Ich arbeite daran, okey?" Er nickte, doch das reichte dem Älteren nichts als Antwort, zumindest nicht für ein ehrlich gemeintes Ja. Doch er konnte es dem Kleinen wohl kaum verübeln.
      "In der Schule hattest du mehr Spaß, als jetzt als Erwachsener", sagte Ethan plötzlich und Andrew legte die Brauen in Falten. Aber Ethan löste es sogleich auf: "Hier! Auf den Bildern lachst du oft und es gibt sogar ein Foto auf dem du mit einem Free-Fall-Tower fährst!" Andrews Blick folgte Ethans kleinen Fingern, die auf Fotos in einem Album deuteten. Ein überraschtes leises Geräusch entfloh ihm, als er die Hand ausstreckte und über die Fotos mit seinen Fingern fuhr.
      "Wo hast du das denn rausgekramt?" Aber Ethan beantwortete ihm die Frage nicht, musste er auch nicht, denn das war keine Frage, auf die man eine Antwort erwartete.
      "Wer ist dieses Mädchen? Ich kenne sie gar nicht. Sie ist immer dann auf einem Bild dabei, wenn du am glücklichsten aussiehst." Andrews Gesichtszüge wurden milder, doch schon bald mischte sich eine gewissen Melancholie darunter.
      "Eine alte Freundin..", war lediglich seine Antwort. Doch sie fiel nicht unbedingt so knapp aus, weil der Ältere in lange zurück liegenden Erinnerungen versank, sondern weil es bei ihm endlich Klick machte. Nein er hatte sie nicht vergessen, auf keinen Fall. Doch nun wo er ihr Bild direkt vor Augen hatte, war die Ähnlichkeit äußerlich nicht zu übersehen. Groß, langes dunkles Haar, helle Haut, nur die Augenfarbe war eine andere. Doch nicht einmal die äußerliche Ähnlichkeit war das Erstaunlichste dabei.



    • Der Morgen hatte sich als einfach gestaltet und die Zeit verging schneller, als sie es erwartet hatte. Da sie ihn nicht kannte und ihr Fokus viel mehr auf den kleinen Jungen lag, bemühte sie sich nicht wirklich small talk zu halten. Die Spannung zwischen ihnen war anfangs an etwas angespannt gewesen und da sie womöglich nach diesem Job nichts mehr miteinander zu tun haben werden, sah sie keinen Grund zu versuchen auf seine guten Seite zu schlagen. Es gäbe so oder so keinen Grund, wieso sie das hätte tun sollen, zumal sie nicht wirklich die Person dafür war, wenn es keinen tiefgründigen Grund gab. Die Zeit mit dem Jungen genoss sie dennoch und es stimmte sie beinahe traurig sich von ihm zu verabschieden. Sie beiden hatten gestern Spaß miteinander gehabt und haben sich gut verstanden. Doch jede Begegnung traf ihr Ende. Mit dem Umschlag in der Hand, verließ sie dann schlussendlich das Haus.
      Ihr Alltag holte sie schnell ein und sie ging wieder ihre Jobs nach, die ihr halfen übers Wasser zu halten. Eines Tages jedoch hatten sie einen Arzttermin, wo sie mit ihrem Bruder ins Krankenhaus gehen mussten. Sie wollten allgemeinen Zustand und die Verbesserung oder gar Verschlechterung beobachten, um weitere Schritte einleiten zu können. Auf den Weg dorthin war Catherine sichtlich nervös, sämtliche Szenarien und Unterhaltungsabschnitte schwirrten in ihrem Kopf herum. Ihr Bruder schien das bemerkt zu haben, denn er drückte ihre Hand und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln zu. Es brach ihr beinahe das Herz wie er versuchte Catherine aufzumuntern, obwohl er derjenige war, dem es gesundheitlich nicht gut ging. Sie versuchte sich zusammen zu reißen und zusammen betraten sie das Arztzimmer.
      Das Gespräch verlief so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie bekam die Nachricht, die sie nicht hören wollte. Alleine jedoch, denn ihr Bruder lag weiterhin auf das Krankenbett, mit der Krankenschwester bei ihm. Catherine stand mit dem Arzt im Flur. „Die Operation wird dringend nötig sein. Je länger wir damit warten, desto gefährlicher kann es für ihn werden", sprach er zu ihr und Catherine biss sich nervös auf die Lippen. Keineswegs wollte sie diese Operation nicht einleiten, doch ihr fehlte schlichtweg das Geld. „Er müsste für eine Weile die Medikamente zu sich nehmen, bevor wir die Operation durchführen können." Eine Rechnung nach der anderen und Catherine wusste nicht, wie sie das bewältigen sollte. Sie hatte schon so schwierigkeiten gehabt die jetzigen Medikamente zu bezahlen, doch die neu verordneten werden deutlich teurer sein. „Wie viel würde es insgesamt kosten?" Catherine verschluckte sich fast an ihrer Spucke, als sie die ungefähre Summe hörte. Sie rieb sich die Schläfe. „Ich muss noch darüber nachdenken und mit ihm besprechen. Ich würde mich dann nochmal an Sie wenden." Catherine blieb im Flur alleine zurück. Als hätte sie jegliche Kraft in ihren Beinen verloren, ließ sie sich auf eins der nahestehenden Sitze fallen und stützte ihre Ellenbogen auf ihre Oberschenkelbeine. Die Schwarzhaarige verschränkte ihre Finger miteinander und ließ ihren Kopf hängen. Was sollte sie nun tun? Sie arbeitete so viel wie sie konnte und trotzdem konnte sie es sich nicht leisten. War sie dazu in der Lage Geld von der Bank zu leihen? Sie bezweifelte es. Sollte sie es dennoch nicht probieren? Ihr Kopf explodierte ihr fast von all den Fragen. Sie kämpfte mit den Tränen. Noch nie hatte sie sich so hilflos gefühlt.
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    • War es seit ein paar Tagen Catherin gewesen, die Andrew wie verhext durch sein eigentlich viel zu beschäftigten Gehirn herumschwirrte, hatte sie neuerdings erfolgreich eine andere Frau abgelöst. Was nicht hieß, dass es weniger anstrengend war an sie zu denken, denn mit ihr konnte Andrew etwas anfangen, etwas verbinden. Sie war ihm nicht fremd, nein, ganz und gar nicht. Es ging sogar soweit, dass er anfing von ihr zu Träumen. Wieder. Und das nachdem er inständig geglaubt hatte, das endlich hinter sich gelassen zu haben. So konnte er es nicht weitergehen lassen. Darum nahm er sich eine Sache eines Tage vor, als Ethan in der Schule war. Zwar musste Andrew dafür die Arbeit beiseite schieben, aber es schien ihm ein notwendiges Übel zu sein.

      Die Reifen des Wagens blieben mit dem leisen Knarzen der Kieselsteinchen unter dem Gummi schließlich stehen und das Motorgeräusch verstummte. Andrew stieg aus, doch ehe er die Tür hinter sich zu machte, nahm er sich einen Moment - das musste er - und schloss die Augen, um die Luft tief einzuatmen. Das Gelände war ihm nicht unbekannt und der Geruch hatte sich seither kaum verändert. Er öffnete seine blauen Augen und blickte über das Dach seines Wagens auf das riesige Krankenhausgebäude, das einst fast seine zweite Heimat gewesen war. Schließlich fiel die Autotür ins Schloss und die Scheinwerfer blinkten auf, als es verriegelt wurde. Erneut das Geräusch der kleinen Kieselsteinchen, das unter Andrews Füßen ertönte, nachdem er sich in Bewegung setzte. Es hörte erst auf, als er vom Parkplatz runter ging, auf den großen Vorhof des Krankenhauses, der asphaltiert und eben war im Gegensatz zum relativ Natur belassenen Parkplatz. Der große Schwarzhaarige kam der Eingangstür immer näher - nur eine von einigen weiteren, wie er wusste - und mit jedem Schritt, zog sich sein Herz ein kleines Stück mehr zusammen. Doch nach außen hin gab er es nicht Preis und betrat schließlich das Krankenhaus. Die Rezeption vor ihm, gute zwei bis drei Meter weiter geradeaus, war relativ voll. Aber das machte nichts, denn Andrew brauchte keine Auskunft. Er kannte die verschiedenen Stationen, Etagen, selbst die Gänge und auch einige Zimmer. Und so trugen ihn seine Füße automatisch an einen ganz bestimmten Ort. Genaugenommen war es ein Flur, ein recht unscheinbarer, doch dort befand sich ein Fenster von dem aus Andrew hinter das Krankenhaus blinken konnte. Er trat nah an die saubere Glasscheibe und seine Augen verloren sich sofort in das dem Gebüsch, das im Sommer prachtvoll blühte, obwohl es im Schatten eines riesigen Baumes wuchs und kaum, bis gar kein Sonnenlicht abbekam. Die Blume die dort blühte besaß ein magisches, saftiges Lila, geziert von einem sonnigen Gelb in ihrer Mitte. Doch die wahre Magie spielte sich Innen ab, denn der Busch war so groß, dass er einen Hohlraum verbarg. Das ehemalige Versteck von Andrew und... Den ausdruckslosen Mann überschwemmten die Erinnerungen auf einmal. Und sie endeten mit einem Lachen.
      Das Lachen, ihr Lachen. Es hallte immer und immer wieder in seinen Ohren. Sie hatte es seit der Grundschule behalten, das selbe herzliche und ehrliche Lachen, das jede Sonne in den Schatten stellte. Und sie behielt es so lange sie konnte... verlor es ganz zum Schluss. Andrew erinnerte sich an das einzige Mal, als die sonst helle Mundlinie, von den Mundwinkeln nach unten gezogen wurde und die Augen sich mit dicken, schweren Tränen füllten. Es war das erste und einzige Mal, dass er sie weinen sah und hörte. Er wollte sich nie wieder daran erinnern, an das erbarmungslose Schluchzen und zittern, des zierlichen Körpers, der eigentlich so unerschütterlich und voller Energie war.

      Andrew riss seine Augen auf und schüttelte schnell den Kopf. Nein, er war noch nicht bereit für diese Erinnerungen und er würde es auch nie sein! Er machte Absatz kehrt, doch ein leises Schluchzen, ja fast so leise wie ein Wimmern, ließ ihn abrupt stehen bleiben und über die Schulter gucken. Mit großen Augen starte er auf die Wand vor ihm, die nach rechts hin den Flur weiter führte. Und seine Ohren waren gespitzt und vernahmen ganz eindeutig das Geräusch. Er hatte es sich nicht eingebildet. Mucksmäuschenstill näherte er sich der Ecke und war schließlich in der Lage vorbei zu gucken. Ihm blieb beinahe das Herz stehen, als er einen Schopf mit langen schwarzen Haaren sah, der offenbar weinte. Sein Körper erstarrte. Als hätte er einen Geist gesehen und ganz ehrlich, der sonst so emotionskarger junger Mann glaubte wirklich einen Geist zu sehen.
      "Emily..?", kam es wie ein leiser Hauch zwischen seinen Lippen hervor und der Schopf hob sich. Er blickte in die so vertrauten blauen Augen... nein.. Also ja sie waren vertraut, aber wiederum nicht. Nein. Nein, sie waren auch nicht blau. Grün. Es waren grüne Augen. Und plötzlich erwachte er aus seiner Trance und erkannte schließlich wer da wirklich vor ihm saß und ihn fragend anguckte.
      "Catherin? Was.. was tust du hier?", fragte er. Es ging ihn nichts an und ja die Wahrheit war auch, dass es ihn persönlich gerade in diesem Moment auch nicht interessierte. Dennoch verspürte er den Drang danach es wissen zu wollen.. Womöglich wegen dem Zeitpunkt ihres Auftauchens. Ihm jagte dieser makaberer Zusammenhang zwischen seinen Erinnerungen und Catherins Reinplatzen darin
      einen Schauer seinen Rücken hinunter und ließ seine Nackenhaare aufstellen. Früher hatte er diesen Ort gemocht. Doch heute wollte er bloß nichts wie wieder weg von hier.
    • Ihre Gedanken rasten wild in ihrem Kopf umher. Es war ihr nicht möglich auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Catherine hatte wohl Glück, dass ihre Umgebung ruhig war. Ihr Kopf würde ansonsten vor den vielen Eindrücken und Geräuschen platzen. Was sie nun brauchte, war Ruhe und Einsamkeit, auch wenn das Letztere ihr nicht unbedingt auf Dauer möglich war. Doch alleine in diesem Gang zu sein, half ihr ein wenig die Möglichkeit zu nutzen ihre Gedanken zu sortieren. Auch wenn es momentan nicht den Anschein erweckte, dass sie dazu in der Lage wäre. Es half ihr immerhin ihren Herzschlag zu beruhigen, sowie ihr Atem, als der Arzt mit ihr privat geredet hat. Catherine versuchte drastisch so schnell wie möglich eine Lösung zu finden, wissend, dass sie eigentlich noch ein wenig Zeit hätte.
      Doch mit jeder Sekunde fiel es ihr schwer sich zu konzentrieren, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen und sie ließ sich von ihren Emotionen mitreißen. Catherine wusste, dass ihr Bruder erkennen wird, dass sie geweint hat, doch sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. Die ganze Last lag auf ihren Schultern und sie fühlte sich natürlich für ihren jüngeren Bruder verantwortlich. Wie konnte sie es nicht tun, nach all den vielen Jahren, in denen sie sich alleine um ihn gekümmert hatte. Sie wollte ihn nicht verlieren, sie war nicht dazu bereit. Vor allem an etwas, was sie hätte eventuell ändern könnte.
      So erfüllte ihr leises Weinen die Gänge und obwohl dies nur zu hören war, war der Klang einer anderen Stimme, neben die ihre eigene, etwas, was sie sofort hörte. Verwirrt wieso man einen Namen aussprach, der nicht ihr gehörte und sie alleine hier war, sah sie jemanden, mit dem sie weniger gerechnet hatte. Aufgrund ihrer leicht verschwommenen Sicht, fragte sie sich, ob sie angefangen hatte sich Dinge einzubilden. Doch nachdem sie ihre Augen rieb und sie nun auch ihren Namen hörte, war sie sich sicher, dass Andrew hier war.
      Überfordert ihn zu sehen und perplex dazu, sah sie für einen Moment erschrocken an, ehe sie sich räusperte und die Tränen auf ihre Wangen wegwischte. Plötzlich kam ihr die Situation unglaublich unangenehm und peinlich vor. Da ihre Verhältnisse zueinander nicht sonderlich unbelastet und auf einer Vertrauensbasis basierte, war es ihr nicht geheuer ihn sie so sehen zu lassen.
      Catherine machte ihren Mund auf, doch kein Ton wollte aus ihr herauskommen. Bevor sie ihre Stimme finden konnte, öffnete sich die Tür und ihr Bruder kam heraus. Aus welchem Grund auch immer, sie konnte es sich selbst nicht erklären, trat sie vor ihm, als könnte sie ihren Bruder hinter sie verstecken. Doch Catherine war kleiner als er und so hatte Andrew freie Sicht auf ihren Bruder. Er drückte mit zwei Fingern auf die Watte, die sich an seinem Arm befand. Auch der Arzt trat hinaus. „Frau Reese, melden Sie sich, wenn Sie eine Entscheidung getroffen haben." Verstehend nickte sie ihm zu, ehe er verschwand.
      Catherine bemerkte den fragenden Blick von ihrem Bruder, doch sie ging nicht darauf ein. „Nichts", wandte sie sich schließlich an Andrew und zog kurz ihre Nase hoch. „Wie geht es Ethan?" Sie hoffte er würde auf den kläglichen Versuch das Thema zu wechseln, eingehen und sich ihre Wege trennen. Sie hatte keinen Grund sich mit Andrew auseinander zu setzen, vor allem ihm nicht in diese Angelegenheit hineinziehen, wenn es ihn schlichtweg nichts anging und er ohnehin nicht den Anschein erweckte, als würde er seine Nase in jede Kleinigkeit hineinstecken. Wohl eher das Gegenteil davon.
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    • Der Schauer lag immer noch über Andrews Knochen, so als wachte man gerade aus einem schrecklichen Albtraum auf. Doch ehe er sich mit der seltsamen Kombination aus Vergangenheit und Gegenwart befassen konnte, nahm ihn Letztere in Beschlag. Seine Augen wanderten von Catherine auf den Art, bis dieser schließlich weg ging und dann auf das, was sie versuchte zu verbergen, kläglich wohlgemerkt; einen jungen Mann, der trotz ihrer ungewöhnlichen Größe für eine Frau noch größer war. Andrew hatte keine Ahnung wo er hineingeraten war, aber um ehrlich zu sein, wusste er ja noch nicht einmal, wieso er überhaupt hier war. Plötzlich viel der Name seines Bruders und der Blick des Älteren wanderte auf direktem Wege wieder in die grünen Augen der Fremden, die einfach so in sein Leben geplatzt war.
      "Nicht gut", antwortete er wahrheitsgemäß, wobei seine Mimik sich nicht änderte. Doch seine Körperhaltung sackte ein wenig in sich, sodass er nicht mehr wie versteinert dastand, nachdem er die Hände in den Hosentaschen verstaute. "Auch wenn er sich die größte Mühe gibt, es nicht danach aussehen zu lassen." Etwas was der Schüler wohl einfach nur zu gut vom Meister gelernt hatte.. Andrew sog die Luft ein, wobei sein Brustkorb anschwoll und ließ sie durch die Nase langsam wieder heraus. "Wie es scheint befinden wir uns mal wieder in einer ähnlichen Situation." Zumindest wenn er davon ausgehen konnte, dass das hinter Catherine ihr Bruder war. Er machte einen Schritt auf die beiden zu und streckte ihm seine Hand aus, um sich vorzustellen: "Andrew Michaelson." Catherine hatte er sich nie wirklich vorgestellt, wenn er so darüber nachdachte. Aber nach einer gewissen Zeit waren manche Dinge eben überflüssig. "Für dich schuftet deine Schwester also so unermüdlich? Hat sie erzählt, dass sie eine großzügige Summe abgelehnt hat, die ihr wohlverdient zustand?"
    • Catherine musste gestehen, dass sie über die plötzliche Direktheit und Ehrlichkeit von ihm überrascht war. Viel mehr hatte sie damit gerechnet, dass er die Frage aus Höflichkeit bejahte und sich das mit dem Thema hatte. Für einen Moment wirkte Catherine besorgt. Sie hatte den kleinen Jungen drei Mal gesehen und war sehr angetan von dem kleinen Jungen, weswegen die Ehrlichkeit über den Gemütszustand sie weitaus mehr traf als sie es sich selbst zugestehen wollte. Catherine war nicht für den Jungen verantwortlich, sie hatte nichts mit ihm zu tun, jedoch tat es ihr dennoch leid, wenn es einem Kind nicht gut ging, vor allem wenn es um einen lieben Jungen handelte. Vielmehr wenn der große Bruder ihr sagte, dass der Kleine versuchte seinen Zustand zu überspielen. Ein kleiner Junge in seinem Alter sollte genau das nicht tun. Es fiel Catherine schwer sich nicht in die Sache rein zu steigern.
      Catherines Blick wurde ein wenig argwöhnisch, als sie sah, wie Andrew ihrem Bruder seine Hand hin hielt und sich vorstellte. Der einzige Grund wieso Catherine seinen Vornamen schon bereits davor kannte, war Ethan selbst. Nur durch ihn kannte sie seinen Namen, denn bis heute hatte er sich noch nicht mit seinen vollen Namen vorgestellt. „Ezra Reese", stellte auch er sich vor und schüttelte Andrews Hand. Catherine konnte sich nicht ganz erklären wieso, doch sie fühlte sich plötzlich unwohl in dieser Situation.
      Welches sich nicht verbesserte, als Andrew etwa sagte, was sie ihre Augenbraue zusammen ziehen ließ und ihre Arme vor ihre Brust verschränkte. Catherine konnte den leicht fragenden Blick von Ezra auf sich spüren. „Wir haben uns nur zufällig getroffen und ich habe ihm geholfen", gab sie ihrem Bruder eine Kurzfassung, wissend dass sie später von ihm ausgefragt wird. Aus diesem Grund war sie über Andrew verärgert das erwähnt zu haben. Sichtlich nicht über Andrews Aussage amüsiert, sah sie ihn scharf an. „Ethan ist hoffentlich nicht krank ", versuchte sie das Thema in eine andere Richtung zu lenken. Das würde zumindest sein Erscheinen im Krankenhaus erklären.
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    • Ein höflicher junger Mann, das konnte man nicht leugnen und offenbar einer, der deutlicher besser verbergen konnte, wenn er misstrauisch war - wenn er das denn auch wirklich war. Nachdem Andrew die Hand wieder los ließ, wanderte sie wieder in die Hosentasche und ein leises Seufzen drang aus seinen Nasenlöchern als Antwort auf Catherines Frage. Nein, es ging Ethan nicht gut und ja so gesehen war er krank. Und das Schlimmste an Allem war, dass Andrew einen viel zu großen Teil dazu beitrug.
      "Hör mal Großer, kannst du deine Schwester und mich kurz alleine lassen? Wir haben etwas zu klären." Unsicher darüber, ob das als Grund reichte, um seine Schwester mit einem scheinbar Fremden zu lassen, wartete Andrew geduldig - was nicht gerade seine Stärke war - und wurde dafür belohnt, als der Bruder schließlich hinter dem nächsten Eck verschwand, wo sich direkt eine Tür befand, wie Andrew es noch in Erinnerung hatte und eben diese hörte er auf- und wieder zugehen.
      "Wie kann man eigentlich so einen unglaublichen Dickschädel haben wie du! Mein Bruder ist offensichtlich nicht der Einzige, der krank ist - wenn auch nicht körperlich. Also weshalb machst du es dir so schwer, wenn du dir doch auch ganz einfach von mir helfen lassen könntest?!" Andrew behielt seine Beherrschung, aber angesichts dessen, was er in der Vergangenheit an diesem Ort erleben musste, konnte er Catherine im Moment beim Besten Willen nicht verstehen. "Es ist doch so, du brauchst offensichtlich Geld für eine Behandlung. Ich gehen davon aus, dass du dich nicht für dich selbst so abrackerst, sondern für ihn, also ist dein Bruder höchstwahrscheinlich krank. Und ich-" Andrew atmete erneut tief durch, senkte kurz seinen Blick, um sich etwas zu bremsen und presste seine Zähne aufeinander, sodass der Kiefer sich sichtbar anspannte. "Ethan braucht immer noch eine Nanny. Und aus irgendeinem Grund hat er ein Herz für dich und fühlt sich wohl bei dir. Du würdest also kein Geld geschenkt bekommen, dass du ja sowieso nicht freiwillig annimmst, sondern würdest dafür arbeiten. Die Bezahlung für den Job wäre so gut, wie all die undankbaren Nebentätigkeiten die du zur Zeit ausführst zusammen und sogar noch mehr. Außerdem hättest du genug Freizeit, um dich nebenbei auch um deinen Bruder zu kümmern. Ich sehe hier nur eine Win-Win Situation." Sein Blick hüpfte wieder rauf und traf auf das Grün, der jungen Frau, während seine recht Hand sich aus der Hosentasche verabschiedete und sich erneut entgegen streckte.
      "Also, haben wir nun einen Deal oder nicht?"
    • Es störte Catherine gewaltig, dass Andrew mit ihrem Bruder redete. Sie konnte dafür keine logische Erklärung geben, doch etwas an ihm schien sie immer zu verärgern. Doch da er mit ihm in einen freundlichen Ton geredet hatte und Ezra sich nicht beschwerte, gar das tat worum er gebeten wurde, beruhigte sich Catherine ein wenig. Es musste einen bestimmten Grund haben wieso er mit ihr privat reden wollte, ohne dass es Ezra mitbekam. Auch wenn sie über die Gesamtsituation nicht positiv gestimmt war, wollte sie ihn zumindest zu Wort kommen lassen. Catherine war bewusst, dass, aus welchem Grund auch immer, sie ebenso keine sonderliche positive Stimmung bei ihm auslöste. Da sie jedoch fest der Überzeugung war ihn nie mehr zu sehen, hatte sie seine Aktionen oder Reaktionen hinterfragt.
      Ihre überhebliche Reaktion kam abermals zum Vorschein, als er sie als ein Dickkopf nannte. Sofort machte die empört den Mund auf, doch kein Ton kam aus ihr heraus, je länger sie seinen Worten lauschte. Sie wollte sich nicht helfen lassen, wollte keinem etwas Schulden. Bisher hatte sie alles alleine geschafft, wieso sollte sie es weiterhin nicht tun? Wer hätte ihr geholfen, als sie die Hilfe an meisten brauchte? An den Tagen, wo sie körperlich an ihren Grenzen gekommen war und fast umgekippt war?
      In ihr brodelte es. Alles war einfach für Andrew zu sagen, keineswegs konnte Catherine sich vorstellen, dass er jemals das durchmachen musste, womit sie seit Jahren zu kämpfen hatte. Und die einfachste Lösung ihr hinzuwerfen, wenn sie nur sein Geld annahm, gefiel ihr nicht. Ganz und gar nicht. Doch diese Wut verrauchte, als sie hörte, aus welchem Grund Ethan es nicht gut ging. Sie konnte es sich zumindest sehr gut vorstellen. Der große Bruder hatte viel zu arbeiten, besaß wenig Zeit und der kleine Junge war ganz alleine. Welchem Kind würde es nicht gut gehen?
      Mit zusammengepresste Lippen sah sie in seinen Augen, ehe ihr Blick zu seiner Hand wanderte. Auch wenn sie es nicht gerne einsah, hatte Andrew Recht. Wäre nicht das Gespräch vorhin mit dem Arzt stattgefunden, hätte sie es womöglich abgelehnt, doch wie der Arzt ihr gesagt hatte, drängte die Zeit. Etwas, was sie sich nicht leisten konnte. Tief holte sie Luft, und streckte auch ihre Hand aus. Mit gemischten Gefühlen gab sie ihm den gewünschten Händedruck. Andrew hatte Recht. Es war eine win-win Situation und mit solch einem Vorschlag konnte sie sich eher anfreunden.
      Sie atmete wieder aus. „Willst du Näheres schon heute oder erst morgen besprechen?", fragte sie ihn nun gefasster und ruhiger. Die Verzweiflung, die sie vorhin verspürt hatte, war wie weggeflogen.
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    • Es geschah etwas. Sicher nicht für Dritte sichtbar, aber dennoch deutlich wahrnehmbar für den Dunkelhaarigen, als dieser die zierliche Hand in seiner spürte. Erleichterung? War es das? Da Andrew so etwas wie Erleichterung nicht oft spürte, weil er permanent unter Stress stand, konnte es durchaus möglich sein. Aber kam es auch üblicherweise mit einem dezenten Kribbeln in der Magengegen mit einher?
      "Kümmere du dich heute erstmal darum, dass du alles, was du momentan am Laufen hast beendest. Morgen sprechen wir dann über die Details uns setzen einen Vertrag auf, nachdem ich Ethan zur Schule gebracht habe. Ich weiß noch nicht genau, wo ich genau sein werde zu dem Zeitpunkt, also werde ich dir den Ort simsen." Mit seinen eigenen Worten holte er sich aus seiner Gedankenwelt zurück auf den Boden der Tatsache und ließ schließlich Catherines Hand wieder los. Sobald diese wieder in der Hosentasche verschwand deutete sein Kopf mit einer kurzen Nickbewegung in die Richtung in der ihr Bruder eben verschwunden war. "Und an deiner Stelle würde ich den Arzt sofort verständigen. Wartezeiten in Krankenhäusern sind in Stein gemeißelte Gesetze, aber das wird dir ja bekannt sein." Andrew spürte sein Handy unter seinem Jackette vibrieren und war bereits dabei Absatz kehrt zu machen. "Ich muss dann wieder. Bis Morgen."

      Ethan weihte Andrew nicht ein, aus zweierlei Gründen: er sollte sich ungestört auf die Schule konzentrieren können und um so größer würde die Überraschung werden, wenn es soweit war. Eine Person gab es jedoch, die er verständigen wollte, doch natürlich war sie nicht erreichbar; Ethans und sein Vater. Das entlockte ihm zwar ein schweres Seufzen, aber er machte sich nichts weiter draus, denn den Anruf war sowieso nur eine Formalität gewesen und daher eigentlich unnötig. Was tatsächlich zählte war, dass er sich alsbald wieder an die Arbeit machen konnte, die er wegen Ethan schleifen hatte lassen. Ob sich seine Angestellten aber genauso freuten wie er, dass er am nächsten Morgen in der Firma ankündigte wieder wie gewohnt täglich zur Verfügung zu stehen, war eine andere Sache. Andrew war nämlich nicht entfallen, dass ein gewisses Aufatmen sich in der Firma breit gemacht hatte, während er zu Hause fest saß. Nun, mit Faulenzen war nun wieder Schluss.

      Er war froh darüber, dass seine Termine zeitlich so aufgegangen waren, dass er Catherine die Adresse zu seiner Firma schicken konnte, wo er auf sie wartete. Das Personal wurde angewiesen sie zu ihm zu geleiten sobald sie eintreffen würde - wie hatte Andrew sie nochmal beschrieben? Ach ja, nun.. nicht so schmeichelhaft. Und während er wartete, bereitete er bereits den Papierkram vor. Sie wollte einen richtigen Job, dann sollte sie den auch bekommen.
    • Es brauchte viel Vertrauen, wenn man sich dazu bringen wollte genau das zu tun, was er von einem verlangte. Catherine sollte tatsächlich all ihre Jobs kündigen, die ihr bisher geholfen haben sich über das Wasser zu halten, und sich darauf verlassen, dass sie den Job von Andrew definitiv bekommen wird. Vor allem konnte keiner von ihnen vorab feststellen, ob sie zu einer gemeinsamen Vereinbarung kommen werden. Ihre verschiedene Arbeitsstellen zu kündigen, wäre ein sehr großes Risiko für sie. Doch sie befand sich in einer ungünstigen Lage, die noch durch einen erheblichen Zeitdruck unterstrichen wurde. Kannte Catherine Andrew lange genug, um ihm vollkommen vertrauen zu können? Nein. Gab es eine Situation, in der er ihr gezeigt hatte, dass sie ihm vertrauen konnte? Mehr oder weniger. Musste sie einmal in ihrem Leben ein sehr großes Risiko eingehen, welches ihr und das Leben ihres Bruders potentiell ruinieren könnte? Ja. Auch wenn sie es ungern ihr selbst gestand, verspürte sie eine ihr unbekannte Angst. Als würde alles, wofür sie bisher gearbeitet hatte, auf einer Kippe stehen. Doch was machte all dies noch einen Sinn für sie, wenn sie nicht einmal ihren Bruder retten konnte?
      Verstehend nickte sie ihm zu. Dann sollte sie tatsächlich dem Arzt über ihre Entscheidung Bescheid geben, denn Andrew hatte Recht. Die Dunkelhaarige sah dem Mann noch hinterher, bis er sich nicht mehr in ihrem Blickfeld befand. Mit einem lauten Seufzen drehte sie sich schließlich um und gesellte sich zu ihrem Bruder, der noch von einer Krankenschwester begleitet wurde. Da der Arzt sich nicht mehr in der Nähe befand und somit wohl eher weitergezogen war, gab Catherine der Krankenschwester über ihre Entscheidung Bescheid. Im Augenwinkel konnte sie die sämtlichen Fragezeichen in Ezras Gesicht sehen, doch auch diesmal ignorierte sie es gekonnt.

      Auch nachdem sie Zuhause waren, ging sie nicht sehr auf seine Fragerei ein. Es sprudelte nur von Fragen aus ihn heraus, doch mehr als kurz angebundene Antworten bekam er nicht von ihr, was ihn offensichtlich verärgerte. Frustriert über die ganze Situation, setzte er seine Kopfhörer aus und sie beiden gingen sich für den Rest des Tages aus den Weg. Catherine hatte keine Energie gespürt ihm alles zu erklären, ebenso wissend, wie er reagieren wird, wenn sie ihm die ganze Wahrheit offenbaren würde. Sie kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, dass er sich deutlich mehr verantwortlich fühlen wird und alles versuchen würde um die Last von ihren Schultern zu heben. Doch aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes, würde es einen negativen Einfluss auf ihn selbst haben und das wollte Catherine nicht riskieren. Catherine war soeben die Ältere und sah sich somit dazu verantwortlich alles alleine zu schaffen. Ihr war es wichtiger, dass ihr Bruder sorgenloser leben konnte.

      Am nächsten Morgen betrachtete Catherine die Adresse, die man ihr zugeschickt hatte. Sie wusste nicht recht was sie von dem Treffpunkt halten sollte. Ein wenig genervt, sah sie sich ihr Outfit an. Sie wollte nicht unbedingt in legere Kleidung dort erscheinen, denn wenn alles gut verlief, würde sie öfters mit Ethan unterwegs sein und als eine allzu bekannte Familie musste das Gesicht wahren. So trug sie eine schlichte lockere Bluse und hohe schwarze Hose. In Jogginganzug sollte sie jedenfalls nicht erscheinen. Als Ezra sie sah, hob er verwirrt die Augenbrauen. „Wenn es gut geht, ein neuer Job." Eine ehrliche Antwort war sie ihm schuldig, auch wenn sie ihm nicht jede Einzelheiten verriet.
      Pünktlich angekommen ging sie durch die Glastür und meldete sich an der Rezeption. Vielleicht bildete es sich Catherine ein, doch sie meinte, dass der Blick der Frau länger auf sie lag, als es ihr eigentlich lieb war. Hatte sie etwas im Gesicht? Catherine verstand nicht ganz was passiert war, doch man schickte sie trotzdem zu den Aufzügen und drückte für sie den entsprechenden Knopf der Etage, auf der sich wohl Andrew befinden wird. „Vielen Dank", bedankte sie sich freundlich bei der Frau lächelnd. Die Türen schließen sich vor ihr. Sie hatte nichts im Gesicht. Vielleicht auch zu wenig für diesen Ort.
      Nun ein wenig nervöser, sah sie zu wie die Zahlen sich auf dem Display veränderten und der Aufzug dann zu einem Stopp kam. Vorsichtig trat sie hinaus auf den Flur. Catherine nahm an, dass man sie erwartete, also erhoffte sie sich, dass er kein Versteckspiel mit ihr veranstalten wird.
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    • Als die erlösenden Worte kamen, spuckte der Drucker gerade die letzte Seite aus, woraufhin Andrew den Stapel in seinen Fingern auf der Tischplatte ordentlich klopfen konnte und seiner Sekretärin über die Freisprechanlage antworten. Nur einen Moment später öffnete sich die Tür zum Büro des Älteren, der bereits von seinem Stuhl aufgestanden und um den Tisch herum gegangen war.
      "Danke Monica!", signalisierte er seiner Sekretärin, dass sie nicht mehr gebraucht wurde, damit sie die beiden wie gewollt alleine ließ. Die Tür fiel erneut ins Schloss und Andrew stand locker an die Schreibtischkante gelehnt, Catherin mit einer einladenden Handbewegung drum bittend Platz auf einem der bequemen Stühlen am Tisch zu nehmen. "Es ging leider nicht eher, dafür muss ich mich entschuldigen. Und da auch nicht viel Zeit bleibt, habe ich ein wenig vorgearbeitet", begann Andrew, drehte seinen Oberkörper, um den Vertrag zu nehmen und wandte sich dann wieder Catherine zu. Es war ein Vertrag, wie er ihn in seinem Job bestimmt zehn Mal am Tag aufsetzte, also nichts Besonderes für ihn. Spannend wurde es erst nach dem ganzen langweiligen Monolog seinerseits, als es zum Schluss kam, denn auf den letzten Seiten gab es ein paar Ergänzungen, die so nie in geschäftlichen Verträgen standen, weil sie ungewöhnlich waren.
      "Da ich keine festen Arbeitszeiten habe, muss garantiert sein, dass du über Nacht oder sogar für mehrere Tage bleiben kannst. Du kannst dir dafür das Gästezimmer einrichten, dass du ja bereits schon kennst. Solltet Ethan und du nach draußen gehen, um etwas zu unternehmen, werden euch Bodyguards begleiten. Das ist unverhandelbar. Aber sie werden sich auf 100m im Hintergrund halten. Die Ausgaben kannst du hiermit bezahlen", erklärte Andrew und reichte Catherin eine schwarze Kreditkarte, mit den eindringlichen Worten, "Bitte, gib gut darauf Acht!" Ethan war noch zu junge, weshalb Andrew ihm seine Karte nicht überlassen konnte und unter anderem auch aus Angst, dass dieser sie verlieren würde. Und den bisherigen Haushälterinnen konnte er nicht genug Vertrauen entgegen bringen. Damit war Catherin die Erste. "Und da nun die Basics geklärt wären", wie Gehalt, Urlaub, Kochen, Haushalt, Einkaufen, Nachhilfe und Bespaßung, "kommen wir zu dir. Gibt es deinerseits Anliegen, die in den Vertrag aufgenommen werden sollten, bevor wir unterschreiben?"
    • Sie musste keine Minute warten, bis eine Frau zu sehen war, die sie schon mit einem geschäftlichen Lächeln auf sie zu lief und ihr die Hand hin hielt. „Herzlich willkommen. Herr Michaelson erwartet Sie schon. Wenn Sie mir bitte folgen." Mit einem Lächeln nickte Catherine der Frau zu, nachdem sie ihre Hand geschüttelt hatte. Ein sehr professionelles Auftreten. Nicht nur die Sekretärin, sondern auch der ganze Flur. Minimalistisch aber elegant zugleich. Ein Ort, welchen sie ihr ganzes Leben lang nicht oft besucht hatte. Sie hatte auch keinerlei Grund dafür. Stattdessen bekam sie das Krankenhaus zu oft zu sehen, oder auch die Flächen der Supermärkte. Mittlerweile sah sie zu viele betrunkene Menschen, da sie doch öfters gefragt wurde von ihrer alten Arbeit, wo sie dank ihren damaligen Kollegen diesen Job ergattern konnte, ob sie einspringen könnte. Auch heute bekam sie manchmal die Nachfrage. Auch wenn es nicht sonderlich sicher war für eine Frau um diese Uhrzeit in solch einer Gegend mit solchem Klientel zu arbeiten, verdiente sie oftmals sehr guts Geld, eben durch die Trinkgelder. Auch sagte sie oftmals zu, weil dort ihr Kollege immer noch arbeitete, der sie aufgegabelt hatte, genau zu dem Zeitpunkt wo sie das Geld dringend gebraucht hatte. Catherine stand somit in ihren Gedanken weiterhin in seiner Schuld und es fiel ihr unglaublich schwer die Bitte abzuschlagen.
      Neugierig sah Catherine sich im Gang herum, als sie der netten Dame in ein Büro folgte. Monica war also ihr Name gewesen. Doch so schnell wie sie ihr erschienen war, genauso schnell verschwand sie auch wieder. „Alles gut", sagte Catherine nur ruhig und setzte sich auf eins der Sitzgelegenheiten hin. Wie erwartet war Andrew sehr gründlich und professionell, etwas, was sie in dieser Situation sehr positiv aufnahm. Hier müsste Catherine tatsächlich zugeben, dass sie für seine Art dankbar war und ihr nicht das Gefühl vermittelte, als würde er leere Worte von sich geben und sie ausnutzen wollte. Nicht, dass es etwas war, was sie von ihm grundsätzlich erwartet hätte, jedoch hatte Catherine gelernt vorsichtig zu sein.
      Aufmerksam ließ sie sich die vielen Wörter durch, die ihr bekannt vorkamen. Hätte sie die Zeit und Geld, würde sie tatsächlich Jura studieren. Catherines Augen blickten hoch, als der Werte Herr ihr etwas überreichte. Das kühle Materiel lag in ihrer Hand, mit einem Gewicht, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Leicht erstarrt sah sie sich die Karte an, die man ihr Mal eben so gegeben hatte. Sie machte ihren Mund auf, doch kein Wort wollte aus ihr herauskommen. Dass sie über Nacht bleiben müsste oder mehrere Tage am Stück, war für Catherine kein Problem gewesen, da sie auch sonst vollgepackt mit Arbeit war und Ezra sie tagelang nicht gesehen hatte.
      Auf die Frage hin, ob es noch etwas zu klären gab, schluckte sie den Kloß herunter und sah wieder zu ihm hoch. „Nur, dass ich zu..." Catherine bekam für einen Moment keine Luft mehr. Als sie diese wieder bekam, räusperte sie sich. „Bestimmten Tagen frei kriege, wenn es nötig ist", ohne groß drauf einzugehen, weil Catherine nicht darüber eigentlich nachdenken wollte. Entweder Andrew verstand was sie damit meinte, oder eben nicht. So oder so, wollte sie zu kritischen Momenten bei ihrem Bruder sein.
      „Abgesehen davon, hast du den Stundenplan von Ethan? Wann er zur Schule fährt und zurückfahrt. Wenn es möglich ist, würde ich gerne ihn mit dem geschickten Auto abholen." Wieso Catherine sich so viel Mühe bei dem Jungen machte? Vielleicht weil sie ein Stück nachempfinden konnte und ihm ein Stück Normalität ermöglichen wollen, was sie selbst und ihr Bruder nie erleben konnten. Außerdem fand sie Ethan sehr süß und der Job war gut bezahlt. Um ihm keine Gründe zu geben, mir vorzuwerfen ich würde keinen guten Job für die gute Bezahlung machen. Denn genau das stand ihr in den Karten, die gute Bezahlung. „Soll ich gleich morgen anfangen? Wie ist es am Wochenende?"
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